Maybe von Avis_Callaina (What could have happened) ================================================================================ Deal ---- Gakoru sass auf dem unbequemen Bett des Motels, in welchem er seit einer Woche residierte, und polierte seine Waffen, während er auf die ganzen Steckbriefe vor ihm auf dem Boden starrte. Er prägte die Gesichter darauf ein. Die meisten von ihnen waren Massenmörder, manche Diebe, manche sogar lediglich kleine Fische. In letzter Zeit gab es nicht mehr so viele Aufträge, weshalb Gakoru sich zur Aufgabe gemacht hatte, auch kleinere Fische zu jagen. Im Gegensatz zu den anderen, liess er diese aber am Leben. Tot gab es für die ganz grossen mehr Geld - und er säuberte den Unrat, den die Gesellschaft zeitweise abwarf. Er hasste die Gesellschaft, aber er sah nicht ein, warum er diese nicht nach seinen Regeln gestalten sollte. Sein Blick schweifte auf einen ganz speziellen Steckbrief, den er sich immer ganz oben hinlegte, über allen anderen. Den Steckbrief jener Person, die er als einzigen qualvoll verenden lassen würde, für all das, was man ihm seinetwegen angetan hatte. Er betrachtete die leuchtenden dunklen Augen des jungen Mannes, in dessen Adern dasselbe Blut floss. Gakoru stand auf. Er musste los, ehe jemand es sich doch in den Kopf steigen liess, ihn bei der Weltregierung zu melden. Er hatte keine Lust sich mit der Armee aufzuhalten, schliesslich hatte er noch ein paar Steckbriefe, die er ungültig machen musste. "Du solltest nicht mit dem Rücken zur Tür sitzen." sagte eine Frauenstimme mit einem spöttischen Unterton hinter ihm. Gakoru wirbelte herum. Er hatte sie tatsächlich nicht gehört. Wie war sie hereingeschlichen? Die Frau stand sogar direkt hinter ihm. Sie hätte ihn erstechen können. Vielleicht. Die Entsicherung klickte, als Gakoru die Mündung hart auf ihre Stirn setzte. "raus hier" zischte er ungeduldig. Die Frau bewegte sich nicht. Nicht ein einziges My. Immer noch leicht spöttisch und völlig von sich überzeugt starrte sie ihm mit ihren giftgrünen Augen in die seinen. Irgendwo hatte er sie schon gesehen. Gakoru durchforstete sein Erinnerungsgut und verglich die Steckbriefe mit ihren Merkmalen. Lange, dunkle, blutrote Haare, zierliche Figur, spitze Ohren und augenscheinlich einem Hang zu Leder, so wie sie sich gekleidet hatte. Ihm fiel auf, dass sie unbewaffnet war. Wie dumm. "ich an deiner Stelle würde die Waffe wieder senken." Sagte sie ruhig, ohne ihren Blick abzuwenden. "und warum sollte ich das?" donnerte Gakorus tiefe Stimme. Er erinnerte sich. Auf ihren Kopf war ein hohes Kopfgeld gesetzt. Sehr hoch. Er grinste innerlich. "du wärst wohl schneller tot als dir lieb ist" Es juckte in Gakorus Finger. Die Frau seufzte. "ich weiss etwas, was du nicht weißt. Doch ich sag's dir erst, wenn du die Waffe absetzt. Ich krieg noch ein Feilchen auf meiner Stirn, wenn du so weiter spannst." "es interessiert mich nicht, was du mir zu sagen hast. Sag mir nur, wie du hier reingekommen bist und wir bringen's hinter uns." Sie grinste. Warum grinste sie? "Du bist ganz schön unhöflich, Trageselchen." Trageselchen? Gakoru knurrte. Das erinnerte ihn an seine Jugend, wo er dieses freche Mädchen 15 Mal zwischen zwei Dörfern rumtragen musste, weil diese verletzt war und das nach Strich und Faden ausgenutzt hatte. Damals hatte sie ihn so genannt. Er hatte sie darauf ganze zehn Jahre nicht mehr gesehen, bis zu jenem Tag, an dem sie sich für das Spielchen revanchiert hatte. Er war noch Anfänger gewesen, und jener Tag wär ihm fast zum Verhängnis geworden, wäre SIE nicht aufgetaucht. Auch das war nun mehr als 6 Jahre her. Gakoru sah sie ohne eine Mimik an. Allerdings dämmerte es ihm langsam. Sie hatte sich sehr verändert. In positivem Sinne, wie er fand. "Thairss." Sagte er ruhig. Sie lächelte. "geht doch. Nimmst du jetzt die Waffe runter?" "nein" "und warum nicht??" "du bist strafgängig." "das ist so ein dehnbares Wort." "Ausserdem hat man ein Kopfgeld von über 20'000'000 Quen auf dich gesetzt." "Deins beträgt 40'000'000 Quen. Das ist doppelt so hoch." "ich kann selber rechnen" "mir doch egal. Tragesel." "nenn mich nicht so!" "was hält mich davon ab, hm??" "vielleicht die geladene Knarre an deiner Stirn? Nicht grade sinnvoll es drauf ankommen zu lassen." "doch." "ach?" "oh