Street Life von Meme (-***~A Gazette/Nightmare-AU-Story ~|~ 25.08.2007 - abgeschlossen) ================================================================================ Black Out --------- Titel: Street Life Untertitel: A Gazette/Nightmare-AU-Story Kapiteltitel: Black Out Kapitelanzahl: Prolog, 1. bis ca. 7. Kapitel, Epilog Fandom: Gazette, Nightmare, J-POP/ J-Rock Genre: Shonen-ai, Drama Warnings: OOC, Lemon, Rape, AU Autor : Kurai-rai E-Mail: Kurai-rai@gmx.de Disclaimer: Weder die Jungs von Gazette, Nightmare noch alle anderen gehören mir, ich verdiene kein Geld hiermit, will von niemandem seine Rechte verletzen. Diese Geschichte ist nie wirklich vorgefallen. Zeichenerklärung: ~siehe Prolog~ Anmerkung: Also, da wäre das neue Kapitel also. Hoffe, es gefällt euch genauso, wie die anderen. Trotzdem möchte ich vorher noch etwas sagen: In einigen Kommentaren wird immer wieder geschrieben, dass sie mit den Flashbacks nicht zurechtkommen. Und ich frage mich dann immer: Wieso? Ist doch alles da! Zeichenfolgen, Absätze, gut erkennbare Zeitebenen. Und dennoch immer wieder; „Ich komme immer ganz durcheinander!“ Dann frage ich mich wirklich, was ihr macht, wenn ihr ein Buch lest! Denn da sind Rückblenden in keiner Weise gekennzeichnet, man muss sich einfach reinfinden! So frage ich mich immer, warum ich mir überhaupt die Mühe mache, Zeichenerklärungen aufzustellen, wenn sie doch keiner beachtet. Vielleicht sollte ich das Vorwort einfach weglassen und auf ein unteres Niveau gehen? Die Beta sogar weglassen? Na ja, wenn ihr dann diese Fanfiction aufmerksamer lest... (Ihr merkt, dass es mich aufregt – und nicht nur das, ich versteh einfach nicht, warum ich mir diese Mühe jedes Mal wieder mache, wenn eh keiner drauf achtet...) Noch kurz zum Kapitel: Am Anfang gleich wieder ein Flashback, der in der gleichen Zeit wie im Kapitel „Memory“ spielt, nur aus einer anderen Sicht. Euch wird vieles bekannt vorkommen, nehmt es mir nicht übel. [Und nach dem 1. POV geht es mit der „normalen“ Story weiter! – Für die, die es immer noch nicht verstanden haben...] Zudem habe ich fast am Ende eine kleine Fußnote hinzugefügt. Wenn ihr da angekommen seit, scrollt zur Erklärung für die ², lest es durch, macht euch eure Gedanken und lest dann die normale Story weiter. Ich würde gerne wissen, was ihr davon haltet. ... Danke für die Kommentare ... Beta: Leaderfisch - Danke ^^ -~*~- Street Life -***~ A Gazette/Nightmare-AU-Story Black Out *~-~* Ein leichter, aber stetiger Wind, strahlend blauer Himmel und die Sonne schien, als wollte sie einem ganz besonderem Menschen den schönsten Tag im Leben bereiten. Auch, wenn der Sommer noch lang nicht das war, was man von ihm erwartete, so waren es draußen doch schon recht warme Temperaturen – für die der Dunkelbraunhaarige einfach keine passende Kleidung fand. Frustriert aufseufzend warf er das dunkle Shirt, das er mühevoll aus dem Schrank hervorgekramt hatte, auf sein Bett. War auch nicht das Richtige. Wenn das so weiterginge, ertrank er noch in einem Meer von Klamotten. Also machte er das beste daraus, sammelte alles wieder ein und stopfte es willkürlich in die halbleere Seite seines Kleiderschrankes, ließ die Türen offen stehen und tapste ins Bad, das direkt an sein Zimmer grenzte, duschte erst einmal ausgiebig, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Eigentlich konnte er sich wirklich glücklich schätzen in einer solchen Umgebung mit so vielen freundlichen Menschen leben zu dürfen, die ihn aufgenommen hatten, als er seine Eltern verlor. Er konnte so gut wie alles tun und lassen, wenn es im Maße der Hausregeln blieb, hatte wunderbare Freunde, eine Familie. Seine richtigen Eltern hatte er nie kennen gelernt, dementsprechend konnte er sich auch gar nicht vorstellen wie es wäre, wenn sie nicht bei einem Unfall ums Leben gekommen wären. Mit geklärtem Verstand stellte er sich ein weiteres Mal an diesem Tag vor das ordentliche Chaos – wie er es gerne zu einer Verteidigung nannte -, besah sich seine Sammlung. Ihm kam, während er daran dachte, was Yomi zu seiner Unentschlossenheit sagen würde, eine brillante Idee, ließ das Handtuch fallen und suchte nach eben diesen Kleidungsstücken, nach denen es ihn verlangte. Wenn Yomi nicht wäre, hätte dieser Geistesblitz ihn sicher nie ereilt – und sowieso wäre er ohne ihn vollkommen aufgeschmissen. Ohne den Dunkelblonden wäre er wohl zu einem Wrack der Gesellschaft geworden, so viele andere auch um ihn herum gewesen sein sollten, Yomi half ihm einfach immer wieder auf die Beine. Eben dieser riss mit einem Mal die Tür zu seinem Zimmer auf, blieb für einen Augenblick wie angewurzelt stehen, ehe er sich ruckartig umdrehte. Er selbst quietschte regelrecht nur ein erschrockenes „Yomi!“, wickelte sich sein Handtuch wieder um die Hüften und bat den sichtlich beschämten Kleineren ins Zimmer, der sich sofort an den Tisch setzte und Entschuldigungen vor sich hermurmelte, während Uruha – beladen mit der vorgestellten Zusammenstellung seiner Klamotten – wieder ins Bad ging. Dort verpasste er seinen Haaren noch die blonden Strähnen, die er eigentlich noch hätte machen wollen, bevor der Jüngere aufgetaucht war, steckte dann, als dieser nach ihm rief und gratulierte, den Kopf zur Tür hinaus, lächelte dankbar, bevor er – Yomi weiter zuredend, war er selbst doch mit einem Mal zu aufgeregt – sich wieder vor den Spiegel stellte, sich fertig machte, bevor er lachend zu Yomi ging und sah, dass dieser noch nicht wirklich so aussah, als könne man sich mit ihm sehen lassen. Er wusste, was Yomi davon hielt, doch konnte dieser ihm einfach keinen Gefallen abschlagen, nahm Uruha, als dieser fertig war, bei der Hand und zerrte ihn aus dem Waisenhaus heraus. Yomi schien es eilig zu haben, zudem schlug er einen völlig anderen Weg ein, als der Größere erwartet hatte. „Wo willst du denn hin?