Das königliche Auge von ChasingCars ================================================================================ Des Meisterdiebes neuer Plan ---------------------------- "O, Mann", nörgelte Ran. "Kann der Professor nicht mal die Tür aufmachen?" Sie stand draußen am Tor zu Professor Agasas Haus und drückte vergeblich die Klingel. Inzwischen waren ihre Hände rot und sie wurde extrem ungeduldig. "Hallo?" Da stupste sie plötzlich jemand von hinten an. Erschrocken drehte sie sich um. Und wer stand dort und grinste sie an? Es war Shinichi Kudo. "Hi, Ran. Was machst du denn hier draußen?", fragte er grinsend. "Shinichi? Was machst du denn hier?", rief Ran. "Ich dachte, du bist an diesem Fall..." "Ran?", rief plötzlich jemand wie aus weiter Ferne. "Wach auf!" Ran blinzelte kurz und erschrak. "Ich bin hier? Zuhause? Aber...wo ist...?" "Wo ist wer?", fragte Conan, der schon fertig angezogen war. "Hast du schlecht geträumt?" "Ganz im Gegenteil", murmelte Ran mit einem seltsamen Blick. "Mach dich fertig, wir wollen fahren", sagte Conan mit misstrauischer Miene. "Wohin?", fragte Ran. "Hast du das schon vergessen?", erwiderte Conan. "Wir sind doch bei Professor Agasa eingeladen." "Ach ja", murmelte Ran und stand auf. "Und jetzt raus, Conan! Ich will mich umziehen." Conan verschwand wie der Blitz aus dem Zimmer. Während Ran sich fertig machte, musste sie an ihren Traum denken. "Warum denke ich nur immer an diesen Krimi-Spinner?", fragte sie sich selbst. "Er ist doch jetzt weit weg und lässt mich einfach im Stich..." Sie merkte, wie ihr die Tränen kamen, doch sie unterdrückte sie schnell. Nach ein paar Minuten saßen Rans Vater Kogoro, Conan und Ran gemeinsam im Wagen. Zwar war Professor Agasas Haus nicht weit entfernt, doch keiner von den dreien hatte Lust zu laufen. "Warum hat uns der Professor eigentlich eingeladen?", fragte Ran. "Ich hoffe, weil er zu viel Wein im Keller hat", lachte ihr Vater. "Wünschst du dir wohl", entgegnete Ran. "Aber das glaube ich eher nicht. Weißt du, warum, Conan?" Conan schüttelte den Kopf. "Ich schätze mal, einfach nur so." Damit gab sich Ran zufrieden. Bald waren sie angekommen und stiegen aus. "Wie schön, mal wieder hier zu sein", sagte Rans Vater und betätigte die Klingel. Ran starrte auf das Tor. Sie musste an ihren Traum denken und insgeheim wünschte sie sich, dass Shinichi plötzlich hier auftauchen würde. Das Tor öffnete sich und alle drei gingen durch den Vorgarten zum Haus, wo Professor Agasa sie empfing. "Hallo, Ran, Conan. Guten Tag, Herr Mori", sagte der Professor und gab Rans Vater die Hand. "Kommt doch bitte rein!" Ran zog sich die Schuhe in der Diele aus und schlüpfte in die Hausschuhe. "Ist Ai auch da?", fragte Conan neugierig. "Ja, sie ist unten. Ich glaube, du solltest zu ihr gehen", schlug der Professor vor. "Sie will mit dir reden." Conan hüpfte fröhlich die Treppe hinunter, bis Ran ihn nicht mehr sehen konnte. Dann rief ihr Vater sie: "Ran, komm schon!" Schnell lief sie hinter ihm her in Professor Agasas Wohnzimmer, wo der Tee serviert wurde. "Warum will Ai mit Conan reden?", fragte Ran den Professor. Sie fand es seltsam, dass Grundschüler geheime Gespräche hatten. Doch Ai war sowieso nicht so, wie man sich eine 7-jährige vorstellt. "Ich weiß auch nicht, aber ich schätze, Ai will ihm nur das neue Computerspiel zeigen, dass sie sich gekauft hat", entgegnete Professor Agasa und kratzte sich verlegen an seiner Halbglatze. "Aha...", zweifelte Ran, doch sie fragte nicht weiter. Eine ganze Weile saßen sie da und unterhielten sich, Rans Vater sichtlich enttäuscht, dass es keinen Alkohol gab. Da fiel das Stichwort "Shinichi" und Ran schreckte auf. "Immer noch so erfolgreich, Herr Mori?", fragte der Professor. "Zum Glück sind Sie da, sonst würde die Polizei in Arbeit versinken, da Shinichi im Moment nicht hier ist." "Ach, der braucht auch gar nicht mehr wiederzukommen", erwiderte Kogoro. "Ich komme auch ohne diesen Möchtegern-Detektiv klar. Der ist ja noch nicht trocken hinter den Ohren. Haha." Der Professor grinste nur. Ran meinte nur: "Ach, trag nicht so dick auf." Da kam Conan mit Ai angelaufen. "Hallo, Ai", grüßte Ran, doch Ai grüßte nicht zurück. "Sag doch mal hallo, Ai", bat der Professor, doch wieder reagierte sie nicht und verschwand wieder aus dem Zimmer. "Ein sehr seltsames Mädchen", murmelte Rans Vater. Ran zog Conan zu sich. "Gab es etwas bestimmtes?", flüsterte sie. Conan schüttelte den Kopf, grinste jedoch verschmitzt. "Nee, alles in Ordnung. Wir haben nur ein bisschen gespielt." Nach zwei Stunden fuhren Ran, Conan und Kogoro wieder nach Hause. Ran ging zum Karate-Training und Conan schaute fern. Sie hatte es ihm wirklich gegeben! Er hatte es endlich! Die Neuentwicklung vom Gegengift des APTX 4869 war sein! Conan hätte vor Freude springen können, wenn da nicht dieses kleine Makel gewesen wäre... Ai hatte ihm nämlich erzählt, dass er möglicherweise sterben könnte, nachdem 36 Stunden nach Einnahme vergangen wären. Denn nach 36 Stunden würde das Gift seine Wirkung verlieren. Conan hatte das allerdings mit Leichtigkeit weggesteckt, aber hatte versprechen müssen, das Gegengift nur einzusetzen, wenn es wirklich wichtig war und nicht, wenn Mitglieder der Schwarzen Organisation davon Wind bekommen könnten. Wenn ich das Gegengift einsetze, dann werde ich Ran endlich sagen, was ich für sie empfinde. Hoffentlich werde ich den Mut dazu haben und nicht wieder so eine Pleite wie bei dem Essen im Baker-Hotel erleben. Das würde er dann nicht zulassen! Er merkte doch, wie Ran sich um ihn sorgte. Er wollte dem endlich ein Ende setzen. Wie oft hatte er sie nachts weinen hören? Und wenn er sie dann mit dem Stimmverzerrer mit seiner Stimme anrief, wimmelte sie ihn ab oder machte ihm Vorwürfe. Wann würde Conan sie endlich mal verstehen? Im Fernsehen lief gerade "Yaiba". Das langweilte Conan. Viel lieber wollte er einen Fernsehkrimi sehen, doch Kogoro saß hinter ihm und rauchte eine Zigarette nach der anderen. Was für ein Dilletant, dachte Conan. Und der will ein Meisterdetektiv sein! Hoffentlich bekommt der mal wieder einen Auftrag. Langsam wird es hier langweilig. Conan schaltete den Fernseher aus und stand auf. "Wo willst du hin?", fragte Kogoro sofort. "Ich geh ein bisschen raus zum Spielen", antwortete Conan und zog sich seine Jacke an. Draußen schlenderte Conan langsam die Straße entlang. Er fragte sich, wo er hingehen sollte. Da rief plötzlich jemand von weiter hinten: "Conan!" Er wandte sich um. Ayumi, Mitsuhiko und Genta kamen angelaufen. "Conan, was machst du denn hier so alleine?", fragte Ayumi. "Äh...ich laufe nur so ein bisschen rum", entgegnete Conan. "Komm mit uns! Wir wollen zum Spielplatz gehen", schlug Genta vor. Conan suchte verzweifelt nach einer Ausrede. "Nee, ich..." "Klar kommt Conan mit", rief Genta. "Nicht wahr, Conan?" "Ja, komm, Conan", lachte Ayumi und fasste Conan am Arm. Die drei Detective Boys zogen ihn hinter sich her bis zum Spielplatz. Dort liefen Mitsuhiko und Genta sofort zur Schaukel und Ayumi bat Conan, mit zu wippen. Gelangweilt machte Conan mit. Au Mann, dachte er, die drei sind ja ganz niedlich, aber lieber wäre ich endlich wieder groß statt mit ihnen zu spielen. Eine ganze Weile spielten sie so und merkten nicht, wie die Zeit verging. Als es dann plötzlich dämmerte, sagte Mitsuhiko: "Los, wir müssen nach Hause!" Schnell liefen die Detective Boys nach Hause und verabredeten sich für Motag auf dem Schulweg. Kaito Kuroba saß an seinem Schreibtisch und starrte durch das Fenster in die rabenschwarze Nacht hinein. Er konnte eine flackerne Straßenlaterne sehen, die gerade endgültig ihren Geist aufgab. Irgendwo miaute eine streunende Katze. Kaito wandte sich ab. Schon monatelang habe ich keinen Diebszug mehr geplant, dachte er und griff zur Tageszeitung. Jetzt wird es aber langsam Zeit. Ich will doch nicht bei der Polizei in Vergessenheit geraten. Er durchstöberte die Zeitung von vorne bis hinten ein paar Mal, doch fand nichts Interessantes. "Was für eine ödes Land dies doch ist", murmelte Kaito. "Zum Glück bin ich da und mische Japan etwas auf." Gelangweilt schaltete er den Fernseher an und schaute die Mitternachts- nachrichten. Er hoffte, dass er wenigstens dort etwas für seine Zwecke erfahren konnte. Als die Nachrichten nach ein paar Minuten zuende waren, musste Kaito trotzdem niedergeschlagen feststellen, dass in diesem Sommer wohl nicht die Zeit für Kaito Kid war. Doch Kaito wollte um jeden Preis ein neues Opfer finden. Das war er seinem Vater und der Tradition einfach schuldig. Außerdem wollte er Shinichi Kudo, diesem genialen Detektiv, mal eine Nuss zum Knacken geben. Am nächsten Morgen wachte Conan schon sehr früh auf. Trotzdem hörte er es aus der Küche schon scheppern. Verschlafen stand er auf und tappte in die Küche. Dort stand Ran und machte Frühstück. "Schon so früh auf?", fragte Conan verwundert. "Ja, ich gehe mit Sonoko ins Tropical Land", antwortete Ran gut gelaunt. "Da war ich nämlich schon ewig nicht mehr. Das letzte Mal war ich da, als mich Shinichi eingeladen hat." Sie schwieg kurz. "Auf jeden Fall müssen Paps und du alleine essen." Conan fragte nach kurzem Überlegen: "Darf ich auch mit ins Tropical Land?" Ran starrte ihn an. "Na, ich weiß nicht." "Bitte", sagte Conan. Er wollte auch mal wieder ins Tropical Land. "Wenn Sonoko damit einverstanden ist...", erwiderte Ran unschlüssig. "Sie kommt gleich, dann frage ich sie." Conan nickte. Es gab zwar nicht viel Hoffnug, dass Sonoko ihn mitgehen lassen würde, aber wenn Ran sie überzeugen würde... Da klingelte es auch schon an der Tür und Ran öffnete. "Hi, Ran. Oh, die Nervensäge ist auch schon wach?", rief Sonoko, als sie Conan erblickte. "Sonoko, kann Conan wohl mitkommen ins Tropical Land?", fragte Ran vorsichtig. "Er will unbedingt, nicht wahr?" Conan nickte heftig. "Ja, bitte, Sonoko." Sonoko musterte ihn eine ganze Weile lang. "Muss das sein? Wenn Conan dabei ist, denken die Jungs doch bestimmt, er ist unser Bruder. Und das kommt meist nicht so gut an." Das ist also der Grund, warum Sonoko ins Tropical Land will, dachte Conan. Warum auch sonst? "Aber meinetwegen", stimmte Sonoko dann überraschenderweise zu. "Soll er doch mitkommen." "Ja, los, Conan. Dann zieh dich an! Wir wollen los!", rief Ran, während sie sich ihre Sommerjacke überwarf. "Okay", entgegnete Conan fröhlich und zog sich in D-Zug-Schnelle an. Endlich würde er mal wieder ins Tropical Land gehen! Dorthin, wo alles angefangen hatte. Dort, wo er überwältigt und geschrumpft wurde. Vielleicht waren die Männer in Schwarz ja sogar noch einmal da! Dann konnte er sich das Gegenmittel schnappen und... Aber das würde ja sowieso nicht passieren. Er lief schnell zu Ran und Sonoko. Die drei sprinteten dann zur U-Bahn-Haltestelle, wo sie die Bahn gerade noch erwischten. "O, ist das schön, mal wieder hier zu sein", sagte Ran, als sie mitten im Tropical Land standen. "Was machen wir zuerst?" Sonoko hielt natürlich schon wieder nach Jungen Ausschau "Guck mal, Ran, wie findest du den da drüben?", fragte sie aufgeregt. Doch Ran schaute in eine ganz andere Richtung. "Schau mal! Da ist die Geisterbahn! Komm, wir gehen da drauf!" Conan stimmte ihr sofort zu, doch Sonoko hatte sie wohl gar nicht verstanden. So schleifte Ran sie einfach mit, denn sie hatte einen eisernen Willen. An der Kasse stand eine Schlange, die über den ganzen Platz führte. "O nein", meckerte Ran. "Seht euch doch mal die Schlange an!" "Egal", meinte Conan. "Stellen wir uns halt an." Sonoko erwiderte: "Ihr könnt ja warten, aber ich geh so lange auf's Klo. Ich komme dann gleich." "Okay", riefen Ran und Conan. Conan sah Sonoko hinterher, wie sie orientierungslos über den Platz lief, auf der Suche nach einer Toilette. Die Schlange wurde schnell kürzer und Sonoko war immer noch nicht zurück. Bald standen Ran und Conan an der Kasse. "Conan", meinte Ran. "Sonoko ist noch nicht zurück. Sollen wir dann erstmal alleine fahren?" "Ja, glaub schon", erwiderte Conan. "Sie war sowieso nicht so scharf darauf, mitzufahren." "Dann also ein Kind und ein Schüler", sagte Ran zu der Kartenverkäuferin. Als die beiden ihre Karten dann hatten, setzten sie sich in einen Wagen und warteten, bis alle anderen auch eingestiegen waren. Conan sah sich um und bemerkte etwas. Er saß genau wie an dem Tag, als er mit Ran das letzte Mal hier war, in der zweiten Reihe auf der linken Seite. Ran saß neben ihm und vor ihnen saßen zwei junge Frauen. Hinter ihm saß ein Pärchen und wer in der letzten Reihe saß, konnte er nicht sehen. Alles ist ungefähr so wie das letzte Mal, dachte Conan. Ich kann nur hoffen, dass es dieses Mal keinen Mord gibt. "Und los geht es", rief ein Mann, der einen Hebel auf seinem Schaltbrett umklappte. Der Wagon setzte sich ratternd in Bewegung. "Pass auf, Conan", sagte Ran. "Das geht gleich steil runter, da musst du dich gut festhalten." Conan nickte. Er merkte, dass Ran irgendwie verloren dasaß. Kurzentschlossen fasste er ihre warme Hand. Sie sah ihn an und lächelte. Der Wagon war schon fast oben angekommen und nun... "AAAAAAAAAAAAHHHHHHHHHH", kreischte Ran. Auch Conan schrie. Steil sauste der Wagon die Abfahrt hinunter. Dann fuhr er durch den Tunnel. In diesem Tunnel ist es passiert, dachte Conan. Da fühlte er plötzlich, wie Rans Hand zitterte. Er schaute zu ihr hinauf, konnte aber wegen der Dunkelheit ihr Gesicht nicht erkennen. Als sie wieder aus dem Tunnel heraus waren, merkte Conan, dass Ran Tränen in den Augen hatte. Er drückte ihre Hand fester. Ran wischte sich schnell die Tränen vom Gesicht und versuchte zu lächeln. "Warum weinst du?", fragte Conan. Die Bahn war langsamer geworden. "Ich...hab nur gerade an jemanden gedacht, den ich sehr vermisse", antwortete Ran. "Ist schon gut, Conan." Conan starrte auf seine Füße. Wie sehr sie sich immer noch sorgte. Es tut mir Leid, Ran, dachte er. Kaito hatte sich überreden lassen, mit Aoko ins Tropical Land zu gehen. Nun bereute er das. Die Geisterbahn war der reinste Horror. Ihm war schon speiübel, während Aoko neben ihm anscheinend Spaß hatte. Er saß in der letzten Reihe des Wagons und hoffte, die Fahrt würde nun vorbei sein. Und wirklich hielt der Wagon endlich dort, wo sie auch eingestiegen waren. Kaito schob den Bügel schnell von sich weg und sprang aus dem Wagon. Nur schnell weg von diesem Höllegefährt! Aoko wankte ein bisschen. Er musste sie halten, damit sie nicht umfiel. "Ich gehe nie wieder auf eine Achterbahn", bestimmte Kaito mit grünem Gesicht. "So schlimm war es doch nicht", lachte Aoko. "Du hast ja keine Ahnung", grummelte Kaito. "Und jetzt essen wir was", rief Aoko. "Bloß nicht", entgegnete Kaito erschrocken. "Dann übergeb ich mich über dem Tisch, glaub mir." "Ist ja schon gut. Dann gehen wir eben auf's Riesenrad", schlug Aoko vor und zog ihn mit sich an der Schlage zur Geisterbahn vorbei. "O nein", murmelte Kaito nur noch. Aoko zog ihn zur Riesenradkasse, an der keine lange Schlange stand. Aoko bezahlte die Karten und stellte sich an den Rand. "Wollen wir nicht einsteigen?", fragte