Spiel mit mir von Umi (Brüderlein, komm und sei so nett...) ================================================================================ Kapitel 7: Darkness ------------------- "Lass mich los!" "Hör auf zu zappeln, Seto! Du hast versucht mich reinzulegen und musst dafür bestraft werden. Trag es wie ein Mann und lass dieses kindische Gequieke." Augenblicklich verstummte der Jüngere und hörte auf, sich in dem unnachgiebigen Griff seines Adoptivvaters zu winden. Der Alte war ein Dreckskerl und seine so genannte "Erziehung" mehr als nur fragwürdig... aber er hatte Recht. Sein Ziehsohn hatte nicht nur gegen die Regeln verstoßen, sondern sich dabei auch noch erwischen lassen. Dummheit hoch zwei, aber im Nachhinein war man ja bekanntlich immer klüger. In dem Irrglauben, Gozaburo wäre außer Haus, hatte der Junge sich aus seinem Zimmer gestohlen und war zu seinem Bruder geschlichen - ohne sein Halsband! Kein Wunder also, dass der KC-Präsident wütend auf ihn war. Und nun... Nun bekam der Braunhaarige seine verdiente Ohrfeige und die Leine wieder umgelegt. Doch das war noch nicht alles. "Es wird dich freuen zu hören, dass du für heute keinen Unterricht mehr hast, Seto. Ich denke nämlich es ist ratsamer, wenn ich dir die Gelegenheit gebe in aller Ruhe über deine Aktion nachzudenken. Komm mit!" Wortlos folgte der Kleinere seinem Adoptivvater - stets darauf bedacht, mit ihm Schritt zu halten. Sobald er auch nur einen Meter zurückfiel machte der Alte von der Leine Gebrauch und darauf konnte er wirklich gut verzichten. Überhaupt war es eine sehr widersprüchliche Art von Freiheit, die er durch besagte Leine kennen gelernt hatte: Hielt er sich nah an diesem Ekelpaket Gozaburo und gehorchte, blieben ihm Atemnot und Halsschmerzen erspart. Versuchte er jedoch seinen eigenen Kopf durchzusetzen, dann machte er Bekanntschaft mit dem Gefühl, das wohl auch Papierdrachen hatten, wenn ihre kleinen Besitzer sie bei Windstille über den Boden schleiften und einfach nicht begreifen konnten, warum das bunte Ding nicht fliegen wollte. Trotzdem konnte der Junge nicht anders, hin und wieder musste er es einfach versuchen - auch auf die Gefahr hin, sich Ärger einzuhandeln. "Wir sind da." "Das ist... der Keller." Höhnisches Grinsen und ein gelassener Kringel Zigarrenrauch, der irgendwo in der Dunkelheit verpuffte, waren die Antwort. "Exzellent beobachtet." Scheinbar väterlich legte der Ältere seine Hand auf den Rücken des 11jährigen und schob ihn zu einem alten Heizungsrohr, tat dabei so, als bemerkte er dessen neugierige Blicke nicht. Als sehe er die verstaubten Spielzeuge seines toten Sohnes nicht, die hier unten lagerten. "Weißt du, Seto, du bist wirklich das undankbarste Gör, das mir je begegnet ist. Dir scheint nicht einmal ansatzweise klar zu sein, welche Möglichkeiten ich dir und deinem Bruder bieten kann, wenn du dich nur etwas erkenntlich zeigen würdest." Der Glimmstängel gab ein leises Knistern von sich und glühte etwas auf, als Gozaburo an ihm zog. "Zieh deine Sachen aus." Sofort erstarrte der Braunhaarige. "Was?" Der Größere hakte die Leine aus. "Du sollst deine Sachen ausziehen. Alles, bis auf das Halsband." "Warum?" "Frag nicht, sondern tu es. Oder muss ich das für dich übernehmen?" Kopfschüttelnd