“, fragte er verwirrt. Als er jedoch keine Antwort bekam, beließ er es einfach dabei, konnte sich denken, dass Yomi wusste, was er tat. Was er sich nicht denken konnte, war, was das überlegende Grinsen, das sich auf Yomis Züge schlich, als dieser sich hinter ihn stellte und ihm die Augen zuhielt, ein paar Meter so führte, bevor er ihn aufforderte die Augen geschlossen zu halten, während er selbst ein paar Schritte von ihm wegging, zu bedeuten hatte. Der Aufforderung dessen zum Trotz allen Zweifels folgend und einen Schritt nach vorne tuend wich er erschrocken zurück, bekam jedoch gleich darauf einen kräftigen Stoß in den Rücken, so dass er mit den Armen rudernd auf der Glasabdeckung des Pools zum Stehen kam. Er fühlte sich gerade mehr als verarscht, hatte dem Jüngeren solche Gemeinheiten nie zugetraut. Doch Uruha wurde aus seinen Gedanken gerissen, als er spürte, wie etwas Flüssiges sich über ihn ergoss, die Hände abwehrend hob, um nicht zu viel davon ins Gesicht zu bekommen. „Ihr ... Spinner!“, brachte er nur lachend hervor, wischte sich das, was er doch abbekommen hatte, aus den Augen, von Wangen und Stirn und stürzte sich auf die Übeltäter. Seine Freunde, Mitbewohner, Arbeitskollegen – schon den ganzen Tag hatte er sich gefragt, wo diese denn abgeblieben waren, hatten sie sich doch nicht gemeldet und wenn er einen von ihnen getroffen hatte, hätten sie ihn schnell abgewimmelt, immer mit der Ausrede, dass sie noch etwas zu tun hätten. Es hatte ihn irgendwie traurig gemacht, dass sie an seinem Tag nichts mit ihm zu tun haben wollen schienen, doch das hier machte das vorher vorgefallene wett. Er konnte es einfach nicht fassen, blickte sich suchend um, fragte denjenigen, der neben Yomi stand, nach dem Bad und verschwand schnellstens darin. Als er vor dem Spiegel stand, sah ihm jemand entgegen, der gleichzeitig lachte und weinte – aber er weinte aus purer Glückseligkeit. Hastig richtete er sich wieder her und ging wieder nach draußen zu seinen Freunden. Dort legte sich mit einem Mal ein Arm um seine Schultern, drückte Uruha an dessen Besitzer, der mit der Faust über seinen Kopf rieb. „Alles klar?“, fragte er, ließ von dem noch Kleineren ab und lächelte auf die Weise, die Uruha so sehr an ihm mochte. „Ja, sicher doch!“ Wie zur weiteren Bestätigung nickte er begeistert und ließ sich von dem Älteren ins Haus ziehen, wo Aoi ihm ein Glas in die Hand drückte. Dieser räusperte sich leise, beugte sich vor und flüsterte leise: „Auf dich – und unsere ... Freundschaft.“ Sie tranken auf eben diese und Uruha genoss den flüchtigen Kuss, ließ sich jedoch nichts davon anmerken und drehte danach auf dem Absatz um, tat, als wäre nichts gewesen, suchte nach einem anderen bekannten Gesicht, dem er zum Dank um den Hals fallen konnte. Und denjenigen fand er auch: schwarze Haare, markantes Gesicht, schlanker Körperbau – und eine Gestik, die einfach nur zum belächeln war. „Ni~ya!“, rief er freudig, als er ihm von hinten um den Hals fiel. Dieser taumelte einige Schritte nach vorne, hatte alle Mühe, dass ihm nichts aus dem Glas schwappte. „Sag mal“, fing er an, behielt seine Strafpredigt dann jedoch für sich, als er dieses typische Grinsen aus den Augenwinkeln vernahm. „Hey“, flüsterte er, seine Züge entspannten sich sofort. „Hab’ dich schon vermisst“, gab der (noch) Kleinere von sich, ließ von Ni~ya ab, der sich umdrehte, ihm leicht durchs Gesicht strich und einen Kuss auf seine Lippen hauchte, dabei ein „Alles Gute!“ flüsterte. „Jetzt bin ich ja da!“ Schnell erklärte er, dass seine Begleitung, die sich mittlerweile nach draußen begeben hatte, ihn aufgehalten hatte. Zwar hatte Uruha keine Ahnung, wer dieser war, doch sah er, nachdem der Schwarzhaarige mit einem kurzen Deut auf ihn gezeigt hatte, relativ gut aus. Der Blonde hatte sicherlich keine Mühe eine Freundin – oder einen Freund, wie man es eben gerade nahm – zu finden. „Und, wie sieht’s bei dir im Job aus?“, fragte der Dunkelhaarige nach einiger Zeit, in der sie sich einfach auf den Boden gesetzt hatten, mit dem Rücken an der Wand lehnend, und Aoi, in dessen Armen Uruha mittlerweile lag, sich zu ihnen gesellt hatte, dieser warnend zu Ni~ya sah. Dieser zuckte jedoch nur mit den Schultern. „Lief schon mal besser.“ Er schwieg kurz. „Und bei dir? Hab gehört du jobbst jetzt im Café da an der Säule? Wie kommst da überhaupt ran?“ Uruha nickte stolz. „Da hat man so seine ... Verbindungen!“ Er zwinkerte Ni~ya verschwörerisch zu, deutete dann zur Verdeutlichung seiner Worte auf Yomi, der gerade schwankend im Bad verschwand. „Seinen Eltern gehört die Ladenkette.“ „Nicht nur seinen“, mischt Aoi sich lachend ein, verpasste dem Kleineren einen leichten Schlag an den Hinterkopf, legte die Hand danach wieder auf dessen Bauch. „Hat’s dich besser getroffen als mich“, er lachte gehässig, während er nach seinen Zigaretten kramte. „Mein Chef ist nicht gerade ... der spendabelste.“ Uruha murmelte irgendetwas vor sich hin, dass sich anhörte wie „Dann kündige doch!“. Wenn er wüsste wie schwer dies war – und wo Ni~ya überhaupt arbeitete – hätte er wohl lieber den Mund gehalten. „Und sonst so? Schon wieder in festen Händen?“ Er sah Uruha nicht an, da er nach seinem Feuerzeug wühlte, fand es aber nicht, worauf seitens des Jüngsten dessen aufflammte und dieser wusste, wie sehr Ni~ya diese Frage beschäftigte. „Also, abgesehen von den Händen, die mich gerade so besitzergreifend an jemanden drücken“, lachte er, als Aoi ihm in die Seite knuffte, „dann ja!“ Dankend entzündete er seine Zigarette, die er die ganze Zeit schon zwischen den Lippen geklemmt hatte, und legte den Kopf in den Nacken. „Hast du’s gut.“ Er beobachtete, wie der Rauch, nachdem er seinen Lungen entflohen war, sich auflöste. „Du musst wissen, sein Angebeteter zeigt ihm die kalte Schulter!“ Aoi legte das Kinn auf die Schulter des Dunkelhaarigen und fing an, diesem sacht über den Bauch zu streichen. „Das ist verdammt noch mal nicht nett, wenn du so was sagst!“ Er schien zu schmollen, obwohl es ihn selbst nicht traf, doch sein Mitgefühl für andere überstieg wieder mal bei weiterem alles andere. „Brauchst mich nicht in Schutz zu nehmen, danke!“ Ni~ya drückte die Zigarette aus. „Das klär’ ich noch mal in Ruhe mit ihm!“ Den Kopf auf eine Seite legend beobachtete er den Jüngeren. „Wieso wirst du eigentlich rot?“ „Jetzt wo du’s sagst“, bemerkte Aoi. „Er glüht regelrecht.“ „Ihm ist wohl deine Nähe zu ... heiß“, stimmte Ni~ya zu. „Er braucht eindeutig eine Abkühlung!“ Sein schwarzhaariger Gegenüber nickte begeistert, packte Uruha an einem Arm, zog diesen über seine Schulter, Aoi tat es ihm gleich, so dass es aussah, als trügen die beiden einen Besoffenen, nur dass dieser sich mit den Füßen in den Boden stemmte, wild herumzeterte, jedoch trotzdem weiter mit nach draußen gezogen wurde. „Lasst mich! Das ist nicht fair!