Kaito irritiert. "Nee, wir setzen uns in die rote Gondel", sagte Aoko bestimmt. "Und die ist noch nicht unten." Kaito verzog sein Gesicht zu einer Grimasse. Ihm war langweilig. "Guck, da kommt die Gondel", rief Aoko und zog Kaito mit sich. Die beiden liefen auf die Gondel zu, doch der Mann, der daneben stand, wahrscheinlich ein Angestellter, hielt sie zurück. "Das Riesenrad wird jetzt geschlossen", schnauzte er. "Bis wann denn?", fragte Aoko verwundert. "Das wird verschrottet", antwortete der Angestellte unhöflich. "Hier kommt übermorgen ein neues hin." "Warum denn das?", fragte Kaito frech. "Ist das schon so kaputt?" "Nein, du kleiner Klugscheißer. Das London-Eye wird direkt aus London angeliefert", erwiderte der Angestellte und verzog sich in das Kassenhäusschen." "Was ist das London-Eye?", fragte Kaito Aoko. "Au Mann, bist du ungebildet", sagte Aoko. "Das ist das höchste Riesenrad der Welt." "Aha..." "Ah, jetzt fällt es mir auch wieder ein", rief Aoko. "Das habe ich im Radio gehört. Das London-Eye kommt hierher. Und das wird mit einer riesigen Party gefeiert. Die findet hier im Park statt. Was meinst du, sollen wir hingehen?" Kaito überlegte. "Na, weiß nicht. Ist doch bestimmt langweilig." "Och bitte, Kaito", bat Aoko und setzte ihren treuesten Blick auf. "Was soll denn an diesem Riesenrad so besonders sein, weshalb die hier eine Party machen?", fragte Kaito. "Du musst Radio hören, Kaito", tadelte Aoko. "Die Besitzerin des London-Eye bringt ihre Krone mit." "Ihre Krone?", schrie Kaito. "Wie soll ich denn jetzt das verstehen?" "Die Besitzerin ist eine entfernt Verwandte der englischen Queen", erklärte Aoko. "Aber das einzige, was ihr vom Königsgut gehört, ist eine perlenbesetzte Krone. Und die wird sie mitbringen, wenn sie das Riesenrad herschafft. Und die Krone wird mitten auf dem Riesenrad befestigt." "Und was soll das bringen?", fragte Kaito, der jetzt hellhörig geworden war. "Ich finde das albern." "Daran ist nichts albern", widersprach Aoko. "Das ist ihre Pflicht, wenn sie mehr vom Königsbesitz erben möchte. Außerdem sieht das Karussel dann viel schöner aus." "Aha...", murmelte Kaito. "Seltsame Pflicht." Aber gut für mich, dachte er weiter. Jetzt habe ich endlich mein neues Ziel: Die Krone. Am Abend kam er erschöpft nach Hause. Weder seine Mutter nch Chii war da. Kaito setzte sich sofort an seinen Schreibtisch und bereitete alles nötige für den Diebstahl vor. Im Internet schaute er sich Lagepläne des Tropical Lands an, suchte Informationen und schließlich schrieb er dann auch seine Nachricht an Miss Claire, so hieß die Besitzerin des Riesenrads. An Miss Hermione Claire, Wenn die Verzögerung der Dunkelheit zum zweiten Mal ihren Lauf nimmt, wird die Elster in Weiß dem königlichen Auge seine Schönheit rauben. Gezeichnet, Kaito Kid Kaito las sich die Warnung ein paar mal durch, bis er endgültig davon überzeugt war, dass sie gut war. Da hörte er die Haustür. Es war Chii. Schnell lief Kaito zu ihm und sagte: "Chii, bring diese Nachricht zu Miss Claire! Sie wohnt im Beika Hotel in Nummer 2035!" "Ja, Meister", sagte Chii und machte sich augenblicklich auf den Weg. Conan, Ran und Sonoko saßen zusammen am Wohnzimmertisch und tranken Tee. Doch nach zehn Minuten verkündete Sonoko: "Ich muss jetzt gehen, Ran." Sie stand auf und kniff Conan in die Wange. "Warst heute ja mal brav." Ran brachte sie noch bis zur Tür und verabschiedete ich dann. Völlig fertig sagte sie dann zu Conan, er müsse ins Bett, und legte sich dann selbst auch schon schlafen. Der Tag hatte sie fertig gemacht. Immer wieder hatte sie an Shinichi denken müssen. Bis sie in der Geisterbahn saß, war ihr noch nicht klar gewesen, wie sehr sie Shinichi vermisste. Wo war er bloß? Hatte er sie im Stich gelassen? Wenn Conan nicht dagewesen wäre, hätte sie wohl keinen mehr gehabt, dem sie vertrauen konnte. Tränen stiegen in ihr hoch und sie fing an zu schluchzen. Da öffnete sich die Tür und Conan kam herein. Leise und vorsichtig. Er legte den Arm um sie und lächelte sie an. "Warum weinst du?", fragte er leise. Genau die gleiche Frage hatte er ihr auch in der Geisterbahn gestellt. "Das ist nicht so wichtig", antwortete Ran dieses Mal. "Du musst dir darum keine Sorgen machen." "Du weinst wegen Shinichi, oder?", fragte Conan. "Weißt du was, Ran? Bestimmt vermisst er dich jetzt genau so wie du ihn oder vielleicht auch noch doller. Und bestimmt wird er morgen anrufen." "Sicher?", fragte Ran. Conan nickte. "Shinichi ist dir vielleicht näher als du denkst." Am nächsten Morgen in der Schule spielte Conan mit den Detective Boys. Ai stand nur daneben und beobachtete sie. Conan gab das Spiel auch nach ein paar Minuten auf. "Schon einen Plan, wann du das Gegengift einsetzt?", fragte Ai beiläufig. "Nein", antwortete Conan. "Und wenn du es einsetzt, musst du dir sicher sein, dass es dir nichts ausmacht, danach zu sterben", warnte Ai. "Das ist mir klar", erwiderte Conan. Da streckte Ai ihm eine Zeitung entgegen. "Hä?", fragte Conan. "Hier drin steht etwas, was du wissen solltest, Kudo", sagte sie. Conan nahm die Zeitung und las die Überschrift auf der Titelseite. Neue Warnung von Kaito Kid Conan riss die Augen auf. "Was???" Er sah Ai an, die ihn mit einem Kopfnicken darauf hinwies, dass er lesen sollte. Gestern Abend bekam Miss Hermione Claire eine Warnung von dem berüchtigten Dieb Kaito Kid. Die SOKO KID entschlüsselt gerade die Nachricht, was ihnen äußerste Mühe bereitet. Dabei hilft ihnen der Schülerdetektiv Saguru Hakuba. Komissar Nakamori ist sich sicher: "Kaito Kid wird uns dieses Mal nicht durch die Lappen gehen. Wir sind mit allem gerüstet!" Außerdem möchte Inspektor Megure mit diesem Artikel einen Aufruf starten: "Die Polizei benötigt dringend die Hilfe von Shinichi Kudo. Er muss sich sofort bei uns melden, wenn er diese Nachricht liest." Die entschlüsselte Nachricht wird in unserer Abendausgabe zu finden sein. Shinichi Kudos Hilfe werden sie bekommen, dachte er. Dieses Mal werde ich dich kriegen, Kaito Kid, darauf sei gefasst! Zusammenschluss der Spitzen --------------------------- "Ran", rief Conan Ran zu, als diese gerade aus der Schule kam. "Wir müssen ganz schnell ins Polizeipräsidium!" "Warum?", fragte Ran. "Ist was passiert?" "Ja, allerdings", sagte Conan. "Lies dir das hier durch!" Ran las sich den Zeitungsartikel durch, den Conan ihr gegeben hatte. "Kaito Kid?", fragte Ran. "Warum sollen wir wegen Kaito Kid zur Polizei gehen?" "Weil sie Shinichi suchen", sagte Conan. "Er wird doch bestimmt heute anrufen. Und wir könne ihm erzählen, dass er hier gebraucht wird." "Was hat das ganze mit der Polizei zu tun?", fragte Ran. "Wenn Shinichi keine Einzelheiten weiß, kommt er bestimmt nicht", erklärte Conan. "Wir müssen auf der Polizei fragen, ob die Nachricht schon entschlüsselt wurde." "Meinst du?", fragte Ran unschlüssig. "Tu Shinichi doch den Gefallen", bat Conan. "Na okay", sagte Ran dann. "Na los! Worauf warten wir noch?" Sie ließ ihre Schultasche einfach auf dem Boden liegen und stürmte mit Conan an der Hand in Richtung Polizeipräsidium. Im Polizeipräsidium empfing Inspektor Megure die beiden. "Was gibt es denn?", fragte er. "Wir kommen wegen ihrem Aufruf in der Zeitung", entgegnete Ran mit entschlossenem Gesicht. "Ich kann Shinichi sagen, dass er kommen soll." "Das wäre unsere Rettung, Ran", seufzte der Inspektor. "Shinichi hat uns schon einmal geholfen und das hervorragend, obwohl wir Kaito Kid trotzdem nicht kriegen konnten." "Sagen Sie, was steht denn nun in der Nachricht von Kid?", fragte Ran. "Haben Sie das schon entschlüsselt?" "Moment", sagte Inspektor Megure, nahm einen Stapel Blätter von seinem Tisch und gab Ran eins. "Das ist seine Nachricht. Wir haben sie schon entschlüsslet. Es heißt, dass..." "Sagen Sie uns nichts, Inspektor. Ran und ich können ja auch selbst versuchen, sie zu entschlüsseln", schlug Conan vor. Der Inspektor nickte und Ran und Conan beugten sich über das Blatt Papier. Sie lasen es sich aufmerksam durch. Conan überlegte. Wenn die Verzögerung der Dunkelheit zum zweiten Mal ihren Lauf nimmt... "Meint Kid damit die Dämmerung übermorgen?", fragte er den Inspektor. Dieser schüttelte den Kopf. "Die Nachricht hat schon gestern den Weg zu Miss Claire gefunden, also meinte er wohl die morgen." Wird die Elster in Weiß... "Er meint sich selbst damit, nicht wahr?", fragte Ran. Auch dieses Mal nickte Megure. Dem königlichen Auge seine Schönheit rauben. Beide überlegten eine ganze Weile. Was meint Kaito Kid damit?, dachte Conan. Dem königlichen Auge... Was könnte das sein? Vielleicht... Mist, ich komme einfach nicht drauf! Ran lehnte sich zurück. "Wie lange haben sie zum Entschlüsslen gebraucht?" "Ziemlich lange", antwortete der Inspektor. "Ich habe aber nicht geholfen. Für die SOKO KID ist Komissar Nakamori zuständig. Und dieser Engländer, dieser Hakuba, erleichtert uns die Arbeit nicht gerade. Er stört uns eher." Conans Kopf rauchte immer noch. Was meint er bloß? "Königlich" könnte auf England hindeuten, aber genauso gut könnte es auch jedes andere Land mit einem König oder einer Königin... "Jetzt hab ich's!", rief Conan. "Ich weiß, was gemeint ist!" "Ja? Sag schon!", forderte Ran ihn auf. "Insgesamt heißt das Ganze: Morgen bei Dämmerung wird Kaito Kid die Krone der Besitzerin des London-Eye stehlen." "Die Krone der Besitzerin des London-Eye?", wiederholte Ran. "Ist das nicht dieses berühmte Riesenrad?" "Ja", sagte Conan. "Und das kommt übermorgen samt Besitzerin nach Tokyo in das Tropical Land. Da steigt dann eine riesige Feier und die Krone wird auf dem Riesenrad befestigt." "Stimmt, Conan", lobte der Inspektor ihn. "Die Besitzerin will so mehr von dem Königsgut erben." "Das war super, Conan", sagte auch Ran. Conan kratzte sich verlegen am Kopf und dachte: Ich werde da sein, Kid! "Kaito", schrie Aoko, als sie in die Klasse gestürmt kam. "Du glaubst es nicht! Er hat es wieder geschafft!" "Wer hat was geschafft?", fragte Kaito ruhig, obwohl er schon wusste, auf was sie hinaus wollte. "Kid hat wieder eine Warnung geschrieben", schrie Aoko, sodass es keiner überhören konnte. "Dieses Mal an Miss Claire." "Ich weiß, Aoko. Ich habe auch einen Fernseher zu Hause", brummte Kaito und blätterte seine Zeitung durch. "Ich hasse ihn! Ich hasse Kaito Kid!", brüllte Aoko. "Wenn mein Paps ihn dieses Mal wieder nicht schnappt, kümmere ich mich persönlich darum!" Kaito musste sich das Lachen verkneifen. Wenn sie wüsste... "Wie kann er sich nur so über das königliche Geschlecht lustig machen", schrie Aoko weiter. "Ich bin ganz Kids Meinung, dass das "königliche Geschlecht" ein bisschen zu viel Kohle hat", lachte Kaito. Da kam Hakuba in die Klasse stolziert, bevor Aoko Kaito noch anschreien konnte. Wie ein Falke stürzte er sich auf Kaitos Tisch. "Du!" "Was?", fragte Kaito mit seinem typischen Lächeln. "Du! Wie kannst du es wagen?", schrie Hakuba ihn an. "Was willst du von mir?", fragte Kaito. "Warum willst du die Krone stehlen?", schrie Hakuba ihn an, doch dann redete er leise. "Ach, entschuldige! Diebe haben ja keinen Grund." "Was redest du da?", schrie Aoko jetzt Hakuba an. "Meinst du immer noch, Kaito ist Kid?" "Ich meine das nicht nur, es ist so, Aoko. Dieser Schleimer ist ein Dieb!" Aoko machte ein wütendes Gesicht. "Du redest Blödsinn, Hakuba. Und jetzt lass deine Anschuldigungen mal stecken!" Beleidigt ging Hakuba auf seinen Platz. "Ich werde dich schon kriegen, Kuroba!" Kaito grinste ihn nur frech an. Er sah es gerne, wenn Hakuba sich abstrampelte, um jemandem zu erklären, dass Kaito Kaito Kid wäre. "Kaito", sagte da Aoko. "Wir wollen ja auf das Fest wegen dem London-Eye gehen." "Ja und?", fragte Kaito. "Das wird nicht abgeblasen", bestimmte Aoko. "Dieser Kid wird mir nicht die Laune verderben." "Wie du meinst", meinte Kaito nur und lehnte sich zurück. "Paps wird Kid schon irgendwie alleine fassen", hoffte Aoko. "Und bestimmt wird dieser Liebling von Megure auch dabei sein." "Meinst du Shinichi Kudo, den "berühmten" Schülerdetektiv, der bis jetzt jeden Fall gelöst hat?", erwiderte Kaito gähnend. "Schmück bloß nicht zu viel aus", kicherte Aoko. "Aber so stand es in der Zeitung." Da kam der Lehrer, Herr Ogino, in die Klasse und warf seine Tasche auf das Pult. "Hinsetzen!" Alle stürmten zu ihren Plätzen und sagten keinen Piep mehr. Der Unterricht begann. Kaito gähnte noch ein paar Mal, wofür er vor die Tür geschickt wurde. Ein paar Minuten später wurde auch Hakuba aus der Klasse geschickt. Feindselig starrte er Kaito an. "Ich werde der SOKO KID morgen helfen, also verlass dich drauf, dass wir dich kriegen", murmelte er aus dem Mundwinkel. Kaito lachte kurz auf. "Du? Weißt du noch nicht, dass die Polizei es vorzieht mit Kudo zu arbeiten? Du bist nur das fünfte Rad am Wagen. Wahrscheinlich darf Kudo dich dann herumkommandieren." Dazu sagte Hakuba nur: "Das denkst auch nur du!" Kaito grinste. Er hatte Glück, dass Hakuba ihm nicht an die Gurgel sprang. Dann wurden die beiden wieder in die Klasse geholt. Ran und Conan waren wieder bei den Moris angekommen. Conan holte eine kleine Flasche aus der Hosentasche, als er allein war. Darin befand sich das Gegenmittel. Er besah sich die Flasche eine ganze Weile. Morgen nehme ich das Zeug ein, dachte er. Und das mach ich nur für dich, Ran! Conan hatte beschlossen, er würde das Gift einnehmen, Kaito Kid schnappen und am nächsten Tag Ran einladen und ihr sagen, wie sehr er sie mochte. Wie gerne würde er ihr erzählen, dass er Conan war, doch die Schwarze Organisation durfte auf keinen Fall von seiner Existenz erfahren, denn sonst würden alle, die ihm nahestanden... Er wollte gar nicht daran denken. Plötzlich fiel ihm wieder ein, was er Ran versprochen hatte. Er hatte gesagt, Shinichi würde anrufen. Und das würde er jetzt tun. Conan lief an Ran und Kogoro vorbei, rief noch ein: "Geh raus zum Spielen!", und rannte zur nächsten Telefonzelle. Er wählte schnell die Nummer der Detektei Mori und stellte seinen Stimmverzerrer auf seine eigentlich Stimme ein. "Detektei Mori, hallo?", meldete sich da auch schon Ran. "Hallo, Ran", grüßte Conan. "Ich bin's. Shinichi." Eine Weile war es still. "Shin...Shinichi!", stotterte Ran. Dann wurde ihre Stimme fester. "Wird ja auch mal Zeit, dass du anrufst." "Sorry", grinste Conan. "Aber der Fall ist wirklich schwierig, an dem ich gerade dran bin." "Wo bist du?", fragte Ran hoffnungsvoll. "Das kann ich dir doch nicht sagen, viel zu gefährlich." "Hast du schon Zeitung gelesen?", fragte Ran dann säuerlich. "Da steht etwas drin, was dich sehr interessieren könnte." "Da, wo ich bin, bekommt man keine japanische Zeitung", entgegnete Conan. "Was steht denn da so wichtiges drin?" "Kaito Kid hat eine Warnung geschrieben", berichtete Ran. "Inspektor Megure verlangt nach dir. Morgen wird Kid zuschlagen." "Ach...", sagte Conan gespielt interessiert. "Bitte, Shinichi, komm nach Tokyo!", bat Ran mit Nachdruck. "Die Polizei braucht dich wirklich. Und ich auch." Die letzten Worte flüsterte sie nur. "WAS?", rief Conan und hätte sich beinahe an seiner