Fallen von Sarano ================================================================================ Kapitel 1: Part I - Journey --------------------------- Sarano and Arani Shadon present Fallen Pairing: Toshiya/ Shinya, Kaoru/Die (angedeutet) Genre: OOC, Romance, Angst, Lime/Lemon POV. 3. Person Anmerkung der Autoren: Die Story spielt im Jahr 2001 doch außer dem Aussehen der Band zu der Zeit von 'Cage' (1999) folgen wir in keinerlei Hinsicht der Bandgeschichte und alle Orte, sowie Songs (wenn denn welche vorkommen) sind von uns frei erfunden oder anderweitig gekennzeichnet. Disclaimer: Wir wollen mit dieser Story kein Geld machen, wir schreiben lediglich um unserem armen Hirn etwas Luft zu geben und die hier beschriebenen Personen gehören auch nicht uns... auch wenn es schön wäre.... '~~~~ '- dieses Zeichen steht für einen Szenen oder Ortswechsel Part I - Journey 13.01. 2001 Langsam erwachte der schwarzhaarige Bassist aus seinem Schlaf, rieb sich mit einer fahrigen Bewegung nochmals über die geschlossenen Lider, ehe er diese öffnete. Leicht blinzelnd streckte er seine müden Glieder, so gut wie eben möglich in diesen Flugzeugsitzen, welche zwar sehr bequem waren, jedoch nach mehreren Stunden Flug ungemütlich werden konnten. Einen Blick aus dem Fenster neben sich werfend, konnte Toshiya sehen, dass es noch immer dunkel draußen war. Innerlich fragte sich der Schwarzhaarige wie lange sie jetzt wohl schon unterwegs waren und blickte kurz darauf auf seine Armbanduhr. Ein Seufzen perlte von seinen Lippen, als er fest stellte dass sie wohl noch gut weitere fünf Stunden unterwegs sein würden. Nicht wissend was nun in dieser Zeit mit sich anzufangen wäre, hatte er nun doch wirklich lange genug geschlafen, blickten die braunen Augen zu seinen anderen Bandmitgliedern und er stellte bedauernd fest dass drei von ihnen noch tief schliefen. Der blonde Sänger, der eigentlich direkt neben ihm saß, hatte sich in seinem zurück gelappten Sitz so sehr zusammen gerollt, dass er nicht mehr von einem kleinen Kind zu unterscheiden war. Dieser Gedanke ließ ein kleines Lächeln auf den vollen Lippen des 23 Jährigen erscheinen und er wusste, könnte Kyo Gedanken lesen, hätte dieser ihm spätestens jetzt einen seiner Mörderblicke geschenkt, welcher tiefe und schlimme Qualen versprach. Leicht den Kopf über sich selbst schüttelnd, blickte Toshiya weiter zu seinem Leader, der sich schräg ihm Gegenüber befand und der doch tatsächlich gebeugt über eine Zeitung eingeschlafen war. Danach glitt sein Blick zu dem neben Kaoru sitzenden Die, der mit dem Kopf in den Nacken gelehnt schlief und auch jetzt noch eines seiner berühmt berüchtigten Lächeln trug. Als letztes wanderten die braunen Augen zu dem einzig wachen Mitglied, welches ihm schräg gegenüber auf der anderen Seite, ebenfalls an den Fenstern, saß und ein Buch zu lesen schien. Konnte er es wagen den Jüngsten ihrer Band zu stören, der so entspannt aussah? Innerlich mit sich kämpfend, überlegte der Schwarzhaarige hin und her, er wusste doch gut genug dass Shinya seine Ruhe sehr schätzte. Natürlich könnte er sich auch mit Ihren Bodyguards und Stylisten sowie den anderen Mitglieder der Crew beschäftigen, schienen diese ebenfalls wach zu sein, da er leise Stimmen im Hintergrund vernehmen konnte, doch hatte er dazu im Moment keine Lust. Also überlegte er weiter, entschlossen den Drummer nicht zu stören, um sich etwas anderes einfallen zu lassen. Shinya mochte das Reisen nicht. Für ihn stellte es in den meisten Fällen eine sinnlose Vergeudung von Energie da, die man an anderer Stelle hätte sinnvoller einsetzen können, zumal diese langen Flüge extrem an Kraft kosteten, da er während dieser Zeit nie wirklich schlafen konnte. Zwar waren dem Drummer immer wieder die Lider zugefallen, hatte er für ein oder auch mehrere Stunden geruht, doch fühlte er sich in keinster Weise erholt. Nun las er in einem Buch über die Geschichte des Landes in welches sie flogen, den Kopf in seine Handfläche gestützt, derweil er ruhig Seite für Seite umblätterte, ab und an die Position seiner übereinander geschlagenen Beine verändernd. Mit einem leisen Seufzen schloss er kurz seine Augen, als er die Verspannung spürte, die sich tief in seinem Rücken fest gebissen zu haben schien und auch sein Glas stillen Wassers neigte sich dem Ende zu, doch wollte er sich weder erheben, noch auf sich aufmerksam machen... die Stille der letzen Stunden war mehr als angenehm gewesen, denn die leisen Gespräche der restlichen Anwesenden hatte er ohne jegliche Mühe ausblenden können. Doch dann war da mit einem Mal dieses leise Geräusch, welches ihn aufblicken ließ, die Stirn in leichte Falten gelegt, als er nach dem Ursprung des leisen Lautes suchte, schräg zu seinen Bandmitgliedern hinüber blickend, wo er Toshiya beobachtete, welcher aus einem weißen Blatt oder dergleichen kleine Kügelchen drehte, die er erst in seinen Schoss legte, dann immer eines von ihnen aufnehmend und in Richtung ihres Gitarristen abschießend. Eine der fein geschwungenen Brauen des Braunhaarigen hob sich, und als würde es dem Bassisten bewusst sein, dass man ihn ansah, richtete sich der Blick des Älteren einen Moment lang auf die Gestalt des anderen Musikers, ein verspieltes Lächeln auf den Lippen, als Toshiya einen Finger auf diese legte. Shinya schüttelte nur leicht den Kopf, sein Buch sacht zuklappend und auf den Tisch vor sich legend, bevor er sich mit dem nun leeren Glas in der Hand erhob. Er stand noch nicht vollständig, da schien sich eine der Stewardessen neben ihm materialisiert zu haben, fragte den Langhaarigen mit einem freundlichen, wenn auch schüchternen Lächeln nach seinen Wünschen. Kaum das er um etwas zu Trinken gebeten hatte, war das Glas von den Fingern des Drummers in die Hände der jungen Frau gewandert, fand sich Shinya in seinem Sitz wieder, noch bevor er dagegen vielleicht in irgendeiner Form Protest erheben konnte - er mochte es nicht, wenn man ihn so umsorgte, auch wenn er verstand, dass dies die Aufgabe der Flugbegleiterinnen war. So richtete er seinen Blick noch einmal zu dem Schwarzhaarigen, welcher Die in einen Regen aus kleinen Papierkügelchen hüllte, diese in den Ausschnitt des Oberteiles, die Haare und den Schoss des Größeren werfend, doch der Erfolg, den anderen Mann zu wecken, schien aus zu bleiben. Abermals eines der kleinen Geschosse aus seinem Schoss aufnehmend und in die Richtung des Rothaarigen werfend, wartete der Bassist wieder auf eine Reaktion des Älteren, hoffend, dass dieser endlich mal wach werden würde, doch scheinbar vergebens, Die rührte sich noch immer kein Stück. Toshiya musste sich ein Lachen wirklich sehr verkneifen als er seinen Blick über den Gitarristen gleiten ließ, dessen Mähne nun mehrere dieser kleinen Kügelchen zierte und auch sonst hatte er gut getroffen. Wie von selbst richteten sich seine Augen wieder auf den Drummer, welcher nun, mit einem frischen Glas Wasser auf dem Tisch, weiterhin in seinem Buch blätterte, die mit ihm Anwesenden erfolgreich ignorierend. Der Schwarzhaarige fragte sich, warum Shinya immer so abgeschieden von ihnen war, es bevorzugte allein zu sein, anstatt sich mit ihnen zu unterhalten, denn eigentlich wäre er schon längst zu diesem gegangen um mit ihm zu reden, doch etwas schien ihn dieses Mal davon abzuhalten sich dem Jüngeren zu nähern. War es die Ruhe die der Braunhaarige aus zu strahlen schien? Er wusste es selbst nicht so genau, doch wollte er diesen nicht mit irgendwelchen dummen Handlungen verärgern. Toshiya wurde aus seinen Gedanken gerissen, als er aus seinen Augenwinkeln eine Bewegung seines Gegenübers vernehmen konnte, scheinbar hatte seine Tortur doch etwas gebracht, begann sich der Rothaarige nun leicht zu rühren. Geduldig, wartete der Bassist bis Die seine Augen öffnen würde, was auch nach wenigen Sekunden geschah. Der Ältere blinzelte noch leicht verschlafen, begann sich ebenfalls zu strecken, wie es der Schwarzhaarige nach dem Erwachen vor ihm getan hatte, während einige der runden Bällchen aus seinen Haaren fielen und sich in dessen Schoss sammelten. Toshiya konnte sein Grinsen kaum verbergen, sah es doch einfach zu niedlich aus, seinen Gegenüber so zu sehen, welcher ihm nun einen mehr als irritierten Blick schenkte, scheinbar nicht wissend, was ihn so amüsierte. Die nächsten Worte des Rothaarigen bestätigten ihn in seiner Vermutung. "Sag mal Totshi, was grinst du denn so dämlich?" "Och nichts, aber du solltest mal in den Spiegel schauen." In jenem Moment perlte ein klares Lachen von den Lippen des Bassisten und er blickte mehr als erheitert zu seinem Bandkollegen, welcher noch verwirrter als zuvor schaute, bis dieser scheinbar auf die kleinen Papierkrümmel aufmerksam wurde, die sich mittlerweile zwischen seinen Beinen gesammelt hatten. Nicht mehr als ein Knurren war seine Warnung, bevor sich ein rothaariges Bündel auf ihn stürzte und ihn gnadenlos durch kitzelte, der Jüngere es bereute, dass seine Freunde seine Schwachstellen so gut kannten. Laut lachte der junge Mann, versuchte sich gegen den Langhaarigen zu wehren, was ihm mehr schlecht als recht gelang. "Die...Die, bitte hör auf, ich bekomme keine Luft mehr." "Du bist selber Schuld. Das ist die gerechte Strafe für solche Flausen." Nach den belustigten Worten des Älteren traf ihn ebenfalls eines der kleinen Bällchen an der Wange und gespielt schmollend rieb er sich über diese, ehe er antwortete. "Mou, aber Die, ich habe nur versucht, dich zu wecken." "Aha und dafür ist dir keine andere Möglichkeit eingefallen, wie?" "Nein." Wieder grinste er seinen Gegenüber nur an, welcher ebenfalls ein Lächeln auf seinen Lippen trug und nur leicht den Kopf schüttelte, bevor Die von ihm abließ und sich zurück in seinen Sitz setzte, sich dort nochmalig streckte und räkelte. "Hmm, wie lange sind wir jetzt eigentlich schon unterwegs?" "Schon mehr als zehn Stunden, also noch bestimmt vier weitere. Deswegen habe ich dich ja auch geweckt, mir war langweilig." "Das ist mal wieder typisch für dich. Warum hast du dich denn nicht mit unserem Jüngsten unterhalten? Schließlich ist er ja auch wach." Mit diesen Worten deutete der Rothaarige in Richtung ihres Drummers, welcher nun ebenfalls kurz zu ihnen aufblickte, ehe er sich wieder seinem Buch zuwendete und sie beide nicht weiter beachtete. Er zuckte zur Antwort nur mit den Schultern, wusste selbst nicht genau warum er sich dem Braunhaarigen nicht genähert hatte. Shinyas Blick hatte sich einen flüchtigen Moment erhoben, als das warme Lachen des Bassisten zu ihm gedrungen war, welcher sich, in seinem Sitz zusammen gekauert gegen die Hände ihres zweiten Gitarristen zu erwehren suchte, derweil Kyo wie ein Stein weiter schlief, auch das eine Hand Toshiyas seine Wange streifte schien ihren Vocal nicht im geringsten zu stören und auch Kaoru schien entweder einen sehr festen Schlaf zu haben - oder ihr Leader nutzte schlicht Ohropax.. Ob der Worte des Rothaarigen hoben sich die Augen des Drummers ein weiteres Mal, vermochte er zu sehen, dass sowohl Die als auch Toshiya zu ihm sahen, der Jüngere der beiden mit den Achseln zuckte, dann konzentrierte sich der Braunhaarige einmal mehr auf den Absatz, den er bereits zum dritten Mal begann. Schritte näherten sich, welche Shinya ohne Zweifel sagten, das Die zu ihm herüber schlenderte... der Gang des Gitarristen war nicht laut, doch hatte dieser einen festen Tritt, anders als ihr Leader, der wie ein Raubtier lief, oder die beinahe lautlosen Schritte des Bassisten und so schoben sich seine Brauen beinahe unmerklich zusammen - da ging sie hin, seine Ruhe. "Shin-chan... was liest du da?" Ein lautloses Seufzen entfloh seinen Lippen, doch machte der Braunhaarige sich nicht die Mühe zu dem Anderen hinauf zu blicken, als er antwortete. "Fragst du mich, weil es dich wirklich interessiert, oder weil du dich über mich amüsieren willst?" Der Jüngere wusste, dass seine Worte einen Hauch zu kühl waren, doch Die und er hatten in den letzen Tagen und Wochen immer wieder kleine Konfrontationen gehabt, die ihr Verhältnis ziemlich belasteten, doch schien der Rothaarige zu stur um sich bei ihm zu entschuldigen und was ihn selbst betraf... vielleicht war er einfach nur zu stolz. "Zufällig interessiert es mich wirklich." Auch der Tonfall des Größeren war merklich gesunken und mit einer mentalen Schelte tat er einen Schritt zurück... es würde die Anspannung des Konzertes in einem ihnen vollkommen fremden Land nur erhöhen, wenn sie sich nun streiten würden, weswegen seine nächsten Worte sehr viel sachter klangen. "Ein Buch über die englische Geschichte und die geographische Lage des Landes im allgemeinen.." Einige Sekunden herrschte Schweigen und Shinya konnte fühlen, dass auch Die suchte seiner stummen Führung zu folgen. "Dann kann ich also dich anrufen, wenn ich mich hoffnungslos verfahren sollte?" Ihm entfloh ein leises Schnauben, das jedoch nicht wirklich böse gemeint war, wissend, dass Die dies ebenfalls erkennen würde. "Du kannst es in jedem Fall versuchen." Die dunklen Augen seines Gegenübers treffend, konnte er das Lächeln sehen, dass über die Züge des Rothaarigen glitt, kurz bevor er zu Toshiya hinauf blickte, war dieser ebenfalls zu ihnen herüber getreten, nun Die an einem Bein an schubsend, um ihm Platz zu machen, denn der Gitarrist hatte sich über beide freie Sitze gelümmelt, da die Zwischenlehne nach oben geklappt war. Mit einem gespielten Knurren gab Die einen der beiden Sitze frei, so dass sich der Schwarzhaarige setzen konnte, der ihm ein sachtes Lächeln schenkte, dann ein Kartenspiel in die Höhe hob. "Würdest du mit uns spielen, Shinya?" Einen Moment lang ruhte der Blick des Drummers sehnsuchtsvoll auf seinem Buch, doch dann klappte er dieses zu, nachdem er ein dunkelblaues Band als Lesezeichen zwischen die Seiten geschoben hatte, dem Bassisten zunickend. Toshiyas Lächeln wurde noch ein klein wenig weiter und mit einem verspielten Schlag gegen die Schulter des Größten von ihnen, warf er diesem die Karten zu. "Du mischst... und nicht schummeln." Die nickte und begann verantwortungsbewusst die Karten zu mischen, den Dunkelhaarigen von unten her anfunkelnd. "Ich würde niemals 'schummeln'. Totshi." "Ich erinnere dich das nächste Mal daran. Was wollen wir spielen?" Die Augen Toshiyas legten sich auf den Braunhaarigen, der jedoch keinerlei Anstalten machte einen Vorschlag zu unterbreiten und so warf Die seine Wahl ein, in einem so trockenen Tonfall, dass der Bassist vor Lachen beinahe das Gleichgewicht verlor. "Strippoker." Shinyas einzige Reaktion war das heben einer schlanken Braue und glücklicherweise fing sich der Schwarzhaarige in diesen Sekunden wieder, noch immer glucksend heftig den Kopf schüttelnd. "Wir sind nicht Kaoru, Die-chan." "Ansehen ist immer erlaubt... aber euch zu liebe gebe ich mich euch mit Skat zufrieden." ~~~~~ Es war schon einige Zeit vergangen, in der sie sich mit ihrem Kartenspiel beschäftigt hatten, ehe Toshiya ein Geräusch von der anderen Seite ihrer Sitze ausmachen konnte, sich die braunen Augen auf Kaoru richteten, welcher sich in diesem Moment gähnend streckte. Auch Die und Shinya mussten bemerkt haben, dass ihr Leader nun wach war, konnte er keine weiteren Geräusche von ihnen vernehmen, etwas, dass nicht ungewöhnlich war... diese Stille entstand jedes Mal, wenn ihr Leader einen Raum betrat, oder, wie jetzt seine Umgebung wahr zu nehmen begann. Für einen Moment schien es, als würde der Violetthaarige suchend umher blicken, ehe sich dessen Augen auf ihre kleine Gruppe legten, ein Lächeln auf den Lippen des Älteren erschien, als er Die entdeckte. Elegant erhob sich Kaoru aus seinem Sitz und schlenderte zu ihnen, beinahe einem Panther gleich, welcher nur darauf wartete seine Beute an zuspringen. "Hey." Der Gruß des Älteren wurde von dem Bassist als auch dem Jüngsten nur mit einem Nicken erwidert, während Die einen Arm um die Taille ihres Leaders schlang und diesen zu sich zog, so dass Kaoru auf dessen Schoss platz nehmen konnte. "Wie lange seit ihr denn schon wach?" "Schon eine gewisse Zeit, doch wir haben uns sehr gut mit Skatspielen beschäftigt." Ein typisches Grinsen schlich sich nach diesen Worten auf die Lippen des rothaarigen Gitarristen. "Aha, wieso werde ich aber nicht das Gefühl los, dass du eigentlich etwas vollkommen anderes im Sinn hattest als Skat zu spielen, Die?" "Fein, Fein ich geb es ja zu, ich wollte Strippoker spielen, doch Totshi und Shin, die beiden Spielverderber wollten nicht mitmachen." "Das kann ich durchaus verstehen." Ihr erster Gitarrist schenkte dem leicht verdutzt blickenden Die, welcher scheinbar nicht so recht wusste wie er sich nun verhalten sollte, ein breites Lächeln. Der Rothaarige schien nachzudenken, wandelte sich dessen sprachlose Mimik, mit einem mal in eine empörte. "Hey, was sollte dass denn jetzt heißen?" "Nichts Die, schon in Ordnung." "Und dass soll ich glauben?" Der nun leicht schmollende Freund ihres Leaders, wurde von diesem geflissentlich ignoriert, beugte sich der Violetthaarige stattdessen über die auf dem Tisch verteilten Karten, diese neugierig musternd. "Sag mal Kaoru, möchtest du vielleicht mitspielen? Schließlich dauert es noch eine Weile bis wir in England ankommen werden." Der Angesprochene nickte nur bejahend auf die Frage des Bassisten, ehe sie ein neues Spiel Skat begannen, nicht bemerkend, wie schnell die Zeit davon floss und auch Die inzwischen wieder eines seiner Lächeln trug. Gerade eine neue Runde ihres Kartenspiels starten wollend, wurden sie unterbrochen, als ihnen die Durchsage einer der Flugbegleiterinnen ankündigte, dass sie in wenigen Minuten den Landeanflug auf London beginnen würden und sie gebeten wurden sich zu ihren Sitzen zu begeben und an zuschnallen . "Also ihr habt die Dame gehört, dann mal ab auf eure Sitze." "Was ist mit Kyo? So kann er unmöglich weiter..." Kurz zögerte der Bassist, während sich seine Augen auf den Sänger legten, ehe er weiter sprach. "...ich meinte liegen bleiben." "Na dann, wecken wir ihn." "Aha, und wer bitte soll das machen? Ich werde es ganz bestimmt nicht tun, ihr wisst wie gut gelaunt er ist, wenn man ihn aus seinen Träumen reist." Um seiner Aussage noch Ausdruck zu verleihen, setzte der Schwarzhaarige einen seiner berühmten Bambiblicke auf, hoffend dass die anderen nicht wirklich von ihm verlangten den kleinen Sänger zu wecken. Nur wenige Sekunden später konnte der Bassist ein ergebenes Seufzen Seitens seines Leaders hören, welcher sich geschlagen gab und den Blonden wecken ging. Es dauerte nicht lange bis er sowohl als auch die anderen Mitglieder der Band das Gemecker eines wütenden Kyo vernehmen konnten, welcher sich nicht sehr begeistert darüber anhörte, dass er geweckt wurde. Doch scheinbar konnte der Violetthaarige das kleine Warumono [1] schnell beruhigen, kehrte danach wieder Ruhe in dass Flugzeug ein, während sich dieses drehte und in den Sinkflug ging. Den Blick aus dem schmalen Fenster gerichtet, gegen das die Schulter des Drummers ruhte, beobachtete der Braunhaarige wie sie durch die schwere Wolkendecke brachen, sich neblig weiße Fetzen lösten, die den fliehenden Geistern gleich, an dem kühlen Glas entlang wisperten, als sie von dem Rumpf der Maschine abgerissen worden waren. Noch immer umhüllte sie die Schwärze der Nacht, obgleich man in der Ferne den ersten silbrigen Streif des neuen Morgen sehen konnte, doch verschwand dieser gänzlich je tiefer sie sanken, wurde die Dunkelheit mehr und mehr grau, wich das endlose Meer an Wolken einer von Schnee bedeckten Landschaft, die schon bald von den ersten Häusern und Straßen abgelöst wurde. Wenige Herzschläge später hatten sie die Metropole vollkommen erreicht, erstreckte sich unter ihnen ein verwirrendes Geflecht aus Häuserschluchten, Lichtern und Grünanlagen, sowie riesige Industrie türme, welche eine wirklich beeindruckende Sicht boten, selbst wenn man einen ganz ähnlichen Anblick in dem eigenen Land gewöhnt war. Leicht presste Shinya seine Kiefer aufeinander, die Augen schließend und die Hände zu sachten Fäusten ballend, als sie steil tiefer glitten, der Druck auf seinen Ohren größer wurde, bis zu dem Punkt in dem es zu Schmerzen begann, der Drummer seinen eigenen Pulsschlag in den Schläfen spüren konnte, welcher sich ohne Zweifel in Kopfschmerzen wandeln würde. Dem Langhaarigen wurde ein wenig flau im Magen, als die Gravitationskräfte deutlich stärker wurden, sie die Maschine wie eine eiserne Faust in Richtung Boden zu schmettern schienen und so zählte er in seinem Geist die zäh fließenden Sekunden, bis sie schließlich mit einem Ruck aufsetzten. Ein lautloses Seufzen löste sich von den Lippen des Musikers, als sie ausrollten, er die leisen Kommandos des Captain über die Bordsprechanlage hören konnte, wissend, dass man sie in einigen Momenten in London willkommen heißen würde. Ihnen wurden die außen herrschenden Temperaturen die Uhrzeit - kurz vor acht Uhr morgens - und die Verbindungen der Flüge und anderen Verkehrsmittel durchgesagt, für die Passagiere unter ihnen, welche noch andere Flüge und Verbindungen schaffen mussten. Schließlich verharrten sie in vollem Stillstand, kehrte die junge Stewardess an die Seite des Langhaarigen zurück, das Gepäckfach öffnend und ihm seinen schwarzen Rucksack reichend, in welchen Shinya sein Buch und seinen CD-Spieler verstaute, sich seinen Pullover überziehend, bevor er in den langen Mantel schlüpfte und sich den weißen, breiten Schal um die Schultern legte. Von der anderen Seite ihrer Sitze erreichte ihn das aufgeregte Murmeln von Toshiya, der in seiner Aufregung selbst über das immer währende Schimpfen Kyos hinweg sehen konnte, als sich der Bassist bei diesem einhakte, ihn so mit sich ziehend, dem kleinen Mann kaum die Möglichkeit gebend, sich zu Ende anzuziehen und die Tasche zu greifen. Dem quirligen Schwarzhaarigen folgten Kaoru und Die, welche dicht beieinander liefen, doch sich nicht wirklich berührten, er selbst folgte seinen Bandmitgliedern nach einem letzen Blick auf seinen Platz, seine Mütze aufsetzend und in die hellen Handschuhe schlüpfend. Sie traten eine gesonderte Rehling herunter und wurden, kaum das sie die Halle des Gates betreten hatten, von einer Gruppe an jungen Männern in Empfang genommen, welche sich kurz mit ihrem Leader unterhielten, wobei ein Dolmetscher zwischen ihren beiden Sprachen hin und her übersetzte. Shinya wurde ein Lächeln geschenkt, als man dem Drummer anbot seinen Rucksack zu nehmen, doch er lehnte mit einem leichten Schütteln seines Kopfes ab und so nickte ihm sein blonder Begleiter nur zu, sacht seinen Rücken berührend, um den Langhaarigen stumm zu führen. Schneidende Winterluft umfing die jungen Männer, als sie das Hauptgebäude des Flughafens verließen und obgleich es nur wenige Sekunden waren in der sich die Band im Freien aufhielt, wurden sie über und über mit winzigen Schneeflocken bedeckt, die einer Invasion gleich vom Himmel herab stürzten. An ihrem Tourbus angekommen, wurden Ihnen die Türen geöffnet und nacheinander stiegen sie ein, sich jeweils auf den ersten freien Sitz fallen lassend, der sich ihnen präsentierte. Shinya schauderte leicht, sich tiefer in seinem Mantel verbergend, zwar war der Van beheizt, dennoch war die beißende Kälte bis auf seine Haut gedrungen, schmerzte in seine Ellenbogen und Handgelenke. Kyo schien das alles wenig zu beeindrucken, denn kaum das man den Motor gestartet hatte und sie sich in Bewegung setzten, schlief ihr Vocal bereits wieder, den Kopf gegen eine Scheibe gelehnt, ungeachtet des holprigen Pflastersteins über welchen sie fuhren. Shinya selbst blickte abwesend aus dem gegenüber liegenden Fenster, die Präsenz der Anderen verdrängend und ein leises Gähnen hinter seiner Hand verbergend. Gott... er wünschte sich wirklich in ein Bett. ~~~~~ Nach etwa einer Stunde, kamen sie an dem Hotel an, in welchem sie die nächsten Tage verbringen würden. In der Zeit Ihrer Fahrt hatte der Bassist mit Kaoru und Die rum gealbert, um sich etwas von seiner Aufregung, endlich in dem fremden Land angekommen zu sein, zu beruhigen. Da der Blonde sich immer noch nicht regte, stand wieder die Frage an, wer denn nun die Ehre haben würde, diesen zu wecken und entgegen seiner Erwartungen konnte sich der Bassist dieses mal nicht aus der Affäre ziehen. Von allen Seiten wurde er mit Blicken bedacht, sogar von ihrem Drummer, welcher sich die ganze Zeit so zurückgehalten hatte so dass ihm keine andere Wahl gelassen wurde, als zur Tat zu schreiten. Somit erhob er sich aus seinem Sitz, bemerkend wie im selben Moment die Türen von außen geöffnet wurden und seine Bandkollegen nacheinander dass Innere des Busses verließen, ihn somit alleine ließen mit dem kleinen Warumono, welches gar so niedlich wirkte in seinem Schlaf. Für einen Moment stand Toshiya halb gebeugt vor dem Sitz, in welchem ihr Sänger vor sich hin träumte, überlegend wie er Kyo am besten wecken sollte, ohne gleich mit einem Wutanfall konfrontiert zu werden. Nach den Rufen von draußen - Die und Kaoru konnte es scheinbar nicht schnell genug gehen - beugte sich der Schwarzhaarige über den Sänger, blies diesem leicht in dass Gesicht, in der Hoffnung dass dieser davon aufwachen würde. Doch entgegen seiner Erwartungen, wurde nur die Nase etwas gekräuselt, doch ansonsten zeigte der Kleinere keine weiteren Bewegungen. Kurz überlegte sich der Jüngere, den Blonden ebenfalls solange mit Papierkügelchen zu bewerfen, bis dieser davon wach werden würde, doch dies wäre wahrscheinlich pure Zeitverschwendung und somit entschied er sich andere Maßnahmen zu ergreifen. Sich noch weiter über den Sänger lehnend und sich mit dem rechten Arm, am Kopfende des Sitzes stützend, näherte er sich dessen Ohr. Die andere Hand auf die Schulter des Älteren legend, begann der Schwarzhaarige diesen leicht zu schütteln, immer wieder in normalen Tonfall dessen Namen rufend, doch wieder schienen seine Versuche von Misserfolg gekrönt zu sein. Ein tiefes Seufzen löste sich von den Lippen des Braunäugigen und entschlossen nun 'härtere' Mittel einzusetzen, ließ er sich schlicht auf dem Schoss des Blonden nieder, nahm seine Hand von dem Sitz, um auch diese auf die Schulter Kyo´s zu legen, ehe er damit begann diesen nun kräftiger zu schütteln als zu vor, sich wieder dem Gehörgang nähernd, nun noch lauter rufend. Toshiya wusste nicht wie lange er diese Prozedur vollführte, hoffte nur, dass Kyo keine bleibenden Schäden davon tragen würde, als er bemerkte wie dessen Augenlider zu zucken begannen. Nicht schnell genug konnte er sich erheben und sich ein wenig von dem Blonden zurück ziehen, als sich auch schon ein stechender, wütend funkelnder Blick auf ihn legte. Abwehrend hob der Bassist die Hände, nachdem Kyo sich erhoben und den Größeren mit einem leichten Stoß in einen der gegenüberliegen Sitze geschubst hatte, hinter welche der Schwarzhaarige zurück gewichen war. "Ganz ruhig Kyo, du weißt doch... ich bin der liebe nette Toshiya, der keiner Fliege was zu leide tut." "Pahh, von wegen lieb und nett. So was nerviges wie du, der einen um seinen wohlverdienten Schlaf bringt ist nicht lieb und nett, was sollte dass?" Die Worte des Sängers wurden mit einem Knurren unterlegt und mit einem beleidigten Gesichtsausdruck blickte der Bassist zu dem Älteren. "Du bist gemein, außerdem sind wir am Hotel angekommen. Hättest du lieber weiter hier geschlafen?" "Wenn ich so meine Ruhe vor dir gehabt hätte, ja." Nach diesen Worten wendete sich der Sänger von dem Schwarzhaarigen ab, verließ nun ebenfalls den Bus, gefolgt von einem schmollenden Bassisten. Draußen in der Kälte angekommen, wurden sie schon von ihren anderen Bandmitgliedern erwartet und dem großgewachsenen Mann, entgingen nicht die grinsenden Gesichter, des Bandleaders und Die, welche zu ihm blickten, nachdem ein verstimmter Kyo an ihnen vorbei gerauscht war. Die beiden nicht weiter beachtend, trabte er dem Sänger hinterher in Richtung des Hoteleingangs, bemerkend, wie die anderen Drei ihnen folgten. Der Bassist freute sich schon auf ein warmes gemütliches Zimmer und auf die Erholung, wusste er von Kaoru das ihr bevorstehendes Interview erst morgen stattfinden würde und sie den restlichen Tag zu ihrer freien Verfügung nutzen konnten. In der Hotelhalle angekommen, blickte er zu seinen Freunden und stellte fest, dass Shinya noch immer keine Regung in seinem Gesicht zeigte. Der Drummer war in den letzten Tagen besonders schweigsam gewesen und hatte auch so kaum noch gelacht. Innerlich fragte sich Toshiya, ob etwas geschehen war, wovon der Langhaarige niemanden erzählte oder ob es wirklich nur an den ständigen Streitereien mit Die lag. In Sorge und für sich selbst nickend, beschloss er ihren Drummer später darauf anzusprechen, jetzt erst mal musste er den kleinen Sänger wieder beruhigen, sonst würde dieser ihn wohl die ganze Zeit mit stechenden Blicken aufspießen, schließlich teilten sie sich ein Zimmer in dem Penthouse, dass ihr Manager für sie gemietet hatte. ~~~~ Wenn man die Etage betrachtete in welcher sich ihre Räumlichkeiten befanden, bezweifelte Shinya, dass sie den Namen 'Penthouse' überhaupt verdienten - die vierte Etage entsprach nicht gerade den Höhen, in welchen die letzen gelegen hatten, die er besucht hatte, klar für die jetzige Wohnung sprach allerdings der Fakt, dass sie hier vollkommen alleine waren. Ihr Gepäck hatten sie im Flur vorgefunden, nachdem Kaoru die Tür geöffnet und Die beinahe über den ersten der Koffer gestürzt wäre, etwas das Toshiya in einen hoffnungslosen Anfall von leisem Lachen stürzte und sogar dem gereizten Kyo ein heiseres Glucksen entlockte. Ihr Leader hingegen seufzte nur schwer, wie eine Mutter, deren Kinder nicht einen Augenblick aus den Augen gelassen werden konnten, derweil Die mit versucht funkelnden Blicken um sich schoss - nicht, dass diese irgendeine Wirkung zeigten. Der Drummer selbst zog es vor, zuerst die umliegenden Räume zu erkunden, derweil sich ihr Vocal auf einen der breiten Sessel fallen ließ, dort glücklich schnurrend, bis Die seine Füße auf der Lehne platzierte, woraufhin der Blonde nur knurrte, der zweite Gitarrist grinste und sich in seiner Position nicht ein Stück bewegte. Natürlich endete diese Neckerei in einer handfesten Kappelei, in welcher sich der Rothaarige schließlich geschlagen geben musste und Kyo seinen zurückeroberten Sessel einnahm, dabei wie eine Katze wirkend, die ihren favorisierten Baum verteidigt hatte. Toshiya hingegen hatte die beiden ignoriert und war statt dessen zu den Balkontüren getreten, diese öffnend und hinaus gehend, den Ruf Kaorus aus der offenen Küche nicht beachtend, welcher mahnte, nicht zu lange in der Kälte stehen zu bleiben, zumal der Schnee in ihre Wohnung wirbelte. Die ersten drei Türen, welche der Langhaarige geöffnet und die zu seiner linken gewesen waren, stellten sich als Schlafzimmer heraus, alle samt mit zwei Betten ausgestattet und identisch eingerichtet, so das es wohl kaum zu Streitigkeiten führen würde, wer wo schlief. Shinya entschied sich für das letze von ihnen, jenes das der frontalen Fensterfront am nächsten war, seinen Koffer in dieses bringend und auf der rechten Seite des Bettes ablegend, bevor er sich seines Mantels entledigte, diesen - als bisher einziger - an die Garderobe brachte, seinen Schal, die Mütze und Handschuhe ordentlich gefaltet auf eine Ablage darüber legte. Lautlos durchschritt er das weit läufige Wohnzimmer hin zu dem Violetthaarigen, der sich hinter dem Tresen der Küche befand, dort eine Flasche stillen Wassers öffnend, die sie im Voraus geordert hatten, dem Braunhaarigen ein kurzes Lächeln schenkend, als er Shinya bemerkt hatte. "Shin... möchtest du etwas bestimmtes?" Der Umgang ihres Leaders mit ihm, war ob der letzen Wochen, sehr behutsam geworden, beinahe so, als wäre der Jüngere ein wildes Tier, dass man besänftigen musste und auch wenn es Shinya nicht recht war, so behandelt zu werden, als würde er in jeder nur erdenklichen Sekunde davon rennen, akzeptierte er doch die stummen Bemühungen des Gleichgroßen, eine Hand auf den Tresen legend, als er nickte. "Ich würde gerne Duschen, wenn das Badezimmer frei ist und noch kein anderer Interesse hat." "Das glaube ich kaum... geh nur. Vielleicht kommen sie ja in der Zwischenzeit wieder zu Verstand." Bei seinen Worten hatte der erste Gitarrist seine Stirn in Falten geworfen, zu der breiten Couch hinüber blickend, auf welcher sich Die und Toshiya um die Fernbedienung der Musikanlage zankten und Kyo, der sich mit Leidenschaft auf dieser neckenden Basis zu streiten schien, lehnte sich soweit es ihm möglich war über die Seite 'seines' Sessel, um ebenfalls nach dem kleinen Gerät zu haschen, so dass die Musik von Stimmungsvoll nach hart und wieder zurück schaltete, je nach dem in wessen Besitz sie gerade war. Mit einem leichten Kopfschütteln wand sich der junge Mann ab, an der Sitzlandschaft und seinen Bandmitgliedern vorbei in seinen Raum tretend, dessen Tür leise schließend. Einige Minuten nahm sich der Drummer um seine Sachen aus zu räumen, diese in den Schrank und die Kommode einräumend, zwar blieben sie nur einige Tage, doch gehörte dies zu seinem privaten Ritual, wann immer Shinya auf Reisen war. Seine ausgewählte frische Kleidung mit sich nehmend kehrte er in den kurzen Flur zurück, wo sich auf der rechten Seite und neben der Garderobe das Badezimmer befand, welches er verschloss, nachdem er es betreten hatte. Mit einem müden Seufzen trat der Braunhaarige zu der Dusche hinüber, die Temperatur des Wassers einstellend, bevor er die gläsernen Türen schloss, seinen Pullover auszog und diesen locker zusammen gefaltet auf der Toilette ablegte und auch seine Hosen, das Shirt , die Socken, sowie die Unterwäsche gesellten sich kurze Zeit später zu dem grauen Oberteil. Mit einer Hand strich sich Shinya über die verspannten Schultern, dann unter den warmen Strahl tretend, die Augen schließend und den Kopf in den Nacken legend, derweil er mit seinen Händen sein langes Haar zurück kämmte. Ein leiser Laut des Genusses entfloh ihm, als sich seine Verspannungen langsam lösten, er in dem Heiligtum des Bades einige gesegnete Augenblicke mit sich alleine war, all seine schützenden Mauern fallen lassen konnte. ~~~~~ Nachdem er die Fernbedienung endlich ein zweites Mal in den Händen gehalten hatte, diese ihm jedoch ein weiteres mal kurz drauf wieder weggenommen wurde, zog sich der Bassist beleidigt zurück, wissend, dass er es nun wohl vergessen konnte, sich seine klassische Musik anhören zu können. Sollten seine anderen beiden Bandkollegen doch machen was sie wollten - taten sie auch - wie er mit einem weiteren Blick auf diese fest stellte. Kyo und Die schienen sich nicht daran zu stören, dass er sich aus ihrem Kampf zurück gezogen hatte, war es schließlich einer weniger der sich mit ihnen stritt und eigentlich war der Bassist ganz froh darüber, als er sah wie der Vocal seine Zähne in dem Arm des Gitarristen versenkte, dieser daraufhin die Fernbedienung in hohem Bogen von sich warf, so dass sie klaternd auf dem Boden aufkam. Kopfschüttelnd wandte er sich ab, von den Geschehnissen der Couch, so schlimm war ja nicht mal er und begab sich zu seinem Leader, welcher an den Tresen gelehnt stand, die ganze Szene mit einer skeptisch hochgezogenen Braue betrachtete. Sein Frust von eben schon wieder vergessen, schenkte er dem Violetthaarigen ein kleines Grinsen, ehe er diesen ansprach, sich auf den Tresen aufstützend, der sich zwischen ihnen befand. "Und Kaoru, was denkst du, wer als Sieger hervorgehen wird? So wie die miteinander kappeln, kann dass noch ein Weile lang gehen." Mit diesen Worten deutete der Schwarzhaarige nur hinter sich, es vorziehend, keinen weiteren Blick auf den Vocal und den Rothaarigen zu werfen, welche er lautstark im Hintergrund hören konnte. "Hm, wer weiß. Aber du sei mal ganz still, schließlich hast du dich selbst noch vor wenigen Minuten an dieser Auseinandersetzung beteiligt." "Na und? Schließlich habe ich nun das Feld geräumt oder nicht?" "Manchmal glaube ich, dass ich wirklich nur von kleinen Kindern umgeben bin." Die Aussage des Älteren wurde zusätzlich von einem tiefen Seufzen unterstützt, doch Toshiya wäre nicht der quirlige Bassist, wenn er diese Worte auf sich beruhen lassen würde und somit blickte er den Leadgitarristen, schmollend von der Seite her an. "So, kleine Kinder, ja? Und was ist mit dir?" "Was soll mit mir sein? Ich bin euer verantwortungsbewusster Leader." "Aha, natürlich. Wie konnte ich dass vergessen?" Um seine Worte noch zu untermauern, wurde dass Grinsen auf den Lippen des Bassisten noch etwas breiter, bevor er weiter sprach. "Darf ich den verantwortungsbewussten Leader dann auch an unseren letzten Aufenthalt in Osaka erinnern? Du weißt doch noch, wie du ihm Bademantel zu Marylin Manson abgerockt und beinahe unsere Hoteleinrichtung zerstört hast, oder?" Mit schelmischer Freude, beobachtete Toshiya die Gesichtszüge des Älteren und herzlich lachend, als sich die Wangen Kaorus rot färbten, ihn der Ältere mit einem funkelnden Blick einzuschüchtern suchte, der ob der warmem Farbe im Gesicht des Anderen jedoch keinerlei Wirkung zeigte. Nachdem sich der Jüngere von seinem Lachanfall erholt hatte, klopfte er seinem Freund nur leicht auf die Schulter. "Soviel zu kleinen Kindern, ne Kaoru? Wie dem auch sei, ich werde jetzt erst mal duschen gehen, dass hab ich dringend nötig." "Ich glaube, da bist du etwas zu spät." "Wie meinst du dass?" "Weil sich bereits Shinya im Badezimmer befindet." "Mou wie gemein... na ja, muss ich dann eben noch etwas warten. Aber sag mal, wegen Shinya..." "Ja?" "Ist dir auch auf gefallen, dass er in letzter Zeit noch ruhiger ist als sonst? Ich meine sonst beteiligt er sich doch immer wieder an unseren Späßen... doch zur Zeit ist er so komisch." Einen Moment lang erschien es Toshiya so, als würden die Gesichtszüge ihres Leaders einfrieren, doch die Geste war so schnell verschwunden, dass er sich nicht sicher sein konnte. "Tut mir leid, aber mir ist nichts dergleichen aufgefallen, vielleicht bildest du dir dass auch nur ein." "Hmm, vielleicht hast du recht." Der Bassist ließ sich die Worte Kaorus für einen Moment durch den Kopf gehen, doch er war sich sicher dass er sich dass Verhalten ihres Drummers nicht nur einbildete. Er wurde in seinem Gedankengang unterbrochen als abermals die Stimme des Älteren ertönte. "Ich kann dass nicht länger ertragen, hilfst du mir die beiden Streithähne Auseinander zu bringen?" Ergeben nickte der Bassist, ehe sie sich schon zu dem zweiten Gitarristen und dem Blonden begaben, um sie voneinander zu trennen. Nach einiger Zeit gelang es ihnen, Kyo von dem Rothaarigen zu lösen, war dieser förmlich über den Gitarristen hergefallen, da Die die Fernbedienung hinter seinem Rücken versteckte. "Schluss jetzt. Wir werden uns jetzt erst mal unserer Jacken entledigen und danach wird jeder sein Zimmer beziehen. In einer halben Stunde treffen wir uns wieder hier im Wohnzimmer und besprechen was wir mit unserem restlichen Tag anfangen werden. Und keine Widerworte." Ihr großer Leader-sama hatte gesprochen und bereitwillig taten die Schäfchen, was Kaoru von ihnen verlangt hatte. Nachdem Toshiya die Hälfte seiner Kleidung, sah er keinen Sinn daran all seine Sachen auszupacken, in den Schrank geräumt hatte, beschloss er zurück in das Wohnzimmer zu gehen, einen letzten Blick auf den Blonden werfend, welcher leicht grummelnd auf seinem Bett saß, dann verließ er dass Zimmer. In dem größeren Raum angekommen, konnte der 22Jährige sehen, dass sich nur Shinya in dem Wohnzimmer befand und es sich bereits auf der großen Couch bequem gemacht hatte und ohne darüber nachzudenken ließ er sich kurzerhand neben diesen auf die weichen Polster fallen. Einen flüchtigen Moment hatten sich die Augen des Braunhaarigen gehoben und sich auf den Bassisten gelegt, unter dessen Gewicht sie beide ein Stück tiefer gesunken waren, doch dann senkte Shinya den Blick, eine weitere Seite seines Buches umschlagend, suchend sich in die Buchstaben zu vertiefen, bis sich die schlanken Finger Toshiyas auf diese legten, so den Text verdeckten. "Ne, Shin - chan..." Er summte in Erwiderung, erneut zu dem Größeren blickend, welcher seinen Kopf auf die Lehne der Couch hatte sinken lassen, ihn seitlich sitzend musterte. "Bedrückt dich etwas?" Die Stirn des Drummers zog sich in flüchtiger Irritation zusammen, doch wurde diese Regung einen Herzschlag später wieder kontrolliert, als der Jüngere den Kopf auf die Seite legte, sein Buch zuklappend, doch einen Finger zwischen den Seiten behaltend. "Ich weiß nicht, was du meinst." Zwar waren die Worte in einem sachten Tonfall gesprochen worden, doch fühlte der Bassist den Versuch einer Blockade in ihnen, welche er schlicht zu ignorieren beschloss. "Du bist in der letzen Zeit noch stiller als sonst... ist wirklich alles in Ordnung?" "Natürlich. Mach dir keine Gedanken, Totshi." Ein leises Seufzen entfloh dem Schwarzhaarigen, mit dem Drummer über etwas zu reden, gegen das sich dieser ganz offensichtlich sperrte war noch nie einfach gewesen. "Wenn es wegen Die ist..." "Toshiya, bitte. Die ist das letzte, worüber ich mich nach einem so anstrengenden Flug unterhalten will." Wieder hatte sich die Stimme des Braunhaarigen in keinster Weise gehoben, doch in den dunklen Augen Shinyas konnte der Bassist einen hitzigen Funken Zorn erkennen, der jedoch nicht gegen den Älteren selbst gerichtet zu sein schien. "In Ordnung. Wenn du reden willst..." "Ich weiß, doch es gibt nichts, dass man bereden müsste." Ein weiteres, wenn auch lautloses, Seufzen löste sich aus der Kehle des Bezopften, als sich dieser durch die dunklen Strähnen fuhr, schon beinahe verzweifelt nach einem anderen Gesprächsthema suchend - wenn Shinya in dieser Stimmung war, vielen ungefähr neunzig Prozent all seiner Einfälle unten durch. Glücklicherweise wurde er vor einer endgültigen Entscheidung bewahrt, denn in diesem Augenblick kehrte Kyo in das Zimmer zurück, wesentlich zufriedener wirkend, was Toshiya zu der Annahme brachte, das der Blonde seinen Koffer entweder in ihrem Zimmer ausgekippt oder aber schlicht weg ignoriert hatte. Ihr Vocal ließ sich wieder auf 'seinen eroberten ' Sessel fallen, sich jedoch über die Lehne zu dem Jüngeren hin beugend und nach dessen zierlichen Fingern greifend, die Brauen ein wenig zusammen geschoben. "Du bist verspannt." Es war eine schlichte Feststellung gewesen, keine Frage und einmal mehr wunderte sich der Schwarzhaarige über das doch recht seltsame Verhältnis, welches Shinya und der Sänger teilten, denn manchmal schien der Blonde mit einem einzigen Blick erkennen zu können, ob sich der Drummer wohl fühlte oder nicht, wie auch jetzt, in der die Finger Kyos mit einer erstaunlichen Behutsamkeit zwischen den Knöcheln des Langhaarigen entlang glitten, dessen Hand leicht massierend. Ein leiser laut des Genusses löste sich von den Lippen des Jüngeren, welcher dem Blonden ein ungewohnt sachtes Lächeln entlockte, als dieser mit einer Geste auch nach der zweiten Hand Shinyas verlangte, wobei das Buch zur Seite weg rutschte, welches Toshiya auffing und mit einem Zwinkern auf dem Tisch legte, derweil dem Braunhaarigen schon beinahe die Augen zufielen. Etliche Minuten verbrachten sie in einem gemütlichen Schweigen, dann ließ Kyo die Finger des Anderen frei, welcher dem Kleineren ein flüchtiges Lächeln schenkte. "Danke." Der Sänger nickte nur in Erwiderung, sich räkelnd und anschließend wie eine Katze in dem Sessel zusammen rollend... vielleicht um erneut zu schlafen, doch kehrten in diesen Sekunden auch Die und Kaoru zu ihnen zurück, die den zweiten Sessel in Beschlag nahmen. Der Rothaarige schlang seinem Geliebten einen Arm um die Taille, diesem somit Halt gebend. "Irgendwelche Vorschläge zwecks des heutigen Tages?" "Sicher... wir könnten schlafen." Die trockenen Worte waren aus der Richtung des Vocal gekommen, doch schnaubte der Violetthaarige nur leise, einen 'Blick' in Richtung des Kleineren abschießend. "Das hast du die letzen Stunden getan... also abgelehnt." Mit einem Brummen bettete der Sänger seinen Kopf auf den gekreuzten Armen, alle Anwesenden ignorierend, als sich ihr Leader nach weitern Ideen erkundigte, die sich jedoch nur mäßig einstellen wollten... ein Club würde um diese Zeit noch nicht offen haben, in dem Hotel zu bleiben würde mit der Zeit langweilig werden. "Wieso sollen wir eigentlich noch nachdenken, wenn du doch schon offensichtlich etwas geplant hast, Kao-chan." "Vielleicht, damit nicht alles an mir hängen bleibt und ihr ebenfalls nachdenkt?" "Oder, weil du uns terrorisieren willst." Wieder schnaubte ihr Leader nur, dieses Mal in Richtung des Bassisten funkelnd, doch das amüsierte Kommentar übergehend. "Wir werden etwas essen... falls denn einer von euch daran Interesse hat und dann werden wir uns die Stadt ansehen." Einige Sekunden herrschte Schweigen in welchem ein jeder von ihnen über den Vorschlag - oder besser die Anordnung - ihres Leaders nachdachte und schließlich war es Toshiya, der als erstes sprach, die Lippen in einem weiten Lächeln erhoben. "Schließt das auch shoppen ein?" ~End Part I~ [1] Kleines Monster Kapitel 2: Part II - Tension ---------------------------- Part II - Tension Nach dem typisch englischen Essen, welches sie sich auf ihr Zimmer hatten kommen lassen und das wirklich vorzüglich gewesen war - bis auf dass von Kyo, welches nach Toshiyas Meinung wenig appetitlich ausgesehen hatte, dem Blonden jedoch scheinbar wohl bekam - waren sie mit ihrem Tourbus in die Stadt gefahren, um etwas Sightseeing zu betreiben. Im Zentrum der Stadt angekommen, hielt ihr Fahrer auf einem der öffentlichen Parkplätze an, damit sie aussteigen konnten. Kaoru sprach mit Jiyu ab, dass sie ihn über Handy anrufen würden, wenn dieser Ihre Band wieder abholen sollte, ehe sie sich von dem Bus abwendeten und auf ihre Tour zu den verschiedenen Sehenswürdigkeiten begaben. Derweil fuhr der Blonde wieder zurück in dass Hotel, schließlich musste dieser anderen Aufgaben, wie dem Besprechen der nächsten Fahrtziele mit dem Management und dem Studieren der Stadtpläne Londons nachkommen während er Dir en Grey nicht als ,Chauffeur' diente. Während sie bereits die Nationale Portrait, den Tower - Kyo war sehr an getan gewesen, von den vielen Raben die sich vor dem Gehege des Towers befanden - das Auge Londons, von welchem sie in dreißig Minuten alle schönen Gegenden der Stadt betrachten konnten und vielerlei anderer berühmten Orte besucht hatten, standen sie nun vor dem Buckingham Palast. Kaoru war sichtlich beeindruckt von den Bauten und auch die anderen konnten nicht bestreiten, dass ihnen nicht gefallen hätte, was sie bisher gesehen hatten und doch schmollte der junge Bassist etwas, war er doch bisher in keinen der Designerläden gekommen, an denen sie vorbei gegangen waren. Immer wieder wenn er den Leader darauf angesprochen hatte, ob sie nun nicht eine Shoppingpause machen könnten, hatte dieser nur ab gewunken und ein 'Später' gemurmelt, doch der Schwarzhaarige wollte nicht aufgeben und versuchte erneut sein Glück, seinen treuesten Hundeblick aufsetzend, den er zu bieten hatte. "Mou, Kaoru? Können wir jetzt ein bisschen shoppen gehen, bitte!" Der Violetthaarige seufzte nur, während er auf den jungen Mann vor sich blickte, sich ein kleines Lächeln nicht verkneifen könnend, ob des treuherzigen Blickes des Jüngeren.. "Also gut Totshi, du hast gewonnen, aber erst nachdem wir den Palast von außen und die Gegend darum ein wenig besichtigt haben. Danach können wir soviel shoppen wie du willst" Ein strahlendes Lächeln erblühte auf dem Gesicht des 23 Jährigen, ehe er den Älteren in eine leichte Umarmung zog und sich bei diesem für die Erlösung seines Leidens bedankte. Der Bassist lachte ein weiteres mal auf, während er sich zurück erinnerte an den Blödsinn den Die und ihr Sänger auf dem Gelände des Palastes getrieben hatten, als sie dieses wieder verließen. Selbst der besonnene und eigentlich Verantwortungsbewusste Kaoru trug ein Lächeln auf den Lippen, denn auch er musste zugeben dass die Szene an einer der Statuen - welche sofort Dies Interesse geweckt hatte, sehr amüsant gewesen war. Doch Shinya, wie Toshiya mit einem Blick auf den Drummer fest stellen konnte, verzog auch dieses Mal keine Miene und allmählich begann er sich wirklich ernste Sorgen um den Jüngeren zu machen. Der Ältere war die ruhige Art ihres Freundes ja gewohnt, doch so still hatte er ihn wirklich noch nie erlebt. Ein Seufzen löste sich von seinen Lippen und er nahm sich vor, den Braunhaarigen später noch einmal darauf anzusprechen, auch wenn er schon jetzt wusste, das der Kleinere wahrscheinlich weiter schweigen würde. Gemeinsam liefen sie weiter um nun in die Shoppingmeile der Stadt zu gehen und durchquerten dabei den Hyde-Park, welcher sie nur zu gut an einen gewissen Sänger erinnerte. Die innere Unruhe die den Bassist wegen Shinya befallen hatte, für den Moment wieder verdrängend, freute er sich auf das bevorstehende Bummeln durch die vielen Läden. Sich wenig später auf den Einkaufstraßen Londons befindend, sichtete Toshiya schon einen Laden, welcher in den Schaufenstern, Kleidung seiner Lieblingsmarke ausgestellt hatte. Gut gelaunt darauf zu schlendernd, bemerkte er nach einem gewissen Moment, dass ihm seine anderen Bandmitglieder nicht folgten sondern in eine andere Richtung zu gehen schienen, bis auf den Drummer, da dieser sich noch immer, irgendwie verloren wirkend, an der selben Stelle befand. Gespielt schmollend, da Kyo, Die und Kaoru den Drummer und ihn einfach so stehen hatten lassen, begab er sich die paar Meter, die er gelaufen war, wieder zurück zu dem Braunhaarigen. "Wo wollen die denn hin?" "Kaoru hat hier einen Laden entdeckt der seine heiß geliebten Gundamfiguren verkauft. Kyo und Die sind mit ihm gegangen, um sich ein Paar neue Playstationspiele anzusehen." "Wie gemein und mir haben sie nichts gesagt." "Du wolltest doch in deine Lieblings Designer Läden gehen, wenn ich mich recht entsinne?" Bei diesen Worten hatte sich eine der Augenbrauen des jungen Drummers gehoben, während er seinen Gegenüber musterte, welcher noch immer einen schmollenden Gesichtsausdruck trug. "Ja, schon. Aber was ist mit dir? Warum haben sie dich ganz alleine gelassen?" "Weil ich nicht mit wollte und gesagt habe, dass ich auf einer der Bänke auf euch warten werde." "Dass ist nicht dein Ernst oder Shin-chan?" Ungläubig betrachtete der Bassist seinen Gegenüber welcher so gar nicht zu scherzen schien. Doch schon in den nächsten Sekunden kam ihm eine Idee und er würde den Jüngeren sicher nicht sich selbst überlassen. "Wie wäre es wenn du mich begleitest? Du würdest bestimmt auch etwas für dich finden." Der Braunhaarige schüttelte nur seinen Kopf, doch Toshiya war nicht gewillt, dessen Entscheidung einfach so hinzunehmen und so nahm er eine der zierlichen Hände in die seinen und blickte den Drummer unglaublich treuherzig aus seinen braunen Opalen an. "Bitte Shin, ich möchte nicht ganz alleine gehen. Das macht doch gar keinen Spaß...komm schon, gib dir einen Ruck." Der Schwarzhaarige bemerkte wie Shinya langsam weich zu werden schien, wurden dessen Gesichtszüge nun etwas freundlicher, bevor dieser nickte und er mit einem freudigen Lächeln, seinem Freund um den Hals fiel, ehe er ihn mit sich zog. Einige Zeit später, die anderen drei Mitglieder ihrer Band waren nach ihrem Streifzug durch den Spieleladen, ebenfalls mit den beiden Jüngeren losgezogen, trug nun jeder eine dieser typischen Plastiktüten, an ihren Handgelenken baumelnd, durch die Stadt, denn sie alle waren in einem der vielen Bekleidungsgeschäfte fündig geworden, als sie schon auf dass nächste Kaufhaus zu steuerten. Doch durch ein melodisches Klingeln eines Handys, welches scheinbar von ihrem Drummer gekommen war, da dieser nun in seinen Manteltaschen nach dem kleinen elektronischen Gerät durch suchte, wurden sie aufgehalten. "Terachi?" Es dauerte einen gewissen Moment, bis die Anderen sehen konnten, wie die Gesichtszüge des Braunhaarigen zunehmend ernster wurden, sich der junge Mann mit einem entschuldigendem Blick von ihnen abwandte und sich einige Meter entfernte. Die Sorge, welcher der Bassist die ganze Zeit erfolgreich verdrängt hatte, drohte wieder in ihm aufzusteigen und er seufzte nur, während sein Blick weiterhin auf dem Jüngeren haftete, welcher scheinbar in eine hitzige Diskussion, mit wem auch immer, verwickelt zu sein schien. ~~~~ "Nein. Ich habe Ihnen schon einmal gesagt, dass ich das nicht möchte." Schweigend lauschte er der beschwichtigenden Stimme am anderen Ende der Leitung, einen Arm um sich selbst geschlungen und suchend den Kopfschmerz in seinen Schläfen zu ignorieren, derweil sein Herz vor Zorn in seinen Hals gekrochen zu sein schien. Shinya war es gleich, was sein Anrufer für 'notwendig' erachtete, es würde seine Privatsphäre in einem erheblichen Maß einschneiden und das würde er schlicht nicht zulassen. "In keinem Fall! Ich wünsche, das die restlichen Mitglieder von Dir en Grey nicht angesprochen oder in irgendeiner anderen Form kontaktiert werden." Erneut suchte ihn die Stimme zu beruhigen, ihm erklärend, dass er diese Sache nicht ewig vor seinen Kollegen würde verbergen können, doch das war - verdammt noch mal - seine eigene Entscheidung und so schüttelte er den Kopf, während der Andere sprach, den Griff um sein Handy so stärkend, dass die Hülle leise zu knirschen begann. "Das interessiert mich nicht, Sie haben mir gesagt, dass Sie meine Wünsche achten werden und es ist mir vollkommen egal, wie Sie das bewerkstelligen." Etwas von seiner eigenen Wut schien nun auch in seinem Anrufer zu erwachen, denn dieser wurde merklich drängender, ihm nochmals Fakten aufzählend, die er so gut kannte, dass sie ihn bis in seinen Schlaf hinein verfolgten. Seine Augen schlossen sich erneut, denn je länger der Andere sprach, desto mehr schien sich sein Unterleib zusammen zu ziehen, bis er schließlich zornig in sein Telefon schnarrte, vollkommen vergessend, wo er sich befand und nur in Sorge, dass ihn einer seiner Bandmitglieder hören könnte. "Das ist nun wahrlich nicht mein Problem! Ich bin zu Ihnen gekommen, entgegen meiner eigenen Interessen und ich war und bin bereit Sie in jeder nur erdenklichen Form zu unterstützen, doch nur, wenn ich drauf vertrauen kann, dass Sie Stillschweigen bewahren!" Ob seiner Explosion wandelte sich die dunkle Stimme erneut, dieses Mal sehr viel sachter mit ihm sprechend und einmal mehr hatte der Drummer das Gefühl, er würde ein wildes Tier sein, dass man auf diese Art besänftigen musste. "Ich verstehe." Augen lagen auf ihm, das konnte der Braunhaarige spüren und als er den Kopf ein wenig anhob traf er den Blick von Toshiya, dessen Stirn in leichten Falten lag, etwas das der Bassist unbewusst tat, wenn er sich sorgte und mit einem leichten Kopfschütteln an den Älteren wand er sich vollkommen ab, mit der freien Hand den schweren Stoff seines Mantel greifend, damit niemand der anderen sah, dass seine Finger zu zittern begonnen hatten. Der Braunhaarige nickte leicht, obgleich es sein Gesprächspartner nicht sehen konnte, in tiefen langsamen Zügen Luft holend, denn ihm war, als hätte sich ein eisernes Band um seine Brust geschnürt und als der Langhaarige die Lippen öffnete, konnte er um den Kloss in seinem Hals herum kaum sprechen. "Ich werde darauf achten... wann? Nein, das ist keine gute Idee, warten Sie, bis ich Sie heute Abend anrufe, dann werde ich Ihnen genaueres sagen können." Seine Lider schlossen sich, während er zu hörte, gegen die plötzliche Übelkeit ankämpfend, die aus Zorn und Aufregung geboren worden war, dann ein weiteres Mal nickend. "In Ordnung." Wieder schlug der Tonfall seines Anrufers um, wurde leise, warnend, etwas, dass seine Wut nur noch mehr schürte - glaubte der Andere denn nicht, dass er nicht realisierte, wie ernst die Situation war? Was verlangte man von ihm? Sollte er sich etwa in einer dunklen Ecke verstecken und dort ohne einen Laut abwarten? Shinya war Musiker, verdammt noch Mal, das zog eine gewisse Medienpräsenz mit sich und sein Fehlen würde unweigerlich Fragen aufwerfen, die dem Ruf von Dir en Grey schaden könnten, etwas das er mit seinem ganzen Sein zu verhindern wissen würde, zumal er keine Aufregung und Sorge innerhalb der Band haben wollte. Der Drummer war die letzen Wochen alleine klar gekommen und dies würde der junge Mann auch weiterhin schaffen. Das mobile Telefon zusammen klappend, ließ Shinya dieses in seine Tasche zurück fallen, seinen Rücken durchdrückend, bevor er sich zu seinen Bandmitgliedern herum drehte und zu diesen zurück kehrte. "Entschuldigt." "Kein Anruf der dich erfreut hat, hm?" Die Frage war von ihrem Sänger gekommen, dessen Stimme durch den hochgeschlagenen Schal gedämpft wurde und obgleich er nicht darüber sprechen wollte, summte er in Erwiderung, seine breite Wollstola zurück über seine Schulter legend. Kyo schüttelte zwar leicht den Kopf, doch sprach er ihn nicht weiter darauf an und auch Die und Kaoru schwiegen, obgleich sie ihm alle beide einen intensiven Blick schenkten, der ihm einen Schauer des Unwohlseins über den Rücken jagte... hatte er vielleicht doch zu laut gesprochen? Shinya öffnete seine Lippen, doch noch bevor er Worte formulieren konnte, sprach ihr Leader, mit einer Hand in eine unbestimmte Richtung deutend. "Also, ich weiß ja nicht wie es euch geht, doch ich kann meine Finger und Zehen schon kaum mehr fühlen. Wie wäre es mit was zu trinken, damit wir uns wieder aufwärmen können ?" Ihr rothaariger Gitarrist war sofort Feuer und Flamme und auch der Sänger brummte zustimmend, sich bereits abwendend und in die vorgeschlagene Richtung gehend, die beiden Gitarristen folgten diesem, nur Toshiya war still an seiner Seite geblieben, den Drummer am Arm berührend, als dieser ebenfalls gehen wollte. "Shin..." Der Langhaarige verharrte, doch erkannte der Bassist an der Art, wie der Jüngere die Zähne aufeinander presste, dass dieser das eigentlich gar nicht wollte. "Ich sorge mich um dich." "Das musst du nicht, es ist alles in Ordnung." Die braunen Augen des Kleineren legten sich auf die Gestalt des Schwarzhaarigen, als Shinya seine Hand sanft auf die Wange des Älteren legte, leicht darüber streichend, diesen dadurch ein wenig zu beruhigen suchte. "Vertraue mir einfach, okay?" "Du machst es mir nicht gerade einfach, wenn du so still und zurück gezogen bist." Dem Drummer entfloh ein lautloses Seufzen, als Toshiya und er den Anderen folgten, der Bezopfte die Hände tiefer in die Taschen des dunkelblauen Mantels vergrub und die Schultern ein wenig nach vorne zog, um sich gegen den schneidenden Wind zu schützen. "Ich muss nur sehr viel nachdenken, zur Zeit, das ist alles." "Vielleicht können wir dir dabei helfen?" "Nein... das ist etwas, dass ich alleine klären muss." Der Bassist schüttelte leicht den Kopf, zu dem Jüngeren blickend, doch dieser hatte seine Augen stur nach vorne gerichtet. "In Ordnung..." "Es tut mir leid, Totshi." Mit einem schmalen Lächeln schüttelte der Größere den Kopf. "Das muss es nicht. Aber... erinnere dich, dass wir deine Freunde sind, okay?" "Das werde ich." Mit diesen Worten beschleunigte Shinya seine Schritte, ließ den Bassisten hinter sich, dessen Blicke in seinem Rücken spürend und wissend, dass Toshiya nicht zufrieden war, mit dem Ausgang ihres Gespräches, aber er würde allein mit seinem Problem fertig werden, schließlich wollte er die Anderen nicht mit seinen Sorgen belasten, auch wenn er wusste dass diese es nur gut mit ihm meinten. Der Schwarzhaarige, welcher nun hinter seinem Freund ging, war in Gedanken vertieft, er konnte den Drummer einfach nicht verstehen - wollte es auch nicht - sondern diesem helfen, mit dem, was auch immer den Jüngeren belastete, aber er würde wohl nichts erfahren. Shinya konnte in solchen Dingen so stur sein, dass es ihn schon beinahe zur Verzweiflung brachte, er wollte doch wieder ein Lächeln auf den vollen Lippen sehen können, ganz gleich ob es nur flüchtig sein würde, aber so wie sich der Langhaarige zur Zeit verhielt, war dies wohl ein Traum, der sich nicht so schnell erfüllen würde. Der Junge Bassist bemerkte nicht dass seine anderen Bandmitglieder dass Pup schon betreten hatten, auf welches Kaoru zuvor noch gedeutet hatte und wäre in seinen Gedanken beinahe daran vorbei gelaufen, hätte sich nicht im selben Moment ein Blonder Schopf aus dem Türrahmen geschoben, der seinen Namen rief. "Sag mal Totshi, wo willst du denn hin? Gefällt es dir so gut hier draußen in der Kälte? Willst du nicht auch langsam mal reinkommen?" "Nein natürlich nicht. Entschuldige , ich war in Gedanken." Mit diesen Worten, ging der junge Mann zu seinem Freund, welcher die Tür für ihn offen gehalten hatte und diese wieder schloss nachdem er an dem Kleineren vorbei eingetreten war. "Das habe ich bemerkt. Ist es wegen Shinya?" Toshiya nickte nur, während er seine Taschen auf dem Boden abstellte um seinen Mantel auf zu knöpfen und diesen an einen der Haken des Garderobenständers zu hängen, sehend dass Kyo es ihm gleich tat. "Hör mal, wir machen uns alle Sorgen um den Kleinen, schließlich war dass vorhin kein gewöhnliches Gespräch, aber unser Shinya wird sich schon wieder fangen, du kennst ihn doch." "Hm... ja, ich weiß." Ein Seufzen löste sich von den Lippen des Bezopften, hatte er dass Gefühl dass der Sänger mit seiner Aussage nicht Recht behalten würde, aber was wusste er schon... nichts und das war es, was ihn störte. "Nun komm schon, keine schweren Gedanken mehr. Jetzt gehen wir uns erst mal amüsieren." Abermals nickte der Bassist nur, den Kleineren leicht anlächelnd, als dieser seine Hand ergriff und ihn hinter sich herzog, sie weiter in dass Innere des Lokals traten und die Anderen erblickten, welche sich bereits an einem der Tische niedergelassen hatten, ehe sie sich zu ihnen setzten, der Bassist neben seinem Sorgenkind und Kyo neben dem Rothaarigen. Da Die und Toshyia die einzigsten waren, die der englischen Sprache besser bemächtigt waren, als die anderen Drei übernahmen sie es ihre Getränke zu bestellen. Nachdem sie alle eine heiße Tasse Kaffee, einen Tee oder auch der gleichen bestellt hatten um sich daran aufzuwärmen, einigten die Bandmitglieder sich darauf ihren restlichen Abend hier zu verbringen. Einige Zeit später, in welcher sie sich Bier und andere alkoholische Getränke bestellt hatten um etwas zu feiern, beschloss ihr Leader das sie nun wohl wieder in ihr Hotel zurück kehren sollten, schließlich hatten sie Morgen einen anstrengenden Tag vor sich und keiner der Anderen widersprach diesem Vorschlag. "Wir können uns ja noch etwas zum Abendessen auf dass Zimmer bestellen, wenn ihr wollt." Sowohl Die als auch Kyo schienen begeistert von dem Vorschlag des Violetthaarigen, während die beiden Jüngsten nur ihren Kopf schüttelten, ehe der Bassist zu sprechen begann. "Ihr könnt euch ja gerne noch den Bauch voll schlagen, aber ich möchte nichts." "Und du Shinya, möchtest auch nichts mehr essen?" "Nein." Zwar wurden sie mit einem skeptischen Blick von ihren Freunden bedacht -sie Alle waren schließlich schon untergewichtig genug, doch ließ man dass Thema auf sich beruhen, ehe Kaoru sich sein Handy nahm um ihrem Fahrer Bescheid zu geben, wo er sie abholen sollte. Nach der Fahrt zurück zu ihrer derzeitigen Schlafstätte und nachdem die Tür des Penthouses geschlossen war, begaben sich vorerst alle in ihre Zimmer um sich bequemere Kleidung anzuziehen, absprechend, dass sie sich wieder im Wohnzimmer treffen würden, um den morgigen Tag miteinander zu bereden. Unschlüssig stand der schwarzhaarige Bassist vor seinem Schrank, sich nicht entscheiden könnend, was er sich anziehen sollte um sich vollkommen wohl zu fühlen, ehe er sich schlicht eine Jogginghose und ein einfaches Shirt anzog, dabei die Tasche seines Zimmernachbars bemerkend, welche wie er zuvor vermutet hatte, noch immer unberührt am selben Fleck stand, als sich die Tür des Raumes öffnete und eben besagter Besitzer eintrat, war dieser noch im Badezimmer gewesen. Eine Weile lang den Blonden beobachtend, welcher wie heute Mittag auf dem Bett saß und seine Tasche scheinbar mit seinen Blicken zu erdolchen versuchte, sprach der Jüngere diesen an. "Kyo, willst du deine Sachen nicht langsam in den Schrank räumen und dich umziehen?" "Wozu?" "Ich dachte ja nur, aber gut tu was du willst, ich werde jetzt erst mal ins Wohnzimmer gehen. Du kommst doch auch gleich, oder?" Der Blonde nickte nur, während Toshiya sich von diesem abwendete, um ihr gemeinsames Zimmer zu verlassen. In ihrem auserkorenen Versammlungsraum angekommen, konnte der Schwarzhaarige ihren zweiten Gitarristen entdecken, welcher mit dem Zimmerservice des Hotels telefonierte, um das Essen, welches sich Kyo, Kaoru und Die ausgesucht hatten, zu bestellen. Der Bezopfte winkte nur, nachdem der Ältere ihn bemerkt hatte und ihm ein Grinsen schenkte, er während dessen dass Gummi aus seinen langen Haaren löste um diesen ihre Freiheit wieder zu geben, konnte er doch fühlen wie seine Kopfhaut langsam zu spannen begann, ehe er sich auf dem Sofa nieder ließ, auf welchem ihm Die nach wenigen Minuten Gesellschaft leistete. "Und Totshi, willst du wirklich nichts essen und auf die Köstlichkeiten Londons verzichten?" "Nein, ich habe keinen Hunger und ich werde in den nächsten Tagen noch genügend Gelegenheiten bekommen, das Essen hier zu genießen, meinst du nicht?" "Na, wie du willst. Diese Gelegenheiten solltest du auch nutzen, Shin und du seit doch sowieso nur Haut und Knochen." Beleidigt blickte der junge Bassist seinen Sitznachbar an und konnte nicht glauben, was er so eben zu hören bekommen hatte. "Das stimmt doch gar nicht. Außerdem, sieh dich mal an, du bist auch nicht gerade ein Schwergewicht." Abwehrend schüttelte der Gitarrist mit den Händen, als der Schwarzhaarige damit begann, in seine Seiten zu pieken. "Ok ok, ich gebe mich geschlagen, aber jetzt hör auf damit." "Warum sollte ich?" "Darum." Mit diesen Worten stürzte sich der Rothaarige auf den Jüngeren und begann ihn gnadenlos durch zu kitzeln, die abwehrenden Hände des Bassisten einfangend, während sich unbewusst von ihnen, die Schlafzimmertür ihres Drummer öffnete und dieser den Raum betrat, mit einer hoch gezogenen Augenbraue die Szene vor sich betrachtend. Die Luft aus den Lungen des Rothaarigen entwich mit einem gepressten Stöhnen, als Toshiya diesen mit dem Knie in die Seite traf, der Gitarrist die Balance verlor und von der Couch fiel, mit einem gespielt bösen Blick zu dem anderen Musiker hinauf blickend, der sich über den Rand des Sofas hinüber beugte. "Das war unfair, Totshi." "Nein, war es nicht. Ich habe lediglich den richtigen Augenblick zu nutzen gewusst." Die funkelte den Anderen nur weiter an, während dieser amüsiert gluckste bis ihm der Ältere eine Hand entgegen hielt. "Hilf mir wenigstens aufzustehen, damit ich noch ein wenig Manneswürde behalte." "Da dürfte bereits alles zu spät sein." Der am Boden liegende schnaubte nur, was Toshiya in einen weiteren Anfall hilflosen Kicherns stürzte, doch der Bassist half seinem Freund auf die Beine zu kommen, derweil Shinya lautlos zu dem Sessel hinüber ging, der eigentlich Kyo 'gehörte', sich in diesem nieder lassend. Dieser erschien nur einige Sekunden später und eigentlich erwarteten Die und auch der Bassist, das der Jüngere von dem 'Besitz' ihres Sängers vertrieben werden würde, doch zu ihrer beider Erstaunen sagte Kyo nicht ein Wort, nur stumm auf den Sessel kletternd, bis Toshiya der Meinung war, der Blonde hätte sich einer Katze gleich um den Drummer geschlungen. Ihr Vocal legte dem Braunhaarigen die Arme um den Hals, nachdem er sich hinter diesen geschoben hatte, nun auf der Lehne des hellen Möbelstückes saß, wirkend, als wenn Shinya sein neu erkorenes, persönliches Lieblingskuscheltier sei. "Wie ich sehe genießt Shin-chan noch immer Privilegien... jedem anderen hättest du wahrscheinlich die Hand abgebissen, wenn er versucht hätte, sich dort zu setzten." Kyo warf dem Gitarristen, welcher sich gemütlich auf der Couch zurück gelehnt hatte, nur einen Blick zu, eine der Brauen in die Höhe gezogen. "Im Gegensatz zu dir hat er ja auch noch einen Funken Benehmen." Der Größere fasste sich mit einem gespielt geschockten Keuchen an die Brust, den Kopf theatralisch in den Nacken werfend. "Kyo! Ich bin wirklich erschüttert, wie kannst du so etwas nur sagen?" "Ich kann sehen, wie erschüttert du bist." Ob der trocknen Antwort des Sängers keuchte Die ein weiteres Mal, derweil Toshiya lachend zu Seite kippte, der warme Laut in die großen Kissen gedämpft wurde, in welche der Bassist sein Gesicht gepresst hatte und sogar an den Lippen des Drummers zupfte ein schmales Lächeln, das man kaum zu sehen vermochte, doch Kyo schien es dennoch zu bemerken. "So ist es besser." Shinya legte ein wenig seinen Kopf nach hinten, um Kyo an sehen zu können, als die Hände des Blonden auf seinen Schultern zum ruhen kamen, dort an den harten Muskeln arbeiteten, welche den Drummer seid ihrem Aufbruch in Japan zu begleiten schienen. Toshiya schüttelte leicht den Kopf über diese so untypische Szene... Shinya schien Berührungen nicht leiden zu können und noch weniger schätzte der ernste junge Mann die Nähe einer anderen Person und dennoch konnte sich Kyo dem Jüngeren zu jedem erdenklichen Zeitpunkt nähern, selbst wenn der Langhaarige so wütend war, dass sich keiner von ihnen wagte diesen anzusprechen. Fast war es so, als wenn sich Shinya in Gegenwart ihres Vocal unbewusst zu entspannen schien, etwas, dass der Schwarzhaarige schon beinahe beneidete, denn ein Teil von ihm wünschte, dass sich der Braunhaarige auch bei ihm so verhielt... manchmal fragte sich der schlanke Musiker, ob Shinya ihn überhaupt als einen Freund sah. "Ich sehe, dass ihr euren 'Kampf' beendet habt." Kaoru war zu ihnen gestoßen, sich in den freien Sessel nieder lassend, wo ihr Leader die Beine übereinander schlug und einen Hefter auf ihnen balancierte, den er zuvor in der Hand gehalten hatte. Dies untere Lippe schob sich in einem Schmollen nach vorne, als der Rothaarige seine Arme vor der Brust verschränkte. "Ja... aber nur weil er unfair war." So genannter 'Er' hatte sich gerade wieder in eine aufrechte Position gekämpft, die Lippen in einem weiten Lächeln erhoben. "Ich war nicht unfair, Die." "Der blaue Fleck sagt mir das Gegenteil." "Wo sollst du einen blauen Fleck haben, ich habe nicht mal doll getroffen." "Na, genau hier." Dabei deutete der noch immer schmollende Gitarrist auf seine Seite und keine paar Sekunden später saß Toshiya breit grinsend auf dessen Schoss, suchend den Pullover des Älteren nach oben zu schieben. "Ich will Beweise. Zeig her." "Versuch es doch." Die hatte die Hände des Bassisten abgefangen, als dieser nach dem Saum des Oberteiles gegriffen hatte, doch so leicht ließ sich der Schwarzhaarige nicht abschütteln, dessen langes Haar durch die heftigen Bewegungen aus dem Nacken über eine Schulter gerutscht war. "Komm schon, ich habe dich schon ein Dutzend Mal ohne Oberteil gesehen." "Dann sollte es dir doch reichen." "Wer hat denn hier gesagt, dass er von mir blau geschlagen wurde?" Mit einem Seufzen rieb sich Kaoru über die Schläfe, dann seine Wange gegen seine Knöcheln lehnend, als er sich mit dem Arm auf der Lehne seines Sessels abstützte. "Totshi... Die... könntet ihr ein wenig Anstand wahren?" "Nein." Die beiden Angesprochenen hatten synchron geantwortet und offensichtlich war keiner der beiden Männer daran interessiert den erneut ausgebrochenen Kampf abzubrechen, weswegen der Violetthaarige zu den beiden anderen Bandmitgliedern hinüber sah, die dem ganzen mit stummer Aufmerksamkeit gefolgt waren. "Ich habe hier eine tabellarische Liste unseres Ablaufes von morgen." Shinya nickte leicht, eine Hand ausstreckend um den Hefter entgegen zu nehmen, der dem Drummer von ihrem Leader gereicht wurde, diesen aufschlagend und so haltend, dass auch Kyo über seine Schulter hinweg mitlesen konnte, derweil Kaoru weiter sprach. "Wir werden morgen gegen 10 Uhr aufbrechen, das bedeutet also dass wir gegen 7 Uhr aufstehen sollten, damit wir nicht in einen Engpass geraten und genug Zeit für ein ruhiges Frühstück haben, dann werden wir zur unserer Autogrammstunde gehen, die sich ganz in der Nähe unseres Hotels befindet. Diese beginnt um 10.30 Uhr und wird voraussichtlich bis 13 Uhr gehen, je nachdem wie hoch der Andrang sein wird." Der erste Gitarrist unterbrach sich, um einen Schluck Wasser zu trinken, das in einem Glas auf dem Tisch vor dem Leader gestanden hatte, dann lehnte sich der Kurzhaarige zurück, die Hände auf dem Bauch faltend. "Nach dem Mittag werden wir zu der Pressekonferenz gefahren, die in einem anderen Hotel statt findet, um 15.45 Uhr beginnt und eine halbe Stunde lang laufen wird, dann haben wir ein Interview mit einem Schreiber einer hiesigen Gothiczeitschrift... ich kann den Namen nicht aussprechen. Dieses wird um 17 Uhr sein." "Das ist eng gehalten, oh Leader-sama. Der Hefter war in der Zwischenzeit an Die weiter gewandert, welcher die Stirn in Falten geworfen hatte und von unten her zu dem Angesprochenen herüber blickte, sehend, das Kaoru summend nickte. "Ich weiß, aber es ließ sich leider nicht vermeiden." ".Aber sag mal Kao, wieso findet die Pressekonferenz nicht hier statt?" "Weil es in unserem Hotel keinen Konferenzsaal gibt." "Achso" "Hmm der Tag wird dann wieder mal ganz schön anstrengend werden." Nach diesen Worten perlte ein Seufzen von den Lippen des Rothaarigen, während die Anderen nur zustimmend nickten, ein jeder von ihnen das selbe denkend - wie sehr sie sich wohl morgen Abend nach ihren Betten sehnen würden. Toshiya, welcher noch immer auf dem Schoss des Älteren saß und nicht die geringsten Anstalten machte, sich in nächster Zeit zu erheben, griff nun selbst nach dem Hefter, da Die seine Hände losgelassen hatte, als diesem die Mappe von Shinya gereicht worden war. Doch wollte der zweite Gitarrist dem Anhängsel auf sich die Unterlagen ihres Leaders nicht so einfach überlassen und mit einem neckischen Grinsen entzog er dem Bassisten, welcher immer wieder danach griff den Hefter, versuchend diesen von ihm fern zu halten, somit einen erneuten Kampf zwischen ihnen herauf beschwörend. Kaoru bedachte diese Szene mit einem skeptischen Blick, sich innerlich fragend, wann diese zwei Kindsköpfe wohl Ruhe geben würden, dabei dachte er ganz besonders an seinen Geliebten, der die erneute Kappelei angefangen hatte, während Shinya und Kyo dem ganzen ebenfalls stumm zusahen. Doch konnte der Violetthaarige das leichte Grinsen auf dem Gesicht des Blonden sehen, als er kurz zu seinen anderen beiden Freunden sah, welches ihm deutlich zu sagen schien, wie gerne der Sänger bei dem kleinen Kampf zwischen Die und Toshiya mit mischen würde, nur zum Spass an der Freude, während der Drummer nur den Kopf schüttelte. Tief seufzte der Älteste auf, ihre Band war schon eine Marke für sich, doch im nächsten Moment erblühte ebenfalls ein kleines Grinsen auf seinen Lippen, als seine Augen wieder auf seinen Geliebten und den Schwarzhaarigen fielen. Der Jüngere hatte inzwischen zu anderen Mitteln gegriffen um endlich den Ablaufplan in die Hände zu bekommen und fing erneut an den Rothaarigen mit spitzen Fingern in die Seiten zu pieken, dem Gitarristen ein Lachen entlockend, als dieser versuchte sich mit einer Hand gegen seinen Freund zu wehren, mit der anderen weiterhin die Mappe aus der Reichweite Tohsiyas haltend. "Die, jetzt gib endlich her. Ich möchte auch sehen, wie unser Leader den Tag für Morgen geplant hat." "Warum denn? Er hat es uns doch eben erklärt." "Weil ich es eben gerne noch mal nachlesen möchte, also her damit." "Nein." Dabei wurde dass Grinsen auf dem Gesicht des Rothaarigen noch breiter, während sein Gegenüber einen schmollenden Ausdruck auf setzte, nun mit beiden Händen nach dem Arm Dies greifend, somit jedoch dass Gleichgewicht verlierend und mit einem zusätzlichen Schubser von dem Älteren, landete er rücklings neben diesem auf dem Sofa. Gleich darauf hatte sich Die über sein ,Opfer' gebeugt, den scheinbar beleidigten Bassisten gespielt lüstern anblickend und ein anzügliches Lächeln auf den Lippen tragend "Hey, so siehst du ja richtig niedlich aus. Was mach ich denn jetzt mit dir, wo ich dich doch schon in solch einer Position habe." "Gar nichts und behalt deine Lüsternen Blicke bei dir oder schenk sie Kaoru, aber nicht mir." Mit diesen Worten, stieß der Jüngere sein Bandmitglied von sich, den Moment der Überraschung nutzend, um Die die Mappe aus den Händen zu greifen und sich danach wieder normal auf die Couch zu setzen. Zur gleichen Zeit erhallte das Gelächter von ihrem Leader und Kyo - selbst Shinya trug ein leichtes Lächeln auf den Lippen - als sie zu dem Rothaarigen blickten, welcher noch immer einen sehr verblüfften Gesichtsausdruck trug und sich zum zweiten Mal an diesem Abend auf dem Boden wieder fand. "Tja Die, der erhoffte Sieg ist dir wohl wieder aus den Fingern geglitten." "Ha ha, sehr witzig Kyo." Der Sänger schenkte dem Älteren nur ein Grinsen, während dieser sich von dem Boden erhob und sich ebenfalls wieder in eine sitzende Position begab, dem Bassisten, welcher, sehr zufrieden mit sich selbst, den Ablaufplan studierte, kurz einen gespielt bösen Blick schenkte, der jedoch von dem Schwarzhaarigen schlicht ignoriert wurde. Einen Moment später ertönte ein Klopfen an der Tür und es war Kaoru welcher sich erhob, fest stellend, nachdem er die Tür geöffnet hatte, dass es der Zimmerservice war, welcher ihre Bestellung lieferte Als der Hotelangestellte dass Penthouse verlassen hatte, begaben sich Kyo und Die zu ihrer offenen Küche, wo ihr Essen auf dem Tressen abgestellt und arrangiert worden war, während der Leader sich nochmals bei den beiden Jüngsten erkundigte ob sie wirklich nichts essen wollten, zu seinem Bedauern beide nur den Kopf schüttelten, ehe auch er sich an den Küchentresen setzte. Während die anderen drei Bandmitglieder ihr Abendessen genossen, hatte Toshiya die Liste fertig gelesen, legte die Mappe vor sich auf den Tisch und fragte sich innerlich, warum Die in letzter Zeit ihn so oft ärgerte, sonst hatte dieser es doch immer auf ihren ruhigen Drummer abgesehen, doch wusste er auch, das dass Verhältnis zwischen den beiden in letzter Zeit nicht das beste und wohl auch der Grund für den Sinneswandel des Rothaarigen war. Mit diesem Gedanken blickte er zu dem Braunhaarigen, welcher noch immer ruhig in ,Kyos' Sessel saß und scheinbar interessiert seine Hände studierte. "Shin, möchtest du auch etwas trinken?" Der Jüngere nickte nur, dem Bassisten nachsehend, als dieser sich erhob und ebenfalls in die Küche ging, dort angekommen eine Flasche Mineralwasser dem Kühlschrank und zwei Gläser aus einem der oberen Schränke entnahm, damit wieder zu ihm zurück kehrend und sich in die Nähe des Braunhaarigen setzend. Während ihrer Zweisamkeit, versuchte der Ältere seinen Freund in ein Gespräch zu verwickeln, doch antwortete dieser immer wieder nur in einsilbigen Worten, war es schon früher so gewesen das Shinya nicht viel sprach, doch heute erschien es dem Bassisten noch schlimmer und nach einer gewissen Zeit gab er mit einem Seufzen auf. Nicht wenig später gesellten sich die Anderen zu ihnen, nachdem sie ihr Essen beendet und das benutzte Geschirr zusammen gestellt hatten, dieses würde am Morgen von den Mitarbeitern des Hotels weggeräumt werden. Den restlichen Abend verbrachten sie mit Gesprächen über die weiteren Tage die sie in England sein würden, ehe sich der stille Drummer erhob, mit den Worten, dass er nun schlafen ging, dass Wohnzimmer verließ und in sein eigenes zurück kehrte. Auch die restlichen Mitglieder der Band waren sich einig, dass es wohl sinnvoll sein würde, sich nun ebenfalls zur Nachtruhe zu begeben, schließlich mussten sie alle Morgen fit und ausgeruht sein und ein jeder von ihnen erhoffte sich, als erstes dass Badezimmer am nächsten Tag für sich beanspruchen zu können. 14.01 2001 Schon früh war der Drummer morgens aufgewacht, sowie auch Kaoru und Die, welche alle bereits dass Badezimmer benutzt hatten und sich seither ihm Wohnbereich des Penthouses aufhielten, hoffend dass auch Kyo und Toshiya von allein aufstehen würden, doch nachdem dies auch nach weiterer Zeit nicht geschah, beschloss der Leader diese, zusammen mit Die wecken zu gehen, konnten sie sich heute eine Verspätung nicht leisten. Natürlich überließ der Violetthaarige seinem Geliebten dass ,schlimmere Übel' der beiden und beauftragte ihn den Blonden zu wecken, was von dem anderen Gitarristen, mit einem Schmollen bezeugt wurde, Kaoru ihn jedoch überzeugen, konnte durch die Erwähnung, dass Shin viel zu ruhig war um Kyo aus dem Land der Träume zu holen und er gestern schon die ,Ehre' genossen hatte. Ein Murren verließ die Lippen des Bassisten, als er allmählich den Schwingen des Schlafes entkam, eine Hand spürte die ihn sanft an der Schulter schüttelte und eine Stimme hörte die leise seinen Namen rief, ehe er blinzelnd die Augen öffnete. "Hm, Kaoru? Was tust du denn hier?" "So sind wir nun auch mal wach? Na dich wecken." "Hmm, wie spät ist es denn?" "Es ist beinah 7:30 Uhr und wir haben doch heute noch einen langen Tag vor uns, deswegen würde ich sagen dass du langsam mal aufstehen solltest." "Bitte? Schon so spät. Habe wohl vergessen meinen Wecker zu stellen, entschuldige Kao." "Schon gut, Kyo ist auch noch nicht wach und Die versucht ihn gerade zu wecken." Nach den Worten seines Leaders nickte der Schwarzhaarige, blickte auf die andere Seite des Bettes, wo er den Rothaarigen entdeckte, der mit Purrenden Lauten und mit einem Schütteln der Schulter Kyos, diesen versuchte zu wecken. Ein leichtes Grinsen legte sich auf die Lippen des Bassisten, während er weiter die Versuche Dies beobachtete, ehe er zu sprechen begann. "Die so bekommst du ihn nicht wach." "Aha, hast du etwa eine bessere Idee?" Der Rothaarige funkelte Toshiya an, während dieser nur den Kopf schüttelte und sich aus dem Bett erhob, sich raus haltend aus den Versuchen des Gitarristen den Kleineren zu wecken, schließlich hatte er gestern schon den Sänger am Hals gehabt. Shinya begegnete dem Schwarzhaarigen vor der Zimmertür, eine fragende Braue in die Höhe ziehend, als ihm Toshiya ein weites Grinsen schenkte, sich mit einer Hand durch die schwarzen Strähnen streichend, die über Nacht in ein heilloses Durcheinander geraten waren und so in einem starken Kontrast mit dem eng geflochten Haar des Jüngeren standen. "Nichts... er schläft noch immer wie ein Stein und Die wird mit dieser Art von Lauten eher Kao affektieren, doch Kyo wird er dadurch nicht wecken." Der Drummer schüttelte nur leicht den Kopf, doch erwiderte er nichts, sich statt dessen geschmeidig an dem Älteren vorbei in dessen Raum schiebend, in dem ihr Leader und der Gitarrist über dem zusammengerollten Kyo standen... oder wohl eher saßen. "K~yo... aufwachen, die Vögelchen zwitschern..." Die Stimme des Rothaarigen glich einen wahrem Singsang und hätte den Braunhaarigen wahrscheinlich innerhalb von ein paar Sekunden aus dem Schlaf gerissen, doch ihr Vocal rührte sich nicht... manchmal schien die ausgeprägte und situationsbedingte Ignoranz des blonden Mannes ein wahrer Segen zu sein. Leise schritt Shinya auf das Bett zu, sich über den Liegenden beugend, nicht beachtend, dass ihm sowohl Die als auch Kaoru einen recht verwirrten Blick schenkten, als er seine Hand ausstreckte, die blonden Strähnen von dem Gesicht des Schlafenden davon schob, wie als wolle der Drummer etwas überprüfen und einen Augenblick später strichen die feinen Finger über die Konturen des Ohres. "Es wundert mich nicht, das er nicht aufwacht." Ihr Leader legte nur seinen Kopf schief, wartend, dass der Jüngste sich besser erklären würde, doch schwieg dieser, statt dessen an dem Ohr des Kleineren arbeitend und einige Sekunden später etwas in die Höhe haltend, das Die ein tiefes Stöhnen entlockte. "Er benutzt Ohropax." "Das erklärt einiges, aber es ist immer noch fraglich ob wir ihn jetzt wach bekommen." "Oh, unserem Shin-chan wird schon was einfallen... warum hat er ihn eigentlich nie wecken müssen, wenn er doch so offensichtlich weiß, was er tun muss?" Der Violetthaarige zuckte nur mit den Schultern, als Die eine Augenbraue nach oben zog. "Woher soll ich denn das wissen... warum starrst du mich so an?" "Du hast nie in Erwägung gezogen, Shin auch mal zu beauftragen, oder?" "Warum hätte ich das tun sollen?" Die Frage ihres Leaders wurde von einem amüsierten Unterton begleitet und sie entlockte dem Rothaarigen nur ein gespielt beleidigtes Schnauben. "Das nennt man wohl das Glück des Nesthäkchens." Shinya beachtete das Gespräch um ihn herum nicht, statt dessen legte er das weiche Material auf den Nachtisch ab, dann die Hand auf die nackte Schulter des Älteren legend, sich noch ein wenig tiefer beugend. "Kyo." Keine Reaktion und so seufzte der Langhaarige nur, den Namen des Sängers ein weiteres Mal sagend und tatsächlich regte sich dieser, was Die und Kaoru einen sprachlosen Blick mit leicht geöffneten Lippen entlockte, derweil sich die dunkeln Augen des Kurzhaarigen auf das Gesicht des Drummers legten, welches über ihm schwebte. "Alles okay?" Offensichtlich war die Präsenz des Jüngeren an seinem Bett Grund genug um sich sofort zu sorgen, doch Shinya schüttelte nur leicht seinen Kopf, zurück weichend, als der Sänger sich aufsetzte. "Es ist nichts... sie haben dich nur nicht aufwecken können." Kyo brummte leise, sich durch das Haar streichend, bevor er sich dehnte und mit einer leichten Grimasse grunzte. "Gibt es vielleicht auch einen Grund dafür warum ich mich fühle als hätte mich jemand durchgeschüttelt?" "Dafür ist Die verantwortlich, würde ich sagen." Kaoru hatte sich in ihr Gespräch eingeklinkt und als der Blick des nun Sitzenden zu ihrem Leader und einem frech grinsenden Gitarristen hinüber wanderte, erhob sich der Drummer still den Raum verlassend, trat in ihren Wohnraum zu der Terrasse hinüber, ohne eine Regung durch das Glas nach draußen blickend. Einige lange Momente verlor er sich in seinen Gedanken, im Hintergrund konnte er das müde Gähnen des Blonden hören und in der sich reflektierenden Scheibe sehen, das sich dieser zum Kühlschrank robbte - anders konnte man das Schlürfen schon nicht mehr nennen - die Tür öffnend und die Milch heraus nehmend, die sie am gestrigen Tag in der Stadt gekauft hatten. Mit dieser persönlichen Beute schlich Kyo zu dem Sessel herüber, die Packung öffnend, als er sich in die Polster fallen ließ, sich nicht die Mühe machend, ein Glas zu holen, als er einige tiefe Schlucke trank, dann die Milch auf seinem Oberschenkel balancierte, als der Kurzhaarige noch einmal gähnte, leise schimpfend, dass es eigentlich viel zu früh war und das man ihn auf diese Art und Weise quälen wollte. Auch der Bassist stieß einige Momente später zu ihnen, das schwarze Haar noch feucht und aus der Stirn zurück gekämmt und als sich der Größere drehte, vermochte Shinya zu sehen, dass es hinten hoch gesteckt war, damit die noch nassen Spitzen nicht den dunklen Pullover berühren würden. "Sieh an... unser Leader-sama hat uns die Post gebracht." Während er gesprochen hatte war Toshiya zu dem Tresen getreten, wo Shinya, noch immer unverändert in seiner Position, den kleinen Stapel Briefe sehen konnte, welcher in diesen Sekunden von dem Dunkelhaarigen durchgegangen wurde, welcher einen jeden Namen von ihnen leise murmelte, dabei die einzelnen Umschläge wieder nieder legend. "Kao, Kao... Die, Kyo, Kao und noch mal Kao, der hier für Kyo für... sieh an, tatsächlich ist auch einer für mich dabei und der letzte für unseren hübschen Shin-chan... das ist aber eine tolle Aufmachung, ein perlmuttfarbener Umschlag und ein Siegel. Hier, für dich." Der Ältere war lautlos auf den Drummer zu getreten, diesem den Brief reichend, nicht bemerkend, dass der Kleinere die Zähne so fest aufeinander gepresst hatte, dass man die deutliche Kontur des Kieferknochens sehen konnte und auch nicht, dass die Hand, die den Umschlag entgegen nahm zitterte. Toshiya wandte sich von ihm ab, sich statt dessen auf die Polster fallen lassend, derweil der Bassist seinen eigenen Brief öffnete, einige Bögen Papier aus diesem heraus zog, die über und über mit bunten Stickern beklebt waren. Einige lange Momente starrte der Langhaarige nur auf den hellen Umschlag, sich sträubend dieses zu öffnen, die seidig weiche Textur des guten und sehr teuren Papiers unter seinen Fingern zu fühlen, doch wenn er den Brief einfach fort werfen würde, zöge das nur die Sorge und den Verdacht der Anderen auf sich und so vergewisserte sich der junge Mann mit einem kurzen Blick in die Glasscheibe, dass sich keiner seiner Bandkollegen in seiner unmittelbaren Nähe befand, bevor er das Siegel brach, dass die Nachricht verschlossen hielt. Der Briefbogen war - wie es der Braunhaarige erwartet hatte - in einen schwarz-blau und aus einem ebenso teuren Papier und auch wenn sein Herz langsam seinen Hals hinauf zu kriechen schien, faltete Shinya es auseinander, ließ seinen Blick über das Geschriebene wandern, den Drang unterdrückend, sich zu übergeben. Ganz oben, noch bevor er seinen eigenen Namen lesen konnte, war in einer feinen, geschwungenen Schrift eine kleine Passage eines Songtextes aufgeschrieben worden... Shinya kannte ihn, doch es brauchte einen Moment, bis er sich erinnerte, woher er stammte. Ein Schauer explodierte zwischen seinen Schulterblättern, als sein Blick weiter hinab wanderte, er die kurze und in kryptischen Worte verfasste Botschaft las, die trotz ihrer so melodischen Worte einen Schwindel in ihm auslösten, so dass er sich gegen die Scheibe stützen musste, auch wenn er das so ruhig getan hatte, das es keinem der Beiden anderen aufgefallen war. Für einige Sekunden ließ er seine Augen zufallen, sank die Hand, welche den Brief hielt kraftlos an seine Seite, als der Langhaarige suchte, seine plötzlich beschleunigte Atmung zu beruhigen, mit mentalen Übungen seinen donnernden Herzschlag zu einer normalen Geschwindigkeit herunter zwang, die Zähne fest aufeinander pressend, so dass diese zu knirschen begannen. Wie es den Anschein hatte, würde er sich im Laufe des Tages davon stehlen müssen, um sich um seine persönlichen Belange zu kümmern, bevor diese noch weiter aus seinen Fingern gleiten würden, als sie es sowieso schon getan hatten. ~End Part II~ Kapitel 3: Part III – Accident ------------------------------ Part III – Accident Als Toshiya den Brief zu Ende gelesen hatte, legte er die vielen Blätter in einem Stapel zusammen gefasst auf den Tisch, bewunderte mal wieder die Fantasie ihrer Fans und beschloss den Fanbrief später noch genauer zu studieren. Danach blickte er um sich durch den Raum und bemerkte dabei, dass sich Kyo mittlerweile ins Badezimmer begeben hatte – konnte der Schwarzhaarige das leise Rauschen der Dusche vernehmen - während Die und Kaoru an dem Küchentresen lehnten, ebenfalls ihre Post lasen. Shinya, wie Toshiya mit einem Blick auf diesen fest stellte, stand noch immer an der großen Fensterfront und sah hinaus, wirkte dabei irgendwie, so... verloren. Leicht seufzte der 23-Jährige, ehe er sich von den weichen Polstern der Couch erhob, abermals zu dem Jüngeren ging und ihm seine Hand auf die Schulter legte. Der Bassist bemerkte, wie der Kleinere unter seiner Berührung leicht zusammenzuckte, sich das Gesicht des Langhaarigen dem seinen zuwendete und ihn die braunen Augen leicht angespannt ansahen. „Entschuldige Shin, ich wollte dich nicht erschrecken.“ „Hm, schon okay. Was möchtest du denn?“ „Nun ja, du hast so abwesend gewirkt...“ Noch ehe der Schwarzhaarige weiter sprechen konnte, wurde er von seinem Gegenüber unterbrochen. „Es ist alles in Ordnung.“ „Na gut, wenn du meinst. Was stand denn in deinem Brief? Darf ich mal sehen?“ „Nein.“ Dieses eine Wort war mit einer gewissen Schärfe über die Lippen des Jüngeren gekommen und ließ einen verblüfften Ausdruck auf dem Gesicht des Größeren zurück, Shinya hatte noch nie so reagiert, wenn er mal wieder etwas neugierig gewesen war, weswegen er beschloss, dass es wohl besser war, den Drummer in Ruhe zu lassen und einen Rückzug anzutreten. „Schon gut, geht mich ja auch eigentlich nichts an.“ Mit diesen Worten wand sich Toshiya von seinem Freund ab, verließ den Raum und verschwand in seinem Zimmer, welches er sich mit dem Sänger teilte, bemerkte nicht den fast schon reumütigen Blick, mit welchem der Jüngere ihm nachgesehen hatte. Ein tiefes Seufzen perlte von seinen Lippen, als er sich auf sein Bett setzte, mit der Hand seine hochgesteckten Haare löste, um sich danach mit dem Rücken auf das weiche Polster fallen zu lassen. Der Schwarzhaarige schloss die Augen und grübelte über den Jüngeren nach. Was nur lag auf Shinyas Herzen, dass er sich so anders verhielt, wegen einem Brief gleich aggressiv reagierte und noch dazu so verdammt ruhig war, mit keinem von ihnen redete? Langsam begann der Bassist, wegen diesem Verhalten, depressiv zu werden und nahm sich vor, den Drummer für eine Weile einfach etwas zu beobachten, um verstehen zu können, warum sich der Braunhaarige so verändert hatte. Einige Zeit später, nachdem alle ihre Post gelesen hatten – auch ihr Sänger, welcher etwas munterer wirkte als zuvor – verließen sie nun nacheinander ihr Penthouse, um gemeinsam frühstücken zu gehen, als ihr Leader ihnen sagte, dass sie schon vorgehen sollten, er würde vorher mit Isoa, dem Teamleiter ihrer Bodyguards sprechen müssen und dann nachkommen. Die restlichen Bandmitglieder nickten nur und setzten ihren Weg ohne den Violetthaarigen fort, während dieser an einer der Türen ihrer Etage stehen blieb und dort anklopfte. Als Die, Shinya, Kyo und Toshiya im unteren Bereich des Hotels angekommen waren, konnten sie schon den Speisesaal erblicken, in welchem ein großes Frühstücksbuffet aufgebaut worden war. Zielstrebig ging der Bassist, gefolgt von seinen Freunden, in den großen Raum, betrachtete sich die verschiedenen Dinge, welche angeboten wurden genauer, ließ seinen Blick über Toast mit Marmelade, Porridge, Würstchen, Speck, Eierspeisen und anderem gleiten. Ein jeder von ihnen nahm einen Teller, die zu ihrer Rechten standen – auch Shinya, welcher so gar kein Hungergefühl in sich verspürte, doch wollte er seinen Freunden nicht noch mehr Sorgen bereiten. Nachdem sie sich an dem Frühstück bedient hatten, begab sich der Sänger auf die Suche nach einem freien Tisch, welcher schnell gefunden war und sie sich dort nieder ließen. Gleich darauf erschien ein Hotelangestellter an ihrem Platz, der ihnen Kaffee, Tee und andere Getränke anbot. Kurze Zeit später stieß auch Kaoru wieder zu ihnen, der sich, ebenfalls mit einem voll beladenen Teller, neben seinen Geliebten setzte. „Sag mal Kao, was musstest du denn noch mit unserem Adlerauge besprechen?“ „Die, er heißt Isoa und ich habe ihm nur gesagt, wo wir uns treffen werden, bevor wir uns auf den Weg zu unserer Autogrammstunde machen. Er wird mit den anderen auch demnächst zum Frühstück kommen. Wir haben jetzt noch knapp eine Stunde Zeit, bevor wir los müssen, also können wir erst mal in Ruhe essen und uns danach noch mal frisch machen, wenn ihr wollt.“ Ein einstimmiges Nicken war die Antwort für ihren Leader, ehe sie sich ihrem Frühstück widmeten, sich leise miteinander unterhielten und dabei nicht bemerkten wie die Zeit voran schritt, erst als Kaoru mit einem Blick auf seine Uhr deutete, wurde ihnen bewusst, dass sie jetzt vor ihrem Aufbruch noch 30 Minuten Zeit hatten. Somit gingen sie nochmals in ihre Zimmer hinauf, richteten ihre Kleidung, Haare und fanden sich etwa eine viertel Stunde später vor dem Eingang ihres derzeitigen Zuhauses ein. Dort warteten die Fünf auf ihre Bodyguards und Dolmetscher, die nur wenige Augenblicke danach zu ihnen stießen, ehe sie los gingen. Sie waren noch nicht lange gelaufen als Toshiya von weitem ein Geschäft mit dem Namen ‚Tainted Blue’ erkennen konnte, der, laut Informationen, die sie von ihrem Manager bekommen hatten, mit japanischen Importartikeln – also auch ihren CD´s und Videos – handelte und in welchem ihre Autogrammstunde stattfinden sollte. Doch konnte der Bassist wie auch seine anderen Bandmitglieder – welchen die selbe Verwunderung in den Gesichtern anzusehen war, wie wahrscheinlich auch ihm selbst – eine beachtliche Menschentraube sehen, die sich vor dem Laden versammelt hatte und an dem Stil der Kleidung erkannte die Band, dass es ihre Fans waren, die scheinbar schon sehnsüchtig auf sie warteten. Mit soviel Andrang hatten Kaoru, Die, Kyo, Toshiya und Shinya wirklich nicht gerechnet, waren sie schließlich in einem fremden Land und nicht in Japan. Der Bassist bemerkte, wie Isoa sie zu einem kurzen Stillstand aufforderte und seinen Männern Anweisungen gab, sich diese nach wenigen Momenten wie ein Schützender Mantel um sie begaben, denn man konnte nie wissen wie die Menschen, die ihre Band so sehr mochten, reagieren würden, wenn diese auf sie aufmerksam wurden, dann setzen sie ihren Weg fort. Nur noch wenige Schritte von ihrem Ziel entfernt, steigerte sich der Lärm und von mehreren Stimmen ertönte der Name ihrer Band, sowie auch die der Mitglieder und irgendwie war es ein berauschendes Gefühl, das den Schwarzhaarigen in diesem Moment erklomm und er konnte an den lächelnden Gesichtern seiner Kollegen erkennen, dass es diesen ähnlich zu ergehen schien... bis auf den jungen Drummer, der noch immer sehr verschlossen wirkte. Die Fans wollten sich kaum beruhigen lassen und drängten sich, aufgeregt darüber, endlich ihre Idole persönlich sehen zu können, immer näher an den Eingang des ‚Tainted Blue’, so dass die Band gezwungen war in einer Seitengasse zu verschwinden um den Hintereingang zu nutzen. Mit Hilfe Ihrer Bodyguards schafften sie es, unversehrt in das Geschäft zu kommen, um die Autogrammstunde zu beginnen. ~~~~ Selbst nach den Jahren die ihre Band nun schon existierte, die Zeit in der Shinya von den Medien und den Fans umringt worden war, hatte er es nie vermocht, den Trubel der Popularität so anzunehmen, wie die Anderen das taten, seine Freunde schienen den stetig wachsenden Ruhm und die Bekanntschaft enger, freimütiger zu umarmen, als der Braunhaarige das konnte. Der Drummer liebte seine Musik... das Leben und die Umstände, die es ihm ermöglichten auf der Bühne zu sein, seine Empfindungen mit so vielen Anderen zu teilen und natürlich liebte er seine Fans, doch manchmal, wünschte sich der junge Mann, einfach ferner bleiben zu können, dass man ihm weniger Aufmerksamkeit zuteil werden ließ. Sein Edding hatte mit der Zeit aufgegeben, so legte er diesen fort, nahm einen silbernen zur Hand, setzte mit einer sachten Präzision seine filigrane Unterschrift auf unzählige Karten, Bilder oder CDs, er mochte es nicht, wenn man seinen Namen nicht mehr erkennen konnte, seine Schrift unleserlich wurde. Einige Male hatte Shinya wirklich wunderschöne gezeichnete Bilder von ihnen, oder liebevoll gestaltete Collagen gesehen, die ihm das Herz erwärmten, gerade wenn die ihm gegenüber stehenden Mädchen so schüchtern waren, dass sie ihm es kaum geben wollten, geschweige denn seine Augen treffen. Sacht hoben sich seine Lippen in ein Lächeln, als er bemerkte, wie eine Gruppe der jungen Damen angespannt miteinander wisperte, immer wieder in seine Richtung sahen und dann eindringlich auf die Langhaarige in ihrer Mitte einredeten, die immer wieder den Kopf schüttelte, je näher sie kamen. Kurz bevor sie ihn erreichten, wurden die Stimmen noch ein wenig energischer und der Langhaarige konnte von der Seite her erkennen, das Toshiya den Kopf hob, in seine Richtung blickte, ein warmes Lächeln auf den Zügen, das ihm bedeutete dass der Ältere das Gesprochene verstanden hatte, doch noch bevor der Jüngere nachfragen konnte, hatte ihn das junge Mädchen erreicht, zögerte ein wenig, bevor sie ihm etwas auf der offenen Handfläche hin hielt. Den Kopf ein wenig auf die Seite legend, fiel sein Blick auf ein silbernes und geöffnetes Medaillon, das eine Fotographie von ihm selber trug... es überraschte den Drummer, diese so offensichtliche Zuneigung der Langhaarigen, doch unterschrieb er in engen Kanji, mit einem feineren Stift, als der, welcher eben noch in seiner Hand gelegen hatte und obgleich das der jungen Frau wohl offensichtlich gereicht hatte, schüttelten die hinter ihr stehenden mit dem Kopf und Shinya konnte sehen, dass sie tief einatmete bevor sie sich ihm noch einmal zu wand. Die nun folgende Geste war für ihn noch ein ganzes Stück unerwarteter – schlicht weil es das erste Mal war, dass es ihm passierte, doch nickte er leicht, beugte sich über den Tresen und öffnete seine Arme, so dass der Braunhaarige seinen Fan behutsam in seine Arme schließen konnte und sie erwiderte die Berührung nicht minder vorsichtig. Das Mädchen löste sich nach einigen Sekunden wieder, mit Tränen in den Augen ein einzelnes Wort hauchend, das er jedoch verstand, da es in seiner eigenen Sprache gesprochen worden war. „Danke.“ Shinya vermochte in Erwiderung nur zu Lächeln, blinzelte mehrmals, um seine plötzlich verschwommene Sicht zu klären, während dessen eine Hand über seinen Rücken glitt, zärtlich über sein Kreuz streichelte und wenig später konnte er den warmen Atem des Schwarzhaarigen an seinem Hals fühlen, als sich der Bassist zu ihm herüber beugte und leise in sein Ohr flüsterte. „Manchmal sind sie wirklich überwältigend, nicht wahr?“ Der Drummer nickte nur stumm, während dessen der Größere warm lächelte, die nächsten Photokarten entgegen nahm, der junge Mann den Bewegungen seines Freundes automatisch folgte, doch der Rest der Autogrammstunde war mehr eine Anreihung verschwommener Bilder, als etwas, das Shinya wirklich bewusst wahr nahm. Sie blieben noch ein wenig länger in dem Laden, Kaoru stöberte mit Interesse durch die unterschiedlichen Magazine, die verschiedenen Alben und Poster... der kleine Laden war erstaunlich gut gefüllt und eigentlich kaum von denen zu unterscheiden, die sie auch in ihrem Heimatland hatten... nur die Aufmachung war eine gänzlich andere, denn die hier vorherrschenden Farben waren dunkles Blau oder Schwarz. Kyo hatte seinen Kopf in den Nacken gelegt, blickte zu dem künstlichen Spinnennetz hinauf, als würde sich der Vocal tatsächlich überlegen, es mit zu nehmen und als eine neue Zierde in ihrem momentanen zu Hause auf zu hängen. Die und Toshiya betrachteten sich die Wand der Photographien, auf welchen man unter einigen hiesigen Künstlern vor allem Fans sehen konnte, die oftmals kleine Schilder in den Händen hielten, auf welchen sie Botschaften verewigt hatten. Ihr Dolmetscher Jiyuu war es schließlich der ihrer aller Aufmerksamkeit forderte, sie zu sich und dem Besitzer des Ladens rief, welcher eine Kamera in den Händen hielt. „Wenn ihr euch damit einverstanden erklärt, würde Herr Smith gerne noch einige Aufnahmen von euch machen und euch bitten in dieses Buch hier ein zu tragen.“ Während der kurzhaarige Mann gesprochen hatte, glitt der Blick des Drummers in Richtung der ausgestreckten Hand ihres Dolmetschers, das 'Buch' war vielmehr ein A3 großes, violett – silbernes gestaltetes Heft, das auf seinem Deckblatt den Namen des Geschäftes zu stehen haben schien, doch Shinya war zu weit entfernt, um sagen zu können, ob die fremden Buchstaben miteinander übereinstimmten. Kaoru nickte für sie alle, keiner von ihnen würde etwas dagegen sagen und so wurden sie mit einem Sonnenscheinlächeln auf eine Seite des kleinen Ladens geführt, wo sie schon fast automatisch eine bestimmte Reihenfolge der Aufstellung einnahmen. Das helle Blitzlicht blendete den Langhaarigen, doch hatte er sich daran gewöhnt und blinzelte nicht einmal, drehte allerdings unbewusst den Kopf ein wenig nach links, schließlich traten sie alle zu dem Heft hinüber, wo sich jeder auf seine Art auf den Seiten verewigte und während der Drummer einen Gruß an die hiesigen Fans schrieb, hörte er wie ihr Leader um Abzüge der Aufnahmen bat, Jiyuu, ihre geschriebenen Texte übersetzte. Mit einem finalen Schwung setzte Shinya das Datum, dieses schrieb er von links nach rechts, dann schloss er die Kappe des Stiftes und gesellte sich an die Seite ihres Bassisten, der mit Faszination ein selbstgemachtes Kostüm betrachtete, das sich in einer Glasvitrine befand. Zwar hatte der Schwarzhaarige bemerkt, wie der Jüngere neben ihm zum stehen kam, doch sprach er diesen nicht an, war viel zu sehr von dem schönen Kleidungsstück abgelenkt, das sich vor ihm in der Vitrine befand und welches er haarklein studierte, sehend dass es sehr aufwendig mit Samt und Spitzen gearbeitet war, hatte sich der Designer ganz offensichtlich sehr viel Mühe damit gegeben. So sehr mit seinen Studien beschäftigt sah Toshiya nicht, wie sich ihnen eine dritte Person näherte und wie der Jüngere neben ihm leicht die Augen verdrehte, als sich plötzlich ein Arm um seine Schulter legte, weswegen er zusammen zuckte. Der Bassist wendete nun endlich seine Augen von dem Kostüm ab, blickte statt dessen um sich und erkannte an dem roten Haarschopf, dass sich Die hinter ihm befand, der sich mehr oder weniger auf ihm und Shinya abstützte –der Gitarrist hatte seinen linken Arm, auf die Schultern des Braunhaarigen gelegt. „Na ihr zwei, was treibt ihr denn da.“ Ehe der Schwarzhaarige zu einer Antwort ansetzen konnte, sah er, wie der Jüngere den Arm Dies von seinen Schultern schob, einen Schritt nach hinten trat, sich somit von dem Rothaarigen entfernte und nur den Kopf schüttelte. Tohsiya konnte beobachten, wie sich die Gesichtszüge des Älteren aufgrund des Verhaltens des Kleineren wandelten, dass Lächeln von den Lippen des Größeren verschwand, doch noch bevor Die ein Wort sagen konnte, beschloss der 23-jährige sich einzumischen, da er das Gefühl hatte, es würde sonst ein erneuter Streit zwischen seinen Freunden entbrechen. „Wir haben uns das Kostüm hier angesehen Die, sieh mal, ist es nicht toll gearbeitet?“ Während der Schwarzhaarige sich darum kümmerte, den Älteren von dem Verhalten Shinyas abzulenken, war der Sänger an die Seite des Drummers getreten, berührte diesen leicht an der Schulter, bevor er ihn ansprach. „Geht es dir besser?“ Leicht erhob sich eine der fein geschwungen Augenbrauen des Langhaarigen, während er in dass Gesicht des Kleineren blickte. „Was meinst du?“ „Shin, wie lange kennen wir uns jetzt schon?...Wie dem auch sei, denkst du etwa, das ich nicht bemerkt habe, dass du dich unwohl fühlst, unter unseren vielen Fans?“ Kurz schien sich der Braunhaarige die Worte Kyo´s durch seinen Kopf gehen zu lassen, er wusste, dass der Blonde eigentlich Recht hatte und schenkte diesem, nach einem Moment, ein kleines Lächeln. „Entschuldige Kyo,...danke, es ist alles in Ordnung.“ „Die Kleine von vorhin, als sie dich umarmt hat... war ein schönes Gefühl, oder?“ Der Braunhaarige nickte nur, ehe sie in ihrem Gespräch unterbrochen wurden, sich Kaoru zu ihnen gesellte und auch der Bassist und Die ihre Unterhaltung einstellten, sich dem Leader zu wandten, als dieser zu sprechen begann. „Leute, wir sollten jetzt etwas essen gehen, sonst kommen wir in unserem Zeitplan durch einander. Es ist jetzt 13.45 Uhr und in 2 Stunden beginnt die Pressekonferenz. Ich schlage vor, dass wir in einem der Lokale hier in der Nähe Mittag essen gehen, hat einer von euch einen bestimmten Wunsch?“ Für einen Moment blickten ihn die restlichen Bandmitglieder etwas ratlos an, als sich Toshiya von der Seite des zweiten Gitarristen entfernte und zu dem Violetthaarigen trat, diesen mit Hundeaugen anblickend. „Italienisch, bitte. Das haben wir schon sooo lange nicht mehr gegessen. Das letzte Mal, als wir in Italien waren und unser Video zu ‚Akuro no Oka' gedreht haben.“ Kaoru konnte nicht anders als lächeln, als er den Jüngeren so vor sich stehen sah, welcher ihn so kindlich naiv ansah und schon die Unterlippe leicht hervor geschoben hatte, er an seinem Gegenüber vorbei zu den Anderen blickte, die ebenfalls lächelten und nur nickten, dem Bassisten seinen Willen nicht abschlagen konnten, wenn sich dieser so verhielt. „Also gut, dann Italienisch.“ Nach diesen Worten – sich durchaus bewusst über das strahlende Gesicht des Schwarzhaarigen - wand sich ihr Leader nochmals zu seinem Dolmetscher und dem Besitzer des Ladens, bedankte sich bei diesem, für die Organisation ihrer Autogrammstunde. Herr Smith führte ihre Band und Begleiter wieder zu dem Hinterausgang seines Geschäftes, wussten sie alle, dass sich die Fans noch immer vor dem Eingang des Ladens befinden würden, auch wenn die Jalousien runter gezogen waren, um den Eindruck zu erwecken, dass sie schon gegangen waren – so leicht ließen sich viele Leute nicht täuschen. An dem Ausgang angekommen, wünschte der dunkelhaarige Mann, den Mitgliedern von Dir en Grey noch viel Erfolg für ihr bevorstehendes Konzert und sagte ihnen, dass sie hier jederzeit willkommen waren, als sie das ‚Tainted Blue’ verließen und die Bodyguards und ihr Dolmetscher hinter ihnen folgten. Nicht lange dauerte es, bis sie ein typisch italienisches Lokal ausfindig machen konnten - hatten sie scheinbar die Restaurantmeile Englands entdeckt - und das Innere des Gebäudes betraten, wo sie sogleich von einem der Angestellten empfangen und an einen Tisch geleitet wurden. Nach längerem studieren der Speisekarte, da die Fünf nicht wirklich wussten, was sie nun essen sollten, hatte sich ein jeder von ihnen nach weiteren Minuten doch noch entschieden. Kaoru wählte Spaghetti a la Carabonara, Die entschloss sich für die Tagiatelle a la Arabiatta, Kyos Auswahlverfahren mit geschlossen Augen und einem Finger hatte Tortellini a la Bolognese ergeben, Toshiya nahm Farfalle a la Napoli und Shinya die Penne Rigate a la Frutti di mare, hauptsächlich, weil dieses Gericht Meeresfrüchte enthielt. Einige Zeit später, nach dem Essen und eine halbe Stunde bevor sie sich auf den Weg zu der Konferenz machen mussten, verließen sie das Restaurant wieder, miteinander absprechend, das sie ihre restliche freie Zeit noch mit privaten Dingen nutzen und sich danach wieder im Hotel treffen würden. Kaum dass sie sich geeinigt hatten, entfernte sich Shinya unbemerkt von ihnen, wartete nicht darauf, bis Kyo oder Toshiya auf die Idee kamen ihn begleiten zu wollen und bereitete sich innerlich auf sein bevorstehendes Treffen vor. Nur wenige Momente danach bemerkten die Anderen die Abwesenheit ihres Drummers und schließlich war es der Rothaarige der aussprach, was alle sich in ihrem Innern fragten. „Hey, wo ist denn Shin-chan so schnell hin?“ Kurz blickten sich die restlichen Bandmitglieder untereinander um, als Toshiya und Kyo nur mit den Schultern zuckten und Kaoru zu sprechen begann. „Wer weiß, er wird noch ein paar Besorgungen erledigen wollen, ehe wir weiter müssen und ich werde es ihm jetzt gleich tun. Kommst du Die?“ Der Rothaarige nickte nur und entfernte sich danach, zusammen mit seinem Geliebten, von den anderen Beiden. ~~~ Im wesentlichen war Shinya gar nicht so weit von seiner Gruppe oder der Umgebung des Hotels fort gegangen, tatsächlich war der Drummer in das nächstgelegene Geschäft geflohen, um aus dem Blickfeld der Anderen zu sein und nun ließ er seinen Blick über die silbernen Anhänger und Ketten der Vitrine wandern, hinter welcher er sich versteckte. Sein Leader und auch Die liefen nur einige Momente später an der großen Fensterfront vorbei, doch zu dem Glück des Braunhaarigen waren die beiden Geliebten in ein derart tiefes Gespräch vertieft, dass keiner von ihnen aufsah, was ihm ein kleines, erleichtertes Seufzen entlockte. Ein wenig fühlte sich Shinya ob seines Verhaltens schuldig, es lag nicht in seiner Art, so abweisend zu sein, sich ohne ein Wort von den restlichen Bandmitgliedern zu trennen, diese zu sorgen und ihnen doch nichts anderes als leere Beruhigungen zu geben, die mit der Zeit so fahl geworden waren, dass sie in seinen eigenen Ohren falsch klangen, wenn er sie aussprach. In seine Gedanken vertieft hatte Shinya gar nicht bemerkt, wie sich sein Blick auf ein zart geschlungenes Kreuz gerichtet hatte, erst die leisen Schritte und eine sachte Stimme ließen ihn sich seiner Umgebung wieder bewusst werden. „Can I help you?“ Ein wenig legte sich seine Stirn in Falten, als der Drummer die gesprochenen Worte zu verstehen suchte, er beherrschte die englische Sprache, entgegen aller Annahmen seiner Freunde und der Medien, dennoch erforderte es eine hohe Konzentration sie zu verstehen, vor allem wenn der, welcher sie nutzte, mit ihr groß geworden war. „Yes.. may I see this cross, please?“ Sein Akzent war in den langsam gesprochenen Worten deutlich zu verstehen, doch die junge Frau lächelte nur, öffnete die Vitrine und nahm behutsam jenes samtene Kissen heraus, auf welchen das filigran gearbeitete Schmuckstück lag. Der Langhaarige folgte der Blonden zum Tresen hinüber, wo er unter dem stärkeren Licht der Lampen einen oval geschliffenen Stein sehen konnte, dessen blass blaue Oberfläche mit einem sachten Glanz des Violett behaftet zu sein schien [1]. Irgendwie strahlte dieser Stein eine nicht zu greifende Ruhe auf ihn aus und noch bevor er dieses Gefühl richtig analysieren konnte, hatte der Braunhaarige schon seine Geldbörse in der Hand, nickte, als ihn die Verkäuferin fragte, ob er eine Kette zu dem Anhänger haben wollte. Sein Gegenüber wollte das Schmuckstück in ein dunkelblaues Kästchen legen, doch Shinya hob eine Hand, schüttelte sacht den Kopf, worauf hin ihn die blonde Frau ein weiteres Mal anlächelte, mit der Kette in den Händen um den Tresen herum trat und sie ihm anlegte, auch wenn er sich dafür ein Stück nach vorne beugen musste. „Thank you.“ Seine Worte waren mehr ein Wispern als alles andere, als der Drummer sich wieder aufrichtete, mit den Fingern über den Stein strich, während er seine Reflektion im Spiegel betrachtete, der sich hinter der Verkäuferin befand und Shinya vermochte ihr warmes Lächeln in ihrer Stimme zu hören. „You're welcome.“ Kühler Wind umfing den Langhaarigen, als dieser zurück auf die Straße trat, das Gesicht in der Wollstola verbarg und seine Schritte in Richtung des Hotels lenkte - Shinya würde seine 'Verabredung' in einem kleinen Cafe an der Straßenecke treffen, nicht, dass diese Aussicht den Drummer in wahre Jubelschreie stürzte, eher im Gegenteil, denn mit jedem weiteren Meter schien die Übelkeit in ihm anzusteigen, ballten sich seine Finger schon fast unbewusst zu Fäusten, bis er spürte, das seine Nägel die Haut brachen, da er nicht wieder in seine Handschuhe geschlüpft war. Einen Moment lang zögerte der junge Mann, bevor er die Tür zu dem Lokal öffnete, in das dämmrige Innere trat, sich einige Sekunden umblickte und danach in den hinteren Bereich zurück zog, dort einen versteckt liegenden Tisch wählte, an welchen sich der Braunhaarige so setzte, dass er mit dem Rücken zu der pastellfarbenen Wand platziert war und den Rest des Raumes in einem guten Überblick hatte. Seine Stola und den Mantel, welche der Braunäugige zuvor ausgezogen hatte, legte er neben sich auf die Sitzbank, dann faltete der junge Mann die Hände und lehnte sein Gesicht gegen diese, stützte sich mit den Ellenbogen auf dem Tisch, als er die Augen schloss und innerlich um Ruhe kämpfte. Shinya war der einzige Gast hier und ganz offensichtlich war der Wirt ein geruhsamer Mann, denn dieser polierte erst seine Gläser zu Ende, bevor er eine der ledernen Karten aufnahm, an den Tisch den Drummers trat, diesen mit einer heiseren Stimme ansprach, wie als hätte der bärtige Mann zu viel geraucht oder auch gebrüllt. „Good afternoon, Sir.“ Der Langhaarige nahm die Karte mit einem leichten Kopfnicken und einem, kleinen professionellen Lächeln entgegen, den Gruß des wuchtigen Mannes erwidernd, welcher sich hinter seinen Tresen zurück zog, dort wenig interessiert durch das Programm des TV zappte, bis er an einer Dokumentation hängen blieb. Gute fünf Minuten später öffnete sich die Tür zu dem Cafe ein weiteres Mal und obgleich Shinya nicht von seinem Milchkaffee aufblickte, so wusste er doch, dass der Fremde zu ihm wollte und nur wenige Sekunden später knarrte das Holz des gegenüberliegenden Stuhles unter einem Gewicht. Ein leichter Geruch nach einem teuren Aftershave und dem Qualm von Zigaretten umgab seinen Gegenüber, der eine Schachtel Marlboro und ein Feuerzeug auf den Tisch legte, eine Hand hob um den Mann hinter der Theke zu sich zu winken. „Ich bin hier wie von Ihnen gewünscht, Terachi-san. Sagen Sie mir nun, was vorgefallen ist?“ Ob der leichten Arroganz in der Stimme des Kurzhaarigen schoben sich seine Augenbrauen zusammen, doch antwortete der Drummer nicht, sondern öffnete schweigend seine Tasche, nahm den Brief aus dieser, welchen er am heutigen Morgen erhalten hatte und der nun in einer Schutzfolie lag, warf diesen ohne ein Wort auf den Tisch zwischen ihnen. ~~~~ Toshiya, hatte für einen Moment noch den beiden sich entfernenden Gitarristen nach gesehen, wand sich nun jedoch von diesen ab und stattdessen dem Sänger zu, der neben ihm stand. Doch bemerkte er, dass der Kleinere sich nicht mehr an der selben Stelle befand wie zuvor und blickte deshalb nun suchend um sich, bis er den Blonden wenige Meter vor sich entdeckte, der die Straße entlang in Richtung ihres Hotels ging. „Hey, Kyo, wo willst du denn hin?“ Der Kleinere blieb stehen und drehte sich um und dem Bassisten zu, der ihn fragend anblickte. „Wonach sieht es denn aus? Ich gehe zurück ins Hotel.“ „Hast du denn keine Lust mit mir, dem lieben netten Toshiya durch die Stadt zu streifen?“ „Nein.“ „Mou, aber warum denn nicht?“ „Weil ich mir jetzt lieber eine andere Beschäftigung suche, als mir sinnlos die Füße platt zu laufen.“ Um diese Aussage noch zu bekräftigen holte der Sänger seinen Gameboy aus einer seiner vielen Taschen und hob diesen demonstrativ in die Höhe, während der Schwarzhaarige wieder mal einen schmollenden Ausdruck auf seinem Gesicht trug. „Na toll, dann lasst mich halt alle allein. Pah, geh ich mich halt ohne euch amüsieren.“ Mit diesen Worten drehte sich der Größere von dem Älteren weg und trabte in die selbe Richtung, in die zuvor auch schon Die und Kaoru gegangen waren, davon. Kyo sah dem Jüngeren nach, zuckte kurz darauf nur mit seinen Schulten, ehe er selbst seinen Weg fort setzte, freute sich im Inneren schon diebisch auf einen der bequemen Hotelsessel, in welchem er es sich gemütlich machen und erst mal eine Runde zocken würde, wenn er sein Ziel erreicht hatte. Toshiya indes war vor einem der vielen Läden stehen geblieben, betrachtete die Kleidungsstücke die dort im Schaufenster ausgestellt wurden, war leicht beleidigt, dass die anderen einfach ohne ihn los gezogen waren, doch fasste er den Entschluss, sich davon nicht die gute Laune verderben zu lassen. Kurz blieb der Bassist noch vor dem Geschäft stehen, ehe er weiter ging, um seinen Schaufensterbummel fort zu setzen, ihm hatte nicht wirklich etwas von den Sachen gefallen, die er gesehen hatte. Während der Schwarzhaarige die Straße runter lief, blieb er hier und da immer mal wieder vor einigen Schaufenstern stehen, beschloss, vielleicht in einigen Tagen, sollte er die Zeit, in der Woche die sie noch hier verbrachten, dazu finden, in ein paar der Geschäfte zu gehen um zu shoppen. Bei den anderen Läden jedoch schüttelte Toshiya nur den Kopf, war sich sicher darüber diese nicht zu betreten, doch in Gedanken daran dem Sänger seiner Band davon zu erzählen, wusste er doch zu gut, wie sehr Kyo darauf bedacht war andere Leute mit seinem Aussehen zu schocken und da waren diese bizarren Läden genau richtig für den Blonden. Mit diesen Gedanken und für sich lächelnd ging der 23-Jährige weiter, bis er, nach kurzer Zeit, an einem kleinen Lokal vorbei kam, bei welchem sich im selben Moment die Tür öffnete. Die Person, die das Cafe verließ, schien es sehr eilig zu haben, denn der Bassist hatte keine Gelegenheit mehr auszuweichen, als diese mitten gegen seine Gestalt lief und er leicht zurück stolperte. Gerade als Toshiya denjenigen, der ihn angerempelt hatte, ansprechen wollte, erhob sich der Kopf der Person und der Schwarzhaarige erkannte seinen Gegenüber, welcher ihn leicht überrascht und auch entschuldigend anblickte. „Hey Shin, du bist heute aber stürmisch. Du hättest nur etwas sagen müssen, ich hätte dich auch so umarmt.“ „Tut mir leid Toshiya, ich habe dich nicht gesehen.“ „Schon in Ordnung, ist ja nichts passiert, aber warum hattest du es denn so eilig?“ „Ich wollte zurück ins Hotel, schließlich treffen wir uns dort gleich mit den anderen.“ Nach den Worten des Langhaarigen blickte der Ältere auf seine Uhr und stellte dabei fest, dass es gerade noch zehn Minuten waren, bis sie wieder im Hotel sein sollten. „Wow, die Zeit ist ja schnell vergangen, habe ich gar nicht bemerkt. Na dann, lass uns doch gemeinsam zurück gehen. Ok, Shin?“ Der Ältere bekam nicht mit, das der Kleinere leicht aufseufzte, sondern wartete bis dieser nickte und sie sich gemeinsam auf den Weg zurück machten. „Sag mal, warum bist du vorhin eigentlich so schnell abgehauen? Das war nicht sehr nett.“ Der 23-jährige bemerkte mit einem Seitenblick auf seinen Kollegen, wie sich dessen Gesichtszüge leicht wandelten, ein schuldbewusster Ausdruck die sanften Züge einnahm und noch bevor der Braunhaarige antworten konnte, er wollte dem Drummer kein schlechtes Gewissen machen, redete Toshiya gleich weiter. „Naja, ist ja auch egal. Du bist ja nicht der einzige der mich hier, in dieser großen fremden Stadt, einfach alleine gelassen hat. Kao und Die sind zusammen los gezogen und unser lieber Sänger, der hat es vorgezogen Gameboy zu spielen.“ Zufrieden stellte der Bassist fest, wie sich ein kleines Lächeln auf den Lippen des anderen Musikers bildete, als er abermals einen kurzen Blick auf diesen warf, während sie weiter gingen. Es dauerte nicht lange, bis sie wieder vor ihrem Treffpunkt zum stehen kamen, zeitgleich auch ihre beiden Gitarristen aus einer Seitenstraße schlenderten und sich zu ihnen gesellten. „Hey Totchi, du hast ja unser Bandkücken ausfindig gemacht.“ Der Rothaarige schenkte seinen beiden Freunden ein Grinsen, schlug dabei freundschaftlich auf die Schulter des Schwarzhaarigen, während dessen Kaoru nur den Kopf schüttelte, wusste er doch, dass Die seine Kommentare nicht für sich behalten konnte. „Erm, ja. Wir sind uns zufällig unterwegs begegnet.“ Ihrer beiden Gegenüber nickten nur auf die Worte ihres Bassisten, ehe der Leader ihrer Band zu sprechen begann. „Da wir ja dann alle zeitig hier sind, können wir uns auf den Weg zur Pressekonferenz machen. Jedoch würde mich interessieren, wo Kyo ist. War er denn nicht bei dir, Toshiya?“ Der Violetthaarige musste sich ein Lächeln verkneifen, als er sah wie der Bassist beleidigt seine Unterlippe leicht hervor schob und seinen treuherzigsten Blick aufsetzte, ehe dieser antwortete. „Der ist wahrscheinlich im Hotel. Er hat gesagt, dass er keine Lust hat sich die Füße platt zu laufen und ist zurück gegangen.“ Kaoru nickte nur, wollte sich schon gemeinsam mit seinem Geliebten zum Eingang begeben, um ihren Vocal zu holen, doch erledigte sich dieses vorhaben, als sich die Türen vor ihnen öffneten und ein ziemlich zerzauster Kyo, der so gar keinen freundlichen Eindruck erweckte, erschien. Der blonde Mann grüßte sie mit einem halb ernst gemeinten Knurren, das von 'Schön euch zu sehen', bis ‚'Lasst mich ja in Ruhe' alles hätte heißen können, wobei er sich streckte und durch das wirre Haar fuhr, ein eigentlich ziemlich sinnloser Versuch, es zu richten, die anderen Bandmitglieder senkten lediglich kurz den Kopf, sich in Bewegung setzend, als Kaoru mit der Hand in Richtung des kleinen Parkplatzes deutete. Tao, einer ihrer Betreuer, schloss die Tür des Tourbusses hinter ihnen, wartete, bis sie sich alle angeschnallt hatten, bevor er Jiyu das Zeichen zum losfahren gab. Toshiya welcher zwischen Shinya und Kyo saß, seufzte leise, blickte erst in die eine und dann in die andere Richtung, doch der Sänger erschien ihm nicht sehr kommunikativ zu sein... nicht das der junge Mann auf der linken Seite des Bassisten redseliger gewesen wäre, Shinya hatte seinen Kopf gegen die Scheibe gelehnt, den Blick auf die vorüber ziehende Landschaft gerichtet, auch wenn es dem Schwarzhaarigen so vorkam, als würde der Andere diese gar nicht sehen. Sich die lockeren Strähnen aus dem Gesicht streichend, seufzte der Musiker ein weiteres Mal, denn auch sein Leader und dessen Geliebter schienen nicht bereit, sich mit ihm zu unterhalten, da sie über einen Hefter Noten brüteten, den Kaoru von irgendeinem, ihm unbekannten, Ort hervor gezaubert hatte und auch wenn Toshiya ihre Musik mit seiner ganzen Seele liebte, die technischen Fragen der viertel und halben Noten waren ihm für den Moment zu trocken. „Hier.“ Das leise, weich gesprochene Wort überraschte den Bassisten, als er den Kopf auf die Seite neigte und zu Shinya herüber blickte, dessen braune Augen ruhig auf ihm lagen, dann fiel der Blick Toshiyas auf das Buch, welches der Braunhaarige ihm entgegen hielt. Die Lippen des Älteren erhoben sich in einem dankendem Lächeln, derweil er behutsam das Buch nahm, mit den Fingern über das makellose Cover glitt. „Danke, du bist ein wahrer Lebensretter.“ Auf die Züge des Drummers legte sich ein flüchtiges Lächeln, dann wand sich der Größere von ihm ab und schlug das Buch auf, konzentrierte sich auf das Geschriebene, während dessen sich der Blick des Langhaarigen zurück auf die Straße richtete. Shinya suchte nicht an sein Gespräch in dem Café zurück zu denken, doch immer wieder begannen seine Überlegungen um genau dieses Thema zu kreisen, schürte sich erneut seine Wut, die der Musiker in so enge Ketten gelegt hatte. Wie konnte man ihm nur mit einer solch kühlen Arroganz gegenüber sitzen und sagen, dass er sich keine Gedanken machen sollte? Das man sich schon um alles kümmern würde? Shinya konnte beim besten Willen nicht einen Fortschritt erkennen, etwas, das mehr und mehr seinen Unmut entfachte. Die Lider zufallen lassend, atmete der Braunhaarige tief durch, suchend den Brocken zu lösen, der sich in seinen Lungen gebildet zu haben schien und der ihm die Luft zum Atmen nahm, seine innere Anspannung verursachte einen dauernden Kopfschmerz in seinen Schläfen, der nicht gerade dazu beitrug, dass der junge Mann weniger gereizt war. „Shinya-san, bist du okay?“ Im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen, behagte dem jungen Mann nicht, so wie in diesen Sekunden geschah, in denen sich alle Blicke auf seine Gestalt richteten, nachdem Tao gesprochen hatte, die Brauen in Sorge leicht zusammen geschoben und halb in dem Sitz herum gedreht, um den Braunhaarigen besser sehen zu können. „Ich bin in Ordnung.“ „Sicher? Du bist ein wenig blass.“ Der Drummer nickte in Richtung des Violetthaarigen, der den Hefter auf den Schoss des zweiten Gitarristen hatte fallen lassen, um sich ebenfalls zu dem Jüngerem herum drehen zu können. „Ja, ich habe nur einen Moment lang keine Luft bekommen.“ „Nicht, dass du dir etwas eingefangen hast.“ Eine warme Hand legte sich gegen seine Wange und dann auf seine Stirn und obgleich Shinya der Berührung ausweichen wollte, erduldetet er sie, dabei die dunklen Augen des Bassisten treffend, der das Buch zugeschlagen auf den Knien balancierte. „Das glaube ich nicht, es war vielleicht so was wie eine kleine Panikattacke... du weißt, dass ich nicht gerne hier drinnen bin.“ Toshiya summte in Erwiderung, doch die Sorge ließ sich nur schwer von den Gesichtern der ihn anblickenden Personen vertreiben, erst als der Langhaarige noch weitere zwei Male bestätigt hatte, das es ihm wirklich gut ging, schien man ihm zu glauben. Ein leises Seufzen entfloh den Lippen des Drummers, als sich dieser in seinem Sitz zurück sinken ließ, sich des noch immer auf ihm liegenden Blickes bewusst, welcher ihm von dem Sänger geschickt wurde und welcher dem zierlichen Mann ohne jegliche Worte klar machte, dass er wohl ein Gespräch mit dem Blonden haben würde, sobald sie einen Moment Ruhe fanden und auch wenn sich in dem Unterleib des Jüngsten ein fester Knoten der Schuldgefühle bildete, so würde er seinen Freund doch belügen müssen. Es tat Shinya weh... und gab ihm die Empfindung nicht nur die Band sondern insbesondere Kyo zu betrügen, doch er sah schlicht keinen anderen Weg. ~~~~ Es waren etwas mehr als 30 Minuten später und dennoch in ihrem Zeitplan, als sie den Ort, an welchem ihre Pressekonferenz stattfindet, erreicht hatten. Eigentlich hätten sie schon etwas früher dort sein sollen, war ihr Hotel, nach Aussagen des Management ca. 13 Kilometer von dem Britannia International Hotel entfernt, doch durch den Verkehr und auch den kurzen Orientierungsverlust ihres Fahrers – es hatte Riku beinahe einen ‚Nervenzusammenbruch’ gekostet, als sich Jiyu verfahren hatte – war ihre Ankunft leicht verzögert worden. Gleich darauf, verfiel der Älteste ihrer Band, wieder wie gewohnt in seine Leaderrolle und trieb seine Schäfchen aus dem Gefährt, ehe sie sich gemeinsam mit ihren Dolmetschern auf den Weg zum Eingang des riesigen Glaspalastes begaben, während ihr Fahrer den Bus auf dem Hotelparkplatz abstellte und dort auf sie warten würde. Die Türen des Hotels wurden von einem der Hotelpagen geöffnet, so dass sich die Band mit ihren Begleitern nur wenige Sekunden später im Vorraum des Gebäudes wieder fand. Suchend blickten sich die einzelnen Mitglieder für einem Moment um, wussten sie nicht wirklich genau, wo die Konferenz statt finden würde, als sie die Rezeption entdeckten, auf welche Yutaka zu lief und ihnen sagte, dass er nachfragen würde. Während sich ihr Dolmetscher mit der Dame an der Information unterhielt, betrachtete Toshiya sich ihre Umgebung etwas genauer, ihm gefielen die verzierten Wände sehr, waren die künstlerischen Werke doch mit viel Stil gearbeitet, während sich Kaoru mit Die unterhielt, Kyo sich ebenfalls etwas umblickte und Shinya leicht abseits von seinen Freunden an einer Wand lehnte. Die Aufmerksamkeit der Band legte sich auf den Älteren, als dieser wieder zu ihnen trat und ihnen in knappen Worten erklärte, dass es hier eine Konferenzetage gab, welche sich in dem 15. Stockwerk des Hotels befand, auch erfuhren sie, dass die Leute der Presse sie schon in einem der 19 Räume erwarten würde und sie diesen nicht verfehlen konnten, da es der letzte auf der rechten Seite war. „Also ihr habt es alle gehört, dann mal ab zum Interview.“ „Nur mit der Ruhe oh Leader-sama, wir werden schon rechtzeitig kommen.“ „Wenn du hier weiter nur rum stehst, bezweifle ich das.“ Scheinbar wollte der Rothaarige darauf noch etwas erwidern, doch wendete sich Kaoru nach seinen Worten ab von Die. Dieser hatte aufgrund, ignoriert worden zu sein, die Unterlippe leicht hervorgeschoben, entlockte dem Rest der Band ein kleines Lächeln, da der Gittarist einfach keine Chance hatte gegen ihren Leader, selbst wenn er noch so sehr schmollte, ehe sie dem Violetthaarigen zu den Aufzügen folgten, um die Presse nicht noch länger warten zu lassen. Ein Seufzen löste sich von den Lippen des Bezopften, als er auf seine Uhr blickte und fest stellte, dass er sich das Ganze noch weitere 20 Minuten über sich ergehen lassen musste, ehe die Konferenz beendet sein würde. Der Bassist fühlte sich unwohl und nervös, blinzelte nur immer wieder mal kurz in die Menge der Reporter und Fotografen mit ihren blitzenden Kameras, hielt seine Augen jedoch hauptsächlich auf den Boden gerichtet, war diese ganze Angelegenheit doch so trocken und der Schwarzhaarige war froh, dass sich die meisten Fragen an ihren Leader richteten. Toshiya beachtete kaum dieses ständige Fragen und Antwortspiel, zwischen der Presse, ihren Dolmetschern und den Mitgliedern seiner Band, hörte nur immer wieder mal zu, wie auch jetzt, als die Journalisten das übliche wissen wollten. „Habt ihr große Hoffnungen auf einen Aufstieg für eure Band, durch den Auftritt hier in London?“ Es dauerte immer einige Zeit bis Riku die Worte vom Englischen ins Japanische übersetzte, um ihnen allen verständlich zu machen was der Journalist von ihnen wissen wollte, auch wenn er, sowie auch Die, die Worte der Presse durchaus verstanden hatten doch mischten sich die beiden grundsätzlich nicht ein in diese steifen Gespräche. „Sicherlich hoffen wir als Band auch einen Erfolg in England zu erreichen, dennoch schrauben wir diese nicht allzu hoch und warten ab, wie unser Konzert hier verlaufen wird.“ Kaum das ihr Dolmetscher die Worte Kaorus an den Mann mit der Brille weiter gegeben hatte, wurden schon die nächsten Fragen gestellt. „Wird es dieses Jahr ein neues Album geben?“ „Wir planen ein neues Album zu veröffentlichen, doch werden wir dies erst in Arbeit nehmen, wenn wir wieder in Japan sind.“ Der Bassist lächelte leicht, als er zu dem Sänger blickte, welcher sehr gelangweilt erschien und die Augen mehr auf die Seite gerichtet hatte, als in die blitzende Meute vor ihnen. Sein Blick wanderte für einen Moment zu dem Drummer, welcher neben ihm saß, nicht eine Gefühlsregung war in dem Gesicht zu erkennen, doch ahnte der Schwarzhaarige, dass es seinem Freund ähnlich ergehen musste wie im selbst, wenn nicht vielleicht etwas schlimmer, war Shinya einfach ein zurück gezogener Mensch, der nicht gerne redete und vielen Menschenmassen aus dem Weg ging. „Gefällt euch London bisher?