“, rief Uruha, warf Yomi, der sichtlich mitgenommen wirkte, einen verzweifelten Blick zu, doch der schien nichts mitzubekommen, so dass er einfach weiter mitgezogen wurde und unter den fragenden Blicken der anderen Gäste wurde ihm bewusst, dass das wirklich ihr voller Ernst war. Er fing an zu flehen, doch weder Aoi noch Ni~ya reagierten darauf, packten ihn sogar noch an den Beinen, nur um ihn kurz darauf in hohem Bogen in den Pool zu werfen. Das war einfach nicht fair! Eiskalt umschloss ihn das Wasser, ließ einen Moment sein Herz stillstehen, bevor er die Augen öffnete, die er zuvor krampfhaft geschlossen hatte, um oben und unten voneinander unterscheiden zu können, sah nur ein feist grinsendes Gesicht, umrahmt von blonden Haaren und mit einem Paar kecken braunen Augen, dessen Besitzer ihn förmlich aus dem Wasser herausschmiss, er Wasser spuckend mit einem Knie auf dem Rand aufkam, nach Aoi suchte. Zu spät bemerkte er Yomi, den er versehentlich anrempelte. Doch zuerst musste der Schwarzhaarige für seine Schandtat büßen. Mit einem leisen Aufschrei fielen er und Uruha auf den Rasen, der Kleinere küsste Aoi leidenschaftlich. „Mach das nie wieder!“, schmollte er, richtete sich auf und sah die Arme verschränkend auf Aoi herab, der ernst dreinblickte. „Versprochen, nie wieder!“ Gleich darauf spürte Uruha, wie ihm jemand ein Handtuch um die Schultern legte und sich zu ihm hinunterbeugte. „Ich bin mal für ’ne halbe Stunde oder so weg, ne?“ Ni~ya schlug ihm noch einmal freundschaftlich auf die Schulter. Nur verschwommen, da ihm die nassen Haare in die Augen hingen, sah Uruha wie der Schwarzhaarige die Hand hob und verschwand. „Wo will er denn hin?“, fragte er, doch Aoi zuckte nur mit den Schultern, obwohl er genau wusste, wohin der andere unterwegs war. Er richtete sich auf, schob den Dunkelhaarigen von sich, bevor er aufstand, sich auf die neben ihm stehende Liege setzte und Uruha zu sich auf den Schoß zog, anfing ihn trocken zu reiben. „Wer ist das?“, fragte Uruha und deutete auf den Blonden, der Yomi gerade in den Pool zog. „Ni~ya meinte, er wäre ’n Freund von ihm, doch ’nen Namen hat er nicht genannt.“ „Ruka“, antwortete Aoi kurz. „Er arbeitet mit Ni~ya zusammen.“ „Hm“, machte der Jüngere. „Hat ’n hübsches Gesicht.“ Der Schwarzhaarige murrte nur etwas vor sich hin, trocknete ihm die Haare. Ihm gefiel nicht, was da zwischen den beiden im Pool vor sich ging. „Sie verstehen sich“, stellte er missmutig fest, während er vorsichtig dem Kleineren das Hemd von den Schultern strich, jedes Stück freigewordene Haut leicht mit den Lippen berührte, bevor er mit dem Handtuch darüber strich, spürte wie Uruha anfing zu zittern. „Hätte nicht gedacht, dass Ruka so mit sich rumspringen lässt.“ „Yomi schafft sie eben alle!“, lachte er zähneklappernd. Er wusste, dass sein dunkelblonder Freund mal ein wenig Abwechslung brauchte – und er wusste auch schon, welche. „Hast eigentlich ’n Paar Würfel zur Hand?“, fragte er Aoi über die Schulter anguckend. Dieser sah verdutzt zurück, nickte schließlich und stand auf. Dicht gefolgt von Uruha ging er ins Wohnzimmer, griff gezielt in den Schrank und holte die gewünschten Würfel hervor. „Hier, da hast sie.“ Nach einer kurzen Pause fügte er noch hinzu: „Du hast doch nicht etwa vor, was ich denke, oder?“ „Schlaues Köpfchen!“, lobte Uruha ihn spaßeshalber, knotete das Handtuch fest um die Hüften und sammelte alles an Flaschen zusammen, was er noch finden konnte und noch nicht leergesoffen worden war. Zwar protestierten einige, doch war die Sache schnell geklärt, als sie wohl verstanden, was da vor sich ging. Yomi kam gerade – immer noch vor Wasser triefend, aber mit einem Handtuch um den Schultern – ins Wohnzimmer, als Uruha mit dem Schwarzhaarigen die Couch verrückte, sich mit diesem darauf niederließ und nur wenig später Ruka sich mit dem Rücken auf dem Boden sitzend daran lehnte. Schnell wurde laut, was im Haus vor sich ging, und Uruha warf Yomi die Würfel zu. „Krätze.“ Ebenso schnell waren die Regeln erklärt – für diejenigen, die nicht wussten auf was sie sich einließen -, bevor Uruha von Aoi eine Flasche Korn in die Hand gedrückt bekam. Doch schon bald merkte der Dunkelhaarige, wie ihm der Alkohol zu Kopf stieg er sich auf der Couch ausstreckte und an Aoi schmiegte, dabei mit den Füßen gegen jemanden stieß. „Sorry“, nuschelte er leise, erkannte dann erst, wer da saß. „Seit wann bist du denn wieder da?“ Ni~ya wirkte ziemlich mitgenommen und müde, hob dennoch zum Gruß sein Glas. „Seit ’n paar Minuten, oder so.“ Er leerte das Glas, stellte es neben sich auf den Boden und legte den Kopf in den Nacken. „Dich stört’s doch nicht, wenn ich hier penn’, oder?“ Uruha schüttelte den Kopf, beobachtete wie Ni~ya einschlief, leicht zur Seite kippte, so gut wie auf dem Jüngeren zum Liegen kam. Lächelnd strich er ihm ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht, sah mit Schrecken die Kratzspuren an dessen Hals, die teilweise noch auf der Brust zu sehen waren, da sein Hemd nicht ganz zugeknöpft war. Doch als Uruha Aoi darauf ansprach, zuckte der nur mit den Schultern, schwenkte sein Glas, als würde er darin etwas auflösen. So beließ er es dabei, doch morgen – beziehungsweise am Morgen – würde Uruha ihn darauf ansprechen. Ein leichtes Zittern durchfuhr seinen Körper, gefolgt von einem leisen Keuchen, das ihm über die Lippen kam. Als er die Augen öffnete, sah er zuerst nichts. Nur langsam konnte er im dämmrigen Licht Umrisse ausmachen. Wieder entfloh ihm ein Keuchen, spürte nun auch die Lippen an seinem Hals, ebenso die Hand, die ihn immer noch fest an Aoi drückte, mit der anderen war er unter die Shorts des Dunkelhaarigen gefahren, stich sanft aber bestimmt über die Haut über dem Hüftknochen, glitt tiefer. „Aoi“, flüsterte er verzweifelt, griff nach dem Handgelenk des Älteren. „Lass das!