eigenen Spucke verschluckt. Sein Gesicht war rot angelaufen. "Äh... nichts", murmelte Ran schnell. "Auf jeden Fall musst du sofort herkommen! Du willst doch Kid schnappen, oder?" "Klar", antwortete Shinichi. "Ich... verspreche zu kommen." "Aber dass du mich dann auch ja begrüßen kommst!", rief Ran noch, bevor Conan auflegte. Mit guter Laune trat Conan aus der Telefonzelle und hüpfte zurück zur Detektei Mori. Als er schellte, öffnete Ran so heftig, dass Conan fasst die Treppe hinunter gefallen wäre. Sie machte ein Gesicht, als ob jemand ihr die ganze Welt geschenkt hätte. Sie drückte Conan so fest an sich, dass dieser kaum noch Luft bekam. "Conan!", rief sie. "Du hattest Recht! Shinichi hat angerufen und er kommt morgen nach Tokyo." "Ach...", sagte Conan wieder. "Deshalb freust du dich so." "Ja, klar", rief Ran. "Mein Shinichi kommt! Jetzt kann ich nur noch hoffen, dass er zwischen Kaito Kid auch Platz für mich in seinem Terminplaner findet." "Wird er bestimmt", versicherte Conan ihr. Ran nahm ihn noch einmal in den Arm und ließ ihn dann in die Wohnung gehen, wo sie fröhlich vor sich hin sang. Conan hatte ein sehr schlechtes Gewissen. Immerhin hatte er nur zwei Tage für Kid und Ran übrig. Vielleicht würde er dann sterben. Er hatte keine Angst vor dem Sterben, dem Tod sah er jeden Tag ins Auge, doch was würde Ran dann denken? Sie würde mit Sicherheit denken, dass er ihr nicht vertraut hatte. Sie würde furchtbar enttäuscht sein. Und würde sie nach seinem Tod noch an sie denken? Was würde sie dann über ihn denken? Dieses Risiko musste er auf sich nehmen, oder... Sollte er Ran von seiner Verwandlung zum Kind erzählen? Doch wenn er dann nicht sterben würde, würden alle seine Freunde und Verwandten gefährdet sein. Das konnte er keinem antun. Seinen Eltern, Professor Agasa, Ai, den Detective Boys, Ran... Nein! Das würde er nie tun! Auf einmal musste er an etwas anderes denken. Kid! Wie sollte er es schaffen, ihn zu fassen? Er brauchte eine Strategie. Conan besah sich noch einmal die Warnung von Kaito Kid, die er sich aus dem Präsidium mitgenommen hatte. Sie war nicht eine von seinen besten Warnungen. Es hatte schon kniffligere gegeben. Conan war klar, dass er Kaito kid unmöglich allein schlagen konnte. Er brauchte Verstärkung. Und da Komissar Nakamori und Saguru Hakuba ein Paar von Nullen waren, musste er sich woanders Hilfe holen. Und da gab es nur einen, der ihm da helfen konnte. "Heiji Hatsutori", meldete sich Heiji, als Conan ihn anrief. "Wer is da?" "Hi, Heiji", grüßte Conan ihn. "Hier ist der Meisterdetektiv des Ostens." "Äh...Kudo?", fragte Heiji vorsichtig. "Echt jetzt?" "Jepp", sagte Conan. "Ich brauche deine Hilfe." "Im Fall Kid?", fragte Heiji. "Hör mal, ich bin eher auf Morde spezialisiert, also ich weiß ja nich..." "Gut, du hast also schon davon gehört." "Ey, Kudo, warum brauchse'n du meine Hilfe?", fragte Heiji. Conan lächelte. "Weil dieser Hakuba und Komissar Nakamori totale Versager sind." "Aber das letzte Mal hasse ihn auch nich geschnappt, Kudo", erinnerte Heiji. "Willse das wirklich noch ma versuchen?" Plötzlich rief eine Stimme im Hintergrund: "Heiji? Redest du gerade mit Shinichi?" "Äh... nee, Kazuha. Ich sprech grad mit Conan", rief Heiji zurück. "Kazuha?", fragte Conan ungläubig. "Ist die gerade bei dir?" "Ja..." "Richte Ran von mir alles Liebe aus, Conan", rief Kazuha. "Kazuha, geh bitte mal kurz raus!", sagte Heiji und wandte sich dann wieder dem Telefon zu. "Schieß los! Details zum Fall?" "Das heißt, du hilfst mir?", fragte Conan dankbar. "Ja, schon, aber willse als Pimpf versuchen, Kid zu schnappen? Die Polizei wird dich nich reinlassen." "Ich habe noch ein Ass im Ärmel", verriet Conan und erzählte Heiji alles, was wichtig war. Er versprach, morgen anzureisen und Conan zu helfen. Kaito saß zu Hause an seinem Schreibtisch und dachte nach. Schließlich musste alles gut vorbereitet sein für seinen Coup morgen. Kaito hatte sich schon alles ganz genau überlegt. Er wollte sich verkleiden, um in die nähere Umgebung des Riesenrads zu bekommen. Denn man würde die Besucher bestimmt nicht an das Riesenrad heranlassen. Die Dämmerung würde ungefähr um 22 Uhr beginnen, also musste er sich ca. eine halbe Stunde früher von Aoko loseisen. Er würde sich schnell auf der Toilette umziehen und sich dann einen schnappen, in den er sich dann verkleiden konnte. Vielleicht würde er sich mal als Hakuba verkleiden oder als Komissar Nakamori... Das wollte er dann spontan entscheiden. Da schellte es an der Tür. "Kaito, Aoko ist hier", rief seinen Mutter zu ihm hinauf. Da öffnete Aoko schon die Tür. "Hallo, Kaito." "Hi", entgegnete Kaito. "Eine Frage: Warum bist du hier? Gibt es was bestimmtes?" "Ja, allerdings", keuchte Aoko. Sie war wohl die Treppe wie ein wildes Tier hinauf gerannt. Aoko setzte sich auf Kaitos Bett und sah ihn an. "Shinichi Kudo kommt nach Tokyo, um Kid zu fangen. Er hat gerade bei uns zu Hause angerufen. Stell dir vor, er hat bei uns angerufen!" "Bist du in den Typen verknallt?", fragte Kaito sarkastisch. Aoko wurde rot. "Natürlich nicht. Auf jeden Fall kommt Shinichi und wird Kid schnappen." "Wird Hakuba dann wenigstens aus dem Team geschmissen?" "Nee, mein Paps wollte zwar, dass überhaupt kein Schülerdetektiv mitmacht, aber Shinichi wurde von Inspektor Megure empfohlen und Hakuba hat sich selbst aufgedrängt. Er hat sich einfach nicht abschütteln lassen." "Schade", grinste Kaito. "Und weißt du was?", berichtete Aoko. "Shinichi kommt nicht allein. Er bringt einen anderen Schülerdetektiv aus Osaka mit." "Aus Osaka? Und dein Vater erlaubt das?", fragte Kaito verwundert. Aoko grinste ihn an. "Natürlich nicht, aber Inspektor Megure meint, wenn es ein Freund von Shinichi Kudo ist, muss er gut sein. Also musste er nachgeben. Aber ich finde das gut, dass jetzt noch ein Detektiv mehr dabei ist, weil jetzt drei Detektive und die SOKO KID gegen Kaito Kid arbeiten. Da hat er wenig Chancen." "Ich weiß ja nicht", zweifelte Kaito. "Um gegen Kid zu gewinnen, muss man schon etwas mehr drauf haben." "Du und dein tolles Idol", schrie Aoko ihn an und rannte aus dem Zimmer. "Bis morgen abend! Du holst mich ab!" Kaito ließ sich erschöpft auf sein Bett sinken und dachte: Wer wird die mal verstehen? Dann dachte er wieder an morgen abend. Ob es mit Shinichi und diesem anderen Detektiv schwieriger werden würde? Wahrscheinlich nicht. Kaito freute sich, dass sein Feind Shinichi auch kommen würde. So konnten sie sich abermals messen. Das letzte Mal war es eng geworden, doch wer würde dieses Mal der Sieger sein? Kaito war gespannt. Der Meisterdetektiv erwacht --------------------------- Am nächsten Tag wachte Conan auf und fand einen Zettel neben seinem Bett. Er war von Ran. Ich bin bei Shinichi. Ran. Conan schnellte aus dem Bett und zog sich an. O nein! Jetzt stand sie da draußen in der Kälte und fror sich die Hände ab und Shinichi würde nicht kommen. Zumindest nicht vor Abend. Er musste sie irgendwie davon überzeugen, dass Shinichi nicht kommen würde und sie das Warten sein lassen sollte. Schnell zog er sich Jacke und Schuhe an und rannte auf die Straße in Richtung seinem Haus. Schon von weitem sah er Ran am Eingangstor zu seinem Haus stehen, die sich die kalten Hände rieb. "Ran", rief Conan. "Conan?", wunderte sich Ran. "Was machst du denn hier?" "Ich...äh...ich hab deinen Zettel gelesen", keuchte Conan. "Und Shinichi hat gerade angerufen. Er hat gesagt, er kommt erst heute Abend und du brauchst nicht auf ihn warten." Ran musterte Conan. "Hat er das ehrlich gesagt?" Conan nickte. "Komm! Lass uns zu Professor Agasa gehen!" Und Ran ließ sich von ihm zu Professor Agasas Haus ziehen. Conan klingelte an. Als der Professor die Tür öffnete, schaute er erstaunt. "Hallo Ran und Conan, kommt doch rein." Conan ging Ran vorran in Professor Agasas Haus. Sofort steuerte er Ais Zimmer an und ließ Ran stehen. Als er die Tür öffnete, saß Ai vor ihrem Computer und sah sich nicht um. "Hallo, Ai", grüßte Conan sie. "Du wirst das Gift heute Abend nehmen, oder?", fragte Ai plötzlich nach längerem Schweigen. Conan war verblüfft. "Ja, aber woher...?" "Ist doch klar. Kaito Kid wird heute die königliche Krone stehlen. Da wirst du doch nicht tatenlos zusehen." Conan grinste sie an. "Tja, ich wusste gar nicht, dass du mich so gut kennst. Jetzt kann ich nur noch hoffen, dass ich nicht den Löffel abgeben muss." "Das würde ich nicht auf die leichte Schulter nehmen", warnte Ai. "Tu ich auch nicht", entgegnete Conan. "Aber einen gefallen musst du mir tun, wenn ich sterbe." Ai schaute auf. "Und zwar?" "Sag Ran bitte, dass ich Conan bin, verstehst du?", bat Conan. "Diesen Gefallen musst du mir tun, Ai!" Ai blickte ihn eine ganze Weile an. "Ja, gut." Conan atmete erleichtert auf. "Danke." Er hüpfte summend und gut gelaunt ins Wohnzimmer, wo Ran und Professor Agasa saßen. "Ah...Conan", sagte der Professor, als er Conan sah. "Komm, Conan! Wir gehen!", bestimmte Ran und stand auf. "Wir sind einfach so bei dem Professor reingeplatzt, da können wir seine Gastfreundschaft nicht länger strapazieren." Conan nickte und verabschiedete sich von dem Professor. Nach einer halben Stunde waren Ran und er wieder in der Detektei. Es war 20 Uhr am Abend. Es schellte an der Tür zur Detektei. Ran öffnete. "Heiji?" Conan kam sofort angelaufen und sah Heiji im Türrahmen stehen. Neben ihm stand Kazuha. "Hi, Ran", grüßten beide. "Was macht ihr denn hier?", fragte Ran erstaunt. Heiji grinste. "Shinichi hat mich angerufen und gebeten, ihm wegen der Kid-Sache zu helfen. Tja, und Kazuha wollte noch ma' bei dir vorbei schauen und da sind we." "Shinichi hat dich um Hilfe gebeten?", fragte Ran. "Das kann ich mir kaum vorstellen. Er meint doch sonst, er könne alles alleine." Ist jetzt mal gut?, dachte Conan. "Hallo, Heiji." "Hi, Conan", lachte Heiji und beugte sich zu ihm runter. "In zwei Stunden", flüsterte er. "Willse nich' ma' groß werden?" "Ich muss erst hier weg", flüsterte Conan. "Kannst du mir nicht helfen?" Heiji wandte sich zu den Mädchen um, die sich schon angeregt unterhielten. "Ey, Mädels, ihr könnt ja hier warten, aber ich muss jetzt Kudo abholen. Er hat gesagt, er würd bei sich zu Hause warten", sagte Heiji. "Und Conan kann ja auch mitkommen." "Warum soll denn Conan mitgehen?", fragte Ran. "Ach, weisse, lass ihn doch einfach", bat Heiji. "Nur unter zwei Bedingungen!", meinte Ran. "Erstens müsst ihr auf ihn aufpassen und zweitens musst du Shinichi etwas von mir sagen." Heiji nickte. "Was denn?" Ran beugte sich zu ihm und flüsterte ihm etwas ins Ohr, was Conan nicht verstand. Heiji warf Conan einen bedeutungsvollen Blick zu und drehte sich dann zur Tür. "Los, komm, Conan!" Conan verabschiedete sich noch von Ran und Kazuha und lief dann hinter Heiji her. Ran rief noch: "Und viel Glück!" Als Heiji und Conan außer Hörweite waren, fragte Conan: "Was hat sie gesagt?" Heiji grinste. "Sie will 'ne Erklärung haben." "Was?", fragte Conan perplex. "Mehr nicht?" "Nö." Conan starrte Heiji an, dann meinte er: "Na ja, auf jeden Fall müssen wir uns beeilen, sonst muss die Polizei ohne uns auskommen." Heiji und er rannten von der Detektei aus bis zu Conans/Shinichis Haus und schlossen auf. Nun war es 20.15. Die beiden Detektive traten ein. Heiji nahm im Wohnzimmer Platz und Conan kramte das Gegengift aus seiner Hosentasche. "Ist es das?", fragte Heiji. Conan antwortete: "Ja, und jetzt entschuldige mich." Er ging mit der Flasche in der Hand die Treppe hoch ins Bad. Dort stellte er sich vor das Waschbecken (er kam ja nicht an den Spiegel heran) und öffnete die Flasche langsam. Es kam eine grünliche Tablette zum Vorschein. Conan nahm sie in die Hand und dachte: "Für dich, Kaito Kid, und natürich für Ran." Dann steckte er sich die Tablette in den Mund und spülte schnell noch Wasser hinterher. Zuerst spürte er rein gar nichts, doch plötzlich wurde ihm ganz schummrig und alles begann sich zu drehen. Conan hielt sich verzweifelt am Waschbecken fest. Sein Herz raste. Ob er jetzt schon sterben würde? Ob Ai das Gegengift falsch entwickelt hate? Conan sah nur noch schwarz und fiel auf die Fliesen. Dieses dumpfe Pochen hatte Heiji gehört. Er machte sich Sorgen und rannte die Treppe nach einer Weile sinnlosen Rufens hinauf. Die Badezimmertür war nur angelehnt. Heiji stürmte hinein. Doch er sah nichts. Niemand war in dem Zimmer. "Hey, Kudo, wo bisse?", rief Heiji angespannt. Da tippte ihm jemand auf die Schulter. Erstaunt drehte Heiji sich um. "Suchst du mich?" Shinichi stand hinter Heiji angelehnt an die Wand und grinste ihn an. "Kudo", atmete Heiji auf. "Wow, du hast mir 'nen Schrecken eingejagt." Shinichi grinste noch breiter. "Schau! Ich bin wieder ich!" Er drehte sich einmal um sich selbst und wurde dann plötzlich wieder ernst. "Los! Die Polizei wartet nicht!" Heiji nickte und die beiden liefen los in Richtung Bushaltestelle, um zum Tropical Land zu gelangen. "Guck mal, sieht das nicht wunderschön aus?", rief Aoko, als sie mit Kaito den Festplatz des Tropical Lands betrat und das London-Eye vor ihr aufragte. "Es ist ja so riesig!" Kaito stieß nur gelangweilt einen Stein weg. Ihn interessierte nicht das Riesenrad, sondern die königliche Krone, die schon hoch oben an dem "königlichen Auge" hing. Sie sah aus wie ein riesiger Edelstein, wenn man nicht genau hinschaute. Kaito bemerkte die vielen Polizisten, die alle ziellos herum wirbelten und in ihre Sprechfunkgeräte stammelten. Das London-Eye war im Fünfzig-Meter-Abstand abgesperrt, sodass keiner näher kommen konnte. Die Polizisten wurden alle nach ihrem Fingerabdruck überprüft, um keinen falschen durchzulassen. Kaito fand diese Vorkehrungen lächerlich. "Shinichi Kudo und sein Freund können noch nicht hier sein", sagte er zu Aoko. "Dann wären die Sicherheitsvorkehrungen nicht so lasch." Aoko sah ihn tadelnd an. "Kaito! Wir haben ausgemacht, nicht über Kid zu sprechen. Diesen Abend wird er mir nicht verderben!" Kaito rollte mit den Augen. "Bei dem Aufruhr hier wird das schwer." Aoko strafte ihn mit einem so vernichtenden Blick, dass er es aufgab. Plötzlich stieß ihn jemand zur Seite und rief: "Tschuldigung, muss mal vorbei!" Kaito schaute ihm erschrocken hinterher. Es war ein Junge mit Baseballmütze und Sportjacke. Da wurde er zum zweiten Mal umgestoßen. Dieses Mal von einem anderen Jungen. "War das nicht gerade Shinichi Kudo?", fragte Aoko erstaunt. "Ziemlich spät dran, der Gute. Aber egal. Hauptsache er macht Kid ein für alle Mal dingfest." Kaito schaute auf seine Uhr. Es war 21 Uhr. In einer Stunde würde er Shinichi Kudo zeigen, was eine Harke ist. Da hatte Kaito eine geniale Idee. Er erinnerte sich an den Jungen, der vor Kudo hergelaufen war. Das war doch bestimmt sein Freund, dieser Schülerdetektiv aus Osaka... Kaito hatte schon eine ganz besondere Überraschung für Shinichi Kudo. Er konnte es kaum noch erwarten, diese auch umzusetzen. "Okay", rief Shinichi. "Komissar Nakamori, Sie nehmen die Position in Gondel 14 ein!" Der Komissar weitete die Augen. "Was?", schrie er. "Du wagst es, mich herum zu