gehorchte der Junge. Die Erinnerung an eine gar nicht allzu weit zurück liegende Nacht drängte sich ihm unwillkürlich auf... Sein großer Bruder hatte ihn damals nicht vorgewarnt, sondern... "Schneller, ich hab nicht ewig Zeit. Oder genierst du dich wie ein kleines Mädchen?" Wenige Augenblicke später war der Kleinere fertig. "Leg deine Sachen zusammen und gib sie mir." Wieder kam er der Aufforderung nach. Gozaburo legte den Kleiderstapel auf eine der vielen verstaubten Kisten und befestigte dann das eine Ende der Leine am Halsband seines Ziehsohns, das andere an dem nächsten Heizungsrohr. Es folgten noch zwei kleine Schlösser, dann richtete der Leiter der KaibaCorporation sich mit einem zufriedenen Nicken auf. "Du wirst die heutige Nacht im Keller verbringen. Vielleicht lernst du dann meine Bemühungen um dich zu schätzen. In deinem Alter ging es mir nicht halb so gut wie dir." Seelenruhig griff der Alte nach den abgelegten Sachen und begab sich zur Kellertür. "Morgen früh hol ich dich wieder ab." Ein leises Knarren, schon war der Braunhaarige allein. In völliger Finsternis. Mit leerem Blick starrte Kaiba seine Kunst-Hausaufgabe an. Hatte wirklich er diesen depressiven Mist verzapft? Ausgerechnet schwarz... Dabei hatte er jahrelang Angst vor der Dunkelheit gehabt und konnte sogar heute noch nicht einschlafen, wenn der Raum, in dem er war, keine Fenster hatte. Träumte nach wie vor manchmal von dieser Nacht, die er allein im Keller verbringen musste. Wenn er es recht bedachte, dann hatte er damals das letzte Mal in seinem Leben geweint... Und sich vorgenommen, dass er seine Wachhunde, sollte er sich je welche anschaffen, nie an die Leine legen würde - ein Vorsatz, an den er sich auch gehalten hatte. Immerhin etwas. "Kaiba-kun, wie schön, dass Sie uns heute wieder mit Ihrer Anwesenheit beehren! Waren Sie krank oder ist Ihnen am Freitag etwas Geschäftliches dazwischen gekommen?" Der junge Firmenchef rang sich seinem Lehrer gegenüber ein kühles Lächeln ab. "Letzteres." Hanaba nickte, wirkte aber alles andere als überzeugt. "Nun gut, dann beeilen Sie sich besser, sonst verpassen Sie noch das Stundenklingeln. Der Kunstunterricht findet heute in der D6 statt, da eine andere Klasse unseren Raum braucht. Wir sehen uns dann in der zweiten Stunde; die erste übernimmt Takashima-san." Ohne noch etwas zu erwidern machte Kaiba sich auf den Weg. Zu spät zu kommen war das Letzte, was er wollte. Normalerweise störte es ihn kaum, wenn alle ihn anstarrten - das unwiderrufliche Schicksal eines jeden Verspäteten - aber heute... Wenn er so aussah, wie er sich fühlte... Abwesend betrat der Braunhaarige die D6 und setzte sich ganz hinten an den einzigen noch freien Platz. Er würde sich ganz normal am Unterricht beteiligen, als wäre nichts passiert. Taro würde schon merken, dass es ihm nicht gerade blendend ging und ihn in Ruhe lassen, spätestens, nachdem er das Bild gesehen hatte. Eigentlich fand Kaiba es albern, mit versteckten Botschaften herumzuwerkeln, anstatt einfach zu sagen, was Sache war, aber er konnte und wollte nicht mit seinem Bruder reden... Herrgott, sogar der Köter, der ihn seit seinem Auftauchen schräg von der Seite anglotzte, hatte verstanden, dass irgendwas nicht stimmte, und