“ Er wollte das nicht – nicht hier und erst recht nicht so, doch Aoi ließ nicht von dem ab, was er vorhatte. Tränen liefen ihm über die Wangen, er zitterte – aber diesmal vor Angst. Er versuchte seinen anderen Arm zu heben, doch irgendetwas hinderte ihn daran – Ni~ya. Immer noch schlafend lag er zwischen der Lehne und Uruha, schien nichts von dem Geschehen mitzubekommen, aber auch Aoi schien Ni~ya in keiner Weise bemerkt zu haben. Verzweifelt zerrte er so gut es ging an Ni~yas Hemd, doch das einzige, was er als Antwort bekam, war ein leises Murren und ein Knuff in die Seite. Der Junge hatte einfach einen zu festen Schlaf. Er presste gepeinigt die Zähne zusammen, als der Schwarzhaarige sein Glied umfasste, dieses grob massierte. „Aoi“, wimmerte er leise. „Bitte, hör auf.“ Doch Aoi reagierte nicht, machte gnadenlos weiter, vergewaltigte inzwischen sogar seinen Hals. Von Panik gepackt trat er um sich, traf dabei nicht nur Aoi, sondern auch Ni~ya, der schlaftrunken den Kopf hob, ein kaum verständliches „Was’n los?“ nuschelte, jedoch sofort hellwach war, als er Uruha sah, mit Tränen in den Augen. Wütend sprang er auf, zerrte an dem Älteren, der immer noch völlig weggetreten wirkte, nicht Herr über sich selbst zu sein schien. „AOI!“ schrie er, scheuerte ihm eine. Angsterfüllt wich Uruha von dem Geschehen, nachdem Aoi von ihm gelassen hatte, bis er mit dem Rücken an etwas stieß, sich zu Boden gleiten ließ und die Arme um die Beine schlang. Er blickte sich suchend nach Yomi um, doch war er nicht mehr im Zimmer, wahrscheinlich war er schon nach Haus gegangen, so wie er es eigentlich immer tat. Überhaupt schien kaum einer noch anwesend zu sein. Wer weiß, was sie alle nach Hause getrieben hatte, auch wenn sie sonst keiner davon abhalten konnte, eine Nacht mal außerhalb zu verbringen. „Lass mich!“, hörte er Aoi knurren, ließ seinen Blick wieder auf die beiden gleiten, die sich gegenüberstanden, als würden sie jeden Moment aufeinander losgehen. „Du gehörst mir, genauso wie die anderen, also gehorch deinem Chef und geh mir aus dem Weg!“ Er packte Ni~ya bei den Schultern, drängte ihn brutal zur Seite, so dass dieser mit dem Rücken gegen einen Schrank prallte, der Arm knackte. Schmerzerfüllt zischte er etwas vor sich hin, hielt sich mit dem heilen den rechten Arm, starrte entsetzt auf Aoi, der den Dunkelhaarigen gepackt hatte und der nun nackt mit dem Bauch auf dem Boden lag. Flehend sah Uruha zu ihm. Vorsichtig machte Ni~ya einen Schritt nach vorne, spürte wie der Schmerz sich in jeder einzelnen Faser seines Körpers ausbreitete. „Komm, verdammt noch mal, zu dir!“ Er beugte sich leicht nach vorne, um besser atmen zu können. „Das bist nicht du! Willst du dir denn schon wieder alles kaputt machen? Man, Aoi, er liebt dich! Siehst du das denn nicht? Das ist es, was das Leben ausmacht. Willst du dir denn deines und das von Uruha für immer zerstören?“ Seine eigenen Worte erinnerten ihn irgendwie an sich selbst... Doch immer noch hörte Aoi nicht auf ihn, verging sich an dem Jüngsten. Ni~ya schwindelte es vor den Augen, sah alles durch einen roten Schleier. Blut, dass ihm aus einer Wunde am Kopf lief. Haltlos fiel er, schlug auf dem Boden auf, blieb regungslos liegen. ~*-[Uruhas POV]-*~ Ich wusste nicht, wie ich nach Hause kam. Auf jeden Fall tat es höllisch weh. Nie hätte ich mir träumen lassen, dass mir so etwas passieren könnte. Aoi war danach einfach gegangen, Ni~ya, der immer noch bewusstlos am Boden gelegen hatte, wurde irgendwann von einem Freund abgeholt, der, so wie ich es von draußen beobachten konnte, weil ich gerade gehen wollte, ein wirklich hübsches Gesicht hatte, genau wie dieser Ruka... Mein Leben veränderte sich daraufhin schlagartig. Irgendwer hatte wohl von meiner Vergewaltigung mitbekommen – alle aus dem Heim, nur die Leiter und Betreuer nicht. Sie behandelten mich, den sie sonst als ihren Freund bezeichneten, als das letzte Stück Dreck, machten mit mir, was sie wollten. Meine wichtigste Stütze – Yomi – meldete sich auch nicht, von seinen Eltern bekam ich nur fadenscheinige Erklärungen. Von Aoi und den anderen hielt ich mich fern, zog mich immer mehr zurück, wurde zu etwas unscheinbarem in dieser grässlichen Gesellschaft – und vergaß. -~*~- Zitternd schlang der Dunkelblonde die Arme um seine Beine, wippte leicht vor und zurück. Es war einfach das dümmste, was er je hätte machen können. Als wäre es so einfach, aus seinem vorigen Leben so auszubrechen und ein neues anzufangen. Das war es natürlich nicht, stattdessen lief er ausgerechnet jemandem in die Arme, der unter der Obhut desjenigen stand, weswegen sich sein Leben so drastisch verändert hatte. Sein Schicksal musste ihn wirklich hassen! Und nicht nur das: Alle, die irgendwie mit der Sache zu tun hatten, schienen ihn nicht einmal erkannt zu haben. Als wäre er nur einer dieser Penner von der Straße. Doch vielleicht lag es daran, dass er sich einfach nur verändert hatte. Gewiss, er war erwachsener geworden, sah vielleicht sogar ein wenig anders aus, als früher, aber das war noch lange kein Grund ihn nicht wieder zu erkennen. Aber keiner machte Anstalten ihm irgendetwas zu erklären, keiner – außer Ni~ya... -~*~- Beschämt blickte der Schwarzrothaarige zur Seite, rieb sich immer wieder über den Arm, als schmerzte er immer noch. Die Lippen presste er aufeinander, sie zitterten, genauso wie er am ganzen Körper. „Ich konnte nichts tun“, flüsterte er immer wieder. „Ich konnte einfach nichts tun!“ Reita starrte ihn fassungslos an. Sie kannten sich, doch hatten sie es ihm verschwiegen. Wieso? „Ich weiß nicht, warum Aoi ihn nicht erkannt hat, liegt wohl an den Drogen, die vernebeln ihm das Hirn.“ Er lachte freudlos auf, trat nervös auf der Stelle herum. „Oder er hat es einfach verdrängt, ebenso wie Uruha. Der hätte ja auch mal was sagen können...“ Das war nicht zu glauben. Sein Engel, ein Gefallener? Aoi, der ihn zu Fall brachte? Ni~ya, der Gescheiterte? Und... „Sakito?“, fragte der Blonde, ballte die Hände zu Fäusten, doch Ni~ya schüttelte den Kopf. „Er weiß von all dem nichts. Und Ruka“, fügte er noch hinzu, „denkt, dass es einfach so auseinander gegangen ist.“ Er konnte – wollte es nicht wahr haben, es war einfach unfassbar. Zwar kannten sie sich noch nicht allzu lange, doch hatten sie sich nicht trotzdem alles anvertraut? Wieso hatten sie ihm das also verschwiegen? Er war doch einer von ihnen, oder? Unbewusst ging er auf Ni~ya, der ihn erschrocken ansah, zu, packte ihn am Kragen. „Wieso, verdammt noch mal?