ja." "so??" "Jupp. Der Scharfschütze auf dem anderen Dach macht ansonsten 'nen Aschenbecher aus dir." Sie grinste triumphierend. Gakorus Augen funkelten. Darum war sie also unbewaffnet. Sie war lediglich der Köder. "für wen arbeitest du?" knurrte Gakoru. Er wollte sie einfach nur noch loswerden. "Eigentlich für niemanden." "du bist wohl auf mein Kopfgeld aus was?" "nein" Gakoru sah sie etwas verwirrt an. Thairss Lächeln war verschwunden. Sie steckte die Hände in ihre Hosentaschen und sah ihn immer noch ruhig an. "was zur Hölle soll das dann? Kommst hier unbewaffnet rein wo ein so hohes Kopfgeld auf dich gesetzt ist. Bist du lebensmüde oder was??" "ich werde erpresst." Sagte sie ruhig. Gakoru zögerte. "ich bin hier, um dir einen Vorschlag zu machen." Sagte sie ruhig. "nimm einfach die Knarre aus meinem Gesicht und stell dich vom Fenster weg." Gakoru konnte dem ganzen nicht folgen. Geheuer war ihm das erst recht nicht. "die Waffe ist immer noch entsichert. Nur dass du's weißt." Sagte er schroffer als er eigentlich wollte und senkte sie. Dann trat er neben den Schrank, so dass man ihn nicht mehr sehen konnte. Aus keinem Winkel. "also?" fragte er. "Die Weltregierung hat mich gefangen genommen. Wir beide sind vom gleichen Schlag. Auch ich habe Verbrecher gejagt, aber eine meiner Mitstreiterinnen hat dafür gesorgt, dass mir die Lizenz entzogen wird, ohne dass ich davon bescheid wusste. Ich hab lediglich meinen Job erledigt, ohne zu wissen, dass ich das gar nicht mehr durfte." Sie sah nervös aus dem Fenster. Ich habe jetzt drei Monate auf Fort Baldor verbracht. Ich soll hingerichtet werden." Sie zuckte etwas mit den Schultern. "und was machst du dann hier draussen?" fragte er etwas verärgert. Allerdings über sich selbst, dass er ihr die Waffe an den Kopf gehalten hatte. Er schämte sich dafür, dass er denselben Leuten auf den Leim gegangen war, wie er selber. Er hatte sich an den Steckbriefen orientiert, ohne darüber nachzudenken, was sie wohl angestellt haben könnte. Sie war schliesslich eigentlich nicht der Mensch, der einfach so Massenmorde beging. Ohne dass sie es hören konnte, sicherte er die Waffe wieder. Er brauchte sie nicht. Nicht für sie. "ich hab den Vorschlag bekommen, dich reinzulegen. Ich entspreche scheinbar deinem Typ" Sie grinste. "allerdings wissen sie nicht, dass wir beide uns kennen." Ihre Augen waren wieder sicher auf ihn gerichtet. Seine Waffe schien sie überhaupt nicht nervös zu machen, eher der Typ, der draussen lauerte. Vielleicht weil sie wusste, dass diese Typen ihr mit Sicherheit nicht in den Kopf schiessen würden. Irgendwie beeindruckte sie ihre Furchtlosigkeit. Wer schlich sich sonst einfach unbewaffnet in sein Zimmer? Er musterte sie. "in wiefern reinlegen?" fragte er ungeduldig. "ich soll dafür sorgen, dass du ne Beziehung mit mir anfängst. Und dann soll ich dich ausliefern." "Aaaah, die übliche Tour." Sagte er scheinbar unbeeindruckt. Innerlich kochte er. Er hätte sie erwürgt, hätte sie das gewagt. Thairss kicherte. "selbstverständlich folgen sie mir auf Schritt und Tritt, dass ich auch ja nicht versuche abzuhauen. Und wenn doch - bumm." Sie sagte das mit einer Unbekümmertheit, die ihm doch etwas zu denken gab. "du lieferst mich also aus. und dann?" fragte er etwas spöttisch. "ich werde freigesprochen, du wanderst an meiner Stelle nach Fort Baldor. Allerdings ohne Todesstrafe. Ich habe dafür weitaus mehr verbrochen als du." "Was springt für mich dabei raus?" "100'000'000 Quen." Gakoru verschluckte sich und hustete. "soviel Geld hast du doch gar nicht." "das nicht." Sagte sie lächelnd. "aber du wirst drei Monate dort verweilen. Bis dahin hab ich das Geld zusammen." Sie deutete mit ihren Augen auf die Steckbriefe. Er betrachtete sie eindringlich. Dann regte er sich wieder. "einverstanden." Sagte er und umarmte sie - der Tarnung wegen. Der Scharfschütze senkte seinen Bogen. Von jetzt an nahmen die Dinge ihren Lauf. Hundert Millionen Quen. Ein hübsches Sümmchen, dafür, dass er sich auf Fort Baldor einen Drei-Monate-Urlaub gönnte. Ausserdem... Es sprang noch etwas anderes für Gakoru raus, was er allerdings selber bereits wusste, weshalb es unausgesprochen blieb: Sie schuldete ihm noch einen mächtig grossen Gefallen... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)