verkniff sich brav seine dummen Bemerkungen. Da konnte er wohl auch von Taro erwarten, dass er sich von ihm fernhielt. Nach wie vor redete der junge Firmenchef sich ein, dass sein großer Bruder nicht absichtlich so gehandelt hatte, wie er es eben getan hatte. Vermutlich hatte er sich einfach hinreißen lassen - so was kam angeblich vor, wenn man jemanden liebte und ihn nicht anfassen durfte. Daran, dass Taro ihn wirklich liebte, zweifelte Kaiba nicht im Geringsten. Zwar war die Art und Weise, wie er es tat, in gewisser Hinsicht demütigend und irgendwie abstoßend, aber das waren Gozaburos Erziehungsmethoden auch gewesen und die hatten ihn schließlich zu dem Menschen gemacht, der er heute war. Und das Ergebnis konnte sich doch sehen lassen: Erfolgreich, zukunftsorientiert, reich, berühmt... Frei. Vielleicht wuchs man ja an Demütigung? Unwillkürlich musste der Braunhaarige an den anderen Yugi denken, der nun schon seit über einem halben Jahr fort war. Seit seiner Niederlage gegen seinen Aibou hatten sich keine verrückten Ägypten-Fans mehr blicken lassen... niemand lief irre lachend umher, leckte Jahrtausende alte Artefakte ab und faselte davon, dass er nur geboren wurde um zu hassen und zu quälen... DuelMonsters konnte endlich wieder gespielt werden, ohne dass man Angst haben musste, von einem ominösen dunkelvioletten Nebel verschlungen zu werden... und vor allem stocherte niemand mehr ungefragt in der Psyche Seto Kaibas herum. Wie war das noch mal? "So lange dein Herz von Hass regiert wird, kannst du mich nicht besiegen"? Na ja, oder so ähnlich... Auf jeden Fall waren die Duelle mit dem von aller Welt so wahnsinnig heiß begehrten, namenlosen Pharao das einzige gewesen, was das Herz des jungen Firmenchefs je hatte höher schlagen lassen. Sein Blut zum Kochen brachte. Fast so etwas Ähnliches wie Leidenschaft in ihm weckte, trotz der ständigen Bedrohung, jeden Moment Opfer einer öffentlichen Psychoanalyse zu werden. Inzwischen wusste Kaiba kaum noch, wie sich diese Leidenschaft überhaupt anfühlte. Eine warme Hand legte sich plötzlich auf seine Schulter und ließ ihn erschrocken zusammenzucken. Leise drang Taros Stimme an sein Ohr. "Wie schön, dass du wieder da bist, Kenji. Ich hab mir schon Sorgen gemacht. Hast du deine Hausaufgaben dabei?" Der Jüngere nickte schwach und zog das Bild hervor, das er vor drei Tagen dem Köter vor die Füße geworfen hatte. "Ihr solltet eure Gefühle festhalten." "Ich weiß." "Oh..." Der Griff wurde schwächer, ein unschlüssiges Schlucken war zu hören. Niemand aus der Klasse bemerkte es oder die Wortwahl des jungen Referendars. "Ich nehm dir das Bild ab, wenn du darauf bestehst, Kenji. Ob es bewertet wird entscheidet allerdings Hanaba-sensei." Nachdenklich nahm der Schwarzhaarige das vermeintliche Kunstwerk an sich und beugte sich noch ein Stück weiter vor, bis sein Atem sanft die Wange seines Bruders streifte. "Bitte warte nach dem Unterricht draußen auf mich, ich würde gern mit dir reden." Wieder nickte Kaiba, auch wenn er genau das eigentlich hatte vermeiden wollen. Sanft lächelnd richtete Taro sich wieder auf und ging zurück an den Lehrertisch, in dessen oberer Schublade er unauffällig die Hausaufgabe seines Ototo verschwinden ließ um sich