“ „Was wir von der Stadt gesehen haben, hat uns sehr gut gefallen.“ „Wird es weitere Konzerte auch in anderen Ländern geben?“ „Auch das können wir im Moment nicht genau sagen. Natürlich möchten wir gerne auch in anderen Ländern Konzerte geben, aber das wird sich erst mit der Zeit entscheiden.“ So ging das ganze noch eine Weile weiter, zwischendurch antwortete auch mal Die für seinen Geliebten, doch Shinya, Toshiya und Kyo saßen mehr oder weniger stumm mit den beiden Anderen auf ihren Stühlen. Etwas später hörte Toshiya die erlösenden Worte Yutakas, der den Journalisten mitteilte, dass die Konferenz nun beendet würde, da sich ihre Band noch anderen Dingen widmen mussten und kaum hatte ihr Dolmetscher geendet, erhoben sich die fünf Freunde von ihren Plätzen, blieben noch für einen Moment stehen, ergaben sich den blitzenden Kameras, ehe sie sich verbeugten und den Raum wieder verließen um wieder mit dem Aufzug nach unten zu fahren. „Man die wollten heute aber mal wieder viel wissen, nicht oh Leader-sama?“ Der Violetthaarige nickte nur auf die Worte seines Geliebten, während sie warteten, bis sie wieder in der Vorhalle angekommen waren. „Hey Kao, wie viel Zeit bleibt uns noch, bis wir weiter müssen?“ Fragend blickte der Schwarzhaarige den Kleineren vor sich an. „Wir haben noch etwa zehn Minuten, warum?“ „Ah, na dann hab ich ja noch genügend Zeit um mal wohin zu gehen, oder? Außerdem will ich mir dass Hotel noch ein bisschen ansehen, es gefällt mir hier.“ Es war klar, dass Toshiya wieder seinen Bambiblick aufsetzen würde um den Älteren von seinen Plänen zu überzeugen und wie immer schien es zu wirken, nickte dieser nur, ehe er mit Die dem Größeren folgte, bemerkte dabei jedoch, dass Kyo und Shinya sich nicht zu ihnen gesellten. „Kommt ihr zwei nicht mit?“ „Nein, wir warten hier auf euch.“ Die Worte des blonden Vocals waren mit einer scharfen Bestimmtheit behaftet und sie trafen Shinya beinahe wie eine Ohrfeige, der Drummer vermochte zwar mit Zorn, Ungeduld, Ignoranz, Vorwürfen... all diesen so verletzenden Empfindungen um zugehen, doch nicht wenn eine von ihnen von dem Kleineren gegen ihn selbst gerichtet wurde. Der Braunhaarige liebte den Sänger ihrer Band auf eine ungewöhnliche, doch intensive Weise, beinahe schon wie einen Bruder und das Gefühl den Älteren in irgend einer Art zu enttäuschen, zerbrach ihn innerhalb eines Herzschlages und ohne sich dessen wirklich bewusst zu werden, ballte sich seine rechte Hand zu einer Faust. Kyo, welcher den anderen Mitgliedern nachgesehen hatte, drehte sich nun zu dem Größeren herum, deutete mit einer Geste, dass er sich auf einen der beiden Sessel nieder lassen sollte, die ein wenig abseits von ihnen beiden standen und von den restlichen Blicken der Anwesenden des Hotels relativ abgeschnitten war. Shinya nickte leicht, folgte der stummen Aufforderung, indem er sich mit angespannten Schultern und einem durchgebogenen Rücken setze, seine Hände dabei ineinander verflocht, derweil der Blonde die Beine übereinander schlug, sich auf der Armlehne stützte, dann beugte sich der Kleinere zu seinem Freund hinüber. „Ich weiß nicht, was mit dir los ist, doch ich mache mir Sorgen um dich.“ Der Braunhaarige öffnete seine Lippen, wollte den Sänger unterbrechen, doch hob dieser nur eine warnende Hand, die Brauen leicht zusammen geschoben. „Ich möchte auch nicht hören, dass du in Ordnung bist.“ Für einige Sekunden traf sich ihr Blick, sprachen sie miteinander ohne wirkliche Worte zu benutzen, bis der Kurzhaarige schließlich leicht den Kopf schüttelte, seine Hand mit der Handfläche nach oben ausstreckte. „Shin... warum kannst du mir nicht einfach sagen, was mit dir nicht stimmt?“ Mit einen lautlosen Seufzen schloss der Jüngere seine Augen, legte seine Finger in die des anderen Musikers, wo sie von Kyo behutsam gedrückt wurden, wie in einer Ermutigung, sich zu offenbaren und auch wenn es den Langhaarigen bis zu einem Punkt schmerzte, dass ihm schlecht wurde, so würde er doch schweigen. „Ich kann es dir nicht sagen.“ „Warum nicht? Wovor fürchtest du dich?“ „Ich fürchte mich nicht.“ Shinya hatte seine Augen wieder geöffnet, traf den Blick der dunklen Tiefen des Sängers, der seinen Griff auf seine Finger ein wenig verstärkte, wie als würde er so verhindern wollen, dass der Drummer vor ihm floh, sacht mit seinem Freund sprechend. „Doch, das tust du. In all den Jahren, die ich dich nun kenne, gab es nichts, dass dich so ängstigt wie das, über was du so beharrlich schweigst.“ Ein Klumpen mit der mentalen Größe von Kyoto schien sich in den Hals des Langhaarigen fest zu setzen und für einige donnernde Herzschläge starrte er seinen Freund einfach nur an, fast furchtsam zu blinzeln, auch wenn er wusste, dass seine Augen trocken waren. Kyo erwiderte den Blick unverwandt, schwieg, derweil er beobachtete wie Shinya einen für ihn unsichtbaren Kampf austrug und das, was auch immer den Größeren bedrängte, in Ketten zu legen schien, denn als der Drummer erneut sprach, waren sowohl seine Stimme als auch die dunklen Tiefen von einem hitzigen Funken des Starrsinns erfüllt. „Ich danke dir wirklich für deine Nähe, Kyo, doch wem ich mich anvertrauen möchte, wenn ich Probleme habe und ob mir diese über den Kopf wachsen ist meine persönliche Entscheidung.“ Dieses Mal war es der Braunhaarige der eine Hand hob, um die sich formenden Worte des Vocal zu stoppen. „Ich weiß, dass ihr euch sorgt und auch dafür bin ich euch dankbar, doch ich akzeptiere nicht, dass meine Autorität als Person untergraben wird.“ „Du gibst also zu, dass es da etwas gibt, was du uns nicht sagen willst?“ Diese Falle hatte er nicht gesehen und natürlich war der Größere in all seiner Glorie in sie hinein gelaufen, doch er würde dem Blonden nicht nachgeben, auch wenn ihn dieser wesentlich geschickterer aus der Reserve zu locken vermochte, als Shinya das eigentlich wollte. „Ja, das tue ich, doch ich werde es auch alleine schaffen.“ „Wieso?“ „Es ist privat.“ „Shin, so etwas wie Privatsphäre gibt es unter uns kaum mehr. Sage es wenigstens mir, wenn du schon nicht willst, dass es die Band erfährt. Ich bin dein Freund.“ Mit einem kurzen Ruck entzog der Größere dem Älteren seine Finger, ließ sie auf der Armlehne ruhen, als er sich nun seinerseits ein wenig nach vorne beugte. „Das ist nicht fair von dir.“ „Ich weiß.“ Mit einem leisen Seufzen erhob sich der Kurzhaarige, überbrückte den wenigen Abstand zu dem Jüngeren, legte Shinya seine Arme um den Hals, zog den Größeren an sich, so dass dieser mit dem Kopf gegen den Bauch des Sängers ruhte. „Es tut mir leid.“ Der Bezopfte nickte auf die leise gesprochenen Worte, als Kyo einen flüchtigen Kuss auf den Scheitel des Drummers hauchte. „Du wirst zu mir kommen, wenn es doch zuviel wird, oder?“ „Ja.“ „Versprichst du es mir?“ Der Jüngere löste sich ein Stück weit, blickte zu dem Vocal hinauf, dann schüttelte der Braunhaarige leicht seinen Kopf. „Du weißt, dass ich das nicht kann.“ Für einen Moment blitzte ein Funken des Schmerzes in den dunklen Tiefen des Blonden auf, doch dieser wurde einige Sekunden später wieder verbannt, als Kyo leicht nickte. „In Ordnung.“ Sich vollständig lösend trat der Musiker ein Stück weit von dem Sessel fort, gab seinem Freund so die Möglichkeit sich zu erheben und noch bevor Kyo wieder in den einsehbaren Teil der Halle zurück kehren konnte, berührte ihn der Drummer leicht an der Schulter. „Ich werde es versuchen.“ „Mehr verlange ich gar nicht von dir.“ Mit einem schmalen Grinsen auf das halb ernst gemeinte Schnauben des Bezopften, setzte sich der Sänger in Bewegung, Toshiya zu nickend, der seinen Arm in die Höhe gehoben hatte, als der Bassist sie erspäht hatte, Kaoru und Die zu rufend, dass die ‚Verschollenen’ wieder aufgetaucht waren. ~~~~ Nachdem die Band nun wieder vereint war, verließen sie das Hotel und kaum das sich die Glastüren des Gebäudes geschlossen hatten, zündeten sich die Raucher unter ihnen eine Zigarette an, während sie zu dem Parkplatz schlenderten – Shinya folgte seinen Freunden in einem gewissen Abstand, da er nicht unbedingt noch passiv mit diesen rauchen wollte. Auf dem Abstellplatz angekommen suchten sie nach ihrem Tourbus, welchen Die wenig später, weiter hinten geparkt entdeckte und zielstrebig darauf zu ging, während die anderen ihm folgten. An dem Gefährt angekommen, schien ihr Fahrer sie nicht zu bemerken, hatte dieser sich in seinem Sitz zurückgelehnt und Kopfhörer zierten dessen Ohren. Die Musik war so laut geschaltet, das die Fünf sowie ihre Dolmetscher und Tao hören konnten, dass es ihre Lieder waren die Jiyu sich anhörte und so vertieft war, dass er scheinbar nichts, was um ihn herum geschah, mehr wahr nahm. Ein Lächeln legte sich auf die Lippen der einzelnen Bandmitglieder, denn es war immer ein schönes Gefühl, wenn andere ihre Songs, welche sie mit Leib und Seele produzierten, hörten, besonders wenn es Mitglieder ihrer Crew waren, denn diese sollten doch eigentlich schon genug von ihrer Musik haben. Es war Kaoru der sich auf die Seite der Fahrertür begab, durch das geöffnete Fenster griff, den Blonden an der Schulter schüttelte und diesen darauf aufmerksam machte, dass sie zurück waren. Die, Kyo und Toshiya konnten ein Lachen nicht verhindern, als Jiyu plötzlich wie von einer Tarantel gestochen auffuhr und wenig später sehr verwirrt in die Augen ihres Leaders blickte, ehe er sich von seinem leichten Schrecken erholte, den kleinen Diskman ausschaltete und den Worten des Violetthaarigen lauschte, als dieser mit ihm sprach. Während die anderen ihre Zigaretten weiter rauchten, begab sich ihr Drummer in den Tourbus, nachdem Tao die Schiebetür geöffnet hatte und setzte sich auf die linke Seite, neben dass Fenster und blickte aus diesem hinaus, war er in Gedanken bei dem Gespräch mit Kyo. Seine Aufmerksamkeit richtete sich auf die anderen Bandmitglieder, die aufgeraucht hatten und nun ebenfalls einstiegen. Dabei bemerkte Shinya, wie sich Toshiya, der sich als erster zu ihm gesellt hatte, hinter ihn setzte, daneben Die, dann Kyo und innerlich war er ganz froh darüber dass es nicht der Rothaarige war, der sich direkt hinter ihm befand, hätte dieser ihn doch wahrscheinlich wieder nur geärgert, wobei er sich eingestehen musste, dass sich der Gitarrist zur Zeit sehr zurück hielt, was den Drummer doch etwas überraschte. Vielleicht hatte Kaoru, welcher sich in diesem Moment mit Tao neben den Langhaarigen setzte, etwas damit zu tun, das sein Geliebter sich so ruhig verhielt, allerdings dachte er nicht weiter darüber nach, als sich dass Fahrzeug in Bewegung setzte. Die Fahrt zu dem Gebäude der Zeitschrift 'Arachnathea' verlief relativ ruhig, waren sie alle etwas erschöpft von dem bisherigen Tag und ein jeder von ihnen in die eigenen Gedanken vertieft. Der Bassist blickte leicht verträumt aus dem Fenster neben sich, beobachtete die vielen Autos die den selben Weg fuhren wie auch sie, während andere wieder rum in irgendwelchen Seitenstraßen abbogen, als er plötzlich von dem Rothaarigen leicht in seine Rippen gestoßen wurde, er seine Augen von dem ihm dargebotenen Bild abwendete und statt dessen zu dem zweiten Gitarristen blickte, welcher mit einem breiten Grinsen auf den Vocal ihrer Band deutete. Kyo saß in sich zusammengesunken neben Die auf seinem Sitz und hämmerte wie verrückt auf die Tasten seines Handys ein, da das kleine Gerät scheinbar nicht so wollte wie er, doch noch ehe Toshiya etwas zu dem niedlichen Anblick sagen konnte, wurde die Stille durch einen lauten Knall unterbrochen, spürte der Bassist nur noch, wie er schmerzhaft mit der Schulter gegen die Seite des Fahrzeuges knallte, sich Sekunden später ihr Bus drehte und ihm kurz schwarz vor Augen wurde. Als der Schwarzhaarige seine Lider wieder öffnete, erkannte er, dass sich der Bus nicht weiter bewegte und sie scheinbar angehalten hatten. Toshiya wusste noch nicht wirklich, was eigentlich geschehen war , blinzelte einige Male, ehe sich die braunen Augen suchend um blickten. Der Bezopfte spürte einen stechenden Schmerz in seiner Schulter als er seinen linken Arm bewegte, bevor sich seine Aufmerksamkeit auf die restlichen Mitglieder seiner Band richtete. Der Leader und ihr Drummer setzten sich in jenem Moment etwas auf, schienen ebenso verwirrt wie auch er selbst, während sich Die, neben ihm noch immer ganz ruhig verhielt nur die Atmung des Älteren, verriet wie es in seinem Innern aus zu sehen schien, auch bemerkte der Bassist die leichten Schnittwunden, die den rechten Arm seines Sitznachbars zierten, wurde sich erst jetzt bewusst, dass die Scheibe neben ihm in tausend Teile zerbrochen war und er selbst einige der Scherben und Splitter abbekommen hatte. Ein lautes Fluchen, dass von Seiten ihres Vocal kam, ließ den Schwarzhaarigen leicht zusammen zucken, konnte er sehen, dass auch Kyo einige Schnittwunden abbekommen hatte, als er zu diesem blickte. „Verdammte Scheiße, was war denn das jetzt?“ „E...entschuldigt bitte i...ich weiß es nicht. Irgendetwas hat uns in die Seite gerammt und ich habe die Kontrolle über den Wagen verloren.“ Als sich Toshiya den Worten ihres Fahrers bewusst wurde, konnte er nicht verhindern, dass ein Zittern seinen Körper erfasste, er versuchte ruhig zu bleiben, was ihm auf Grund des leichten Schocks nicht unbedingt leicht viel. „Beruhigt euch. Scheinbar hat etwas unseren Bus gerammt, kein Grund zur Panik. Geht es euch sonst gut?“ Es waren nur Shinya und Kyo die auf die Worte ihres Leaders reagierten, dem Älteren mit einem Nicken bestätigten, dass mit ihnen scheinbar alles in Ordnung war. „Die, Totchi?“ Die beiden Angesprochenen reagierten nicht und es war offensichtlich für Kaoru, dass sich der Rothaarige und der Bassist in einem Zustand des Schocks befanden, weswegen er sich abschnallte und auf stand. Sich zwischen den Sitzen durchschiebend, begab sich der Violetthaarige an die Seite seines Geliebten, ging vor diesem auf die Knie und sprach ihn sanft an, brachte Die nach gewisser Zeit dazu sich zu erheben, gleichzeitig Kyo darum bittend, dass er sich um Toshiya kümmern sollte. ~~~~~ Shinya hatte zwar mitbekommen, dass man sich um ihn herum bewegt, dass Kaoru mit ihnen geredet hatte, doch das er seinen Leader verstanden, noch dazu hatte antworten können, war dem Braunhaarigen selber unbegreiflich, denn außer dem dumpfen Pochen in seinen Ohren schien er vollkommen taub zu sein. Er war verängstigt, denn sein sonst so kontrollierter Sinn für die Realität war ihm verloren gegangen, der Drummer fühlte sich, als hätte man ihn in eine Situation gestoßen, die der Langhaarige eigentlich klar hätte erkennen müssen, doch irgendwie konnte er keine Richtung finden, in die er einen ersten Schritt tun sollte. Seine Blicke folgten ihrem Leader, der sich nach hinten kämpfte, danach spürte der junge Mann eine Berührung an seiner Schulter, erst zaghaft, dann mit etwas mehr Druck. „Shinya-san, bist du verletzt?“ Einen Moment brauchte der Langhaarige um die Worte von den Lippen seines Gegenübers ablesen zu können, sie zu verstehen, dann schüttelte der Musiker einmal, scharf, seinen Kopf, ignorierte den Schmerz, der hinter seinen Schläfen aufflammte, bevor er sich abschnallte und das zurück schnappen des Gurtes in die Halterung, die Mauer der Stille ein zu reißen schien, die sich um dem Jüngsten errichtet hatte. Für einen langen Moment schloss der Braunäugige seine Lider, die Hände zu Fäusten geballt an seine Oberschenkel pressend, da er sie sonst zu seinen Ohren erhoben hätte, um der Lautstärke Einhalt zu gebieten, die auf ihn einstürzte, statt dessen erduldete er die undefinierbaren Laute, die verzehrten Stimmen, bis er eine von ihnen klar ausmachen konnte. „Totchi... kannst du mich hören? Komm, ich bringe dich an die frische Luft.“ Kyo... es war der Sänger, den er da sprechen hörte und irgendwie schien sein Geist das Wort 'Luft' mit dem Drang gleich zu setzen, den Van zu verlassen, denn dieser war dem Bezopften mit einem Mal viel zu beengt, raubte ihm den Raum zum Atmen. Tao hatte offensichtlich die gleichen Gedanken gehabt, doch schon nach einigen Sekunden des Rüttelns an dem Türgriff wurde klar, dass sich diese nicht rührte und mit einem sachten Drängen schob er sich an dem anderen Mann vorbei, lehnte sich mit einem Knie gegen den vor ihm befindlichen Sitz, um mehr Druck hinter dem Zug seiner Hände aufbauen zu können, mit welchen er den Griff umschloss, kurz und ruckartig an diesem zog. Das verbogene Chrom knarrte bockig unter seiner Krafteinwirkung und so schoben sich seine Augen zu zwei wütenden Schlitzen zusammen, als er seine Gewicht verlagerte, die Gewalt hinter dem, was er tat noch verstärkte. Dann, mit einer plötzlichen Leichtigkeit, gab das Schloss knackend nach und die Tür öffnete sich mit einem schabenden Geräusch, bis die Stopper diese aufhielten, der Tourbus leicht erzitterte. Shinya bewegte sich ungeachtet der Empfindung, als wenn winzige Nadeln auf seiner Haut liegen würden ihn in den Nacken und die Schultern stachen, als sich der Braunhaarige an dem Rahmen des Buses stütze und nach draußen kletterte. Kaum das der Drummer einen Fuß auf den weichen Boden des Rasens, auf welchen es den Van geschleudert hatte, absetzte, brach dieser unter seinem Gewicht schlicht weg ein, knickte um, doch außer dem leisen Laut, der seinen Lippen entfloh, ignorierte Shinya auch das, verließ das Fahrzeug vollständig, auch wenn ein jeder Schritt einen sengenden Schmerz zur Folge hatte. In der kalten Winterluft begann der Langhaarige augenblicklich zu frieren, doch noch bevor er die Arme um sich selber legen konnte, war einer ihrer Bodyguards an der Seite des Drummers, stützte dieses behutsam unter dem Ellenbogen. „Ist alles in Ordnung?“ Wieder nickte der Braunhaarige nur, setzte sich über den Schwindel hinweg, der ihn erfasst hatte, als er die grünen Augen seines Gegenübers suchte. „Was ist mit den Anderen?“ Für einen Moment blickte Sasha über die Schulter des Kleineren hinweg in Richtung ihres Busses, dann schenkte ihm der langhaarige Mann ein schmales Lächeln. „Sie sind okay, Hiro und Galesh kümmern sich um sie.“ „Tao und Jiyu?“ Während der Drummer gefragt hatte, war er zu einer der nahe gelegenen, wenn auch schräg stehenden Parkbank geführt worden, wo ihn der Bodyguard mit sachten Druck auf die Schultern dazu bewegte sich zu setzen, dem Braunäugigen der schwere Mantel des Anderen um die Schultern gelegt wurde. „Sie rauchen schon wieder, also ist ihnen nichts passiert, Yutaka und Riku sind auch dort.“ Der Kleinere nickte leicht, schmiegte sich enger in den Stoff, um dem Beben entgegen zu treten, dass seinen gesamten Leib erfasst zu haben schien und für einige Sekunden drückte Sasha noch einmal seinen Oberarm. „Warte hier, okay? Ich werde die Polizei rufen, wenn das nicht schon jemand getan hat und nachsehen, ob es Verletzte gegeben hat, die Hilfe brauchen... ist ein ziemliches Chaos hier.“ Shinya beobachtete, wie sich der breitschultrige Mann von ihm entfernte, man seine Freunde zu ihm brachte, da 'seine' Bank ein wenig außerhalb der ganzen Hektik lag, die sich über die Kreuzung ausgebreitet hatte, der Braunhaarige blinzelte einige Male, um die Schlieren zu vertreiben, die in seinem Sichtfeld umher schwebten. Tief in ihm begann sich etwas zu lösen, beinahe einem Knoten gleich, der unter zu hoher Spannung gestanden und nun zerrissen war, die Stimme eines kleinen Kindes, das zu Wimmern begann, als der Drummer starr auf ihren Van blickte, sich in keinster Weise mehr zu regen schien, bis die gewisperte Frage in seinem Geist endlich so laut geworden war, dass er sie verstehen konnte. Was, um Gottes Willen war nur passiert? Ende Part III - Accident [1] Coelestin Kapitel 4: Part IV - Restless ----------------------------- Anmerkung: Im 4. Kapitel unserer Story wird ein Interview mit einer Zeitschrift ‚Arachnathea’, die unserem eigenem, kranken Hirn entsprungen ist, geführt. Wir möchten darauf hinweisen, um etwaigen Missverständnissen vorzubeugen, dass wir die Fragen sowie auch die Antworten aus anderen Interviews, die Dir en grey bisher mit diversen Zeitschriften geführt haben, übernommen haben. Für diverse Lügenmärchen der einzelnen Bandmitglieder, übernehmen wir also keine Gewähr. Das ganze Interview haben wir in deutscher Sprache geschrieben, um Schwierigkeiten, wegen der Übersetzungen aus dem Weg zu gehen. Alles andere, das erwähnenswert ist, wird von uns gekennzeichnet. Des weiteren möchte wir uns dafür entschuldigen, dass es diesmal so lange mit dem hochstellen gedauert hat und werden uns bemühen es zukünftig wieder schneller zu schaffen. Auch hoffen wir, dass unsere Story auch weiterhin Leser findet. ^-^ Part IV - Restless Der Schwarzhaarige erholte sich langsam von dem Schock und auch das Zittern hatte etwas nachgelassen, als er und die Anderen zu einer Bank geführt wurden, die etwas abseits von der Unfallstelle stand und auf welcher bereits ihr Drummer saß, mit starrem Blick vor sich hin schaute. Nachdem sie sich ebenfalls auf der Sitzgelegenheit nieder gelassen hatten, atmete Toshiya erst mal tief durch, versuchend, seine schnelle Atmung wieder in den Griff zu bekommen und auch sein heftig schlagendes Herz zu beruhigen, während er auf das Chaos vor sich blickte. Zwar hatte Hiro den Anderen und ihm, nachdem sie ihren Bus verlassen hatten, erzählt, was eigentlich geschehen war, doch hatte der Bassist die Bedeutung der Worte in seinem Zustand nicht wirklich erfasst, wurde sich dem ganzen Geschehen erst bewusst, als er zu dem Van blickte. Das Gefährt war von der Kreuzung geschleudert worden und gegen einen Hydranten geprallt, was wohl der Grund für die verbeulte Tür war, doch auch die andere Seite des Busses war ziemlich eingedellt, scheinbar der Auslöser für den lauten Knall, jedoch konnte sich der Schwarzhaarige dessen Ursprung nicht erklären, erinnerte sich nur an die Worte ihres Fahrers, dass sie angeblich von etwas gerammt worden waren. Des weiteren konnte er andere Autos sehen, die mitten auf der Kreuzung zum stehen gekommen waren, was einige Auffahrunfälle nach sich gezogen hatte und mehrere Menschen, die sich neugierig um dieses ganze Chaos scharrten. Aufgeregtes Murmeln durchbrach den sonstigen Lärm der Straßen, ihre Bodyguards redeten mit einigen der Passanten die scheinbar den Unfall beobachtet hatten, während die anderen Opfer des Geschehens, ebenfalls erst mal das ganze Ausmaß überblickten. Ein leichter Laut des Schmerzes kam über die Lippen des 23-jährigen, als er seinen linken Arm zu schnell bewegte, eigentlich wollte er nur mit seiner Hand die Verspannungen in seinem Nacken lösen, doch der stechende Schmerz in seiner Schulter ließ ihn diesen wieder senken, scheinbar hatte er sich bei dem Stoß die Schulter angeschlagen. Hoffend, dass die Verletzung nichts ernstes zu bedeuten hatte, was ihn weiter behindern würde, wandten sich die braunen Augen ab von der Unfallstelle, wollte er nach dem Befinden seiner Freunde sehen. Als der Schwarzhaarige seine anderen Bandmitglieder erblickte, konnte er erkennen, dass es ihnen scheinbar allen gut ging, waren sie zwar, wie auch er selbst, noch etwas durch den Wind, von dem Schrecken der sie ereilt hatte, doch mit der Zeit war der Zustand der Verwirrtheit gewichen. Kaoru redete mit seinem Geliebten, der wieder eine Regung von sich zeigte, ihrem Leader auf dessen Fragen antwortete, während er Kyo leise im Hintergrund fluchen hören konnte und Shinya saß zwar noch immer so ruhig wie auch zu vor an seinem Platz, doch auch dessen Augen hatten sich aus ihrer starren Position gelöst. Beruhigt darüber das niemanden etwas ernsthaftes geschehen war, hatte sich der Bassist schon Sorgen gemacht, blickte er wieder vor sich, auf den Ort der Geschehnisse. Laute Sirenen durchbrachen den Lärm der bisher geherrscht hatte und Toshiya konnte sehen, wie sich aus einer der vielen Seitenstraßen einige Fahrzeuge der Londoner Polizei näherten, der Leiter ihrer Bodyguards zu einem der Beamten, die den Autos entstiegen, hinüber ging und mit diesem redete, dabei nach kurzer Zeit mit einer Hand in ihre Richtung deutete. Zwei der Polizisten folgten dem Hünen, als dieser auf sie zukam und nachdem jeder von ihnen einer kurzen Musterung unterzogen worden war, stellten sich die beiden Fremden vor. „Good Afternoon, my Name is Officer Mitchell and this is my Partner Oconnell. Can one of you tell me, what happened?” Der Bassist hatte den Polizisten zwar verstanden und auch Die, wie er mit einem Blick auf diesen fest stellte, doch waren sie beide nicht unbedingt in der Verfassung, sich dessen Fragen nun zu stellen, noch zu aufgewühlt darüber, was passiert war. Allerdings konnte der Schwarzhaarige keinen ihrer Dolmetscher in greifbarer Nähe sehen, um sie herbei zu rufen damit diese den Beamten hätten antworten können, weswegen er mit einem Seufzen beschloss, selbst die Initiative zu ergreifen, bis Riku, oder Yutaka zu ihnen stoßen würden. „Eh... we are Sorry. We don´t really know wh…how the Accident happend.” “Hm, so you don’t know anything? Can you tell me the first thing, before your driver lost the control over your bus?” “We…, the Car…” Der Gitarrist, welcher diesmal antworten wollte wurde von der Ankunft Rikus unterbrochen, der sich neben die beiden Polizisten gesellte und er war ganz froh darüber, wie auch der Bassist, dass ihr Dolmetscher sich den Fragen der Beamten nun annehmen würde. „Hello, my name ist Gensai, Riku I am the Interpreter of the Band, can I help you?“ Es war einige Zeit später, als sich die beiden Beamten wieder entfernten und Riku sich ihnen zuwendete. „Was wollten sie denn alles wissen?“ „Eigentlich dass übliche, Kaoru. Sie werden jetzt erst mal die Unfallstelle genauer unter die Lupe nehmen und einige der Passanten zu dem Geschehnis befragen. Sie sagten, dass sie nachher noch mal zu uns stoßen werden und wir uns bis dahin nicht von der Stelle rühren sollen. Jedoch haben Sie mir keine wirklichen Gründe genannt, Officer Mitchel sagte nur, dass ihre Kollegen eine Vermutung hätten wie es zu dem Unfall kommen konnte, aber um diese bestätigt zu wissen werden scheinbar eure Aussagen gebraucht. Mehr weiß ich leider nicht.“ Ein Seufzen entkam den Lippen des Violetthaarigen nach den Worten ihres Dolmetschers und den Anderen erging es ähnlich wie auch ihrem Leader, würden sie sich am liebsten alle so schnell wie möglich von Hier zurückziehen. „Wie geht es euch? Ist irgendjemand etwas ernsteres geschehen?“ Wieder war es Kaoru der für sie gemeinsam antwortete, nachdem er ihnen allen ein Blick aus seinen tief braunen Augen geschenkt hatte. „Ich denke, wir sind soweit alle in Ordnung.“ „Wollt ihr das Interview absagen?“ Einen langen Moment lang schwieg der Kurzhaarige, die Brauen nachdenklich zusammen gezogen, ehe sich die Augen des Ältesten einmal mehr auf die restlichen Bandmitglieder legten. „Was meint ihr?“ Kyo hob lediglich eine Hand, ein Zeichen dafür, dass dem Sänger die Entscheidung egal war, so lange man ihm seine Ruhe lassen würde, während Die gerade den ersten Rauch seiner entzündeten Zigarette inhalierte, bevor er leicht den Kopf schüttelte, seinem Geliebten sagte, dass ihre Arbeit vielleicht besser wäre, als in das Hotel zurück zu kehren, wo sie viel zu viel Zeit zum Nachdenken hätten und auch der Bassist stimmte den Worten des Rothaarigen zu. Shinya hingegen blickte den Gleichgroßen lediglich ruhig an, doch auch dies war ein stummes Einverständnis. „Nein wir werden es nicht absagen, sondern wie geplant durchführen, wenn man uns hier entlässt.“ Toshiya konnte nicht genau sagen, ob Riku mit ihrer Entscheidung einverstanden war, doch nickte ihr Dolmetscher einmal, wand sich dann von ihnen ab und zückte ein Handy, derweil er Yutaka zu sich winkte, welcher sich nun anstatt des Dunkelhaarigen an ihre Seite begab. ~~~~ Der Zigarettenrauch Dies streifte ihn, doch zum ersten Mal seit einer sehr langen Zeit interessierte Shinya dies nicht, als er seine Augen zurück auf den kleinen Bus richtete, über die Kratzer und Beulen glitt, bis sein Blick schließlich an dem zersplitterten Glas hängen blieb. Leicht legte er seinen Kopf zur Seite, irgendwie war das sich brechende Licht in der gebrochenen Scheibe unglaublich anziehend, fast so, als hätte der Braunhaarige genau das gleiche Bild am heutigen Tage schon einmal vor Augen gehabt, doch das konnte doch nicht sein. Den gesamten Tag über war der Langhaarige noch keinem Fernseher begegnet, hatte nicht einmal Nachrichten gehört oder etwas anderes, das dieses Dejavue hätte auslösen können und so schoben sich die Brauen des Bezopften ein wenig zusammen, als sich dieser zurück erinnerte, suchte sich an jedes Detail zu erinnern, welches er vielleicht nur flüchtig wahr genommen hatte. Doch nichts, Shinya schien vor einer einzigen undurchdringbaren Wand zu stehen, die ihm nicht nachgab, so sehr er sich auch gegen sie stemmte, bis er sich – gedanklich – wütend um die eigene Achse herum drehte, nach einem anderen Weg suchte und in der Dunkelheit seiner geschlossenen Lieder trat er auf etwas... die eine Sache, die er vollkommen außer Acht gelassen, oder vielmehr verdrängt hatte. Dieser Unfall... war er wirklich nur eine Zusammenreihung unglücklicher Umstände? Vielleicht interpretierte der Drummer auch nur etwas in eine Situation, die sich ganz anders darstellte, dennoch... Etwas berührte ihn an seinem Oberarm, stieß ihn mit nahezu grausamer Wucht in die Realität aus Geräuschen und Wahrnehmung und noch bevor er es wirklich registrierte, legte sich eine zweite Hand auf seinen Brustkorb. „Shinya?“ Der Drummer blinzelte kurz, die Konturen der Gräser schärfend, auf welche sein Blick gerichtet lag, dann drehte er den Kopf zur Seite, wo er die warmen Augen des Bassisten traf, der ihn hielt, wie der Kleinere nach einem Moment der Verwirrung erkannte. „Bist du wirklich okay?“ Der Braunhaarige nickte, sich wieder aufrichtend, auch wenn dem jungen Mann nicht ganz klar war, wann er sich nach vornüber gebeugt hatte, nochmals blinzelnd, den Schwindel nieder zu kämpfen. „Vielleicht hat etwas seinen Kopf getroffen?“ Der Rothaarige hatte gesprochen und noch bevor der Jüngste seine Lippen öffnen und protestieren, geschweige denn entziehen konnte, hatte sich Kyo vor ihn teleportiert, mit den Händen sein Gesicht umfasste. „Sieh mich an.“ Der Tonfall des Blonden ließ absolut keinen Raum für Diskussionen und für einige Sekunden starrte Shinya in die dunklen Augen seines Freundes hinauf, als dessen Finger über seinen Kopf glitten, sich in seinem Nacken unter den Zopf schoben. „Is he allright?“ Die dunkle Stimme ließ alle Köpfe, die vorher noch auf den Drummer gerichtet waren, herum und hin zu dem großgewachsenen Mann rucken, der gerade auf sie zukam und den Shinya als denjenigen wieder erkannte der sich mit 'Mitchell' vorgestellt hatte, doch noch bevor Yutaka auf die Frage antworten konnte, erwachte das Handy des Bezopften zum Leben, der es einfach nur klingeln ließ, statt dessen ihrem Dolmetscher zunickend, der sich dem wartenden Polizisten zu wand. „He is feeling fine. Can I help you, Sir?“ Ihr hellblonder Gegenüber nickte, einen Block öffnend, die stahlblauen Augen einige Sekunden auf einen jeden einzelnen von ihnen legend, bevor er sich ihrem Dolmetscher an sah. „In need to know, if they have anything seen, every detail might be helpfull.“ Die Brauen des zierlichen Japaners schoben sich zusammen, dann wand sich Yutaka an sie, ging vor ihnen in die Knie, dadurch wirkend, als wäre er ein Vater der zu seinen Kindern sprechen würde. „Er möchte wissen, ob irgendjemanden von euch etwas aufgefallen ist.“ „Nein, aber das haben wir doch schon einmal gesagt? Warum stellen sie uns die gleichen Fragen?“ Die Stimme des Bassisten hatte sich erhoben, schien auf einer Schwelle einer Hysterie zu schweben, die der Drummer nicht genau nach voll ziehen konnte, doch sie löste in ihm das Bedürfnis aus, diesem 'Mitchell' einen Faustschlag in das Gesicht zu geben. „Totchi... beruhige dich, er macht doch nur seine Arbeit.“ Kaoru hatte um seinen Geliebten herum eine Hand ausgestreckt, diese auf die Schulter des Schwarzhaarigen gelegt und so die Aufmerksamkeit des Größeren gefordert. „Warum ist das so wichtig?“ Diese Frage stellte der Violetthaarige an ihren Übersetzer und kaum das die Worte die Lippen des Japaners verlassen hatten, schienen die sowieso schon strengen Gesichtszüge des Polizisten zu Stein zu erstarren. „The Van was rammend by another car on intention.“ Sie brauchten keine Übersetzung Yutakas um zu verstehen, dass die Worte des Hellblonden nicht gerade erfreulich waren und als sich die Augen des Kleineren dann doch auf sie richteten, war es, als würde man Shinya heftig in den Magen treten. „Er sagt, dass man unseren Bus mit Absicht gerammt hat.“ ~~~~~ Toshiya konnte die Worte des Polizisten nicht glauben, wollte es nicht glauben, doch die Aussage wurde von ihrem Dolmetscher bestätigt, der ihnen den wirklichen Grund des Unfalls nochmals vor Augen führte und diesen einen Satz des Officers mit seiner Übersetzung bestätigte. Die Erkenntnis kam dem Bassisten vor wie ein Schlag ins Gesicht, wäre er wohl erschrocken zurück getaumelt und auf die Bank gefallen, hätte er nicht schon auf dieser gesessen. Fragen bestürmten seinen Geist, ein drängendes 'Warum' welches sich immer wieder in die selbe Richtung drehte – Warum war so etwas geschehen? Wer konnte so etwas nur tun? Der Schwarzhaarige schüttelte den Kopf, war nicht im Stande zu begreifen, wie jemand so was.... diesen Unfall mit Absicht hatte geschehen lassen können. Der Musiker war so sehr in seinen Gedanken vertieft und auf die ständigen Fragen fixiert, die wie Würfel in seinem Kopf durch einander gerieten, dass er die Reaktionen der Anderen nicht bemerkte. Eisiges Schweigen herrschte unter den Bandmitgliedern, denn ein jeder musste erst einmal diese Nachricht verdauen, mit sich selbst im Innern ins Reine kommen, ehe sie wieder ansprechbar sein würden. Erstaunlicherweise war es Toshiya, der als erstes seine Stimme wieder fand, doch zeigten die undeutlichen Phrasen die der Bassist hervorbrachte, nur noch mehr, dass der 23-jährige sich abermals in einem Zustand des Schocks befand. „Wer..., wie....warum....d..das ist doch nicht möglich....w....warum.. wieso sollte jemand unseren Bus mit Absicht rammen?“ Der Schwarzhaarige selbst hatte nicht einmal bemerkt, wie er seine Gedanken laut ausgesprochen hatte, er war zu verwirrt, fühlte sich so unwirklich und plötzlich war da nur noch dieser Drang in ihm die Unfallstelle zu verlassen, er musste hier weg, wollte nicht weiter mit dem Geschehen konfrontiert werden. Abrupt erhob sich der junge Mann von seiner sitzenden Position, taumelte ein paar Schritte vorwärts, registrierte nicht die besorgten Gesichter seiner Freunde, die sich erschrocken zu ihm wandten und ihm mit fragevollen Blicken folgten, als seine unstetigen Schritte schneller wurden, nur in dem Ziel diesen Ort so schnell wie möglich zu verlassen. Toshiya wusste nicht wirklich, wohin er eigentlich ging, nur ein einziger Gedanke bestimmte sein vorwärts kommen und dieser war, von diesem Geschehnis weg zu kommen. Nicht einmal die Tatsache das er seine Bandmitglieder einfach zurückgelassen hatte, drang durch den verwirrten Zustand des Schwarzhaarigen. Auf der anderen Straßenseite konnte der Bassist ein Lokal erkennen und stolperte mehr, als das er ging in dessen Richtung. Endlich war der junge Mann an seinem Ziel angekommen, war es ihm, als wäre er schon Minuten gelaufen, doch handelte es sich dabei nur um Sekunden. Unbewusst drängte er sich vorbei an den gaffenden Menschenmassen, welche scheinbar Besucher des Cáfes waren und sich nun vor diesem versammelt hatten. Toshiya beachtete dabei nicht, ob er angerempelt wurde oder er selbst jemand an der Schulter streifte, sondern hatte nur den Eingang vor Augen. Kaum hatte sich der Musiker in das kleine Lokal geflüchtet, blickte er sich suchend um, fand nach wenigen Momenten dass Schild für die Toiletten und eilte zu diesen. Nachdem der Schwarzhaarige den so kalt wirkenden Raum betreten hatte, bewegte er sich zu den vielen Waschbecken, stützte sich auf einem von ihnen ab und versuchte seinen schnellen Atem zu beruhigen. Es kam dem Bassisten vor, als würde er sich in einem Alptraum befinden und darauf warten in jedem Moment davon aufzuwachen, doch mit jeder weiteren Sekunde die vergingen, wurde er sich bewusst, dass der Unfall wirklich geschehen war. Mit zitternden Händen betätigte Toshiya den Wasserhahn, sammelte in seinen Händen das kühle Nass, um sich dieses kurz darauf ins Gesicht zu spritzen. Er wusste zwar, das er überstürzt gehandelt und sich seine Freunde sicherlich Sorgen machen würden, doch er hatte nicht länger dort auf der Bank verweilen können, konfrontiert mit diesen lästigen Fragen der Polizei. Doch auch dieses Gefühl der Unbeholfenheit, des Schreckens und nichts verstehen, hatten den Bassisten nicht mehr logisch denken lassen. Auch jetzt waren seine Gedanken, noch immer auf diese ständigen Fragen über den Unfall fokussiert, welche sich nicht durch ihn selbst beantworten ließen. Der Schwarzhaarige war so sehr vertieft, aufgelöst ob der Gefühle die ihn ereilten, dass er nicht hörte, wie eine zweite Person den Toilettenraum betrat und ihn sorgenvoll musterte. Erst als sich eine Hand auf seine verletzte Schulter legte, unbewusst die geprellte Stelle berührte, wurde sich der Schwarzhaarige darüber bewusst, nicht mehr alleine zu sein, zuckte leicht zusammen aufgrund des Schreckens und der Schmerzen, ehe er sich der Person zuwendete, welche ihn in seinen nostalgischen Gedanken unterbrochen hatte. „Sh....Shinya...w..was machst du denn hier.“ „Wir haben uns Sorgen gemacht. Ist alles in Ordnung, Totchi? Es schien einige Momente zu dauern, bis der Bassist die Frage des Langhaarigen verstanden hatte und darauf antwortete „Entschuldige bitte, ich.... es war nicht meine Absicht....ich...“ „Shh, schon ok. Ich kann verstehen wie du dich fühlst.“ Für einen Moment schien es als würde der Schwarzhaarige angestrengt über die Worte seines Bandkollegen nachdenken, ehe er diesem ein leichtes Lächeln schenkte. Diese so wacklige Geste war für den Langhaarigen wie ein Tritt in den Unterleib, ganz offensichtlich hatte Toshiya ob seiner Tat Schuldgefühle, etwas das nicht nötig war, das aber in dem Wesen des Älteren lag. Einen langen Moment schloss der Drummer seine Augen, kämpfte seine eigenen Empfindungen herunter, bis er sich zu fühlen begann, als würde er sich in Trance bewegen, dann erst lehnte er die Stirn gegen die seines Freundes. „Es gibt nichts, für dass du dich entschuldigen müsstest.“ Mit einem Laut, welcher den Musiker an das Wimmern eines verloren Kindes erinnerte, klammerte sich Toshiya an ihn, den Arm wie ein Schraubstock um seine Schultern geschlungen. Diese Tat schmerzte Shinya, doch den Lippen des Drummers entfloh nicht ein Laut, gerade weil er fühlte, wie der Körper des Größeren zu beben begann, denn der Braunäugige schluchzte leise und der Kleinere fühlte die Tränen, die auf die nackte Haut seines Halses tropften. „Ich begreife nicht, warum das jemand tun sollte... wir kennen hier doch gar keinen und...“ Die Worte erreichten den Jüngeren nur gebrochen und wurden durch die Position des Schwarzhaarigen an seiner Schulter gedämpft, doch wusste auch Shinya keine Antwort darauf, weswegen er nur leicht den Kopf schüttelte. „Vielleicht war es dem Fahrer des anderen Wagens egal, was oder wen er rammte. Was, wenn er betrunken war, oder schlicht darauf aus einen Unfall zu provozieren?“ Leicht drehte der Größere sein Haupt, sah aus verstörten Augen zu seinem Freund auf. „Es hätte jemand dabei... sterben können.“ Der Braunhaarige nickte leicht. „Ich weiß.“ Der Ältere löste sich ganz von dem Zierlicheren, rieb sich dabei über die Wangen, um die Spuren der Tränen davon zu wischen. „Wie kannst du nur so kalt sein? Was wenn jemand verletzt worden wäre?“ Ein hitziger Funken Zorn regte sich in Shinya, doch er drängte ihn zurück, der Größere wusste nicht, was er redete, von daher sollte er die Worte nicht zu nahe an sich heran lassen. „Niemanden ist etwas geschehen.“ Die Stimme des Jüngeren trug einen Unterton, den der Größere noch nie gehört hatte und so zog er seinen Freund noch mal an sich. „Entschuldige... ich weiß auch nicht, warum....“ „Es ist okay.“ ~~~~~ Der Kopf ihres Leaders ruckte nach oben, als Shinya ihn rief und sofort klärte sich der angespannte Gesichtsausdruck, atmete der Violetthaarige hörbar aus, nachdem sie ihn erreicht hatten. „Geht es dir gut?.“ Die Frage richtete sich an den Größeren der Beiden und augenblicklich senkte der Bassist seinen Kopf, nickte nur stumm. „Können wir gehen?“ Die dunklen Augen Kaorus legten sich auf den Braunhaarigen, der seinen Blick jedoch nicht auf den Älteren, sondern auf der hinter ihnen liegenden Unfallstelle gerichtet hatte. „Ja... Yutaka hat alles weitere geklärt. Man erwartet uns in einer knappen Stunde, wir müssen nur warten, bis die Feuerwehr unsere Sachen geborgen hat, da wir den Bus nicht mehr betreten dürfen. Außerdem haben wir ein Taxi organisiert, denn Jiyuu wird erst am Abend einen Ersatzwagen bekommen.“ Die beiden Anderen nickten, als sie sich mit dem Älteren in Bewegung setzten und zu den restlichen Bandmitgliedern hinüber gingen, welche auf die Knie herunter gesunken rauchten. Auch Die und Kyo wollten wissen, wie sich der Bassist fühlte und erst als dieser fünfmal versichert hatte, das er in Ordnung war, gaben sie sich zufrieden. Die Gruppe schwieg, so lange sie warteten, der Mantel, welchen Shinya von ihrem Bodyguard bekommen hatte, lag nun um die Schultern des Schwarzhaarigen. Einige Momente später, brachte ihnen eine junge Frau auch Decken, fragte sie, ob sie sich nicht von einem Arzt untersuchen lassen wollten, doch dies lehnte die Band ab, weswegen nur die stärker blutenden Schnitte versorgt wurden und obgleich Die und Kaoru ihre Beziehung in der Öffentlichkeit nie wirklich gezeigt hatten, stand der Rothaarige hinter seinem Geliebten, die Arme um dessen Taille gelegt, so dass der schwere Stoff über beiden Körpern lag. Kyo schnippte die herunter gebrannte Zigarette in seinen Fingern fort, den Rauch ausstoßend, als er zu dem Bezopften hinüber trat, die Brauen in einer unnennbaren Irritation zusammen gezogen. „Hey.“ Sein Freund reagierte auf seine Anwesenheit mit einem schmalen Nicken, dann glitten die Augen des Braunhaarigen zurück auf die Feuerwehrleute. „Ist dir etwas passiert?“ Shinya überraschte den Blonden indem er zuerst sprach, weswegen der Sänger den Kopf auf die Seite legte, während er die Hände in die Hosentaschen schob, die Decke lose um seine Schultern hängen ließ. „Wenn man davon absieht, dass ich mich wie ein altes, klappriges Gerippe fühle? Außerdem habe ich ein paar Schnitte, die man wohl nicht weg retuschieren können wird. Was ist mit dir?“ „Ich bin in Ordnung.“ Kyo nickte, wollte weiter sprechen, doch in diesem Moment wurden sie von dem Violetthaarigen gerufen – ihre Sachen und das Taxi waren da. Das Laufen schmerzte den Langhaarigen, doch dieser ignorierte das brennende Ziehen in seinem Knöchel, das Kinn stur erhoben, aber natürlich entging es dem Kleineren an seiner Seite nicht, egal, wie gut es der Bezopfte zu verbergen suchte. „Du bist verletzt.“ „Es ist nichts ernstes.“ „Shinya...“ „Nicht ein Wort, Kyo.“ Der letzte Satz des Braunhaarigen war mit einer finalen Härte gesprochen worden und wäre der Blonde durch den Unfall nicht zu zerrüttet gewesen, dann hätte er sicherlich bis auf das Blut mit seinem Freund diskutiert, doch so ließ er den anderen Mann schweigend gehen, während dessen seinen Lippen ein äußert giftiger Fluch entkam. ~~~~ Der Sänger hielt sich an die Worte des Jüngeren, auch wenn er den Drummer mit einer Hand unter dem Ellenbogen stützte, als sie die Treppen zu dem Aufenthaltsraum hinauf liefen, in welchem sie den freien Mitarbeiter der Zeitschrift treffen würden. Auf dem Weg hier her war die Gruppe von Tao mit Fragen über ihren Zustand bombardiert worden und im Endeffekt hatte der Braunhaarige bestimmt, das sie am Abend einen Arzt konsultieren würden, damit sie sicher gehen konnten, dass nicht doch etwas geschehen war, was sie vielleicht noch nicht bemerkt hatten. Die Gruppe hatte die Triade ihres Betreuers stumm über sich ergehen lassen, der zierliche Mann würde sich wieder beruhigen, so lange sie sich an seine weiteren Weisungen halten würden.. Mit einem leisen Laut ließ sich Shinya auf einen der beiden schwarzen Ledersessel sinken, schon auf der Fahrt hier her hatte er mit seiner aufkommenden Übelkeit gekämpft und nun, wo er sich nicht mehr fort bewegte, schien sie nur schlimmer zu werden. Fast erschien es dem Braunhaarigen, als würde ihn die Realisation, vor welcher er die gesamte Zeit mehr oder minder davon gelaufen war, eingeholt haben und Shinya wusste mit dieser plötzlich, bleiernen Schwere in seinen Knochen nichts anzufangen, da sie für ihn keinerlei körperlichen Aspekt hatten. Dafür wiederholten sich die Worte des Bassisten in einem endlosen Kreisel, wurden in seinem Geist einmal lauter und dann wieder leiser, wogten die Gefühle wie in einem Sturm, rissen ihn mit sich und nahmen dem Musiker seine innere Orientierung, so dass sein abruptes Aufstehen einem Donnerschlag gleich kam, der seine mit ihm wartenden Freunde aufschreckte. „Entschuldigt mich einen Moment.“ Ohne auf eine Antwort zu warten, verließ Shinya den Raum, öffnete die Tür der Toiletten, wobei der Drummer seine Zähne fest aufeinander presste, alles in seinem Rachen zog sich zusammen und auch seine Sicht, sowie die Balance ließen sprunghaft nach. Der Drummer stieß die Kabinentür mit zuviel Wucht auf, denn sie prallte mit einem lauten Knall gegen die dahinterliegende Wand, doch das hörte der Braunhaarige schon nicht mehr, als er sich vor dem Keramik auf die Knie fallen ließ, eine Hand in den Nacken gelegt, um sein Haar fest zu halten, derweil sein Körper unter der Anspannung seines Würgens zitterte. Mit einem leisen Stöhnen blinzelte der Braunhaarige Tränen aus den Augen, als der Anfall vorüber war, sein Kopf war auf den Rand der Toilette gesunken, deren Kühle eine Wohltat gegen seine plötzlich erhitzte Haut war. Noch etwas unsicher stemmte er sich mit den Händen in eine sitzende Position, betätigte die Spülung, dann kämpfte er sich höher, klappte den Deckel herunter und stützte sich einige Sekunden an der Tür, bevor er zu dem Waschbecken hinüber ging, dort tief durch atmete. Dann spülte er sich den Mund, trank auch einige Schlucke des kühlen Wassers, schöpfte es in seinen Händen und wusch sein Gesicht damit, zusammen zuckend, als er angesprochen wurde. ~~~~ Erschrocken blickte Toshiya seinem Freund hinterher, der schnellen Schrittes in die Richtung der Toiletten und des Ausgangs lief und scheinbar nicht hörte, wie Kaoru ihm hinter her rief, denn er eilte, ohne sich um zudrehen weiter, bis sie hörten, wie eine Tür geöffnet und wieder geschlossen wurde. Der Schwarzhaarige wusste nicht, wie er das Verhalten ihres Drummers deuten sollte, war dieser mit einem Mal so abrupt verschwunden, etwas, das so unüblich für seinen stillen Bandkollegen war und er sich deswegen unweigerlich sorgte. Shinya war die ganze Zeit so verdammt ruhig gewesen, hatte ihn sogar getröstet, als er ohne zu denken von der Unfallstelle geflohen war und nun das. Der Bassist erinnerte sich zurück an das Gespräch in dem Cáfe, an die unsinnigen Dinge welche er gesagt hatte, für einen Moment in dem Glauben, dass der Unfall dem Jüngeren nicht so sehr an die Nieren gegangen wäre, wie ihm selbst, doch gleichzeitig hatte er gewusst, welchen Blödsinn er redete, denn innerlich war sich Toshiya sicher gewesen, dass dem Jüngeren die Geschehnisse keineswegs egal waren. Dies war auch der Grund, warum der Größere sich auch gleich darauf entschuldigen wollte, doch der Kleinere, hatte seine dummen Worte einfach hingenommen. Je mehr sich der Schwarzhaarige das Gespräch in Erinnerung rief, desto mehr überkam ihn ein schlechtes Gewissen, wegen dieser Beschuldigung, die er dem Jüngeren an den Kopf geworfen hatte, denn die Tat des Braunhaarigen zeugte davon dass der Andere nicht wirklich so ruhig war, wie dieser es ihm und den anderen hatte glauben machen wollen, auch rief er sich das sehr blasse Gesicht seines Freundes vor Augen, was davon zeugte, dass es diesem ganz und gar nicht gut ging. Die Erkenntnis, wie sehr er seinem Freund Unrecht getan hatte und auch wenn es nur in einem hitzigen Moment geschehen war, ließ leichte Übelkeit in seinen Magen kriechen, welche der Bezopfte mit einigen trockenen Schlucken erfolgreich bekämpfte, sich bewusst darüber, das eine Entschuldigung gegenüber Shinya mehr als angebracht war, auch wenn dieser ihm seine dumme Bemerkung nicht nachtragen würde. Es vergingen mehrere Minuten, in denen ihr Drummer nicht zu ihnen zurück kehrte, was das leise Gespräch, welches die beiden Gitarristen miteinander führten, verstummen ließ und sie ebenfalls wie der Bassist, als auch Kyo mit angespannten Gesichtern in die Richtung blickten, in die Shinya gegangen war, während sie noch immer auf den Journalisten der Zeitschrift warteten. Die Anspannung unter ihnen wurde stärker, je länger die Abstinenz ihres fünften Mitglieds anhielt und die Zeiger der Uhren wanderten noch weiter voran, ließ die Unruhe in ihrer kleinen Runde an steigen, bis Toshiya es nicht mehr ertragen konnte, nicht zu wissen, was mit Shinya war. Der Bassist spürte den Drang in sich, nach dem Jüngeren zu sehen, um sich zu vergewissern, das es diesem gut ging, doch noch bevor er sich erheben konnte, war Kyo von seiner lümmelnden Position in dem Sessel aufgestanden. „Ich gehe mal nach unserem Jüngsten gucken... nicht, das er sich vielleicht noch in der Toilette runter gespült hat...“ Nicht eine Regung war von den restlichen Bandmitgliedern gekommen, nachdem der Blonde diesen Satz so brühwarm ausgesprochen hatte, sich nun herum drehte und um die Ecke verschwand. Die zurück gelassenen Bandmitglieder wussten, dass ihr Vocal versucht hatte, sie auf zu munteren, etwas Humor in die trockene Stimmung zu bringen, abzulenken von dem bisherigen anstrengenden Tag und den Sorgen, wofür jeder von ihnen dem kleinen Sänger dankbar war, denn es brachte nicht wirklich etwas, den ganzen Tag über die Geschehnisse nach zu denken und Kyo hatte den Anfang gewagt, hinaus aus dem tiefen Schwarz das ihre Band seit dem Unfall eingenommen hatte. Weitere Minuten vergingen, die Kaoru, Die und Toshiya in Anwesenheit Tao´s und Riku´s verbrachten, ohne das ihre vermissten Freunde zu ihnen zurück kehrten, oder der Interviewer erschien. Diese Tatsache schien die Anspannung wieder steigen zu lassen, als plötzlich eine der Nebentüren geöffnet wurde und ein Mann aus dieser trat. Dieser hatte schwarz-rot gefärbtes, Haar, in Schulterlänge, mit einem wilden Pony, welcher leicht die stahlblauen Augen verdeckte, schien mittleren Alters, so um die Dreißig zu sein, war sehr groß gewachsen, mindestens an die 1, 85 Meter und schritt auf die restlichen Bandmitglieder zu, einen jeden von ihnen für einen Moment musternd. Die Mine ihres Gegenüber nahm einen leicht ernsten und auch wie es schien, sorgenvollen Ausdruck an, konnten sie sehen wie sich die Stahlblauen Augen leicht weiteten und die drei Mitglieder von Dir en grey wussten automatisch, auf was sich der Blick des Langhaarigen geheftet hatte. Sie alle sahen sehr mitgenommen aus und auch die Schnitte, die sie sich von dem zersplitterten Glas, bei ihrem Unfall zugezogen hatten, waren deutlich sichtbar, so dass ihnen der musternde Blick des Mannes doch leichtes Unbehagen bescherte. Doch der Journalist schien die Unruhe der Drei zu bemerken, löste er seine Augen von ihnen und lächelte leicht, ehe er zu sprechen begann. „Hello, my name is Matthew Jones. I´m the interviewer from the journal 'Arachnathea'. I´m very sorry, that I have keept you waiting, but I had to do another research. I´d like to start our interview now, if you will please follow me… but wait a minute,…” Das Gesicht des Älteren schien für einen Moment irritiert und noch bevor dieser weiter sprechen konnte, ergriff Riku die Initiative, näherte sich dem Größeren, um dessen unausgesprochene Frage zu beantworten. „Hello, my name is Gensai Riku. I´m the interpreter of the band, you don´t have to be sorry, because we also were late. This are Kaoru, Die and Toshiya. I think you are wondering were Shinya and Kyo are. I asure you, that they are ok and will attend our meeting in a few minutes, so you can begin the interview without any other delays.” “Okay, if you say so. Now, if you will follow me, please.” Matthew wartete noch einen Moment, bis Riku ihnen übersetzt hatte, was die beiden Männer miteinander besprochen hatten, ehe sie sich aus ihren Sitzgelegenheiten erhoben, um dem Größeren zu folgen, doch Toshiya hatte andere Pläne, die er auch sogleich seinem Leader mitteilen wollte. „Kao?“ Der Ältere wandte sich um zu seinem jüngeren Freund, welcher nicht die geringsten Anstalten machte ihnen zu folgen, sondern weiterhin regungslos vor ihm stand und nervös auf seiner Unterlippe kaute, das tat dieser immer, wenn er sich über etwas nicht sicher war. „Ja, was denn Totchi?“ „Ich sage Kyo und Shinya Bescheid, das unser Interview beginnt, wenn du nichts dagegen hast, sie wissen doch sonst nicht wohin sie müssen.“ Der Violetthaarige schüttelte leicht den Kopf, doch schenkte er seinem Gegenüber ein Lächeln. „In Ordnung, aber nur unter einer Bedingung... du wirst gleich wieder mit den Zweien hier erscheinen, ich will nicht, dass du auch noch verschwindest. Verstanden?“ „Ja, Kao, mach dir keine Gedanken. Bis gleich.“ Der Schwarzhaarige schenkte seinem Gegenüber ein ehrliches Lächeln, bevor dieser sich mit einem Nicken von ihm ab wand und er selbst noch einen Moment wartete, bis seine zwei Bandkollegen zusammen mit Riku und Tao den Raum betraten, aus welchem zuvor ihr Interviewer gekommen war. Kurz blickten die braunen Augen noch auf die verschlossene Tür, ehe er sich rührte und den Gang entlang in die Richtung des Ausgangs ging. Toshiya war sich nicht wirklich sicher, ob sich seine beiden Freunde in dem öffentlichen Raum befinden würden, denn konnte es genauso gut sein, dass sie das Gebäude verlassen hatten, doch erinnerte er sich an das Geräusch einer Tür die geöffnet und geschlossen wurde, nachdem der Drummer, als auch Kyo verschwunden waren und da der Eingang automatische Türen besaß, konnte es nur die der Toiletten gewesen sein. Es dauerte nicht lange, das er den Raum erreichte, doch blieb er noch für wenige Sekunden unentschlossen davor stehen, doch mit dem Gedanken dass Die und Kao auf sie warteten, ließ ihn seine kurze Unsicherheit vergessen und so öffnete er die Tür. Kaum das er den Raum betreten hatte, konnte der Schwarzhaarige auch schon seine beiden Freunde entdecken, welche vor den weißen Waschbecken standen und überrascht, wie auch fragend zu ihm blickten. In wenigen Schritten hatte Toshiya die kleine Distanz zu dem Sänger und dem Drummer überwunden, musterte die Beiden kurz und stellte dabei abermals fest, wie blass der Jüngere war, ehe er zu sprechen begann. „Unser Interview beginnt gleich, Kao und Die warten auf uns. Ich habe unserem Leader gesagt, das ich euch holen werde.“ Der Größere konnte sehen, wie sich die Augenbrauen des Sängers in leichter Irritation zusammen zogen und irgendwie hatte der Bassist dieses Gefühl, dass der mürrische Ausdruck auf dem Gesicht des Blonden nichts Gutes zu bedeuten hatte.. Der Eindruck des Vocals ließ ihn in dem Glauben, dass dieser gar nicht begeistert darüber war, das Toshiya seine Freunde, bei was auch immer, gestört hatte, ehe der Ältere leicht mit den Schultern zuckte und sich die Gesichtszüge Kyo´s wieder etwas wandelten. „Hm, na dann, sollten wir unsere zwei Gitarristen wohl nicht länger warten lassen, sonst hat Kao wieder einen Grund zum meckern, ne? Also, kommt ihr?“ Mit diesen Worten schritt der Kleinere in die Richtung des Ausgangs, um den Raum zu verlassen, wurde jedoch von der Stimme des Bassisten dabei unterbrochen, welcher eine Hand auf die Schulter des Drummers gelegt hatte, um diesen daran zu hindern, Kyo zu folgen. „Kyo, kannst du draußen auf uns warten? Wir kommen gleich nach, ich muss nur kurz etwas mit Shinya klären.“ „Hmpf, soll mir Recht sein.“ Erst nachdem der Blonde widerwillig den Raum verlassen hatte, wand sich Toshiya seinem Gegenüber zu, welcher ihn fragend anblickte. „Shinya..., geht es dir gut?“ „Ja.“ „Das glaube ich dir nicht, ich mache mir Sorgen...“ „Totchi, es ist alles in Ordnung, hast du mich deswegen aufgehalten, weil du dir Sorgen machst?“ „Nein...doch...ja. Ich meine...., ich wollte mich bei dir entschuldigen.“ Der Ältere konnte sehen, wie sich eine der Augenbrauen des Jüngeren in die Höhe zog, bevor er weiter sprach. „Ich wollte mich, für das was ich zu dir, in diesem Lokal gesagt habe, entschuldigen. Es war nicht mein Recht so etwas zu behaupten, zumal ich weiß, das dir die ganze Sache nicht egal ist und...“ „Schon gut. Ich weiß, das du es nicht ernst gemeint hast und bin dir auch nicht böse. Komm, wir sollten jetzt endlich gehen, bevor Kao doch noch einen Anfall bekommt.“ „Shinya, danke.“ Keinen Moment später umarmte er seinen Freund, glücklich darüber, dass es Shinya scheinbar besser zu gehen schien und dieser ihm seinen emotionalen Ausbruch verziehen hatte. ~~~~~ „Hey.“ Über den Spiegel traf der Drummer den Blick seines Freundes, der nahezu lässig in dem Türrahmen zu der Toilette lehnte, die Hände in die Hosentaschen geschoben hatte und alles in allem wirkte, als würde er auf den nächsten Bus warten, wenn da nicht die in Falten geworfene Stirn und die zu schmalen Schlitzen zusammen gezogenen Augen gewesen wären. „Vielleicht sagst du uns das nächste Mal eher Bescheid, wenn etwas nicht stimmt.“ Shinya unterdrückte ein leises Seufzen, als er sich zu dem Kleineren herum drehte, so sehr er den Sänger und auch die Band liebte, manchmal würde er sich wirklich wünschen, dass man ihn – vielen Dank noch mal – alleine ließ, seine körperlichen Schwächen gingen die Anderen nichts an, so lange sie nicht die Arbeit ihrer Gruppe gefährdeten. „Ich bin in Ordnung.“ „Sicher, bist du das. Deswegen hast du dich auch gerade übergeben.“ Wenn es möglich war, hatte sich die Stirn des Kleineren noch weiter gewölbt, als sich Kyo abstieß, zu dem Langhaarigen hinüber trat und seine eine Hand unter die des Größeren schob, um sie anzuheben und ihnen beiden zu zeigen, was Shinya schön längst wusste – der Jüngere zitterte, auch wenn er eisern dagegen ankämpfte. „Und das hier spricht auch nicht gerade für deine Worte.“ Die Stirn Shinyas legte sich in leichte Falten, als er seine Finger entzog, sie statt dessen an seiner Seite zu einer lockeren Faust ballte. „Es wird vorüber gehen.“ „Du willst es einfach von dir stoßen und so tun, als sei nichts passiert? Shinya, das hier ist ernst.“ „Denkst du, dass ich das nicht weiß? Dennoch werde ich alleine damit fertig.“ In den dunklen Tiefen des Blonden blitzte es gefährlich, ein hitziger Impuls der Wut, der aus der Sorge um seinen Freund geboren wurde und der Kyo beinahe dazu brachte, den Größeren an den Schultern zu packen und so lange durch zu schütteln, bis dieser undurchdringbare Starrsinn des Anderen einen Riss bekommen würde. „Deinen Körper in dieser Art zu ignorieren wird dir nicht dabei helfen.“ „Ich kenne meine Grenzen.“ Die Worte des Langhaarigen waren kühl und klar, final, zeigten unmissverständlich, das der Drummer das Thema zu wechseln wünschte, doch der Sänger schob dies schlicht von sich, drängte sich weiter nach vorne und gegen die Mauer, die Shinya um sich errichtet zu haben schien. „Oh, dessen bin ich mir sicher, denn du hast sie schon weit hinter dir gelassen. Das hier...“ der Blonde vollführte eine grobe Bewegung mit der Hand, während er einen Schritt auf seinen Freund zu lief. “... sollte dir eigentlich eine deutliche Warnung sein.“ Der Spiegel klirrte leise, als der Bezopfte mit der Schulter gegen diesen stieß, unbewusst war er ein wenig zurück gewichen, auch wenn er nicht minder hitzig auf seinen Gegenübers herab starrte, auch auf dieser Ebene ein Kampf mit seinem Freund austrug. Eine Zeit lang schwiegen sie, dann entfloh dem Sänger ein leises Seufzen, als dieser seinen Kopf schüttelte und den Kontakt ihrer Augen als erstes brach. „Ich will doch nur, das du besser auf dich achtest.“ „Das tue ich.“ Auch die Stimme des Braunhaarigen war weicher geworden, behaftet mit einer verständnisvollen Zuneigung, die ihm auch Nachsicht Kyo gegenüber entlockte, denn Shinya wusste, das sich der Ältere lediglich sorgte und wahrscheinlich an einem Magengeschwür sterben würde, so schwer wie er es seinem Freund von Zeit zu Zeit machte. Gerade blickte dieser zu dem Drummer hinauf, die braunen Tiefen mit etwas erhellt, das einen jeden Anderen wahrscheinlich dazu bewegt hätte, sich vor dem Kleineren auf die Knie zu werfen und diesem jeden Wunsch zu erfüllen. „Dann sage Kaoru, dass du dich ausruhen musst.“ „Das würde ihn nur unnötig aufregen, außerdem will ich nicht, dass sich wegen mir unser Zeitplan verschiebt.“ Eigentlich hätte der Blonde wütend auf den Größeren sein müssen, darauf, das dieser sagte, dass er aufpassen würde und es mit seinen nächsten Worten widerrief, doch Kyo war zu müde, zu aufgewühlt, als das er diesen Nerven zehrenden Kampf der Sturheit weiter hätte austragen können. „Shinya... du bist doch viel wichtiger, als irgendein dummer Zeitplan von uns.“ „Das magst du und auch der Rest von uns so sehen, doch meine Prioritäten sind anderweitig gesetzt. Ich bitte dich, das zu verstehen.“ „Ich kann es aber nicht verstehen. Warum bist du nur so hartnäckig?“ „Weil Dir en grey alles ist, dass ich habe.“ Die Lippen des Sängers öffneten sich, um dem Bezopften zu antworten, doch in diesem Moment betrat noch jemand den Raum und so blieben die Worte unausgesprochen, während sie zu Toshiya hinüber blickten, der etwas unschlüssig in der Tür stehen geblieben war und erst nach einigen Sekunden näher kam. „Unser Interview beginnt gleich, Kao und Die warten auf uns. Ich habe unserem Leader gesagt, das ich euch holen werde.“ Der Bassist hatte den Braunhaarigen einen langen Moment angesehen, bevor er gesprochen hatte und an seiner Seite konnte der Bezopfte sehen, wie sich die Züge des Blonden verfinsterten, was ihm augenblicklich sagte, das Kyo mit der Unterbrechung ihres Gespräches alles andere als glücklich war – wohl weil der Sänger wusste, das sich der Drummer kein weiteres Mal darauf einlassen würde. Einen Augenblick später jedoch war dieser Blick wieder verschwunden, dann zuckte der Kleinste von ihnen mit den Schultern und fuhr sich einmal durch das Haar. „Hm, na dann, sollten wir unsere zwei Gitarristen wohl nicht länger warten lassen, sonst hat Kao wieder einen Grund zum meckern, ne? Also, kommt ihr?“ Der Sänger war zu der Tür hinüber getreten, doch noch bevor der Langhaarige ihm folgen konnte, legte sich eine der Hände des Größeren auf seine Schulter, hielt ihn so auf, auch wenn Toshiya ihn dabei nicht ansah. „Kyo, kannst du draußen auf uns warten? Wir kommen gleich nach, ich muss nur kurz etwas mit Shinya klären.“ „Hmpf, soll mir Recht sein.“ Auch wenn die Worte desinteressiert klangen, so konnte man an der ganzen Art und Weise des Blonden erkennen, das dieser sich sträubte, doch offenbar hatte Kyo keine Lust sich schon wieder in Sachen Starrsinn zu messen und so verließ der Kleinere die Toiletten, doch der Ältere sprach erst weiter, nachdem sich die Tür vollständig geschlossen hatte. „Shinya..., geht es dir gut?“ Diese Frage hatte der Bezopfte kommen sehen und so nickte er leicht, drückte unbewusst seinen Rücken durch, vielleicht um stärker zu wirken. „Ja.“ „Das glaube ich dir nicht, ich mache mir Sorgen...“ Wieder entfloh dem Langhaarigen ein lautloses Seufzen, die konstante Furcht der Anderen um ihn schien sich wie das I-Tüpfelchen auf einem Berg von Steinen zu setzen, der ohnehin schon auf seinen Schultern ruhte. „Totchi, es ist alles in Ordnung, hast du mich deswegen aufgehalten, weil du dir Sorgen machst?“ „Nein... doch... ja, ich meine...., ich wollte mich bei dir entschuldigen.“ Irgendwie war der Schwarzhaarige in Stolpern gekommen und wenn Shinya es ehrlich zugab, dann wusste er nicht genau, was den Größeren denn nun bewegt hatte, alleine mit ihm sprechen zu wollen und so zog er eine Braue in die Höhe, wartete darauf, dass sich Toshiya sammeln und dann klarer ausdrücken würde. „Ich wollte mich, für das was ich zu dir, in diesem Lokal gesagt habe, entschuldigen. Es war nicht mein Recht so etwas zu behaupten, zumal ich weiß, das dir die ganze Sache nicht egal ist und...“ Leicht schüttelte der Drummer seinen Kopf, es hätte ihm klar sein müssen, das diese Sache etwas sein würde, das dem emotionalen Bassisten schwer auf der Seele liegen würde, auch wenn er schon einmal gesagt hatte, das es in Ordnung war. „Schon gut. Ich weiß, das du es nicht ernst gemeint hast und bin dir auch nicht böse. Komm, wir sollten jetzt endlich gehen, bevor Kao doch noch einen Anfall bekommt.“ „Shinya, danke.“ Die Arme des Größere schlossen sich um ihn und obwohl Shinya mit dieser Umarmung gerechnet hatte, so überraschten ihn doch die Empfindungen, die sie in seinem Inneren loslösten und die den Bezopften nahezu anflehten einfach los zulassen, seine Kontrolle wenigstens für ein paar Augenblicke aufzugeben, bevor er an ihr ersticken würde. Doch Shinya ignorierte die Stimmen seiner Seele ebenso, wie er die Warnungen seines Körpers fort wischte, er tolerierte diese Schwächen schlicht nicht und so blieben auch seine Augen trocken, obgleich ihm die Tränen vielleicht geholfen hätten. ~~~~~ Der Ältere löste sich nach einem Moment wieder von seinem Freund, ging danach gemeinsam mit Shinya zum Ausgang. Auf dem Gang Trafen sie auf ihren Sänger, welcher scheinbar schon ungeduldig auf sie wartete und noch immer eine unfreundliche Miene auf dem Gesicht trug. Irgendwie beschlich den Bassisten das Gefühl, das der Kleinere sauer auf ihn war, so beschloss er, den Sänger darauf anzusprechen, doch nun sollten sie erst mal sehen, dass sie zu ihrem Interview kamen. Nach einem kurzen Klopfen, öffnete Toshiya die Tür und betrat gemeinsam mit Kyo und Shinya den Raum, bemerkte dabei, wie die Anwesenden auf sie blickten, ehe sich die Drei neben den beiden Gitarristen nieder ließen, eine leise Entschuldigung murmelten, für ihr zu Spät kommen, was von ihrem Leader mit einem Kopfnicken bedacht wurde. „So now, that the Band is complete, can we beginn?” “Yes, sure. Sorry for the interruptions.” “Oh, no problem. It´s Ok.” Nachdem Riku ihnen das Gespräch mit Matthew übersetzt hatte, konnten sie sich nun voll und ganz auf ihr Interview konzentrieren. Der Ältere betätigte das Aufnahmegerät, welches die ganze Zeit vor ihnen auf dem Tisch gestanden hatte und nahm sich den daneben liegenden Block zur Hand. Es dauerte nicht lange bis der Engländer seine erste Frage stellte und ihr Dolmetscher ihnen diese übersetzte, war es wie immer etwas kompliziert mit diesen Übersetzungen vom Englischen in ihre Landesprache, doch war die Band dies mittlerweile gewöhnt, so das sie entspannt dem Ganzen entgegen blickten. Die fünf Freunde überlegten kurz, nach dem sie verstanden hatten, was man von ihnen wissen wollte und erkannten, dass die Frage mal wieder nichts mit ihrer Band zu tun hatte, sondern nur der Neugierde der Medien diente, dennoch antworteten alle brav, auch wenn sie wirklich nicht wussten, von welchem Interesse es sein könnte, das man diese Dinge von ihnen kannte. Doch was tat man nicht alles um die Leute zu befriedigen. Riku deutete dem Journalisten, das die Bandmitglieder in einer bestimmten Reihenfolge antworten würden, etwas, dass sich mit den Jahren eingebürgert hatte und eine Übersetzung oder klare Aufreihung ihrer Antworten einfacher gestaltete. Der Langhaarige nickte, hob kurz eine Hand, damit er die Möglichkeit hatte, die Namen der Gruppe auf die rechte Seite des Blattes zu schreiben, um sie später richtig zuordnen zu können und so ergab sich am Ende folgendes Bild – Kyo würde als erster antworten, ihm würde der Leader folgen, danach würden Die und Toshiya und als letztes Shinya sprechen. „Was ist deine Größe, Gewicht, Blutgruppe und Schuhgröße?“ „145 cm, 46 kg, AB, 22.5 cm (36 ).“ “170 cm, 52 kg, A, 25.5 cm (39,5).” “165 cm, 90 kg, B, 29.5 cm (45).“ “178-179 cm, 58 kg, B, 26.5 cm (41).” “170 cm, 42 kg, B, 24 cm (37,5).” Toshiya lächelte leicht, natürlich hakte der Ältere bei der Antwort ihres Sängers noch einmal nach, denn schließlich konnte dieser sehen, dass der Blonde nicht wirklich so klein war wie er es angegeben hatte, aber da Kyo nicht weiter darauf ein ging, ließ es der großgewachsene Mann schließlich bleiben Danach fuhr der Blauäugige weiter mit seinen Fragen fort, welche, wie der Bassist feststellte, genauso wenig Sinn ergaben, wie die erste und es ihn deswegen nicht wunderte, dass der Blonde auch diese in seiner typischen Art beantwortete. Es gab wenige Bereiche, in deren ihr Sänger ehrlich war, zumindest die welche sein Privatleben betrafen. „Welchen Namen hat die Zigarettenmarke, die du rauchst?“ „Pflaumengeschmack paipo.“ “Mild Seven Light.” “Salem Light.” “Virgina Slims Menthol Super Slims.” „Mag ich nicht.“ Leicht tippte der Langhaarige mit dem Stift gegen den Block, die nächste Frage beschäftigte sich zwar noch immer nicht mit der Musik der Band, dennoch interessierte sie ihn auch persönlich, da er sich im Vorfeld mit der Kultur Japans auseinander gesetzt hatte. „Welches Essen magst du bez. magst du nicht?“ „Skorpione/Skorpione.” “Curry, Salat, Hamburger, Schokolade, Sushi/Garnelen.” “Käseomelett, Kartoffeln und Speck - weil es mich an das Frühstück erinnert/Sashimi.“ „Ich habe nicht wirklich ein Lieblings- oder Nicht-Lieblingsessen.“ „Quallen/zu viel.“ Also diese Antwort wollte Matthew Kyo nun wirklich nicht durch gehen lassen und so schüttelte er leicht den Kopf, die Art des Blonden amüsierte ihn. Für einen kurzen Moment herrschte Schweigen, nachdem sie alle geantwortet hatten, ehe ihr Interviewer sich mit Riku unterhielt, sich dieser dann Kyo zuwendete und ihn direkt ansprach. „Kyo, dein liebstes Essen besteht also aus Skorpionen und das, was du nicht magst, auch? Und das sollen wir dir glauben?“ * Ihr blonder Sänger zuckte nur mit den Schultern, was soviel heißen sollte, wie ‚Du kannst mir glauben oder nicht, die Entscheidung überlasse ich dir’ und da es dieser Geste keiner Übersetzung bedurfte, wand sich der Braunhaarige gleich dem nächsten Mitglied zu. „Shinya, du magst Quallen?“* „Ja.“* Nun war es um Toshiya und Die geschehen, die ein Lachen nicht weiter unterdrücken konnten, als sie das verzogene Gesicht Matthews betrachteten und dieser schüttelte einmal mehr angeekelt den Kopf, ehe er weiter machte. „Was ist dein wichtigster Besitz?“ Aus den Augenwinkeln sah der Journalist, wie sich die Stirn des Drummers in leichte Falten legte, wie als würde den Langhaarigen etwas stören, doch eine Sekunde später glätteten sich die Züge schon wieder, wurde der Engländer von Kyo abgelenkt, der soeben auf seine Frage antwortete. „Sicherheitspins.“ „Die Gegenwart“, „Dieses "Ah, ich kann das Magazin nicht sehen!''“ „Die Leute, die ich bis jetzt getroffen habe, Dir en Grey.“ „Schatztruhe.“ Das Interview erwies sich, wie auch auf der Presskonferenz, als ein ständiges Frage- und Antwortspiel, jedoch nicht annähernd so steif, denn die Band bemerkte die lockere Art Matthews, der immer wieder mal lachte, nachdem er ihre Antworten von Riku erklärt bekommen hatte und sich während dessen einzelne Notizen auf seinem Block notierte. Es war ihnen auch bewusst, das ihr Gegenüber durch aus ahnte, wann jemand die Wahrheit sagte oder nicht, aber dass dieser nicht allzu sehr nachhakte und durchaus sympathisch war, lockerte die Atmosphäre. Die folgende Frage war für den Journalisten ebenfalls von persönlichem Interesse, wenn man es auf den Punkt brachte, dann hätte Matthew gerne mit jedem Mitglied der Gruppe ein langes, einzelnes Gespräch geführt, doch das hatte die Redaktion ihm verwehrt. „Wann fühlst du "Glück"?“ „Wenn ich wieder schlafen kann.“ „Während einem Konzert, oder wenn ich nichts tun kann.“ „Wenn ich Shinya nerve.“ „Wenn ich schlafe.“ „Wenn ich alleine bin.“ Für einen Moment traf der Langhaarige den Blick des zweiten Gitarristen, welcher nach seiner Antwort zu dem Bezopften hinüber gesehen hatte, doch dieser hatte den Größeren entweder nicht bemerkt oder aber schlicht ignoriert. „Die, was gefällt dir so sehr daran Shinya zu nerven?“ * „Das kann ich dir nicht wirklich beantworten.“ * Matthew nickte ergeben und stellte seine nächsten Fragen. „Hast du das Meer lieber, oder die Berge?“ Wie sich heraus stellte war Kyo der einzige der die Berge mochte, denn die beiden Gitarristen einigten sich auf das Meer, während Toshiya mit einem 'heißem Frühling' etwas ganz anderes bevorzugte und sich Shinya hingegen, mit einem schlichten 'Nichts', äußerte, was Matthew Antwort genug war. Die nächste Frage die ihr Dolmetscher ihnen übersetzte, ließ die jungen Männer etwas die Augenbrauen hochziehen und innerlich doch Überlegungen aufkommen, von wem der Ältere die Fragen hatte, die er ihnen stellte, denn dies war wirklich eine sehr persönliche, die eigentlich niemanden zu interessieren hatte. Dennoch zuckten Kaoru als auch Die nach einem kurzen Moment die Schultern, keiner hatte ihnen gesagt, das sie diesmal bei der Wahrheit bleiben mussten. „Sag uns, was du zum Schlafen trägst.“ „Nur Socken.“ „Passendes Kleidungsstück.“ „Ich schlafe in der Form des Wortes "dai“.“ „Ich belasse es an dir, es dir vorzustellen.“ „Pyjama.“ Warmes Gelächter brach unter den fünf Freunden aus, als sie sehen konnten, wie der Ältere leicht Rot anlief, nachdem Riku ihm Toshiyas Antwort übersetzt hatte und aufgrund dieser ungesunden Gesichtsfarbe, wollten sie lieber nicht wissen, was sich der groß gewachsene Mann nun vorgestellt hatte, welcher peinlich berührt den Kopf senkte., aber vor allem versuchte der Langhaarige zu vermeiden, in die Richtung ihres Bassisten zu blicken. Es vergingen ein paar Minuten bis sich ihr Gegenüber wieder beruhigt hatte, ein paar Schlücke von seinem Wasser nahm, einmal tief durch atmete und danach sich wieder dem Interview widmete. „Was ist deine Rolle in der Band?“ Der blonde Sänger legte leicht den Kopf schief, als Riku zu Ende gesprochen hatte und zuckte dann nur mit den Schultern. „Ein unwichtiges Mitglied.“ Kaoru hielt sich selbst für den ernsten Typ, Die hingegen für den schlechten, Toshiya definierte seine Rolle in der Band über sein Instrument, während dessen Shinya schlicht ein 'Groß' äußerte, eine nicht allzu klare Aussage. „Ist deine Rolle die des ernsten Typen oder die des Idioten?“ Wieder herrschte einige Sekunden schweigen zwischen ihnen und dieses Mal war es der Bassist, der den Eindruck erweckte, als würde etwas nicht stimmen, doch wie schon zuvor, hatte Matthew keine Möglichkeit, seine Besorgnis zu äußern. „Ich denke, ich bin der extrem ernste Typ.“ „Ah! Die gleiche Frage.“ „Ich bin Experte in beidem.“ „Beides by Die.“ „Nichts.“ Matthew nickte wieder nur, hoffte das er die, zum Teil, lächerlichen Fragen bald hinter sich gebracht haben würde, denn er wollte nicht wieder einen peinlichen Moment erleben, wie nur wenige Minuten zuvor. Innerlich schimpfte er über seine Kollegen die ihm dies eingebrockt hatten, denn diese waren dafür verantwortlich gewesen, die Fragen zusammen zu stellen. Doch brachte es nichts, weiter darüber nach zu denken. So fuhr er das Gespräch mit den freundlichen, jungen Männern fort. „Welches Mitglied ist am launischsten? Bitte sag auch den Grund.“ „Kyo, weil er ein Warumono ist.“ „Die, weiß nicht.“ „Shinya, er wird glücklich oder wütend ohne Grund.“ „Shinya, ich kann nicht sagen warum.“ „Andere als Shinya, denn Shinya hat keine Gefühle.“ Eine der Brauen des Journalisten hob sich, ob der Aussage des Bezopften und sich ein wenig in seiner Position verändernd, blickte er den Drummer direkt an. „Du hast also wirklich keine Gefühle, Shinya?“ * „Nein.“ * Der Langhaarige hatte ihm ebenso wortkarg geantwortet wie auch zuvor, die dunklen Augen ruhig auf den Engländer gerichtet, welcher nur leicht den Kopf senkte und dann fort fuhr. „Ohne was kannst du nicht leben?“ „Handtuch“ „Kleider, Unterhose, Handtuch, Zahnbürste, Shampoo, Konditioner, Waschmaschine, Waschmittel, Fön, Rasierer, Kamm, Spiegel, Kissen, LD, Video, Buch, elektrische Geräte, Wasser, Gas.“ „Kontaktlinsen, Handy, Zigaretten.“ „Essen.“ „Gemüsesaft.“ Matthew lachte leicht auf, als er die Antworten von Kyo, Die und Kaoru hörte, diese Jungs hatten wirklich einen guten Sinn für Humor, etwas, das nicht sehr üblich war für eine Band, mit ihrem Musikstil. Die meisten Musiker, antworteten erst gar nicht auf solche Fragen und es war doch erfrischend, im Gegensatz zu sehen, wie locker die meisten Bandmitglieder von Dir en grey waren. „Die Frage geht an Die, Kyo und Kaoru. Ihr habt jetzt ein paar Dinge aufgezählt, der eine mehr der andere weniger. Glaubt ihr, ihr würdet mit diesen Sachen auf einer einsamen Insel überleben?“ * „Natürlich, du weißt ja nicht, was man mit einem Handtuch alles machen kann.“ * Der Leader hob eine Schulter, in einer so fließenden und eleganten Geste, dass es fast schon sinnlich wirkte, bevor er sich violette Strähnen aus dem Gesicht wischte, auf die Frage antwortete. „Für mich sind diese Sachen nun mal alle sehr wichtig. Ich müsste erst mal in solch eine Situation kommen, um dir deine Frage zu beantworten.“ * „Also ich denke ich könnte gut mit diesen drei Dingen leben.“ * „Wann hast du dir zum ersten mal dein Haar gefärbt, Kyo?“ „Als ich in Chuugaku [1] war. Ich weiß nicht mehr, welches Schuljahr es war, aber ich färbte mein Haar leicht Braun. Allerdings passierte es in der Zeit, in welcher ein ‚Schulfoto Tag’ statt finden sollte und so wurde ich dazu ‚gezwungen’ mein Haar am nächsten Tag wieder zurück ins Schwarze zu färben. Dies hatte nichts mit meiner Band zu tun. Ich war einfach gelangweilt mit meinem schwarzen Haar. Wenn du in Chuugaku bist, ist schwarzes Haar nicht sehr Populär. Wie auch immer, mein Lehrer sagte ‚Dein Haar ist sehr Braun’ und als ich antwortete ‚Ja, es ist braun’ sagte er ‚Lass uns Färbemittel kaufen auf dem Nachhauseweg’. Ich konnte ihm nicht entkommen und so kaufte er mir dass Färbemittel und ich war gezwungen es zu benutzen, als ich zu Hause war.“ „Und du Kaoru?“ „Ich mochte rotes Haar sehr gerne. Aber es war mir nicht erlaubt mein Haar rot zu färben, deswegen habe ich ‚okishido~ru’ [2] benutzt, so dass mein Haar nur langsam eine braune Farbe annahm damit meine Eltern es nicht bemerken würden.“ Ein Lachen perlte von den Lippen des Violetthaarigen als er sich an damals zurück erinnerte, ehe er weiter sprach. „Und als mir von meinen Eltern gesagt wurde ‚Dein Haar ist irgendwie Braun’ habe ich gelogen und behauptet ‚Dass ist nur so, weil ich immer zum Schwimmen gehe’ schließlich waren zu der Zeit Sommerferien. Aber eigentlich kann ich gar nicht schwimmen.“ Wieder lachte der Älteste der Band leicht auf, sehend, das auch sein Gegenüber sich nicht beherrschen konnte nach dieser, eigentlich doch amüsanten Geschichte. „Die?“ Der Gitarrist lehnte sich mit einem schmalen Grinsen in die Polster seines Sesseln zurück, einen Arm über dessen Lehne geschlungen und wippte leicht mit dem Fuß, als er sprach. „Ungefähr am Ende von Kou 3 [3]. Ich habe das Eine benutzt, wo du nur dein Haar einsprühen musst und es danach mit dem Haartrockner trocknen musst, um es zu färben. Das ist der Grund, warum du es nicht sehen kannst, wie sich die Farbe ändert ,wenn du es benutzt. Dein Haar färbt sich wirklich erst dann, wenn du den Haartrockner benutzt. Ich dachte, es wäre wirklich schlimm, wenn mein Haar plötzlich Gelb wäre, deswegen war ich der Meinung, wäre es gut, wenn ich meinen Lehrer langsam mit der Veränderung meiner Haare vertraut mache und es jeden Tag ein bisschen färbe. Aber einen Tag vor meinem Abschluss, sagte mir mein Lehrer, das ich mein Haar wieder schwarz färben soll. Der Grund war, weil ich ein Vertreter meiner Schulklasse war und auch ein Abschluss Zertifikat bekommen würde. Darum habe ich an meinem Abschlusstag eine Menge schwarzen Farbspray benutzt und bin dann gegangen. Matthew wandte sich dem Bassisten zu, welcher in diesem Moment ein Schluck seines Wassers getrunken hatte, dieses nun auf seinem rechten Bein balancierte, dass er angewinkelt auf sein Linkes gelegt hatte. „Toshiya?“ „Als ich in Chuugaku war. Ich kannte damals noch nicht die Existenz von guten Bleichmitteln.“ Der Bassist lachte, er würde seine ersten Erfahrungen mit Färbemitteln wohl nie vergessen. „Jeden Tag habe ich immer wieder ein bisschen 'okishido~ru' benutzt, um die Farbe meiner Haare zu ändern. Als ich koukou [4] startete, hatte ich meine Haare in der Farbe von der ich immer geträumt hatte, Blond. Natürlich war es in der Schule nicht erlaubt.“ Wieder musste der Schwarzhaarige lachen, als er sich an den Aufstand seiner Lehrer zurück erinnerte, waren diese doch gar nicht so begeistert gewesen, einen Schüler mit gefärbtem Haar zu sehen. Auch die anderen stimmten in das Lachen mit ein, war es bei jedem von ihnen dass selbe gewesen. Doch hatten sie die Verbote, alle mit einem Schulter zucken hin genommen, schließlich hatten sie jetzt die Gelegenheit zu tun und zu lassen, was sie wollten. „Warum wolltest du schon immer blondes Haar?“ „Nun ja, der Grund warum ich Bass zu spielen begann war wegen J-san [5]. Ich sah ihn im TV und dachte ‚cool’ und dann wollte ich Bass spielen. Ich färbte meine Haare blond und begann Haarverlängerungen zu benutzen. Ich habe viele verschiedene Dinge getan.“ Der Journalist nickte leicht, als er das Lächeln des Schwarzhaarigen erwiderte, sich dann einmal mehr dem Drummer zuwand, welcher sich seit dem Beginn ihrer Unterhaltung nicht einmal bewegt zu haben schien. „Und du Shinya? Wann hast du dir das erste Mal deine Haare gefärbt?“ „Ich wollte schon immer meine Haarfarbe ändern, aber meine Schule war so streng, dass ich es nicht konnte. Ich versprach mir selbst, dass ich mir meine Haare nach dem Tag meines Abschlusses färben würde und wünschte es mir für drei Jahre. Der Moment, als mein Abschluss Tag vorüber war, ging ich zu einem Freund und Kyo-kun [6] färbte meine Haare braun für mich.“ Der Drummer lächelte leicht, während er zu seinem Sitznachbar blickte, der ihm ein Grinsen schenkte, beide in Erinnerung an diesen Tag. „Kyo hat dir also beim Haare färben geholfen?“ * „Ja.“ * „Was waren deine Gefühle als du dein braunes Haar hattest, nach dem du es so lange wolltest?“ „Wow. Aber zu der Zeit, wurde es nicht wirklich Braun. Danach, bin ich zum Frisör gegangen und bekam fast blondes Haar.“ „Das war es. Warst du dann zufrieden?`“ „Ja.“ Gerade als der Langhaarige sich seinen nächsten Fragen widmen wollte, wurde er von einem Klingeln eines Handys unterbrochen, griff in die Tasche seiner Weste, zog das kleine Gerät aus dieser hervor und antwortete dem Anrufer, jedoch nicht ohne seine Gesprächspartnern einen entschuldigenden Blick zu schenken. „Jones?“ „Ah, yes sure. Just a moment please.” “I`am very sorry, but I have to leave you alone, for about a few minutes. I hope you don`t mind and forgive this interruption.” “Don´t worry it´s ok. We will wait, until you come back.” “Thank you.” Nach diesen Worten verließ Matthew den Raum und Riku erklärte ihnen, was das letzte geführte Gespräch zu bedeuten hatte. Danach waren sie ganz froh für diese eigentlich ungewollte Unterbrechung, nahmen die Raucher unter ihnen eine Pause nur zu gerne in Anspruch. Dass Interview hatte die einzelnen Bandmitglieder etwas aufgelockert und keiner von ihnen dachte im Moment noch über den Unfall des heutigen Tages nach. ~~~~~ Bis auf den Sänger waren die Raucher unter ihnen auf den kleinen Balkon des Raumes gegangen, zwar hätten sie auch während des Interviews Züge ihrer Zigaretten genießen können, doch irgendwie war keiner von ihnen auf die Idee gekommen, genau das zu tun. Nun standen Die und Kaoru gegen die Balustrade gelehnt, unterhielten sich miteinander, bis der Rothaarige nickte und den Rest seiner Salem davon schnippte, derweil er seine Brauen leicht zusammen schob, was seinen Geliebten dazu bewegte, eine Hand um den Oberarm des zweiten Gitarristen zu schließen, noch eindringlicher auf diesen ein zu reden, so zumindest wirkte es auf Shinya, als er die beiden beobachtete. Auch der Bassist war auf dem Balkon, doch saß dieser ein wenig abseits in einen Stuhl, welcher so platziert war, als wäre er nur für den Schwarzhaarigen alleine dort hingestellt worden, der in diesem Moment seine Beine übereinander schlug, sich bewegte und das Gesicht verzog, eine Geste, die dem Bezopften sofort auffiel, weswegen sich seine Stirn in leichte Falten legte. Offenbar hatte sich Toshiya eine schmerzhafte, wenn auch nicht unbedingt schwerwiegende Verletzung an der Schulter zugezogen, denn der Ältere achtete sehr darauf, sich nirgendwo an zu lehnen und selbst während ihres Gespräches mit Matthew, war der Andere nur langsam in die Polster der Couch zurück gesunken. „Kann ich mir deinen Knöchel ansehen?“ Die Stimme seines Freundes riss den Langhaarigen aus seinen Beobachtungen des Älteren und mit einem lautlosen Seufzen wand er sich dem plötzlich zurück gekehrten und neben ihm sitzenden Kyo zu, der, von welchem Ort auch immer, zerstoßenes Eis hervor gezaubert hatte. „Es ist nicht schlimm.“ „Das überlasse meinem Urteil, du würdest wahrscheinlich auch aushaaren, wenn du dir ein paar Rippen gebrochen hättest.“ Shinya schwieg in Erwiderung, als er schicksalsergeben seinen Stiefel öffnete, bevor Kyo sein Bein unter dem Hacken anhob und nach oben über die Knie legte, wobei der Vocal so geschickt vorging, dass ihrem Leader nichts auffallen würde, es sei denn Kaoru entschloss sich dazu, zu ihnen zurück zu kehren. Der Blonde löste das weiche Leder um das Bein des Jüngern, bis er den Stiefel ausziehen konnte, verharrend, als Shinya tiefer einatmete, doch auf seinen Blick hin schüttelte der Braunhaarige nur leicht seinen Kopf und so nahm der Kleinere seine Arbeit wieder auf, schob auch die Socke nach unten, auch wenn er diese nicht ganz auszog. Behutsam glitten die Finger seines Freundes über den angeschwollenen, bereits leicht blau verfärbten Knöchel, bewegten den Fuß sacht, doch das Gelenk schienen in Ordnung zu sein, etwas, dass Kyo ein Stück weit beruhigte. Einen kurzen Blick warf der Kurzhaarige auf ihre restlichen Freunde, nun war auch Toshiya an die Brüstung getreten und blickte in eine Richtung, in welche Die mit einem breiten Grinsen deutete, was Kyo zu dem Entschluss brachte, dass er gar nicht sehen wollte, was auch immer es dort zu entdecken gab. Der Drummer zuckte leicht zusammen, als das Tuch mit dem kühlen Eis um seinen Knöchel gelegt wurde, zwar hatte Shinya mit der Berührung gerechnet, dennoch war sie wie ein kleiner Schock für ihn gewesen, weswegen Kyo kurz über sein Schienbein strich, dann die Socke über das Tuch hinweg nach oben zog, so dass es am Platz gehalten wurde und auch der sich eng anschmiegende Stiefel wirkte wie eine zusätzliche Stütze. „Danke.“ „Ist es jetzt besser?“ Auf die Frage des Vocal hin, nickte der Bezopfte leicht, er hatte den Schmerz schlicht zurück gedrängt, sich nicht darum gekümmert, doch er fühlte, dass ihm das Eis half, denn es betäubte das Brennen, dass er spürte, auch wenn er den Fuß vollkommen still hielt. Vielleicht hatte der Kleinere noch etwas sagen wollen, denn dieser hatte die Stirn noch immer in Falten gelegt, doch kehrten in diesem Moment die Anderen zu ihnen zurück und so schwieg Kyo, blieb neben dem Braunhaarigen sitzen, welcher seine Beine so stellte, dass der verbundene Knöchel verborgen blieb und wenige Sekunden später gesellten sich auch Matthew und Riku wieder zu ihnen, hoben sich die Lippen ihres Interviewers in einen kleinen, entschuldigenden Lächeln. „I apologize again for the interruption, but the call was very urgent.” Kaoru nickte für sie alle, als sich Matthew in den letzen freien Stuhl sinken ließ, Riku dem größeren Mann miteilte, dass es kein Problem gewesen war, schließlich waren sie zu spät erschienen. Mit einem weiteren Lächeln schaltete der Langhaarige das Tonband wieder ein, schlug seinen Block auf, als er sich in dem weichen Polster zurück lehnte. „Shall we continue?” Wieder ein Nicken seitens ihres Leader, dann stellte Matthew seine erste Frage, die fließend von Riku übersetzt wurde und dieses Mal war es der Rothaarige der sie beantwortete, nachdem er seinen Geliebten einen Moment angeblickt hatte. „Wer von euch arbeitet lieber im Studio, und wer bevorzugt es, auf der Bühne zu stehen?“ “Im Studio funktioniert es so: Alle fünf Mitglieder sagen ihre Meinung, und Kaoru setzt sie zu einer Meinung zusammen und bringt die Dinge zu einem Ende. Jeder setzt seine ganze Nervenkraft ein, im Studio und live.“ Matthew summte verstehend, eine kleine Anmerkung am Rand seines Ringbuches tätigend, bevor er wieder aufblickte, dieses Mal direkt zu Kaoru blickte. „Ist es manchmal schwer, fünf Individuen und fünf Meinungen zu vereinen?“ Der Langhaarige konnte beobachten, wie seine Gegenüber miteinander sprachen, jeder auf eine ganz besondere Art und Weise, die den freien Journalisten zu dem Entschluss brachte, dass er die Gruppe, sollte er länger mit ihnen zusammen sein, alleine an ihren Stimmen und Tonfällen erkennen würde, sowie in diesem Moment in welchem der Bassist, leise lachte, dann Riku zunickte, der dem Interviewer deutete, dass die folgenden Worte als eine Meinung der gesamten Band zu sehen waren. „Es macht Spaß und ist wirklich aufregend.“ Die Lippen des Engländers hoben sich in einem Lächeln, eine interessante Aussage, die ihm indirekt zu verstehen gab, dass selbst wenn es Probleme innerhalb Dir en greys gab, die Öffentlichkeit nicht von ihnen erfahren würde... eine Tatsache, die man nicht von allen existierenden Musikern und Bands sagen konnte. Einen kleinen Schluck seines Wasser trinkend, dass ihnen schon vor der Pause hingestellt worden war, legte der hochgewachsene Mann den Kopf auf die Seite, schlug mit dem Stift gegen den oberen Rand des kleinen Buches in seinem Schoss. „Nun ein paar Fragen an einzelne Mitglieder: Kyo, was gefällt dir daran, ein Sänger zu sein, und was magst du daran nicht?“ Riku beugte sich zu Kyo herüber, übersetzte ihm die Frage und als erstes reagierte der Vocal mit einem Schulterzucken, bis er sich doch zu einer Antwort durchrang, wahrscheinlich, weil er gesehen hatte, wie der Violetthaarige mit den Augen rollte. “Ich kann nicht so einfach sagen, was gut und was schlecht ist.“ Matthew nickte leicht, veränderte sich in seiner Position, während er weiter sprach. „Ich habe gehört, dass du ein leidenschaftlicher Schläfer bist, aber du bist ein sehr energiegeladener Mensch. Man sagt "Der Schlaf ist der kleine Bruder des Todes". Was fasziniert dich am Schlafen?“ Nun entfloh er Kehle des Blonden ein dunkles, belustigtes Glucksen, als dieser leicht seinen Kopf schüttelte. „Ich bin kein so aktiver Mensch, wie du denkst. Kein Schlaf heißt sterben.“ Der Journalist nickte kurz, dann wand sich der Mann dem nächsten Mitglied der Band zu. „Kaoru, du giltst als Workaholic. Wann immer es ein Problem mit einer Plattenfirma oder einem Veranstalter gibt, kümmerst du dich um eine Lösung. Im Studio scheinst du ebenfalls derjenige zu sein, der als Letzter das Licht ausmacht. Was für eine Art Energie lässt dich weitermachen und kämpfen, anstatt aufzugeben?“ Es dauerte einen Moment, bis der Violetthaarige antwortete, Kaoru seine Brauen in einer nachdenklichen Geste zusammengezogen hatte, während er mit einem Finger über den Rand seines Glases strich. „Ich denke, das ist eine der Herausforderungen im Leben. Und ich will nichts Gutes wegen etwas Schlechtem verlieren.“ „Ist es manchmal hart, sich für alles verantwortlich zu fühlen? Wie schaffst du es, die Dinge weiter- und voranzutreiben?“ Die Lippen ihres Leader hoben sich in einem Lächeln, dass schon fast eine zärtliche Note hatte, als sich die Hände des Kurzhaarigen hoben, nach etwas griffen, dass nur Kaoru selbst sehen konnte. “Das ist nicht schwer. Ich glaube fest, dass ich schwierige Situationen meistern kann.“ Eine Hand des Rothaarigen legte sich auf die Schulter des Leaders, drückte diese behutsam, die unscheinbarste Geste, die Die seinem Freund in diesem Moment schenken konnte, auch wenn er den Anderen gern in seine Arme geschlossen hätte. Matthew erstaunte diese jungen Männer, die trotz ihrer zum Teil harten Musik und den dunklen Texten ein sehr weiches Auftreten besaßen, in ihrem Bund mehr wie Brüder oder enge Freunde miteinander umgingen, als sich als ‚reine’ Kollegen zu sehen, etwas, dass der frei schaffende Reporter schon oft genug erlebt hatte... es machte dieses Interview erheblich persönlicher und für einen Moment bereute der Langhaarige, dass er keine Kamera mitgebracht hatte. „Toshiya, eine fast schon philosophische Frage: Was ist deiner Ansicht nach der Sinn des Lebens?“ Der Bassist lachte, ein warmer und sehr sympathischer Laut, der von den glitzernden Tiefen des Schwarzhaarigen unterstützt wurde. „Ich wollte diesen Sinn wissen, deshalb bin ich in einer Band.“ An seiner Seite gluckste Riku leise, verbarg das Lächeln hinter den Fingern, bevor er die Antwort des jungen Mannes übersetzte, Matthew kurz grinste, dann stellte er die nächste Frage. „Du bist ein sehr kreativer Mensch. Ist da noch einiges zu erwarten?“ Eine Schulter leicht in die Höhe ziehend, strich sich der schlanke Mann durch die dunklen Strähnen. “Im Moment habe ich keine Zeit, an Anderes zu denken.“ Mit einem Summen richtete der Langhaarige seine Aufmerksamkeit auf das nächste Mitglied der Band, musterte Shinya erst einige Sekunden, wie er es auch bei allen anderen getan hatte. Die dunkeln Augen des Bezopften blickten ruhig zu ihm zurück und von allen anwesenden Personen schien der Braunhaarige der verschlossenste zu sein, ein Eindruck der sich in den nächsten Minuten bestätigen würde, oder eben auch nicht. „Shinya, du giltst als Fels in der Brandung. Gibt es irgendwas, das dich dennoch die Fassung verlieren lässt?“ Sein Gegenüber schwieg eine Weile, nachdem ihm die Frage übersetzt worden war und zu der Überraschung des Journalisten drehten auch die anderen Männer ihren Kopf in Richtung des Zierlichsten von ihnen, blickten diesen mit unterschiedlich ersichtlicher Neugierde an, doch die Antwort des Befragten war so kryptisch, dass der Interviewer nicht schlau daraus wurde. „Wenn ich verrückt werde.“ “Was ist dein "Training", ein so talentierter und energetischer Schlagzeuger zu sein?“ Dieses Mal folgten die erwidernden Worte schneller, vielleicht, weil dem Langhaarigen das jetzige Thema mehr zusagte. “Jeden Tag bei Gesundheit zu sein.“ Matthew nickte, dann richtete er die Augen zurück auf sein Buch, noch zwei weitere Fragen und dann würde das Interview beendet sein. „Wenn es Dir en grey nicht gäbe, was würdet ihr jetzt tun, außer Musiker zu sein?“ Die fünf Musiker reagierten fast alle auf die selbe Art, als sie erst kurz blinzelten und dann ihren Kopf leicht schräg legten oder diesen leicht schüttelten, bis sie antworteten, der Dolmetscher nacheinander übersetzte, weder Kyo noch Kaoru, Die oder Shinya hatten je über diese Möglichkeit nachgedacht, lediglich Toshiya war der Meinung, dass er etwas vollkommen anders machen würde, ein Umstand, der den Langhaarigen nicht sonderlich verwunderte. „Was sind eure Pläne für die Zukunft?“ Wieder unterhielt sich die Gruppe einen Augenblick lang, bevor Kaoru Riku zunickte, diesem etwas sagte, dass der Reporter wie schon zuvor als Antwort der gesamten Band wertete. “Wir hoffen, dass es nicht so läuft, wie wir es geplant haben - das heißt, wir wissen nicht, was passiert.“ Ob dieser Worte lachte Matthew warm, sich erhebend und auch die restlichen Männer taten es ihm gleich, als er sich für das entspannte Interview bedankte und ihnen weiterhin viel Erfolg wünschte, leider würde er sie nicht nach draußen bringen können, da man ihn dringend erwartete. Ende Part IV - Restless [1] weiterführende Schule (Highschool) [2] Haarfärbemittel [3] weiterführende Schule (Highschool. Information nicht sicher) [4] Akademie, Universität (Information nicht sicher) [5] san (Frau, Fräulein, Herr) [6] kun (Anrede für enge (männliche) Freunde, die sich ungefähr im selben Alter befinden) * diese mit Stern gekennzeichneten Stellen sind frei von uns erfunden Kapitel 5: Part V – Dream ------------------------- Anmerkung: ( ) dieses Zeichen steht für Träume Part V – Dream Erleichtert verließen die fünf Mitglieder von Dir en grey, gemeinsam mit ihrem Dolmetscher und Betreuer, das Taxi, welches sie ins Hotel gebracht hatte. Tao, der sich während des Interviews im Hintergrund gehalten hatte, war gleich nachdem sie das Gebäude der Zeitschrift verlassen hatten, wieder in eine ‚Mutterhenne’ transformiert und besorgt um sie rumgewuselt, berichtete ihnen, dass ihr Fahrer leider noch immer keinen neuen Tourbus zur Verfügung gestellt bekommen hatte und sie deswegen, abermals ein Taxi benutzen mussten. Innerlich war Toshiya ganz froh darüber, denn er war wirklich nicht erpicht darauf gewesen, am heutigen Tage noch mit einem Van zu fahren, besonders nicht, nach all dem was geschehen war. Auf dem Weg zum Eingang fiel der Blick des Bassisten unbewusst und eigentlich auch zum ersten Mal auf den Namen ihres Hotels und ließ ihn überrascht eine seiner Augenbrauen in die Höhe ziehen, ehe er die anderen ansprach. „Sagt mal, kommt es mir nur so vor, oder werden wir von dem Sänger L'Arc En Ciels verfolgt?“ Auf die fragenden Blicke hin, deutete der Schwarzhaarige nach oben, auf die großen Schriftzeichen genau vor und über ihnen, bemerkte dabei, dass auch seine Kollegen ob Grund dieser Tatsache etwas überrascht waren. „Hm, also entweder ist der gute Hyde hier in England sehr berühmt oder es ist einfach nur Zufall. Aber wie kommt es eigentlich, dass wir in einem Hotel übernachten, von dem wir vorher gar nicht den Namen wussten?“ Kaoru zuckte auf die Aussage seines Geliebten nur mit den Schultern, ehe er ein ‚typisch Management’ murmelte und damit das Thema für ihn erledigt war, als er weiter ging und die anderen ihm folgten. Eigentlich wäre es dem 23-jährigen lieb und teuer gewesen, wenn er sich nun endlich erholen könnte, vielleicht noch etwas essen, dann Duschen, anschließend in das bequeme Bett, doch er wusste, dies war ihm und seinen Kollegen, noch nicht vergönnt. Tao hatte schließlich darauf bestanden, dass sich sämtliche Mitglieder der Band, als auch die Unfallbeteiligten, von einem Arzt untersuchen lassen sollten, was dem Schwarzhaarigen ein leichtes Seufzen entlockte. Allerdings ergab er sich, wie die Anderen, seinem Schicksal, folgte seinen Freunden nach oben in die vierte Etage, in ihr Penthouse und hoffte, es würde nicht allzu lange dauern, bis er endlich seine Ruhe erhalten würde. Nachdem sich der Bassist im Bad etwas frisch gemacht hatte, verließ er den kleineren Raum und traf im Wohnzimmer auf Kaoru, der gerade dabei war, ihre Bestellungen für das Abendessen an den Zimmerservice auf zu geben. Er setzte sich auf die Couch und nach kurzer Zeit gesellte sich Shinya zu ihm, beendete der Violetthaarige sein Gespräch, während auch ihr Sänger, sowie Die erschienen, hatten sie beschlossen hier gemeinsam auf die Ankunft des Arztes zu warten, natürlich in Anwesenheit ihres besorgten Betreuer. Etwa eine halbe Stunde später, erklang ein Klopfen an der Zimmertür und wie meist, war es der Leader, welcher sich auch jetzt erhob, um zu öffnen. Eine Frau, etwa um die dreißig Jahre, mit schwarzem Haar und scheinbar japanischer Herkunft fand sich kurz darauf in dem Zimmer ein, trug einen ledernen Koffer mit sich und beäugte für einen Moment die im Raum anwesenden Personen, ehe sie sich vorstellte. „Guten Abend, mein Name ist Mentaka, Haruka, ich bin Ärztin und man hat mich hier her bestellt.“ „Guten Abend Doktor Mentaka-san. Mein Name ist Nikura, Kaoru und das sind meine Bandkollegen...“ Als der Älteste ihrer Band, auch seine Freunde vorstellen wollte, wurde er von der Ärztin unterbrochen, als diese abermals zu sprechen begann. „Verzeihen sie Nikura-san, aber Oraji-san, war so freundlich und hat mir bereits ihre Namen mitgeteilt und ebenfalls berichtet, dass sie alle heute Mittag in einen Unfall verwickelt waren. Ist das richtig?“ „Ja, das stimmt und Tao-kun war es auch, der um eine ärztliche Untersuchung gebeten hat.“ „Da hat ihr Betreuer weise gehandelt, denn so ein Unfall ist nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Sie alle werden sicherlich ein Schleudertrauma davon getragen haben, was sich allerdings erst am nächsten Tag bemerkbar machen wird, aber darauf komme ich zu sprechen wenn ich jeden von Ihnen einzeln untersucht habe. Wer von den Herren wäre denn mein erster Patient?“ Für einen Moment blickten sich die Mitglieder Dir en greys untereinander an, zuckten schließlich mit den Schultern, war es eigentlich egal, wer sich zuerst in Behandlung begeben würde, hatte sich niemand unter ihnen etwas ernstes zugezogen, doch bestand Kyo darauf, dass Shinya zuerst gehen sollte. Dies wurde, wie der Schwarzhaarige erkennen konnte, von dem Drummer mit einer gehobenen Augenbraue bedacht doch schließlich beugte sich der Jüngere dem Willen des Sängers, stand mit einem Seufzen auf und deutete der Ärztin mit ihm in sein Zimmer zu folgen. ~~~~ „Er geht zuerst.“ Weder die Stimme noch die Augen des Sängers duldeten einen Wiederspruch oder aber den Raum für Argumentationen und auch wenn Shinya, über dieses Verhalten nicht besonders glücklich war, so fügte er sich mit einem lautlosen Seufzen, da er die Gefühle seines Freundes nachempfinden konnte, seine Beweggründe verstand. Die Ärztin folgte dem Bezopften auf sein stummes Nicken in seinen Raum, nachdem sich dieser fließend aus seinem Sessel erhoben hatte, nun sacht die Tür hinter ihm schloss, eine Barriere zwischen sich und den Anderen aufbaute, die es ihm erlaubte den konstanten Griff auf seine Masken ein wenig zu lockern, denn als ihn die ältere Frau aufforderte sich auf den Stuhl, nahe des Schreibtisches zu setzen, entlastete er seinen Knöchel. „Möchten Sie, dass ich mir Ihren Fuß zu erst ansehe, Terachi-san?“ „Das wird nicht nötig sein, bitte fahren Sie so fort, wie Sie es geplant haben.“ Mit einem schmalen Nicken akzeptierte die Kleinere seine Entscheidung, stellte die Tasche auf dem Tisch ab, öffnete sie, um ihr ein paar Gegenstände zu entnehmen, denen der Langhaarige keinerlei Beachtung schenkte, erst als sich die Finger seines Gegenübers unter sein Kinn legten, kehrte seine Konzentration in den Raum zurück. „Folgen Sie dem Licht bitte.“ Die Lampe, mit welcher dem Drummer direkt in die Augen geleuchtet wurde, blendete den Zierlicheren, was ihm einen Laut des Missfallens entlockte, doch seine Pupillen verengten sich, ein Zeichen dafür, dass der Schock – welchen sie alle ohne Zweifel davon getragen hatten – verflogen war. Das Licht verschwand und mit einem Lächeln legte die Schwarzhaarige ihre Hände seitlich an sein Gesicht, so dass ihre Daumen unter seinem Kinn lagen. „Sehr schön und nun sehen Sie mich einfach an.“ Wie auch bei Kyo zuvor, fuhren die Finger der Älteren über seinen Kopf, suchten nach Hinweisungen für einen Schlag, der dem Braunhaarigen nicht aufgefallen war, für Schwellungen, die es nötig machen würden, das man ihn in einem Krankenhaus untersuchte, doch fand Doktor Mentaka nichts, das zu ihrer Besorgnis wäre, weswegen sie zufrieden nickte. „Ich kann nichts erkennen, das auf eine Gehirnerschütterung hinweisen würde. Wie fühlen Sie sich? Ist Ihnen schwindelig, haben Sie sich übergeben oder empfinden Sie Unwohlsein?“ Shinya schüttelte leicht den Kopf, um einen Teil der Frage zu verneinen, wobei er die Hände ineinander verschränkte, da er den Drang unterdrückte, sich einige lose Strähnen hinter die Ohren streichen zu wollen. „Kurz nach dem Unfall habe ich erbrochen, seit dem nicht noch einmal.“ Die Ärztin summte leise, maß seinen Puls, während sie den Sekundenzeiger auf ihrer Armbanduhr mitverfolgte. „Und ihr Allgemeinbefinden?“ „Ich bin in Ordnung.“ „Gut, dann werde ich Ihre Rippen abtasten und sehen, ob Sie sich etwas zugezogen haben, das eine eingehendere Untersuchung erfordert. Bitte, machen Sie sich oben herum frei.“ Mit einem schmalen Nicken kam der Musiker der Aufforderung nach, entledigte sich seines Oberteiles, wobei er kurz die Schultern anspannte, um dem Schaudern entgegen zu wirken, dass die kühle Luft des angeklappten Fensters in ihm ausgelöst hatte. Ein weiteres Mal versteifte er die Muskeln, als sich das kühle Metall des Stethoskops zwischen seine Schulterblätter legte, die ein starker Kontrast zu den warmen Fingerspitzen der Frau waren, die ihn dazu bewegten, sich ein wenig nach vorne zu beugen, um auf den Wunsch der Anderen tief ein und aus zu atmen. Kurz danach wurde er gebeten, sich auf sein Bett zu legen, damit man seine Rippen untersuchen konnte, die Ärztin sachten Druck aufbaute, als sie seinen Bauch abtastete. „Auch Ihre Rippen und inneren Organe scheinen in Ordnung, dennoch möchte ich Sie bitten, dass Sie, sollten Sie in irgendeiner Form Schmerzen haben, sofort einen Arzt aufsuchen, der einen Ultraschall durchführen kann.“ Der junge Mann nickte, dann streifte er den ordentlich gefalteten Pullover wieder über, während dessen die Ärztin den zweiten Stuhl zur Hand nahm, diesen, dem seinen gegenüberstellte und sich darauf sinken ließ, dann sein Bein unter der Wade anhob, nachdem Shinya den Stiefel geöffnet hatte, ausziehen tat ihn die Ältere. Durch das geschmolzene Eis war sowohl seine Socke als auch das darunter liegende Tuch vollkommen durchnässt und auch wenn sich eine Braue der Anderen hob, so kommentierte sie das Gefundene nicht, sondern trocknete nur die Haut. Rund um den Knöchel hatte sich diese in einem dunklen Blau verfärbt, so dass sie an einigen Stellen in ein Violett überging, wodurch die Schwellung noch stärker hervor trat und nun runzelte sich die Stirn der Schwarzhaarigen das erste Mal. „Wie lange haben Sie den Knöchel gekühlt?“ „In etwa anderthalb Stunden, allerdings erst, als wir den Unfallort verlassen hatten.“ „Gehe ich recht in der Annahme, das Sie dennoch gelaufen sind.“ Der Drummer nickte, worauf hin Doktor Mentaka leicht den Kopf schüttelte. „Erstaunlich, dass Ihnen das so gut gelungen ist, Terachi-san.“ Er schwieg in Erwiderung, beobachtete wie die Frau behutsam über seinen Knöchel glitt. „Ich würde Sie gerne mit in das Krankenhaus nehmen, um eine Röntgenaufnahme anfertigen zu lassen.“ Der Drummer schüttelte nur leicht den Kopf. „Das wird nicht gehen, zumindest nicht in den nächsten zwei Tagen.“ Einen langen Moment blickten sich die beiden Personen nur in die Augen, dann seufzte die Ältere leise. „Wie Sie es wünschen, dennoch kann ich keine Verantwortung übernehmen, da ich Ihnen nicht sagen kann, ob sie vielleicht einen Bänderriss, oder gar einen angebrochenen Knöchel haben. Ich nehme an, dass es sich um eine Überdehnung der Bänder oder aber eine massive Prellung handelt, doch sicher kann ich natürlich nicht sein.“ Shinya nickte leicht. „Wird mich eine der Möglichkeiten in irgendeiner Form einschränken?“ Die Ältere zog eine Braue in die Höhe, derweil sie einen Mullverband öffnete und auf diesen eine durchsichtige Creme auf trug. „Ich werde Ihnen eine schmerzlindernde Salbe auftragen, einen Verband anlegen, den Sie bitte die Nächte über tragen. Am Tage sollten Sie eine Schiene verwenden, damit Sie den Fuß möglichst entlasten. Außerdem möchte ich Sie bitten, sobald es Ihnen möglich ist, eine genaue Untersuchung durchzuführen zu lassen. “ „Werde ich trommeln können?“ „Ich würde davon abraten.“ Shinyas Brauen zogen sich in einem Anflug von Irritation zusammen, er würde nicht zulassen, dass man das Konzert seinetwegen verschob, oder gar ganz absagte, egal, welche Meinung die Ärztin auch haben mochte. „Das ist nicht möglich.“ „Sie wollen auf Ihrem Konzert spielen?“ Der Bezopfte nickte, auch wenn er sich einen Moment lang fragte, woher sein Gegenüber davon wusste, doch hakte er nicht nach, vielleicht hatte Tao es ihr erzählt. „Es ist Ihre eigene Verantwortung, Terachi-san, doch ein Verband wird trotzdem nötig sein, selbst wenn Sie auf die Schiene verzichten.“ „In Ordnung. Wie oft sollte ich die Salbe verwenden?“ „So oft sie das können, der Stützverband sollte spätestens alle sechs bis acht Stunden erneuert werden.“ Auf die Worte der Kleineren nickte der Langhaarige nur, diese Einschränkung war akzeptabel, auch wenn er nun nicht umhin kommen würde, seinen Freunden davon zu erzählen. Schweigend beobachtete der Musiker, wie sein Gegenüber den Verband anlegte, diesen mit zwei Klemmen festigte, bevor sie ihn entließ und sich erhob, ihre Sachen zusammenräumte, während dessen er auch den zweiten Stiefel samt Socke auszog, diesen neben den Anderen stellte und unter den Tisch schob, bevor er ebenfalls aufstand und mit der Frau in das Wohnzimmer ging, wo sich augenblicklich alle Augen auf ihn richteten, doch noch bevor es zu irgendwelchen Fragen kommen konnte, erhob sich Toshiya, trat mit der Schwarzhaarigen zu dem Raum hinüber, in welchen auch Kyo residierte. ~~~~ Es verging einige Zeit, in welcher sich Toshiya fragte, was da wohl so lange dauerte und warum der Blonde so sehr darauf bestanden hatte, Shinya zuerst gehen zu lassen, denn irgendwie wurde er das Gefühl nicht los, dass etwas nicht stimmte, als im nächsten Moment die Zimmertür des Braunhaarigen wieder geöffnet wurde und dieser zusammen mit der kleineren Frau erschien. Toshiya blickte darauf hin fragend in die Gesichter der anderen, die ihm mit einem Nicken bedeuteten, als nächstes in die Behandlung zu gehen und somit erhob sich der Schwarzhaarige von seiner sitzenden Position, innerlich froh darüber die Untersuchung hinter sich bringen zu können und trat auf die Ärztin zu, verschwand gemeinsam mit dieser in seinem und Kyo´s Schlafraum und schloss die Tür hinter ihnen. Die Ältere legte ihre Tasche auf eines der Betten ab und öffnete diese, ehe sie ihre Aufmerksamkeit auf den Jungen Mann vor sich richtete, welcher in jenem Moment scheinbar den Inhalt ihrer Tasche studierte, etwas, dass ihr ein leichtes Lächeln entlockte, als sie den Gesichtsausdruck des Größeren betrachtete. „Nur keine Sorge, diese Dinge trage ich immer bei mir und werde sicherlich nicht alles für ihre Behandlung verwenden müssen.“ Erst nachdem die Stimme der Ärztin erklungen war, konnte Toshiya seinen Blick von den vielen Medikamenten und Spritzen abwenden, denn für einen Moment hatte sich ein mulmiges Gefühl in ihn geschlichen, doch atmete er erleichtert auf, murmelte ein ‚Gut zu wissen’ ehe er der Bitte der Schwarzhaarigen, sich auf dass Bett zu setzen, nach kam. Toshiya achtete sehr auf seine Bewegungen, als er Platz nahm, waren die Schmerzen in seiner Schulter mit der Zeit doch etwas stärker geworden, doch trotz seiner Vorsicht, spürte er das leichte Pochen und konnte nicht verhindern, dass sich sein Gesicht leicht verzog. „Ich nehme an, die Schnittverletzungen sind nicht das einzige, was Sie sich zugezogen haben?“ „Nein, ich habe mir die Schulter angeschlagen.“ „Das werde ich mir dann gleich genauer ansehen und Ihnen während dessen ein paar Fragen stellen. Machen sie sich bitte oben rum frei.“ Der Bassist nickte und wollte der Aufforderung sogleich nachkommen, doch hatte er so seine Mühen, sich des Pullovers, den er trug zu entledigen. Die Schwarzhaarige bemerkte, das ihr Patient sich nicht besonders gut bewegen konnte und so seine Probleme hatte, weswegen sie zu ihm trat und half , den Größeren von dem Kleidungsstück zu befreien. Die Doktorin betrachtete die freigelegte Haut mit hochgezogener Augenbraue, doch sagte noch nichts über eine mögliche Diagnose, sondern fragte ihren Patienten erst einmal über dessen Zustand aus. „Wie fühlen sie sich im Moment?“ „Hm, vielleicht etwas erschöpft, aber ansonsten gut.“ „Sind sie nervös oder spüren eine gewisse Unruhe in sich?“ „Nein.“ Sachte tastete Mentaka-san, die violett und bläulich gefärbte, geschwollene Stelle auf der Schulter des Musikers ab, bemerkte, wann immer sie dem Bassisten Schmerzen zufügte, da dieser zusammen zuckte. „Können sie sich an alles, was nach dem Unfall geschehen ist, erinnern?“ „Ja.“ Noch weitere Fragen, die über den Gemütszustand des Bassisten Auskunft geben sollten, folgten und nachdem der Jüngere alles beantwortet hatte, was die Kleinere wissen wollte, nickte diese nur, maß noch den Puls des Musikers und beleuchtete mit einer kleinen Lampe die Augen des Schwarzhaarigen. Danach, als sie diese Untersuchung abgeschlossen hatte, legte sie ihre benutzten Instrumente zurück in ihre Tasche, ehe sie zu sprechen begann. „Gut, ich kann keine Anzeichen von Schock bei Ihnen feststellen und was ihre Schulter betrifft, handelt es sich, wie ich vermutet hatte, um eine Prellung und eigentlich würde ich Ihnen empfehlen, den Arm längere Zeit nicht zu belasten, aber...“ „Das geht nicht, wir haben übermorgen ein Konzert, da kann ich unmöglich ausfallen, und...“ Die Ärztin, welche in ihren Ausführungen durch den Schwarzhaarigen unterbrochen wurde, sprach nun selbst dem Größeren dazwischen. „Sie haben mich nicht ausreden lassen Hara-san. Also, wie ich schon sagte, würde ich ihnen eigentlich für einen längeren Zeitraum Ruhe empfehlen, doch scheinbar sind sie ebenso stur wie auch Terachi-san und Ihr bevorstehendes Konzert ist Ihnen wichtiger als ihre Gesundheit, deswegen, verordne ich Ihnen einen Stützverband, für vorerst eine Woche. Ich werde Ihnen diesen gleich anlegen und möchte Sie bitten, ihn nur beim Duschen abzulegen.“ Der Bassist nickte, einerseits nicht wirklich erfreut über die Ausführungen der Älteren, andererseits wusste er, das diese es nur gut mit ihm meinte. „Des weiteren verschreibe ich noch zusätzlich eine schmerzlindernde Salbe, die vor dem anlegen des Verbandes aufgetragen werden sollte. Außerdem bitte ich Sie, sich so gut wie möglich zu schonen und ohne den Verband keine unnötigen Bewegungen zu machen, sowie keine all zu schweren Belastungen. Sie müssten spätestens in ein paar Wochen wieder ganz fit sein, aber nur, wenn Sie meinen Anweisungen Folge leisten.“ „Natürlich Mentaka-san, ich werde mich daran halten, aber was hat das Ganze mit Shinya zu tun, hat er sich etwas ernstes zugezogen?“ „Dazu kann ich Ihnen leider keine Auskunft abgeben, da es meiner ärztlichen Schweigepflicht unterliegt, aber ich bin mir sicher, das Terachi-san es Ihnen selbst sagen wird, wenn sie ihn darauf ansprechen werden.“ Toshiya nickte, schließlich konnte er die Ärztin nicht zwingen, ihm zu sagen, was mit Shinya war, während die Frau ihm die Salbe auftrug. Nachdem sie ihm auch den Verband angelegt und sich um seine Schnittwunden gekümmert hatte, wurde der Bassist noch auf weitere, vielleicht nicht bemerkte Verletzungen untersucht, ehe er entlassen wurde. Mentaka-san half dem Größeren dabei, sich ein Shirt über zu ziehen und teilte ihm mit, er solle doch bitte den nächsten zu der Untersuchung schicken und mit einem Nicken verließ er den Raum. ~~~~ Das Warten verbrachten sie in Schweigen, bis Kaoru seufzte, sich mit einer Hand über das Gesicht und durch das Haar fuhr, Tao sofort seinen Kopf in Richtung der Bewegung wand, jedoch nichts sagte. „Es dauert schon wieder so lange.“ Die legte seinem Geliebten beruhigend die Hände auf die Schultern, verhinderte so, dass sich der Leader erheben konnte, massierte den Anderen leicht und beugte sich zu dessen Ohr hinab. „Wie ich dir schon einmal sagte, sie werden in Ordnung sein.“ Der Violetthaarige nickte nur in Erwiderung, legte eine Hand über die seines Freundes und in den Sekunden, in welchen das Paar stumm miteinander kommunizierte, beugte sich Kyo zu dem Jüngeren hinüber, ließ den Blick an dessen Körper herab wandern, eine stumme Frage, die Shinya beantwortete, indem er seine locker sitzende Hose ein wenig höher hob. Danach kehrte wieder Ruhe zwischen ihnen ein, Kaoru fragte den Dummer nicht nach der Untersuchung, wohl weil sie alle versammelt sein sollten, wenn es zu einer Besprechung der nächsten Tage kam und erst als sich die Tür öffnete, wurde das Schweigen zwischen ihnen gebrochen, da sich Kyo mit einem Seufzen von ‚seinem’ Sessel erhob, nachdem Toshiya ihm gesagt hatte, das der Doktor nun ihn zu sehen wünschte. Shinya folgte dem Schwinden seines Freundes mit einer tief liegenden Besorgnis, denn auch wenn ihm nichts an dem Kleineren aufgefallen war, das eine ernste Verletzung begründen würde, wurde er dennoch unruhig, als sich die Tür hinter dem Sänger schloss. Toshiya ließ sich neben ihn auf die Couch sinken, wieder sehr behutsam und auf Grund dessen lehnte sich der Bezopfte ein wenig in die Richtung des Älteren. „Bist du in Ordnung?“ Der Schwarzhaarige nickte nur leicht, deutete in einer Geste, das seine Schulter verletzt war, offenbarte dem Langhaarigen den Verband, den man unter dem Ausschnitt des Oberteils erkennen konnte, dann stillten sich ihre Bewegungen einmal mehr, bis Kyo zu ihnen zurück kehrte, dessen Schnitte mit Pflastern und an einer Stelle mit einem Verband überdeckt worden waren. Auch ihr Sänger sagte nichts, nickte lediglich dem Violetthaarigen zu, der sich, zusammen mit Die erhob, die Ärztin in ihr Zimmer bat. Niemand der Anderen wunderte sich darüber, dass sich die Geliebten zusammen untersuchen lassen würden, denn obgleich weder Die noch Kaoru offensichtliche Anzeichen dafür geäußert hatten, das sie sich sorgten, so hatten doch ihre Berührungen und die konstante Nähe zueinander eine andere Sprache gesprochen. Einige Minuten später kehrten auch die beiden Gitarristen in das Wohnzimmer zurück und es war, als hätten sich ihre Rollen vertauscht, denn nun war es die Stirn des Rothaarigen die sich in Falten gelegt hatte, derweil Kaoru den Arm seines Freundes streifte, leise zu diesem sprach und sich erst den Anderen zu wand, als Die genickt hatte. „Wie geht es euch?“ Die Frage überraschte Shinya, obgleich er mit ihr gerechnet hatte, doch war er mit den Blicken der Ärztin gefolgt, die, nach ihrer Verabschiedung mit Tao fort gegangen war, um auch die restlichen Unfallbeteiligten zu untersuchen und noch erstaunter war er, als sich ihr Leader sinnlich vor ihm in die Knie sinken ließ... offensichtlich hatte er als einziger noch nicht reagiert. „Shinya?“ „Ich bin okay.“ Der Violetthaarige nickte leicht, blieb aber dennoch einige Sekunden bei ihm hocken, während er weiter sprach. „Ich möchte erfahren, was die Untersuchungen ergeben haben.“ Toshiya wusste, das ihr Leader bei seinen Worten sie alle gemeint hatte, auch wenn sein Blick weiterhin auf ihrem Drummer geruht hatte und erst nachdem Shinya in Zustimmung nickte, erhob sich Kaoru wieder von seiner Position, setzte sich abermals in einen der Sessel, neben seinen Geliebten, welcher sich auf der Lehne niedergelassen hatte. Für einen Moment rührte sich keiner, herrschte eine unangenehme Ruhe zwischen ihnen, waren sie alle in Gedanken bei dem Unfall und in Sorge untereinander, doch dauerte dieser Zustand nicht lange an, als der Bassist bemerkte, wie sich Shinya neben ihm rührte, mit einem leichten Seufzen sein Hosenbein ergriff und dieses nach oben zog. Offenbart wurde ein Verband, der fest um den Knöchel des Braunhaarigen geschlungen war, scheinbar hatte sich der Jüngste ihrer Band an seinem Fuß verletzt und unweigerlich fragte sich der Schwarzhaarige, wie es sein konnte, dass sie dies nicht bemerkt hatten, denn eigentlich war es unmöglich, solch eine Verletzung zu verbergen, jedoch konnte er nicht weiter darüber nachdenken, da die Stimme Shinyas ertönte. „Ich habe mir eine Verletzung am Knöchel zugezogen, muss den Verband ständig tragen und sollte ihn alle sechs bis acht Stunden wechseln, des weiteren wurde mir eine Schiene verordnet die meinen Fuß beim gehen oder stehen entlastet. Die Ärztin hat mich noch auf weitere Wunden untersucht, doch diese ist die einzige, die sie feststellen konnte.“ Der 23-jährige bemerkte wie der Violetthaarige, als auch seine anderen Kollegen, erleichtert ausatmeten, erging es ihm ähnlich, hatten sie alle die Befürchtung gehabt, ihrem Drummer wäre etwas schlimmeres passiert, da dessen Behandlung so unendlich lange gedauert hatte. Natürlich war so eine Fußverletzung auch nicht unbedingt eine schöne Nachricht, dennoch nichts schwerwiegendes. „Wird dich das in irgend einer Form behindern? Ich möchte nicht, dass sich einer von euch gesundheitlich überanstrengt.“ „Nein. Ich werde wie gewohnt spielen können.“ Somit war dieses Thema für seinen Sitznachbar scheinbar erledigt, da er seinen verbundenen Knöchel wieder bedeckte und auf den leicht verstimmten Laut Kyos nicht reagierte. Sein Blick ruhte noch immer auf ihrem jüngsten Mitglied, denn irgendwie wollte ihm diese Gleichgültigkeit, die sein Freund ausstrahlte, nicht gefallen, da er das Gefühl hatte, Shinya würde nach wie vor etwas vor ihnen verbergen, doch auch wenn er noch so sehr darüber nach dachte, wollte ihm nichts einfallen, was dafür sprechen konnte. Der Bassist wurde aus seinen Überlegungen gerissen, als sich etwas auf seine geprellte Schulter legte, ihn leicht schüttelte und da er nicht damit gerechnet hatte, zuckte er zusammen, verzog leicht sein Gesicht, ehe sich sein Blick auf die Ursache seiner Schmerzen legte und hinter sich Kyo erkannte. Der Blonde blickte ihn für einen Moment nur ruhig an, konnte Toshiya sehen, wie sich eine der Augenbrauen des Sängers erhob, bevor dieser zu sprechen begann. "Entschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken, aber du warst so abwesend und außerdem versucht dich unser werter Leader-sama schon die ganze Zeit anzusprechen.“ „Ohh,...entschuldigt bitte. Was ist denn, Kao?“ Seine Augen hatten sich bei den letzten Worten auf den Violetthaarigen gelegt, welcher einen besorgten Ausdruck auf seinem Gesicht trug und er wurde das Gefühl nicht los, das er die Ursache dafür war, auch wenn der Schwarzhaarige nicht den Grund dafür kannte, schließlich war es ihm entgangen, dass Kaoru ihn die ganze Zeit gemustert hatte, während er sich Gedanken um ihren Drummer gemacht hatte. „Wir würden gerne wissen, was deine Untersuchung ergeben hat.“ „Nun ja....also... im eigentlichen das selbe wie bei Shinya. Mentaka-san hat mich auf verschiedene Verletzungen untersucht und nichts gefunden. Das einzige, das erwähnenswert ist, wäre meine geprellte Schulter.“ Nach diesen Worten, schob er den Kragen seines Shirts etwas auf die Seite, gewährte somit seinen Freunden einen Einblick auf den Verband, den er trug. „Hat Doktor Mentaka sonst irgendetwas erwähnt?“ „Hmm, ich muss den Verband vorerst für eine Woche tragen und darf mich nicht unnötig bewegen oder belasten.“ „Wirst du spielen können?“ „Natürlich.“ „Sicher?“ „Ja.“ Toshiya konnte sehen, dass Kaoru etwas skeptisch war, dennoch nickte der Ältere, ehe er sich dem nächsten Bandmitglied zu wand, von ihrem Sänger wissen wollte, welche Verletzungen sich dieser zugezogen hatte. Nach etwa einer halben Stunde wussten sie alle übereinander bescheid, hatten Kyo und Die, glücklicherweise nur die offensichtlichen Schnitte auf ihren Armen abbekommen, während Kaorus Oberkörper noch einige üble Blutergüsse zierte, doch war jedem von Ihnen nicht wirklich etwas schwerwiegenderes passiert, etwas, dass sie alle erleichtert aufatmen lies. Nachdem sie dieses wichtige, jedoch unangenehme Thema geklärt hatten, widmete sich ihr Leader dem weiteren Tagesablauf für ihr bevorstehendes Konzert und den Aufnahmen der nächsten Tage, für ihr neues Video, wurde jedoch in seinen Ausführungen unterbrochen, als es abermals an der Tür klopfte. Dieses Mal war es der Sänger welcher sich zum Eingang begab, dieser hatte die ganze Zeit hinter dem Sofa, auf welchem sich der Bassist und Shinya befanden, gestanden und verhinderte somit, das sich einer der anderen erheben musste. Als Kyo die Tür geöffnet hatte, erkannten sie, dass es der Zimmerservice war, der ihnen ihr Abendessen lieferte und wie schon am Tag zuvor, arrangierte der Hotelangestellte alles auf ihrem Tresen, ehe dieser das Hotelzimmer Dir en greys wieder verließ. „Zwar hätte ich euch jetzt noch gerne alles zu Ende erklärt, aber ich denke, wir sollten uns zuerst unserem Abendessen widmen, bevor es kalt wird. Danach kann ich euch über die weiteren Entscheidungen unseres Managers in Kenntnis setzen.“ Die anderen Bandmitglieder nickten nur auf die Worte des Älteren, ehe sie sich gemeinsam zu der offenen Küche begaben, an dem Tresen nieder ließen und unter den verschiedenen Gerichten jeder erst einmal sein eigenes suchen musste. Während sich die anderen etwas mit einander unterhielten, hatte Toshiya Probleme sein Essen wirklich zu genießen, war es doch etwas schwierig nur mit einer Hand zu essen, besonders wenn er etwas klein schneiden wollte, doch wurde er aus seiner Situation erlöst, als jemand plötzlich den Teller von ihm weg zog, er erkennen konnte, als er seinen Blick erhob, das es Shinya war, der in jenem Moment den Inhalt auf seinem Teller mit dem Messer zerkleinerte. [1] Eine leichte Röte breitete sich auf den Wangen des Schwarzhaarigen aus, war es ihm doch sehr peinlich, dass er so sehr auf Hilfe angewiesen war, doch bedankte er sich bei dem Jüngeren, als dieser ihm sein essen wieder vor die Nase stellte. ~~~~~ „Danke.“ Dieses eine Wort war leise gemurmelt worden, erreichte den Braunhaarigen kaum, doch Shinya hatte es verstanden, senkte seinen Kopf in einer stummen Erwiderung, bevor sich seine Lippen in einem schmalen Lächeln hoben. Sofort hellten sich die müden Züge des Älteren auf, wurde der Bezopfte mit einem Lächeln gesegnet, welches mit einem Sonnenaufgang konkurrieren konnte und ungewohnter Weise, löste diese so kleine Geste, einen Hauch Wärme in dem Drummer aus, den dieser bis in seine Fingerspitzen zu fühlen vermochte. Dennoch, als Shinya mit der Gabel seinen Reis umher schob, suchend, ein Muster in diesen hinein zu zeichnen begann auch die Schuld an ihm zu nagen, die sich wie eine wütende Bestie in seinem Unterleib festsetzte. Es schien so wenig zu brauchen, um Toshiya oder auch andere Menschen um ihn herum glücklich zu machen, wie mit diesem unscheinbaren Lächeln und in solchen Momenten bereute der Langhaarige, das er sich nicht stärker bemühte, das es ihm unangenehm war, sich zu öffnen, auf diese Art jemanden an sich heran zu lassen, denn dies würde gleichermaßen bedeuten, dass er seine so sorgsam errichteten Wälle fallen lassen musste. „Man kann die Gabel auch dazu nutzen, zu essen, weißt du?“ Aus seinen Gedanken gerissen summte Shinya leise, hob seinen Kopf, um in die dunklen Augen des seitlich sitzenden Gitarristen zu blicken, welcher sich mit der Wange gegen den Handrücken lehnte, der Ellenbogen auf den Tisch gestützt, wobei sich die Gabel des Rothaarigen noch immer zwischen dessen Fingern befand, so in der Luft baumelte. Auf den Zügen des Größeren lag ein sachtes, warmes Lächeln, das Shinya wie ein stummes Friedensangebot schien, da der Tonfall und auch die Worte an sich mit einer freundschaftlichen Zärtlichkeit behaftet waren, die der Drummer nur selten auf seine eigene Person gerichtet, vernommen hatte. „Das kann ich nur zurück geben.“ Seine Antwort entlockte dem Älteren ein fast schon überraschtes Lachen, dann begann der zweite Gitarrist seine Pasta auf zu drehen, dabei breit grinsend, als er die Nudeln in sich hinein schlang, als würde die Köchin persönlich hinter ihm stehen und ihn mit dem Nudelholz bearbeiten, sollte Die nicht alles auf essen. Auch auf den Zügen ihres Leaders lag ein schmales Lächeln, als dieser an seinem Glas Saft nippte, nun zum ersten Mal an diesem Tag zu entspannen schien, denn die konstant zurück gezogenen Schultern begannen langsam nach vorne zu sinken. Den Rest ihres Abendessen, verbrachten sie in einem gemütlichen Schweigen, das von ruhiger Gitarrenmusik untermalt wurde, denn ihrem Sänger war die Stille irgendwann zu viel geworden und nun lag dieser quer über dem Sessel, so dass die Beine über die eine Seite der Lehnen hingen, auf der Anderen lag der Kopf des Blonden. Shinya räumte ihr benutztes Geschirr weg, spülte es aus Gewohnheit kurz ab, bevor er die Teller übereinander stellte und ging dann zu der kleinen Couch hinüber, nun wesentlich behutsamer auftretend, dort angekommen zog er die Beine nahe an seinen Körper heran, während Kaoru mitteilte, was er schon vor dem Abendbrot hatte sagen wollen. Im wesentlichen hatte sich ihr Management Sorgen über den Zeitablauf ihres Aufenthaltes in England gemacht, bis der Violetthaarige versichert hatte, dass sie bis auf einige Stunden noch immer die genauen Abläufe einhielten und auch das Konzert, welches in Gefahr gesehen wurde, würde ohne Probleme statt finden können. Allerdings betonte der Leader, dass sie sich am morgigen Tag unbedingt erholen mussten und das sie ihm sagen sollten, wenn etwas nicht stimmte. „Hier, bitte.“ Der Braunhaarige wurde, ob der Stimme, aus seinem dösenden Zustand gerissen und es erstaunte den Drummer, wie lange er brauchte, um seine schweren Lider vollständig zu heben, den Blick des Schwarzhaarigen zu treffen, der sich leicht über ihn beugte, ihm sein Buch hinhielt, das er am heutigen Mittag an den Anderen verliehen hatte. Mit einer dankenden Geste nahm der Bezopfte das ihm Gereichte an, balancierte es auf seinen Oberschenkeln, während er Toshiya anbot, sich neben ihn zu setzen, was der Ältere mit einem warmen Lächeln bedachte, sich behutsam in die Polster sinken ließ, bis er vollständig gegen diese lehnte. „Leider hat es ein paar Knicke abbekommen, aber ich konnte es retten, bevor man es weggeworfen hätte.“ „Vielen Dank.“ Die Finger des Zierlicheren glitten schon fast liebevoll über die Ränder des Buches, glätteten die Eselsohren, dann schenkte er dem Bassisten ein weiteres, kleines Lächeln. „Du solltest das wirklich öfter machen.“ „Vielleicht.“ „Ganz bestimmt.“ Shinyas Lippen hoben sich ein Stück weiter und ihm Gegenzug strahlte ihm der Ältere entgegen, legte dann sein Kopf auf die Lehne der Couch, wie auch der Braunhaarige zu Die und Kaoru hinüber blickend, die sich am Tresen befanden, wo Die auf einem der Hocker saß, den Violetthaarigen nahe an sich heran gezogen hatte, die Stirn gegen die Brust seines Geliebten gelehnt und obwohl das Paar leise miteinander sprach, drangen dennoch Worte ihres Gesprächs zu ihnen. „Du hättest es mir sagen sollen.“ Shinya beobachtete, wie die Finger ihres Leaders sacht durch das Haar des Sitzenden strichen, wie Kaoru leicht den Kopf schüttelte, bevor er ihn seitlich auf das Haupt seines Freundes bettete. „Es hätte dich nur unnötig gesorgt, Die, zumal es nichts ernsthaftes ist.“ „Das mag sein... dennoch...“ Die Stimme des Rothaarigen verlor sich und der Drummer vermochte zu erkennen, dass sich die Arme des Stehenden fester um die Schultern seines Partners schlossen, Kaoru nochmals den Kopf schüttelte, einen Kuss auf die Stirn Dies presste, doch wand Shinya in diesem Moment seinen Blick ab, dieser Augenblick war zu intim, als dass er ihn hätte beobachten dürfen. Auch der Schwarzhaarige hatte seinen Kopf fort gedreht, die Augen statt dessen auf seinen verbundenen Fuß gelegt und auch wenn Toshiya seine Finger ausstreckte, zögerte dieser dennoch, den Verband zu berühren. „Schmerzt es sehr?“ Nun berührte ihn der Ältere doch, strich behutsam über die weißen Bahnen an Stoff, wie in einer anderen Welt versunken, erst wieder die Tiefen des Bezopften treffend, als dieser sich bewegte und einige Strähnen seines Ponys hinter die Ohren schob. „Nein.“ Der Bassist nickte im ersten Moment nur, war froh zu hören, das es seinem Freund gut ging, ehe er zu sprechen begann. „Weißt du, Shin-chan, darüber bin ich sehr erleichtert und auch, dass dir nicht mehr passiert ist. Ich hab mir ganz schöne Sorgen um dich gemacht, nachdem deine Behandlung so lange gedauert hat.“ Zwar hörte Toshiya das tiefes Seufzen, welches von den Lippen des Drummers perlte, doch dachte er nicht weiter darüber nach, blickte nur in diese tiefgründigen Augen, die sich nun auf ihn legten, und er glaubte ein merkwürdiges Funkeln in diesen zu erkennen, tat es aber als Einbildung ab, als die Stimme des Jüngeren ertönte. „Es geht mir gut und außerdem hat deine Untersuchung länger gedauert als meine.“ „Mir kam es gar nicht solange vor, na ja ist jetzt auch egal, ne? Schließlich geht es jedem von uns gut und keinem ist etwas schlimmeres passiert, auch wenn ich mich erst mal daran gewöhnen muss, meinen linken Arm nicht zu sehr zu belasten.