kommandieren?" Shinichi nickte und zeigte dem Komissar seinen Befugnis-Ausweis. Komissar Nakamori biss sich auf die Lippe und setzte sich in die dunkelste Ecke des Verwaltungshäuschens, die er finden konnte. "Alle anderen kennen ja ihre Position", meinte Shinichi. "Die nehmen Sie jetzt bitte ein!" Alle Polizisten, die noch in dem Häuschen gestanden hatten, liefen nun hinaus und auf ihre Position. "Ham se 'nen Hubschrauber?", fragte Heiji. Der Komissar zögerte. "Ja... kann ich anfordern." "Dann tun Se das!" Der Komissar stürmte aus dem Raum, um zu telefonieren. "So müssten wir es dann schaffen", sagte Shinichi. "Jetzt kann Kid kommen." Wer ist Kid? ------------ Es war nun 21.30. Heiji war gerade auf der Toilette, doch da kam er auch schon wieder. Die Polizisten wurden unruhig. Auch Shinichi war es, doch er zeigte es nicht. Heiji stand neben ihm und nörgelte die ganze Zeit, dass der Helikopter noch nicht da war. Da wurde die Tür zum Häuschen aufgestoßen. "Haben Sie den Heli...", begann Shinichi, doch dort stand nicht Komissar Nakamori. Es war ein Junge mit einer albernen Sherlock-Holmes-Aufmachung, der einen Falken auf der Hand trug. "Warte, sag nichts", sagte Shinichi. "Du bist Saguru Hakuba, nicht wahr? Du bist der, der sich der Polizei aufgedrängt hat." Hakuba warf Shinichi einen warnenden Blick zu und knurrte ihm entgegen: "Klopf bloß nicht zu große Sprüche! Beim letzten Mal hast du Kid doch auch nicht bekommen." "Aber hast du ihn bekommen?", fragte Shinichi gelassen. Hakuba sagte nichts mehr, sondern trat ein. "Du kommandierst hier doch alle herum, Kudo? Was ist denn dein Plan? Oder hast du gar keinen?" Shinichi musste lächeln. "Nein, ich kommandiere nicht alle herum, Hakuba, denn Heiji Hatsutori hilft mir dabei." Er zeigte auf Heiji, der neben ihm stand. Heiji zupfte an seiner Kappe. "Und du biss hier wohl der Dorftrottel in Tokyo", stellte er fest. Hakuba wurde rot vor Wut. Er wollte gerade etwas erwidern, als Shinichi seine Hand ausstreckte. "Wartet mal!" "Was?", fragte Hakuba ungeduldig. "Wenn wir Kaito Kid schnappen wollen, dann dürfen wir uns nicht beleidigen. Ich hätte nie gedacht, dass ich das mal sagen würde, aber wir müssen jetzt mal zusammen arbeiten, auch wenn du fast so ein Dilletant bist wie Kogoro Mori." Heiji pfiff leise. "Hey, Hakuba! Du has' die Ehre, Kudo ma' ganz anders zu sehn. Der is' nämlich sons' nie so!" Hakuba schaute Shinichi mit einem undeffinierbarem Blick an. "Okay", meinte er dann. "Wenn es sein muss. Aber dann erzähl mir endlich deinen Plan, Shinichi Kudo!" Der Falke flatterte kurz mit den Flügeln, doch er blieb brav sitzen. "Also", sagte Shinichi. "Ich habe keinen konkreten Plan." Hakuba und Heiji glotzten ihn an. "Wozu brauchen wir dann den Helikopter?", fragte Heiji. "Okay, ein bisschen habe ich schon etwas geplant", gab Shinichi zu. "Wir werden uns alle verteilen. Nur Heiji und ich bleiben zusammen auf dem Hauptposten. Die Polizisten haben wir alle um oder auch in dem London-Eye positioniert. Heiji und ich werden in dem Helikopter sitzen und mit allen Polizisten und mit dir in Kontakt bleiben." Er überreichte Hakuba ein Sprechfunkgerät. "Du wirst dich unten vor dem London-Eye positionieren und dort die Sache im Griff behalten. Jeden Polizisten fragst du nach seinen persönlichen Daten. Hier!" Shinichi gab ihm auch einen Notizblock. "Natürlich steht nichts drin, aber das musst du dem Polizisten ja nicht unter die Nase reiben." Hakuba nickte kurz. "War's das?" "Ehrlich gesagt, ja!" Heiji starrte Shinichi an. "So werden we Kid nie schnappen, Kudo! Da musse schon 'nen besseren Plan haben!" "Oh, Heiji!", erwiderte Shinichi. "Eine Sache müsstest du eigentlich gelernt haben, als du mit mir an gemeinsamen Fällen gearbeitet hast." "Und zwar?", fragte Heiji. "Jeder Fall braucht seine eigene Behandlung", grinste Shinichi. "Wie du meins', du großer Poet", grinste nun auch Heiji. "Also los! Es is' schon 21.45. Um ca. 22 Uhr wird die Dämmerung beginnen." Da ging die Tür abermals auf und Komissar Nakamori kam herein. "Der Helikopter ist da!" Sein Gesichtsausdruck ließ ahnen, was er von Shinichi, Heiji und Hakuba hielt. "Ja los! Worauf wartet ihr denn noch?" Die drei Schülerdetektive verließen das Häuschen und stellten sich auf ihre Position; Hakuba blieb auf dem Boden und Shinichi und Heiji stiegen in den Helikopter, der von einem Polizisten namens Tomoya Kashita geflogen wurde. Es war nun ganz genau 21.50. Shinichi wippte unruhig auf seinem Sitz herum, genau wie Heiji. Herr Kashita sprach kein Wort. "Wie alt sind Sie?", fragte ihn Shinichi plötzlich und schaute auf einen leeren Notizblock, den er gerade aus der Tasche gezogen hatte. Herr Kashita blickte ihn verstört an. "Äh...33 Jahre alt." Shinichi nickte und tat, als ob er etwas auf dem leeren Block nachlesen würde. "Und wie heißen ihre Kinder?" Herr Kashita sah Shinichi an, als ob er an seinem Verstand zweifeln würde. "A-Aber ich...ich habe doch gar keine Kinder." Shinichi nickte. "Und ihre Ausweisnummer?" "Meine Ausweisnummer?", fragte der Polizist erstaunt. "Willst du mich veräppeln? Die weiß ich doch nicht." Ein Grinsen bildete sich auf Shinichis Gesichtszügen. "Das will ich doch hoffen!" Heiji beugte sich zu ihm vor. "Was soll das? Hasse geglaubt, dass er Kid is'?" Shinichi nickte. "Man darf das nie ausschließen." Heiji lächelte nur schwach. "Kid wird sich wohl kaum hier im Helikopter befinden. So doof ist er ja auch nicht." Da wurde Shinichi misstrauisch. Was hat Heiji da gerade gesagt?, dachte er. Kid wird ja wohl kaum im Helikopter sitzen? Warum hat er das gesagt? Heiji ist doch sonst nicht so...positiv. Shinichi sah auf die Uhr. Es war 22 Uhr. Punktgenau. Er sah zu Heiji hinüber, doch der starrte aus dem Fenster. "Es ist 22 Uhr und es dämmert", stellte Shinichi fest und behielt Heiji im Blickwinkel. "Aber da fällt mir was ein." Heiji drehte sich um. "Was'n?" "Ich habe dich noch gar nicht nach deinem Passwort gefragt." "Passwort? Das...Passwort?", stammelte Heiji verlegen und kratzte sich am Hinterkopf. "Das hab ich ganz vergessen!" "Vergessen?", fragte Shinichi. "Einfach so? Weißt du, was ich glaube?" "Äh...nee", entgegnete Heiji. "Ich glaube, dass du das Passwort von Anfang an gar nicht wusstest." "Doch, klar weiß ich es, nur es fällt mir eben gerade nicht ein." Shinichi grinste breit. Also doch! Er ist es! Vor mir sitzt nicht Heiji, sondern Kaito Kid persönlich! "Ich weiß, dass du es bist, Kid, also lass die Spielchen!", sagte er. Heiji starrte ihn an, fing sich dann aber wieder. "Was soll das? Willst du mich jetzt testen?" "O, nein. Ich will dich nur nicht aufhalten, sodass wir uns mal messen können, Kid. Es wird nämlich Zeit für dich. Du hast fünf Minuten Verspätung." Da wurde Heiji still. "Du bist schlau, Kudo. Schlauer als ich dachte", stellte er mit total veränderter Stimme fest. Da gab es einen blendenden Lichtblitz und Shinichi musste sich die Augen zuhalten. Auch Herr Kashita verfolgte alles mit großen Augen. Plötzlich stand Kaito Kid im Helikopter, nur ein paar Meter von Shinichi entfernt. Kaito Kid ließ seinen Mantel wehen und rückte sein Monokel gerade. "Wann hast du es gemerkt?", fragte er. Herr Kashita machte Stielaugen. "Als du gesagt hast, dass Kaito Kid ja wohl nicht im Helikopter sitzt", antwortete Shinichi. "Du hättest dir keine Person für dein Spiel aussuchen müssen, die ich so genau kenne." "Vielleicht hast du Recht", gab Kaito Kid zu. "Aber jetzt keine Vorreden mehr. Lasset die Spiele beginnen!" Er raschelte noch einmal mit seinem Mantel und stieg dann durch das Fenster auf das Helikopterdach. Dort breitete er seinen Flyer aus und flog durch die Nacht. Die Gäste der Feier, die schon in vollem Gange war, gafften begeistert nach oben. Shinichi stieß den Polizisten vom Steuer und flog Kid hinterher, der dem London-Eye immer näher kam. Aufgeregt aber irgendwie doch easy funkte er Hakuba an. "Hey, Hakuba, Kid kommt auf das Eye zu. Funk alle Polizisten auf dem Eye an!" Hakuba antwortete: "Okay, over!" Herr Kashita wollte Shinichi das Steuer aus der Hand reißen, doch der hielt es mit eisernem Griff fest. Immer näher kam er an das London-Eye, unter dem die Neugierigen Löcher in die Luft starrten, und verlor Kaito Kid langsam aus den Augen. Kid flog schnell, schneller als der Helikopter, doch langsam holte Shinichi ihn ein und flog mit ihm auf einer Höhe. Kid grinste ihn an und sank ruckartig ab. "Wir sehen und unten!" Shinichi funkte wieder sofort Hakuba an. "Hakuba! Er kommt nach unten! Fangt ihn ab!" Shinichi selbst versuchte, den Helikopter auf die Erde zu bringen. Nach einigen Sekunden hatte er es dann auch wirklich geschafft. Um den Helikopter bildete sich eine Menschentraube, die einige wenige Polizisten von ihm fernhielten. Shinichi sprang aus dem Helikopter und sah sich um. Wo war Kid geblieben? Wo war die Krone? Mit einem Blick zum London-Eye hinauf stellte er fest, dass sich diese noch wohlbehalten am Riesenrad befand. Doch Kid war nicht zu sehen. Doch! Da! Eine weiße Gestalt näherte sich durch die Luft und landete mit einem starken Windstoß neben dem Helikopter. Es war natürlich Kid! "So...", meinte er. Da spürte Shinichi, wie Hakuba sich an seine Seite stellte. Er spürte, er war nicht allein. Auch Komissar Nakamori stand in der Nähe, obwohl er sich ja eigentlich in einer der Gondeln befinden sollte. Shinichi dachte sofort an Heiji. "Bestimmt fragst du dich gerade, wo dein Freund aus Osaka ist, Shinichi", sagte Kaito Kid mit einer gewissen Arroganz in der Stimme. Shinichi nickte kurz. "Der steht hinter dir", erwiderte Kid gelassen. Shinichi und Hakuba wandten sich um und sahen - Heiji. Heiji hatte eine dicke Beule am Kopf, war sonst aber der Alte. Sein entschlossenes Gesicht passte zur Situation. "Alles in Ordnung, Kudo. Aber den Irren müssen we aufhalten!" Heiji zeigte wütend auf Kaito Kid. Shinichi wandte sich wieder Kid zu. "Seit wann warst du Heiji?" "Seit ich auf'm Klo war", antwortete Heiji an seiner Stelle. "Ich finde es ja ganz spannend mit euch zu plaudern, aber ich habe noch etwas zu erledigen. Die Krone von Miss Claire wartet darauf, einen neuen Besitzer zu bekommen!", sagte Kaito Kid und fasste in die Tasche seines Umhangs. "Passt auf!", rief Shinichi noch, doch da war der gesamte Bereich schon in rosanen Rauch gehüllt. Shinichi, Heiji und Hakuba hielten sich schnell die Ärmel vor's Gesicht und kämpften sich vor, während Polizisten und Neugierige sich zum Schlafen auf den Boden legten. Bald hatten sich die drei Detektive durch den Rauch gekämpft und hatten wieder freie Sicht. Von Kaito Kid mal wieder keine Spur, denn der war inzwischen auf dem Riesenrad. Hakuba erblickte ihn zuerst. "Da oben ist er!" Shinichi funkte sofort die Polizisten in den Gondeln an. "In den Helikopter!", rief Heiji. Die drei stürmten zum Helikopter und starteten ihn. Herr Kashita hatte sich längst aus dem Staub gemacht. Als der Motor gestartet war und der Helikopter in der Luft war, steuerte Heiji, der den Helikopter flog, so schnell er konnte auf das London-Eye, das königliche Auge, zu. Doch Kaito Kid hatte einen gewaltigen Vorsprung. Eine mehr oder weniger helfende Hand ------------------------------------ Aoko stand ungeduldig in mitten der Menschenmenge und wartete auf Kaito, der nur mal kurz auf die Toilette gehen wollte, doch immer noch nicht zurück war. "Kaito, wo bist du bloß?", fragte sie sich immer wieder leise. Kaito würde jetzt begeistert sein, denn Kaito Kid zog gerade seine Show ab. Kaito, als sein Fan, verschwand natürlich gerade zum falschen Zeitpunkt. Aoko drückte sich die Daumen für Shinichi Kudo, seinen Freund aus Osaka und sogar für Hakuba wund. Sie wollte Kid hinter Gittern sehen! Und das so schnell wie möglich. Gespannt beobachtete sie den Helikopterm der sich dem Riesenrad immer mehr näherte. Kid saß auf der Gondel Nummer 13, wie man nur schwer von dieser Entfernung aus erkennen konnte. Bald war der Helikopter mit Kaito auf einer Höhe. Alle umstehenden schauten staunend in den Himmel. Aoko kam sich so verloren vor, dass sie verzweifelt über den Platz nach Kaito rief. Niemand achtete auf sie und Kaito konnte sie immer noch nicht entdecken. Er konnte doch nicht so lange auf der Toilette sein! Plötzlich spürte Aoko eine Hand auf ihrer Schulter liegen. Erstaunt drehte sie sich um. Es war die Hand eines jungen Mädchens, ihr Alter konnte man schwer schätzen. Sie sah Aoko mit ihren großen, eisblauen Augen etwas scheu an. "Ja?", fragte diese etwas verunsichert. "Kannst du mir sagen, ob Shinichi Kudo dort oben im Helikopter sitzt?", fragte die Unbekannte und zeigte auf den Helikopter am Himmel. Aoko nickte. "Ja, klar!" Die Augen des Mädchens fingen an zu leuchten. "Oh, danke!" Und ohne ein weiteres Wort stürmte sie zu der Absperrung und fing an, einen der Polizisten zu bequatschen. Aoko ging neugierig zu ihr hinüber und stellte sich in ihre Nähe. "Kann ich mal ihr Funkgerät haben?", fragte die Unbekannte den etwas älteren Polizisten, der sie nun misstrauisch musterte. "Weil ich Shinichi etwas ganz wichtiges sagen muss!" Der Polizist starrte sie an. "Na, meinetwegen!" Das Mädchen schnappte ihm das Funkgerät aus der Hand und schrie hinein: "Shinichi! Ich bin dein größter Fan! Ich will genau wie du sein! Und du wirst Kid schnappen, weil du alles schaffst, mein Shinichi!" Der Polizist riss ihr empört das Sprechfunkgerät aus der Hand und schrie sie an: "Was denkst du dir eigentlich, Fräulein? Du störst Herrn Kudo bei der Arbeit!" Das Mädchen wurde rot. "Ich wollte ihn doch nur anfeuern!" Aoko konnte sich über das Mädchen nur wundern, das jetzt auf sie zu kam. "Danke", sagte es. "Jetzt konnte ich Shinichi endlich sagen, dass ich sein größter Fan bin!" "Du bist sein...größter Fan?", wiederholte Aoko. Das Mädchen nickte und lächelte sie an. "Ich will genau wie Shinichi sein! Ich spiele Fußball, benutze seine Sprüche und habe alle Sherlock Holmes Krimis gelesen! Ich weiß einfach alles über meinen Shinichi." Aoko zögerte mit einer Antwort. "Aha..." "Kennst du Shinichi etwa?" Aoko schüttelte den Kopf. "Er ist in meiner Parallelklasse, aber ich habe noch nie mit ihm gesprochen." Das Mädchen schaute begeistert. "Wow, in deiner Parallelklasse! Ach ja, ich bin Miyako Kozuke!" Miyako gab Aoko die Hand. "Und ich bin Aoko Nakamori", entgegnete Aoko. "Freut mich", lächelte Miyako. Erst jetzt fiel Aoko auf, dass Miyako ein Kapuzenoberteil anhatte, das Shinichi Kudo meistens anhatte, wenn sie ihn mal in der Zeitung gesehen hatte. "Dir ist schon klar, dass du ein Jungenoberteil anhast, oder?", fragte sie deshalb. Miyako nickte mit leuchtenden Augen. "Genau so eins hat auch Shinichi!" Aoko verdrehte genervt die Augen. Diese Miyako ging ihr mit Shinichi Kudo langsam auf die Nerven, aber sonst war sie ganz okay. "Woher kommst du?", fragte sie deshalb. "Aus Kyoto", berichtete Miyako, ohne die Augen von dem obigen Geschehen zu lassen. "Deshalb muss ich noch ein billiges Hotel finden, weil ich kaum Geld dabei habe." Plötzlich gab es einen lauten Knall und oben auf dem Riesenrad