anschließend wieder den anderen Schülern zuzuwenden. Deren Aufmerksamkeit hielt sich allerdings in Grenzen. "Hey, Yugi, kommst du nach der Schule mit zur Pizza Sock? Da gibt's jeden Montag so ein Sonderangebot: Familienpizza zum Normalpreis, wenn man noch ein Getränk dazu nimmt." "Ich weiß nicht, ich wollte Jii-chan heute im Laden helfen..." "Ey, Mann... Komm mit und teil dir so ne Pizza mit mir!" "Hast du wieder nicht genug Geld, um sie dir alleine zu leisten?" Unverständliches Murren. "Hä?" "Ich sagte: Ich muss sparen. Ich zieh nämlich nächsten Monat aus und hab die Kaution noch nicht ganz zusammen. Na, und meinen Alten kann ich ja kaum anhauen." "Du schaffst das schon, Jounouchi-kun. Wohin ziehst du denn?" "In die Nähe vom Campus. Ist ne WG, aber ganz okay, auch wenn die anderen alle Studenten sind." "Und was wirst du machen? Hast du dich inzwischen entschieden?" "Ich weiß nicht genau. Honda geht ja zu den Bullen. Das könnte ich nicht mal dann, wenn ich das wollte." "Wieso nicht?" "Meine Akte ist nicht ganz sauber. Hab mal was geklaut, als ich 14 war." Yugis Augen wurden größer. "Ey, das ist Ewigkeiten her, ich mach so was nicht mehr. Und das weißt du auch." "Ich glaub dir doch." "Was ist nun?" "Wie?" "Na, kommst du jetzt mit Pizza essen? Alter, mein Magen hängt mir jetzt schon in den Kniekehlen, wenn ich nur an den geilen Käse denke, den die da auf die Pizzen tun. Und diese Soße... Wie lange noch?" "15 Minuten... und dann noch 6 weitere Stunden." "Oh ne... Sag mal, hast du mitgekriegt, was der Takashima von uns will?" "Dank dir nicht." "Ist plötzlich so still hier." Gähnend drehte Jounouchi sich in die andere Richtung. "Hey, Honda! Was sollen wir machen?" "Die Klappe halten, Seite 124 lesen und das Wichtigste raus schreiben." "Danke." Wieder eine 180°-Drehung. "Seite 124 lesen und was raus schreiben. Kann ich in dein Buch reinschauen, wenn du fertig bist?" "Hm." Der Blonde seufzte leise und tippte unruhig auf seinem Tisch herum. Und wartete. Und wartete. Schließlich trieb ihn seine Langeweile sogar so weit, dass er sich zu Kaiba umwandte - allerdings nicht weiter als bis zum Luftholen kam. "Jounouchi, würden Sie sich bitte auf Ihre Aufgabe konzentrieren und aufhören, die ganze Zeit Ihre Mitschüler abzulenken? Vielen Dank." Der Angesprochene grinste und legte steif die Hand an seine Stirn. "Aye aye, Sir. Kommt nicht wieder vor." Ein freundliches Lachen war die Antwort. "Wollen wir es hoffen. Ich werde Ihnen allen noch etwa 10 Minuten geben, dann wird einer seine Notizen vortragen." Leichte Unruhe breitete sich in der Klasse aus, als die, die bis jetzt noch gar nichts gemacht hatten, sich endlich auch ihrer Aufgabe zuzuwenden begannen. Kaiba war indes schon längst fertig und schaute mit leicht getrübtem Blick aus dem Fenster. Nur noch ein paar Stunden... Lächelnd deutete Taro auf die Hausbar seines Wohnzimmers. "Magst du auch etwas trinken?" Der Jüngere nickte nur knapp. Er hielt nichts von Alkohol - für ihn die Verkörperung des Begriffs 'Kontrollverlust' - aber seit wann konnte man etwas verlieren, das man nicht einmal besaß? Das Glas, das sein Bruder ihm in die Hand drückte, war angenehm kalt und der bloße Geruch seines Inhalts wirkte berauschend. Kaiba trank es in einem