“ Der Schwarzhaarige sah, wie sein Gegenüber nur nickte, während ein erquältes Lächeln auf seinen Lippen erschien, denn er war noch immer nicht wirklich begeistert von der Diagnose der Ärztin, doch ließ es sich wohl nicht ändern, das er sich, so gut es ging, schonen musste, wenn er bald wieder ganz fit sein wollte. „Mou...irgendwie ist es schon gemein, jetzt kann ich mich gar nicht mehr mit Kyo oder Die streiten, dabei bereitet mir das doch so viel Freude, wie fies.“ Toshiya schob seine Unterlippe etwas hervor, zauberte einen schmollenden Ausdruck auf sein Gesicht, doch entging dem Drummer nicht das schelmische Glitzern in den Augen des Größeren, etwas, das dem Braunhaarigen abermals ein leichtes Lächeln entlockte. Der Ältere freute sich über diese kleine Geste, besonders, da er wusste, das er es war, der es geschafft hatte, Shinya ein wenig aus dem dunklen Loch zu locken, welches seinen Freund schon seit Wochen gefangen zu halten schien und es lenkte ihn selbst etwas von den trüben Gedanken über das Verhalten des Langhaarigen ab. Die nächsten Minuten verbrachte der Bassist damit, die Neckereien von Die und Kyo über sich ergehen zu lassen. Beide hatten seinen letzten Satz mitbekommen und erlaubten sich nun ihren Spaß dabei, ließen Sätze wie ‚Der arme kleine Totchi, nun so hilflos und wehrlos’ oder ‚Dann kehrt mal endlich ein bisschen Ruhe hier ein’ fallen, brachten ihren Freund dadurch wieder zum schmollen. Doch Toshiya wäre nicht die Frohnatur der Band, wenn er sich dies gefallen lassen würde und schon im nächsten Moment konnten seine Freunde miterleben, wie der beleidigte Ausdruck auf dem Gesicht des Langhaarigen schwand, sich stattdessen ein Grinsen auf dessen Lippen breit machte. „Pah, ihr seid doch nur neidisch, weil ich jetzt die ganze Aufmerksamkeit bekomme und ihr gar nicht beachtet werdet.“ Mit einem Glitzern in den Augen wand er sich dann wieder ihrem Drummer zu, tippte diesem dabei kurz auf die Schulter, wie, als wollte er von diesem eine Bestätigung auf seine Worte hören. Doch quiekte der Schwarzhaarige leicht überrascht auf, als ein Kissen in seinem Gesicht landete und sofort danach, blickten die braunen Augen empört um sich, nach der Ursache für dieses, doch so hinterhältige Attentat suchend, und landeten dabei auf ihrem Sänger, welcher leise lachte. Das Lachen verstummte jedoch, als nun Kyo es war, der sich unter einen Stück Stoff, gefüllt mit Federn wieder fand, dieses dann in seine Hände nahm und entgegen aller Erwartungen, nicht wieder auf den Jüngeren schmiss, sondern es einfach achtlos auf den Boden fallen ließ. „Wie mir scheint, bist du nicht so hilflos, wie du uns glauben machen willst, nicht wahr?“ Toshiya, welchem das animalische Leuchten in den Augen seines Gegenübers keineswegs entgangen war, hob nun abwehrend seine rechte Hand, denn er ahnte, was der Ältere als nächstes vor hatte. „A...aber Kyo, d...du weißt doch, ich bin immer ganz lieb und nett und brav, ich würde es mir doch niemals erlauben euch einen Bären aufzubinden...“ „Natürlich, ich glaube dir jedes Wort.“ Der Schwarzhaarige hatte keine Zeit, sich noch weiter durch seine zurechtgelegten Ausreden zu retten, denn kaum das die Worte, die Lippen des Kleineren verlassen hatten, erschien dieser wie durch Geisteshand, plötzlich neben ihm und begann mit seinen Fingern in die Seiten des Wehrlosen zu pieken. Kyo hielt sich dabei, entgegen seiner sonstigen Art, sehr zurück, denn schließlich wollte er seinem Freund nicht weh tun und zusätzlich Schmerzen bereiten. Der Bassist versuchte, so gut es ihm möglich war, sich gegen die Kitzelattacken Kyos zur Wehr zu setzten, doch gelang ihm dies mehr schlecht als recht „K...kyo...hör auf, d...das ist gemein.“ „So? Das denke ich nicht, hier muss mal wieder jemanden beigebracht werden, das er mehr Respekt gegenüber seinen älteren Bandkollegen zeigen sollte.“ Dem Jüngeren blieb kein Atem, um auf die Worte seines Freundes zu antworten, perlte immer wieder ein lautes Lachen von seinen Lippen, während er versuchte von dem Kleineren weg zu rutschen. Der Drummer, welcher bis dahin ruhig neben den beiden Kindsköpfen gesessen hatte, zog es nun vor, sich etwas mehr an das äußere Ende der Couch zu setzten, wollte er nicht auch noch unfreiwillig in die Rangelei der beiden gezogen werden. Es verging eine gewisse Zeit, in welcher nur dass Lachen ihres Bassisten die Ruhe in dem sonst stillen Raum durch brach, die restlichen Mitglieder Dir en greys sich das Schauspiel vor ihren Augen, teils belustigt und, von Kaorus und Shinyas Seite, mehr skeptisch betrachteten, bis sich ihr Leader dazu entschloss ein Machtwort zu sprechen. „Jetzt ist es aber genug. Kyo hör auf, Totchi bekommt ja schon gar keine Luft mehr. Ihr habt euch jetzt genug ausgetobt.“ Ob der Worte hielt der Sänger tatsächlich in seinem Treiben ein, doch ließ er nicht von Toshiya ab, bevor er einen gespielt, funkelnden Blick in Richtung ihres Leaders abgeschossen hatte, der den Violetthaarigen wenig beeindruckte, dann ließ sich der Blonde zwischen die beiden Jüngeren fallen, offensichtlich sehr zufrieden mit seiner neuen Position, da der Kleinere die Augen zufallen ließ, behaglich schnurrte. Über die Lehne der Couch blickte der Langhaarige zu der Fensterfront hinüber und aus dieser heraus, auch wenn er von seiner Position aus nicht all zu viel erkennen konnte, doch das störte den Zierlicheren nicht, er genoss die komfortable Stimmung die sich über den Raum gelegt hatte. Irgendwann waren auch Kaoru und Die zu ihnen herüber gekommen, teilten sich, wie auch schon zuvor einen Sessel, damit sie beide in den Hefter blicken konnten, welchen der Violetthaarige in den Händen hielt, als die beiden Gitarristen über den neu begonnenen Song sprachen, hier und da immer wieder neue Vorschläge unterbreiteten, die erst abgewogen und dann doch verworfen wurden. Toshiya blickte auf das Display des Gameboys ihres Sängers, den Kyo, weiß Gott wo, hervor gezaubert hatte und nun in seine eigene Welt aus Fantasyfiguren und Massenschlachten vertieft war, ohne das es ihn zu stören schien, dass der Bassist halb auf ihm lehnte und den Kopf auf der Schulter des Kleineren gebettet hatte. Ein leises Gähnen verbarg der Braunhaarige hinter seinen Fingern, nun, wo auch die letzte Anspannung zu weichen schien, fühlte er sich sehr erschöpft, sehnte sich nach Ruhe und einem heißen Bad und da niemand im Zimmer, Ansprüche auf genau dieses stellte, erhob er sich behutsam. „Ich werde mich für heute zurück ziehen.“ Ihr Leader blickte mit einem schmalen Lächeln zu ihm auf, nickte leicht. „In Ordnung, möchtest du, das dir jemand hilft, den Verband neu anzulegen, wenn du dich umgezogen hast?“ Der Braunhaarige schüttelte leicht seinen Kopf, sich einige der losen Strähnen hinter die Ohren legend. „Nein, ich werde es alleine schaffen, danke.“ Kaoru nickt nur in Erwiderung, wand sich dann mit einem letzten Lächeln wieder den Noten zu, während der Drummer lautlos in sein Reich schritt, von dort ein Schlafshirt und frische Shorts mit sich nahm, seine Handtücher und auch der Kulturbeutel befanden sich noch im Badezimmer. In dem warm eingerichteten Raum angekommen seufzte er leise, ob der eingeschalteten Bodenheizung, die Tür abschließend, bevor er seine Sachen auf dem Absatz unter dem Fenster ablegte und sich selbst auf die geschlossene Toilette nieder ließ. Mit einem leisen, müden Seufzen löste der schlanke Mann das Band um seine Haare glitt mit den Fingern durch dieses, um den Zopf zu lösen, bevor er es bürstete und nach oben steckte, dann ließ er warmes Wasser in die Wanne ein, suchte einen der Badezusätze aus seiner Tasche heraus, goss diesen in den Strahl, bevor er die kleine Flasche wieder fest verschloss, seine Kleidung vom Leib streifte, die er zusammengefaltet neben seine Nachtwäsche platzierte. Behutsam löste Shinya den Verband um seinen Knöchel, einerseits war es ein befreiendes Gefühl die enge Bandage fort nehmen zu können, doch das brennende Ziehen wurde sofort stärker, begann leicht zu pochen, als sich der Langhaarige in das Wasser sinken ließ, die Augen schloss, nachdem er das fließende Nass abgeschaltet und sich gegen den Rand der Wanne hatte sinken lassen. Einige Minuten verbrachte der Drummer so, seine Gedanken weit von sich geschoben, bis er in einem süßen Nichts schwebte, welches sich mehr und mehr in die Schwingen des Schlafes wandelte und so bemerkte Shinya gar nicht, dass er einnickte, erst, als das Wasser gegen seine Lippen perlte, rüttelte ihn sein Geist wach genug. Mit einem müden Blinzeln, verbarg der Drummer ein weiteres Gähnen hinter einer vorgehaltenen Hand, dann angelte er nach seinem Schwamm, mit welchen er über seine Haut strich, sich kurz wusch und seine Zähne putzte. Während sich der Musiker abtrocknete ließ er das Bad ab, räumte alle benutzten Gegenstände fort, bevor er sich hinter ein jedes Ohr eine Paste aus Minze und anderen Ölen legte, da ihn der Geruch entspannte und gegen seine Kopfschmerzen half. Ohne den stützenden Verband anzulegen verließ er den Raum, ließ hinter sich die Türe offen, damit die Feuchtigkeit entweichen konnte, auch wenn er das Fenster geöffnet hatte. Offensichtlich war dem Bassisten als einzigstem aufgefallen, das er wieder zurück war, denn Toshiya schenkte ihm erst ein Lächeln, welches sich jedoch nur Sekunden später verlor, von einem besorgten Stirnrunzeln abgelöst wurde, als der Blick des Älteren auf seinen Knöchel fiel, derweil sich der Schwarzhaarige erhob und nonchalant zu ihm herüber kam, wie, als wolle er ihn fragen, ob Shinya wusste, wie das morgige Wetter ausfallen würde. Irgendwie überraschte ihn diese Führsorge des Älteren, der ganz offenbar versuchte, so wenig Aufmerksamkeit wie möglich auf sie beide zu lenken, als Toshiya ihn sacht unter dem Ellebogen stützte und ihn zu seinem Zimmer führte. „Ne, Shin-chan... darf ich mir das Buch noch einmal ausleihen?“ Der Drummer nickte leicht, sehend, dass der Größere genau jenes schon in der freien Hand hielt, als er mit dem Handrücken das Licht in dem Raum des Braunhaarigen einschaltete, Shinya zu dem Bett hinüber brachte. „Soll ich dir helfen?“ Zwar öffneten sich die Lippen des Zierlicheren, um dem Bassisten zu danken, jedoch das Angebot auszuschlagen, doch war die Frage seines Freundes wohl eher rein rethorischer Natur, denn der Ältere ließ sich vor ihm auf die Knie nieder, umfasste behutsam seine Wade, um sein Bein auf den Stuhl abzulegen, den Toshiya mit dem freien Arm heran zog. „Danke.“ Auf das leise gemurmelte Wort des Drummers strahlte Toshiya mit einem ‚Sonnenaufgangslächeln’ zurück, bevor sich der Schwarzhaarige erhob, von dem Tisch die Tube mit der Salbe und etwas Mull nahm, die Dinge legte er fürs Erste neben dem Jüngeren ab, als der Dunkeläugige nach dem Verband griff, der oben auf der Kleidung des Langhaarigen gelegen hatte, diesen sorgsam aufrollte. Sie sprachen zwar nicht miteinander, doch Shinya mochte diese Stille zwischen ihnen, oft war der Größere weit aufgedrehter, weswegen diese, so ruhige Art in den Schatten gestellt wurde, obgleich sie der junge Mann so sehr schätzte. Mit vorsichtigen Bewegungen öffnete Toshiya die Salbe, drückte etwas von ihrem Inhalt auf den Mull, welchen der Ältere sacht gegen den Knöchel des neben ihm Sitzenden presste, bevor er damit begann, den Verband um das Gelenk und den Fuß zu schlingen. „Du sagst es mir doch, wenn ich dir weh tue, nicht wahr?“ Shinya summte leise, während sich ihre Blicke trafen, Toshiya ihn nur einen langen Moment lang ansah, dann hoben sich die Lippen des Schwarzhaarigen in einem kleinen Lächeln. „Dann ist es gut.“ Nach wenigen Minuten, hatte er den Verband vollständig um den zierlichen Fuß seines Freundes gewickelt und befestigt und erhob sich wieder aus seiner knienden Position, während seine Augen auf Shinya ruhten, welcher ihm einen dankbaren Blick schenkte. „So, fertig. Ich werde dich jetzt auch nicht mehr länger stören und wünsche dir eine gute Nacht.“ Nach diesen Worten, trat Toshiya noch mal näher an den Jüngeren heran, drückte diesen kurz mit seinem rechten Arm, welchen er auf die zierlichen Schultern seines Gegenübers gelegt hatte, an sich, bevor er sich wieder löste, dem Braunhaarigen abermals ein kleines Lächeln schenkte und kurz darauf mit dem geliehenen Buch in der Hand, auf die Tür zutrat. „Totchi...danke, aber du hättest das nicht tun müssen.“ „Ich weiß.“ Ein letztes Mal blickte er auf seinen Freund, zwinkerte diesem zu und winkte leicht, ehe er den Raum seines Kollegen verließ. Für einen Moment stand der Bassist etwas verloren in dem großen Wohnzimmer, wusste nicht so recht, was er tun sollte, denn einerseits fühlte er sich vollkommen ausgelaugt und erschöpft, doch andererseits, war er irgendwie rast- und ruhelos, lenkten sich seine Gedanken, wann immer er Zeit zum überlegen hatte, auf die Geschehnisse des Tages, den Unfall. Der Schwarzhaarige entschloss sich, ihrem Vocal noch ein wenig Gesellschaft zu leisten, um sich abzulenken, konnte erkennen, dass sich dieser als einziger mit ihm im Raum befand und weiterhin mit seinem Gameboy beschäftigt war, denn das leise Plätschern von Wasser verriet ihm, das sich Die oder Kaoru, vielleicht aber auch beide, unter der Dusche befanden. Nachdem er sich neben den Sänger gesetzt hatte, welcher ihn scheinbar gar nicht bemerkt hatte, musterte er diesen für einen Augenblick, da er sich zurück erinnerte, an den Vorfall, vor ihrem Interview mit dem Journalisten Matthew. Zwar hatte sich der Blonde den restlichen Abend ihm gegenüber vollkommen normal verhalten, doch der Gedanke, dass er seinen Freund verärgert haben könnte, ließ ihn nicht los, er wollte nicht dass Kyo auf ihn, wegen was auch immer böse war und so sprach er den Kleineren an. „Kyo,…hey Kyo.“ Der Ältere reagierte nicht, war scheinbar viel zu vertieft in seinem Spiel, als dass er überhaupt etwas mitbekommen hätte, auch wenn eine Bombe neben dem Kleineren explodieren würde, so entschloss sich Toshiya, etwas anderes zu probieren, um die Aufmerksamkeit seines Gegenübers zu erlangen. Leicht rüttelte der Langhaarige an der Schulter des Anderen, rief weitere Mal seinen Namen, bis sich Kyo endlich von dem kleinen Display löste und sich dessen tief braune Augen auf ihn richteten. „Hey, was ist denn?“ Für einen Moment blickte ihn der Blonde etwas verwirrt an, bis sich der Ausdruck auf dem Gesicht seines Freundes in etwas wandelte, das der Jüngere nicht wirklich verstehen konnte. „Entschuldige Kyo, aber ich muss mit dir reden.“ Ein Seufzen perlte von den Lippen des Vocal, doch nickte dieser und legte sein Spielgerät neben sich auf die Seite, darauf wartend, was Toshiya jetzt noch wichtiges mit ihm zu besprechen hatte. „Kann...kann es sein, dass du böse auf mich bist?“ Eine der feingeschwungen Augenbrauen des Sängers hob sich in die Höhe, blickte er den Bassisten nur fragend an, da er nicht wusste wie sein Freund auf solch einen Gedanken kommen mochte. „Ich meine....du, als ich dich und Shin-chan auf den Toiletten gefunden habe, du hast so böse ausgesehen, habe ich etwas falsch gemacht oder dich irgendwie verärgert?“ Angespannt, wartete der Größere auf eine Reaktion des Älteren, als dieser noch einmal leicht seufzte, sich für einen Moment zu sammeln schien und dann leicht seinen Kopf schüttelte, ehe dessen Stimme ertönte. „Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du dir viel zu viel Gedanken machst Totchi? Ich war und bin nicht böse auf dich und es tut mir leid, wenn es so gewirkt haben sollte.“ „Ohh, dann....war es dann vielleicht wegen Shinya?“ Abermals perlte ein Seufzen von den Lippen seines Gegenübers, wartete der Dunkelhaarige darauf, dass der Sänger ihm antworten würde, da er das momentane Schweigen, von diesem nicht deuten konnte. „Ja, aber es ist eine Sache zwischen mir und unserem Jüngsten.“ „Hmm..., schon ok. Es reicht mir zu wissen, dass du nicht sauer auf mich bist.“ Die Aussage des Jüngeren entlockte dem Blonden ein leichtes Lächeln, schüttelte er wieder nur leicht den Kopf, während er mit einer Hand durch die Haare seines Gegenübers wuschelte, dabei im Gedanken, dass Toshiya manchmal viel zu sensibel für diese Welt war, es immer versuchte allen anderen Recht zu machen und oft ohne Grund ein schlechtes Gewissen bekam, doch das war einfach die Art ihres Bassisten und wenn Kyo zu sich selber ehrlich war, wünschte er sich den Jüngeren auch nicht anders. Ihre Aufmerksamkeit, richtete sich auf die Badezimmertür, die so eben geöffnet wurde und kaum eine Sekunde später erschienen die beiden Gitarristen vor ihnen, beide mit nassen Haaren, offensichtlich dazu bereit, sich in die Nachtruhe zu begeben. „Na ihr zwei, wir werden jetzt schlafen gehen. Macht auch nicht mehr zu lange, denn wir haben zwar morgen einen entspannten Tag vor uns, aber ihr wisst ja, das unser Leader-sama uns keine ruhige Minute gönnen wird.“ Die beiden nickten nur auf die Worte des Rothaarigen, welcher breit grinste, lächelten leicht, als Kaoru seinen Freund gespielt verärgert auf die Brust schlug und leise schnaubte, als sich die beiden auch schon wieder ab wanden, um sich in ihr Reich zurück zu ziehen Der Sänger neben ihm gähnte und blinzelte, schien es als würde Kyo jeden Moment neben ihm einfach einschlafen. „Müde?“ „Hmm, ja, vielleicht sollten wir uns den Rat von Die zu Herzen nehmen und auch ins Bett gehen, oder bist du noch nicht müde?“ Toshiya gab nur ein zustimmendes Summen von sich, auch wenn er noch immer keine wirkliche Ruhe in sich verspürte, doch wollte er seinem Freund keine Sorgen bereiten. „Willst du vorher noch duschen gehen?“ „Nein, nur Zähne putzen, zu mehr habe ich heute keine Lust. Danach hast du das Bad für dich.“ Nach dieser Aussage erhob sich der Kleinere von der Couch und verschwand in dem angrenzenden Raum. Der Bassist legte das Buch welches sich noch immer in seiner Hand befunden hatte, vor sich auf dem Tisch ab, nachdem Kyo ihn alleine gelassen hatte. Danach stand auch er auf und ging in sein Zimmer, nur um wenige Minuten später mit frischer Unterwäsche und einem T-Shirt auf dem Arm, wieder zu erscheinen, dann setzte der Schwarzhaarige sich abermals auf dass Sofa und wartete bis der Sänger das Bad verlassen würde. ~~~~ Da er die Dusche zu seinem eigenen Bedauern nicht nutzen konnte, hatte sich der Bassist dazu entschlossen, sich eben nur zu waschen. Nachdem er auch die Zähne geputzt und sich mit einiger Mühe, wieder angezogen hatte, verließ der Schwarzhaarige den kleinen Raum wieder und ging auf leisen Sohlen, um keinen der Anderen zu wecken, zu seinem Schlafgemach. Vorsichtig öffnete er die Tür, verschloss diese ebenso langsam, nachdem er eingetreten war und erkannte dann, das sein Zimmergenosse bereits im Land der Träume schlummerte. Seine gebrauchte Kleidung legte Toshiya auf einem der Stühle ab, das Buch neben sich auf den kleinen Nachtschrank, ehe er es seinen Kollegen gleich tat und ebenfalls ins Bett ging. Doch sollte es ihm nicht gelingen die ersehnte Ruhe, nach welchem es sein Körper verlangte, zu finden, drehte er sich immer wieder vorsichtig von einer Seite auf die Andere. Der Bassist konnte nicht verstehen warum, aber immer, wenn er seine Augen verschloss, drangen Bilder der Unfallstelle in sein Bewusstsein ohne dass er sich dagegen wehren konnte. Er wusste nicht, wie viel Zeit bereits vergangen war, als er sich abermals in dem Bett drehte, in der Erkenntnis, das er wohl wirklich nicht so schnell einschlafen würde, wie es sich der Langhaarige wünschte. Dies ließ ihn leicht aufseufzen, richteten sich seine Augen in dem dunklen Zimmer, welches nur durch den Schein des Mondes erhellt wurde, auf den Roman, den er sich von Shinya geliehen hatte und somit beschloss er einfach noch etwas zu lesen, sich abzulenken von diesen ständigen Bildern und in der Hoffnung, endlich die Ereignisse des Tages hinter sich zu lassen. Kaum diesen Gedanken zu Ende gedacht, knipste der Langhaarige auch schon sein Nachtlicht an, nahm sich den Wälzer zur Hand wie auch seine Lesebrille, da er sich seiner Kontaktlinsen entledigt hatte. Einige Zeit lang war nur das umschlagen von Seiten in dem sonst so leisen Raum zu vernehmen, bis Minuten später nur noch die Atemgeräusche von Kyo und dem Bassisten zu hören waren, da der Schwarzhaarige unter dem lesen, doch noch in das Reich der Träume gefallen war. (...doch noch ehe Toshiya etwas zu dem niedlichen Anblick sagen konnte, wurde die Stille durch einen lauten Knall unterbrochen, spürte der Bassist nur noch, wie er schmerzhaft mit der Schulter gegen die Seite des Fahrzeuges knallte, sich Sekunden später ihr Bus drehte und ihm kurz schwarz vor Augen wurde. Als der Schwarzhaarige seine Lider wieder öffnete, erkannte er, dass sich der Bus nicht weiter bewegte und sie scheinbar angehalten hatten. Toshiya wusste noch nicht wirklich, was eigentlich geschehen war , blinzelte einige Male, ehe sich die braunen Augen suchend um blickten. Der Bezopfte spürte einen stechenden Schmerz in seiner Schulter als er seinen linken Arm bewegte, bevor sich seine Aufmerksamkeit auf die restlichen Mitglieder seiner Band richtete. Ein erschrockenes Keuchen löste sich von den Lippen des 23-jähringen, als die dunklen Opale auf seinen Sitznachbar fielen. Die Augen des Rothaarigen waren starr nach vorne gerichtet, weit geöffnet und dieser rührte sich nicht, blinzelte nicht einmal, als der Bassist ihn an der Schulter berührte. Wie als hätte sich Toshiya die Finger verbrannt zuckte er plötzlich zurück, als der Körper des Gitarristen mit einem Mal leblos zur Seite kippte, den Sänger unter sich begrub und der Schwarzhaarige erst jetzt die Glasscheibe entdeckte, welche in den Hals seines Freundes gedrungen war. . Mit zitternden Fingern löste der Langhaarige seinen Gurt, erhob sich auf wackeligen Beinen und kniete einen Moment später vor seinen beiden Bandkollegen. Abermals löste sich ein Keuchen von seinen Lippen, schlug er sich die Hand vor den Mund, als sein Blick zum ersten mal auf den Sänger fiel. Auch in dessen Körper befand sich eine der Glasscheiben des Fensters, welches zerbrochen war, diese steckte in der Brust des Blonden, direkt auf der Seite des Herzens. Tränen der Verzweiflung traten aus den Augen des Schwarzhaarigen, als seine Freunde nicht reagierten, so sehr er sie auch schüttelte und ihre Namen rief, machte sich langsam eine grausame Erkenntnis in ihm breit, die schreckliche Übelkeit in ihm hochsteigen ließ. Doch der Bassist wendete sich ruckartig von den beiden, mittlerweile blutüberströmten Körpern, ab, denn er wollte wissen, was mit Shinya und Kaoru war, die bis jetzt noch kein Lebenszeichen von sich gegeben hatten. Schwankend erhob sich Toshiya aus seiner knienden Position, begab sich in die Vorderen Reihen um, nach seinen anderen Kollegen zu sehen. Der Tränenfluss aus den Augen des Bassisten nahm um ein weiteres zu, als sich seine in Schock geweiteten Augen auf den Leader und Drummer seiner Band richteten, konnte und wollte nicht glauben, was er erblickte. Die Lider des Jüngsten waren geschlossen, erweckten den Eindruck als würde dieser nur friedlich schlafen, doch die unnatürliche Stellung, in welchem der Kopf des Braunhaarigen ruhte, ließen Toshiya erkennen, dass das Genick Shinyas gebrochen war. Auch Kaoru, hatte seine Augen weit aufgerissen, doch waren diese blutunterlaufen, konnte der Schwarzhaarige sehen, wie die rote Flüssigkeit unaufhörlich vom Kopf seines Leaders tropfte, dessen linke Gesichtshälfte bedeckte und auch Tao, wie Toshiya erkennen konnte, hing nur noch in seinem Sitz. Auch bei ihnen erwiesen sich jegliche Mühen des Bassisten sie aufzuwecken, als zwecklos, sowieso konnte Toshiya keinen Laut in ihrem Van vernehmen, herrschte eine Totenstille in dem Gefährt, die ihn noch mehr in Panik verfallen ließ. Als sich der Schwarzhaarige nun von seinen Freunden und ihrem Betreuer ab wand, blickte er sich genauer um, stellte fest, das auch die Anderen, mit ihm in dem Bus befindlichen Personen sich nicht rührten und sich in teilweise dem selben Zustand befanden wie seine Freunde und Tao. Verzweifelt schlang der 23-jährige seine Arme um sich, schloss seine Augen um die schrecklichen Bilder zu vertreiben, doch dauerte es nicht lange, bis er sie wieder öffnete, Tränen unaufhörlich seine Wangen benetzten, als er immer und immer wieder die Namen der Anderen rief, hoffend doch noch eine Reaktion von ihnen zu bekommen. Allerdings, je mehr Zeit verging, wurde er sich bewusst, dass sie wirklich alle tot waren, denn keiner rührte sich, keiner antwortete ihm und keiner ließ diesen grausamen Anblick vor ihm verschwinden. Schluchzend und zitternd brach der erschöpfte Körper unter sich zusammen, drangen winselnde Geräusche durch die totenstille des Busses, bis sich Toshiya mit einem Schütteln übergab, nach diesem Anfall kraftlos auf die Seite kippte und die Augen Schloss, sich wünschend diesem Anblick zu entfliehen, während er noch immer verzweifelt schluchzte, vor sich noch immer den Anblick der Leichen sehend, bis alles um ihn herum in ein tiefes Schwarz gezogen wurde...) Ein Keuchen löste sich von den Lippen Toshiyas, als dessen Körper mit einem Mal in die Höhe schoss und der Bassist aus seinem, vom Alptraum geplagten Schlaf erwachte. Der Leib des Schwarzhaarigen, war mit Schweiß durchnässt, spürte er nahezu wie die Bettdecke und seine Kleidung an ihm klebte, bemerkte, die Feuchtigkeit auf seinem Gesicht, als die letzten Tränen über seine Wangen perlten. Noch immer zitterte er wie Espenlaub, von dem schrecklichen Traum, welcher ihn ereilt hatte und eine Angst die Augen zu schließen breitete sich in ihm aus, er wollte nicht wieder diese grausamen Bilder vom Tod seiner Freunde vor sich sehen. Wimmernd rollte er sich in einen kleinen Ball zusammen, wollte die Erinnerungen verdrängen, doch je mehr er sich gegen diese sträubte, desto mehr schienen ihn die Gedanken daran zu verschlingen. Gebrochen murmelte er den Namen des Sängers von seinen Lippen, hoffte, das dieser davon aufwachen würde, denn er konnte die Stille in dem Raum nicht länger ertragen, wollte nicht wieder einschlafen und nochmals diesen schrecklichen Traum erleben. Doch der Blonde rührte sich nicht, bemerkte nichts von dem Zusammenbruch des Bassisten, welcher nun seine Augen starr an die Zimmerdecke gerichtet hatte und versuchte sich zu beruhigen, doch es gelang ihm nicht, immer wieder tauchten die toten Körper seiner Freunde vor seinen inneren Augen auf, ob er sie geschlossen hielt oder nicht. Aufgrund dieser Bilder in seinem Kopf, breitete sich ein Übelkeit in ihm aus, die sich nicht vertreiben ließ, bis er sich sturzartig erhob, sein Schlafzimmer verließ und in dass Badezimmer hechtete, sich dort für einige Zeit in die Toilette übergab, bis sich nichts mehr in seinem Magen befand und er nur noch trocken würgte. Der Bassist lehnte sich erschöpft an die kalten Fließen, atmete einige Male tief ein und aus, bis er sich wieder etwas besser fühlte, doch blieb er noch weitere Minuten in dieser Position sitzen. Ewigkeiten danach, erhob er sich wieder, betätigte mit zitternden Fingern die Spülung und putzte sich nochmals die Zähne um diesen widerlichen Geschmack los zu werden, ehe er den Raum wieder verließ und sich auf die Couch im Wohnzimmer setzte. Starr war sein Blick auf die gegenüberliegende Wand in dem dunklen Raum gerichtet, während sich immer und immer wieder die Bilder des Alptraumes in seinen Kopf drängten und er sich dagegen sträubte Schlafen zu gehen, auch wenn er noch so erschöpft war, doch er wollte nicht alleine sein, konnte nicht alleine sein. Nach ewig langer Zeit, in dieser unerträglichen Stille, wie es ihm vorkam, erhob sich der Bassist wieder und wie von selbst lenkten ihn seine Schritte, in die Richtung von Shinyas Zimmer. Ein Gefühl hatte sich in ihm ausgebreitet, das der Jüngere ihm vielleicht helfen konnte, bei dieser Unruhe und Angst die ihn befallen hatte, denn er wusste, Kyo würde so schnell nicht wieder aufwachen, als das er sich diesem hätte zuwenden können und Kaoru und Die, wollte er schlicht weg, nicht in sein inneres Chaos mit rein ziehen. ~~~~ Er hatte vergessen, seinen Diskman abzustellen. Das war das erste, dessen sich Shinya bewusst wurde und für einige Momente glaubte der Langhaarige, dass dies auch der Grund für sein Erwachen war, wo es doch so lange gedauert hatte, bis er überhaupt Ruhe gefunden hatte. Einige Sekunden später war der Drummer durch seinen Geist so weit wachgerüttelt, dass es ihm möglich war, die kalten Finger zu spüren, die sich sacht gegen die Haut seiner Schulter pressten, ihn leicht schüttelten. Während er sich halb aufstützte, blinzelte der Liegende ein paar Male, suchend seine noch nicht vollständig klare Sicht zu schärfen, um zu erkennen wer bei ihm war und in diesen Sekunden vor ihm zurück wich. „Toshiya?“ Keine Antwort, doch in dem schwachen Licht des Mondes vermochte der Braunhaarige zu sehen, das sich sein Freund auf die Unterlippe biss, weswegen Shinya seine Finger ausstreckte, sie über jene legte, die sich in seiner Decke verkrampft hatten, als sie von seinem Körper gefallen waren. „Ist alles in Ordnung?“ Wieder keine Reaktion, nur der Blick aus dunkelbraunen Augen, die in jenem Moment wie verkohlt wirkten. Sich ein wenig streckend, schaltete Shinya die kleine Lampe ein, vielleicht mochte das künstliche Licht zu harsch sein, doch der Jüngere würde dies hier nicht tun können, wenn sie weiter in Dunkelheit gehüllt bleiben würden. Mit einem leisen Laut schloss der Größere, geblendet die Lider, während sich der zierlichere der Beiden vollständig aufsetzte, die Beine über das Bett schwang, so das die Füße den kühlen Boden berührten, er auf den vor ihm knienden Bassisten herunter blicken konnte und ohne, das sich Shinya wirklich bewusst wurde, was er tat, legte er eine Hand gegen die Wange des Schwarzhaarigen. Sein Freund schmiegte sich augenblicklich gegen diese, schien die Wärme absorbieren zu wollen, dabei fing sich immer wieder der Atem des Älteren, schien dieser einer Panik und Verzweiflung nahe, die der Langhaarige nicht begreifen konnte, doch die ihm die Brust zuschnürte. Was war nur geschehen? Wovor hatte Toshiya mit einem Mal eine solche Angst... es war doch nichts passiert, oder? Sie alle waren zu Bett gegangen, um sich zu erholen und zu schlafen... war dies vielleicht der Grund? Behutsam streichelte ein Finger des Drummers über die klamme Haut seines Gegenübers, wartend, dass sich die dunklen Augen einmal mehr auf ihn richten würden. „Hast du schlecht geträumt?“ Ein kleines Nicken, so unscheinbar, dass es Shinya entgangen wäre, hätte er die Bewegung nicht an seiner Hand spüren können und mit einem leisen, verständnisvollen Laut legte er dem Bassisten seine Finger in den Nacken, zog diesen so sacht an sich. Der Braunhaarige war nicht gut in so etwas, bisher hatte er niemanden Trost spenden müssen, weil die Personen um ihn herum immer andere Menschen hatten, an die sie sich wandten, oder – wie im Falle ihrer Band – es Toshiya selber war, der den Anderen Halt gab... nie war der Ältere zu ihm gekommen. Was also sollte er sagen, um den zitternden Mann zu beruhigen, ihm ein wenig von dem Schrecken zu nehmen, der so tief in seinem Freund verankert zu sein schien? Und noch während er unsicher seine Finger über das weiche Haar des Größeren gleiten ließ, schlang dieser die Arme fest um seine Taille, presste sich eng gegen ihn, wo der Kniende erst leise keuchte, dann zu schluchzen begann, die Tränen einfach fielen. Gebrochene Worte entflohen der Kehle des Älteren, wann immer dieser genug Luft hatte und auch, wenn sie für Shinya unverständlich, aus dem Zusammenhang gerissen waren, so verstand der Drummer doch, dass Toshiya nicht noch einmal schlafen würde, aus Furcht, wieder zu träumen und der Panik, dass die Bilder auf irgendeine Weise real wurden. Irgendwann löste sich der Schwarzhaarige, schien sich bewusst zu werden, was er tat, doch diese Flucht würde Shinya seinem Freund nicht gestatten, weswegen er einen Finger auf die Lippen des anderen Musikers legte, als dieser eine Entschuldigung murmeln wollte. Diese, für den Zierlicheren so untypische, Geste hatte Erfolg, denn der Größere blinzelte ihn verwirrt an, derweil sich die Lippen des Jüngeren in einem schmalen Lächeln hoben. „Komm mit.“ Toshiya ließ sich von dem Braunhaarigen wie ein kleines Kind führen, als ihn dieser in das Wohnzimmer brachte, wo er den Bassisten auf den Sessel ihres Vocals setzte, die zusammengelegte Decke von der Couch nahm und sie um den Körper des Älteren fest steckte, nachdem er den Dimmer eingeschaltet hatte, damit sie in ein warmes Licht gehüllt wurden. Der Zierlichere konnte die Blicke des Größeren auf sich fühlen, als er in die offene Küche hinüber ging, dort den Herd anstellte und einen kleinen Topf aus dem Schrank nahm, welcher über die Jahre offenbar noch nicht oft gebraucht wurde, diesen auf die Platte stellte, dann öffnete der Kleinere den Kühlschrank, an der angebrochenen Milchtüte vorbei, eine neue greifend, da diese ebenfalls in den Besitz des Blonden übergegangen war. Ein wenig der Milch goss er in den Topf, auf welche der Braunhaarige achtete, dann holte er den Honig, den er gekauft hatte, als sie in der Stadt unterwegs gewesen waren und zwei Tassen aus einem anderen Teil der Küche, stellte diese auf den Tresen. Mit einer der gefüllten Tassen trat der Drummer auf den Älteren zu, reichte diesem das warme Getränk, dann ließ er sich auf die Couch sinken, genoss einen kleinen Schluck seiner eigenen Milch. „Warum hast du das gemacht?“ „Weil es gegen Alpträume hilft. Meine Mutter hat es mir als Kind beigebracht.“ Wieder blinzelte ihn der Ältere an und auch Shinya war, ob seiner eigenen Worte, mehr als überrascht, sein Leben war etwas, das er wie ein sorgsam gehütetes Geheimnis behandelte, es lag nicht in seiner Art einfach so darauf los zu erzählen und solche Details preis zugeben, doch nun war es zu spät und so stürmte der Jüngere einfach vorwärts, indem er dem Schwarzhaarigen ein weiteres Lächeln schenkte. „Trink sie ruhig.“ Toshiya tat prompt, worum der Kleinere gebeten hatte, in Genuss summend, als er die ersten Schlucke getrunken hatte, danach richteten sich die dunklen Augen einmal mehr auf den Langhaarigen, welcher seine Beine an den Körper herangezogen und unter einem der großen Kissen versteckt hatte. „Ich hätte nicht gedacht, das du auch schlecht träumst.“ Der Zierlichere schnaubte leise, ließ eine der feinen Brauen in die Höhe wandern. „Wieso sollte ich das nicht? Ich bin auch nur ein Mensch.“ „Das schon, aber ich hatte geglaubt, das deine Sturheit deinem Unterbewusstsein so etwas schlicht verbietet.“ „Das ist Unsinn.“ „Nein, es ist die toshiyasche Denkweise.“ Ein leises Lachen entfloh dem Drummer, ein Laut, der ein Lächeln auf die Lippen des Älteren zauberte und das Shinya zeigte, dass sich sein Freund beruhigt hatte, etwas, dass ihn ein wenig mit Stolz, aber vor allem mit einer angenehmen Wärme erfüllte. Mit einem kleinen Lächeln erhob sich der Jüngere, brachte ihre Tassen zurück, spülte sie kurz aus, um sie dann auf das Trockengitter zu legen. Arme schlossen sich um seine Mitte, nachdem der Bassist, von dem Kleineren unbemerkt in die offene Küche getreten war, Shinya den warmen Atem fühlen konnte, welcher über seinen Hals streifte, da der Ältere die Stirn gegen seinen Hinterkopf gelehnt hatte. „Ich danke dir... dafür, das du nicht gefragt hast...“ Was der Dunkelhaarige geträumt, was seinem Freund eine solche Angst gemacht hatte. Shinya summte nur leise, legte eine Hand auf die, welche auf seinem Bauch verschränkt ruhten. „Dafür musst du mir nicht danken.“ „Ich weiß.“ Für ein paar Augenblicke hielt ihn der Größere noch fest, dann trat der Bassist einige Schritte zurück, so dass sich der Jüngere zu ihm herum drehen konnte. „Bereit wieder schlafen zu gehen?“ Auf die Frage des Langhaarigen hin, verdunkelten sich die Augen seines Gegenübers sofort, als Toshiya leicht den Kopf schüttelte und damit begann die Decke wieder zusammen zu legen. „Ich glaube, ich werde noch ein bisschen hier sitzen bleiben.“ Ein lautloses Seufzen entfloh den Lippen des Kleineren, als dieser auf seinen Freund zu trat, ihm die Decke aus der Hand nahm und auf die Couch legte. „Du kannst nicht einfach wach bleiben.“ „Warum nicht? Es stört doch keinen.“ „Totchi, hör auf damit. Du weißt, dass du dich erholen musst.“ „Du kannst mich nicht dazu zwingen.“ Die Worte sollten starrköpfig, wenn nicht bockig sein und dem Braunhaarigen deutlich zeigen, dass Toshiya nicht noch einmal zu Bett gehen würde, doch klangen sie so zittrig, fast schon verzweifelt, dass sie nicht einmal ein kleines Kind davon abgehalten hätten, den Bassisten in sein Zimmer zu bringen. Kurz bevor Shinya die Klinke der Tür herunter gedrückt hatte, legten sich die Finger des Größeren über die des Zierlicheren, hinderten diesen so daran, das Licht des Wohnzimmers in den anderen Raum zu lassen. „Toshiya, bitte.“ Doch der Ältere schüttelte nur leicht den Kopf, die untere Lippe zwischen seine Zähne ziehend, bevor er leicht auf ihr herum knabberte, nach Worten zu suchen schien, ohne jedoch den Griff wieder frei zu geben, schließlich richteten sich die Tiefen des Schwarzhaarigen fast flehend auf den Kleineren. „Kann ich bei dir bleiben?“ „Kyo ist bei dir.“ „Er... er würde aber nicht aufwachen, wenn ich.. ich...“ Die Stimme des Bassisten wurde immer leiser, bis sie sich schließlich ganz verlor, Toshiya hilfesuchend zu seinem Freund blickte, der nach einigen Sekunden leicht den Kopf senkte, sich dann herum wandte um in seinen eigenen Raum zurück zu kehren, nachdem Shinya den Dimmer abgestellt hatte. Durch das Licht des Mondes, vermochte der Braunhaarige zu sehen, wie der Größere in sein Reich trat, hinter der Tür einen Augenblick lang zögerte, bis der Drummer die Decke in einer offenen Einladung nach oben hielt, zwar hätte der Ältere auch das zweite Bett nutzen können, doch wusste der Kleinere, dass sein Freund die Nähe zu einem anderen Menschen in diesen Sekunden extrem wichtig war, auch wenn es der Langhaarige nicht gewohnt war, sein Bett mit jemanden zu teilen. Die Decke senkte sich leicht über ihrer beider Körper und mit einem kleinen Stirnrunzeln drehte sich Shinya auf die Seite, suchte eine Position für seinen Fuß zu finden, die ihm am wenigsten Schmerzen bereitete, dann schaltete er die noch immer leise spielende Musik aus seinem Diskman ab. „Gute Nacht, Toshiya.“ Seine Antwort war ein leises Summen und ein Arm, der sich behutsam über die Taille des Drummers legte, nachdem der Schwarzhaarige vorsichtig heran gerutscht war, leise flüsterte, so dass es den Jüngeren kaum mehr erreichte. „Danke.“ Ende Part V – Dream [1] Sie nutzen die europäische Küche, deswegen keine Stäbchen sondern Besteck Kapitel 6: Part VI – Calm ------------------------- Anmerkung: Wir entschuldigen uns, dass es dieses mal solange gedauert hat bei diesem Kapitel und geloben Besserung. An alle unsere Leser, wir wünschen euch weiterhin viel spass und hoffen natürlich dass es euch auch dieses mal gefallen wird. Und jetzt lange Rede kurzer Sinn, unser nächstes Kapitel. Wer fehler finden sollte, bitte teilt uns diese mit, denn nur so können wir uns verbessern. Part VI – Calm Es waren schon Stunden vergangen, als der Bassist abermals aus einem dieser Träume schreckte, sein Bewusstsein einfach nicht die Bilder des Todes vergessen konnte. Wie oft war er nun schon in dieser Nacht aufgewacht, ohne wirkliche Ruhe zu finden? Würde ihn jemand danach fragen, er könnte es nicht sagen, doch die schwere Müdigkeit die der Schwarzhaarige in sich verspürte, sagte ihm, dass er bisher noch nicht einmal wirklich geschlafen hatte. Auch die Tatsache, dass seine Schulter wieder zu Schmerzen begonnen hatte, erleichterte es Toshiya nicht, endlich der Erschöpfung seines Körpers zu erliegen, um doch noch den ersehnten Schlaf zu bekommen. Abermals rollte er sich behutsam auf die andere Seite, den Halt um die Taille Shinyas schon vor einiger Zeit verloren, da er diesen nicht noch mehr stören wollte, als er es bereits tat. Leichte Verzweiflung machte sich in dem Dunkelhaarigen breit, da er so schrecklich müde war, doch erkannte der Bassist, dass er, sobald seine Augen geschlossen waren, nur wieder einen Alptraum haben und kurz darauf abermals erwachen würde. Leise Tränen stahlen sich aus seinen geschlossen Lidern, liefen in zarten Bahnen über sein Gesicht, wusste er nicht mehr was er noch tun sollte, als ihn ein plötzliches Seufzen, in dem sonst lautlosen Raum, aufschreckte. „Shinya... bist.... bist du wach?“ „Hmm.“ „Habe... bin ich... habe ich dich etwa geweckt?“ „Nein, mach dir darüber keine Gedanken.“ „Ich... das glaube ich dir nicht. Es.... tut mir leid Shin-chan, vielleicht... ich sollte besser wieder in mein eigenes Zimmer zurück gehen.“ Nach diesen Worten wollte sich der Langhaarige von dem Bett erheben, denn er konnte es nicht ertragen, dass er seinem Freund so viele Probleme bereitete, doch eine Hand, welche sich auf seinen Arm legte, hinderte ihn an seinem Vorhaben. „Toshiya, es ist in Ordnung. Bleib hier.“ „Aber... aber ich....“ „Es ist nicht deine Schuld, dass ich selbst nicht schlafen kann. Du weißt genauso gut wie ich, dass du in deinem eigenen Zimmer erst recht keine Ruhe findest. Also, bleib hier.“ „Aber... Shin... das...“ „Keine Widerrede.“ Ein Seufzen perlte von den Lippen des Schwarzhaarigen, als er leicht nickte, auch wenn sein Gegenüber dies wohl schlecht in der Dunkelheit sehen konnte, doch sicherlich hatte Shinya bemerkt, dass er sich dessen Willen beugte, da er sich wieder in das Kissen sinken ließ. Toshiya war sehr verwundert über das Verhalten seines Freundes, er kannte den Jüngeren nicht in dieser Art, doch sprach er ihn nicht darauf an, wie auch schon zuvor, als ihn die Fürsorge des stillen Drummers überrascht hatte. ~~~~~~~ 15.01.2001 Erst in den frühen Morgenstunden, als die Sonne bereits aufgegangen war, ihre ersten Strahlen über das Land schickte, war der junge Musiker doch noch seiner Erschöpfung erlegen und in einen, dieses Mal, traumlosen Schlaf gefallen, wie auch sein Freund, der wach neben ihm gelegen hatte, ohne dass der Ältere dies bemerkt hatte. Es war schon beinah zehn Uhr, als der Bassist wieder erwachte und er wusste im ersten Moment nicht, wo er sich befand, da dieser Raum dem seinen und Kyos in einigen Dingen nicht ähnelte, doch erinnerte sich der Dunkelhaarige an den gestrigen Abend zurück und unweigerlich auch an seinen Alptraum. Toshiya erkannte nun, dass er im Bett Shinyas lag und es dessen Zimmer war, doch schien der Jüngere nicht in seiner Nähe zu sein, da er diesen nirgendwo sehen konnte. Scheinbar war der Zierlichere vor ihm aufgewacht und gleich darauf aufgestanden. Ein schlechtes Gewissen erkämpfte sich in das Innere Toshiyas, da Shinya sich nur wegen ihm, ebenfalls kaum hatte erholen können. Es tat ihm leid dass er seinem Freund solche Schwierigkeiten bereitet hatte, auch wenn er wusste, dass der Drummer ihm deswegen bestimmt nicht böse war. Der Bassist seufzte, fühlte er noch immer eine schwere Müdigkeit in sich, doch irgendwie hatte er das Gefühl, er würde nun nicht weiter schlafen können und so erhob er sich, schwang seine langen Beine unter der Decke hervor, stand auf. Ein leichter Schauer legte sich auf seiner Haut nieder, als er mit seinen nackten Füßen den kalten Boden berührte, doch ignorierte er das unangenehme Gefühl und ging weiter zu der Tür. Kaum das er diese geöffnet hatte, drangen die Stimmen seiner Bandkollegen zu ihm durch, es war Die, den er sprechen hörte, welcher in jenem Moment wieder seine typischen Neckereien mit ihrem Drummer trieb. „S~o Shin-chan, nun sag uns doch mal, was Toshiya in deinem Bett zu suchen hatte. Ihr wart doch etwa nicht unanständig?“ Wie zu erwarten war, antwortete der Jüngere nicht auf die Frage des Rothaarigen, ignorierte dessen Ausführungen die nur darauf bedacht waren, ihn zu ärgern. Eigentlich wäre es dem Bassisten am liebsten gewesen, sich, unbemerkt von seinen Freunden, ins Badezimmer zu begeben, doch kaum, dass er die Tür losgelassen hatte, wurde diese durch Wind, welcher durch dass geöffnete Fenster aus Shinyas Reich drang, geschlossen, so dass sich nach diesem Laut alle Augen der im Raum Anwesenden, auf den 23-jährigen legten. „Hey, Totchi. Man, du siehst ja furchtbar aus und ich hatte gedacht, dass niemand denn Augenringen Shinyas Konkurrenz machen könnte. Was habt ihr Zwei denn die ganze Nacht getrieben?“ Dem Bassisten entging nicht die Zweideutigkeit der Worte des Rothaarigen, als dieser sich angeblich nach seinem Wohlergehen erkundigte, verriet ihm schon das schelmische Zwinkern seines Gegenübers, dass Die nur dämliche Vermutungen in seinem Hirn zusammen braute. Doch ihm war heute ganz und gar nicht nach den Scherzen seines Kollegen zumute, nicht nach dieser ruhelosen Nacht und so ging er auf die Worte des Langhaarigen erst gar nicht ein, sondern senkte nur seinen Kopf, um den Blicken auszuweichen, mit welchen der Ältere ihn bedachte. Leider erzielte der Schwarzhaarige mit diesem Verhalten nicht die gewünschte Wirkung, sondern eher das Gegenteil. „Wird da jemand etwa schüchtern? So kenne ich dich ja gar nicht, komm schon, raus mit der Sprache was hast du im Bett von Shinya gemacht, hm?“ „Die, es reicht.“ Verwundert hob Toshiya seinen Blick wieder und richtete seine braunen Augen auf den Drummer, welcher so eben gesprochen hatte und Die anfunkelte. „Aber Shin-chan, ich habe doch nur eine Frage gestellt. Ist da etwa wirklich was zwischen euch gelaufen?“ „Die, Shinya hat recht, du hast für heute genug deiner Scherze getrieben, lass die zwei jetzt in Ruhe. Doch mal im Ernst, ihr seht gar nicht gut aus. Ist irgend etwas passiert?“ Noch ehe der Bassist reagieren konnte, ertönte abermals die Stimme des Jüngsten, welcher mit einem klaren ‚Nein’ auf die Frage ihres Leaders antwortete. „In Ordnung, aber ihr sagt mir, wenn etwas nicht stimmt.“ Die beiden Jüngeren nickten nur und der Schwarzhaarige atmete erleichtert auf, froh darüber dass ihr Leader nicht weiter nachhakte, denn er wollte dieses für ihn peinliche Erlebnis nur noch vergessen. Toshiya war seinem Freund dankbar, das dieser dass Reden übernommen hatte, denn er selbst hätte Kaoru bestimmt noch erzählt was wirklich passiert war, da der Violetthaarige schon immer die Eigenschaft besessen hatte, alle, außer den Jüngsten der Band, zum sprechen zu bringen, auch wenn man nicht wirklich wollte. Jetzt jedoch konnte er sich ohne weitere Worte zurück ziehen, so wand er sich, noch bevor jemand seinen wirklichen Zustand bemerkte, von den Anderen ab und ging in dass Badezimmer ~~~~~ Mit einem leisen Klicken schloss sich die Badezimmertür hinter dem Schwarzhaarigen, nachdem Toshiya dieses verlassen hatte, begleitet von Nebelschwaden, die dem Drummer sagten, dass sein Freund viel zu heiß geduscht hatte. „Die Anderen sind frühstücken.“ Shinya hatte leise gesprochen, den Älteren aus seiner Starre gerissen und nach einem mehrmaligen, langsamen Zwinkern trat der Größere lautlos auf ihn zu, schien jedoch zu zögern, sich neben ihm auf der kleinen Couch an der Fensterfront nieder zu lassen. „Warum bist du nicht mit ihnen gegangen?“ Der Langhaarige hob seine Schulter in einer eleganten Bewegung, den Kopf ein wenig nach hinten legend, um zu seinem Gegenüber hinauf zu blicken, lud mit einer Hand dazu ein, dass sich sein Freund neben ihn setzte. „Ich bin nicht besonders hungrig.“ Toshiya nickte, derweil sich der Größere langsam neben ihn sinken ließ, dabei einen Moment lang das Gesicht verzog, wahrscheinlich, weil die Haut über der Prellung spannte und dem Bassisten das Gefühl gab, sie würde jeden Moment reißen. „Dann werden sie wohl auf mich warten.“ „Nein. Ich habe ihnen gesagt, dass du nicht mitessen wirst.“ „Wieso das?“ Eine der Brauen des Braunhaarigen zog sich leicht in die Höhe, als dieser das Buch beiseite legte, welches er angefangen hatte zu lesen. „Ist dir nach Rührei, Schinken oder Bratkartoffeln zu mute?“ Das Schweigen seines Gegenübers war Shinya genug Antwort, als sich der Zierlichere erhob und zu dem Tresen hinüber ging, auf dem die Ärztin die Creme und mehrere Verbände, sowie seine Schiene platziert hatte, auch wenn die Bewegungen des Drummers weniger geschmeidig waren, da dieser suchte seinen Fuß so wenig wie möglich zu belasten. Der Ältere blinzelte verwirrt, während dessen sich der Kleinere wieder neben ihn sinken ließ, die Tube aufschraubte und etwas von dem Inhalt auf die Fingerspitzen seiner linken Hand verteilte, die Creme erst erwärmte, bevor er sie sacht auf den dunkel verfärbten Stellen der Schulter verteilte. „... Shinya?“ Mit einem leisen Summen wischte sich der Jüngere die verbliebenen Spuren der kühlenden Tinktur an einem mitgebrachten Handtuch ab, dann öffnete der Langhaarige einen der Verbände, begann damit ihn um Schulter und Torso des Anderen zu wickeln, ohne ein jegliches Zögern oder einmal dabei zu überlegen. „Warum tust du das alles?“ „Was?“ „Wieso kümmerst du dich so um mich? Ich meine... ich habe dir nichts als Sorge bereitet, in der letzten Nacht und doch verteidigst du mich vor Die, sprichst statt meiner mit Kaoru...“ Für einen Moment verharrten die Bewegungen des Zierlicheren, fanden sich ihre Augen, auch wenn man in denen des Drummers nicht erkennen konnte, was dieser dachte... oder fühlte. „Stört es dich denn?“ Sofort schüttelte der Größere heftig den Kopf. „Nein, natürlich nicht.“ „Dann hinterfrage es auch nicht.“ Toshiya tat, worum ihn der Kleinere gebeten hatte, oder aber, wusste schlicht nicht, was man auf solche Worte hätte erwidern können und so lagen die Augen des Älteren auf dem konzentrierten Gesicht des Drummers, bis dieser nach zwei Klammern griff, mit welchen er den Verband festigte. Mit einem Lächeln dankte der Schwarzhaarige seinem Freund, der seine Geste für einige Sekunden erwiderte, dann aufstand, zu der offenen Küche hinüber ging, wo sich in diesem Moment der Wasserkocher abschaltete, den Shinya angemacht hatte, bevor er den Verband geholt hatte. „Möchtest du auch einen Tee?“ Der Bassist summte in Zustimmung, weswegen der Zierlichere eine kleine Kanne, statt nur einer Tasse vorbereitete, diese auf ein Tablett stellte, welches er gefunden hatte, auf das sich auch Milch, Zucker und Zitrone, sowie die Tassen gesellten, danach goss der Drummer das heiße Wasser auf. Im Hintergrund hatte leise Musik zu spielen begonnen, was dem jungen Mann ein kleines Lächeln entlockte, denn offensichtlich war das erwählte Versteck des Rothaarigen für die Fernbedienung wenig erfolgreich gewesen, der Bassist hatte nicht einmal eine viertel Stunde gebraucht... vielleicht waren sich die beiden Männer in dieser Hinsicht einfach viel zu ähnlich. Leise summte Shinya zu der ihm unbekannten Melodie mit, er genoss diesen Moment, auch wenn ihm ein winziger Teil in seinem Inneren warnte, dass er sich nicht zu weit fallen lassen durfte, da er nicht alleine war, auch wenn der mit ihm anwesende Toshiya war. „Es ist lange her, das ich dich so gesehen habe.“ Wie auch in der gestrigen Nacht war der Ältere von ihm unbemerkt hinter ihn getreten, doch berührte ihn der Größere nicht und auch wenn der Langhaarige die Finger des Älteren spüren konnte, welche seine Strähnen beiseite schoben, hob der Musiker nur eine Schulter, doch blieb er seinem Freund eine Antwort schuldig, nahm statt dessen das Tablett auf, wollte es zu dem Tisch hinüber bringen, doch stoppte ihn der Bassist, indem er einen Finger über die Lippen des Kleineren wandern ließ. „Du solltest viel öfter lächeln.“ Die leise wispernde Stimme in dem Drummer wurde lauter, je länger die Berührung bestehen blieb, weswegen sich Shinya sacht entzog, an seinem Freund vorbei in das Wohnzimmer trat. „Vielleicht.“ ~~~~~ Nachdem sie ihren Tee genossen hatten, erhob sich der Bassist, stellte Shinyas und sein benutztes Geschirr auf dem Tablett ab, um alles wieder in die Küche zu räumen, doch hinderte der Drummer ihn daran, indem dieser auf seine Schulter deutete. Toshiya nickte, hatte er für einen Moment nicht an seine Verletzung gedacht und so überließ er dem Braunhaarigen das Abräumen, auch wenn es ihm nicht gefiel, keine Hilfe sein zu können. Während sich der Jüngere in der Küche befand, war der Schwarzhaarige in sein Zimmer gegangen, um sich einen Pullover zu holen, da er das dringende Bedürfnis nach einer Zigarette verspürte und nicht unbedingt mit freiem Oberkörper auf den Balkon wollte. Mit dem Kleidungsstück in der Hand gesellte er sich zu seinem Freund und ohne das der Ältere auch nur ein Wort sagen musste, half der Drummer ihm dabei sich anzuziehen, etwas, das ihm abermals ein schlechtes Gewissen bereitete, da er wieder nicht alleine klar gekommen war. Langsam störte es den Größeren, so sehr auf Andere angewiesen zu sein, nur wegen einer geprellten Schulter, doch da dies nun mal leider nicht zu ändern war, musste er es wohl akzeptieren, auch wenn es ihm nicht gefallen wollte. Mit einem gemurmelten 'Danke', wand Toshiya sich von seinem Kollegen ab, sagte diesem, dass er Rauchen gehen würde, trat zu der Terrasse hinüber. Wenige Momente später, nachdem der Bassist die Glastür geöffnet und das Wohnzimmer verlassen hatte, konnte er hören, wie die Anderen von ihrem Frühstück zurück kehrten. Genüsslich nahm der schlanke Mann den Rauch seiner Virginia in seinen Lungen auf, atmete den Qualm mit einem Seufzen wieder aus, während er an dem Geländer lehnte, an den gestrigen Tag und alles, was seither passiert war, zurück dachte. Dieser dumme Unfall wollte ihm scheinbar nicht aus dem Kopf gehen, sonst hätte er wohl kaum die gestrige Nacht so schlecht geträumt und auch das Verhalten des Zierlicheren beschäftigte die Gedanken des Langhaarigen. Toshiya war überrascht von der Fürsorge, mit der Shinya ihm begegnet war, von der offenen Art des sonst so stillen Drummers, besonders nach der ganzen letzten Zeit, in welcher der Jüngere extrem Ruhig war und kaum mehr gelächelt, geschweige denn jemanden an sich heran gelassen hatte. Der Bassist seufzte leicht, wurde zunehmend verwirrter, je länger er über seinen Freund nachdachte und nahm, mehr abwesend, immer mal wieder einen Zug, von seiner beinahe runter gebrannten Zigarette, zuckte zusammen, als die Glut des Glimmstängels seine Finger leicht verbrannte, ehe er den letzen Rest in dem Aschenbecher erlöschte. Noch für wenige Minuten verharrte der Bezopfte in seiner Position, atmete tief die frische, kühle Luft in sich ein, den Blick in den Himmel gerichtet, wo er beobachtete, wie immer mehr Schneeflocken auf die Erde nieder segelten, wand seine Augen erst ab, als er hörte, wie die Balkontür geöffnet wurde. Es war der zweite Gitarrist, welcher so eben auf ihn zu kam, ihm eine Hand auf die rechte Schulter legte. „Na, zu Ende geraucht? Kaoru würde jetzt nämlich gerne den heutigen und morgigen Tagesablauf besprechen.“ Der Jüngere nickte nur, rieb sich leicht über die Arme, da es doch deutlich kühler geworden war, ehe er dem Rothaarigen nach drinnen folgte, hinter ihnen die Türe wieder verschloss und sie sich zu ihren Kollegen gesellten. Kaoru teilte ihnen mit, dass er für ihre Band ab 13:00Uhr die Massageräume gemietet hatte und sie sich somit gemeinsam dort hinbegeben würden. Auch sagte ihr Leader ihnen, wie es Morgen vor dem Konzert ablaufen und das er sich heute noch mit dem Management in Verbindung setzen würde, sowie, sollten sich Änderungen ergeben, es ihnen heute Abend mitteilte. Danach konnten sie noch die restliche Zeit für sich selbst nutzen, war ihr Drummer in sein Zimmer gegangen, während Kyo sich mit seinem Handy beschäftigte und Toshiya es vor zog, sich abermals zum Rauchen zu begeben, gemeinsam mit Kaoru und Die, die es ihm gleich taten und soeben ihre Glimmstängel entzündeten. „Na Totchi, willst du uns jetzt nicht doch mal sagen was du in Shins Zimmer zu suchen hattest?“ Toshiya zuckte etwas zusammen, hatte nicht damit gerechnet von dem Rothaarigen angesprochen zu werden, seufzte ihm nächsten Moment tief auf. Es war klar, dass der zweite Gitarrist dieses Thema nicht auf sich beruhen lassen würde, besonders, wenn er Shinya und ihn damit necken konnte, ganz egal, wie sie sich dabei fühlten. „Ich wüsste nicht, was dich das anginge.“ Wie zu erwarten war, ließ Die sich davon nicht abbringen, weiter nach zu haken, ignorierte dabei auch seinen Freund, welcher ihm sagte, dass er aufhören sollte. „Nun komm schon. Sei mal nicht so stur, läuft etwa wirklich was zwischen euch?“ Dem Bassisten entging nicht dass anzügliche Grinsen des Älteren und er fühlte sich mittlerweile mehr als nur genervt von dem Größeren, kam er heute einfach nicht mit dessen Art klar, diesen dummen Scherzen, die der Andere immer trieb. „Die, lass es.“ „Mit uns kannst du doch offen reden..., sag schon, habt ihr euch geküsst oder gar schon....“ Diese letzten Worte und die Tonlage in welche sie gesprochen worden waren, brachten dem Rothaarigen einen funkelnden Blick des Jüngeren ein, welcher die ganze Zeit stark mit seiner Beherrschung kämpfte, welche ihm nun jedoch entglitt. „Nein Die, es ist nichts zwischen uns passiert, wenn du die Wahrheit so gerne wissen möchtest..., ich habe beschissen geschlafen, hatte Alpträume und war ständig in Gedanken an diesen Unfall...., nun zufrieden?“ Wütend auf sich selbst, weil er nun doch erzählt hatte was ihn die ganze Zeit belastete und auf den Gitarristen, da dieser einfach nicht locker gelassen hatte, wand er sich ohne auf Antwort zu warten ab, warf seine angerauchte Kippe über den Balkon. In seiner Hast weg zu kommen hätte er beinahe Kyo überrannt, der ebenfalls beschlossen hatte, seiner Nikotinsucht nachzugeben und plötzlich vor ihm erschienen war. Der Schwarzhaarige ignorierte die Worte die der Sänger ihm hinterher rief, ging einfach weiter schnellen Schrittes, in Richtung seines Zimmers, warf hinter sich die Tür mit einem lauten Knall zu, ehe er sich auf sein Bett legte, das Gesicht in den Kissen vergraben. Ein paar Mal atmete der Bassist tief durch, krallte seine Finger in den weichen Stoff, auf welchem sein Kopf ruhte und fragte sich innerlich, warum er den Rothaarigen nicht einmal ignorieren konnte, sondern immer auf dessen Spielchen reagierte, ganz im Gegensatz zu Shinya, der Die oftmals erfolgreich, einfach stehen ließ. Nur durch seine emotionale Ader war er doch wieder auf die Neckerei des zweiten Gitarristen angesprungen, hatte ihm gesagt, was wirklich geschehen war, ohne das er es überhaupt wollte. Der Schwarzhaarige verfluchte sich dafür, war es denn eigentlich schon genug, dass er ihren Drummer die ganze Nacht belästigt hatte, so bereitete er den Anderen nur wieder unnötig Sorgen. Am liebsten hätte der Bassist laut aufgeschrieen, er fühlte sich im Moment durch sein kindisches Verhalten so albern, schließlich war er ein Mann, der doch eigentlich nicht so empfindlich sein sollte, wie er es war. Durch diese Gedanken, dachte er unweigerlich an den Jüngsten ihrer Band, der sich erwachsener verhielt, als er selbst, so dass sich Toshiya oftmals fragen musste, wer eigentlich der Ältere von ihnen beiden war. Sein Freund besaß die Gabe alles an sich abprallen zu lassen, keine Gefühle zu zeigen und er selbst? Egal was auch immer passierte, er hatte seine Emotionen nicht im Griff, konnte sie nicht so unterdrücken wie Shinya das tat, doch wünschte er sich manchmal, eine Maske tragen zu können, nur um nicht wieder wie ein kleines Kind zu wirken. Toshiya ignorierte das Klopfen an der Zimmertür, wollte einfach nur alleine sein, war es doch wahrscheinlich sowieso nur Die, der sich dann weiter über ihn lustig machen wollte. ~~~~ Das Knallen einer Tür riss ihn aus der Welt seines Buches, ließ Shinya einen Moment lang die Brauen zusammen ziehen, den Kopf leicht auf die Seite gelegt, als er auf weitere Geräusche hörte, die sich in Form von Schritten ankündigten, dann folgte ein fast schon zaghaftes Klopfen an der Tür, die wohl zu dem Raum neben dem seinen gehörte. „Hey... Totchi?“ Dies Stimme hatte einen vorsichtigen, wenn nicht besorgten Unterton, welcher dem Braunhaarigen ein leises Seufzen entlockte, denn der zweite Gitarrist sprach nur so, wenn er mit seinen Scherzen über die Stränge schlug und wahrscheinlich waren auch von der Seite Toshiyas her Worte gefallen, die eigentlich nicht hätten ausgesprochen werden sollen. Wieder ein Klopfen und die Stimme ihres Leader, der sich erkundigte, ob sie herein kommen durften, doch offenbar erhielten sie keine Antwort, denn einige Momente später konnte er ihren Sänger sprechen hören, der mit einer nonchalanten Stimme verkündete, dass sie den Bezopften in Ruhe lassen sollten, der Bassist würde sich schon wieder beruhigen, auch wenn Shinya wusste, dass der Blick des Blonden mit Sicherheit sehr viel intensiver war, als es der Tonfall vermuten ließ. Noch einige Momente vermochte der Drummer gedämpftes Sprechen zu hören, doch war es zu leise, als das er wirklich Worte hätte ausmachen können, danach Schritte, welche ihm sagten, dass sich seine Freunde in das Wohnzimmer zurück gezogen hatten. Behutsam schlug Shinya das Buch zu, legte es neben sich auf das Kissen seines gemachten Bettes, bevor er sich erhob und seinen Raum verließ, um zu seinem Freund zu gehen, ungeachtet der Blicke, die ihm diese Tat ohne Zweifel einbringen würde. Der Langhaarige öffnete die Tür zu dem Reich des Dunkelhaarigen nach einem einzigen, leisen Klopfen, ohne auf eine Zustimmung zu warten, ob er überhaupt zu dem Älteren gehen durfte. Toshiya lag ausgesteckt auf seinem Bett, das Gesicht in das Kissen vergraben, um welches der Größere seine Arme geschlungen hatte, regte sich aber in keiner Weise. Lautlos lief der Zierlichere zu dem anderem Musiker herüber, ließ sich geschmeidig neben diesen auf die Matratze sinken, einige Momente schweigend, um dem Liegenden die Möglichkeit zu geben seine Präsenz zu akzeptieren, dass der Schwarzhaarige wusste, dass er in dem Zimmer war, stand für Shinya außer Frage. „Möchtest du mir erzählen, was passiert ist?“ Ein wenig hob der Bezopfte den Kopf, schüttelte diesen, doch sprudelten die Worte von ganz alleine hervor, lösten sich von den Lippen des Anderen, ohne das Toshiya es scheinbar wirklich verhindern konnte. „Dieser dumme Die... warum kann er einfach nicht akzeptieren, wenn man sagt, dass es ihn nichts angeht? Warum muss er immer wieder noch eine Spitze obenauf setzten, bis man doch erzählt, was passiert ist? Wieso reicht ein 'nein' bei ihm nicht?“ Ein leises Seufzen entfloh der Kehle des Drummers und auch wenn er wieder jene warnende Stimme in sich hören konnte, so streckte er eine Hand aus, um sie auf den Rücken des Älteren zu legen. „Er meint es nicht böse.“ „Das weiß ich... aber, Gott, er macht mich so verdammt wütend.“ „Tut er das wirklich? Oder bist du eigentlich wütend auf dich selber?“ Diese Frage stellte der Langhaarige mit dem Bewusstsein der folgenden Konsequenzen, denn er wusste, dass Toshiya emotional hinauf kochen würde, doch vielleicht würde es dem Bassisten dann möglich sein, über das zu Reden, was er geträumt hatte und das seinem Freund so sehr auf der Seele lastete, weswegen der Zierlichere auch nicht zurück wich, als der Liegende mit einem Mal hinauf wirbelte, ihn von unten herauf an funkelte. „Du hast ihn doch vorhin selber gehört. Das ich heute Nacht bei dir war, ist ein gefundenes Fressen für ihn.“ Er nickte zustimmend. „Ja, das ist es... ich habe heute Morgen nichts anderes vorgesetzt bekommen.“ „Warum fragst du mich dann so etwas?“ „Sieh dich einfach an.“ Für einen Moment schien sein Freund nicht zu verstehen, blinzelte der Bassist den Jüngeren nur verständnislos an, bis der Braunäugige in sich zusammen sank, den Kopf hängen ließ. „Entschuldige... ich wollte dich nicht angreifen.“ Leicht schüttelte der andere Musiker seinen Kopf, als er sich behutsam nach vorne beugte, den Älteren in eine leichte Umarmung schloss, auch wenn in ihm die Stimme lauter war, ihn in einer schon ohrenbetäubenden Lautstärke anherrschte, dass er einen Fehler begann, da er keine Nähe geben oder auch suchen sollte, selbst wenn es sich dabei um einen engen Freund handelte. „Es ist in Ordnung. Ich möchte nur, dass du mit jemanden sprichst, bevor dich der Traum von innen heraus zerfrisst, nur weil du versuchst ihn alleine herunter zu schlucken.“ „Du würdest es schaffen.“ Die Worte waren gewispert, hielten fast ein wenig Eifersucht, doch größtenteils Respekt für den starken Willen des Braunhaarigen, als Toshiya die Berührung erwiderte, auch wenn er den Kleineren wesentlich enger in die Arme schloss, als dieser das bei ihm getan hatte. „Wie sprechen nicht über mich, Totchi.“ Ein leises Seufzen entfloh dem Bezopften, so dass der Jüngere den warmen Atem über seinen Hals wispern fühlen konnte. „Ich weiß... ich fühle mich nur so hilflos. Ich wollte es ihnen gar nicht sagen... sie sollten nicht erfahren, dass ich Alpträume hatte und nun wissen sie es doch... ich bin so kindisch.“ „Das ist Unsinn und das weißt du auch. Du hast schlecht geträumt und jemanden gebraucht, das ist nicht kindisch, das ist menschlich.“ „Hättest du denn auch so gehandelt?“ Der Drummer schnaubte leise, während sich der Schwarzhaarige mit dem Gesicht gegen seine Schulter verbarg. „Du weichst mir aus, Toshiya.“ „Ich weiß.“ „Wirst du mir nun erzählen, was du geträumt hast?“ Abermals seufzte der Ältere leicht auf, löste sich nun von seinem Freund und blickte mehr als verlegen, da er sich sehr für sein Verhalten schämte, in die tiefen dunklen Augen Shinyas. Tohsiya wusste, dass der Braunhaarige Recht hatte, er darüber reden musste, was ihn nicht mehr loslassen wollte, aber es fiel ihm so verdammt schwer, der Langhaarige wollte nicht noch hilfloser erscheinen, als er es jetzt schon tat, auch wenn der Drummer anders von ihm dachte, es für menschlich hielt, wie er reagierte. Etwas in seinem Innern wollte das einfach nicht akzeptieren, besonders wenn er diese Person vor sich sitzen sah, die sich so ruhig verhielt, keine Emotionen nach außen dringen ließ, auch wenn sie noch so sehr schmerzten, ganz im Gegensatz zu ihm selbst. Der Bassist kam sich so albern vor und gerade das wollte ihn davon abhalten, darüber zu reden was ihn belastete, allerdings war er auch so verwirrt von dem offenen Verhalten seines unnahbaren Kollegen, dass er, ohne es eigentlich zu wollen, doch noch nickte, seine Zustimmung gab, dem Jüngeren zu erzählen was er geträumt hatte. Wie um seinem inneren Kampf ein finales Ende setzen zu wollen, schloss der Größere seine Augen, atmete einmal tief durch und öffnete seine Lider erst wieder, als er eine sachte Berührung auf seiner Hand, die auf seinem Schoss geruht hatte, spüren konnte und blickte ihn das Gesicht des Drummers, welcher ihm aufmunternd zu nickte. Diese einfach Geste schien die letzten Dämme in ihm brechen zu lassen, redete der Schwarzhaarige einfach drauf los, ließ nicht ein einziges Detail aus, von den Bildern die sich nun wieder in seinem Kopf präsentierten. „Der Unfall... zu Anfang... alles war so, wie es wirklich passierte. Ich öffnete meine Augen, um nach euch zu sehen... mein Blick fiel auf Die.... doch.... unser Gitarrist, er rührte sich nicht. Ich berührte ihn an der Schulter, doch daraufhin ist er einfach zur Seite gekippt... einfach so... hat Kyo unter sich begraben... und....“ Tohsiya wusste nicht wirklich, wie lange er dem Jüngeren nun schon die Einzelheiten von seinem Traum berichtete, traten die Worte nur noch gebrochen aus seinem Mund und verschwommen nahm er wahr, wie sein Gegenüber, immer mal wieder nickte, traten erneut Tränen aus seinen Augen, durch die Erinnerung an den Tod seiner Freunde. Wieder waren etliche Minuten vergangen, als sich der Schwarzhaarige, zu seiner eigenen Verwunderung, in der Umarmung seines Freundes wieder fand, emotional aufgewühlt hatte er nicht einmal bemerkt, wie der Jüngere ihn an sich gezogen hatte, mit sachten Berührungen über seinen Rücken strich, um ihn zu beruhigen. Der Bassist hatte nicht die Zeit, sich abermals über den Langhaarigen zu wundern, schluchzte er immer wieder leise auf, versucht, den Alptraum endlich zu vergessen und drückte sein Gesicht unbewusst noch näher gegen den Bauch Shinyas „Shhh, beruhige dich, Totchi. Es ist alles in Ordnung.“ Selbst diese tröstenden Worte schienen den Älteren nicht zu erreichen, presste dieser sich noch enger an den Leib des Zierlicheren, wie um allem zu entfliehen, tränkte das dünne Shirt des Drummers mit seinen Tränen, ohne sich weiter zu rühren. Irgendwann, die Zeiger der Uhren waren schon wieder ein beachtliches Stück weiter gewandert, bemerkte Shinya, dass sich sein Freund nicht mehr bewegte, war dieser einfach seiner Erschöpfung erlegen und eingeschlafen. Ein zärtliches Lächeln, welches nur selten jemand zu sehen bekam, legte sich auf dessen Lippen, strich er in einer sachten Berührung, die dunklen Haarsträhnen aus dem Gesicht des Bassisten, ehe er sich rührte, um sich gegen den Bettpfosten zu lehnen, den Körper seines schlafenden Freundes mit sich ziehend. Tief war der intensive Blick, mit welchem Shinya den Schwarzhaarigen bedachte, strich die letzten Spuren der Tränen, welche die Wangen des Älteren benetzten, von diesen, ungeachtet der Stimme, die abermals wie ein aufbrausender Sturm in seinem Innern tobte, ihm sagte, wie falsch er sich verhielt. Doch dies war dem Zierlicheren in jenem Moment egal, denn keiner konnte ihn so sehen und somit war niemandem ein Blick, in das Innere des unnahbaren Drummers gewährt. Der Jüngere würde warten, bis sein Freund wieder erwachte, da er Toshiya nicht einfach alleine lassen wollte, nicht, nachdem er gehört hatte, was den Älteren in der Nacht so belastet hatte. ~~~~~~~ Langsam erwachte der Bassist wieder, spürte ihm ersten Moment nur eine zärtliche Wärme, die seinen Körper durchströmte und die ihn wohlig aufseufzen lies. Danach bemerkte er, wie etwas sachte über seinen Rücken strich, so sanft, dass er sich näher an diese ungewöhnliche Wärmequelle drückte. Was war es nur, dass in so zärtlich berührte und ihm nicht die Gelegenheit gab in die Realität zurück zu kehren, fühlte er sich noch immer wie in einem tiefen Schlaf gefangen, in einem wunderbaren Traum. Toshiya wusste es nicht, genoss zu sehr dieses Gefühl der Geborgenheit, doch plötzlich, seine Erinnerung schien sich wie dass Netz einer Spinne vor ihm zu bilden, konnte er Shinya erkennen, wie auch sich selbst, als er dem Jüngeren von seinem Traum erzählte und in den nächsten Sekunden, war er hellwach. Der Ältere erkannte, dass diese Wärme, die ihn umarmt hatte, von seinem Freund kam, wurde sich bewusst darüber, dass er gegen Shinya lehnte, der noch immer mit seinen Händen über seinen Rücken strich. Der Größere war so überrascht von der Geste seines Freundes, dass er sich im nächsten Augenblick von ihm löste und nun ungläubig auf den Braunhaarigen starrte, der ihm nur ein liebevolles Lächeln schenkte. „Geht es dir nun wieder besser, Totchi?“ „Ich...“ Im ersten Moment wusste er nichts mit der Frage des Jüngeren anzufangen, noch viel zu verwirrt über dessen Verhalten, doch langsam, wenn es auch etwas Zeit erforderte, schien sich der Bassist darüber bewusst zu werden, was der Andere meinte. Er versuchte in sich zu hören, seine eigenen Gefühle und Emotionen zu erkunden und stellte mit wachsendem Erstaunen fest, dass er sich besser fühlte, die Gedanken an diese schrecklichen Bilder wie weggeblasen. „Ich... dieser Traum... es... die Bilder.... sie sind weg.“ „Gut.“ „Shinya, was...?“ „Shhh, es ist alles in Ordnung. Komm, lass uns zu den anderen gehen, es ist beinahe 13.00 Uhr.“ Toshiya nickte nur und ließ sich von dem Drummer auf die Beine ziehen, auch wenn er die Art des Kleineren noch immer nicht verstehen konnte, war ihm dieser so fremd, hatte er das Gefühl, den Jüngeren nicht wieder zu erkennen. Der Bassist war so sehr verwirrt, wie sein Freund sich verhielt, konnte es einfach nicht verstehen, da sich Shinya noch nie so gegeben hatte, so fürsorglich und auch wenn ihm diese Seite gefiel, so war es ihm auch einfach nur noch suspekt, war diese Haltung des Zierlicheren so ungewöhnlich, dass er sich schon wieder unweigerlich sorgte. Nachdem sie das Zimmer verlassen hatten, richtete sich augenblicklich die Aufmerksamkeit der Anderen auf sie, schüttelte der Schwarzhaarige nur seinen Kopf als er in die fragenden Gesichter seiner Freunde blickte, die darauf zu warten schienen aufgeklärt zu werden, teilte ihnen so auf sanfter Weise mit, dass er nicht weiter darüber reden wollte. Sowohl Kaoru als auch Kyo nickten nur, während der zweite Gittarist sich nun von seiner sitzenden Position erhob und auf die beiden jüngeren Bandkollegen zu trat. Toshiyas Blick wandte sich ab von dem Anderen, hatte sich an das Geschehnis auf dem Balkon zurück erinnert, als Die mal wieder, ohne Rücksicht zu nehmen, angefangen hatte, seiner blühenden Phantasie freien Lauf zu geben. Dies schürte abermals seine Wut auf den Rothaarigen, war er noch nicht bereit dem Älteren seinen Fehltritt zu verzeihen, da es ihn einfach zu sehr ärgerte, dass der Andere immer und überall seine Späße trieb, egal wie sich die anderen dabei fühlten. Der Größere senkte betreten den Kopf, als er sich dem stechenden Blick seines Freundes bewusst wurde, bevor dieser sich einfach von ihm ab wand, hatte der Jüngere auch jeglichen Grund dazu, auf ihn Böse zu sein, nachdem was er sich geleistet hatte. „Totchi, es tut mir leid.“ Der Bassist ließ sich die Entschuldigung seines Kollegen für einen Moment durch den Kopf gehen, er wusste ja das es einfach in der Art des Rothaarigen lag, seine Scherze zu treiben, dieser es eigentlich auch nie wirklich böse meinte und so seufzte Toshiya nur, ehe er nickte, mochte er es doch so oder so nicht sich mit seinen Freunden zu streiten. „Schon in Ordnung Die, aber dass nächste mal akzeptierst du ein 'Nein', wenn du es zu hören bekommst, ok?“ Der Gitarrist nickte nur auf die Worte ihres emotionalen Bassisten, war froh darüber, das dieser ihm verziehen hatte. ~~~~ Ein leises Stöhnen perlte von den Lippen des Drummers, als die wissenden Hände über seine Schultern glitten, die tief sitzenden Verspannungen lösten, die ihm einen immer währenden Kopfschmerz bereitet hatten und gegen seinen Willen schien sich eine seiner Mauern nach der anderen zu senken, bis er seine Augen zufallen ließ, leise in Genuss schnurrte, was die junge Frau, die mit und über ihm arbeitete, leise lachen ließ. „And there I trought, my skills don't affect you.“ Mit einem kleinen Lächeln traf er die dunkelblauen Augen seines Gegenübers, welcher in diesen Moment seine Arme hinab glitt, die neben dem Kopf des Braunhaarigen ruhten. „You are very good at this.“ Die Langhaarige lächelte ob des leise gesprochenen Komplimentes erneut, glitt mit festen Bewegungen über die Seiten und die Wirbelsäule des jungen Mannes, zwinkerte ihm dann fast schon neckend zu. „My pleasure, you are the first person that doesn't beg for mercy.“ Shinya lächelte erneut, hauptsächlich, weil er spüren konnte, dass es die Frau freuen würde, dann ließ er seine Augen wieder zufallen, drehte seinen Kopf, so dass er mit der Stirn auf dem weichen Untergrund der Liege ruhte, vermochte sich in dieser Lage besser auf die geübten Finger zu konzentrieren, die nun an seinen Oberschenkeln arbeiteten. Fast wäre er unter dem immer wieder wechselnden Druck auf seine Muskeln eingeschlafen, hätte ihn nicht sein Handy gestört, welches dafür sorgte, dass all die soeben mühevoll abgearbeiteten Verhärtungen wieder da waren, und so stemmte er sich mit einem lautlosen Seufzen nach oben. „I apologize.“ Sein Gegenübers hob nur eine Hand, deutete dem Langhaarigen das es in Ordnung wäre, dann zog sich die Masseurin aus dem schmalen Raum zurück, derweil Shinya den Anruf entgegennahm. „Terachi?“ Er kannte die Stimme am anderen Ende der Leitung nicht, doch schon nach den ersten paar Worten wusste er, warum man ihn anrief, weswegen sich seine Augen in einer fernen Resignation schlossen, warum konnte man ihm denn nicht wenigstens einige Stunden Ruhe gönnen? Für einige Momente lauschte er nur schweigend, schlüpfte lautlos in einen Bademantel hinein, da ihm der zusätzliche Stoff eine Art Schutz bot, auch wenn Shinya im Grunde wusste, dass es hier nichts gab, das ihn einer Gefahr aussetzen würde. „Ich bin in Ordnung.“ Kaum das diese Worte seinen Gesprächspartner erreicht hatten, änderte sich dessen freundlicher Tonfall, sorgte dafür, dass sich seine Nackenhaare aufstellten, ein Anzeichen dafür, dass sich der Drummer innerlich anspannte und doch trafen ihn die nächsten Sätze mit der Wucht einer Ohrfeige, gaben ihm das Gefühl zu fallen, obgleich er saß. Die Finger des Braunhaarigen gruben sich in die dünne Matratze, so stark, das seine Knöchel blass weiß hervor traten und das Material unter dem Griff zu knirschen begann, Shinya ob diesem Laut leicht zuckte, bevor er den Blick nach unten auf seine Hand richtete und dennoch brauchte es einige Konzentration, bis er los lassen konnte. Offensichtlich hatte er zu lange geschwiegen, denn erneut schwang die Stimme des Anrufers um, wurde besorgt , doch der Drummer konnte erst nach einigen tiefen Atemzügen sprechen. „Ich verstehe. Nein, dass ist nicht nötig.“ Einen Moment lang herrschte Stille am anderen Ende der Leitung, vermochte er das leise Rascheln von Papier zu hören und das Gemurmel eines eindringlichen Gespräches, dann kehrte die Stimme zu ihm zurück, sprach, nein, forderte ihn dazu auf, jenen Weg einzuschlagen, gegen welchen er sich mit jeder Faser seines Seins sträubte. Shinya gegenüber befand sich ein Spiegel und er vermochte in seiner Reflektion zu erkennen, dass sich seine Augen zusammen zogen, denen einer fauchenden Katze glichen und auch seine Stimme schien jenes aggressive Geräusch inne zu haben, auch wenn sie nach wie vor kontrolliert klang. „Wie ich Ihnen bereits einmal sagte, das wünsche ich nicht. Sollten Sie mich zwingen, mich noch einmal zu wiederholen, dann können Sie die Zusammenarbeit getrost als beendet sehen.“ Der Anrufer kurbelte augenblicklich zurück, suchte den Schaden rückgängig zu machen, den er so grob eingerissen hatte, doch der Langhaarige war nicht bereit über den Fehler hinweg zu sehen, auch wenn Shinya einige tiefe Atemzüge tat, um das Band zu lockern, dass sich um seine Brust gelegt zu haben schien. „Wie Sie es wünschen. Nein, ich werde heute Abend und auch morgen nicht erreichbar sein.“ Ein leises Seufzen erreichte den Langhaarigen, doch ließ ihn dieses kalt, der Fremde hatte seine Arbeit zu erledigen und er selber die seinige und mit einer letzten Frage um sein Wohlbefinden, welches der Drummer mit knappen Worten bestätigte legte der Andere auf und Shinya selber starrte noch eine ganze Zeit lang auf das schmale Gerät ohne es wirklich zu sehen. Schließlich richtete er sich mit einem fast schon wütendem Laut aus seiner Starre auf, legte das mobile Telefon zurück in seine Tasche, hier war er fertig, weswegen er den kleinen Raum verließ und über den Flur der Wellnessanlage zu den Duschen hinüber trat, die zwar nicht in einzelnen Kabinen gehalten waren, doch dafür so verwinkelt, dass er sich ohne Sorge waschen konnte. Eine halbe Stunde später fand sich der Drummer in dem Wintergarten des Hotels wieder, auch wenn dieser Ausdruck nicht so recht zu dem ausschweifenden, gläsernen Raum passen wollte, den man in einem halben Kreis gebaut hatte und an dessen rechter Wand ein stetiger Wasserfall herunter rann, unter welchen Lichter angebracht waren, die gleitend und ruhig ihre Farben wechselten. Entlang der Fenster hatte man eine Art Couch hingestellt, nur dass diese keine Unterbrechungen in ihrer Länge hatte und mit ihren vielen Decken und großen Kissen eher wirkte, als würde sie einem indischen Haus entspringen... vielleicht war das sogar der Fall. „Mr.Terachi?“ Der Langhaarige summte leise, blickte von seinem Buch auf, mit welchem er sich in die eine Ecke der langgestreckten Sitzlandschaft hatte sinken lassen, die freundlichen grauen Augen eines Bediensteten treffend, der auf einem kleinen Tablett eine Kanne mit Tee balancierte. „Thank you.“ Sein Gegenüber nickte mit einem warmen Lächeln, arrangierte seine Bestellung auf einem kleinen Tisch, der zuvor mehr am Rande des Raumes gestanden hatte, schenkte ihm eine Tasse halb voll ein, bevor er den Drummer mit einer leichten Verbeugung alleine ließ. Wenig später, zwischen dem herrlich warmen Tee und dem Buch das er las hatte auch die sacht auf Shinya drängende Müdigkeit Erfolg, als sich der Braunhaarige gegen eines der Kissen sinken ließ und fort dämmerte. ~~~~~ Mit einem wohligen Seufzen setzte sich der Schwarzhaarige auf, als die Masseurin ihm sagte, das sie fertig war und den Raum verließ. Die Berührungen der jungen Frau hatten so gut getan, spürte er kaum mehr die Schmerzen in seinem Nacken, mit welchen er den Morgen aufgewacht war. Toshiya stand auf und band sich sein Handtuch etwas fester um seine Hüften, ehe er sich wieder auf die Liege setzte, um darauf zu warten, dass Diana zurück kehrte. Sie hatte ihm ihren Namen gesagt, während sie seine verspannten Muskeln gelockert hatte und sie waren in ein sehr angenehmes Gespräch miteinander, gefallen. Leicht verzog sich das Gesicht des Schwarzhaarigen zu einer säuerlichen Miene, als er daran dachte, warum er noch nicht gehen konnte, als im selben Moment die Tür zu der Kabine wieder aufging und die braunhaarige Frau mit frischen Verbänden und einem Lächeln auf den Lippen, welches aber verflog als sie ihn anblickte, zu ihm trat. „What's wrong?“ „Hm... nothing... but, I don´t like this.” Dabei deutete der Bassist auf die Binden die Diana in diesem Moment neben ihn legte, bevor sie sich auf einem Stuhl vor ihm setzte, ihn dabei sympathisch und mit etwas Mitgefühl anlächelte. „I think, I can understand how you feel, but we both know, we can´t change it. You have to wear this too get better.” “Hmm…I know, but nobody say´s I have to like it.” Die Ältere lachte nur warm aufgrund seiner Worte, während sie nach einer Salbe griff und von dieser den Deckel aufschraubte, konnte Toshiya erkennen, dass es die selbe war, die Dr. Mentaka ihm verschrieben hatte. Während die junge Frau dem Musiker seinen Verband anlegte, unterhielten sie sich noch miteinander und schon eine ganze Weile war der Jüngere etwas verwundert. Diana schien ihn hervorragend zu verstehen, trotz seines Akzentes und das er immer erst etwas überlegen musste, ehe er zu sprechen begann, aber dies war ja nicht mal anders, wenn er in seiner Muttersprache redete, so überraschte es ihn um so mehr, dass sie nicht einmal nachhakte. Der Bassist hüllte sich in den Bademantel und schenkte seinem Gegenüber noch einmal ein für ihn typisches, charmantes Lächeln, ehe er sich von ihr verabschiedete, sich für die angenehme Massage bedankte, um dann zu dem Ausgang zu treten, doch noch ehe sich die Tür hinter ihm schließen konnte, steckte er seinen Kopf durch den Rahmen, einen schelmischen Ausdruck auf seinem Gesicht tragend. „When I am back in Japan.... can I call you, if I have this Problems again?“ Die Braunhaarige lachte herzhaft, schüttelte leicht ihren Kopf, ehe sie ihre Augen wieder auf den jungen Musiker richtete, der ihr ein neckisches Grinsen schenkte. „Sure, you can try, but I don´t think, they let me travel this far away, just for a Patient.” “Yes you are right. I was just joking, but it would be nice to see you again.” “Oh, I´m sure you will, because I´ll be going to your concert.” “Really? So…, I meet you there then, have a nice day.” Diana nickte ihm nur zu und mit einem letzten Winken seiner Hand, verließ er nun entgültig den kleinen Raum und ging dann zielstrebig, über den Flur der Anlage zu den Duschen. Nachdem Toshiya den Wellenessbereich verlassen und die Waschräume erreicht hatte, konnte er die Stimmen von Die und Kaoru ausmachen, so wie dass Rauschen von Wasser, waren seine beiden Bandkollegen wohl schon früher mit ihrer Behandlung fertig geworden als er selbst. Seine Tasche mit seiner Kleidung legte der Bassist auf einer der Bänke ab, streifte sich dann den Bademantel von den Schultern und betrat mit seinem Duschgel in der Hand, sowie einem Handtuch über seiner Schulter die Duschen, entdeckte die beiden Gitarristen weiter hinten, vor einer verwinkelten Ecke, welche ihm zur Begrüßung eine Hand entgegen hoben, was er erwiderte, ehe er sich selbst eine geeignete Stelle in dem Raum suchte um sich zu waschen. Zu gerne hätte Toshiya, wie auch seine Bandkollegen eine richtige Dusche genossen, doch dieser verdammte Verband hinderte ihn daran, dennoch genoss er das warme Wasser auf seiner Haut, welches ihn entspannen ließ. Mit einem Handtuch über die Hüften geschlungen verließ der Langhaarige die Duschräume wieder, stieß dabei beinahe mit Kyo zusammen, der plötzlich um eine Ecke gebogen kam und schreckte leicht zurück. „Man hast du mich erschreckt. Ich wusste gar nicht, dass du auch schon hier bist.“ „Wie geht es dir?“ Toshiya war etwas überrascht über die Frage ihres Sänger, doch als er sich an den heutigen Morgen zurück erinnerte, konnte er es verstehen. „Mir geht es gut, danke.“ Ein durchdringender Blick traf seine Gestalt, wusste der Bassist nicht wirklich, was er davon halten sollte, doch noch bevor er den Blonden darauf ansprechen konnte, schulte sich der Ausdruck auf dem Gesicht des Kleineren, so das keine weitere Emotion von diesem zu erkennen war. „Hast du Shinya irgendwo gesehen?“ „Nein... jetzt wo du es erwähnst...“ „Ach, ihr kennt doch unseren Shin-chan, der wird sich irgendwo in einer stillen Ecke verkrümelt haben, nur um sich mal wieder von uns ab zu kapseln.“ Es war ihr zweiter Gitarrist, der so eben gesprochen hatte, waren er und Kaoru ebenfalls mit ihren Duschen fertig und näherten sich ihren Bandkollegen. Sowohl von Toshiya als auch von ihrem Sänger wurde dem Rothaarigen ein stechender Blick geschenkt, ob dieser Aussage, blieb Die nichts anderes übrig, als abwehrend die Hände zu heben, als ihn seine beiden Gegenüber vorwurfsvoll anblickten, hatte er nicht die geringste Ahnung, was er nun wieder verbrochen hatte, dass sogar ihr Bassist ihn so kalt betrachtete. ~~~~~ Abermals blätterte der Langhaarige eine Seite von dem Buch, welches er sich von Shinya geliehen hatte, um, doch konnte er sich nicht wirklich auf die Worte konzentrieren, die er las. Er hatte sich nach einem Gespräch mit Kaoru und Die, in welchem sie vereinbart hatten sich zum Essen gegen 15:00 Uhr in dem Hotelrestaurant wieder zu treffen, gemeinsam mit dem Sänger ihrer Band, in ihr Hotelzimmer, zurück gezogen, während der Leader mit seinem Geliebten in die Stadt gegangen war. Der Bassist konnte es sich selbst nicht erklären warum, aber seine Gedanken schweiften immer wieder zu Shinya ab. Während der Massage hatte er nicht einmal an den stillen Drummer gedacht, war ablenkt durch andere Dinge, doch jetzt, da er wieder alleine war, fand sich sein Geist automatisch bei dem Jüngeren wieder, dachte er über das Verhalten seines Freundes nach und fragte sich abermals, was diesen dazu getrieben hatte sich so anders ihm gegenüber zu benehmen, als es ihm schlecht ergangen war. Er seufzte leise, auch weil Kyo neben ihm friedlich in seinem Bett schlief, wollte er den Blonden nicht wecken, während sich seine Gedanken um den Braunhaarigen drehten, welchen er seit zwei Stunden nicht wieder gesehen hatte. Dem Bassisten ging diese liebevolle Art des Zierlicheren einfach nicht aus dem Sinn, er konnte es nicht verstehen, wie sich Shinya so wandeln konnte, hätte er doch niemals mit solch einer Fürsorge von dessen Seiten gerechnet. Je mehr der Bezopfte darüber nachdachte, desto mehr verwirrte ihn das Ganze, er wusste einfach nicht mehr, was er denken sollte und mit einem letzten Seufzen legte er das Buch auf die Seite, ehe er sich erhob. Irgendwie machte er sich Sorgen um den Drummer, hatte sich dieser seit ihrem Besuch in der Wellnessanlage, nicht wieder blicken lassen, außerdem verriet ihm ein Blick auf seine Armbanduhr, dass sie sich bald mit ihrem Leader und Die treffen würden. In einer lautlosen Bewegung, erhob sich Toshiya von seiner liegenden Position, wieder darauf bedacht, den Blonden nicht in seinem Schlaf zu stören, wusste er doch, wie ungenießbar Kyo sein konnte, wenn man ihn aus seinen Träumen riss, außerdem war er sich sicher, dass der Sänger pünktlich zu ihnen Stoßen würde, denn was Essen betraf, hatte der Kleinere schon immer eine Schwäche. Rastlos durchstreifte der Schwarzhaarige die Räume des Hotels, kam an den Fitnisräumen, einem Schwimmband und einer Halle für diverse Ballspiele vorbei, wusste er eigentlich nicht wirklich, wohin ihn dieser Weg führen sollte, hoffte der Bassist einfach, seinen Kollegen zu finden. Es waren schon weitere Minuten vergangen, als sich Toshiya in dem Wintergarten ihres derzeitigen Zuhauses wieder fand. Dieser Garten hatte etwas sinnliches an sich, zog ihn an, wie das Licht eine Motte, die sich den hellen Fängen nicht mehr entziehen konnte. Für einen Moment genoss Toshiya diesen angenehmen Anblick, umrundete einmal den kleinen Raum, ehe er sich wieder auf der anderen Seite befand. In jenem Moment erblickte er Shinya, welcher mit einen zufriedenen Gesichtsausdruck auf einer der Sitzgelegenheiten lag und vollkommen entspannt wirkte. ~~~~ Eine Berührung lockte ihn aus den tiefen der warmen Dunkelheit, in welche er während seines traumlosen Schlafes gefallen wäre und auch wenn seine Lider noch geschlossen blieben, hörte er das leise Rascheln von Kleidung, wie als würde jemand von ihm zurück weichen. „Toshiya? Was tust du hier?“ Der Bassist schenkte dem Blonden ein breites Lächeln, lehnte sich über ihn, als der Größere sah, dass sich die braunen Augen des Jüngeren auf seine Gestalt gelegt hatten, mit einem Finger gegen seine Nase stupsend. „Ich habe nach dir gesucht. Wenn du hättest schlafen wollen, dann wäre dein Bett vielleicht die bessere Wahl gewesen, wer weiß, wie viele Mädchen schon wegen dir in Ohnmacht gefallen sind, als sie dich hier haben liegen sehen.“ Shinya schnaubte nur leise, etwas, das dem Schwarzhaarigen ein Lachen entlockte, offensichtlich ging es seinem Freund wieder sehr viel besser, weswegen auch an den Lippen des Zierlicheren ein Lächeln zupfte, als sich Toshiya erhob, ihm eine Hand entgegen streckte. „Komm, Kao erwartet uns pünktlich zum Essen.“ Der Zierlichere nickte leicht, ließ sich von seinem Freund auf die Füße ziehen, der ihn stütze, als er seinen verletzen Fuß auf den Boden stellte, wartend, dass der Drummer seine Balance finden würde. Ihr Leader war manchmal – gerade wenn es um das gemeinsame Essen ging, sobald sie als eine Band unterwegs waren – schlimmer als ein gesamtes Geschwader an besorgten Müttern zusammen, denn solche kleinen Dinge schienen für den Violetthaarigen unglaublich wichtig zu sein. „Das ist ein sehr schöner Ort.“ Die warme Stimme des Größeren riss den Langhaarigen aus seinen Gedanken heraus, als sie über die weitläufigen Flure des Wellnessbereiches liefen, um in die Haupthalle zurück zu gelangen und so summte der schlanke Mann nur, legte leicht den Kopf auf die Seite, als ein Zeichen, dass sich Toshiya besser erklären sollte. Der Ältere machte eine wage Geste mit der Hand, hin zu dem hinter ihnen liegenden Raum. „Der Wintergarten.“ „Ja, das ist er.“ Einige Sekunden herrschte Schweigen zwischen ihnen, dann legten sich die Finger des Bassisten sacht auf die Schulter des Zierlicheren, stoppten sie beide. „Shinya?“ Braune Augen richteten sich auf den Schwarzhaarigen, sie hatten ihren zurückgezogenen Glanz wieder bekommen, jene wohl errichtete Mauer, die den Jüngeren bereits seit Jahren begleitete und vielleicht war es genau diese, die den Mann an seiner Seite einen Moment lang zögern ließ. „Ich möchte dir danken.“ Der Drummer erwiderte nichts, weswegen Toshiya einfach weiter sprach, sich dabei durch das Haar strich. „Ich weiß, das du das eigentlich nicht möchtest, doch ich kann dir nicht sagen, wie viel es mir bedeutet, dass du mich nicht ausgelacht hast, in der letzten Nacht, dass du mich hast bei dir bleiben lassen und auch dafür, dass du heute morgen zu mir gekommen bist und mich ermutigst hast darüber zu sprechen... das hat wirklich gut getan weißt du... und außerdem will ich mich dafür entschuldigen, wenn ich eine Last war, irgendwie... ich weiß, wie sehr du deine Privatsphäre schätzt und... „Toshiya.“ „... falls ich also in der letzen Nacht etwas getan habe, dass dir unangenehm ist, dann tut mir das leid. Ich weiß, ich bin kein so ruhiger Schläfer und deswegen...“ „Toshiya.“ Erst als der Name des Größeren mit etwas Nachdruck von den Lippen des Langhaarigen gekommen war, kamen die Worte, die aus dem Mund des Älteren hervor gesprudelt waren, zu einem holpernden Stop, als dieser ihm ein kleines, verlegenes Lächeln schenkte. „Entschuldige.“ Shinya schüttelte leicht seinen Kopf, bevor er sich eine lose Strähne hinter die Ohren schob. „Ist schon in Ordnung.“ Das Lächeln auf den Lippen des Schwarzhaarigen wurde ein wenig weiter, dann legte er dem Jüngeren behutsam einen Arm um die Schulter, zog den Kleineren einen Moment lang an sich, doch im Gegensatz zu der vergangenen Nacht, war Shinya eine solche Berührung in diesem hellen Licht des Tages zu nahe und vielleicht hatte sein Freund bemerkt, wie er sich verspannte, denn Toshiya ließ ihn einige Sekunden danach frei, mit einem Ruck des Kopfes deutend, dass sie weiter gehen sollten. Wenig später trafen sie auch den Sänger, welcher aus der Kabine einer der Fahrstühle geschlichen kam, das blonde Haar wild in alle Richtungen und doch so, dass es einen Friseur sicherlich neidisch gemacht hätte. Der schlanke Mann an seiner Seite hob die Hand, rief den Kleineren zu ihnen herüber und auch wenn die Züge Kyos im ersten Moment mürrisch gewesen waren, so glätteten sie sich wenig später, als der Blonde mit den Fingern über den Arm Shinyas glitt. „Wo warst du?“ „Ein wenig lesen... ich dachte, dass Kaoru gesagt hätte, dass wir den Rest des Tages zu unserer freien Verfügung haben.“ Der Kehle Toshiyas entfloh ein Glucksen als sie ihren Weg in den Speisesaal fortsetzten. „Das stimmt auch... mit der Ausnahme vom Mittag,... und natürlich dem Abendessen.“ ~~~~~ Die Mitglieder Dir en Greys waren nach ihrem gemeinsamen Essen, wieder ihre eigenen Wege gegangen, nicht jedoch ohne eine Zeit zum Abend zu vereinbaren, natürlich hatte ihr Leader darauf bestanden. Der Schwarzhaarige hätte sich eigentlich liebend gern sportlich betätigen wollen, doch kaum das er diesen Vorschlag seinen Freunden unterbreitet hatte, wurde er wieder zu Nichte gemacht, hatten die anderen nur den Kopf geschüttelt und ihn an seine derzeitige Lage erinnert. Es war einfach so, das er seine Prellung immer wieder vergaß, konnte Toshiya dank der Salbe auch kaum Schmerzen verspüren, doch dieser Zustand wandelte sich schnell wieder, beschloss der Bassist dann einfach, die Läden, welche er am Vortag entdeckt hatte, besuchen zu gehen. Natürlich hatte er auch von dieser Idee den Anderen erzählt, in der Hoffnung, sie würden ihn begleiten, da der Musiker einfach nicht gerne alleine unterwegs war, jedoch hatten die beiden Gittaristen abgelehnt, ihm sagend, dass sie die ruhige Zeit lieber für sich selber nutzen wollten, was er auch verstehen konnte, sowie Shinya, welcher sein Buch zu Ende lesen wollte. Einzig allein Kyo, hatte zu seiner eigenen Überraschung zugestimmt, hatte er dies nicht wirklich von ihrem Sänger erwartet, da er wusste, dass er dem Blonden manchmal auf die Nerven ging, aber wahrscheinlich hatte der Ältere beschlossen ihn zu begleiten, um sich die bizarren Geschäfte anzusehen, von welchen der Größere ihm während dem Mittag erzählt hatte. Dies war dann wohl auch der Grund, weshalb sich der Bassist gemeinsam mit Kyo auf Londons Strassen wieder fand, um zu shoppen, betraten sie gerade einen dieser Horrorshops, in welchem der Kleinere bestimmt etwas für sich finden würde. Stunden später, es kam den beiden Musikern jedenfalls so vor, denn es war nicht soviel Zeit während ihres Einkaufs vergangen, befanden sie sich, jeder mit einer Tüte in der Hand, auf dem Weg zurück zu ihrem Hotel, schien der Sänger leicht genervt und Toshiya wusste nur zu gut, warum. Natürlich waren sie auch in einige der Geschäfte gegangen, die den Bassisten wie magisch angezogen hatten und dieser war sofort mit den angebotenen Kleidungstücken beschäftigt gewesen, allerdings hatte er durch seine Entscheidungsfreude nicht wirklich dazu beigetragen, die Laune seines Freundes zu bessern. Letztendlich war es der Kleinere, welcher für ihn die Auswahl getroffen hatte, konnte der Jüngere gar nicht so schnell reagieren, wie ihn der Sänger zu einer der Kassen zog, damit er bezahlen konnte. Erst als sie den Laden wieder verlassen hatten, war der Bassist soweit gewesen, das Geschehnis gedanklich zu ordnen. „Erm, Kyo, ich danke dir ja dafür, dass du mir behilflich sein wolltest, aber woher willst du wissen, dass mir wirklich gefällt für was du dich entschieden hast?“ „Totchi, mittlerweile kenne ich dich gut genug. Du hättest dich ebenso entschieden, nur wesentlich länger dazu gebraucht. Also, sei einfach glücklich über die Ausbeute und frag nicht weiter nach.“ Nach diesem Dialog hatte der Bassist seinem Kollegen lediglich ein Grinsen geschenkt, ehrlich dankbar für dessen Hilfe und hatte ihm mitgeteilt, dass er nicht gedacht hätte, das Kyo so gut über ihn bescheid wusste, was der Sänger lediglich mit einem winken seiner Hand abgetan hatte. Gähnende Leere, begrüßte die beiden, als sie ihr Apartment betraten, doch konnten sie leise Stimmen vernehmen, welche ihnen sagten, das sich ihr Leader mit Die, in deren Zimmer befand, nur von Shinya konnten die Beiden nicht das leiseste Geräusch vernehmen, schien dies für den Blonden Grund genug, nach dem Drummer zu sehen, während der Jüngere seine Einkäufe in sein Zimmer brachte. Toshiya machte sich nicht die Mühe, die neuen Kleidungsstücke in den Schrank zu räumen, legte diese zusammen gefaltet, in seine Reisetasche, würde er sie sowieso nicht tragen, bevor sie gewaschen waren. Nachdem er seine neuste Eroberung verstaut hatte, begab sich der Bassist wieder in das große Wohnzimmer und stellte mit Bedauern fest, das auch Kyo nun verschwunden war, konnte er sich schon denken, wo sich dieser befand. Ein Seufzen löste sich von den Lippen des Langhaarigen, er konnte es nicht leiden wenn er alleine war, mochte es, umgeben von Menschen zu sein, doch ließ sich an seinem jetzigen Zustand wohl kaum etwas ändern, denn sein Gewissen verbot ihm, die Anderen zu stören und so ließ er sich auf die Couch sinken, auf welcher sich der Schwarzhaarige nach wenigen Minuten zusammenrollte und Sekunden später eingeschlafen war. ~~~~~ In der Stille seines Raumes war Shinya ein weiteres Mal fort gedämmert, erst, als sich etwas über seinen Körper legte und mit angenehmer Schwere über seine Schultern ausbreitete, rüttelte ihn sein Geist wach genug, dass sich seine Lider hoben, er suchte, das über ihm schwebende Gesicht klarer zu erkennen. „Entschuldige.“ Sich aufsetzend schüttelte der Langhaarige seinen Kopf. „Schon in Ordnung... ist irgendetwas passiert?“ Dieses Mal war es an dem Sänger den Kopf zu schütteln, derweil sich Kyo einige der wirren Strähnen hinter die Ohren strich. „Nein, ich wollte nur mal nach dir sehen.“ Shinya summte in Verständnis, während dessen er die Decke von seinem Körper schob, sich vollständig erhob und die Beine über den Rand des Bettes schwang. „Wo sind die Anderen?“ „Ich nehme an, Toshiya ist im Wohnzimmer. Die und Kaoru sind in ihrem Raum... keine Ahnung was sie da machen, aber eigentlich will ich es auch nicht wissen.“ Wieder nickte der Drummer nur stumm, dann lief er zu der Tür hinüber, wo er sich noch einmal herum drehte, eine der schlanken Brauen leicht in die Höhe gezogen, bis sich der Blonde an seine Seite gesellt hatte, sie beide den Wohnraum betraten, welches im ersten Moment leer wirkte, bis sie um die Couch herum getreten waren, auf welcher Toshiya lag und immer wieder leicht zitterte, was wohl auf den kühlen Raum zurück zu führen war, denn die Tür der Terrasse war ein Stück weit geöffnet. Neben ihm seufzte der Kleinere leise, griff sich die Decke, die er über den Körper des Bassisten ausbreitete, der sich augenblicklich in das weiche Material kuschelte. Der Jüngere hingegen war in der Zwischenzeit in die offene Küche getreten, wo er Wasser für eine Kanne Tee aufgesetzt hatte und nun einige Tassen aus dem Schrank holte, derweil Kyo zu ihm herüber geschlendert kam, sich mit den Armen auf dem Tresen abstützte, so dass er die Wange gegen seinen Handrücken lehnen konnte. „Möchtest du eine Runde Schach mit mir spielen?“ Shinya legte den Kopf zur Seite, ein kleines, überraschtes Lächeln auf den Zügen. „Hast du es denn mitgebracht?“ „Selbstverständlich.“ Kyo grinste in Erwiderung, als er sich abstieß und in seinem Zimmer verschwand, der Drummer hingegen goss den Tee auf und brachte diesen zusammen mit einem Stövchen zu dem kleineren Tisch, welcher in der Nähe der Anlage zwischen zwei Stühlen stand. Anderthalb Stunden später hatte sich auch Toshiya zu ihnen gesetzt, noch immer in die Decke eingehüllt, in den Händen eine Tasse des warmen Getränkes, als der Größere den Zügen seiner beiden Freunde folgte, immer mal wieder für sich lächelnd, wenn sich die Stirn Kyos runzelte oder Shinya nachdenklich die Augenbrauen zusammen zog. „Stört es euch, wenn ich Musik anmachen würde?“ Die beiden Angesprochenen schüttelten mehr ab wesend mit dem Kopf, doch Toshiya sah das als ein Zugeständnis, weswegen er sich grazil streckte und einen ruhigen Radiosender wählte, bevor er das Volumen ein wenig herunter regelte. Irgendwann hatte der Schwarzhaarige damit begonnen unbewusst mit zu summen, den Kopf auf die angezogenen Knie gebettet, während dessen sich die Figuren auf dem Spielfeld lichteten. „Schach matt.“ Der Sänger runzelte die Stirn, doch Shinya hatte ihn zum wiederholten Male geschlagen, nicht, dass dies den Blonden stören würde... er mochte es mit dem Jüngeren Schach zu spielen, da es ihm den Eindruck gab, sein Freund würde sich entspannen können, etwas, dass in der letzten Zeit so selten der Fall zu sein schien. „Noch eine Partie?“ Die dunklen Augen des Langhaarigen waren mit einem zufriedenen Glimmen behaftet, und so summte der Kleinere nur, begann damit die Figuren ein weiteres Mal auf zu stellen, doch öffnete sich in diesem Moment eine Tür, die ihnen bedeutete, dass ihr Leader und Die ihren Raum verlassen hatten und nun lautlos auf sie zu traten. Kaorus Augen glitten einmal über alle Anwesenden, bevor sich die leichten Falten auf der Stirn des Violetthaarigen glätteten. „Wie steht es?“ „Wir haben gerade erst begonnen, doch Shinya führt schon wieder mit einem Bauer Vorsprung.“ Der Ältere lachte leise, auf die gespielt frustriert klingenden Worte des Vocal, denn irgendwie erweckte Kyo nicht den Eindruck als ob ihm die Tatsache, dass er dem Braunhaarigen unterlegen war, stören würde. Ende Part VI – Calm Kapitel 7: Part VII – Confrontation ----------------------------------- Anmerkung: Entschuldiung, dass es wieder länger gedauert hat, aber wir versuchen wirklich schneller zu posten ^^°. Wie immer hoffen wir, dass dieses kapitel Gefallen finden wird und freuen uns über jedes Kommentar. Nun aber zu der Story des Jahres *spass ^_________^ Part VII – Confrontation 16.01.2001 Gegen acht Uhr Morgens waren sie auf dem Gelände der Theaterhalle eingetroffen und schon von weitem, war die Band auf die Personen aufmerksam geworden, die sich vor dem Eingang des Hammersmith Apollo eingefunden hatten. Einerseits hatte sich der Bassist über diesen Elan ihrer Fans gefreut, war es doch ein tolles Gefühl zu wissen, dass sie auch außerhalb Japans scheinbar sehr beliebt waren, doch andererseits machte er sich auch Sorgen, da manche der vielen Leute dort draußen, sehr durchgefroren ausgesehen hatten und er nicht wissen wollte, seit wann sich diese vor der Konzerthalle befanden. Gerade diese Menschen waren es dann meist, die reihenweise auf ihren Konzerten umkippten, nur weil sie Stundenlang bei Wind und Wetter draußen waren und so eigentlich kaum mehr Energie in sich trugen, dennoch wusste der Schwarzhaarige, dass er kaum etwas dagegen tun konnte. Er selbst würde sich solche Strapazen nur wegen eines Konzertes nicht zumuten, aber was brachte es ihm schon sich mit ihren Fans zu vergleichen und über deren Verhalten nachzudenken? Nichts, schließlich konnte er sich nicht in diese Personen hinein versetzen und so akzeptierte Toshiya einfach diese Tatsache, auch wenn es ihm nicht wirklich gefallen wollte. Außerdem, wie er gerade mal wieder für sich selber feststellte, sollte er sich lieber auf das spielen mit seinem Bass konzentrieren, der Langhaarige hatte gerade schon wieder den falschen Rhythmus erwischt und bekam von Kaoru einen strengen Blick zugeworfen. Der Bassist schenkte seinem Leader daraufhin ein entschuldigendes Lächeln, ehe er ganz mit dem Spielen aufhörte und an die Seite des Violetthaarigen trat, um diesen von einer kleinen Pause zu überzeugen. Zwar schien Kaoru von der Idee seines Kollegen nicht wirklich begeistert, doch mit einem Seufzen gab er schließlich doch nach, es war ja nicht so, dass sie eine kleine Unterbrechung nicht gebrauchen konnten, sie waren nun schon mehrere Stunden hier, hatten den Aufbau überwacht, probten seit einiger Zeit ihre Instrumente, zumal er dem Schwarzhaarigen nichts abschlagen konnte. In Gedanken stellte der Ältere fest, dass er seinem Freund endlich mal diese unschuldige und naive Art abgewöhnen musste, geriet er noch in Gefahr, seinen Ruf als harter aber gerechter Leader zu verlieren, zumal gewisse rothaarige Gitarristen sich nicht so gut bei ihm durchsetzen konnten, wie Toshiya dies tat. Die war noch dazu mit ihm zusammen, aber der Kurzhaarige wusste selbst, so schnell diese Idee gekommen war, würde sie wieder verschwinden, der Bassist schaffte es immer wieder sich etwas zu erbetteln. Andererseits war Kaoru dennoch auch etwas stolz auf sich, denn er konnte auch in vielem standhaft bleiben, sich nicht von etwas abringen lassen und wenn der Jüngere ihn noch so lieb anschaute, doch jetzt erst mal hatte er damit zu tun dass Energiebündel von sich zu drücken, hatte der Andere ihn voller Freude umarmt, nachdem er seine Zustimmung gegeben hatte. Mit einem Kopfschütteln und einem kleinen Lächeln auf den Lippen, blickte er dem Größeren nach, als dieser ihn wieder los ließ, dann seinen Bass verstaute und anschließend hinter die Bühne verschwand, vermutlich, um eine Rauchen zu gehen. Der Violetthaarige sollte recht behalten, steuerte der Jüngere geradewegs auf einen der Hinterausgänge zu und kaum dass er das freie Gelände betreten hatte, steckte er sich eine seiner Virginias in den Mund und entzündete sie, inhalierte kurz darauf den Rauch tief in seine Lungen, ganz egal der Tatsache wie schädlich diese Raucherei war. Toshiya wusste selbst nicht warum, aber so konnte er sich immer wieder beruhigen, schien das Nikotin alle Gedanken in seinem Kopf zu vertreiben, fühlte sich der junge Mann in diesen Momenten einfach nur wohl. Noch wenige Minuten verbrachte der Bassist in dieser trauten Einsamkeit, genoss, wie der Wind mit seinen Haaren spielte, ehe er Gesellschaft von Kyo und ihrem zweiten Gitarristen bekam, die wohl ebenso die Sucht gepackt hatte, denn auch sie hatten bereits eine Kippe in ihren Mundwinkeln stecken, fehlte nur noch dass Feuerzeug, um diese zu entzünden. Sie unterhielten sich über die bevorstehende Show, als auch ihr Drummer und Kaoru zu ihnen stießen, Shinya lehnte sich in einigem Abstand gegen die Wand, hörte nur zu, anstatt ebenfalls etwas zu sagen. Toshiya spürte eine gewisse Nervosität in sich, hatten sie als Band eigentlich schon jede Menge Konzerte hinter sich gebracht, doch war es immer wieder ein aufregendes Ereignis. Doch dieses Mal war es etwas Besonderes wie der Bassist fand, sie sollten vor ganz fremden Publikum spielen, wussten nicht was auf sie zu kommen würde und ob die Menschen ähnlich reagierten, wie in ihrer Heimat, aber trotz dieser Gedanken, freute sich der Schwarzhaarige auf den Abend. Nach weiteren Minuten, welche die Band noch als Erholung nutzen konnte, begaben sich die Fünf wieder in das Innere des Gebäudes, sie hatten noch einiges zu tun, was sich, wie Kaoru so schön sagte, nicht von alleine erledigen ließ. ~~~~~ „In Ordnung, Shinya. Nun, noch einmal von vorne.“ Der Braunhaarige nickte Kaoru zu, welcher sich zur Zeit vor der ersten Absperrung der Bühne befand, sich dort nach hinten und gegen das Gitter gelehnt hatte und mit leicht zusammengezogenen Augen zu ihm hinauf blickte, bevor sich der Drummer in den Rhythmus fallen ließ, die Lider halb geschlossen, wie als würde sich Shinya in einer Trance befinden. Das Trommeln erfüllte den jungen Mann mit einem schwer zu greifenden Level an Ruhe und schenkte ihm gleichermaßen eine Freiheit, die es dem Langhaarigen erlaubte, alles andere um sich herum auszublenden und zu vergessen. Seine Sinne konzentrierten sich nur noch auf die Schläge und verschiedenen Töne, auf die Art, wie die Haut der Trommeln leicht zitterte und vibrierte, auf seine Muskeln, welche in einer perfekten Spieglung zu seinem Inneren fungierten und vielleicht war genau dies der Kern des 'Talentes', das man Shinya immer wieder nah legte. Der Jüngste war von solchen Worten nur selten affektiert, Talent war etwas, das es möglich machte, Grundvoraussetzungen für eine Leidenschaft zu stellen und der Rest war schlicht harte, schweißtreibende und zum Teil sehr frustrierende Arbeit. Sein Spiel stoppte, als ihr Leader eine Hand hob und mit dem zweiten Gitarristen, sowie ihrem leitenden Techniker zu der linken Seite der Halle hinüber ging, dort auf die Boxen deutete und mit den Händen gestikulierte. Shinya vermochte von seiner Position aus nicht zu verstehen, was der Violetthaarige sagte, doch im wesentlichen interessierte es ihn auch nicht, seine Aufmerksamkeit lag auf seinem Drumset, wo er immer wieder sacht das Pedal trat, welches mit seinen Bassdrum verbunden war. „Keiji-san.“ Er hatte den Namen nur leise gesprochen, doch sein persönlicher Techniker hatte ihn sofort gehört, richtete sich von seiner Position neben den Trommeln auf, wo er bis eben die Kabel der Mikrofone auf dem Boden befestigt hatte. „Was ist, Shinya-san?“ Der Langhaarige runzelte die Stirn, noch einmal das Pedal testend. „Es ist ein wenig zu fest eingestellt, ebenso wie die Hi-Hat.“ [0] Keiji nickte, zu ihm auf das Podest hinauf steigend, wo sich der Kurzhaarige an seiner rechten Seite nieder ließ, an dem Pedal arbeitete. „Werden Sie okay sein?“ Auch ohne das der Jüngere zu ihm hinauf blickte, wusste Shinya, dass sein Gegenüber auf seinen verletzen Knöchel blickte und wie in einem stummen Beweis bewegte der Drummer diesen. „Natürlich.“ Sein Techniker nickte nur in Erwiderung, während er sich fließend erhob und um das Drumset herum trat, an den Schellen zu arbeiten, die in der Tat viel zu fest gezogen worden waren. ~~~~~~ „Verdammt Shinya, du bist zu schnell.“ Die hatte aufgehört zu spielen, war zu ihm herum gewirbelt und strich sich nun das Haar nach hinten, denn obgleich dieses in einen Zopf gefasst worden war, hatten sich mehrere Strähnen davon gestohlen, der Jüngere hingegen starrte nur hinter seinen Trommeln zu ihm zurück, ohne etwas zu erwidern. Er und der zweite Gitarrist hatten schon am Morgen keinen besonders guten Start gehabt, Shinya waren nur wenige Stunden Ruhe gegönnt worden und war deswegen mit pochenden Kopfschmerzen aufgewacht, die ihn unbewusst reizten, weswegen er sich nur Friede wünschte, doch Die hatte ihn, gleich nachdem er aus seinem Raum gekommen war, umarmt und an sich gezogen, mit einem amüsierten Grinsen in den Augen gefragt, wo er denn Toshiya versteckte. Ohne das es einer von ihnen beiden so wirklich registriert hatte, waren sie innerhalb von Minuten hoch gekocht und gingen sich mit einem Mal wegen Dingen an, die nicht im entferntesten mit ihrem Bassisten, oder der Tatsache, dass dieser in seinem Zimmer übernachtet hatte, zu tun hatten. Kaoru war zwischen sie gegangen und hatte ihnen gesagt, dass sie daran denken sollten, wo sie waren, was heute auf dem Plan stand, in einem Tonfall, der sie augenblicklich abkühlte, während dessen sie beide genickt hatten und jeder von ihnen ein paar Schritte zurück gekurbelt war... dennoch hatte sich keiner bei dem Anderen entschuldigt. „Vielleicht bist du einfach nicht konzentriert genug.“ Einen Moment lang blinzelte Die, wie als würde er erst begreifen müssen, was Shinya eben zu ihm gesagt hatte, dann zogen sich die Brauen des Rothaarigen zusammen, waren dessen nächste Worte beinahe wie Gift ausgespuckt. „Das sagt nun gerade der Richtige, nicht wahr, Shin-chan?“ „Meine Fehler der letzen Wochen kann man an einer Hand abzählen, Daisuke.“ Der Größere lachte, ein fast schon verspottender Laut, der ein dunkles Funkeln in die Augen des Zierlicheren legte. „Sprichst du von denen, für welche du tatsächlich Ärger bekommen hast? Kao ist viel nachsichtiger mit dir, als mit jedem anderen von uns!“ „Willst du mir damit unterstellen, dass ich nicht hart genug arbeiten würde?“ „Nein, aber...“ während er sprach, legte Die seine Gitarre ab, kam auf den Jüngeren zu, „... vielleicht solltest du erkennen, dass du nicht unfehlbar bist!“ Dieser Vorwurf traf den Langhaarigen mit der Wucht einer Ohrfeige, ließ ihn sich unbewusst erheben, eine Hand in eine enge Faust geballt. „Wer gibt dir das Recht, darüber zu entscheiden, wie ich mit meinen Fehlern umgehe? Ich weiß, dass ich kein Gott bin, aber ich weiß, dass ich mein Bestes gebe und niemand von euch bisher einen Grund hatte, mir dass vorzuwerfen, was du gerade getan hast.“ Die schnaubte, kam noch einen Schritt näher. „Du fragst, woher ich mein Recht nehme? 'Dir en grey' ist mein Recht!“ Einen langen Moment herrschte ein schweres, unheimliches Schweigen über ihnen, dann trat Shinya die paar Stufen hinunter und an Die vorbei, ohne diesen auch nur eines Blickes zu würdigen. „Wenn ich so wenig wert bin, dann sollte sich 'Dir en grey' nach einem neuen Drummer umsehen.“ ~~~~~ Sie waren nach der kleinen Toilettenpause, gerade wieder auf dem Rückweg zur Bühne, hatten noch einen Abstecher zu dem Getränkeautomaten gemacht und trugen nun jeder zwei Flaschen Mineralwasser in den Händen, damit es auch für ihre anderen beiden Bandmitglieder reichen würde, die noch immer probten. Doch noch bevor die Drei ihr Ziel erreicht hatten, stürmte ihnen ihr Drummer entgegen und geradewegs vorbei, ignorierte dabei auch den Ruf ihres Leaders, wohin er denn wollte. Das Verhalten Shinyas, war sowohl für den Bassisten als auch Kyo Grund genug, fragend eine Augenbraue in die Höhe zu schieben, so was war keiner von dem Jüngsten ihrer Band gewöhnt. „Totchi, kannst du mal nehmen? Ich werde nach ihm sehen.“ „Kein Problem und beeile dich lieber, bei dem Tempo würde es mich nicht wundern, wenn Shin die Halle bereits verlassen hat.“ Ein kleiner Versuch des Größeren die Sorge, die sie um den Braunhaarigen teilten, etwas herunter zu drehen und die ernste Situation auf zu lockern. Scheinbar war dies dem Jüngeren auch gelungen, schenkte der Vocal ihm ein kleines Lächeln und nickte ihm zu ehe er sich ab wand, dann den Gang entlang, hinter einer Ecke verschwand. Der Leader und Toshiya setzten ihren Weg derweil fort und fanden einen rothaarigen Gitarristen vor, welcher auf der Bühne auf und ab ging, noch dazu sehr nervös, fast schon panisch wirkte, leise Worte vor sich her murmelte, die sie nicht verstehen konnten. „Die?“ Der Schwarzhaarige konnte genau sehen, wie der Ältere aufgrund seines Namens zusammen zuckte, dieser hatte sowohl seinen Geliebten als auch ihn, scheinbar gar nicht bemerkt, als sie wieder gekommen waren und blickte nun mit weit aufgerissenen Augen auf Kaoru. „Kao....ich, gut, dass du da bist..., ich glaube, nein ich weiß... Oh man, ich habe Mist gebaut.“ „Jetzt schön der Reihe nach, beruhige dich und dann sagst du mir, was genau geschehen ist. Du kannst dir sicherlich denken, das Shinya an uns vorbei kam, mit einem nicht sehr glücklichen Gesichtsausdruck und wenn ich jetzt mal raten darf, hast du bei ihm wiederholt über die Stränge geschlagen, richtig?“ Der Ältere wartete geduldig auf die Antwort seines Geliebten, blieb ruhig auch wenn er ahnte was geschehen sein musste, denn sonst war Die auch nicht so durch den Wind. „Viel schlimmer, diesmal hab ich es wirklich verbockt.“ „Die, wenn du mir nicht sagst, was geschehen ist, kann ich auch nicht helfen.“ „Ja, ich weiß doch...ich weiß...aber, verdammt, warum konnte ich meine vorlaute Klappe nicht einfach halten, das es so weit kommt wollte ich doch nicht...ich war nur wütend, weil....scheiße.“ Während dieser Worte, hatte der Rothaarige damit begonnen auf und abzugehen, immer wieder mit der Hand in einer verzweifelten Geste durch seine Haare fahrend, bis Kaoru zu ihm trat, ihn sachte an den Schultern ergriff und somit zwang stehen zu bleiben, den Blick aus den braunen Augen mit den seinen fangend. „Hey, ich habe dir gesagt, das du dich erst mal beruhigen sollst, so kann ich nicht nachvollziehen von was du eigentlich redest.“ „Ach Kao, beruhigen, wie soll ich mich beruhigen, wenn ich vielleicht der Grund dafür bin...wenn ich...was wenn es unsere Band bald nicht mehr geben wird,...ich.“ Kaoru zog seinen Geliebten näher an sich, ließ zu dass dieser seinen Kopf an seine Schulter lehnte. „Shhh, ganz ruhig.“ Toshiya war, während sich die beiden Gitarristen unterhielten etwas abseits, neben eine der Boxen getreten und hatte sich dort angelehnt, zog nach wenigen Minuten, bei dem Ausbruch des Rothaarigen skeptisch eine Augenbraue in die Höhe, so aufgelöst hatte er Die noch nie gesehen. Er beobachtete wie der Ältere seinen Geliebten nun in die Arme nahm, leise zu diesem sprach und scheinbar schien dies zu wirken, der Rothaarige löste sich nach wenigen Momenten wieder von seinem Leader, atmete einige Male tief durch. Nun konnte es nur noch von kurzer Dauer sein, bis Toshiya und auch der Kleinere erfahren würden, was vorgefallen sein könnte, um Shinya derart aufgebracht reagieren zu lassen. Die ganzen nächsten Minuten verbrachten sie damit, ihrem zweiten Gitarristen zu zuhören, was geschehen war und nachdem Die mit seiner Erzählung geendet hatte, blickte er in zwei fassungslose Gesichter. „Was hast du dir denn dabei nur gedacht? Wie konntest du Shinya so etwas vorwerfen...“ „Toshiya, beruhige dich, er hat sich nichts dabei gedacht. Er wollte das doch nicht.“ Mit einem Seufzen nickte der Schwarzhaarige nur, während sein Leader jetzt mit dessen Geliebten redete. Kaoru hatte ja recht, es brachte nichts Die auch noch Vorwürfe zu machen, dieser hatte seinen Fehler schließlich schon eingesehen, aber der Bassist konnte das eben gehörte einfach nicht fassen. Hatte der Größere es wirklich geschafft und den Braunhaarigen dazu gebracht, zu sagen, dass dieser ihre Band verlassen wolle? Toshiya konnte dies einfach nicht begreifen, dabei war nicht die Tatsache schuld, was der Rothaarige gesagt hatte, nein für den Bassisten war viel schlimmer, wie Shinya reagiert hatte, noch niemals war dieser von solchen Kommentaren beeindruckt gewesen, ignorierte sie....doch nun das. Die Sorge um dass jüngste Mitglied ihrer Band, wuchs von neuem, dieses Mal war jenes Gefühl jedoch stärker und der Schwarzhaarige fragte sich langsam, ob wirklich nur die ständigen Streitereien mit hinter der Verhaltensänderung ihres Drummers lag, oder ob es nicht doch einen anderen, wichtigen Grund für die ständigen Schwankungen gab. Aber wenn sein Freund nicht reden wollte, würde er es wohl nie erfahren und so seufzte der Bassist abermals, darauf wartend, das Kyo zurück kam und hoffentlich in Begleitung Shinyas. Noch eine Weile mussten sie warten, bis sich ihr Vocal wieder sehen ließ, aber leider, wie Toshiya fest stellte, ohne den Jüngeren. Sogleich wurde der Blonde von den anderen Bandmitgliedern belagert und es war Kaoru, der ihn das fragte, was sie alle wissen wollten, was war mit dem Braunhaarigen? „Er hat nicht mit mir geredet. Außerdem möchte er einen Moment seine Ruhe haben.“ Mehr war aus dem Kleineren nicht heraus zu bekommen und das genügte dem Bassisten nicht, er wollte sich lieber selbst von dem Zustand seines Freundes überzeugen, wollte Shinya helfen, so wie dieser ihm geholfen hatte, als es ihm schlecht gegangen war. So entschuldigte er sich bei seinen anderen Kollegen, mit der Ausrede, dass er kurz noch was zu erledigen hätte, ignorierte den skeptischen Blick des Violetthaarigen und begab sich auf die Suche nach dem Zierlicheren, hatte er schon ein bestimmtes Gefühl wo sich dieser befinden würde. ~~~~~ Sein Zorn hatte Shinya zu den weitläufigen Balkonen geführt, die im ersten Stockwerk des Hauses lagen und nun lehnte er vorn über gebeugt an der Balustrade, die Stirn auf seine Unterarme gebettet, mit welchen er sich an dem eisernen Geländer aufstützte. Der Drummer suchte tief ein zu atmen, um sich wenigstens minimal zu entspannen, doch die Luft schien gar nicht bis in seine Lungen vorzudringen, fing sich in seiner Kehle, bis er das Gefühl hatte, ersticken zu müssen, wann immer er den Kopf bewegte schien ihn Schwindel zu übermannen und auch seine Augen brannten. Irgendwo tief in ihm wusste der Langhaarige, dass sein Körper suchte, ihn zum weinen zu bewegen, auch wenn er sich nicht sicher war, warum er das hätte tun sollen... es gab keinen Grund für seine Tränen, sicher, Shinya war von Die verletzt worden, mit dessen unbedachter Anschuldigung, doch die Wut in ihm tröstete über dieses Gefühl hinweg... warum also musste er dann immer wieder würgen? Kalter Wind strich über die heiße Haut seiner Wangen, kühlte seine Fingerspitzen trotz seiner ledernen Handschuhe aus, bis sie unangenehm kribbelten, doch machte der Braunhaarige keine Regung, sich aus seiner Position zu lösen, auch nicht, als sich eine Hand auf seinen Rücken legte, er ob der Wärme schauderte, die sich durch den Stoff seines Oberteils ausstrahlte. „Hey.“ Kyo... es hätte ihm klar sein müssen, dass der Blonde nach ihm sehen würde und auch wenn es etwas in dem Drummer gab, was sich unwohl unter der Berührung des Kleineren wand, so resignierte doch der größte Teil seines Innern bewegte seinen Körper dazu, sich unbewusst gegen die schmalen Finger zu pressen. Einen Moment blieben sie so beieinander stehen, er schwieg, während dessen Shinya den Blick des Älteren auf sich fühlen konnte, doch er konzentrierte sich auf das Gefühl der sacht fallenden Schneeflocken, die seine bloße Haut berührten, auf ihr schmolzen. Das leise Rascheln von Kleidung verriet ihm, dass sich sein Freund bewegte, dann legten sich von hinten Arme um seine Mitte, wurde er ohne sonderliche Gegenwehr seinerseits gegen den Kurzhaarigen gezogen, konnte er fühlen, wie Kyo die Stirn gegen seine Schulterblätter lehnte. „Können wir wenigstens wieder hinein gehen?“ Nein... dies zumindest war seine augenblickliche innere Antwort, sein Verstand hingegen brachte den Jüngeren dazu, den Kopf zu senken und sich dann von dem Geländer zu lösen, damit sie in die Wärme des Gebäudes gehen konnten. Kyo führte sie zu einer Sitzecke, die einige Meter entfernt von den Türen des Balkons in einer Nische versteckt war, brachte dann seinen Freund dazu sich hinzusetzen, bevor sich der Blonde vor ihn kniete, mit einer Hand Balance an der Lehne des Sessels suchend, mit der Anderen umschloss der Kurzhaarige die ineinander geflochtenen Finger seines Freundes. „Was ist zwischen euch passiert?“ Shinya lachte leise, doch es war ein bitterer Laut, als er die Augen geschlossen hielt, derweil er den Kopf schüttelte. „Was möchtest du hören, Kyo? Das wir uns gestritten haben?“ Der Blonde seufzte leise, dann legte er eine Hand auf die Wange des Jüngeren, brachte diesen dazu, ihn anzusehen. „Nein. Ich möchte wissen, was er getan hat, dass du so verletzt bist.“ „Das werde ich dir nicht sagen.“ „Die wird es uns erzählen, Shinya... möchtest du wirklich, dass wir nur seine Seite der Geschichte kennen?“ „Bin ich es denn überhaupt wert?“ Während dieser Worte hatten sich die dunklen Augen des Drummers auf den Kleineren gerichtet und ein Teil von Kyo keuchte erschrocken auf, über den Schmerz, der unter dem noch immer schreienden Zorn verborgen lag... er verstand die Frage nicht, doch sie tat ihm weh, so sehr, dass Kyo mehrere Male blinzeln musste, um die Tränen fern zu halten. „Natürlich bist du das, du bist ein Teil von uns.“ „Offenbar sehen das nicht alle von uns so.“ Shinya suchte seine Finger zu entziehen, doch ließ der Blonde dies nicht zu, viel mehr begann er damit die Handschuhe herunter zu schälen, damit er über die bloße Haut des Jüngeren streicheln konnte. „Was ist geschehen?“ Wieder schüttelte der Langhaarige nur den Kopf, wand diesen anschließend ab, auch wenn er die Hand auf das Haar des Älteren legte, als dieser mit der Stirn auf seine Knie sank und fast schon verzweifelt die Augen schloss. „Es tut mir leid.“ Doch der Drummer würde nicht darüber sprechen, es war ihm gleich, was der Rothaarige den Anderen erzählen, ob dieser ihm die Schuld an ihrem Streit und seiner Drohung geben würde... sie hatte ihm bereits einmal die Luft abgeschnürt, ein weiteres Mal würde er dies nicht riskieren. „Bitte, Kyo, lass mich einen Moment alleine.“ Einen Augenblick wirkte es so, als würde der Sänger die Bitte seines Freundes ignorieren, denn die Brauen des Blonden zogen sich zusammen, während sich ihre Blicke hielten, doch irgendwann wurden die Züge des Älteren weicher, liebevoller und schließlich nickte Kyo stumm, bevor er sich erhob und den Zierlicheren in eine enge Umarmung schloss. „Bis gleich.“ Gegen seine Brust konnte der Vocal das Nicken des Braunhaarigen fühlen, dennoch kostete es ihn einige schwere Sekunden, bevor er sich dazu durchringen konnte, Shinya tatsächlich los zu lassen und diesem den Rücken zu kehren, als er ihn verließ. Der Drummer hingegen zog die Beine hinauf, so dass sie unter seinem Körper auf dem Sessel ruhten, derweil er kühle Fingerspitzen gegen die Stirn presste, immer wieder den Kopf schüttelte. Warum hatte er das gesagt? Natürlich, Die war in den letzten Monaten konstant unzufrieden mit ihm, ging ihn wegen jeder kleiner Ungereimtheit an, in ihrem beruflichen Leben noch mehr, als in allen anderen Bereichen, doch bisher war es ihm niemals so nahe gegangen, dass er sich genötigt fühlen würde... Er konnte es nicht einmal wirklich aussprechen, ohne dabei das Gefühl zu haben, sich übergeben zu müssen. Nichts war zuvor jemals so wichtig gewesen, nichts hatte er so feurig verteidigt, wie seine Band... was hatte ihn nur dazu bewegt, zu drohen, sie mit seinen eigenen Händen ein zu reißen. Shinya kam nicht dazu weiter über das weshalb und wieso nachzudenken, denn obgleich er seine Augen geschlossen hielt, spürte und hörte er die Person, die sich ihm näherte und an den Schritten erkannte er, dass es nicht Kyo war, der zu ihm zurück gekommen war. Einen Moment lang schien Toshiya zu zögern, dann weitere, leise Bewegungen, die dem Langhaarigen sagten, dass sich der Bassist in den zweiten Sessel hatte sinken lassen, dennoch herrschte einige Herzschläge Stille zwischen ihnen, dann schließlich erhob der Ältere leise seine Stimme. „Die hat uns gesagt, was zwischen euch passiert ist.“ „Bist du hier, um mir Vorwürfe zu machen?“ Die dunklen Augen des Kleineren legten sich auf den Schwarzhaarigen, welcher vorn über gebeugt da saß, die Unterarme auf den Oberschenkeln ruhen ließ, den Kopf so gewandt, dass er Shinya anblicken konnte. „Ich bin hier, weil ich dich verstehen will.“ Diese Aussage warf den Jüngeren aus der Bahn, schlicht weil er nicht mit ihr rechnete, Toshiya und die Anderen hätten das vollste Recht wütend auf ihn zu sein und dennoch bemühten sie sich um ihn... wie, als wären ihnen seine Worte genauso unbegreiflich, wie auch ihm selber, wenn es auch eine leise Stimme in ihm gab, die ihm ganz genau sagte, warum er es getan hatte. „Wieso?“ Ihm war nicht bewusst geworden, dass er die Frage laut ausgesprochen und nicht nur gedacht hatte, doch für den Bassisten schien sie ein Riss in seinen Mauern darzustellen, weswegen der Schwarzhaarige voran preschte. „Weil das nicht du bist, Shinya.“ Der Braunhaarige schnaubte leise, doch entzog er seine Finger, als der Ältere suchte ihn zu berühren, legte sie statt dessen locker über seine Taille. „Wie, bitte, kommst du zu dieser Ansicht?“ Nun war es an dem Bassisten leise zu lachen, etwas, dass ihm einen Blick unter er gerunzelten Stirn einbrachte, doch Toshiya lehnte sich nur geschmeidig nach vorne, strich ihm mit dem Knöchel der einen Hand über die Wange. „Dafür ist deine Liebe zu Dir en Grey zu groß... und nun komm, die Anderen warten sicher auf dich.“ Shinyas Lippen öffneten sich leicht, auch wenn der Langhaarige nicht so recht wusste, was er vielleicht hätte sagen oder erwidern wollen, zudem ihm eine Entscheidung von vorn herein abgenommen wurde, als sich ein Finger des Bassisten auf seine Lippen legte. „Ich wünsche mir wirklich, dass du beginnen würdest, uns mehr zu vertrauen... solche Worte fallen nicht alleine wegen eines Streits und schon gar nicht von einer so starken Person, wie du es bist. Wir alle können sehen, dass es dir schlecht geht, weißt du? Selbst Die fällt es auf, wenn er einmal damit beginnt über die eigene Nasenspitze hinweg zu sehen. Wir möchten dir helfen.“ Der Größere hatte den Langhaarigen auf die Füße gezogen, ließ dessen Hand aber nicht los, als Shinya vor ihm zum stehen kam, statt dessen beugte sich der Musiker nach vorne und presste einen leichten Kuss auf die Stirn des Jüngeren. „Denk einfach daran, okay?“ ~~~~ Toshiya schmollte und war nicht begeistert von der Tatsache, dass er von Tao einfach durch den Backstagebereich gezogen wurde, während sich Kyo, Die und auch Kaoru köstlich darüber amüsierten, schließlich waren nicht sie es, die sich in den Händen eines überführsorglichen Betreuers befanden, der natürlich gerade jetzt auf die Idee gekommen war, sich seinen Verband nochmals ansehen zu wollen. Aber der Jüngere nahm es ihnen nicht übel, nein, er freute sich dass seine Kollegen wieder einen Grund zum Lachen gefunden hatten, denn seit diesem Streit zwischen ihrem Drummer und dem Rothaarigen, war eine bedrückte Stimmung unter ihnen gewesen. Beim Soundcheck hatte sich ein jeder von ihnen verspielt, der Grund war einfach das Verhalten der Beiden gewesen, so dass die innerliche Anspannung der Anderen immer größer geworden war und sie belastet hatte. Besonders den Leader hatte dies betroffen, dieser war nur mit viel Mühe ruhig geblieben, denn gerade für dieses Konzert hatte Kaoru sich einen reibungslosen Ablauf gewünscht, ohne unnötige Probleme und dann war dieser sinnlose Streit geschehen. Der Bassist hatte zu gut nachvollziehen können, was im Kopf des Violetthaarigen, vorgegangen sein musste, besonders, nach Shinyas Reaktion, als dieser sich wortlos hinter sein Schlagzeug gesetzt hatte ohne die mit ihm Anwesenden Personen zu beachten. Aber wie, als wäre es dem Schicksal lieber gewesen, doch einen guten Ausgang für ihre Band zu erwählen, war Die, nach unendlich langer Zeit, doch noch zu Shinya gegangen und hatte sich bei diesem Entschuldigt. Auch wenn es für alle Beteiligten so aussah, als wäre es dieses mal mit einer Einfachen Entschuldigung nicht getan, der Jüngere hatte den Gitarristen wenigstens nicht ignoriert wie zuvor und diesem zugehört, wenn er ihm auch nicht verziehen hatte, es war zumindest ein Anfang. Ein bohrender Schmerz auf seiner Schulter, ließ den Schwarzhaarigen aus seiner Erinnerung schrecken, verzog sich dass Gesicht zu einer leidenden Miene, ehe sich dunkle braune Augen auf die Ursache seiner Qual richteten und auf einem Spitzen Finger zum liegen kam, der immer wieder die Prellung berührte. „Sag mal Tao-san, was soll dass bitte? Du tust mir weh.“ Die letzten Worte waren mit einem leicht knurrenden Laut über die Lippen des Musikers gekommen, der nicht verstehen konnte, was der Ältere mit seinen Taten bezweckte und zu seiner Erleichterung, endlich aufhörte die schmerzende Stelle weiter zu berühren. „Tut mir leid Toshiya-san, aber nachdem du auch beim vierten Mal nicht auf deinen Namen reagiert hast, musste ich doch einen Weg finden, dich aus deinen Gedanken zu reißen.“ „Dafür hättest du sicherlich auch eine andere Lösung gefunden.“ Wieder war die untere Lippe des Größeren nach vorne gewandert, doch der Betreuer lachte nur auf den Gesichtsausdruck. „Vielleicht, aber wie du siehst, habe ich es ja geschafft und nun runter mit dem T-Shirt.“ „Und so etwas nennt sich Betreuer, der seine eigenen Schützlinge auch noch quält....eh? Warum?“ „Natürlich, will ich nur das Beste für euch und gerade deswegen wollte ich mir deinen Verband noch mal ansehen, du erinnerst dich?