“, zischte er, doch seine Stimme zitterte, verriet, dass er sich vor der Wahrheit fürchtete. Als schien der Schwarzrothaarige genau zu wissen, was Reita von ihm wollte, versuchte er es ihm zu erklären. „Als ... wir am Tag danach im Club saßen, war Aoi wie ausgewechselt. Es war, als hätte er mit einem Mal die Persönlichkeit gewechselt. ... Er hat uns gedroht, wenn wir diese Sache je wieder erwähnen sollten, würde er uns rausschmeißen.“ Er fing wieder an zu zittern. „Ich wollte nicht mehr zurück, auch wenn das hier nicht das wirklich wahre ist. Aber als du dann mit ihm angekommen bist, kam das alles mit einem Mal wieder hoch. Ich hab’ versucht mit Ruka darüber zu reden, aber er hat abgeblockt, wollte nichts davon wissen. Erst recht nicht, als ... als Yomi auch wieder aufgetaucht ist.“ Er riss sich von ihm los, stützte sich mit einer Hand an der von Reita besprayten Wand ab, übergab sich. Das war einfach zu viel für einen Tag. Plötzlich lief alles zusammen, ergab ein vollständiges Puzzle – nur das letzte Stück fehlte noch, um das plötzliche Verschwinden Yomis zu erklären. So etwas konnte es doch gar nicht geben! Das passierte doch nur in verdammt schlechten Filmen! „Hey.“ Beruhigend strich Reita Ni~ya, der keuchend die Stirn gegen die kalte Wand gelehnt hatte, über den Rücken. Sein Gemüt schien sich mit einem Mal beruhigt zu haben. „Lassen wir das erst mal, ja? Am besten wir suchen ihn zuerst.“ Ni~ya nickte. „Ich ... sag’ nur Aoi eben, dass ich ... weg bin.“ Er grinste schief. „Und frag’ Sakito, ob er mitsucht.“ Dem konnte Reita nur zustimmen. „In zwei Stunden wieder hier. Du weißt, wo ihr zu suchen habt, ne?“ „Klar!“ Diesmal lächelte er, sogar, als er an die letzte Suche dachte, wo Sakito verschwunden war. „Bis dann!“ Er verschwand durch den Hintereingang im Club. Kopfschüttelnd ging Reita den Weg, den er am Mittag erst gekommen war, wissend, dass Ni~ya nicht locker ließe, bis Sakito doch schließlich einwilligte mitzusuchen. Der Schwarzrothaarige hatte wirklich Glück mit Sakito – hatte einen Narren an ihm gefressen. Schade nur, dass er das versaut hatte... Abrupt blieb Reita stehen, rannte den Weg wieder zurück, in den Club und hoch in sein Zimmer, nur um dort seine Tasche nicht vorzufinden. Wo zum Teufel war sie nur? Hektisch warf er einen Blick in jedes Zimmer, bis er seinen mitgenommenen Rucksack in dem Zimmer fand, in dem sie Uruha vorläufig untergebracht hatten. Uruha – verdammt! Er fuhr sich mit einer Hand durch die wirren Haare. Jedes mal war es dasselbe, wenn ihm eine Idee kam. So ging das eindeutig nicht mehr weiter. Er wühlte in seinen Taschen, fand das gesuchte, umklammerte es fest mit der Hand, während er mit der anderen in dem Schrank wühlte, der in Ni~yas Zimmer stand, etwas anderes suchte – und ebenfalls fand. Er rannte aus dem Zimmer, den Rucksack schulternd, die Treppen hinunter und sah gerade noch, wie Ni~ya und Sakito durch den Haupteingang den Club verließen. Sich der verwirrten Blicke der beiden übrigen – Ruka und Ruki - wohl bewusst, rannte er ihnen hinterher, holte sie keine zwei Straßen weiter ein. „Sakito!“, rief er jenem zu, drückte ihm die kleine Tüte in die Hand, wuschelte ihm und Ni~ya noch einmal durch die Haare und verschwand, sich eine der Zigaretten anzündend, die er gerade hat mitgehen lassen, in der Gasse, die er zuvor schon entlang gegangen war. Die beiden blieben einen Moment verdutzt stehen und Sakito betrachtete nachdenklich den Stoff in seiner Hand, ließ ihn kurz darauf in der kleinen Tasche, die er unter der Kleidung so gut wie unsichtbar trug, verschwinden. „Schafft er nicht“, murmelte er. „Hast du ihn auf den Trip gebracht?“ Ni~ya zuckte mit den Schultern. Ihn beschäftigte etwas ganz anderes. „Er hat sich gerade bei mir bedankt.“ Sakito starrte ihn an, bevor er anfing haltlos zu lachen und Ni~ya den Arm um die Schultern legte, um nicht umzukippen. „Guter Scherz, wirklich! Reita und bedanken, komm wieder auf den Boden der Tatsachen!“ Er richtete sich auf. „Lass uns erst mal den kleinen Ausreißer suchen!“ -~*~- Der erste Schritt – eigentlich die ersten beiden – waren getan. Kaum zu glauben, dass er das wirklich getan hatte! Wenn er jetzt daran dachte, wurde ihm irgendwie komisch. Er und ohne Joint? Das war wie ... ein Bass ohne Saiten – ja, ein treffender Vergleich, dachte er sich. Dennoch zufrieden – wenn auch nicht mit sich selbst – rannte er jetzt den Weg entlang, als wüsste er, wo er seinen ‚Engel’ finden konnte. Der ersten Zigarette folgten schnell mehr. War der Weg irgendwie länger als sonst? Oder waren seine Sinne vorher einfach nur zu vernebelt gewesen, als dass er seine Umgebung richtig wahrgenommen hätte? Dann war es wirklich höchste Zeit, dass er sich von dem Teufelszeug trennte! Sein Atem rasselte, als er vor dem maroden Gebäude zum Stehen kam, in der Dunkelheit nur schwer die Tür ausmachen konnte, da dies fast mit dem Gebäude selbst verschmolz. Da half ihm nicht einmal seine ‚Kunst’, die die Tür kennzeichnete, weil er schlicht und einfach nichts sah! So musste er sich an der Mauer entlang tasten, bis er schließlich das kühle Metall unter den Händen spürte. Schnell zündete er sich noch eine weitere Zigarette an, hätte sich dabei zu gern selbst geohrfeigt. Wozu hatte man eigentlich ein Feuerzeug? Bestimmt nicht nur, um damit Zigaretten zu entzünden. Drogen benebeln nachhaltig das Gehirn – eindeutig! Sich den Weg die Treppen hinauf mit dem Feuerzeug leuchtend konnte er vereinzelt kleine Blutspritzer erkennen, die teils schon stark geronnen waren. Er konnte sich gar nicht vorstellen, dass der Dunkelhaarige so viel Blut verloren hatte. Wie konnte er überhaupt in diesem Zustand so weit kommen? – Wenn er hier war... Und was hatte ihn eigentlich dazu gebracht so einen Mist zu bauen? ‚Und ich dachte immer, dass wäre meine Aufgabe!’, dachte er sich lachend, schob die ehemalige Tür beiseite, die nur an den Holzrahmen angelehnt war, und betrat seine derzeitige Location. Ihm gegenüber prangte sein derzeitiges Werk, das durch die kalten Straßenlaternen und die Lichter der vorbeifahrenden Autos zu ganz eigenem Leben erweckt wurde. Und davor stand ein recht schmächtiger Junge und strich mit den Fingerkuppen über die ineinander übergehenden Farben auf dem Glas, wo sie eigentlich nicht halten konnten. Völlig lautlos schlich Reita sich an ihn heran, legte ihm vorsichtig eine Hand auf die Schulter, worauf Uruha erst ängstlich zusammenzuckte. Als er dann aber die blonden und schwarz-braunen Haare in dem schwachen Licht erkennen konnte, zeichnete sich ein leichtes Lächeln auf seine sonst so erkalteten Züge. „Das solltest du öfter machen“, meinte Reita. Uruha sah ihn verdutzt an. Wie hatte er das bei diesen miesen Lichtverhältnissen überhaupt erkennen können? „Hab’ ’n Auge dafür!