Zug aus. Das höllische Brennen seiner Kehle verursachte einen widerlichen Hustenreiz, den er nur mit Müh und Not unterdrücken konnte. Trotzdem ließ er sich nachschenken. Beim zweiten Mal war es nicht mehr ganz so schlimm. Der Alkohol stieg ihm schnell zu Kopf - kein Wunder, hatte er doch seit drei Tagen nicht mehr richtig gegessen und erst am Morgen eine Hand voll Medikamente eingeworfen, um in der Schule nicht umzukippen. Ein schwaches Lächeln schlich sich auf die Lippen des Braunhaarigen, als er bemerkte, dass das Bild, das er sich von seiner eigenen Person gemacht hatte, langsam aber sicher zu verblassen drohte. Wo war der selbstsichere Firmenleiter geblieben, der ihm vor nicht einmal zwei Wochen noch jeden Morgen aus dem Spiegel entgegenblickte? Dieser kalte Erwachsene, der bei dem bloßen Versuch seinen kleinen Bruder anzulächeln schon einen Krampf in den Mundwinkeln bekam... der alles und jeden verhöhnte... den trotzdem so viele wegen seiner Stärke bewunderten... war das wirklich er gewesen? Inzwischen schien dieser seltsame Mensch ihm genauso fremd wie der "junge Herr Kaiba", der sich mit starrem Blick an einer langen Kette von seinem Adoptivvater durch das Haus zerren ließ. Der noch Jahre danach mitten in der Nacht durch seinen eigenen Schrei aufwachte und nach einem ledernen Band an seinem Hals tastete. Blieb nur noch einer übrig: Ein kleiner Junge, der außer seinen Brüdern niemanden zum Spielen hatte, weil er sich davor scheute, auf andere Kinder zuzugehen und nur ein verschüchtertes Kopfschütteln zustande brachte, wenn diese ihn einmal zu sich einluden. Kenji. Der Zweitgeborene. Das mittlere Kind. Doch auch dieses Bild passte nicht mehr. Der Braunhaarige ertränkte es mit den anderen in einem dritten Glas. "Kenji..." Taros Stimme war sanft und sein Atem kitzelte den Jüngeren. Wann hatte er sich neben ihn gesetzt? "Ich mache mir Sorgen um dich. Du hast am Freitag so plötzlich gefehlt. Und dann gibst du mir heute dieses Bild ab... Ist es wegen mir? Habe ich etwas falsch gemacht?" Kaiba hielt dem schmerzerfüllten Blick seines Gegenübers nicht lange stand und senkte schuldbewusst den Kopf. Das ausdruckslose "Nein" klang, als käme es von einem anderen. Leises Seufzen. "Gut..." Warme Hände legten sich an die Wangen des jungen Firmenchefs und zwangen ihn so, wieder aufzusehen. Ein aufrichtiges Lächeln lag auf den Lippen des Schwarzhaarigen. "Ich würde dir nie wehtun. Das weißt du doch, oder?" Zaghaftes Nicken. "Ich hab dich wirklich sehr lieb, Ototo. Hast du mich auch lieb?" Wieder ein Nicken. Diesmal zögernder. "Das ist schön." Der Ältere erhob sich elegant und streckte seinem Bruder die Hand hin. "Komm. Wir sollten besser nach nebenan gehen. Ich glaube, du hast etwas zu viel getrunken" Den eisigen Schauer - der trotz der Wärme des Alkohols über seinen Rücken huschte - ignorierend, nahm Kaiba die dargebotene Hand und stand ebenfalls auf. Schwankte unsicher, als der andere ihn zum Schlafzimmer führte und fragte sich dabei, ob seine Beine schon immer so furchtbar lang waren und warum er dann nicht viel öfter über sie stolperte. Plötzlich fand er sich in den Armen des Größeren wieder, hörte das Rascheln von Bettdecken, spürte eine heiße Zunge über seinen Mund fahren. Der