“ Die leidende Miene war auf das Gesicht des Jüngeren zurück gekehrt, der Braunhaarige hatte immer die passenden Gegenargumente parat, wenn jemand nicht auf ihn hören wollte, ein Grund warum er der Betreuer ihrer Band geworden ist. So nickte Toshiya nur brav, ließ sich dabei helfen sich dem Oberteil zu entledigen und anschließend von den musternden Augen betrachten, die auf seiner Schulter lagen, erduldete die Finger, welche dass material prüften, die seiner Verletzung den nötigen Schutz boten. Nach etwa fünfzehn Minuten, wurde der Schwarzhaarige wieder aus den Klauen, ihres Betreuers entlassen und betrat gemeinsam mit diesem wieder den Raum, in welchem sich seine Kollegen bereits für den bevorstehenden Auftritt fertig machten, der, wie der junge Mann mit einem blick auf die Uhr fest stellte, nicht mehr lange auf sich warten lassen würde. „Vielen Dank Tao-san, jetzt darf ich mich beeilen, damit ich rechtzeitig fertig werde und mir Kaos Gemecker nebenbei anhören.“ Wieder trat eine unzufriedener Ausdruck auf dass Gesicht des Bassisten, welches von dem Kleineren nur mit einem Lachen hingenommen wurde und wie als würde sich seine Vorahnung im Bezug seines Leaders bestätigen, trat genau dieser jetzt auf sie zu, doch entgegen seiner Erwartungen trieb Kaoru ihn nicht zur Eile an sondern schenkte ihm lediglich einen besorgten Blick. „Und ist alles in Ordnung? Geht es dir gut?“ „Erm...ja sicherlich...Tao hat doch nur noch mal den Verband überprüft und diesen etwas gelockert.“ „Das ist gut. Gehe lieber gleich zu deiner Visagistin, sie wartet schon die ganze Zeit aufgeregt auf dich.“ Mit einem Lächeln nickte Toshiya nur, ehe er sich von den beiden Älteren entfernte, die scheinbar nun in ein angeregtes Gespräch vertieft waren. Auch Kaoru schaffte es immer wieder den Größeren mit seinem Verhalten zu überraschen, denn mit dieser Reaktion hatte der Schwarzhaarige nun eigentlich nicht gerechnet, aber man lernte wohl über seine Mitmenschen nie aus. Mit diesem letzten Gedanken begab auch er sich dann in die erfahrenen Hände der langhaarigen Frau, um sich für ihr Konzert stylen zu lassen. ~~~~~ Es hatte eine kleine Diskussion und einen hitzigen Funken seines Starrsinns gekostet bis Shinya Kira davon hatte überzeugen können, dass es seine Entscheidung war, ob er die Schiene tragen würde oder nicht. Sie behinderte sein Spiel und störte ihn somit, zumal der eng geschnürte Overknee ebenfalls stützte, zumindest nun, wo er die Fäden noch einmal selbst festigte, so lange seine Stylistin zu dem kleinen Tisch hinüber gegangen war, auf dem ihr aller Schmuck lag, um von dort sein Lederhalsband und auch die Handschuhe zu holen, die er während des Konzertes tragen würde. In einer behutsamen Bewegung hob Shinya sein Bein von dem Stuhl auf welchen es eben noch gelegen hatte, richtete dann den dunkelblauen Stoff seines hoch geschlitzten Rockes, der über die nackte Haut seiner Oberschenkel strich, bevor er mit den Fingern über die Zierschnürung seiner gehakten, schwarzen Corsage glitt, überprüfend, ob die seidenen Bänder in ihrer richtigen Anordnung lagen, dann wanderte seine Hand weiter zu dem Carmenoberteil, fuhr auch hier über den blauen Stoff, welcher an den Armen transparent war, dort weit fiel, an den Handgelenken aber wieder eng an lag. Einen langen Moment ruhten die Spitzen seiner Finger an seinem Kreuz, eigentlich wollte es der Braunhaarige nur ungern ablegen, doch würde man die silberne Kette in seinem derzeitigen Outfit zu klar erkennen können, weswegen er den Verschluss öffnete, das Schmuckstück abnahm und sacht in seinem Rucksack verstaute, den er zurück auf den kleinen, neben stehenden Hocker legte. „Shinya?“ Aus seinen Gedanken gerissen hob der Drummer den Kopf, um dem Blick ihres Leaders zu begegnen, welcher vor ihm stand, trotz dessen noch immer an ihm gearbeitet wurde, denn geschickte Finger überprüften die Abstände der Schnürung über den Armen des schwarzen Hemds des Violetthaarigen, lockerten diese an der einen Stelle, damit sie an einer anderen zum Ausgleich wieder fester gezogen werden konnten. Der Jüngere nickte nur auf die Frage des ersten Gitarristen, etwas, das Kaoru zwar mit einem kleinen Stirnrunzeln zur Kenntnis nahm, doch nicht kommentierte, ihm nur ein kleines, aufmunterndes Lächeln schenkte, bevor man dem Kurzhaarigen seine taillierte Weste brachte, deren violette Schlangenhautoptik derjenigen auf den Hosen des Gleichroßen glich, die ab dem Knie leicht ausgestellt waren. Shinya wusste, dass sich der Andere wünschte, dass er endlich wieder zu sprechen anfangen würde, doch das brachte er einfach nicht über sich... er hatte das Gefühl, dass, wenn er seinen Mund öffnen würde, es nur wieder zu einem Streit zwischen Die und ihm kommen würde, bei dem dann vielleicht Dinge gesagt oder getan wurden, die schwerwiegender waren, als seine Drohung... und wenn der Drummer ehrlich war, tief in sich hinein hörte, wusste er, dass dies ein Stein zu viel zu dem Gewicht sein würde, welches auf seinen Schultern lag. „Ist mit deinem Knöchel soweit alles in Ordnung?“ Wieder nickte der Zierlichere nur, hielt den Kopf gerade, als Kira zu ihm zurück kehrte, damit begann, behutsam sein Haar zu bürsten, dieses von allen Knoten zu befreien, die sich über die Zeit der Proben gebildet hatten, um es dann kunstvoll nach oben zu stecken und mit schwarz-blauen Strähnen zu versehen. „Du wirst es uns sagen, falls du aus irgendwelchen Gründen nicht durchhalten kannst?“ Die Stimme des Älteren klang so behutsam, so bittend, dass es Shinya weh tat und so antwortete er mit einem sachten 'Natürlich', etwas, dass Kaoru leise, erleichtert seufzen ließ und mit einem letzten Lächeln wand sich der Kurzhaarige um, trat an die Seite seines Geliebten sprach leise mit diesem, derweil die Finger über den Rücken und die Schultern Dies glitten. Einen Moment später richteten sich die Augen des Rothaarigen auf Shinya, doch nur flüchtig, bevor der Gitarrist den Blick wieder ab und auf sein dunkelrotes Oberteil richtete, das in der Front waagerecht zerrissen worden war. Situationen wie diese hatte es seid ihrem Streit häufiger gegeben... immer wieder würde der Ältere zu ihm hinüber sehen, eine Hand in seine Richtung erheben, die Lippen öffnen... doch schien Die dann seinen gesammelten Mut zu verlieren, wenn sich der Rothaarige bewusst wurde, dass er die Aufmerksamkeit des Langhaarigen erregt hatte. Im Grunde wusste Shinya, das Die seine Worte bereute, dass er den Größeren verletzte, indem er ihn so kühl behandelte. Dennoch Shinya fühlte sich zu... angegriffen, zu sehr am Ende einer Klippe, auf welcher er suchte die Balance zu halten und auch wenn der Schock über seine eigenen Worte der hauptsächliche Grund war, weswegen er sich nun zurück zog, so war darunter noch immer sein Zorn, war er noch immer verletzt... Die hatte nicht das Recht, ihm so etwas vorzuwerfen. Vielleicht hatte auch der Drummer selber einen Fehler gemacht, mit seinem eigenen Vorwurf gegenüber des Älteren und er würde sich bei diesem entschuldigen, wenn er sich wieder besser im Griff hatte... doch nicht jetzt, nicht hier. Sicherlich würde der Braunhaarige während des Konzertes zur Ruhe kommen, würde all seine Gefühle in ihrer Musik ausdrücken können, auch wenn er wusste, dass ihm dies nur alleine half, denn die Anderen würden es nicht sehen können, obgleich er wusste, dass jeder von ihnen auf seine eigene Art für ihn da sein wollte. Kurz bevor der junge Mann seine Augen schloss, weil ihm Liedschatten aufgetragen wurde, vermochte er zu sehen, dass der Rothaarige seine Hand hob, die Frau an seiner Seite so daran hinderte, sein Haar zu stylen und zum wiederholten Male einige Schritte in seine Richtung tat, nur um erneut, unsicher zu verharren. ~~~~~ Jetzt da auch er endlich geschminkt war und Aji seine Haare zu seiner Zufriedenheit hochgesteckt und auch die letzten blauen künstlichen Strähnen befestigt hatte, konnte sich der Bassist seiner Kleidung widmen. Mit einem Seitenblick auf seine Freunde, sah der Schwarzhaarige, dass diese schon beinahe alle fertig in ihren Kostümen steckten, was ihn zwar leicht murren ließ, aber er nahm es mit einem Seufzen hin. Der Stress, das war dass einzige was ihn manchmal an seinem Leben als Musiker störte, doch da mussten sie alle durch, deswegen ließ er sich gleich von Aji in den bodenlangen Lackrock, sowie das schwarze Oberteil helfen, welches über den Schultern bloße Haut zeigte. Gerade als seine Stylistin ihm auch in die Lackcorsage mit hohem Kragen geholfen hatte und diese verschnüren wollte, konnte er sehen wie sich Die ihrem Jüngsten näherte... zwischen den beiden schien das letzte Wort noch nicht gesprochen zu sein Das hatte Toshiya irgendwie im Gefühl, nach den eisigen Blicken die Shinya in die Richtung des zweiten Gitaristen warf...zwar wusste der Bassist noch immer nicht wirklich was mit dem Braunhaarigen los war und das dieser ihrem Freund vielleicht gerne verziehen hätte, aber man konnte erkennen, dafür war jetzt noch einfach nicht die richtige Zeit, doch der Ältere schien dies nicht zu bemerken. Die war in dieser Hinsicht fast so ähnlich wie er, mit Selbstvorwürfen die ihn plagten, bis er dass geklärt hatte was ihn belastete, schließlich wollte man seine Freunde wieder glücklich sehen, aber man selbst spürte nicht, wenn man sich einer Person nicht nähern sollte die von einem verletzt worden war. Suchend blickten die braunen Augen durch den Raum, weder Kyo noch Kaoru schienen etwas von dem Vorhaben des Rothaarigen zu bemerken, also sollte wohl er etwas tun, wenn es nicht zu einem erneuten Streit kommen sollte. Kurzerhand rief Toshiya seinen Freund namentlich zu sich, suchte sich gedanklich eine passende Ausrede zusammen, warum er diesen ausgerechnet jetzt hatte her rufen müssen, aber irgendwie wollte ihm nicht so wirklich etwas einfallen. Als der Größere dann schließlich vor ihm stand, grinste er diesen nur unschuldig lieb und aus treuen Augen an. „Entschuldige Die...jetzt hat es sich schon wieder erledigt.“ Im ersten Moment verdunkelte sich die Miene des Älteren, natürlich, weil der Bassist seinen Versuch nochmals mit Shinya zu reden gestört hatte und das nun scheinbar ohne Grund, doch noch blieb er ruhig. „Das hätte dir auch früher einfallen können.“ Sicherlich hätte der Schwarzhaarige seinem Freund auch erklären können, warum er ihn hergerufen hatte, aber da Toshiya nicht wollte das der Gitarrist dann noch auf ihn böse war, sagte er nichts, lächelte nur lieb und holte alles aus sich raus, um so unschuldig wie möglich auszusehen. Seine Rechnung schien aufzugehen, den schon im nächsten Moment lächelte Die sein für ihn typisches Grinsen und schüttelte den Kopf. „Manchmal bist du unmöglich, weißt du das?“ „Ja weiß ich.“ Beide mussten daraufhin lachen, ehe sich die Musiker wieder den anderen Dingen widmeten, die bis zum Auftritt erledigt sein mussten, stellte der Bassist zufrieden für sich fest, dass Die wieder ein wenig Lachen konnte und sein Vorhaben vorerst aufgegeben hatte. Eigentlich sollte der Gitarrist auch besser wissen, wie sie sich untereinander verhalten sollten, solange wie sie sich nun schon alle kannten, doch jeder von ihnen traf immer mal wieder eine wunden Punkt an ihren Kollegen und gerade bei Shinya....dieser war für sie auch nach dieser langen Zeit noch ein großes Geheimnis. „Toshiya-san, nicht träumen, deine Stiefel solltest du dir schon auch noch anziehen.“ „Hmm...?“ Fragend blickten dunkle, braune Augen zu der jungen Frau, welche ihm lächelnd seine Overknees entgegen hielt. „Ja?“ Wieder ein Grinsen bevor er dann der Aufforderung nachkam und auch dieses mal war die Zierlichere ihm eine große Hilfe...ohne sie hätte er sich heute wohl überhaupt nicht umziehen können, mit diesem dummen Verband...zum Glück war dieser locker genug damit er seinen Bass spielen konnte. Nachdem der junge Mann auch endlich seinen Schmuck, ein ledernes Halsband mit Ketten und die zwei Ringe angelegt bekommen hatte, konnte er sich seiner lang ersehnten Zigarette hingeben, jedoch nicht ohne sich vorher bei seiner Hilfe zu bedanken. ~~~~ Einen Moment lang schlossen sich seine Augen, atmete Shinya einige Male ruhig ein und aus, während dessen der dumpfe Puls der eingespielten Musik durch seine Knochen jagte, seine Lungen zum vibrieren brachte und über dieser konnte er die Euphorie ihrer Fans hören, die seinen Pulsschlag beschleunigten und eine Trance einleiteten, die sich über das gesamte Konzert halten würde. Gott, er liebte dieses Gefühl und während er leicht seinen Kopf drehte, um seine Schultern noch etwas zu entspannen, bevor man dem Braunhaarigen das Zeichen geben würde, ballte er immer wieder seine Hände, dehnte seine von Leder umhüllten Finger. Kurz darauf richtete sich sein Blick auf Tsuka, welcher eine Hand in die Höhe hielt, von fünf rückwärts zählte, und innerlich zählte er den Countdown mit, obgleich seine Augen auf dem anderen Mann fixiert blieben, doch wurde er in seinem Rhythmus gestört, als warmer Atem über seine Wange und das Ohr wisperte. „Ich wollte dich wirklich nicht verletzten.“ Dies Stimme, doch Shinya fehlte die Zeit in irgendeiner Form zu reagieren, denn in diesem Moment fiel der Arm Tsukas, lief der Langhaarige automatisch los und auf die erleuchtete Bühne hinaus. Die Lautstärke schien noch um einiges an zu schwellen, derweil Shinya zu seinem Drumset hinüber ging, die Stufen hinauf lief, auf welchen er einen Moment lang verharrte, sich zu dem Publikum umdrehte, auch wenn er dieses nur recht schemenhaft erkennen konnte, einer der Scheinwerfer war direkt auf seine Position gerichtet. Gleich nach ihm betraten Die und Toshiya die Bühne, beide traten an den Rand, die Arme immer wieder in die Luft streckend, bevor sie in ihre Positionen gingen und ihre Instrumente entgegen nahmen, derweil auch die letzten beiden Mitglieder der Gruppe kamen. Kaoru forderte die Menge mit einer geballten Faust dazu auf lauter zu werden, immer und immer wieder, derweil Kyo sich mit dem Rücken zum Publikum hielt und erst mit den beginnenden Schlägen der Trommeln und dem Verlust des Lichtes zu diesem wand. Ein Live zu geben war wie das Eintauchen in eine vollkommen andere Welt und war schlicht weg mit nichts gleichzusetzen, dass Shinya in seinem bisherigen Leben begegnet war. Sicher war er angespannt, dass war er vor jedem Konzert, hier noch mehr, als wenn sie in ihrer Heimat waren... sie waren noch nicht oft über die Grenzen von Japan hinaus gereist und an diesem Ort, bei ihrem europäischem Publikum wusste er schlicht nicht, was er erwarten konnte. Natürlich hatte er vorhin aus dem Fenster gesehen, die jungen Mädchen beobachtet, die sich trotz der klirrenden Kälte schon einige Stunden vor Einlass eingefunden hatten, in Kleidung gehüllt, als wären diese geradewegs aus Tokyo eingeflogen worden, etwas das dem Drummer ein über und über warmes Gefühl gab, denn viele von den Besuchern hatten ganz offensichtlich sehr viel Zeit und vielleicht auch Geld in ihre Aufmachung gesteckt. Doch das Aussehen allein gab ihm keine Ahnung davon wie sich die Fans während des Konzertes selber verhalten, wie die Stimmung sein würde. Bisher jedoch schien die Sorge unbegründet zu sein, denn die Masse wiegte sich im Rhythmus seiner Schläge, wann immer Shinya dies durch die Einstellung des Lichtes zu sehen erlaubt war und sie rissen ihre Hände in die Luft, als Kaoru sie mit einem einfachen Fingerzeig dazu aufforderte. -Zan- [1] endete mit verzehrten, eingespielten Stimmen und Lauten die wirklich nur ihr Sänger produzieren konnte, dann, in einer erneuten Dunkelheit, die den begeisterten Rufen und dem Beifall keinen Abbruch zu tat, begann der nächste Titel, konnte man den sachten Klang einer Spieluhr vernehmen, und sofort beruhigte sich das Publikum... wurde es leise. Shinya nutze die kurze Pause um seinen Fuß zu bewegen, der Verband störte ihn, doch ihm war klar, dass es ohne den selbigen überhaupt nicht machbar gewesen wäre und als sein Einsatz kam, spielte er blind, denn sein Blick lag auf Toshiya gerichtet – der Bass in diesem Song stach mehr hervor und irgendetwas in ihm wollte sicher gehen, dass sich der Andere nicht überanstrengen würde... dass ihm dieses Konzert Freude bereitete, auch wenn der Braunhaarige wusste, der Ältere hätte auch gespielt, wenn er an das Bett gekettet gewesen wäre. Gerade als der Drummer seinen Kopf wieder fort drehen wollte überraschte ihn der Schwarzhaarige, indem er sich während seines Solos zu ihm herum drehte, ihm ein weites Lächeln schenkte, das noch erfreuter zu werden schien, als Shinya, völlig untypisch, den Kontakt ihrer Augen noch ein wenig hielt, bis Kaoru in den Rhythmus des Anderen mit einstieg. Einen Augenblick später verlor er sich einmal mehr in den Bewegungen, hörte entfernt die klassischen Streicher die das Stück unterlegten, doch viel prägnanter war der Chor der sich mit einem Mal erhob und welcher sogar Kyo dazu brachte einen Moment lang zu verstummen. „Tokei wa hidarimawari demo, okashita tsumi wa kaerezu, saisho de saigo no rikaisha kowashita .“[2] Shinya musste einen Moment lang seine Augen schließen um über den plötzlichen Kloß hinweg weiter atmen zu können und eine ferne Stimme in ihm fragte, seid wann ihm so etwas - wie Menschen, die den Text ihrer Musik mit sangen - so überwältigend für ihn geworden war. ~~~~~ Trotz dessen sie durch die Musik kaum zu hören waren verstummten die lauten Chore nicht, sondern sangen gemeinsam mit Kyo bis zur letzten Strophe, jagte dem Bassisten ein Schauer nach dem anderen über den Rücken und er musste aufpassen, dass ihn seine Gefühle nicht übermannten. Für den Schwarzhaarigen war es, wie immer, ein unbeschreibliches Erlebnis, wenn ihre Fans die Texte kannten, die Atmosphäre, welche dabei herrschte, einfach nicht zu greifen, ein Grund von vielen, warum der Bassist es liebte, auf der Bühne zu stehen, wie auch jetzt, als die letzten Klänge von 'Cage' verstummten, stattdessen die elektronische Hintergrundmusik den Beginn von Raisen d'être [3] ankündigte. Je länger ihr Konzert andauerte desto mehr konnte auch Toshiya aus sich raus gehen, es war für ihn jedes Mal eine aufregende Erfahrung vor so vielen Menschen zu spielen, doch noch spannender war es, in einem fremden Land vor eigentlich fremdem Publikum Musik zu machen und je mehr die Menge tobte, ausgelassen feierte, ließ auch die innerliche Unruhe, die seit Beginn in dem jungen Mann geherrscht hatte, nach. Bei S [4] gingen sowohl Bassist als auch die beiden Gitarristen nach vorne, bis an den Rand der Bühne, feuerten die Menge zusätzlich mit ihren Handzeichen an, wechselten die Seiten und spielten zusammen, genossen die Euphorie und ließen sich ganz in das Spiel ihrer Instrumente fallen. Die Zeit verging rasend schnell, ihr Konzert bis jetzt ein voller Erfolg denn bei allen Songs die sie spielten, gingen die Menschen mit, so auch bei Byo Shin [5], unterlegt von den schnellen , kraftvollen Schlägen Shinyas. Riyuu (Wake) [6] ließ die Fans wieder etwas lauter werden, stimmten sie auch dieses Mal in den Gesang des Vocal mit ein. Toshiya hatte sich nach einigen, wenigen Sekunden vor dem Drumset aufgestellt, mit dem Rücken zu der Menge, während er seinen Part auf dem Bass spielte, den Blick auf seinen Kollegen gerichtet, der wie gefangen in einer anderen Welt auf seine Trommeln einschlug, dem Älteren dennoch einen kurzen Blick schenkte, den dieser mit einem Zwinkern erwiderte. Danach begab sich der Schwarzhaarige wieder auf seine ursprüngliche Position zurück, richtete dunkle Augen vor sich auf die vielen erhobenen Hände welche im Takt wippten, ehe er sich wieder ganz auf sich selbst konzentrierte und versuchte den leichten Schmerz in seiner Schulter zu ignorieren, schließlich hatten sie eine Hälfte des Konzertes bereits gespielt. Dies kündigte sich auch mit dem nächsten Titel und für die tobenden Menschen mit den ersten Gitarrenklängen des Leaders an, wurde es mit einem Male beinahe andächtig still und der Sound langsamer, erklangen zu dem Spiel des Violetthaarigen in rhythmischer Reihenfolge nun auch die Instrumente der anderen Bandmitglieder. Der wohl ruhigste Song des bisherigen Abends, 'Zakuro' [7], von dem Sänger in solch einer schmerz- und gefühlsbetonten Art gesungen, als auch geschrieen, ließ selbst den Bassist etwas schlucken, denn auch wenn er, wie die Anderen, den Blonden schon oft genug so erlebt hatte, es war immer mit Leid verbunden, Kyo auf diese Weise sehen zu müssen. Ganz im Auge des Betrachters endete dieses Lied anders, als die vorherigen, in einem Aspekt den viele wohl niemals begreifen würden, als der Vocal sich sein Mikro kräftig gegen die Brust schlug, die letzten Worte weiter in die Menge brüllte, schon lange nachdem seine Freunde aufgehört hatten zu spielen. Dennoch brauchte es noch einige Minuten, bis Kyo in der Lage war die Bühne mit den Anderen unter tosendem Applaus zu verlassen, um eine längere, wohlverdiente Pause einzulegen. Im Backstagebereich angekommen, ließ sich Toshiya erst einmal vorsichtig auf der cremefarbenen Couch nieder, strich unbewusst mit seiner rechten Hand über die Stelle an der sich sein Verband befand, testete daraufhin seinen linken Arm etwas. Das Ziehen, welches durch die Bewegungen entstand, war unangenehm, doch sicherlich würde er auch die nächste Stunde überstehen, also kein Grund, um irgendjemanden darauf anzusprechen und für Aufregung zu sorgen. So lehnte sich der Schwarzhaarige ganz in die Polster zurück, zündete sich eine seiner heiß geliebten Zigaretten an und beobachtete seine Freunde, die sich bereits aus ihren aufwendigen Kostümen schälten, um sich die bereitgelegten Kleidungsstücke überzuziehen. Nach wenigen Minuten bekam der Bassist Gesellschaft von dem Rothaarigen, der sich mit einem neuen T-Shirt eingekleidet hatte und sich nun selbst eine von seinen Glimmstängeln entzündete. Erst nachdem der Jüngere seine Virginia aufgeraucht und einige tiefe Schlücke des Mineralwassers genommen hatte, begab auch er sich zu seiner Stylistin, hoffend, aus seinem verschwitzten Oberteil ohne viel Mühe herauskommen zu können, während er die Kleidungsstücke überblickte, die Aji ihm bereit gelegt hatte. ~~~~~ Shinya hatte sich so weit es ihm möglich war zurück gezogen, schälte nun das Leder von seinen Händen, um Luft an diese zu lassen. Sein Knöchel pochte schmerzhaft, fühlte sich an den Zehen taub an, so dass er seine Stiefel öffnete, mit den Fingern an dem Verband lang glitt, leise zischte, als er gegen die Schwellung drückte und gerade wollte er das Schuhwerk wieder hochziehen und verschnüren, da legten sich Finger auf seine Hand und der Braunhaarige musste nicht nach oben sehen, um zu wissen, dass es Kyo war, der ihn aufgehalten hatte. „Du solltest ihn kühlen, so lange du dazu die Gelegenheit hast.“ „Es wird auch so gehen.“ Ein wenig hob der Jüngere seinen Kopf, um den Blick des Sängers zu treffen, dessen Gesicht sehr müde wirkte, doch nun immerhin frei von allen Blutspritzern war... er mochte es nicht, wenn er Kyo so sah, selbst wenn es nur ein Teil der Show war. „Bitte, Shinya.“ Erst war der Größere dazu bewegt, den Kopf zu schütteln, dem Wunsch seines Freundes zu wieder sprechen, doch dann verharrte er... vielleicht hatte Shinya am heutigen Tag schon für genug Sorge unter den Mitgliedern der Band und der Stuffmember gesorgt, weswegen er leicht nickte, dabei seinen Atem in einem lautlosen Seufzen aus seinen Lungen stieß. Kyo schenkte ihm ein kleines, dankbares Lächeln, erhob sich dann fließend, um leise mit einem ihrer Betreuer zu sprechen, dessen Augen einen Moment lang in die Richtung des Drummers glitten, bevor Mia nickte und sich ab wand, wahrscheinlich um Eis oder ein Kühlakku zu holen. Die kurze Ruhe, die man ihm so gab, nutzte der Drummer, um sich ein wenig in der Dunkelheit hinter seinen geschlossenen Lider auszuruhen, Gott, er wünschte sich so sehr, eine Nacht lang in Ruhe schlafen zu können... acht gesegnete, traumlose Stunden, anstatt der drei, welche er nur mit Unterbrechungen schaffte. Dass ihn die Kraft seines Körpers langsam aber sicher verließ, dass Shinya mit jedem Tag ein Stück erschöpfter wurde, zehrte hart an den Mauern, die der Braunhaarige um sich hatte... er fühlte, wie ihm seine Kontrolle durch die Finger glitt, mit jeder Anspannung, jedem Streit und jedem der Momente, in welchen ihn die konstante Sorge seiner Freunde beinahe erdrückte. „Shinya-san? Kann ich dein Bein haben, bitte?“ Er nickte, doch brauchte es einige Sekunden, bis er seine Augen wieder öffnete, dazu bereit sich mit dem Lärm und den um ihn herum stehenden Menschen auseinander zu setzen, dann hob er seinen Fuß an, welcher behutsam von dem Stiefel befreit wurde. Aufgrund der Kälte zuckte er zusammen, nicht mehr als ein leichtes Rucken und ein Anspannen der Schultern, aber Mia blickte dennoch entschuldigend zu ihm hinauf, was er mit einem kleinen Lächeln beantwortete. Kurz darauf wurde Shinya wieder alleine gelassen, glitt sein Blick in Richtung des Bassisten, der sein Outfit gegen eine enge, schwarze Hose und ein locker sitzendes Shirt mit einem weiten Kragen getauscht hatte, welches auf ein Handzeichen und dem leisen Murmeln Toshiyas hin so befestigt wurde, dass es den Verband verdecken würde. Wie es schien, hatte der Ältere keinerlei Schmerzen, auch wenn der Arm des Schwarzhaarigen locker und ruhig an dessen Seite hing, ein Anblick der Shinya massiv beruhigte... er selbst würde spielen, bis man ihn hinter seinem Drumset hervor ziehen musste, sollte er dahinter zusammenbrechen, doch er wollte nicht, dass der Größere seinem Beispiel folgte – und das würde Toshiya, das wusste der Drummer ohne einen jeden Zweifel. Gerade rauchte der Bezopfte, stand bei Kaoru und wurde von diesem gefragt, ob er in Ordnung sei, woraufhin Toshiya grinste, nickte und anschließend ein O.K.-Zeichen gab, das der Leader mit einem sachten Lächeln beantwortete, bevor der Violetthaarige zu Kyo und Die hinüber marschierte, sich dort ebenfalls eine Zigarette ansteckte. Einen Moment später trafen sich ihre Augen und mit einem leichten Winken bedeutete der Langhaarige seinem Freund, zu ihm zu kommen, bot diesem einen Platz auf einem der Stühle neben dem seinen an, als Toshiya bei ihm war. Shinya sprach bevor der Ältere eine Gelegenheit dazu hatte, lehnte sich ein wenig zu dem Schwarzhaarigen, damit er seine Stimme gedämpft halten konnte. „Ich möchte, dass du es Kaoru sagst, wenn du Schmerzen hast.“ Für einige Sekunden blinzelte der Bassist, dann hoben sich die Lippen des Größeren in einem warmen Lächeln und doch hatte es den Hauch einer Herausforderung in sich. „Sicher, wenn du das gleiche tust?“ „Toshiya, es ist mir ernst.“ „Mir ebenso. Glaubst du wirklich, dass es dir erlaubt ist, zu spielen, bis du vollkommen erschöpft bist, während ich unterbrechen soll, nur weil es ein wenig in meiner Schulter zieht?“ Shinya zog seine Brauen zusammen, musste Toshiya sich ausgerechnet die jetzigen Minuten aussuchen, um seinen Sturkopf zu Tage zu fördern? „Es ist das Risiko nicht wert.“ Nun lachte sein Freund leise, schüttelte nur leicht den Kopf. „Ich könnte jedes deiner Argumente auch gegen dich richten, Shinya. Du wirst mich nicht davon abhalten zu spielen, ebenso wenig wie ich dich werde aufhalten können... aber ich verspreche dir, vorsichtig zu sein, wenn du das gleiche tust.“ Wieder einige Herzschläge Schweigen, dann erhielt der Bezopfte ein kleines Nicken des Braunhaarigen. „In Ordnung.“ ~~~~~ Die Menge tobte noch immer und ein letztes Mal warf der Bassist eines seiner Plektren in die Menschenmassen, verbeugte sich, ehe er, mit einem nochmaligen Winken zu ihren Fans. als letztes von der Bühne verschwand, seinen Bandkollegen folgte, durchaus glücklich mit dem Ende ihres Konzerts. Als Toshiya den Backstageraum erreichte traf er auf die zufriedenen Gesichter seiner Freunde und der Stuffmitglieder, jeder von ihnen war noch in voller Euphorie über den Erfolg des heutigen Abends, denn es war schon ein besonderes Gefühl auch in Europa so gut angekommen zu sein, konnte er selbst noch nicht wirklich fassen, wie sehr die Menschen dort draußen getobt hatten. Noch immer hatte der Schwarzhaarige eine leichte Gänsehaut, es war einfach zu überwältigend gewesen, um diese Vollkommenheit gleich wieder zu vergessen, auch wenn seine Schulter nun stärker zu schmerzen begonnen hatte, er das Gesicht bei jeder Bewegung verzog, um nichts in der Welt hätte er diesen Tag verpassen wollen, so das er dieses Übel mit Leichtigkeit nahm. Außerdem, er würde sich hüten irgend jemandem zu sagen, das er sich überanstrengt hatte, würde es erstens nur wieder dazu beitragen, dass man sich um ihn sorgte und zweitens, konnte er sich sicher sein, sich eine Standpauke erster Klasse von Kaoru einzuhandeln und so schwieg er lieber. Dennoch hatte der Bassist das Gefühl beobachtet zu werden und als er um sich blickte, traf er einen Moment später direkt auf die dunklen Augen Shinyas, der ihm einen intensiven Blick schenkte, welcher wohl bedeutete, dass dieser bemerkt hatte, das Toshiya Schmerzen hatte. Der Ältere jedoch lächelte nur leicht, tat sein Problem mit einem Schulterzucken und einen unschuldigen Blick, wie nur er es beherrschte ab, wissend, das Shinya selbst nicht besser als er war, wohl die einzige Gemeinsamkeit, die sie miteinander teilten. Natürlich bekam er als Reaktion nur ein Kopfschütteln des Jüngsten, was ihm sagen sollte, das er sich unvernünftig verhielt, doch dies kommentierte er nur mit einer hochgezogenen Augenbraue, dem Drummer unmissverständlich zu verstehen gebend, das dieser doch selbst nicht besser war. Das Toshiya recht hatte, bestätigte sich, als sich Shinya ohne eine weitere Reaktion von ihm ab wand und sich in einem der hintersten Winkel der Umkleide zurückzog. Der Bassist seufzte leicht, warum nur machte sich der Drummer soviel Sorgen um ihn, während diesem seine eigene Gesundheit scheinbar völlig egal war? Er verstand es nicht wirklich, aber eigentlich, wenn er darüber nachdachte, war er doch selbst genauso, das Wohlergehen seiner Freunde war ihm wichtiger als sein eigenes, deswegen durfte der Bassist Shinya wohl keinen Vorwurf daraus machen. Etwa eine Stunde Später befanden sich 'Dir en grey' wieder in ihrem Tourbus, zurück auf dem Weg in ihr Hotel, sie waren alle schon etwas geschafft und freuten sich auf ihre Betten. Der Schwarzhaarige war froh darüber, dass sie den morgigen Tag noch zu ihrer Erholung nutzen konnten, lediglich ihr Drummer würde sich in ein Krankenhaus begeben müssten, um nach seinem Knöchel sehen zu lassen, bei diesem Gedanken ignorierte der Musiker gekonnt, dass es für ihn selbst gut wäre, den Jüngeren zu begleiten. Toshiya lehnte mit dem Kopf gegen das Fenster, neben welchem er saß, drohte zum zweiten Mal einfach ein zu schlafen, doch durch die Bodenwellen auf dem Asphalt schreckte er immer wieder auf, blinzelte leicht in der Dunkelheit, die in ihrem Fahrzeug herrschte. Mit einem Blick auf seine Seite konnte der Bassist sehen, das sowohl Die als auch Kyo der Müdigkeit erlegen waren, fragte er sich innerlich, wie die beiden es geschafft hatten, trotz dem Lärm auf den Straßen und den ständig, ruckenden Bewegungen Schlaf gefunden zu haben. Er selbst fand nicht wirklich eine Ruhe, die Schmerzen in seinem Arm nahmen immer mehr zu und mittlerweile musste sich der Musiker fragen, ob es doch so eine gute Idee gewesen war, diese Tatsache zu verschweigen. Jedoch kümmerte er sich nicht weiter darum, als er bemerkte dass er nicht der einzige war, der noch nicht in die Traumwelt entglitten war, sowohl Shinya als auch Kaoru, die sich in den Sitzen vor ihm befanden, schienen noch wach zu sein, konnte er diese leise miteinander sprechen hören. ~~~~~ „Totchi...hey...Toshiya?“ Nur unbewusst bemerkte der Bassist, wie jemand seinen Namen sagte, kämpfte sich sein Bewusstsein langsam wieder in den wachen Zustand. Scheinbar war er während der Fahrt doch noch eingeschlafen, brauchte er ein paar Sekunden, bis er wieder wusste, wo er sich befand und bemerkte, wer ihn schon die ganze Zeit mit leisen Rufen zu wecken versuchte. Leicht blinzelnd öffnete der Schwarzhaarige seine Augen, verbarg ein Gähnen hinter seiner Hand, ehe er die Person erkannte, die bis eben noch seine Schulter geschüttelt hatte. Das erste, was der Bezopfte erblickte war ein strahlendes Rot, nur nach und nach gesellte sich zu dieser intensiven Farbe auch ein Gesicht, bis er Die vor sich erkannte, der ihm eines von seinen typischen, unwiderstehlichen Lächeln schenkte. Noch einen Moment brauchte der Jüngere, um zu verstehen, was der zweite Gitarrist von ihm wollte, ehe er noch ein letztes Mal gähnte und dann suchend um sich blickte, fragende Augen auf seinen Gegenüber warf, denn er wollte wissen, wo sich die Anderen befanden. „Sie sind schon vorgegangen, wir übernachten schließlich im Hotel falls du es vergessen hast, aber du kannst natürlich auch hier bleiben.“ Wieder dieses Grinsen des Rothaarigen, ehe dieser sich nun erhob, die Hand des Bassisten ergriff, um diesen ebenfalls auf die Beine zu ziehen, bevor sie das Gefährt verließen und ihre Schlafstätte betraten. ~~~~ Shinya erwachte mit einem leisen Keuchen, wie als wäre er zu lange unter Wasser gewesen und dem Gefühl er würde fallen, trotz dem er unter sich das Bett und die Lacken fühlen konnte, in welche sich seine Finger verkrampft hatten. Einige sehr lange Momente blieb der Musiker ohne eine Regung liegen, atmete tief ein und aus, bis der Schrecken vorüber war und der kalte Schweiß auf seiner Haut zu trocknen begann, dann schob er die Decke weg, setzte sich auf und verharrte erneut, den Kopf auf die Schulter gesunken, bis auch die leichte Übelkeit fort war, stand anschließend auf und verließ leise seinen Raum, lief in das Badezimmer, in welchem der Braunhaarige zu dem Waschbecken hinüber ging, ohne das Licht einzuschalten. Kurz wusch er sich das Gesicht, dann betrachtete er seine Züge in dem Spiegel, auch wenn er außer dem Glitzern seiner offenen Augen nur Umrisse erkennen konnte. Zurück im Wohnraum öffnete der Drummer den Kühlschrank, doch schloss er ihn wieder, ohne das er ihm etwas entnommen hätte, statt dessen füllte er eines der neben dem Spülbecken stehenden Gläser mit Wasser, an welchem er kurz nippte, den Rest wieder fort schüttete. In sich fühlte Shinya eine nur all zu bekannte Unruhe, sie begleitete ihn schon die letzten paar Wochen und sie sagte ihm deutlicher als seine Kopfschmerzen oder seine bebenden Fingerspitzen, dass er heute Nacht wohl keinen weiteren, tiefen Schlaf finden würde. Der Langhaarige wusste, dass es nicht ewig so weiter gehen konnte schon jetzt forderte der Zierliche seinen Körper weit über seine Grenzen und ohne die nötige Erholung in der Nacht würde es wohl kaum besser werden. Sehr wahrscheinlich würde er sich morgen – sobald er zu einem Krankenhaus gefahren war – ein Schlafmittel verschreiben lassen, der so ziemlich letzte Weg, den Shinya auf seiner Suche nach den Möglichkeiten einschlagen würde, um eine Notbremse zu ziehen. Sein Blick wanderte auf die Schwärze, die vor dem Glas der Fenster, der Terrassentür lauerte und gegen die er sich mit einer Schulter lehnte, derweil Shinya versuchte, die Euphorie des Konzertes zu sich zurück zu holen, doch statt der pulsierenden Musik, erreichten ihn andere Bilder, welche ihm sofort ein Ziehen zwischen den Schulterblättern bescherten. Mit einem mürrischen Laut fuhr sich der Braunhaarige durch den Pony – er wollte sich nicht schon wieder mit diesem Thema auseinander setzen, die Erinnerungen aber, hatten sich einem aggressiven Hund gleich in seinen Gedanken fest gebissen. Es ließ ihn einfach nicht los, egal wie oft sich der Drummer auch sagte, dass er alles in seiner Macht stehende getan hatte... es war der emotionale Druck, der auf ihm lastete und der ihn langsam aber sicher in eine Ecke drängte... er hatte dem armen Jungen beinahe den Arm gebrochen, um Gottes Willen und das nur, weil ihn dieser überraschend auf gehalten hatte. Noch immer konnte er die erschrockenen blass blauen Augen sehen, noch immer das Gefühl der dunklen, fast schwarz-roten Rosen spüren, die ihm mit zittriger Stimme überreicht worden waren und mit welchen er einen langen, unwirklichen Moment alleine auf den Gängen des Backstagebereiches gestanden hatte, seine Freunde warteten bereits am Van auf ihn, Shinya selber war nur zurück gegangen, weil man ihm gesagt hatte, dass man glaubte er hätte etwas vergessen. Der Duft war anziehend gewesen, fast schon so schwer, das dem jungen Mann ein wenig schwindelig geworden war, doch dann war der Langhaarige zu dem nächsten Mülleimer gegangen und hatte den Strauß dort hineingeworfen. Für einen Außenstehenden mochte diese Handlung kaltherzig gewirkt haben, aber Shinya konnte einfach nichts annehmen.. nicht ein Geschenk der letzten Monate hatte er geöffnet, auch wenn sie alle bei ihm zu Hause lagen. Das kleine Kind in ihm hinderte ihn in Panik daran, ließ den Braunhaarigen in all seinen Bewegungen erstarren, wann immer er auch nur seinen Blick auf die ohne Zweifel liebevoll gestalteten Nachrichten legte. Jeder dieser verfluchten Briefe erreichte ihn, egal was er auch mit ihnen machte, selbst wenn er sie weg warf, sie kamen immer wieder, verfolgten ihn, bis er sie geöffnet hatte. Sie begannen sein Leben zu bestimmen, dennoch würde Shinya nicht zulassen, dass sie ihn noch mehr dominierten und einengten, als jetzt schon...sie lasteten sehr auf seinem Geist, doch der Drummer würde in keinem Fall vor ihnen zurück schrecken. Seine Finger hatten sich zu einer unbewussten Faust geschlossen und erst als sich der Zierlichere des Schmerzes bewusst wurde, schloss er seine Augen um tiefe Atemzüge zu tun, sich auf diese Art und Weise zu beruhigen. Einen Moment später legte sich sein Blick auf die Uhr, kurz vor halb fünf, er sollte sich wirklich wieder hinlegen, zwar war sein Geist noch immer unruhig, doch seine Lider waren schwer, ein gutes Zeichen dafür, dass er vielleicht doch noch einmal würde dösen können. Mit den Fingern verbarg er ein leises Gähnen, dann schloss er die Tür der Terrasse, zog sich lautlos in seinen Raum zurück, in welchem er kurzzeitig die Leselampe einschaltete, um seine Lacken ein wenig zu richten, auch wenn er sich gar nicht so sehr bewegt hatte, sondern diente diese Tat eher dazu, seine flatternden Nerven in Ketten zu legen. Die Decke schlug der Drummer zurück, bevor er sich ein neues T-Shirt aus dem Schrank nahm, dieses überstreifte, dann erst, schaltete der Langhaarige das Licht aus, drehte sich auf seine Seite, wo er einfach nur die Lider schloss und sich auf das Bild einer Schneelandschaft konzentrierte, unter dieser langsam in einem leichten Dämmerzustand driftete. End Part VII – Confrontation [0] Ein Stück eines Drumset, es befindet sich zumeist auf der linken Seite und besteht aus zwei zueinander waagerecht liegenden Becken [1] Von dem Album 'Gauze' [2] Songtext von 'Cage' Even though the clock turns backwards The sin I've committed can't be changed The first and last person who understood me is destroyed (Für die Richtigkeit der Übersetzung übernehmen wir keine Gewähr) [3] von dem Album 'Gauze' [4+5] von dem Album 'Missa' [6+7] von dem Album 'Macabre' Kapitel 8: Part VIII – Explosion -------------------------------- Anmerkung, bevor wir zum eigentlich neuen Kapitel kommen. Es tut uns sehr sehr leid, dass es dieses mal soo lange gedauert hat...ja wir haben schon vorher Besserung gelobt, aber es lief einiges nicht so wie wir es uns vorgestellt hatten. Wie dem auch sei,wir hoffen unsere bisherigen Leser bleiben uns auch weiterhin treu, ihr wisst ja, wir freuen uns über jedes Kommentar. Auch hoffen wir, dass dieser Teil euch für die lange Wartezeit entschädigen wird. Lange rede kurzer Sinn, hier kommt... Part VIII – Explosion 18.01.2001 Es war noch sehr früh am Morgen, als sie ihr Hotel verließen und sich auf den Weg zu der Ruine, welche als Kulisse für ihr neuestes Video dienen sollte, begaben. Jedes Mitglied der Band war noch müde, so war es nicht verwunderlich, dass Kyo schon bald wieder im Land der Träume schlummerte, während Die etwas vor sich hin döste, wogegen sich Kaoru und Shinya mit anderen Dingen beschäftigten, wie etwa in dem Fall des Drummers mit Musik hören, während der Leader über Noten ihrer neuen Songs brütete, eben ganz der Workaholic, wie ihn alle kannten. Der Bassist dachte, in der Zeit über den gestrigen Tag und den Braunhaarigen nach. Er war gerade nach einer Dusche aus dem Bad zurück auf den Weg in sein Zimmer gewesen, als Shinya ihn aufgehalten hatte, scheinbar, um etwas mit ihm zu bereden. Ahnungslos und mit leichter Sorge, war der Bassist dem Jüngeren in dessen Raum gefolgt, hatte sich innerlich gefragt, was seinen Freund wohl beschäftigte, um ein Gespräch mit ihm zu suchen. Wenige Minuten danach, hatte der Schwarzhaarige seine Antwort bekommen. Shinya hatte ihm mitgeteilt, wann er sich auf den Weg in das Krankenhaus begeben würde, doch nicht das war es gewesen, was den Größeren überrascht hatte, sondern die Tatsache, dass der Zierlichere mit ihrem Leader abgesprochen hatte, dass Toshiya ihn begleiten würde. Natürlich war dieser von der Nachricht nicht begeistert gewesen, er mochte Krankenhäuser nicht und hatte versucht, den Drummer mit fadenscheinigen Ausreden davon zu überzeugen, dass dies sicherlich nicht notwendig wäre, schließlich hatte man ja auch nur eine Prellung, statt einer Schusswunde oder dergleichen. Der Jüngere allerdings hatte sich nicht von seiner Meinung abringen lassen und so war der Bassist nach dem Frühstück förmlich gezwungen worden mitzukommen, ob er gewollt hatte oder nicht. Im Nachhinein war Toshiya seinem Kollegen nicht unbedingt dankbarer, hatte er schließlich von einem der Ärzte sprichwörtlich einen auf den Deckel bekommen. Jedoch war seine schlechte Laune schnell wieder verflogen, Shinya hatte es nur gut gemeint und er war ja auch nicht wirklich auf den Jüngeren böse gewesen, sondern hatte eben einfach die Meinung gehabt, dass es unlogisch war, mit in die Kammer der Qualen und Leiden zu gehen, schließlich war er in seiner Vorahnung, dass der Doktor wieder alles besser wissen würde, bestätigt worden und darauf hätte er gerne verzichtet. Doch so war es nun mal geschehen und eigentlich machte es jetzt keinen Sinn mehr, weitere Gedanken daran zu verschwenden, half es aber erheblich die Zeit zu vertreiben, wie Toshiya in diesem Moment feststellte, der Wagen kam gerade zum stehen. Nur Sekunden später trat ein bereits jetzt schon fröhlich grinsender Tao, als Erster nach draußen in die kühle Morgenluft und mit einem Schmunzeln auf den Lippen, folgte der Bassist dem Älteren, fragte sich, was es wohl war, dass ihren Betreuer so aufgeheitert hatte...einer von ihnen konnte es sicherlich nicht gewesen sein, beherrschten sie eher die Gabe, dem Kurzhaarigen mehr als nur Kopfzerbrechen zu bereiten. Der Musiker beschloss den Anderen später vielleicht danach zu fragen, doch jetzt beeilte er sich lieber, zu ihrem bereits aufgebauten Set zu kommen, schließlich war es verdammt kalt. In ihrem provisorischen Studio angekommen, wurde Die sogleich von einer der Damen, welche für die Kostüme zuständig war, in die Umkleide gebeten, eine seiner Szenen würde als erstes gedreht werden, sollte dies doch unmittelbar vor und während des Sonnenaufgangs geschehen. Während sich der rothaarige Gitarrist also schon fertig machte, konnten die anderen sich noch etwas ausruhen, einen Kaffee trinken und entspannen, doch eines der verbliebenen Bandmitglieder schien die Arbeitslosigkeit zu stören. Shinya wirkte unruhig, aber auch ständig in Gedanken vertieft, so wie auch jetzt, als der Bassist ihn fragte, ob er denn nicht auch einen Kaffee wollen würde, der Jüngere ihn jedoch nur fragend anblinzelte, sodass der Größere seine Frage wiederholte, sein Gegenüber den Becher, welcher ihm entgegen gehalten wurde, daraufhin dankend annahm. Ein Grund mehr, warum sich der Bassist wieder um seinen Freund sorgte, denn er hatte schon gestern das Gefühl gehabt, dass den Zierlicheren irgendetwas beschäftigte, was diesen nicht zur Ruhe kommen ließ, doch natürlich wich Shinya aus, wenn jemand ihn darauf ansprach, behauptete nicht zu wissen, wovon man redete... sowohl der Sänger, als auch er selbst hatten diese Erfahrung bereits gemacht. Toshiya seufzte leicht, er konnte eben nichts an der Schweigsamkeit des Jüngeren ändern, auch wenn er sich sehr wünschte, dass sein Freund offener zu ihnen wäre, sagte wenn etwas nicht stimmte... aber auch wenn es ihn frustrierte, dies wäre wohl zu viel verlangt von ihrem Drummer. Etwa eine halbe Stunde später kam Die von der Garderobe zurück, bereits fertig umgezogen und geschminkt - der Rothaarige war in ein enges schwarzes ledernes Top gehüllt, welches vorn durch eine Schnürung zusammen gehalten wurde, dazu eine lederne Hose in derselben Farbe, mit Knöpfen als Verschluss und leichtem Schlag an den Beinen. Über seinem Oberteil trug er eine ebenfalls dunkle, lederne Jacke mit Zierschnallen an den Ärmeln und zwei Ketten, welche sich auf dem Rücken kreuzten. Die grinste, als er seine Freunde erblickte, wollte natürlich sogleich die Meinung der Anderen zu seinem gewähltem Outfit hören. „Ich wusste gar nicht, dass Engel auf Leder stehen.“ Dieser so trockene Kommentar kam von niemandem geringerem als ihren Vocal, entlockte Toshiya ein Lachen, während ihr Gegenüber nun eine beleidigte Miene auf seinem Gesicht trug. „Ha ha, sehr witzig Kyo.” Um mehr zu sagen blieb dem Musiker keine Zeit, denn schon wurde er von ihrem Regisseur heran gewunken, der ihm erklärte, was er tun sollte und so konnten die Verbliebenen wenig später auf einem Monitor verfolgen, wie der Gitarrist sich an einer Stelle der Ruine auf einem Stein niederließ, den Blick in den Himmel gerichtet. Beim heranzoomen der Kamera, erschien es als hätte Die eine blutige Wunde genau an seinem Herzen, sollte dieser Teil von Tod und Wiedergeburt erzählen und ihr Regisseur verstand es, genau diesen Aspekt zu vermitteln. Da die Szenerie vollkommen im Außenbereich stattfand, war Die nicht wirklich vor dem Wind und den vereinzelten Schneeflocken geschützt, doch zauberte dieser Effekt noch einmal mehr eine übernatürliche Stimmung, besonders als sich am Firmament langsam die ersten Strahlen der Sonne durch dass tiefe Dunkel der Nacht kämpften. Es dauerte nicht lange, bis man das laute Danke vernehmen konnte, welches einem sagte, dass ein Teil ihres Videos bereits im Kasten war, müssten im Nachhinein nur noch die Flügel auf dem Rücken des zweiten Gitarristen virtuell eingefügt werden. ~~~~~ Shinyas sorgsam kontrollierte Gedankenwelt schien zerschmettert, als hätte in seinem Geist bisher eine Blase existiert, in welcher der Drummer all die unliebsam, wispernden Stimmen gefangen hielt, die ihn davon abgehalten hatten, sich auf seine Arbeit zu konzentrieren, nur dass diese seit der letzten Nacht geplatzt war und der Braunhaarige in einen konstanten Sturm der an ihm nagenden Bildern gehüllt wurde, wann immer er die Augen schloss. Der Langhaarige wusste, dass er nicht konzentriert war, doch so sehr er sich auch bemühte, Shinya konnte einfach keinen festen Halt auf die mentalen Blitze bekommen, konnte sie nicht zusammentreiben oder ignorieren, etwas dass ihn mit einer brodelnden Rage erfüllte, die sich nur schwer in Ketten legen ließ. Sein Atem entwich ihm mit einem zischenden Laut, als er in das Hier und Jetzt zurück gerissen wurde, unbewusst hatte er seinen Becher Kaffee so stark zusammengedrückt, dass dieser gebrochen war und mit einem Knurren warf er das Plastikgefäß in einen nebenstehenden Mülleimer, bevor er nach einem der Schminktücher griff, damit die heiße Flüssigkeit von seinen Fingern und seinen weißen Hosen wischte, welche er unter dem aufwendigen Kimono trug. Darin vertieft die Spuren des dunklen Getränkes zu tilgen und gleichermaßen die sich lösen wollenden Flüche hinter seinen geschlossenen Lippen zu halten, bemerkte der Langhaarige nicht, dass man ihn rief, erst als sich eine Hand auf seine Schulter legte, wirbelte er von seinem Stuhl hoch, so dass Tia einen erschrockenen Schritt zurück trat. „Entschuldigung, Shinya-san.“ Einen langen Moment blinzelte der Drummer, griff mit aller Macht nach seiner Ruhe, als er sich zu einem kleinen, beruhigenden Lächeln zwang. „Es war nicht Ihre Schuld... werde ich gebraucht?“ Sein Gegenüber nickte leicht, woraufhin er nochmals lächelte, auch wenn Shinya dabei das Gefühl hatte, seine Lippen würden aufbrechen, so unecht fühlte es sich an, doch folgte er der Schwarzhaarigen, nachdem er dieser bedeutet hatte voran zu gehen. Außerhalb des beheizten Schminkbereiches war es sehr viel kühler, sodass der Braunhaarige trotz seiner Jacke zu frieren begann, als er in die Ruine und zu dem Set geführt wurde, an welchem seine Aufnahmen für das Video entstehen sollten. Sein Blick glitt über die mit schwarzen, zerrissenen Stoff verdeckten Fenster, trotz dessen die Sonne bereits aufgegangen war, herrschte im Inneren der alten Gemäuer noch immer Dämmerlicht und durch einen Scheinwerfer wurde die Atmosphäre so verändert, dass man das Gefühl hatte, silbernes Mondlicht würde über die rauen Mauern gleiten, sich in dem zerbrochenen Glas brechen, das über einen ebenso zerstörten Tisch verteilt worden war. „Muss dich nun jedes Mal jemand holen, wenn du dich dazu entscheidest, nicht zu hören, wenn man dich ruft, Shinya-hime?“[1] Die Schultern des Zierlicheren spannten sich an, doch richteten sich die dunklen Augen nicht auf den Gitarristen, welcher gegen eine der Wände lehnte und dem in diesem Moment eine Hand von Toshiya auf den Arm gelegt wurde. „War das wirklich nötig, Die?“ Shinya konnte das Stirnrunzeln nicht sehen, doch hörte er es in der Stimme des Bassisten und irgendwie verengte es seine Brust, der Versuch des Älteren, die Spannung zwischen dem Rothaarigen und ihm zu nehmen, die sich seit ihrem Aufbruch am Morgen konstant aufgebaut hatte und inzwischen wusste der Drummer schon nicht einmal mehr, wer den ersten Schritt in Richtung Aggressivität getan hatte. Seine Augen schlossen sich für einen Moment, bevor er einmal mehr berührt und von einem der Assistenten zu dem Tisch hinüber gebracht wurde, wo er seine Schuhe auszog, immer wieder nickend, als der Regisseur ihm letzte Anweisungen gab, bevor er von Tia eine blutige Binde über die Augen gelegt bekam. Sofort fing sich sein Atem, normalerweise machte es ihm nichts aus, sein Augenlicht zu verlieren, doch am heutigen Tag war er einfach viel zu... erschüttert, befand sich an einer ihm undefinierbaren Klippe, auf welcher der Langhaarige schon fast verzweifelt Halt suchte. Niemandem schien der kurze Moment seines... Zustandes aufgefallen zu sein, denn Tia erkundete sich lediglich, ob ihm die Binde so angenehm war, was er mit einem Nicken erwiderte, dann wurde künstliches Blut auf seine Wangen aufgetragen, so dass es wirkte, als würde es Tränen gleich über sein Gesicht rinnen. Einen Moment später hörte er, wie man eine Kerze neben ihm entzündete, die zuvor auf der schrägen Tischplatte befestigt worden war, dann führte man seine Hand so, dass er deren Wärme spüren konnte, den Kopf hatte er schon zuvor in diese Richtung gedreht. „Gut so... und nun Action!“ Shinya versuchte sich an jede Einzelheit zu erinnern, die man ihm erzählt, die er in dem Skript gelesen hatte, doch stattdessen er seine Hand über die Flamme bewegte, stockte er kurz vorher, davon gerissen von Fetzen aus Bildern... einem Rosenstrauß den er fort geworfen hatte... ein weißes Kissen, das sein eigenes war... die einzelne schwarz gefärbte Blüte auf ihr... der Zettel, den er mit zitternden Fingern verbrannt hatte. „Cut! Noch einmal, die erste Einstellung bitte.“ Die Worte schnitten durch seinen Geist, der wie von einem Nebel verhangen schien, und während Tia zu ihm zurückkehrte, sein Make-up noch einmal ausbesserte, fühlte er weitere Finger, die seine Schulter drückten. „Was ist los mit dir? So viele Fehler sind dir in der Vergangenheit niemals unterlaufen.“ „Ich habe nur nicht gut geschlafen, entschuldige Kaoru. Es wird nicht wieder vorkommen.“ Die Stimme des Braunhaarigen war leise und auch wenn Shinya suchte sie so ruhig wie auch sonst zu halten, konnte man einen Hauch seiner Frustration in ihr hören und vielleicht drückte Kaoru deswegen noch einmal seine Schulter. „In Ordnung. Ich vertraue dir.“ ~~~~~ Es waren gerade erst zwei Stunden vergangen, und doch hatten sie in dieser Zeit schon einige Aufnahmen geschafft, sowohl Die als auch Shinya waren mit ihren wichtigen Parts bereits fertig. Selbst die Stelle mit Sadako, der Tochter einer ihrer Crewmitglieder, welche sie kurzerhand für einen Auftritt in ihrem Video eingeplant hatten, waren erstaunlich schnell abgedreht, die Kleine hatte ihre Rolle perfekt gespielt... sollte sie doch zuerst aussehen, als wäre sie den Tränen nahe, um dann lauthals aufzulachen. Von allen wurde sie gelobt und Toshiya ließ es sich nicht nehmen, sie noch einmal extra zu umarmen, um ihr zu zeigen, dass sie ihre Sache gut gemacht hatte, war das Mädchen doch gerade mal vier Jahre alt und andere Kinder in diesem Alter waren lange nicht so unkompliziert, wie sie. Die Kleine hatte sehr glücklich darüber gewirkt, war mit einem breiten Lächeln zu ihrer wartenden Mutter gegangen und hatte mit dieser zusammen, nach letztmaligen winken als Verabschiedung, die Ruine verlassen. In jenem Moment zeigte die Kamera auf einen jungen Mann, welcher vor einem Spiegel saß, in diesem seine Exfreundin mit deren neuen Geliebten sah... wieder eine Szene, welche mit Hilfe des Computers nachträglich eingefügt werden musste. Direkt im Anschluss, folgte der Part, in welchem der Braunhaarige von dem Spiegelbild des Mannes, welches er betrachtete, hinterrücks erstochen wird und wieder wurde mit Theaterblut gearbeitet sowie unterstützt, um es realistischer wirken zu lassen. Erst nachdem auch dieser Teil des Gesamten fertig war, gewährte der Regisseur allen Anwesenden eine kurze Pause, welche dazu genutzt wurde, um sich mit Getränken zu versorgen und die Raucher, ihrer Nikotinsucht zu erliegen, danach würden die Aufnahmen der gesamten Band stattfinden, während sie ihre Instrumente spielten. Nachdem sich alle, bis auf ihr jüngstes Mitglied, in einem bestimmten Bereich eingefunden und ihre Zigaretten angezündet hatten, blieb dem Bassisten nicht verborgen, wie sich ihre beiden Gitarristen etwas entfernten und abseits von ihm und Kyo stehen blieben. Von seiner Position aus, erschien es dem Schwarzhaarigen, als wären Die und Kaoru in eine hitzige Diskussion vertieft und er konnte erahnen, worum es ging.... ihren Drummer. Bereits den gesamten Morgen herrschte eine angespannte, drückende Atmosphäre zwischen Shinya und dem Rothaarigen, fielen nicht selten sarkastische Bemerkungen aus der Richtung des zweiten Gitarristen, in Bezug auf ihren Jüngsten und so wie es wirkte, war ihr Leader gerade dabei, seinen Geliebten etwas zurechtzustutzen. „Das wurde auch Zeit.“ Ein verwirrter Blick seitens des Schwarzhaarigen, traf den Vocal, der diese Worte vor sich hin gemurmelt hatte, jedoch laut genug, dass es der Größere hatte verstehen können. „Was meinst du?“ Mit einer Hand deutete der Blonde zu ihren beiden Freunden, ehe er weitersprach. „Das unser werter Leader-sama ein Wörtchen mit seinem Geliebten wechselt.“ „Ja, du hast Recht... Die hat sich schon die ganze Zeit unmöglich benommen. Egal, was zwischen Shinya und ihm passiert ist, er sollte sich wirklich zurückhalten und wenigstens einmal versuchen zu schweigen.“ Kyo nickte daraufhin nur, sie teilten die selbe Meinung und scheinbar hatte Kaoru erreicht, was sie sich erhofften, denn als die beiden Gitarristen zu ihnen zurückkehrten, war der selbstgefällige Ausdruck in dem Gesicht des Rothaarigen, einem nachdenklichen gewichen. Zurück am Set, war es Die, nach dessen Person erneut verlangt wurde, die Einzelaufnahmen der Band wollte Tanaka-san als erstes drehen und bat den Musiker wieder an seine Seite. Währenddessen begaben sich nun auch Kyo und Toshiya in die Hände ihrer Stylisten, um sich für ihre Videoparts fertig zu machen, waren sie beide die einzigen, die sich noch gar nicht umgezogen hatten. Auf dem weg in die Umkleiden, kam ihnen ihr Leader entgegen, welcher sich schon die ganze Zeit zwischen Garderobe und Set hin und her bewegte, keine der Aufnahmen verpassen wollte, somit erst jetzt die Zeit gefunden hatte, sich komplett umzuziehen. Der Violetthaarige trug zu seinem schwarzen, weit geschnittenen Rock mit Riemen, Gummiapplikationen, Schnallen und Ketten an den Seiten, nun ein langärmliges, in dunkelrot gehaltenes Oberteil mit den selben Zierungen. Auch seine Turnschuhe hatte er endlich gegen Lederboots, die ebenfalls eine Schnürung trugen, den Zip innen besaßen und die ihren Abschluss in den fünf Skull-Metallschnallen fanden, ausgetauscht. Das Einzige was der Ältere noch immer in den Armen hielt, während er an Ihnen vorbei eilte, war dass lange schwarze Cape mit Kapuze und Schnürung, welches innen mit rotem Satin gefüttert war. Sowohl Sänger als auch Bassist, warfen sich einen vielsagenden Blick zu, nachdem der Gitarrist hinter einer Ecke verschwunden war, dachten beide dass selbe...dass war typisch für ihren Leader, war dieser, wie immer viel zu beschäftigt. In den Garderoben angekommen, betrachteten sich die jungen Männer die verschiedenen Kleidungsstücke, welche sie selbst noch vor ihrer Reise nach London, für den Videodreh, auserwählt hatten und wie auch bei ihren anderen Kollegen, fanden sich jeweils zwei Kostüme vor ihren Augen. Der Blonde hatte sich ziemlich schnell für einen langen, Mantel aus unechtem Pelz, sowie einer an der Hüfte enganliegenden, Stoffhose entschieden, diese wurde ab den Beinen weiter und war mit Schnallen, Ketten, sowie Sicherheitsnadeln verziert. Dazu, wählte der Vocal ein sehr weites Hemd, das an den Ärmeln zerrissen war und ebenfalls an einigen Stellen mit Sicherheitsnadeln gehalten wurde. Die ganzen Sachen des Sängers, mit welchen sich dieser nun zu einer der Umkleiden begab, waren in weiß gehalten und wurden durch hohe Lederboots ab gerundet, die mit Applikationen sowie sechs Schnallen, sehr aufwendig gearbeitet waren, darüber hinaus eine Schnürung, Metallbeschläge und zusätzlich einen zehn Zentimeter hohen Absatz besaßen. Toshiya indes, stand noch immer vor der Qual der Wahl, wusste nicht so recht, ob er nun etwas feminines, wie Kaoru und Shinya, wählen, oder sich lieber in dem Stil, für den sich die anderen Beiden entschlossen hatten kleiden sollte. Die Entscheidung wurde ihm von Takono, eine der fünf Damen, die für ihr Aussehen zuständig waren, abgenommen, drückte sie dem Bassisten ein paar Sachen, in die Hand und schickte ihn, ohne das er auch nur ein Wort sagen konnte, mit einem Lächeln, zu den Umkleiden. Überrumpelt folgte er der Aufforderung der Jungen Frau, schüttelte mit einem Schmunzeln den Kopf, ehe er den Vorhang hinter sich schloss. Etwa eine halbe Stunde später, fand sich Kyo fertig angezogen und geschminkt, wieder in den Hallen der Ruine ein. Fünf Minuten später kam auch der Bassist zurück und was seine Aufmachung betraf, hatte seine Stylistin offensichtlich einen wirklich guten Geschmack bewiesen. Die weiblichen Züge des Schwarzhaarigen waren mit der Hilfe von etwas Make-up in den Vordergrund gehoben worden, die Lippen in einem blutigen Rot geschminkt und die dunklen Augen mit schwarzen Eyeliner betont. Seine Haare waren offen, in welchen zusätzliche Verlängerungen angebracht waren und ihm so über den Rücken bis zur Hüfte fielen. An den schlanken Körper, schmiegte sich ein bodenlanges Kleid in Schwarz, welches an den weit ausgestellten Ärmeln und ab den Oberschenkeln, nur aus Spitze bestand, lediglich der Oberkörper bis zum Schritt war von Stoff bedeckt und vorne an der Brust mit einer Zierschnürung versehen, die wie die eines Korsetts wirkte. Darüber trug er ein sehr schönes, weites Cape in der selben Farbe aus Pannésamt mit Kapuze und Bordüre zum schließen. Den Abschluss brachten jedoch stretchige Lycra-Overknees, mit einer Absatzhöhe von fünf Zentimeter, welche die Beine des Dunkeläugigen noch länger erscheinen ließen. ~~~~~ Trotz der Jacke, der Decke und der Nähe des tragbaren Heizers hörten die Lippen des Drummers nicht auf zu beben, als sich dieser enger in den warmen Stoff presste, sich konzentrierte, um zumindest zu verhindern, dass seine Zähne zu klappern begannen. Shinya wusste, dass dieses Gefühl der Kälte ebenfalls von den wenigen Stunden Schlaf rührte und augenblicklich kam ihm die kleine Packung Tabletten in den Sinn, welche er im Krankenhaus erhalten hatte, als Toshiya und er untersucht worden waren, er dem Arzt von seinen Problemen zur Ruhe zu kommen erzählte. Es war eine Art letzter Strohhalm, denn in der Vergangenheit hatte es der Braunhaarige sogar verweigert Mittel gegen gelegentlich aufkommende Kopfschmerzen oder andere Leiden zu nehmen, wenn Shinya allerdings nicht bald eine ganze Nacht hindurch schlief, dann würde sein Körper zusammenbrechen. Sein momentaner Zustand belastete den jungen Mann genug, weswegen er sich soweit es ging von den Anderen zurück zog, denn selbst eine überraschende Berührung am Arm, ließ ihn wie auf Autopilot reagieren, er war ungewohnt schreckhaft, was sich oft in einem reflexartigen Abwehren äußerte, das sich nur schwer kontrollieren ließ. Seine innere Unruhe trieb ihn dazu sich zu erheben, ein Stück weit zu laufen, sich in irgendeiner Form abzulenken, so wie jetzt, wo er zu dem Set zurück kehrte, an welchem sich Kaoru leise mit ihrem Regisseur und dem Produzenten unterhielt, immer wieder leicht nickte, als im Tanaka – san Anweisungen gab, dabei mit den Händen gestikulierte. Gemeinsam mit dem Blick des Leaders legten sich auch die Augen des Langhaarigen auf die eine Wand, welche man bereits für den Dreh gestaltet hatte und an der sich nun dunkle Blüten rankten, eine Mischung aus dem gemeinen Efeu und dem Nachtschatten, deren anziehende Blüten mit ein wenig glänzendem Puder bestäubt worden waren, um sie hinter dem dunklen, von der Zeit verwitterten Gemäuer deutlicher hervor zu heben und zu genau jener Wand zog es den Dunkeläugigen, als er behutsam seinen Kimono raffte, damit dieser nicht all zu sehr auf den Boden schleifte, denn obgleich die Szenen mit seiner Person abgeschlossen waren, würde am heutigen Nachmittag ein Photoshooting folgen, weswegen er noch immer in die feine Seide gehüllt war. Hinter sich hörte er noch immer die leisen Stimmen des Violetthaarigen und dessen Gesprächspartnern, doch wurden sie leiser, als sich Shinya auf die zarten Blüten konzentrierte, ihre äußeren Konturen mit einem Finger nachzog, den Kopf leicht auf die Seite geneigt, als er über die Bedeutung dieser betörend schönen Pflanze nachdachte, sie symbolisierte eine tödliche Anziehungskraft, denn ihre Früchte waren äußerst giftig. Der junge Mann wusste nicht einmal, warum er so von diesem zierlichen Blüten angezogen wurde, doch sein Herzschlag schien schwerer zu werden, je länger er sie anblickte, bis der Drummer glaubte, ihn durch das Silber seines Kreuzes fühlen zu können, welches er unter seinem Outfit trug. Erst das Blitzen einer Kamera riss den Musiker aus seinen seltsamen, vollkommen unsortierten Gedanken und während er sacht blinzelte, senkte Toshiya das schwarze Gerät, zwinkerte ihm freundlich zu. „Ich konnte einfach nicht wiederstehen.“ Shinya nickte nur leicht in Erwiderung, derweil der Bassist das Polaroid hin und her wedelte, damit es schneller trocknen, der Schwarzhaarige das Ergebnis sehen konnte und für einen kurzen Moment schien Toshiya wie erstarrt, bevor sich die dunklen Augen wieder auf Shinya richteten, doch spiegelte sich in ihnen nicht das Lächeln wieder, welches der Ältere auf seinen Lippen trug. „Einfach verboten schön und perfekt für mein privates Album.“ Eine der schlanken Brauen des Jüngeren hob sich leicht. „Darf ich es nicht sehen?“ Sein Freud schüttelte den Kopf, derweil er einen Finger gegen seine Lippen legte, ihm erneut zu zwinkerte. „Nein, das will ich ganz alleine für mich behalten.“ Shinya seufzte in Erwiderung, was Toshiya dazu brachte, ihm einen kleinen Kuss auf die Wange zu hauchen, etwas, das nicht ungewöhnlich war, der Größere neigte zum Flirten, wenn Fremde und vor allem Kameras in ihrer Nähe waren, dann wurde er von dem Älterem mit gezogen, da hinter ihnen Rufe erklangen, die ankündigten, das man in Kürze die besprochenen Positionen einnehmen sollte. An die Stelle, an welcher eben noch die beiden jungen Männer gestanden hatten, trat nun Kaoru, wo ihm bedeutet wurde, die Arme so um seinen Körper zu schlingen, dass sie sich vor seiner Brust kreuzten, die Hände auf den Schultern zu liegen kamen, dann bat man den Violetthaarigen sich nicht mehr zu bewegen, derweil man den Leader fesselte, dunkle, zerrissene Binden um seinen Körper wickelte, die auch über seinen Mund führten. Die Maskenbildner traten behutsam zurück, darauf bedacht, die einzelnen Photographien nicht zu treffen, welche man rund um den ersten Gitarristen hingelegt hatte und welche verschiedene Menschen und Szenen zeigten, wie als hätte die Kamera Sekunden aus verschiedenen Leben eingefangen, dennoch wirkten die Bilder am Ende wie ein einziges. Ein paar letzte Vorbereitungen wurden noch getroffen, das Licht war noch immer zu hoch, traf den Kurzhaarigen im Gesicht, obgleich dieses in den Schatten liegen sollte, doch Kaoru stand vollkommen still, lediglich seine Atemzüge verrieten, dass er tatsächlich noch lebte. Der schlanke Mann verfolgte, wie die Kamera einen nahen Zoom auf das Profil des Älteren machte, dieses einige Momente hielt, bevor Tanaka- san ein 'Danke' verlauten ließ, einmal mehr Bewegung in das Set kam, auf welchem eben noch nur der Musiker gestanden hatte. Kaoru nickte, als man ihn fragte, ob er in Ordnung war, dann bat man den Gitarristen gleich nach draußen, wo die nächste Szene statt finden sollte. Shinya und Toshiya folgten ihrem Leader, Kyo und Die befanden sich schon an dem neuen Schauplatz, wo sie in ihre Jacken gehüllt rauchten und auch wenn der Bassist augenblicklich zu ihnen hinüber ging, so blieb Shinya doch auf Abstand, weilte stattdessen in der Nähe des Gleichgroßen, der ihm ein aufmunterndes Lächeln schenkte, als man dem Musiker in die Sicherheitsgurte half, die an der Klippe eine Pflicht waren. Die folgende Szene würde zeigen, wie Kaoru mit dem Rücken zu dem Abhang stand, auf der ausgestreckten Hand eine Sanduhr haltend, welche man mittels der Computertechnik dazu bringen würde zu zerspringen, doch die intensivste Aussage würde das Gesicht des Leaders haben, es sollte zufrieden, fast verträumt wirken, bevor sich der Ältere nach hinten fallen ließ. Mitarbeiter des Sets umrundeten sie ständig, was Shinya das Gefühl gab, er würde im Weg stehen, weswegen er auswich, näher an die Seite seines Freundes trat und dennoch stellten sich seine Nackenhaare auf, warnten den jungen Mann, dass man ihm noch immer zu nahe war, doch als der Zierlichere den Kopf herum drehte, über seine Schulter blickte, konnte er niemanden außer den beiden Assistenten für die Kamera sehen. Gerade wurden die letzten Haken der Seile gefestigt, da bekam der Zierlichere ein Stoß gegen sein Kreuz, so heftig, dass der Drummer augenblicklich seine Balance verlor, sich in seinem Kostüm verstrickte, ins Wanken geriet und gegen den Gitarristen prallte, sodass dieser mit ihm zu Boden ging. In Panik schlossen sich die Arme des jungen Mannes wie ein Schraubstock um die Beine des Violetthaarigen, dieser war der Klippe viel zu nahe, die Seile hielten diesen noch nicht und nur entfernt registrierte der Langhaarige, das schmerzhafte Keuchen, als der Ältere aufprallte, spürte den fernen Schmerz in seinen eigenen Knien, doch konnte er ihn nicht wirklich zuordnen, zu sehr hörte er das Echo des dumpfen Schlags in seinem Geist. Schritte kamen von allen Seiten auf sie zu, Shinya hörte verzehrte Stimmen, laute Rufe, die unter dem Donner seines eigenen, harschen Atems verloren gingen und auch als sich Kaoru unter ihm zu bewegen suchte, drückte er im ersten Moment fester zu, bis ihm sein Geist sagte, dass sich der Andere aufsetzen wollte, so wich auch der Braunhaarige zurück, am ganzen Körper zitternd, als das Adrenalin durch seine Adern jagte, gegen den Schock ankämpfte, der seinen Unterleib schmerzhaft zusammendrückte, während seine bebenden Lippen ein lautloses Mantra sprachen. 'Oh Gott, oh Gott, oh Gott...' Die dunklen Augen Shinyas trafen die des Leaders, als der Jüngere rückwärts krabbelte, fort von dem Anderen, bis Kaoru ihm folgte, die Finger um sein Handgelenk schloss, nachdem der Leader mit diesen durch sein Haar und über den Nacken gestrichen war. „Shinya...“ Zu mehr kam der Kurzhaarige nicht, denn die folgende Ohrfeige kam so überraschend, so unerwartet, dass es den Kopf des Kauernden zur Seite warf, die Lippe aufplatze, als der Drummer unter der Wucht auf diese biss. Um sich herum vermochte der Zierlichere vage Laute zu hören, entsetztes Keuchen, welches fassungslosem Rufen glich, doch registrierte der Dunkeläugige nur jene Stimme unter ihnen, die ihn voller Zorn anherrschte. „Verdammt Shinya! Hast du deinen Verstand verloren? Du hättest ihn umbringen können!“ Ihn. Mit diesem Wort verband der träge fließende Geist des Zierlicheren ihren Leader, weswegen sich die Augen des Langhaarigen erneut auf Kaoru legten, welcher sich gleichermaßen aus seinen Fesseln, die die Seile gebildet hatten, als auch aus der Umarmung seiner Liebe zu befreien suchte, ohne Erfolg, die Arme des Größeren hielten den Sitzenden wie in einem Schraubstock gefangen. Dem Leader war es möglich das leichte Zittern der Muskeln seines Geliebten zu spüren, konnte das harte Hämmern des Herzens unter seinem Ohr hören, nachdem sein Partner seinen Kopf mit einer Hand gegen seine Brust gepresst hatte, wie als würde sich der zweite Gitarrist vollkommen um ihn schlingen wollen. Eine der Hände des Kurzhaarigen legte sich über die des Größeren, strich zärtlich über die hervor stechenden Knöchel, soweit es ihm in seiner Position möglich war. „Die, hör auf.“ Vergebens, die Worte stießen auf taube Ohren, die Wut des Jüngeren, die aus der Sorge um seinen Geliebten geboren worden war, dem Zorn, dass einer der eigenen Freunde hatte so verantwortungslos handeln können, machte alles außer dem Drummer nichtig. „Kannst du mir sagen, wo deine kleinen, unwichtigen Gedanken waren, dass du einen derartigen Fehler begehen konntest?“ Nun erst ruckte der Kopf des Drummers wieder nach oben, blickte der Kleinere in die von Furie verdunkelten Augen des Rothaarigen, die Lippen leicht geöffnet, doch erst nachdem Shinya eine Handvoll des steinigen Sandes gegriffen hatte, dieser in seine Haut drückte, war es ihm möglich einige Worte zu hauchen. „Du denkst... ,dass es meine Schuld war?“ In den Augen seines Gegenübers blitzte es gefährlich, derweil Die den Mann in seinen Armen noch fester an sich heran presste. „Zur Hölle, wessen denn sonst? Wer hat denn hier den 'Hans-guck-in-die-Luft' gespielt, wer hat sich auf die Nase gepackt und Kaoru mit sich genommen?“ Der gesamte Leib des Zierlicheren schüttelte sich in einer kaum greifbaren Rage, die sich innerhalb eines Herzschlages durch den gesamten Leib des Drummers gebohrt hatte, als sich dieser auf die Beine kämpfte, dabei auf Die hinabstarrte, bis ihm der Größere folgte, sich vor ihm aufbaute, nachdem er seinen Geliebten schützend hinter sich geschoben hatte, eine Geste, die auf Shinya so wirkte, als hätte Die ihm in den Magen geschlagen und doch bebten seine Schultern in einem stummen, alles verzehrenden Zorn. „Welches Recht hast du, mir solche Worte entgegen zu schleudern? Du weißt ja nicht einmal, was passiert ist!“ Auf seine gezischten Worte schnaubte der Rothaarige nur, beugte sich ein Stück weit nach vorn, um von unten zu dem Zierlicheren hinaufzufunkeln. „Was gibt es da groß zu wissen? Du warst unachtsam und hättest ihn beinahe mit gerissen! Du und deine ständigen Träumereien, wenn du es nicht schaffst deine Konzentration da zu halten, wo sie auch hingehört, dann entzieht es sich mir, warum du überhaupt hier bist!“ „Die!“ Irgendetwas in Shinya brach bei diesen von Gift behafteten Worten. Es war nicht allein der Glaube Dies, dass er die Schuld trug, man ihm wirklich und auch nur im Entferntesten zutraute, das er allen Ernstes jemanden seiner Freunde mit Absicht verletzen... er sie in Gefahr bringen würde, ihnen Schmerz zufügen... wo der Drummer lieber eigenhändig seinen Arm brach, wenn dies notwendig war, um alles Übel abzuwenden. Tief im Inneren des jungen Mannes heulte noch immer die Wut, doch all die anderen Gefühle waren lauter, betäubten seinen Geist vollkommen, schrieen unverständliche Worte, rissen das Herz Shinyas entzwei, so dass es weh tat, wann immer der Langhaarige einen Atemzug machte. Zweifel setzten sich in seiner Seele fest, die in dem in ihm wütenden Chaos erzitterten, Zweifel, ob seiner Entscheidungen, seines Willen, seines Weges... war der Drummer in die richtige Richtung gegangen oder hatte er sich in dem Geflecht seiner eigenen Ausflüchte und abwehrenden Gesten verirrt? Hatte sich der junge Mann am Ende selbst gefesselt... was, wenn der Rothaarige im Recht war und Shinya doch die Schuld trug? Er hatte sich gewünscht, in der Nähe seiner Freunde zu bleiben, die ihm seine Familie waren... seid jeher war es das Bestreben des Drummers gewesen 'Dir en Grey' in keinster Weise Schaden zu zufügen und nun... wo hatte dies alles letzten Endes hingeführt? Über Shinya schien eine Flut an Lauten und Schreien zusammenzubrechen, die nur er selber hören konnte, bis ihn erneut die Stimme des zweiten Gitarristen erreichte, dieses Mal in einer Erinnerung... Worte, die während ihres Streits vor dem Konzert gefallen waren, Dinge, mit welchen der Braunhaarige selbst gedroht, die ihn verletzt hatten und doch gab es jene Stimme in ihm, die ihm beinahe liebevoll zuflüsterte. 'Lieber dein eigener Schmerz, als der Ihre.' Plötzlich herrschte eine Totenstille und vielleicht hallte der nächste Satz deswegen so in seinem Kopf wieder, auch wenn Shinya einige Sekunden brauchte, um zu verstehen, dass er ihn selbst ausgesprochen hatte. „Wenn ich so wenig erwünscht bin, wenn man mir zutraut meine Freunde, meine Familie mit Absicht zu verletzen, dann habe ich wohl wirklich meinen Platz hier verloren.“ „Shinya.“ Eine Hand legte sich auf seine Schulter, einher mit der ruhigen, von Schmerz erfüllten Stimme ihres Vocal, doch der Jüngere schüttelte nur den Kopf, immer wieder tief einatmend, da er das Gefühl hatte, etwas hätte sich mit einer stählernen Härte um seine Kehle geschlossen, dass seine Knie jeden Moment unter seinem Gewicht zusammenbrechen würden. „Nein, Kyo. So ist es der einzig richtige Weg.“ Die Augen des Drummers begannen zu brennen, die Stimme leise, beinahe aufgegeben und seine Fäuste so eng geschlossen, dass er fühlte, wie seine Nägel die Haut brachen, er spüren konnte, wie sich ein Tropfen Blut löste und auf den weißen Stoff des Kimonos fiel. „Ich werde 'Dir en Grey' verlassen!“ ~~~~ Der Bassist glaubte sich verhört zu haben, konnte es einfach nicht fassen, doch die geschockten Gesichter Kaorus und Kyos zeigten ihm unmissverständlich, dass der Jüngste abermals seinen Austritt aus ihrem gemeinsamen Traum 'Dir en grey' erklärt hatte. Die Worte von Shinya selbst zu hören, als es von jemand anderem gesagt zu bekommen, traf ihn wie ein Schlag in den Magen. Diese Erkenntnis jagte einen Stich durch sein Herz, er wollte es einfach nicht wahrhaben, wollte etwas sagen, verhindern, dass ihre Familie, die jahrelange Freundschaft, unter ihnen zerbrach, doch kein Wort verließ die Lippen des Schwarzhaarigen, er konnte nur stumm die nächsten Reaktionen seiner Freunde verfolgen. „Das ist nicht dein Ernst... das kannst du nicht wirklich ernst gemeint haben, Shinya. Die redet nur Unsinn, du weißt doch....“ „Ich rede bestimmt keinen Unsinn!“ „Halt die Klappe verdammt noch mal! Hör nicht auf ihn, Shinya.“ „Nein, Kyo. Ich habe meine Entscheidung getroffen, Die hat Recht, ich bringe euch nur Ärger.“ „Nein, das ist nicht wahr!“ Schweigend hatte Toshiya das Gespräch zwischen dem Vocal und dem Jüngeren verfolgt, konnte sehen, wie sich ein kleines unglückliches Lächeln auf den Lippen des Braunhaarigen bildete, dieser leicht den Kopf schüttelte und sie alle, einen nach dem anderen, kurz anblickte, bis seine dunklen Augen auf dem Blonden zum ruhen kamen. „Es tut mir leid.“ Kaum, dass Shinya diese Worte gesprochen hatte, drehte er sich von ihnen fort, wartete nicht auf eine weitere Reaktion und verließ, so schnell sein Zustand es zuließ, das Set, ignorierte dabei die Rufe Kyos, welcher versuchte ihn aufzuhalten. Noch immer unfähig selbst zu handeln, blickte der Langhaarige der Gestalt des Zierlicheren nach, als sich dieser immer weiter von ihnen entfernte, hatte noch immer das versteinerte Gesicht vor Augen, welches keine Emotion in sich trug. Eine einzelne Träne jedoch, die über die Wange des Braunhaarigen geglitten war, kurz bevor sich dieser von ihnen abgewandt hatte, war für Toshiya deutlich genug, um zu verstehen, wie sehr diese Entscheidung Shinya selbst verletzt hatte, doch was als nächstes geschah, lenkte seine Aufmerksamkeit ab, von der davon laufenden Gestalt und den Gedanken der Hilflosigkeit. Kaoru hatte sich aus den Armen seines Geliebten befreit, entfernte sich von ihnen und lief ihrem Drummer hinterher. Kyo hatte seine Augen ebenfalls auf den Leader gerichtet, wirkte unentschlossen und unfähig zu handeln, doch nur Sekunden später, konnte der Braunäugige sehen, wie sich ein anklagender Blick auf ihren zweiten Gitarristen legte. „Und bist du nun zufrieden? War es das, was du gewollt hast?“ „Gib mir nicht die Schuld an Shinyas Labilität, er ist doch selber schuld, wenn er sich nicht mehr im Griff hat. Außerdem, kann ihm unsere Band ja wohl nicht sehr viel bedeuten, wenn er sie so schnell verlässt!“ „Dir nicht die Schuld geben? Machst du Witze? Wer hat ihn denn so weit gebracht? Du bist wirklich das Letzte, dir selbst jetzt nicht die Schuld an dieser ganzen Misere einzugestehen!“ „Was willst du denn von mir hören? Hätte ich einfach zu sehen sollen, wie dieser kleine Dummkopf das Leben unseres Leader aufs Spiel setzt? Shinya hat sich schon die ganze Zeit abwesend verhalten, wie in einer anderen Welt, kein Wunder, dass er Kaoru durch seine verdammten Tagräumereien beinahe in den Tod gestürzt hat... ist dir das eigentlich bewusst, Kyo?“ Tatenlos musste der Bassist mit ansehen wie sich seine beiden Freunde eine Beleidigung nach der Anderen an den Kopf warfen, sich das Feuer der Wut wie ein Inferno zwischen ihnen ausbreitete. „Du Idiot, wer gibt dir das Recht einfach voreilige Schlüsse zu ziehen? Du weißt doch gar nicht, was wirklich passiert ist!“ „Mir reicht was ich gesehen habe und egal was du über deinen heiß geliebten Shinya vorbringen magst, er ist schuld daran und ich denke, er hat die richtige Entscheidung getroffen, wir sind besser ohne ihn dran!“ „Jetzt reicht es, du verdammter...“ Kaum, dass der Schwarzhaarige reagieren konnte, hatte sich der Blonde auf Die gestürzt, riss diesen mit sich zu Boden und schrie ihn an, schlug mit der Faust auf dessen Gesicht ein, packte danach den Kragen des Größeren, schüttelte ihn, ignorierte dabei die abwehrenden Hände, die versuchten ihn wegzudrücken. Sekunden später löste sich Toshiya aus seiner Starre, welche ihn in diesem ganzen Chaos erfasst hatte, stürzte zu den Ringenden am Boden und trat hinter Kyo, legte seine Arme um den Oberkörper des Sängers, versuchte ihn zurückzuhalten. Der Blonde allerdings war stärker, als es seine Größe vermuten ließ und auch die Tatsache, dass der Bassist aufgrund seiner angeschlagenen Schulter kaum die Kraft hatte, den Älteren festzuhalten, erschwerte sein Vorhaben, Kyo von dem Rothaarigen zu zerren. Mit viel Mühe und Not, schaffte der Jüngere es doch noch, die beiden voneinander zu trennen, dankte es ihm seine Verletzung, mit einem schmerzhaften Pochen und ließ ihn das Gesicht verziehen, wurde dies aber weites gehend von Toshiya ignoriert, war er viel zu beschäftigt damit, den sich wehrenden Sänger in seinem Griff zu halten. Allerdings konnte der Bassist dabei nicht verhindern, dass sich nun Die seinerseits auf den Vocal stürzen wollte, schließlich war er nicht in der Lage dazu, sowohl den Blonden als auch ihren zweiten Gitarristen zur Vernunft zu bringen, sich zwischen die Fronten zu stellen, weswegen er einen ihrer Bodyguards herbei rief, es nicht lange dauerte und Galesh den Rothaarigen an den Schultern festhielt. Nur aus den Augenwinkeln heraus bemerkte Toshiya wie sich weitere Personen vom Set näherten um zu helfen, denn der Größere schien ähnliche Probleme zu haben wie er, auch der Langhaarige ließ sich nicht beruhigen, entwand sich immer wieder den Händen des Kräftigeren, während seine zu wütenden Schlitzen zusammengezogenen Augen den Blonden anfunkelten. „Kyo, beruhige dich. Das hat doch keinen Sinn.“ Toshiya hatte dies nur leise in das Ohr des Kleineren geflüstert, hoffte dadurch, dass der Sänger wieder vernünftig werden würde, doch die gewünschte Reaktion fiel aus, zappelte der Blonde noch immer wie wild geworden, versuchte sich gegen ihn zu wehren, „Ich soll mich beruhigen? Sag mal, geht das alles an dir vorbei, was er von sich gibt?“ „Nein, dass tut es nicht, aber...“ „Was aber? Auf wessen Seite stehst du eigentlich, auf seiner oder auf meiner?“ „Kyo, zieh mich da bitte nicht mit rein, ihr wisst doch gar nicht mehr, was ihr da eigentlich tut!“ „Ich weiß sehr wohl, was ich tue, im Gegensatz zu ihm. Dieser Schwachmatt braucht ein paar Schläge auf den Hinterkopf, um wieder richtig denken zu können. Außerdem, wenn du willst, dass ich dich raushalte, dann wäre es besser, dass du mich auf der Stelle loslässt!“ „Dass ich nicht lache, komm doch her wenn du dich traust und wir werden sehen, wer hier was braucht!“ So ging das hin und her, seine Freunde trieben es immer weiter, keiner der beiden schien auch noch im entferntesten rational zu denken, denn sie ließen sich nur von ihren Aggressionen lenken und mittlerweile hatte Toshiya das Gefühl, dass weder Die noch Kyo überhaupt wussten, warum sie eigentlich aufeinander losgehen wollten, warum dies alles hier passierte. Irgendwann riss auch dem Bassisten der Geduldsfaden, nachdem dieses Geschrei nun schon seit einigen Minuten andauerte. In dieser Zeit hatte sich mittlerweile die gesamte Crew um die beiden Streitenden versammelt, welche in ihren Befreiungsversuchen weder auf ihn, Galesh noch auf sonst wen Rücksicht nahmen, dabei auch ihre Ohren gegen alles und jeden versperrten, sich einfach nicht beruhigen ließen. „Die, Kyo, hört endlich auf!“ „Misch dich nicht ein, das geht nur Kyo und mich etwas an!“ Etwas schien in dem Schwarzhaarigen durch diese Worte zu brechen und augenblicklich ließ er Kyo los, sodass dieser, der damit nicht gerechnet hatte, nach vorn stolperte und auf seine Knie fiel, während Toshiya in wenigen Schritten zu dem Gitarristen getreten war, diesem eine schallende Ohrfeige gab, dessen Kopf durch die Wucht des Schlages zur Seite ruckte. Die Stille, welche nun herrschte, wurde lediglich von leisem Murmeln unterbrochen, doch störte sich der Bassist nicht daran, erwiderte ruhig und wie zu Eis erstarrt, den wütenden Blick des Rothaarigen, der noch immer von Galesh fest gehalten wurde. „Was fällt dir ein, du...“ „Du bist also der Meinung dass ich mich raushalten soll, ja? Ich soll einfach zusehen, wenn sich zwei meiner besten Freunde die Köpfe einschlagen und dabei noch nicht einmal mehr wissen, warum sie das tun? Ich soll zusehen, wie unsere Band, unsere Familie, durch euch beide noch mehr zerbricht, als es schon geschehen ist?“ Der Schwarzhaarige konnte sehen, dass sowohl der Sänger als auch Die etwas gegen ihn sagen wollten, doch mit einer Geste seiner Hand, zwang er sie beide zum Schweigen. „Ich will nichts von euch hören! Habt ihr eigentlich eine Ahnung, wie ihr euch gerade verhalten habt? Ich dachte wir wären Freunde, könnten Probleme ruhig miteinander klären, aber was muss ich sehen? Ihr führt euch auf wie kleine Kinder! Habt ihr beide den Verstand verloren? Wisst ihr eigentlich überhaupt noch, um was es geht?“ „Toshiya, mit IHM kann man nichts mehr ruhig klären und ich bin mir sehr wohl bewusst, um was es geht, aber mir scheint, dass du vergessen hast, was Die uns allen und Shinya mit seiner Dummheit angetan hat.“ „Nein Kyo, so etwas werde ich bestimmt nicht vergessen. Denkst du denn, du bist der einzige der wütend und enttäuscht ist? Glaubst du, mir macht das alles gar nichts aus?“ „Hey, das wollte ich damit nicht sa...“ „Doch, genau das wolltest du.... was solls..., wie ihr mir beide schon erklärt habt, geht mich das alles nichts an, ich bin ja nur euer Freund und Bassist unserer Band... aber egal. Ihr seit Erwachsen und könnt machen was ihr wollt... ich werde mir das nicht länger antun.“ Kaum das er seinen Satz zu Ende geführt hatte, ließ der Schwarzhaarige sowohl den Kleineren als auch Die einfach stehen, lief in irgendeiner Richtung davon... er war so enttäuscht, einerseits wegen Shinya und andererseits über diesen Ausbruch seiner Freunde, so dass er nicht einmal wusste, wohin er gehen sollte. Ohne es wirklich zu bemerken war er zu einem der Wohnwagen gelaufen, die extra für sie angefordert worden waren, damit sie sich in den Drehpausen erholen konnten, versuchte dort seine Emotionen in den Griff zu bekommen, was ihm allerdings nicht wirklich gelingen wollte. Seine Hände verkrampften sich, alles schien so aussichtslos. Nur in wenigen Minuten, hatte sie eine Lawine überrollt und die Steine, die zuvor nur im Weg gelegen hatten, schienen nun unüberwindbar, auch wenn er sich noch so sehr denn Kopf darüber zerbrach, was man nun tun könnte, was er tun könnte, damit 'Dir en Grey' nicht noch weiter zerstört wurde. ~~~~~ Ihm war kalt, doch Shinya tat nichts dagegen, es kümmerte ihn nicht, dass der Wind an seiner Kleidung zerrte, der wiedereingesetzte Schneefall sein Haar nässte, an seinem Gesicht herunter lief, nachdem er geschmolzen war und es kümmerte den Zierlicheren auch nicht, dass die Wellen des Ozeans seine Füße umspülten, da er den Strand zu weit hinunter gegangen war. Er fühlte sich verloren, ein Gefühl, dass er seid Jahren nicht mehr erfahren hatte, seine Augen brannten und irgendwo in ihm war es, sich einfach in die Knie sinken zu lassen und zu weinen, doch wusste er nicht, warum er das tun sollte. Der Musiker selbst hatte doch diese Entscheidung gefällt, oder? Er wusste, dass er den Anderen weh tat, er wusste, dass sie es nicht verstehen würden, sie nun glaubten, das ihm ihre Band nichts bedeutete... doch er hatte es für sie getan, er hatte es wirklich nur für sie getan, unter all seinen Zorn und dem Schmerz der Worte Dies, die auch jetzt noch in seinen Ohren wieder klangen. Begriffen sie denn nicht, dass er sie nur schützen wollte? Gott... wenn Kaoru wirklich gestürzt, wenn seinem Freund etwas passiert wäre, dann wäre es wirklich seine Schuld, auch wenn er einen Stoß in den Rücken erhalten hatte. Und Kyo... es tat ihm so weh, dieser Ausdruck in den dunklen Augen, diese Verständnislosigkeit und Trauer, wo er dem Blonden doch nicht vor allzu langer Zeit gesagt hatte, dass es für ihn nichts gab, das über 'Dir en Grey' stand, dass er für die Band seinen eigenen Körper schonungslos vorwärts trieb. Nun schienen die letzten Wochen vollkommen sinnlos, alles was er in Bewegung gesetzt hatte, all seine Mauern, um die Anderen nicht zu sorgen. Shinya fühlte sich, als wäre er in einem Kasten aus Glas gefangen gewesen und nun war dieser durch Schläge zerschlagen, doch stattdessen er sich in Sicherheit brachte, sich zu schützen suchte, stand der Braunhaarige nur unbeteiligt da, während die Splitter seinen Körper einhüllten. Eine neue Welle durchdrang seinen Kimono noch weiter, schlug gegen seine Knie, die unter der Wucht beinahe weg brachen, doch der Drummer hielt seine Balance, selbst wenn es ihn nicht sonderlich interessiert hätte, wäre er gefallen. Schritte nährten sich ihm, doch drehte er sich nicht nach ihnen um, dem Braunhaarigen war klar gewesen, dass man ihm eventuell folgen würde... wahrscheinlich, um ihm eine wohlverdiente Ohrfeige zu geben. „Shinya.“ Die Stimme seines Leaders war sacht, ging unter dem Böen des Windes beinahe verloren, doch der Langhaarige regte sich nicht, selbst als sich die Arme des Anderen um seine schmalen Schultern schlossen, er spüren konnte, dass Kaoru die Stirn gegen seinen Hinterkopf lehnte. „Möchtest du nicht mit zurückkommen?“ „Wofür?“ Der Blick des Musikers blieb auf den Horizont gerichtet, die Wellen die in einer eben mäßigen Bewegung heran rollten. „Um miteinander zu sprechen?“ „Es ist alles gesagt, Kaoru.“ Leicht schüttelte der Kurzhaarige seinen Kopf, trat dann um den Zierlicheren herum, suchte einen Blick in dessen Augen zu finden, doch die dunklen Tiefen fixierten sich erst nach einigen Sekunden auf das Gesicht des Älteren und erst als sich der Dunkeläugige sicher war, dass er die Aufmerksamkeit des Langhaarigen hatte, schüttelte er ein weiteres Mal das Haupt. „Nein, dass ist es nicht, Shinya. Alles, was gesagt wurde, waren verletzende Worte, die in Wut einander entgegen geschleudert wurden. Wir kennen nicht einmal die Gründe für deinen Entschluss.“ Shinya blinzelte einmal langsam, öffnete seine Lippen, wollte dem Leader widersprechen, doch Kaoru hatte Recht... er hatte ihnen nichts gesagt, keinerlei Erklärungen, zumindest nicht jene, die im Moment seine Kehle auseinander rissen und so flüchtete er sich in die Lüge, die er bereist selbst zu glauben begann. „Die ist der Grund.“ „Tatsächlich?“ Der Jüngere nickte leicht, auch wenn er unter dem intensiven Blick des Violetthaarigen litt, unter seinen eigenen gesprochenen Worten... wie hatte er nur so tief fallen können? Er betrog sie, belog sie und er tat ihnen weh... dennoch konnte er seine Worte nicht zurück nehmen und es würde das Beste sein, für sie alle und für die Zukunft seiner Freunde... sie würden einen anderen Drummer finden, seinen Traum für ihn weiter leben, 'Dir en Grey' würde dies nicht zerstören. „Kaoru?“ Der Ältere summte leise, zog seine Jacke aus und legte sie um die Schultern des Langhaarigen, welcher sich augenblicklich in sie schmiegte, den dicken Stoff von innen zuhielt, als sein Körper suchte die Wärme zu absorbieren. „Versprich mir, dass du nicht zulässt, dass die Band zerbricht.“ „Das kann ich nicht.“ „Ich verstehe.“ Die Augen Shinyas fielen von dem Älteren ab, während er sich gegen den Kragen der Jacke verbarg, erst wieder aufblickte, als Kaoru einen Finger unter sein Kinn legte, es auf diese Art anhob. „Ich kann es dir nicht versprechen, weil ich deine Entscheidung nicht akzeptieren kann. Die hat sich dir gegenüber falsch verhalten, hat dich mit Sicherheit tief verletzt und zu Unrecht angegriffen und obwohl du allen Grund hast, wütend auf ihn zu sein, bist das nicht du, Shinya. Du bist viel zäher, als das du so etwas dein Leben zerstören lassen würdest, selbst wenn es sich über Wochen und Monate hinzieht.“ „Du kennst mich vielleicht nicht so gut, wie du glaubst.“ Nun hoben sich die Lippen des Dunkeläugigen in einem liebevollen Lächeln. „Dennoch gut genug. Ich bitte dich, überdenke deine Entscheidung, bleib bei uns. Ziehe nicht auf diese Art und Weise einen Schlussstrich.“ Die Schultern des Jüngeren sanken in sich zusammen, als der Drummer leise seufzte, dann einen Schritt auf den Anderen zu tat und die Stirn auf dessen Schulter betete. „Bitte, Kaoru, ich möchte in das Hotel zurück und alleine sein. Es wurde schon zu viel gesagt, dass man nicht hätte aussprechen dürfen. Lass mich in Ruhe nachdenken.“ Kaoru legte die Arme behutsam um den Zierlicheren, gab diesem einen Kuss auf den Scheitel. „In Ordnung... wir sprechen später weiter.“ ~~~~~ Verloren wirkend stand der Bassist an dem Geländer des Balkons lehnend da den Blick in den wolkenverhangenen Himmel gerichtet, in der Hand eine Zigarette, an welcher immer wieder einmal gezogen und der Rauch mit einem Seufzen ausgestoßen wurde. Die beißende Kälte der Nacht, die der Winter mit sich brachte, spürte der Schwarzhaarige nicht, trotz dessen er nur in seiner Jeans und einem leichten Pullover gekleidet war, zu sehr in Gedanken versunken, in welchen er die letzten Stunden Revue passieren ließ. Natürlich hatte Kaoru ihn angesprochen, als sie sich begegnet waren, schien sofort gespürt zu haben, das etwas Geschehen war, was nicht ungewöhnlich war, denn der Leader hatte schon immer diese Gabe besessen und Toshiya war jemand, der seine Empfindungen nicht verstecken konnte. Nach einem Moment des Zögerns, hatte der Jüngere seinem Leader von dem Vorfall erzählt, woraufhin dieser nur schwieg, ehe sie zum Set zurückgekehrt waren... doch auch so war sich der Schwarzhaarige darüber bewusst, dass der Violetthaarige nicht sehr begeistert über die Geschehnisse gewesen sein musste. Was sich bestätigte, denn nach einem Gespräch mit dem Regisseur - dieser war ganz und gar nicht glücklich darüber, den Dreh ihres Videos abbrechen zu müssen, hatte aber eingesehen, dass es nichts brachte, da sie alle angeschlagen waren - war die Laune des Gitarristen auf einen Tiefpunkt gesunken, holte zum finalen Schlag aus, nachdem sie den Umkleideraum betreten und dort auf Kyo und Die getroffen waren. Der Bassist hatte die beiden vollkommen ignoriert, war enttäuscht, da sie ihm, nach langer Zeit wieder das Gefühl gegeben hatten, dass er nicht wirklich zu ihnen gehörte, schließlich war er als letztes in ihre Band gekommen, hatte nur nach und nach mit jedem Freundschaft geschlossen... und auch in diesen Sekunden, da er daran zurück dachte, versetzte ihm dieser Gedanke einen Stich in der Brust. Zwar wusste Toshiya, dass es Blödsinn von ihm war so zu empfinden, dennoch war er sich so nutzlos vorgekommen, als sich seine beiden Freunde aufeinander gestürzt hatten, ihm sagten, dass er sich nicht einmischen sollte, es ihn nichts anginge. Diese Worte hatten wie Feuer auf seiner Haut gebrannt und er kam sich auch jetzt noch so hilflos vor, konnte nicht verhindern, dass alte Gefühle, die eigentlich schon längst der Vergangenheit angehörten, in ihn kehrten. Aus den Augenwinkeln nur, hatte der Schwarzhaarige mitbekommen, dass sich Kaoru an die beiden gewand hatte, während er selbst in eine der Umkleiden getreten war, um sich umzuziehen. Natürlich hatte er die Laute Stimme des Leaders gehört, als dieser sowohl mit dem Blonden als auch ihrem zweiten Gitarristen, ein ernstes Wort geredet hatte doch in diesem Moment war es ihm egal gewesen. Auch nachdem er die Kabine verlassen hatte, interessierte es ihn nicht, versuchte Kyo und Die, die einen nicht wirklich glücklichen Gesichtausdruck zur schau trugen, weiterhin zu ignorieren, im Gegensatz zu dem Violetthaarigen, der alles andere als zufrieden erschien. Auf der Fahrt zurück in ihr Hotel, hatte keiner ein Wort gesprochen, alle schienen sie ihren eigenen Gedanken nach zuhängen, etwas das dem Bassisten ganz besonders an Die aufgefallen war, der sich ständig auf seine Unterlippe gebissen und auch sonst gewirkt hatte, als wäre der Weltuntergang nahe. Diese Atmosphäre unter ihnen hatte sich auch nach der Ankunft in ihrem Penthouse weder geändert noch verbessert, schien es, als hätte ein unsichtbares Band sie voneinander getrennt, was es unmöglich machte, sich einander zu nähern. Wieder seufzte Toshiya leise auf, während all die Erinnerungen seinen Kopf durchströmten und er sich wünschte, dieser Tag hätte niemals stattgefunden. Auch die Tatsache, dass er Shinya, welcher laut Kaoru, schon vor Ihnen zurück gefahren war, seit dem Vorfall an der Klippe nicht wieder gesehen hatte, zerrte an seinen Nerven, obwohl er wusste, dass der Jüngere sich in dessen Zimmer befand. Sowohl Kyo als auch Kaoru waren ein Mal an der verschlossenen Tür stehen geblieben, hatten angeklopft, um eine Reaktion zu erhalten, doch waren nach wenigen Minuten wieder ihrer Wege gegangen. Er selbst hatte sich zurück gehalten und sich nicht einmal dem Raum seines Freundes genähert, wissend, dass dieser wohl nur seine Ruhe haben wollte und es kaum etwas bringen würde, ihn zu drängen, seine Tür zu öffnen, denn Toshiya wusste, er hätte genauso gehandelt, dennoch versprach er sich, später auch nach dem Jüngeren zu sehen. Noch für weitere Minuten blieb der Schwarzhaarige einfach nur ruhig auf dem kleinen Balkon stehen, beobachtete, wie sich der Mond mit seinen silbernen Strahlen durch die dichten Wolken zu kämpfen suchte und hörte nicht, wie eine weitere Gestalt seinen Zufluchtsort betrat, war deswegen auch sehr überrascht, als er spürte, wie sich etwas auf seine durchgefrorenen Schultern legte, ihm Wärme spendete, welche er unbewusst willkommen hieß, indem er sich gegen diese schmiegte, seine Hände auf die Oberfläche legte, die ihn nun vollständig umhüllte. Nur aus reiner Neugierde darüber, wer dafür gesorgt hatte, dass er nicht in der Kälte, die ihm erst jetzt bewusst geworden war, erfror, wand er seinen Kopf ab von dem Schauspiel, das sich am Himmel ereignete, drehte sich stattdessen weg von dem Geländer und der Person zu, die sich hinter ihm befand. Seine braunen Augen weiteten sich leicht, als er den Sänger erkannte, der seinem Blick sofort auswich, nachdem er diesen bemerkt hatte. „Du solltest nicht so unachtsam mit deiner Gesundheit umgehen, bei dieser Kälte.“ Die Worte waren nur leise über die Lippen des Älteren gekommen und Toshiya hatte sehr große Mühe diese zu verstehen, dennoch hatte er sie mitbekommen. „Weißt du, vor wenigen Stunden hat es dich auch nicht interessiert was mit mir ist, was ich denke oder auch empfinde..., schließlich hast du mir vorgeworfen, dass ich dich nicht verstehen würde, wieso kümmert es dich jetzt?“ „Totchi..., so war das nicht gemeint...ich..., ich war wütend auf Die, habe deswegen so reagiert, als du mich zurückhalten wolltest, eben weil ich das Gefühl hatte, an dir würde das alles vorbei gehen..., aber ich weiß, dass dem nicht so ist und es tut mir leid, wenn ich mich falsch verhalten habe. Das wollte ich nicht.“ Der Bassist seufzte leise, ja, er wusste dass der Blonde es nicht wirklich so gemeint hatte, dieser von seiner Wut gelenkt worden war und die Worte unbedacht dessen Lippen verlassen hatten, dennoch konnte er nicht leugnen, dass es ihn tief in seinem Innern doch verletzt hatte, eben weil er wieder dieses Gefühl bekommen hatte, ein Außenseiter zu sein... egal, wie lange sie sich mittlerweile schon kannten. Dennoch, es lag einfach gegen seiner Natur dem Vocal nicht zu verzeihen, denn mit dem Wissen, mit seinen Freunden, seiner Familie, zerstritten zu sein, konnte er einfach nicht leben und vielleicht war dies einer der Gründe für seine nächsten Worte. „In Ordnung..., lass es uns einfach vergessen.“ Schlicht gelogen, denn er würde dieses Ereignis sicherlich nicht so schnell vergessen können, zu sehr hatte es sich in seinem Inneren verankert, welches ihm klar vor Augen sehen ließ, dass er niemals solch ein Verhältnis mit den anderen teilen würde, wie Kyo es mit Shinya tat oder auch Kaoru mit Die, er war nun einmal das fünfte Rad am Wagen, das sich zwischen die vier gedrängt hatte..., nichts konnte daran etwas ändern, doch er würde sich hüten, dies seinen Bandkollegen gegenüber zu erwähnen... 'Dir en grey' war auch so schon zerrüttet genug. Schon allein das kleine Lächeln, welches nun die Gesichtszüge des Kleineren eroberte, bezeugte den Langhaarigen in seinem Entschluss. Etwa eine halbe Stunde Später, nachdem Kyo als auch Toshiya das Innere ihres derzeitigen Wohnortes wieder betreten hatten, sich die Zeit mit Musik hören vertrieben, gesellte sich der Violetthaarige zu ihnen, fragte sie nach ihrem Wunsch für das Abendessen, dass dieser für sie regelte und trotz dessen, dass der Bassist, kaum ein Hungergefühl in sich spürte, bestellte er sich etwas, fragte zeitgleich den Älteren, ob auch Shinya sich etwas ausgewählt hatte, doch stellte bedauerlich fest, dass dem nicht so war, nutzte deswegen sogleich die Chance sich nun selbst in dem Versuch zu testen, dem Jüngeren eine Reaktion zu entlocken. „Shinya, kannst du mich hören?“ Nichts, keine Antwort oder dergleichen, konnte der Bassist hören, dennoch würde er nicht so schnell aufgeben. „Shinya, wir möchten uns jetzt etwas zum Abendessen bestellen.“ Wieder vergingen weitere Minuten, in welchen Toshiya angestrengt lauschte, in der Hoffnung die Stimme des Drummers zu hören, was auch, nach scheinbar unendlicher Zeit geschah. „Ich habe keinen Hunger.“ „Aber du musst etwas essen, bitte. Du bist doch schon jetzt nur noch Haut und Knochen.“ Toshiya konnte hören, wie sich ein Seufzen von den Lippen seines Freundes löste. „Nein, bitte lass mich allein..., ich möchte nichts.“ „Bitte Shinya, wenn du möchtest, wähle ich etwas für dich aus und bringe es dir dann persönlich an die Tür, okay?“ Der Bassist fühlte schon beinahe, den Entschluss Shinyas, als dieser endlich antwortete, sich seinem Wunsch ergab, etwas, das ihn mit Stolz erfüllte, auch wenn er kaum glaubte, dass die Probleme sich deswegen aus der Welt schaffen ließen. ~~~~~ Wenn es der Braunhaarige für sich selber zugab, dann wusste er nicht, warum er dem Drängen Toshiyas nachgegeben hatte, vielleicht, weil es schlicht ein erneuter Versuch seiner Freunde gewesen war, ihn aus seinem Zimmer zu locken, doch obgleich er zugestimmt hatte, dass der Bassist ihm etwas zu Essen bestellen konnte, so sträubte sich der größte Teil in seinem Inneren, überhaupt die Tür auf zumachen. Er wusste, dass er sich unreif verhielt, sie waren alle erwachsene Menschen, bei den Göttern, doch wenn er sie nun sehen würde, befürchtete der Braunhaarige, dass auch die letzten noch stehenden Mauern einfach zusammen fielen, er vor den Augen der Anderen zerbrach. Ein leises, bitteres Lachen entfloh ihm, als er an den vergangenen Tag zurück dachte, an das Gespräch mit dem Schwarzhaarigen, der ihm einen solchen Respekt für seinen Willen entgegen brachte, wo war sie denn nun, seine Stärke? Warum hatte sie ihn nicht unterstützt, während er alles, was er hatte, mit den eigenen Fingern nieder riss, warum ließ sie es zu, dass er sich in Selbstzweifeln und dunklen Gedanken verlor, statt an das Wohl der Band zu denken, einen Weg zu finden, wie 'Dir en Grey' wieder zusammen finden würde. Sollte er sich bei Die entschuldigen? Auch dieser Gedanke erreichte ihn am heutigen Abend nicht das erste Mal, er fühlte sich dem Rothaarigen gegenüber schuldig, ihnen allen, wenn man es genau nahm, dennoch vermochte er nicht zu sagen, wofür er um Verzeihung bitten sollte. Hatte er sich wirklich so verändert, wie es der Gitarrist sagte, träumte er tatsächlich nur vor sich hin? Der Blick der dunklen Augen war in die Schwärze der Nacht gerichtet, nahmen diese aber nicht wirklich wahr und schließlich drehte sich der Drummer mit einen Seufzen fort, sah stattdessen zu dem Kissen, auf welchem er noch immer Umrisse sehen konnte, die gar nicht da waren, dennoch trat er auf das Bett zu, setzte sich darauf. Seine Tabletten waren in dem Rucksack, welchen der Fahrer bedauerlicherweise in den Flur an die Garderobe gehangen hatte, etwas, dass dem Zierlichen erst aufgefallen war, als auch die Anderen in ihrem Penthouse angekommen waren und obgleich nicht einer von ihnen – außer Kaoru und selbstverständlich Kyo - eine Anstalt gemacht hatte, zu ihm zu kommen, ihn zur Rede zu stellen, so war sein Herz bis in seinen Hals hinein geklettert. Es tat ihm leid, dass er unfähig war, jemanden in das Gesicht zu blicken, die Nähe einer anderen Person auszuhalten, wo er wusste, dass man ihn mit Sicherheit sehen wollte, gleichzeitig war Shinya dankbar dafür, dass man ihm seinen Abstand gewährte, ihn so behandelte. Der Langhaarige hatte dem Leader gesagt, dass er Zeit zum Nachdenken brauchte und wusste, dass Kaoru diese Worte so weiter geben, dass es Hoffnung in den Anderen schüren würde, die Hoffnung, dass er seine Worte zurück nahm und blieb. Auch dafür war er sehr dankbar, Kaoru hätte ihn nicht in dieser Form unterstützen müssen. Ein leises Klopfen ließ ihn zusammenfahren, als hätte man neben ihm mit einer Peitsche auf den Boden geschlagen und noch während er versuchte sich zu entscheiden, ob er endlich die Tür aufmachen sollte, vermochte er die Stimme des Bassisten zu hören. „Shinya? Ich habe hier eine leichte Suppe, etwas Obst und Tee...“, einen Moment lang herrschte Schweigen, wahrscheinlich wartete Toshiya auf eine Antwort, die er dem Größeren schlicht nicht geben konnte, dann hörte er ein leises Seufzen, „Ich stelle es dir vor die Tür, wenn du mich nicht sehen willst, okay?“ Etwas in Shinya heulte auf bei diesen Worten, der Stimme des Älteren und ehe es der Braunhaarige wirklich registrierte, hatte er sich erhoben, das Schloss geöffnet, doch wich er dann schon wieder zurück, den Mut, das Licht der Realität in seinen Raum zu lassen, hatte er nicht. Es brauchte einen Augenblick, doch dann senkte sich die Klinke, wurde sein Reich von dem Schein des Flurs erhellt, konnte er die Silhouette seines Freundes sehen, welcher ein Tablett auf einer Hand balancierte, die Tiefen auf seine Gestalt gerichtet, auch wenn der Zierlichere sie nicht genau erkennen konnte. „Ich komme zu dir, wenn das in Ordnung für dich ist?“ Er senkte leicht seinen Kopf, zog sich an das Fenster zurück, derweil Toshiya herein kam, die Tür schloss und dann einen Moment verharrte, um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen, bevor der schlanke Mann zu dem Schreibtisch hinüber ging, das Tablett dort abstellte. „Erlaubst du mir, das Licht an zumachen?“ Nein, das schrie sein gesamter Geist, doch als Shinya seine Lippen öffnete, entfloh diesen stattdessen ein ruhiges 'Ja' und einen Moment später wurden sie in das warme Licht der Leselampe gehüllt, dessen Lichtkegel Toshiya so drehte, dass er auf die Wand gerichtet blieb, so nur einen dämmrigen Schein übrig ließ. „Wie... geht es euch?“ Diese Frage löste sich, noch bevor der Drummer überhaupt darüber nachdenken konnte und anhand der Geräusche vermochte er zu hören, dass der Schwarzhaarige in seinen Bewegungen, das Essen auf den Tisch zu stellen und den Tee ein zu gießen, verharrte. „Wir sind..., „erneut pausierte der Ältere, schien nach einem Wort zu suchen, „unglücklich.“ „Ich weiß... entschuldige, dass ich so dumm gefragt habe.“ „Es war keine 'dumme' Frage, außerdem hast du mich nicht aussprechen lassen.“ Er schwieg, auch wenn er fühlen konnte, das ihm Toshiya eine Möglichkeit zum sprechen schenkte, wenn er es denn wollte, dann nahm der andere Musiker seine Arbeit wieder auf, goss heißes Wasser in eine Tasse. „Deine Worte waren ein schwerer Schlag, doch ich bin nicht hier, um dir Vorwürfe zu machen, dich herunter zu putzen, selbst wenn es vielleicht genau das ist, was du von mir erwartest, habe ich nicht Recht?“ Nun trafen sich ihrer beiden Augen ein erstes Mal, vermochte Shinya seinen Freund eine Zeit lang einfach nur an zustarren. „Warum?“ „Weil ich sehe, wie du leidest.“ Die Arme des Drummers schlossen sich um seinen eigenen Leib, als dieser leicht seinen Kopf schüttelte. „Das tue ich nicht.“ „Nein?“, als Shinya auf die Frage hin erneut das Haupt schüttelte, trat Toshiya auf ihn zu, während er zurück wich, am Ende mit dem Rücken gegen die Wand stand, wo ihm der Bassist schließlich eine Hand auf die Wange legte, „Deine Tränen haben eine andere Geschichte erzählt.“ Der Langhaarige entzog sich der Berührung seines Freundes, auch wenn er sich nicht vollkommen von dem Anderen entfernte. „Ich habe nicht geweint.“ „Nicht so, wie es jeder Andere getan hätte, an deiner Stelle, doch ich war nicht blind, Shinya. Ich habe dir in die Augen gesehen, ich habe gesehen, was in ihnen zerbrach, ob der Worte Dies, ob deiner eigenen.“ Shinya würgte lautlos, der Schwarzhaarige und er waren viel zu nah an einer Klippe, von welcher sich der Zierlichere verzweifelt zu entfernen versuchte und jedes der Worte – so wahr sie auch sein mochten – brachten das lockere Gestein unter seinen Füßen nur stärker zum rollen. Er war feige, dass wusste der Dunkeläugige, er war feige und er rannte davon, so weit wie es ihm nur möglich war. „Gibt es noch etwas, das du mir sagen möchtest?“ Ein leiser Laut wich von den Lippen Toshiyas, dann kehrten die Finger zurück, fuhren langsam die Konturen des Kiefers nach, anschließend pressten Lippen einen sanften Kuss gegen seine Stirn, bevor sich der Bassist löste, sich erst wieder zu ihm herum wand, als er die Tür schon erreicht hatte. „Kyo sehnt sich danach, dich zu sehen.“ Dieser Satz hallte in den Ohren des Jüngeren auch noch mehrere Stunden später wieder, nachdem er sich gezwungen hatte die längst kalte Suppe zu essen, das Obst hingegen konnte er nicht anrühren, obwohl wirklich nichts gegen Äpfel, Weintrauben und Erdbeeren sprach. Nun stand er vor seiner Tür, die leere Schüssel in den Fingern, welche sein bemitleidenswerter Grund war, endlich aus dem Raum zu gehen. Der Wohnbereich war leer, sicher waren seine Freunde bereits im Bett, etwas das Shinya genauso beruhigte wie unglücklich stimmte, weswegen sich ein frustrierter Ton von seinen Lippen löste, diese konfliktreichen Empfindungen trugen nicht gerade dazu bei, das er sich entspannte. Seine leisen Schritte führten den jungen Mann in die offene Küche, wo er die Schüssel abstellte, sich ein Glas heraus suchte und den Kühlschrank öffnete, den Saft aus diesem nahm. „Shinya.“ Das Tetrapack fiel mit einem leisen Poltern in die Halterung zurück. „Kyo.“ Sein Freund stand vor der Tür des Bades, eine Hand noch immer an die Tür gelegt, um sie geöffnet zu halten, wahrscheinlich hatte der Blonde gerade hinein gehen wollen, als er ihn bemerkte und ein Teil des Jüngeren war alarmiert, dass er nicht gehört hatte, wie noch jemand in den Raum gekommen war. Kyo jedoch war der Erste, der die Starre zwischen ihnen beiden brach, mit einem undefinierbaren Laut zu dem Größeren hinüber kam, ihm die Arme um den Hals legte, ihn einen Moment an sich drückte. „Ich dachte, du würdest nie dort heraus kommen.“ „Verzeih mir.“ Shinyas Stimme war kaum zu hören und an seiner Schulter schüttelte der Kurzhaarige heftig seinen Kopf. „Nicht, ich verstehe es, irgendwo in mir drinnen.“ Mit behutsamen Bewegungen dirigierte sie der Ältere zu der Couch hinüber, wo sich der Blonde so setzte, dass er seinen Freund auch weiterhin direkt anblicken konnte, Shinya hingegen verflocht seine Finger in einander, senkte seine Augen auf diese.. „Warum? Erst Kaoru, dann Toshiya und nun du. Wieso seid ihr nicht zornig? Ich habe euch betrogen, euch weh getan, euren Traum zerstört.“ Erneut schüttelte der Sänger nur seinen Kopf. „Noch hast du gar nichts getan. Kaoru sagte.... das du Zeit zum Nachdenken brauchst, dass du noch nicht entschieden hast.“ Shinya schloss die Augen lehnte seinen Kopf gegen den des Älteren. „Habe ich das nicht? Ihr habt es doch alle gehört.“ „Du warst wütend.“ „Und das macht meine Entscheidung nicht endgültig?“ Ein wenig löste sich Kyo, zwang ihn mit sachtem Druck seinen Kopf zu heben, damit sich ihre Blicke treffen konnten. „Nicht, wenn du so darunter leidest. Shinya... Die ist nicht der Grund, warum du gehen willst, er ist nicht der Grund dafür, dass du dich so verändert hast. Ich weiß, du willst nicht darüber sprechen, aber ich möchte, dass du begreifst, dass du nicht dich selbst aufgeben sollst, nur damit du uns beschützen kannst. Und das tust du, egal wie Die es vielleicht sehen mag.“ Wie sollte er nur auf so etwas antworten? Der Langhaarige wusste es nicht, doch offenbar wollte sein Freund gar keine Antwort von ihm haben, als sich Kyo leicht nach vorne beugte, seine Lippen in einem zärtlichen Kuss fing. „Denk einfach daran, dass ich... wir dich lieben, bevor du eine endgültige Wahl triffst.“ 19.01.2001 Der nächste Tag hatte ruhig begonnen…, zu ruhig. Jeder der fünf Mitglieder 'Dir en greys' war in Gedanken vertieft, keiner von ihnen wusste, wie es weitergehen sollte und an vier Personen schien diese Situation besonders zu nagen, was dem Bassisten abermals ein Gefühl der Ausgeschlossenheit gab. Shinya, welcher mit seiner Entscheidung für diesen schweren Schlag in ihrer Band gesorgt hatte, war extrem zurückgezogen, er sprach kein Wort, als sie sich zum Frühstück eingefunden hatten und aß für seine Verhältnisse noch weniger als sonst. Natürlich war dies für Kyo ein Grund, dementsprechender Laune zu sein, schließlich war dieser der beste Freund des Drummers und machte sich sehr große Sorgen um den Jüngeren. Was die beiden Gitarristen betraf, so konnte Toshiya von sich aus behaupten diese noch nie so gesehen zu haben, seit sie zueinander gefunden hatten. Eine Eiseskälte herrschte zwischen dem Leader und seinem Geliebten, sie mussten sich am Vorabend noch heftig gestritten haben, denn der Schwarzhaarige konnte sich noch gut an die gefauchten Worte, welche im Nebenzimmer gefallen waren, erinnern, hatte ungewollt einen erneuten Streit zwischen dem Paar, kurz nach dem Aufstehen mitbekommen. Scheinbar konnte Die nicht verstehen, warum der Violetthaarige ihm solche Vorwürfe machte, für den Bassisten einerseits verständlich, da der Rothaarige doch lediglich Angst gehabt hatte um seine Liebe, als dieser dumme Unfall an der Klippe geschehen war. Andererseits, war der Gitarrist so vernebelt in seiner Wut auf ihren Drummer, dass er selbst nicht darauf kam, was er eigentlich angerichtet hatte, warum Kaoru wütend auf ihn war und dies ihn auch spüren ließ..., ein verdammter Konflikt zwischen den beiden, welcher nicht zuließ beide in Klarheit denken zu lassen. Was den Bassisten selbst betraf, war er frustriert und hatte das Gefühl, keinem seiner Freunde eine Hilfe zu sein, denn er teilte keine Verbindung mit seinen Freunden, wie diese es untereinander taten, zusätzlich wurde er von ihnen allen weites gehend ignoriert, sodass er sich total nutzlos fühlte, ein Empfindung, die ihn auch schon am Vortag ergriffen hatte. Mit einem frustrierten Seufzen schob er sein restliches Essen auf die Seite, unter dieser Stimmung war ihm schlicht der Appetit vergangen und als einer der Ersten erhob er sich von dem Tisch, konnte es einfach nicht länger ertragen, seine Freunde so zu sehen. Mit einer Entschuldigung und den Worten, dass er sich in ihr Apartment zurück ziehen würde, verabschiedete sich der Schwarzhaarige bei den Anderen und wand sich von ihnen ab. An seinem Ziel angekommen, zog er sich zurück in sein Zimmer, legte sich auf dass Bett und griff nach dem Buch von Shinya - bisher hatte er nicht die Gelegenheit gehabt, es zu Ende zu lesen - würde es bestimmt dabei helfen, ihre derzeitige Lage wenigstens für ein paar Stunden zu vergessen. Später am Tag - nach dem Mittagessen, welches ebenso wie ihr gemeinsames Frühstück in bedrücktem Schweigen verlaufen war - begaben sich sie sich auf den Weg zurück zum Set ihres Videodrehs, war dieser unter den aufgekommenen Umständen notgedrungener Maßen verschoben worden und Toshiya war sehr überrascht zu erfahren, dass der Drummer sie begleiten würde. Zwar wusste er nicht, wer dafür gesorgt hatte, dass Shinya wenigstens, die letzten Aufnahmen abdrehte, die nach seiner Person verlangten, doch war er sehr froh darüber den Jüngeren bei ihnen zu wissen, hatte er das Gefühl, dass es ein Fehler gewesen wäre, den Braunhaarigen alleine zu lassen und irgendwie bestärkte ihn die Anwesenheit ihres Drummers in der Hoffnung, dass dieser sie vielleicht doch nicht verlassen würde. Eine halbe Stunde nach ihrer Ankunft, fand sich die Band fertig in ihren Kostümen gehüllt sowie gestylt in der Ruine wieder, folgte zuallererst ein Gespräch zwischen Kaoru und ihrem Regisseur und nach den Worten zu urteilen, welche die beiden miteinander wechselten, wollte Tanaka-san sicher stellen, dass der Dreh heute reibungslos ablaufen würde. Zwar versuchte der Ältere nur seine Arbeit zu machen, aber irgendwie gefiel dem Bassisten die Tonlage des Mannes nicht, ihr Regisseur wirkte angespannt, ließ sich auch nicht wirklich beruhigen doch nickte nur, nachdem der Violetthaarige versicherte, dass es zu keinen weiteren Zwischenfällen kommen würde. Gegen sechs Uhr Abends, als die Sonne schon längst untergegangen war, mussten nur noch die Einzelaufnahmen von Kyo und Toshiya aufgezeichnet werden, da das Drehbuch ihre Parts für die Nacht vorgesehen hatte und auch diese waren schnell abgedreht, denn die beiden arbeiteten in der ganzen Professionalität die sie als Musiker in sich trugen, ließen sich nicht anmerken, wie es in ihrem Innersten aussah. Zwei Stunden später war das Video weites gehend fertig gestellt, musste nur noch mit dem PC überarbeitet werden, um dem Ganzen den letzten Schliff zu geben, doch die Band konnte sich die einzelnen Szenen schon jetzt über einen kleinen Monitor ansehen. Wie immer war es für Toshiya ein merkwürdiges Gefühl zu sehen, wie anders sie in ihren Musikvideos wirkten, verstärkte sich diese Empfindung, als er sich die feminine Gestalt auf dem kleinen Fernseher betrachtete, kaum glauben konnte, dass er selbst es war. Die Person befand sich in diesem Part in einem abgedunkelten Raum, lediglich erhellt von den silbernen Strahlen des Mondes, welche von dem zerbrochenen Glas der Fensterscheiben, reflektiert wurden. Ein zerbrochener Flügel stand direkt vor ihr, auf diesem eine Vase mit weißen Rosen und als sich die Gestalt grazil auf diesen zu bewegte, erhob sich eine Hand, um die zarten Blüten berühren zu können, jedoch zuckten die Finger als wären sie verbrannt worden, zurück, den Arm nahe an den Körper gepresst. Ein leidender Ausdruck kehrte auf das zuvor emotionslos wirkende Gesicht, den Kopf leicht zur Seite geneigt, sodass lange Strähnen des schwarzen Haares über eine der Schultern fielen, die Augen mit einem merkwürdigen Glanz auf die Blumen blickten. Dann, nach wenigen Sekunden zeigte sich das Ende dieser Szene - welche perfekt aufgenommen worden war, lediglich die Verfärbung der Rosen in ein tiefes Schwarz musste noch eingearbeitet werden - als der Bildschirm kurz flackerte, einen Saal zeigte, der ebenfalls nur von dem milchig erscheinenden Licht des Himmelskörper erhellt wurde. In diesem säumten mannshohe Spiegel die kalten mit Efeu ausgeschmückten Steinwände, andere standen zu beiden Seiten eines roten Teppichs, der von dem einen Ende zum anderen führte, bildeten somit eine Art Gang, gaben dem ganzen etwas unwirkliches durch ihre reflektierenden Körper. Das groteske Bild änderte sich erst nach einem kurzen Moment, schienen die Spiegel, wie von Geisterhand, einer nach dem anderen zu explodieren, tauchten die Ruine in ein Wechselspiel des Mondscheins, als die Tausenden von kleinen Scherben auf den Boden nieder regneten. Die Augen des Betrachters fielen jedoch ab von den Splittern, welche nun den ganzen Boden säumten, fanden sich auf der Gestalt wieder, die plötzlich inmitten dieses Zimmers erschienen war. Den Bassisten schauderte es leicht, als er abermals sich selbst erkannte, erinnerte sich an diese Hilflosigkeit zurück, die er bei dieser Aufnahme empfunden hatte. Das langhaarige Wesen war dem Augenlicht beraubt worden, durch eine in Blut getränkte Binde, die sich über diese legte und auch die Hände waren in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt, da sich starke Fesseln um die Gelenke schlangen, ebenfalls mit dem kostbaren Lebenssaft gezeichnet. Durch die veränderten Reflexe des Lichtes, wirkte die feminine Person unwirklich, wie eine Geburt der Nacht, die sich verirrt hatte, in diesen ehemals prächtigen Spiegelsaal, getrieben von einem Drang dass Ende des gestalteten Ganges zu erreichen, als sie sich fortbewegte, mit den nackten Füßen über die Splitter schritt, eine Blutspur auf der glatten Oberfläche der Scherben hinter lassend. Wie von einer führenden Hand geleitet, gelang sie auf die andere Seite, bildete sich ein Lächeln auf den blassen Lippen, als sich die Tür, welche zuvor nicht zu erkennen gewesen war, öffnete, helles Licht eintauchte in den kühlen Saal, die Gestalt in die Strahlen hüllte, bis sie nicht mehr zu erkennen war. Erst dann zeigte der Bildschirm das Ende der Aufnahme an und auch dieser Part war vollkommen perfekt, ließ keine Beanstandungen zu. Danach konnten sich die einzelnen Bandmitglieder noch die Szenen mit ihrem Sänger ansehen, die diesen zeigten, wie er Nachts am Meer stand, mit den Füßen im Wasser. In den Händen ein Foto haltend, welches zwei Erwachsene und einen kleinen Jungen zeigt, doch wurde dieses im nächsten Moment einfach fallen gelassen, hinab in die schwarzen Wellen, die es wie ein Untier der Tiefen, verschlang. Der letzte Ausschnitt des Videos zeigt den Vocal, wie er verzweifelt die Hände in seine blonden Haare krallte, einen leidenden Ausdruck auf dem Gesicht, ehe sich die Stimme Kyos in einem herzzerreisenden Schrei öffnete. Im Ganzen war das Ergebnis der Videoaufnahmen, sehr zufrieden stellend, gab es nichts zu bemängeln, an dem was ihr Regisseur geschaffen hatte, dennoch hinterließ die abgeschlossene Arbeit einen bitteren Nachgeschmack in Toshiya, als er daran dachte, dass dieses Video, dass vielleicht letzte mit ihrem Drummer sein würde. Denn auch wenn sich die Stimmung unter ihnen langsam wieder etwas entspannte, so schien es, als könnte niemand Shinya davon abhalten, diesen schweren Weg zu gehen,... die Band, ihre Familie zu verlassen. 20.01.2001 Ein Hand des Violetthaarigen streifte den Dummer behutsam am Arm, glitt in einer federleichten Berührung über den dicken Pullover, als sich Kaoru leicht zu dem Anderen beugte. „Du bist sicher, das du das willst?“ Shinya nickte kaum merklich, die Schultern nach vorne gezogen, was ihn noch zierlicher erscheinen ließ und in dem Älteren das Bedürfnis weckte, die Arme richtig um den Anderen zu legen, doch stattdessen schob der Leader nur den Gurt seiner Tasche weiter nach oben, sie würden heute abreisen und nach Japan zurück kehren... ohne den Jüngsten. Noch immer nagten die Bedenken an dem Kurzhaarigen, sträubte er sich dagegen, sich einfach herumzudrehen und mit dem Rest der Band im Foyer zu treffen, doch zwang er sich dazu, dem Dunkeläugigen ein letztes aufmunterndes Lächeln zu schenken. „Bitte ruf uns an, lass uns wissen, wie es dir geht.“ Wieder nickte der Drummer nur, schlang die Arme um sich selbst, während er beobachtete, wie sich Kaoru vollends herum wand, zu der Tür hinüber ging, doch erst als dieser sie schon halb geöffnet hatte, hielt er ihn durch einen leisen Ruf zurück. „Kao?“ Der Ältere summte leise, blickte über seine Schulter hinweg zu dem im Raum Stehenden, dessen braune Augen sich erstmals an diesen Morgen fest auf seine Gestalt legten. „Weshalb seid ihr so behutsam mit mir? Warum hast du mich nicht geschlagen und sofort hinaus geworfen, für das was ich 'Dir en grey' angetan habe? Wieso hasst ihr mich nicht, wieso seid ihr nicht zornig?“ Shinya verstand es wirklich nicht... er hatte einen Lebenstraum zertrümmert, mit ein paar einfachen Worten und Wunden gerissen, die er jedes Mal sehen konnte, wenn sich die Blicke seiner Freunde auf ihn legten und er konnte nicht einmal etwas dagegen tun, weil er feige war und davon lief. Die Kleidung des Gitarristen raschelte leise, als dieser noch einmal zurück kam, ihm mit den Knöcheln über die Wange strich. „Wir sind sehr wütend Shinya, bitter enttäuscht und verletzt, doch warum dir Vorwürfe machen, wenn jeder von uns sehen kann, wie es dir geht, wie du selbst unter dem leidest, was im Zorn gesagt wurde? Ich habe dich gebeten, über deine Entscheidung nachzudenken, das wirst du tun. Mehr kann ich nicht von dir verlangen.“ Wieder vermochte Shinya das ferne Brennen in seinen Augen zu spüren, das ihn auch schon den gestrigen Tag verfolgt hatte, als Kaoru ihn nun doch noch einmal in den Arm nahm. „Achte bitte auf dich und denke daran, was du Kyo versprochen hast.“ Der Jüngere traute sich nicht einmal in irgendeiner Form zu reagieren, all sein Willen war damit beschäftigt seinen Händen zu verbieten, sich in die Jacke des Anderen zu krallen. „Sag ihm bitte, dass er mir verzeihen soll... aber ich kann nicht mit euch gehen.“ Ihr Leader summte in Zustimmung, fuhr dann einmal liebevoll durch die langen, braunen Strähnen. „Er versteht es, auch wenn er seinen Schmerz unter seinem muffligen Gehabe und den bissigen Worten versteckt.“ „Es tut mir sehr leid, dass ich dir das alles auf bürde, anstatt selber dafür gerade zu stehen.“ Die Lippen des Violetthaarigen hoben sich ein wenig, als dieser mit einem Finger über die Wange des Drummers streichelte, sich so endgültig von Shinya verabschiedete. „Mach dir keine Sorgen darum. Ich erwarte deinen Anruf.“ Ein letztes Mal trafen sich ihre Augen, danach blieb der junge Mann alleine in dem großen Wohnraum zurück, wo er einige Momente nur still stand, bevor er zu den Fenstern hinüber lief, aus diesen blickte, obgleich er wusste, dass er ihren Bus und seine Freunde nicht würde sehen können. Lange Minuten verharrte der Musiker einfach dort, rechnete fast damit, dass die Tür wieder aufging, einer der Anderen hinein stürmte und ihn davon überzeugte doch mit nach Hause zu kommen, aber nichts dergleichen passierte, weswegen der Langhaarige leise seufzte. Shinya fühlte sich als würde er ohne ein wirkliches Ziel dahin treiben, er konnte seine Gedanken nicht ordentlich greifen, was am Endes einen Funken des Zorns in ihm auslöste, er sich innerlich selbst schalt und mit einem Ruck in Bewegung setzte. Er würde aus diesem Apartment ausziehen, zwar würde es durchaus möglich sein, die Räume einfach länger zu mieten, dennoch würde das dem Drummer nicht dabei helfen, Abstand zu gewinnen, da hier – trotz der kurzen Zeit – viel zu viele Erinnerungen waren. Seine Kleidung faltete der Zierlichere ordentlich, bevor er sie in seinen Koffer einräumte, das gemachte Bett noch auf schüttelte, dann in das Badezimmer lief, um seine Hygieneartikel zu holen, diese ebenfalls zu verstauen, ganz am Ende blickte sich der Dunkeläugige noch einmal im gesamten Apartment um, bevor er in seinen Mantel und die Schuhe schlüpfte, die Tür hinter sich in das Schloss zog. Am Empfang gab der Drummer die Schlüsselkarte ab, verbeugte sich, als er sich für den Aufenthalt bedankte und nahm sich noch die Zeit, einen der Bediensteten zu fragen, wo er das nächste Reisebüro finden könnte, vielleicht würde er so heraus finden, wohin er gehen wollte. Gerade hob er seinen Rucksack hoch, schob ihn über eine Schulter, da konnte er hinter sich hören, wie Gepäckstücke zu Boden fielen, doch nicht diese, sondern die gänzlich unerwartete Stimme brachten den Langhaarigen dazu, um die eigene Achse herum zu wirbeln. „Gott sei dank... ich dachte, ich wäre zu spät.“ End Part VIII – Explosion [1] Prinzessin Kapitel 9: Part IX – Dawn ------------------------- Anmerkung der Autoren: So, nun kommt das bereits neunte Kapitel. Wir sind stolz darauf, das es dieses Mal nicht so lange gedauert hat und wir hoffen wie immer, das unsere Leser uns weiterhin treu geblieben sind und auch sich für diesen Teil begeistern können. *natürlich freuen wir uns auch über jedes neue Kommentar und jeden neuen interessierten ^^* Noch dazu möchten wir einmal erwähnen, das diese Story unser sogenanntes Baby ist, heißt es ist unsere aller erste gemeinsame Fanfiction, deswegen freuen wir uns sehr, das sie bisher soviel Begeisterung hervor gerufen hat. Deswegen ein ganz großes Dankeschön an alle, die uns bisher mit ihren lieben Kommentaren unterstützt haben. So nun aber genug der vielen Worte und viel spass beim lesen. Part IX – Dawn Ein Gefühl der Erleichterung erfüllte den Bassisten, er war so froh den Jüngeren nicht verpasst zu haben, denn schließlich hatte er seine Entscheidung, mit diesem hier zu bleiben, sehr kurzfristig gefällt. Die Anderen waren mit seinem Entschluss förmlich überrollt worden und selbst Kaoru, welcher versucht hatte den Schwarzhaarigen von dieser Idee abzubringen, war auf pures Granit gestoßen. Toshiya war nicht bereit, die Entscheidungen des Leaders zu akzeptieren und Shinya einfach zurückzulassen, obwohl er wusste, dass es der Wunsch des Kleineren war, welcher ihm nun mehr als überrascht gegenüberstand, denn den Bassisten hier anzutreffen, damit hatte dieser sichtlich nicht gerechnet. . Für einige Sekunden, welche jedoch eher wie Minuten wirkten, herrschte Schweigen zwischen den beiden Männern, blickten sie sich lediglich in die Augen, ohne eine Regung zu zeigen, bis sich der Braunhaarige als erster aus seiner Starre löste, sich der Ausdruck auf dessen Gesicht wandelte, nicht erkennen ließ, was er dachte. „Was machst du hier?“ „Ich habe dich gesucht, deswegen bin ich hierher gekommen und wie ich sehe gerade noch rechtzeitig.“ Der Bassist bemerkte, wie sich die schmalen Augenbrauen in Irritation zusammen zogen, der Drummer ihn mit einem ruhigen Blick bedachte. „Warum?“ „Ich werde mit dir hier bleiben.“ Es dauerte nur einen kurzen Moment, bis der Jüngere auf die Worte des Bassisten reagierte, seinen Kopf schüttelte und es war genau das, was Toshiya erwartet hatte, Shinya war nicht begeistert von seiner Entscheidung zu erfahren. „Totchi.., das solltest du nicht tun. Flieg mit den Anderen zurück nach Japan.“ „Das kann ich nicht. Ich weiß das du deinen Abstand brauchst, von der Band und allem, aber ich kann dich hier nicht einfach so alleine lassen, versuch mich zu verstehen.“ „Ich verstehe dich, aber...“ „Nein Shinya, ich habe meinen Entschluss gefasst. Außerdem kannst du mir nicht noch einmal so eine hektische Taxifahrt zumuten, zumal es jetzt sowieso zu spät ist.“ „Toshiya, ich kann das nicht akzeptieren. Warum diese Mühen um mich? Ich habe unsere Band zerstört, wieso willst du mich noch unterstützen?“ „Weil wir Freunde sind und ich dich nicht so einfach im Stich lassen werde. Was deine Entscheidung betrifft, die Anderen und ich, wir alle haben die Hoffnung, dass du es dir anders überlegen wirst, gerade weil wir wissen, wie viel dir 'Dir en grey' bedeutet, aber denke immer daran, selbst wenn du fest daran hältst die Band zu verlassen, du wirst immer zu uns gehören.“ Ein Seufzen perlte von den Lippen des Kleineren und Toshiya ahnte, was in diesem vor sich gehen musste, Shinya zeigte es ihm durch sein Verhalten nur allzu deutlich, der Drummer war wirklich nicht glücklich darüber, dass er nun ebenfalls hier bleiben würde. „Bitte Shin... mach es mir und dir doch nicht so schwer. Egal was du sagst, ich werde nicht gehen. Wenn es dir lieber ist, kannst du mich gerne ignorieren, aber erwarte nicht, dass ich abreise.“ Diese abweisende Haltung des Kleineren stimmte den Schwarzhaarigen traurig, hatte er eigentlich die Hoffnung in sich getragen, dass der Braunhaarige es ihm leichter machen würde, aber wenn der Ältere ehrlich zu sich selber war, er hätte nichts anderes von seinem Freund erwarten dürfen. Shinya war schon immer eine Art Einzelgänger gewesen, besonders wenn er Probleme hatte, viel zu stur, um sich freiwillig helfen zu lassen. Warum also hätte es dieses Mal anders sein sollen? Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis sich abermals ein Seufzen von den Lippen seines Gegenübers löste, dieser wieder leicht seinen Kopf schüttelte, ehe er zu sprechen begann. „Habe ich eine andere Wahl, als deine Entscheidung zu akzeptieren?“ „Nein, tut mir leid.“ „In Ordnung, ich kann dich nicht daran hindern zu tun, was du willst.“ „Shin, ich weiß, dass du eigentlich dagegen bist, aber ich kann nicht anders. Du würdest ebenso handeln wie ich, habe ich nicht recht? Und so schlimm bin ich auch wieder nicht, dass du so ein Gesicht ziehen musst.“ Der Schwarzhaarige schenkte seinem Freund einen treuherzigen Blick, konnte dabei beobachten, wie dieser lediglich nickte und dem Größeren war, als würde eine tonnenschwere Last von seinen Schultern fallen, atmete erleichtert auf und lächelte, endlich hatte der Jüngere nachgegeben. „Danke. Da wir dass nun geklärt haben, schlage ich vor, dass wir erst einmal etwas essen gehen.“ „Ich habe keinen Hunger.“ „Das glaube ich dir nicht Shin-chan, außerdem würde ich dir gerne einen Vorschlag unterbreiten.“ „Und was für ein Vorschlag wäre das?“ „Das sage ich dir, wenn es soweit ist. Komm lass uns in ein Restaurant gehen, unser Gepäck können wir sicherlich bei der Rezeption lassen.“ ~~~~~ Erneut entfloh dem Langhaarigen ein leises Seufzen, doch er gab dem Älteren mit einem weiteren kleinen Nicken nach. „Wie du möchtest.“ Auf seine recht reservierten Worte schenkte ihm der Größere nur ein weites Lächeln, es war offensichtlich, dass sich Toshiya von seinem Verhalten nicht unterbekommen lassen würde, doch der Bassist war schlimmer als ein Hund mit einem Knochen, wenn er seinen Dickschädel unbedingt durchsetzen wollte und dass ihm das bisher geglückt war, zeigte Shinya die bloße Präsenz des Anderen. Ihre Koffer wurden von einem der Hotelangestellten in Verwahrung genommen, dann wurde der Drummer von seinem Freund nach draußen gezogen, wo der Schwarzhaarige noch einmal stehen blieb und Shinya den Kragen seines Mantels nach oben schlug, den Schal fester um den Hals legte. „Ich habe da diesen kleinen Laden gesehen, der so richtig gemütlich war, lass uns dahin gehen, okay?