explodierte etwas und weißer Rauch stieg auf. Aoko und einige andere Leute schrien entgeistert auf oder versteckten sich hinter ihren Ehemännern oder Eltern. Miyako fieberte gespannt mit. "Bestimmt hat Shinichi den ollen Kid bald besiegt!" "Allerdings, ein oller Kid ist es wirklich!", stimmte Aoko ihr zu. Miyako wurde ihr plötzlich symphatischer. "Hey, vielleicht kannst du ja bei mir übernachten, wenn meine Eltern das erlauben!" Miyako starrte Aoko an und grinste. "Das wär so das netteste, was du für mich machen könntest!" "Gut, wenn dieser ganze Trubel hier vorbei ist, rufe ich meine Eltern mit meinem Handy an!" Miyako nickte heftig, dann richteten die Mädchen ihre Blicke wieder in den Himmel, wo die weiße Rauchwolke immer noch hing. Alles war vernebelt und der eben aufgegangene Mond wurde in ein mystisches Licht gehüllt. Aoko ging ein Schauer über den Rücken. "Kaito Kid muss auch immer einen großen Auftritt hinlegen!", meckerte sie zur Ablenkung. "So ein aufschneiderischer Kerl!" "Was ist da oben bloß los?", fragte Miyako etwas besorgt. Man sah nichts außer dem weißen Nebel, einem noch weißerem Umhang und den Helikopter, der neben dem ganzen Geschehen in der Luft schwebte. Das schrappen des Helikopters wurde nur durch zwischenzeitliche schnelle Schritte von weit oben gestört. Die Krone war genau so vernebelt wie der Mond. War sie überhaupt noch da? Miyako und Aoko waren sich da nicht so sicher. "Lass mich los!" "Ich denk nicht dran!" "Wo ist die Krone?" "Auf jeden Fall nicht bei ihm..." "Hier!" "Haltet ihn gut fest!" "Was fällt euch ein...?" Oben auf dem London-Eye war der Teufel los. Weder Kaito Kid noch die drei Detektive konnten die Hand vor Augen erkennen und versuchten so, entweder die Krone bei dem Nebel zu erkennen oder Kid in die Finger zu bekommen. Hakuba bekam Kid am Umhang zu fassen und hielt diesen nun krampfartig umschlungen. Heiji irrte zusammen mit Heiji fast orientierungslos über die Gondel, auf der alle vier standen oder saßen oder lagen, man konnte es nicht erkennen. Langsam lichtete sich der Nebel und Heiji sprang in den Helikopter, der Führerlos mit einer Auto-Steuerung in der Luft flog und versuchte zusammen mit Hakuba und Shinichi, den Meisterdieb in den Helikopter zu zwängen. Doch das war leichter gesagt als getan. Ein Gerangel vom Allerfeinsten begann. Da verlor Kid plötzlich seinen Zylinder. Schnell, bevor irgendjemand ihn anschauen konnte, warf er eine Leuchtrakete. Die Detektive waren geblendet und ließen von ihm ab. Diese Zeit nutzte Kid natürlich und schnappte sich seinen Zylinder, der an dem Gondel-Griff hängen geblieben war. Nun ließ auch die Wirkung der Leuchtrakete nach. Hakuba kam mit Shinichi auf Kid zugestürmt. Doch da zückte Kid seine Pistole! Seine Pik-Ass-Pistole! Hakuba und Shinichi hielten inne. Kids Monokel glitzerte. "Tja, und was planen Sie jetzt, meine Herren?" Shinichi warf Hakuba einen Blick zu, der heißen sollte: "Jetzt bin auch ich planlos." Kid grinste sein arrogantes Lächeln. "Das Glück liegt mal wieder auf meiner Seite! Oder ist es eher das Talent?" Heiji sprang aus dem Helikopter, erblickte Kids Pistole und erstarrte ebenfalls neben Shinichi. "Spiel dich bloß nich' so auf, Kid!" Für diesen Kommentar hatte der Meisterdieb 1412 nur ein schwaches Grinsen übrig. "Wer spielt sich denn hier auf, Hatsutori?" Keine Frage, in dieser Situation hatte Kid die Fäden in der Hand. Doch das sollte sich ändern, denn unten auf dem Festplatz... "So eine verdammte Scheiße", fluchte Miyako. Aoko sah sie erschrocken an. "Kid macht mal wieder, was er will." Miyako senkte den Blick und schaute Aoko an. "Aber Shinichi wird so oder so gewinnen! Es muss nur jemand ein bisschen nachhelfen." Aoko runzelte die Stirn. Wie meint sie das nur? Miyako fasste sie an der Hand und zog sie mit zum Riesenrad. "Was hast du vor?", rief Aoko, die nun kaum noch an Kaito dachte. Dieses verrückte Mädchen hatte mit Sicherheit irgendeine Schnapsidee. Miyako entgegnete nur: "Wirst du schon sehen!" Die Mädchen quetschten sich durch die Menschenmassen und schafften es sogar, sich bis zum Kassenhäusschen des Riesenrades trotz der Absperrung hindurchzumogeln. Keiner saß dort, doch Polizisten standen dort massenhaft. Einer hatte die Mädchen entdeckt und kam nun ungehalten auf sie zu. "Was macht ihr denn hier? Ihr dürft hier überhaupt nicht sein." Aoko versteckte sich hinter Miyakos Rücken. "Dürfen wir sehr wohl", widersprach diese. "Wir kommen nämlich im Auftrag von Shinichi Kudo." "Wirklich?", fragte der Polizist. "Das kann ja jeder erzählen!" "Wir haben auch einen Beweis", sagte Miyako. Aoko wusste nicht, was dieses Mädchen jetzt schon wieder vorhatte, aber einen Beweis, im Auftrag von Kudo zu kommen, hatten sie auf keinen Fall. "Dann zeig mal her!", forderte der Polizist. Miyako blieb ganz ruhig und wühlte in ihrer Hosentasche. "Ja, hier ist er!" Sie hielt dem Polizisten einen Zettel unter die Nase. Aoko konnte nicht erkennen, was darauf stand, doch den Polizisten überzeugte es wohl und er gab ihnen den Weg frei. Die beiden betraten das Kassenhäuschen. Miyako grinste Aoko an. "So macht man das! Aber jetzt müssen wir uns beeilen!" "Was...", meinte Aoko noch, doch Miyako ging schon auf das Schaltbrett an der Wand zu. Eine Weile musterte sie dieses interessiert, dann versicherte sie sich mit einem Blick nach oben, dass die Situation sich nicht geändert hatte und zog entschlossen einen roten Hebel nach unten, auf dem stand: "Slowly Start". "Miyako!", rief Aoko noch, doch da ertönte schon ein unheilvolles Quietschen, das in einem Rums endete. Aoko schaute Böses ahnend zum Riesenrad hinauf. "Miyako, du hast das Riesenrad gestartet! Es fängt an, sich zu drehen!" Miyako grinste stolz und sagte: "Jetzt wird Kid runterfallen!" "Aber Hakuba, dieser Typ aus Osaka und Kudo doch auch...", erwiderte Aoko panisch. "Oh", meinte Miyako nur. Das Riesenrad wurde immer schneller. Die Schaulustigen zeigten auf das London-Eye und fragten sich, wer das Rad wohl zum Drehen gebracht hatte. Oben auf dem Riesenrad passierte inzwischen auch einiges. Als Kaito Kid merkte, dass das Riesenrad sich zu drehen begann, ließ er vor Schreck seine Pistole fallen. Auch Shinichi, Hakuba und Heiji gerieten ins Schlingern. Was ist das bloß?, dachte Kaito und hielt sich genau wie die Detektive an einer Stahlverzweigung fest. Wer vermiest mir hier meinen Auftritt? Wenn das jetzt noch schneller wird... Und das London-Eye wurde schneller. Es drehte sich zwar immer noch sehr langsam, doch es war schnell genug, dass Kid und die drei Anderen nicht in eine der Gondeln flüchten konnten. Lange kann ich mich nicht mehr festhalten, dachte Kaito verzweifelt. Da wurde die Fahrt mit einem Ruck noch schneller. Hakuba wurde grün im Gesicht und Shinichi schaute verzweifelt auf den Festplatz hinunter. Immer schwerer wurde es, sich festzuhalten. Da gab es einen kräftigen Dreh und... Kaito fiel und fiel und fiel und fiel. Zuerst konnte er keinen klaren Gedanken fassen, doch dann dachte er blitzartig an seinen Glyder. Er griff zum Band des Glyders und zog daran. Der Glyder öffnete sich. Die Menge staunte Bauklötze und Kaito Kid flog im hohen Bogen zurück zu seinem vorherigen Standpunkt. Seltsamerweise hatte sich das Tempo des London-Eye verringert. Die drei Detektive standen wieder aufrecht. Wenn Buddha Erbarmen hat ------------------------ Ran saß mit Kazuha am Wohnzimmertisch und schwieg. Es war ein bedrücktes Schweigen. Dauernd stellte sie sich die gleichen Fragen. Würde Shinichi es schaffen, Kid zu schnappen? Würde Shinichi zu ihr kommen? War Shinichi eigentlich wirklich da? Ran kam das alles wie eine Art Traum vor. Shinichi sollte wieder da sein? Er war doch so lange fort gewesen und hatte selten von sich hören lassen. Und nun kam er wegen Kaito Kid zurück und wegen ihr war er nie zurück gekommen. Kazuha machte den Vorschlag, Shinichi ordentlich zusammen zu pfeifen, wenn er sie besuchen kommen würde, doch das war für Ran auch keine Lösung. Sie wollte endlich wissen, ob sie Shinichi etwas bedeutete. Sie war doch in ihn verliebt, doch war es auch auf beiden Seiten so? Dann machte sie Kazuha und ihr erst einmal einen Tee. Später schauten die beiden fern. Vor die Nachrichten wurde eine Sondershow geschoben. Ran setzte sich auf. Es war eine Life-Übertragung vom Tropical Land Festplatz. Man sah das London-Eye im Hintergrund. Der Moderator machte hektische Kommentare und dann schwenkte die Kamera auf eine der Gondeln hinauf. Und dort sah man sie: Kaito Kid mit Glyder, Hakuba, Heiji und Shinichi! Kazuha zeigte aufgeregt auf den Bildschirm. "Da! Da ist Heiji! Und Shinichi und Kid!" Ran starrte den Bildschirm an, genau wie Kazuha. Aber die schaute wohl eher nach Heiji als nach Shinichi. "Das sieht nicht besonders gut für die beiden aus...", meinte Kazuha. Da kam wieder ein Kommentar des Moderators. "Und die Situation ist nach wie vor nicht gut für die jungen Schülerdetektive. Doch noch vor wenigen Minuten stand es für die Gerechtigkeit schlechter denn je, denn da hatte Kid die Situation in der Hand. Aber die Situation änderte sich schlagartig, weil das London-Eye plötzlich anfing, sich zu drehen! Ja, Sie haben richtig gehört! Wahrscheinlich hat Buddha erbarmen mit der Gerechtigkeit gehabt und ihr geholfen. Nun gibt es wieder eine Chance für die Schülerdetektive, zwar eine geringe, aber immerhin..." "Buddha hat erbarmen gehabt?", regte Kazuha sich auf. "Das glaubt der doch selber nicht!" Ran sagte gar nichts und hörte kaum den Bericht. Sie hatte nur Shinichi in ihrem Blickwinkel. Und ihr Ohr war für das reserviert, was dieser sagen würde, wenn nicht er, sondern irgendjemand anders dort oben stehen würde und er vom Fernsehen aus zusah. "Das langweilt mich", hätte er gesagt und dabei gegähnt. "Die Gerechtigkeit siegt immer. Und auch Kaito Kid kann ihr auf Dauer nicht entkommen. Man muss nur nachhelfen, dann ist das eine Frage der Zeit." Ran schaute in Shinichis Gesicht, das einen undefinierbaren Ausdruck angenommen hatte. War es Wut? War es Unsicherheit oder doch Konzentration? Ran hoffte, dass Shinichi einen Plan hatte oder wenigstens dabei war, einen zu entwickeln. Und wenn sie nun Shinichis Worte hörte, dann dachte sie: Nachhelfen ist gut! Doch wie tut man das am Besten? Da fasste Kazuha sie an der Schulter und kicherte: "Du bist wohl noch ziemlich in Shinichi verknallt! Wie wär's? Fahren wir hin?" "Wohin?", fragte Ran überrascht. "Na wohin wohl?", meinte Kazuha. "Ins Tropical Land! Zum königlichen Auge!" "Zum königlichen Auge?", wiederholte Ran. "Wow, das hört sich ja richtig gut an, Kazuha, seit wann bist du Poet?" "Das ist mir jetzt so spontan eingefallen", lachte Kazuha. "Fahren wir nun hin oder nicht?" "Aber bis wir da sind, ist der ganze Spuk schon vorbei", entgegnete Ran. "Mit dem Bus brauchen wir schon eine Weile und Züge fahren jetzt nicht mehr zum Tropical Land." "Na und?"; fragte Kazuha. "Die Nachtbusse fahren eh schneller als normale. Und schließlich kannst du Shinichi dann gratulieren. Wenn er Kid geschnappt hat natürlich!" Ran zögerte einen Moment und meinte dann: "Ja, okay!" "Was machen we jetz'?", rief Heiji Shinichi und Hakuba zu. Dort oben auf der Gondel war es verdammt kalt geworden und der Wind nahm auch zu. Der durch den Helikopter verursachte Wind half ebenfalls nicht beim verständigen. Shinichi erwiderte, ohne den Blick von Kid zu lassen, der mit seinem Glyder über den dreien flog: "Ich habe einen Plan!" "Dann rück ma' raus damit, sons' is' die Krone gleich futsch", rief Heiji. "Wir warten ab, was sein nächster Schritt ist", sagte Shinichi ruhig. "Ich weiß, was sein nächster Schritt ist! Er wird sich die Krone schnappen und dann abhauen", erwiderte Heiji ungeduldig. Shinichis Ruhe fand er in diesem Augenblick unangebracht, obwohl er sonst ebenfalls der kühle Kopf war. "Wir müssen was unternehmen!" "Gut", meinte Shinichi. "Dann unternimm etwas!" Shinichi streckte die Hand zu Heiji aus und darauf lag: Eine Pistole! Heiji stolperte etwas zurück und musste aufpassen, nicht über den Rand der Gondel zu fallen. "W-Was? I-Ich meinte das eher anders..." "Da sind keine echten Patronen drin", flüsterte ihm Shinichi ins Ohr. "Wir müssen blöffen!" Erleichtert nahm Heiji die Pistole in die Hand. Kurz entschlossen und ohne wirklich zu überlegen, zeigte er mit ihrem Lauf direkt auf Kaito Kid. Ein bisschen überrascht schien Kid schon zu sein. Er kam allerdings nicht herunter mit seinem Glyder. Eins war aber auf jeden Fall klar: Heiji hatte Kid verunsichert! Ratlosigkeit breitete sich auf Heijis Gesicht aus. Was nun? "Komm runter, oder er schießt, Kaito Kid!", rief Hakuba plötzlich. Kaito Kid überlegte kurz und das Monokel reflektierte das Licht. Es war ein perfektes Bild. Nicht ganz so perfekt für die drei Detektive. Da nickte Kid plötzlich kaum merklich, landete und ließ den Glyder auf die Gondel fallen. Ein Windstoß trieb ihn auf den Festplatz. Hakuba war über die Wirkung seiner Worte erstaunt. "Ihr wollt also unser kleines Duell weiterführen", stellte Kid fest und grinste sein arrogantes Grinsen. Heiji ließ die Pistole langsam sinken. "Ja, das wollen wir, denn wir sind noch lange nicht am Ende", antwortete Shinichi. "Das werden wir aber bald sein", erwiderte Kid und wollte sich gerade an seinen Gürtel fassen, als Heiji die Pistole wieder auf ihn richtete. "Nee, die Blendgranate kannse stecken lassn!" Kid nahm wirklich die Hand von seinem Gürtel und streckte sie zusammen mit der anderen vor sich, um sicher zu gehen, dass Heiji keinen Grund hatte zu schießen. Die Pistole schien den Detektiven wohl etwas Respekt bei Kid zu beschaffen. "Okay, okay", grinste Kid gelassen. "Ist ja schon gut!" Hakuba grinste ebenfalls über beide Backen. "Bald schon werde ich beweisen, dass Meisterdieb 1412 nur der Oberschüler Kaito Kuroba ist." Shinichi und Heiji starrten Hakuba an. "Was? Kaito Kuroba?" "Ja...", entgegnete Hakuba. "Der gute Kuroba ist Kaito Kid, aber bisher wollte mir niemand glauben schenken, doch wenn sie es selbst sehen, dann ändert sich die Sache natürlich..." Shinichi schüttelte ungläubig den Kopf. Darüber wollte er sich nun wirklich keine Gedanken machen. Im Moment beschäftigte ihn nur eine Frage: Wie sollten sie Kid schnappen?" Plötzlich hörte er etwas von weit unten. Ein Rufen, ein Schreien. Er hörte genauer hin, ohne Kid aus den Augen zu lassen. Was war das? Es war die Stimme eines Mädchens. Das erkannte er nun. Es rief ihm etwas zu. Er hörte deutlich seinen Namen. Da wurde die Stimme lauter. Es hörte sich an, als würde das Mädchen nun durch ein Megaphon reden. "Shinichi!", rief die Stimme. "Haltet euch fest! Hörst du?" Nun erkannte Shinichi die Stimme. Es war die Gleiche, die er auch durch das Sprechfunkgerät gehört hatte. Von seinem "größten Fan". Sie sollten sich also festhalten. Er fragte nicht, warum und wieso, sondern er hielt seinen Daumen gut sichtbar in die Höhe. "Es geht los!", schrie sein größter Fan zu ihm hinauf. Shinichi rief Heiji und Hakuba zu: "Festhalten!" Diese machten es sofort und fassten sich