“ Es war, als schien er seine Gedanken lesen zu können. Schmunzelnd wandte er sich von dem besprayten Glas ab, stockte jedoch, als er Reita nicht mehr dort stehen sah, wo er gerade noch gestanden hatte. Erschrocken zuckte er zusammen, als er eine Hand an der seinen spürte, die ihn sanft dazu brachte, sich auf den Boden zu setzen. „Erzähl was“, flüsterte er zwischen zwei Zügen und legte den Kopf in den Nacken, schien neugierig die Decke zu studieren. Uruha wusste nicht so recht, ob er sich ihm anvertrauen – sein Gelöbnis an sich selbst brechen sollte. Lange Zeit schwieg er, machte sich seine Gedanken darüber, ob es nicht langsam an der Zeit wäre, sein kindisches Verhalten abzulegen und erwachsen zu werden. Doch Reita verkehrte mit ihnen, mit denen, die ihn erst in diese beschissene Lage getrieben hatten. Aber alle außer Ni~ya schienen es verdrängt, vergessen oder nie gewusst zu haben. Reita blieb währenddessen vollkommen still, ließ dem Dunkelhaarigen seine Zeit, die er brauchte, schließlich war er brutal dorthin wieder gebracht worden, wo alles angefangen hatte. Wieder drückte er den nächsten Zigarettenstummel aus. „Gibt nichts zu erzählen.“ Seine Stimme war nicht mehr als ein leises Krächzen – wahrscheinlich sprach er wirklich nicht oft -, doch der Blonde verstand ihn dennoch. „Irgendwie deprimierend“, philosophierte Reita, hatte sich nun darauf beschränkt die Wand mit der Tür anzustarren. Uruha ließ sich Zeit mit seinen Antworten, fast so, als strengte ihn jedes Wort an – oder er überlegte sich jedes mehrmals. „Besser, ich hab nichts zu erzählen, als dass ich etwas hätte, das schlecht ist. Das ist deprimierend.“ Leise lachte Reita auf. „Auch wieder wahr.“ Wieder saßen sie stillschweigend nebeneinander, starrten zusammen die trostlose, graue Wand an. Doch während Uruha bewegungslos war und schwer mit der Müdigkeit zu kämpfen hatte, kramte Reita in seiner Tasche herum, suchte nach seinem Black Book, dass er schließlich gegen seine angezogenen Beine legte und – dabei nicht mal auf das Papier, sondern auf die Wand schauend – erste Skizzen anfertigte. Vor seinem Inneren Auge sah er, wie die Farbe schon auf die Wand aufgetragen wurde, während er selbst nur jene aufs Papier brachte. Der Dunkelhaarige war indessen eingeschlafen und lehnte mit dem Kopf an Reitas Schulter, einen Arm hatte er um dessen Bauch geschlungen, den anderen hinter dem Rücken, die Finger waren an Reitas Hüfte ineinander verflochten. Es war, als wollte er den Blonden nie wieder loslassen. Jedoch löste Reita nach einiger Zeit dessen Klammergriff, bettete seinen Kopf auf der zusammengerollten Jacke, die er getragen hatte, und nahm sich seinen Rucksack, darauf achtend, dass die Dosen nicht allzu laut aneinander schlugen. Vor der Wand zum Stehen kommend nahm er die mit der schwarzen Farbe zur Hand, ebenso wie die Atemschutzmaske und die Schutzbrille, zündete die zwei Kerzen, die er immer bei sich hatte, an und stellte sie in die äußersten Ecken. Bevor er zum Sprayen ansetzte, drehte er sich noch einmal zu Uruha um. Dieser hatte sich so eng wie möglich zusammengerollt. ‚Du solltest mehr sprechen, dann passt ‚Engel’ wirklich zu dir. So schön ist deine Stimme.’ Ein kitschiger Gedanke, doch es war seiner und keiner konnte ihm diesen nehmen und sich lustig darüber machen. -~*~- „Der pennt ja wirklich tief und fest.“ Kraftlos hob der Dunkelhaarige eine Hand und rieb sich die Augen, blinzelte verschlafen. Es war taghell – und er lag in seinem Bett. Ganz langsam setzte er sich auf, zog sich sein Shirt über – irgendwer hatte es ihm wohl ausgezogen – und stand schließlich auf, sah aus dem Fenster. Jemand hatte es geöffnet, ein leichter Wind wehte draußen, ließ die Gardinen im Takt dazu bewegen. Doch vor dem Fenster sah er nichts außer einer gegenüberliegenden Wand. Eine Gasse, eine von vielen. Träge strich er sich die Haare aus der Stirn, massierte sich die Schläfen, berührte dabei unbeabsichtigt die Wunde. Zischend stieß er einen Fluch aus, versuchte sich an den gestrigen Tag zu erinnern. Doch viel war da nicht mehr – mal wieder. Er versuchte sich krampfhaft daran zu erinnern, sah sich gehetzt in dem Zimmer um. Bilder, Gedanken, als gehörten sie einem anderen, tauchten vor seinem inneren Auge auf. „Aoi“, flüsterte er krächzend, schlug sich die Hände vor den Mund. Das konnte nicht sein, es war unmöglich. Er wollte ihn nie wieder sehen! „Hat einen sehr gesunden Schlaf!“ Woher kamen diese Stimmen? Die hatten ihn schon im Schlaf verfolgt. Schlaf – wenn er nur daran dachte, mochte er sich am liebsten wieder unter die Decke kuscheln und ins Land der ewigen Träume entschwinden. Doch seine Knie zitterten, er wusste nicht wohin mit seinen Gedanken, alles raste durcheinander. „Reita, wo willst du denn jetzt schon wieder hin? Du warst den gestrigen Tag schon die ganze Zeit weg! Bleib gefälligst hier, wenn dir wirklich was an ihm liegt!“ Reita. Ja, da war doch was. Blondschwarze Haare, ein starrer, verwirrter Blick, der dennoch so wirkte, als sehnte er sich nach etwas, das immerzu halb verdeckte Gesicht. Wieso versteckte er es überhaupt? Oder versteckte er sich? Lauter Fragen schwirrten ihm durch den Kopf, als er dann doch endlich die Türklinke mit der Hand umfasste, sie zögernd hinunterdrückte. Es brachte nichts sich weiter zu verstecken, er musste sich der Realität stellen. Er achtete darauf keinen Laut von sich zu geben, während er den Gang zur Treppe entlangging. Überall standen die Türen offen, doch in den Zimmern war niemand. Die einfache Treppe ging er immer langsamer hinunter, blieb am Treppenabsatz stehen, drehte sich plötzlich wieder um. Doch wieder zögerte er. Er hörte wie sich eine Tür öffnete, doch sah er nichts, bis jemand das Licht anmachte. Mit Erstaunen erkannte er, dass hinter der Treppe ein weiterer Gang war, genau derselbe wie der darüber. Der Blonde, der das Licht angeschaltet hatte, schloss die Tür, bevor er an der gegenüberliegenden anklopfte, eintrat. Das Licht ging wieder aus. Was war das hier? So wie der Blonde lief doch keiner freiwillig herum! Abrupt drehte er sich um, strauchelte aber über etwas, das verloren am Boden lag, wurde jedoch von jemandem aufgefangen – so wie schon so oft in den letzten Tagen. Leise murmelte er eine Entschuldigung, doch wurde ihm bald klar, dass er sich hier bei niemanden zu entschuldigen hatte. Wenn schon, dann andersherum! Als sein Blick auf das Gesicht des Schwarzhaarigen fiel, wich er wieder ein paar Schritt zurück. „A-Aoi!