“ Wieder nickte der Dunkeläugige nur, weswegen Toshiya sich bei dem Zierlicheren einhakte, einen Moment den Kopf auf dessen Schulter legte, bevor sie los gingen. Es war offensichtlich, dass der Ältere versuchte dem Braunhaarigen zu vermitteln, dass er ihn auf keinen Fall bedrängen, dass er ihn nicht immer wieder auf ihre Band ansprechen, sondern einfach bei dem schlanken Mann bleiben wollte. In dem Lokal schob der Bassist seinen Freund in den hinteren Teil der Räumlichkeiten, platzierte diesen dort an einem ruhigen Tisch, brachte ihrer beiden Jacken weg. „Was für einen Vorschlag wolltest du mir machen?“ Toshiya lachte warm, während er seine Zigaretten auf den Tisch legte, sich aber keine nahm. „Eigentlich hatte ich gehofft, dass du Geduld bis nach dem Essen hättest.“ Keine Antwort, nur ein Blick, weswegen der Größere leicht den Kopf schüttelte, die Hände unter dem Kinn faltete. „Was möchtest du nun tun?“ „Das weiß ich noch nicht.“ „Gibt es denn schon einen Ort, den du dir ausgesucht hast? Oder ein Hotel?“ „Nein.“ „Würdest du denn gerne hier bleiben?“ „Das ist mir egal... ich will nur nicht zurück nach Hause.“ Der Bassist summte verstehend, auch wenn ihn die Worte schon zu schmerzen schienen, denn für einen Moment war der Blick von dem Gesicht des anderen Musikers gefallen, doch nun kehrte er und auch das sachte Lächeln zurück. „Was hältst du davon, wenn wir nach Schottland gehen? Die Landschaft in den Highlands soll wirklich atemberaubend sein und ruhig ist es dort auch... wir könnten uns ein Hotelzimmer nehmen, ein Auto mieten und einfach mal alles aus einem anderen Blickwinkel betrachten.“ Einige Momente schien der Jüngere nachzudenken, mit sich zu hadern, doch letzten Endes nickte Shinya, was die Züge des Schwarzhaarigen noch ein wenig mehr erhellte. „Dann schauen wir uns also nach dem Essen in einem Reisebüro um.“ „In Ordnung.“ Mit einem letzten Lächeln nickte nun Toshiya, bevor er sich in der Speisekarte vergrub und für seinen Freund kurzerhand mitbestellte, da dieser die von Leder umhüllte Auswahl bisher nicht einmal geöffnet hatte. Shinya akzeptierte diese Fürsorge mit einer stummen Resignation, er war zu müde, um sich mit den konfliktreichen Botschaften auseinander zu setzen, die er in seinem Geist und seinem Herzen gleichzeitig erhielt. Der eine herrschte ihn an, dass er so unmöglich die Ruhe finden würde, die er so dringend benötigte, dass sich die Situation durch die Anwesenheit des Älteren in keinem Fall bessern, eher noch verschlimmern würde, dennoch war er... froh, dass sich der Schwarzhaarige gegen den Willen aller durchsetzte, an seiner Seite war. „Entschuldige mich einen Moment.“ Die Worte waren leise gesprochen, als sich der Jüngere erhob, zu den Toiletten hinüber ging, in welchen er sich in einer der Kabinen einschloss, das Gesicht in die Hände bettete, nachdem er sich auf den geschlossenen Deckel gesetzt hatte. Er wusste nicht, wie er sich verhalten sollte. Ein Teil in ihm wollte seinen Freund auf Abstand halten und am liebsten, drei, vier Meter weg von ihm selber und in einem eigenen Hotel sehen, Toshiya ignorieren, wogegen seine Emotionen rebellierten, die vollkommen aus dem Ruder zu laufen schienen. Wann hatte Shinya das letzte Mal seine innere Balance gehalten, wann war er das letzte Mal ohne Kopfschmerzen aufgewacht? Der Braunhaarige vermochte es nicht mehr zu sagen, aber egal wie weit er auch zu fliehen versuchte, er würde sowieso immer wieder eingeholt werden. Vielleicht hatte Toshiya recht, vielleicht würde es... ihnen... gefallen in Schottland. Für einen Augenblick legte der Drummer den Kopf in den Nacken, atmete tief durch, nickte dann einmal für sich selber, bevor er die Kabine verließ, an das Waschbecken trat, wo er sich das Gesicht spülte, in den Spiegel blickte, das Kinn ein wenig anhob und die Schultern straffte, dann kehrte er zu seinem Freund zurück. Toshiya strahlte ihm entgegen, als er sich dem Anderen gegenüber niederließ, wies mit einer Hand auf den Tisch, auf welchem sich wirklich... beängstigend viel Essen befand. „Guten Appetit, Shin-chan.“ ~~~~~ Gegen Mittag, nach dem Essen, begaben die beiden Musiker sich auf direktem Wege zu einem Reisbüro, welches dem Jüngeren empfohlen worden war, um den Vorschlag des Bassisten in die Tat umzusetzen. Es dauerte nicht einmal wirklich lange, bis sie ihr Ziel erreicht hatten und Toshiya erinnerte sich, schon einmal an dem kleinen Geschäft vorbei gekommen zu sein, damals als er mit Kyo beim Shoppen gewesen war. Kurzerhand ging der Schwarzhaarige zu der Tür, öffnete diese und ließ den Zierlicheren vor sich eintreten. Für den ersten Moment blickte sich der Ältere suchend in dem Raum um, entdeckte vielerlei Prospekte, über verschiedene Länder und reichte einen über ihr Reisziel an seinen Begleiter weiter, einen anderen behielt er selbst, schließlich konnten sie schon jetzt ein paar Informationen sammeln und sich eventuell für eine Gegend entscheiden. Allerdings kaum eine Minute, nachdem sie den Laden betreten hatten, erschien einer der Mitarbeiter an ihrer Seite, begrüßte sie und fragte, ob er ihnen behilflich sein könnte. Der Schwarzhaarige hob den Blick von dem Katalog, welchen er in seinen Händen hielt, wand sich dann der Person zu, die neben ihn und Shinya getreten war. „Hello. Yes, you can help us. We already know, where we would like to go, but we haven´t found a town yet to stay and a place to sleep.” “Okay, I am sure we will find something, that will suit the both of you. Please follow me.” “Thank you.” Der größere Mann nickte nur, ehe er dem Braunhaarigen und dem Bassisten mit einer Bewegung seiner Hand deutete ihm zu folgen, sie etwas weiter nach hinten durch einen kurzen Gang führte, vorbei an ein paar Regalen mit diversen Reisebegleitern, dann vor einem offenen Schreibtisch stehen blieb, sich hinter diesem vor einen PC setzte und wartete, bis sich auch seine beiden Begleiter auf eine der Sitzgelegenheiten niedergelassen hatten. „So now, please tell me, which country you would like to visit.“ “Scotland.” “That is a beautiful place. Can I ask you some more questions? Because, then I will be able to find the perfect town for you.” Der Bassist nickte nur, deutete seinem Gegenüber an fortzufahren, was dieser mit einem Lächeln auch tat. „Which countryside do you prefer and which choice of towns are you interested in?” Toshiya überlegte einen Moment, ehe er sich an den Braunhaarigen wand, konnte er diese Entscheidung nicht ohne den Jüngeren fällen, schließlich war dieser es, der sich erholen sollte. „Shinya, er hat gefragt, wo genau wir hin möchten und welche Art von Städten wir bevorzugen.“ Der Zierlichere nickte, deutete ihm, das er den Reiseberater durchaus verstanden hatte. Der Größere war überrascht, dass Shinya die englische Sprache zu verstehen schien und hätte gerne gewusst, warum der Drummer dies bisher verschwiegen hatte, doch da ihr Gegenüber auf eine Antwort von ihnen wartete, ging er jetzt nicht darauf ein. „Ohh, ok. Na dann, was würdest du denn bevorzugen? Eher eine ruhige Gegend oder? Schön ländlich und abgelegen von den Großstädten?“ Der Zierlichere nickte lediglich, doch dies war dem Schwarzhaarigen Antwort genug, er hatte mit dieser Reaktion gerechnet und somit legte er sein Augenmerk wieder auf ihr Gegenüber. „We would like something near the Highlands, but it should be a smaller town, like a village and rustic, also a calm place.” “I am sorry, but near the Highlands doesn't exist [1] a place like that. But close to the ocean, there are many smaller towns, just according to your wishes. If you are interested, I can show you some selected photos of a really awesome village named Ellon. I visited it often by myself.” “Yes, thank you.” “Well, just a moment.” Der junge Mann erhob sich von seinem Bürostuhl und ging zu einem der Regale, diesem entnahm er ein paar kleinere Prospekte sowie zwei größere Kataloge, ehe er zu ihnen zurückkehrte. Für wenige Sekunden blätterte der Blonde in den Reiseführern, schlug dann eine Seite auf und gab diesen in ihre Hände, sagte ihnen, dass die Stadt Ellon im zentralen Hochland lag. Etwa eine halbe Stunde später hatten sich die beiden Musiker entschlossen das Angebot des Reiseverkäufers anzunehmen, waren überzeugt worden von den schönen Bildern, die sie sich angesehen hatten und den Berichten, die ihr Gegenüber von den eigenen Besuchen in Schottland erzählt hatte. Ellon schien eine sehr schöne kleine Stadt zu sein, in einer ruhigen ländlichen Gegend liegend, direkt in der Nähe des Meeres. Den Flug buchten sie schon für den heutigen Abend und auch eine Unterkunft für zwei Personen, die zu der jetzigen Zeit nicht bewohnt wurde, war schnell gefunden. Zufrieden und mit einem letzten Danke verließen die beiden Musiker das kleine Reisebüro wieder, gingen zurück in ihr noch derzeitiges Hotel, um sich von dort aus ein Taxi rufen zu lassen. Sie hatten beschlossen, gleich zum Flughafen zu fahren, gab es dort ebenfalls vielerlei Beschäftigungsmöglichkeiten sowie Restaurants und Geschäfte, in welchen sie ihren Aufenthalt verbringen konnten. Zu ihrer gebuchten Reise würden sie erst gegen 19.00 Uhr aufbrechen und bis dahin, waren noch einige Stunden. So geschah es dann auch, dass Shinya und Toshiya ihr Gepäck an dem Schalter ihres ehemaligen Hotels abholen ließen, welches sogleich zu ihrer Fahrgelegenheit gebracht wurde, ehe sie sich auf den Weg zum Londoner Airport begaben. ~~~~~ Mit einer milden Faszination beobachtete Shinya seinen Freund, der ihm in dem kleinen Bäckercafé gegenüber saß und mit einem zufriedenen Summen ein Stück Gebäck aß, von welchem der Braunhaarige nicht einmal sagen konnte, was alles darauf war, dabei schloss der Bassist immer wieder leicht die Augen und wirkte alles in allem, als hätte man ihm soeben einen Herzenswunsch erfüllt. „Du solltest das auch probieren, es steigert die Zufuhr der Glückshormone ungemein.“ Der junge Mann zog auf diese Aussage nur eine Braue nach oben, unterließ es jedoch zu antworten... der Drummer war an einem Punkt angekommen, an welchem er sich einfach mitziehen ließ, froh war, über die Führung des Schwarzhaarigen, der ihm durch jede dieser kleinen, unbedachten, ungezwungenen Gesten ein bisschen Stärke schenkte, bis es Shinya selbst möglich sein würde, diese aufzubauen. „Wirklich, schau nur nicht so skeptisch.“ Um seine Worte zu unterstreichen, wurde ihm auffordernd ein Stück des Kuchens hingehalten, blickte ihn der Andere erwartungsvoll an, bat ihn stumm, mit ihm zu arbeiten, weswegen der Dunkeläugige leise seufzte, aber ein Stück abbrach, sich dieses zwischen die Lippen schob. „Es ist sehr gut.“ „Sag ich doch.“ Zufrieden lehnte sich der Ältere in seinem Sitz zurück und Shinya konnte sich nicht helfen, als diesen zu studieren, auch wenn er den Anderen ständig um sich hatte, so war es doch immer etwas anderes gewesen, nie hatte er die Gelegenheit dazu gehabt zu betrachten, welche unbewussten Bewegungen der Größere ausführte, wie das subtile Spiel seiner Mimik war. „Hey, habe ich was am Mundwinkel oder warum schaust du so?“ Shinya blinzelte kurz, sein Freund hatte sich über den Tisch hinüber gebeugt, wedelte nun mit einer Hand vor seinem Gesicht. „Ich war in Gedanken.“ „Das habe ich gemerkt, komm, sie haben gerade unseren Flug angesagt.“ Toshiya bot dem Zierlicheren eine Hand an, half diesem auf die Füße, bevor sie zu dem Gate hinüber gingen, wo sie das Gepäck aufgaben, anschließend den Sicherheitscheck durchliefen, bis sie in den abgetrennten Warteraum der Passagiere gelangten, dort ließen sie sich auf die ledernen Sessel nieder, die nahe der Fenster standen. Der Drummer döste ein wenig vor sich hin, seine Augen fielen einfach immer wieder zu und ein wenig musste er sich auch vollkommen verloren haben, denn Shinya setzte sich unter den Worten des Bassisten auf, welcher ihm sacht über die Wange gestrichen hatte. „Wir können an Bord gehen.“ Erneut nickte der Jüngere, wenig später war der Zierlichere an das Fenster durch gerutscht, zog auf seinem Sitz die Schultern nach vorne, es war kühl in dem Flugraum, trotz seines Pullovers. „Hier.“ Sein Freund hatte sich ein wenig zu ihm hinüber gebeugt, legte ihm das dicke Sweatshirt um, welches der Ältere bis eben noch getragen hatte und obgleich sich der Langhaarige in die noch anhaftende Wärme des Anderen schmiegte, richtete er seinen Blick auf den wieder stehenden Musiker, welcher ihr Handgepäck verstaute. „Wird dir nicht kalt werden?“ „Mach dir um mich keine Gedanken. Gibt es etwas, was du noch aus deiner Tasche brauchst?“ Erst wollte der Braunhaarige seinen Kopf schütteln, doch dann verharrte er. „Meine Musik?“ Der Bassist lächelte nur, reichte dem Zierlicheren seinen Diskman und auch die Tasche in welcher Shinya die CDs aufbewahrte, ließ sich dann neben diesen sinken, festigte seinen Gurt, als ihnen mitgeteilt wurde, dass sie in Kürze starten würden. Wieder war Shinya eingeschlafen, begleitet von den sachten Klängen eines klassischen Konzertes und der warmen Stimme des Bassisten, welcher dieses mitgesummt hatte, da sie sich ihre Musik teilten und dieses Mal brauchte sein noch müder Geist wesentlich länger, um vollständig aufnahmefähig zu sein, Shinya wäre es gleich gewesen, wohin ihn der Ältere an der Hand geführt hätte, solange er sich nur weiter ausruhen konnte. Toshiya bestellte ihnen ein Taxi, welches sie von Aberdeen nach Dyce brachte, einem kleinen, nicht weit entfernten Ort, an dem sie eine Anbindung nach Ellon haben würden. Außerhalb des historisch wirkenden Bahnhofes atmete der Langhaarige tief durch, schloss einen Moment die Lider, den Kopf auf die Seite geneigt, es roch frisch und klar, die kalte Winterluft war beinahe unangenehm in seinem Rachen und den Lungen, doch der Drummer hieß sie willkommen, bis er hörte, wie der Größere neben ihm die Reisetasche schulterte. „Der Beschreibung nach sollte es nicht allzu weit von hier entfernt sein.“ Shinya folgte dem Größeren, welcher sich nach rechts wandte, die Straße hinab ging, dabei suchte, auf dem nur spärlich gekehrten Gehweg zu bleiben, ohne sichtlichen Erfolg, denn schon zwei Kreuzungen später verkündete der Schwarzhaarige mit einem schiefen Grinsen, dass seine Schuhe bereits vollkommen durchweicht waren. Sie erreichten ihre Bleibe, als der Schneefall wieder einsetzte, der Schlüssel für das Haus war ihnen am Schalter des Bahnhofes hinterlegt worden und genau diesen suchte der Bassist nun, während Shinya den Kopf in den Nacken legte, an der alten, dennoch sehr schönen Fassade des Gebäudes hinauf sah, die feinen Arbeiten an den Holzverschlägen bewunderte, bis ihm ein leiser Laut einen Sieg Toshiyas verkündete, der in diesen Sekunden das Schloss öffnete. „Na dann mal rein, in die gute Stube.“ ~~~~~ Die Tür hinter ihnen wieder verschließend, tastete der Ältere nach dem Lichtschalter, welcher sich direkt neben dem Eingang befinden musste, drückte diesen nach unten und Sekunden später, wurde der kleine Gang, in dem sie standen, in ein warmes Licht getaucht. Neben ihnen war im mittelalterlichen Stil eine Garderobe in die Wand eingelassen worden, an der sie sich nun ihrer Jacken und der vom Schnee aufgeweichten Schuhe entledigten, ehe sie mit ihrem Gepäck weiter das Innere des Hauses betraten, sich kurz darauf in einem Wohnraum wiederfanden. Begeistert blieb der Bassist inmitten des Zimmers stehen, betrachtete sich die hellen Möbel, welche wunderbar zu dem Dunkel des Holzes passten, entdeckte dabei auch den Kamin, der sich direkt vor der einladenden Couch befand und für angenehme Wärme sorgte, wenn er erst einmal mit feuriger Nahrung versorgt werden würde. Dies wollte er gleich als nächstes ausprobieren, denn er spürte noch immer die eisige Kälte in seinen Gliedern, war es zwar nur ein kurzer Weg von dem Bahnhof bis hierher gewesen, dennoch lagen die Temperaturen draußen deutlich unter dem Gefrierpunkt und Toshiya war sich sicher, dass dem Drummer solch ein Feuer sicherlich gut tun würde. Dennoch fragte er den Zierlicheren vorher, schließlich wusste er nicht was der Braunhaarige für Pläne hatte, wollte er ihn nicht zu irgendetwas drängen und so wie er seinen Freund kannte, würde dieser wohl zu aller erst sein Gepäck in einem der Schlafräume unterbringen wollen, obwohl dieser ebenso zitterte. Als nach weiteren Sekunden keine Antwort von dem Langhaarigen kam, war sich Toshiya nicht sicher, ob Shinya ihn gehört hatte, stand der Kleinere noch immer ruhig neben ihm, hatte sich bisher nicht gerührt. „Shinya?“ Wieder reagierte sein Freund nicht, so dass er sich zu diesem wand, dabei den abwesenden Ausdruck auf dessen Gesicht bemerkte und erst, als er ihn an seiner Schulter berührte, erschien es dem Älteren, als würde sein Gegenüber ihn wahrnehmen, war es als würde dies seit langer Zeit zum ersten Mal geschehen, war Shinya schon seit ihrer Abreise sehr still, zurückgezogen. Doch für den Bassisten nichts ungewöhnliches, der Andere war noch nie sehr auffallend gewesen, erkannte Toshiya auch, das der Jüngere sehr müde sein musste, kein Wunder, schon während ihres Fluges hatte dieser die ganze Zeit geschlafen und erweckte auch jetzt nicht wirklich einen muntereren Eindruck. Braune matte Augen blickten fragend zu ihm auf und der Größere konnte nicht verhindern, dass sich ein kleines amüsiertes Lächeln auf seinen Lippen bildete, er fand den Anblick des Zierlicheren einfach zu süß, wirkte dieser einfach nur total konfus, als wüsste er gar nicht, was um ihn herum geschah, was wahrscheinlich auch stimmte, er darauf seine Frage wiederholte, dabei seine Hand auf dessen Wange legte. „Shin-chan, möchtest du dich auch noch ein wenig an einem warmen Feuer aufwärmen, bevor wir unsere Zimmer beziehen?“ Lediglich ein Nicken war die Antwort des Braunhaarigen, doch weiterhin rührte sich dieser nicht, weswegen der Ältere diesen an seiner Hand ergriff und zu einer der bequemen Sitzgelegenheiten führte, das Gepäck, welches sich noch immer in ihrer Nähe befand, vollkommen ignorierend. Erst als Shinya saß, ließ der Schwarzhaarige seinen Begleiter los, trat zu der offenen Feuerstelle und nahm ein paar von den Holzscheiten, welche aufgebeugt in einer Halterung neben dieser gestapelt waren, legte diese auf die verkohlte Fläche des Ofens. Danach blickten die braunen Augen suchend umher, bis sie auf einen kleinen Gegenstand fielen, welcher sich ebenfalls unweit von ihm befand. Der Bassist griff nach dem Päckchen an Anzündern, entnahm diesem zwei der Würfel und gab diese ebenfalls in den Kamin, kramte danach aus seiner Hosentasche ein Feuerzeug heraus, entzündete ein kleineres Stück der Hölzer, hielt dieses direkt an eines der weißen Substanz und wartete bis dieses Feuer fing, ehe er das Hölzchen auf den steinernen Boden fallen ließ, sich abwand und ebenfalls auf das Sofa neben den Jüngeren setzte. Der Schwarzhaarige beobachtete fasziniert, wie sich die züngelnden Flammen, je mehr die Zeiger der Uhren voran schritten, um das Holz ausweiteten, dem ausgekühlten Raum als auch seinem und Shinyas Körper langsam an Wärme spendeten, seufzte er wohlig, als sein Zittern endlich nachließ. Aus dem Augenwinkel konnte er sehen, wie sich der Drummer nun tiefer in die weichen Polster sinken ließ, genießerisch die Augen schloss und einfach nur döste. In den nächsten Minuten sprachen die beiden keine Worte miteinander, ließen die Stille des Abends aus dieser neuen Umgebung auf sich wirken, Toshiya in seinen Gedanken vertieft und Shinya neben ihm, noch immer mit geschlossenen Augen ruhend. Der Bassist fragte sich unwillkürlich, wie es nun weiter gehen würde, schließlich waren sie ohne wirkliche Planung hier her gekommen, einfach nur aus einer spontanen Entscheidung heraus, doch sicherlich würde sich mit der Zeit etwas ergeben, das sie tun könnten. Jetzt hatten sie schließlich ihre Ruhe von der Band, dem ständigen Tourstress sowie anderlei Verpflichtungen, auch wenn Sie ihr leben als Musiker noch so sehr liebten, ab und zu ausspannen tat einfach gut und der Größere war gewillt diese Zeit für sich zu nutzen, als auch seinem Freund die Erholung zu schenken, welche dieser dringend nötig hatte. Leicht streckte sich der Schwarzhaarige, spürte Müdigkeit in sich kriechen, welche sich wohl nicht allzu schnell wieder vertreiben ließ, war es einfach zu entspannend hier zu sitzen und den züngelnden Flammen bei ihrem Spiel zuzusehen, doch richtete sich sein Augenmerk abermals auf den Jüngeren, als er dessen ruhige Atmung vernahm, die verriet, dass der Kleinere eingeschlafen war. Abermals bildete sich ein Lächeln auf den Lippen des Musikers, der Zierlichere wirkte einfach zu niedlich in seinem derzeitigen Zustand, doch mischte sich unter dieses Gefühl auch ein Funken der Sorge. So hatte Toshiya seinen Freund lange nicht gesehen, hatte sich dieser in der ganzen letzten Zeit kein einziges Mal einfach fallen gelassen und Schwäche gezeigt, sondern immer seine innen wohnende Stärke zur Schau gestellt. Da Shinya es dieses Mal zuließ, das der Langhaarige ihn in einem solchen Moment erwischte, zeigte Toshiya, es musste etwas geben, was den Jüngeren sehr belastete und er bezweifelte immer mehr, das es nur an den Streitereien mit Die lag, dennoch würde er die wahren Gründe für dieses Verhalten des Drummers nicht einfach erfahren, weswegen er lediglich seufzte, ehe er seinen Freund auf die Arme nahm. Ohne Probleme trug der Größere den Braunhaarigen die Treppe zur oberen Etage hinauf, dabei den stechenden Schmerz in seiner Schulter ignorierend. Der Bassist erinnerte sich zurück an den Prospekt, welchen sie von dem Reisevertreter bekommen hatten und wusste somit, wo sich die Schlafzimmer befanden. Einen der Räume betretend, blieb ihm ein weiteres Mal der Atem weg, von dieser wunderschönen Einrichtung begeistert, welche wie für seinen Freund geschaffen erschien. Toshiya trat weiter in den Raum hinein, ließ seine wertvolle Fracht auf das seidene weiße Laken gleiten. Er entkleidete den Kleineren soweit es im möglich war, schlug dann die Bettdecke zurück und breitete diese nun über dem schmalen Leib Shinyas aus, dabei für mehrere Sekunden den Ruhenden betrachtend, sich erst nach einem weiteren Moment von seinem Freund fort drehend und dessen Zimmer wieder verlassend. Unten im Wohnraum angekommen, blieb dem Bassisten nicht lange Zeit für Überlegungen was er nun tun sollte, konnte er hören, wie sein Handy sich zu rühren begann. ~~~~~ Es irritierte den Drummer, dass er keinen Wecker in seiner Nähe hatte, als er von seinen Träumen aus dem Schlaf gerissen wurde, doch draußen war es noch dunkel, weswegen er nicht allzu lange geruht haben konnte, dennoch blieb er einige Momente liegen, um seine Orientierung wiederzufinden. In der kühlen Luft fröstelte er, was ihn dazu brachte, an sich herunterzusehen, vollkommen verwirrt zu blinzeln, warum trug er denn keinen Pullover mehr? Einen Moment später dämmerte ihm, dass ihn der Bassist irgendwie hier her gebracht haben musste und obwohl sein Freund nicht in der Nähe war, so runzelte er doch die Stirn, Toshiya sollte sich und seine Schulter schonen und ihn nicht durch die Gegend tragen. Das Humpeln des Musikers war stärker geworden, wahrscheinlich durch das relativ viele Laufen am heutigen Tag, außerdem pulsierte der Knöchel des jungen Mannes, ein Umstand, der seine Stimmung nicht gerade hob, schon gar nicht, als er sich in dem unbekannten Raum auch noch an der Hüfte stieß. Auf den Treppen verharrte der Braunhaarige einen Moment, hier war es noch ein Stück schwärzer, doch der Dunkeläugige wollte seinen Freund nicht stören, indem er das Licht einschaltete, da er nicht wusste, ob dieser vielleicht im Wohnraum eingeschlafen war. Einen Moment lang lauschte Shinya, doch schien in dem weitläufigen Zimmer alles ruhig zu sein, weswegen er die kleine Tischlampe anschaltete, welche er neben der Couch auf einem Tisch gesehen hatte, kurz schloss er dabei seine Augen, zwar war das warme Licht nicht grell, dennoch blendete es ihn. Aus der Küche holte er sich ein Glas mit Leitungswasser, auch wenn es ein paar Versuche gekostet hatte, dieses zu finden, danach suchte er die Tabletten aus seinem Rucksack heraus, schluckte eine von ihnen, dann glitt sein Blick zu der Uhr an der gegenüberliegenden Wand. Es war kurz vor zwei Uhr morgens, gegen 22:00 Uhr waren sie angekommen, demnach waren es wieder nur knappe vier Stunden gewesen, zu wenig, als dass sich sein Körper erholen und sein Geist beruhigen konnte, doch mit Hilfe der Medikamente, so hoffte Shinya, würde er vielleicht einmal neun oder auch zehn Stunden schlafen können. Interessanter Weise enthielt das Schlafmittel auch ein leichtes Antidepressiva, nicht dass er sich so fühlte, als würde er dieses brauchen, aber vielleicht hielt es eine zusätzliche beruhigende Wirkung inne, die es dem Drummer erlaubte, seine Kontrolle wiederzuerlangen. In dem schwarzen Gepäckstück bewahrte der junge Mann auch die Salbe und die Verbände für seinen Fuß auf, um den er sich nicht besonders gut gekümmert hatte seit dem Konzert, weswegen er diesen nun behutsam auf die Polster des Sofas stellte, auf welchem er sich niedergelassen hatte. Sein Atem entwich in einem leisen, zischenden Laut, als er seinen Fuß drehte, nachdem er die Schiene und den Verband abgenommen hatte, die Haut schien gereizt und gespannt, die darunter liegenden Muskeln steif, die Venen hervorgetreten, so dass er an ihnen den Rhythmus seines eigenen Herzschlags sehen konnte. Mit einem leisen unbestimmten Laut öffnete Shinya eine Packung des Mulls, auf welchem er die kühlende Creme verteilte, dieses dann mit leichtem Druck um seinen Knöchel schlang, dann legte er einen frischen Verband darüber, festigte diesen mit zwei Klemmen. Eigentlich hätte der Drummer vielleicht etwas essen sollen, bevor er die Tablette nahm, denn gerade wurde ihm leicht flau im Magen, doch würde dieses Gefühl schon wieder schwinden, stattdessen hieß der Musiker die Schwere willkommen, die sich in seinen Gliedern ausbreitete, er sich auf der Couch ausstreckte, einen Arm so legte, dass er seinen Kopf darauf betten konnte, die Augen schloss. Sein letzter Gedanke galt einer Decke, die Shinya ja hätte mit sich nehmen können, doch war er schon zu weit fort gedämmert, als dass es ihm gelungen wäre, noch einmal aufzustehen. 21.01.2001 Das nächste Mal trieb er zu einem leisen, melodischen Summen an die Oberfläche des Bewusstseins, dennoch wollte der Langhaarige noch nicht aufwachen, schmiegte sich stattdessen enger in den weichen Stoff, der ihn vollkommen zu umhüllen schien. Blinzelnd hoben sich die Lider über den braunen Augen, richteten sich diese ein wenig verwirrt auf die helle Tagesdecke, bis ihm klar wurde, dass ihn der Bassist gefunden haben musste und glücklicherweise kein zweites Mal probiert hatte, ihn in das obere Stockwerk hinauf zu bringen. Der Mann seiner Gedanken kam in diesen Sekunden durch die Tür der Küche in den Wohnraum, in den Händen hielt er ein Tablett, welches er auf dem Esstisch zu seiner Rechten abstellte, bevor ihm der Schwarzhaarige ein sachtes Lächeln schenkte, nachdem dieser gesehen hatte, dass er wach war. „Guten Morgen.“ Shinya erwiderte den Gruß, während er sich aufsetzte, die Decke von seinen Schultern streifen und zusammen legen wollte, doch unterband der Ältere dies, arrangierte den weichen Stoff stattdessen so, dass er um die Beine des Zierlicheren gewickelt lag. „Konntest du gut schlafen?“ Der Drummer nickte nur leicht, woraufhin ihm ein zärtliches Lächeln geschenkt wurde, als sich Toshiya ihm gegenüber auf den Sessel setzte, ihnen beiden Tee eingoss, bevor er das Kännchen auf ein Stövchen stellte, welches dem Langhaarigen zuvor gar nicht aufgefallen war. „Das ist gut, auch wenn du ruhig hättest im Bett bleiben können, wenn ich mir schon so viel Mühe mache und dich dorthin bringe.“ „Das hättest du sowieso nicht tun sollen, mit deiner Schulter.“ Leichte Falten legten sich auf die Stirn des Jüngeren, derweil sein Freund nur einmal mit den Augen rollte, gespielt frustriert seufzte. „Du könntest ein wenig mehr Dankbarkeit zeigen.“ Shinya ignorierte den Kommentar, legte aber den Kopf leicht auf die Seite, als ihm das Obst auffiel, welches Toshiya zusammen mit etwas hellem Brot mitgebracht hatte. „Wo kommen die Sachen her?“ „Ich war einkaufen, immerhin ist es schon beinahe 11:00 Uhr.“ ~~~~~~ Der Schwarzhaarige konnte sehen, wie sich die Augenbrauen Shinyas aufgrund seiner Aussage leicht zusammen zogen, der Jüngere für einen Moment um sich blickte, dabei wohl feststellte dass sich keine Gepäckstücke mehr in dem Zimmer befanden, ehe sich dessen braune Augen abermals auf seine Gestalt legten. „Wo...“ „Ich habe unsere Taschen schon nach oben gebracht, ich hoffe dir ist die Verteilung der Zimmer recht, ich dachte mir, da du heute Nacht schon ein Bett ausgetestet hast, wirst du auch in dem Raum bleiben.“ „Es ist in Ordnung, aber warum hast du mich denn nicht geweckt? Ich hätte dir helfen können.“ Toshiya schüttelte lediglich seinen Kopf, ehe er seinem Freund antwortete. „Also wirklich, das konnte ich wohl noch alleine schaffen, außerdem... erwartest du wirklich von mir, dass ich einen schlafenden Engel wecken könnte?“ Diese Aussage brachte dem Bassisten einen irritierten Blick seitens seines Freundes ein, hatte er beinahe schon das Gefühl hören zu können, was der Drummer ihm damit sagen wollte, doch zuckte er lediglich mit seinen Schultern. „Sieh mich nicht so an, es stimmt doch. Der Schlaf hat dir sichtlich gut getan, denn du siehst viel besser aus, als die letzten Tage.“ „Dennoch, das hättest du nicht tun müssen, denk an deine Schulter.“ „Fängst du schon wieder damit an. Es geht mir gut, ich werde ja wohl wissen, was ich mir zumuten kann und was nicht.“ „Wenn du meinst.“ „Ja meine ich und nun genug davon, jetzt iss erst mal was. Ich habe mir extra viel Mühe mit deinem Frühstück gegeben und hoffe es schmeckt dir.“ Mit diesen Worten schob der Größere den Teller mit den Früchten und dem Brot vor den Anderen, nickte diesem aufmunternd zu, als sich dessen Augen abermals fragend auf ihn richteten. „Und was ist mit dir?“ „Ich habe schon gefrühstückt.“ Eine Lüge, welche der Ältere ohne rot zu werden einfach aussprach, hielt er es nicht für notwendig dem Zierlicheren zu sagen, dass er außer einer Tasse Kaffee noch nichts zu sich genommen hatte, denn dieser würde sich wahrscheinlich nur unweigerlich Sorgen machen, welche nicht wirklich von Nöten waren. Er war heute Morgen mit einem elanvollen Gefühl erwacht, was es ihm unmöglich gemacht hatte, etwas zu essen, viel zu aufgeregt und von einem inneren Tatendrang bestärkt, den Aufenthalt in Schottland für Shinya so angenehm wie möglich zu gestalten, hatte er auch für den heutigen Tag schon Pläne geschmiedet, was sie unternehmen könnten. Von diesen würde er seinem Gegenüber erzählen, wenn dieser fertig gefrühstückt hatte. Während dieser Zeit, beobachtete er mit Zufriedenheit, wie der Braunhaarige die Früchte aß, welche er besorgt hatte, nippte dabei mehr als abwesend immer mal wieder an seinem Tee, in Gedanken zurück an dass Telefonat des gestrigen Abends. Auch jetzt noch konnte er nur den Kopf über ihren Leader schütteln, natürlich war dieser es gewesen, der ihn angerufen hatte und genaustens wissen wollte wie es ihnen ging, wo sie nun waren und ob alles in Ordnung sei. Innerlich keimte wirklich die Frage in dem Bassisten auf, ob Kaoru nichts besseres zu tun hatte, als Morgens um Halbacht bei ihm anzurufen, den wenn er sich richtig an die Zeitrechnung erinnerte, war es genau eben jene Uhrzeit in Japan gewesen. Der Violetthaarige schien irgendwie Beschäftigung zu brauchen, war dies für ihn eine logische Erklärung für die Meldung des Älteren, denn zur Zeit wurde weder Geprobt noch standen irgendwelche Termine an, waren sie nun schließlich gezwungener Maßen im Urlaub, Shinya und er hier in Schottland und die anderen drei in Japan. Aber natürlich war er sich bewusst, warum Kaoru sich gemeldet hatte, nur hätte der Anruf, seiner Meinung nach, gut und gerne heute sein können, auch wenn er mit diesem schon früher gerechnet hatte. Doch so war ihr Leader nun einmal, immer um dass Wohl der Band und deren Mitglieder besorgt, konnte er diesem sicherlich keinen Vorwurf daraus machen und außerdem war es ganz klar, dass sich Kaoru in nächster Zeit öfters bei ihnen melden würde um zu erfahren, was geschah, denn auch der Älteste erhoffte sich, dass Shinya bei ihnen bleiben würde. Der Schwarzhaarige wurde abrupt aus seinen Gedanken gerissen, zuckte zusammen, als sich eine Hand auf seine Schulter legte. Mehrmals musste er blinzeln, ehe er das besorgte Gesicht des Jüngeren vor sich erkannte. „Was...?“ „Entschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken, aber dein Tee...“ „Was ist damit.“ Noch ehe der Zierlichere irgend etwas sagen konnte, spürte der Größere, wie etwas warmes sein T-Shirt durchtränkte, blickte an sich herunter und bemerkte, dass er die Tasse, ohne davon zu trinken, weiterhin schräg gehalten hatte, so dass sich der Inhalt nun auf seiner Kleidung befand. „Ahh verdammt, heiß.“ Eine unangenehme Hitze breitete sich auf seinem Gesicht aus, es war ihm verdammt peinlich, dass er viel zu abwesend gewesen war, um zu bemerken, was er da eigentlich tat, schenkte er dem Braunhaarigen lediglich einen stechenden Blick, als er dessen leises Lachen vernahm. Doch konnte er seinem Gegenüber nicht wirklich böse sein, dass sich dieser über sein Missgeschick amüsierte, denn zu lange hatte er diesen erheiterten Laut vermisst, musste unwillkürlich selber Grinsen, steckte ihn die Fröhlichkeit Shinyas förmlich mit an. „Ja ja, lach du nur. Schließlich bist es nicht du, der jetzt dasteht wie der letzte Idiot.“ „Entschuldige.“ „Schon gut, amüsier dich nur, bin ja selber schuld. Außerdem, sieht man dich in letzter Zeit so selten lachen, ich habe dir schon einmal gesagt, das solltest du öfters tun.“ Mit einem Mal verstummte die Stimme Shinyas, fragte sich der Schwarzhaarige, ob er nun vielleicht etwas falsches gesagt hatte, doch wich dieses Gefühl der Erleichterung, als er in das Gesicht seines Freundes blickte, welcher noch immer ein kleines Lächeln auf seinen Lippen trug. ~~~~~ Eine halbe Stunde später brachte der Schwarzhaarige äußerst zufrieden das Geschirr weg und sein Freund kam nicht um den Gedanken, dass Toshiya ihn versuchte zu mästen, erst würden es nur Früchte und Brot sein, doch Shinya war sich sicher, dass sich der Andere steigern würde, wenn er ihn nicht bremste. „Ich bin mich umziehen.“ Aus der Küche her summte der Bassist nur, doch noch bevor der Jüngere die Treppen erreichte, erschien der Musiker in der Tür, lehnte sich dort gegen den Rahmen. „Soll ich dir helfen? Du solltest deinen Fuß entlasten.“ Shinya drehte leicht seinen Kopf, damit er zu dem Anderen blicken konnte, eine der Brauen in die Höhe gezogen, was dem im Wohnraum Stehenden klar machen sollte, dass sich sein Freund an die eigene Nase fassen sollte, dann schüttelte er diesen leicht. „Nein, dennoch danke.“ Toshiya lächelte in Erwiderung und der Drummer konnte sehen, wie sich der Schwarzhaarige auf die Couch fallen ließ, sich dort streckte, was Shinya ein weiteres, kleines Lächeln entlockte, dann trat dieser mit frischer Kleidung in das Badezimmer, nachdem er, zugegebenermaßen, die erste Tür falsch geöffnet hatte. Es fühlte sich gut an, in die neue Kleidung zu schlüpfen, auch wenn sich der Drummer wohl einen weiteren Pullover überziehen würde, es war wirklich kalt hier. Seinen Fuß hatte der junge Mann außerhalb des Verbandes gelassen, weswegen er nun sehr behutsam auftrat, als er die Treppen wieder hinunter ging, denn seinen Rucksack hatte der Größere wohl an die Garderobe gehangen, in seinem Raum war er nicht gewesen, doch noch bevor der Dunkeläugige dazu kam, nachzufragen, war Toshiya an seiner Seite, stützte ihn und nahm so sein Gewicht von der Verletzung. „Du hättest auch rufen können.“ „Ich habe mir den Fuß doch nicht gebrochen.“ „Darum geht es mir gar nicht, und das weißt du.“ Der Zierlichere wurde zu den Sitzgelegenheiten hinüber gebracht, dann fragte ihn sein Gegenüber, wo seine Verbände wären, doch Shinya zögerte einen Moment, bevor er es sagte, darauf hoffend, dass der Ältere ihm den gesamten Rucksack bringen würde, ohne in diesen hinein zu schauen, der Langhaarige wollte nicht, dass sein Freund die Tabletten fand. Wenig später trug der Drummer nicht nur einen Pullover des Größeren, sondern war erneut in die Tagesdecke eingehüllt und hielt eine weitere Tasse Tee in den Händen, dies alles, weil dem Bezopften aufgefallen war, dass er die Schultern nach vorne gezogen hatte, um den Schauer zwischen ihnen zu vertreiben... ganz offensichtlich war Toshiya zu einer kleinen Glucke mutiert, weswegen Shinya nicht so recht wusste, ob es ihn amüsieren oder erschrecken sollte, immerhin würden sie die nächste Zeit sehr eng beieinander sein. „Ich habe eine Waschmaschine gefunden.“ Die Stimme des Älteren war von Stolz erfüllt, als dieser aus den Untiefen des Kellers hervor kam, die Hände voller Holz, welches er in die, neben dem Kamin stehende Box legte, sich dann die Hände abklopfte und neben Shinya auf die Couch fallen ließ. „Gibt es etwas, dass du gleich gewaschen haben willst, bevor wir losgehen?“ „Meine Pullover.“ „Ist okay, lege sie mir einfach nachher raus, dann nehme ich sie mit nach unten und bevor du etwas sagst, ich weiß, dass du das auch alleine kannst, aber ich bin hier, möchte es machen, also lass mir das... du weißt doch, arbeitende Männer soll man nicht aufhalten.“ Shinya legte leicht den Kopf auf die Seite. „Ich wollte gar nichts sagen.“ „Doch das wolltest du.“ Mit einem Zwinkern nahm sich Toshiya einen der Kekse, die der Größere von weiß Gott woher mitgebracht hatte, bot auch ihm einen an, doch Shinya verneinte mit einer leichten Geste, schloss dann einen Augenblick die Lider. „Gibt es etwas, dass du heute tun möchtest?“ Wieder schüttelte der Drummer leicht sein Haupt, blickte Toshiya dennoch fragend an, sicher hatte sich sein Freund schon etwas überlegt. „Ich würde gerne mit dir an den Strand fahren, sie haben für heute Sonnenschein und nicht allzu starken Wind angesagt, außerdem habe ich beim Einkaufen entdeckt, dass es wohl eine Reihe von kleinen Lokalen geben soll, in welchen wir dann zu Mittag essen könnten, bis wir genug Vorräte zusammen haben, um auch hier etwas zu kochen. Ist mein Vorschlag angenommen?“ „Ja.“ Erneut hoben sich die Lippen des Bassisten in einem warmen Lächeln, bevor er sich ein neues Stück des Gebäcks nahm. „Wann würdest du los wollen?“ „Gib mir noch eine halbe Stunde.“ Mit diesen Worten erhob sich der Braunhaarige, trat erst die Treppen hinauf, um seine Pullover mit in das Wohnzimmer zu nehmen, suchte anschließend nach seinem Handy, mit welchem er zu der Garderobe trat, sich dort Schuhe und Mantel überstreifte, dann auf die Terrasse hinaus ging, einerseits weil er die frische Luft genießen wollte, anderseits, um ein wenig Privatsphäre zu finden. „Ja?“ Sein Freund klang mürrisch, als wenn man ihn aus dem Schlaf gerissen hatte, obgleich Shinya sehr gut wusste, dass dem sicher nicht so war. „Hallo, Kyo.“ „Es tut gut deine Stimme zu hören.“ Sofort war der Tonfall des Kleineren vollkommen anders, behaftet mit einer zärtlichen Zuneigung, welche in Sorge, Frustration und einem Hauch der Erschöpfung eingewickelt lag. „Wie geht es dir?“ „Nicht übel... ich sitze hier mit meinen neuen Untermietern und esse trockene Nudeln, weil es einen Rohrbruch gegeben hat und es keiner für nötig erachtet hat, mir Bescheid zu geben.“ „Du solltest zu Kaoru und Die gehen.“ „Und dabei zusehen, wie unser Leader einen Graben in seine Wohnung läuft? Nein danke, ich bleibe bei meiner Spinne... du hast nicht zufällig einen Namen?“ Shinya lachte leise, mehr weil er wusste, dass es dem Blonden gut tun würde diesen Laut zu hören, als dass ihm danach war, dann ließ er sich auf einem der mit Folie abgedeckten Stühle sinken. „Ich wollte um Verzeihung bitten.“ Auf der anderen Seite der Leitung seufzte Kyo leise. „Das musst du nicht... wo seid ihr beiden?“ „In Ellon...Schottland.“ „Muss ich das kennen?“ „Nein, ich kannte es bis gestern auch nicht.“ Der Drummer hatte seine Augen geschlossen, die Lippen in einem sachten Lächeln erhoben, es tat so gut, die Stimme des Kleineren zu hören, zu wissen, dass dieser ihn und ihre Freundschaft nicht aufgegeben hatte, obgleich es das gute Recht des Älteren gewesen wäre. „Gebt auf euch acht, okay? Ruft regelmäßig bei uns an, bevor Kaoru die Wände hinauf zu laufen beginnt. Kauft euch neue Sachen und denkt gefälligst auch an uns, schaut euch die Gegend an und macht so viele Fotos, dass wir eine gesamte Woche einen Grund haben meinen DVD-Player zu quälen, verstanden?“ Unter den geschlossen Lidern des Drummers sammelte sich Feuchte, die er mit einem tiefen Einatmen und einem Blinzeln vertrieb, den Hörer ein wenig fester umschloss. „In Ordnung.“ „Versprichst du es mir?“ „Ja.“ „Achtet auf euch... bis dann.“ „Das werden wir.“ Einen Moment lang noch blickte Shinya stumm geradeaus, das Handy noch immer in seinen Fingern, bis er hörte, dass sich die Tür der Terrasse öffnete, Toshiya zu ihm kam, sich neben ihm auf einen zweiten Sitz sinken ließ. ~~~~~~ „Und, bei unserem Sänger alles klar?“ „Woher wusstest du, dass ich Kyo angerufen habe?“ „Wusste ich nicht, aber ich habe einfach mal geraten. Was hat er denn gesagt?“ „Er wollte wissen, wo wir sind und wie es uns geht. Bei ihm selber ist alles in Ordnung. Er hatte einen Rohrbruch.“ Toshiya nickte auf die Worte des Kleineren nur, er wollte gar nicht mehr wissen, auch hatte er irgendwie das Gefühl, dass es ihn nichts anginge, was der Sänger und Shinya noch so miteinander geredet hatten, stattdessen erzählte er seinem Freund von dem Anruf Kaorus. „Ich habe vergessen dir zu sagen, dass Kao gestern angerufen hat.“ Der Jüngere schenkte dem Bassisten daraufhin einen fragenden Blick, nickte dann nur, als Zeichen, dass er ihm zuhörte. „Er wollte ebenfalls wissen, ob es uns gut geht, wo wir sind, was wir machen und noch vieles mehr, aber du kennst ihn ja. Ich war sogar überrascht, dass er nicht schon viel früher angerufen hat.“ Der Schwarzhaarige musste ein wenig lächeln, als er an den Älteren dachte, schlich sich unwillkürlich ein Bild von seinem Freund in den Kopf, wie dieser in seiner Wohnung auf und ab ging, das Telefon in der Hand und den Blick darauf fixiert. Natürlich war er sich bewusst, dass es in der Realität nicht so war, dennoch, bei Kaoru konnte man nie wissen, er war nun mal die Bandmama und wollte immer über jeden von ihnen bescheid wissen, um sicher zu gehen, dass alles in Ordnung war, eine Eigenart des Leaders, die manchmal nerven konnte, aber schon in der Vergangenheit des Öfteren geholfen hatte, denn er war immer für sie da gewesen, wenn Probleme aufgetaucht waren. Dennoch vertrieb er nun das Bild des Violetthaarigen aus seinem Kopf, konzentrierte sich stattdessen wieder auf sein schweigsames Gegenüber, das den Blick von ihm abgewandt hatte und verträumt in die Ferne blickte. Der Schwarzhaarige erhob sich von seinem Platz, er wollte nur zu gerne wissen, was in dem Zierlicheren vor sich ging, aber er würde nicht nachfragen, stattdessen legte er nur seine Hände auf die schmalen Schultern, bis braune dunkle Augen auf die seinen trafen. „Alles in Ordnung?“ Ein Nicken. „Gut. Die Waschmaschine läuft bereits, ich werde sie nachher noch gleich ausräumen, aber vorher sollte ich mich dann auch noch mal kurz umziehen gehen, denn so kann ich glaube ich nicht rum laufen.“ Dabei hatte er auf sein Shirt gedeutet, welches immer noch die Spuren seines Missgeschicks trug, ging dann zu der Tür der Terrasse um ins Innere zu verschwinden, doch blieb er stehen, als die Stimme des Drummers ertönte. „Soll ich dir helfen?“ „Nein, lass nur. Das bisschen Wäsche kann ich auch alleine bewältigen.“ „Das meinte ich nicht. Dein Verband sollte gewechselt werden und du hast noch immer Probleme beim Ankleiden.“ „Ohh, das...erm, nein, ist schon in Ordnung, der hält noch ganz gut und das schaffe ich schon alleine, habe es schließlich heute Morgen auch gemeistert.“ „Toshiya!“ „Es ist in Ordnung, wir haben sowieso keine Zeit mehr dafür, du kannst mir auch nach unserem Ausflug einen neuen Verband anlegen.“ Mit diesen Worten wand sich der Bassist nun endgültig von seinem Freund ab und verschwand im Innern des Hauses, ging auf direktem Weg zu der schmalen Wendeltreppe, die ins obere Stockwerk führte. Toshiya wusste nicht warum, aber immer dann, wenn der Jüngere seine verletzte Schulter erwähnte, sperrte sich etwas in seinem Inneren dagegen, sich von dem Kleineren helfen zu lassen, war es ihm peinlich auf diesen angewiesen zu sein, noch dazu wollte er nicht, das dieser sich um ihn Sorgen machte, hatte der Braunhaarige schon so genügend andere Dinge, die ihm zu schaffen machten. In seinem Zimmer angekommen, ging der Bassist geradewegs auf den massiven Holzschrank zu, in welchem sich bereits seine Kleidung befand, hatte er diese heute Morgen schon eingeräumt, aus purer Langeweile und des Schlafmangels wegen, da er einfach so gegen 7:00 Uhr aufgewacht war, mit der Gewissheit nicht wieder einschlafen zu können. Sich dem gebrauchten Kleidungsstück mit Mühe entledigend und für den Moment einfach auf dem Boden liegen lassend, griff er nach einem frischen sowie warmen Pullover, war es draußen noch immer sehr kalt. Es vergingen ein paar Minuten, bis sich Toshiya wieder vollständig angekleidet hatte, nahm er das gebrauchte Shirt wieder an sich, ging mit diesem nach unten in den Keller und gab es in einen Korb, der von nun an für ihre Schmutzwäsche dienen sollte, danach kümmerte er sich darum, die frisch gewaschenen Kleidungsstücke zum Trocknen aufzuhängen. Etwa eine viertel Stunde später, befanden sich die beiden Musiker bereits auf dem Weg zum Meer, der Bassist hinter dem Lenkrad des geliehenen MG Rover, während sein Freund auf dem Beifahrersitz saß und aus dem Fenster, die an ihnen vorrüberziehende ländliche Gegend betrachtete. Sie mussten nicht wirklich lange fahren, bis sie ihr Ziel erreicht hatten, lag der Ozean von dem kleinen beschaulichen Ellon nur wenige Kilometer entfernt, dennoch war der Schwarzhaarige froh, sich den Weg dorthin beschrieben haben zu lassen, denn so klein dieses Dorf auch war, verfahren konnte man sich überall. Toshiya parkte den Wagen auf einem der öffentlichen Parkplätze, welche zu dieser Jahreszeit kaum irgendwelche Besucher aufzeigten. Gemeinsam mit Shinya verließ der Größere den Leihwagen, ging in gemächlichen Schritten zu den Treppen, die den Hügel hinab führten und griff unbewusst dabei die Hand seines Begleiters. Erst als sie unten angekommen waren, nur wenige Meter entfernt von den Tiefen des blauen Meeres, bemerkte der Bassist, dass er noch immer die Hand des Jüngeren in der seinen hielt, ließ diese daraufhin augenblicklich los, da er nicht wusste, ob dies Shinya vielleicht unangenehm gewesen war. ~~~~~ Der Braunhaarige ertappte sich dabei die Wärme der Finger Toshiyas zu vermissen, die er selbst durch ihrer beider Handschuhe hindurch gefühlt hatte, doch würde er von sich aus diese Berührung nicht offenbaren, trat aber so nahe an den Älteren, dass sich ihre Schultern leicht streiften, während sie beide zu dem Ozean hinüber sahen, der in einer gemütlichen Ruhe an den Strand heran rollte, kleine Kronen aus Schaum vor sich her trieb, in welchen sich Seevögel niederließen. Kalter Wind streifte sie, kühlte ihre Wangen aus, doch Shinya genoss die klare Luft, die Stille, die sie umgab, denn sie schienen die einzigen hier zu sein, zumindest so weit er sehen konnte. „Die Lokale sollen wohl zwei Meilen in diese Richtung liegen.“ Die Stimme des Bassisten klang gedämpft, weil dieser sein Gesicht in dem Schal verbarg, während er mit einer Hand nach rechts den schier niemals enden wollenden Strand hinunter deutete, woraufhin der Zierlichere leicht nickte, sich in die angegebene Richtung wandte. Einige Meter liefen sie in Schweigen, dann umschlossen die Finger des Schwarzhaarigen erneut die des Jüngeren, welcher langsam seinen Blick darauf richtete und Toshiya so dazu bewegte, stehen zu bleiben. „Stört es dich?“ Für einen Herzschlag schien der Langhaarige überlegen zu müssen, bevor den Älteren ein kleines Kopfschütteln erreichte, auf das Toshiya mit einem zärtlichen Lächeln antwortete, ihre verbundenen Finger drückte. Sie ließen sich Zeit derweil sie liefen, immer wieder einmal stehen blieben, um die zerklüfteten Felsen zu bewundern, an welchen sich die Wellen brachen, bizarre, zum Teil atemberaubende Schauspiele boten und nicht selten schloss einer von ihnen die Augen, als die Gischt sie streifte, sie das in der Luft liegende Salz noch deutlicher schmeckten. Ab und an blieb Shinya stehen, kniete sich hin, um dem feuchten Sand eine Muschel oder einen Stein zu rauben, welche dann behutsam von den kleinen Kristallen befreit wurden. Irgendwann hielt Shinya die zerbrechlichen Gebilde aus Kalk in den Händen, da er befürchtete sie würden in seiner Tasche kaputt gehen, bis ihm der Größere eine kleine Tüte hinhielt, was den Drummer zu der Überlegung brachte, doch einmal nachzuschauen, was für Wunder der Schwarzhaarige noch so in den Ärmeln seiner Jacke versteckt hielt. Seine eigenen Gedankengänge entlockten dem Zierlicheren ein leises Glucksen, woraufhin sein Begleiter fragend den Kopf zu Seite legte, er den seinen jedoch nur schüttelte. „Es ist schon in Ordnung.“ „Okay...“ Die Art wie Toshiya dieses Wort betonte, sagte dem Langhaarigen, dass sein Freund eigentlich vor Neugierde platzte, aber Shinya würde dennoch nichts verraten, nur ein weiteres Lächeln schenkte er dem Anderen... es war so lange her, dass er dies so natürlich tat, wie in diesem Moment. Gerade als dem Braunhaarigen begann wirklich kalt zu werden, erreichten sie das kleine Fischerdorf und Toshiya, der bis dahin wie ein kleines Kind auf den gelegentlich ins Wasser ragenden Dämmen entlang balanciert war, sprang nun von den hellen, glatt geschliffenen Steinen herunter, holte zu seinem Freund auf, der sich schon auf den ersten Stufen der Treppe befand, die sie den Hügel hinauf bringen würde. Sie betraten das erste Lokal, des verschlafenen Ortes, wo man sie mit einem freundlichen Lächeln begrüßte, sie die stämmige Inhaberin des alt-rustikal eingerichteten Gebäudes an einen Tisch brachte, von welchem sie den Ozean sehen konnten. Shinya brachte ihre Jacken fort, stillte alle Proteste des Älteren mit einem kleinen, warnenden Blick, studierte dann die Karte, bis ihm ein kleines, erschrockenes Keuchen entfloh, auf welches der Andere nur grinste, sich wieder aufrichtete und so sein Bein mit sich nahm, welches der Bassist unter dem Tisch gegriffen hatte, dieses auf dem freien Stuhl platzierte. Einen Moment lang blieben die schlanken Finger Toshiyas auf dem Leder der Stiefel liegen, bis sich der Größere sicher schien, dass sein Gegenüber seinem stummen Wunsch nachgab, dann wählte auch der Bezopfte, entschuldigte sich wenig später bei seinem Freund, um die Örtlichkeiten aufzusuchen. Shinya stützte sein Gesicht in eine Hand, die Augen auf das Wasser gerichtet, dieses einfach nur beobachtend, ohne dass er zuließ, dass sich seine Gedanken zu sehr auf einen Punkt fixierten, er wollte dieses Gefühl, diese Ruhe so lange es ihm möglich war, halten. In ihm gab es diese kleine Stimme, die ihm sagte, wie bitter nötig er dies hier, den Abstand gebraucht hatte, dennoch bereute er zutiefst, auf welchem Weg es geschehen war... vielleicht, wenn er nur nicht so stolz und stur gewesen wäre, dann hätte er diesen Abgrund schon vorher gesehen und wäre nicht so brachial in diesen gestürzt, dennoch konnte er seine gesprochenen Worte nicht so einfach ungeschehen machen, waren seine Entscheidungen gefallen. War es wirklich so? Immer, wenn Shinya sich daran zurück erinnerte, zog sich sein gesamter Unterleib zusammen, bildete sich augenblicklich ein Kloß in seinem Hals, begann sich der junge Mann zu fragen, wie lange es wohl dauern würde, bis der Schmerz verklingen würde. Und dabei war es doch eigentlich so einfach, nicht wahr? Kaoru, Kyo, Toshiya, sie alle hatten es ihm gesagt, ihm gezeigt, der Musiker war nicht gezwungen zu gehen, er bräuchte nur sagen, dass er blieb... aber wann immer sich sein Herz in diese Richtung schlich, sich seine Seele nach dieser Möglichkeit ausstreckte, tauchten Fetzen von Erinnerungen auf, sah er den Violetthaarigen fallen, den Bassisten in Tränen aufgelöst auf einem Bett sitzen. Der Braunhaarige konnte einfach nicht danach greifen, nicht, wenn er der Auslöser für den Schmerz seiner Freunde war, egal wie indirekt das auch sein mochte. „Excuse me?“ Die dunklen Augen des Drummers richteten sich auf die Wirtin, welche an ihren Platz heran getreten war, ihm eine schlanke Karte entgegen hielt, die er nur zögernd entgegen nahm. „There was that young man, just a moment ago, he...“ Seine Gesprächspartnerin hatte sich zu dem Tresen herum gedreht, doch außer Shinya war niemand in dem kleinen Lokal zu sehen, weswegen sich die Worte der Dunkelhaarigen unsicher verloren, das Herz des Zierlicheren in dessen Hals hinauf kroch, dennoch brachte er ein 'Thank you' über die Lippen, auch wenn es gebrochener klang, als der junge Mann zu sprechen gewohnt war. Shinya wartete, bis er wieder alleine war, dann öffnete er die Karte, legte seinen Blick auf den einzelnen, filigran geschriebenen Satz und innerhalb eines Herzschlages, schien sein gesamtes Blut in seine Füße zu sacken, bevor es in seinen Ohren zu rauschen begann, der Drummer seine Augen schließen musste, um gegen den Schwindel anzukämpfen. Ohne dass er es wirklich registrierte, zerknitterte die Karte unter seinem Griff, verbarg er sie in seiner Hosentasche, während er noch immer die Worte erkennen konnte, selbst in der Dunkelheit seiner geschlossen Lider. 'Ich werde dich immer finden.' Diese süße Illusion, welcher er sich den Vormittag hatte hingeben können, war zerschmettert, ließ ihn hohl und hilflos zurück, bescherte ihm eine nur allzu bekannte Übelkeit, bis er sich schließlich am Tisch festhielt, aus Furcht, einfach auf dem Boden zusammenzusinken, die Welt unter seinen Füßen schwankte bedrohlich genug. „Shinya?“ Hände, beinahe zu warm und ein Schock gegen seine kalte Haut, legten sich gegen seinen Hals, strichen über seine Wange. „Was hast du? Du bist auf einmal total blass.“ Ende Part IX – Dawn [1] Da wir beide noch nicht in Schottland waren, können wir dies nicht mit sicherer Bestimmtheit sagen. In unserer Story ist es eben so. Kapitel 10: Part X – Friendship ------------------------------- Part X – Friendship Der Jüngere schien mit einer Antwort zu zögern, blickte für einen Moment auf den Boden, ehe sich ihre Augen wieder trafen, Shinya dann zu sprechen begann. „Es ist nichts, mir geht es gut. Ich habe derzeit nur Probleme mit dem Kreislauf.“ Toshiya runzelte auf diese Aussage vorerst nur die Stirn, war sich nicht sicher ob er seinem Freund glauben sollte, doch nach dem ersten Moment der Zögerung glätteten sich die Züge auf seinem Gesicht, dachte er nach, bevor er antwortete. „Nun gut, aber du sagst mir wenn etwas ist.“ „Das werde ich.“ Toshiya lächelte, nahm die Hand seines Gegenübers in die seine, drückte diese leicht, doch der Drummer reagierte nicht auf diese Geste, blickte stattdessen lediglich auf den Boden. „Shinya, möchtest du das wir gehen? Ich sehe doch das es dir nicht gut geht.“ Nur kurz trafen sich ihrer beiden Augen, fand der Bassist in den dunklen Opalen die Antwort, half dann dem Braunhaarigen aufzustehen. Auf dem Weg zu dem Ausgang des kleinen Lokales, verabschiedeten sich von der Inhaberin, erklärte der Ältere das sie nichts bestellen wollten. Die Stämmige Frau nickte nur verständlich, den Blick auf Shinya gerichtet, hatte auch sie scheinbar bemerkt, das es dem kleineren nicht gut ging. ~~~~~~~ Auf der Fahrt in die Innenstadt Ellons kam der Bassist nicht umhin, immer wieder besorgte Blicke auf seinen Beifahrer zu werfen. Seit sie das kleine Fischerdorf verlassen hatten, wirkte der Zierlichere wie ausgewechselt, verhielt sich ruhig und blickte nur abwesend aus dem Fenster. Toshiya kam es vor, als hätte er sich das Lachen und die leicht offene Art des Jüngeren nur eingebildet, war Shinya in denselben Zustand zurückgekehrt, in welchem sich dieser vor ihrer Ankunft in Schottland befunden hatte, dennoch beharrte der Drummer darauf, dass alles in Ordnung war. Doch Irgendetwas stimmte da nicht, der Schwarzhaarige zweifelte an der Begründung seines Begleiters, denn es war offensichtlich, es musste was geschehen sein, er wusste nur nicht was. Hatte er sich vielleicht irgendwie daneben benommen, etwas getan, was diese Reaktion des Braunhaarigen hervor gerufen hatte? So sehr er auch darüber nachdachte, der Ältere fand einfach keine logische Erklärung für die erneut zurückgezogene Art Shinyas, weswegen er mit einem Seufzen seine Augen wieder auf die Straße richtete, den Wagen nach etwa fünfzehn Minuten auf einen öffentlichen Parkplatz vor einem Kaufhaus abstellte, in welchem sie Vorräte für die nächsten Tage kaufen wollten. Mit einem Einkaufswagen durch die Regalreihen schlendernd, packte der Bassist immer wieder mal etwas in das kleine Gefährt, blickte dabei ständig auf den Zettel in seiner Hand, auf welchem er mit seinem Freund notiert hatte, was sie besorgen mussten, strich hier und da etwas auf der kleinen Liste durch, hatten sie dass meiste bereits gefunden. Kurze Zeit später, als auch die restlichen Artikel ihren Platz zu den anderen Lebensmitteln gefunden hatten, wand sich der Schwarzhaarige seinem Begleiter zu, welcher, in der ganzen Zeit die sie nun hier waren, schweigend neben ihm her gelaufen war. „Shinya, brauchst du sonst noch irgendetwas bestimmtes?“ Der Drummer reagierte nicht auf seine Worte, weswegen Toshiya dessen Namen nochmals rief, dieses Mal etwas lauter, doch wieder kam keine Reaktion von dem Zierlicheren, bemerkte der Schwarzhaarige, dass sein Begleiter wie in Gedanken vertieft einen bestimmten Punkt am Boden fixierte. Der Ältere fragte sich, was um Gottes Willen denn nur geschehen sein könnte, dass es seinen Freund nicht mehr loszulassen schien, fasste nach der Schulter des kleineren, zog seine Hand jedoch keinen Moment später wieder zurück, als sein Gegenüber zusammen zuckte, dessen Kopf herum wirbelte und sich ihrer beider Augen trafen. „Entschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken...., ich habe dich etwas gefragt.“ „Schon in Ordnung. Was ist denn?“ „Ich wollte wissen, ob du noch irgendetwas bestimmtes brauchst?“ „Nein, ich brauche nichts.“ „Gut, dann haben wir alles... aber mal was anderes Shinya... irgendetwas stimmt doch nicht, ist was passiert?“ „Es ist nichts.“ Der Ältere war nicht fähig auf die Aussage seines Gegenübers noch weiter einzugehen, zuckte dann lediglich mit den Schultern. Er hatte im Gefühl, dass es sowieso nichts bringen würde nachzuhaken, selbst wenn er ahnte, dass der Drummer ihm etwas verschwieg, wenn der Jüngere nicht mit ihm darüber reden wollte, musste er dies akzeptieren, auch wenn es ihm nicht gefiel. Bepackt mit ihren Einkäufen gingen sie zurück zu dem gemieteten Fahrzeug, luden die Taschen in den Kofferraum, ehe sie selbst in das Gefährt einstiegen, Toshiya den Wagen wieder von dem Parkplatz lenkte, in die Hauptstraße einbog, um sie zu ihrem derzeitigen Zuhause zu bringen. Abermals verlief die Fahrt in Schweigen, wurde lediglich von der Musik aus dem Radio unterbrochen, bis sie an ihrem Ziel angekommen waren, Auch als sie sich längst wieder in dem Haus befanden, verhielt sich der Jüngere abweisend dem Bassisten gegenüber, gab nur knappe Antworten, wenn dieser ihn etwas fragte, während sie die Lebensmittel gemeinsam in ihrer Küche verstauten. Das seltsame Verhalten seines Freundes, ließ den Schwarzhaarigen einfach nicht los, ließ ihn überlegen was er tun könnte, um doch noch in Erfahrung zu bringen, was es war, das den Drummer wieder in dieses Tief gestürzt hatte, ohne allzu direkt werden zu müssen. Er wollte den Zierlichern nicht drängen, wusste schließlich nur zu gut, dass dieser ihm nichts sagen würde, wenn er nicht wollte, aber da war die Frage in ihm, wie er es anstellen sollte, trotzdem seine Antworten zu bekommen. In seinen Gedanken vertieft, ließ er seinen Blick Shinya folgen, welcher in diesem Moment für sie beide eine Kanne Tee zubereitete, atmete einmal tief ein, nur um kurz darauf die Luft wieder in einem kleinen Seufzen entweichen zu lassen. Es half nichts, es weiter ignorieren zu wollen, also sprach er den Jüngeren an. „Shinya?“ Der Ältere wartete bis sich der Zierlichere ihm zugewandt hatte und während dieser ihn nun aus fragenden Augen anblickte, wusste er auch jetzt nicht wirklich wie er dieses Thema nun anschneiden sollte, denn eigentlich, so sehr es ihn auch interessierte, warum sein Freund abermals diese abweisende Haltung trug, er wollte ihm einfach nicht zu nahe treten, lösten sich die nächsten Worte wie von ganz alleine. „Habe ich irgendetwas falsch gemacht, bist du böse auf mich?“ Toshiya konnte sehen wie sich die Augenbrauen seines Gegenübers in Irritation zusammen zogen, ehe dessen Stimme ertönte. „Warum fragst du mich das?“ „Shinya, mach mir bitte nichts vor. Irgendwas stimmt doch nicht mit dir. Seit dem Mittagessen verhältst du dich nun schon so komisch... ja ich weiß, es ist alles in Ordnung, aber verzeih, das glaube ich dir nicht. Bitte, rede mit mir, was ist los?“ Dem Bassisten erschien die Zeit unendlich, in welcher sie sich wieder nur anschwiegen, der Drummer seinen Blick abermals von ihm abwand und auf den Boden fixierte, bis dieser ihm antwortete. „Ich weiß nicht, was du meinst und es tut mir leid, wenn ich dir in irgendeiner Form den Grund zur Besorgnis gegeben habe. Mir geht es momentan einfach nicht so gut.“ Toshiya nickte nur, selbst wenn er auch diese Ausrede dem Langhaarigen nicht abkaufte, aber was sollte er schon anderes tun, als die Entscheidung des Zierlicheren zu tolerieren? Der Größere kam sich vor wie in einem schlechten Film, hatte er lediglich versucht den Jüngeren von dessen Problemen abzulenken, aber war dies scheinbar zwecklos. ~~~~~ Er war ihm nicht entgangen, der Kummer in den Augen seines Freundes, als sich dieser letzten Endes mit einem leisen Seufzen herum drehte, sich auf die Couch im Wohnzimmer fallen ließ, wie der Drummer durch die geöffnete Tür hindurch sehen konnte, es ihm überließ, den Tee aufzugießen und Shinya brauchte diese paar Sekunden, um seine Gedanken in ordentliche Worte formulieren zu können. Leise stellte er das Tablett auf dem Tisch ab, setzte sich aber nicht neben Toshiya, obgleich dieser das wohl erwartet hatte, sondern trat hinter den Schwarzhaarigen, legte nach einigen Momenten des Zögerns die Hände auf dessen Schultern. „Es tut mir leid.“ Die Finger des Älteren legten sich leicht auf die seinen, doch sprach Shinya weiter, bevor der Bassist etwas sagen konnte. „Du hast nichts Falsches getan, es war und ist meine Schuld wie ich reagiere, ich bin es einfach nicht gewohnt mit jemanden so nah zusammen zu sein, außerhalb... der Band.“, der Langhaarige wusste, dass er bei den letzen Worten gestockt hatte, überging es einfach, schloss seine Augen., „Es ist schwer für mich, offen mit Anderen umzugehen und jedes Mal wenn es dann doch geschieht und mir auffällt, bin ich wie blockiert... deswegen lass mir einfach ein wenig Zeit, mich an dich zu gewöhnen.“ Ein Teil des eben Gesagten entsprach der Wahrheit, alles andere waren Ausflüchte und Manöver, den Größeren abzulenken, damit dieser nicht weiter über sein Verhalten nachdachte, am Ende wohlmöglich den Tag in der Erinnerung zurück ging und heraus fand, was in dem Lokal geschehen war. Shinya wurde schlecht davon, sein eigenes Verhalten war vollkommen gegensätzlich zu dem was ihn eigentlich ausmachte und erneut fragte er sich, ob er sich nicht langsam verlor, wie als würde er in die Dunkelheit gezogen werden, dabei qualvoll ersticken. „Ich möchte dir nur helfen.“ „Das weiß ich.“ Eine kleine Stimme in dem Drummer wisperte, dass es schön wäre, den Schwarzhaarigen einfach zu umarmen, dies aber wagte der junge Mann einfach nicht, weswegen er leicht die unverletzte Schulter drückte, sich dann der Berührung der Finger entzog, den Tee einschenkte und sich auf einen der Sessel setzte, zu dem Fenster hinüber sah. Toshiya beobachtete ihn eine Weile, denn er konnte den Blick spüren, welcher auf ihm lag, dennoch schwiegen sie, bis sich der Bezopfte mit einem leisen Laut auf der Couch ausstreckte, so dass er dem Jüngeren näher war. „Was möchtest du heute Abend machen?“ Für einen Moment überlegte der Musiker, eigentlich wäre es ihm angenehm, einfach nur hier zu sitzen, doch würde das den Anderen wohl noch stärker beunruhigen, weswegen er leicht seine Schultern hob. „Vielleicht spazieren gehen, nach dem Essen.“ „Und morgen?“ „Wir könnten nach Aberdeen fahren, wenn es dir nichts ausmacht.“ Der Ältere schüttelte nur den Kopf, schenkte ihm dann ein Lächeln. „Das ist völlig okay, die Sachen, die ich geplant habe, lassen sich auch an jedem anderen Tag verwirklichen.“ Shinya hob eine der schlanken Brauen, darum bemüht das zu ihnen zurück zu holen, was am Vormittag zwischen ihnen gewesen war, vor der schmalen Karte, deren Gewicht er schwer in seiner Tasche fühlen konnte. „Wieso komme ich nicht um den Verdacht, dass du Reiseführer gewälzt hast?“ Das Lächeln auf den Lippen seines Gegenüber wurde ein wenig weiter und auch Toshiya streckte seine Finger aus, zog mit seinem Freund mit. „Einer von uns beiden muss ja schließlich Ahnung haben, oder?“ „Es würde auch Freude machen, einfach blind loszufahren.“ „Und so etwas aus deinem Mund, Shinya. Ich bin wirklich entsetzt." Um seine Worte zu unterstreichen, griff sich der Schwarzhaarige in gespieltem Terror an die Brust und bewirkte damit das erwünschte Ergebnis, denn die Mundwinkel des Jüngeren hoben sich, bis dieser leise gluckste, das Lachen hinter einer Hand verbarg. ~~~~ Kalte Luft umfing den Drummer, als sich dessen Stirn runzelte, er zu dem Älteren hinauf blickte, der auf der nicht besonders stabil wirkenden Ruine einer alten Mauer balancierte. „Bist du sicher, dass du weißt, was du da tust?“ Der Ältere grinste nur, kletterte über einen schräg stehenden Stein hinweg, beugte sich dann zu ihm herunter, hielt Shinya in einer einladenden Geste eine Hand entgegen. „Probiere es selbst aus.“ Mit einem zweifelnden Blick wanderte der Blick des Langhaarigen auf die von Moos behangenen Steine, dann zurück auf die Hand des Braunäugigen, bis er diese schließlich ergriff und sich nach oben ziehen ließ. „Achte auf deinen Fuß.“ Der Musiker summte nur, während er versuchte sein Gleichgewicht zu finden, dann blickte er über die in der Dunkelheit liegende Landschaft hinweg, beobachtete die bleichen Nebelschwaden, welche über die niedrigen Sträucher und Bäume hinweg wisperten. Wind streifte das Gesicht des Jüngeren und einen Moment später fühlte er die Fingerspitzen seines Freundes, welche über seine Wange geisterten, lose Strähnen von dieser strichen, doch auf seinen Blick hin wurde ihm nur ein zärtliches Lächeln geschenkt. Wenige Sekunden später zog ihn der Bassist weiter, sprang am Ende der Mauer herunter, um sich anschließend zu den Kleineren herum zu drehen und diesem die Arme entgegen zu strecken und auch wenn sich der Drummer furchtbar albern dabei vorbei kam, er ließ sich halb von dem Älteren auffangen, wofür ihm ein weiteres warmes Lächeln geschenkt wurde, bevor Toshiya ihre Finger ineinander verhakte, ihn mit sich nahm. Ohne zu bemerken wie schnell die Zeit vergangen war, kehrten sie erst spät wieder in ihre Bleibe zurück, setzten sich wie am vorherigen Tag auf das gemütliche Sofa vor den von dem Bassisten entzündeten Kamin, tranken noch etwas Tee und unterhielten sich über belanglose Dinge. In dieser Zeit konnte Toshiya das teilweise komische Verhalten, welches sein Freund an den Tag gelegt hatte, vergessen, genoss die gemütliche und ruhige Atmosphäre zwischen ihnen, war es dieses Mal der Bassist, welcher beinahe auf der Couch einschlief, hätte der Drummer ihn nicht aus seinem Schlummerzustand gerissen, ihm sagend, dass er nun schlafen gehen würde. Der Schwarzhaarige nickte nur, dem Zierlicheren mit den Augen folgend, als dieser sich zurückzog, in der oberen Etage, in der ihre Zimmer lagen, verschwand und nur einen Moment danach erhob sich auch der Größere von seinem Platz, ging in den hinteren Bereich des Wohnzimmers, in welchem ein Wintergarten versteckt lag, der zu einer Terrasse führte. In wenigen Schritten an den gläsernen Türen angekommen, öffnete er diese, trat hinaus ins Freie, fröstelte leicht durch die kühle Luft der Nacht, ehe er sich eine Zigarette anzündete und diese genüsslich rauchte. Danach, ein Gähnen unterdrückend, welches zeigte, dass es an der Zeit war sich ebenfalls der Nacht hinzugeben, kehrte er zurück in das Haus, schloss die Türen wieder, löschte das Feuer im Kamin und ging nach oben. Nach einem kurzen Aufenthalt im Badezimmer, um sich Bettfertig zu machen, kam der Bassist auf dem Weg zurück in sein Zimmer, an dem Shinyas vorbei, konnte sehen, dass dort noch Licht brannte, dennoch klopfte er nicht an, sondern ging mit einem Zucken der Schultern weiter. In seinem Raum angekommen, legte er sich sogleich in die einladenden Polster und war nach wenigen Minuten eingeschlafen. 22.01.2001 Mit einem leisen wohligen Laut, kuschelte sich der Schwarzhaarige in seine Decke, genoss das warme Gefühl, während er langsam aus dem Land der Träume erwachte. Erst Sekunden danach öffneten sich die braunen Augen, blinzelte der Bassist leicht, versuchte sich an das Licht zu gewöhnen, welches es geschafft hatte, sich durch die Gardinen in den sonst abgedunkelten Raum zu schmuggeln und ihm geradewegs ins Gesicht schien, wie als wollte die Sonne ihm sagen, dass die nächtliche Ruhe beendet war. Leise seufzend und mit einem Gähnen setzte sich Toshiya auf, blickte kurz auf seine Armbanduhr, nur um festzustellen, dass es Acht Uhr Morgens war, ehe er die Bettdecke ganz von seinem Körper schälte, leicht fröstelte, dann aufstand und sich dabei in aller Seelenruhe streckte, damit auch die müden Glieder wieder munter wurden, doch wieder einmal dachte er nicht an seine Verletzung. Den leichten Schmerz ignorierend, öffnete der Bassist die Gardinen zu dem großen Fenster ganz und konnte sehen, dass heute wohl ein schöner, wenn auch kalter Tag werden würde und erst nach einem weiteren Moment, des herrlichen Anblicks, ging er aus dem Zimmer um seiner morgendlichen Routine nachzugehen. Etwa eine viertel Stunde später trat der junge Musiker die Treppen hinunter in das Erdgeschoss des Hauses, stellte dabei fest, dass sein Freund wohl noch schlief, konnte er diesen nirgends sehen. So überlegte er sich, erst einmal für sie beide ein Frühstück zu bereiten, einkaufen musste er dieses Mal ja nicht, hatten sie das meiste im Haus, lediglich frische Brötchen wollte er besorgen, wissend, dass sich der nächste Bäcker gleich um die Ecke befand. Eine Stunde und dreißig Minuten später, wunderte sich Toshiya langsam darüber, wann der Jüngere wohl aufstehen würde, denn eigentlich kannte er den Drummer nicht als Langschläfer, war es zwar nicht wirklich spät, doch da dieser auch bei ihren Touren immer als einer der Ersten in wachem Zustand war, kam es dem Bassisten etwas seltsam vor. Er entschloss sich einfach noch eine Weile zu warten, wenn der Jüngere auch dann nicht aufgestanden war, würde er das Essen für seinen Freund einfach auf einem Tablett mit nach oben nehmen und diesen wecken, denn gegen ein Frühstück am Bett sowie einen persönlichen Weckdienst, würde auch der Zierlichere sicher nichts einzuwenden haben. So geschah es dann auch, dass der Bassist nach gewisser Zeit seine Überlegungen in die Tat umsetzte und mit dem Essen für Shinya die Treppen hoch ging, vor dem Zimmer Shinyas stehen blieb und anklopfte, mit der anderen Hand derweil das Tablett balancierend, als er auf eine Antwort seines Freundes wartete. Erst nachdem sich auch bei einem dritten Klopfen nichts in dem Raum rührte, öffnete er die Tür, trat in das halb dunkle Zimmer ein, waren hier ebenfalls nur wenige Strahlen der Sonne durch die Gardinen gedrungen. Mit wenigen Schritten war Toshiya an dem Bett des Drummers angekommen, stellte das Frühstück auf dem Schränkchen neben diesem ab, blickte kurz zu der schlafenden Person, ehe er sich mit einem Lächeln abwand, um dem Licht von Draußen einen Weg nach Innen zu ermöglichen. Danach trat er wieder näher an die Schlafstätte des Kleineren heran, im Inbegriff diesen aus dem Traumland zu holen, auch wenn er es beinahe nicht übers Herz brachte, bei dem Anblick der sich ihm bot, allerdings bevor er sich seinem eigentlichen Ziel widmen konnte, fielen seine Augen auf einen Gegenstand, welcher aus dem Rucksack des Jüngeren ragte. Leicht runzelte sich die Stirn des Bassisten, war er sich nicht sicher, ob er richtig gesehen hatte, doch als er sich zu dem Gepäckstück seines Freundes hinunter beugte, erkannte er, dass er sich nicht geirrt hatte, griff seine Hand wie von selbst nach der kleinen Tablettenpackung, drehte diese in seinen Fingern, bis er lesen konnte, um was es sich handelte. Eine starke Dosis an Schlaftabletten gab die Beschreibung dem Schwarzhaarigen bekannt und er kam nicht umhin sich wieder einmal um den Drummer zu sorgen, schließlich musste es einen besonderen Grund geben, dass dieser zu solch Mitteln griff, nur um zu schlafen. Toshiya gefiel es ganz und gar nicht, dass sein Freund Tabletten nahm und er würde ihn sicherlich zu Rede stellen, wenn Shinya erst einmal wach war, wissend, dass er dieses Thema vorsichtig behandeln und nicht zu direkt sein durfte, würde der Jüngere ihm sonst kaum etwas dazu sagen. ~~~~~ Es war sein nicht sehr erfreuter Magen und der muntere Purzelbaum den dieser schlug, der Shinya aus den Tiefen der Dunkelheit riss und in den ersten Sekunden war er zu verwirrt um zu begreifen, warum das Bett und der gesamte Raum schwankte, bis er das Gesicht von Toshiya ausmachen konnte, er realisierte, dass ihn der Ältere schüttelte. In dem Gesicht des Bassisten stand purer Terror geschrieben, anders konnte es der Braunhaarige wirklich nicht ausdrücken, sein Freund war bleich, die Augen mit Tränen gefüllt und auch die Lippen waren ohne Farbe, bebten, bis der Dunkeläugige auf sie biss, wie, als wenn er sich nicht sicher wäre, ob der Drummer nun wach war oder nicht. „Toshiya?“ Die leise, von Schlaf belegte Stimme, ließ offenbar einen Wall brechen, den Shinya nicht verstand, aber plötzlich lagen die Arme des Älteren fest um ihn, schnürten ihm beinahe die Luft ab, während er auf den Schoß des Anderen gezogen wurde, der zu ihm auf das Bett gekrabbelt war. „Gott sei Dank, Gott sei Dank.“ Immer und immer wieder diese paar Worte, die für den Langhaarigen überhaupt keinen Sinn ergaben, weswegen der Zierlichere die Stirn runzelte, suchte sich gegen die Umarmung zu stemmen, ohne Erfolg, er es dann einfach zuließ, dass sich der Bezopfte an ihn klammerte. „Toshiya, beruhige dich. Was ist passiert, warum bist du so aufgelöst?“ Bei seinen Worten wurde sein Freund mit einem Mal vollkommen still, wie ein umgelegter Schalter im Inneren des Größeren, aber die Augen, als ihn Toshiya ansah, hielten weiterhin etwas von der nackten Furcht, die noch immer in diesen wütete. „Ich dachte, du hättest dir etwas angetan.“ Die Falten auf der Stirn des Drummers vertieften sich, er begriff wirklich nicht, wieso der Andere so reagierte, was er getan hatte, weshalb dieser in eine solche Panik verfallen war... Shinya war ganz normal zu Bett gegangen, weswegen also, hatte ihn Toshiya geschüttelt? Warum glaubte der Ältere, dass ihm etwas passiert wäre und obenauf, dass er selbst der Auslöser dafür sein würde? „Wie kommst du darauf?“ Seine Frage blieb unbeantwortet, doch der Schwarzhaarige schob sich von dem Bett hinunter, um zu seiner Tasche zu gehen, die schmale Packung zu holen, die ganz oben in ihr lag, welche ihm mit leicht zitternden Fingern entgegen gestreckt wurde. „Das sind harmlose Schlaftabletten, Toshiya.“ Der Blick des Braunhaarigen wanderte von den Fingern seines Freundes zu dessen Gesicht, welches mit einem Mal wie aus Stein gehauen wirkte, die Emotionen des Anderen waren sprunghaft, wenn sich dieser so sehr aufregte und Shinya hatte offensichtlich mehr getan, als dem Älteren einen Schrecken einzujagen. „Wie lange nimmst du sie schon?“ „Ich glaube, dass dich das nichts angeht.“ Seine abweisende Art schien nicht unbedingt hilfreich zu sein und irgendwo in sich wusste der Kleinere auch, dass sich Toshiya nur sorgte, dennoch war sie ein fast schon automatischer Schutz, um zu sich zu verbergen, um den Schmerz zu verstecken, welcher die Worte des Anderen in ihm ausgelöst hatten. Dachte der Bezopfte denn allen Ernstes, dass er sich hatte umbringen wollen? Denn genau dies war die Vermutung seines Freundes gewesen, auch wenn er sich anders ausgedrückt hatte. „Wie lange, Shinya?“ Die kühle, fast schon harsch gesprochene Frage holte ihn zurück in den Raum und als er in die dunklen Augen des Größeren hinauf blickte, konnte er den Zorn sehen, der sich sammelte und welcher seine eigene Wut entfachte... er war dem Bassisten keine Rechenschaft schuldig. „Seit zwei Tagen.“ „Und warum, verdammt noch mal, fehlen dann sechs Tabletten, wenn es eigentlich nur zwei oder drei hätten sein dürfen?“ „Ich habe drei von ihnen fallen gelassen. Ich wusste nicht, dass du hier bist, um einen jeden meiner Schritte zu überprüfen und mir nachzuspionieren!“ Ohne das er es wirklich bemerkt hatte, war er aufgestanden, hatte die Decke mit sich gezogen und schnarrte nun geradewegs in das Gesicht des Größeren, aber dieser dachte gar nicht daran, vor ihm zurückzuweichen, fauchte zu ihm herunter. „Nachspionieren? Ich wollte dich nur wecken! Und dann habe ich die Tabletten gefunden und du hast dich nicht bewegt, nicht auf mich reagiert, was hättest denn du an meiner Stelle getan!“ „Ich wäre nicht zu falschen Schlüssen gekommen!“ Hände packten ihn grob an den Schultern, schüttelten Shinya einmal, heftig. „Verdammt, ich konnte dich nicht mehr atmen sehen!“ Shinya wusste nicht genau was es war, das ihm ein Gefühl gab, als hätte man ihn gerade in einen See voll eisigen Wassers gestoßen, doch er konnte spüren, dass sich der Schock mit einem schmerzhaften Verkrampfen seines Unterleibs bemerkbar machte, dann wurde ihm kalt, hallte sein eigener Herzschlag in seinen Ohren wieder. Shinya hatte aufgehört Luft zu holen? War es wirklich möglich, dass die Tabletten so stark auf ihn wirkten? Der Drummer hatte lediglich zwei von ihnen geschluckt, weil er sich erhofft hatte, dann wirklich schlafen zu können und nicht wie die Nacht zuvor, wo er sie erst lange nach Mitternacht eingenommen hatte. Toshiyas Zorn schien, ebenso wie der seine, einfach in sich zusammen zu fallen und plötzlich fand sich der Braunhaarige in einer erneuten Umarmung wieder, war diese sehr viel sachter, behutsamer. „Bitte, Shinya. Versprich mir, dass du sie nicht mehr nehmen wirst.“ Die Augen des Drummers schlossen sich, drängten die Feuchtigkeit in ihnen zurück, als er einige Male tief einatmete. „Das kann ich nicht.“ „Warum?“ Toshiya löste sich von ihm, nahm ihn bei den Schultern, blickte ihn verzweifelt und voller Verständnislosigkeit an. „Weil ich sonst nicht schlafen kann.“ ~~~~~ Die Hände des Bassisten lösten sich von seinem Gegenüber, trat er einen Schritt zurück, dachte einen Moment darüber nach, was Shinya ihm gesagt hatte. „Warum?“ „Alpträume!“ Fragend blickte Toshiya in die braunen dunklen Augen des Jüngeren, wollte wissen, was für Träume es sein mussten, dass dieser keinen Schlaf fand und zu solchen Mitteln griff, aber der Kleinere schüttelte lediglich mit dem Kopf, ein deutliches Zeichen für ihn, dass dieser es ihm nicht sagen wollte. „Bitte Shin, was quält dich so, dass du schon Schlaftabletten zu dir nimmst? Das ist doch sonst nicht deine Art.“ Dem Schwarzhaarigen war bereits öfters aufgefallen, dass sein Freund kaum Tabletten zu sich nahm, selbst wenn dieser schon krank zu einer Probe erschienen war, hatte der Kleinere nie irgendwelche Medikamente zu sich genommen, nur deswegen konnte er es nicht verstehen. Erneut schüttelte der Braunhaarige nur mit dem Kopf, etwas das der Ältere schließlich mit einem Seufzen akzeptierte, selbst wenn es ihm noch so schwer fiel, er wollte den Drummer nur verstehen können, den Grund kennen für diesen Wandel, doch er konnte seinen Freund kaum zwingen ihm zu sagen, welch schrecklichen Dinge ihn am Schlafen hinderten. „In Ordnung, aber bitte... versprich mir wenigstens nur noch höchstens eine Tablette von diesem Schlafmittel zu nehmen.“ „Das kann ich nicht, aber ich werde es versuchen.“ Der Größere seufzte abermals leicht, ehe er wieder näher trat, den Zierlicheren wiederholt in die Arme schloss, diesen leicht an sich drückte. Er wusste dieses Gefühl nicht zu beschreiben, welches sein Innerstes erwärmte während er seinen Freund so hielt, doch war ein Funken Erleichterung dabei, die Panik überwunden, welche ihn ergriffen hatte, als Shinya nicht sofort aufgewacht war und er schon das Schlimmste vermutet hatte. „Das ist ein Anfang.... du solltest jetzt erst mal Frühstücken, ich habe dir von allem eine Kleinigkeit mitgebracht... ich lass dich dann alleine.“ Toshiya war gerade dabei sich wieder von dem Jüngeren zu lösen, als er spürte wie sich dessen Arme auf seinen Rücken legten, er leicht gedrückt wurde, ehe sich der Zierlichere von ihm entfernte. „Es tut mir leid und danke.“ „Schon okay, jetzt iss erst mal etwas, wir sehen uns unten.“ Nach diesen Worten verließ der Schwarzhaarige das Zimmer des Kleineren, ging die Treppen hinab in das Wohnzimmer und setzte sich dort auf das große Sofa, nur um nach wenigen Minuten wieder aufzustehen und durch den Wintergarten nach draußen zu verschwinden und sich seiner Nikotinsucht hinzugeben, war eine Zigarette nun bitter nötig. Erst nach etwa einer viertel Stunde begab sich der Bassist zurück ins Innere des Hauses, beinahe durchgefroren aufgrund der Kälte, die der Januar mit sich brachte, doch spürte er dies nicht, zu sehr beschäftigten ihn die Gedanken an den Jüngeren, denn die Sorge um diesen war um ein weiteres Mal gestiegen. So sehr er es versuchte, er konnte den Vorfall nicht so einfach vergessen, den Schock, welchen er erlitten hatte , als er keine Atmung des Braunhaarigen vernehmen konnte. Wie ein Film zeigten sich die Bilder vor seinem inneren Auge, als er versucht hatte seinen Freund zu wecken, als er bemerkte, dass dieser nicht mehr atmete und ihn voll von Panik an den Schultern packte. Der Schwarzhaarige schüttelte seinen Kopf, wollte es endlich verdrängen, sie nicht mehr sehen, hatte es ihm schon ein einziges Mal gereicht, sich in solch einer Situation zu befinden, etwas auf was er gut und gerne hätte verzichten können. Ein monotones Klingeln vertrieb die Gedanken und Erinnerungen an diese schreckliche Erfahrung für jenen Moment, schreckte der Bassist auf und bemerkte, dass es sein Handy war, welches dieses Geräusch verursachte, fand er das kleine mobile Gerät auf dem Wohnzimmertisch liegend, fragte sich im selben Moment, wie es dort hingekommen war, ehe er das Telefon an sich nahm. „Hara?“ „Totchi? Hallo, ich bin es, Kaoru. Ich wollte mich danach erkundigen wie es euch heute geht. Hoffe doch gut?“ Toshiya stockte, war sich nicht sicher, was er zu dem Älteren sagen sollte, der scheinbar einen inneren Sensor in sich tragen musste, da dieser ausgerechnet jetzt anrief. Der Schwarzhaarige entschloss sich dazu, Kaoru nichts von dem Vorfall mit Shinya zu erzählen, würde es diesen nur sorgen und wahrscheinlich würde der Leader verlangen, dass sie zurück nach Japan kamen. „Hallo Kao...., erm ja, mach dir keine Gedanken. Uns geht es gut und es ist nichts weiter passiert.“ „Bist du sicher? Du klingst irgendwie seltsam.“ „Ja natürlich, es ist alles in Ordnung... ich, naja meine Schulter schmerzt ein bisschen, aber sonst...“ „Also gut. Das ist kein Wunder, so wie ich dich kenne, hast du dich sowieso nicht geschont. Ich glaube, ich muss Shinya mal sagen, dass er ein Auge auf dich haben soll.“ „Hey, nun hör aber auf. Ich habe aufgepasst und außerdem bin ich wohl alt genug, um auf mich selber zu achten.“ „Ich glaube dir alles, was du sagst, Totchi.“ „Vielen Dank, das klang sehr überzeugend... wie dem auch sei, ich muss jetzt Schluss machen, wir wollen demnächst nach Aberdeen fahren.“ „In Ordnung, dann wünsche ich euch noch einen schönen Aufenthalt. Ich melde mich wieder und sage Shinya Grüße von mir.“ „Danke und ich richte es aus, sage Die und Kyo Grüße von uns. Ja ne [1]“ ~~~~ Einen Moment lang blieb Shinya auf den Stufen der Treppe stehen, beobachtete den Älteren, der die Decke zusammen faltete, diese über die Lehne der Couch legte, dann zu dem Kamin hinüber trat, dort die Asche zusammen schob und in einen metallenen Eimer entsorgte und letzten Endes in der Küche verschwand, wohin ihm der Braunhaarige folgte. Der Drummer wusste nicht so recht, wie er seinen Freund nun nehmen sollte, der Wandel, welcher Toshiya in seinem Zimmer ergriffen hatte, war viel zu schnell, viel zu überraschend, als das ihn der Musiker vollständig nachvollziehen konnte. Warum hatte sein Freund seine Entscheidung so einfach hingenommen, nachdem er ihn so sehr erschrocken hatte? Weshalb hatte ihn der Dunkeläugige nicht einfach so lange in eine Ecke gedrängt, bis er geredet hätte? „Möchtest du nicht rein kommen? Oder bewachst du den Türrahmen?“ Toshiya lehnte gegen einen der flachen Schränke, trocknete sich die Hände, die Lippen in einen warmen Lächeln erhoben, bevor ihm der Andere das Tablett abnahm, Shinya sich an den Tisch sinken ließ. „Kann ich dich etwas fragen?“ Der Größere summte in Erwiderung, blickte kurz über seine Schulter, bevor er sich dem Zierlicheren gegenüber setzte. „Sicher.“ „Wieso hast du dich oben so schnell zurückgezogen?“ „Weil es im Endeffekt nichts gebracht hätte, dich zu etwas zu zwingen. Ich wollte, dass du dich hier erholst und in meiner Nähe wohl fühlst. Wenn ich mit dir streite, dann würde das nur das Gegenteil bewirken, oder?“ Ein, zwei Mal blinzelte der Langhaarige überrascht, er hatte den Älteren eigentlich als ziemlich starrköpfig in Erinnerung, vor allem, wenn es um etwas ging, das Toshiya unbedingt wollte. Wann hatte sich das geändert? Zu welchen Zeitpunkt war aus dem fröhlichen, manchmal schon überdreht und kindlich gebliebenen jungen Bassisten so ein umsichtiger Mensch geworden? Und seit wann, so wisperte eine kleine Stimme in dem Drummer, genoss er die Präsenz des Schwarzhaarigen, wie war es diesem gelungen, sich gegen seine Wälle zu lehnen und sie zu schwächen? „Vielen Dank.“ „Du musst dich nicht bedanken, das ist alles Eigennutz. Du bist gruselig, wenn du wütend bist.“ Der Drummer schnaubte leise, derweil sein Freund warm lachte, sich erhob und mit den Fingerspitzen über die Hand des Braunhaarigen glitt, diesem sagend, dass er die Wäsche nach oben holen würde. Wenig später kämpften sie mit dem Wäscheständer, der sich ihnen stur widersetzte, in sich zusammenfiel, wenn sie gerade geglaubt hatten, dass dieser nun so stehen bleiben würde. „Noch einmal und ich spendiere diesem Haus einen Trockner.“ Toshiya hatte dies vor sich hin gemurmelt, während er noch einmal um den bockigen Gegenstand herum geschlichen war, einen letzten Versuch startete, es zur Kooperation zu überreden und tatsächlich blieb der Ständer nun stehen. Augenblicklich hellte sich die Stimmung des Größeren auf, als dieser sich auf einen der Sessel sinken ließ - da ihm Shinya seine Arbeit wegnahm und statt der seinen die Kleidung aufhängte - ein zufriedenes Lächeln auf den Zügen. „Siehst du, meine Drohungen werden immer beachtet.“ Auch einer der Mundwinkel des Jüngeren zog sich ein Stück weit nach oben, während er den letzten Pullover glättete, dann die beiden Seitenflügel einklappte und den Kopf leicht schräg legte, als er zu dem Sitzenden hinüberblickte. „Das werden wir erst beurteilen können, wenn wir wiederkommen.“ „Bitte?“ „Dann werden wir sehen, ob er noch steht und dich ernst genommen hat.“ Es brauchte ein oder zwei Sekunden, bis der Bezopfte begriff, dass sein Freund gescherzt hatte, er zu lachen begann, den Jüngeren kurz drückte. „Du wirst niemals aufhören, mich zu erstaunen. Komm, lass uns fahren.“ Aberdeen war wirklich leicht und wunderbar zu finden, auch wenn Toshiya konstant und wie ein Rohrspatz schimpfte, sich über jeden einzelnen Fahrer aufregte, ohne dabei wirklich erbost zu sein, doch die Art, wie er mit den Augen rollte oder trockene Kommentare in den Raum warf, brachte den Drummer mehr als einmal leise zum Lachen, etwas, das den Älteren immens zu freuen schien. Sie parkten ihren Wagen in einer der Tiefgaragen, in welcher sie an dem Automaten gleich einen weiteren Kampf mit der Technik austrugen, zusammen aber schafften es die jungen Männer eine Ganztageskarte zu erhalten, damit sie sich um die Uhrzeit keine Sorgen zu machen brauchten, bis ein Uhr in der Frühe würden sie mit Sicherheit hierher zurück gefunden haben. Auf den Straßen der schottischen Stadt gestaltete sich das Ganze schon ein wenig anders, denn für einige Minuten standen sie hilflos auf der Hauptstraße, bis sie einen der Pläne fanden, über diesem brüteten, bis sie sich entschieden, dass das Zentrum hinter ihnen lag, sie also erst einmal in diese Richtung gehen würden. Für den Notfall schrieb sich der Bassist den Namen des Parkhauses und die Straße auf, auch wenn sie beide einen relativ guten Orientierungssinn besaßen, in der Dunkelheit sah alles anders aus. Während sie liefen, drehte Shinya sein Gesicht der wärmenden Sonne zu, schloss ab und an die Augen, blieb stehen, um das eine oder andere Gebäude zu betrachten, denn viele von ihnen waren aufwendig mit Ornamenten oder anderen Dingen geschmückt, weswegen sie oftmals ein Blickfang waren. Toshiya hingegen hatte erneut die Finger des Jüngeren in die seinen genommen, rauchte selig, während sein Freund sich umsah, fröhlich grinsend, als er die zum Teil neidischen Blicke der zum größten Teil männlichen Jugend bemerkte, keiner von ihnen schien zu sehen, dass jener, auf welchen sie so ein abschätzendes Auge warfen, ebenfalls ein Mann war, was es für den Bassisten natürlich viel leichter machte, so offen Zuneigung gegenüber dem Zierlicheren zu zeigen. ~~~~~ Noch eine Weile verbrachten sie in der Altstadt, betrachteten die imposanten Gebäude und der Bassist kam nicht umhin seine Polaroidkamera bereit zu halten, forderte den Jüngeren mehrere Male dazu auf, sich an einem der alten Gemäuer in Pose zu stellen, auch wenn der Drummer dies nur mit sturer Überzeugungskraft seitens des Größeren tat. Abermals hielt der Schwarzhaarige eines der Bilder seines Freundes in der Hand, lächelte leicht, während er es sich ansah , doch steckte es sogleich in die Tasche, welche er bei sich trug, als dieser auf ihn zutrat. Er wusste schon ganz genau, was er mit den Aufnahmen von dem Drummer machen würde und ohne diesem jene zu zeigen, ergriff er erneut dessen Hand, zog ihn zu einer der vielen Kirchen, welche er als ihr nächstes Aussichtsziel auserkoren hatte, ignorierte dabei dessen Proteste, die Bilder ebenfalls sehen zu wollen. Nach der Besichtigung des Gotteshauses und weiterer Schnappschüsse von diesem Gebäude und einem braunhaarigen jungen Mann, der sich nur widerwillig von ihm photographieren ließ, entschlossen sich die beiden Musiker dazu, die Altstadt nun hinter sich zu lassen und die Innenstand, das Herz der eigentlich ländlichen Gegend, zu erkunden. Auf dem Marktplatz angekommen, verharrten sie an einem Brunnen, welcher durch ein in Stein gehauenes Einhorn die Aufmerksamkeit der beiden Japaner auf sich zog und wieder hatte Toshiya seine Kamera griffbereit, deutete seinem Begleiter abermals, sich in eine Pose zu stellen. Nach weiteren Aufnahmen von Shinya und den mittelalterlichen Bauwerken, gingen sie wieder den gepflasterten Weg der Einkaufsstraßen entlang, hatte sich die Hand des Bassisten, wiederholt um die seines Begleiters geschlichen. An einem Laden mit Designerkleidung, welcher auch Lack- und Leder Röcke sowie Oberteile anzubieten hatte, blieben die beiden Musiker stehen, betraten dann gemeinsam den kleinen Laden, in der Hoffnung, vielleicht etwas für sich zu finden. Der Bassist war schnell fündig geworden, blieb an einem Ständer hängen, welcher eine Menge an knapper als auch langer Kleider auf sich trug, schmunzelte leicht, als er sich dabei ertappte, wie er diese mit ihren Bühnenoutfits verglich. Nach kurzem Überlegen griff die Hand des Schwarzhaarigen nach einem langen eleganten schwarzen Wickelrock aus Kunst-Leder welcher mit zwei Schnallen an der Seite geschlossen wurde, dazu gesellte sich ein Oberteil aus demselben Material, welches wie eine Corsage am Rücken verschnürt werden musste. Mit beiden Sachen im Arm trat Toshiya zu seinem Freund, dieser befand sich ein paar Schritte weiter hinter ihm, vor einem Regal, das mit weniger ausgefallenen Kleidern und Röcken bestückt war, dafür aber interessant geschnittene Hosen beinhaltete. Er griff nach der Schulter des Jüngeren, wartete bis dieser ihm seine Aufmerksamkeit schenkte, bevor er die beiden Teile diesem entgegenhielt. „Was hältst du davon, Shin?“ Der Drummer betrachtete sich die beiden Kleidungsstücke von oben bis unten, neigte dabei seinen Kopf leicht auf die Seite, ehe er dem Größeren eine Antwort gab. „Es sieht edel aus. Für privat oder eines unserer Konzerte?“ „Ich weiß nicht, vielleicht für beides?“ Der Ältere wartete geduldig auf das Urteil des Kleineren, währenddessen Augen ein weiteres Mal über den Rock und das Oberteil glitten, der Gesichtsausdruck Shinyas sich dabei nicht veränderte. „Ich denke, es würde sehr gut zu unserem Bandimage passen und dir sicherlich stehen.“ „Eigentlich war das nicht für mich gedacht.“ Toshiya konnte sehen, wie sich die Augenbrauen seines Gegenübers leicht zusammen zogen und kam so zu dem Entschluss, dass dem Jüngeren dieses Outfit für sich selbst wohl nicht gefiel. „Es ist schön, aber es passt besser zu dir.“ „Da bin ich zwar anderer Meinung, aber in Ordnung.“ Mit diesen Worten wand sich der Bassist von seinem Freund ab, hängte die beiden Sachen zurück an den Kleiderständer, ging dann wieder zu diesem und widmete sich ebenfalls einem der anderen Regale. „Warum hast du es zurück getan?“ „Weil ich es für dich ausgesucht hatte und selber genügend solcher Sachen in der Umkleide habe.“ Der Größere konnte sehen wie sein Freund daraufhin nur nickte und ohne weitere Worte zu verlieren, stöberten sie einmal mehr in dem Angebot, das der kleine Shop zu bieten hatte. Etwas mehr als eine halbe Stunde später verließen die beiden Musiker das Geschäft, welches durch seine Aufmachung eigentlich mehr als unscheinbar wirkte, hatten dabei jeweils eine Plastiktasche in der Hand. Kurze Zeit später, nach einem Weg durch die kleinen Gassen, befanden sie sich abermals vor einer der großen Kirchen wieder, schien sich dieser Ort durch diese Gemäuer auszuzeichnen, waren diese wohl sehr häufig vertreten und wurden von vielen Touristen besucht. [2] Erst nachdem sie auch diese Sehenswürdigkeit erkundet und Toshiya seine Bilder getätigt hatte, begaben sie sich auf den Weg zu einem Restaurant, war die Zeit während ihres Aufenthalts, beachtlich voran geschritten, zeigten die Zeiger der Uhren bereits 13.00 Uhr. Nach einem kurzen Essen, sie hatten beide nicht wirklichen Hunger gehabt, kehrten sie erneut auf die Straßen Aberdeens zurück, mit dem Ziel, weitere Geschäfte zu erkunden, als auch ältere Gemäuer zu entdecken und irgendwann, der Bassist war sich nicht mal sicher, wie der Jüngere es geschafft hatte, war seine Kamera in dessen Hände gewandert. Nun war es der Bassist, welcher sich für den Zierlicher in diverse Stellungen begeben sollte, doch tat er dies relativ gerne, schon alleine, um das leichte Lächeln des Drummers sehen zu können, welches dieser ihm schenkte, als er sich wieder einmal voll in seinem Element, in Pose warf. Durch ihren Streifzug in der Stadt, kamen sie an einer mittelalterlich gestalteten Stadtmauer vorbei, kam der Bassist nicht umhin, wie auch am Tage zuvor auf dieser entlang zu balancieren, die teilweise skeptischen Blicke seitens Shinyas dabei missachtend. Erst als der Schwarzhaarige beinahe sein Gleichgewicht verlor, drohte zu fallen, als er abrutschte, kletterte er von der ungesicherten Mauer und begab sich wieder an die Seite seines Freundes, welcher in jenem Moment an einem Musikladen stehen blieb. ~~~~~ „Hast du etwas interessantes gefunden?“ Ein Arm legte sich um die schmalen Schultern des Kleineren, als Toshiya ebenfalls das kleine liebevoll gestaltete Schaufenster betrachtete, derweil der Langhaarige unbestimmt summte, dann leicht den Kopf drehte. „Ich weiß es noch nicht, aber ich würde trotzdem gerne hinein gehen?“ Der Bassist lächelte nur, bevor er den Anderen einfach mit sich zog, sie das kleine Geschäft in Begleitung eines leisen Glockenspiels betraten, man sie mit einem ruhigen, sehr freundlichen 'Willkommen' begrüßte, doch zunächst die Zeit ließ, sich in aller Ruhe umzuschauen. Die hier ausgestellte Musik war international, denn neben vielen schottischen und irischen Klängen, fanden sich durchaus brasilianische Gruppen, französische und deutsche Musik, die sich in den unterschiedlichen Künstler aus Bangkok, Neapel und Deli verliefen. Selbst japanische Musik war hier vertreten, nicht nur die klassisch-traditionelle, sondern auch ein wenig Pop und Rock, weswegen sich der Schwarzhaarige dort festhalten ließ, dem Zierlicheren mit einem Augenzwinkern erklärend, dass er sich ja darüber informieren musste, was die Konkurrenz so alles auf die Beine stellte, währenddessen Shinya weiter lief. Die Augen des Musikers wanderten über die verschiedenen klassischen Tonträger, eine der Hüllen hatte bereits ihren Weg in die Hände des jungen Mannes gefunden, schlicht weil ihn das Cover so sehr gefiel und nun schwankte der Dunkeläugige zwischen einem Streichorchester von Karl Off oder einer der Opern von Mozart, die ihn so sehr interessierten, denn bisher war er noch nie dazu gekommen eine von ihnen vollständig zu hören oder gar in einer Ausführung zu sehen. Am Ende war es die 'Zauberflöte' und eigentlich hatte Shinya nun zu der Kasse hinüber gehen wollen, wäre da nicht der schmale Fernseher gewesen, der seine Aufmerksamkeit erregte, denn als er ein paar Schritte weiter auf diesen zuging, erkannte er Yoshiki. Es war überraschend für den Drummer, eine DVD des Anderen hier zu finden, natürlich hatte er von dem Erscheinen des klassischen Konzertes [3] gewusst, aber hier, in diesem fremden Land, hätte er sicherlich nicht damit gerechnet. Das Gerät war nicht laut eingestellt, trotzdem war es Shinya möglich zu verstehen, was der blonde Mann sagte, dann verfolgte er, wie eine dunkelhäutige Frau die Bühne betrat, sich die beiden ein kurzes Lächeln schenkten, bevor die Schwarzhaarige an das Mikrofon trat. Die Melodie war unglaublich... nicht so sehr von ihrer Komposition, obgleich alle Stücke des Musikers bewundernswert waren... doch von ihrer Stimmung, sie nahm den Braunhaarigen sofort gefangen, schien sich um seine Seele zu legen, eine solche Sehnsucht in ihm auslösend, dass sich der Atem leise in seiner Kehle fing. Und auch die Stimme der Sängerin berührte ihn, sie war dunkel, voll von Volumen und etwas, dass ihm einen Schauer über den Rücken jagte. Ohne dass er bemerkte, war sein Kopf leicht auf die Seite gesunken, als er dem Text zuhörte, sich eine neue Emotion offenbarte, die Shinya erst nach ein paar Sekunden einordnen konnte... er empfand Mitleid. Die Worte klangen wie ein Ruf der unerhört verhallte, verloren in der Hektik dieser Welt und es erinnerte den Langhaarigen an Hide... eine letzte Botschaft an den verstorbenen Gitarristen, eingebettet in den sachten Klängen eines Klaviers. Das Stück endete, wurde von einem tosenden Applaus abgelöst, doch noch immer bewegte sich der Drummer nicht, blickte auf den Fernseher, bis warme Finger die seinen umschlossen, er den Bezopften neben sich stehen sah, welcher eine der wenigen DVD in seinen Händen hielt, ihn liebevoll anlächelte. Zwar öffneten sich Shinyas Lippen, der Ältere hingegen schüttelte nur seinen Kopf, trat mit ihm zu der Kasse hinüber. „Vielen Dank.“ Wieder lächelte Toshiya nur, derweil er behutsam die kleine Tüte um die DVD schlang, diese anschließend in seiner Tasche verstaute. „Ich sollte dir danken. Komm.“ Der Zierlichere wusste mit dieser kryptischen Antwort nichts anzufangen und sein Freund schien auch nicht bereit sich zu erklären, weswegen er es einfach fallen ließ, sich stattdessen erneut durch die Straßen ziehen ließ, denn irgendwie mochte er das Gefühl, welche die zärtliche Art des Größeren in ihm auslöste, wohl der hauptsächliche Grund, weswegen er diesem ständig nachgab. In einem der nächsten Geschäfte kaufte sich der schlanke Mann eine digitale Kamera, zwar hatten sie noch die des Älteren, aber er hatte einem gewissen Sänger versprochen, Bilder zu machen und dieses einfache Versprechen wollte Shinya einhalten, wenn es ihm schon nicht gelang, an allem anderen fest zu halten. Nun bedienten sich die beiden Musiker wirklich des Klischees, alle Japaner würden ständig photographieren müssen, doch da es hauptsächlich Toshiya war, der alles und jeden ablichtete, konnte sich der Drummer ein wenig in den Hintergrund zurückziehen, wenn nicht er selbst das ausgewählte Model seines Freundes war. Irgendwie, dem Jüngeren war noch nicht so ganz klar wann und wo es passiert war, fanden sie sich in einem Eiscafé wieder, teilten sich einen 'Liebesbecher' schlicht, weil dieser am Besten ausgesehen hatte und keiner von ihnen ansonsten eine Wahl hatte treffen können. Gerade genoss er den fruchtigen Geschmack einer der Mangostreifen, da legte der Bezopfte seinen Löffel nieder, blickte ihn so intensiv an, das der Dunkeläugige für einen Moment lang befürchtete, ihm war etwas sehr Wichtiges einfach entgangen und trotz dessen der Andere so feierlich wirkte, war die Frage, die er dem Zierlicheren stellte sehr einfach. „Genießt du den Tag bisher?“ Einen kurzen Augenblick blinzelte der Jüngere, dann nickte er mit einem leichten Lächeln, auf welches Toshiya mit einem der konkurrenzlos seinen antwortete, sich dann fröhlich eine weitere Frucht zwischen die Lippen schob. ~~~~~ Gegen Abend, nachdem sie sich auch wirklich keine der Sehenswürdigkeiten aus Aberdeen hatten entgehen lassen und dem Bassisten auffiel, dass sein Begleiter damit begann seinen Fuß zu schonen, beschlossen sie zurück nach Ellon zu fahren. Auf dem Weg durch die große Hauptstadt, überlegte sich der Ältere was sie mit dem angebrochenen Abend noch tun könnten, denn er war nicht gewillt den schönen Tag einfach damit abzuschließen, dass sie schlafen gehen würden. Als sie sich schon auf der Straße wieder fanden, in der sie sich einen der Straßenpläne besorgt hatten, kam ihm ein Einfall, von welchen er sogleich seinen Begleiter überzeugen wollte. „Sag mal Shinya, möchtest du heute noch etwas besonderes machen?“ Fragend blickten die braunen Opale seines Freundes ihn an, ehe dieser nur leicht den Kopf schüttelte, darauf wartete, dass er weiter sprechen würde. „Also, ich meine, es wäre doch schade den Tag einfach so enden lassen. Deswegen, ein Vorschlag. Was hältst du davon, wenn wir uns noch in einem der Kaufhäuser etwas Wein besorgen und vielleicht einen Schottischen Whiskey und danach noch einen gemütlichen DVD-Abend machen? Schließlich habe ich das Konzert von Yoshiki-sama ja nicht umsonst gekauft, oder?“ Der Jüngere dachte für einen Moment über den Vorschlag Toshiyas nach, schien nichts dagegen zu haben, denn im nächsten Moment schenkte er seinem Begleiter eines seiner seltenen Lächeln. „Gerne, ich habe nichts dagegen.“ „Na dann, ist es ja abgemacht. Jetzt müssen wir nur noch das Parkhaus finden.“ Die Hand des Älteren verirrte sich wieder um die des Braunhaarigen, war dies mittlerweile unpassend für den Größeren schon zur Gewohnheit geworden. Trotz dessen schon erhebliche Dunkelheit die Straßen beherrschte, die Sonne war schon vor einer Stunde dem Schatten der Nacht gewichen, fanden sie das Parkhaus, sehr schnell wieder und die Notiz welche sich der Schwarzhaarige für den Notfall geschrieben hatte, wurde nicht einmal gebraucht. Ein Problem jedoch stellte sich den beiden Musikern in den Weg, nachdem sie dass Gebäude betreten hatten, sahen alle Ebenen gleich aus und der Bassist war sich nicht mehr ganz sicher wo er geparkt hatte, doch dieses kleine Missgeschick war schnell überwunden, fanden sie schon beim zweiten Anlauf die richtige, ohne dass sie die anderen Acht durchsuchen mussten. Toshiya kramte noch etwas aus seiner Tasche hervor, ehe er diese in dem Kofferraum verstaute, dann ebenfalls in den Wagen einstieg und sich hinter dass Lenkrad setzte, dabei den Gegenstand in seiner Hand an Shinya weiter reichte. Als der Drummer die kleine Tüte öffnete, zog er eine CD hervor, welche sich der Bassist noch zusätzlich in dem Musikladen gekauft hatte. Bevor der Größere den Wagen startete, deutete er seinem Freund, dass dieser die glänzende Scheibe doch bitte in den Player einlegen sollte und kaum das der Jüngere seinen Wunsch erfüllt hatte, ertönten die ersten Klänge einer Gitarre in ihrem Gefährt, erst dann lenkte der Schwarzhaarige den Wagen hinaus aus dem Gebäude auf die Hauptstrasse in Richtung Ellon. An dem ersten Einkaufscenter, an welchem sie vorbeikamen, bog Toshiya auf den Parkplatz ein, stellte den Wagen ab. Kurze Zeit später, fanden sich die beiden Musiker, beladen mit einer Kiste Rotwein, zwei Flaschen Dalwhinnie Highland Malt und einer Packung Kerzen, an dem Rover MG wieder, luden alles in den Kofferraum und begaben sich dann weiter auf den Weg nach Hause. Mittlerweile hatte es zu schneien begonnen, ein Umstand, welcher es dem Bassisten nicht wirklich leicht machte zurück zu finden, zu dem Haus, das sie derzeit bewohnten und so war es dann auch nicht verwunderlich, dass sie etwas mehr Zeit brauchten. Als Toshiya die Einfahrt hinabfuhr und das Auto auf dem privaten Parkplatz abstellte, atmete er erleichtert aus, er hasste es, bei solch einem Wetter fahren zu müssen und war froh, heil hier angekommen zu sein. Gemeinsam mit Shinya trug er ihre Sachen in das Haus, verstauten sie ihre Einkäufe in ihren Zimmern und den Wein sowie den Schnaps in der Küche. Der ganze Wohnraum war schon wieder total ausgekühlt, war der erste Gedanke des Älteren den Kamin zu entzünden, doch dies wurde ihm soeben von dem Drummer abgenommen, der bereits die ersten Holzscheitel in ein beginnendes Feuer warf. Da es noch eine Weile dauern würde, bis das Zimmer in eine angenehme Wärme gehüllt sein würde, holte der Schwarzhaarige aus einer Ecke, zusätzlich ein paar Decken hervor, legte diese auf dem gemütlichen Sofa ab und verschwand dann in der Küche. Dort suchte er aus einem der Schränke zwei Gläser heraus, stellte diese auf ein Tablett. Hinzu gesellte sich eine Flasche des Rotweins, welche er sogleich öffnete und auch eine des Whiskeys, fand den Weg in seine Hand. Als er gerade dabei war, mit dieser Ausbeute in das Wohnzimmer zurückzukehren, erschien Shinya in dem Türrahmen, lehnte sich an diesen. „Kann ich dir helfen?“ „Nein danke, ich war gerade dabei dir wieder Gesellschaft zu leisten, also geh ruhig wieder ins Wohnzimmer, mach es dir bequem.“ Noch für einen Moment blickte der Schwarzhaarige um sich, erforschend ob er vielleicht etwas vergessen hatte, ehe er mit dem Tablett in den Händen dem Jüngeren folgte, dieses auf dem gläsernen Tisch abstellte und dabei die Kerzen bemerkte, die sich ebenfalls auf diesem befanden und soeben von dem Jüngeren entzündet wurden. Auf seinen fragenden Blick, antwortete der Kleinere ihm, dass er den Duft brennender Kerzen mochte, woraufhin der Bassist nur lächelte, dann die gekaufte DVD an sich nahm und in den Player einlegte, sich zu dem Zierlicheren auf die Couch setzte. Nachdem die beiden Decken über ihre frierenden Körper ausgebreitet waren, griff der Schwarzhaarige nach der Weinflasche und füllte beide ihrer Gläser mit dem dunklen Getränk, während auf dem Fernseher die ersten Bilder des Konzertes auf flackerten. ~~~~ Schon bei dem dritten Stück hatte der Zierlichere die Beine so an sich herangezogen, dass sie eng an seinem Körper anlagen und er den Kopf auf eines der Kissen legen konnte, welche Toshiya aus einem der noch freien Schlafräume geholt hatte und nun nutzte er dieses, um kurz seine Augen zu schließen, die Tränen fortzublinzeln, die ihn jedes Mal ereilten, wenn er diesen Titel hörte. Zwar hatte er das letzte Konzert X-Japans [4] nicht live besucht, doch er kannte die Bilder, welche die Emotionen in der Halle fast schon grausam genau einfingen und er erinnerte sich noch gut an jenen Tag... Yoshiki hatte ihm leid getan, dieser Schmerz in den dunklen Augen, der ihm nun ein wenig vertrauter war, auch wenn sich der Drummer nicht anmaßte, ihn mit jenem gleichzusetzen, den wohl der blonde Mann in sich gefühlt haben musste... oder auch noch jetzt empfand. Shinya nahm an, dass solche Wunden niemals vollständig heilten, selbst wenn die Zeit eine Schicht Schorf über sie legte, andere Erinnerungen ihr das Brennen nahmen. Viel zu einfach war es für seinen eigenen Kummer einmal mehr hervorzubrechen, obgleich er so hart darum gekämpft hatte ihn zurückzudrängen, nicht darüber nachzudenken... zumindest nicht jetzt, nicht an diesem Ort. Shinya würde unter keinen Umständen vor dem Älteren zusammenbrechen, obwohl die Übelkeit und dieses schmerzhafte Krampfen bereits zu ihm zurückgekehrt war. Mit einem Mal stoppte die sachte Melodie aus Streichern und Piano und als der Braunhaarige den Kopf hob, war Toshiya näher zu ihm gekrabbelt, strich ihm nun mit einem Finger über die Wange. „Bitte entschuldige, ich hätte nicht gedacht, dass es dich so stark affektieren würde.“ Leicht schüttelte der Jüngere seinen Kopf, rang sich ein kleines Lächeln ab. „Es ist schon in Ordnung... ich war selbst überrascht. Lass es uns einfach weiter schauen.“ Einige Momente noch ruhten die Augen des Größeren auf ihm, dann stellte dieser den Player wieder an, auch wenn es noch ein paar Minuten dauerte, bis sich der Schwarzhaarige wieder auf das Konzert konzentrieren konnte. Ihre Gläser waren bereits zum zweiten Mal gefüllt, als die DVD ihren Abschluss fand und ein wenig schwiegen sie, ließen die Empfindungen ausklingen, welche sich während der überwältigenden Musik losgelöst hatten. Spätestens bei dem letzten Titel waren die Augen des Drummers wieder feucht geworden, derweil Toshiya ganz offen weinte, zu der Überraschung des Jüngeren den Refrain mitsang, leise, doch berührte es den Langhaarigen ungemein, sodass er fast bewegt, war mit einzustimmen, etwas, dass er privat schon unzählige Male getan hatte. Dennoch schreckte er davor zurück, diese Seite zu offenbaren, es gelang ihm einfach noch nicht, egal wie wohl sich Shinya in der Gegenwart des Anderen auch fühlen mochte. Das Bild verlor sich in einen vollkommenen Schwarz, als auch die letzten Namen verschwunden waren und erst dann bewegte sich der Bassist, stand auf, um sacht die DVD zu entnehmen, sie in ihre Hülle zurück zu legen, einen anderen Silberling tat er in das Gerät, gab dem Fach einen leichten Stoß mit dem Finger. Warme, irische Klänge erfülltem den Raum, begleitet von einer sanften, männlichen Stimme, welche der ruhigen Stimmung auf sachte Weise den fernen Kummer nahm, sie in eine andere Welt der Töne lockte. Shinya ließ sich mehr als willig davon einfangen und umgarnen, denn auch wenn er dem Älteren sehr dankbar für dieses wertvolle Geschenk war, es sofort in sein Herz geschlossen hatte, so war der Drummer doch noch viel zu wund, er hatte diesen Fakt lediglich ignoriert. Der Blick des jungen Mannes glitt zu der Uhr hinüber, derweil sich Toshiya wie eine Katze streckte, die Decke ein weiteres Mal zurück schlug, sich für einen Moment entschuldigend und auch der Langhaarige erhob sich, holte sein mobiles Telefon, welches er kurze Zeit nur festhielt, bevor er seinen Atem langsam und tief entweichen ließ, behutsam eine Nummer wählte. Das Freizeichen schien überlaut in seinem Kopf wiederzuhallen und mit einem Mal flatterten die Nerven des Dunkeläugigen so heftig, dass er schon beinahe wieder auflegte, hätte man in diesen Sekunden nicht seinen Anruf entgegen genommen. „Ja?“ Kaoru klang leicht abwesend, nicht müde, sondern wie in seine Arbeit versunken, egal wie früh es in Japan auch sein mochte, was ein flüchtiges Lächeln über die Züge des Braunhaarigen gleiten ließ, auch wenn dieses nur an einem der Mundwinkel zupfte, aber es brauchte ein, zwei donnernde Herzschläge bis er sich dazu zwingen konnte, leise zu antworten. „Ich bin es.“ „Wie geht es dir?“ Augenblicklich veränderte sich die Stimme ihres Leaders, konzentrierte sich vollkommen auf ihn, ein Wandel den Shinya schon oft gesehen und gehört hatte, dennoch war es ihm nie so bewusst aufgefallen, wie an dem heutigen Abend. „Ich kann es dir nicht sagen, zumindest nicht... emotional.“ „Und körperlich?“ Es hätte den Drummer klar sein müssen, das der Ältere nach dieser einzigen Option fragen würde, weswegen er auch ein wenig mit sich haderte, bevor er wieder sprach, dabei die Augen schloss. „Ein wenig erschöpft.“ Der Violetthaarige summte nur in Erwiderung, dann schwiegen sie beide, hörte Shinya dem ruhigen Atmen des Anderen zu und wahrscheinlich wartete dieser darauf, dass er weiter sprach, oder viel mehr erst einmal etwas sagte, denn immerhin war es Shinya, welcher den Gitarristen angerufen hatte, jener aber war nicht sicher, wie er sich ausdrücken sollte und als sich die Worte schließlich doch von seinen Lippen lösten, klangen sie – zumindest in den Ohren des Braunhaarigen – ziemlich jämmerlich. „Ich habe noch nicht entschieden... bitte verzeih.“ Zu seiner Überraschung lachte Kaoru leise, ein warmer, beinahe zärtlicher Laut, der den Zierlicheren in einer Umarmung fing, selbst über all diese Kilometer hinweg, die sie trennten. „Da gibt es nichts, dass ich verzeihen müsste. Es ist in Ordnung, Shinya. Niemand verlangt von dir, dass du dich innerhalb von ein paar Tagen entscheiden müsstest. Wie ist es, erzählst du mir ein wenig von dem Ort an dem ihr seid?“ „Wenn es dich nicht stört?“ „Würde ich denn sonst fragen?“ Wieder dieses Lächeln in der Stimme des Älteren und ein paar Momente in welchen sich der Jüngere sammelte, sich Dinge zurecht legte, die er über Ellon erzählen konnte, aber noch bevor er zu sprechen beginnen konnte, gab es im Hintergrund des Leader ein leises Geräusch, wie eine Tür, die man öffnete, aber nicht schloss. „Einen Moment, Shinya.“ Die musste in den Raum gekommen sein, denn unter normalen Umständen hätte sich Kaoru nicht von einer eintretenden Person stören lassen, und obgleich dieser das Telefon wohl mit dem Hörer nach unten abgelegt hatte, war es dem Drummer möglich leise Stimmen zu hören, die miteinander argumentierten, auch wenn ihm der Sinn des Gesprochenen nicht erreichte. Shinyas Brauen zogen sich zusammen, als es einen Umschwung zu geben schien, irgendeine Entscheidung, dann schien etwas umzufallen, auf dem Boden aufzuschlagen. Finger berührten den Braunhaarigen am Arm, sodass er zu einen stumm fragenden Toshiya hinauf blickte, aber nur mit den Kopf schütteln konnte, dann erreichte ihn erneut eine Stimme, welche sein Herz für einen schmerzvollen Schlag zum stocken brachte. „Shinya?“ Der rothaarige Gitarrist wartete nicht, ob der Angesprochene ihm antwortete, redete einfach weiter, die Stimme voll von Kummer, Schuld und Verzweiflung, so hastig, dass sie sich beinahe überschlug. „Oh Gott, es tut mir so leid, ich weiß, das macht es nun nicht mehr besser und das was ich gesagt habe, kann ich auch nicht mehr zurück nehmen und ich weiß, dass du es vielleicht gar nicht hören willst und denkst, dass ich nur eine Ausrede suche um meine eigene Schuld zu tilgen, mich mit Ausflüchten zu retten, aber ich hatte eine solche Panik als ich euch fallen sah. Ich war so wütend auf dich, darauf, dass sie alle so behutsam mit dir umgegangen sind, dir jeden deiner Fehler verziehen haben. Ich war wütend auf Kyo, weil er dich immer in Schutz nimmt, wütend auf Toshiya, da er sich auf die Seite von Kyo gestellt hat und auch wütend auf Kaoru, weil ich das Gefühl hatte, er würde seine Augen davor verschließen, dass du etwas Falsches tust. Ich habe nicht über meine eigene Nasenspitze hinweg gesehen, habe dich beschuldigt, angeschrieen und dir in meinen Zorn Dinge zugetraut, von denen es nicht einmal mein Recht war sie zu denken. Ich möchte, dass du weißt, dass ich dich um Verzeihung bitten will... bitte, gib mir die Chance wenigstens einen Teil meiner Dummheit auszubügeln... ich habe nicht das Recht, es von dir zu verlangen, aber ich will, dass du weißt, dass es mir so sehr leid tut.“ Die Worte des Gitarristen kamen zu einem plötzlich Halt, wie, als wenn Die der Mut verloren gegangen wäre, aber wahrscheinlicher war es, das Kaoru das Telefon an sich genommen hatte, aber dies registrierte nur ein Teil von Shinya. Er fühlte sich fast wie taub an, nahm gar nicht mehr wirklich war, was um ihn herum geschah, auch die Worte Kaorus waren so sehr leise, aber als sich die Arme des Größeren um ihn legten, der Braunhaarige an den Körper seines Freundes gezogen wurde, verbarg sich Shinya in dieser Umarmung, die Augen geöffnet, doch unsehend, derweil Toshiya das kleine Gerät an sich nahm. „Kaoru?... Ja... Ich weiß es nicht. Ich rufe dich später zurück, in Ordnung? Nein, ich denke, das ist keine gute Idee... wartet einfach, bis ich euch zurückrufe.“ ~~~~~ Toshiya konnte hören, dass der Violetthaarige noch etwas erwidern wollte, doch ignorierte er dies, legte einfach auf und das mobile Telefon zurück auf den kleinen Tisch, ehe er sich um den Jüngeren kümmerte, welcher noch immer gegen ihn lehnte, sich bisher nicht gerührt hatte. Seine Arme von dem Braunhaarigen entfernend, legte der Bassist seine Hände auf die schmalen Schultern Shinyas, löste sich leicht von diesem, um ihm ins Gesicht blicken zu können. Die Augen des Drummers waren geöffnet, allerdings schien dieser geradewegs durch ihn durchzublicken, wirkten die dunklen Opale wie von einem Schleier verdeckt. „Shinya?“ Der Kleinere zeigte keine Reaktion, auch als der Schwarzhaarige ein zweites Mal dessen Namen rief, rührte sich sein Freund nicht, etwas, dass ein leichtes Gefühl an Panik in ihm hochsteigen ließ, da er nicht wusste, was mit dem Zierlicheren los war. Aus einem Reflex heraus griff er nach der Hand des Jüngeren, führte diesen erst mal zurück zu dem Sofa, setzte ihn dort ab und legte eine der Decken über ihn, ehe er sich selbst neben ihm niederließ. Abermals rief er den Namen des Drummers, schüttelte diesen leicht an der Schulter und tatsächlich, konnte er sehen, wie dieser langsam blinzelte, dann seine Augen auf ihn legte. Ohne es bemerkt zu haben, hatte der Bassist den Atem angehalten, ließ diesen nun in einem puren Anflug von Erleichterung entweichen. „Shinya, ist alles in Ordnung?“ Kaum dass er diese Frage gestellt hatte, schallt sich der Schwarzhaarige selbst, natürlich war nichts in Ordnung, was ihm auch bestätigt wurde, als der Jüngere ihn nur fragend anblickte, wie als hätte dieser ihn nicht wirklich verstanden. „Hey, was ist denn nur passiert? Du bist vollkommen durch den Wind...“ „Ich... entschuldige.“ „Wofür entschuldigst du dich denn? Rede lieber mit mir, ich will dir doch nur helfen!“ „Ich kann nicht.“ Wie um seine Aussage zu bekräftigen, schüttelte der Braunhaarige seinen Kopf, wand seinen Blick von dm besorgten Gesicht des Älteren ab. Toshiya seufzte leicht, ehe er seinen Freund abermals an sich zog, diesen in eine sanfte Umarmung schloss, wie, um ihm Halt zu geben. „Du musst nicht darüber reden, wenn du nicht möchtest.“ „Es tut mir leid.“ „Es ist in Ordnung, nur versprich mir, dich nicht wieder vollkommen zurückzuziehen, okay?“ „Ich werde es versuchen.“ „Danke, mehr möchte ich nicht. Komm, ich denke, du solltest schlafen gehen und dich erholen.“ Mit diesen Worten erhob sich der Größere, hielt seinem Gegenüber seine Hand entgegen, zog diesen dann auf die Beine und geleitete ihn, ohne loszulassen, zu den Stufen in die obere Etage. Dort angekommen, brachte der Bassist seinen Freund in dessen Zimmer, spürte dabei, dass der Jüngere noch immer in Gedanken vertieft war, waren dessen Bewegungen mit einem mal stockend, wie als wüsste Shinya nicht, was er nun tun sollte. Er führte den Braunhaarigen zu zum Bett, ungeachtet dessen, dass dieser noch immer seinen Pullover und Jeans trug, deutete ihm sich zu setzen, fragte ihn erst danach, wo sich seine Schlafkleidung befand. Der Kleinere zeigte mit seiner Hand auf die linke Seite seines Schrankes, woraufhin der Ältere zu diesem trat, die Türe öffnete, diesem ein weites T-Shirt und eine Jogginghose entnahm, mit diesen Sachen dann wieder zu seinem Kollegen trat und die Kleidungstücke in dessen Hände reichte. „Zieh dich um und geh schlafen, ich lass dich dann mal wieder allein. Ich werde später noch nach dir sehen, in Ordnung?“ „Totchi... danke.“ „Gern geschehen.“ Der Bassist verließ daraufhin das Zimmer seines Freundes, schloss die Zimmertür hinter sich und ging wieder die Treppen hinab in den Wohnraum. Unten angekommen, setzte sich der Bassist auf das in beige gehaltene Sofa, nahm die angebrochene Weinflasche zur Hand und schenkte sich ein Glas ein, welches er nach kurzem Zögern in einem zug leer trank. Danach räumte er das benutzte Geschirr sowie die Flasche Wein als auch den Whiskey auf das Tablett, trug dieses in die Küche und stellte es auf dem Tresen ab, mit dem Vorhaben alles weitere Morgen zu erledigen, nun erst mal wollte er ihren Leader zurückrufen, in der Hoffnung zu erfahren, was geschehen war, auch wenn er schon einen Verdacht hegte, vorher jedoch würde er eine rauchen gehen, hatten Zigaretten nun einmal eine beruhigende Wirkung. Die Türen der Terrasse hinter sich schließend, begab er sich zurück in das Wohnzimmer, ließ sich vor dem brennenden Feuer, auf dem Boden nieder, dann griff der Bassist nach seinem Handy, wählte die Nummer des Violetthaarigen und wartete darauf, bis das Freizeichen ertönte. Zweimal erklang das monotone Geräusch in dem Ohr des jungen Musikers, ehe er hörte, wie auf der anderen Leitung abgenommen wurde. „Totchi?“ „Woher wusstest du, dass ich es bin?“ Der Schwarzhaarige war noch immer viel zu sehr verwirrt, um eine logische Erklärung zu finden, wartete deswegen leicht ungeduldig darauf, dass sein Gesprächspartner antworten würde. „Deine Nummer wurde angezeigt und du hast gesagt, dass du dich melden würdest. Wie geht es Shinya?“ „So... was denkst du, wie es ihm geht? Was ist denn eigentlich passiert?“ „Ich weiß es nicht, sag du es mir? Hat er nicht mit dir geredet?“ „Kao, Shinya... er war kaum ansprechbar, als ich ihn gefunden habe, was um Gottes Willen ist denn passiert?“ „Die... er wollte unbedingt mit ihm sprechen und hat mein Telefon an sich genommen, ich konnte ihn nicht daran hindern.“ Ein Seufzen löste sich von den Lippen des Schwarzhaarigen, als er die Worte seines Leaders registrierte, also hatte er doch Recht behalten mit seiner Vermutung, dass der zweite Gitarrist für das Verhalten seines Freundes verantwortlich war. „Ist dein werter Geliebter bei dir?“ „Ja, er steht neben mir.“ „Kannst du ihn mir geben?“ „Ja, warte.“ Toshiya konnte ein Rascheln durch den Lautsprecher seines Telefons vernehmen, als auch leise gesprochene Worte, bevor sich die Stimme des Rothaarigen meldete. „Hallo?“ „Die, verdammt... was hast du dir dabei gedacht?“ „Was was meinst du?“ „Ich meine damit, dass du Shinya unbedingt bedrängen musstest.“ „Ich verstehe nicht... ich habe mich doch lediglich entschuldigt... was war daran denn falsch?“ Die Stimme des Älteren hatte verletzt geklungen, weswegen Toshiya ein wenig zurück kurbelte und versuchte etwas ruhiger zu werden, bevor er antwortete. „Es ist ja schön, dass du endlich eingesehen hast, dass du dich absolut daneben benommen hast, aber hättest du unserem Drummer nicht noch etwas mehr Zeit geben können, bevor du ihn damit konfrontierst?“ „Totchi... ich wollte das alles doch nicht... das musst du mir glauben.“ „Ich weiß Die, dennoch, wähle dir deine Zeitpunkte für nächstes Mal genauer, denn so wirst du nichts erreichen.“ „I...ich weiß... tut mir leid!“ „Schon okay....aber das nächste Mal halte dich einfach zurück.“ „Dass werde ich...danke!“ „Gut, das hoffe ich. Ich werde nun Schluss machen, bin schon sehr müde... sag Kao, dass ich mich wieder bei euch melden werde.“ „Ich werde es ausrichten... gute Nacht, Totchi.“ „Dir auch, wir hören voneinander... bis dann.“ Nach diesen Worten, trennte der Bassist die Verbindung zwischen ihnen, lehnte sich abermals in die Polster zurück, ehe er sich erhob, sein Handy dabei auf der Couch liegen ließ. Die Treppen nach oben gehend, blieb er vor der Zimmertür Shinyas stehen, öffnete diese vorsichtig, wollte diesen nicht stören und trat ein. Der Jüngere reagierte nicht auf seine Anwesenheit, weswegen der Größere näher trat, vor dem unüblich hohen Bett des Zierlicheren stehen blieb und dabei bemerkte, dass dieser bereits tief und fest schlief. Ein zärtliches Lächeln bildete sich auf den Lippen des Bassisten, während er sich den Langhaarigen betrachtete, welcher so friedlich zu schlafen schien und dennoch erschöpft wirkte. Auch ihm selbst erging es nicht anders, er war müde und emotional mitgenommen, dennoch konnte er nicht anders, als leicht zu schmunzeln, hatte die Decke den Kleineren beinahe verschlungen nur dessen Haare waren von seinem Standpunkt aus zu sehen . Sich einen der Stühle aus dem Zimmer greifend, um näher bei seinem Freund zu sein, setzte sich der Schwarzhaarige direkt neben diesen, stützte sich mit den Ellenbogen auf der weichen Matratze ab und betrachtete sich dabei den Jüngeren. Er vergaß dabei ganz und gar die späte Uhrzeit, war nach gewisser Zeit, mit dem Oberkörper näher an die Seite des Drummers gerutscht, doch bekam der Bassist davon nicht wirklich mehr etwas mit, war er schon mehr als erschöpft und es dauerte nicht lange, dass er einfach so an der Seite Shinyas einschlief. Ende Part X – Friendship [1] Eine Verabschiedung auf japanisch, wie sie vor allem unter Jugendlichen üblich ist [2] Da wir noch nie in Aberdeen waren, können wir nicht mit Bestimmtheit sagen, dass es dort viele Kirchen gibt. [3] Es ist uns bewusst, dass das klassische Konzert von Yoshiki erst zu einem späteren Zeitpunkt erschienen ist [4] Ich (Arani) beziehe mich an dieser Stelle auf die DVD des Last Live von X-Japan und natürlich kann ich nicht sagen, ob Shinya vielleicht nicht doch persönlich in der Halle anwesend war Kapitel 11: Part XI - Plea -------------------------- Anmerkung der Autoren: Das nächste Kapitel startet seine Runde. Dieses mal ist es uns recht schnell mit dem neuesten Part gelungen und wir behaupten einfach mal, dass wir abermals stolz deswegen auf uns sind ^-^. Wieder geht ein ganz dickes und großes Dankeschön an alle Leser und Komischreiber. Wie immer haben wir uns sehr gefreut über die positive Resonanz. Auch dieses mal sind wir der Hoffnung dass es euch gefallen wird und wünschen nun viel Freude beim lesen. (neue Leser sind weiterhin herzlich willkommen) Part XI – Plea 25.01.2001 Wie schnell man sich doch an die Präsenz und Wärme eines anderen Menschen gewöhnen konnte. Hätte man Shinya noch vor ein paar Wochen gesagt, dass sein Leben einen solchen Bruch erleben würde, dass er alles was er zu schützen suchte, sich aufgebaut hatte, mit den eigenen Händen ein riss, dann hätte der junge Mann wahrscheinlich eine skeptische Braue in die Höhe gezogen... bisher hielt er sich für eine bodenständige, gradlinige Person, die durchaus in der Lage war, schwerwiegende Entscheidungen zu treffen und die Konsequenzen abzuwiegen. Nun, wo er in dem fahlen Licht der Dämmerung gegen das Kopfende seines Bettes gelehnt saß, war sich der Drummer nicht mehr sicher, er war müde, so sehr nahe an einem vollkommenen, emotionalen Zusammenbruch, dass er es nicht einmal mehr fertig brachte, an seinen Streit und die gefallenen Worte zurück zu denken, ohne das er dabei würgen musste. Drei Tage waren vergangen, seitdem sich der Ältere bei ihm entschuldigt hatte und noch immer konnte er die Stimme in seinen Ohren widerhallen hören, wann immer es vollkommen still wurde, den Schmerz und Kummer, die Verzweiflung die den Anderen zu dieser Tat getrieben hatte. Die mochte hitzköpfig sein, aber der Braunhaarige wusste, dass der Gitarrist auf seinen Geliebten hörte und dessen Führung folgte, wie lange also, musste dieser mit sich gerungen haben, nachdem er erst einmal realisiert hatte was... Shinya brach diesen Gedanken ab, schloss stattdessen mit einen leisen Seufzen die Augen. Einen Herzschlag später war er jedoch wieder bei dem Rothaarigen angekommen, in einem weiteren, sinnlosen Versuch das Offenbarte des Anderen anzunehmen und ein Teil in ihm sehnte sich wirklich danach, das Telefon zu greifen und Die anzurufen, aber ein weit größerer Teil hatte schlicht Angst. Es war so verdammt frustrierend, einerseits wollte er den Gitarristen gerne in den Arm nehmen, ihm sagen, dass er seine Entschuldigung akzeptierte, es ihm ebenso leid tat und genauso auch sein Fehler war. Andererseits hatte ihm der Größere so weh getan, wurde er erneut von Zorn ergriffen, sodass er sich wünschte, Die eine Treppe hinunter zu stoßen, nur um ihm dann ins Gesicht fauchen zu können, dass dieser wirklich Recht hatte, er nur an sich dachte und ein Egoist war. „Du denkst schon wieder so stark nach, dass ich hören kann, wie es dort oben arbeitet.“ Die Stimme des Bassisten klang schlaftrunken und obwohl der Jüngere wusste, sein Freund scherzte nicht mit ihm, so hoben sich seine Lippen in einem kleinen Lächeln, während er zögernd eine Hand auf die Schulter Toshiyas legte, sacht über diese strich. „Ich weiß.“ Nun hob der Schwarzhaarige seinen Kopf, um zu dem Zierlicheren hinauf zu sehen, dann rollte sich der Größere auf seine Seite des Bettes, stützte sich mit dem Ellenbogen auf, damit er den Dunkeläugigen richtig anblicken konnte. „Ist es wieder wegen Die?“ Sie hatten viel miteinander gesprochen am gestrigen Abend, auch wenn Shinya sehr gezögert hatte, das ihm Angebotene zu akzeptieren, sich Toshiya in dieser Form zu offenbaren, ihm zu zeigen was er fühlte, wie geringfügig es auch sein mochte, immer gab es diese leise, warnende Stimme in ihm, die ihn konstant begleitet, Shinya jedes seiner Worte, seiner Gesten überdenken ließ. Es war eine Gradwanderung, gerade weil ihn sein Freund von sich aus ständig berührte, körperlichen Kontakt suchte, den der Braunhaarige am Anfang einfach nur hingenommen hatte, nun allerdings wünschte er das sachte Streicheln von Toshiyas Fingern, all diese kleinen Gesten. Doch egal wieviel Wärme, wieviel Wohlgefühl es in dem Drummer auslöste, immer wieder schreckte er zurück, es war eine Gefahr, etwas, dass er nicht kontrollieren konnte und selbst wenn er den Bassisten nicht zurückwies, aus Rücksicht vor diesem, seinem Versprechen, so ging er trotz dessen nicht auf ihn zu. „Shinya?“ Offensichtlich hatte er zu lange geschwiegen, denn inzwischen saß der Ältere, strich ihm mit einem Finger über den Kiefer. „Ja und auch nein... ich drehe mich einfach immer wieder im Kreis.“ „Vielleicht versuchst du es nur zu sehr und kommst deswegen zu keinem Ergebnis. Du bist selbst noch viel zu aufgewühlt, als dass du entscheiden könntest, ob du seine Entschuldigung annehmen sollst oder nicht.“ „Ich kann ihn nicht ewig in der Luft hängen lassen!“ Shinyas Stimme hatte sich ungewohnt erhoben, weswegen Toshiya nach den Armen des Jüngeren griff, diesen zu sich zog. „Komm her zu mir.“ Der Bassist positionierte sie so, dass sie beide wieder lagen, er den Drummer gegen sich halten konnte, ignorierte die momentane Verspannung, ließ ihn nicht frei, wartete, bis der Körper Shinyas über dessen Willen siegte, sich in die Trost spendende Berührung fallen ließ. „Vielleicht solltest du wirklich erst einmal an dich denken, du selbst bist vollkommen überfordert. Wie willst du ihm denn verzeihen, wenn du dir nicht einmal sicher bist, ob du das willst? Du kannst doch nicht sagen 'Die, es ist alles in Ordnung, ich nehme deine Entschuldigung an', wenn du überhaupt nicht zur Ruhe kommst?“ Shinya hatte auf diese Fragen keine Antwort, schlicht, weil sie das wieder spiegelten was er fühlte, trotzdem gab es etwas, das ihn schon beinahe dazu zwang, immer wieder über Die und seine Worte nachzudenken. „Dir en grey wird nicht zerbrechen.