Schwindel nahm zu. Ihm wurde schlecht. "Du bist wirklich wunderschön, Kenji..." Ein paar der braunen Strähnen wurden beiseite gestrichen, die freigelegte Haut mit hungrigen Küssen überschüttet, die sich wie Säure in den zitternden Körper des jungen Firmenchefs fraßen. Warum konnte er es nicht einfach genießen? Taro würde ihm nicht wehtun. Er fand ihn schön. Liebte ihn. Das hatte er doch gesagt. Was er da mit ihm machte war völlig normal. Das taten alle Paare. Wenn er jetzt abblockte, dann glaubte Taro, er würde ihn nicht mehr 'lieb haben'. Er durfte ihn nicht enttäuschen. Nicht ihn. Raues Stöhnen drang an das Ohr des Jüngeren. Ließ ihn die Augen schließen und darauf hoffen, dass es möglichst schnell vorbei war... Es klopfte. Zuerst versuchte sein Bruder, es zu ignorieren. Umsonst. Seufzend richtete er sich auf und zog eine entschuldigende Grimasse. "Sorry. Wer auch immer das ist, ich wimmel ihn ab, ok? Bin gleich wieder da." Ein sanfter Kuss auf die Wange. "Nicht weglaufen." Schon war Kaiba allein. Mühsam setzte er sich und versuchte, den regen Wortwechsel von draußen zu verfolgen. Taro stritt mit jemandem. Laut. Heftig. Ein empörter Aufschrei, das Wort "Hausfriedensbruch" fiel und auf einmal flog die Schlafzimmertür auf. Nach einem kurzen Moment der Stille packte ihn jemand am Arm und zerrte ihn nach draußen. "Dazu haben Sie kein Recht!" "Aber Sie?" "Er ist freiwillig hier!" Um wen ging es? Zahllose Treppenstufen, die ganze Zeit im Kreis. Plötzlich warmes Licht und frische Luft. Der Griff um Kaibas Arm lockerte sich. Ein saurer Geschmack in seinem Mund ließ den jungen Firmenchef zwei Schritte nach vorn stolpern und schließlich auf die Knie sinken. Es dauerte nicht lange, bis der ohnehin rare Inhalt seines Magens komplett in der Abwasserrinne des Gehwegs gelandet war. Ein Taschentuch wurde ihm gereicht. Ohne aufzusehen nahm der Braunhaarige es an und wischte sich den Mund ab. Seine Stimme war nicht mehr als ein schleppendes Krächzen. "Wie hast du...?" "Ich bin Ihnen mit dem Wagen gefolgt." Vorsichtig half Isono seinem ehemaligen Vorgesetzten auf. "Kenji!" Der Angesprochene zuckte unwillkürlich zusammen, wagte jedoch nicht sich umzudrehen. "Kenji, wer ist dieser Mann? Warum lässt du dich einfach so von ihm wegzerren?" Doch bevor Taros ausgestreckte Hand die Schulter seines Bruders berühren konnte, wurde sie unsanft von dessen Assistenten beiseite geschlagen. Unter dem verständnislosen Blick des jungen Referendars schob Isono Kaiba sanft aber bestimmt zu seinem Wagen und öffnete ihm die Tür. Kaum, dass der Braunhaarige auf dem Beifahrersitz Platz genommen hatte, machte sein Ex-PA eine rasche Kehrtwendung und ehe Taro - der den beiden gefolgt war - sich versah, spürte er auch schon den Lauf einer 9mm Compact auf seiner Brust. Die Stimme ihres Besitzers war nicht mehr als ein bedrohliches Raunen. "Wenn Sie Seto-sama noch einmal anfassen sind Sie tot." Eine knappe Verbeugung; die Waffe verschwand wieder in der Innentasche des Jacketts. "Einen guten Tag." Kurz darauf verschwand der alte Toyota aus dem Blickfeld des angehenden Lehrers. Die Ampel schaltete auf Rot. Isono stoppte und wandte sich zur Seite. Er hielt dieses - nun schon fast eine halbe Stunde herrschende - krampfhafte