“ Er war es tatsächlich. Wie war das möglich? Das war ... unerklärlich. Aber wieso hatte er ihn nicht erkannt, als ihm nach dem Unfall von Aoi geholfen worden war? Schlichte Verdrängung der Realität. Aber Moment, Unfall? So langsam kamen ihm die Geschehnisse der letzten Tage wieder in den Sinn. „Du bist groß geworden.“ Seine Stimme war so verändert, sie kratzte, wirkte als wäre sie gebrochen worden. Aoi zwang sich zu seinem Lächeln, doch es wirkte irgendwie fehl am Platze. Tränen stiegen Uruha in die Augen, er konnte es nicht fassen. Nach all den Jahren stand er einfach wieder vor ihm und hatte nichts besseres zu tun, als ihm zu sagen wie groß er geworden sei? Das war ... krank! Der Dunkelhaarige zuckte zurück, als Aoi versuchte ihm durchs Gesicht zu streichen. Er war jetzt wirklich größer als der Schwarzhaarige. Welch’ Ironie! „L-lass mich!“, stotterte er, schlug Aois Hand weg, als er ein weiteres Mal versuchte ihn zu berühren. „Fass mich nicht an!“ Aoi wirkte niedergeschlagen, traurig, verletzt. „Es tut mir Leid!“, flüsterte er immer wieder. „Es tut mir so wahnsinnig Leid!“ Er störte sich nicht daran, dass Uruha sich gegen ihn wehrte, zog ihn zu sich in eine Umarmung. „Verzeih mir!“, schluchzte er. „Ich war nicht bei Sinnen!“ Uruha zögerte. So aufgelöst hatte er ihn noch nie erlebt. Er hatte gedacht, dass Aoi kaum eine Regung zeigen könnte, was ihn sensibel – menschlich – erscheinen ließe. Er wusste nicht, wie lange sie dort so standen. Aoi beruhigte sich nicht, klammerte sich krampfhaft an Uruhas Shirt, das schon völlig durchnässt von Tränen war. Der Dunkelhaarige regte sich nicht, seine Arme hingen nur an seinem Körper herunter, der Blick starr ins nirgendwo gerichtet. „Warum?“, fragte er schlicht, packte den immer noch zitternden Aoi plötzlich am Kragen, schob ihn von sich und sah ihn aus undefinierbaren Augen an. „Warum?“ Wie ein getretener Hund schien er aufzuwinseln, senkte den Blick beschämt. „Drogen“, antwortete er leise, löste sich von Uruha und ließ sich auf der Couch nieder, die Ellbogen auf die Knie gestützt, sich immer wieder durch die Haare fahrend, bevor er das Gesicht halb hinter den Händen verbarg. Er wiederholte seine Worte wie ein Mantra, bevor er stockend zu erklären anfing. „Sakito hat mir immer gesagt, ich solle es lassen, es sei nicht gut für mich. Aber ich wollte sein Geschwätz nicht hören, dachte, ich sei stark genug gegen die Aggressionen anzukämpfen, die kommen, wenn die berauschende Wirkung nachlässt.“ Er sah auf seine zitternden Hände. „Doch ich hatte nichts unter Kontrolle, ich habe denjenigen in den Gründen seiner Seele zutiefst verletzt, den ich über alles liebte.“ Nervös verhakte er seine Finger ineinander. „Ich verlange nicht mehr von dir, dass du mir verzeihst, nur hasse mich nicht; rede und lache wieder – und pass mir ja auf Reita auf!“ Aoi lachte freudlos auf, sah den Dunkelhaarigen, der sich direkt vor ihn gestellt hatte und argwöhnisch betrachtete, an und griff nach dessen Arm, drückte Uruha etwas in die Hand. Doch bevor dieser etwas erwidern konnte, schnitt ihm der Blonde, den er zuvor schon in dem dunklen Gang gesehen hatte, das Wort ab. „Geh ihn gefälligst suchen, sonst wirst es noch bereuen!“ Seine Stimme war nicht mehr als ein Zischeln, die Hand, die der Blonde in Aois Haaren vergraben hatte, verwirrte Uruha, doch er drehte sich auf der Stelle um und entfernte sich schneller als nötig. „Ich will das nicht“, raunte ihm Ruki ins Ohr, bevor er zu ihm um die Couch herumging und sich auf den Schoß des Schwarzhaarigen, in dessen Haaren er seine Hand immer noch vergraben hatte, setzte, ihn von oben herab ansah. „Du sollst nur mir gehören, wenn du mir schon alles genommen hast!“ Gierig drückte er ihm seine Lippen auf, fuhr mit der freien hand unter Aois Hemd. -~*~- Aus den Augenwinkeln sah er noch wie der ihm fremde Blonde Aoi küsste. Doch dieser Anblick tat nicht weh wie es früher tat, wenn er jemanden anderen küsste. Diesen blonden jungen Mann hatte er verdient – egal in welcher Art und Weise. Doch in Aois Blick hatte etwas gelegen, dass ihm gesagt hatte, er wäre nun frei, als er sich umdrehte und ging. Der Beweis dafür lag in seiner Hand. Diese öffnete er langsam, blieb dabei stehen und ließ die Kette durch die Finger gleiten, bis sie nur an einem Finger hing und er sich das gläserne Schmuckstück vor das Gesicht hielt. Leicht schwang die Kette hin und her, der kleine Anhänger drehte sich ständig um die eigene Achse. Es war nicht mehr als eine Erinnerung und Erfahrung, eine schlechte noch dazu, und aus solchen sollte man lernen. Seine Hand ruckte hoch, der Anhänger sprang in seine Hand und in einer geschmeidigen Bewegung warf er die Kette fort. Der gläserne Ring zersprang – genauso wie die Kette, die ihn fast zwei Jahre an Aoi gekettet hatte. Doch das realisierte Uruha schon nicht mehr wirklich. Ein erleichtertes Lächeln legte sich auf seine Züge, war sich der Blicke, die ihm fremde Männer zuwarfen, nur allzu gut bewusst, doch interessierte es ihn nicht, wie sie ihm nachstierten. Seine Beine trugen ihn wie von selbst an den Ort, wo Reita sich einfach befinden musste! Das Lächeln wurde immer weicher, wenn er an diesen Blonden – obwohl, blondbraun traf es eher – dachte, der ihm seinen Lebensmut mit nur ein paar Worten wiedergegeben hatte. Es war klar: Was geschehen war, ließ sich nicht mehr rückgängig machen. Aber man konnte lernen damit umzugehen, auch wenn er Aoi dafür gehasst hatte, was er ihm angetan hatte. Doch auf jedes schlechte Ereignis folgte immer ein gutes – und ihm war soviel schlechtes widerfahren, dass es jetzt nur noch besser werden konnte.