“ Shinyas Atem stockte für einen Moment, wie jedes Mal, wenn der Ältere dies sagte, der Drummer nur leicht nicken konnte, die Augen zufallen ließ, sich einige Sekunden in der Wärme verlierend, die ihn von dem anderen Körper geschenkt wurde. Dass sie hier so beieinander lagen, war beinahe irreal und noch immer so ungewohnt, obgleich sie seit dem Anruf des Rothaarigen jede Nacht gemeinsam verbrachten, es war einfach zwischen ihnen entstanden, nachdem Shinya Toshiya bei sich gefunden hatte, irgendwann in den frühen Morgenstunden, halb auf dem Bett liegend, die Beine in einer unbequemen Position darüber hinaus. Der Bassist war nicht einmal aufgewacht, als der Kleinere ihn zu sich gezogen hatte, war lediglich gegen ihn gesunken, selig schlafend, derweil der Zierlichere noch eine sehr lange Zeit gebraucht hatte fortzudämmern, hin und her gerissen von der anziehenden Nähe einer anderen Person und den eigenen jahrelang aufdiktierten Fesseln über seinen Gefühlen... Shinya kam alleine zurecht, nicht wahr? „Rumpel, Rumpel.“ Wieder holte ihn der Ältere aus seinen Gedankengängen, stupste ihn mit einem Finger gegen die Nase, als der Drummer den Kopf in den Nacken legte. „Entschuldige.“ Dies Wort war dem Braunhaarigen inzwischen so vertraut, dass er glaubte, jeder zweite Satz den er sprach, würde damit anfangen, aber der Andere lächelte nur. „Kann ich es mich denn wagen aufzustehen und etwas zum Frühstück zu machen?“ „Soll ich dir nicht helfen?“ Während er fragte, stütze sich der Musiker auf, sodass es seinem Freund möglich war, aufzustehen, der wieder nur das Haupt schüttelte, ihm anschließend zuzwinkerte. „Nein... ich mag es, dich zu verhätscheln.“ ~~~~~ Der Jüngere seufzte auf diese Aussage lediglich, erwiderte sein Grinsen mit einem kleinen Lächeln, jedoch, noch bevor der Bassist das Zimmer mit einem Winken verlassen konnte, ertönte Shinyas Stimme. „Ich werde auch gleich nachkommen.“ „Och, wie schade, dann gibt es heute auch kein Frühstück im Bett?“ „Nein.“ „Na gut, wie der Herr es wünscht. Dann werde ich mal zur Tat schreiten.“ Mit diesen Worten setzte der Ältere seinen Weg fort, ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen und ging die Treppen nach unten in die Küche, dass Lächeln auf seinen Lippen dabei nicht verlierend. Er wusste nur zu gut warum Shinya ihm gesagt hatte, dass er gleich ebenfalls kommen würde, wollte dieser verhindern, dass der Bassist es wie vor zwei Tagen machte, als der Braunhaarige ihm nicht schnell genug aus dem Bett gekommen war und er kurzerhand ihr Frühstück nach oben in dessen Zimmer befördert hatte. Nur zu gerne dachte er an den Gesichtausdruck zurück, den der Kleinere an diesem Tag getragen hatte, denn dass er diesem sein Essen nachtragen würde, darauf war Shinya nicht vorbereitet gewesen, zumal jener damals ebenfalls wach gewesen war, so wie heute. Mit den Erinnerungen an die letzten Tage, bereitete der Schwarzhaarige für sie beide ein reichhaltiges Frühstück vor, war dies schon fast zur Routine für ihn geworden, denn am Morgen ließ er den Jüngeren nie helfen, wollte, dass dieser sich ausruhte und dabei erholte, besonders nach dem Telefonat mit Die. Der Drummer hatte sich nach diesem Tag erneut zurückgezogen, trotz dessen versprechen, zu versuchen, es nicht wieder zu tun, war Shinya sehr ruhig, meist mit seinen Büchern in seinem Zimmer. Das Wetter hatte zwar in den letzten drei Tagen nicht dazu beigetragen etwas zu unternehmen, da es bitterkalt war und die ganze Zeit geschneit hatte, dennoch hätte Toshiya gerne mehr Zeit mit dem Braunhaarigen verbracht. Doch abgesehen von der Besorgnis erregenden Haltung seines Freundes, hatte der Schwarzhaarige auch eine positive Veränderung in dem Zierlicheren bemerkt, dachte er nur an ihr Gespräch des gestrigen Abends zurück, an welchem der Kleinere mit ihm über seine Gefühle, für welche Die der Auslöser gewesen war, gesprochen hatte. Zwar war sich der Musiker darüber bewusst, dass der Jüngere ihm nicht wirklich alles erzählt hatte, was in dessen Innerem vor sich ging, dennoch war es ein Anfang und ein großer Schritt in die richtige Richtung um Shinya seinen Kummer zu nehmen. Auch die Tatsache, dass sie seit diesem schicksalhaften Tag gemeinsam in einem Bett miteinander schliefen, konnte Toshiya ein bisschen die Sorge nehmen, hätte er doch niemals mit solch einem Umschwung, seitens des unnahbaren Mannes gerechnet. Während er das Wasser für den Tee aufsetzte, nebenbei noch eine Tasse schwarzen Kaffees für sich selber brühte, erinnerte er sich zurück an dieses angenehme Gefühl, zu jenem Zeitpunkt, als er neben dem Jüngeren aufgewacht war. Zuallererst hatte er gar nicht gewusst, wo er sich befand, war nur noch die Erinnerung daran, dass er auf einem Stuhl gesessen und den Braunhaarigen betrachtet hatte, danach existierte ein tiefes schwarzes Loch in seinem Kopf. Schon als sich die braunen Augen damals langsam geöffnet hatten, war es dem Bassisten seltsam vorgekommen, das sein Kissen sich hob und senkte, sowie ein stetiges Klopfen von sich gab. Erst nach weiteren Minuten, in diesen Toshiya lange genug die Zeit hatte, um zu überlegen, was vor sich ging, war er sich darüber bewusst geworden, dass diese angenehme Wärmequelle von dem Körper des Dunkeläugigen ausging, welcher neben ihm lag, bemerkte auch im selben Moment, dass sein Kopf auf dessen Brust und sein eigener Arm um die Hüfte des Zierlicheren ruhte. Dennoch hatte er sich nicht sofort von dem Jüngeren gelöst, die letzten Sekunden in dessen Nähe genossen und sich erst dann aufgesetzt, als auch Shinya sich gerührt hatte. Das Pfeifen des Wasserkessels holte den Bassisten aus seinen Erinnerungen, begann er den Tee in eine Kanne zu füllen und mit dem heißen Wasser aufzugießen, während auch die Kaffeemaschine mit einem Zischen andeutete, fertig zu sein. Sich daraufhin auf sein jetziges Tun konzentrierend, begann er damit den Tisch zu decken, fanden Teller als auch Besteck ihren Platz auf dem Küchentisch, ehe sich auch Wurst, Käse, Toast sowie Brötchen, Honig und Marmelade hinzu gesellten. Ein relativ untypisches Frühstück für die beiden Japaner, welches sie genossen, seit sie ihr Heimatland verlassen hatten. Gerade als der Schwarzhaarige nach einer Flasche Orangensaft und Mineralwasser griff, um diese ebenfalls auf den Tisch zu stellen, betrat der Jüngere den Raum, setzte sich, wie Toshiya mit einem zufriedenen Gesichtausdruck feststellte, auf einen der Stühle. Der Drummer hatte es scheinbar aufgegeben helfen zu wollen, etwas, dass ihm nur Recht war, er wollte nicht, dass dieser einen Finger rühren musste, tat gerne allerlei Kleinigkeiten, um dem Braunhaarigen den Aufenthalt in Schottland so angenehm wie möglich zu gestalten und es schien zu wirken. Auch wenn Shinya noch immer sehr zurückgezogen war, er lächelte öfter als sonst, redete mit ihm und dies alleine war schon Grund genug für den Älteren, sich auch weiterhin um seinen Freund zu kümmern. Mit zwei Gläsern in den Händen, gesellte auch er sich nun zu dem gedeckten Tisch, reichte eines davon seinem Kollegen, nahm dann die Kanne mit dem Tee zu sich und füllte Shinyas Tasse, während er selbst vorerst zu seinem Kaffee griff. An dem dunklen Gebräu nippend, blickte der Größere über den Rand hinweg zu dem Jüngeren, welcher sich so eben eine Scheibe Toast mit etwas Erdbeermarmelade bestrich, dann aber seinen Kopf hob, als er sich den dunklen Augen bewusst wurde, die ihn beobachteten, was einen fragenden Ausdruck auf seinem Gesicht erscheinen ließ. „Was möchtest du heute tun?“ „Ich weiß es noch nicht.“ „Nun gut...“ während der Ältere redete, griff er nun selbst nach einer der dunklen Scheiben, um etwas von dem süßen Brotaufstrich darauf zu verteilen,...“ also wenn das Wetter heute besser wird, könnten wir eine Ruine besuchen gehen. Es soll sehr viele dieser faszinierenden Gemäuer hier geben und wäre bestimmt interessant. Wenn es allerdings weiterhin so schneit, können wir dies auch auf Morgen verschieben. Was hältst du davon?“ „Jetzt weiß ich, was du gestern Nacht noch solange im Wohnzimmer getan hast.... Aber gerne, ich habe nichts dagegen.“ „Natürlich, schließlich wird es wohl nicht ewig so schneien und wir wollen doch auch etwas von Schottland sehen und nicht die ganze Zeit über hier bleiben. Dann warten wir jetzt einfach ab, ob die Sonne heute noch aus ihrem Versteck hervor kommt oder weiterhin den Wolken die Vorherrschaft überlässt.“ ~~~~~ Immerhin war es Shinya erlaubt worden beim Abwasch zu helfen, nicht das sich Toshiya und er über eine solche Kleinigkeit gestritten hätten, dennoch war ihre Art, die anstehenden Arbeiteten aufzuteilen doch recht verschieden. Es war wirklich eine süße Geste des Älteren, ihn rundherum zu versorgen und auf eine gewisse Weise verstand der Langhaarige seinen Freund und dessen Beweggründe, trotzdem gab es ihm das Gefühl dem Anderen eine Last zu sein, er war bisher unabhängig gewesen und sein Inneres wollte, das dies so blieb. Shinya musste in Kontrolle über sich und seine Umgebung sein, um zu verhindern, dass seine Seele zersprang, oder der kleine Junge, welcher in seinen Gedanken lebte, seine Arme um den Bassisten schlang und alles von sich fallen ließ. Seit dem Streit mit Die... nein, auch schon die Wochen zuvor, hatte sich der Drummer auf einem sehr schmalen Weg befunden, gesäumt von spitzen Ecken, die immer wieder in seine nackten Füße schnitten und dennoch war er weiter gelaufen, den Kiefer aufeinander gepresst und das Kinn stolz erhoben. Zwar konnte der Dunkeläugige noch immer nicht erkennen, ob sein Pfad in der Ferne breiter werden würde, aber das schlichte 'Hier sein' und die Präsenz des Größeren halfen, den Untergrund weicher zu machen, damit die kleineren Wunden die Chance hatten zu heilen. „Ich bin im Bad.“ Der Bezopfte summte, hob kurz den Kopf um ihn anzulächeln, bevor sich der Andere wieder über die Karte beugte, die Stirn in leichte Falten gelegt, derweil er wohl den Weg zu ihrem Ausflugsziel heraussuchte. Der Braunhaarige hingegen nahm seinen Rucksack von der Garderobe mit sich, bevor er in die nächste Etage hinauf ging, er hatte noch einige Dinge in ihm, die er ausräumen würde, bevor sie nachher losfuhren, zunächst legte er diesen auf seinem gemachten Bett ab, nahm sich frische Kleidung aus dem Schrank und räumte diejenige ein, welche Toshiya zusammengelegt auf einen der Stühle platziert hatte. Das Erste, was er aus dem Rucksack griff waren die Tabletten, diese blickte er für einige, lange Sekunden an, haderte mit sich, ob er sie nicht einfach fort werfen sollte, am Ende tat er sie mit einem leisen Seufzen in das Fach des Nachtschränkchen, wo er auch die Kamera hinlegen würde, wenn sie am heutigen Tag wieder zu Hause waren. Seine Gedanken hüpften munter umher, die Themen vollkommen zufällig, bis Shinyas Finger etwas streiften, das keinen Platz in seiner Tasche hatte und auch ohne hinzusehen wusste der Drummer das es ein Brief war, seine Fingerspitzen kannten das glatte seidige Gefühl des Materials, aus welchem der Umschlag bestand. „Shinya? Kann ich noch mal kurz ins Badezimmer, oder bist du schon drin?“ Luft füllte die brennenden Lungen des Braunhaarigen in einem einzigen, schmerzhaften Keuchen, machten dem Musiker bewusst, dass er nicht geatmet hatte, gleichzeitig hörte er den Größeren bereits auf der Treppe. Wieder wurde sein Name gerufen, eine Spur lauter, begleitet von aufkeimender Sorge, doch die Kehle Shinyas war zugeschnürt, sein Blickfeld so verschwommen, das er nur noch einen winzigen Bereich hatte, welcher klar zu sehen war und selbst in diesem begann die Dunkelheit zu flimmern. „Nein... geh nur.“ Wie er die Worte hatte heraus würgen können, wusste er nicht, auch nicht, wie er es geschafft hatte, sie so klingen zu lassen, das Toshiya sie akzeptierte, denn er hörte nur den dumpfen Aufprall seines eigenen Körpers, als seine Knie mit einem Mal weg brachen, wobei der Brief, den er weiterhin fest hielt, aus dem Rucksack gezogen wurde,. Seine Sicht schwankte und wabberte furchtbar, während Shinya immer wieder keuchte und nur entfernt war die Realisierung in ihm, das er wie ein neugeborenes Kätzchen bebte, sein Denken hatte vollkommen ausgesetzt, während der Junge in ihm einfach ihn Ohnmacht gefallen war... weswegen er eine Zeit lang einfach nur 'starrte'. „Bad ist wieder frei.“ Toshiyas Stimme riss ihn aus seiner Apartheid, dennoch brauchte es einen quälenden Herzschlag bis das nächste Wort seine Lippen verließ. „... Danke.“ Der Drummer hörte keine Erwiderung und der Ältere polterte nicht durch die Tür, auch wenn der Zierlichere noch einige Sekunden auf genau diese blicken musste, um sich dessen vollkommen sicher zu sein, dann stemmte er sich auf die Knie, wobei der Umschlag zerknitterte, aber das registrierte er nicht. Er griff nach seinen Sachen, lief in das Badezimmer hinüber und erst das Klicken des Schlosses brachte ihn zurück in die Wirklichkeit, zeigte ihm, das er die Türklinke so fest umschlossen hielt, das es einen Abdruck dieser auf der Innenfläche seiner Hand hinterließ, als er sie endlich lösen konnte. Erneut gingen dem Drummer Minuten verloren, fehlte ihm die Erinnerung, wie er den Brief geöffnet, wie er zurück auf den Boden gekommen war, doch als er wieder etwas sehen konnte, war sein Kopf nach vorne gesunken, der Inhalt des Umschlags auf seinen Schoss gefallen. Ein trockenes Schluchzen entfloh seiner Kehle, gefolgt von einem verzweifelten Laut, zwei Worten, die sich in einer unendlichen Schleife in seinem Kopf wiederholten. „Oh Gott...“ Keine zärtlich geschriebenen Sätze hatten ihn dieses Mal erreicht, keine Rosenblätter, keine sanften Düfte von Ölen... nur eine einzige, schlichte Fotografie, die jeden Funken der Freiheit raubte, den Shinya noch in sich gefühlt geglaubt hatte. Man war in ihrem Haus gewesen... während sie geschlafen hatten... man war bei ihnen gewesen und keiner von ihnen hatte es bemerkt. Lange Zeit war dies das Einzige, das der Braunhaarige realisierte, dann folgten alle anderen Eindrücke, begann er zu begreifen, was ihm das Bild zeigte und seine Panik eskalierte um ein weiteres Stück, auch wenn sich das rein körperlich in keiner Weise zeigte, nur seine Lippen begannen zu beben. Man hatte sie photographiert, als sie geschlafen hatten und irrealer weise fiel ihm auf, dass er sich wohl gegen den Körper des Älteren lehnte, wenn er ruhte und er konnte sehen, das eine Hand von diesem auf seiner Schulter lag, doch mehr konnte man von dem Bassisten nicht erkennen, denn der restliche Körper war unter den Decken verborgen... der Kopf des Älteren selber... war hinaus geschnitten worden. Er musste Toshiya von sich fern halten. Er musste den Brief vernichten. Er musste den Älteren schützen, er musste ihn wieder nach Hause schicken. 'Ich werde dich immer finden.' Sein eigenes Keuchen klang als würde er ersticken, während er auf Händen und Knien zu der Toilette hinüber kroch, den Deckel anhob und mit zitternden Finger begann, das Foto zu zerreißen, Toshiya durfte es auf gar keinen Fall sehen. Irgendwo tief in ihm regte sich sein Verstand, sagte ihm, dass er ein Beweis vernichtete, doch das war ihm egal... er musste es zerstören und Shinya musste seinen Freund von sich fort schaffen. ~~~~~ Während sich der Jüngere im Badezimmer befand, war Toshiya in sein eigenes Zimmer gegangen, zwar schliefen sie gemeinsam, hatten aber noch immer getrennte Räume für ihre Privatsphäre. Der Bassist war gerade dabei seine Tasche auszuräumen, wollte in diese ein paar Dinge für ihr bevorstehendes Ausflugsziel packen, als er plötzlich inne hielt, seine Finger einen größeren Umschlag ertasteten und im ersten Moment zogen sich die Augenbrauen des Schwarzhaarigen fragend zusammen, bis er sich daran erinnerte, warum dieser in seinem Rucksack war. In dem weißen Kuvert befanden sich die Bilder seiner Polaroid Kamera, zum Schutz gegen knicke, Schmutz oder Nässe, schließlich wollte er sie Zuhause in eines seiner Fotoalben verewigen, waren es bleibende Erinnerungen an ihren jetzigen Aufenthaltsort. Da er wusste, das Shinya wohl noch eine Weile brauchen würde, entschloss sich der Schwarzhaarige dazu, sich die Aufnahmen nochmals anzusehen. Er setzte sich auf das Bett und entleerte den Umschlag einfach auf diesem. Der Musiker war überrascht wie viele Bilder sich nun neben ihm befanden, sie oder doch besser er, hatte ziemlich viel Fotografiert seit sie hier waren. Ein Lächeln bildete sich auf den Lippen des Bassisten, während er sich die teils albernen Aufnahmen von sich selbst und die seines Kollegen an sah, strich hier du da mal mit den Fingern darüber, erinnerte sich zurück an die Momente, in welchen die Bilder entstanden waren. Nach kurzer Zeit entdeckte der Langhaarige allerdings ein Foto, dass gar nicht zu den Anderen passen wollte... es zeigte seinen Freund, der sich vor einer steinernen Wand befand, diese war von dem gemeinen Efeu gemischt mit den zarten Blüten des Nachtschatten verziert worden, von welchen der Drummer wie magisch angezogen wirkte. Diese Aufnahme war auf dem Dreh zu ihrem ’letzten’ gemeinsamen Video entstanden und Toshiya war auch heute noch von dem außergewöhnlichen Anblick des Jüngeren fasziniert, war dieser unwirklich erschienen, zwischen zarten Blüten, alten Gemäuern und den schwachen Lichtern der Scheinwerfer, doch fiel dem Bassisten auch noch etwas anderes auf, während er sich den Zierlicheren betrachtete. Etwas Trauriges untermalte den Anblick des Braunhaarigen, die Augen, wie von einem dichten Schleier behangen und auch die ganze Haltung, sie wirkte verkrampft, bemerkte der Ältere dies erst jetzt. So schön die Aufnahme des Kleineren sein mochte, sie hatte etwas melancholisches an sich und je länger seine Aufmerksamkeit auf dem Gesicht seines Freundes ruhte, desto mehr kleinere Details entdeckte er, bis er sich davon los riss, ein seltsames Gefühl in seiner Magengegend tragend. Weitere Minuten schritten voran, ehe Toshiya die Bilder wieder beiseite legte, stattdessen seine Tasche weiter packte, denn der Jüngere würde wohl nicht mehr lange im Badezimmer brauchen. Seit geraumer Zeit befand sich der Schwarzhaarige auf dem Sofa in ihrem Wohnzimmer, wartete noch immer auf ein Lebenszeichen Shinyas, denn bisher war keine Spur von diesem zu erkennen. Der Bassist blickte, er wusste nicht zum wievielten Male, auf seine Armbanduhr, bevor er sich erhob, um nach seinem Freund zu sehen. Oben vor dem Badezimmer angekommen, klopfte der Ältere sachte gegen die Tür, wiederholte die Geste, nachdem der Braunhaarige nicht reagiert hatte, aber auch dann rührte sich nichts in dem Raum und die Sorge in ihm stieg, konnte er lediglich das Rauschen des Wassers vernehmen und nichts Anderes. „Shinya? Hörst du mich? Ist alles in Ordnung bei dir?“ Toshiya wartete einen Moment, vergeblich, noch immer folgte keine Antwort des Anderen, weswegen er ein weiteres mal gegen die Tür klopfte, etwas stärker und weiterhin den Namen des Drummers rufend. Irgendwann, es war ihm, als könnte er die Stimme des Kleineren hören, ließ der Musiker ab davon, gegen den Eingang zu klopfen und tatsächlich, hatte der Zierlichere doch noch auf ihn reagiert. „Es ist alles in Ordnung. Ich komme gleich runter, du kannst schon vor gehen.“ Der Größere war im ersten Moment noch etwas neben sich, dauerte es ein paar Sekunden ehe er antwortete, dem Drummer sagend, dass er im Wohnzimmer sein würde. Dieses Mal musste der Schwarzhaarige wirklich nicht lange warten, hatte er sich kaum auf der gemütlichen Sitzgelegenheit nieder gelassen, hörte er Schritte und wenig später, wie jemand die Treppen herunter trat, ehe er Shinya zu Gesicht bekam. Toshiya wusste nicht warum, aber irgendetwas störte ihn an dem Verhalten des Braunhaarigen, wirkten dessen Bewegungen so schleppend, als dieser näher zu ihm trat und sich neben ihn setzte, den Blick zu ihm jedoch mied. „Shin... ist wirklich alles in Ordnung?“ „Ja. Aber...kann ich dich etwas fragen?“ „Natürlich, nur zu.“ Abwartend blickte der Bezopfte in die dunklen Opale seines Gegenüber, welcher seiner Meinung nach, irgendwie total ruhelos wirkten, da dessen Augen ständig hin und her zuckten, als fühlte sich der Drummer unwohl. „Vermisst du es nicht zu Hause zu sein?“ Der Bassist war sich nicht wirklich sicher, wie er darauf antworten und was er davon halten sollte, das Shinya ihm diese Frage gestellt hatte verunsicherte ihn. „Warum sollte ich es vermissen? Es war doch meine eigene Entscheidung hier zu blieben... aber warum fragst du mich dass? Stört dich meine Anwesenheit etwa?“ „Nein, aber...“ „Aber? Komm schon Shin-chan, du kannst offen mit mir reden, zumal ich gerne wissen würde, was mit dir los ist, ich erkenne dich kaum wieder.“ Der Jüngere wand sich von ihm ab, blickte stattdessen, auf den Fußboden, als gäbe es dort etwas, dass den Braunhaarigen ungemein faszinierte. „Ist dir denn hier nicht langweilig? Bei uns zu Hause hättest du viel mehr Gelegenheiten alleine weg zu gehen, müsstest auf mich keine Rücksicht nehmen.“ „Was redest du denn da?“ Die Worte waren ruhig gesprochen, dennoch bekam der Schwarzhaarige, durch dass seltsame Verhalten seines Freundes, langsam ein ungutes Gefühl, irgendetwas schien mit dem Zierlicheren doch nicht zu stimmen, mied dieser weiterhin seinen Blick, weswegen sich Toshiya erhob. Vor dem Braunhaarigen ging der Bassist in die Hocke, legte sanft einen Finger auf das Kinn des Kleineren, hob so dessen Kopf etwas an. „Shinya, was ist los?“ Für einen kurzen Moment schlossen sich die Lider über den dunklen Opalen des Jüngeren, legte der Größere daraufhin seine Hand auf eine der gebrechlich wirkenden Schultern seines Gegenüber, spürte dabei wie der Körper des Drummer zusammenzuckte, sich dessen Augen sogleich wieder öffneten, etwas, dass die Sorge in ihm weiter ansteigen ließ, auch wenn sich sein Freund langsam wieder entspannte. „Es ist nichts.“ „Also gut, aber warum stellst du mir dann plötzlich all diese Fragen?“ „Ich dachte nur, zumal du nur wegen mir hier geblieben bist.“ „Das mag sein, aber ich bin gerne hier bei dir. Doch wenn dich das stört, wir müssen nicht ständig etwas zusammen unternehmen, ich lasse dich auch gerne alleine, wenn du es möchtest.“ Natürlich hatte der Bassist keineswegs vor, wieder zurück nach Japan zu gehen, er wollte Shinya nicht einfach hier zurück lassen, auch wenn dieser es sich scheinbar wünschte. Toshiya war gerne dazu bereit, seinen Freund eigene Wege gehen zu lassen, wenn dieser etwas ohne ihn machen wollte, er würde ihn nicht daran hindern, konnte dies aber nicht wirklich verstehen, sie waren doch die bisherige Zeit ganz gut miteinander zurecht gekommen, hatte er etwa was getan, weswegen der Jüngere nun wollte, dass er ging? Ein Seufzen ließ den Älteren wieder aufblicken in das Gesicht des Kleineren, waren dessen Augen abermals geschlossen, ehe sie sich öffneten und die Stimme des Drummers erklang. „Nein, es ist in Ordnung. Entschuldige.“ Der Stimmungsumschwung seitens Shinyas, verwirrte den Langhaarigen, so eben wollte dieser, dass er ging und nun doch nicht mehr? Der Größere fand das Verhalten seines Freundes mehr als beunruhigend, doch sprach er diesen nicht darauf an, ließ es für den Moment fallen, da er keinen Streit wollte, denn dazu würde es kommen, dessen war sich der Bassist sicher. „Wie du meinst. Dann möchtest du die Ruine heute mit mir besuchen? Oder hast du es dir anders überlegt und willst lieber hier bleiben?“ „Nein, wir können gehen.“ Die Antwort war Toshiya zu schnell gekommen und auch in den dunklen Opalen meinte er etwas zu erkennen, das ihn mehr an ein scheues Reh erinnerte, als an die eigentlich starke Persönlichkeit, welche vor ihm saß, doch auch dieses Mal, ging er darüber hin weg, erwähnte es nicht.. „In Ordnung, na dann können wir eigentlich los. Ich habe noch ein paar Kleinigkeiten für uns gepackt und du bist soweit doch auch fertig oder?“ Nur ein Nicken seitens Shinya, bevor sich der Bassist erhob, seinen Gegenüber mit auf die Beine zog, sie sich beide ihre Jacken und Schuhe anzogen um sich auf den Weg zu machen. ~~~~~ Er fühlte sich wie auf einer sinnlosen Flucht. Die Worte jagten ihn unablässig und zwischen ihnen, seiner Resignation und dem Bemühen Toshiya nicht wieder zu sorgen schien er sich schlicht zu verlieren, der Zierlichere wusste einfach nicht mehr in welche Richtung er sich wenden sollte, sein Weg war nun nicht mehr nur schmal und schwer passierbar, er rutschte ständig von diesem ab, schnitt sich dabei die Hände und Knie auf. Shinya hatte aus diesen Haus heraus gemusst, sonst wäre er mit Sicherheit einfach irgendwo zusammen gesunken, hätte sich wie ein kleines Kind unter dem Bett versteckt und schon jetzt wimmerte der Junge in ihm, flehte unablässig, dass sie nicht wieder dorthin zurückkehren würden, aber wenn er seinem Freund sagte, das er wo anders hin wollte, dann würde sich der Bassist sicher nicht ein weiteres Mal so leicht abwürgen lassen, zumal... was würde es ihm bringen? Wieder ein oder zwei Tage Illusion? Erneut das Gefühl, sich endlich loslösen zu können, gegen seine Albträume anzukommen? Sicher nicht, dazu lagen die ihn fesselnden Ketten schon viel zu eng. Die Fotografie tauchte vor seinem inneren Auge auf, bescherte ihm augenblicklich Übelkeit, sodass er trocken würgte, eine Hand über seinen Bauch legte. „Shinya?“ Der Schwarzhaarige blickte zu ihm hinüber, die Brauen in Sorge zusammen gezogen, der Jüngere antwortete ihm aber nicht, schüttelte nur seinen Kopf, sodass Toshiya an der Seite der Straße anhielt, dort den Warnblinker setzte, seinem Freund half, sich abzuschnallen, welcher hektisch die Tür öffnete, nach draußen floh. Toshiya brauchte einen Moment länger und bis er an der Seite des Braunäugigen war, erbrach dieser Galle, die Augen geschlossen, die Wangen nass von Tränen. Mit behutsamen Streicheln schob der Bassist die Haare des Jüngeren aus dessen Stirn, gab ihm mit der anderen Halt, als sich der Drummer nach hinten sinken ließ und wahrscheinlich auf dem kalten Boden sitzen geblieben wäre, hätte der Größere nicht mit sachtem Druck geholfen, ihn zu einem umgekippten Baumstamm hinüber gebracht. Von diesem wischte er mit einer groben Bewegung den Schnee herunter, ließ den Jüngeren einen Moment allein, holte Wasser aus dem Wagen. Wieder sank der Bezopfte vor seinem Freund nieder strich ihm über die Wange die Stirn, nachdem dieser ein paar Schlücke getrunken und sich den Mund ausgespült hatte. „Geht es wieder?“ Shinya nickte leicht, verbarg sich an der Schulter des Älteren, als dieser ihn an sich zog. „Es tut mir leid.“ „Hör endlich auf dich zu entschuldigen... sage mir lieber, warum du dich übergeben musstest.“ An seiner Schulter schüttelte der Braunhaarige den Kopf. „Ich weiß es nicht, es kam vollkommen überraschend.“ „Vielleicht wirst du krank?“ Bei seinen Worten drückte Toshiya den Zierlicheren sanft fort, legte ihm die Finger auf die ausgekühlte Haut der Wangen, dann auf die Stirn, aber er konnte nichts fühlen, das auf Fieber hinwies, auch wenn Shinya furchtbar blass war. „Wir sollten zurück, damit du dich hinlegen kannst.“ „Nein.“ Der Drummer schüttelte seinen Kopf, blickte zu Toshiya hinauf, in seinem Inneren wimmernd, er konnte nicht in das Haus, nicht jetzt... er brauchte erst mehr Abstand. „Shinya, das hat doch keinen Zweck, wenn es dir schlecht geht... wieso willst du dich quälen? Wir können doch auch morgen fahren.“ „Es geht mir schon wieder besser... es war vielleicht nur etwas, das ich gesessen habe, heute morgen. Lass uns weiter fahren, okay?“ Der Langhaarige wollte ruhig klingen, so, als würde er noch immer die vollkommene Kontrolle besitzen, doch stattdessen war seine Stimme bittend, fast hätte er an den Oberarmen des Älteren Halt gesucht und nun blickte ihn der Bassist nur stumm an, bis sich schließlich ein leises Seufzen von dessen Lippen brach. „Ich verstehe dich wirklich nicht.“ Shinya verfolgte, wie der Größere aufstand, ihm eine Hand entgegen hielt, welche er nur zögernd ergriff, neben der Panik die in seinem Inneren tobte, keimte nun zusätzlich die Angst, dass sein Freund auf ihn wütend war, ob seiner ständig schwankenden Stimmungen, doch sollte er sich auch nicht mehr entschuldigen was ihn völlig ratlos zurück ließ. „Toshiya?“ Der Bassist hatte sich halb von ihm abgewandt, drehte sich auf die Frage des Jüngeren wieder zu diesem, atmete einige Male tief ein, fixierte Shinya dann mit seinem Blick. „Weißt du, manchmal würde ich mir wirklich wünschen, das du deinen elenden Starrsinn einfach aufgibst... mit dir zusammen zu sein, ist wie auf einer Achterbahn. Du hast mir, seit wir hier sind ein paar wunderschöne Momente geschenkt, aber auch ein paar sehr, sehr dunkle. Ich will dir helfen, doch wie soll ich das machen, wenn du ständig die Richtungen wechselt?“ Shinya wusste schlicht nicht was er antworten sollte, vermochte nur hilflos den Bezopften an zu starren, wortlos die Lippen zu bewegen... er konnte dem Anderen nicht sagen, was mit ihm war, brachte es einfach nicht über sich die Wahrheit zu offenbaren, sonst würde Toshiya in eine noch größere Gefahr geraten, dessen war sich der Drummer sicher. Schon jetzt war der Schwarzhaarige viel zu nah an ihm und obwohl er wusste, dass er seinen Freund eigentlich fort schicken musste, so gab es doch diesen egoistischen Teil in ihm, der das genaue Gegenteil wollte und der sich immer dann einschaltete, wenn sein Geist, seine Vernunft versuchten sich durchzusetzen und am Ende doch nachgaben. „Es... tut mir wirklich leid.“ Seine Worte waren leise und fern von denen die der Schwarzhaarige hören wollte, doch Shinya konnte einfach nicht, selbst wenn er damit die Freundschaft zu Toshiya auf das Spiel setzte, ihm ein weiterer stützender Pfeiler weggerissen werden würde. Eine Zeit lang schwieg der Größere nur, fuhr sich dann durch das Haar. „Gehen wir.“ Gerade als er sich in Bewegung setzen wollte, schnellte Shinya nach vorne, umarmte den Älteren behutsam von hinten, die Stirn gegen den Nacken seines Freundes gelegt, die Augen geschlossen. „Sei nicht böse auf mich?“ Wieder ein Moment Schweigen und dann eine Hand, welche sich über die des Drummers schob. „Bin ich nicht.“ ~~~~~ Auch wenn er die Nähe des Anderen, für ihn, auf unerklärliche Weise genoss, löste sich der Bezopfte sachte aus der Umarmung seines Freundes, wand sich dann diesem zu, um in dessen Augen blicken zu können, welche ihm noch immer seltsam verklärt vorkamen, er dies jedoch nicht deuten konnte. „Lass uns weiter fahren, wir haben noch einen längeren Weg vor uns.“ Der Ausdruck in dem Gesicht seines Gegenübers änderte sich auch nach diesen Worten nicht, nickte dieser nur, als Bestätigung, dass er verstanden hatte, zeigte nicht, was in dessen Inneren vor sich ging, eine Tatsache, die den Bassisten um ein weiteres Mal frustrierte und er konnte nicht verhindern, dass sich sein Griff um dass Lenkrad unnachgiebig festigte, dass Weiß seiner Knöchel hervor trat, als sie wieder in dem Leihwagen saßen. Dennoch sagte er kein Wort, startete lediglich das Auto, um weiter zu fahren, kurz seinen Beifahrer musternd, in dem Versuch, vielleicht doch noch herauszufinden, was mit diesem los war, ohne Erfolg, denn der Drummer war wie ein Stein, ließ nichts nach Außen dringen. Der Bassist fuhr nach etwa einer Stunde auf einen der öffentlichen Rastplätze, war es für ihn der richtige Moment eine Zigarettenpause einzulegen. Während sich der Ältere seiner Nikotinsucht hin gab und nochmals einen Blick auf seinen Fahrplan warf, verschwand sein Begleiter auf der Toilette. Toshiya war nicht umhin gekommen, während der Fahrt immer wieder Seitenblicke auf den neben ihm Sitzenden zu werfen, war der Jüngere nicht mehr ganz so blass wie zuvor, dennoch sah er noch immer nicht gesund aus und auch dessen Stimmung hatte sich zwar wieder ein wenig gebessert, allerdings ließ dies den Größeren seine Sorge nicht vergessen. Zu stark waren die Schwankungen in dem Verhalten seines Freundes, als dass er sich dem Glauben hingeben konnte, es würde alles in Ordnung sein und ihn belastete der Gedanke, dass es etwas gab, was den Braunhaarigen quälte, dieser ihm jedoch verschwieg. Eigentlich hatte er auch wirklich versucht sich nicht anmerken zu lassen, dass er sich ständig den Kopf um den Drummer zerbrach, allerdings nachdem er diesen so hilflos am Straßenrand stehen gesehen hatte, diese jämmerlich wirkende Gestalt, da war ihm einfach der Geduldsfaden gerissen und er konnte nicht länger schweigen. Es entsprach doch auch der Wahrheit, ständig war er versucht dem Kleineren zu helfen, hatte ihm seine Hilfe angeboten, aber dieser schlug sie immer wieder aus, redete nicht mit ihm, erzählte ihm es sei alles in Ordnung, wenn dies so offensichtlich keineswegs der Fall war. Auch die Tatsache, das Shinya, trotz dessen es ihm nicht gut ging, eine Rückkehr nach Ellon verweigert hatte, haderte mit dem Verständnis des Bassisten, schließlich hätten sie den Ausflug zum Loch Ness – der Schwarzhaarige hatte diesen Ort bewusst gewählt, gerade weil es dort laut Reiseleiter [1] die schönsten Ruinen zu besichtigen gab – auch erst auf den nächsten Tag verschieben können, aber nein... Mit einem Seufzen löschte er den Glimmstängel, warf diesen in den nächstbesten öffentlichen Mülleimer, welcher sich in seiner Nähe befand, während er auf die Rückkehr seines Freundes wartete, der soeben, mit einer Tasche in der Hand, aus dem Gebäude trat. Die Augenbrauen des Größeren hoben sich fragend in die Höhe, je näher der Jüngere kam, wusste der Bezopfte nichts anzufangen mit dem Plastikbeutel, welcher in der Hand des Braunhaarigen ruhte, jedoch schüttelte sein Freund lediglich den Kopf, als dieser bei ihm angekommen war und Toshiya war sich nicht sicher, was er davon halten sollte. Sollte er nun böse oder beleidigt sein, weil es schon wieder etwas gab, dass der Drummer ihm verschwieg, oder es einfach ignorieren, schließlich musste er auch nicht jede Kleinigkeit von dem Zierlicheren wissen. Er entschloss sich für die letztere Variante, denn es ging ihn wirklich nichts an, was sich in der ominösen Tasche befand, auch wenn er nur allzu neugierig war. „Alles klar? Können wir weiter?“ „Ja.“ Nach diesen Worten nickte der Ältere seinem Gegenüber noch einmal zu, wand sich dann ab, ging um das Auto herum und stieg ein, wartete bis auch Shinya wieder neben ihm war und sich angeschnallt hatte, ehe er den Wagen startete und los fuhr. Sie hatten jetzt noch in etwa hundertsechzig Kilometer vor sich, was bedeutete, dass sie nach etwas mehr als zwei Stunden beim Loch Ness ankommen würden, sollte sich der Bassist nicht noch verfahren oder sie eventuell in einen Stau kommen, weswegen Toshiya aufmerksam die Verkehrsnachrichten verfolgte, welche in jeder halben Stunde angesagt wurden. Dass Gesicht des Schwarzhaarigen verzog sich zu einer leicht frustrierten Miene, denn kaum daran gedacht, geschah es auch, er hörte, dass auf der A 9 [2] ein Unfall geschehen war und dort jetzt natürlich ein fünf Kilometer langer Stau herrschte und genau diese Strecke mussten sie entlang. Zwar hatte er sich auf dem Rastplatz noch einmal den Fahrplan angesehen und auch die Landstraßen, eben für solch einen Fall, ins Auge gefasst, sich jedoch diese nicht gemerkt, da er in der Hoffnung gewesen war, in keine Stausituation zu kommen. Nun allerdings sah die ganze Sache anders aus und da der Bassist eigentlich schon zur geplanten Zeit am rechten Ort sein wollte, dachte er angestrengt darüber nach, ob er sich nicht doch an eine der Abfahrten erinnerte, die sie auch über die Landstraße weiter bringen würde. Allerdings wurde der Größere aus seinen Überlegungen gerissen, als die Stimme des Jüngeren ertönte, welcher ihn, ohne dass er es registriert hatte, aufmerksam beobachtete. „Was ist denn los?“ „Nichts, warum?“ „Du siehst aus, als hättest du in einen sauren Apfel gebissen. Stimmt irgendetwas nicht?“ Toshiya dachte einen kurzen Moment über die Worte seines Freundes nach, natürlich, dieser wusste ja nicht, in welche Richtung sie weiter fahren mussten, schließlich hatte er ihm nicht gesagt, dass er zum Loch Ness wollte, sollte dies eigentlich eine Überraschung sein. „Ach so, nein, es ist alles in Ordnung. Es ist nur, dass wir wohl bald in einen Stau kommen werden, du hast die Nachrichten ja auch gehört und leider liegt der Unfall genau auf unserem Weg.“ „Und wie sieht es mit einem anderen Weg aus?“ „Ich überlege schon die ganze Zeit, denn eigentlich müssten wir auch über die Landstraße hinkommen, aber leider hab ich mir die Ausfahrt nicht gemerkt.“ „Wohin möchtest du, ich kann ja auf dem Straßenplan nachsehen.“ „Das sollte eigentlich eine Überraschung werden, Shinya.“ Der Jüngere blinzelte ihn aufgrund dieser Aussage nur an, wie er mit einem Seitenblick zu diesem fest stellte. „Tja, dann müssen wir den Stau eben über uns ergehen lassen und kommen dann halt etwas später an, denn ich möchte dir unser Ausflugsziel nur ungern verraten, dass verstehst du doch?“ Das Nicken des Braunhaarigen war ihm Antwort genug, und so fuhr er einfach die ursprünglich geplante Strecke weiter, vielleicht waren die Stockungen, bis sie dort hinkamen, auch nicht mehr ganz so extrem wie zum jetzigen Zeitpunkt. Dreißig Minuten später, hatten sie den Unfall bereits hinter sich gelassen, konnten bequem weiter fahren, ohne viel Zeit verloren zu haben, was den Bassisten sichtlich erfreute, schließlich konnte er jetzt seinen ursprünglichen Plan verwirklichen und er hoffte, Shinya würde sich darüber freuen. [3] ~~~~~ Es verwunderte den Drummer, das ihm sein Freund nicht die Augen verbunden hatte, als sie noch in dem Wagen saßen, denn je weiter sie liefen, desto aufgeregter wurde der Ältere, erinnerte Shinya an die unzähligen Male an denen er miterlebt hatte, wie Toshiya jemand Anderem eine Überraschung bereitet hatte und es war schon ein seltsames Gefühl zu wissen, dass es dieses Mal um die eigene Person ging. Nicht, dass der Größere in der Vergangenheit schon den Versuch unternommen hatte, ihm eine oder auch mehrere Freuden zu machen, doch hatte er bisher nie diese Nervosität erfahren, die Spannung bevor man einem das Geschenk offenbarte. Auf den letzten Metern trat der Bassist dann hinter den Kleineren, verdeckte diesem die Augen, beugte sich zu dessen Ohr. „Okay so?“ Shinya summte nur in Erwiderung, ihm behagte die Dunkelheit überhaupt nicht, aber er wollte dem Anderen nicht schon wieder die Laune verderben, weswegen er einfach ausharrte, seine Hände auf die Unterarme seines Freundes legte, dort nach Halt suchte. Unter der Führung des Schwarzhaarigen liefen sie noch wenige Meter und unter seinen Füßen konnte der Zierlichere spüren, dass sie den Weg verließen, der Boden unebener wurde, sich dann plötzlich wieder glättete. „Lass sie noch geschlossen.“ Wieder hatte der Ältere in sein Ohr gewispert, bevor er um den Drummer herum trat, ihn so leitete, bis sie dicht an dem Metallgitter standen, welches direkt vor den abfallenden Felsen befestigt worden war, die sich in dem dunklen Wasser des Loch Ness verloren. „Gut und jetzt darfst du schauen.“ Der Braunhaarige folgte den Worten seines Freundes und kaum einen Herzschlag später fing sich sein Atem in absoluter Faszination, er wusste sofort, wo er sich hier befand, zu ausgiebig hatte er die kleinen Bilder in dem Reisekatalog studiert, welchen er aus London mit sich genommen hatte. Hatte Toshiya ihn etwa dabei beobachtet und an seinem Blick erkannt, wie sehr er sich wünschte, diesen Ort zu sehen? „Gefällt es dir?“ Der Bezopfte war neben ihn an das Geländer getreten, an welchem er sich fest klammerte, blickte, wie auch er, über die schlicht atemberaubende Landschaft. „Du ahnst nicht wie sehr... Toshiya, wie kann ich...“ „Wie du eben ausgesehen hast, reicht mir.“ Wie auch schon in dem Musikgeschäft hatte ihn der Größere unterbrochen, indem er Shinya einen Finger gegen die Lippen legte und erneut verstand dieser die mit Zärtlichkeit behafteten Worte nicht. „Toshiya?“ In dem Namen des Dunkelhaarigen lagen eine ganze Reihe an stummen Fragen, doch schien sie sein Freund zu verstehen, denn dieser hob eine Hand, strich dem Zierlicheren behutsam über eine Wange, fuhr dann den Kiefer entlang. „Der Glanz in deinen Augen, deine gesamte Ausstrahlung. Ich habe vermisst zu sehen, wie du dich wirklich über etwas freust und deswegen war es mir mehr als nur wert, dich hierher zubringen.“ Jedem Anderen wäre bei solch sanften Worten wahrscheinlich das Blut in die Wangen geschossen, doch in dem jungen Musiker lösten sie eher so etwas wie Bestürzung aus, gemischt mit einer sachten, anderen Empfindung, ersteres, weil er sich nicht bewusst war, wie gravierend er sich auch für seine Umwelt verändert haben musste, in den letzten Wochen, letzteres, weil es ihn unheimlich berührte, die Mühe, welche sich der Ältere um ihn machte. „Ich danke dir.“ Der Bassist schenkte ihm ein warmes Lächeln, strich noch einmal über sein Gesicht auch wenn die Berührung einen Hauch länger bestehen blieb, Shinya dazu bewegt war, sich in die angenehme Hitze zu pressen, welche von den Fingern des Älteren ausging. „Dann wollen wir uns mal umschauen, ne?“ Toshiya unterbrach den unbestimmten Moment zwischen ihnen, wandte sich stattdessen der Ruine zu, welche nicht unweit von ihnen stand, marschierte geradewegs dorthin, auch wenn er dafür über ein paar Baumwurzeln steigen musste. „Können wir nicht den normalen Weg benutzen?“ Der Langhaarige war dem Größerem gefolgt und kämpfte nun mit einem Ast, der sich beharrlich weigerte, aus seinem Sichtfeld zu verschwinden, sein Freund jedoch grinste nur über seine Schulter zu ihm zurück. „Wo würde denn das Abenteuer bleiben, Shin-chan? Findest du es so nicht viel aufregender?“ „In erster Linie will ich am Leben bleiben.“ Seine schlanken Finger wurden von denen des Bezopften umschlossen, als ihm der Bassist half über eine der größeren Wurzeln hinweg zu steigen, auch wenn sein Fuß lange nicht mehr stark schmerzte, so war der Größere darauf bedacht, dass er noch immer auf ihn achtete und eigentlich hätte Shinya dem Anderen nun gerne vorgeworfen, dass dieser sehr wohl noch eine verletzte Schulter hatte und das nicht so einfach vergessen sollte, aber als er die Bewegungen des Braunäugigen genauer betrachtete, stellte er fest, dass sich der Musiker vorsichtig bewegte und hauptsächlich seinen gesunden Arm benutzte, wann immer er dem Langhaarigen half. Wenig später standen sie tatsächlich vor den Ruinen von Schloss Urquhart [4] und offensichtlich waren sie ein wenig zerzaust, denn die anderen Besucher blickten sie skeptisch an, aber das mochte auch daran liegen, dass es wirkte, als wären sie mitten aus dem umliegenden Wald gebrochen. ~~~~~ Ungeachtet der Blicke die ihnen geschenkt wurden, griff der Ältere abermals nach der Hand des Zierlicheren, hatten sich ihre Finger von einander gelöst, als sie sich auf den öffentlichen Platz begeben hatten, auf welchen sich viele Reisegruppen der verschiedensten Nationen tummelten. Kurzerhand zog der Schwarzhaarige seinen Begleiter zu einer dieser Grüppchen, würden sie so sehr viel mehr über dass alte Schloss erfahren, auch wenn der Bassist sich selber eingestehen musste, dass er nichts dagegen gehabt hätte, mit dem Jüngeren ganz unter sich zu sein. Er genoss es auf eine bestimmte Art, die Nähe des Kleineren in der Seinen zu wissen, suchte immer wieder Kontakt zu dem Drummer, so auch jetzt, als er einfach einen Arm um dessen schmale Schultern legte, diesen so näher an sich zog und doch einen gewissen Abstand zwischen ihnen warte, schließlich wollte er sich seinem Freund nicht aufdrängen. Nach kurzer Zeit schon holte der Musiker seine Polaroid Kamera aus seinem Rucksack, deutete Shinya, sich wie schon in Aberdeen, in verschiedene Posen zu begeben, welcher dieser, erst nach seinem berühmten Bambiblick und gutem Zureden befolgte. Wie die vielen Male zuvor, nahm sich Toshiya der Bilder sofort an, ohne diese seinem Freund zu zeigen und auch als Shinya zu protestieren begann, blieb der Größere stur. Alle Photografien, wanderten erneut in einen großen Umschlag, welchen der Bassist zum Schutze dieser bei sich trug, doch landeten die Aufnahmen, erst dort, nachdem er sich diese nochmals angesehen hatte, dabei für sich selber feststellte, wie gut sein Freund doch in diese Gegend passte. Die Bilder hatten etwas magisches, geheimnisvolles an sich, wirkte der Jüngere wie eine Nymphe, ausgesetzt in eine Richtung, welche diesem unbekannt war und diesen in eine Welt führte, die kein bestimmtes Ziel erkennen ließ. Einfach wunderschön, ihm war diese Seite des Braunhaarigen in ihrem sonstigen Alltag nie aufgefallen, erst seit sie hier waren, erkannte er immer mehr an dem Dunkeläugigen was ihm gefiel, eine Tatsache, die dem Bassisten selbst selten bewusst wurde und nur dann wieder in den Vordergrund trat, wenn er solche Aufnahmen vor sich hatte. Ein leises Geräusch ließ den Schwarzhaarigen aus seiner momentanen Träumerei wieder erwachen, wanden sich die braunen Augen ab von der Fotografie in seiner Hand, blickten auf, glitten suchend umher, bis sie die Ursache für den Laut entdeckten und geradewegs auf der Gestalt seines Begleiters landeten. Der Jüngere war es dieses Mal, welcher ein Bild von dem Älteren gemacht hatte, ruhten die dunklen Opale noch für einen kurzen Moment auf dem kleinen Monitor auf der Rückseite der neuen digitalen Kamera, ehe sich der Kopf des Zierlicheren hob, dieser seinem Freund ein kleines Lächeln schenkte. „Es ist nicht nett einfach Bilder von Jemanden zu machen, der darauf gar nicht vorbereitet ist.“ Zwar hatte der Größere versucht die Worte bitter klingen zu lassen, doch an dem neckischen Unterton, erahnte man schon, dass er dies nicht ernst gemeint hatte. „Ich bitte vielmals um Entschuldigung, doch ich konnte einfach nicht wiederstehen.“ Die Antwort des Kleineren, brachte diesem ein Heben der Augenbrauen Toshiyas ein, war der Größere doch etwas überrascht, denn bisweilen, war es eher selten, bis gar nicht der Fall, dass sich der Drummer auf seine kleinen Spielereien, einließ. „Du konntest also nicht widerstehen? Darf das ahnungslose Opfer auch den Grund dafür erfahren?“ „Vielleicht?“ „Was muss ich denn tun, damit du es mir sagst?“ „Du könntest mir zeigen, was dich so fasziniert hat, dass du Gott und die Welt um dich vergessen hast?“ „Hm...“ Wie um den Jüngeren davon zu überzeugen, wie sehr diese Entscheidung ihn zum überlegen brachte, warf der Bassist abermals einen Blick auf die Fotografie seines Freundes, ehe er seinen Zeigefinger in einer grüblerischen Geste gegen das Kinn legte, die Augen dabei in den Himmel richtete und sich für eine Antwort mehrere Sekunden Zeit ließ,. „Also weißt du, eigentlich war dass nicht für deine Augen bestimmt, deswegen, denke ich, wird es auch so bleiben.“ „In diesem Fall, wirst du akzeptieren müssen, dass auch ich dies, als mein Geheimnis verwahren werde.“ „Du hast schon genügend davon.“ Erst nachdem diese Worte seine Lippen verlassen hatten, wurde sich der Schwarzhaarige darüber bewusst, dass der Zierlichere diese Aussage vollkommen falsch auffassen könnte, bestätigte ihm ein Blick auf dessen Gesicht seine Vermutung, war der amüsierte Ausdruck in dessen Augen verschwunden und einem nachdenklichen gewichen. „Shin, so war das nicht gemeint, es tut....“ „Es ist in Ordnung, ich weiß, dass es nicht böse gemeint war. Lass uns weiter gehen.“ Die Tonlage des Drummers erklärte dem Älteren deutlich, dass es damit für den Kleineren erledigt war und dieser nicht weiter darüber reden wollte, eine Tatsache, die der Musiker nur widerwillig akzeptierte. „Wie du meinst....na dann, auf zu unserer weiteren Erkundungstour, aber... wo sind denn all die anderen Leute geblieben?“ „Sie sind schon weiter gegangen.“ „Und haben nicht auf uns gewartet?“ „Dies mag wohl daran gelegen haben, dass sie uns nicht weiter vermisst haben.“ „Wie meinst du das?“ „Es ist gar nicht auffällig, wenn sich zwei Japaner unter eine Gruppe an spanischen Touristen schleicht.“ „Und wenn schon, was ist denn daran so schlimm? Wir haben sie schließlich nicht überfallen, wollten lediglich auch an ihrer Führung teilhaben um mehr über dieses Schloss zu erfahren, da hätten sie ruhig auf uns warten können.“ Der Drummer erwiderte diese Aussage mit einem Heben seiner Augenbraue, zeigte dem Größeren somit was er von dessen Antwort hielt. „Was denn? Ich habe doch Recht, es hätte ihnen keine Umstände bereitet uns mit gehen zu lassen, oder? Wir hätten uns auch weiterhin im Hintergrund gehalten, aber nein, jetzt sind wir wieder völlig auf uns allein gestellt, dass ist gemein.“ ~~~~~~ Trotzdem der Bassist noch eine Zeit lang gespielt theatralisch über das unsoziale Volk der Spanier schimpfte – größtenteils um Shinya wieder ein wenig aufzumuntern – fanden sie sich auch zu zweit in den alten Gemäuern zurecht, während sie immer wieder stehen blieben, um die aufwendigen Arbeiten unter den Decken zu bewundern, oder die vielen kleinen Tafeln zu lesen, wobei sie sich immer wieder gegenseitig unter die Arme griffen, wenn einer in eine kurze, nachdenkliche Pause geriet. Immer wieder suchte der Ältere Kontakt zu seinen Freund, ließ oftmals die Finger über eine der schmalen Schultern wandern, fand den Blick der dunklen Augen, wie um sich zu vergewissern, dass ihm der Drummer nicht böse war, wegen dem, was zwischen ihnen geschehen war. Mehrmals öffneten der Braunäugige die Lippen, wollte seinen Freund mit Worten beruhigen, doch brachte er es im Endeffekt nicht über sich, er wollte nicht mehr über 'diese' Dinge nachdenken, auch wenn es ihm leid tat, dass Toshiya ganz offensichtlich Schuldgefühle hatte, die er nicht zu tilgen vermochte. Gerade erreichten sie einen kleineren Raum, in dessen Zentrum eine steinerne Statue stand, welche den Langhaarigen an eine Ranke von Rosen erinnerte, die irgendetwas in ihrem Inneren zu schützen suchten, auch wenn er nicht genau erkennen konnte, um was es sich dabei handelte und derweil Shinya die Beschreibung las, umrundete der Bezopfte das Kunstwerk, legte dann leicht den Kopf auf die Seite, als er eine Hand ausstreckte, sodass diese behutsam auf dem dunklen Stein auflag. „Es ist warm.“ Die Worte waren ein erstauntes Wispern, auf welches der Zierlichere nur summte, sich an die Seite des Größeren gesellte. „Man hat es aus Blaustein geschaffen.“ Eine der Brauen des Bassisten wanderte in die Höhe, halb in einer fragenden, halb in einer neckenden Geste. „Ich nehme an, ich sollte jetzt die Erleuchtung haben?“ An seinen Lippen zupfte ein kleines Lächeln, welches von einem Vollen seitens des Schwarzhaarigen erwidert wurde, der Dunkeläugige war sich durchaus bewusst, was diese kleinen Gesten seinem Gegenübers bedeuteten, weswegen es einen Teil in ihm gab, der immens erleichtert war, dass Toshiya wieder mit ihm scherzte, auch wenn es behutsam war. „Dieses Gestein reflektiert die Wärme, egal ob die der Sonne oder einer anderen Quelle, wie ein Tier oder eben Mensch, deswegen fühlt man die Hitze so sehr.“ Während er sprach, hob auch der Kleinere seine Finger, doch im Gegensatz zu dem Langhaarigen berührten nur die Spitzen das Kunstwerk, glitten sacht über eine der Rosen. „Ist das so?“ Toshiya schien diese Frage aus rein rhetorischen Gründen zu stellen, denn er erwartete wohl keine Antwort, statt dessen legte er seine Hand über die Schmalere seines Freundes, bis sie vollständig gegen den Fels lag, der Langhaarige fühlen konnte, wie sich eine ferne Wärme ausbreitete, welche seinen gesamten Arm hinauf zu strahlen schien, aber noch überraschter war er, dass sich sein Atem leise fing, das war ihm nie zuvor passiert, egal wie nahe ihm sein Freund gewesen war... Shinya war sich nicht einmal sicher, warum sich seine Brust auf einmal zu verengen schien. Der Moment brach sich, als zwei Jungen lärmend um die Ecke geschossen kamen, in ihrem Fangen spielen den Musiker streiften, der sich sofort verspannte, obgleich er die beiden Kinder hatte kommen hören. Er war sich nicht sicher, ob dem Älteren der plötzliche Umschwung in seinen Zügen aufgefallen war, doch als die Beiden Jungen zu einer erneuten Runde ansetzen wollten, ging dieser geschmeidig vor ihnen in die Knie und schalt sie in seiner fast schon liebevollen Art, von welcher man eigentlich annehmen sollte, dass sie keinen Effekt haben würde, dann ergriff der Größere seine Hand, führte ihn in den nächsten Raum. Obgleich sich Shinya wirklich Mühe gab, vermochte er es nicht, seine Konzentration wirklich auf den noch folgenden Ausstellungsstücken zu halten, seufzte fast schon erleichtert, als sie wieder nach draußen kamen, wo sich der Ältere einmal, genussvoll streckte, dem Drummer mit einem kleinen Zwinkern erzählte, dass ihn solch alte Gemäuer nicht behagten, egal wie faszinierend er sie fand und dass Toshiya deswegen durchaus zufrieden war, dass sie wieder unter freiem Himmel waren. Der Platz hatte sich mit weiteren Reisegruppen gefüllt, ein Umstand, der nicht gerade das beitrug, dass sich der Zierlichere begann zu entspannen, weswegen sie sich auf einen der unzähligen Wanderwege zurückzogen, der sie weiter nach unten und näher an das Wasser heran bringen würde. Auf halber Strecke passierten sie ein Schild, welches ihnen verkündete, dass sie auf einen Bootsstand treffen würden, der Rundfahrten über dem Loch Ness anbot [5], was sehr verlockend klang, auch wenn der Braunäugige wohl nichts essen würde, sein Magen brummelte unglücklich, wenn er nur daran dachte, Mittag vor sich stehen zu haben. Einige Minuten war sein Freund besorgt, Toshiya wollte nicht, dass sich der Jüngere ein weiteres Mal übergab, dennoch gab er dem Braunhaarigen nach, er würde an der Entscheidung des Anderen sowieso nichts ändern können. Sie hatten das Schiff um einige Minuten verpasst, als sie ihr Ziel erreichten, was sie aber mit einem kleinen Schulterzucken abtaten, sie hatten genügend Zeit und würden die Pause nutzen um sich ein wenig in der herrlichen Wintersonne zu baden. Derweil sich Shinya auf eine der Bänke setzte, den Blick über das Wasser schweifen ließ, kaufte der Bezopfte die Karten und zauberte irgendwoher zwei Decken, welche vielleicht von der Besitzerin des Standes stammten, die Toshiya mit seinem Charme gänzlich um den Finger gewickelt haben dürfte, denn einen Moment später brachte ihnen die junge Blauhaarige auch noch einen Tee, schenkte ihnen beiden ein Lächeln, bevor sie sich mit einem kleinen glücklichen Seufzen herumdrehte, um an ihren Platz zurückzukehren. ~~~~~ An seinem Tee nippend, ließ der Bassist seine Augen über die Umgebung schweifen, sie war wirklich sehr schön und auch vor allen Dingen war es ruhig, schien es, als wären sie die einzigen an diesem Ort, denn hier tummelten sich weitaus weniger Touristen, als bei den Ruinen zuvor, etwas, dass dem Schwarzhaarigen gefiel, denn er mochte es mit Shinya alleine zu sein. Sein Blick legte sich auf eben diesen, fragte sich, wo sein Freund mit den Gedanken war, denn die schwarzen Opale, hatten einen merkwürdigen, jedoch faszinierenden Glanz bekommen, seit sie sich zurückgezogen hatten, schien der Drummer entspannt und Sorgenlos, als gäbe es nichts dort draußen, was den Kleineren belastete, auch wenn Toshiya wusste, dass es anders war. Doch in diesem einfachen Moment, wirkte Shinya irgendwie frei, als auch glücklich und dies war mit ein Grund für dass kleine freudige Lächeln, welches auf den Lippen des Älteren erblühte, als auch die Tatsache, dass der Braunhaarige verschluckt wirkte, von der großen Decke, welche dessen zierlichen Körper umhüllte. „Wie fühlst du dich?“ Wie aus einer anderen Welt gerissen, wand sich der Kopf des Jüngeren langsam von der schimmernden Oberfläche des Gewässers ab, richtete der Zierlichere seine Augen auf den Größeren, blinzelte leicht. „Ich fühle mich wohl.“ Das Lächeln des Schwarzhaarigen wurde daraufhin noch eine Spur weiter, ehe er dem Blick aus den dunklen Tiefen seines Gegenüber auswich. Zwar wusste er selbst nicht warum, doch wann immer er solche Momente mit dem Braunhaarigen teilte, mehr und mehr Seiten, abseits ihres Lebens als Musiker, des Anderen kennen lernte, desto öfters verspürte Toshiya ein seltsames Gefühl in seiner Magengegend. Nicht unangenehm, aber merkwürdig genug, dass eine Verlegenheit in ihn kroch, welche es ihm erschwerte, ruhig zu bleiben, spürte er, wann immer dies geschah, dass sein Herz schneller zu schlagen begann, der Bassist nervös wurde, selbst wenn er die Gründe dafür nicht kannte, es aber irgendwie an dem Jüngeren lag. Diese Empfindungen versuchte der Ältere beiseite zu schieben, wollte er in Shinya keine Sorgen wecken, indem er sich anders verhielt als sonst, sprach somit weiter, sagte das, was er dachte. „Das ist schön zu hören.“ Ohne zu dem Jüngeren zu blicken, spürte er nahezu dessen Augen fragend auf sich ruhen, weswegen er auch sogleich seine Aussage weiter führte. „Ich meine, dass hatte ich eigentlich mit meiner Überraschung bezweckt. Nicht nur, um dir die schöne Gegend zu zeigen, sondern auch, damit du dich wohl fühlst. Besonders nach alldem... der ganze...“ der Ältere brach ab, nahm abermals einen Schluck von dem heißen Getränk, ehe er seinen angefangenen Satz fort führte “... Hauptsache, es gefällt dir hier.“ Der Bassist, hatte den Streit mit Die, ihre Band oder auch die ganzen anderen Dinge, welche seinen Freund sonst belasteten nicht erwähnen wollen, waren die Zeiten in welchen Shinya nicht daran dachte selten genug und er war sicher, dass der Jüngere ihn auch so verstand. „Das hättest du nicht tun müssen.“ „Ich weiß, aber ich wollte es.“ „Vielen Dank.“ „Gern geschehen.“ Die nächsten Minuten verbrachten die beiden Musiker in einem angenehmen Schweigen, nicht, weil sie sich nichts zu sagen hätten, sondern einfach nur, um die Ruhe, welche dieser Ort ausstrahlte zu genießen, dem leisen Plätschern des Sees zu lauschen. Der magische Moment jedoch dauerte nicht wirklich lange an, ein klingelndes Geräusch drang durch die sonstige Stille, welche nur ab und an von den Stimmen anderer Touristen unterbrochen worden war, griff der Ältere in seine Jackentasche, holte den Störenfried aus dieser und schaltete das Handy wieder ab. Toshiya hatte den Wecker des Mobilen Gerätes gestellt, damit sie die nächste Schiffsrundfahrt über dem Loch Ness nicht wieder verpassen würden. Danach erhob sich der Bassist, schälte sich aus der gemütlichen Decke, legte diese zusammen, ehe er sich zu Shinya wand, diesem aufhalf während er zu sprechen begann, seine Worte schon beinahe bereute, wäre er jetzt gerne noch länger einfach hier geblieben. „Wir müssen gehen, wenn wir den Ausflug noch machen wollen.“ Der Kleinere nickte, faltete auch seine Decke ordentlich zusammen, wollte diese gerade auf den Arm nehmen, doch der Ältere kam ihm zu vor, nahm sie an sich und schenkte seinem Gegenüber ein kleines Lächeln. „Ich bringe die Sachen zurück, warte einfach hier auf mich.“ „Soll ich dir nicht lieber helfen?“ Dabei deutete der Braunhaarige auf die Tassen, welche noch auf der Bank standen und die Toshiya soeben in die Hand zu nehmen versuchte, während er auf dem anderen Arm die Decken balancierte. „Lass nur, ich mach das schon.“ Der Größere zwinkerte dem Jüngeren nochmals zu, stieß einen Laut des Erfolges aus, nachdem er es geschafft hatte ohne Hilfe das Porzellan an sich zu nehmen, wand sich dann bepackt mit den geliehenen Sachen ab von seinem Freund um sie zu dem Stand zurück zu bringen, ignorierte dabei das Seufzen Shinyas, welches ihm zu Verstehen gab, dass er unverbesserlich war. ~~~~ Sie hatten sich auf das Außendeck des Schiffes zurückgezogen, Shinya machten viele Menschen nervös, seid dem heutigen Morgen mehr noch, als in der Vergangenheit... man hätte ihm genauso gut ein Messer in den Bauch rammen können, denn die Realisierung, dass er sich nirgendwo verstecken, an keinem Ort Ruhe finden konnte, tat ebenso weh. Hier draußen war außer dem Älteren niemand und erneut ertappte sich der Drummer dabei, dass er sich von ganz allein in die Nähe seines Freundes lehnte, nur um dann vor sich selber zurückzuschrecken. „Die Teesorten haben mir alle nichts gesagt, deswegen habe ich dir das hier gebracht.“ Mit einem dankbaren Blick nahm er das schmale Glas entgegen, welches ihm gerade von dem Größeren gebracht worden war, der ihn einen Moment lang ansah und dann die Decke, welche um seine Beine lag, ein Stück höher schob, bevor er sich auf seinen eigenen Stuhl sinken ließ. Toshiya hatte ihm eine heiße Zitrone gebracht, etwas, dass der Langhaarige nicht oft trank, weil er selten die Gelegenheit dazu hatte, doch er genoss das Gefühl der Wärme, dass sich in seinem Bauch ausbreitete. Ihre Fahrt war wunderbar langsam und auch das Schiff selbst lag recht ruhig im Wasser, weswegen der Langhaarige immer mal wieder die Augen schloss, mehr um die Sonne zu genießen, als zu dösen. „Kann ich dich etwas fragen, Shinya?“ Der Angesprochene summte nur, doch der Bassist würde wissen, dass es sich um eine Zustimmung handelte. „Warum hast du dich so verändert?“ Nun blinzelte der Dunkeläugige überrascht, blickte zu dem Älteren hinüber, doch dieser hatte den Blick auf das vor ihnen liegende Wasser gerichtet. „Ich verstehe nicht, was du mit dieser Frage andeuten willst.“ „Nichts... ich habe mich nur gefragt, warum ein so offenerer Mensch mit einem Mal so in sich zurück gezogen ist.“ „Der Rummel um die eigene Person liegt mir schlicht nicht.“ „Als du dich verändert hast, warst du noch ein Kind... und ich kann nicht anders, als mich zu wundern, denn wann immer du uns hinter all diese Wälle der Stille blicken lässt, bricht ein wenig von dem hervor, was dich früher vollständig ausgemacht haben muss.“ Ihre Augen trafen sich für einige Sekunden und dann öffneten sich Shinyas Lippen, lösten sich Worte von ihnen, die der Drummer eigentlich nie hatte jemand anvertrauen wollen. „Vielleicht muss man Teile einer geschlagenen und verletzten Seele auf diese Art verbergen.“ „Ich denke, dass es eine wundervolle Seele ist.“ Der Satz war sanft gesprochen worden, wurde von dem auffrischenden Wind mit genommen, doch ein kleines Stück in Shinya streckte die Finger aus, fing ihn ein und verbarg ihn tief in sich - er konnte absolut und ohne Zweifel behaupten, dass man so etwas noch nie zu ihm gesagt hatte. Sicherlich hatte man ihm schon oft mitgeteilt, wie anziehend seine körperlichen Attribute, sein Talent, seine Stimme und seine Stärke waren, Toshiya aber blickte ihn einfach so an, schenkte ihm etwas, dass er lange Zeit vermisst hatte, selbst wenn er sich immer wieder eingeredete, dass er nicht einsam war, denn er hatte Miyu, seine Familie, die Band. Er erinnerte sich an die Monate, in welchen er zuerst nach Tokyo [6] gekommen war, in seinem eigenen Apartment gewohnt hatte. Shinya war stolz gewesen, auf sich, sein Leben und die Arbeit die er jeden Tag meisterte, egal wie viel Blut und Schweiß ihn das kostete und ihm fielen auch die wenigen Nächte ein, in welchen er sich um sein wertvolles Juwel herum gerollt und sich eingebildet, dass er nicht allein war... ein Gefühl, dass ihn in den letzten Monaten immer öfter heimgesucht hatte. Finger rissen den Zierlicheren aus seiner Starre, strichen langsam und ohne von Stoff umhüllt zu sein über eine seiner kalten Wangen. „Ich wollte dir nicht schon wieder die Laune verderben.“ Ohne es wirklich zu bemerken, lehnte sich der Braunhaarige ein wenig in die Berührung, lächelte dann leicht zu dem Anderen hinüber. „Das hast du nicht.“ „Tatsächlich? Manchmal ist mein Gefühl für taktvolles Reden nicht besonders gut ausgeprägt.“ Shinya öffnete seine Augen, die er schon automatisch geschlossen hatte, als der Daumen seines Freundes über seinen Kiefer wanderte, bevor sich die Hand vollkommen von ihm löste. „Es hat mich überrascht... aber vielleicht ist es manchmal gut, über so etwas zu sprechen.“ Nun hoben sich auch die Lippen des Größeren in einem warmen Lächeln. „Darf ich dir dann noch eine Frage stellen?“ „Wenn das gleiche auch für mich gilt?“ End Part XI – Plea [1] Wir kennen uns in der Umgebung des Loch Ness nicht aus, bei uns gibt es viele schöne Ruinen dort [2] Keine Informationen darüber, ob es diese Straße so dort gibt oder nicht [3] Um einer allgemeinen Verwirrung zu entgehen, warum Shinya nicht weiß wo es hingeht, schließlich gibt es wahrscheinlich genügend Schilder die den Weg zum Loch Ness aufzeigen. Es wurde absichtlich nicht eingefügt, aufgrund unserer eigenen Erfahrungen, das eben oft solche Ausflugsziele, nicht beschildert sind. Ob es auch in der Realität wirklich so ist, können wir leider nicht beurteilen. [4] Die Ruine ist in unserer Story weit besser erhalten, als das in der Realität der Fall ist [5] Da wir noch nie in Schottland waren und auch keine Informationen haben finden können, wissen wir nicht, ob es tatsächlich Boostfahrten gibt [6] Wir können nicht sagen, wo Shinya zu dieser Zeit gewohnt hat Kapitel 12: Part XII - Touch ---------------------------- Wieder sind ein paar Tage *ok Wochen ^^°* seit unserem letzten Kapitel vergangen, aber wir hoffen dennoch das unsere Leser uns trotzdem treu geblieben sind. Hier kommt unser neues Kapitel und man könnte es als Vorweihnachtsgeschenk betrachen, denn wir haben uns sehr viel Mühe gegeben, es noch vor dem nächsten Jahr zu schaffen. So und jetzt genug der vielen Worte, wir wünschen allen Lesern viel spass. Part XII – Touch 26.01.2001 Am nächsten Morgen, nachdem sie gefrühstückt hatten, war der Bassist in sein Zimmer gegangen, saß nun auf dem Bett, gebeugt über ein paar Reiseprospekte, um sich ihr heutiges Ausflugsziel auszusuchen, es sollte gut gewählt sein. Der Größere wollte dem Drummer erneut eine Freude bereiten, auch wenn er dies ständig tat seit sie hier in Schottland waren. Es war ein besonderes Gefühl für den Schwarzhaarigen, seinen Freund mit diesen eigentlich kleinen Gesten aufzuheitern, genügte ihm schon ein lächeln Shinyas, um einen regnerischen Tag schön aussehen zu lassen. Wiederholt fiel der Blick Toshiyas auf die Bilder eines Thermalbades, welches sich hier in Ellon befinden musste, hatte er im Gefühl, das dies genau richtig für sie beide wäre, um den heutigen Tag zu verbringen. Dennoch legten sich seine Augen auch abermals auf das Prospekt Stonehavens, die schöne Stadt welche sich nur unweit von ihrem derzeitigen Aufenthaltsort befand und mit ihren Sehenswürdigkeiten lockte. In einer frustrierten Geste griff sich der Ältere in die Haare, er konnte sich einfach nicht entscheiden, weswegen er kurzerhand den Drummer zu sich rief. Nicht lange musste der Schwarzhaarige warten, wurde an seiner Zimmertür geklopft, blickte er auf und bat den Kleineren herein, deutete diesem zu ihm zukommen. Abwartend, was der Bassist nun von ihm wollen würde, blieb Shinya vor dem Sitzenden stehen, bis dieser sich nach einem Moment erhob und ihm zwei Prospekte entgegen hielt. „Sieh dir die mal bitte an.“ Ein Nicken und während der Braunhaarige die beiden Objekte in seiner Hand studierte, beobachtete der Größere ihn, wartete auf eine Reaktion, welche auch folgte, als sich die dunklen Augen wieder auf ihn legten. „Und was sagst du dazu?“ Der fragende Blick, den der Zierlichere seinem Freund schenkte, zeugte davon, das dieser nicht wusste was Toshiya von ihm wollte. „Ich wäre heute gerne mit dir zu einem der beiden Orte gefahren, doch wohin es gehen soll, musst du entscheiden.“ „Ich? Aber warum?“ „Weil ich mich nicht entscheiden kann, also bitte.“ Sein Gegenüber nickte schließlich, sah sich beide Unterlagen nochmals flüchtig durch, setzte dabei eine ausdruckslose Miene auf, sodass der Ältere nicht erkennen konnte, wie Shinya nun wählen würde, bis dieser zu sprechen begann. „Ich würde mir gerne die Sehenswürdigkeiten in Stonehaven ansehen, aber von einem Besuch in diesem Thermalbad wäre ich auch nicht abgeneigt.“ „So geht es mir auch, aber wo fahren wir jetzt hin?“ „Ich weiß nicht.“ Wie als wäre der Größere unendlich verzweifelt, warf er seine Hände in die Luft und blickte den Drummer vorwurfsvoll an. „Ach Shin, du bist mir auch keine Hilfe, denn eigentlich hatte ich ja gehofft du würdest eines von beiden wählen können, aber so....“ „Warum machen wir nicht beides?“ „Weil dafür die Zeit zu knapp ist, ich habe dass ja auch schon überlegt, aber schon allein wenn wir Stonehaven besuchen, werden wir dort wohl erst gegen Abend wieder zurück sein und mit dem Thermalbad ist es dasselbe. Aber weißt du was? Wir lassen jetzt einfach das Schicksal für uns entscheiden.“ Mit diesen Worten griff Toshiya nach den Flyern, die der Zierlichere noch bei sich hielt, nahm jeweils einen in die Hand und hielt beides von seinem Körper gestreckt dem Braunhaarigen hin. „Wir machen es jetzt so, du schließt deine Augen, dann tausche ich die beiden Prospekte miteinander aus und danach wirst du einfach nach einem greifen.“ Der Zierlichere schenkte ihm einen skeptischen Blick, während sich eine seiner Augenbrauen hob. „Ich weiß nicht...“ „Nichts da, es mag zwar kindisch sein, aber wir machen dass jetzt so, sonst kommen wir nie von hier weg und stehen heute Nacht noch hier. Also Augen zu.“ Der Größere konnte sehen wie der Drummer lediglich den Kopf schüttelte, dann aber seinem Wunsch mit einem Seufzen nachkam und sich die Lider über den dunklen Opalen senkten, er mit einer Geste prüfte ob der Jüngere auch wirklich nichts sah, bevor er dann die Unterlagen in seinen Händen zwei-, dreimal miteinander tauschte, ehe er diese wieder dem Zierlicheren entgegen hielt. „Fertig, du darfst wählen.“ Da die Augen Shinyas geschlossen waren, ging dessen Griff beim ersten mal ins leere, kam der Kleinere einen leichten Schritt auf den Älteren zu, standen sie nicht allzu dicht beieinander, doch auch dieses mal erwischte die Hand des Langhaarigen nur die Luft, weswegen er sich mit dem Oberkörper leicht nach vorne neigte, beim dritten Versuch das gewünschte Objekt ergriff. Allerdings verlor der Drummer im selben Moment sein Gleichgewicht, war unbewusst noch näher getreten, hatte durch seine beraubte Sicht nicht die Tasche des Bezopften bemerkt, welche auf dem Boden stand und stolperte über diese, geradewegs in die Arme Toshiyas, welcher zu überrascht war um reagieren zu können und mit seinem Freund nach hinten auf das Bett fiel. Wenn ihre momentane Situation in einem Manga abgedruckt gewesen wären, dann hätte Shinya ob dieser klischeehaften Szene sicherlich mit den Augen gerollt, doch statt dessen und vollkommen entgegen seiner eigentlichen Natur wurden seine Wangen warm, grundgütiger, er war doch kein siebzehnjähriges Mädchen mehr. „Entschuldige.“ Immerhin ging es dem Älteren offensichtlich nicht anders, denn auch er war rot geworden. Dennoch hielt sich ihre Umarmung noch kurzzeitig, lange genug, damit ihm sein Geist fröhlich mitteilen konnte, dass er die warmen Hände des Bassisten auf seinem Rücken als sehr angenehm empfand. Und eigentlich wäre es doch keine schlechte Idee, wenn der Drummer einfach seinen Kopf auf die Brust des Anderen sinken lassen würde. Seit wann kam er denn auf solche Ideen? Leicht schüttelte Shinya den Kopf, mehr über sich selbst und seine recht seltsam anmutenden Gedanken, doch Toshiya sah es offensichtlich als eine Reaktion auf die Entschuldigung, weswegen er wohl noch etwas dazu sagen sollte. „Es war meine Schuld.“ Die Lippen des Schwarzhaarigen öffneten sich, doch bevor sie beide in die ihnen schon bekannte Routine fallen konnten, wer von ihnen denn nun die Verantwortung für das eben Geschehene trug, löste er sich, setzte sich stattdessen neben den noch immer Liegenden, strich sich kurz einige Strähnen hinter das Ohr, dann reichte er dem Bezopften den gewählten Flyer, sie würden in das Thermalbad fahren, weswegen der Ältere nach seinem Handy haschte, um klären zu können, was sie alles benötigen würden oder ob man ihnen gewisse Dinge, wie zum Beispiel Handtücher und Bademäntel stellen würde. Der Braunhaarige war ein wenig unschlüssig mit sich, als sie eine gute halbe Stunde später durch den kleinen Ort liefen, so weit war das Thermalbad nicht von ihrem Haus entfernt und es war ja nun nicht so, dass sie vor hatten dort Ausdauersport zu betreiben. Am gestrigen Tag waren sie beide noch einmal bei einem Arzt gewesen, der ihnen zwar nicht so sehr in Worten mitgeteilt hatte, dass sie sich eigentlich hätten mehr schonen müssen, dennoch waren ihre Verletzungen den Umständen entsprechend geheilt, so das mäßiger, körperlicher Betätigung nichts im Wege stand. Toshiya konnte sogar schon wieder ohne seinen Verband umher laufen, auch wenn er ein leichtes Schmerzmittel, sowie eine schmerzlindernde Salbe bekommen hatte und der Jüngere selbst hatte schlicht beschlossen, dass es seinem Fuß wieder besser ging, auch wenn er die Schiene noch tragen würde, wenn sie länger zu Fuß unterwegs waren. Du versuchst dich abzulenken, dies teilte ihm sein Geist in diesen Sekunden fröhlich mit, denn wieder waren die Gedanken des Drummers abgedriftet, als er versuchte zu verdrängen, dass sie in ein öffentliches Bad gingen, was im wesentlichen nicht das Problem wäre... wenn es dort nicht so viele, fremde Menschen geben würde. Er mochte es mit Toshiya zusammen zu sein, denn dann konnte er sich wenigstens selbst belügen und seine konstante Anspannung zurück drängen, alleine an diesem Morgen war er vier Mal durch das Haus gegangen und hatte alle Fenster überprüft, die Türen auf- und wieder zugeschlossen. Es kostete Überwindung sich immer wieder auf die Vorschläge des Älteren einzulassen, mit diesem fort zu gehen und sich nicht schlicht in sein Zimmer zurück zu ziehen, um sich dort zu verbergen... er wollte nicht, das diese Briefe sein Leben beherrschten, er rebellierte dagegen, wann immer er konnte, dennoch gab es diesen Teil in ihm, der einfach aufgeben wollte, der keine Kraft mehr hatte zu kämpfen und sich dieser konstanten Belastung auszusetzen. Er war dabei zu brechen... Shinya wusste das, aber ihm fehlte einfach eine Richtung in der noch eine Lösung liegen könnte. „Machst du dir Sorgen, ob du in deiner Badehose gut aussiehst?“ Es brauchte einen Moment bis der Langhaarige die Worte seines Freundes wirklich begriff, in Erwiderung leise schnaubte. „Eher darüber, ob ich dich bei mir halten kann.“ Nun schlossen sich die Arme des Älteren kurz und neckend, um seine Mitte, als Toshiya sie beide zum stehen zwang. „Als wenn ich so jemanden wie dich für ein nettes Mädchen stehen lassen würde.“ „Es wäre nicht das erste Mal.“ Die untere Lippe des Größeren schob sich nach vorne, als dieser schmollte, dann den Kopf gegen den des Kleineren legte. „Du bist hart, Shin-chan.“ „Nein, lediglich realitätsnah.“ „Was mindestens genauso schlimm ist.“ „Wo würden wir denn hinkommen, wenn wir beide nur träumen würden?“ Es entspannte Shinya, dieses freundschaftliche, verbale miteinander necken, zumal es dem Bassisten das Gefühl zu geben schien, dass er sich nicht vor diesem zurück zog, etwas, dass dem Drummer mit den Tagen die sie hier verbracht hatten ungemein wichtig geworden war. Er wollte Toshiya in seiner Nähe wissen, dessen warme Art für sich nutzen, selbst wenn es egoistisch war, da er sich noch immer nicht öffnete, es aber von dem Anderen verlangte. „Wer weiß, vielleicht würden wir in der Karibik landen?“ Ein leises Lachen perlte von den Lippen des Langhaarigen, was von einem liebvollen Lächeln des Älteren begleitet wurde, als sich dieser wieder löste, statt dessen nach der Hand seines Freundes griff, ihren Weg wieder fortsetze. Shinya hingegen drehte seinen Kopf, schaute noch eine Zeit lang über seine Schulter, doch außer ein paar Menschen, die offensichtlich ihren täglichen Geschäften nachgingen, konnte er nichts ungewöhnliches entdecken, dennoch blieben seine Nackenhaare aufgerichtet, denn das Gefühl, dass Augen auf ihnen lagen war nicht verschwunden. An den Schaltern des Blue Island [1] ließ es sich der Bassist nicht nehmen, für sie beide das komplette Tagesprogramm auszuwählen, ganz gleich dem Wissen, dass sie nicht wirklich die Zeit dafür hatten alle Angebote auszutesten, jedoch wollte er sicher gehen, dass sie etwas für sich fanden um sich entspannen zu können. Für Toshiya war es natürlich auch selbstverständlich die Eintrittskarten zu bezahlen, doch bemerkte er den skeptischen Blick und die hochgezogene Augenbraue seines Freundes, als er diesem die seinige reichte. „Was ist denn? Warum schaust du so?“ „Es ist nichts, doch eigentlich, möchte man meinen dass ich als Drummer unserer Band genügend verdiene um für mich selbst zu bezahlen.“ „Da magst du recht haben, aber lass mich dich doch etwas verwöhnen, schließlich wird dies kein Dauerzustand sein, aber weil du es erwähnst...“ Der Ältere brach ab, überlegte kurz, ob er den Kleineren, auf dass was ihm durch die Gedanken ging, ihre Band, ansprechen sollte, war es schließlich seit Tagen das erste Mal, das der Braunhaarige von sich aus Dir en grey erwähnt hatte. Er wusste das dies ein schwieriges Thema für Shinya war, hatte er oft genug einen Schritt nach vorne gewagt, um zu erfahren wie es denn nun mit dem Austritt aus ihrem gemeinsamen Traum, aussah, doch bisher keine Antwort erhalten, weswegen sich der Größere dazu entschloss abermals den Versuch zu unternehmen, selbst wenn es für diesen Moment wohl etwas unpassend war. „Was ich sagen wollte... wegen der Band... ich weiß dass es nicht gerade der beste Zeitpunkt ist um dich darauf anzusprechen, aber ich denke du wirst verstehen, wenn ich dich danach frage.“ Sein Gegenüber schenkte ihm lediglich einen unmissverständlichen Blick, weswegen er sogleich weiter redete. „Hast du es dir nochmals überlegt, dass mit dem Austritt meine ich?“ Ein seufzen perlte von den Lippen des Zierlicheren, zeigte dem Bassisten, wie recht er doch gelegen hatte und es wohl wirklich nicht angebracht gewesen war, gerade jetzt danach zu fragen, schließlich zerstörte es die angenehme Atmosphäre zwischen ihnen, welche bisher geherrscht hatte, dennoch erhielt er eine Antwort, auch wenn diese nicht wirklich zufriedenstellend für ihn ausfiel. „Es tut mir leid, aber ich habe mich noch nicht entschieden.“ „Schon in Ordnung Shin, mir tut es leid, dass ich dich ständig damit bedränge. Lass uns jetzt nicht weiter davon reden und lieber mal rein gehen.“ Der Schwarzhaarige war sich nicht sicher ob man ihm ansehen konnte, wie sehr er enttäuscht darüber war, das sich Shinya noch immer nicht zu einer Entscheidung durchringen hatte können und sie – Dir en grey – weiterhin im Ungewissen darüber ließ, wie es mit ihnen weiter gehen sollte, doch er hoffte das der Kleinere nichts davon bemerken würde. Toshiya wollte seinem Freund kein schlechtes Gewissen deswegen machen, war es für den Drummer auch so schon schwer genug, allerdings war es immer wieder wie ein Stich in seinem Herzen, diese Ungewissheit ob ihre Band weiterhin bestehen bleiben würde, dennoch ließ er dieses Thema wie schon viele male zuvor nun fallen. Der Bezopfte wollte dem Jüngeren und sich den Tag nicht damit verderben... irgendwann würde der Kleinere sich schon entscheiden und er hoffte, dass es dann ein gutes Ende nehmen würde. Zwar war dem Größeren aufgefallen wie sich die Gesichtszüge Shinyas gewandelt hatten, das Glitzern aus dessen Augen war verschwunden, ein deutliches Zeichen, das der Jüngere sich Gedanken machte, auch wenn dieser versuchte sich nichts anmerken zu lassen, was ihm oftmals auch gelang, dennoch ging der Bassist zielstrebig auf eines der Drehkreuze zu um den Badebereich zu betreten. Er würde schon dafür sorgen, das sich sein Freund nicht die ganze Zeit mit Vorwürfen plagte. Allerdings wurden die beiden Musiker dabei aufgehalten den Inneren Bereich des Gebäudes zu betreten, als die Dame an der Information nach Ihnen rief, aus dem Bereich hinter dem Schalter hervor trat und auf die beiden Musiker zukam. Toshiya war der Jungen Frau dankbar, war dies doch eine willkommene Ablenkung, aus den trübsinnigen Gedanken, welche beide Musiker beherrschte. „Excuse me, but would you like someone from our team to show you around?“ Fragend blickte der Schwarzhaarige zu Shinya, welcher diesen erwiderte, dann nach wenigen Sekunden nur leicht nickte. „Yeah, sure.Why not?“ “Good. Then please wait here for a moment, I call one from my coleague´s.” Toshiya nickte der jungen Frau zu, ehe diese wieder hinter der Tür verschwand um Jemanden Bescheid zu geben, ehe sich seine Augen auf die Gestalt des Jüngeren hefteten, welcher sich direkt hinter ihm befand. Shinya wirkte angespannt, blickte immer wieder über seine Schulter hinter sich und der Schwarzhaarige war sich sicher, dies nicht zum ersten mal an diesem Tag bemerkt zu haben, hatte er es schon auf ihrem Weg zu dem Blue Island festgestellt, war es als wenn der Zierlichere irgendwen hinter ihnen zu stehen glaubte, doch sprach er seinen Freund nicht darauf an, der Drummer hatte bestimmt seine Gründe für sein Verhalten und alles musste der Ältere wirklich nicht wissen. Sie mussten einige Minuten warten, ehe sich ihnen ein junger Mann näherte, in einer Größe welche selbst die des Bassisten überragte und ihnen respektvollen Eindruck gegenüber des Mitarbeiters in diesem Haus vermittelte, ehe sich der Blonde schon vorstellte. „Hello, my name is steven howard. Miss clode told me to come here to show you around, if you then, will please follow me.” Shinya hätte nicht daran geglaubt, dass es einmal einen Punkt in seinem Leben geben würde, an dem er bestürzt darüber war, dass man ihn alleine ließ, aber genau dieses Gefühl hatte er gerade, als er auf die Stelle der Umkleiden blickte an welcher der Ältere verschwunden war, ihm mit einem Grinsen gesagt hatte, dass sie sich gleich wieder sehen würden. Mehrmals musste der Drummer blinzeln, um sich aus seiner Trance zu reißen, den Schrank hinter sich abzuschließen, nachdem er diesem ein Handtuch entnommen hatte und in die Badelatschen geschlüpft war, dennoch musste er noch ein weiteres Mal tief durchatmen, bis es ihm gelang, die privat und abgeschirmt gehaltenen Räume zu verlassen. Den Schlüssel gab der junge Mann bei einer zierlichen Frau ab, dann wurde er von einem weiteren Angestellten durch die warm eingerichteten Gänge geführt, doch konnte er auf das Lächeln des Schwarzhaarigen nur minimal antworten. Er fühlte sich einfach nicht wohl, zu vieles gab es das er nicht kannte, jede Ecke die sie umrundeten ließ seinen Magen aufgrund von Nervosität, die ihm bisher nicht einmal mit dieser Stärke begegnet war, leicht krampfen. „Verdammt, was ist heute mit dir los?“ Die Worte waren flüchtig über die Lippen des Braunäugigen gekommen, zu leise, als dass sie ein umstehender wirklich verstanden hätte, doch sorgte dieses Anherrschen seiner eigenen Person dafür, dass er zumindest einen Teil seiner Kontrolle zurück bekam, die ihn störenden Empfindungen unterdrücken konnte, damit es nicht auffiel, das er bei jeder unerwarteten und fremden Berührung zusammen zuckte. Mit einem freundlichen Lächeln brachte man ihn in ein kleines Bad, das in einem Kreis angelegt war, warmes Terrakotta ging in gemütliche, beheizte Holzbänke über, doch Shinya hatte nur wenig Interesse an den Äußerlichkeiten des Raumes, dass es hier drin so still war, zehrte viel mehr an ihm, wobei ihn auch das nicht hätte stören sollen, normalerweise genoss er die Ruhe, warum hatte sich das so plötzlich geändert? Du kennst die Antwort, schien sein Geist zu wispern, doch Shinya ignorierte die Stimme, presste statt dessen die Zähne aufeinander, als er sich setzte, das Handtuch fester um seine Hüften schlang, er fühlte sich verletzlich, ohne seine Kleidung, ein dummer Instinkt, der sich aber nur schwer ignorieren ließ, daher suchte der Langhaarige seine Gedanken auf einen anderen Punkt zu konzentrieren und war wenig glücklich, als sie schon fast automatisch bei 'Dir en grey' landeten. Seit dem er Kaoru angerufen, mit diesem – oder vielmehr Die – gesprochen hatte, war es ihm nicht noch einmal gelungen die Nummer ihres Leader zu nutzen, immer wieder hatte er abgebrochen, das mobile Telefon in die Schublade verbannt, obwohl er sich danach sehnte, die Stimmen der Anderen zu hören, konnte er es nicht, sie würden eine Entscheidung von ihm verlangen, die er ihnen nicht geben konnte. Er wünschte, im Grunde seines Herzen, seiner Seele, dass er zu der Gruppe zurückkehren würde können, das sie ihm seine Worte, seinen Zorn, seinen Verrat vergaben, doch wann immer Shinya es sich erlaubte in diese Richtung zu denken, erschien vor seinen geschlossenen Augen der zerstörte Van, das blasse Gesicht Kyos, die Schnitte auf den Armen des Sängers, er hörte das aufgelöste Schluchzen Toshiyas, den dumpfen Aufprall von Kaorus Körper, dessen ersticktes Keuchen. Der Drummer konnte nicht zurück gehen... er würde sie in Gefahr bringen, ihnen Unglück bringen. Diese Realisation, obwohl er sie eigentlich schon von Anfang an in sich getragen hatte, brach ihn fast entzwei, doch wurde er sich dessen erst bewusst, als er sein eigenes, abgehacktes Keuchen hörte, welches von den niedrigen Wänden wieder hallte. Unbewusst hatte der Braunhaarige die Finger vor seinen Mund geschlagen, um zu vermeiden, dass sich ein weiterer Laut von diesen brach, dann zuckte er ob des unerwarteten Geräusches zusammen, bis er begriff, dass es nur Wassertropfen gewesen waren, die sich von den hervor stehenden Verzierungen lösten und auf den steinernen Boden fielen. Für ein paar Sekunden schloss Shinya seine Augen, atmete ein paar Male ruhig ein und aus, sein Freund konnte jeden Moment wieder kommen und es würde unweigerlich Fragen aufwerfen, wenn er hier saß, kaum mehr Luft bekam, schon jetzt war der Bezopfte mehr als nur skeptisch. „Hast du mich vermisst?“ Die warme Stimme des Bassisten schnurrte leise in sein Ohr, der Größere schien von den Gedanken des Drummers herbei gelockt worden zu sein, legte die Arme um seine Schultern, um mit der Nase über die Wange des Braunhaarigen zu gleiten, der sich gegen seinen Willen verspannte, denn eigentlich mochte er es, wenn ihn der Ältere auf diese Weise berührte, ihm nah war. Toshiya hingegen verstand seine Körpersprache anders, löste sich mit einem kleinen, entschuldigendem Lächeln, dennoch wanderten die Finger des anderen Musikers leicht über seinen Kiefer, als sich dieser neben ihn auf die Bank gleiten ließ, sich dort entspannt ausstreckte, während Shinya noch überlegte, woher der Bassist so plötzlich erschienen war. „Was grübelst du?“ „Woher du gekommen bist?“ Auf seine Gegenfrage lachte der Braunäugige warm, drehte sich leicht auf die Seite, damit er besser zu dem Drummer hinauf sehen konnte, der mit fast schon versteiften Rücken neben ihm saß, die Hände eng ineinander verflochten. „Es gibt hier drei Eingänge und Shinya.... du sollst dich hier entspannen, wir sind auf keiner Beerdigung.“ Erst als ihn der Bezopfte darauf hingewiesen hatte, wurde es dem Drummer erst wirklich bewusst, wie sehr die Muskulatur schon zog, weswegen er noch einmal kurz die Augen schloss, seinen Willen konzentriere, damit es ihm möglich war, seinen Geist auf etwas anderes zu richten, weswegen ihm auch jetzt erst auffiel, dass die Luft nach Jasmin roch. Bis jetzt waren sie noch alleine in dem kleinen Raum, doch dies sollte sich ändern, als nach einigen Minuten weitere Personen das Bad, welches mehr an eine Dampfgrotte erinnerte, betraten, der Bassist daraufhin seine Finger von dem Kinn seines Freundes nahm, und sich, nochmals streckend, normal hinsetzte. Unter den anderen Badegästen, befand sich auch eine Mitarbeitern des Blue Island, welche in der Mitte des Raumes stehen blieb, zu sprechen begann, dabei erklärte dass sie jetzt mit der Aromatherapie beginnen würde, ein Punkt, von vielen des gesamten Tagesprogramms, welches die beiden Musiker noch erwartete. Während der Dampf langsam etwas dichter wurde, die Temperatur anstieg und sich statt dem Jasmin, nun ein leicht kräuterartiger Duft im Raum ausbreitete, waren die Augen des Schwarzhaarigen auf die zierliche Gestalt seines Freundes gerichtet. Schon wieder wirkte Shinya total angespannt und nervös, weswegen der Größere ihm eine Hand auf die Schulter legte, zwar das leichte zusammenzucken bemerkte, doch seine Finger nicht wieder fortnahm. „Hey, alles in Ordnung?“ Entgegen dem Nicken des Jüngeren, sprachen dessen Augen für den Bassisten eine vollkommen andere Sprache, wirkten Stumpf, wie bei einem kleinen Kind welches sich vor irgendetwas fürchtete, doch der Bezopfte fand einfach keine Erklärung für dieses Verhalten. „Shinya...“ „Es ist wirklich alles in Ordnung.“ „Wie du meinst.“ Toshiya glaubte seinem Freund nicht, doch wusste das es nichts half den Drummer zu bedrängen, weswegen er auch weiter nichts dazu sagte, doch nahm er sich vor, den Kleineren etwas zu beobachten und ihn nicht so einfach davon kommen zu lassen, sollte er wieder bemerken dass sich dieser unwohl fühlte. Etwa zwanzig Minuten dauerte die Aromatherapie, doch schon vorher gingen die ersten Badegäste aus dem Raum, begleitet von dem heißen Dampf, welcher in diesem Moment einen Hauch von Melisse in sich trug. Es war heiß in dem kleinen Bad, wohl ein Grund dafür, das viele es jetzt schon bevorzugten einen kühleren Ort aufzusuchen, spielte oft der Kreislauf eine erhebliche Rolle dafür, denn wie der Bassist für sich selbst feststellte, spürte auch er selbst leichten Schwindel in sich aufkommen. Dennoch wartete der Schwarzhaarige, bis die `Zeremonie´ zu Ende war, ehe er sich erhob, seinem Freund die Hand reichte, diesen auf die Beine zog, sie gemeinsam die Dampfgrotte verließen und sich zu einer der öffentlichen Duschen begaben, um ihre erhitzten Körper mit kaltem Wasser abzuspülen. Toshiya genoss, wie das kühle Nass über seinen Körper rann, fühlte, wie sich sein Kreislauf wieder stabilisierte, ehe er mit seinen Augen das Bad absuchte, nach Shinya, welcher aber wie er feststellte, direkt neben ihm war und sich ebenfalls abspülte Ohne sich wirklich selbst bewusst darüber zu sein, musterte er den Körper des Drummer, stellte zum wiederholten male fest, wie schmal der Langhaarige doch war, diese zierliche Gestalt, welche mehr an eine Frau erinnerte als einen Mann. Der Bassist, würde es nicht glauben, hätte er es nicht schon öfters am eigenen Leib erfahren, dass diese Person, vor Kraft nur so strotzte und selbst ihn dabei überragte. Der Größere ertappte sich dabei, wie er den Jüngeren zu mustern begann. Was war nur mit ihm los? So etwas war ihm doch noch nie passiert, das er einen seiner Freunde so intensiv betrachtete und ihm auch noch gefiel was er sah. Diese helle, porzellanartige Haut, der schmale Leib und die sanften Kurven der Muskeln, welche in jenem Moment nur allzu deutlich in Vorschein traten. Plötzlich jedoch, wand er den Blick ab, drehte sich beschämt auf die Seite und spürte wie sich eine unglaubliche Hitze auf seinen Wangen breit machte, konnte er einfach nicht verstehen, warum er seinen Kollegen mit einem mal anziehend fand. Im nächsten Moment zuckte der Bezopfte erschrocken zusammen, als er eine Berührung an seinem Arm spürte, weswegen er sich umdrehte, daraufhin genau in die Augen Desjenigen blickte, welcher die ganze Zeit seine Gedanken beschäftigt hatte und gerade seine Hand wieder zurückzog. „Totchi, alles in Ordnung?“ Zuerst blinzelte der Bassist seinen Gegenüber nur unverständlich an, brauchte einen Moment um zu verstehen, was Shinya eigentlich zu ihm gesagt hatte. „Na... natürlich ist alles in Ordnung, warum fragst du?“ Er konnte seinem Freund wohl kaum sagen, das er ihn die ganze Zeit ausführlich betrachtet und für sich selbst festgestellt hatte, das er den Kleineren durchaus attraktiv fand, doch wurde er in seinen Gedanken unterbrochen, als die Stimme des Jüngeren erneut ertönte. „Du bist so rot im Gesicht.“ „Ich... erm...keine Sorge... es ist alles in Ordnung. War nur ziemlich heiß dort drinnen, aber... es geht schon wieder. Lass uns jetzt lieber in die Sauna gehen, schließlich haben wir dafür bezahlt und sollten schon nutzen, was uns zur Verfügung steht.“ Der Braunhaarige schenkte ihm eine gehobene Augenbraue, weswegen er diese Geste mit einem fragenden Blick erwiderte. „Bist du dir sicher, dass wir jetzt noch in die Sauna gehen sollten, nachdem das Dampfbad schon auf deinen Kreislauf geschlagen ist?“ „Warum nicht? So schlimm war es auch nicht. Natürlich werden wir jetzt in die Sauna gehen, schließlich ist dass gesund.“ „Wie du meinst, du musst selbst entscheiden, was du dir zumuten kannst und was nicht.“ „Da hast du recht Shinya, schließlich bin ich älter als du und werde wohl besser wissen was gut für mich ist. Bei dir ist es doch nicht anders oder?“ Ein Seitenhieb, dessen war er sich bewusst und es tat ihm auch schon wieder leid, jedoch hob sein Gegenüber lediglich eine Augenbraue, wurden keine weiteren Worte zwischen ihnen gewechselt, während sie sich in den zweiten Bereich der Wellnessanlage begaben, der Saunalandschaft. Vor dem Bereich der einzelnen, kleinen Kabinen zögerte der Drummer, in seinen Schläfen pochte es unangenehm, sein Magen machte immer mal wieder einen unglücklichen Laut, sodass es ihm flau wurde, außerdem fror er nach der kalten Dusche, etwas, das nicht hätte eintreten dürfen. Alles in allem konnte man sagen, dass sein Kreislauf ziemlich belastet war und ein weiterer so starker Temperaturwechsel würde ihm wohl nicht gut tun, dennoch, ein Blick in das Gesicht seines Freundes, die stille Freude, welche er darin sehen konnte... er wollte diesen Ausdruck halten, zumal es im wesentlichen egal geworden war, was er wollte, wünschte oder begehrte. Shinya wusste, dass er mehr und mehr zu Depressionen neigte, ein weiterer Grund weswegen er sich so an den Älteren hing, sich von dessen Stimmung mitziehen ließ, es war, als würde Toshiya mehr und mehr für ihn selber leben, eine eigentlich beunruhigende Vorstellung, dennoch hatte der Braunhaarige kaum mehr die Kraft, sich dagegen aufzulehnen, oder etwas daran zu ändern. Sein Wille und seine Stärke – wenn er es überhaupt noch so bezeichnen konnte – konzentrierten sich darauf, dass er die immer häufiger auftretenden Attacken von Panik unter Kontrolle hielt, bevor er schreiend zusammenbrach oder jemandem ernsthaft weh tat. „Shin-chan...“ Mit einer gehobenen Braue drehte er sich zu dem Größeren herum, Shinya kannte diesen Tonfall, welcher nur in den seltensten Fällen etwas wirklich gutes zu bedeuten hatte und schon gar nicht, wenn es mit diesem Grinsen gepaart war, doch einen Herzschlag später hatte ihn der Bassist schon bei den Schultern gegriffen, führte ihn näher an eine der Saunen heran, damit er das kleine Schild lesen konnte, auf welchen ihm fröhlich mitgeteilt wurde, das Badehosen und Latschen unerwünscht, wenn auch nicht gänzlich verboten waren. Wie sagte man so schön, vom Regen in die Taufe, als wäre es nicht schon schlimm genug, dass er nur so wenig an Kleidung trug, dennoch konnte er in den Zügen und der Gestik – der Schwarzhaarige zog gerade an dem weichen Frottee – eine Herausforderung sehen und erst musste die Welt im Flammen stehen, bis Shinya eine solche nicht annehmen würde. Mit einer geschmeidigen Bewegung entledigte sich der schlanke Mann seiner Sachen, drehte sich dann halb zu dem neben ihm stehenden herum, der in diesem Moment seine Mimik kontrollierte, die ihm wohl entglitten war, was Shinya ein feines Lächeln entlockte, derweil er die Tür zu der Kabine öffnete. „Du kommst?“ Es brauchte noch einige Sekunden, in welchen sich der Langhaarige bereits auf die oberste Bank zurück gezogen hatte, dann erschien auch der Bezopfte, ebenso nackt wie auch er selber, ein nicht ungewöhnlicher Anblick, trotzdem löste es ein fast schon seltsames Gefühl in dem Drummer aus, denn auch wenn sie schon oft miteinander geduscht hatten, schien ihm die Nähe, welche sie nun teilten, noch einmal etwas gänzlich anderes zu sein. Diese konfliktreichen Empfindungen und auch Handlungen, die Sprunghaftigkeit seiner Stimmungen waren schwer auszuhalten, sie bildeten ein weiteres Gewicht auf den Schultern des Langhaarigen, er verlor sich immer mehr und langsam wusste er nicht mehr, wer Shinya Terachi eigentlich wirklich war... alles schien zu verschwimmen, wie Nebel, der für ihn undurchdringlich wurde. Toshiya hatte sich ein weiteres Mal erhoben, goss Wasser über die heißen Steine, intensivierte so den Dampf und den leicht süßen Geruch, den der Drummer so mochte, doch gleichzeitig wurde auch das Gefühl des Taumels in ihm stärker, kippte sein Kreislauf. Ihm war nicht bewusst geworden, dass er leise keuchte, sein Kopf nach hinten gegen die Wand der Sauna gesunken war, bis Finger zärtlich über seine Wange streichelten, sein Freund ihn besorgt ansah, dann nach oben zog, um ihn nach draußen zu bringen. Die kühle Luft nahe der Duschen war eine Wohltat, weswegen Shinya tief und langsam einatmete, sich blind von dem Anderen führen ließ, welcher ihn dazu brachte, sich auf irgendetwas weichem nieder zu lassen. „Ich bin sofort wieder hier.“ Der Drummer nickte leicht, fühlend, dass es ihm schon wieder besser ging, was er nun nur noch dem Älteren klar machen musste, denn sonst würde dieser ihren Ausflug auf der Stelle abbrechen und ihn nach Hause in das Bett verfrachten, wo er, nach der Meinung des Bezopften, sowieso hin gehörte. Angenehme Kälte legte sich in seinen Nacken, ließ ihn wohlig seufzen, dann öffnete der Drummer die Augen. „Du hättest mir sagen können, dass es dir nicht gut geht.“ „Es kam nur überraschend.“ Die Stirn des Größeren lag in leichten Falten, derweil dieser abzuwägen schien in wie weit er ihm vertrauen konnte, wobei er ihn noch immer besorgt anblickte, sodass Shinya eine Hand hob, über die leichten Falten strich, die sich unter seiner Berührung glätteten. „Ich lüge dich nicht an, Toshiya.“ „Das weiß ich... aber du weichst mir in den letzten Tagen genug aus.“ Die Worte taten weh, aber sie waren die Wahrheit, weswegen Shinya die Hand in den Nacken des Älteren legte, diesen so an sich heran zog, dass sich ihrer beiden Stirnen berührten, so eine Antwort gab, er war zu müde, um sich zu entschuldigen, in den letzten Wochen schien er nichts anderes mehr zu tun. Auch Toshiya seufzte leise, verstand ihn und seine stumme Kommunikation und dann war da etwas, was Shinya fast als einen Kuss interpretieren würde, auch wenn er es nicht mit Bestimmtheit sagen konnte, da seine Augen noch immer geschlossen waren. „Wenn es dir wirklich gut geht, dann könnten wir in die Thermalbäder gehen und uns von den unterschiedlichen Mineralien verwöhnen lassen.“ „Gerne.“ Dies war dem Bassisten Antwort genug, weswegen er sich erhob, dem Drummer bedeutete sitzen zu bleiben, als er sah dass dieser dabei war auf zu stehen. „Bleib sitzen Shin und ruh dich noch etwas aus. Ich kümmere mich um unsere Sachen, ok?“ Ein Nicken, ehe sich der Ältere von seinem Freund abwand, zurück zu der Sauna kehrte um ihre Handtücher aus dieser zu holen, danach begab er sich zu dem Regal, in welchem Sie ihre restlichen Badeutensilien untergebracht hatten, nahm auch diese auf den Arm, ehe er wieder zu der Liege trat, auf welcher sich der Braunhaarige befand. Die Augen des Jüngeren waren geschlossen, öffneten sich jedoch, als er vor diesem zum stehen kam. „Hier, bitte.“ Mit diesen Worten reichte der Schwarzhaarige seinem Begleiter dessen Sachen, welche dieser mit einem kleinen Dankbaren Lächeln entgegen nahm, sich darauf aufsetzte, aufstand und seine Badehose wieder überzog, das Handtuch über die schmalen Schultern legte. Toshiya derweil beobachtete den Kleineren dabei, betrachtete wie die Muskeln in dessen Armen arbeiteten, sich die knappe Shorts an dessen Beine schmiegte, was er als durchaus sexy empfand, doch schon als jener Gedanke sein innerstes durchströmte, wand er sich von dem Anblick des Langhaarigen ab. Der Musiker fragte sich schon zum zweiten mal an diesem Tag, was es war, dass ihn immer wieder in den Bann des Jüngeren zog, ihn solche Dinge denken ließ, schließlich war es doch nicht normal, das er so etwas über seinen Kollegen dachte. Der Bassist schüttelte seinen Kopf, er verstand es einfach nicht, egal wie sehr er darüber auch grübelte, zog sich nun selbst wieder an, versucht den Braunhaarigen nicht wieder anzustarren, welcher sich abermals auf die Liege setzte und wartete bis er fertig war. Nach ihrem kurzen Aufenthalt in den Saunen, verließen sie diese wieder, gingen nun in den eigentlichen Hauptteil des Gebäudes, der Thermal- und Schwimmanlage. In dem großen gefliesten Raum, erwartete die beiden Musiker ein größeres Becken, welches mit seinem Angebot an Sprungtürmen dazu einlud, etwas für die Kondition zu tun. Daneben in etwas kleinerer Form, befand sich ein weiteres, war dieses jedoch wohl mehr für die jüngeren Badegäste gedacht, wies ein Schild darauf hin, das es sich hierbei um ein Wellenbad handelte, dass sich wenig für eine sportliche oder erholsame Betätigung eignen und mehr für den Spaß an dem angenehmen Nass sorgen würde. Neben Riesenrutsche und Babybecken, befand sich auch ihr auserkorenes Ziel, zwei der kleineren Thermalbäder, in der Halle, die etwas höher als die anderen Becken lagen und nur von einer Treppe aus erreichbar waren. Daneben befand sich nochmals ein durch Glastüren abgegrenztes Becken, das Solebad. Die großen klaren Fensterscheiben, gaben den Blick frei auf den derzeit verschneiten Gartenbereich der Wellnessanlage, als auch auf die Thermalbecken im Außenbereich, welche mit ihrer Wassertemperatur von 36 c°, viele der Besucher lockte, die sich von der Winterskälte nicht abschrecken ließen. Toshiya schenkte seinem Begleiter einen fragenden Blick, wusste nicht wirklich für welches Becken sie sich entscheiden sollten, zumal die beiden kleineren Thermalbäder, versetzt mit heilenden Aromen, abermals einer Therapie gleich kamen, er sich die größeren im Außenbereich, jedoch lieber zum Schluss aufheben wollte. Schließlich würde ihr Körper wieder leichten Temperaturschwanken ausgesetzt werden und diese wollte er sich selbst als auch Shinya, war ihm als wäre der Kleinere noch immer etwas blass im Gesicht, nicht gerade am Anfang zumuten. Der Drummer jedoch hob nur leicht die Schultern, als Zeichen das auch er nicht wusste, welche der vielen Möglichkeiten sie nun nutzen sollten. Der Schwarzhaarige ließ seinen Blick noch einmal durch die große Räumlichkeit gleiten, bis seine Augen auf einer bestimmten Stelle haften blieben, sich ein Grinsen auf seinen Lippen bildete, ehe er sich wieder Shinya zu wand. „Sag mal Shin. Was hältst du davon wenn wir dann erst mal die tolle Rutsche dort ausprobieren?“ Mit seiner Hand deutete der Größere auf das orange tunnel- und schlangenartige Objekt, aus dessen Schlund das Lachen von Kindern zu hören war, welche mit viel Schwung in dem kleinen Auffangbecken landeten. Ein leicht erstaunter, als auch überraschter Ausdruck zierte das Gesicht seines Gegenüber, doch glätteten sich die feinen Züge sogleich wieder, blickte der Zierlichere ihn skeptisch an. . „Wenn du es unbedingt möchtest, kannst du dich gerne dieses Plastikrohr hinunter stürzen, aber ohne mich.“ „Och Shin, du bist ein Spielverderber. Das würde dir sicher auch Spaß machen, denkst du nicht?“ Der Jüngere antwortete ihm lediglich mit einer Bewegung seines Kopfes, ein klares Nein auf seine Frage. „In Ordnung, dann lassen wir dass eben, ich wäre sowieso nicht ohne dich gegangen. Aber jetzt im ernst, wie wäre es, wenn wir uns erst mal eine Liege suchen, dort unsere Sachen ablegen und uns nachher auf diesen noch etwas ausruhen?“ „Dagegen habe ich nichts einzuwenden.“ „Na dann lass uns mal zur Tat schreiten, ich habe schon ein paar freie Plätze gesichtet.“ Toshiya griff kurzerhand nach der Hand des Jüngeren, zog diesen mit sich in eine bestimmte Richtung, blieb erst am Ende der Halle angekommen, wieder stehen und ließ dann auch die Finger seines Freundes los, welche eine angenehme Wärme auf seinen eigenen hinterlassen hatten. In diesem Bereich konnte man sich fühlen wie auf einer Liegewiese im Sommer, waren mehrere der Möbel aneinander gereiht und nahe der Heizungen aufgestellt, spendeten dem Ruhenden durch ihre Lage zusätzlich wärme. Das Licht war hier ebenfalls angenehm gehalten und nicht allzu grell, wie über dem Wasserbereich, lud zusätzlich zum entspannen ein. Scheinbar hatten sich die beiden Musiker einen allgemein guten Tag für den Besuch in das Blue Island ausgesucht, waren nur wenige Gäste in dem Bad und somit nicht alle der Liegen besetzt, sodass sie problemlos eine für sich in beschlag nehmen konnten, des weiteren war es relativ ruhig, im Gegensatz zum üblichen Lärm welcher in einem Schwimmbad normalerweise herrschte. Toshiya wachte mit Argusaugen über ihn, selbst wenn sich der Bassist bemühte, es so zu gestalten, dass es dem Jüngeren nicht auffallen würde, doch Shinya sah die Blicke, wann immer er sich bewegte, ein leises Seufzen seinen Lippen entfloh, oder er einen Moment länger brauchte, um sich, wie jetzt, aufzusetzen, das die Welt nicht mit seinen Bewegungen mitzog. „Ich würde gerne in das Salzbad gehen.“ Shinya hatte diese Worte bewusst gewählt, in ihnen lag nicht nur die stumme Aufforderung, dass ihn der Größere begleiten sollte, sondern er wusste, dass Toshiya über alles glücklich sein würde, das er von sich aus anbot, in den letzen Tagen hatte er sich nur mitziehen lassen, auf das gehört, was der Bezopfte ihm vorschlug. Wie er es erwartet hatte strahlte ihm der Dunkelhaarige entgegen, zog ihn behutsam auf die Füße, verhakte ihre Finger ineinander, was einen winzigen, elektrischen Schock in dem Drummer auslöste, der seinen Arm hinauf kletterte, um dann in seinem Unterleib zu explodieren, dort ein überaus angenehmes Gefühl auszulösen. Das Bad war vollkommen leer, lag halb hinter Pflanzen verdeckt auf der oberen Ebene, ein Umstand, der Shinya leise seufzen ließ, wenn er zumindest niemanden in seiner unmittelbaren Nähe sehen konnte, dann war es ihm möglich ein wenig zu entspannen, sich die Illusion zu erschaffen, dass er mit seinem Freund alleine war. Ein weiterer Laut entfloh ihm, als er in das Wasser stieg, es war warm, kribbelte leicht, wo immer es seine Haut berührte, ließ kleine Blasen auf ihr entstehen. Auf der gegenüberliegenden Seite der Treppen waren mehrere kleine Absätze in den Boden eingelassen, auf diese zog sie der Ältere nun, setzte sich selbst auf einen der Oberen, stellte die Beine auf den gleichen, auf welchen der Drummer dirigiert wurde. „Stört es dich so?“ Worte, die leise in sein Ohr geflüstert wurden, doch antwortete der Langhaarige nicht auf sie, nickte nur, auch wenn er lange Minuten brauchte um sich so weit gehen zu lassen, dass er sich nach hinten gegen den Anderen lehnte. „Manchmal scheinst du so weit weg zu sein, dass ich Angst habe, dich nicht mehr erreichen zu können.“ Der Ältere hatte diesen Satz ohne einen für Shinya deutbaren Zusammenhang ausgesprochen, ein Gedanke, der sich von den Lippen des Bezopften gelöst hatte, den Kleineren unsicher zurück ließ, schlicht, weil er nicht wusste, wie er sie auffassen sollte. „Das klingt nicht sehr gut?“ Die Arme, welche der Andere um seine Schultern gelegt hatte, festigten sich ein wenig und der Langhaarige konnte den warmen Atem fühlen, welcher über seinen Hals strich, als sein Freund den Kopf gegen den seinen legte. „Ich weiß, dass du nicht darüber reden willst, was dich so bedrückt und ich will dich auch nicht drängen es mir jetzt zu sagen... aber ich möchte dir helfen, doch wann immer ich glaube, dass ich es geschafft habe deine Fingerspitzen zu berühren, um dich an mich zu ziehen, dich zu beschützen, entgleitest du mir. Du lächelst mich an, lässt zu das ich in deiner Nähe bin, aber du offenbarst dich nicht und dabei kann ich es doch sehen, Shinya. All den Kummer, den Schmerz. Es tut auch mir weh, dich so leiden zu sehen, du bist mein Freund, ein Teil meiner Familie. Ich will dich nicht über etwas verlieren, dass dich von innen heraus zerreist, weil du einfach... wie soll ich es ausdrücken... aufgibst?“ Leicht schauderte er, legte eine zierliche Hand auf den Arm des Größeren, berührte diesen auch mit seinen Lippen, als er sich leicht nach vorne lehnte, leise wisperte. „Du wirst mich nicht verlieren.“ „Wirklich? Oder redest du dir das nur ein, weil du es selber glauben willst?“ „Woraus entsteht dass, Toshiya? Wieso all diese depressiven Gedanken?“ Wenn du keine Antwort geben kannst, oder willst, dann stelle einen Gegenfrage, weiche aus. Ein Grundsatz mit dem der Zierlichere in all den Jahren mehr als vertraut geworden war, doch heute wand er ihn nicht nur an, weil ihm die passenden Worte fehlten, sondern auch weil es ihn sorgte, dass hinter der frohen, aufmunternden Fassade solch Gedanken steckten, dass er den Älteren so sehr sorgte. Das hatte er nicht gewollt, doch war es ihm überhaupt gelungen, zu verstecken, was in ihm war? Vielleicht ganz zu Anfang, wo er noch verbittert gekämpft, nicht akzeptiert hatte, was mit ihm passierte, dass es jemanden gab, der ihn auf diese Art und Weise behandelte. „Ich weiß es nicht... es macht mich nur so unglücklich, zu sehen, dass es dir nicht gut geht und du dennoch weiter machst, niemals sagst, dass es reicht, dass du genug hast, selbst wenn du mir hier irgendwo umfallen würdest.“ Shinyas Augen schlossen sich langsam, als er seinen Griff ein wenig festigte. „Ich will dich nicht... enttäuschen.“ „Warum? Wegen dem, was du mir versprochen hast?“ Ein leichtes Nicken, woraufhin Toshiya ihn näher zog, eine Hand unter sein Kinn legte, seinen Kopf behutsam in den Nacken zwang, so dass er in die dunklen Augen hinauf blicken musste. „Gott, das ist doch kein Grund.“ „Für mich schon.“ Wieder hatte der Langhaarige nur gewispert, wie sollte er nur erklären, dass Toshiya ihn im Moment zusammenhielt, das der Bassist all die Fäden in den Fingern hielt, die ihn aufrecht gehen ließen, sein Tun bestimmten? Sein Freund würde es nicht verstehen können, aber es tat gut, gegen diesen zu lehnen, in die Tiefen zu sehen, sich in ihnen zu verlieren. Ihr Atem mischte sich leicht, als sie so beieinander lagen, sich nur ansahen, bis die Finger des Älteren von seinem Kinn zu seinem Kreuz fielen, behutsam dessen Konturen nachstrichen, wie als würde der Bassist versuchen, den Moment zwischen ihnen zu brechen, bevor er eskalieren würde, es aber nicht schaffte. „Es ist wirklich wunderschön.“ Shinya summte nur leise, legte seine hand über die des Größeren. „Bisher war Schmuck für mich nur etwas, dass man eben trägt, doch bei diesem Kreuz... ich hatte das Gefühl, es würde in mein Herz wispern. Dumm, nicht wahr?“ „Nein, das ist es nicht.“ Sie waren einander näher gekommen, doch zögerten sie beide, Shinya, weil er wusste, dass, wenn sie sich nun diesem Moment hingaben, alle Mauern brechen würden, er den Bezopften in Gefahr brachte, Toshiya, weil er fürchtete, einen Fehler zu begehen, am Ende allerdings berührten sich ihre Lippen, berührten sich in einem federleichten Streichen unter welchem dem Braunhaarigen die Augen zufielen. Der Bassist löste sich fast sofort wieder und der Zierlichere konnte fühlen, dass ihn der Andere musterte, dennoch bewegte er sich nicht, wartete nur, bis der Dunkelhaarige zu ihm zurück kehrte, ihn erneut und etwas tiefer küsste, sanft mit seinen Lippen zu spielen begann, was er mit einem leisen, zittrigen Laut erwiderte. Vorsichtig öffnete der Schwarzhaarige seinen Mund, wollte nichts überstürzen und den Jüngeren vielleicht mit seiner nächsten Tat überrumpeln, als er leicht an dessen Unterlippe zu knabbern begann, jedoch nur kurz, strich er gleich darauf mit seiner Zunge über sie. Toshiya hoffte sein Gegenüber würde die kleine Geste verstehen und ihm Zugang zu seinem Reich gewähren, was nach einem Moment des Zögerns auch geschah, sich die Lippen des Zierlicheren einen Spaltbreit öffneten, der Größere sich langsam und sachte in der Höhle vorantastete, bis er seinen Gegenpart fand. Wieder dauerte es ein paar Sekunden, bis Shinya erwiderte, ihre Zungen ein langsames Spiel begannen, gefangen in diesem sinnlichen Rausch aus Gefühlen. Dem Bassisten wurde heiß und kalt zugleich, spürte einen Schauer seinen Rücken herunter wandern, während er diesen süßlichen Geschmack, welcher ganz einzigartig für seinen Freund zu sein schien, auskostete. Gefangen in diesem so unschuldigen Kuss, schienen die beiden jungen Musiker zu vergessen wo sie waren, vertieft in ihren aufwallenden Empfindungen. Minuten schienen zu vergehen, der Ältere hatte jegliches Zeitgefühl verloren, doch es war ihm egal, einzig Shinya war in seinen Gedanken so dass er unbewusst beide seiner Hände auf die schmalen Schultern des Kleineren legte, diesen näher an sich zog, doch ließ er ihn sofort wieder frei, als er spürte wie die Erwiderung des Drummers erschlaffte, sich dessen Körper anspannte. Atemlos löste Toshiya ihren Kuss, blickte auf in das Gesicht des Braunhaarigen, doch waren dessen Augen noch immer geschlossen, die Wangen in einen Hauch von Rosa getaucht und er wusste, dass es bei ihm nicht anders sein würde, konnte die Hitze auf seinem Gesicht fühlen. „Entschuldige... ich wollte nicht...“ „Nein... es ist... in Ordnung.“ „Ist es dass wirklich für Dich? Ich wollte nicht...“ Der Ältere brach ab, wusste nicht wirklich was er dem Drummer sagen sollte, denn er wollte, dass sie sich küssten, es war wie etwas das er schon länger begehrte, doch eigentlich hatte es nur rein Freundschaftlich sein sollen, jedoch wurde soviel mehr daraus. Er hatte sich einfach nicht zurückhalten können, war es als hätten ihn die Gefühle, welche sich in den letzten Wochen gegenüber seinem Freund entwickelt hatten, einfach überrollt, mit gerissen in diesem einen Moment und er bereute es nicht, doch war er zu weit gegangen, dessen war er sich bewusst geworden, als Shinya sich verspannt hatte. Toshiya bemerkte den fragenden Blick, der noch immer auf ihm ruhte, seit sein Gegenüber die Augen wieder geöffnet hatte, darauf wartete das er weiter sprach, doch er konnte nicht. Was auch sollte er dem Kleineren sagen? Der Bassist hatte in der letzten Zeit, die sie zusammen waren eine Veränderung in sich bemerkt, doch war sich selbst noch nicht wirklich im klaren darüber, was es genau war, das er seinem Freund gegenüber empfand, es war eine Anziehung da, dass würde er nicht bestreiten und auch dieser Kuss, sagte soviel mehr, dennoch schüttelte er nur den Kopf, unfähig zu antworten. Eine unangenehme Stille breitete sich zwischen Ihnen aus, wussten sie beide nicht, wie sie sich nun zueinander verhalten sollten. Stimmen drangen an ihre Ohren, ließen erkennen, das sich weitere Badegäste dem Salzbad näherten, eine willkommene Ablenkung für die beiden Musiker, die sich nun ganz voneinander gelöst hatten und nebeneinander saßen. Immer wieder, wie von selbst, legten sich die Augen des Schwarzhaarigen auf Shinya, beobachteten ihn, doch löste sich sein Blick wieder, kaum dass der Jüngere den Kopf hob, diesen in seine Richtung drehte. Minuten lang schwiegen sie sich an, sprachen kein Wort, war es schon beinahe ein beklemmendes Gefühl, welches sich über ihnen ausbreitete und dennoch war keiner bereit, die Stille zwischen ihnen zu brechen, sie wussten einfach nicht wie. Die anderen Besucher um sie herum, schienen sich nicht an den beiden schweigsamen Japanern zu stören, unterhielten sich stattdessen miteinander, führten entspannende Bewegungen in dem Wasser aus, im Gegensatz zu Shinya und Toshiya, die wie festgewachsen noch immer auf den Absätzen im Wasser saßen, sich nicht rührten, in Gedanken schienen. Irgendwann, der Größere hielt es nicht länger aus, hatten sie noch kurz zuvor diesen wunderbaren Kuss miteinander geteilt, saßen nun hier jedoch als wäre weiß Gott etwas passiert. Natürlich war sich auch der Ältere unsicher darüber wie es nun weiter gehen sollte, lange genug hatte er jetzt überlegt, aber war sich auch bewusst, dass sie sich nicht ewig anschweigen würden können. „Shinya?“ Beinah sofort, legten sich die Braunen Augen auf ihn, blickten abwartend zu ihm auf. „Würdest du mit mir in eines der Außenthermalbäder gehen?“ Der Bassist, wollte jetzt nicht weiter über den Kuss zwischen ihnen nachdenken, hoffte mit seiner Frage sie beide aus ihrem momentanen Zustand herauszuholen, ihnen genügend Ablenkung zu verschaffen, damit sie wieder normal miteinander umgehen konnten, auch wenn sie sicher irgendwann über diese intime Begegnung reden mussten, aber wenn, dann später, nicht hier. Das Nicken des Braunhaarigen war dem Älteren Antwort genug, weswegen er sich erhob, Shinya die Hand entgegenhielt, welche dieser annahm, sich von dem Größeren auf die Beine ziehen ließ. Es war nicht kalt in den außen gelegenen Becken, zumindest, so lange man sich möglichst unter der Wasseroberfläche aufhielt, dennoch fröstelte es Shinya, auch wenn er dies mit keiner Silbe äußerte, er wollte nicht, dass sich ein erneutes Schweigen zwischen ihnen ausbreitete, indem er Toshiya auf irgendeine Art weh tat und wenn es nur die Tatsache war, dass er dessen Vorschlägen nicht zustimmen würde, der Bassist dadurch niedergeschlagen sein könnte. Wie von selbst glitten seine Finger immer wieder über seine Lippen, wann immer sich die Aufmerksamkeit des Älteren für einen Moment auf etwas anderes gerichtet hatte, er konnte das ferne Gefühl ihres Kusses spüren, das sanfte Kribbeln, dass er ausgelöst hatte. Es verwirrte Shinya, nicht so sehr die Tatsache an sich, immerhin war er kein unschuldiges Schulmädchen und es war auch nicht das Problem, dass es sein Freund war, Toshiya und er hatten sich schon öfter geküsst, wenn auch alle anderen Begegnungen dieser Art nicht ganz so... aufregend und intensiv gewesen waren. Viel schlimmer waren die aufgewirbelten Empfindungen, deren Gewalt er nicht ertrug, er verdrängte sie, denn sonst würde er sich – und dessen war er sich sicher – um den Hals des Älteren wieder finden, diesen wahrscheinlich nicht mehr loslassen. Er wollte dem Drängen in sich nicht nachgeben, welches dem Drummer immer wieder leise zuwisperte, ihm sagte, wie zärtlich, wie warm die Umarmungen und Berührungen des Größeren waren, wie sehr er sich im eigentlichen nach ihnen sehnte, sie brauchte, weil sie ihn, seine Seele, zusammenhielten. Shinya hatte... Angst, er fürchtete sich vor den Konsequenzen, der Gefahr, dass Toshiya etwas zustoßen würde, wenn er diesen näher an sich heran ließ, eigentlich wollte er den Bassisten von sich stoßen, verlangen, dass dieser nach Hause ging, ihn alleine ließ, aber er konnte es nicht, ebenso wie die Schreie seiner Verzweiflung in seinem Inneren gefangen blieben, dort unerhört verhallten. Behutsam wurden seine Finger umschlossen, der Zierlichere aus seinen Gedanken gerissen, sein Freund zog ihn zu einer der kleinen, steinernen 'Hütten' die innerhalb des Beckens standen und die man eigentlich mehr mit simplen, ausgehöhlten Felsen vergleichen konnte, in welche man ein Fenster geschnitten hatte. „Ich hatte das Gefühl, dass es dir hier drinnen vielleicht ein wenig angenehmer sein würde.“ Die Stimme des Älteren hallte leicht, als sie sich in dem Wasser hielten, es war hier tiefer, sodass sie den Grund unter den Füßen verloren und hier drinnen gab es nichts, auf das man sich hätte setzen können. „Danke,“ Finger legten sich sanft auf seine Wange. „Möchtest du lieber gehen, Shinya? Du scheinst es hier überhaupt nicht zu genießen.“ Kurz schlug der Braunhaarige die Augen nieder, es schmerzte ihn, dass er nicht in der Lage war, Toshiya zu zeigen, dass es ihm gefiel, er genoss, das der Andere dass alles für ihn tat, aber... „Es sind einfach zu viele Menschen hier.“ Ihm war nicht wirklich bewusst, dass er seinen Gedanken wirklich ausgesprochen hatte, doch mit einem Mal fand er sich in den Armen des Älteren wieder, welcher mit sachten Bewegungen dafür sorgte, dass sie nicht untergingen, denn für einige Sekunden war Shinya wie erstarrt und schlicht nicht in der Lage sich zu rühren. „Was hat dich nur so verändert? Was hat man dir nur angetan?“ Gemurmelte Fragen, die der Jüngere nicht beantworten konnte, weil ihm schlicht die Kehle zugeschnürt war. Shinya war so furchtbar schwach, so bemitleidenswert zerbrechlich, alles um ihn herum verlor sich, jeder konnte sehen, wie er einfach auseinander fiel und dennoch konnte er nicht den Mut aufbringen, die Wahrheit zu sagen, sich seinem Freund – seinem einzigen Halt – anzuvertrauen. Und letzten Endes gewann das Kind, welches in dem jungen Mann lebte, doch die Überhand, denn dieses war es, dass die Arme um den Nacken des Schwarzhaarigen schlang, sich gegen den Älteren presste, das Gesicht an dessen Hals verborgen. Toshiya umging ihn viel behutsamer, atmete zittrig ein, auch wenn Shinya nicht begreifen konnte, warum er diese Reaktionen auslösen konnte, warum sich der Bassist noch mit ihm abgab, ihm unermüdlich Kraft schenkte, versuchte ihn aufzumuntern und nahe zu sein. Das war der Drummer doch gar nicht wert. „Doch, das bist du. Du bist so viel mehr wert, du bist mein Freund, ich will dir helfen.“ Wieder hatte der Langhaarige laut gesprochen, obwohl er es gar nicht gewollt hatte, ein Umstand, der ihn eigentlich auf das höchste hätte alarmieren sollen, doch es löste nichts in ihm aus, seine Gefühle waren so laut und überwältigend, dass er taub für sie wurde, mehr und mehr in eine Starre verfiel, die ihn in gefangen hielt, die ihn ängstigen müsste, doch die ihm schon fast tröstend erschien. Lippen legten sich auf die seinen, fingen ihn in einem liebevollen, wenn auch überwältigenden Kuss, als Toshiya, sie an den Rand der Hütte manövrierte, Shinya seinen Kopf kraftlos nach hinten fallen ließ, derweil der Ältere in sein Reich eindrang, ihre Berührung tief, innig kostete, ihm wortlos Empfindungen übermittelte, die der Drummer nicht zu verstehen und zu sortieren vermochte, dennoch brach sich ein leises Stöhnen, als der Größere sich sacht löste, die Finger in seinen Nacken schob, um seinen Kopf gegen die Schulter, des Bezopften zu pressen. „Bleib bei mir, Shinya. Geh an keinen Ort, an dem ich dich nicht mehr erreichen kann.“ Der Atem des Drummers fing sich in einem abgehackten Keuchen, als er seine Arme unter denen seines Freundes hindurch schob, sich an diesen klammerte, in seinem Inneren einfach überrannt. „Das kann ich dir nicht versprechen.“ „Wie soll ich dir dann helfen? Sag mir, was du brauchst, was du willst. Ich will dich nicht an etwas verlieren, dem ich nicht einmal einen Namen geben kann.“ „Ich kann es dir aber nicht sagen, Toshiya... ich weiß es doch selber nicht mehr.“ Es war nicht dass, was sich der Bassist erhofft hatte zu hören und es schmerzte ihn auf eine gewisse Art, scheinbar keine Hilfe für seinen Freund sein zu können. Wie sollte er Shinya auch helfen, wenn er nicht wusste, was es war dass den Jüngeren quälte, diesen zwang sich immer wieder von ihm zu entfernen. Trotz allem, musste er dessen Antwort wohl akzeptierten, auch wenn es ihm nicht gefallen wollte, aber was sollte er auch anderes tun? "Ich verstehe." Der Bezopfte spürte wie sich sein Freund etwas von ihm entfernte, ihre Umarmung löste und sich dessen braune Tiefen auf die seinen legten, einen Schimmer in sich tragend, welchen Toshiya nicht zu deuten wusste. "Toshiya, ich... es tut..." Noch bevor der Drummer seine Worte zu Ende führen konnte, hatte der Größere seinen Zeigefinger auf die vollen Lippen gelegt, hinderte seinen Gegenüber daran weiter zu sprechen. "Nein Shinya, ich will nicht hören dass es dir leid tut, bitte. Zwar weiß ich nicht was es ist, dass dich quält... aber es ist in Ordnung. Ich wünschte nur dass ich dir irgendwie helfen könnte und ich hoffe dass du weißt, egal was es ist, du kannst immer mit mir reden, wenn dir danach ist." "Danke." "Wir sind schließlich Freunde oder?" Auch wenn sich der Bassist mit der Zeit die vergangen war, innerlich eingestehen musste, das er so viel mehr als nur Freundschaft für den Zierlicheren empfand, so genügte ihm das sachte Nicken des Braunhaarigen, zog er diesen aus einem Impuls abermals an sich. Es erfüllte den Größeren mit Wärme, den Drummer so zu halten, dessen Nähe zu spüren, lächelte leicht, als sich auch dessen Arme wieder um seine Taille legten. Toshiya wusste nicht, ob man behaupten konnte, das er diese Situation ausnützen würde und auch wenn, es war ihm egal, konnte er nicht anders als sein Gesicht dem seines Freundes zu nähern, ihn abermals zu küssen. Zu sehr genoss er das Gefühl der warmen vollen Lippen auf den seinen, freute sich wie ein kleines Kind als seine Geste erwidert wurde und dennoch, so schön es auch wäre, sich den Empfindungen hinzugeben, löste er sich nach nur wenigen Sekunden wieder von Shinya, blickte tief in dessen unergründliche Augen. Er versuchte zu verstehen, was es war, dass der Jüngere ihm diese Art der Annäherung gewährte, denn auch wenn dieser sich nicht verwehrte, den engen Kontakt zu ließ, so war der Kleinere ihm doch ein Rätsel, welches er hoffte bald lösen zu können, denn es stimmte wirklich, er wollte ihn nicht wieder verlieren. Noch für eine Weile tauchte der Schwarzhaarige unter, in diesen dunklen Opalen, hob eine Hand, streichelte sanft mit den Fingern über die Wange des Drummer, nur um kurz darauf eine der unzähligen seidenen Strähnen aus dessen Gesicht zu streichen. Beinahe alles um sich herum vergessen, vor allem wo sie sich befanden und auch das sie nicht alleine waren, wurde sich der Ältere dessen erst wieder bewusst, als sich eine Gänsehaut auf seinen Armen bildete, trotz dessen sich der warme Körper Shinyas in seinen Armen befand, das Wasser wurde langsam immer kühler, je länger sie sich nicht bewegten. Doch nicht nur aus diesem Grund, entschloss sich Toshiya dafür, das Bad für den heutigen Tag hinter sich zu lassen, sondern mehr seinem Freund zu liebe, dieser hatte sich lange genug gequält und es tat ihm leid, das er es nicht schon früher bemerkt hatte, wie unwohl der Braunhaarige sich schon die ganze Zeit gefühlt haben musste, unter all diesen fremden Menschen. „Shin, was hältst du davon wenn wir jetzt gehen?“ „Wir können gerne noch hier bleiben, wenn du es möchtest.“ „Nun ja, zwar hätte ich gerne noch die Riesenrutsche ausprobiert...“, der Bassist zwinkerte, „... doch solche gibt’s in Japan genug, außerdem wird es hier doch langsam etwas unangenehm kalt und ich möchte dass du dich wohl fühlst. Zwar hatte ich gehofft dass du dich hier etwas entspannen könntest, aber ich hätte wissen müssen dass dem nicht so ist, du mochtest noch nie gerne Plätze, in welchen sich viele Leute tummeln, besonders in der letzten Zeit. Und bevor du jetzt etwas sagst, ich will keine Entschuldigungen oder der gleichen hören, sondern nur eine ehrliche Antwort.“ „Dann lass uns gehen.“ „Gut dass wäre ja dann geklärt, komm.“ Ohne den Jüngeren loszulassen, schwamm der Schwarzhaarige rückwärts, hinaus aus der steinernen `Hütte´, bis sie zu dem Teil des Beckens kamen, in welchem sie wieder problemlos stehen konnten, ehe er die Hand des Zierlicheren ergriff, diesen hinter sich her zog und die Außenanlage verließ. Im Inneren der Wellnessanlage wurden die beiden Musiker von einer wohligen Wärme empfangen, ein deutlicher Unterschied, zu den Temperaturen zu vor, perlte ein wohliges Seufzen von den Lippen Toshiyas, als die Kälteschauer allmählich verschwanden. Vorbei an den verschiedenen Bädern, gingen sie zu ihren Liegen zurück, auf welchen sie ihre Sachen abgelegt hatten und erst dann lösten sich die Finger des Bassisten von der Hand seines Freundes, sammelte stattdessen seine Waschutensilien und das Handtuch ein. Zusammen gingen die beiden dann den Weg welchen sie gekommen waren zurück, betraten die Gemeinschaftsduschen, welche auch Trennkabinen besaß, um sich den Chlor abzuwaschen. Etwas mehr als eine halbe Stunde später verstaute der Schwarzhaarige, fertig angezogen und geföhnt, seine Sachen in der Tasche die er mitgenommen hatte, während er auf den Jüngeren wartete, welcher im selben Moment um eine Ecke, aus den Umkleiden kam, ebenfalls schon fertig mit einer Tasche über der Schulter. Auf dem Rückweg, das Blue Island langsam hinter sich lassend, bemerkte der Bassist erst, wie spät es schon war, sie waren länger in dem Schwimmbad gewesen, als er zuvor angenommen hatte, doch hinderte es den Älteren nicht daran, etwas in die Tat umsetzten zu wollen, was er sich für den bevorstehenden Abend überlegt hatte. „Shin, würdest du dich von mir gerne überraschen lassen?“ Ein fragender Blick wurde in seine Richtung geworfen. „Schau nicht so, sag einfach.“ „Ich weiß nicht. Warum überraschen?“ „Weil ich es gerne möchte, darum. Also?“ „Selbst wenn ich nein sagen würde, würdest du dich davon doch nicht abringen lassen oder?“ „Richtig geraten.“ „In Ordnung, dann ja.“ Toshiya hatte ihn auf die Couch gesetzt, dieses kleine Lächeln auf den Lippen, das Shinya dazu bewegte seinem Freund in allem nachzugeben, selbst wenn sein gesamtes Inneres aufschrie, ihm sagte, dass es eine zu große Gefahr bedeutete – es brach ein Schluchzen von den Lippen des Langhaarigen, nachdem der Bassist die Treppe ihres Hauses nach oben gegangen war. Er würde seinen Verstand verlieren, dessen war sich der Zierlichere sicher, es musste einfach unheilbare Spuren hinterlassen, das Chaos in ihm, das mit jedem Tag mächtiger wurde, sich Panik, Zorn, Verlangen und pure Verzweiflung so dicht aneinander reihten. Sein Handy war abgeschaltet, seid dem gestrigen Abend schon, obwohl er wusste, dass er telefonieren sollte, er sehnte sich danach einfach zusammen zu sinken und zu reden, zu weinen, doch noch immer gab es Widerstand in ihm, die letzten, zerbrochenen Spuren seines Willen. Mit den Fingern umspielte er eine seiner Strähnen, zog immer wieder leicht an ihr, gerade so, dass er an der Grenze zum wirklichen Schmerz entlang schrammte, denn wenigstens darin war Shinya gut, Gradwanderungen, immerhin tat er nichts anderes mehr, selbst wenn er auch schon von diesen wegbrach. Shinya wollte nicht mehr nachdenken, so starrte er einfach nur geradeaus, wartete auf seinen Freund und dessen Wärme, die ihm das Gefühl gab, noch ein Stück weit am leben zu sein. Einen Moment später rief eben dieser seinen Namen, strich dann sanft über seine Schulter, weswegen der Braunhaarige kurz seine Augen schloss, Toshiya kümmerte sich so liebevoll um ihn und nichts, aber auch gar nichts konnte er diesem zurück geben. Er folgte dem Anderen bereitwillig nach oben, in sein eigenes Schlafzimmer, in dessen Tür er blinzelnd stehen blieb, das sie Kerzen hatten, war ihm ja bewusst gewesen, doch woher hatte der Bassist all die anderen Utensilien, wie Blütenblätter, Wasserschalen und Glassteine, gezaubert? „Gefällt es dir?“ Der Langhaarige nickte nur, wagte kaum, den Raum weiter zu betreten, doch wurde ihm wohl kaum eine Wahl gelassen, denn der Größere nahm ihn behutsam an den Händen, zog ihn so weiter, dabei selbst rückwärts gehend. „Ich möchte, dass du versuchst, alles von dir fallen zu lassen, alles was dich sorgt, alles was an dir zehrt.“ Shinya wollte seine Lippen öffnen, dem Anderen sagen, dass er das nicht schaffen würde, dass es bereits zu tief in ihm verankert war, doch ein Finger des Älteren legte sich auf seine Lippen. „Versuche es einfach, dieser Raum hier ist nun so etwas wie dein Versteck. Nichts wird dich hier berühren können, wenn du selber es nicht willst.“ Woher wusste Toshiya nur immer, wie er ihm helfen konnte, wenn der Drummer selbst glaubte, dass alles verloren war? Wieso gab der Bassist ihn nicht einfach auf, wie nur konnte dieser immer wieder Kraft finden? Es war Shinya ein Rätsel, doch seine Seele tat einen zittrigen Atemzug, schritt auf seinen Freund zu, noch bevor sein Körper wirklich folgen konnte. Finger wanderten sacht über sein Oberteil, öffneten Knopf um Knopf, weswegen Shinya seine Augen auf das Gesicht des Älteren richtete, der noch immer zärtlich auf ihn herab lächelte. „Was tust du da?“ „Ich ziehe dich aus, was sonst?“ Das Hemd wurde von den schmalen Schultern des Drummers geschoben, fiel dort von seinen Armen und unbeachtet zu Boden. „Aber warum?“ „Weil ich dich massieren möchte. Leg dich hin.“ Wieder folgte er den Worten, sie schienen momentan das einzige zu sein, dass dem Langhaarigen überhaupt noch eine Richtung vorzugeben vermochte, die Arme verschränkte er, bettete seinen Kopf darauf, er fühlte wie sich Toshiya neben ihn setzte, doch ihn nicht weiter berührte, darauf wartete, dass sich sein Körper von ganz alleine entspannen würde. Sanfte Finger strichen die langen Strähnen aus dem Nacken des Jüngeren, welcher seinen Blick auf eine der Kerzen gerichtet hatte, die kleine Flamme und die Schatten, welche sie zeichnete, beobachtete. Der Bassist öffnete etwas, bewegte sich erneut und Shinya entfloh ein fast lautloses Stöhnen, als sich die warmen Hände auf seine Schulterblätter legten, ihn der weiche Geruch von Mandeln umfing. Dieser Kontakt tat so gut, nicht nur, weil er sanft seine Verspannungen löste, sondern vor allem weil es der Schwarzhaarige war, Shinya konnte es nicht besser in Worte fassen, aber der Andere löste etwas in ihm aus, dass er vielleicht hätte klar definieren können, wären die Umstände anders, würde er sich nicht fürchten, dem Älteren näher zu kommen. Selbst jetzt, obwohl er sich dem sanften Streicheln entgegen lehnte, nagten die Zweifel in ihm, er durfte das hier nicht tun. Toshiyas Finger wanderten tiefer, berührten schon fast seinen Steiß, schoben sich von dort auf seine Seiten und wieder zu seinen Rippen hinauf, bevor sich warme Lippen auf seinen Nacken legten, dort einen sanften Kuss platzierten. „Lass dich einfach fallen, Shinya.“ Worte, leise gegen seine Haut gewispert, dann weitere Küsse, die behutsam auf seine Schulterblätter fielen, ihn dazu brachten, den Stoff der Laken zu packen, nahe an sein Gesicht heran zu ziehen, leicht den Kopf zu schütteln. „Ich kann nicht.