wie Shinichi an einer der vielen Metallstangen fest. Kaito Kid hatte noch nicht so ganz verstanden, was da abging, da begann das Riesenrad wieder sich zu drehen. Und dieses Mal blieb es nicht bei dem Tempo, was vor wenigen Minuten noch Kid zu Fall gebracht hatte. Es wurde schneller, immer schneller. Kid konnte keine Stange mehr erwischen. Er taumelte und legte sich verzweifelt flach auf das Gondeldach. So konnte er seinen Fall hinaus zögern. Für Shinichi, Heiji und Hakuba wurde es zwar auch immer schwerer, sich festzuhalten, doch eine Weile würden sie es noch aushalten. Die Schwerkraft war nicht auf Kids Seite. Er wurde immer weiter zum Rand hin gezogen. Jetzt sah er nicht mehr so gelassen aus. Verzweifelt versuchte er, den Zylinder auf seinem Kopf zu lassen. Das Riesenrad nahm nun ein unglaubliches Tempo an. Da konnte Kid sich nicht mehr halten und er rutschte langsam über den Rand der Gondel. Auf dem Festplatz hörte man Schreie, wie: "Los, Männer! Fangt ihn mit dem Tuch auf!" Das London-Eye kam zum Stillstand, bevor Kid unten aufgefangen worden war. Hakuba hatte Schweißtropfen im Gesicht und Heiji und Shinichi taten die Hände weh, doch sie wussten: Sie hatten es geschafft! SIE HATTEN KID GESCHNAPPT! Als die drei nach einigen Minuten wieder festen Boden unter den Füßen hatten, kam eine Masse auf sie zugelaufen. Auch Inspektor Megure war dabei. "Shinichi!", rief er und tätschelte ihm die Schulter. "Ihr wart wunderbar! Kid wird gerade abgeführt!" Doch Shinichi hörte dem Inspektor nur mit einem Ohr zu. Er suchte seinen größten Fan, das Mädchen, dem die Detektive ihren Erfolg zu verdanken hatten. Plötzlich wurde er von hinten umarmt. Erschrocken sah er sich um und sah - Ran! "Ran", keuchte er und wurde rot wie eine Tomate. Ran ließ von ihm ab und schaute ihn stolz an. "Shinichi! Du hast Kid geschnappt!" Diesen stolzen Ausdruck hatte Shinichi so lange schon nicht mehr gesehen. Er dachte an die weinende und ihn vermissende Ran und war heilfroh, dass Ran nun so stolz war. "Ich... ich...", stammelte er. "Das hast du toll gemacht!", lachte Ran ihn an. Sie war so fröhlich wie nie. "Du hast endlich Kid geschnappt! Ist dir das klar?" Shinichi schüttelte den Kopf. "Nein, irgendwie nicht. Ich kann nicht glauben, dass das jetzt einfach so vorbei ist. Ich muss unbedingt noch mit Kid sprechen." "Wie?", rief Ran. "Mit ihm sprechen?" "Ach, und mit dir muss ich auch noch sprechen, meine Liebe", grinste Shinichi sie an. "Und zwar morgen Abend im Baker Hotel in dem Restaurant im obersten Stock." Ran wurde rot. "Aber wehe, da passiert wieder ein Mord." Shinichi wurde ebenfalls rot. "Das ist nicht wahrscheinlich. Schließlich wurde dort schon zweimal gemordet und wie oft sollen die Mörder denn noch das Baker Hotel mieten?" "Was war das eigentlich, was du mir letztes Mal sagen wolltest?", fragte Ran. "Das sage ich dir morgen Abend", antwortete Shinichi und rannte davon. Er wollte unbedingt mit Kid reden. Dieses Mal hatte Buddha wohl wirklich erbarmen mit der Gerechtigkeit gehabt, sonst hätte es Miyako Kozuke nicht im Tropical Land gegeben. Das verschlüsselte Geheimnis ---------------------------- Kaito wurde nach seinem Sturz mit einem Tuch aufgefangen und sofort wurden ihm Handschellen angelegt. Seine Gedanken überschlugen sich. Was sollte er jetzt tun? Er war wie benebelt. Von Komissar Nakamori wurde er durch eine Art Weg, den die Menschenmasse frei gelassen hatte, um auch alles zu sehen, abgeführt. Manche johlten, manche starrten ihm hinterher und manche stimmten einen Siegesgesang für Shinichi Kudo an. Kaito überlegte rasend schnell, wie er sich wieder befreien könnte, doch es fiel ihm in dieser Situation nichts ein. Fünf Polizisten gingen vor ihm, jeweils drei neben ihm und Komissar Nakamori und Takagi hinter ihm. Er wagte noch einmal einen Blick zurück zum London-Eye, dem königlichen Auge, und sah die Krone der Besitzerin immer noch hoch oben glänzen. Dabei waren so viele Diamanten und Perlen an ihr gewesen... Jetzt, wenn er verhaftet werden würde, konnte er die Mörder nie fassen. Doch würde er überhaupt verhaftet werden? Er war ja immer noch minderjährig. Bestimmt würden sie ihn laufen lassen. Aber was nützte ihm das? Dann war er als Meisterdieb Nr. 1412 aufgeflogen und hatte seine Chance verpasst. Und was würde dann Aoko von ihm denken? Hakuba würde einen Freudentanz auf's Parkett legen und ihn aus dem Land verscheuchen... Ja, bestimmt könnte er dann nicht mehr in Tokyo leben. Vielleicht nicht mal mehr in Japan. Kaito malte sich alles haarklein aus. Er müsste mit seiner Mutter nach Europa ziehen und in Deutschland leben. Bestimmt wartete auch schon eine saftige Geldstrafe auf ihn oder so. Doch... würde seine Bestrafung so groß sein? Immerhin hatte er die Sachen zurück gebracht, die er gestohlen hatte. Solche Gedanken kreisten in Kaitos Kopf. Dann wurde er in ein Polizeiauto bugsiert. Die Türen wurden zugeschlagen und die Komissare Nakaori und Takagi setzten sich neben ihn. Der Fahrer startete den Wagen. Doch da klopfte jemand an der Scheibe des Wagens. Kaito schaute nicht hoch, wollte vermeiden, dass jemand sein Gesicht sah. Der Motor wurde wieder ausgeschaltet. Komissar Nakamori kurbelte das Fenster runter. "Du?" "Ja, ich und ich möchte sofort mit Kid sprechen", sagte eine Stimme. Nun hob Kaito doch den Kopf. Shinichi Kudo! Bestimmt wollte dieser seinen Erfolg perfekt machen. "Das tust du nicht", erklärte Nakamori ärgerlich. "Als der, der Kid gefasst hat, habe ich ja wohl das Recht darauf." Da mischte sich Takagi ein. "Er hat wirklich ein Recht darauf, Nakamori!" "Kann ich also?", fragte Shinichi. "Aber klar doch", grinste Takagi ihn an. "Komm mit, dann kannst du auf der Wache mit ihm reden!" Shinichi setzte sich auf den Beifahrersitz. Nun wurde der Motor gestartet und das Auto entfernte sich vom Festplatz. Im Restaurant des Baker Hotels, morgen Abend... Ran war wirklich gespannt, was Shinichi ihr sagen wollte. Beim letzten Mal hatte das Treffen schließlich in einem Mordfall geendet. Kazuha klopfte Ran auf die Schulter und grinste. "Tja, wenn du mich nicht hättest, dann wärst du nicht von deinem Shinichi eingeladen worden." Ran wurde rot. "Mein Shinichi? Na, ich weiß nicht..." "Wenn er dich nicht mögen würde, hätte er dich wohl kaum eingeladen", äußerte Kazuha sich immer noch grinsend. Sie war stolz auf sich, denn die Verkupplerin spielte sie fast so gerne wie Sonoko. "Und nun wird die Welt endlich herausfinden, wer hinter der Maske von Kaito Kid steckt", sagte Ran. "Sonoko wird Freudensprünge machen, schließlich wollte sie schon immer wissen, wie er aussieht." "Und du?", fragte Kazuha. "Bist du nicht neugierig?" "Nee", antwortete Ran. "Das interessiert mich nicht so besonders, aber ich werde wohl nicht daran vorbeikommen, zu wissen, wie er aussieht..." "Wieso?", fragte Kazuha. "Na, weil die Medien sich überschlagen werden", lachte Ran. "Das ist doch der Knüller für die!" Kazuha nickte. Dann starrten die beiden Mädchen instinktiv das London-Eye an. Wie es funkelte! Es war wirklich ein königliches Auge. So, als ob es erleichtert wäre, dass die Krone in Sicherheit war, und es sich nun von seiner besten Seite zeigen wollte. Da bemerkten die beiden zwei Mädchen, die von den Polizisten umringt wurden, die nicht anderweitig beschäftigt waren. Auch Journalisten und Kameraleute stürmten nun zu den Mädchen, sodass man sie nur noch verdeckt sehen konnte. Kazuha rief sofort: "Guck mal, Ran! Das eine Mädchen sieht ja fast aus wie du!" Nun sah auch Ran das Mädchen genauer an. Kazuha hatte Recht. Aber dieses Mädchen hatte sie doch schon einmal gesehen... Ja, jetzt fiel es ihr wieder ein! Es war in Shibuya. Dieses Mädchen war an der Seite von diesem Jungen gegangen, der Shinichi zum Verwechseln ähnlich sah. Ran und Kazuha näherten sich der Runde. "Entschuldigen Sie, aber was ist denn hier los?", fragte Ran einen Polizisten, der ein bisschen außerhalb stand. Dieser entgegnete: "Diese Mädchen gehören zu Herrn Kudo und haben bei Kids Festnahme geholfen. Sie haben das Riesenrad zum Drehen gebracht." Ran starrte den Polizisten fassungslos an. "Was? Sie gehören zu Shinichi? Kann das sein?" Sie zog Kazuha mit sich, näher zu den Mädchen, die gerade interviewt wurden. Als das Interview zu Ende war, zwängten sie sich neben die Mädchen. "Ihr gehört also zu Shinichi?", herrschte Ran ihre Doppelgängerin und das andere Mädchen an, das sie seltsamerweise an Shinichi erinnerte. (Das lag wohl an der Kleidung.) Die beiden Mädchen schauten sie perplex an. Rans Doppelgängerin starrte erst Ran eine Weile an, dann stammelte sie: "Das... das... das... das hat sich Mi-Miyako..." Da ergriff das nebenstehende Mädchen das Wort. "Ja, das tun wir, was dagegen?" Ran stemmte ihre Fäuste in die Hüfte und schrie das Mädchen, das wohl Miyako hieß, an: "Ja, da hab ich was dagegen!" Kann das sein?, dachte Ran. Wer ist das? Sollten die wohl wirklich Shinichi geholfen haben? "Wieso das denn?", erwiderte Miyako frech. "Ist Shinichi etwa dein Freund?" "So was Ähnliches", antwortete Ran patzig. "Echt?", rief Miyako und ihr Gesicht nahm einen freundlicheren Ausdrcuk an. "Dann musst du ihn mir vorstellen!" Ran schaute Miyako erstaunt an. "Du kennst ihn nicht...?" "Nee, wir gehören auch nicht zu ihm", gab Miyako zu. "Ich bin nur sein größter Fan und habe ihm aus Eigeninitiative geholfen. Ach ja, ich bin Miyako Kozuke und das ist Aoko Magakori!" "Nakamori", sagte Aoko säuerlich. "Sag ich doch!", verteidigte Miyako sich. "Und du kannst ihn mir echt vorstellen?" Ran überlegte. "Wenn du ihm geholfen hast, wird er dich sicher gerne kennen lernen wollen... Ja, okay!" "O toll!", jubelte Miyako und machte vor Freude einen Luftsprung. "Nur Schade, dass du seine Freundin bist..." "Ich bin nicht seine Freundin", rief Ran peinlich berührt. "Dann ist ja gut", grinste Miyako, wofür Ran sieh mit einem bösen Blick bedachte. "Wann stellst du mich ihm vor?" "Na, vielleicht morgen Mittag", schlug Ran vor. Miyako nickte überglücklich. Shinichi war inzwischen am Polizeirevier angekommen und wartete, bis Kid ins Verhörzimmer gebracht wurde. Er hatte nämlich darauf bestanden, dass er zuerst mit ihm sprechen durfte und keiner ihn vorher demaskierte. Dann war es so weit und Shinichi durfte in das Verhörzimmer. Kid saß an einem kleinen Tisch, hinter ihm drei Polizisten. Er war darauf bedacht, auf keinen Fall den Kopf zu heben. Shinichi setzte sich ihm gegenüber. "Es ist schwer, zu verlieren, nicht wahr?" Kid zeigte keine Reaktion. Shinichi befahl den Polizisten mit einem Wink, den Raum zu verlassen. Als die Tür hinter ihnen zu geschlagen war, herrschte Ruhe. Kids Umhang raschelte leicht. "Deine Strafe wird nicht groß sein", sagte Shinichi langsam. "Sie wird angemessen sein." Er schaute Kid an, erkannte allerdings nur das Monokel, das das Licht der Glühbirne über ihren Köpfen reflektierte. "Du bist ja schließlich noch minderjährig, oder liege ich da falsch?" Wieder keine Reaktion. "Eine Geldstrafe. Vielleicht nicht einmal das. Schließlich hast du nichts behalten..." "Sonst noch Fragen?", murrte Kid plötzlich, hob jedoch nicht den Kopf. "Ja, allerdings", entgegnete Shinichi. "Warum?" "Wie, warum?", fragte Kid zurück. "Du hast die größten Kunstschätze der Welt geklaut, sie aber wieder zurück gebracht. Du warst schon vor vielen Jahren aktiv, obwohl du erst jünger als 20 bist und das unmöglich ist. Warum das alles? Ich will deine Gründe erfahren!", sagte Shinichi. "Pah, meine Gründe", murmelte Kid verbittert. "Das ist doch jetzt völlig egal. Jetzt ist doch sowieso alles vorbei. Ich kann meine Gründe in den Boden stampfen." "Dann kannst du deine Gründe ja ruhig preisgeben", erwiderte Shinichi hart. "Dir werde ich sie nie sagen. Du bist ein Detektiv, mein Feind, der mich und meine Gründe hinter Gitter geschlossen hat!" Shinichi wurde still. Da war etwas Wahres dran, doch wollte er nicht Kid hinter Gitter bringen? Natürlich wollte er. Doch plötzlich war da ein Gefühl. Es war Mitleid! Shinichi wusste nicht mehr, was er sagen sollte. Ohne ein weiteres Wort stand er auf und wollte gerade den Raum verlassen, als Kid etwas sagte, das Shinichi noch sehr beschäftigen sollte. "Wenn ein Fuchs, der ein Junges zu Haus hat, von einem schwarzen Panther zu Tode gebissen wird, muss das Junge die Beute fangen, die der Fuchs auf seinem tödlichen Wege entkommen lassen hat. Das Junge jagt die Beute zur Vollendung und zur Tat der Aufmerksamkeit. Der schwarze Panther sucht die Beute des Fuchses nach neun Jahren immer noch, genau wie das Junge. Wenn der Panther die Beute sieht, wird er auch das Junge sehen und das Junge wird seine inzwischen verjährte Tat im Namen des Fuchses rächen..." Shinichi hörte gut zu und verließ dann lächelnd den Raum. Er hatte verstanden, was Kid ihm da auf geheinisvollste Weise zu vermitteln versucht hatte. Nun weiß er es, dachte Kaito. Wenn er verstanden hat, dann kennt er nun mein Geheimnis. Und er hat mit Sicherheit verstanden. Auf die Schnelle fiel mir jetzt kein besseres Rätsel ein. Als die Tür hinter Shinichi zugeschlagen war, eilten drei Polizisten ins Zimmer und legten Kaito wieder Handschellen an. Sie führten ihn in eine Zelle für die Untersuchungshaft und schlossen das Gitter. Wow, die lassen sich noch Zeit, mich zu demaskieren!, dachte Kaito sarkastisch und nahm seinen Zylinder kurz vom Kopf, um sich zu kratzen. Als er Schritte auf dem Gang hörte, setzte er ihn schnell wieder auf. Inspektor Megure erschien vor der Zelle. Kaito warf ihm nur einen kurzen Blick zu. "Na, da haben wir es ja wirklich geschafft!", triumphierte Megure. "Könntest du bitte mal deinen Zylinder und dein Monokel abnehmen?" Kaito glaubte, sich verhört zu haben. "Das nennen Sie "demaskieren"?" "Ja, meinst du, wir reißen dir die Sachen vom Gesicht?", erwiderte Megure lachend. Kaito erwiderte nichts und tat auch nichts. "Hörst du schlecht, oder würdest du jetzt meiner Bitte nachkommen?", rief Megure. Kaito lachte leise. "Glauben Sie, ich würde mich selbst demaskieren? Widerstand gehört wohl dazu." "Was... was hast du vor?", stammelte Megure. "Ich werde hier verduften", lachte Kaito und warf plötzlich eine Blendgranate. Zwei Shinichis ist einer zu viel -------------------------------- Shinichi saß in seinem Haus in seiner riesigen Bücherei. Er dachte über Kaito Kids Gründe nach. Seiner Meinung nach gab es keine Gründe für Verbrechen, und das, was Kid ihm da erzählt hatte, war ja wohl der totale Quatsch! Natürlich, Shinichi glaubte ihm, doch wie konnte man sich nur so doof anstellen? Kid war also der Sohn eines Zauberers, auch der Sohn des alten Kids. Nur ein Rätsel stand für Shinichi noch offen: Wer war mit dem "schwarzen Panther" gemeint? Er war sich sicher, dass dies eine besondere Person oder eine besondere Gruppe von Personen darstellen sollte. Shinichi legte seine gespreizte Hand an sein Kinn, was er immer tat, wenn er überlegen musste, und rutschte unruhig auf seinem Sessel herum. Kid war jemand, dem er von Anfang an so etwas wie Respekt zugesprochen hatte, und trotzdem hatte