Schweigen einfach nicht länger aus. Irgendetwas musste er sagen... Gerade wollte der PA zu einem behutsamen "Seto-sama" ansetzen, als ein seltsames Geräusch ihn unterbrach, das sich auf direktem Weg durch sein Herz zu bohren schien. Nach wie vor die Arme fest um den Oberkörper geschlungen kauerte Kaiba auf dem Beifahrersitz. Zwar konnte der Ältere durch das lange, braune Pony seine Augen nicht sehen, doch die bebenden Lippen und die immer häufigeren, ungeschickten Schluchzer verrieten auch so, dass in diesem Augenblick etwas zerbrochen war. War es sein Stolz? Oder nur die kalte Maske? Dass es die Illusion war, Taro hätte diese "Dinge" jemals aus echter Liebe mit seinem kleinen Bruder getan, konnte Isono nicht wissen. Mehr denn je verspürte der PA in jenem Moment den Wunsch, seinen ehemaligen Vorgesetzten in die Arme nehmen zu dürfen, um ihm wenigstens ein bisschen Halt zu geben. Gerade streckte er die Hand aus, um diesem Drang nachzugeben, als die verfluchte Ampel vor ihnen auch schon wieder auf Grün sprang und das ungeduldige Hupen der anderen Autofahrer ihn zwang, sich wieder auf die Straße zu konzentrieren und Gas zu geben. Als Isono kurz darauf einen flüchtigen Blick aus den Augenwinkeln wagte, hatte Kaiba ihm mehr oder minder erfolgreich den Rücken zugewandt und lag fast auf dem Sitz. Seine Schluchzer wurden wieder leiser, verstummten aber erst endgültig, als der Ältere bereits in seine Straße einbog. Wortlos schaltete er den Motor ab, stieg aus und musste unwillkürlich seufzen, als er seinem ehemaligen Chef anschließend die Tür öffnete. Ein Häufchen Elend - anders konnte man das, was er da vor sich hatte, wirklich nicht bezeichnen. Leise entfernte der PA den Sicherheitsgurt und hob den schlafenden Jungen dann auf seine Arme; musste sich ein erschrockenes Aufkeuchen verkneifen, als er dessen federleichtes Gewicht registrierte. Der Braunhaarige war zwar schon immer recht schlank gewesen, aber das war nicht mehr normal. Auf dem Weg in seine Wohnung kämpfte Isono wirklich mit den Tränen und kaum, dass er Kaiba ins Bett verfrachtet hatte, griff er nach dem Telefon, um die einzige Person anzurufen, die ihm in diesem Augenblick in den Sinn kam... ________________________________________________________________ ... nämlich den Tierschutzverein! Drei Dinge: 1. Keiner sagt was zu meinem nicht vorhandenen Wissen über die Anzahl der Gläser unbestimmten alkoholischen Inhalts, die man braucht um Seto wegzuhauen ohne ihm ne lebensgefährliche Alkoholvergiftung zu bescheren o.O (auf das ich im Übrigen sehr stolz bin) Wenn jemand meint, er hat zuwenig getrunken: Japaner vertragen nicht viel, ist genetisch bedingt. Und dann auch noch auf nüchternen Magen... Wenn jemand gegenteiliger Meinung ist: Er hat das meiste ja wieder ausgekotzt XD 2. Ich will Pizza!!! 3. Gozaburo ist doch ein kleines zuckeriges Goldkind, wa? ^.^~ Ich arbeite momentan an nem kleinen Schmuckstück namens "Cocaine", in dem ich noch viiiiiel mehr mit ihm spielen kann! *_* Und mit Roland und vor allem mit dem angeleinten Seto *hrr~* Sollte ich das Interesse daran beibehalten, dann lad ich sie hoch sobald sie fertig ist. Soweit so gut, man liest sich! die Umi ^^V Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)