“ „Doch, das kannst du. Vertraue mir.“ Wieder streiften ihn Lippen, berührten die Linie seiner Wirbelsäule, brachen ein Stöhnen von seinen Lippen, als Shinya die Augen zufielen, er sich seiner Sehnsucht ergab. Mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen, blickte der Bassist für einen Moment auf die Gestalt seines Freundes, während seine Hände weiter in massierenden Bewegungen über die weiche Haut glitten. Er musste sich selbst eingestehen, dass er nicht geglaubt hatte, Shinya soweit bringen zu können, das dieser sich vollkommen seinen Berührungen ergab, freute sich um so mehr, das es geschehen war. Abermals lehnte sich der Ältere leicht nach vorne, hauchte einen Kuss in den Nacken des Kleineren, doch schon im nächsten Moment saß er wieder aufrecht, konzentrierte sich darauf die Verspannungen in den Schultern des Braunhaarigen zu lösen. Toshiya war sich bewusst, auch wenn es ihn danach verlangte die intimen Berührungen auszuweiten, den Zierlicheren alle Probleme vergessen zu lassen, er durfte es nicht übertreiben, musste vorsichtig sein, zu fragil und zerbrechlich war das Band zwischen ihnen, als dass es unbedachte Handlungen zu lassen würde. Der Größere begnügte sich allein damit, das Shinya „diese“ Nähe zu ließ, sich soweit fallen gelassen hatte, mehr wollte er im Moment nicht von dem Jüngeren verlangen. Ein letztes Mal fuhr der Bassist mit seinen Fingern über den Rücken seines Freundes, vernahm das leise Seufzen, welches dem Langhaarigen über die Lippen glitt, ehe er bemerkte dass dieser eingeschlafen war. Leicht strich er über die Wange des Liegenden, ehe er sich vorsichtig erhob, wollte er den Schlafenden schließlich nicht wecken. Ein kurzer Blick durch das Zimmer werfend, überlegte Toshiya ob er die Kerzen nicht besser löschen sollte, doch entschied sich dafür, sie brennen zu lassen, schließlich waren sie noch nicht allzu weit runter gebrannt. Mit leisen Schritten verließ er das Zimmer, ließ die Türe angelehnt, ging dann die Treppen nach unten in die Küche, um Vorbereitungen für den restlichen Abend zu treffen. Der Schwarzhaarige hatte sich dazu entschlossen für sie beide noch etwas zu kochen, wusste auch schon was es sein sollte und hoffte seinen Freund ein weiteres mal überraschen und von trüben Gedanken ablenken zu können. Voller Tatendrang stürzte sich der Musiker in die Arbeit, war froh alle Lebensmittel, für das Gericht zu finden, war es doch ganz gut gewesen, das sie gleich für mehrere Tage eingekauft hatten, ersparte es ihm, sich noch etwas anderes einfallen lassen zu müssen. Ein Topf mit Wasser gefüllt, wurde auf dem Herd platziert, gleich daneben, stellte der Bezopfte eine Pfanne, gab etwas Öl in diese, schaltete dann beide Herdplatten ein, um das Fett und das Wasser zu erhitzen. Danach machte er sich daran einen Salat zu zubereiten, fanden Gurken, Tomaten, Sojasprossen und Chinakohl zusammen in eine Schüssel, wurden anschließend mit Joghurt, Essig, Salz, Pfeffer sowie ein paar Kräutern mariniert und dann gleichmäßig auf zwei Teller verteilt. Als das Wasser kochte gab der Schwarzhaarige die Nudeln dazu, schaltete den Herd zurück und warf einen Blick auf die Uhr. Etwa zehn Minuten würde die Teigware benötigen, bis sie fertig war, in dieser Zeit wollte er sich der Hühnerbrust widmen, welche er gerade in Mundgerechte Stücke verteilte, doch das Klingeln seines Handys, unterbrach den jungen Mann bei seiner Arbeit. Kurz blickte er auf das kleine Display, erkannte sogleich seinen Anrufer und hob ab. „Hallo Kao, na wie läuft es bei euch?“ „Hallo Toshiya, dass wollte ich dich gerade fragen. Uns geht es allen gut. Wir langweilen uns schon fast, haben schließlich nichts zu tun.“ Ein amüsierter Ausdruck schlich sich auf die Gesichtszüge des Jüngeren, als er die Worte seines Leaders vernahm, während er nach den Nudeln schaute. „Freut mich zu hören, bei uns ist auch alles klar...aber Kao im Ernst, du glaubst doch nicht wirklich, dass ich dir deine Aussage abkaufe. Du und nichts zu tun?“ Ein Schnauben erklang in seinem Ohr, ließ sein Lächeln etwas weiter werden. „Tut nicht immer alle so, als wäre ich ein furchtbarer Workaholic. So schlimm bin ich nicht, aber mal etwas anderes, geht es euch wirklich gut?“ „Ja es geht uns wirklich gut.“ Von den wechselhaften Stimmungen ihres jüngsten, erwähnte er lieber nichts, er wollte den Älteren nicht unnötig sorgen, zumal Shinya wirklich aufgetaut war. „Das freut mich zu hören, dann erholt ihr euch gut?“ „Ja dass tun wir und gerade bin ich dabei unser Abendessen zu machen.“ „Dann will ich dich nicht länger stören, nur noch eins. Hast du in der Zwischenzeit noch mal mit Shinya gesprochen, wie es jetzt weiter gehen soll?“ „Tut mir leid Kao, nein. Ich wollte ihn nicht damit belasten.“ „Ist schon ok, lass dir Zeit. Ich weiß dass es nicht ganz einfach ist, aber bitte spreche ihn wieder darauf an.“ „Das werde ich. Nun muss ich aber wirklich Schluss machen. Ich melde mich bei dir und sag Die und Kyo schöne Grüße von uns.“ „Ist in Ordnung, ich will dich nicht länger aufhalten. Einen schönen Abend noch und ebenfalls Grüße an Shin.“ „Werde ich ausrichten, Ja ne Kao.“ Nach diesen Worten legte er auf und kümmerte sich weiter um das Essen, stellte dabei fest dass die Nudeln bereits fertig waren, goss diese ab, ehe er sich wieder dem Fleisch zuwand. Etwas mehr als zwanzig Minuten später, hatte der Bassist alles soweit zu seiner Zufriedenheit in ihrem Wohnzimmer hergerichtet, fehlte nur noch die Person, für welche er sich die ganze Mühe gemacht hatte. Oben in dem Raum des Zierlicheren angekommen, trat er auf das Bett zu, der Braunhaarige schlief noch immer und am liebsten würde er diesen in jenem Zustand belassen, doch letztendlich brachte er es übers Herz den Jüngeren an der Schulter leicht zu rütteln, damit dieser aufwachte. Müde wurde ihm entgegen geblinzelt, schien es, als müsste sich sein Gegenüber erst orientieren. „Na wieder wach?“ Ein leichtes Nicken, bevor sich die dunklen Opale auf ihn richteten. „Wie spät ist es denn?“ „Erst 20.00 Uhr, also eigentlich noch viel zu früh um zu schlafen, außerdem wartet eine Überraschung auf dich.“ Mit kindlicher Freude, beobachtete der Ältere, wie der Ausdruck auf dem Gesicht des Zierlicheren von fragend zu erstaunt wechselte. „Bevor du etwas sagst, ja ich habe noch ein Überraschung für dich und nein, ich werde es dir nicht sagen. Komm einfach mit.“ Mit diesen Worten, hielt er seinem Freund eine Hand entgegen, welche dieser zwar etwas zögerlich, aber dennoch ergriff, half diesem auf seine Beine, danach löschte er noch die Kerzen in dem Zimmer, um dann mit Shinya gemeinsam nach unten ins Wohnzimmer zu gehen, gespannt auf die Reaktion des Braunhaarigen. Abrupt blieb der Kleinere inmitten des Raumes vor ihm stehen, drehte sich nach einem Moment um und blickte ihn aus geweiteten Augen an. „Toshiya... das...“ „Gefällt es dir?“ Sein Gegenüber antwortete ihm nicht, stattdessen tat der Jüngere etwas, womit Toshiya überhaupt nicht gerechnet hatte, fand er sich in einer Umarmung wieder, welche er nach einem Moment der Überraschung erwiderte, den Zierlicheren näher an sich drückte. „Ich... danke.“ „Es freut mich wenn es dir gefällt, komm.“ Der Bassist löste sich etwas, führte seinen Freund an den gedeckten Tisch, wartete bis Shinya Platz genommen hatte, ehe er sich selbst setzte, die Kerze, welche sich in der Mitte, zwischen den gefüllten Tellern befand, entzündete, danach die Flasche Weißwein ergriff und ihrer beider Gläser füllte um mit seinem Freund anzustoßen. „Auf einen gemütlichen Abend.“ Sein Gegenüber nickte nur, nahm zwischen schmalen Fingern das Glas zur Hand, prallten die bäuchigen Gefilde in zartem Klang aneinander, nahmen sie beide einen Schluck. „Also dann, lass uns essen. Ich hoffe es schmeckt dir.“ Wieder war es nur ein Nicken des Langhaarigen, welches ihm antwortete, doch dieses mal zierte ein Lächeln die Lippen des Jüngeren, was Toshiya schon so lange vermisst hatte, sich eigentlich nicht Erinnerung rufen konnte, solch ein ehrliches Bekenntnis der Freude auf den Gesichtszügen des Braunhaarigen je gesehen zu haben, etwas, dass ihm zeigte, den richtigen Weg gegangen zu sein. Nach dem Essen, sein Freund hatte es wohl wirklich genossen, war dessen Teller bis auf letzten den Krümel vollkommen leer, erzählte der Ältere dem Drummer von seiner weiteren Idee, fanden sie sich kurze Zeit später auf der gemütlichen Couch wieder, um sich einen Film anzusehen, den sie sich ausgeliehen hatten. Allerdings bekamen beide nicht mehr viel mit von dem Drama, welches über den Bildschirm flackerte, schlief der Kleinere schon bei der Hälfte, angelehnt an den Schwarzhaarigen ein und auch Toshiya selbst, blieb nicht mehr allzu lange wach, schaffte es gerade noch den Fernseher auszuschalten, sowie sich und seinen Freund in eine angenehme Position zu bringen, ehe auch er, eng an diesen gekuschelt einschlief. ~~~~~~~~ 27.01.01 Ein Geräusch, welches ihn an den klang von Töpfen und Tellern die verräumt wurden erinnerte, war es, dass den Bezopften, am nächsten Morgen weckte, aber auch die Tatsache, dass die Wärme, welche er die ganze Nacht in seinem Unterbewusstsein, neben sich gefühlt hatte, verschwunden war, trug dazu bei, dass der schlafende Zustand des Schwarzhaarigen, allmählich in den Wachen hinüberglitt. Mit einer Hand tastete er die Stelle neben sich ab, an welcher sein Freund eigentlich liegen sollte, doch fand er lediglich das Kissen, auf dem der Drummer geruht hatte, bevor sich seine Augen öffneten, sich suchend im Raum umblickten und erst jetzt bemerkten, wo er sich befand. Scheinbar waren sie beide auf der Couch im Wohnzimmer eingeschlafen, an sich kein Problem, war diese bequem und groß genug, um geruhsamen schlaf zu finden, dennoch wäre ihr Bett wohl ein besserer Ort gewesen. Abermals hörte der Schwarzhaarige einen Laut, welcher aus Richtung der Küche zu ihm drang, weswegen er sich nun langsam aus seiner liegenden Position in eine sitzende kämpfte, leise gähnte und dann mit einem strecken aufstand und in den Raum nebenan ging. Es war der Jüngere welcher die Geräusche verursacht hatte, scheinbar im Moment dabei, ein Frühstück zu bereiten, vernahm er den aromatischen Geruch von Kaffee und aufgebackenen Brötchen, ehe er sich hinter diesen stellte, den Kopf auf eine der schmalen Schultern legte. „Guten Morgen Shinya, was machst du da?“ „Guten Morgen. Ich mache uns Frühstück, ist dass etwa nicht erlaubt?“ „Doch natürlich, aber dass hätte ich gerne gemacht...“ „Du hast in den letzten Tagen schon genug getan.“ „Und wenn schon, ich verwöhne dich eben gerne.“ „Was ich auch respektiere und zu schätzen weiß, aber dieses mal, bin ich an der Reihe.“ Toshiya wusste schon, das jegliche Diskussionen nichts an der jetzigen Situation ändern würden, weswegen er schließlich nur nickte, sich dem Willen des Braunhaarigen fügte, auch weil er wusste, dass dieser Recht hatte. Der Schwarzhaarige hauchte noch einen kleinen Kuss auf die Wange des Zierlicheren, ehe er wieder aus der Küche verschwand, seinem Freund sagend, dass er im Badezimmer zu finden sei, denn helfen lassen würde sich der Drummer auch nicht von ihm, in dieser Hinsicht waren sie sich wohl als einzigstes ähnlich. Nach dem üblichen Toilettengang und dem allmorgendlichen Hygieneritual, kam der Ältere wieder aus dem Bad, ging zurück in das Wohnzimmer, schaltete den Fernseher an und wollte warten, bis Shinya mit dem Frühstück fertig war. Doch noch bevor er sich auf den bequemen Sessel setzen konnte, wurde seine Aufmerksamkeit von etwas anderem angezogen. Dort, an der Schwelle der Haustüre lag etwas, scheinbar hatten sie Post bekommen, konnte man diese durch einen Schlitz in der Türe einwerfen. Zwar hatte Toshiya nicht damit gerechnet, das sie hier, wo sie jetzt waren, Briefe bekommen würden, aber so wie es aussah, wussten ihre Fans von dem Aufenthalt in Ellon. Er hob den Perlmuttfarbenen DIN C5 Umschlag, welcher inzwischen von Reklameblättern lag, vom Boden auf und betrachtete sich ihn... irgendwoher kam der Brief ihm bekannt vor. Hatte nicht Shinya schon einmal so einen bekommen? Der Bassist erinnerte sich, es war in London, in ihrem Hotel gewesen und seine Vermutung bestätigte sich, als er den Namen las, für wen der Brief bestimmt war. Da hatte Shinya wohl einen großen Verehrer und da Toshiya dafür bekannt, war, gerne seine Scherze zu treiben, war es nicht verwunderlich, dass er dieses Wissen ausnutzen wollte, um den Jüngeren zu necken. „Ohh Shinya.“ Der Schwarzhaarige flötete den Namen seines Freundes geradezu, während er sich an den Türrahmen zur Küche lehnte, den Brief hinter seinem Rücken versteckt und darauf wartete, eine Reaktion von seinem Kollegen zu bekommen, welcher sich auch in jenem Moment, mit einer hochgezogenen Augenbraue zu ihm wand. „Kann es sein, dass da jemand einen Verehrer hat und mir, dem lieben Toshiya nichts davon erzählt hat?“ Der Blick aus den dunklen Opalen wurde fragend, schien sein Gegenüber nicht zu wissen von was er redete. Dies nutzte der Ältere natürlich schamlos aus, zauberte ein weites Grinsen auf seine Lippen, ehe er den Brief hervorholte und gut sichtbar dem Zierlicheren entgegen hielt. Innerlich lachend, doch äußerlich keine Miene verziehend, beobachtete der Größere wie sich die Augen des Braunhaarigen schockiert weiteten, jedoch damit, was danach geschah, hatte er nicht gerechnet. Das Teller welches der Drummer so eben noch in den Händen gehalten hatte, viel scheppernd zu Boden, konnte er sehen wie jegliche Farbe aus dem Gesicht des Jüngeren wich, dieser vor ihm förmlich erstarrte. Toshiya wusste nicht wirklich, was er davon halten sollte, scheinbar hatte er richtig mit dem Verehrer gelegen, aber so wie es aussah, war Shinya nicht sehr begeistert, davon, das er es jetzt wusste. „Hey, kein Grund gleich in Panik zu verfallen, ich werde schon niemandem davon erzählen.“ „Totchi... du verstehst nicht... bitte gib mir den Brief.“ „Aber warum denn? Ich würde lieber gerne mal sehen, was dein Verehrer dir immer so schreibt, schließlich ist dass nicht das erste Schreiben oder?“ Fasziniert bemerkte der Bassist wie der Zierlichere zu zittern begann, vor Wut oder Scham, konnte er nicht deuten, dennoch hatte er seine Freude daran, den Langhaarigen so zu sehen, während er sich langsam daran machte, den Umschlag zu öffnen, er war einfach zu neugierig. Doch mit einem Satz war der Kleinere an seiner Seite, versucht ihm den Brief zu entreißen, allerdings verstand er nicht, warum sein Freund so extrem reagierte, er wollte ihn doch nur necken und so schlimm war ein Verehrer doch auch nicht. „Hey, jetzt beruhige dich doch, ich will nur einen kurzen Blick hinein werfen. Ich werde auch bestimmt nicht lesen was drin steht.“ Dies zeigte bei seinem Gegenüber jedoch wenig Wirkung, versuchte dieser mit aller Macht an den Umschlag zu kommen, sodass eine kleine Rangelei zwischen Ihnen entstand, einen Moment später, hatte der Ältere es geschafft vor Shinyas Attacke den Brief zu öffnen, verlor sich der Brief aus seiner Hand, segelte zu Boden. Dessen Inhalt verteilte sich gut sichtbar auf dem Küchenboden und als Toshiya einen Blick auf die verschiedenen Bilder warf, die sich nun direkt vor seinen Füßen befanden, konnte er nicht verhindern das sich ein erstickter Laut von seinen Lippen löste. Er versuchte den Kloß zu schlucken, welcher sich in seinem Hals bildete, doch bekam ihn nicht los. Eine Übelkeit bildete sich in seinem Magen, während sich seine im Schreck geweiteten Augen auf seinen Gegenüber richteten. „Um Gottes Willen... Shinya... was... was hat dass zu bedeuten?“ Ende Part XII [1] Wir haben diesem Thermalbad einen eigenen Namen gegeben, da wir uns leider nicht in Ellon auskennen. Kapitel 13: Part XIII - Shattered --------------------------------- Part XIII - Shattered Tot... tot, tot, tot. Sie war tot. Seine geliebte Miyu, sein Juwel, geradezu hingerichtet und dann in dieser makaberen Art, auf schwarzer Seide aufgebahrt, umringt von schon zärtlich arrangierten weißen Rosenblättern, deren Ränder in Blut getaucht worden waren, Blut, dass unter dem dunklen Tuch hervor und in den weißen Teppich geflossen war. „Shinya?“ Tot. Ein so einfaches, winziges, nichtiges Wort, doch die Bedeutung, bei den Göttern, was für eine grauenhafte, alles zerstörende Finalität sie hatte, aber der Drummer wollte es nicht wahrhaben, glaubte es nicht, selbst wenn es immer wieder auf ihn einschlug. „Shinya!“ Toshiya rief ihn, allerdings hörte er die warme Stimme wie aus weiter Entfernung, blieben seine Augen starr auf den Fotografien seiner kleinen Hündin und nur nach und nach sah er auch die Anderen... Die... Kyo... Kaoru. Sie alle waren kaum mehr zu erkennen, das Papier stark verbrannt, die Ecken fehlten vollständig und letzten Endes fand sein Blick das tiefblaue Papier, die silberne Schrift auf diesem, welche er selbst aus dieser Entfernung lesen konnte, zu vertraut waren ihm die geschwungenen Bögen. 'Erst nehme ich dir das, was du liebst und nicht erreichen kannst, dann das was in deiner Nähe ist.' Das Rauschen in seinen Ohren wurde lauter, ertrank alle anderen Geräusche, selbst seinen donnernden Herzschlag, welcher die Übelkeit in langsamen, schier übermächtigen Wellen durch den Körper des Drummers jagte, Schwindel mit sich brachte. Seine Finger zuckten instinktiv, suchten nach etwas, an dem er sich abstützen konnte, doch fanden sie nichts, nur die Flecken in seinem Sichtfeld wurden stärker, nahmen es mehr und mehr ein, dämmten das Licht, bis alles einem einzigen, grauen Schleier glich... so viel grau, grau, grau. Die Beine knickten einfach ein, unter dem Gewicht Shinyas, der Zierlichere sank in sich zusammen, als hätte man seine Fäden durchtrennt, ihm wurde nicht einmal wirklich bewusst, dass er nicht mit dem Kopf aufschlug, das der plötzlich harte Griff an seinen Oberarmen schmerzte. Stattdessen verlor sich in der wispernden Dunkelheit, ein Stimmengewirr aus Erinnerungen, Ängsten und seinem eigenen, verzweifelten Schrei. Shinya wollte nicht wieder aufwachen... es war zu schmerzvoll, die Realität zu begreifen. Warum konnte er nicht an diesem Ort bleiben, in dem Schwarz treiben, dass in seinem Nichts so beruhigend war? Sanft strich etwas über sein Gesicht, brachte Kühle mit sich, von welcher er wünschte, sie würde sich um sein blutendes Herz legen und es auf diese Weise betäuben, damit er nichts mehr fühlen musste. „Komm schon, Shinya... tu mir das nicht an. Nur ein Zeichen, bitte... irgendetwas, das mir sagt, dass du wieder bei mir bist. Shinya? Kannst du mich hören?“ Ja, das konnte er, aber er wollte seine Augen nicht öffnen, selbst wenn er wusste, dass er es doch tun würde, die Sorge in der Stimme seines Freundes war ebenso unerträglich und so hob er schließlich blinzelnd die Lider, suchte die verschwommenen Farben über sich zu einem Gesicht zusammenzufügen. „Shinya?“ Leicht nickte der Drummer, ob er es tatsächlich schaffte, konnte er nicht sagen, doch er drehte sich auf die Seite, rollte sich zusammen, um gegen das Zittern anzukommen, welches durch seinen Leib tobte, so stark, dass seine Zähne aufeinander schlugen. Der Ältere folgte seiner Bewegung, ließ sich dicht vor ihm nieder, sodass sie nur wenige Zentimeter getrennt voneinander waren und ein kleiner Teil in dem Langhaarigen stellte schon fast verwundert fest, dass er auf der Couch lag. Das Streicheln kehrte zu ihm zurück, doch waren es dieses Mal die Finger des Größeren, welche behutsam über seine Wange strichen, immer und immer wieder. Eine ganze Zeit lang sahen sie sich nur an, Shinya wusste nicht, was er tun, sagen, wie er handeln oder denken sollte, er traute sich nicht, die Augen zu schließen, weil er dann die Bilder sehen würde... seine süße, wundervolle Miyu, die Anderen... seine Familie, die er nie hatte in Gefahr bringen wollen und nun waren sie es trotzdem und er... er konnte sie nicht einmal warnen, ihm fehlte einfach die Kraft, sich nach oben zu stemmen, sich zu bewegen. „Du musst mit mir reden, Shinya. Bitte, hör auf dich weiter zu verstecken, mir auszuweichen. Sage mir, was los ist.“ Toshiya flüsterte nur, aber der Braunhaarige konnte das Flehen darin hören, er konnte es in den braunen Augen sehen, doch zu antworten vermochte er nicht, selbst wenn sich seine bebenden Lippen ein Stück weit öffneten, er wollte es ja... er wollte ja etwas sagen, nur wo sollte er beginnen, wie es erklären? „... Miyu...“ Ein einzelnes, gewispertes Wort, voller Kummer und Reue, halb erstickt durch den Atem, der sich in der Kehle Shinyas fing, währenddessen sich der Zierlichere noch enger zusammen rollte, die Knie an die Brust heran zog, als sich eine einzelne Träne löste, welcher immer mehr folgten, bis der verdammte Damm brach, der Drummer fast lautlos zu schluchzen begann. ~~~~~~ Der Ältere starrte mit wachsender Besorgnis und einem beklemmenden Gefühl auf den jungen Mann, welcher gerade vor ihm zusammen brach. Panik machte sich in seinem Innern breit, Toshiya wusste einfach nicht, was er tun sollte, doch schalt er sich ruhig zu bleiben, er konnte Shinya keine Hilfe sein, wenn er nun selbst, vor Kummer über seinen Freund, in Tränen ausbrechen würde. Es schmerzte den Bassisten, den Kleineren so zu sehen, diese jämmerlich wirkende Gestalt ließ nichts mehr von der eigentlich starken Persönlichkeit erkennen und man konnte die Gefühle schon als beängstigend bezeichnen, welche der Bezopfte bei diesem Anblick empfand. Der Größere wollte so gerne Antworten haben, auf all die vielen Fragen, die in seinem Kopf hämmerten, allen voran, was diese makabren und abartigen Bilder von Miyu und die ihrer Freunde nur zu bedeuten hatten. Ebenso wie dieser Brief? Wer nur hasste den Jüngeren derartig, um ihm so etwas antun zu wollen, wer war so grausam, Shinyas ein und alles zu nehmen und auf diese bestialische Weise? Der Schwarzhaarige verstand es nicht, wollte vielleicht auch nicht verstehen, wie man so widerlich sein und einem Menschen etwas in der Art antun konnte. Mit sich kämpfend, versuchte er den dicken Kloß, welcher sich in seinem Hals gebildet hatte, runter zu schlucken, er musste stark bleiben, für Shinya, es half jetzt nichts, sich der Verzweiflung hinzugeben, welche mit der Wut auf den Menschen, der für den Kummer seines Freundes verantwortlich war, in ihm hoch zu kochen drohte. Nur leicht strich Toshiya mit den Fingern über die Wange des Braunhaarigen, versuchte die Tränen zu trocknen, doch immer wieder kamen neue nach, bahnten sich unaufhaltsam ihren Weg über dass bitter verzerrte Gesicht, um sich zu sammeln, lautlos zu Boden zu fallen. Noch immer glitt nur ein Name über die bebenden Lippen des Zierlicheren, einem Mantra gleich, als würde Shinya hoffen, damit der Erkenntnis, der Wahrheit zu entfliehen dass seine geliebte Miyu tot sein sollte. Der Bassist wollte seinen Freund so gerne trösten, ihm eine Stütze sein, aber er wusste, mit Worten, wie ´alles wird wieder gut´, würde er nicht nur den Drummer sondern auch sich selbst belügen. Nichts was er jetzt sagen oder tun würde, änderte etwas daran, dass man dem Braunäugigen einen Teil seines Lebens genommen hatte. Dennoch, er wollte nicht weiter so tatenlos neben dem Kleineren sitzen, diesen sich seinem Schmerz überlassen und vielleicht war es auch nur ein reiner Akt der Verzweiflung, die ihn dazu brachte, den Jüngeren an sich zu ziehen, in die Arme zu nehmen, aber Toshiya fühlte sich besser, glaubte, seinem Freund so helfen zu können. Es dauerte auch nicht lange, bis er merkte, wie sein Freund die Umarmung erwiderte, sich nahe an ihn presste, den Kopf an seiner Schulter verbarg, vielleicht nur unbewusst, aber ein Anfang, der dem Langhaarigen verdeutlichen konnte, dass er nicht alleine war. Sanft strich der Ältere mit seinen Fingern über den Rücken, hinauf zum Nacken und wieder zurück, hielt den zitternden Leib fest an sich gedrückt, ließ Shinya stumm seine Tränen weinen, ohne irgendwelche trügerischen Worte, die tröstend hätten sein sollen, in dem Wissen, dass er warten musste, bis sich sein Freund von allein beruhigen würde. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bevor sich die Atmung des Drummers regulierte und auch das Zittern nachließ, bemerkte Toshiya nach einem weiteren Moment, das der Zierlichere vor Erschöpfung eingeschlafen war. Sachte löste sich der Bassist von dem Braunhaarigen, wollte ihn nicht gleich wieder wecken, war es das Beste wenn sein Freund sich erst mal ausruhen und erholen würde. In vorsichtigen Bewegungen legte er den Drummer zurück auf das Sofa, ließ dessen Kopf in eines der Kissen sinken und breitete eine Decke über den schmalen Körper aus, ließ sich vor diesem auf dem Boden in die Knie sinken und strich eine vereinzelte Haarsträhne aus dem Gesicht Shinyas. Für lange Zeit saß der Ältere einfach nur so da, blickte starr auf den jungen Mann, sich fragend, wie es nun weiter gehen sollte, ehe er einen sanften Kuss auf die Stirn seines Freundes hauchte. „Schlaf gut, kleiner Engel und erhole dich. Ich hoffe, deine Träume sind schöner als die Realität und auch wenn ich mir wünschte, dir das hier alles ersparen zu können, wirst du mir wohl eine menge Fragen beantworten müssen, wenn du wieder wach bist.“ Nach diesen Worten erhob sich der Bassist, ließ den Anderen schlafen und verließ das Zimmer, ging in den Raum, in welchem noch immer die makaberen Bilder lagen und den toten Leib eines Hundes, sowie die Gesichter seiner Freunde zeigten. In einer einfachen Bewegung sammelte der Schwarzhaarige alles vom Boden auf, ließ es in den Mülleimer fallen, Umschlag und Brief jedoch nicht ohne beides vorher in seiner Hand zu zerknüllen, einen harten Ausdruck auf seinem sonst so fröhlichen Gesicht tragend. Er wollte alles daran setzten, das so etwas nicht noch einmal geschehen würde, niemanden sollte es jemals gelingen, seinen Freund, seinen Engel wieder zu verletzen, egal wie er es anstellen musste. Nachdem der Bassist in der Küche alle Spuren des verhängnisvollen Briefes beseitigt hatte, ging er zurück ins Wohnzimmer, ließ sich auf dem Sessel gegenüber der Couch nieder, beobachtete den Zierlicheren während dieser schlief. Es dauerte nicht lange bis er sich wieder erhob, ruhelos hin und her durch den Raum ging. Er machte sich Sorgen und nach einem weiteren Moment griff der Größere sein Handy, zündete sich eine Zigarette an, ehe er durch den Wintergarten nach draußen verschwand. Der Musiker musste einen der Älteren anrufen, wollte sicher gehen, das bei ihm und den Anderen alles in Ordnung war, denn diese Worte, welche der Braunhaarige erhalten hatte, ließen darauf schließen, das Kyo, sowie Kaoru und Die in Gefahr waren. Hoffentlich war nichts geschehen, denn der Brief, eine deutliche Warnung ließ keinen anderen Gedanken zu und Toshiya war sich sicher, es würde den Drummer brechen, wenn wirklich etwas in Ihrer Abwesenheit passiert wäre. Hörbar erleichtert atmete der Bezopfte auf, als die Stimme des Leaders aus dem Hörer erklang, hatte er nicht bemerkt, wie er die Luft angehalten hatte. ~~~~~~ Das Echo des Donners schien durch den gesamten Leib des Braunhaarigen zu vibrieren, schreckte diesen aus einem traumlosen, finsteren Schlaf. In dem Raum war es dunkel, nicht so, als wäre bereits die Nacht herein gebrochen, trotzdem lag ein grauer Schleier über allem, raubte das fahle Licht der schwach leuchtenden Lampe, die irgendwo hinter der Couch und Shinya stand, ihm lediglich half sich zu orientieren, wirklich sehen konnte er nicht. Behutsam stemmte sich der Musiker nach oben, ihm war weiterhin flau im Bauch, sein Kopf hämmerte schmerzhaft und Schwindel ließen ihn leicht beben, die Balance verlieren, sodass er einige Versuche brauchte, bis er es schaffte, sich halb aufzusetzen. Diese Hürde genommen, schob der Drummer als nächstes die Beine über den Rand des Sofas, streifte die Decke von seinem Körper, selbst wenn ihm dabei augenblicklich kalt wurde, dann probierte er sich vollständig aufzurichten, eine schlechte Idee, wie er sehr schnell fest stellte. „Shinya! Was machst du da?“ Toshiya war in drei langen Schritten durch den Raum geeilt, umfing ihn sanft an den Unterarmen, stützte ihn, als der Jüngere die Augen schloss, wortlos die Lippen bewegte und sich zu einem der Sessel führen ließ, auf welchem er kraftlos in sich sank... alles, was er zu halten gekämpft hatte, war zerbrochen, lag in winzigen Scherben um ihn herum und selbst wenn Shinya versuchte sie zu berühren, bei sich zu behalten, so entglitten sie ihm, schnitten seine Finger blutig. Nicht einmal mehr im Kreis drehen tat er sich... der Zierlichere war einfach da zusammen gebrochen, wo er stand, resigniert, verloren, in einer Wüste in der es keinen einzigen Pfad gab, nach dem er sich hätte richten können, der es geschafft hätte ihm einen Funken Kraft einzuflößen, sich wieder zu erheben. Shinya war einfach... am Ende. Warme Hände legten sich gegen seine Wangen, die mit Sicherheit eisig waren, hoben seinen Kopf ein wenig, damit er gezwungen war in die Augen seines Freundes zu sehen, die beinahe schwarz waren in diesem Licht, voll von Sorge, Zuneigung, Furcht, Empfindungen die über ihn hinweg spülten, die er aber nicht greifen konnte, selbst wenn er es gewollt hätte. „Shinya? Sag etwas, bitte?“ Der Drummer hörte die Worte, verstand den Sinn, aber bewegte er sich nicht, tat nichts, starrte den Anderen einfach nur an, bis dieser vor seinen Augen verschwamm, sich erneute Tränen lösten, die über die Finger Toshiyas liefen, aber der Kleinere nahm gar nicht mehr wahr, was um ihn herum passierte, eingeschlossen in einen überwältigenden Schmerz, der ihn, seine Seele, mit den Zähnen der Reue zerfetzte, nichts als bebende Reste übrig ließ. „Es tut mir so leid, so leid... es ist alles meine Schuld... bitte verzeihe mir, ich habe es wirklich versucht, ich wollte nicht, dass es auf diese Art endet... bitte, bitte verzeihe mir... ich wollte nicht, dass das passiert... es tut mir leid, es tut mir leid...“ Etwas streichelte immer wieder über seine Wangen, suchte zu trösten und zu beruhigen, ohne das es eine Wirkung zeigen würde, nicht war mehr da, was Shinya Kontrolle geben würde, einen Halt in einer auswegslosen Situation... lediglich eines... er musste dafür sorgen, dass niemand mehr in seiner Nähe war, das keinem mehr weh getan werden konnte. „Hör auf damit! Woran solltest du denn die Schuld tragen? Was geht eigentlich vor? Warum dieser Brief?“ Shinya hörte dem Bassisten nicht zu. Er musste fort von hier, soweit von dem Größeren weg, wie es möglich war, er musste Toshiya nach Hause schicken, zurück zu Kyo, Kaoru und Die... sein Freund musste die Anderen beschützen, sicher würde dieser schaffen, worin er versagt hatte. Die Hände des Bassisten fielen von seinem Gesicht auf seine Schultern, wo sie ihn sacht auf die Polster zurück drängten, denen er entkommen wollte, weswegen er sich heftiger zu wehren begann, am Ende mit den Nägeln über die Haut seines Gegenübers kratzte, dieser sich, zumindest auf einer Seite, zischend löste. Halb befreit stürzte der Kleiner nach vorne, aber sein Freund hielt ihn, wenn auch knapp, krachte mit ihm auf den Boden, wobei sie noch irgendetwas anderes trafen, der Drummer fühlte den Schmerz in seinem Ellenbogen, ignorierte ihn. Unter ihm stöhnte der Schwarzhaarige, doch der Griff um seine Taille löste sich nicht, egal wie sehr er sich auch zu wehren versuchte. „Shinya! Hör auf!“ Der verzweifelte Ruf des Älteren zeigte keine Wirkung, fiel auf taube Ohren, erst als der Kopf des Langhaarigen unter einem Knall zur Seite geworfen wurde, erstarben dessen Bewegungen, blieb er regungslos auf dem Leib seines Freundes liegen. Die langen Strähnen hatten sich gelöst, verdeckten, was man von den Zügen des Zierlicheren noch hätte sehen können, sodass der Bassist zärtlich durch diese fuhr, sie zur Seite strich. Shinyas Augen waren geschlossen und unter einem Zucken entzog er sich den Fingern, welche sanft über die rote Wange wanderten, doch floh er nicht weiter, hielt die Hände in dem Oberteil des Größeren verkrampft, der einen leichten Kuss auf die bebenden Lippen hauchte. „Es tut mir leid, Shinya... so leid.“ Ein leichtes Kopfschütteln, die erste wirklich bewusste Reaktion des Drummers, seid dieser erwacht war. „Das muss es nicht... ich danke dir dafür, dass du mich zurück geholt hast.“ ~~~~~~ Sanft drückte der Bassist den schmalen Leib fester an sich, bewegte den Kopf des Jüngeren so, dass dieser zwischen seinem Hals und seiner Schulter geborgen war, spürte den warmen Atem auf seiner Haut, während er mit seiner anderen Hand zärtlich durch das braune Haar streichelte. „Ich bin froh, dass du wieder bei mir bist, aber was ist hier gerade passiert?“ „Ich... ich...“ Toshiya spürte mehr das Kopfschütteln seines Freundes, als dass er es sah, strich mit seinen Fingern beruhigend über die Schulterblätter des auf ihm Liegenden. „Es ist in Ordnung, du hast mir nur einen riesigen Schrecken eingejagt.“ Lediglich ein leichtes Nicken war die Antwort des Zierlicheren, reichte dies dem Älteren aus, selbst wenn er ahnte, das Shinya vielleicht gar nichts dafür konnte. Er hoffte nur das es wirklich nicht mehr vorkommen würde, die letzten Minuten hatten ihm gereicht, um sein Leben ein paar Jahre zu verkürzen, auch wenn er dem Braunhaarigen keinen Vorwurf daraus machte. Toshiya versuchte ja so gut es ging, den Jüngeren zu verstehen, auch wenn er noch immer nicht wusste, was genau eigentlich vor sich ging, dennoch konnte er nicht bestreiten, das ihm dieser Zusammenbruch seines Freundes näher ging, als er gedacht hätte. Mit einem Stich in seinem Herzen war er verdammt gewesen, zuzusehen wie der Kleinere versucht hatte, von ihm los zu kommen, beinahe einer Flucht gleich, wie ein gehetztes Reh, welches kurz davor stand erschossen zu werden und es hatte dem Schwarzhaarigen weh getan, diesen Ausdruck in den braunen Augen zu sehen, wusste er schließlich nicht wieso sein Freund mit einem Mal so reagierte. Das Einzige, was ihm in diesem Moment bewusst war, dass er den Zierlichen auf keinen Fall entkommen lassen konnte, nicht alleine lassen durfte, egal wie sehr sich dieser gegen ihn wehrte und jetzt, da sein Engel ruhig auf ihm lag, war diese Reaktion wohl die richtige gewesen. Keiner der Beiden rührte sich, doch langsam wurde es dem Bassisten unangenehm auf dem harten Boden zu liegen, dazu mit dem Kleineren auf ihm, selbst wenn Shinya ein Leichtgewicht war, sein Rücken schmerzte. Allerdings machte er keine Anstalten in nächster Zeit aufstehen zu wollen, bewegte sich nicht und schob auch seinen Freund nicht von sich, eher das Gegenteil, drückte er den Braunhaarigen, wenn möglich noch näher an sich. Toshiya wollte dem Jüngeren Wärme geben, diesem zeigen, das er für ihn da war, da würde er ihn jetzt sicherlich nicht von sich stoßen, selbst wenn er auf Reißnägeln liegen würde, er war sich sicher, das Shinya, nach allem was geschehen war, diese Nähe nun brauchte. Eine Weile lang änderte sich auch weiterhin nichts an der Position der beiden Musiker, wirkten sie beinahe so, als wären sie eingeschlafen, hätte sich die Hand des Bassisten nicht ständig über den Rücken des Zierlichern bewegt, doch nun hob sich der Kopf des Braunhaarigen. Der Blick mit welchem Shinya seinen Freund betrachtete, wirkte fragend, als ob er in dem Gesicht des Schwarzhaarigen nach etwas suchen würde, bis er sich änderte, die dunklen Opale des Jüngeren sich jedoch nicht abwandten, der Ältere weiterhin den warmen Atem auf seinen Wangen spüren konnte. „Shin, alles in Ordnung?“ Der Kleinere nickte lediglich, beugte sich dann etwas weiter nach vorne, spürte Toshiya im nächsten Augenblick die so wundervoll weichen Lippen seines Freundes auf den seinen, allerdings war er zu überrascht um die Berührung zu erwidern, dauerte sie auch nur für wenige Sekunden an, löste sich der Zierlichere wieder. Der Bezopfte legte seine Hand auf die Wange seines Gegenübers, streichelte mit den Fingerspitzen über die zarte Haut. Erst danach löste sich Shinya ganz von dem Schwarzhaarigen, stand auf, reichte ihm seine Hand, zog ihn ebenfalls auf die Beine, wollte sich seinem Griff entziehen, sobald auch der Größere sich in einer aufrechten Position befand, aber Toshiya ließ nicht los. „Shinya, wir müssen reden.“ „Ja...“ „Dann wirst du mir sagen, was dass alles zu bedeuten hat?“ „Ich... ich weiß nicht ob ich das kann.“ „Bitte Shinya, so kann es doch nicht weiter gehen.“ „Ich weiß.“ „Dann vertrau mir endlich...“ „Dass tue ich, Totchi, aber... es ist nicht so einfach wie du vielleicht denkst.“ Ein Blick, erfüllt von Schmerz traf seine Gestalt, brachte ihn dazu, seinen Freund an sich zu ziehen, ihn in seiner Umarmung zu fangen. „Glaub mir Shin, nach allem was ich die letzten Wochen mit dir erlebt habe, allein was ich in den letzten Minuten mit dir erlebt habe, nicht einmal habe ich daran gedacht, dass es einfach für dich ist, doch ich wusste...weiß noch immer nicht, was vor sich geht. Ich weiß nur eines, dass es da draußen Jemanden gibt, der meinem Freund, einem Menschen der mir unwahrscheinlich wichtig ist, sehr weh getan hat und ich würde alles tun, um dir zu helfen. Ich will dich nicht drängen oder zwingen mit mir zu reden, aber ich bitte dich Shinya....es sind doch auch meine Freunde, die auf diesen Bildern abgebildet sind.“ „Ich weiß... es tut mir leid.“ „Es muss dir nicht leid tun, aber bitte... rede mit mir. Sag mir was los ist. Es... es kann auch nicht der erste Brief sein den du erhalten hast oder?“ „Nein.“ „Und diese Bilder, auch das waren nicht die Ersten, hab ich Recht?“ Der Jüngere nickte nur, senkte seinen Kopf, doch Toshiya legte eine Hand unter das Kinn seines Freundes, hob dieses an, um dem Braunhaarigen in die Augen blicken zu können. „Was hast du nur die ganze Zeit durchgemacht mein Engel? Schon so lange wirst von einem Unbekannten belästigt, hast deinen Schmerz in dir eingeschlossen, nichts von all dem nach außen dringen lassen. Warum Shinya? Warum bist du nicht zu uns gekommen?“ „Ich wollte euch nie in Gefahr bringen, euch da raushalten. Letztendlich habe ich das nicht geschafft. Es tut mir so leid.“ „Shinya, du bist ein Dummkopf. Wie konntest du das alles nur ertragen, ohne dich einem Menschen anzuvertrauen? Diese Belästigungen... sag mir, sie waren der wahre Grund warum du unsere Band verlassen, deinen Traum aufgeben willst, hab ich nicht Recht?“ Sein Freund schwieg, allerdings war dies dem Älteren Antwort genug, schüttelte den Kopf, drückte den schmalen Leib, der in seinen Armen lag. ~~~~~~ Shinyas Hände krampften sich von ganz alleine in dem Oberteil des Bassisten, er konnte sich nicht lösen, selbst wenn er es gewollt hätte, seine Lippen bebten und obwohl er an dem Kloß würgte, der in seinem Hals steckte, lösten sich kurze Zeit später immer wieder leise Entschuldigungen, eine endlose Monotonie, die erst unterbrochen wurde, als Toshiya erneut einen Finger unter sein Kinn legte, seinen Kopf anhob. „Stellen wir eine Regel auf, okay?“, der Andere lächelte nur, als er diesen verwirrt ansah, nicht in der Lage war, diese plötzlichen, aus der Luft gegriffenen Worte zu begreifen, „Du wirst dich nicht einmal mehr bei mir entschuldigen, solang wir jetzt miteinander reden.“ Er nickte nur leicht, woraufhin der Größere einen seichten Kuss auf seiner Stirn platzierte, sich dann mit ihm bewegte, zu der Couch hinüber brachte, dort die Decke um seine Schultern legte und Shinya war froh über die zusätzliche Wärme und den weichen Stoff, in welchem er sich verbergen konnte. „Ich hole dir etwas zu trinken.“ Sein Freund erhob sich, noch bevor der Braunhaarige etwas dagegen tun konnte, kehrte nach ein paar Momenten mit einem Glas Wasser zurück, welches ihm gereicht wurde, doch schlossen sich die Finger Toshiyas um die seinen, halfen ihm, bevor sie zuließen, dass er das zerbrechliche Gefäß auf seinem Oberschenkel stützte, in die klare Flüssigkeit starrte. „Ich weiß nicht, wo ich beginnen soll.“ Die Stimme Shinyas war leise, verloren, resigniert, in ihm herrschte eine Leere, die ihn ängstigte und weh tat, alles womit er die Monate gekämpft hatte, die Emotionen, die ihn brachen, als er versucht hatte, sie zu verbergen... sie waren fort, abgelöst von einem sehr viel dunkleren Gefühl, welches ihm immer wieder leise zuwisperte, dass er einfach seine Augen schließen sollte. „Es ist okay... ich werde dich führen.“ Der Bassist setzte sich neben ihn, erst noch so, dass sich nur ihre Schultern berührten, aber als sich der Jüngere gegen diesen lehnte, sein Gewicht fast vollständig an den Bezopften abgab, veränderte dieser ihre Positionen, setzte sich so, dass der Zierlichere am Ende auf seinem Schoß saß, das Gesicht gegen seinen Hals verbergen konnte, die Decke um sie beide herum gelegt. „Wann hast du den ersten Brief bekommen?“ Ein langes Schweigen, dann eine Bewegung, die dem Älteren sagte, dass eine Hand von Shinya nach oben gewandert war, dieser Halt an seinem eigenen Pullover suchte. „Am 17. Oktober des letzten Jahres.“ Der Drummer hörte, wie sich der Atem in der Kehle des Größeren fing, als dieser zurück rechnete, den Zeitraum begriff, Shinya hingegen schüttelte nur leicht den Kopf, sprach tonlos weiter. „Das war nach den Anrufen, den ständigen Nachrichten an meine private Adresse... ich habe meine Nummer Vier Mal ändern lassen, bin umgezogen... ohne Erfolg.“ „Und ich habe gedacht, dass du es dort nicht mehr gemocht hast.“ Leicht nickte der Langhaarige, schloss seine Augen.“ „Das habe ich Kaoru auch erzählt... ich brauchte einen Grund, um einfach von dort weg zugehen, konnte und wollte ihn aber nicht beunruhigen... es war schwer, ihn davon zu überzeugen, dass ich einfach kein Glück mit meinen neuen Telefonen hatte.“ Eine Hand des Größeren schob sich einmal mehr auf den Rücken des Drummers, streichelte diesen zwischen den Schulterblättern, was ein zittriges Seufzen von dessen Lippen brach. „Was stand in den Briefen?“ Nun brauchte Shinya einen bedeutend längeren Zeitraum, ihm war zwar bewusst, dass er seinem Freund alles erzählen würde, dennoch war es schwer, an die Worte zu denken, zuzulassen, dass sie seine Erinnerungen einnahmen, wo er alles dafür getan hatte, dass sie fern blieben, verdrängt wurden. „Am Anfang waren sie harmlos, nicht anders als die Post die wir sonst erhalten... sie schwärmten von mir, meinem Können, meinem Aussehen... ich schenkte ihnen nicht mehr Beachtung, als jedem anderen Brief, den ich erhielt, hob sie auf.“ Wieder eine Pause und der Versuch sich auf dem Schoß des Schwarzhaarigen noch ein wenig kleiner zu machen. „Doch dann wurden sie... fordernder... begannen mir Dinge abzuverlangen, Kleidung, die ich nicht mehr tragen sollte, weil sie meine Figur zu sehr betont, Haare, die ich lieber kürzen sollte, weil ich sonst zu weiblich bin... man verbot mir, mich zu Schau zu stellen... erinnerst du dich an das Shooting mit uns beiden?“ Er fühlte mehr, als dass er sah, dass der Bassist nickte, die Wange gegen seinen Kopf lehnte. „Natürlich... ich habe dich den gesamten Tag über verfolgt, um Fotos von dir zu machen... du sahst unglaublich aus.“ „Am Abend dieses Tages erhielt ich einen weiteren Brief... in ihm die erste Drohung, dass die Dinge sich schnell verändern könnten, wenn ich nicht aufhöre, euch so nah zu sein... kurz darauf habe ich mit der Polizei gesprochen.“ Nun legten sich die Finger unter sein Kinn, hoben es, damit er zu Toshiya hinauf sah, welcher die Stirn in tiefe Falten gelegt hatte. „Du warst bei der Polizei? Wie konntest du das verbergen?“ „Ich habe es gefordert... ihnen gesagt, dass ich es nicht wünsche, dass ihr etwas damit zu tun habt. Ich wollte 'Dir en grey' beschützen.“ Wie gerne wollte sich Shinya entschuldigen, doch hielt er sich an die Regel, welche der Ältere zu Beginn aufgestellt hatte. „Ich wollte das alles von euch fern halten, euch nicht mit hinein ziehen...“ „Deswegen hast du dich statt dessen zurück gezogen, nichts mehr erzählt... die ganzen Einladungen ausgeschlagen, so oft etwas anderes vorgehabt.“ Shinya nickte nur, verweigerte aber die Tränen die sich sammelten, kämpfte gegen das Brennen in seinen Augen an. „Es tat weh... euch das antun zu müssen, aber ich sah keinen anderen Weg.“ Aus der Kehle des Bezopften lösten sich tröstende Laute, die der Braunhaarige über sich fort spülen ließ, bis sich sein Herzschlag ein wenig regulierte, er in die Realität zurück fand, die ihm immer wieder zwischen den Fingern entglitt. „Und Die?“ „Er bemerkte, dass ich immer öfter unkonzentriert war, Fehler machte, länger blieb, um diese dann wieder zu korrigieren... er hat mich am Anfang oft gefragt, ob ich Sorgen habe, darüber sprechen möchte, doch ich habe ihn immer wieder abgewiesen... ich glaube, irgendwann schlug seine Zuneigung, der Versuch mir zu helfen einfach in Wut um... er begann mich immer öfter zu kritisieren... mir vorzuwerfen, dass ich die Band nicht ernst nehmen würde.“ „Das war falsch von ihm.“ Leicht schüttelte der Zierlichere seinen Kopf, legte eine kalte Hand gegen die Wange seines Freundes. „Er konnte es nicht wissen... auch nicht, als er mich an den Klippen angegriffen hat.“ Toshiya senkte leicht den Kopf, schloss seine Augen, schien einen Moment zu brauchen, um sich unter Kontrolle zu bringen, um Shinya weiterhin die Ruhe zu schenken und es ihm leichter zu machen, ein Bemühen, welches den Jüngeren tief berührte, trotzdem vermochte nicht auszudrücken. ~~~~~~~ „Dass mag sein, dennoch hat er überreagiert und falsch gehandelt.“ „Ich weiß nicht, vielleicht .“ Wie um den Jüngeren von seinen Worten zu überzeugen drückte er den Kleineren etwas, bevor er weiter sprach. „Du weißt, dass ich Recht habe.“ Toshiya spürte das leichte Nicken seines Freundes, wartete einen Moment, überlegte, wie er seine nächste Frage stellen sollte, denn eigentlich wollte er dem Braunhaarigen nicht weiter zumuten, über jenes zu sprechen, was diesen die ganze Zeit belastet hatte, dennoch, es würde dem Drummer, helfen endlich alles raus zu lassen. „Shin, wegen diesen Bildern... war es dass erste Mal, dass du welche in dieser Art erhalten hast?“ Shinya schüttelte den Kopf, ein klares Nein. „Zu Beginn, nach etwa dem dritten Brief, bekam ich welche, doch sie waren harmlos, zeigten nur mich selbst, auf der Bühne, in Meetings, Photosessions und dergleichen. Immer mit einer Nachricht versehen, wie toll ich auf ihnen aussehen würde. Andere... mit Drohungen versehen, so... so ähnlich wie heute wurden mir zum ersten Mal vor wenigen Tagen geschickt.“ Der Schwarzhaarige hörte das leichte Schlucken seines Freundes, verbarg sich das Gesicht des Zierlichern an seiner Schulter, begann der schmale Leib leicht zu beben. Toshiya versuchte, dass soeben Gehörte zu verarbeiten, zogen sich die schmalen Augenbrauen fragend zusammen, bis es ihm wie Schuppen von den Augen fiel, sein Atem zischend aus seinem Mund entwich, er begriff, was die Aussage Shinyas zu bedeuten hatte. „Vor wenigen Tagen? Soll... sag mir, soll dass heißen, dieser Mensch, der dich nun schon seit Monaten belästigt, ist hier? Ist uns gefolgt?“ „Ich... ich glaube, ja.“ „Was war auf den Bildern abgebildet?“ „Es... ich... ich kann es dir nicht sagen, es...“ Der Jüngere brach ab und trotz dessen der Größere keine Gründe wusste warum, er bemerkte wie nahe der Braunhaarige daran war, wieder zu fallen. „Schon gut, es ist in Ordnung.“ Der Schwarzhaarige wollte sich nicht vorstellen, was für Photos es wohl gewesen sein könnten, allerdings beschlich ihn eine Vorahnung, schon allein nach der Reaktion des Jüngeren zu urteilen und auch aufgrund dessen dieser sie erst vor kurzem bekommen hatte. Er seufzte, versucht, nicht weiter darüber nachzudenken. Toshiya stellte noch weitere Fragen, welche ihm zwar alle beantwortet wurden, doch mit der Zeit, verkrampfte sich der Braunhaarige immer mehr. Auch wenn der Bassist gerne noch weiteres in Erfahrung gebracht hätte, er kam sich schon selbst vor wie bei einem Verhör, nur dass nicht er es war der ausgefragt wurde, deswegen beschloss er seinen Freund nicht weiter zu quälen. „Shin?“ Es dauerte einen Augenblick bis der Kleinere reagierte, den Kopf hob, sich ihre Blicke trafen. „Ist alles in Ordnung?“ „Ja es ist... ich will nur nicht darüber nachdenken... es vergessen.“ „Ich verstehe dich, deswegen wird es wohl das Beste sein, wenn wir nicht weiter davon reden, ich sehe doch wie schwer es dir fällt.“ „Danke.“ „Schon gut, schließlich wird es wohl nicht besser wenn ich dich jetzt weiter ausfrage, aber du bist dir bewusst darüber, dass es so nicht weiter gehen kann? Vor allem, wenn sich dieser Stalker hier in unserer Nähe befindet.“ Die schmalen Schultern waren angespannt, löste sich ein Seufzen von den vollen Lippen, bevor eine Antwort folgte. „Ja... ich weiß.“ „Gut. Wir reden später weiter. Du wirst dich jetzt noch etwas ausruhen und keine Wiederrede. Ich bin in der Küche, wenn etwas sein sollte.“ Erst nach dem kleinen Nicken seines Freundes, löste sich der Ältere von ihm, indem er ihn sanft von seinem Schoß schob und diesem half sich hinzulegen. Er breitete die Decke über dem schmalen Körper aus, hauchte noch einen kleinen Kuss auf die Stirn Shinyas, ehe er sich mit einem aufmunternden Lächeln erhob und das Wohnzimmer verließ. In dem anderen Raum angekommen, bemerkte er das Essen, welches heute Morgen von Shinya für ihr Frühstück zubereitet worden war, stand es vergessen auf dem Tisch und auch die Scherben des Tellers, den der Jüngere fallen gelassen hatte, lagen noch auf dem Boden verstreut. Eigentlich war Toshiya hier her gegangen, um ihnen beiden einen Tee zu kochen, würde dieser ihnen sicherlich gut tun, machte er sich aber nun erst mal daran aufzuräumen. Seine Augen legten sich auf den liebevoll angerichteten Teller, konnte er sehen wie viel Mühe sich der Braunhaarige gegeben hatte doch dies alles war umsonst, denn er war sich sicher, sie würden jetzt keinen Bissen runter bekommen. Der Bassist entschloss sich dazu, die Mahlzeit erst einmal in den Kühlschrank zu stellen, vielleicht fanden sie später Appetit. Danach begann er damit, das zerbrochene Porzellan vom Küchenboden aufzusammeln, dachte nicht daran eine Kehrschaufel zu benutzen, zu sehr in Gedanken versunken, darüber wie der restliche Tag nun weiter gehen sollte. Der Schwarzhaarige überlegte, was er tun könnte, um Shinya und sich selbst abzulenken, er wollte nicht ständig über diesen Stalker nachdenken, doch egal auf welche Ideen er kam, wieder und wieder drängten sich die Bilder in sein Bewusstsein und er war sich sicher seinem Freund erging es nicht besser. Was konnten sie auch tun um nicht ständig daran zu denken? Er konnte ja noch nicht mal sagen, dass er mit Kaoru gesprochen hatte, ohne das Shinya an den Brief erinnert werden würde. Es war ein verdammter Teufelskreis aus welchem er keinen Ausweg wusste, denn egal, wie sie den Nachmittag gestalteten, der heutige Morgen lag wie ein dunkler Schatten über Ihnen. Toshiya schüttelte den Kopf, ein Schmerz in seiner Hand ließ ihn auf diese blicken, natürlich hatte er sich an den Scherben geschnitten, doch er ignorierte es, ging seiner Tätigkeit einfach weiter nach. ~~~~~~ Obwohl sein Freund ihn darum gebeten hatte, konnte der Drummer nicht die Augen schließen, die Bilder ließen ihn schon so nicht los und wenn er sich in Dunkelheit hüllte, wurde die Intensität nur verschlimmert, hatte Shinya das Gefühl zu ersticken, wann immer er versuchte, in aufkommenden Panikattacken Luft zu holen. Stattdessen rollte er sich auf seine Seite, das Gesicht in Richtung der Küche gewandt, sodass er den Älteren beobachten konnte... es beruhigte ihn, als wenn sein Blick alleine verhindern könnte, dass dem Größeren etwas geschah, ausgelöst durch Worte, die gebrochene Wahrheit die seine Lippen verlassen hatte. Shinya sah, wie sich der Andere schnitt, verfolgte das Blut, welches über die helle Haut rann, auf den Boden tropfte... und musste wieder würgen, als seine Wirklichkeit bedrohlich unter ihm zu schwanken begann, er musste hier bleiben, er hatte es versprochen. Seine Bewegungen hatten unter der Erschöpfung an Geschmeidigkeit eingebüßt, doch der Braunhaarige schaffte es, seinen unsicheren Weg zu seinem Freund, der sich in dem Moment gerade aufrichtete, die Scherben in dem Mülleimer entsorgte. Behutsam schlang er seine Arme um den Älteren, hüllte diesen mit in die Decke, hielt Toshiya so einen Moment, die Wange gegen dessen Schulterblatt gepresst. „Shinya?“ In der Stimme des Bassisten lag sofort Sorge, doch der Kleinere schüttelte nur den Kopf, wobei schwarzes Haar an seinem Hals entlang geisterte, ihm einen kleinen Schauer entlockte. „Ich bin... okay. Bitte, lass mich dich nur ein bisschen halten?“ Eine der Hände Toshiyas schob sich über die seinen, drückte sie behutsam, seine Antwort, weswegen es sich der Drummer erlaubte, für einen Moment lang die Lider zufallen zu lassen. „Toshiya – erlaubst du mir, dich zu küssen?“ „Wenn du es möchtest?“ Seicht nickte er, selbst wenn er nicht begreifen konnte, wieso sich der Größere so bedingungslos für ihn aufgab... ihn so unerschütterlich unterstützte, niemals einzubrechen schien, egal wie sehr er sich dem Anderen auch aufbürdete. Sein Freund löste die lockere Umarmung, drehte sich herum, den Kopf leicht auf die Seite geneigt, doch wartend, bis der Zierlichere selbst den ersten Schritt machen würde. Ihre Lippen streiften sich vorsichtig, flüchtig, Shinya hatte Angst, selbst wenn er es selbst erbeten hatte, doch dann kehrte er zurück, suchte die Berührung, vertiefte sie, bis der Ältere auf sein behutsames Spiel einging, einen heftigen, aber so wunderbar süßen Schauer in dem Jüngeren auslöste. Etwas in Shinya drängte mit einer plötzlichen Intensität, verlangte harsch nach mehr Nähe, mehr Tiefe, weswegen er eine Hand in den Nacken des Bassisten schob, dessen Kopf enger zog, eine Bewegung, auf die sein Freund mit einem leisen Stöhnen antwortete, die Zunge in sein Reich schob, dort die seine zu einem langsamen Spiel aufforderte. Sie drehten sich, denn der Braunhaarige spürte die Kante des Küchentresen in seinem Rücken, gegen welchen er von Toshiya gepresst wurde, der seine plötzliche Sehnsucht nicht nur zu verstehen schien, sondern in der gleichen Stärke erwiderte. Warmer Atem wisperte über seine Wange, dann seinen Kiefer und den Hals hinab, bis hin zu seinem Ohr, auf welches eine Reihe von kleinen Küssen platziert wurde, sein Name geflüstert, eine ungestellte Frage, auf welche der Kleinere nur mit einem Keuchen antworten konnte, denn Kopf dabei nach hinten fallen lassend. Der Schwarzhaarige attackierte das offenbarte Fleisch mit sanften Kosen und zärtlichen Nippen, wanderte erst hinab zum Schlüsselbein, dann kehrte er um, küsste sich über das Kinn, den Kiefer, um am Ende wieder seine Lippen einzunehmen. Die Decke fiel zu ihren Füßen, als der Bassist seinen jüngeren Freund um die Taille fasste, ihn anhob und auf die Arbeitsfläche setzte, den Kopf Shinyas so führte, dass sich ihre Stirn berührte, der Bezopfte ihm in die Augen starren konnte. „Shinya... willst du das hier?“ Eine Frage, die sich wie Stahl um den vernebelten Geist des Drummers legte und für einige, äußerst lange und scharfe Sekunden dachte er nach... tat er dies hier, weil er davon laufen wollte? Nutzte er Toshiya aus? Ja... er konnte sich eine jede Frage mit einem 'Ja' beantworten, doch es war nicht eine reine Flucht... er wollte dies hier, weil er es.. genoss, das Vertrauen, die Zuneigung ihrer Beziehung, die sich verändert hatte, obwohl er nicht einmal benennen konnte, was das genau war. „Bitte.“ Ein fast lautloses Wort, als er seine Beine ein wenig öffnete, Toshiya näher zu ihm kam, die Arme erst noch locker um seine Mitte geschlungen hielt, bis er die seinen um den Hals legte, stumm darum bat, gehalten zu werden, sich dann mit dem Gesicht gegen die Schulter des Bezopften verbarg, mit den Lippen über die Haut geisternd, die er dort fand. Shinya hörte, dass der Größere leise seufzte, den Kopf drehte, um ihm mehr Raum zu gehen, derweil sich die Finger Toshiyas unter seinen Pullover schoben, dort über die Haut knapp über seinen Hosenbund streichelten, bevor sie den Rücken hinauf glitten, dabei die Linie der Wirbelsäule zeichneten. Der Drummer bebte unter diesem Gefühl, die Hände waren weich, wanderten sanft über seine Seiten, seinen flatternden Bauch, erkundeten seinen Körper in einer warmen, vorsichtigen Kreisen. Seine eigenen schoben sich unter den Kragen des Oberteiles seines Freundes, blieben dort liegen, zuckten immer wieder leicht, nur zu gerne würde der Jüngere das Streicheln spiegeln, doch der Schwarzhaarige überwältigte ihn schlicht, lockte ihn, den Kopf zu heben, damit sich ihre Lippen finden konnten, dieses Mal verspielter, länger, intensiver. Bilder blitzen hinter seinen geschlossenen Augen auf, ließen ihn zittern und erneut spürte er, wie der Andere zu seinen Ohr wanderte. „Denk nicht daran. Konzentriere dich auf mich.“ Leise Worte, dunkel gesprochen und eine Hand die sich leicht unter seinen Hosenbund schob, die Haut darunter neckte, derweil sich Shinya weiter und weiter in der Wärme des Älteren verlor, von Sehnsucht, aufkommender Erregung verschlungen wurde. ~~~~~~~ Ein Keuchen perlte von den Lippen des Kleineren, derweil Toshiyas Finger an dem Verschluss der Hose zu nesteln begannen, um sie zu öffnen, dabei sanft an dem Ohrläppchen des Jüngeren nippte. Immer wieder streifte der Schwarzhaarige die leichte Erregung seines Freundes, während er Knopf um Knopf löste, mit seinem anderen Arm den Zierlichen um die Taille bei sich hielt und mit seinem Mund weiter wanderte. Abermals löste sich ein heiserer Laut aus der Kehle Shinyas, ließ dieser seinen Kopf in den Nacken sinken, offenbarte ihm seinen Hals, konnte er die zarte Haut kosten, mit sinnlichen Lippen zeichnen, nur um kurz darauf mit der Zunge den einzigartigen Geschmack des warmen Fleisches aufzufangen. Toshiya war sich bewusst, das dass, was hier geschah nur einen Ursprung zu Folge hatte, dennoch ließ er sich vollkommen in diese Aufgabe fallen, selbst wenn es das letzte Mal sein würde, das er den Jüngeren so berühren konnte und er wollte es, um dessen Willen. Das letzte Hindernis zu seinem Ziel überwältigend, löste er sich für einen kleinen Augenblick von seinem Freund, hob ihn leicht an, nur um kurz darauf, das störende Kleidungsstück, samt der engen Boxershorts nach unten zu ziehen, bis zu den Schenkeln. Er spürte wie der Leib seines Engels für einen Augenblick zusammenzuckte, sich dieser verspannte, weswegen er den Jüngeren wieder auf die Arbeitsfläche sinken ließ, seine Hand von dessen Seite löste, stattdessen unter den Pullover schob und beruhigend über den Rücken streichelte, leise Worte in das Ohr seines Gegenübers hauchte. „Lass dich fallen, zeige mir was du willst, denn ich werde nichts tun dass sich gegen deinen Willen stellt.“ Beinahe sofort folgte die Antwort Shinyas, fanden volle Lippen die seinen, verwickelten ihn in einen atemraubenden Kuss, spürte er schmale gebrechliche Finger auf den seinen, welche ihn, zögernd, doch dann immer sicherer führten, erst Halt machten, als er dessen Erregung berührte. Ein stöhnender Laut perlte aus dem Mund des Braunhaarigen hervor, ging jedoch unter in dem Gefecht, welches ihre Zungen miteinander führten, während sich sein Griff um die leichte Härte, minimal festigte, spürte wie die heiße Haut untern seinen Finger zu pulsieren begann. Erst noch vorsichtig, beinahe scheu, bewegte der Ältere seine Hand, lauschte dem Keuchen, welches sich von seinem Freund löste, als dieser den Kopf an seiner Schulter verbarg, erkundete, an den Lauten was diesem Gefiel und was nicht. Mit der Zeit traute er sich mehr, wurde schneller in der einfachen Bewegung, glitt mit dem Zeigefinger die ausgeprägte Sehne entlang, hinauf zur Eichel, streichelte über den Kopf, spürte die zähe Flüssigkeit die sich dort sammelte. Ein leichtes Beben erfasste den Körper des vor ihm Sitzenden, wurde dessen Becken seinen Berührungen entgegen bewegt, doch Toshiya wusste, das dies nur aus reinem Instinkt geschehen war. Der Zierlichere konnte seine Bewegungen in diesem Punkt kaum mehr kontrollieren, zu weit fortgeschritten, in der Lust, die seinen Geist vernebelte, aber dennoch in der Lage, um volle Lippen an seinem Hals entlang geistern zu lassen, mit den Zähnen an der empfindlichen Haut zu nippen. Der Schwarzhaarige fühlte wie sich seine eigene Erregung steigerte, bei dem Anblick den Shinya ihm bot, als dieser seinen Kopf hob, mit vor Emotion kochenden Opalen die seinen fing, das braune Haar welches in sanften Strähnen das schöne Gesicht umrahmten, die rosigen Wangen, deutlich hervor gehoben. Es war ein Bild des Jüngeren in vollkommener Perfektion, etwas, das den Größeren für einen Moment ins straucheln geraten ließ, sich seine Berührungen einstellten, als er versuchte seinen Atem zu beruhigen, welcher sich extrem beschleunigte, ihm ein Schauer nach dem anderen über den Rücken ran. Pures Verlangen überschwemmte ihn für wenige Sekunden, wurde der Bezopfte erst zurückgeholt, als sich die Finger des Zierlicheren tiefer in seinem Oberteil verkrallten, der Ausdruck in den braunen Augen fragend wurde, wie eine stumme Bitte, als sich eine Hand auf den Reißverschluss seines Kapuzenshirts legte. Toshiya nickte nur, als seine Hand die Bewegungen um die Härte des Braunhaarigen fort führte, nur ein Ziel dabei verfolgend, seinem Freund dass zu geben, nach was es diesem verlangte. Dennoch war es für den Älteren nicht einfach, seiner eigenen Lust vor der Erfüllung Shinyas zu erliegen, er musste standhaft bleiben, auch wenn dieser nun den Reißverschluss seines Shirts ganz langsam nach unten zog. . Die nackte Haut freigelegt, glitten nun zierliche schmale Finger über seinen Oberkörper, reizten sämtliche Poren im Innersten seines Körpers und auch seine empfindlichen Brustwarzen. Dieses Mal kämpfte sich aus seiner Kehle ein Keuchen empor, die Berührungen seines Freundes im vollsten Maße genießend, aber auch seine Finger büßten keine ihrer Neckereien ein, streichelten entlang am Glied des Jüngeren, wollten diesen die Klippe hinab stürzen lassen, nur um ihn danach wieder aufzufangen. Der Atem des Braunhaarigen beschleunigte sich, als sich Toshiya abermals in seinen vorherigen Rhythmus fallen ließ, die Erregung stärker und schneller massierte, dabei spürte, wie sich das Fleisch in seiner Hand weiter verhärtete. Nur noch ein bisschen, Shinya schien kurz davor zu sein, die Erlösung zu finden, hörte er es an dem abgehackten Stöhnen, fühlte es an dem Zittern, welches den Leib vor sich erfasste, sah es an den Wangen die noch Röter schimmerten als zuvor, an dem feinen Film an Schweiß der sich auf der Stirn des Kleineren sammelte und dadurch wie sich die Lider über dunkle Seen nieder senkten, als der Kopf des Jüngeren abermals in dessen Nacken fiel. Zwei- dreimal, glitt die Hand des Größeren nochmals über die Männlichkeit seines Freundes, bevor sich die Hände des Zierlicheren von seinem Oberkörper lösten, sich ein weiteres Mal in seinem Shirt verfingen, er dann mit einem Ruck näher an den Körper des Sitzenden gezogen wurde und nur wenige Sekunden danach spürte er, wie sich der Langhaarige vollkommen anspannte, hörte wie sich ein heiseres Keuchen von den vollen Lippen löste, der Jüngere sich keinen Moment später in seiner Hand ergoss. Eine Welle nach der anderen schien über den Kleineren herein zu brechen, wurde seine Hand von der weißlichen Flüssigkeit benetzt, dauerte es Augenblicke, ehe Shinya kraftlos gegen ihn zusammensackte, dessen schneller Atem über seine Haut wisperte. Leicht strich Toshiya mit seiner anderen über den bebenden Rücken seines Freundes, wollte warten, bis dessen Kräfte zurück gekehrt waren, ehe er sich von diesem lösen würde, doch soweit sollte es nicht kommen, zuckte er überrascht zusammen, als er spürte wie sanfte Finger sich an dem Verschluss seiner Hosen zu schaffen machten. Augenblicklich trat er einen Schritt zurück, legte seine Hand auf die des Jüngeren um ihn an dessen Vorhaben zu hindern. Verwirrt blickte der Kleinere zu ihm auf, schien nicht zu verstehen, warum er ihn nicht hatte weiter machen lassen. „Es ist in Ordnung Shinya, du musst dass nicht tun.“ Nach diesen Worten löste er sich vollkommen von dem Braunhaarigen, wenn auch nur mit endloser Willenskraft. Wie gerne würde er die selben Berührungen Shinyas erfahren, die er diesem zukommen hatte lassen, doch er kam sich so falsch vor, wünschte er es sich doch ganz anders. Toshiya wollte nicht, das sein Freund dies nur tat, weil er dachte, dass er es ihm schuldig wäre, wollte sich nicht in Erinnerung rufen, das dies nur ein einmaliges Erlebnis bleiben würde, nicht nachdem er sich langsam bewusst wurde, was er für den Zierlicheren empfand, nein so wollte der Ältere es keinesfalls. Wie als wäre nichts geschehen, den leichten Schmerz in seiner Brust ignorierend, weil er sich nun intensiv bewusst wurde, warum das hier alles geschehen war, trat er zu dem Waschbecken in der Küche wusch die Hand. „Ich werde uns einen Tee machen, ist das in Ordnung?“ Der Schwarzhaarige bekam keine Antwort, stattdessen spürte er wie sich Arme um seine Taille legten, ein warmer Körper sich gegen seinen Rücken presste. „Toshiya... ich weiß, das ich es nicht tun muss, doch ich möchte es. Erlaubst du mir, dich so zu berühren wie ich es mir wünsche?“ ~~~~~~~~ Shinya hatte die Worte gegen den Nacken des Größeren gewispert, die Augen geschlossen, derweil sich seine Finger so stark ineinander verflochten, dass es ihm weh tat, doch tat er nichts, um es zu ändern, wagte nicht einmal wirklich zu atmen, bis er eine seichte Bewegung fühlte, wusste, dass Toshiya seinen Kopf schüttelte. Beinahe sofort lösten sich seine Arme, fielen kraftlos herunter, als der Braunhaarige einen Schritt nach hinten tat und dann noch einen, bis ihn der Bezopfte aufhielt, seine Hand umschloss, einen sanften Kuss auf die Knöchel legte, ihn so dazu brachte zu diesem hinauf zu sehen. „Was sind deine Wünsche, Shinya? Kannst du mich ansehen und mir sicher sagen, was du möchtest?“ Seine Lippen öffneten sich, um zu antworten, schlossen sich dann wieder und auch der Blick fiel von dem Gesicht Toshiyas, wanderte stattdessen auf den Boden, ohne diesen tatsächlich zu sehen. Er... konnte es nicht. Der Drummer wusste, das sein Freund Recht hatte, mit seinen behutsam gesprochenen Worten und obgleich er versuchte, den Schmerz zu betäuben, ihn nicht in sein Inneres dringen zu lassen, war es zwecklos, er fühlte das Brennen hinter seinen geschlossenen Lidern, spürte das Beben in seinem Körper, als die Realität auf ihn einstürzte, angeführt von Reue und Schuldgefühlen. Wie hatte er dem Bassisten dass nur antun können? Toshiya war einfach zu gut für diese Welt, er erfüllte ihm jeden seiner Wünsche, ohne zu zögern, ohne über sich selbst nachzudenken, ohne die Konsequenzen zu hinterfragen, oder auf seine eigenen Gefühle zu achten. Sie waren Freunde, verdammt... wie hatte er Toshiya da nur so für seine Zwecke ausnutzen können? „Hör auf damit.“ Der Langhaarige zuckte unter den Worten zusammen, selbst wenn sie sanft gesprochen waren, aber immerhin sah er nun wieder auf, traf das weiche Lächeln des Dunkelhaarigen. „Du hast mich zu nichts gezwungen, okay? Du hast mich nicht ausgenutzt, nicht verletzt und auch nicht unsere Freundschaft verraten – ICH wollte es. Und bei Gott, ich würde es wieder tun, wenn ich dich dann noch einmal so sehen kann.“ Hitze legte sich auf seine Wangen nieder, mehr eine körperliche Reaktion, als wirkliche Verlegenheit, trotzdem konnte er nicht erwidern, war sich nicht sicher, was er überhaupt sagen sollte und offensichtlich wollte der Bezopfte keine Antwort von ihm haben, redete stattdessen weiter, wanderte mit einem Finger über den schmalen Kieferknochen. „Ich will nicht, dass du dich wieder von mir entfernst, wo ich gerade daran zu glauben beginne, dich endlich eingefangen zu haben. Bitte, lass dass nicht zwischen uns kommen. Ich berühre dich gerne, Shinya, halte dich, küsse dich... es ist mir angenehm so in deiner Nähe sein zu können. Aber nur weil ich so empfinde, muss es nicht heißen, dass ich von dir das gleiche verlangen würde. Das würde ich niemals wagen... du bist eine ganz andere Persönlichkeit.“ Toshiya zwinkerte ihm aufmunternd zu, doch der Drummer legte nur sacht seine Arme um den Hals des Anderen, verbarg sich an dessen Schulter wisperte, plötzlich wieder in der scharfen Wirklichkeit gehalten, die ihm unaufhörlich sagte, dass jedes Wort, welches sie miteinander sprachen wohlmöglich von einem Dritten gehört wurde, dass man sie beobachtetet hatte, währenddessen er sich hatte so fallen lassen... in einem so intimen und zerbrechlichen Moment. „Ich mag es auch dich zu umarmen.“ Ein zärtlicher Kuss wurde gegen seinen Hals gepresst, während die Lippen gegen seine Haut liegen blieben, sodass er das Lächeln fühlen konnte, schließlich wanderten sie zu seinem Ohr, als Toshiya ihn an der Taille umfing, näher an sich zog. „Wie geht es dir?“ „Ich kann es dir nicht sagen... aber es ist nun orientierter, ich fühle mich nicht mehr so verloren, wenn auch noch immer hilflos und überwältigt... ich weiß einfach nicht, was ich nun tun soll.“ Ein leichtes Nicken, dann Finger, welche leicht über seinen Rücken strichen, erneut geflüsterte Worte. „Wir werden eine Lösung finden, komm.“ Shinya wurde am Handgelenk mitgezogen, ohne das man auf seinen fragenden Blick antwortete, im Wohnzimmer stellte Toshiya Musik an, ruhige Gitarrenklänge einer CD, von welcher der Jüngere nicht einmal gewusst hatte, dass sie der Größere in seinem Besitz hielt und während er unbewegt dastand, wurde er wieder in die Arme geschlossen, seine Finger mit denen des Schwarzhaarigen verflochten. Ein, zwei Mal blinzelte er... niemand hatte bisher so mit ihm getanzt, einfach nur ein sachtes Wiegen, keine wirklichen Bewegungen, aber so viel Wärme. „So können wir besser miteinander reden.“ Es war ein scharfer Schnitt in die Geborgenheit, diese Worte, Shinyas Geist suchte immer wieder zu entfliehen, alles zu verleumden und der Braunäugige ließ es zu, zu erschöpft um dagegen anzukämpfen. „Ich habe Kaoru angerufen.“ Sofort verspannte sich der junge Mann, hielt seinen Kopf aber gegen die Schulter seines Tanzpartners gelehnt, wollte das Bild nach außen hin nicht brechen „Was hast du ihm erzählt?“ Es war für Shinya eine logische Schlussfolgerung, dass Toshiya den Anderen über alles in Kenntnis gesetzt hatte, all das was er verbergen wollte, um niemanden in Gefahr zu bringen. „Nichts. Ich habe ihn nur gebeten, Kyo zu sich zu holen, auf ihn, Die und sich selber zu achten. Ich wollte, dass er unseren Begleitschutz erhöht, dass man auch auf sie aufpasst, wenn sie in ihrem Apartment sind. Natürlich weiß er, dass etwas vorgefallen ist und auch, dass es mit dir zu tun hat... aber es ist auch nicht schwer, darauf zu kommen, wenn man so einen Anruf bekommt.“ Eine leichte Drehung, als der Titel endete, der nächste war noch ruhiger, umfing Shinya in einem fast tranceartigen Zustand, der ihn wieder und wieder berührte, bis er beinahe nur noch von den Armen des Anderen aufrecht gehalten wurde, sein gesamtes Gewicht gegen diesen lag. „Wie hat er reagiert?“ „Angespannt, besorgt... er sagte, das wir auf uns achten sollen, wünscht sich, dass wir wiederkommen.“ Leicht nickte Shinya, sicher hatte Kaoru noch sehr viel mehr gesagt, aber er war zu müde, als dass er diese Informationen wirklich hätte verarbeiten können. „Wie soll es nun weiter gehen, Shinya?“ „Ich weiß es nicht.“ „Wir sollten heute Abend weggehen.“ Nun löste sich der Braunhaarige doch, seine Brauen in Verwirrung zusammen geschoben... fort gehen? Nach dem, was heute alles geschehen war? Er öffnete seine Lippen, um den Bassisten zu enttäuschen, ihm zu sagen, dass er sich nur wünschte, sich in eine Ecke zu setzen, sich dort zu verbergen, Toshiya aber ließ es nicht soweit kommen, küsste ihn behutsam, ließ den Kuss einige Sekunden länger andauern, wisperte dann in sein Ohr. „Wir brauchen einen Ort, an dem wir uns sicher sein können, das man uns nicht hören kann... wir müssen einen Weg finden, wie wir jetzt weiter machen wollen. Verstehst du das, Shinya? Wir brauchen einen Plan.“ Erneut ein leichtes Nicken, als der Drummer suchte zu überlegen, einen Gedanken zu fassen... es schien so schwer, trotzdem fand er am Ende einen Ort, der den Ansprüchen gewachsen schien. „Wir sollten tanzen gehen.“ ~~~~~~~~ „In Ordnung.“ Toshiya schenkte seinem Gegenüber ein Lächeln, war froh, dass der Jüngere seinem Vorschlag zugestimmt hatte. Natürlich wusste er, dass es keine einfache Entscheidung war für seinen Freund, aber wenn sie ungestört miteinander reden wollten, ging es wohl nicht anders. Ein Club war wahrlich keine dumme Idee, konnten sie sich gleichzeitig ein wenig ablenken, andererseits auch besprechen wie es weiter gehen sollte, war die Möglichkeit eventuell belauscht zu werden wesentlich geringer als hier. Außerdem waren viele Menschen dort, die sich nicht für die beiden Musiker interessieren würden, allerdings blieb bei der ganzen Sache ein Haken. Wo sollten sie hingehen? Weder Shinya noch er kannten sich hier wirklich aus, bezweifelte der Schwarzhaarige das es in dem bescheidenen Ellon so etwas wie eine Diskothek gab, doch im nächsten Moment kam ihm eine Idee. „Also ist es beschlossen, wir werden heute Abend in einen Club gehen, doch da ich kaum glaube, dass es hier einen gibt, schlage ich vor, dass wir uns in dem Reisbüro hier in der Nähe erkundigen. Von diesem habe ich auch die Reiseprospekte.“ Der Langhaarige nickte, wenn auch zögerlich, war nicht begeistert darüber, das Haus zu verlassen. Der Größere festigte seine Umarmung um den schmalen Leib, wiegte sich und seinen Gegenüber noch immer leicht zu dem Takt der Musik, welche aus den Lautsprechern kam, hauchte einen sanften Kuss auf die Stirn des Kleineren, ehe er sich abermals zu dessen Ohr begab, in dieses flüsterte. „Shin, es ist in Ordnung, ich weiß das dir unwohl ist bei der ganzen Sache und du dich am liebsten an einen stillen Ort zurück ziehen möchtest, aber wir haben keine andere Wahl, verstehst du?“ „Ich weiß, aber...“ Der Kleinere brach ab, verbarg seinen Kopf an der Schulter des Älteren, vertiefte ihre Umarmung. „Mir wäre es auch lieber, alles zu vergessen Shinya, aber du weißt es geht nicht anders. Wir werden schon eine Lösung finden und nun komm, wir müssen uns schließlich noch umziehen bevor wir uns auf den Weg machen.“ Ein Nicken antwortete dem Bassisten, ehe sich die beiden jungen Männer voneinander lösten, jeder seinen Weg ging, um sich umzuziehen, trafen sie sich etwa zwanzig Minuten später an der Türe wieder, bereit das Haus zu verlassen. Als sie die Straße entlang gingen, nicht zu nah beieinander aber auch nicht allzu weit entfernt, bemerkte Toshiya, wie der Braunäugige immer wieder einen Blick nach hinten über seine Schulter warf. „Hey, alles in Ordnung?“ Der Jüngere zuckte zusammen, es überraschte ihn, hatte er nicht bemerkt dass der Größere ihn schon eine Weile lang beobachtete. „Ja... ich denke schon... es ist, ich habe das Gefühl, als wenn uns jemand folgen würde..“ Der Schwarzhaarige antwortete nicht, versuchte stattdessen, angestrengt zu lauschen, zwischen ihren eigenen Schritten, andere wahr zu nehmen, während sie einfach weiter gingen, aber er hörte nichts. „Ich weiß nicht, ich kann niemand außer uns hören, doch ich denke, wir sollten auch nicht all zu sicher sein. Aber mach dir keine Sorgen, ganz gleich ob uns jemand folgt oder nicht, lass uns einfach normal weiter gehen, so tun, als wenn nichts wäre.“ Der Jüngere nickte nur, setzten sie ihren Weg unbeirrt fort und hatten nach weiteren Minuten ihr Ziel erreicht. Es war irgendwie ein befreiendes Gefühl von der Straße weg zu kommen und im Inneren des Gebäudes zu verschwinden, fühlten sich beide sicherer, wohler, ungestörter. ~~~~~~~~ Gegend Abend, beschloss Toshiya die Flyer die sie von dem Reiseberater bekommen hatten zu studieren, hatte sich dazu in sein Zimmer zurück gezogen, wartete bis sein Freund aus der Dusche kam und er selbst ins Bad gehen konnte. Zwar hatten sich die Musiker bereits geeinigt wohin sie gehen wollten, war die Wahl zwischen Aberdeen, Huntly und Peterhead, Städte die in der Nähe Ellons lagen, nicht außerordentlich schwer gefallen, dennoch, der Bassist hatte so ein Gefühl, dass es besser war, sich ein wenig auszukennen, beinhalteten die Prospekte schließlich nicht nur Informationen über die angesagtesten Clubs. Das öffnen einer Türe im Flur verriet dem Schwarzhaarigen, dass Shinya wohl fertig war. Mit dem Vorhaben sich jetzt ebenfalls für den bevorstehenden Abend fertig zu machen, verließ er den Raum, sah gerade noch wie der Jüngere in dessen Zimmer verschwand. Der Größere hatte nicht sehr viel von der Statur des Braunhaarigen erblickt, doch dass was er gesehen hatte ließ einen nachdenklichen Ausdruck auf seinem Gesicht zurück. Eigentlich hatten sie sich als Kollegen nie wirklich Beachtung geschenkt, was ihr Aussehen betraf, dennoch wirkte der Kleinere noch schmaler als sonst, war ihm dies im Schwimmband gar nicht so extrem aufgefallen. Shinya war schon immer von sehr zierlicher Gestalt gewesen, dies war noch nie ein Problem, doch wog er vorher schon wenig, schien er jetzt fast gar nichts mehr auf den Rippen zu haben. Toshiya war besorgt, auch wenn er wusste wie stark sein Freund war, sowohl physisch als auch psychisch, selbst er hatte Grenzen, die schon allzu deutlich überschritten waren. Er nahm sich vor, sich um den Jüngeren zu kümmern, diesem zu helfen soweit es ihm möglich war und hoffte gemeinsam eine Lösung für dessen derzeitiges Problem zu finden, denn er war sich sicher, ein möglicher Gewichtsverlust könnte ebenfalls damit zu tun haben. Der Bezopfte seufzte, während er sich seiner Kleidung entledigte, diese für den Moment einfach auf dem Boden liegen ließ als er unter die Dusche stieg, die Temperatur regelte, sie dann anstellte. Irgendwie kam er sich vor wie in einem schlechten Film, in welchem alles darauf ausgelegt war den Hauptdarstellern, das Leben schwer zu machen, dennoch schob er nun alle Gedanken von sich, wollte nur das warme Wasser genießen, das seinen Körper entlang ran, die Welt für ein paar Minuten in Ordnung sein lassen, auch wenn er in seinem Innern wusste dass dem nicht so war. Etwas später schaltete der junge Mann die Dusche wieder ab, den Kopf schon viel freier, auch im allgemeinen fühlte er sich besser als zuvor, diesmal nur mit der Frage beschäftigt was er anziehen sollte, während er sich ein Handtuch um die Hüften band, die Schmutzwäsche vom Boden aufsammelte und diese in den Wäschekorb gab. Weitere Minuten vergingen, bevor der Bassist das Fenster kippte um den Dampf abziehen zulassen, ehe er den Raum verließ, sich in seinem Zimmer vor dem Kleiderschrank wieder fand. Unterwäsche war schnell gefunden, fiel die Auswahl nicht sonderlich schwer, nur was sollte er sonst noch anziehen? Er hatte sich nicht wirklich viel Kleidung eingepackt für einen Clubbesuch, doch letztendlich entschied sich der Braunäugige für eine schwarze enganliegende Jeans, dazu gesellte sich ein weißes, beinah durchsichtiges, ärmelloses und enganliegendes Shirt, mit hohem Kragen, dass den langen Hals des Langhaarigen zur Geltung bringen würde. Als Toshiya beinah fertig angezogen war, fehlten nur noch seine Schuhe, überlegte er, ob er noch etwas über das kurze Oberteil tragen sollte, entschied sich jedoch dagegen, seine warme Lederjacke würde ausreichen, dass er nicht erfror, außerdem war es in gut besuchten Clubs eh meistens unerträglich warm. Letztendlich mit seinem Outfit zufrieden, trat der Schwarzhaarige vor den Spiegel, betrachtete sich, entschloss sich, dieses eine Mal sein Haar offen zu tragen, zog noch seine Augen mit einem Kajal nach, um diese besser zu betonen, ehe er seine restlichen Sachen zusammen packte und anschließend nach unten ins Wohnzimmer ging. In diesem erwartete ihn bereits Shinya, saß schon ausgehfertig auf der Couch, schien auf ihn zu warten. Kaum das er den Jüngeren erblickt hatte, waren jegliche Worte, die er hätte sagen wollen, aus seinem Kopf gewichen, starrte er seinen Freund für einen Moment lediglich mit offenem Mund an. Der Zierlichere sah einfach umwerfend aus, fand er keine Worte um Das zu beschreiben, was er sah, dennoch fasste sich der Ältere nach einigen Sekunden, versuchte einen sinnvollen Satz zustande zu bringen, ohne ins Holpern zu geraten. „Wie... also... bist du schon fertig? Na... natürlich bist du dass, also... na dann, sollten wir uns wohl auf... auf den Weg nach Peterhead machen.“ Du liebe Güte, das er diesen Satz noch zustande gebracht hatte, glich wahrlich einem Wunder und auch das er den fragenden Ausdruck auf dem Gesicht seines Gegenübers bemerkte, doch schüttelte er nur den Kopf, seinem Freund sagend, dass er es ihm später erklären würde, ehe sie ihre Schuhe und Jacken anzogen, danach das Haus verließen ~~~~~~~~ Wann immer seine Gedanken es zuließen, nicht über denjenigen nachzudenken, der ihn verfolgte, dann kreisten sie um Toshiya... um dessen Blicke, die ihn immer wieder streiften und die anders waren, selbst wenn Shinya nicht genau sagen konnte, warum er das so empfand. Sicher, er hatte sich gut angezogen, wollte so unauffällig wie möglich bleiben und das würde er in einem Club nur können, wenn er die entsprechende Kleidung tragen würde und was das leichte Make-up anging... es war eine solche Routine es aufzutragen, sein Unterbewusstsein hatte dies ganz alleine gesteuert, derweil seine Gedanken in einen ewigen Kreis umher irrten. Sie fraßen sich gegenseitig auf, wurden Herzschläge später neu geboren, überschrieen sich und suchten Shinya in so viele verschiedene Richtungen zu drücken, bis dieser schließlich einfach in der Mitte des Raumes stehen blieb und vor sich hin starrte. Wie, um Himmels Willen, sollte er die heutige Nacht durchstehen? Diese Frage flutete auch durch den Geist des Drummers, als sie auf der gegenüberliegenden Seite des Clubs hielten, Toshiya den Motor abstellte, der Jüngere aber keinerlei Anstalten machte, sich abzuschnallen, oder auszusteigen. Der Bassist griff nach einer seiner kalten Hände, drückte diese behutsam, doch brachte Shinya es nicht einmal über sich, zu dem Anderen zu sehen, sein Blick blieb starr auf dem Eingang des hell erleuchteten Hauses fixiert. Ihm entging, dass der Schwarzhaarige ausstieg, um den Wagen herum schritt, erst als dieser die Beifahrertür öffnete, schreckte er hoch, rammte aber sofort das was er an Kontrolle mustern konnte auf die beginnende Panik hinab – ohne Erfolg, schon als Toshiya ihm nach draußen half, zog sich sein Bauch zusammen. Sie liefen langsam eine seiner Hände lag in der Armbeuge des Größeren, wurde dort von den freien Fingern seines Freundes gehalten, damit er nicht davon rennen konnte und dennoch jeder Schritt auf die Menschen zu, welche sich vor ihnen befanden, wurde schwerer, bis er letzten Endes ganz stehen blieb, suchte sich zu entziehen. „Ich kann das nicht.“ Es erschütterte Shinya, dass diese leise wimmernde Stimme tatsächlich zu ihm gehörte, sie klang wie die eines verlorenen Kindes, welches man zur Strafe in einen dunklen Schrank sperrte. „Doch, du kannst. Ich werde bei dir sein.“ Leicht schüttelte der Zierlichere seinen Kopf, zog schwach, ohne sich befreien zu können. „Bitte, bitte, Toshiya... zwing mich nicht, dort hinein zu gehen...“ Sie waren zum stehen gekommen und nun schloss ihn der Größere vollständig in die Arme, umfing ihn mit einer verzweifelten Kraft, tat ihm weh, doch es interessierte den Braunhaarigen nicht, solange, sie nur hier stehen blieben. „Shinya... wir müssen dort hinein. Wir müssen miteinander sprechen und hier kann uns jeder hören, selbst wenn wir denken, dass wir alleine sind. Du weißt das, du hast diesen Ort hier selber vorgeschlagen.“ Worte die intensiv, leise in sein Ohr gehaucht waren und wieder vermochte der Kleinere in Erwiderung nur zu wimmern, sich gegen den Hals des Bassisten zu verbergen. „Ich weiß... aber Gott, ich werde dort zusammen brechen.“ Ein Kuss, welcher auf die Kurve seiner Nase gelegt wurde, dann ein zweiter und dritter, bis Shinyas bebender Körper ruhiger wurde, dieser atmen konnte, ohne dass es sich in einem Schluchzen fing. „Nein, das wirst du nicht. Ich werde bei dir sein.“ „Versprich es mir!“ „Ich verspreche es. Vertrau mir, du kannst und wirst es schaffen.“ Der Braunäugige nickte, in seinem Inneren noch immer zitternd, doch immerhin nun dazu in der Lage, die Straße zu überqueren, um sich in die Schlange der Wartenden einzureihen. Im Inneren der 'Snake' war es stickig und die ersten paar Züge glaubte der Drummer, er würde puren Rauch einatmen, ein eigentlich gewohntes Gefühl von ihren Konzerten her, doch in der heutigen Nacht beinahe unerträglich. Eine Hand legte sich sacht in seinen Rücken, führte den jungen Mann vom Eingang weg in das Innere des lang gestreckten Raumes, die Stufen hinab, an deren Ende sie einen Stempel erhielten, welcher nur unter UV-Licht sichtlich werden würde. Ihre Sachen behielten sie ebenfalls bei sich, es war nicht vorauszusagen, wie lange sie bleiben oder wie schnell sie zum Aufbruch gezwungen sein würden, außerdem lang die Garderobe dunkel und zu abgeschieden, stattdessen führte sie der Ältere zu einem der hinteren Tische und Nischen, wählte eine, die gerade genug Platz für sie beide bot – damit würden sie das Risiko, dass sich jemand zu ihnen setzen wollte, minimieren. Shinya sank sofort in sich zusammen, als er sich setze, die Jacke des Anderen auf seinen Schoss, fast schon zum Schutz gegen sich gepresst, derweil der Größere sacht über eine der blassen Wangen streichelte, ihn fragte, ob er was trinken wollte und sofort kehrte die Panik zurück, bis der Langhaarige begriff, dass sein Freund nicht vor hatte, fort gehen, vielmehr eine Bedienung an ihre kleine Nische heran wunk. Die Rothaarige war süß und mit Sicherheit zu jung, um in so einer Aufmachung hier drinnen zu sein, doch sie war lieb, flirtete mit Toshiya, welcher ob seines natürlichen Charmes einstieg, doch lange nicht so exzessiv, wie es der Jüngere von dem Bassisten gewöhnt war. Kaum das sie alleine waren, wanderten die Augen des Älteren aufmerksam über ihre Umgebung, überzeugte sich dieser, dass sie soweit es möglich war ungestört blieben, dann schloss Toshiya die letzte Lücke zwischen ihnen, zog den Kleineren nah an sich heran. ~~~~~~ Noch ein letztes Mal blickte der Schwarzhaarige über der Schulter seines Freundes in die Menge, beugte sich dann noch etwas weiter nach vorne, strich mit seiner Hand ein paar der seidigen Strähnen hinter das Ohr des Jüngeren, hauchte einen sanften Kuss auf die Wange. „Wie geht es dir jetzt?“ „Es ist... schon ok, dennoch... ich habe das Gefühl Augen liegen auf mir, beobachten mich.“ Der Kopf des Zierlicheren senkte sich, sah dieser auf seine Hände, welche sich dem Brauhaarigen unbewusst, in dessen Oberteil verkrampft hatten. Der Ältere blickte besorgt zu seinem Gegenüber. „Ich kann mir vorstellen wie du dich fühlst, aber vielleicht, kann ich zumindest in dem Fall Entwarnung geben. Ich denke, wenn dich jemand beobachten sollte, ist es sicher nur einer der Besucher hier.“ Auf den fragenden Ausdruck auf dem Gesicht des Anderen hin, lächelte der Größere nur und versuchte sich zu erklären. „Erinnerst du dich, im Haus? Als ich sagte, dass wir los gehen sollten, nach Peterhead?“ Der Kleinere schien einen Moment zu überlegen, nickte dann und eine Ausdruck der Erkenntnis bildete sich auf dem hübschen Gesicht. „Du hast das mit Absicht gesagt.“ „Ja, denn wenn wir wirklich belauscht wurden, ist dieser Jemand in die falsche Richtung gefahren. Wer, außer uns, weiß dass wir stattdessen hier her gegangen sind? Wir haben mit keinem Wort erwähnt, dass wir nach Huntly fahren, selbst du wusstest nicht wohin es gehen sollte, bis ich es dir im Auto gesagt hatte, verstehst du?“ „Ja.“ Der Größere betrachtete den Langhaarigen, stellte fest wie ein Teil der Anspannung aus dem Körper des Zierlicheren entwich, zwar nicht ganz, doch zumindest war es ein Anfang. „Gut. Leider ändert dies nichts an der Tatsache, das wir endlich eine Lösung für dein Problem finden müssen. Wir haben jetzt die Möglichkeit ungestört zu reden. Ich bin dafür, auf jeden Fall der Polizei von den erneuten Drohungen zu erzählen. Ebenso müssen wir uns überlegen, vielleicht eine neue Bleibe zu finden solange wir hier sind, damit du nicht weiterhin verfolgt wirst.“ Mit Bedauern bemerkte der Schwarzhaarige wie, dieser den Kopf senkte, sich wieder verspannte, hörte das Seufzen welches von dessen Lippen perlte. „Ich weiß du hast Recht und nichts anderes hatte ich vor, aber was sollen unsere sogenannten Hüter des Rechts schon machen? Sie kennen diesen Stalker doch genauso wenig wie ich und bisher haben sie auch nichts positives bewirkt und wegen einem neuen Aufenthaltsort... glaubst du wirklich dass dies etwas bringen würde?“ Toshiya konnte der Aussage seines Freundes nicht wiedersprechen, doch es frustrierte ihn, ließ ihn seine Hand zur Faust ballen und auf die Theke schlagen, weil er erkannte wie ausweglos die ganze Situation scheinbar war. Ihre Gläser zitterten leicht unter der Wucht des Aufpralls und sogleich bereute der Ältere seine unbedachte Reaktion, als er bemerkte, wie der Braunhaarige zusammen zuckte. „Entschuldige ich... es ärgert mich nur so. Es muss doch irgendetwas geben, das wir tun können.“ Der Größere seufzte, dachte über verschiedene Möglichkeiten nach, blickte zu seinem Freund, welcher wie ein Häufchen Elend vor ihm saß, die Schultern eingezogen und den Kopf gesenkt. „Hey, was ist?“ „Diese ganze Sache... es scheint alles so... schwierig.“ Traurig blickten die leuchtenden Opale ihm entgegen, schienen kein Licht in dem Dunkel zu sehen, weswegen der Ältere einen Arm um die schmalen Schultern legte, Shinya an sich drückte, versuchte diesem Nähe zu schenken. „Ich weiß Shin, aber ich verspreche dir, wir werden einen Ausweg finden und vergiss nicht, du bist nicht allein.“ Etwa eine Stunde später, hatten sich die beiden Musiker darauf geeinigt zur Polizei zu gehen, sollte der Jüngere gleich am nächsten Tag den Beamten anrufen, mit welchem er schon einmal gesprochen hatte und Desweiteren kam auch der Gedanke, zurück nach Hause, zu den Anderen zu fliegen, doch Shinya weigerte sich, wollte nicht auch noch den Rest der Band in Gefahr bringen. Alle anderen bisherigen Ideen wurden verworfen, schienen in ihrer beider Augen sinnlos, überlegten sie weiter, bis sich der Größere nach einer gewissen Zeit erhob, dem Jüngeren sagend, dass er auf die Toilette gehen würde. Als er jedoch bemerkte wie sich sein Freund sichtlich anspannte, beugte er sich nochmals zu diesem, flüsterte in dessen Ohr. „Hey, ich bin gleich wieder da, beeile mich auch in Ordnung? Ich weiß doch, wie unwohl dir ist.“ Der Schwarzhaarige wartete noch kurz, bis er ein leichtes Nicken bekam, schenkte Shinya daraufhin ein kurzes Lächeln, wandte sich dann ab, versuchte sich einen Weg durch die tanzenden Menschen zu bahnen, erreichte nach etwas Gedrängel einen langen Gang, welcher zu den Toiletten führte. In dem kalt wirkenden Raum angekommen, begab sich der Bassist direkt zu einer der geschlossenen Kabinen, verließ diese nach wenigen Minuten wieder, trat dann zu den Waschbecken und wusch sich die Hände. Nach den Papierhandtüchern greifend, hörte er wie die Tür geöffnet wurde, nahm aus den Augenwinkeln war, wie drei weitere Personen die Toilette betraten, doch kümmerte sich der Musiker nicht darum. Er warf noch einen kurzen Blick in den Spiegel, fuhr sich durch die Haare, wandte sich dann ab um zurück zu Shinya zu gehen, wollte er diesen nicht unnötig länger alleine lassen. Toshiya hatte das Gefühl beobachtet zu werden, die Männer die sich mit ihm auf dem Toilette befanden, hatten sich bisher nicht weiter gerührt, lehnte einer an der Wand, während die beiden Anderen tatenlos im Raum standen. Er wusste nicht, was er davon halten sollte, zuckte letztendlich nur mit den Schultern, es war ja nicht seine Sache, was die Drei taten oder nicht, warteten diese vielleicht nur darauf, dass er endlich gehen würde, was der Schwarzhaarige sogleich in die Tat umsetzen wollte, aber er kam nicht weit, kurz bevor er die Türe erreichen konnte, stellte sich ihm jemand in den Weg. Als er aufsah, sein Gegenüber war ein gutes Stück größer als er, erkannte er den Braunhaarigen, welcher bis eben noch gegen die Fliesen gelehnt hatte. Fragend blickte er den Mann an, wollte wissen, was dies zu bedeuten hatte, doch dieser schien nicht bereit zu reden, spürte der Bassist die musternden Augen auf sich, welche ihn von Kopf bis Fuß zu betrachten schienen, etwas, dass ihm nicht wirklich behagte, dennoch blieb er ruhig, wartete ab. „Are you the bassist from this japanese band, Diru on grey?“ Der Schwarzhaarige war überrascht, hatte nicht mit dieser Frage gerechnet, war sich unsicher darüber wie er antworten sollte, denn irgendwie waren ihm die drei Gestalten unsympathisch, bis er nach einem Moment der Überlegung doch noch nickte. „Yes I am. But, why do you ask?” “That’s good, then you will be coming with us.” “What? I am not sure, but I think I didn´t understand you correctly, can you repeat that again?” Toshiya war sich sicher, das Ganze falsch verstanden zu haben. Warum auch würden wildfremde Personen von ihm verlangen, mit diesen zu gehen? Er schüttelte den Kopf, es ergab für ihn keinen Sinn. „You are coming with us, there is someone who like´s to meet you.“ Das alles kam dem jungen Musiker sehr suspekt vor, denn wenn jemand ihn kennenlernen wollen würde, wäre dieser dann nicht selbst gekommen? Der Langhaarige kam nicht um den Gedanken, das dieser Kerl vor ihm, sowie die beiden Anderen, vielleicht etwas mit diesem Stalker Shinyas zu tun haben könnten und er wusste, sollte dies der Fall sein, musste er vorsichtig sein. . Natürlich könnten die Drei auch ganz harmlos sein, Fans, doch diesen Eindruck erweckten Sie nicht. „I am sorry, but I don´t have time for jokes like this. I have to go now. Tell this someone, if he likes to meet me, he has to come himself. Goodbye.” Nach diesen Worten, trat der Schwarzhaarige an dem Größeren vorbei, wollte nur noch raus hier und endlich zurück zu Shinya, er fühlte sich mehr als unwohl in seiner Haut. Doch der Bassist wurde an seinem Vorhaben gehindert, als jemand seinen Arm ergriff, ihn dazu brachte, stehen zu bleiben, erst danach wurde er wieder los gelassen. „Unfortunately you can´t go. This someone would be very disappointed if you don´t come with us.” Das Lächeln auf den Lippen des Braunhaarigen wirkte unecht, auch die Worte waren in einem nicht wirklich freundlichen Ton gesprochen, dennoch versuchte Toshiya die Angelegenheit ruhig zu regeln. „I only can repeat again, that I am sorry, but I don´t have time for this. So if you will excuse me, I have to go now.” Einfach schnell raus hier, war der Gedanke den der Musiker verfolgte, doch wieder wurde er aufgehalten, von der selben Stimme als auch zuvor, welche ihm nun offensichtlich drohte. „Not so fast pretty boy. You sure are very stubborn, but we can do it the hard way, if you want. Jake, Peter.” Sein Gegenüber schien der Anführer dieser Gruppe zu sein, denn kaum hatte dieser zu Ende gesprochen, kamen die anderen beiden Männer, welche sich bis jetzt ziemlich ruhig verhalten hatten, wie wilde Hunde auf ihn zu, versuchten ihn an den Armen zu packen, doch der Schwarzhaarige wehrte sich. Er traf einen seiner Angreifer am Kinn, was diesen zurück stolpern ließ, den Anderen schubste er von sich, so einfach würde Toshiya es ihnen bestimmt nicht machen, Allerdings er bemerkte den Dritten nicht, welcher sich ebenfalls näherte und schon ihm nächsten Moment traf ihn ein harter Schlag in den Magen, was ihn keuchend auf die Knie gehen ließ. Der Bassist hatte keine Zeit sich zu erholen, wurde auf die Beine gezogen und nach hinten gestoßen, prallte mit dem Rücken und seinem Kopf gegen die Wand. Ein starker Schmerz breitete sich im hinteren Bereich seines Körpers aus, ließ ihn die Augen schließen, als Punkte davor zu tanzen begannen, eine Hand gegen seine Schläfe legen, mit der Anderen versuchte er seinen Magen zu beruhigen. Schritte ließen ihn seine Lider wieder öffnen, erkannte er den Größeren, welcher auf ihn zu kam, mit einem schmierigen Grinsen auf den Lippen. Der Kerl wollte ihn weiter gegen die Fließen drängen, doch auch dies ließ sich der Langhaarige nicht gefallen, versuchte diesen zurück zu halten, als er eine Hand zur Faust ballte, bereit zu zuschlagen, sollte sich der Braunhaarige noch weiter nähern. Allerdings ließ sich sein Gegenüber davon wenig beeindrucken, stoppte nicht, lediglich das Amüsement auf dessen Mund wurde weiter, machte den Schwarzhaarigen wütend, holte er aus, als der Mann in seiner Reichweite war und er traf, dies allerdings schien den Älteren überhaupt nicht zu interessieren. Seine Hand wurde ergriffen, dennoch gab Toshiya die Gegenwehr nicht auf, bemerkte dabei nicht was der Stärkere tat, erst als er einen brennenden Schmerz in seinem Arm spürte, zog er diesen zurück, blickte auf, in das Gesicht des Engländers. Der Mann hatte ein Messer in der Hand, hielt es ihm genau vor Augen, bekam die erwünschte Reaktion, als sich die braunen Opale des Japaners weiteten, dieser sich anspannte. Die nächsten Sekunden kam sich der Musiker vor wie in einem Alptraum, denn trotzdessen er weiter versuchte aus dieser Situation heraus zukommen, schafften seine Angreifer es, dass er sich irgendwann, mit dem Rücken zur Wand, wieder fand. Beide seiner Arme wurden von diesem Jake und Peter festgehalten, während der Dritte sich ihm eindeutig aufdrängte, als dieser sich gegen ihn lehnte, die Klinge des Messers an seine Kehle legte, welche augenblicklich in die dünne Haut schnitt. „Now, boy what schould I do with you? I think we have to teach him a lesson, what do you guys think?” “Do what you want Fred, as long we can have our fun too, he is yours.” Der Braunhaarige schien sichtlich zufrieden mit der Antwort seines Partners, weitete sich das Grinsen auf dessen Lippen, bevor er sich wieder dem Musiker zu wand. So gerne sich Toshiya gegen diese verdammten Mistkerle weiterhin gewehrt hätte, er konnte nicht, wagte es ja noch nicht einmal richtig zu Atmen, das Messer hinderte ihn an jeglicher unbedachter Bewegung, presste es sich weiterhin unnachgiebig gegen seine Kehle, konnte er fühlen wie sich etwas Blut den Weg über sein Schlüsselbein suchte. Der Schwarzhaarige konnte ein Zusammenzucken nicht verhindern, als heißer Atem seine Wange streifte, Worte in sein Ohr geflüstert wurden, die Übelkeit in ihm hochsteigen ließen. Alles weitere was nun geschehen sollte, versuchte der Bassist auszublenden, wollte nichts mehr hören, sehen oder fühlen, schloss die Augen, ignorierte den Körper der sich gegen den seinen presste, die Zunge welche über seinen Hals leckte. Noch immer wollte der junge Musiker nicht glauben, was hier passierte, es war so Klischeehaft, dass er beinahe aufgelacht hätte, doch er tat es nicht, blieb weiterhin ruhig in der Hoffnung, alles wäre schnell vorbei. Nur wage hörte Toshiya ein Geräusch, was ihn an das Aufschlagen einer Tür erinnerte, zu sehr gefangen in dem benommenen Zustand in dem er sich befand, um Weiteres zu bemerken. Kapitel 14: Part XIV - Rage (A) ------------------------------- Part XIV – Rage (A) ‚ ‚ dieses Zeichen steht für Gedanken Das dumpfe Poltern der gegen die Wand schlagenden Tür hallte in seinen Ohren und trotz dieses so extremen Lauts vermochte Shinya das leise Klicken in seinem Kopf zu hören, jener Schalter, der sich umgelegt hatte, als der Drummer seine Augen auf die Szene vor sich gerichtet hatte. Die Leere die er gefühlt hatte, den Schmerz, Kummer, die Aufgabe und Hilflosigkeit – all dies war verschwunden, vernichtet in einem alles erfüllenden Sturm des Zorns, einer Wut, die Shinya niemals zu besitzen gedacht hätte. Jegliche Gedanken waren schlicht fort, absolut nichts registrierte in dem Geist des jungen Mannes, auch nicht, dass sich einer der drei Fremden von Toshiyas kauender Form entfernte, auf ihn zu kam. „What do we have there... some pretty little boy, isn´t he? You should go and better forget the scene in here.“ Wieder Bewegungen, weitere Worte, die dem Braunhaarigen verloren gingen, obwohl er sie hätte verstehen können. „Hey, wait a second... is he not the one on the second photography? The picture that hang all over the wall?“ Jake gab dem zierlichen Mann einen intensiven Blick, glitt mit den Augen gierig über die schmalen Schultern, die Taille und langen Beine . „What do you think, Fred... we could take them both, nobody will ask a question about a little bruising.“ Der Kehle Toshiyas entfloh ein leises Wimmern, doch auch dies hörte Shinya nicht, er stand ohne eine Regung, ohne mit der Wimper zu zucken, nur ein sanftes Beben glitt in gleichmäßigen Wellen durch seinen Körper... dann hoben sich die schmierigen Finger, wollten ihn an der Wange berühren und Shinya reagierte. Der Schwarzhaarige heulte unter dem harten Griff um sein Gelenk auf, suchte seine körperliche Überlegenheit, sein Gewicht zu nutzen, um sich den schmalen Fingern mit einem Ruck zu entziehen, doch der Drummer folgte der Bewegung fließend, sie glich einem Schlag auf eine der Trommeln und so vermochte er den Arm des Größeren auf dessen Rücken zu drehen, so hinter ihn zu kommen, die freie Hand in dem dichten, drahtigen Haar verkrampft, als er den Anderen mit dem Gesicht voran gegen den Spiegel schlug, welcher unter der Wucht splitterte. Eine der feinen Scherben trafen den Braunhaarigen, ohne dass es diesen interessierte, er ließ lediglich los, trat kühl über dem zusammenbrechenden Körper hinweg und auf den nächsten der drei Männer zu. Dieser zog die Lippen zu einem überlegenen, widerlichen Grinsen zurück, ließ Toshiyas Haare los, um den schlanken Mann zu packen, der sich diesem Vorhaben in einer geschmeidigen Bewegung entzog. Die Ruhe in Shinya war tödlich, er agierte und kämpfte, als würde er dies bereits sein gesamtes Leben tun, sicher, er hatte diverse Kurse besucht, ein wenig Kampfsport betrieben, um sich körperlich zu kräftigen, niemals etwas von seiner Beweglichkeit einzubüßen, doch in diesen Sekunden war er mehr als nur gefährlich... es war ihm gleich, wo er seinen Gegenüber traf, welche Verletzungen dieser davon trug. Ein gepeinigter Schrei, als der Musiker den Anderen an den Schultern packte, zu sich zerrte, wobei der Blonde nach unten weg brach, Shinya das Knie in dessen Gesicht rammte, dann einen weiteren Tritt in die Seite landete. Erst als sich auch der zweite Mann auf dem Boden krümmte, keuchend suchte Luft zu bekommen, Blut spuckte ließ Shinya von ihm ab, es kümmerte ihn nicht, dass die Tür inzwischen blockiert war, jeden Moment jemand herein kommen könnte... er hörte nicht einmal den harten, schnellen Rhythmus des Schlagzeugs, der durch sein Inneres vibrierte. Fred knurrte, ohrfeigte Toshiya und lachte, als der Kopf des Bassisten durch die Wucht des Schlages zur Seite geschleudert wurde, dieser wie gelähmt liegen blieb, ein Laut von den Wänden der Toilette hallte, welches man nur als ein Grollen beschreiben konnte, entflohen aus der Kehle des Braunhaarigen, der einen drohenden Schritt auf den letzten und größten Gegner zutat. „You think, you can handle me just because you've got one or two hits on your side, pretty boy? Come one, try me, look if you can defeat me too... it will be a pleasure, to ram my cock into your sweet piece of ass, when I'm done with you.“ Wütend geschnarrte Worte, doch auch sie brachten den Drummer nicht aus seinem Zustand der totalen Kälte, lediglich der sich halb aufrichtende Toshiya wimmerte erneut, als das Messer mit einem übernatürlich lauten Klick geöffnet wurde, Shinyas Augen kurz in diese Richtung wanderten, doch sich dann wieder auf das Gesicht seines Gegenüber richteten. Dieser verharrte, suchte den Kleineren aus dem Konzept zu bringen, ihn in einem unbedachten Moment zu treffen, doch nichts, kein Öffnen der Verteidigung oder eine Ablenkung zu dem am Boden Kauernden, sodass Fred letzten Endes nur schnaubte, angriff. Shinya wich dem ersten Schwung aus, beim Zweiten erhielt er einen Schlag gegen die Schulter, prallte an die Wand, brauchte dort einen Augenblick um zu sich zukommen, etwas das der Andere nutzte, den Braunhaarigen mit einem weiteren Hieb am Arm verletzte, dennoch büßte dieser kaum etwas an Schnelligkeit ein, ignorierte den brennenden Schmerz, landete erst einen Faustschlag, dann den nächsten, beide gut platziert gegen den Hals des älteren Mannes. Fred hustete, hielt sich die Kehle, derweil der Kleinere zurückwich, lauerte, erst wieder agierte, als der nächste Angriff kam, brutaler, furioser als zuvor, eine Faust die neben dem Drummer in der Wand landete, ein weiterer Stoß, das Knirschen von Glassplittern, als sie miteinander rangen und fielen. Sofort stemmte der Langhaarige ein Fuß gegen den Boden, nutzte die Wucht und sein Halt am Kragen um sich mit dem Größeren zu drehen, über diesem zu sein, bevor der Stämmigere eine Chance hatte, sein höheres Gewicht als Vorteil zu nutzen, packte die Hand in welcher das Messer ruhte, trieb seine Nägel in den schmalen Raum zwischen den Sehnen am Gelenk. Der Engländer heulte auf, wollte mit den freien Fingern die des Zierlicheren fort zerren, doch dieser war schneller, riss den Kopf Freds an den Haaren nach oben, schlug ihn dann auf den Boden, wieder und wieder, bis die Gegenwehr schwächer wurde, schließlich ganz erstarb. Ruhe... eine so plötzliche und schwere Stille, in welcher Shinya nicht einmal seinen eigenen rasselnden Atem hörte – dann schlossen sich seine Lider, löste sich der Nebel um ihn, die Taubheit und Kälte, zumindest so weit, dass er begriff wo er war, alles andere verdrängte er. In einer schleppenden Bewegung schob er sich von dem anderen Mann herunter... ihm war danach einfach zusammen zu brechen, die Welt um sich herum nicht mehr zu beachten, doch das konnte er nicht tun... er musste Toshiya von hier fort bringen, kontrollieren, ob seinem Freund etwas geschehen war. Die wenigen Schritte zu dem Älteren kosteten Kraft, die der Drummer nicht mehr hatte, doch sie bewirkten, das der Bassist sich regte, ihm auf halben Wege entgegen kam, entsetzlich blass, mit bebenden Lippen und nassen Wangen. „Oh mein Gott... mein Gott... mein Gott...“ Immer wieder diese paar Worte, sein Name, als der Jüngere seine Hand hob, sie dem Größeren auf die Wange legte, einen behutsamen Kuss auf die kalten Lippen hauchte. „Es ist okay, es ist alles in Ordnung. Komm, ich bringe dich nach Hause.“ Stark sein... für Toshiya... für denjenigen, der ihm so viel gegeben hatte, demjenigen, der ohne zu fragen, ohne zu zögern alles getan hatte, um ihn zu umarmen, aufzubauen, in der Wirklichkeit zu halten... er konnte es schaffen, wenigstens solange, bis sie wieder zurück waren, er den Anderen warm und sicher in einem Bett wusste. Shinya konnte in die Leere in sich greifen, konnte seinen Körper dieses eine Mal noch fordern... für den Mann den er liebte, würde er jede Grenze überschreiten. ~~~~~~~~ Es dauerte einen Moment, bis die Worte des Jüngeren zu dem Schwarzhaarigen durchgedrungen waren, seine Augen die seines Gegenübers suchten. „In Ord... in Ordnung? Nein... nein. Es... nichts ist in Ordnung. Was... Shinya... was ist hier passiert? Oh Gott... ich...” Die Stimme des Bassisten verlor sich in einem erstickten Laut, als er versuchte, sich wieder unter Kontrolle zu bekommen, das Zittern welches seinen Körper erfasste zu ignorieren, doch zu tief saß der Schock. Auch die Bilder, welche einer Endlosschleife gleich vor seinen inneren Augen flimmerten, ihm immer wieder zeigten was so eben geschehen war, taten ihr übriges. Er konnte die drei Männer sehen, Shinya, welcher in der Toilettentür stand, die Wut in dessen Opalen, der erste Angriff auf den Zierlicheren... plötzlich zuckte er zusammen, als er eine Berührung an seinen Fingern bemerkte, auf diese blickte, erkannte das seine Hand von der des Zierlicheren ergriffen wurde. „Ssht... beruhige dich. Es ist vorbei. Wir sollten gehen.“ Der Ältere nickte nur, unfähig etwas zu sagen, gab dem leichten ziehen seines Freundes nach, welcher ihn dazu brachte, mit diesem zu gehen. Wie in Trance folgte Toshiya dem Braunhaarigen durch den Club, nahm das Stimmengewirr der vielen Besucher, die Musik, kaum wahr, als wäre alles weit entfernt. Er konnte den Vorfall von vor wenigen Minuten nicht verdrängen, dennoch wollte er einfach nicht glauben, was beinahe geschehen wäre. Die bloße Vorstellung daran, wohin es geführt hätte, wenn Shinya nicht gekommen oder sich so gut hätte zur Wehr setzen können, ließ Übelkeit in dem Bassisten aufsteigen. Er schluckte einige Male um den Brechreiz zu unterdrücken, doch vergebens, er spürte wie dieser immer schlimmer wurde, verkrampfte sich deshalb und blieb stehen, entzog sich dabei der Hand des Drummers. Für einen Augenblick verharrte der Ältere, rührte sich nicht, atmete ruhig ein und aus, schloss dabei die Augen, blendete seine Umgebung aus und wartete darauf, dass es ihm wieder etwas besser gehen würde, was nach ein paar Minuten auch geschah, spürte er wie sich sein Magen langsam beruhigte. Ein letztes Mal noch nahm er einen tiefen zug der kühlen Nachtluft, ließ diese langsam seinen Lungen entweichen, öffnete dann seine Lider wieder, blickte zu Shinya, welcher auf ihn gewartet hatte. „Bleib hier, ich werde den Wagen holen. Du kann...“ “Nein nein, es... alles in Ordnung. Ich gehe mit dir, lass uns nur endlich von hier verschwinden.“ „Gut, wie du meinst.“ Toshiya wollte dem Braunhaarigen nicht weiter zur Last fallen, sich endlich fangen, etwas, dass dem emotionalen Mann sehr schwer viel. Natürlich war sich der Bassist bewusst, das Niemand solch ein Ereignis schnell vergessen und ebenfalls empfindlich darauf reagieren würde, aber verdammt noch mal, es war doch kein Grund gleich den Boden unter den Füßen zu verlieren. Warum konnte er denn nicht stark sein? Sein Freund hatte weitaus mehr in den letzten Monaten durchgemacht, war ebenfalls von diesen Männern belästigt worden, dennoch war dieser ganz ruhig. Der zierliche Drummer hatte das geschafft, wozu er selbst unfähig gewesen war und sie durch sein Handeln vor Schlimmeren bewahrt. Der Ältere seufzte leise, was für eine Hilfe konnte er Shinya schon sein wenn er jedes Mal wenn etwas geschah, gleich einen Zusammenbruch erlitt? Wie so oft verfluchte er seine sensible Seite, verachtete sich selbst für diese Schwäche und plagte sich mit Vorwürfen. Diese innere Unruhe, verfolgte den Größeren auf den Weg zu ihrem Auto, ließ ihn auch während der Fahrt nicht los, saß er ruhig auf dem Beifahrersitz, blickte aus dem Fenster auf die vorbeiziehende Landschaft, während der Jüngere den Wagen lenkte, um sie in ihr derzeitiges Zuhause zu bringen. Durch die Zweifel an sich selbst, bemerkte Toshiya nicht einmal wie sie ihr Ziel erreichten, der Braunhaarige ihn in das Wohnzimmer brachte, dort auf das Sofa setzte und eine Decke über seine Schultern legte. Erst dessen Stimme riss den Bassisten aus seinen trübsinnigen Gedanken, ließen ihn aufblicken und es schien, als würde er jetzt zum ersten Mal erkennen, wie entsetzlich bleich der Andere war. Dennoch schien sein Freund nur auf sein Wohlbefinden fixiert, fragte erneut ob, alles in Ordnung war und wieder nickte der Dunkeläugige nur, folgte den Bewegungen des Zierlicheren, als dieser sich ihm Gegenüber auf dem Sessel nieder ließ. Ihm war als würde Shinya förmlich in sich zusammen sinken, kaum das dessen Körper die Polster berührt hatte und wenn der Kleinere schon jetzt mehr als bleich war im Gesicht, schien der letzte kleine Rest an Farbe auch noch zu weichen. Ein ungutes Gefühl beschlich den Älteren während er die Veränderungen an seinem Freund beobachtete, er ärgerte sich darüber, das ihm dies nicht schon vorher aufgefallen war, aber nein, man war ja zu sehr mit sich selbst beschäftigt gewesen. „Shinya, geht es dir gut?“ Eine einsilbige Antwort folgte, allerdings nur zögerlich, Grund genug für den Schwarzhaarigen, wieder auf die Beine zukommen und die wenigen Schritte die sie voneinander trennten zu überbrücken. Er ließ sich vor dem Braunäugigen in die Hocke gleiten, versuchte ihm ins Gesicht zu blicken, denn dieser hatte den Kopf gesenkt, doch vergeblich, er konnte in der ausdruckslosen Mimik nichts erkennen. „Shinya was…“ Die Worte blieben ihm beinahe im Hals stecken, hier stimmte etwas nicht, denn als seine Hand sich auf den Arm des Kleineren legte, wurde diese feucht. Misstrauisch zog Toshiya seine Finger zurück, blickte auf diese, was er entdeckte ließ einen erstickten Laut seiner Kehle entweichen. Seine Augen weiteten sich erschrocken, legten sich automatisch wieder auf den Unterarm des Braunhaarigen und es dauerte einen Moment bis er eine Bestätigung für seine Vermutung fand. Zwar war es sehr schwer zu erkennen, ob des schwarzen Oberteils, welches Shinya trug, doch der untere Ärmel hob sich in der Farbe zum Rest des Stoffes ab, war an vielen Stellen dunkler. Panik machte sich im Innern des Bassisten breit, ließ ihn für die ersten Momente unfähig auf den Kleineren starren, doch er besann sich, wusste das er sich zusammen reißen musste, wenn er dem Jüngeren helfen wollte, denn dieser schien verletzt zu sein, waren mit der dahin wandernden Zeit, mehrere blutige Flecken auf dem Sessel zu erkennen. Geschockt blickte der Schwarzhaarige um sich, bemerkte weitere rotgefärbte Spuren auf dem Teppich, drehte behutsam die Hand des Zierlicheren und erkannte, dass auch diese von Blut besudelt war. Der Ältere fragte sich wann dies denn geschehen sein konnte... aber natürlich, da war dieses Geräusch, das Messer, er erinnerte sich, der Engländer musste Shinya damit getroffen haben. Augenblicklich wollte er herausfinden, wie tief die Wunde war, die sich der Jüngere zugezogen hatte, doch die Angst den Arm ein weiteres mal zu berühren verhinderte dieses Vorhaben, weswegen er mit seinem Freund zu sprechen begann, versuchte so zu erfahren, wie schwer die Verletzung war, doch der Zierlichere reagierte nicht, war wie weg getreten. In seiner Verzweiflung legte der Größere seine Hände auf die Schultern des Kleineren, schüttelte ihn leicht, in der Hoffnung eine Reaktion zu bekommen, doch nichts. Der Bassist griff ohne zu zögern sein Handy welches auf dem Tisch lag, wählte kurzerhand die Notrufnummer und wartete bangende Sekunden, suchte in dieser Zeit nach etwas, um den Arm des Langhaarigen abzubinden, bis endlich abgehoben wurde. „Hello international emergency call. How can we help you?” “Hello…it´s about my friend he is hurt…I think it is a stap wound but…I can´t tell how seriously the wound is.” “Where is he hurt?” “I am not sure, there is blood on his right forearm. I am about to try to stop the Bleeding.” “Is your friend consicous.” “Yes…he is, but…there is no reaction from him. What should I do?” “Please stay calm. Bring your friend in a stable postion and hold his arm above his heartlevel. We will send you an ambulance, please tell me your address.” “It is in Ellon the streets name is Kingsley Road 115.” [1] ”The ambulance will approximately arrive in 15 minutes.” Toshiya reagierte nicht mehr auf die letzten Worte, schmiss lediglich das Handy beiseite, kümmerte sich Augenblicklich darum, dass zu Tun was man ihm gesagt hatte, hob den Arm des Drummers in die Höhe, nachdem er diesen auf den Boden gelegt hatte. Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, waren es jedoch nur Minuten in welchen er bangend neben seinem Freund saß, bis es an der Haustüre klingelte, er sofort diese öffnete, doch keinen Augenblick später wieder an der Seite Shinyas war. Die Krankenbahre wurde vorerst auf den Boden abgestellt, ignoriert, während die junge Frau, die Ärztin, zu ihnen trat, ihn bat Platz zu machen, damit sie sich um den Jüngeren kümmern konnte. Einer der Nothelfer kam auf ihn zu, fragte den Schwarzhaarigen nach dem eigenen Befinden, doch dieser reagierte nicht, blickte nur weiterhin zu seinem Freund. Alles weitere, dass geschah bekam der Bassist nicht wirklich mit, konnte er zwar sehen, wie der Jüngere auf die Bahre gelegt wurde, doch war es wie in einem Film und ehe sich der Schwarzhaarige versah, saß er im Krankenwagen, beobachtete die Helfer, als sie den dünnen Arm seines Freundes freilegten, er einen Einblick auf die Verletzung bekam. Im Krankenhaus angekommen, wurde Shinya in eines der Behandlungszimmer gebracht, er durfte nicht mit, wurde selbst in einen der vielen sterilen Räume geführt. Man redete mit ihm, doch in Gedanken bei dem Zierlicheren, bekam er kaum etwas mit, nur das ein Arzt gleich bei ihm sein würde. ~~~~~~ 28.01.2001 Die Dunkelheit schnürte seine Kehle zu, nahm ihm die Luft zum atmen. Es brauchte einige Sekunden, bis Shinya genug Kraft aufbringen konnte, gegen sie anzukämpfen, von sich zu streifen und so in die Realität zurück zu finden, in welcher er vollkommen verloren war. Die Lichter, die Stimmen... er kannte all dies nicht, es ängstigte ihn, sodass er blind neben sich tastete, suchte den Älteren zu finden und erst als ihm klar wurde, dass er nur Leere streifte drehte er auch seinen Kopf, aber Toshiya war nirgendwo zu sehen – Shinya war vollkommen alleine. Sofort verblasste die Angst im Angesicht einer allumfassenden Panik, es durfte nicht sein, wo war sein Freund? Er hatte für ihn gekämpft, ihn nach Hause gebracht, doch so sehr sich der Langhaarige auch bemühte, er konnte nicht greifen, was danach geschehen war, in seinem Geist existierten nur flüchtige Bilder, die er nicht erkennen konnte, eine Vielzahl von Lauten und Fragen, alle ohne einen jeglichen Sinn. Sein Kopf rollte zur anderen Seite, er lag, wusste aber nicht warum. Irgendwo über ihm piepte es, schnell, rasend, in dem Rhythmus der sein eigener Herzschlag war, selbst wenn der Drummer dies nicht begriff, seine Gedanken darauf konzentriert waren, seinem Körper abzuverlangen, sich endlich nach seinen Willen zu bewegen, damit es ihm möglich sein würde Toshiya zu finden. Mit einem mühseligen Ächzen stemmte er sich halb nach oben, sein Kopf war schwer, sackte von selbst nach unten und irgendwie gab es nichts mehr, dass ihm Schmerz bereitete, obwohl der Musiker wusste, dass das nicht sein konnte. Gerade war er damit beschäftigt, den Boden zu erreichen, sich auf diesem zu halten, ohne in die Knie zu sacken, da öffnete sich die Tür, kamen zwei junge Frauen herein gestürmt, stützen ihn behutsam unter den Armen. Langsam blinzelte Shinya, er kannte die Damen nicht, auch wenn ihm die Kleidung vage bewusst machte, dass er wohl in einem Krankenhaus war – wie verdammt war er denn hier her gekommen? „Toshiya?“ Das Wort brach sich nur stockend von seinen Lippen und zunächst wurde ihm keine Beachtung geschenkt, erst als der Drummer wieder flach auf seinem Rücken lag, gegen das Licht der Decke blinzelte, sprach die Kleinere der Schwestern zu ihm, derweil die Andere allerlei Einstellungen an den neben dem Bett stehenden Geräten tätigte, sanft sein Gelenk umschloss, um den Puls zu nehmen. „Do you know where you are, Mr. Terachi?“ Leicht zog er die Brauen zusammen, es brauchte ein paar Sekunden bis er den Sinn der Frage verstand, den Kopf schüttelte, woraufhin ihm ein freundliches Lächeln geschenkt wurde. „This is the Raigmore [2] hospital. Your friend has brought you here, you had an stab wound on your right arm, that had to be stiched.“ Langsam blinzelte Shinya, was für eine Stichwunde? Er hatte keinerlei Schmerzen, doch im Moment war ihm das völlig gleich, er musste in Erfahrung bringen, wo der Bassist war. „Where is he?“ „In the room next to yours, he's sleeping.“ „I want to see him.“ Nun zogen sich die Brauen der Schwester leicht zusammen, als sie seinen Versuchen sich erneut zu erheben entgegen kam, verhinderte, dass er seine Arme dazu nutzen konnte, genug Kraft aufzubauen. „Mr. Terachi, this is not possible at the current situation and your condition.“ Er schüttelte nur den Kopf, es war ihm vollkommen egal, welche Argumente die junge Frau noch hervorbringen würde. „I want to see him. Now!“ „If you insist, you have been warned.“ Der Drummer nickte nur erneut, ihm war alles gleich, solange er den Älteren sehen, sich mit eigenen Augen davon überzeugen konnte, dass er nicht versagt und den Anderen tatsächlich gerettet hatte. Behutsam wurde ihm geholfen, sich zu erheben, zwar drehte sich das Zimmer, doch ignorierte er es, ihm ging es nur um Toshiya. In dem Raum des Bassisten war das Licht gedämpft, sein Freund selber lag auf der Seite, die Beine vor die Brust gezogen – ein verlorenes Kind und dennoch, wie sehr es Shinyas Herz beruhigte, den Größeren zu sehen, zu beobachten, wie sich die Schultern unter den ebenmäßigen Zügen bewegten. „I'll leave the two of you alone.“ Die Tür schloss sich mit einem leisen Klicken, dennoch brauchte Shinya noch einen Moment, bis er tatsächlich auf das Bett zugehen, dem Schlafenden zärtlich einige der wirren Strähnen aus der Stirn streichen und einen sanften Kuss auf diese legen konnte. „Dir geht es gut... Gott sei Dank.“ Leise geflüsterte Worte, die ungehört blieben, doch es war sowieso nicht wichtig, solange der Langhaarige die weiche Haut unter seinen Fingern spüren konnte, als er langsam und immer wieder die Konturen zeichnete, bis er am Ende die Hand des Bassisten umschloss, einen kleinen Kuss auf die Knöchel presste. „Shinya?“ Ihm war nicht aufgefallen, dass er eingeschlafen war und nun blinzelte er leicht, das Gesicht des Älteren lag so dicht vor dem seinen, es brauchte einige Sekunden, bis er begriff, dass sein Kopf ebenfalls auf dem Bett lag, er den Atem des Größeren über seine Haut streichen fühlte. „Ich bin so froh, dass dir nichts geschehen ist.“ Einen kurzen Moment lag Schmerz in den dunklen Tiefen, eine Empfindung die der Drummer nicht begriff, doch sie wurde nichtig, als Toshiya mit einem Finger über seine Wange geisterte. „Mir wäre es wichtiger, zu wissen das dir nichts passiert ist... aber das ist es und nichts konnte ich dagegen tun.“ Schuldgefühle, das war es, was der Bassist empfand, Kummer ob seiner Verletzung die sich nun bemerkbar machte, unangenehm zog, wann immer er den Arm bewegte, dennoch schüttelte der Zierlichere leicht den Kopf. „Das ist okay... ich würde dir so etwas niemals abverlangen.“ „Gar nichts ist okay, Shinya! Sieh dir deine Wunde doch an... so tief, so viel Blut und ich... ich habe es nicht einmal bemerkt, habe mich nur um mich selbst gekümmert, konnte an gar nichts anderes denken...“ Wieder und wieder schüttelte der Drummer den Kopf, legte seinen Finger auf die Lippen des Anderen, tauschte sie mit den eigenen in einem sanften Kuss. „Toshiya, hör auf damit, die Dinge sind geschehen. Viel wichtiger ist doch, dass du bei mir bist, dass Schlimmeres verhindert wurde.“ Der Bassist lachte, ein fast schon bitterer Laut. „Auch das ist dein Verdienst... selbst jetzt noch... nach allem...“ Shinya schloss kurz die Augen, verdrängte, was sofort auf ihn einschlug, er wollte nicht darüber nachdenken. „Du hast es mir ermöglicht, du hast mir dir Kraft gegeben, es bis hier her zu schaffen.“ „Du brauchst mich doch kaum...“ Ein weiterer behutsamer Kuss. „Das stimmt nicht... hör auf solch dumme Sachen zu sagen. Lass uns lieber nach Hause gehen... hier ist es viel schlimmer für mich.“ ~~~~~~ Es war nicht dumm, zumindest war Toshiya dieser Ansicht, aber er wusste auch, dass er an der Meinung seines Freundes nichts würde ändern können, so ließ er es bleiben noch etwas darauf zu erwidern. Einerseits beruhigte es ihn ja auch, zu wissen, das er Shinya scheinbar doch eine Hilfe war. „Meinst du, die lassen uns gehen? Deine Wunde ist sehr tief und ich glaube kaum, das der Arzt dich so einfach entlassen wird.“ „Ich werde den Doktor schon davon überzeugen! Ich weiß selbst was ich mir zumuten kann und was nicht.“ ‚Ich weiß nicht ob ich dir das glauben soll Shinya’...diesen Gedanken sprach der Bassist nicht laut aus, wollte den Braunhaarigen nicht verärgern, aber es war doch berechtigt, die Aussage des Drummers anzuzweifeln. Natürlich war Shinya bisher, von ihnen beiden, immer der Vernünftigere gewesen, aber nach alldem was passiert war, dieser sich selbst bis an den Rand seiner Kräfte getrieben hatte... Toshiya seufzte, wusste nicht so Recht, ob er den Jüngeren nicht lieber davon überzeugen sollte hier zu bleiben, allerdings wollte auch er selbst von hier weg, weswegen er schließlich doch noch nickte. „In Ordnung, dann lass uns aber am besten gleich gehen.“ Der Kleinere gab einen zustimmenden Laut von sich, erhob sich dann und blieb vor ihm stehen. Der Schwarzhaarige wollte die Decke zurück schieben, doch verharrte. „Totchi? Ist irgendetwas?“ „Nein, alles in Ordnung.“ Im nächsten Moment allerdings, nach einer weiteren Bewegung, zweifelte der Bassist an seinen eigenen Worten, seine Arme fühlten sich schwer wie Blei und auch seine Beine schienen in keinem besseren Zustand zu sein, dennoch setzte er sich auf. „Was haben die mit mir gemacht? Ich fühle mich, als wäre ich gegen einen LKW gerannt.“ Der Zierlichere blickte ihn fragend an, während er versuchte sich nicht einfach wieder in das Bett sinken zu lassen. „Vielleicht ein Beruhigungs- oder Schlafmittel?“ Dabei deutete Shinya auf seinen rechten Unteram, an welchem sich an einer bestimmten Stelle ein Pflaster befand. „Wahrscheinlich.“ Der Bassist hatte kaum eine Erinnerung daran, was geschehen war, nachdem sie im Krankenhaus angekommen waren, hatte nur die ganze Zeit an seinen Freund gedacht und folglich nicht bemerkt, was man mit ihm getan hatte. Er war nur irgendwann hier in diesem Zimmer aufgewacht, hatte den Braunhaarigen schlafend neben sich erblickt und diesen betrachtet, froh darüber, das es diesem scheinbar gut ging. Dann folgte eines dem anderen und nun befanden sie sich in ihrer jetzigen Situation. Abermals löste sich ein Seufzen von den Lippen des Älteren, seine körperliche Verfassung gefiel ihm gar nicht und schon aus Trotz, schob er die Beine aus dem Bett, versuchte aufzustehen, schenkte dem Kleineren ein dankbares Lächeln, als dieser ihm half. Ein Kribbeln ging durch seinen ganzen Körper, war es ein seltsames Gefühl sich wieder in einer aufrechten Position zu befinden, doch er gewöhnte sich langsam daran, stellte dann auch mit Erleichterung fest, das er, wie Shinya noch seine eigenen Sachen trug, selbst wenn der Ärmel an dessen Pullover abgetrennt war. Dadurch konnten sie das Krankenhaus gleich verlassen, ohne erst auf Kleidersuche gehen zu müssen. Kaum war dieser Gedanke zu Ende gedacht, wurde die Zimmertür von außen geöffnet und eine Schwester in Begleitung eines Arztes betraten den Raum. „What do you think you are doing, gentleman?” Der Schwarzhaarige war schon kurz davor dem Herren in Weiß etwas Passendes zu entgegnen, war es schließlich offensichtlich was sie vor hatten, doch er hielt sich zurück, denn er bemerkte, wie sein Temperament zum Vorschein kam. Er hatte das alles so satt. Hatten Sie nicht schon genug durchgemacht für den heutigen Tag? War es so schwer zu verstehen, das sie nur in ihr derzeitiges Zuhause zurück wollten , um endlich ihre Ruhe zu haben? Sein rationales Denken setzte aus und Wut kroch in ihm empor, auch wenn er wusste, das man ihnen nur helfen wollte, doch irgendwann war es genug. Eine Hand legte sich auf seine Schulter und braune Augen blickten ihm entgegen. Der Kleinere hatte die Veränderung seines Freundes offensichtlich bemerkt, versuchte ihn zu beruhigen, wartete bis sich die zu Fäusten geballten Hände wieder lockerten und erst als Toshiya nickte, zeigte das er verstanden hatte, wand sich Shinya den anderen Personen im Raum zu. „We would like to go home. Is there any problem about that?” Ihr Arzt schenkte ihnen lediglich einen strengen Blick, die Augenbrauen skeptisch zusammen gezogen. “Mr. Terachi you have to understand that I can´t let you go. You have a serius stap wound and your friend does have some light interior bleeding. I have to be sure that you both be here for tonight and the following day for your own good.” Toshiyas Augen weiteten sich leicht, als er die Aussage des Älteren hörte. Leichte innere Blutungen? Wo sollte er die denn bitte schön her haben... aber natürlich, der Schlag in den Magen, dieser schien stärker gewesen zu sein, als angenommen. Es erklärte die Übelkeit die ihn ständig befallen hatte, doch nun ging es ihm sichtlich besser, bis auf diese körperliche Schwäche, die wahrscheinlich nur von den verdammten Medikamenten kam. Dies versuchte er auch dem Zierlicheren klar zu machen, als sich dessen besorgte Augen für einen Moment auf ihn legten. „Doctor, we both are aware of our conditions, but I don´t think it is necessary that we be here tonight. I assure you, that we come immediately, if we do have any problems.” “As your doctor I can´t give you permission but also I can´t hold you here against your own will. But be sure it´s your own risk and I have to insist that you come here again tomorrow morning.” “We are aware of that, thank you doctor.” “As I told you, it is your own risk. We call you a taxi. If you need a wheelchair or othwerwise our help, please don´t hestiate to call.” “We are fine, thank you.” Ein Nicken des grauhaarigen Mannes folgte, ehe sie wieder alleine gelassen wurden. „Na wenigstens etwas, ich dachte schon, der lässt uns nie gehen.“ „Totchi, ist wirklich alles in Ordnung?“ Der Größere blinzelte einen Moment, ehe er verstand, worauf Shinya hinaus wollte. „Sollte nicht ich der jenige sein, der DIR diese Frage stellt? Schließlich hast DU die Anderen und mich monatelang in dem Glauben gelassen, mit dir sei alles in Ordnung.“ Noch bevor er zuende gesprochen hatte, wurde sich Toshiya bewusst, was diese Worte anrichten könnten und schon tat ihm dieser offene Vorwurf leid. „Shinya... ich, entschuldige, das...“ „Nein, du hast schließlich Recht. Ich habe mich selbst zu weit getrieben, über meine Grenzen hinaus, darüber bin ich mir jetzt bewusst. Ich möchte nur nicht, das du dass selbe tust. Du sagst mir, wenn es dir nicht gut geht?“ „Das werde ich, wenn du das selbe auch tust. In Ordnung?“ Tief blickte er in die dunklen Seen seines Freundes, streichelte mit seinen Fingern über die zarte Wange, lächelte leicht. Shinya nickte, schmiegte sich für einen Moment in seine Hand, woraufhin der Bassist näher trat, den Zierlicheren vorsichtig in den Arm nahm, sich zu diesem beugte, ihm einen zärtlichen, sanften Kuss auf die Lippen hauchte. Für einige Zeit standen sie so beieinander, hielten sich gegenseitig in den Armen, bis ein Räuspern sie dazu brachte sich wieder voneinander zu lösen, ihre Aufmerksamkeit zu der Person wanderte, die im Türrahmen stand. „Excuse me, but your taxi is here.“ Noch bevor einer der Musiker etwas darauf erwidern konnte, hatte sich die junge Schwester mit deutlich erröteten Wangen schon wieder abgewandt. „Na dann. Lass uns die Gelegenheit nutzen und endlich von hier verschwinden.“ Beide waren froh, als sie sich in ihrer Fahrgelegenheit wieder fanden, sich immer weiter von dem Krankenhaus entfernten. Für diesen einen Moment waren alle Sorgen vergessen, zählte nur das hier und jetzt, sowie das Wissen, die geliebte Person neben sich zu haben. Früh genug konnten sie sich mit ihren Problemen wieder befassen, den ihnen beiden war bewusst, sie mussten schneller eine Lösung finden, als zuvor gedacht. ~~~~~~~ Shinya seufzte leise, als sich das schwere Holz der Eingangstür hinter ihnen schloss, selbst wenn er wusste, dass es eine Illusion war, so war die Vertrautheit doch wie eine Mauer des Schutzes. Toshiyas Hände legten sich einen Moment auf seine Schultern, drückten behutsam, bevor sie den geöffneten Mantel von diesen streiften, den der Andere auf hing und zu ihm zurück kehrte, hinter ihm verharrte, so dicht, dass er die Wärme des Größeren spüren konnte. „Warum zögerst du?“ Seine Frage war leise, schien seinen Freund aus tiefen Gedanken zu reißen, aber er ließ es fallen, schloss die Lider, als ihn der Ältere umarmte, er vollständig gegen dessen Körper schmelzen konnte, eine Empfindung die er so lange gefürchtet hatte, nicht aus Angst vor dem was zwischen ihnen entstehen würde können, sondern vor den Konsequenzen und der Gefahr, in die er Toshiya brachte. Nun aber war alles gleich geworden, er war unter der Last zusammengebrochen, hatte sich anvertraut und gegen alles gehandelt, dass er gewollt hatte... es war an der Zeit seinen Verstand auszusetzen, für einen kurzen Moment nur auf sein Herz zu hören. „Du zitterst, komm, du solltest dich in einem Bad aufwärmen.“ Der Bassist hatte leise in sein Ohr geflüstert, was den Schauer nur verstärkte, als er leicht nickte, sich von dem Schwarzhaarigen nach oben bringen ließ, dabei zusah, wie dieser Wasser einließ, die Heizlüfter einstellte und Handtücher bereit legte. Ein Finger des Größeren wanderte über seine Wange, dann hinab über seine Brust, wo er ihn sanft einfing, hob und gegen seine Lippen presste. „Bleibst du bei mir?