er ihn gefasst! Das war ja ein toller Erfolg, doch was nun? Was würde mit Kid passieren? Würde er ins Gefängnis kommen, trotz der Tatsache, dass er alles wieder zurückgebracht hatte, trotz seines zarten Alters, trotz seiner "Gründe"? Mit Sicherheit würde er der Polizei nichts von seinen Gründen erzählen, das war sicher. "Der schwarze Panther", murmelte Shinichi immer wieder. "Wer kann das bloß sein?" Dann plötzlich ging ihm ein Licht auf. Aber natürlich! Wieso war er nicht schon vorher darauf gekommen? Warum war er denn im Körper eines kleinen Jungen? Wegen der schwarzen Organisation! Panther drückten immer macht und stärke aus. Ein perfekter Vergleich! Dann war also Kid hinter den selben Verbrechern her wie er? Das klang vielleicht unwahrscheinlich, doch wäre plausibel. Eine andere Antwort gab es nun mal nicht. Da klingelte sein Telefon. Shinichi nahm ab. "Ja, hallo?" "Shinichi!", rief die Stimme von Kommissar Megure in den Hörer. "Kid ist entkommen!" Shinichi ließ vor Schreck den Hörer fallen, nahm ihn dann aber wieder. "Kid ist WAS?", entgegnete er geschockt. Wie war das möglich? Kid hatte sich abführen lassen und war nicht geflohen und dann doch so plötzlich? "J-Ja", sagte der Inspektor. "Er hat eine Blendgranate geworfen und ist auf einmal verschwunden!" "Verschwunden?", fragte Shinichi. "Suchen Sie das Gebäude ab! Aber überall! Es könnte sein, dass Kid noch da ist!" "Gut!", antwortete Megure. "Ich erwarte dich hier!" Shinichi zog sich in aller Eile Jacke und Schuhe an und rannte in Richtung Polizeipräsidium. "Ich kann es kaum glauben, ihn endlich kennen zu lernen", säuselte Miyako nun schon zum hundertsten Mal. Langsam konnte Aoko es nicht mehr hören. "Willst du was trinken?", fragte sie deshalb. Miyako schüttelte nur den Kopf. Die Mädchen hatten sich schon ihr Nachtlager aufgebaut. Neben Aokos Bett lag eine japanische Matratze. Aokos Mutter war damit einverstanden gewesen, Miyako in ihrem Haus übernachten zu lassen. Miyako setzte sich auf. "Aoko, du musst mitkommen, wenn ich Shinichi vorgestellt werde!" Aoko schüttelte schnell den Kopf. "Nein, lieber nicht. Du willst ihn doch nur kennen lernen. Ich störe dann vielleicht." "Okay...wie du willst", erwiderte Miyako ein bisschen gekränkt. "Was findest du denn so toll an ihm?", fragte Aoko. "Er ist so unglaublich genial, er ist cool, er sieht super aus", erklärte Miyako sofort. "Er ist einfach mein Held!" Aoko verdrehte die Augen. "Ich versteh schon." Das Polizeipräsidium war mit einem rot-weißen Band abgesperrt. Links und rechts vom Eingang standen Wachen. Polizeihunde suchten das Gebäude ab. Shinichi stürmte hinein und stieß im Gang mit Inspektor Megure zusammen. "Au, Shinichi, nicht so stürmisch", sagte der Inspektor und rieb sich die Stirn. "Wir suchen schon das ganze Gebäude ab, haben aber nicht die geringste Spur von Kid." "Haben Sie schon daran gedacht, dass Kaito Kid sich als einer der Polizisten verkleidet haben könnte?", fragte Shinichi. "Fragen Sie jeden nach seinen Personalien und nach etwas, dass Kid nicht wissen kann. Haben Sie keine Passwörter oder so?" Der Inspektor schüttelte den Kopf. "Aber wir haben Dienstnummern." "Gut... dann überprüfen Sie alle!", befahl Shinichi. "Ich werde mich inzwischen im Gebäude umschauen." Der Inspektor rannte den Gang abwärts und Shinichi nahm einen der Seitengänge. Polizisten traf er hier keine mehr. Immer weiter verwirrte er sich in die vielen Gänge des Gebäudes. An einer Wand fand er einen Lageplan, den er gleich fotografierte. Sogar die Lüftungsschächte waren eingezeichnet. Das war Shinichi gerade recht. Er inspizierte die Decke und fand einen Eingang zum Lüftungsschacht. Nach ein paar Anstrengungen hatte Shinichi den Schacht geöffnet und war hinein geklettert. Es war eng, doch gerade groß genug für Shinichi. Leise robbte er durch den Schacht. Nach ungefähr 200 Metern konnte er durch ein Gitter in den darunter liegenden Raum schauen. Nichts. Gähnende Leere. Shinichi robbte weiter. Beim nächsten Gitter hielt er inne. Irgendetwas rührte sich in dem Büro unter ihm. Gleichmäßige Schritte waren auf dem Linoleumboden zu hören. Shinichi versuchte, etwas erkennen zu kennen, doch er entdeckte niemanden. Die Schritte verstummten. Stuhlbeine wurden gerrückt. Wieder Schritte. Nun konnte Shinichi jemanden sehen. Ha! Wie ich's mir gedacht hatte, dachte Shinichi. Es ist Kid! Und wirklich: Die Gestalt in Anzug und Umhang, die unruhig durch den Raum tigerte, war unschwer als Kaito Kid zu erkennen. Es war nicht schwer, zu erraten, was ihm für Gedanken durch den Kopf schossen. Mit Sicherheit überlegte er, wie er fliehen sollte. Shinichi überlegte ebenfalls, was er jetzt tun sollte. Er musste Kid aufhalten, das war für ihn klar, doch wie? Da hörte Shinichi plötzlich eine Stimme aus weiter Ferne rufen: "Los, durchsuchen Sie den ganzen Schacht!" Schon konnte man das harte Aufkommen von Knien auf Metall vernehmen. Ein Polizist war im Anmarsch. "Jede Person, die dort oben ist, könnte der verkleidete Kid sein. Also achten Sie nicht auf die äußere Erscheinung!", rief die Stimme wieder. Das Gepolter kam näher und näher. Mist, begriff Shinichi da. Sie werden mich für Kid halten. Mit einem Blick nach unten vergewisserte er sich, dass Kid direkt unter dem Gitter stand. Mit einem gekonnten Griff öffnete er das Gitter und sprang ohne zu überlegen von oben auf Kaito Kid. Dieser brachte nur ein überraschtes Würgegeräusch heraus und fiel zu Boden, Shinichi auf ihm. So etwas unsportliches habe ich ja noch nie gemacht, dachte Shinichi. Das Gepolter von oben war nun schon fast bei ihnen, als es innehielt. Das war Kaitos Chance. Er hatte nun endlich begriffen, was eigentlich passiert war. Er krabbelte von Shinichi weg, was gar nicht so leicht war, und stand auf. In Sekundenschnelle hatte er Zylinder, Monokel und Umhang abgelegt und die Utensilien auf den Boden geworfen. Nun drehte er sich zur Wand, sodass Shinichi sein Gesicht nicht erkennen konnte. Nach einer Minute, in der sich oben im Schacht nicht viel gerührt hatte, drehte er sich wieder zu Shinichi. Dieser starrte ihn fassungslos an und flüsterte: "Was soll das?" Dann schien er zu begreifen. Doch zu spät: Ein Polizist sprang aus dem Schacht und richtete seine Dienstwaffe auf die beiden Jungen. Da sah er sich die beiden genau an und senkte die Waffe einen Millimeter. "Herr Kudo?", fragte er vorsichtig. "Sind Sie das?" Ein weiterer Blick ließ ihn fragen: "Wer sind Sie?" "Ich bin Shinichi Kudo", rief Kaito sofort und versuchte, Shinichi beiseite zu stoßen, der sich das aber nicht gefallen ließ. "Blödsinn, das ist Kid", rief dieser nun und zeigte auf Kaito. "Er hat doch noch seinen Anzug an." "Den hat er mir vorhin angezogen, nachdem er mich bewusstlos betäubt hatte. Er ist nämlich Kid", widersprach Kaito. "Und meine Sachen hat er sich angezogen." Der Polizist war nun vollends verunsichert und rief per Sprechfunkgerät Kommissar Nakamori, der schon kurz darauf eintraf. "Was haben wir denn hier?", wunderte sich dieser. "Einer von euch ist also Kaito Kid." Er musterte die beiden ganz genau. "Nun, näher läge ja, dass du Kid wärst, weil der andere den Anzug anhat, aber es könnte auch genau andersrum sein..." "Holen Sie Inspektor Megure, der wird mich schon erkennen", verlangte Shinichi. "Nein, er wird mich erkennen. Dich wird er als Kaito Kid entlarven", entgegnete Kaito sofort. Kommissar Nakamori orderte deshalb auch noch Inspektor Megure in das kleine Büro. Nach wenigen Minuten war auch er an Ort und Stelle. "Oho, einer von euch ist aber sehr gut verkleidet", stellte der Inspektor fest. "Nicht einmal ich kann erkennen, wer wer ist." "Dann fragen wir doch mal nach den Personalien", schlug der junge Polizist vor. "Gut, wenn ich euch dann bitte einzeln zum Verhör bitten dürfte", seufzte der Inspektor. "Hier entlang bitte!" Kaito wurde hinter Shinichi her in einen Raum für Verhöre geführt. Er musste draußen warten, während Shinichi befragt wurde. Dann wurde er in den Raum gelassen. Er musste sich dem Inspektor gegenüber setzen. "Name", verlangte der Inspektor. "Shinichi Kudo", antwortete Kaito brav. "Alter?" "17." "Schule?" "Teitan-Oberschule." "Eltern?" "Yukiko und Yusaku Kudo." "Und die wohnen im Moment in..." "Los Angeles." So ging das noch einige Minuten weiter. Kaito konnte nicht alle Fragen beantworten, doch er war sich sicher, dass nicht einmal der echte Shinichi eine richtige Antwort gegeben hatte. Nach Ende der Befragung wurde Kaito wieder auf den Flur geführt und musste sich neben Shinichi auf einen sperrigen Stuhl setzen, der bei jeder Bewegung ein bedenkliches Geräusch von sich gab. Links und rechts der beiden Shinichis posierte eine Hand voll Polizisten, die eine Miene wie bei der Beerdigung der Queen zog. Inspektor Megure ging vor den beiden auf und ab. Kaito schielte zu Shinichi hinüber. Er hatte ein undurchdringbares Pokerface aufgesetzt. Das erinnerte Kaito sofort an die Worte seines Vaters. Schnell setzte er ebenfalls ein Pokerface auf. "Die Ergebnisse der Befragung sind absolut identisch", erklärte Megure und zog eine besorgte Miene. "Ich weiß wirklich nicht, wie ich herausfinden soll, wer der Echte ist." Shinichi sagte plötzlich mir harter Stimme: "Laden Sie doch Freunde von mir oder meine Eltern ein, die werden schon erkennen, dass ich der echte Shinichi bin." Megures Miene hellte sich auf. "Aber natürlich! Ja, das ist gut! Laden Sie sofort Ran Mori und Professor Hiroshi Agasa ein!" Dies war zu einem der Polizisten gemeint, der sofort los rannte, um Shinichis Freunde einzuladen. Doch für Kaito wurde es brenzlig. Sie werden den echten Shinichi sofort erkennen, dachte er besorgt. Was mache ich bloß? Zwei Zeugen und keine Verdächtigen ---------------------------------- Ran war ziemlich überrascht, als ein sie Polizeibeamter aufgrund einer „Identifizierung“ ins Präsidium orderte. Sie konnte sich nicht vorstellen, was sie identifizieren sollte. Trotzdem schnappte sie sich ihre Jacke und verließ das Haus. Es war stockdunkel. Ungefähr Mitternacht. Vielleicht auch schon ein bisschen später. Rans Vater war noch in einer Nachtbar, von daher würde er sich keine Sorgen um seine Tochter machen. Es hatte nun auch angefangen zu regnen. Ein warmer Regenschleier legte sich über Tokyos Straßen. Fast niemand mehr trieb sich auf den Seitengassen herum, während im Inneren der Stadt das Nachtleben sein Zuhause hatte. Da hörte Ran plötzlich eine Autohupe. Erstaunt drehte sie sich um und sah den alten Wagen Professor Agasas. Der Wagen hielt neben ihr. „Professor… Was machen Sie denn hier?“, fragte Ran. „Ich wurde zum Polizeipräsidium eingeladen“, antwortete Agasa. „Und was tust du hier noch so spät?“ „Ich wurde auch eingeladen“, entgegnete Ran froh, dass sie nicht die einzige war, die etwas identifizieren sollte. Agasa schlug vor: „Steig ein! Du kannst ja mitfahren!“ Ran nickte dankbar und stieg auf den Rücksitz. Nach guten 5 Minuten parkte Agasa vor dem Präsidium. Ran und er stellten fest, dass das gesamte Gebäude strenger als ein Hochsicherheitsgefängnis von Polizisten bewacht wurde. Kein Wunder, Meisterdieb 1412 war schließlich dadrin. Ob die Identifizierung etwas mit Kaito Kid zu tun hatte? Ran war sehr gespannt. Neben dem Professor her passierte sie den Eingang, wo sie nur argwöhnisch beäugt wurden. Im Aufzug fuhren sie bis zur Abteilung des 1. Kriminaldezernates und stiegen aus. Auch im Flur kontrollierten Wachen jeden freien Meter. Da kam ihnen ein freundlicher Beamter entgegen, der sie bis zu einer Tür mit der Aufschrift „Gegenüberstellung“ führte. Die Tür wurde von Innen geöffnet und Kommissar Nakamori winkte Ran und Agasa in den Raum. Der Raum war klein. An einer Seite war er komplett verglast, doch die Scheibe war zugehängt. In der Mitte des Raumes standen ein Tisch und vier Stühle, auf die sich der Kommissar, der Professor und Ran setzten. Doch der Kommissar stand sofort wieder auf. Wahrscheinlich hatte er nicht die Ruhe, sich hinzusetzen. Unruhig schritt er im Raum auf und ab und berichtete: „Wir hatten Kid schon in der Zelle drin, da ist er vor den Augen des Inspektor Megure geflohen! Wir haben Shinichi Kudo angerufen, naja der Inspektor hat ihn angerufen, und er kam. Kid sollte noch im Gebäude sein. Also haben wir alles abgesucht und schließlich hat Shinichi Kudo ihn entdeckt. Nur zu blöd, dass Kid die Situation richtig verstanden hat und sich sofort verkleidet hat. Und jetzt raten Sie mal, in wen!“ Ran und Agasa zuckten nur mit den Schultern und setzten ein nichts ahnendes Gesicht auf. Kommissar Nakamori rief: „In Shinichi Kudo! Und jetzt haben wir hier zwei Jugenddetektive hinter der Glaswand sitzen. Und nur Sie können uns sagen, wer der Echte ist!“ Ran ließ sich das alles noch einmal durch den Kopf gehen und nickte dann. „Ja, das stimmt wohl.“ Auch der Professor nickte. „Gut, dann machen wir jetzt eine Gegenüberstellung“, sagte Nakamori. Dieses Mal nickte Ran wieder. Nakamori gab einem Polizisten, der an der Tür stand, ein Zeichen und dieser verließ den Raum. Seinen Schritten war zu entnehmen, dass er direkt vor der Tür stehen blieb. Nun war ein leises Klingeln zu hören und langsam schwang der Vorhang, mit dem das Fenster zugehängt war, zur Seite. Immer weiter und weiter. Ran und Professor Agasa starrtem gebannt auf das Fenster. Nun war derVorhang vollkommen zur Seite geschoben. Allerdings war dahinter nicht das zu sehen, was man eigentlich sehen sollte. Keine zwei Shinichis standen dahinter. Nicht einmal einer. Und auch kein Kaito Kid stand dahinter. Wenn man es genau nahm, dann stand überhaupt keine Menschenseele in dem kleinen Raum mit der weißen Wand hinter dem Vorhang. Erschrocken schrie der Kommissar auf. Ran und der Professor wechselten einen verwirrten Blick. Nakamori sprang auf und ließ die „Zeugen“ allein in dem Raum zurück. Er riss die Tür auf und stürzte sich auf den nächstbesten Polizisten und schrie ihn an, wo die Verdächtigen seien. Doch bisher hatte niemand entdeckt, dass die Verdächtigen geflohen waren. Ran meinte besorgt: „Shinichi wäre nie abgehauen. Kid wusste, dass wir ihn erkennen würden und hat Shinichi zur Flucht gezwungen. Wo sind sie bloß?“ Agasa setzte eine nachdenklich Miene auf. „Tja…wo würdest du hingehen, wenn die Polizei dich nicht finden soll?“ Ran lächelte leicht. „Da fragen Sie die Falsche!“ Kommissar Nakamori schickte die gesamte SOKO KID auf die Suche nach Kaito Kid und auch er selbst vergaß die Zeugen und sprang in den nächstbesten Polizeiwagen. Keuchend sprintete Shinichi durch die nassen Nebenstraßen der Stadt. Die Dunkelheit kroch bis in die letzte Ecke der Sackgasse, in der er nun stehen bleiben musste. Er hatte Kaito Kids Spur verloren! Und es war eine so gute Chance gewesen. Wütend blickte er sich um. Die Sackgasse war im edelsten Teil von Tokyo, dem Stadtteil Aoyama, das bekannt für seine französischen Restaurants war. Doch in der Nacht wirkte es ebenfalls so heruntergekommen wie andere Teile der Stadt. Ein herrenloses Fahrrad lehnte an einer Hauswand, ein alter Handschuh lag am Boden. Der warme Regen hatte die Menschen von der Straße vertrieben, auf der sonst so viel Betrieb gewesen war. Erschöpft rutschte Shinichi von der Hauswand bis zum Boden hinunter. Es war eine lange Verfolgungsjagd gewesen. Immer wieder hatte er Kaito Kid fast gehabt und dann war er ihm doch wieder entkommen. Hoffentlich ist die Polizei schon auf der Suche nach Kid. Vielleicht kriegen sie ihn dann noch, dachte Shinichi und stand wieder auf. Er beschloss zur Polizeiwache zurückzukehren und verließ die Sackgasse. Auf der Hauptstraße ging er in Richtung Polizeipräsidium. Nach einiger Zeit war er angekommen und wollte gerade das Gebäude betreten, als ein Polizist ihn aufhielt. „Moment!