² Schnaufend kam er vor der wiedereingesetzten Tür zum Stehen, in seinen Seiten stach es fürchterlich, sein Herz hämmerte regelrecht gegen seinen Brustkorb, seine Hände zitterten vor Nervosität, als er nach dem Türknauf griff. Verschlossen. Fragend zog Uruha eine Augenbraue in die Höhe. Das hatte er jetzt nicht erwartet. Reita war für ihn jetzt nicht der Typ Mensch, der sich einschloss. Zaghaft klopfte er an, wartete. Und wartete. Das konnte nicht sein! Reita musste hier sein, sonst gäbe es keinen anderen Ort, wo er sich befinden konnte – außer dem Club, aber da war er ja auch nicht gewesen. Lauschend drückte er ein Oh gegen das Holz. Er hörte ihm ersten Moment nichts, doch dann leise Musik, noch leisere Schritte, davonrollende leere oder volle Dosen, das ihm irgendwie gewohnte Geräusch, wenn die Farbe durch die Düse auf die Wand gepresst wurde. „Reita?“, fragte er leise. Seine Stimme kratzte, er mochte sie nicht – nicht mehr. Nicht seitdem ihr solch unmenschliche Töne entkommen waren. Die Tür wurde geöffnet, sie quietschte schrecklich. Reita stand im Rahmen, sah ihn emotionslos an. Uruha konnte durch die Schutzbrille tiefe Ränder unter den Augen erkennen und unter der langen, schlabberigen Kleidung wirkte er noch magerer, als er ihn in Erinnerung hatte. „Du bist endlich wach“, stellte der Blondbraunhaarige fest, als wäre Uruha gerade erst vor ihm erwacht. „Hast lange geschlafen.“ Uruha sah ihn nur kurz an, ging dann auf ihn zu und umarmte ihn leicht. Es tat so gut Reita in der Nähe – an sich – zu spüren. „Wie lange?“, fragte er leise, legte den Kopf auf die Schulter des Kleineren – denn das hatte er erst jetzt bemerkt – und sah ihn von der Seite an. „Den ganzen Samstag durch“, erwiderte Reita, schlang einen Arm um ihn. Vielleicht hätte der Dunkelhaarige ihm sagen sollen, dass er immer den Samstag verschlief. Und das seit knapp zwei Jahren. Er selbst hatte es als Selbstschutzmechanismus betitelt. Aber die Ärzte, die ihn noch im Waisenhaus untersucht hatten, schoben das ‚Verschlafen’ auf den Stress der Schulwoche. Aber Uruha wusste es besser: Seine Vergewaltigung war an seinem sechzehnten Geburtstag – an einem Samstag. „Was machst du hier?“, riss Reita ihn aus seinen Gedanken. „Dasselbe könnte ich dich auch fragen.“ Lächelnd spielte er mit dem Gummi, das dem Älteren die Atemschutzmaske im Gesicht hielt. Was passierte wohl, wenn er sie ihm einfach herunterzog? Bei der Schutzbrille, die ihm mittlerweile um den Hals hing, hatte er nichts gesagt, aber hierbei? Doch Uruha beließ es dabei. Sollte der Blondbraunhaarige auch so seine Geheimnisse behalten. Erst jetzt fiel sein Blick auf die ehemals grauen und trostlosen Wände, die jetzt von kräftigen, aber dunklen Farben geziert wurden. Mit Erstaunen besah er sich das Werk. Es war Reitas unverkennlicher eckiger Stil, den er schon auf dem Weg hierher hatte betrachten können. Aber was er hier hergezaubert hatte, konnte locker alle seine bisherigen Werke übertreffen. Waren seine vorherigen Werke doch Schriftzüge oder abstrakte Formen, so zeigte dieses hier eine komplette – reale – Szene: Die Glasfront war weitergeführt worden, dunkle Rottöne zierten sie, man konnte den Schriftzug ‚Xem’ darin erkennen. Die Seitenwände wurden von ihm bekannten Personen geziert: Ni~ya und Sakito zerstritten und ein paar Meter weiter beim besinnungslosen Besaufen. Aoi und dieser Blonde in eindeutig zweideutigen Situationen, sowie Ruka und Yomi, gefunden, verloren und wiedergefunden. Wie ein Comic reihten sich die Bilder in chronologischer Reihenfolge. Uruha rieb sich die Augen, starrte auf die Wand, an der er zwei Tage zuvor noch völlig erschöpft gelehnt hatte. Die Blutflecken daran waren mit eingearbeitet worden. Er sah sich selbst so, wie Reita ihn zum ersten Mal gesehen hatte, engelsgleich, doch nicht wie ein Engel, wie man sie kannte. Eher ein gefallener, gebrochener und daneben Reita, wie er ihm eine der Haarsträhnen aus dem blutverschmierten Gesicht strich. „Man liest nicht anderer Leute Tagebücher!“ Ungläubig drehte sich der Dunkelblonde zu ihm um, starrte ihn mit einer Mischung aus Erstaunen, Mitleid und Erkenntnis an. Erstaunen darüber, das er das alles in nur zwei Nächten geschafft hatte, Mitleid, da er dies alles mit sich herumschleppte und Erkenntnis, weil er nun wusste, warum er sprayte. Das war sein Tagebuch, sein heiligstes, sein Leben. Und er, Uruha, hatte es einfach so gelesen. Doch dieses Lächeln von Reita irritierte ihn. „Aber das ist mir egal, von mir aus kannst du alles lesen, alles wissen.“ Er hob eine Hand, sie zitterte, legte sie sanft an Uruhas Wange, der sich ihr entgegenschmiegte, die Augen schloss. „Von mir aus kannst du alles von mir besitzen, ich kann dir vertrauen!“ Er lächelte immer noch. „Außerdem hat’s mich einfach in den Fingern gejuckt!“ Ein Schauer lief Uruha über den Rücken, als er langsam die Schutzmaske von seinem Gesicht zog, Reita jedoch weiterhin in die Augen sah. „Es heißt mir“, flüsterte er schwach. „Mir hat’s einfach in den Fingern gejuckt.” Zögernd, als hätte er Angst den Blonden – oder sich selbst – dadurch zu verletzen, sah er immer wieder von dessen Augen zu den Lippen, bevor er einen flüchtigen Kuss auf sie hauchte. Immer noch lächelte Reita, löste und entfernte sich ein paar Schritt von dem Dunkelhaarigen, der sich vor sein künstlerisches Ich kniete und vorsichtig über die noch glänzenden Farben strich. Doch Uruha zuckte zurück, als er die vermeintliche noch feuchte Farbe zwischen den Fingern verrieb. „Reita?“, fragte er mit zitternder Stimme, drehte sich noch immer in der Hocke verbleibend zu eben Angesprochenem um. Der brach gerade unter seinem eigenen Gewicht zusammen, als Uruha die blutige Hand nach ihm ausstreckte. -~*~- ² - Hier sollte „Street Life“ sein eigentliches Ende finden. Wer hätte es so gut genug gefunden? Aber da die Ideen noch nicht alle verbraucht wurden, geht’s natürlich weiter. ^^ö So, ich hoffe doch, euch hat dieses Kapitel gefallen. ^^ Bis zum nächsten will ich euch daher nur diese Fragen mitgeben: Was hat Ni~ya wegen Sakito vermasselt? Wie läuft es da zwischen Aoi und Ruki? Und was ist mit Reita? Wir sehen uns! Bass~chan ^____^/)) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)