“, rief der Polizist. „Wer sind Sie?“ Shinichi hob den Kopf und wurde sofort erkannt. Zum Glück wusste der Polizist nichts davon, dass sich Kaito Kid als Shinichi Kudo ausgegeben hatte, sonst hätte es mit Sicherheit Schwierigkeiten beim Einlass gegeben. Shinichi durchlief die Gänge, bis er an der Tür ankam, an der „Gegenüberstellung“ in schwarzen Lettern prangte. Die Tür stand sperrangelweit auf und er hörte von innen Stimmen. Es dauerte keine Sekunde, bis er sie erkannte. Es waren die von Ran und Professor Agasa! Gerade sagte Ran mit niedergeschlagenem Unterton in der Stimme: „Wo ist er bloß? Hoffentlich findet die Polizei ihn bald.“ Lässig trat ich in den Türrahmen und sagte: „War ich gemeint?“ Als Ran und Professor Agasa begriffen hatten, wer da in der Tür stand, sprangen sie so schnell auf, dass die Stühle, auf denen sie gesessen hatten, umkippten. Ran hatte Tränen in den Augen. „Ich dachte schon, Kid hätte irgendetwas mit dir angestellt“, murmelte sie leise und konnte es nicht lassen, Shinichi zu umarmen. Dieser wurde rot, genau so wie Ran, die ihn nun wieder losließ. Professor Agasa wollte Details erfahren, und Shinichi krempelte die ganze Geschichte für ihn und Ran auf. Die waren sichtlich beeindruckt. Nach einiger Zeit kehrte die Polizei zurück – ohne das Phantom Kid. In dieser Nacht lehnte sich Shinichi, als er wieder zu Hause war, aus dem Fenster und starrte in die dunkle Nacht hinein. Es war noch nicht ganz Vollmond. Doch morgen würde es so weit sein. Es würde nicht nur Vollmond sein, sondern auch der Tag, an dem Shinichi Ran seine Liebe gestehen würde. Dann wanderten seine Gedanken zu Kaito Kid. Wo er jetzt wohl gerade war? Wahrscheinlich bei sich zu Haus, wie ein ganz normaler Mensch. Ein ganz normaler Mensch, dieser Kid?, dachte Shinichi. Das kann man sich wirklich kaum vorstellen! Doch Shinichi war sich in einer Sache sicher: Der legendäre Kaito Kid würde noch lange durch Tokyo streifen und es der Polizei schwer machen, ohne von ihr geschnappt zu werden. Eine so einzigartige Geschichte konnte eben nicht zu Ende gehen. Das hätte sich Shinichi auch schon vorher denken können. Ein Ende ist immer nur dann in Sicht, wenn niemand mehr an diesem Ende zweifelt. Und genau das hatte Shinichi getan. Tod? Liebe? Ende? ----------------- [Juhuu! Das zehnte Kapitel! Eine Schnapszahl! Ich hoffe, euch reicht diese Anzahl und seid nicht enttäuscht, wenn dies das letzte Kapitel ist… Ich glaube, es wird das letzte sein. Aber noch ist das letzte Wort nicht geschrieben! Viel Spaß! Und büdde büdde gaaaanz viele Kommis, dann hat sich der Spaß und die Mühe hier gelohnt! Vielleicht mache ich ja noch ein Zusatzkapitel, wenn ihr mich überredet! *grins* Aber bitte entschuldigt diese schnulzige Szene fast am Ende! Das ging nicht anders!] Punkt genau um 13:00 am Mittag schellte es an Shinichis Haustür. Ran und Miyako standen davor. Miyako hatte schon ein rotes Gesicht vor Aufregung bekommen und spielte an ihren Fingernägeln herum. Zuerst rührte sich nichts, doch dann öffnete Shinichi die Tür. Gähnend, aber schon angezogen. Sein größter Fan bekam Augen wie Untertassen und wollte sich ihm schon fast um den Hals werfen. Shinichi schaute überrascht und fragte: „Ran? Wer ist das?“ Ran lächelte kurz. Sie war so dankbar und erleichtert, endlich wieder Shinichi vor sich stehen zu haben. „Das ist Miyako Kozuke, aber lass uns doch erst einmal herein kommen“, schlug sie vor und schob Miyako vor sich her durch die Haustür. Shinichi schloss diese und bot den Mädchen einen Platz an. Er setzte sich ihnen gegenüber. „Also?“ Ran stieß Miyako an, die kein Wort heraus brachte. Doch dann schien sie sich wieder zu fassen. „Äh…ja, ich bin Miyako Kozuke! Ich komme aus Kyoto und bin nur für einige Zeit hier… Aber rat mal, von wem ich der größte Fan bin!“ Sie ließ Shinichi allerdings keine Zeit zum Raten. „Von dir! Du bist mein allergrößtes Vorbild. Du bist so cool. Wie du immer deine Fälle löst! Fantastisch! Und weißt du, was ich auch total toll finde? Dass du wieder zurück gekommen bist, wo du auch immer warst. Immerhin war das eine ganz schön lange Zeit, die du weg warst… Und gestern habe ich dir sogar geholfen, Kid zu schnappen! Ich habe das Riesenrad angeworfen!“ „Kid ist aber entkommen, noch nicht gehört?“, fragte Shinichi, woraufhin Miyako ein langes Gesicht zog und meinte: „Aber es war ja nicht deine Schuld!“ Shinichi warf Ran einen bedeutungsvollen Blick zu, der heißen sollte: War es doch! Miyako strahlte ihr Idol an. Shinichi stand auf und besorgte etwas zu trinken. Was er von seinem größten Fan dachte, konnte Ran schon ahnen. Aber sie hatte Miyako eben versprochen, sie Shinichi vorzustellen. Das Treffen endete sehr schnell. Nach ein paar Fotos, Unterschriften, Kompliementen und Erzählungen ging Miyako wieder. Ran wollte natürlich länger bleiben, doch bei dem Treffen im Baker-Hotel würde sie ihn ja am Abend sehen. Also verabschiedete sie sich ebenfalls mit schwerem Herzen und freute sich auf den Abend, der nun gar nicht mehr so fern war… Zur gleichen Zeit schlief Kaito Kuroba in seinem Zimmer. Er war am Abend zuvor erst sehr sehr spät wieder dort gewesen, musste von daher eine ganze Menge Schlaf nachholen. Da wurde vorsichtig die Tür aufgestoßen und seine Mutter, Hibarue, kam mit einem Frühstückstablett in das Zimmer. Langsam stellte sie es auf seinem Bett neben ihm ab und setzte sich auf die Bettkante. „Kaito“, sagte sie leise, um ihn zu wecken. „Wach auf!“ Schlaftrunken schlug er die Augen auf und stöhnte: „Lass mich schlafen!“ Hibarue schüttelte den Kopf. „Nein, wir müssen unbedingt reden, Kaito. Und zwar jetzt und hier.“ Müde richtete Kaito sich auf und schielte auf das Tablett. „Das bekommst du, wenn wir geredet haben“, meinte Hibarue und stellte das Tablett auf den Boden. Besorgt musterte sie ihren Sohn und klebte ihm ein Pflaster auf eine Wunde über seinem Auge. „Du siehst schlimm aus.“ „Was erwartest du?“, meinte Kaito. „Shinichi Kudo ist nicht doof…“ Die Polizei aber schon, fügte er in Gedanken an. Hibarue betrachtete ihn immer noch besorgt und eine Träne glitt an ihrer Wange herunter. „Was ist passiert, Kaito, nachdem du von der Polizei abgeführt wurdest?“ Kaito senkte den Blick. Er wusste, wie seiner Mutter das zu schaffen machte. „Shinichi Kudo ist mitgekommen“, begann er. „Und nachdem ich verhört war, haben sie mich in eine Zelle gesperrt. Inspektor Megure hat verlangt, dass ich mich demaskiere und ich bin entkommen… Shinichi Kudo allerdings war mir dicht auf den Fersen und als es brenzlig wurde, gab ich mich als er aus und habe die ganze Polizei durcheinander gebracht. Dann sollten Shinichis Freunde kommen, um den echten zu identifizieren. Tja, da hab ich natürlich Panik bekommen! Ich habe versucht, aus dem Revier zu entkommen, die Polizisten waren kein Problem, doch Shinichi gab nicht so einfach auf. Es war sehr schwer und es hat mich sehr viele Rauchbomben gekostet, bis ich aus dem Präsidium entkommen war. Ich wollte natürlich nach Hause, aber Shinichi ließ nicht locker und verfolgte mich. Wegen ihm habe ich es nicht geschafft, zu entkommen. Und mit Shinichi am Umhang konnte ich ja schlecht nach Hause laufen! Die halbe Nacht bin ich vor ihm geflohen, habe ihn in Sackgassen geführt und habe alles mögliche getan, ohne Erfolg! Aber dann kam mir die rettende Idee! Oder nein, der Zufall hat mir geholfen. Da kam plötzlich ein LKW! Ich habe mich an der Seite, die Shinichi nicht sehen konnte, festgehalten. So hat er mich aus den Augen verloren und ich bin hier her gekommen.“ Hibarue hatte alles genau mit angehört und seufzte bedrückt. „Ich habe mir solche Sorgen gemacht“, sagte sie leise. „Mit Shinichi Kudo ist nicht zu spaßen, merk dir das! Und wenn du auch bis jetzt immer gegen ihn gewonnen hast, solltest du das Glück nicht auf die Probe stellen. Früher oder später wird Shinichi Kudo dich haben. Und dieses Mal war er doch schon ziemlich nah dran!“ Kaito seufzte ebenfalls. Er musste zugeben, dass seine Mutter wirklich Recht hatte. Das war nicht der letzte Kampf gewesen, der zwischen Shinichi und ihm stattfand. Hibarue drückte ihm das Tablett in die Hand und versuchte ein Lächeln. „Iss erst einmal, dann versuchen wir, das zu vergessen!“ So leicht werde ich das nicht vergessen können, dachte Kaito und machte sich über sein Frühstück her. Die Sonne ging langsam über Tokyo unter und stand gerade rot glänzend über dem Meer, als Shinichi und Ran im nobelsten Hotel der Stadt saßen und aus dem Fenster blickten. Man erkannte den schwarzen Umriss des London-Eye, wenn auch nur von weitem. Eine junge Kellnerin bediente die beiden, allerdings eine andere als vor langer Zeit, als die beiden schon einmal am gleichen Platz gesessen hatten. Shinichi und Ran unterhielten sich über den vorherigen Tag, über die Schule und dann kam auch schon die Hauptspeise. Die beiden saßen sich gegenüber und schauten sich ab und zu an. Immer wieder schoss Shinichi durch den Kopf: Ich muss es jetzt gleich tun, sonst ist meine Chance verpasst und vielleicht sterbe ich… Nach dem Hauptgang mussten die beiden einige Zeit auf das Dessert warten. Shinichi warf Ran unsichere Blicke zu. Die Sonne war nun fast im Meer untergegangen und über Tokyo senkte sich langsam die Dunkelheit. Ran schaute Shinichi nun an. „Bis jetzt hat der Mordfall auf sich warten lassen…“ Der Angesprochene grinste sarkastisch und meinte: „Das rate ich ihm auch für längere Zeit zu tun!“ „Du wolltest mir etwas sagen, nicht?“, fragte Ran. „Äh… ja!“ Sie schaute ihn erwartungsvoll an. Vielleicht mit einem leichten Rotschimmer auf den Wangen. Shinichi senkte den Kopf. „Es ist so, Ran…“ Ich schaffe das nicht, schoss es ihm durch den Kopf. Aber ich muss! „Ich kann’s dir nicht sagen, Ran“, gestand Shinichi ein. „Du musst es mir auch nicht sagen“, sagte Ran mit einem roten Kopf. „Ich weiß, was du meinst!“ Shinichi blickte sie an. „Ja?“ Ran nickte und da raffte Shinichi sich auf. „Ich muss es dir aber sagen! Ich liebe dich!“ Als Shinichi das letzte Wort ausgesprochen hatte, entflammte plötzlich ein wahres Feuerwerk der Lichter, als am königlichen Auge die Lichter angeschaltet wurden. Doch Shinichi und Ran merkten das schon gar nicht mehr. Sie lagen sich in den Armen und küssten sich… Eine Stunde später waren die beiden gemeinsam auf dem Rückweg. Doch die traute Zweisamkeit sollte nicht lange bestehen bleiben. Es kam plötzlich, obwohl es schon angekündigt war. Auf einmal spürte Shinichi einen stechenden Schmerz. Sein Herz raste, sein Körper schien zu glühen. O nein, dachte er. Nicht jetzt! Ich muss schnell hier weg! „Ran! Ich…ich muss ganz schnell weg! B-bis morgen!“, rief er Ran noch zu und verschwand dann so schnell es ging keuchend in eine Nebenstraße. Der Schmerz wurde immer schlimmer. Lange konnte er sich nicht mehr auf den Beinen halten und so fiel er in Ohnmacht. Die Straße war nass und feucht und Shinichi rührte sich nicht mehr. Sein Körper kochte und langsam, ganz langsam, schrumpfte er wieder zum kleinen Jungen zusammen. Ran war ihm nach gelaufen und hatte ein erschreckendes Bild vor sich, als sie Conan in Shinichis Kleidung auf der Straße liegen sah. Was dann passierte, bemerkte Shinichi oder auch Conan nicht mehr. „Bitte, bitte wach auf!“, schluchzte Ran immerzu. „Verlass mich jetzt nicht, Shinichi!“ Neben ihr saßen Conans, auch Shinichis, Freunde und starrten mit Tränen in den Augen auf das Krankenbett. Heiji, Kazuha, seine Eltern, die Detective Boys, Ai und Professor Agasa saßen in etwas weiterem Abstand vom Bett. Ayumi murmelte: „Ich verstehe das alles nicht! Conan ist gar nicht Conan?“ „Aber das habe ich euch doch schon erklärt“, seufzte Professor Agasa und warf einen traurigen Blick auf das Krankenbett. „Seit genau 13 Stunden liegt er jetzt schon in diesem komaähnlichen Zustand“, stellte Yukiko mit Tränen in den Augen fest. „Die Ärzte haben gesagt, er würde mit Sicherheit wieder aufwachen“, sagte Ai und erhielt so den Optimismus, was so gar nicht zu ihr passte. Sie hatte Shinichi gewarnt und fühlte sich nicht schuldig ihm gegenüber, dass die Wirkung früher nachgelassen hatte, als sie es eigentlich sollte. Rans herzerreißendes Schluchzen ließ alle verstummen. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass jetzt, wo alles erst anfing, alles vorbei sein sollte. Shinichis Eltern traten nun auch näher an das Bett und hielten die warme Hand ihres Sohnes im Miniformat. Heiji und Kazuha beschlossen, im Vorraum zu warten, und Agasa und die kleinen Detektive schlossen sich ihnen an. „Ran“, meinte Yusaku, „bleib hier bei Shinichi, wir gehen auch in den Vorraum“, und zog seine Frau mit sich aus dem Krankenzimmer. Ran blieb dankbar am Bett sitzen und fragte Shinichi: „Wieso konntest du mir nichts erzählen, Shinichi? Ich bin doch nicht die Schwarze Organisation?“ Vorwurfsvolll und zugleich traurig schaute sie auf das friedliche Gesicht des kleinen Conan, der ihr Shinichi sein sollte. Doch für Ran war es nicht schwer, sich das vorzustellen. Sie spürte Shinichis Charakter in Conan. Ran legte ihren Kopf auf Conans Bauch und ihre Tränen tränkten die Bettdecke. Da spürte sie plötzlich ein leichtes Zucken an ihrer Seite. Da, wo Conans Arm lag! Sie schnellte hoch und fasste den Arm. „Shinichi!“, rief sie. „Conan!“ Und wirklich: Langsam, ganz langsam, öffnete Conan seine Augen! Ran war so froh, dass sie Conan sofort umarmte. „Shinichi“, murmelte sie immer wieder. Die anderen auf dem Flur hatten wohl auch mitbekommen, dass sich etwas gerührt hatte, und betraten vorsichtig das Zimmer. Als sie Conan dann wach sahen, stürmten seine Eltern auf ihn zu und umarmten ihn, Heiji und Kazuha standen einfach nur lächelnd daneben, die Detective Boys führten einen Freudentanz auf und Professor Agasa wischte sich eine kleine Träne aus dem Auge und strahlte über beide Backen. Zwei Tage später saßen Conan, Agasa, Ai und Ran bei dem Professor zu Hause und redeten über die Möglichkeiten eines Gegenmittels. Ai meinte: „Ich werde mit Sicherheit eine Version des Gegengiftes hinbekommen, bei dem keine so große Gefahr herrscht und das länger wirkt. Doch das perfekte musst du dir selbst von der Organisation besorgen, Shinichi!“ Conan, nun voller Oprimismus und Tatendrang, nickte. „Und mit Sicherheit wird die Schwarze Organisation nicht mehr lange bestehen bleiben.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)