“ „Wenn du das möchtest?“ Er nickte leicht, wollte helfen, sich zu entkleiden, doch Toshiya wehrte nur ab, half ihm behutsam und er ließ ihn, es schien seinem Freund gut zu tun, eine innere Ruhe zu geben, wenn dieser etwas hatte, dem er folgen konnte. Das warme Wasser war angenehm, selbst wenn es an seinen Fußsohlen fast zu heiß war und dennoch brauchte Shinya einige lange Sekunden, bis er sich vollständig entspannen konnte, kurz die Augen schloss, die Tränen zurückdrängte die sich in ihnen sammelten und deren Ursprung er nicht kannte, nicht wusste, woher auf einmal diese aufgewühlten Gefühle stammten, die seine Kehle zuschnürten. Seinen verletzten Arm bettete der Schwarzhaarige sanft auf einem Handtuch auf dem Rand der Wanne, dann setzte sich Toshiya neben ihn, streichelte seicht über seine Stirn, die Nase. „Shinya... kannst du einen Moment vergessen, was geschehen ist?“ Langsam drehte er seinen Kopf, suchte den Blick in die dunklen Augen, fragte stumm, wie er das möglich machen sollte, wie es ihm gelingen sollte, die Bilder zu verdrängen, die Laute des Kampfes, die er noch immer hören konnte, über dem leisen Wimmern seiner Liebe und dennoch erwiderte er nichts – Toshiya schien weiter sprechen zu wollen, suchte wohl nur nach den Worten dafür. Stille umfing sie für einige Minuten, nur das stetige Streicheln über die Haut des Braunhaarigen blieb konstant, das sachte Plätschern des Wassers, wann immer sich der Drummer bewegte. „Was wird nun aus uns?“ Eine Frage die plötzlich fiel und über deren Formulierung der Ältere nicht gerade glücklich schien, doch nun hing sie zwischen ihnen, bebend, einem jungen Vogel gleich, der aus seinem Nest gefallen war. „Was wünschst du dir?“ Shinya kannte seine Antwort auf die gestellte Frage, er wusste, was er begehrte, verlangte... wonach er sich sehnte, doch er wollte nicht, dass Toshiya sich einfach nur für ihn aufopferte, das hatte der Bassist schon oft genug getan, in diesen letzten Wochen. Der Braunhaarige wollte, dass sein Freund tief in sich lauschte, die Antwort in seinem Herzen fand und diese dann aussprach. Ein Finger wanderte sanft über seine Lippen, als der Größere den Kopf auf den Wannenrand legte, ihn nur stumm ansah, bis sich leise Worte formten, ebenso zerbrechlich, wie alles, dass zwischen ihnen entstanden war, dass sie nun zu greifen und formen suchten. „Ich möchte bei dir bleiben, dich halten. Was ist es, das du dir wünschst?“ „Dich.“ Ein simples Wort, doch es drückte am besten aus, was in Shinya vorging, wenn sich seine Gedanken auf den Anderen richteten und es war überwältigend, das Feuer in den Tiefen Toshiyas auflodern zu sehen, pur und von einer Intensität die ihm den Atem nahm. Der Bassist erhob sich halb, schob die Arme in das Wasser und unter den Körper Shinyas, schloss ihn so in eine enge Umarmung, die trotz ihrer unbequemen Haltung das Süßeste war, das der Drummer in einer sehr langen Zeit erfahren hatte und nun lösten sich die Tränen doch, selbst wenn es nur einige waren, die lautlos über sein Gesicht glitten, sie waren Ausdruck eines emotionalen Chaos, dem es erlaubt sein würde zur Ruhe zu kommen. „Du besitzt mich bereits.“ Noch für einige lange Sekunden, hielt er den Jüngeren in seiner Umarmung, wollte diesen gar nicht mehr loslassen, aus Angst, das er sich diesen Moment nur einbilden würde, aber er spürte deutlich den warmen Atem auf seiner Haut, doch auch etwas anderes gesellte sich zu diesem, fühlte er eine Feuchtigkeit, wie Tropfen eines warmen Sommerregens die auf seine Schulter fielen. Daraufhin löste sich der Bassist vorsichtig, allerdings nur soweit, bis er in das Gesicht des Kleineren blicken konnte. Die Augen Shinyas waren geschlossen, erkannte er Spuren von Tränen auf dem schönen Gesicht, hob seine Hand, streichelte leicht über die nassen Wangen, lächelte sanft, als sich die Lider über den dunklen Opalen hoben. „Warum weinst du, Shinya?“ „Ich... ich weiß es nicht, kann dir denn Grund nicht nennen... aber vielleicht... weil ich gerade glücklich bin.“ Der Bassist war diese neue Offenheit zwischen ihnen nicht gewohnt, hätte ihm Shinya noch vor ein paar Tagen sicherlich nicht gesagt, was er empfand, diese so neue Seite, zeigte dem Älteren was sie eigentlich miteinander verband. „Sollte der schöne Engel dann nicht lieber lächeln?“ Der Blick des Jüngeren senkte sich, schien der Braunhaarige einen bestimmten Punkt zu betrachten, doch nur für einen kurzen Herzschlag, konnte Toshiya gleich darauf wieder in diesen unglaublich tiefen Seen ertrinken. „Ich weiß nicht, ob ich das kann.“ Kaum das diese Aussage gefallen war, legte sich eine unangenehme Stille über sie, wussten die beiden Musiker welche Bedeutung hinter den Worten des Drummers lag, der Schwarzhaarige allerdings wollte nicht akzeptieren, das dieser schöne Moment wieder zerstört wurde. „Nein, das werde ich nicht zulassen.“ Die Worte waren gefallen, kaum hatte der Größere diesen Gedanken zu Ende geführt, wurde daraufhin mit einem fragenden Blick des Zierlicheren bedacht. Toshiya erwiderte den Augenkontakt des Kleineren, überlegte, ob er dies, was ihn beschäftigte aussprechen sollte, denn er wusste, was er von sich selbst verlangte und sich von seinem Freund wünschte, würde wahrscheinlich sowieso nicht funktionieren. Es war zuviel geschehen, dennoch er wollte es versuchen. „Ich möchte mich nicht wieder mit unseren Problemen befassen oder daran denken was vor wenigen Stunden geschehen ist. Ich will mich dem Glauben hingeben, dass alles in Ordnung ist... selbst wenn es auch nur für kurze Zeit sein sollte... und... ich wünsche mir dasselbe von dir.“ Der Langhaarige nickte leicht, dennoch sah der Ältere die Zweifel in dessen Augen. „Schon monatelang möchte ich aus diesem Alptraum erwachen, doch bisher habe ich es nicht geschafft.“ „Damals warst du aber noch allein, jetzt bin ich bei dir.“ „Ich weiß... Danke.“ Der Schwarzhaarige lächelte, zog seinen Freund abermals näher an sich, bevor er leise in das Ohr des Anderen flüsterte. „Für dich immer.“ Kaum hatte er zu Ende gesprochen, bemerkte Toshiya wie der schlanke Leib des Jüngeren erzitterte, als würde diesem ein Schauer nach dem anderen über den Rücken jagen, ließ daraufhin eine seiner Hände in das Wasser gleiten und spürte, das es deutlich kühler war als zuvor. Ohne zu zögern, schob er seinen rechten Arm unter die Kniekehlen des Jüngeren, den Anderen legte der Schwarzhaarige um die Schultern des Zierlichern und hob ihn aus der Wanne, das erschrockene Keuchen ganz ignorierend. Einen kurzen Augenblick lang, hielt er den Braunhaarigen bei sich, bevor er diesen auf seinen Füßen abstellte, dann nach einem der großen Frotteehandtücher griff, dieses um Shinyas Körper hüllte, welcher ihn dabei sehr aufmerksam musterte. „Was ist?“ „Darf ich mir deine Schulter ansehen?“ Der Bassist blinzelte nur leicht verwirrt, nickte dann aber, ließ sich von Shinya sein Oberteil ausziehen, nachdem dieser auf ihn zugekommen war, den Saum des Stoffes ergriffen hatte. Der Kleinere faltete das Shirt ordentlich zusammen, legte es beiseite und deutete dem Älteren sich umzudrehen, etwas das der Größere ohne zu Murren tat. Als die zierlichen Finger seine Haut berührten, zuckte der Schwarzhaarige leicht zusammen, waren sie etwas kühl, andererseits seufzte er leise, empfand es als angenehm, als die Hände seines Freundes, über seinen Rücken nach oben wanderten, am Übergang von Hals und Schulter inne hielten, dann an bestimmten Bereichen leicht zu drücken begannen. Eigentlich hatte Toshiya keine Schmerzen mehr, nur noch an gewissen Stellen, war die Prellung beinahe verheilt. Der Braunhaarige jedoch, schien die Gabe zu besitzen, genau diese Punkte zu treffen, entzog sich der Ältere den tastenden Fingern. „Schmerzt es sehr?“ „Nein, nur etwas unangenehm.“ „Wo hast du die Salbe hingetan?“ „Hier im Bad, aber du musst dir die Mühe nicht machen, ich kann das auch alleine.“ „Ich möchte es aber.“ Damit war die Diskussion für den Jüngeren beendet, trat dieser zu dem Spiegelschrank, entnahm diesem das schmerzlindernde Gel und tat etwas davon, nachdem er den Deckel abgeschraubt hatte, auf seine Finger, verteilte es dann vorsichtig auf der Schulter des Bassisten. Kurz darauf verließen sie das Bad, gingen nach oben in ihre Zimmer, um sich ihre Schlafkleidung anzuziehen. Trotz des späten Abends, der körperlichen als auch geistigen Schwäche, welche beide Musiker in sich trugen, konnten sie nicht schlafen gehen, noch immer zu aufgewühlt, ob der Geschehnisse in der letzten Nacht, weswegen sich beide dazu entschlossen weiterhin wach zu bleiben, bis der Schlaf sie von alleine übermannen und in Morpheus Arme überführen würde. So kam es, dass sie sich nur wenige Zeit nach dieser Entscheidung, im Wohnzimmer wieder fanden, eng aneinander gekuschelt in einer Decke gehüllt vor dem brennenden Kamin auf der Couch saßen, sich von sanfter Musik berieseln ließen. Sie wollten nicht wieder in Gedanken an diesen Stalker verfallen, sich in dieser Art in eine andere Welt retten und vergessen, was ihre Seelen quälte. Stunden später war von dem wärmenden Feuer nichts weiter als glühende Asche geblieben und auch die CD, welche ihre Zuhörer zuvor noch mit ihrem sanften Spiel verzaubert und mit ihrer Musik fort von den trüben Gedanken gelockt hatte, war schon lange verstummt. In Dunkelheit gehüllt lag der Raum, ließ kaum etwas erkennen, doch das seichte Mondlicht, das sich durch die Fenster stahl, gab den Blick frei auf zwei Personen, die auf dem Sofa ruhten, die Arme um den jeweils Anderen geschlungen, gefangen in Träumen die fern ab der grausamen Realität lagen, hatte die Müdigkeit der beiden sie doch besiegt. Irgendwann erwachte der Bassist, wusste nicht was in geweckt hatte und ob es noch mitten in der Nacht oder schon der nächste Morgen angebrochen war, er fühlte sich noch sehr schläfrig. Allerdings bemerkte der Schwarzhaarige, dass sie auf der Couch eingeschlafen waren, doch diese war sicherlich nicht geeignet genug um weiterhin dort zu ruhen, so erhob er sich kurzerhand, nahm vorsichtig den Jüngeren auf seine Arme, wollte er diesen schließlich nicht wecken und brachte ihn nach oben in ihr Zimmer. Dort angekommen, ließ er Shinya langsam auf die Laken gleiten, legte sich zu diesem, deckte sie beide zu und schloss abermals die Augen, war nur wenige Sekunden danach wieder eingeschlafen, bemerkte nicht, wie der Jüngere näher rückte und Toshiya unbewusst einen Arm um diesen legte. End Part XIV – Rage (A) [1] Wir haben keine Ahnung, ob es diese Strasse dort wirklich gibt [2] Selbes wie oben. Keine Ahnung wie die Krankenhäuser in Ellon heißen. Kapitel 15: Part XIV – Rage (B) ------------------------------- Part XIV – Rage (B) 29.01.2001 Das letzte Mal, als er in seinen Träumen eine Frau hatte singen hören, war Kyo in ein Krankenhaus gebracht worden. Nun, wo er die letzten, schmerzerfüllten Noten noch immer in seinen Erinnerungen hören konnte, tastete er hektisch nach seinem Handy, tippte eine kurze Nachricht und starrte auf das kleine Display, bis sich ein Arm sanft um seine Taille schob. „Shinya? Was hast du? Warum bist du so aufgeregt?“ „Erinnerungen... ich habe schlecht geträumt.“ Toshiya stützte sich weiter auf, kniete sich hinter den Drummer, um ihn sacht an die Brust heran zu ziehen, derweil dieser den Blick nicht von dem kleinen Gerät lösen konnte. Offenbar hatte der Jüngere von einer Person geträumt, die ihm unglaublich wichtig war und davon gab es nicht all zu viele. „Willst du darüber sprechen?“ Shinya schüttelte nur seinen Kopf, er wollte erst eine Antwort, sonst würde er glauben, dass das bloße Aussprechen seiner Ängste bewirkt hatte, dass seinem Freund etwas geschah, egal wie dumm und unrealistisch das auch war. In seinen Nacken wurde ein sanfter Kuss gelegt, wie auch schon die unzähligen Male zuvor drängte ihn der Größere nicht, weswegen er seinen stummen Dank auszudrücken suchte, die Finger des Anderen mit den seinen verflocht, fest hielt. //Ich bin in Ordnung, Fukai.// [1] Shinyas Atem entwich in einem erleichterten Seufzen, als er gegen den Älteren sackte, lautlos die Lippen bewegte, immer und immer wieder stumm allen ihm nur erdenklichen Göttern dankte. Dem Blonden war nichts geschehen, seine Vorahnungen nur ein Schrecken gewesen – ein Gespinst seiner Gedanken, geboren aus dem emotionalen Stress der letzten Monate, der nun mit seiner ganzen Gewalt zuschlug, schlicht weil es nichts mehr gab, dass ihn in irgendeiner Form aufhielt, vermischt mit Schuldgefühlen und Reue. //Gott sei Dank.// Das Handy fiel von plötzlich kraftlosen Fingern, kam lautlos auf den zerwühlten Laken zu liegen, währenddessen sich Shinya halb herum drehte, die Arme um den Hals seiner Liebe schlang, leise gegen dessen Haut wisperte. „Ich hatte Angst, dass ihm etwas passiert ist... nach allem, meinen Träumen. Es ist, als hätte ich ihn vergessen... Gott, wie konnte ich ihn bloß vergessen?“ Finger schoben sich sanft unter sein locker geflochtenes Haar, streichelten über seinen Nacken, derweil Toshiya sie wiegte, leise summte, mit dem Blick das Display im Auge behielt. „Das hast du doch gar nicht, mein Engel... du stehst unter einen solchem emotionalen Druck, es ist natürlich, dass du nicht an alles denken kannst, was dir wichtig ist.“ „Er wird sich sorgen...“ „Mit Sicherheit wird er das tun, aber denkst du nicht, dass er dich angerufen hätte, wäre die Sehnsucht zu dir unerträglich geworden?“ Toshiyas Worte waren zärtlich, schienen jedes Mal so richtig, egal, was den Langhaarigen auch aufwühlte, sein Freund bewegte sich mit katzenhafter Eleganz auf den seidenen Fäden über den Gräben und Furchen seiner Wunden, fand blind und zielsicher das Ziel. Ein leises Seufzen entfloh dem Drummer, als er eine Hand zwischen die Schulterblätter des Größeren schob, dort flüchtig über die warme Haut streichelte. „Du scheinst immer zu wissen, was du sagen musst.“ Sein Freund lachte leise, presste einen Kuss auf den Schopf Shinyas, lehnte dann seine Wange gegen diesen, schloss die Augen. „Ich improvisiere nur gut.“ Auf dem Bett leuchtete das kleine Gerät, weswegen sich Toshiya ein wenig streckte, es an den Kleineren reichte, der sich noch immer halb gegen ihn verbarg, unwillig war, sich zu lösen, als er die Nachricht abholte. //Was ist passiert?// //Nichts... gar nichts... aber ich bin so froh, dass es dir gut geht.// Finger fuhren langsam durch die braunen Strähnen, derweil Shinya das Handy gegen seine Brust presste, Momente später wieder darauf blickte. //Kann ich dich anrufen?// Er antwortete nicht sofort, drehte das Telefon erst, so dass sein Freund die Worte ebenfalls lesen konnte, wartete, bis dieser weich lächelte, einen kleinen Kuss auf seine Stirn legte, sich löste und geschmeidig von dem Bett herunter glitt. „Ich werde etwas zu Essen machen, komm einfach zu mir, du weißt wo du mich finden wirst.“ Ein dankbarer Blick folgte dem Schwarzhaarigen, dann fielen die Augen des Drummers zurück auf seine Hand, obgleich er nicht sehen musste, was er tippte. //Ja.// Ein einziges Vibrieren, dann hob Shinya ab, schwieg, atmete zittrig ein, als ihn die Stimme Kyos einhüllte... so sehr vermisst, so weich, so liebevoll. „Warum diese Nachrichten, Fukai?“ „Habe ich dich mit ihnen geweckt?“ „Nein.“ „Gott sei dank.“ Für einen Herzschlag herrschte Schweigen und der Drummer konnte hören, wie der Kleinere sich auf seiner Seite der Leitung bewegte, etwas weglegte... einen Block vielleicht? „Willst du mir sagen, warum du so aufgewühlt bist?“ Er ließ sich auf das Bett sinken, presste die Decke nah an sich heran, während er die Beine gegen seinen Oberkörper zog, sich so schmal und klein machte wie es ging, die Augen schloss, um zu verhindern, dass sich die Tränen lösten, die hinter seinen Lidern brannten, er wollte sie nicht, wollte nicht, dass Kyo sie hörte, obgleich er wusste, dass es nutzlos war. „Ich habe schlecht geträumt... hatte Angst um dich... wo bist du?“ „Bei Kaoru, momentan in seinem Arbeitszimmer. Warum diese Empfindung, Shinya? Ich habe dir schon einige Male gesagt, dass du dich vor deinen Träumen nicht fürchten darfst. Sie sind nur dein Unterbewusstsein, versuchen dich zu jagen, dir Dinge aufzuzeigen, die nicht wahr sind. Sie sind der innere Kampf deiner selbst und wenn du zulässt, dass sie sich deiner bemächtigen, wirst du nur fallen.“ Leise Worte, so melodiös wie einer der Texte des Blonden, doch so viel sanfter, ohne all den Zorn und den Schmerz, der in den Schreien lag, die immer und immer wieder aus der Seele Kyos hervor zu brechen schienen, die auch Shinya zerrissen, weil sie ihm das Gefühl gaben machtlos zu sein... reichte denn seine Liebe zu dem Kleineren nicht aus, um all den Kummer zu lindern? Gab es überhaupt jemanden, der dazu in der Lage war? „Ich weiß... aber es ist so schwer geworden.“ Erneut einige Sekunden Stille, der Braunhaarige wusste, dass er eine unfaire Andeutung gemacht hatte, dass er den Blonden nun sicherlich stärker sorgte, als dies ohnehin schon der Fall war und es tat ihm leid, aber er wollte sich dem Sänger so gerne offenbaren, in diesen wenigen Sekunden, bevor sein Verstand ihn anherrschte, fragte, ob er denn wirklich wolle, dass er noch jemanden in größere Gefahr brachte, ob Toshiya nicht reichte. „Was ist schwer, Shinya? Die Träume oder das Wissen einem neuen Tag ins Gesicht blicken zu müssen?“ Sein Atem fing sich und nun fielen die verdammten Tränen doch. „Woher weißt du das? Warum stellst du diese Fragen?“ „Weil du dich mir öffnest, ohne etwas zu sagen... ich kann es an deiner Stimme hören, an deinen Worten lesen... du liegst gerade, habe ich nicht Recht? Eng in dich zusammengerollt, um die fehlende Wärme zu ersetzen, weil Toshiya dich allein gelassen hat.“ Ein Schluchzen brach sich von seinen Lippen, als er die Laken noch enger an sich heran zog. „Es tut mir so sehr leid... bitte, verzeihe mir...“ Sachte, beruhigende Laute, tröstend und warm, so nah, selbst über all diese Distanz hinweg. „Es gibt nichts, das ich dir verzeihen müsste, du bist zu mir gekommen und dass ist alles was zählt.“ Shinya konnte kaum antworten, weinte nur noch heftiger, würgte Brocken von Sätzen zwischen seinen Stößen an Atem heraus, wusste nicht einmal, ob der Sänger ihn überhaupt verstehen würde. „ Aber ich habe dich beinahe vergessen, Kyo... wie konnte ich das nur tun?“ „Du hast mich nicht 'vergessen', hör auf, dir so etwas einzureden. Ich weiß nicht genau, was dich zwingt, so zu handeln, wie du es tust, aber nicht einmal hatte ich das Gefühl, du würdest mich deswegen schlechter behandeln, oder gar vergessen. Lass dich nicht von all diesen Vorwürfen zerreißen, hebe deinen Kopf mit dem Stolz, den ich von dir kenne. Geh voran und bleib stark.“ Wenn er das doch nur tun könnte... Wenn er doch nicht nur schon zu tief gesunken wäre... Wenn er doch nur nicht schon zerbrochen wäre... „Ich werde es versuchen.“ „Das ist alles, was ich von dir verlangen kann.“ Tiefe Atemzüge, um die Tränen unter Kontrolle zu bringen und wären sie beieinander gewesen, hätte Shinya die Arme um den Hals seines engen Freundes gelegt, etwas, dass ihm im Umgang mit dem Blonden nur selten passiert war, Berührungen offenbarten stets die Anderen, nicht er. „Ich danke dir so sehr...“ „Wofür? Ich sollte dir danken. Shinya, ich bitte dich... achte auf dich. Ich sorge mich.“ Die letzten eindringlichen Worte folgten dem Drummer, wisperten immer wieder in seinen Geist, brachten neue Wellen der Schuld und Reue, ließen ihn aufgewühlter zurück, als er erwacht war und während er im Bad vor dem Spiegel stand, starrte er einige Sekunden nur in diesen, eine Bürste in der Hand, ohne sie zu benutzen. Seine Gedanken fanden einfach keine Ruhe, sie kreisten um Kyo, um Toshiya, um den der ihn verfolgte, doch ohne ein wirkliches Ziel, nur lose Fäden, die am Ende nur eine einzige Empfindung zuließen... davon rennen, so weit es ihm nur möglich war. Toshiya an der Hand nehmen und einfach alles hinter sich lassen, doch sein harter Verstand schnitt in diese Wünsche, wollte er dies dem Anderen wirklich zumuten, hatte er nicht selbst Skrupel? Er hätte schon längst fliehen können und hatte es doch nie getan. Warum? Weil es seine Seele nicht zuließ, sie konnte sich nicht von denen trennen, die sie liebte – erst würde Shinya sie eigenhändig töten müssen. Braune Augen fielen von der reflektierenden Oberfläche, als sich der Drummer wusch, für den restlichen Tag richtete, das Haar in einem einfachen Zopf im Nacken gebunden, es war schwer, einen Schritt nach dem anderen zu tun und letzen Endes blieb sein Blick auf der Wanne hängen, kehrte eine andere Erinnerung zurück, weicher und süßer, ein starker Kontrast zu all dem Dunkel, das er in sich fühlte. Wenn er sich nicht bewegte, nicht blinzelte, dann konnte er Toshiya sehen, die Art wie er vor der Wanne gekniet hatte, umgeben von dieser seltsamen Aura, die er mit der eines Vater, eines Bruder, einem Freund und einem Geliebten gleichzeitig beschreiben würde... von all diesen Persönlichkeiten flossen Stücke in jenes ein, was der Bassist für ihn war, selbst wenn sich diese Gefühle konstant veränderten. In Shinyas Herzen gab es keine Zweifel mehr, er liebte den Älteren und er wollte ihm eine Zuneigung schenken, die in einem kleinen Teil an die heranreichte, die ihm all die letzen Tage gegeben wurde. Sanft glitten die Spitzen seiner Finger über die kühle Oberfläche, wischten unsichtbare Tropfen von ihr. Es erschien ihm so zerbrechlich... was er nun in seinen Händen hielt. Die Welt um ihn herum veränderte sich zu schnell, längst hatte der Drummer aufgegeben zu versuchen mitzuhalten, das schaffte er nicht, aber selbst dies Gefühl der Zärtlichkeit löste einen Hauch der Angst in ihm aus, wann immer er alleine war. Fragen drängten sich konstant in seinen Geist... Stimmen, die immer wieder wisperten, Blitze von Erinnerungen, Unbestimmten... Und mit einem Mal hielt er es nicht mehr aus, wurde von der plötzlichen Panik überrannt, riss in seiner Hektik eine der kleinen Schmuckvasen vom Absatz des Bades, doch machte er sich nicht die Mühe, sie aufzuheben. ~~~~~~~ Der Ältere war, wie er es seinem Freund gesagt hatte, nach unten gegangen, beseitigte im Wohnzimmer die Spuren des letzten Abends, schaltete die Stereoanlage aus, entfernte die Asche aus dem Kamin und legte die zerwühlte Decke auf dem Sofa zusammen. Danach begab sich der Schwarzhaarige in die Küche, doch statt sich seinem eigentlichen Vorhaben zu widmen, ließ er sich auf einen der Stühle sinken, stütze sich mit den Ellenbogen auf seine Knie und vergrub die Hände in seinen Haaren. Jetzt in diesem Moment, in welchem er alleine war, in dem Wissen, dass der Braunhaarige für eine Weile oben sein, nicht runter kommen würde, in jenen Sekunden, bröckelte die Maske, die der Bassist sich auferlegt hatte und immer in der Gegenwart des Anderen trug, ließ erkennen, wie sehr er von der derzeitigen Situation überfordert war. Seit den letzten Stunden, nachdem er erfahren hatte, was den Zierlichen die ganze Zeit über belastete... nein eigentlich schon länger, seit er bemerkt hatte, dass diesen irgendetwas quälte, von diesem Moment an, war er versucht stark zu sein, für Shinya. Er war gewillt gewesen, daran hatte sich auch bis jetzt nichts geändert, ihn in allem zu unterstützen, ihn abzulenken, von der inneren Pein, den schmerzvollen Gedanken oder was auch immer es war, das den Jüngeren verletzt hatte oder es immer noch tat. Toshiya spürte jedoch, wie seine Kraftreserven immer mehr schwanden, besonders nach der letzten Nacht, und wegen diesem Brief, welchen der Jüngere von vielen, die er nicht gesehen, bekommen hatte, es wurde zuviel und hörte einfach nicht auf. Auch die Alpträume, die seinen Freund heimsuchten, schienen immer schlimmer zu werden. Der Zierlichere hatte diese ständig, wachte mitten in der Nacht zitternd und vollkommen fertig auf und der Schwarzhaarige, welcher seit geraumer Zeit bei ihm schlief, war es, der ihn dann wieder beruhigte, dazu brachte, abermals einzuschlafen. Nie hatten sie über dieses Problem gesprochen, Shinya nicht, weil er keine Gedanken daran verlieren wollte, er selbst, um seinen Freund nicht zu bedrängen. Der Ältere war gerade deswegen überrascht gewesen, dass sein Freund ihm heute erzählte, was ihn berührte, quälte und noch mehr, als er erfahren hatte, dass es um Kyo ging, der Zierlichere von diesem etwas schlimmes geträumt hatte. Während der Musiker sich seine Gedanken darüber machte, wurde er sich erneut darüber bewusst, wie innig das Verhältnis zwischen seinem Engel und dem Sänger eigentlich war. Warum war ihm dies vorher nie so intensiv bewusst geworden oder aufgefallen, sondern erst seit sie dieses neue Land besucht hatten? Er sah die Antwort förmlich vor sich... woher hätte er wissen sollen, was die beiden miteinander verband, hatte er sich doch nie so sehr mit ihnen, mit Shinya, beschäftigt wie in der letzten Zeit. Ein Gefühl der Eifersucht bohrte sich in das Herz des Bassisten, über diese so tiefe Freundschaft, welche Shinya mit dem Blonden teilte, doch so schnell diese Empfindungen gekommen waren, schob der Bezopfte sie von sich, er hatte kein Recht so zu fühlen, vor allem, wenn er darüber nachdachte, wie nah er seinem Freund jetzt war. Außer ihm selbst, teilte niemand diese Seite mit dem Jüngeren und keiner wusste um dessen Schmerz und Geheimnis, welches dieser seit Monaten in sich trug. Ein tiefes Seufzen löste sich von seinen Lippen, ob der Gedanken, die sein Innerstes zum zerbersten brachten. Warum zerbrach er sich überhaupt den Kopf darüber? Er wusste es nicht, schallt sich selbst deswegen, vor allem weil er eifersüchtig reagiert hatte, auf Kyo, den liebenswerten Sänger, der nach außen hin immer unnahbar und kalt wirkte, jedoch innerlich eine der reinsten Seelen in sich trug. Genug davon, anstatt sich von dummen Emotionen übermannen zu lassen, sollte er lieber überlegen, was sie als nächstes tun sollten. Toshiya war gewillt, all das, was er mit Shinya im Club, vor dem Geschehnis in der Toilette besprochen hatte, in die Tat umzusetzen und dies so schnell wie möglich. Sie hatten einfach keine andere Wahl mehr, mussten die Polizei endlich komplett einweihen und auch der Gedanke eine neue Ferienwohnung oder was auch immer zu suchen, schob sich immer weiter in den Vordergrund. Der Schwarzhaarige war sich natürlich darüber bewusst, das sie diesen Vorschlag zwar besprochen, aber dann wieder fallen gelassen hatten, eben weil es nichts bringen würde, sie vielleicht nur wenige Tage in der Illusion, das alles in Ordnung war, leben konnten. Dennoch, wenigstens ein paar Minuten das Gefühl von Freiheit und ohne Angst, als noch länger hier zu bleiben. Eine Nacht in welcher er nicht neben einem zitternden Bündel aufwachen musste, dass ihn nicht mehr an die Person erinnerte, die er eigentlich kannte. Ein entschlossener Ausdruck, kehrte auf das zuvor verzweifelte Gesicht des jungen Mannes, er würde Shinya schon davon überzeugen, egal wie und hoffte sie würden eine neue Bleibe finden. Mit neuem Elan, erhob sich der Bassist, kümmerte sich nun auch darum etwas zu Essen zu machen, versucht, sich nicht wieder fallen zu lassen, in diese alles verzehrende Melancholie. Danach kümmerte er sich auch sogleich um den Abwasch, stand noch ein Teil ihres Geschirrs auf der Arbeitsfläche. Aber kaum das er auch den letzten Teil der Messer abgetrocknet, nichts mehr zu tun hatte, was ihn von unerwünschten Gedanken ablenken würde, kehrten diese zurück, ließen ihn vor dem Fenster verhaaren, aus diesem blicken. Hoffnung darauf, das alles so ablaufen würde, wie er es geplant hatte, war das einzige, was den Musiker aufrecht hielt, das eigene Versprechen, Shinya von seinen Vorhaben zu überzeugen und während er den fallenden Schneeflocken zuschaute, wie sie zu Boden segelten, verstärkte sich sein Entschluss. ~~~~~~~ Toshiya stand in der Küche, die Hände auf die weitläufigen Arbeitsflächen gestützt, ohne sich wirklich zu regen. Zwischen den Fingern lag ein Handtuch, also nahm er an, das der Größere abgewaschen haben musste, im Augenblick aber sah dieser nur aus dem Fenster, drehte sich erst zu ihm herum, als die Dielen unter seinem Gewicht leise knarrten. Das sanfte Lächeln auf den Zügen vermochte wohl kaum über die Sorge in den Augen seiner Liebe hinweg zu täuschen und er ließ sich fallen, schloss die Augen, als der Andere eine Hand auf seine Wange legte, lehnte sich gegen diese. „Danke, dass du es verstanden hast.“ „Du musst mir nicht für so etwas einfaches wie dem Wunsch nach Privatsphäre danken, Shinya. Möchtest du mit mir darüber sprechen? Du hast geweint, wirkst vollkommen aufgelöst.“ Der Braunhaarige seufzte leise, nun wo er sich so plötzlich und vollständig geöffnet hatte, war es schwer in seine alten Gewohnheiten zurück zu fallen – nicht das er das wollte, aber dieses Gefühl der absoluten Verletzbarkeit behagte ihm ganz und gar nicht. Wie sollte er aufrecht gehen, wenn jeder erkennen konnte, dass er zerstört war? Er konnte so nicht leben. Behutsam löste er sich von dem Größeren, welcher mit dem Daumen sanft über seine Seite gestrichen war, trat an einen der Schränke, um Tassen heraus zu holen, gab seinen Händen so eine Aufgabe, während er sprach. „Es ist so viel, ich kann es kaum bestimmen. Ich fühle, mich wie in einer Trance, alles erscheint in einem dichten Nebel, irreal. Kyo... er hat sofort gewusst, dass ich nicht in Ordnung bin, zwei Worte und er konnte durch mich hindurch blicken, als wäre ich ein Spiegel. Es ist etwas, das mich ängstigt, was, wenn ich mich tatsächlich auflöse? Was, wenn ich einfach nicht mehr da sein werde?“ Der Jüngere pausierte, starrte in das Wasser, bevor er sich mit einem Ruck löste, denn Tee aufgoss und erst als er still verharrte, trat der Bezopfte an seinen Geliebten heran, legte einen Arm um die schmale Hüfte. „Du wirst nicht verschwinden, alles was du brauchst, ist wirkliche Ruhe. Es prallt schlicht zuviel auf dich ein, auch ich... wir.“ „Es macht mich glücklich.“ Ein sanfter Kuss wurde gegen die Schläfe Shinyas gepresst und weil die Lippen ein wenig länger verweilten, konnte er das sanfte Lächeln spüren, dann wurde ihm der Raum geschenkt, weiter zu arbeiten. Sie traten in das Wohnzimmer, wo sich der Zierlichere setzte, sein Freund hingegen blieb stehen, sodass er seinen Kopf fragend auf die Seite legte. „Ich wollte noch etwas anderes mit dir besprechen.“ Keine Antwort, doch das hatte der Bassist nicht erwartet und dennoch schloss er kurz die Augen, auch für ihn war es mehr als schwer. „Ich denke, dass wir uns nach einem anderen Haus umsehen sollten.“ Ein erneutes Seufzen entfloh dem Langhaarigen, als er kurz die Augen schloss. „Was soll das für einen Sinn haben, Toshiya? Du hast dies gestern Abend schon einmal vorgeschlagen... wir können nicht weglaufen, er würde uns finden. Was bringen denn ein oder zwei Tage der Illusion?“ Hände legten sich seicht über die seinen und als er die Augen wieder öffnete, traf er die dunklen Tiefen des Größeren, welcher sich vor ihn gekniet hatte, den Kontakt hielt, stumm mit ihm kommunizierte und plötzlich begriff er... es ging gar nicht um das Haus. „Besser diese ein oder zwei Tage, als deine konstante Überforderung... ich will, dass du eine Nacht schläfst.“ „Das tue ich bereits.“ Die leise Defensive war automatisch, obgleich Shinya wusste, dass es seine Liebe nicht böse meinte, die nun den Kopf schüttelte, eine Hand in seinen Nacken schob, um ihn zu dem Anderen herunter zu ziehen, damit sich ihrer beider Stirn berühren konnte. „Nur weil du glaubst, jede Nacht sechs bis acht Stunden die Augen geschlossen zu halten, bedeutet das noch lange nicht, dass du dich dabei erholst... du träumst... bewegst dich, wimmerst. Es ist furchtbar, dass zu hören.“ Shinya schlug die Lider nieder, ohne zu antworten... was sollte er auch sagen, außer das es ihm leid tat, aber selbst das war Unsinn, denn er konnte nicht beeinflussen was er tat, während er schlief. „Denkst du, dass es tatsächlich helfen würde?“ Toshiya nickte, signalisierte ihm, dass er die doppelte Bedeutung der Botschaft sehr wohl bemerkt hatte, ihm nun stumm dankte, indem er in sanften Kreisen über seinen Nacken massierte. „Ja... es würde deine Gedanken auf etwas anderes lenken, dir und auch mir etwas geben, worauf wir uns konzentrieren können. Sieh es so, als ob du deine Drumms benutzen würdest, okay?“ Shinya nickte langsam, schloss seine Augen, um sich zu verbergen und um die Wärme des Ältern zu absorbieren. An seine Trommeln denken... ob das wirklich eine gute Idee sein würde? ~~~~~~ Die Finger des Bezopften lagen sanft um die seinen, erwiderten den Druck zärtlich, wogegen er befürchtete, dass er seinem Freund ernsthaft weh tat und mehr als einmal hatte er seine Gedanken auf seine Bewegungen richten müssen, um zu verhindern, dass er seine Nägel in die Haut des Älteren trieb. Er war hoffnungslos überfordert, sprang innerhalb von Minuten in seinem Stimmungen, seiner gesamten Präsenz, sodass er zu glauben begann, in seinem Körper würden verschiedene Seelen leben und eine jede von ihnen kämpfte nun um die Vorherrschaft. Da gab es zum einen jene, die sich vollkommen in die Stärke des Bassisten sinken lassen wollte, das Kind, welches an der Hand genommen geführt und beschützt wurde. Im starken Kontrast dazu stand der 'erwachsene' Shinya, der, der unabhängig war und es bleiben wollte, der jede Art von Sorge auf den eigenen Schultern trug, selbst wenn er bereits darunter zusammen gebrochen war. Zwischen diesen beiden stand, verloren, eine unscheinbare Dritte, unbewegt und stumm, die Arme um sich herum geschlungen, zitternd in den dünnen, zerfetzen Kleidern, eine lange Kette auf dem Boden, deren Ende ihre blutigen Hände gefangen hielten. Welche von ihnen war er eigentlich? Wer war er? Ein leichter Zug an seinem Arm holte ihn zurück, der Schwarzhaarige war stehen geblieben, wartete die Sekunden, die er brauchte um sich zu orientieren, sie waren bei dem Reisebüro am Bahnhof, die wohl einzige Möglichkeit, die sie hatten und nach einem kleinem Lächeln Toshiyas betraten sie das Geschäft. Die junge Frau war sofort Feuer und Flamme für sie, viele Gäste gab es wohl nicht, in dieser verschlafenen Stadt und auch wenn Shinya immer wieder mit den Gedanken abdriftete, in seinem Kopf Schläge und Rhythmen durch arbeitete, bemerkte er doch, dass die Hoffnung seiner Liebe fiel, je länger sie mit der Blonden sprachen. Am Ende umarmte der Drummer den Größeren, dessen Gesicht so gefallen und enttäuscht war... irgendwo in sich hatte der Bezopfte wohl daran geglaubt, dass sie eine neue Bleibe finden würden und nun, wo diese Hoffnung zerstört war, schienen die Schritte zurück auf dem hellen, freundlichen Sandweg viel schleppender zu sein. Zurück zu gehen... Für Shinya war das, wie in einen Kerker aus Glas gesperrt zu werden... nicht wissend, wann man sie beobachtete, welche Gefahr es barg, wenn er Toshiya küsste, oder dieser ihn. Er wollte das alles nicht mehr! Die verlorene Seele in ihm schrie, ungehört. Sich einfach fallen lassen, nichts mehr sehen, nichts mehr hören... untergehen, im eiskalten Wasser seiner Alpträume versinken, dort unentdeckt treiben und das fahle Sonnenlicht durch die Decke an Eis betrachten, unter welcher er dahin trieb. „Shinya.“ Er summte, hob den Kopf, wieder waren sie stehen geblieben, vor der gleichen Mauer, auf welcher Toshiya bereits entlang balanciert war. „Willst du nicht doch nach Hause fliegen?“ Die Lippen des Drummers öffneten sich leicht, aber ihm entflohen keine Worte. Toshiya klang so bittend, so am Ende eines Weges und es erschütterte den Zierlicheren, dass seine Festung und sein eiserner Fels diesen Moment der Schwäche zeigte, es offenbarte ihm, was er innerlich bereits wusste, es aber nicht wirklich hatte begreifen wollen. Und in diesen Sekunden überlegte er... drei lange, qualvolle Herzschläge... bis er schließlich leicht nickte, der Bezopfte ihn in eine enge Umarmung schloss, gegen sein Haar wisperte. „Danke. Ich danke dir so sehr.“ „Das musst du nicht... es ist gleich, wohin wir fliehen... ob hierher, Japan oder an einen anderen Ort...“ „Gib nicht auf, mein Herz... wir werden es schaffen.“ Ein erneutes Nicken seitens Shinya, schon fast automatisch. Sprach Toshiya diese Worte, weil er sie wirklich glaubte oder weil er einfach etwas brauchte, an das er sich klammern konnte? Gab ihm das Hoffnung? ~~~~~ Eine ganze Zeit lang waren sie umher gewandert, ohne ein wirkliches Ziel, einfach nur den Wegen folgend, als sie suchten, so lang wie möglich davonzulaufen, trotz dessen es schon langsam dämmerte. Shinyas Finger begannen taub zu werden, seine Zehen konnte er bereits seit einer ganzen Weile nicht mehr spüren, aber es war ihm gleich, in einer gewissen Weise hieß er es sogar willkommen, selbst wenn ihn die sich damit entfachenden Gedanken ängstigten, denn sie führten zu sehr auf den einen finalen Weg. Seine Liebe hatte ihn ein einziges Mal gefragt, ob er nicht etwas essen oder trinken wollte, doch der Langhaarige hatte nur mit dem Kopf geschüttelt, er wollte diese Illusion der Einsamkeit wahren, die hier auf dem schmalen Feldweg herrschte und erst als er merklich zu zittern begann, drängte ihn der Braunäugige zärtlich, den Rückweg anzutreten. Weit kamen sie nicht, das Handy des Drummers begann zu klingeln, welcher im ersten Moment keuchend Luft holte – er hatte schlicht vergessen, dass er es überhaupt bei sich trug, wahrscheinlich war es in einer Handlung seines Unterbewusstseins in seine Jacke gewandert. Toshiyas Finger glitten geschmeidig in seine Tasche, holten das kleine Gerät hervor, dann reichte es der Größere an ihn weiter. „Es ist Kaoru.“ Leicht nur senkte der Zierlichere den Kopf, nahm dann den Anruf entgegen, zögernd und mit einem Herz, welches den ganzen Weg bis in seinen Hals hinauf gekrochen war. „Ja?“ „Hallo, Shinya. Wie geht es dir?“ Der Pulsschlag explodierte in seinen Schläfen. „... Ich bin in Ordnung.“ Ein leises Seufzen, doch Shinya wusste sofort, dass es schwerer war, tiefgreifender und ernster, selbst wenn er keine Ahnung hatte, warum... welchen Grund es für den Anderen gab, so auf seine Aussage zu reagieren. „Ich würde mich wirklich freuen, wenn du aufhören könntest, mich zu belügen.“ „Kaoru?“ Der Name des Gitarristen war um den Kloß in dem Hals des Braunhaarigen herum heraus gewürgt worden, dieser hatte den Grund mit einem Schlag unter seinen Füßen verloren, war vollkommen verunsichert, was sich in seinem Gesicht mit Sicherheit wiederspiegelte, denn sein Partner strich ihm fragend über eine Schulter. „Ich mag nicht vor dir stehen, aber allein deine Stimme sagt mir, dass etwas nicht stimmen kann... dazu hätte ich vorhin nicht einmal Kyo sehen müssen, nachdem er mit dir gesprochen hatte.“ Die Worte ihres Leaders waren scharfe Klingen und verletzten den jungen Mann auf mehr als nur einer Ebene, trieben ihm sofort die Tränen in die Augen, selbst wenn er diese mit aller Macht verdrängte... der Drummer fühlte sich verraten, beschuldigt und Vorwürfen ausgesetzt, die er beim besten Willen nicht begreifen konnte, er wusste nicht, was Kaoru von ihm verlangte. „Was möchtest du denn hören?“ Defensive. Selbstschutz. „Was hältst du von der Wahrheit?“ Bitter gesprochene Worte, zu harsch, zu plötzlich und sofort tobte jene Seele in ihm, die ihn schützte, jede Verteidigung errichtete, die sie finden konnte, selbst wenn die Mauern voller Risse waren, kaum standhalten würden. „Das kann ich nicht.“ „Verdammt, Shinya! Hör auf damit! Du verletzt uns, Kyo... dein Schweigen treibt ihn in den Wahnsinn. Weißt du eigentlich, wie er leidet?“ Arme legten sich behutsam um seine Mitte, zogen ihn leicht nach hinten, ohne das er darauf reagieren würde, nur entfernt bemerkte, wie seine Atmung immer heftiger wurde. „Das ist unfair.“ „Nein Shinya, du bist es!“ Die Lider über den dunklen Augen senkten sich... es war so schmerzvoll, so hart. Warum? Warum tat Kaoru das jetzt? „Bitte... bitte verzeihe mir... aber ich kann es einfach nicht... es ist zu gefährlich.“ „Wenn du in irgendetwas verwickelt bist, dann solltest du es endlich sagen! Ich werde nicht tolerieren, dass du die Band zerstörst!“ Setzen... Shinya musste sich setzen, sonst würden seine Beine sofort unter ihm einbrechen und so wankte er die wenigen Meter zu der Bank, gehalten von Toshiya, welcher auf das Höchste alarmiert war, nicht wusste, was vor sich ging, nur seine Reaktionen sah. Seine Knie berührten das kalte Holz als erstes, der Rest seines Körpers folgte schwer, der Arm, welchen Shinya bisher behutsam bewegt hatte, wurde nun stützend gestreckt. Schmerz jagte in einer feurigen Welle durch seinen Körper, raubte ihm die Luft, die Sicht, die Kontrolle über seine Bewegungen, denn als Shinya seine Umgebung wieder klar erkennen konnte, lag er gekrümmt auf seiner Seite, das Telefon im Schnee, wo es in diesem Augenblick von dem Bassisten aufgehoben und an das Ohr gehalten wurde. „Wohl kaum!“ Die Stimme, die Haltung, das gesamte Gesicht des Älteren war versteinert, die Augen schwarz in dem Zorn, der in ihm wütetete und welcher Shinya durch die harte Linie des Kiefers ersichtlich wurde, die sich deutlichst abzeichnete. Sacht streckte er den unverletzten Arm aus, flehte mit den Augen darum, dass ihm der Größere das Telefon wiedergeben würde, er wollte nicht, dass es zu einem Streit kam, nur weil man ihn beschützte, doch Toshiya reagierte nicht, presste stattdessen die Zähne aufeinander. „Ich werde ihn dir nicht geben!“ „Toshiya... bitte.“ Zwei gewisperte Worte, leise und verloren über den kalten Wind und dennoch wurden sie verstanden, denn als sich die Tiefen des Bassisten auf den Kleineren legten, war die Wut des arktischen Sturmes gewichen, wurde das Braun innerhalb eines Wimpernschlags warm, liebevoll, besorgt. „Bist du sicher, dass du das möchtest?“ Der Zierlichere nickte nur, schloss die Lider, als er das Handy zurück an sein Ohr legte, die Triade aus Drohungen unterbrach, welche ihm entgegen schlug und die einzig und allein an den Schwarzhaarigen gerichtet waren. „Sei nicht zornig auf ihn Kaoru... er will mich nur beschützen.“ „Shinya?“ Eine simple Frage, die alles davon wischte, was an Wut in dem Gitaristen geherrscht haben musste, denn als dieser weitersprach war der Tonfall sehr viel sanfter. „Was ist passiert? Warum hast du so gestöhnt, weswegen klingst du, als ob du Schmerzen hast?“ „Ich hatte einen Unfall.“ „Wann?“ „Gestern Nacht.“ Totale Resignation, unter dem Schmerz, die einzige Richtung, die es für Shinya noch zu geben schien... einfach auf eine jede Frage antworten, bis der Andere zufrieden war... er lag bereits geschlagen und blutig am Boden, noch viel tiefer konnte er nicht mehr fallen. ~~~~~~ Mit größten Widerwillen, hatte es der junge Mann geschafft, der Bitte des Braunhaarigen nach zukommen, denn eigentlich war es das Letzte was er selbst wollte, besonders wenn er die wütende Stimme Kaorus in seinen Ohren nachklingen hörte. Aber scheinbar konnte der Größere seinem Engel nichts abschlagen, weswegen er nachgegeben hatte, selbst wenn er es auch jetzt noch für keine gute Idee hielt, während er den weiteren Verlauf des Gespräches verfolgte, immer darauf bedacht, ob sich etwas an der Haltung seines Freundes oder dessen Stimme ändern würde. Bei dem geringsten Anzeichen für ein erneuten Zusammenbruch Shinyas, würde er sich das Telefon greifen, doch schien die Unterhaltung normal zu verlaufen. Aber was ging in dem Älteren vor, das dieser so ausgerastet war, Toshiya verstand es einfach nicht. Vor allen Dingen, war es doch immer der Gitarist, der besonnen und ruhig reagierte, wenn es mal zu ungewollten Situationen in ihrer Band gekommen war, im Gegensatz zu einem Die oder Kyo, die sich beinahe sofort der Wut hingaben. Also was könnte geschehen sein, dass den Violetthaarigen so hatte reagieren lassen, dieser den Jüngeren angriff? Toshiya hatte ja noch nicht einmal die Worte Kaorus hören müssen, damit er zu dieser Vermutung gekommen war. Die Reaktionen des Braunhaarigen, hatten vollkommen gereicht oder warum hätte er dem zitternden Bündel, welches scheinbar alle Kraft verlassen hatte, sonst zu der Bank helfen und mit ansehen müssen, wie dieser sich selber weh tat, in dem er sich mit seinem verletzten Arm abstützte, etwas das Shinya sicher nicht getan hätte, wenn er bei klarem Verstand gewesen wäre. Die Bestätigung dafür, das der Leader daran Schuld trug, hatte der Bassist erst erhalten, nachdem er das Telefon seines Freundes, an sich genommen und die lauten wütend gescharrten Worte vernommen hatte. Mit größter Mühe war es dem Schwarzhaarigen gelungen, nicht einfach die Verbindung zu trennen, das mobile Gerät gegen den nächstbesten Baum zu pfeffern oder einfach in seiner zitternden Hand zu zerdrücken, sondern hatte gewartet, bis der Ältere mit seinen Beschimpfungen verharrte, die laute Stimme verstummte. Wahrscheinlich war der Gitarist verunsichert darüber gewesen, ob man ihm überhaupt noch zuhörte, waren schließlich keine Wiederworte erfolgt und ja, Toshiya hatte jede einzelne Beschimpfung vernommen, der Grund für das herausgepresste ‚wohl kaum’ welches er voller Wut aus seinem Rachen würgte, nachdem an der anderen Leitung gefragt wurde, ob denn der Jüngere noch am Apparat war. Noch für einen Moment war es still gewesen, bis abermals Worte gesprochen wurden, dieses Mal an ihn selbst gerichtet und der Bassist hatte wirklich Mühe gehabt nicht einen sarkastischen Kommentar nach dem Anderen, an den Kopf seines Leaders zu werfen. Die finale Glanzleistung jedoch, die Toshiya beinahe hätte auflachen lassen, brachte Kaoru, als er nach Shinya verlangte, richtig, er befehlte es regelrecht, ein Grund mehr den der Schwarzhaarige gehabt hätte, einfach aufzulegen, denn der Ältere hatte es in seinen Augen jetzt eindeutig zu weit getrieben. Aber nein, noch immer war der Bassist äußerlich erstaunlich ruhig geblieben, es war in seinem Inneren, wo der Sturm getobt, einem Erdbeben gleich alles mit sich gerissen hatte, einzig die unterkühlt gesprochenen Worte, zeugten davon, wie zornig er wirklich gewesen war. Natürlich war der Violetthaarige daraufhin erst Recht explodiert, war es nun der Bezopfte den er beschimpfte, regelrecht zusammenstauchte, vermutlich geboren davon, dass dieser sich ‚seinem Befehl’ widersetzte, dies aber hatte den Braunäugigen völlig kalt gelassen und herzlich wenig interessiert. Manch einer wäre über diese Haltung des eigentlich netten Bassisten schockiert gewesen, denn so kannte ihn niemand, allerdings hatte Toshiya bis her kaum Gründe gehabt, diese Seite seines Wesens, vordringen zu lassen. Auch jetzt noch, konnte er zwar keine negativen Veränderungen an dem Braunhaarigen erkennen, während dieser sich weiterhin mit Kaoru unterhielt, ließ ihn die Wut auf seinen Leader jedoch nicht los. Der Bezopfte hatte sich vor kurzer Zeit selbst geschworen, dass er es nicht mehr zulassen würde, dass man seinen Freund verletzte, dass er alles tun würde, um den Jüngeren zu schützen, denn dieser musste nun schon lange genug leiden und da der Violetthaarige mit seinem Anruf, ebenfalls ein Grund war, das es seinem Engel schlecht ging, würde er dementsprechend reagieren, sollte es wieder geschehen. ~~~~~ „Was ist passiert?“ „Toshiya wurde... angegriffen... ich habe mich verletzt, als ich ihm geholfen habe.“ „Wie schlimm ist es?“ „Eine Stichwunde am Unterarm... sie musste genäht werden.“ „Wie viel?“ „Einundzwanzig Stiche.“ Lange Sekunden Schweigen, dann erneut die Stimme Kaorus, vollkommen frei von Wut, nur noch gezeichnet von Sorge und einer tiefen Erschütterung. „Ich möchte, dass ihr nach Hause zurück kommt.“ Was blieb Shinya darauf zu antworten? „Wir werden morgen fliegen.“ Toshiya hatte das Handy an sich genommen, kaum das er aufgelegt hatte, war anschließend neben ihn in den Schnee gesunken und fuhr nun mit den Fingern immer wieder über sein Gesicht, schien konstant vor sich hin fluchen zu wollen, doch was auch immer es für Worte sein mochten, der Ältere unterdrückte sie. „Sei nicht böse auf ihn?“ Zwar legte sich der Blick der dunklen Opale auf Shinya, doch sagte der Bassist nicht einen Ton, weswegen der Liegende seinen Arm hob, seinen Partner auf diese Weise nahe an sich heran zog. „Bitte, Toshiya. Ich weiß zwar nicht, warum er so wütend auf mich ist, aber es bringt doch nichts, wenn wir nun damit beginnen uns gegenseitig zu verletzen... ich bin sicher, dass Kaoru einen Grund hatte, so zu reagieren.“ Noch immer erhielt er keine Reaktion und als er ein weiteres Mal darum flehen wollte, dass sein Partner es fallen ließ, löste sich ein schweres Seufzen von dessen Lippen. „Lass uns zu dem Haus gehen und packen.“ Den gesamten Weg zurück sprachen sie kein Wort miteinander, doch der Größere hielt seine Finger fest in den seinen, lief so nahe bei ihm, wie es möglich war, schob sich jedes Mal schützend vor ihn, wenn etwas unerwartetes passierte. Shinya kannte den Anderen so nicht, es erschreckte ihn, irgendwo in sich, zwar hatte er gewusst, dass der Bassist gewisse Tendenzen in sich trug, diejenigen zu schützen die ihm nahe waren, aber das jetzige Verhalten war ihm gänzlich unbekannt und ängstigte ihn von soher, weil er vor allem Angst fühlte, die er nicht einordnen und kategorisieren konnte. Die helle Fassade ihres Hauses schien ihm mit einem hämischen Lachen entgegen zu leuchten, glich einem aufs höchste amüsierten Dämonen, der nur darauf wartete, dass der Langhaarige näher kommen würde und so hielt er an, ruckartig und schon fast dabei einen Schritt rückwärts zu tun, hätte sich in diesem Moment nicht der Ältere zu ihm herum gedreht. „Ein letztes Mal, Shinya. Du musst nur noch ein einziges Mal dort hinein.“ „Ich weiß... gib mir eine Minute.“ Der Handrücken des Größeren strich seicht über sein Gesicht, derweil er sich sammelte, dann kurz nickte, das Kinn hob, als würde er in einen Kampf ziehen und eigentlich tat er das auch, wenn auch der Gegner nicht das Haus war. Die Schritte auf dem kleinen Kiesboden waren in den Ohren des Drummers übernatürlich laut, wie in einem sehr schlechten Film, von dem man das Ende eigentlich kannte und es sich dennoch ansah. Ihre verbundenen Finger lösten sich nur langsam, die seinen fielen kraftlos an seiner Seite herunter, der Drummer versuchte schlicht an nichts zu denken, sich lediglich darauf zu konzentrieren, was er tun musste. Toshiya schloss die Tür auf und obgleich sie nicht einmal vollständig geöffnet war, vermochte der Jüngere den Brief zu sehen, der auf dem Boden des Flures lag, der helle Umschlag und die weißen Lilien ein erschüttender Kontrast zu dem dunklen Rot der Auslegware. Der Schrei schien an dem kleinen, gepflegten Gemäuer widerzuhallen und es brauchte einige schmerzvolle Momente, bis Shinya begriff, dass er von seinen eigenen Lippen kam, dass er soweit zurückgewichen war, dass er mit voller Wucht gegen ihren geliehenen Wagen prallte, dort niedersank. Sein Partner war mit einem Satz neben ihm, hielt ihn sofort in einer engen Umarmung, wie um ihn abzuschotten und trotzdem konnte er über den Arm des Größeren hinweg in den Flur blicken... den Brief sehen... die großen, wunderschönen Blüten, die um ihn herum lagen, mit der größten Mühe arrangiert. Lilien... Blumen der Trauer... des Todes... Nein... nein... nein... Leises Wimmern brach sich aus seiner Kehle, ein Schluchzen, Keuchen, das sich immer weiter beschleunigte, bis ihm seine Liebe die Sicht nahm, die Finger über seine Augen legte, seinen Kopf gegen die Brust gedrückt, damit er den kraftvollen Schlag des Herzens hören konnte, der zwar beschleunigt war, aber nicht dem bebenden Stakkato glich, in welchem sich sein eigener befand. „Atme, mein Herz. Langsam, tief. Folge der meinen.“ Er versuchte es, er bemühte sich wirklich, doch der Schwindel und die Schwärze waren zu nah... er konnte sich selbst fallen fühlen, sackte immer weiter, hing bereits nur noch in den Armen des Bassisten. Dieser grollte in Sorge, in Rage, wuchtete ihn auf die Arme hinauf, brachte ihn in das Haus, derweil er mit dem Kopf schüttelte, sich an der Kleidung des Älteren festklammerte. Shinya wollte dort nicht hinein! Toshiya sollte ihn fortbringen, es war egal, was sie noch da hatten, man konnte es ersetzen, aber er wollte nicht näher an diesen verhassten Brief, der die Ketten um seinen Hals festigte, ihm die Kehle abdrückte, bis er ersticken würde. In langen Schritten wurde er in das obere Stockwerk gebracht, der Schwarzhaarige stieß die Tür zu seinem Raum mit dem Fuß auf, schloss sie in der gleichen Weise, dann brachte sie dieser zu dem Bett, riss die Decke über sie beide, hüllte sie in eine Dunkelheit, die nur noch die Nähe zueinander zuließ. Sein Partner hatte sich über ihn geschoben, schützte ihn mit dem gesamten Körper, ließ die Hände unaufhörlich über sein Gesicht wandern, um ihn in der Realität zu halten, die letzte Attacke in dieser Art hätte beinahe zu einer heillosen Flucht geführt. „Komm, Shinya, bleib bei mir. Sprich mit mir, okay?“ Der Drummer konnte es nicht, es brachen sich nur qualvolle Laute, wann immer er den Mund öffnete, aber seine Finger krampften sich in der Jacke, zeigten dem Anderen, dass er noch hier war, dass dessen Handlung half, denn auf diese Art wurden all seine Sinne gedämpft, war die beruhigende Wärme seiner Liebe intensiver. „Oh Gott...“ Gestöhnte Worte, die Minuten später fielen, als sie verschwitzt waren, die Haare an ihrer Stirn klebten, weil sie ihre Winterkleidung trugen, die Decke so dick war, dass man ohne Probleme nackt unter ihr schlafen konnte und einen Moment später hatte Toshiya sie davon gestreift, wurden sie in kühle Luft gehüllt, doch der Zierlichere hielt seine Lider weiter fest geschlossen, bebte, ohne das er weinen würde. Winzige Küsse geisterten über seine Haut, bis er körperlich ein wenig ruhiger wurde, dann lehnte der Schwarzhaarige den Kopf gegen den seinen, wisperte zärtlich. „Shinya... ich muss den Brief ansehen.“ „Nein!“ Heftiges Kopfschütteln, als der Herzschlag in seinem Brustkorb erneut eskalierte... Shinya wollte nicht, dass der Ältere dort hinunter ging, er wollte nicht, dass dieser den Brief in die Hand nahm. „Ich muss ihn holen gehen.“ Wieder nur eine heftige Abweisung und Arme die sich fest um den Hals des Größeren schlangen, ihn auf den Leib des Kleineren herunter pressten. „Nein! Bitte, Toshiya. Bitte, bitte, geh nicht.“ „Shinya, Engel... die Tür steht noch offen. Es kann jederzeit jemand herein kommen. Der Brief ist ein Beweisstück, du musst ihn mit zur Polizei nehmen... wir können ihn nicht einfach so da liegen lassen.“ „Es ist mir egal... ich will nicht mehr... ich will einfach nicht mehr...“ Seine Stimme brach sich und er fühlte das Toshiya bebte, ein Schluchzen seinerseits unterdrückte, stark für ihn bleiben wollte, eine Geste, die ihm so vieles zeigte, so viel gab und sie war der Grund für die nächsten Worte, selbst wenn er um sie herum würgen musste. „Ich werde gehen.“ Ein Finger wanderte langsam über seinen Kiefer, bewegte ihn dazu endlich die Augen zu öffnen, seiner Liebe in die Tiefen zu blicken, die sorgenvoll auf ihn herabstarrten. „Bist du dir da sicher?“ Der Langhaarige schüttelte den Kopf, löste sich aber gleichzeitig von dem Bassisten, schob sich langsam und reichlich wacklig zum Rand des Bettes. „Nein, aber ich will nicht, dass du gehst... warte hier einfach auf mich, okay?“ Sein Freund setzte sich auf, als er nach seiner Balance suchte, geleitete ihn dann die wenigen Schritte zu der Tür, würde ihn nicht aufhalten, aber Shinya wusste, dass es für den Größeren eine schwere Überwindung war, weswegen er sich zu diesem herum drehte, mit zitternden Lippen einen Kuss auf die seiner Liebe presste, suchte in dieser kurzen Berührung auszudrücken, was durch ihn tobte. Toshiya hatte seine Hand eingefangen, ließ nur zögernd los und erst als sich auch ihre Fingerspitzen nicht mehr berührten, drehte sich der Braunhaarige herum, zwang sich einen Schritt nach dem anderen zu tun. Am Ende der Treppe sank der Musiker dann in sich zusammen, starrte schlicht geradeaus, in einer Apartheid gefangen, die den aufwirbelnden Schnee umso interessanter machte... wie man sich wohl fühlte, wenn man einer dieser kleinen Kristalle war? Empfand man Freiheit, wenn man durch die Luft wirbelte, schwerelos auf die Erde nieder taumelte? Kannten sie Verrat, wenn der Wind sie in die Hitze trieb, wo sie schmolzen, verloren gingen oder akzeptierten sie ihr Schicksal ohne einen jeden Wiederstand? Eine der kleinen Flocken war bis zu ihm gelangt, blieb auf seiner Hand liegen und er beobachtete, wie sie sich in Wasser verwandelte, auf den Boden tropfte, dann erst blinzelte er langsam, richtete den Blick auf den Brief, richtete sich mühevoll auf. Die letzen beiden Schritte waren unendlich schwer, mit nichts gleichzusetzen, was er in seinem bisherigen Leben erfahren hatte, wie er sie bewältigte wusste er nicht, auch nicht, wie er es hatte schaffen können, den Brief tatsächlich zu nehmen, zurück zu seinem Partner zu gehen. Toshiya erwartete ihn am oberen Absatz der Treppen, hatte sofort wieder die Arme um ihn, stützte ihn, als er zittrig lief, den perlmutfarbenden Umschlag gegen seine Brust gedrückt, selbst als er saß, der Bassist vor ihm kniete, zärtlich daran arbeitete, ihm den Brief abzunehmen. Bisher hatten sie beide nur die Rückseite gesehen, doch in dem Moment in welchem der Größere die andere Seite offenbarte, schnellten Shinyas Finger nach vorn, griffen nach dem hellen Papier, so heftig, dass es knickte, aber es war ihm gleich, er rollte sich auf seiner Seite zusammen, bebend, keuchend. Es war nicht sein Name gewesen.... Der Brief war nicht für ihn bestimmt... Es brauchte lange Minuten bis sich eine zitternde Hand sanft auf seine Wange legte, der Größere gebrochen mit ihm sprach, die einzelnen Worte unter einer großen Mühe gesprochen. „Shinya... bitte, gib mir den Brief.“ Resigniert löste der Drummer seine Hände... er würde es sowieso nicht vor seinem Freund verbergen können... aber bei den Göttern, er wollte nicht, dass dieser den Umschlag öffnete und dennoch blieben seine Tiefen auf die Bewegungen des Anderen fixiert, als dieser den Bogen Papier hervor holte, die Fotographie daneben legte. Er konnte nur darauf starren... konnte nicht einmal mehr sagen, was in ihm vorging, welche der Richtungen richtig war, in die er gerissen wurde. Schreien? Es erschien ihm sehr nahe an das heran zu kommen, was er sich in diesem Moment wünschte. Weinen? Das tat er bereits. Sich fallen lassen, alles vergessen? Er hatte Toshiya versprochen, hier zu bleiben. Seine Finger umschlossen die seiner Liebe, drückten fest zu und er fühlte, dass der Schwarzhaarige mit der gleichen Kraft erwiderte, aber ebenso überfordert war, wie er selbst. Die Worte waren simpel... richteten sich an den Größeren... eine Drohung, die effektiver nicht hätte sein können. 'Berühre ihn noch einmal und du wirst mit den Konsequenzen leben müssen.' Und die Fotographie... sie zerstörte und zerfetzte, selbst wenn Shinya nicht einmal mehr sagen konnte, welcher Teil von ihm in diesen Sekunden verloren ging. Sie zeigte ihn in der Wanne... vollkommen entblößt, die Haut bleich, so sehr weiß... Toshiya kniete an seiner Seite, eine Hand auf seinen Lippen, der Kopf auf dem Rand der kalten Emmalie, Worte wispernd, die auch nun zu ihm zurück kehrten... so sanft, so voller Liebe. Dieser Augenblick, der nur ihnen beiden gehören sollte, war von jemand Fremden beobachtet worden... nie zuvor hatte sich Shinya dermaßen erniedrigt gefühlt... wie ein Tier, in einem Käfig, dass jeder betrachten konnte, wenn es ihm danach gelüstete. Ihm war schlecht, alles drehte sich, als er sich nach oben stemmte, den Anderen damit ebenfalls aus seiner Starre zu reißen schien. „Shinya?“ „Ich muss ins Bad...“ Toshiya hielt ihn, während er sich aufrichtete, brachte ihn auch bis zu dem anderen Raum hinüber, dort dann schüttelte der Drummer leicht seinen Kopf. „Ich werde gleich wieder bei dir sein.“ Wie auch schon zuvor zögerte der Bassist, ließ ihn aber dennoch gehen und als sich die Tür zwischen ihnen schloss, fiel auch Shinyas Entscheidung... die einzige der letzen Monate, die wohl richtig sein würde... er konnte das nicht mit Bestimmtheit sagen, aber zumindest würde diese allem ein Ende setzen. Schleppend trat der Langhaarige zu der Wanne hinüber, legte sich in diese, genauso wie auch in der Nacht zuvor, stützte seinen Kopf auf dem Rand und starrte lange Zeit nur an die Decke... betrachtete jeden einzelnen Punkt in den feinen Stuckarbeiten, den Kontrasten und Übergängen zwischen weiß, beige und grau. Und letztenendes öffneten sich seine Lippen, brachen sich Worte von ihnen, nicht fest, nicht gebrochen, einfach nur sanft und leise. „Du hast gewonnen.“ End Part XIV – Rage (B) [3] (深い) fukai - tief, tiefgehend, gründlich, dicht, dick, dunkel, innig, intim, vertraut Kapitel 16: Desolate -------------------- Anmerkung der Autoren: Erst einmal bedanken wir uns wieder an unseren Lesern und Kommischreibern. Wir freuen uns sehr, dass auch nach all der langen Zeit immer noch so viel von euch an unserer Story interessiert sind und hoffen dass wird auch weiter so bleiben. Der folgende Part ist eine Sightsence zur Fallen jedoch direkt hier angeknüpft da sie mit zu Part 14 gehört, allerdings aus einer anderen Perspektive geschrieben. Desolate » » Erinnerung (Flashback) 29.01.2001 Die deckenhohen Fenster waren mit Schneeblumen überzogen. Hunderte von zerbrechlichen Gebilden, verspielt und fantasievoll, kleinen Feen gleich, die mit ihren winzigen Fingern Geschichten in die Luft zeichneten, ein feiner Staub des Universums, der in Form von tanzenden Flocken vom Himmel herab schwebte und welchen die törichten Menschen für gefrorenes Wasser hielten. Sie überzogen das kalte Glas zu einem guten Drittel, ließen das in den großen Raum fallende Licht schleierhaft wirken, nicht klar und hell, wie man es von der Sonne gewöhnt war, sondern sanfter, große Schwingen der Zeit, die ihren Atem anhielt. Der Winter lugte durch die geöffnete Tür des Balkons hinein, sein eisiger Atem sichtbar in der warmen Luft, die ihn lockte noch einen Schritt näher zu tun, sich fallen zu lassen in diese so verlockende Geborgenheit, doch der Winter zögerte... und wich mit einem erschrockenen Sprung zurück, als eine Hand grob über die Scheibe fuhr, die feinen Muster mit einem schroffen Schlag davon wischte, wütende Schritte in dem weißen Schnee hinterlassen wurden, der auf den Fliesen des Balkons lag. Mehrere der Eiszapfen brachen, als die gleichen Hände die aufwendig gearbeitete Balustrade griffen, ein einziges Mal heftig daran zerrten, bevor der Kopf des blonden Mannes ebenfalls auf diese sank. Im Inneren des Raumes war der Zeichenblock auf den großen, dunklen Schreibtisch geworfen worden und mit seinen umgeschlagenen Seiten bildete er einen starken Kontrast zu dem sonst akribisch aufgeräumten Mobiliar. Auf der letzten benutzen Seite vermochte man weiche Linien einer unvollendeten Skizze zu sehen... Gesichtszüge, ebenmäßig, wie das erschaffene Antlitz einer Puppe, sanft geschwungen und mit behutsamer Präzision ausgearbeitet, umrandet von offen fallendem Haar, fließend wie ein Wasserfall... einige der Strähnen streichelten über die Wange, da die Person den Kopf zur Seite geneigt hatte. Die schönen Lippen waren leicht geöffnet, ihre Konturen in sanften Stufen unterschiedlichsten Graus, so das man der Täuschung erliegen konnte, es würde sich um eine Photographie handeln. Am meisten jedoch fesselten die Augen... zwei Tiefen voll von Kummer, Angst und Schmerz... sie schrieen in einer lautlosen Verzweiflung, Hilfe die ihnen verwehrt blieb, selbst wenn man die rettenden Finger direkt vor ihnen ausstreckte. Sie schienen in Furcht vor der Kälte, die in den Ketten ruhte zu beben die man ansatzweise auf dem unteren Rand der Zeichnung erkennen konnte, feine unbrechbare Glieder aus Metall die in die weiße Haut schnitten, Blut hervorbrachten... nicht viel, nur einige Tropfen, dennoch, selbst sie hielten eine verheerende Auswirkung. Zierliche Finger lagen ineinander, wie als würde eine Mutter ihr Kind bei der Hand nehmen, um es zu trösten, wenn es nach einem schlimmen Traum weinend erwacht war. Die Ränder der Zeichnung waren verschwommen, wirre Formen und Striche, an einigen Stellen wie Nebel, an anderen wiederum Kratzern gleich, bestimmte Punkte sanft, kaum zu erkennen, andere stark hervorgehoben und wenn man es länger betrachtete, begannen sich Worte abzuheben.... 'Despair'...'Sorrow'...'Final'...'End'. Kyos Schultern bebten unter den heftigen Atemzügen, die kalte Luft brannte in seinem Rachen, seinen Lungen, doch es interessierte den Sänger nicht. Er hasste das Zeichnen. Wann immer sich seine sogenannte Muse zu Wort meldete – er bezeichnete sie lieber als lästige Kreatur einer Hölle - verfiel er in einen Zustand, den er gerne als eine absolute Taubheit betitelte, nichts das um ihn herum geschah, interessierte ihn dann noch. Selbst wenn seine Wohnung in Flammen stehen würde, auffallen täte es dem Blonden aller Wahrscheinlichkeit nach erst, wenn das Feuer bereits unter seinem Hintern brannte. Zumeist war ihm gar nicht bewusst, was für einen aufgewühlten Dreck aus seiner Seele er da eigentlich zu Papier brachte, die Impulse und Motive schlicht nicht zu begreifen, nur der Drang ließ sich nicht unterdrücken... Kyo hatte in seiner Jugend Eisenbahnwaggons, Holzbretter und abrissreife Häuser als Leinwand genutzt, ohne eine Pause, ohne das er wirklich realisierte was er da tat. In gewisser Weise war es auch wenn er seine Texte zu Papier brachte... dementsprechend war wohl ein und dieselbe Muse dafür verantwortlich. Schneeflocken tanzten vom Himmel herab, legten sich auf die blonden Strähnen, sie waren wohl von den höher gelegenen Flächen davon geweht worden, denn die Sonne streichelte seinen Rücken in dem sinnlosen Versuch ihn ein wenig zu wärmen und erst als sich eine Hand auf seine Schulter legte, hob der Kurzhaarige seinen Kopf. „Dein Handy hat vibriert.“ Dies ruhige Stimme erreichte ihn, der größere Mann wich einen Schritt zurück, als er sich herum drehte, streckte ihm behutsam das kleine Gerät entgegen... er sah nicht gut aus, blass, in sich zusammengesunken, die Augen von Schatten unterlegt. Kyo wusste, dass der Andere weder ordentlich schlief noch aß, in seinen Schuldgefühlen ertrank, die mit jedem Tag, an welchem das Telefon still blieb, größer wurden. „Danke.“ Ihre Finger streiften sich nur minimal, dann ein schwaches Lächeln, bevor sich der Gitarrist herum drehte, in die Wohnung zurückkehrte, der Kleinere folgte einen Moment später, blickte dabei auf das Display, um das zu lesen, was auch der Jüngere unweigerlich gesehen haben musste. from: Shinya Handy to: Kyo Handy time: 15.25 message: Bitte, sag mir, dass alles in Ordnung mit dir ist. Seine Stirn legte sich in tiefe Falten, die Art, wie Shinya diesen einen Satz formuliert hatte, sorgte ihn, er klang verzweifelt vollkommen entgegen der gewählten und überlegten Ausdrucksweise seines Freundes. Mit einer müden Bewegung ließ er sich in den Sessel fallen, legte den Kopf in den Nacken, um einen Moment lang die Augen zu schließen, eine Hand über diesen, als er seine Nase massierte, blind eine Antwort schrieb. from: Kyo Handy to: Shinya Handy time: 15.59 message: Ich bin in Ordnung, Fukai. Das Handy ließ er auf seinen Schoss fallen, konzentrierte sich ganz auf seine Atmung, er fühlte das ferne Brennen der Tränen, ein Gefühl, dass ihn in den letzten Tagen konstant begleitete, massiv störte, weil er es nicht unterdrücken konnte, doch dafür war es zu schwer, zog mit einer eiskalten Klaue an seiner Seele. Es machte ihn zornig, diese Ruhelosigkeit und Hilflosigkeit... Kyo waren die Hände gebunden, es gab absolut nichts, dass er für den Kleineren tun konnte, selbst wenn er jeden Tag Stunden auf das Telefon starrte, sich nach der Stimme seines Freundes sehnte, ihm Halt geben wollte. Der Blonde war sich sicher, dass ihn Shinya dringend brauchte und auch wenn er um den starken Willen Toshiyas wusste, warf sich immer wieder die Frage auf, ob der Bassist es schaffen würde, emotionale Belange affektierten den hübschen Mann weit mehr als ihn selbst. So konnte er nur hier sitzen, sich mit seinen Gedanken duellieren, die ihn schamlos auslachten, wenn er auf den Dunkelhaarigen schimpfte, an seiner Stelle sein wollte... er sehnte sich danach, Shinya festzuhalten, um endlich diesen Nebel an einsamer Trauer zu vertreiben, diese Verzweiflung, die in den feinen Zügen lag, immer dann sichtbar wurde, wenn der Drummer geglaubt hatte, niemand würde ihn ansehen. Aber sie hatten es bemerkt, jeder einzelne von ihnen, selbst Die... was wohl die Schuld intensivierte, die nun auf den Schultern des Rothaarigen lag, bedenklich an diesem zehrte, doch als Kyo den Anderen darauf angesprochen hatte, war ihm stumme Abweisung entgegen geschlagen, dann leise Worte, dass es nur eine 'Phase' sei, Die schon mit sich klar kommen würde. Die dunklen Augen Kaorus hingegen sagten etwas ganz anderes. Sie lagen konstant auf dem anderen Gitarristen, verdunkelten sich mit jeder Stunde, füllten sich mit Tränen, die ihr Leader nicht zu vergießen bereit war und die zurück gekämpft wurden, wenn die Tür ins Schloss fiel, Die für Stunden verschwand, ohne ein Wort, ohne ein Zeichen. Kyo hatte sie gesehen, eine dieser Szenen, die an seinem Herzen zehrten und dennoch war er unfähig gewesen zu handeln, selbst als er Kaoru in die Arme geschlossen hatte, dieser in dem dunklen Flur gestanden hatte... so vollkommen alleine... um sie herum hätten wahrscheinlich Hunderte von Menschen gewesen sein können, den Älteren hätte es nicht interessiert. Und so sehr sich der Sänger wünschte, dass er in diesen Sekunden eine Stütze war, er wusste es besser... denn er war nicht Die und niemand konnte den Größeren ersetzen, nicht einmal im Ansatz. Doch keiner von ihnen sagte etwas, sie wanderten weiter, Tag für Tag, in ihrer eigenen, persönlichen Hölle. Bei den Göttern, er wünschte sich so sehr, einfach zusammenbrechen zu können, etwas zu zerschlagen, oder zu schreien, um das Gift der Sorge aus seinen Körper zu holen, dass ihn innerlich zermürbte und er flehte, das Kaoru und Die es auch taten, es wäre ihm egal, wenn sie alle wie heulende Kleinkinder auf dem Teppich saßen, ihm waren die brennenden Augen und die laufende Nase gleich... solange nur dieses verdammte Schweigen verschwinden würde, diese Fassade mit der sie sich begegneten. Das Handy vibrierte auf seiner Brust. from: Shinya Handy to: Kyo Handy time: 16.05 message: Gott sei Dank. Die Worte schienen atemlos, es war schwer zu erklären, denn immerhin standen sie lediglich auf seinem Display, trotzdem war es ihm, als würde er die Stimme seines Freundes wispern hören können, direkt hier, in seinem Ohr, als wenn Shinya in seinen Armen lag... Sehnsucht flammte schmerzvoll in seinem Inneren auf und auch andere Empfindungen, die er all die Jahre sorgsam behütet verborgen hielt... sie übermannten ihn, je länger die Nächte wurden. Mit einer Hand nahm er sich das schwache ihn umgebene Licht, verbarg sich, bis seine Atmung nicht mehr diesem jämmerlichen Winseln glich, dann starrte er auf das kleine Gerät hinab... Kyo wusste, er sollte antworten, doch was? Halfen tröstende Worte mehr, als ein simples nochmaliges Bestätigen, dass es ihm gut ging? Sollte er den Jüngeren sinnbildlich in die Arme nehmen? Ihn halten, wieder und wieder versichern, dass er da war, dass der Andere zu ihm kommen konnte... sich ihm anvertrauen? Kyo war bereit die Last zu bürden, die auf den Schultern des Braunhaarigen lag, er wollte es... würde sich in den Dreck werfen und Grenzen überschreiten, die er für niemanden anderen zu brechen bereit war. Solange es Shinya besser ging. Bis die dunklen Augen nicht in ihrem eigenen Kummer ertranken. Alles, damit er ein ehrliches Lächeln auf den feinen Zügen sehen konnte. Seine Finger bewegten sich, tippten und sendeten die kurze Nachricht, ohne das sein Geist Zeit hatte, wirklich zu folgen. from: Kyo Handy to: Shinya Handy time: 16.10 message: Was ist passiert? Kyos Gedanken und Gefühle... sie mussten in seinem Inneren verschlossen bleiben, der Blonde konnte Shinya unmöglich noch mehr aufbürden... würde ihm dies niemals aufbürden, dazu stand zu viel auf dem Spiel. Lieber genoss und litt der Vocal unter dieser innigen Freundschaft und dem Wissen, dass er weiter durch die Wälle des Drummers drang als jeder andere, als das er es riskierte, alles zu verlieren. Seine Liebe zu dem Jüngeren, war ein gut gehütetes Geheimnis und sie würde es auch bleiben, selbst wenn man ihm die Seele aus dem Körper heraus riss. Der Blick fiel auf die Zeichnung und für einige sehr lange Sekunden sah er sie nur an, verlor sich in der Surrealität seiner Gedanken, bis das kleine Gerät erneut vibrierte, ihn zurück riss und bewusst machte, dass er die Konturen des Drummers mit seinen Fingern nachfuhr, nun auf den Lippen ruhte. Ein leiser Fluch löste sich aus seiner Kehle, derweil er den Block schloss und unter einen Stapel an Hefter schob, die dadurch in eine hoffnungslose Unordnung gerieten, aber damit würde Kaoru leben müssen. from: Shinya Handy to: Kyo Handy time: 16.12 message: Nichts... gar nichts... aber ich bin so froh, dass es dir gut geht. Kyo würde nach England zurück fliegen. Er würde jetzt sofort losgehen, zum Flughafen fahren und die erste Maschine nehmen, die ihn in Richtung der beiden Jüngeren brachte. Es machte ihn absolut wahnsinnig, nicht zu wissen, was genau vor sich ging, warum Shinya ihm in dieser Art und Weise schrieb. Ohne es wirklich zu realisieren, erhob er sich, lief durch den Flur zu seiner Jacke, hatte sie bereits übergestreift, als sich sein Geist dazu entschied, die Kontrolle über den Körper zu übernehmen, ihm aufzuzeigen, wie dumm und kindisch er sich gerade benahm... es interessierte seine Gefühle zwar einen Dreck, dennoch verharrte er, die Finger um den Schlüssel gelegt, der an der Wand hing. „Kaoru! Ich bin kurz unten!“ Keine Antwort, aber er hatte auch keine erwartet, im wesentlichen hatte er nur gerufen, damit dem Gitarristen nicht auch noch der Zweite stumm und ohne ein Wort verschwand. Die Tür zog er leise hinter sich ins Schloss, er hatte nicht vor, weit zu gehen, lediglich vor das Haus, wo er sich auf die breiten Treppenstufen fallen lassen konnte... der Komplex lag abgeschieden, fast in einem kleinen, aber dunklen und maroden Park hinein, so dass sowieso niemand her kam, bei diesem Wetter schon gar nicht, Kyo würde also seine Ruhe haben... keiner würde ihn hören können. from: Kyo Handy to: Shinya Handy time: 16.22 message: Kann ich dich anrufen? from: Shinya Handy to: Kyo Handy time: 16.26 message: Ja. Ein einziges Mal atmete er tief durch, schloss die Augen, nachdem er sich hatte auf eine der oberen Stufen fallen lassen, legte den Kopf in den Nacken, um ihn einen Moment später in die geöffnete Hand zu stützen. Eine Sekunde lang herrschte Stille, dann das Freizeichen, das kaum eine Chance hatte, denn sofort wurde abgenommen und auch wenn Shinya ihn nicht begrüßte, wusste er, dass der Jüngere da war. „Warum diese Nachrichten, Fukai?“ Seine Stimme war leise, behutsam... seit je her sprach er in solch beunruhigenden Situationen mit seinem Freund, als würde dieser aus zerbrechlichen Kristall bestehen, er wusste, dass dies bei weitem nicht so war, aber er konnte sich dennoch nicht helfen – wenn er Shinya schon nicht bei sich hatte, um ihn in den Arm zu nehmen, dann wollte er seine Nähe zumindest in der Art, wie er sprach schenken. „Habe ich dich mit ihnen geweckt?“ Der Jüngere klang ebenso verzweifelt wie die Worte seiner SMS und obgleich Kyo das bereits geahnt hatte, war es schmerzvoll, so sehr, dass es sein Innerstes zu versengen schien, die unterdrückten Tränen sofort zurückkehrten... Gott, wie er sich wünschte, helfen zu können. „Nein.“ „Gott sei Dank.“ Ein leises Flüstern, so hilflos... so unglücklich, es zerstörte Kyo, es hören zu müssen, unfähig etwas gegen die Dämonen tun zu können, die auf dem Braunhaarigen lasteten. In seiner Innentasche lag ein kleiner Block, der Blonde hatte immer und überall etwas zu schreiben dabei, kleine Bücher wie dieses, hortete er, wie andere Menschen Briefmarken und nun holte er ihn heraus, schob ihn neben sich ein Stück weit fort, sodass er nicht damit beginnen würde, darin zu schreiben oder zu zeichnen, steckte sich stattdessen eine Zigarette an, der eigentliche Gegenstand, nachdem er in seinen Taschen gesucht hatte. „Willst du mir sagen, warum du so aufgewühlt bist?“ Für einen Moment herrschte erneutes Schweigen, nur das Atmen seines Freundes, bebend, selbst wenn sich der Sänger sicher war, dass es vor ihm versteckt werden sollte. „Ich habe schlecht geträumt... hatte Angst um dich... wo bist du?“ Seine Brauen zogen sich zusammen, als die Erinnerungen wieder kehrten, Bilder vor seinen Augen erschienen, die nicht an diesen Ort passten, nicht in diese Zeit, es lag bereits fast ein ganzes Jahr dazwischen und dennoch, das Gesicht des Zierlicheren tauchte ebenso klar auf, wie das Mantra aus leisen Entschuldigungen, derweil Shinya seine Hand gehalten hatte, mit dem Daumen immer wieder über sie gefahren war, aufgelöst in seine Schuldgefühle, die vollkommen unnötig waren. Kyo selbst hatte sich in diese Lage gebracht, die Träume des Zierlicheren hatten damit nicht im geringsten zu tun, sie waren lediglich eine Vorahnung, eine sehr wichtige, denn der Blonde war sich nicht sicher, ob er zu sich gekommen wäre, hätte der Andere nicht Kaoru alarmiert, nachdem er selbst nicht mehr auf die Telefone reagiert hatte. Er hatte seine Freund beruhigt, ihm wieder und wieder gesagt, dass es nichts gab, wofür sich der Braunhaarige entschuldigen müsste, er hatte versucht, dem zum ersten Mal wirklich verletzten Shinya zu sagen, dass Träume wichtig waren, egal ob gut oder schlecht, aber dass man sich nicht zu sehr von ihnen beeinflussen lassen sollte und genau dies wiederholte er nun, leise, zärtlich auf den eisigen Stufen des Einganges sitzend. „Bei Kaoru, momentan in seinem Arbeitszimmer. Warum diese Empfindung, Shinya? Ich habe dir schon einige Male gesagt, dass du dich vor deinen Träumen nicht fürchten darfst. Sie sind nur dein Unterbewusstsein, versuchen dich zu jagen, dir Dinge aufzuzeigen, die nicht wahr sind. Sie sind der innere Kampf deiner selbst und wenn du zulässt, dass sie sich deiner bemächtigen, wirst du nur fallen.“ Ein unterdrückter Ton, welcher klang als würde der Kleinere mühselig einatmen müssen, fast an der Luft ersticken, die in seine Lungen drang und auch die dunkle Stimme wurde noch leiser... so nahe sich gänzlich zu verlieren. „Ich weiß... aber es ist so schwer geworden.“ Nun war es an ihm, an der kalten Luft zu würgen, der Schmerz in seinem Inneren hatte sich mit diesen simplen Worten um ein vielfaches verstärkt, das sengende Brennen war nun zu einem Feuersturm geworden, welcher sich gierig und ohne Rücksicht durch eine jede Faser seines Leibes brannte. „Was ist schwer, Shinya? Die Träume, oder das Wissen einem neuen Tag ins Gesicht blicken zu müssen?“ Sein Freund schluchzte, bei den Göttern, ein kleines, verlorenes Kind, dass stumm um Hilfe schrie und das doch keiner hören konnte. „Woher weißt du das? Warum sagst du das?“ Quälende Fragen, die Kyo nicht beantworten wollte, weil er Angst hatte, er fürchtete, hier einfach zusammenzubrechen und dem Anderen alles zu offenbaren... das er die feinen Unterschiede in den Worten hören konnte, die Schwankungen in der Stimme, nicht jetzt, wo es selbst einem Dummkopf auffallen würde, sondern schon vor Monaten, zu dem Zeitpunkt an dem der Drummer begonnen hatte, sich zu verändern. Es lag kein entschuldigendes Lächeln mehr in den Absagen, nur eine undefinierbare Schwere, etwas das der Blonde bis zum heutigen Tag nicht greifen konnte. Der Jüngere hatte sich eingeschlossen, in mehr Mauern, als er je einen anderen Menschen besitzen hatte sehen und es war schwer, daran zu arbeiten, sie Stück für Stück zu senken und dennoch hatte der Sänger es geschafft, zumindest soweit, dass Shinya sich soweit fallen ließ, um Tränen zu vergießen. Was für ein bitterer Erfolg. Und dennoch blieben seine Worte ein sanftes Streicheln, es war das Einzige, dass er geben konnte, alles andere war der Blonde gezwungen in seinem Inneren einzusperren, mit Ketten und einem ständigen Schwur an sich selbst gesichert. „Weil du dich mir öffnest, ohne etwas zu sagen... ich kann es an deiner Stimme hören, an deinen Worten lesen... du liegst gerade, habe ich nicht Recht? Eng in dich zusammengerollt, um die fehlende Wärme zu ersetzen, weil Toshiya dich allein gelassen hat.“ Einen flüchtigen Augenblick kehrte die ihm so bekannte Eifersucht zurück, doch er verdrängte sie sofort, sie war absolut fehl... es ging hier nicht um ihn, sondern um den schluchzenden Shinya, der klang, als würde er jeden Moment an seinen eigenen Tränen ertrinken. „Es tut mir so sehr leid... bitte, verzeihe mir...“ „Es gibt nichts, das ich dir verzeihen müsste, du bist zu mir gekommen und dass ist alles, was zählt.“ Trösten, beruhigen, versuchen, für den Kleineren da zu sein... und dennoch, so machtlos, er war schlicht so machtlos! „ Aber ich habe dich beinahe vergessen, Kyo... wie konnte ich das nur tun?“ Die Frage einer verzweifelten Seele, auf welcher viel zu viel lastete, die mit jedem Schritt mehr und mehr aufgab, in allem was sie tat, Fehler sah, ein Versagen, dass gar nicht da war, aber für sie war es unmöglich dies zu erkennen. „Du hast mich nicht 'vergessen', hör auf, dir so etwas einzureden. Ich weiß nicht genau, was dich zwingt, so zu handeln, wie du es tust, aber nicht einmal hatte ich das Gefühl, du würdest mich deswegen schlechter behandeln, oder gar vergessen. Lass dich nicht von all diesen Vorwürfen zerreißen, hebe deinen Kopf mit dem Stolz, den ich von dir kenne. Geh voran und bleib stark.“ Kyos Name zwischen den heftigen Atemzügen des anderen und in seinen Augen brannten die Tränen, erzwangen ihr recht zu fallen, derweil seine Schultern in stummen Schmerz bebten, das Gesicht in der Hand verbogen, so in sich zusammengekauert, dass ihm jeder Knochen weh tat, aber es war egal. Alles war egal, solange es Shinya gut ging... so lange er diesem hatte ein wenig Kraft schenken können. „Ich werde es versuchen.“ Seine Liebe würde es versuchen... mehr wünschte er sich nicht, von diesem, nur den Mut, noch einen weiteren Schritt zu tun, ganz gleich wie schwer dieser auch erschien. „Das ist alles, was ich von dir verlangen kann.“ Stille hüllte sie lange Minuten ein, dann ein kleines Geräusch und im ersten Augenblick, dachte der Vocal, ihre Verbindung wäre unterbrochen worden, doch dann erreichten ihn weitere Worte, so sanft, dass es sein gebrochenes Herz in noch mehr Stücke riss. „Ich danke dir so sehr...“ Kyo biss seine Lippe blutig, schüttelte seinen Kopf, der Andere konnte es sowieso nicht sehen, er war es nicht wert, dass man ihm dankte. „Wofür? Ich sollte dir danken. Shinya, ich bitte dich... achte auf dich. Ich sorge mich.“ Ein leises 'Okay', dann legte sein Freund auf und der Sänger ließ sein Handy achtlos fallen, als er die Arme um seinen Körper schlang und sich dem Fall ergab, der nur darauf gewartet hatte, dass Shinyas Stimme sich verlieren würde. Schnee hüllte den kleinen Mann ein, derweil dessen ganzer Körper sich schüttelte, sich Laute brachen, die an ein Tier erinnerten, dass man angeschossen und zum sterben in einer dunklen Ecke liegen gelassen hatte... und ein Teil von Kyo fühlte sich tatsächlich so. ~~~~~~~~ 30.01.2001 Es war bereits nach Mitternacht, als die Kinder des Windes versuchten in eines der spärlich erleuchteten Fenster, einer der Wohnungen in dieser Stadt zu gelangen, wurden sie jedoch zurück gewiesen, von dickem Glas, welches sich vor ihnen erstreckte, hatte der Bewohner ihnen jeglichen Zugang verwehrt. Trotzdem versuchten sie es weiter, die leichten Schneekristalle wirbelten durch die Nacht, peitschten gegen die undurchdringliche Wand, in der Hoffnung, doch noch irgendwie in die kleine Küche dringen zu können. Der sich in diesem Raum befindliche junge Mann, bekam von dem Kampf der Naturgewalt allerdings nichts mit, starrte tief versunken auf eines der vielen Blätter, welche sich vor ihm befanden, den Tisch beinahe bedeckten. Die Augen des Violetthaarigen tränten bereits, konnte er kaum etwas erkennen, in dem leichten Schein der Kerzen, welche er entzündet hatte. Natürlich wäre es ein leichtes gewesen, einfach dem elektrischen Licht die Vorherrschaft zu überlassen, doch der Wohnungsbesitzer fühlte sich wohler mit dem spärlichen Schein, hatte deswegen zu den altertümlichen Mitteln gegriffen. Der Leader der Band Dir en greys, versuchte die ständig wiederkehrende ruhelose Zeit zu nutzen und saß so auch Heute, vor einem der Songtexte ihres Sängers. Der Blonde schien von der Muse gefangen, reichte ihm Kyo beinahe schon, übertrieben gesagt, jede Stunde eine neue Idee. Dies war für den Violetthaarigen allerdings nicht verwunderlich, konnte Kaoru die Gründe erahnen, schon alleine wenn er die Lyric las, welche der Sänger nieder geschrieben hatte. hanarenai hanaretakunai kedo kimi no kotoba ga kokoro ni fukaku tsukisasaru hora hanarenai hanaretakunai kedo nami de kiete yuku kimi no ashiato mata hitotsu zutsu’ [1] Die Worte könnten für ihre derzeitige Situation nicht treffender sein, beschrieben sie all das, was ein jeder von ihnen dachte, auch wenn es den Blonden wohl am meisten betraf. Das schlimmste jedoch war diese Ungewissheit, die sie ständig verfolgte, die Ahnungslosigkeit, wie es weiter gehen sollte, wie es ihren abwesenden Freunden ging und dennoch hatte Kaoru weiterhin versucht, sich wie immer in seine Arbeit zu vertiefen, den Alltag walten zu lassen, saß er nicht umsonst hier, um für die Texte des Vocal die Musik zu schreiben, die Gitarre auf seinem Schoß. Immer wieder spielte seine Hand ein paar Akkorde, schrieb er die Noten auf, doch wie auch schon die letzten Tage, konnte sich der Leader einfach nicht darauf konzentrieren, schweiften seine Gedanken ständig ab, mal zu Kyo, der erst seit Kurzem, nach dem Wunsch Toshiyas, bei ihm wohnte, weiter zu Die und dann zu ihren Jüngsten, die Hunderte Kilometer weit weg von ihnen waren. Ein Seufzen löste sich von dem Ältesten, es hatte einfach keinen Sinn, so sehr er es auch versuchte, im Gegensatz zu Kyo, schien sich seine Muse von ihm fern halten zu wollen, fand er nicht einmal einen Anfang für das Stück. Vielleicht war es ein Wink des Schicksals, welches ihm deuten wollte, das es besser wäre, die Arbeit einfach sein zu lassen oder sie wenigstens für diesen Text an jemand anderen abzugeben. Ihm fiel auch auf Anhieb die passende Person für diesen Job ein, hatte diese eine Ablenkung bitter nötig. Wie um sich selbst die Bestätigung zu geben, nickte der Violetthaarige für sich, er würde die Lyric seinem Geliebten anvertrauen, sollte dieser die Musik dafür schreiben, würde es eine Aufgabe für den Jüngeren sein, die ihn eine zeitlang beschäftigen und ablenken würde, von dessen Kummer, dies zumindest erhoffte sich der Leader. Ein Geräusch holte den Gitarristen aus seinen Gedanken, er identifizierte das leise Klicken als das Schloss einer Tür, welche so eben geschlossen wurde, bestätigten sich entfernende Schritte seinen Verdacht, schon wieder hatte Die seine Wohnung ohne ein Wort verlassen und abermals seufzte der Leader tief. Wie oft war es jetzt vorgekommen, das der Rothaarige mitten in der Nacht einfach auf stand und verschwand? Kaoru wusste es nicht, hatte aufgehört zu zählen, doch jedes Mal, wurde er beinahe Krank vor Sorge um seinen Geliebten. Machte sich Gedanken, während der Größere zu dieser Zeit durch die Straßen streifte, wartete jedes Mal mehrere Stunden, bis der Gitarrist wieder kommen würde, war es einmal bereits schon früh am Morgen gewesen, als sein Freund endlich wieder auftauchte. Zu Anfang, hatte sich der Leader nichts dabei gedacht, es einfach damit abgetan, dass der Jüngere etwas frische Luft schnappen wollen würde, doch nachdem sich die Ausflüge gehäuft hatten, sich mehrmals am Tag wiederholten und der Andere immer länger draußen verweilte, als auch immer schweigsamer wurde, war es zu einem Problem geworden, welches Kaoru seit dieser Erkenntnis, zu bekämpfen versuchte. Leider musste sich der Ältere selbst eingestehen, dass er sich, was dies betraf, zu sehr von seinen Gefühlen leiten ließ, denn wann immer er mit Die darüber geredet hatte, waren diese Gespräche nicht selten im Streit auseinander gegangen, ausgelöst von ihm, da er jedes Mal wieder die Beherrschung verlor. Aber war es denn nicht verständlich? Er machte sich die größten Sorgen und wann immer der Kleinere eine frontale Konfrontation mit dem Rothaarigen suchte, bekam dieser den Mund nicht auf oder versuchte ihm einzureden, das alles in Ordnung war, doch dies stimmte nicht, der Leader sah es mit den eigenen Augen und auch Kyo hatte es bereits mehr als einmal erwähnt. Kaoru schüttelte den Kopf, es war zum verzweifeln, all die Probleme, sie entglitten immer mehr seinen Händen. Er wusste schon bald nicht mehr, was er ihrem Management erzählen sollte, vertröstete es immer wieder damit, das sie noch ein bisschen Auszeit benötigten, doch die Ausreden wurden immer knapper. Die Presse saß ihnen im Nacken, dessen war er sich bewusst, zerrissen sich gerade zu danach, etwas zu finden, über dass sie sich auslassen konnten, denn es hatte nicht lange gedauert, bis ein paar Journalisten erfahren hatten, das sowohl Shinya als auch Toshiya nicht mit ihnen zurück nach Japan gekommen waren. Von überall her erklangen Rufe nach Antworten, welche der Leader nicht geben konnte und die Situation mit Die, war ein Punkt, der alles noch weiter erschwerte. Der Rothaarige befand sich in seiner direkten Nähe, doch dieser schwieg sich aus, redete nicht mit ihm, wie als wäre auch sein Geliebter Meilenweit von ihm entfernt. All die Last, die seit den letzten Wochen auf seinen Schultern ruhte, schien mit jedem Tag schlimmer zu werden. Kaoru war mittlerweile schlicht überfordert in seiner Position, trug er eben als Leader die Verantwortung in ihrer Band und auch, da er der Älteste von ihnen war, musste er sich zusammenreißen, versuchen wieder alles in einen geregelten Ablauf zu bringen, aber der Violetthaarige wusste nicht, wo und mit was er beginnen sollte. Den Drang, seinen Kopf einfach auf die Tischplatte zu knallen, unterdrückte der Braunäugige, griff stattdessen nach der Tasse Kaffee, welche noch immer unberührt vor im stand, doch kaum einen Schluck genommen, war er versucht das Getränk wieder auszuspucken. Es war kalt, nicht zum ersten Mal, passierte ihm dies ständig, lief ein Schauer über seinen Rücken, er hasste kalten Kaffee und ganz sicherlich glaubte er nicht an das Gerücht ‚kalter Kaffee macht schön’, eher das Gegenteil, denn die tiefen Augenringe die sein Gesicht zierten, ließen ihn aussehen wie einen Zombie. Kurzerhand erhob sich der Musiker, nahm die Tasse mit sich und goss deren Inhalt in das Waschbecken, nahm die Thermoskanne aus der Kaffeemaschine, öffnete diese, atmete tief durch, als ihm der heiße Dampf entgegen stieg, dann befüllte er das Porzellan erneut und dieses Mal war die Temperatur des schwarzen Gebräus zu seiner vollsten Zufriedenheit. Allerdings kam der Leader nicht in den Genuss, sich das koffeinhaltige Getränk einzuverleiben, denn da ging sie hin, seine Hoffnung, wenigstens Einer würde die Nacht durchschlafen - Kyo betrat den Raum. Dies wurde langsam wirklich zur Routine, den beinahe jedes Mal traf der Ältere seinen Freund zu der selben Zeit, hier in der Küche an, seinem derzeitigen Arbeitszimmer, der Sänger hatte ihn schließlich aus seinem eigenen vertrieben. Allerdings erkannte der Langhaarige sofort das etwas nicht in Ordnung sein konnte. Die leichten Falten auf der Stirn des Blonden, waren tiefer als sonst und auch der abwesende Ausdruck, als wüsste der Vocal nicht einmal wo er sich befand, bereiteten dem Älteren Sorgen, weswegen er seinen Kaffee für den Moment bei Seite stellte, zu dem Vocal trat, als dessen schleppende Schritte vor dem Kühlschrank halt machten. Der Braunäugige nutzte diese Möglichkeit, um eine Hand auf die Schulter des Kleineren zu legen, woraufhin der Kurzhaarige augenblicklich zusammen zuckte, ein seltener Anblick, denn normalerweise nahm Kyo seine Umgebung immer wahr. Die logische Schlussfolgerung des Leaders daraufhin war, irgendetwas musste geschehen sein, dessen Ursprung und Ausmaß er noch nicht kannte, eine Tatsache, die geradezu danach verlangte, mit dem Sänger zu sprechen. „Verdammt, willst du mich umbringen?“ Mit dieser Reaktion hatte Kaoru zwar nicht so schnell gerechnet, jedoch zeigte es ihm, das der Blonde aus seinen Gedanken erwacht war. „Ich habe dich doch nicht etwa erschreckt?“ Nicht mehr als ein Knurren durchbrach die sonstige Stille in dem kleinen Zimmer, als Kyo sich von ihm abwand und sich stattdessen seinem ursprünglichen Ziel widmete. Der Größere zuckte mit den Schultern, würde warten, bis der Sänger von der Milch, welche dieser soeben an sich genommen, getrunken hatte, ging derweilen zum Tisch zurück, um sich endlich seinen Kaffee zu gönnen. Kaum hatte der Leader von dem schwarzen Gold gekostet, wurde die Tasse abermals verbannt, während er sich auf einen der Stühle setzte, seine Arme ineinander verschränkte und die Augen auf seinen Gegenüber legte, diesen beobachtete. Der Kleinere hatte den Kühlschrank wieder geschlossen, lehnte nun gegen diesen, die Verpackung der Milch in seinen Händen drehend und den Blick gen Boden gerichtet. Einen Herzschlag lang wurde diese erdrückende Ruhe nur durch das Heulen des Windes, welcher noch immer verzweifelt Zugang in die Wohnung des Violetthaarigen suchte, unterbrochen, ehe sich der Ältere leise räusperte. „Hab ich was im Gesicht?“ Die Mundwinkel des Gitarristen zuckten leicht, auch wenn ihm nicht zum lächeln zu mute war, aber diese Aussage war so typisch für den Sänger, dass er nicht anders konnte, als zu schmunzeln. „Nein, nicht dass ich etwas erkennen könnte.“ Wieder folgte nur ein missmutiger Laut, war sich Kaoru schon allein von der Körperhaltung des Anderen darüber bewusst, das diesem seine musternden Augen unangenehm waren. Niemals würde Kyo dies freiwillig zugeben, eher gefror die Hölle zu Eis, bevor ihr Vocal sich irgendetwas anmerken ließ, doch dieser vergaß, wie lange der Violetthaarige ihn mittlerweile kannte. Die Milchpackung wurde noch einmal von der rechten in die linke Hand gelegt, öffnete der Kurzhaarige den Tetrapack ein weiteres Mal, sich einen Schluck gönnend. „Hast du nichts besseres zu tun, als mich anzustarren?“ „Nun ja, wie du siehst, habe ich eigentlich versucht zu arbeiten, aber so recht will mir dass nicht gelingen.“ Der Blonde ging nicht weiter auf diese Aussage ein, warf nur einen kurzen Blick auf den mit Songtexten, beladenen Tisch, ehe sich seine Augen wieder desinteressiert auf den Boden richteten, doch Kaoru wusste umzugehen mit dieser abwehrenden Handlung. „Willst du mir nicht vielleicht irgendetwas sagen?“ Die Schultern des Kleineren zuckten. „Ich weiß nicht, was du meinst.“ Der Leader ließ sich durch das Verhalten seines Freundes nicht abweisen. „Keine Spielchen Kyo. Vor zwei Jahren mochte es noch funktioniert haben, dass ich mich von dir habe täuschen lassen, aber mittlerweile weiß ich, wie ich deine Gesten zu verstehen habe oder willst du mir wirklich glauben machen, dass es für dich natürlich ist, dass du deine Umgebung nicht mehr wahr nimmst? Sage mir, wenn ich mich irre, aber es gibt doch sicherlich einen Grund, warum du vor wenigen Minuten noch zu abwesend warst, um zu bemerken wo du dich befindest und zu erkennen, dass du nicht alleine bist.“ „Schon gut, schon gut, erspar mir deine Moralpredigen.“ „In Ordnung. Sag mir was los ist.“ Der Vocal spannte sich für einen Moment an, atmete dann tief ein, ließ die Luft nur langsam wieder seinen Lungen entweichen, ehe er zu reden begann. „Es... ich habe eine Nachricht von Shinya bekommen.“ Interessiert wanderte ein Augenbraue des Leaders nach oben, wartete er darauf, dass Kyo weiter sprechen würde. „Er hat mir heute Nachmittag... nein, besser gestern, gegen viertel vier unserer Zeit eine Sms geschickt.“ „Und was hat er gesagt? Wie geht es ihm und Toshiya? Wann werden sie zurück kommen und wie wird es jetzt weiter gehen? Hat er schon eine Entscheidung gefällt und ist alles in...“ Ein Knurren des Sängers unterbrach den Langhaarigen in seinem Redeschwall. „Willst du nun wissen was vorgefallen ist oder mich weiter mit Fragen löchern?“ Ein leicht genervter Ausdruck lag auf dem Gesicht des Blonden, als dieser seinen Blick auf ihn heftete. „Entschuldige, sprich weiter.“ Dem Leader war es unangenehm, so aus seiner Rolle gefallen zu sein, war es eigentlich gar nicht seine Art, solch ein Verhalten an den Tag zu legen, doch die letzte Zeit hatte dermaßen an seinen Nerven gezehrt, war er um jede Nachricht ihrer beiden abtrünnigen dankbar. Die abwehrende Mimik schwand und auch die nächsten Worte des Vocal zeugten davon, das dieser schlicht einfach selbst mit allem überfordert war, wichen auch die Augen wieder von den seinen um sich abermals dem Boden zu zuwenden. „Schon in Ordnung... ich weiß, dass du dir auch nur Sorgen machst...“ Ein Seufzen löste sich von den Lippen des Blonden, schien es, als versuchte der Kleinere sich erst zu sammeln, die richtigen Worte zu finden, denn Kaoru wusste, dass es Kyo schon immer schwer gefallen war, über dass zu reden was ihn bedrückte, verarbeitete dieser seine Emotionen viel lieber in seinen Songtexten. „Ich weiß nicht genau was ich dir erzählen soll, wir haben nicht viel miteinander geredet. Shin hat mich angeschrieben, weil er wissen wollte, ob ich in Ordnung bin. Ich war ein wenig überrascht, weil es keinen Grund für mich gibt weswegen sich der Kleine sorgen sollte, jedenfalls haben wir danach miteinander gesprochen.“ Der Leader wartete geduldig darauf, das sein Gegenüber weiter erzählen würde, aber nachdem dieser auch nach einer Minute noch immer schwieg, ergriff er selbst das Wort. „Kyo, was hat er gesagt?“ Die dunklen Opale des Vocal suchten erneut die seinen, schienen eine Frage in sich zu tragen, doch wirkten sie unergründlich wie eh und je. „Wenn jemand dir sagt, dass er Angst hat dich zu vergessen, dir ohne Worte, allein in seinem Handeln zeigt, das er leidet, du jedoch selbst nur unfähig daneben stehen kannst, was würdest du tun?“ „Warum fragst du mich das?“ „Antworte einfach.“ „Ich weiß es nicht, dass würde von der Situation abhängen. Aber was hat das mit Shinya zu tun?“ „Du kennst die Antwort bereits.“ Ein nachdenklicher Ausdruck zierte das Gesicht des Älteren, wusste dieser zuerst nichts mit dieser Aussage seines Freundes anzufangen, doch als er darüber nach dachte, kam die Erkenntnis, nickte er für sich selbst und seufzte leise. „Ich verstehe, dann hat er auch dir nichts weiter gesagt, verlief euer Gespräch entgegen, dem was ich erhofft hatte.“ „Was hast du denn erwartet? Nur weil ich eine engere Verbindung zu ihm habe, sein bester Freund bin, vertraut er auch mir nicht alles an. Kaoru, du kennst Shinya, noch nie hat er sich eine Schwäche anmerken lassen oder darüber geredet. Er war der einzige von uns, der immer Stärke gezeigt hat, so ist es auch dieses Mal. Aber ich weiß... nein, ich bin mir sicher, das es etwas gibt, dass unseren Drummer schwer belastet, nur leider kann auch ich nicht sagen, was es ist. Eines jedoch ist gewiss, es hat nichts mit den Streitigkeiten zwischen Die und ihm zu tun, es ist etwas Anderes.“ „Ich weiß.“ Die Worte waren nur leise gesprochen worden, doch laut genug, das Kyo sie verstanden hatte, daraufhin seinen Leader mit einem intensiven Blick und einer hochgezogenen Augenbraue fixierte. Der Ältere jedoch, starrte unentwegt auf das Porzellan in seiner Hand, analysierte die Tasse, als würde er sie Stück für Stück systematisch auseinander nehmen und anschließend wieder zusammen setzen wollen und dennoch spürte er die wachsamen Augen des Sängers auf sich ruhen. Einen langen Moment, sprach keiner der beiden ein Wort, kehrte wieder diese bedrückende Ruhe in den kleinen Raum, ehe Kaoru sich rührte, abermals einen Schluck seines Kaffees zu sich nahm, dann das Gefäß wieder auf den Tisch abstellte. „Ich habe keine Ahnung in wie weit Shinya mit dir über so etwas spricht, kann nur durch deine Reaktion darauf schließen, dass er dir gegenüber nichts erwähnt hat... ich habe in den letzten Wochen öfter mit ihm gesprochen. Das erste Mal, dass ich ihn beiseite genommen habe, ist schon eine Weile her. Ich denke du wirst dich erinnern, es war an dem Tag, als er mehr als dreimal aus dem takt gekommen ist.“ Der Blonde nickte. „Ja. Es war vor etwa zwei Monaten. Ich weiß was damals geschehen ist, besonders deswegen, weil Toshiya und ich, deinen liebsten beruhigen mussten, der sich mächtig aufgeregt hatte, während du mit unserem Drummer nach draußen gegangen bist.“ „Die hat mir davon erzählt und auch ich habe noch eine weile auf ihn einreden müssen, aber zurück zu unserem Jüngsten. Natürlich war es meine Pflicht als Leader unserer Band nachzuhaken, warum er sich so oft verspielte und wie immer hat er sich nur entschuldigt, mir gesagt dass es nicht mehr vorkommen würde. Dies war an sich für mich in Ordnung und auch kein Problem, dennoch hatte ich das Gefühl, das Shinya schon länger nicht bei der Sache war. Ich wusste nicht, in wie fern es Totchi und Die aufgefallen war, bei dir war ich mir sicher, das du es bemerkt hattest, aber gerade wegen den anderen beiden wollte ich mit Shin alleine reden. Aber du kannst dir denken, er hat nichts gesagt, behauptet es wäre alles in Ordnung. Danach habe ich es zwar noch weitere male versucht, dennoch hat er wieder geschwiegen, bis ich aufgegeben habe. Ein schwerer fehler, den ich mir jetzt eingestehen muss, da ich hartnäckiger hätte sein müssen, schon allein weil ich der Älteste bin.“ „Und was hätte es dir gebracht? Glaubst du, dass ich nicht selbst oft genug bei ihm gewesen bin?“ Der Violetthaarige schüttelte den Kopf, ein deutliches Nein. „Ich war beinahe täglich bei ihm, hab nachgefragt, was los ist und immer wieder hat er behauptet, es wäre nichts. Ich bin sein bester Freund, also sollte ich doch eigentlich schon mehr Möglichkeiten haben, zu ihm durch zu dringen, aber auch mir gegenüber hat er eisern geschwiegen. Also, frage ich dich, oh Leader-sama, was hätte es dir gebracht, wenn du ihn weiter bedrängt hättest?“ „Wahrscheinlich hätte er sich nur noch mehr zurück gezogen.“ „Nicht nur wahrscheinlich, er hätte sich soweit von uns abgekapselt, dass er mit niemanden mehr geredet hätte.“ „Du hast recht Kyo, dennoch... ich werde das Gefühl nicht los, dass ich etwas hätte dagegen tun können. Dann wäre es erst gar nicht soweit, wie jetzt gekommen.“ „Hör auf dir Vorwürfe einzureden, dass hat doch keinen Sinn, denn du weißt so gut wie ich, dass es nichts gebracht hätte.“ „Ich bin mir dessen bewusst, deswegen weiß ich langsam nicht mehr was ich tun soll. Dieser ganze Mist wächst mir langsam über den Kopf.“ „Du redest nicht zufällig von unserem Management? Ich habe deine Gespräche mit Sato-san mitbekommen.“ „Ja, mir war klar, dass es einem von euch nicht entgehen würde, schließlich ruft er fast täglich an und immer wieder muss ich mir neue Ausreden einfallen lassen. Schlimm genug, dass ich ihm nicht mal sagen kann, warum Totchi und Shin in England geblieben sind. Deswegen wird es Zeit, dass sich endlich etwas ändert und deswegen werde ich selbst noch mal bei den beiden anrufen. Wenn ich schon hier nichts sinnvolles verrichten kann, dann will ich es eben anders versuchen.“ „Du meinst Die?“ „Wen denn sonst oder siehst du hier noch jemand anderen, der mir nur Kummer bereitet? Wenn ich wenigstens zu ihm durchdringen könnte.“ „Er streunt schon wieder durch die Straßen.“ “Ja, ich weiß und kann nichts dagegen tun. Er redet ja nicht mit mir, deswegen werde ich jetzt versuchen, mit unseren Jüngsten in Kontakt zu treten. Es wird Zeit, dass die beiden Nachhause kommen, vielleicht ändert sich dann auch endlich was bei uns und Die wird wieder normal.“ „Wenn du meinst, dass es einen Sinn hat. Ich werde dich nicht daran hindern, aber sei dir bewusst Kao, Shinya wird dir nichts sagen.“ „Das werden wir ja sehen.“ Kyo, welcher die Worte sehr wohl mitbekommen hatte, blickte seinen Leader für einen Moment lang mit einem skeptischen Gesichtsausdruck an, ging jedoch nicht weiter auf das Gesagte ein. „Ich bin im Wohnzimmer, sollte irgendetwas sein.“ Der Leader nickte nur, hörte an den leisen Schritten, das Kyo die Küche verließ, während er zwischen den Stapeln an Papier nach seinem Handy suchte. Er wusste, das es hier irgendwo sein musste, schleppte er es die ganze Zeit mit sich durch die Gegend, stand es schließlich selten still. Ein triumphierender Laut entwich den Lippen des Violetthaarigen, nachdem er das mobile Gerät endlich gefunden hatte. Er deaktivierte die Tastensperre und wunderte sich nicht zum ersten Mal darüber, das der Akku noch voll war, ehe er auf den Display starrte. Kaoru hatte eine SMS bekommen, doch er ignorierte sie, wusste auch so schon, von wem sie war. Stattdessen wählte er das Menü des Handys, um auf sein Telefonbuch zu kommen. Gezielt gab er den ersten Buchstaben eines Namens ein, wartete darauf, dass ihm der komplette Name angezeigt wurde. Kaum war dies geschehen, musste er nur noch auf den Telefonhörer tippen, würde dann die Nummer der angezeigten Person gewählt werden, allerdings verharrte der Langhaarige, atmete nochmals tief durch, ehe er den weiteren Schritt tat. Der Gitarrist erhob sich, während er wartete, trat zum Fenster und öffnete dieses, ehe er sich wieder setzte. Es klingelte, einmal, zweimal, dreimal und auch ein viertes Mal, ehe er hörte wie abgenommen wurde, die Stimme seines Gesprächspartners ertönte. „Ja?“ „Hallo, Shinya. Wie geht es dir?“ „... Ich bin in Ordnung.“ Der Ältere seufzte leise, dass war so gar nicht dass, was er von dem Braunhaarigen hatte hören wollen und er wusste automatisch, es war gelogen. Dennoch blieb er ruhig, auch wenn es in seinem Inneren anders aussah, sich ein Sturm zusammen braute. „Ich würde mich wirklich freuen, wenn du aufhören könntest, mich zu belügen.“ „Kaoru?“ „Ich mag nicht vor dir stehen, aber allein deine Stimme sagt mir, dass etwas nicht stimmen kann... dazu hätte ich vorhin nicht einmal Kyos Gesicht sehen müssen, nachdem er mit dir gesprochen hatte.“ „Was möchtest du denn hören?“ „Was hältst du von der Wahrheit?“ „Das kann ich nicht.“ Dieser eine Satz, brachte das Gewitter in dem Violetthaarigen zum Ausbruch. Nicht nur das Shinya weiterhin beharrlich schwieg, ihnen scheinbar gar nicht vertraute, sondern sie, vor allem Kyo absichtlich verletzte, brachten das Fass zum überlaufen. „Verdammt, Shinya! Hör auf damit! Du verletzt uns, Kyo... dein Schweigen treibt ihn in den Wahnsinn. Weißt du eigentlich, wie er leidet?“ „Das ist unfair.“ „Nein Shinya, du bist es!“ „Bitte... bitte verzeih mir... aber ich kann es einfach nicht... es ist zu gefährlich.“ Verzeihen, der Jüngere erwartete allen Ernstes, dass er es einfach weiter ignorierte, das der Braunhaarige sie und ihr Lebenswerk vernichtete. Dieser verdammte egoistische... der Leader fand keine Beschreibung, für das, was Shinya in diesem Moment für ihn war. Die Wut in ihm schnürte beinahe seine Kehle zu und er konnte die nächsten Worte nicht mehr verhindern, zu verblendet in seinem Zorn, um zu bemerken, wie Unrecht er seinem Freund tat und wie abwertend er jetzt reagierte. „Wenn du in irgendetwas verwickelt bist, dann solltest du es endlich sagen! Ich werde nicht tolerieren, dass du die Band zerstörst!“ Kaoru wartete einige Atemzüge lang, doch niemand antwortete, etwas, dass ihn in seiner Rage noch mehr antrieb. „Was ist los? Hat es dir die Sprache verschlagen, weil man endlich offen mit dir spricht, dir vor Augen führt, was du einem jeden Einzelnen von uns an tust?“ Wieder einige Sekunden lang wartete der Ältere... nichts, nur das leise Rauschen in der Leitung. „Shinya? Verdammt, sag endlich was! Hörst du mir überhaupt noch zu? Shinya ich warne d...“ Mit einen mal verstummte der Ältere, konnte er ein schmerzvolles Keuchen an seine Ohren dringen hören, wartete, doch schweigen am anderen Ende. „Shinya, warst du das? Ist alles in Ordnung? Sag etwas.“ Niemand antwortete ihm und er sprach einfach dass aus was ihm gerade durch den Kopf ging. „Versuchst du es jetzt etwa auf die Mitleidstour?“ „Wohl kaum!“ Überrascht zuckte der Leader zusammen, als ihn diese Wörter trafen, in solch kalter Art und Weise gesprochen, dass es ihn fröstelte, als würde er draußen auf dem Balkon in mitten des Schneetreibens stehen, anstatt in seiner Küche zu sitzen. Ein Brocken hatte sich in seinem Hals gefangen, welchen er erst einmal runterschlucken musste, ehe er wieder fähig dazu war, etwas zu sagen. Es war nicht der Drummer gewesen, der dieses heftige Schauergefühl in ihm ausgelöst hatte, nein, er kannte jedoch die Stimme, welche er noch nie in einem solchen Ton gehört hatte. „Toshiya, was ist mit Shinya ist er verletzt, dass war doch er den ich gehört habe?“ Das Telefonat lief nicht besser als zuvor, denn auch der Bassist hielt es wohl nicht von Nöten, ihm zu antworten, hörte er nur dessen, leises atmen. „Toshiya verdammt noch mal, ich weiß, dass du noch dran bist! Wenn du schon nicht im Stande dazu bist, etwas zu sagen, dann gib mir Shinya! Ich will wissen was los ist bei euch!“ Der Gitarist unterdrückte stark den Drang, das Telefon in seiner Hand gegen die Wand zu werfen. Was viel dem Schwarzhaarigen eigentlich ein? Konnte dieser nicht verstehen, dass er sich sorgte und warum zum Teufel sagte dieser Mistkerl nichts? „Hör zu. Ich warne d...“ „Ich werde ihn dir nicht geben!“ „Du elender Ignorant, ich mache mir Sorgen! Was fällt dir eigentlich ein, jetzt gib ihn mir endlich oder sag mir was los ist! Toshiya? Toshimasa Hara treib es nicht zu weit!“ „Sei nicht zornig auf ihn Kaoru... er will mich nur beschützen.“ „Shinya?“ „Was ist passiert? Warum hast du so gestöhnt, weswegen klingst du, als ob du Schmerzen hast?“ „Ich hatte einen Unfall.“ Die ganze angestaute Wut war mit einem Mal verflogen, nachdem er diese Worte vernommen hatte, nur noch die Sorge um seine Beiden Freunde überwog all den anderen Stress und Kummer, als auch die ungeklärten Fragen, die ihn bis zu diesem Zeitpunkt beschäftigt hatten. „Wann?“ „Gestern Nacht.“ „Was ist passiert?“ „Toshiya wurde... angegriffen... ich habe mich verletzt, als ich ihm geholfen habe.“ „Wie schlimm ist es?“ „Eine Stichwunde am Unterarm... sie musste genäht werden.“ „Wie viel?“ „Einundzwanzig Stiche.“ „Ich möchte, dass ihr nach Hause zurück kommt.“ „Wir werden morgen fliegen.“ Aufgelegt, er hörte nur noch das regelmäßige tuten, welches ihm zeigte dass das Gespräch beendet war Ein tiefes Seufzen löste sich von seinen Lippen und sein gesamter Oberkörper sackte in sich zusammen. Erst jetzt, nachdem sein Kopf wieder klarer wurde, der Zorn und die Rage entgültig verflogen war, wurde er sich dessen bewusst, was er eigentlich getan hatte. Gott, wie hatte er sich nur so gehen lassen können? „Verzeiht mir ihr beiden, ich habe mich zu sehr von meinen Gefühlen leiten lassen und die Beherrschung verloren. Ich hoffe nur, dass ihr wisst, dass ich es nicht ernst gemeint habe.“ „Denkst du nicht, dass diese Einsicht etwas zu spät kommt?“ Der Gitarrist blickte auf, traf auf den kühlen Blick des Sängers, welcher im Türrahmen stand, er hatte den Kleineren gar nicht kommen gehört. ~~~~~~~~~ ...bitte, gib mir die Chance wenigstens einen Teil meiner Dummheit auszubügeln... ich habe nicht das Recht, es von dir zu verlangen, aber ich will, dass du weißt, dass es mir so sehr leid tut... Diese Worte jagten Die, wieder und wieder, auch wenn er sie selbst ausgesprochen hatte, brannten sie in seiner Erinnerung, zwangen ihn, sie tausendfach nieder zu schreiben, auf jedes noch so winzige Stück Papier das er fand... sie ließen ihn nicht los... sie waren eine endlose, selbst auferlegte Tortur, die dem Gitarristen trotz allem zu gering erschien... noch ging es ihm viel zu gut, noch bereute er nicht tief genug. Schnee fiel stumm vom Himmel herab, verwischte seine Fußspur, als wäre er nie an diesem Ort vorbei gekommen, niemand beachtete ihn, zusammengesunken innerhalb seines Mantels, unter welchen er das rote Haar versteckt hatte. Seine Finger waren eiskalt, die Handschuhe hatte er mit voller Absicht zu Hause liegen gelassen und wenn er zurück ging, dann würde er sich im Schlafzimmer einschließen, seine Gitarre nehmen und auf ihr spielen, bis ihm die Schmerzen die Sinne raubten. Wie hatte er das nur tun können? Warum konnte sich sein Verstand nicht ein einziges Mal ein wenig früher melden? Er hatte über all diese letzten Monate immer wieder Fehler gemacht, ohne sie zu sehen, verblendet von seiner Wut auf den Jüngeren, der ihm ab wies, als würde er derjenige sein, an den sich Shinya nur wenden würde, wenn alle anderen Optionen versiegt waren. Doch eine absolute Parade der Ignoranz waren die vergangenen Wochen gewesen... explizit zwei Situationen, die Die in seinem Kopf 'Die Klippe' und 'Der Anruf' nannte – als würde er sein gesamtes Leben in Abschnitte einteilen können, die er dann mit Titeln wie bei einem schlechten, billig produzierten Film versehen konnte. Der Weg vor ihm war dunkel, wenig einladend und selbst für einen Mann seiner Größe nicht ungefährlich, aber das war dem Gitarristen gleich, vielleicht hoffte etwas in ihm darauf, dass man ihn überfallen, ausrauben und zusammenschlagen würde, er konnte gar nicht beginnen, das Maß an körperlichen Schmerz zu sammeln, um dem ebenbürtig zu sein, was Shinya emotional empfinden musste. Ein Schluchzen brach sich, doch er unterdrückte es, zwang sich zu einer absoluten Stille, ebenfalls ein Teil seiner Strafe, wenn er offen äußerte, wie sehr er in sich zerrissen war, dann würde er nur ein Feigling sein, der vor allem davon rannte. Es hatte einige Tage gebraucht, um sich seiner Schuld vollkommen bewusst zu werden... begonnen hatte es erst auf ihrem Rückflug, doch selbst zu diesem Zeitpunkt hatte es der Rothaarige davon gewischt, als würde er sich etwas Lästigem entledigen müssen. Damals war die Reue nur eine winzige Stimme in seinem Unterbewusstsein, eine leise Frage, die er sich stellte, ob seine Worte nicht zu harsch waren, doch über ihr lag sein Beschützerinstinkt – er hätte Kaoru töten können, verdammt! - und sein Zorn: Shinya würde die Verantwortung tragen, wenn ihre Band seinetwegen zerbrach, sich ihr Traum in nichts weiter als Rauchschwaden und Erinnerungen auflöste. Später, als sie in ihrem Apartment ankamen, war seine Wut ungebremst, denn nun hatte sie auch noch Toshiya im Stich gelassen, war stattdessen bei dem Kleineren geblieben, um ihm sein Händchen zu halten - Die hatte es einfach nicht verstanden, warum waren sie noch immer alle so verdammt nachsichtig mit ihm! Kyo hatte ihn den gesamten Flug über nicht eines Blickes gewürdigt, schien sich eingekerkert zu haben in seiner eigenen, kleinen Welt, in welcher er weder jemanden sehen, noch etwas registrieren wollte, doch das konnte ihm – Die – ja auch egal sein, vielleicht würden sie ja irgendwann einmal aufwachen und erkennen, dass er Recht hatte, dass es sie nicht weiter brachte, wenn sich der Drummer immer nur bei ihnen entschuldigte, aber nichts änderte. Kaoru hatte sich beinahe sofort in seinem Arbeitszimmer eingeschlossen, ohne Zweifel um darüber zu sinnieren, wie er die folgenden Telefonate handhaben sollte, die den Älteren nun erwarteten, denn selbst wenn er dem Management keine genauen Details mitteilte, irgendeinen Grund musste er ihnen schon nennen. Und er selbst war währenddessen in einem Anfall von stummer Rage durch die weitläufige Wohnung gewandert, bis er sich auf die Taschen gestürzt hatte, einfach um seinen Händen etwas zu tun zu geben, dass nicht darin ausartete, dass er etwas zerstörte. Kleidung wurde grob sortiert und in die Maschine verfrachtet, selbst wenn der Rothaarige wusste, dass es Mei nicht gerade glücklich stimmen würde, ihr Hausmädchen hatte da ihre eigene spezielle Methode, die Wäsche zu machen. Kurz darauf räumte er die Hefter, Berichte und Akten weg, die Kaoru immer mit sich nahm und letzten Endes die Post, die sie bekommen hatten, die er einfach auf den Küchentisch beförderte, bevor er sich mit einem frustrieren Seufzen in den erstbesten Stuhl fallen ließ, nach dem ersten Brief angelte. Ihr Leader hatte einfach alle Post eingesammelt die in irgendeiner Form in den Apartment vorhanden gewesen war, so handhabten sie es auf all ihren Reisen, schlicht weil der Violetthaarige am besten organisiert war und nun sortierte Die die Umschläge nach Namen – halbherzig, wie er zugeben musste – bis er den Namen 'Shinya' las, die einzelnen Buchstaben sanft und extrem sauber geführt. Wenn man Die jetzt und im Nachhinein fragen würde, wie er es wagen konnte, so sehr in die Privatsphäre einer seiner Freunde einzugreifen, etwas zu lesen, dass nicht für ihn bestimmt war – das der Kleinere so offensichtlich verschlossen hatte – dann könnte er keine Antwort geben, doch er hatte es getan. Der Gitarrist hatte den Brief aus der zugeklebten Schutzfolie genommen, das Kuvert mit einem Messer geöffnet und den Bogen auseinander gefaltet, der nicht an ihn gerichtet war. Das Kaoru das Poltern des zu Boden fallenden Messers nicht gehört hatte, erstaunte ihn, nun, wo sich die Szene erneut vor seinem inneren Auge abspielte, wieder und wieder in einer endlosen Monotonie. Es war ein so sanfter Text gewesen, der auf diesem tiefblauen Papier gestanden hatte... ein Songtext und auch wenn es einen Moment gedauert hatte, Die wusste woher er stammte. So full of joy, you are a child of spring With a beauty that is pure An innosence endures You flow right through me like a medicine Bringing quiet to my soul Without you I'm not whole [2] Darunter hatte er Worte gelesen, die ihn bis in das Innerste seiner Seele erschüttert hatten, die ihm augenblicklich die Luft zum atmen nahmen... wie nur? Wie konnte Shinya über so etwas schweigen, wie konnte er es so einfach in sich verbergen, allen sagen, dass er okay war, nur müde oder etwas angegriffen, weil seine jungen Nachbarn wieder die gesamte Nacht lang eine Party gefeiert hatten? In diesen so elendig langen Minuten, die der Rothaarige nur auf den Brief starrte, fiel ihm jede einzelne Situation ein, in welchen Shinya ein Fehler unterlaufen war, in denen er abwesend gewirkt hatte, in einer Trance aus der man ihn wecken musste. Die erinnerte sich an die dumpfen Augen, nach einer langen Nacht im Studio, er erinnerte sich an die Tage an denen der Drummer die Kleidung des Vortages trug, offensichtlich nicht zu Hause gewesen war... ihm fielen all diese Notenblätter ein, die Shinya in ihren kurzen Pausen füllte, Übungen, wie der Kleinere sie nannte. Er rief all die Situationen zurück, in denen ihnen der Langhaarige abgesagt hatte. Die schloss seine Augen und blendete alle anderen Gesichter aus, das Seufzen von Kaoru, den Schmerz von Toshiya und die schreiende Sorge von Kyo. Nur Shinya. Allein sein Gesicht. Allein seine Augen, seine Mimik, seine Konturen. Und er hasste sich dafür, dass er es nicht gesehen, seine Augen vor etwas so offensichtlichem verschlossen hatte. Bei den Göttern, warum war ihm nicht aufgefallen, das der Kleinere wirkte, als würde er in Tränen ausbrechen, das seine kühle Stimme in Wahrheit bebte, wenn man sich nur darum scherte genau hinzuhören. Die sanft geschlossenen Türen, die stille Präsenz des Langhaarigen, die man gut und gerne vergessen konnte – und der Rothaarige hatte es getan, in seiner verletzten Wut, weil er immer wieder abgewiesen worden war. An einem kleinen zugefroren See stoppte der Gitarrist schließlich, ließ sich an seinem Ufer einfach in den Schnee fallen, die Knie an die Brust herangezogen und die Hände in den dichten Strähnen verborgen, derweil er auf das starre Wasser blickte, sich von seinen unzähligen Erinnerungen überschwemmen ließ, egal, wie sehr sie ihn auch schmerzten. »Die Tür öffnete sich leise und obgleich die Nerven des Rothaarigen blank lagen, schob er sich letzten Endes doch in den Raum hinein. Shinya und er hatten sich zum wiederholten Male gestritten und wie üblich waren sie beide zu stolz, um den ersten Schritt zu tun, auf den Anderen zu zugehen und um Verzeihung zu bitten und das er nun doch hier her zurückgekehrt war, lag an Kyo, der ihm vor seinem Apartment abgefangen hatte. Von einem so engen Freund mit körperlicher Gewalt bedroht zu werden, war etwas wirklich gruseliges und sehr effektiv, denn der Blonde hatte nicht den geringsten Zweifel übrig gelassen, dass er seine heiser heraus gewürgten Worte in die Tat umsetzen würde, wenn Die – und er zitierte – seinen kleinen, knöchernen Arsch nicht sofort in Richtung des Studios schwang und sich Shinya zu Füßen warf. Den letzten Teil des Befehls würde er missachten, der Drummer und er waren schließlich kein Liebespaar, doch eine simple Entschuldigung würde er des lieben Friedens Willen über die Lippen bekommen. Doch kaum, dass er dem schmalen Mann gegenüberstand – welcher ihm abgewandt auf der anderen Seite des Raumes verweilte – war seine Kehle wie zugeschnürt, kehrte sein Starrsinn zurück, den er nach einem weiteren Moment einfach nieder trampelte, Herr Gott, wie schwer konnte das hier schon sein? „Shinya?“ Der Angesprochene wirbelte herum, als hätte man ihm in den Rücken geschossen und sofort waren die Gesichtszüge versteinert, alle Mauern des Schutzes hochgezogen und die spitze Zunge zur Verteidigung bereit gestellt. „Die.“ Okay, es konnte sehr schwer sein... noch nüchterner hätte wohl nur ein Pathologe seinen Namen ausgesprochen, doch der Rothaarige zwang sich zu einem wackligen Lächeln. „Ich hatte gehofft, dass du noch hier sein würdest.“ Keine Antwort, nur ein sachtes Senken des Kopfes, derweil Die beobachten konnte, wie sich die Muskeln des Kleineren entspannten, wie als müsste dieser den direkten Befehl an eine jede Einzelne von ihnen geben. „Ich möchte mit dir reden.“ Und Zack, alle Anspannung war wieder da, aber er ging auch darüber hinweg, ließ sich stattdessen auf die Couch nieder und forderte mit einem freundlichen Klopfen auf die Polster dazu auf, dass sich sein Freund – ja, verdammt, das war Shinya für ihn! - neben ihn sinken ließ. Seiner stummen Bitte wurde nur langsam Folge geleistet und auch wenn er gerne einen Arm um den Drummer gelegt hätte, so viel wollte er seinem Glück nicht zumuten und so schwieg er einfach ein paar Minuten in denen sie nur zusammen saßen. „Ich möchte mich für heute Nachmittag entschuldigen. Ich habe die Kontrolle verloren und überreagiert.“ Shinya sah ihn nicht einmal an. „Akzeptiert.“ Die würgte an der eisigen Stille zwischen ihnen und an seinen nächsten Worten. „Ich hätte deine Skizze nicht zerreißen dürfen.“ „Es ist geschehen und egal. Lass es uns einfach vergessen.“ „Shinya... warum machst du es mir so extrem schwer?“ Eigentlich hatte Die diese Frage nur denken wollen, doch nun war sie ihm doch heraus gerutscht, was prompt die Augen eines Habichts auf den Plan rief, als der Kleinere die Stirn in tiefe Falten legte. „Könntest du dich vielleicht genauer erklären?“ Der Gitarrist wedelte mit den Armen, versuchte durch Worte, Mimik und Gestik seinen Standpunkt klar zu machen. „Ich meine das alles hier! Wir sitzen hier nebeneinander als würden wir uns nicht kennen und führen ein Gespräch, dass kälter ist, als die, die ich mit der Dame meines Einkaufsladen führe.“ In den dunklen Augen des Kleineren blitze es, doch ob es Zorn war oder etwas anderes konnte der Ältere nicht erkennen, dazu war es zu schnell verschwunden. „Du und ich haben momentan nicht gerade das, was man eine Basis nennen könnte.“ „Und du hilfst mir nicht dabei, das wieder zu ändern!“ Die wusste, dass dies der falsche Weg war, dass sein Temperament mit ihm über die Stränge schlug... doch seine Wut wurde im Grunde nur aus Verzweiflung geboren, zwischen ihm und dem Drummer entstanden immer größere Kluften und er wusste einfach nicht, wie er diese wieder beseitigen sollte. „Warum sollte ich das, wenn jede meiner Reaktionen sofort mit deinem Unmut geahndet wird?“ „Ich würde doch nicht so reagieren, wenn du mir eine Chance einräumen würdest!“ Shinya schnaubte leise und für einen winzigen Moment glaubte der Rothaarige, dass dieser Laut einen anderen überdecken sollte, nichts weiter, als ein Versuch zu fliehen, wie auch die nächste Handlung, denn der Jüngere erhob sich, sprach ihm dem Rücken zugewandt. „Vielleicht solltest du überlegen, warum das so ist und wann du mir das letzte Mal eine Chance eingeräumt hast.“ Ein, zwei Sekunden blieb der Größere einfach nur sprachlos zurück, Zeit in welcher Shinya wieder zu der anderen Seite des Raumes trat, dann war er mit langen Schritten bei dem Anderem, packte diesem am Arm, um ihn zu sich herum zu zerren. Das Buch welches Shinya in den Händen gehalten hatte, fiel mit einem dumpfen Poltern auf den Boden. Und dann fühlte sich Die in eine 'Slow-Motion' versetzt, ihrer beiden Blicke senkten sich, beide starrten sie auf die geöffneten Seiten und die in violett geschriebenen Worte. Wieder einen Herzschlag später befand sich das kobaltblaue Buch in seinen Händen, hämmerte der Puls in seinem Hals und tobte ein Zorn durch Die, der alles Vorangegangene nichtig machte. „Was ist das? Shinya, was ist das?!“ Die Finger des Gitarristen bebten, während er dem Anderen die Seiten quasi in den Bauch stieß, welcher nur kühl den Kopf abgewandt hielt. Da keine Antwort kam starrte Die zurück auf die sauber geschriebenen Worte, sie alle waren in englisch und dem, was Kyo in seinen Anfällen der Rage aus seinem Inneren schrie in jeder Hinsicht ebenbürtig, er erkannte 'Zorn' und 'Rage', 'Verzweiflung' und 'Hoffnungslosigkeit', er las 'Ozean' und 'Tod', 'Mond' und 'Klingen'... dort stand die 'Seele' direkt neben 'schlachten', 'zerfetzen', 'weinen' und 'kreischen' glichen einer Spirale in dessen Kern stand, was Die wohl am meisten schockte: 'Nehmt mir meine Augen, damit ich nicht mehr sehen muss. Nehmt mir mein Gehör, damit ich endlich in Stille gehüllt sein kann. Nehmt mir meine Stimme, damit ich endlich schreien kann.'« Shinya hatte ihm nicht auf seine Frage geantwortet, ihm nur das Buch weggenommen und sanft in seiner Tasche verwahrt, während Die um seinen Atem kämpfte, keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte und als es ihm schließlich gelang, war der Jüngere verschwunden. Eine halbe Stunde später hatte der Gitarrist vor der Tür seines Geliebten gestanden, erzählte was geschehen war, mit sich überschlagener Stimme und so wirr, dass Kaoru ihm nicht einmal im Ansatz folgen konnte, die generelle Botschaft aber verstand und sofort Kyo informierte, der, seinerseits in Panik versetzt, die Tür zu dem Apartment des Braunhaarigen eintrat, als dieser nicht öffnete. Alles weitere waren Erinnerungen an Schreie, Tränen und Vorwürfe, Kaoru, dessen Stimme über all ihre hinweg donnerte, Shinya, der in einen Bademantel gekleidet auf der Couch saß, den Stoff zwischen den Händen gepackt, der Blick starr nach geradeaus gerichtet. Diesen Verrat hatte der Drummer ihm nicht verziehen, dessen war sich der Rothaarige bewusst und vielleicht war dieses Wissen nur ein weiterer Stein der den Berg der Schuld auf seinen Schultern ausmachte. Ihr schlechtes Verhältnis wurde nach diesem Zwischenfall katastrophal, Shinya sprach nur mit ihm, wenn es absolut notwendig war und blockte jegliches Thema welches außerhalb ihrer Musik lag ab. Er hatte das Buch vor den Augen aller Anderen verbrannt, sie einzeln mit einem harten, undefinierbaren Blick bedacht und kühl gefragt, ob man die Worte nun vergessen würde können, dass sie nichts bedeuteten. Niemand von ihnen hatte das gekonnt, aber sie hatten es fallen gelassen und all der Schmerz, die Sorge, die Verständnislosigkeit in Die ballte sich zusammen, solange, bis er den Kleineren zu verachten begann, ihm einen jeden seiner Fehler vorhielt, stichelte und ohne eine jede Rücksicht in Shinyas schmalen Rücken fiel. Tränen lösten sich, glitten stumm über seinen frierenden Wangen, als der Rothaarige einen Zettel in seinen Fingern drehte, den er am Tag ihrer Abreise in seiner Manteltasche gefunden hatte, Zweifelsohne von Shinya, der ihm zwar keine direkten Worte geschrieben hatte, da er sich in eine Lyric geflüchtet hatte, doch die Aussage begriff Die nur allzu deutlich und nun las er sie erneut, jedes Wort für sich sprechend. „Wir sind an einem Punkt an dem wir nicht zurückkehren können – und das Einzige, was wir auf dem gesamten Weg gelernt haben ist, wie wir uns gegenseitig verletzen können.[3]“ Gott, wenn er es doch nur wieder gut machen könnte! Ein Schluchzen brach sich in seiner Kehle, als er sein Gesicht in seiner Hand verbarg, uninteressiert ob der schmale Zettel dabei zerknittern würde. Er wollte nicht eine Minute länger mehr warten – er wollte Shinya in seine Arme nehmen und um Vergebung betteln. Die Zeit zurückdrehen würde er nicht können... aber er konnte versuchen, seine Fehler wieder gut zu machen. Noch immer weinend kam Die auf seine Beine, jeder Knochen schmerzte vor Kälte und an den Rändern seiner Augen verschwamm die Umgebung, ein Zeichen, dass es für heute reichte. Die schleppenden Schritte zurück waren hart, schienen mit jeder Nacht schlimmer zu werden und als sich die kalten Finger des Rothaarigen um das Geländer legten, fiel dessen Kopf in den Nacken, die Brauen zusammengezogen, als er die Stimmen hörte, die sich in furiosen Zorn erhoben hatten. . Hinter dem Fenster im zweiten Stockwerk konnte er Schatten und energische Bewegungen ausmachen, hörte etwas krachen und zerbrechen. Stritten sich Kaoru und Kyo? Er war sich nicht sicher, aber die innere Unruhe, dass es so sein könnte trieb ihn zur Eile an und so stolperte er die Treppen nach oben, schaffte es kaum, die Tür zu öffnen und als er schließlich in die Wohnung und somit in die Küche polterte, fielen seine Schlüssel von kraftlosen Fingern. Sein Geliebter saß auf dem Küchenboden, wirkte benommen, die eine Wange deutlich gerötet, Kyo hingegen vibrierte in Rage, die Hände zu Fäusten geballt, inmitten eines Chaos von Noten, Lyric und Scherben, die aggressive Stimme nasal, heiser. „Nimm deine Worte zurück!“ Keine Reaktion von dem am Boden Kauernden, zu welchem der Rothaarige nach einem Moment stürzte. „Kaoru! Nimm deine Gott verdammten Worte zurück oder breche dir jeden Knochen einzeln!“ Die Stimme des Sängers donnerte wie ein Orkan und Die, in sein selbst ausgelöstes Gefühlschaos gestürzt, wurde innerhalb eines Momentes von diesem davon gerissen, als er nach oben schnellte und Kyo am Kragen gegen die nächste Wand drückte, seinerseits schnarrte. „Zum Teufel, komm runter!“ „Runter kommen! Ich habe nicht einmal angefangen!“ Ohne eine jegliche Mühe befreite sich Kyo und eine Sekunde später fand sich auch Die am Boden wieder, ohne so recht zu wissen, wie er dahin gekommen war. „Du kommst hier rein, ziehst deine Schlüsse, ohne das du eine Ahnung hast, was hier abgeht! Du siehst nur deinen Kaoru und denkst automatisch das der Andere schuld haben muss! Du hast nicht den blassesten Schimmer, was er hier abgezogen hat!“ „Dann erkläre es mir, verdammt!“ Nun war es der Leader der grollte, tief und dunkel, ein Raubtier, dass man versuchte einzufangen. „Und du bist wohl die Unschuld in Person, nicht wahr? Alles was du einem vor die Füße wirfst ist vollkommen in Ordnung oder was!? Ich habe einen Fehler gemacht, ja! Aber ich trage nicht die alleinige Schuld!“ ~~~~~~ “Ich weiß, dass ich falsch reagiert habe.” Eine Augenbraue des Kleineren wanderte in die Höhe, ehe dieser die wenigen Schritte bis zu dem Tisch überbrückte, sich auf diesen stützte und sich zum ihm hinabbeugte. „Vielleicht wäre Denken vorher angebracht gewesen. Wie du weißt, ist dein Kopf nicht nur zur Zierde deiner Schultern da.“ Die Aussage des Sängers war nicht gerade dass, was Kaoru jetzt hören wollte, er war es Leid und Müde, ob der ganzen Probleme die sie derzeit nicht loslassen wollten und Kyo machte es ihm mit seinen Vorwürfen nicht leichter. „Hör zu, ich habe dir bereits gesagt, dass ich mich anders hätte Verhalten sollen, also. Denkst du nicht, dass mir das kühle Verhalten unseres Bassisten gereicht hat? Er hat mir deutlich genug gemacht, dass ich überreagiert habe. Du hättest ihn mal hören sollen, so kenne ich ihn gar nicht.“ Dass schon Toshiya ihn dermaßen unterkühlt behandelt hatte, schien den Jüngeren gar nicht erst zu interessieren, denn er holte bereits zum nächsten Seitenhieb aus. „Ach nein, unser Bambi hat es geschafft, dir die Augen zu öffnen? Respekt, aber anscheinend hat dies nicht wirklich ausgereicht, schließlich hast du dich weiter aufgeführt wie ein wildgewordener Affe. Bist du dir überhaupt darüber bewusst, was du mit deinem Ausbruch angerichtet hast? Hast du eine Ahnung, wie es Shinya jetzt gehen wird und auch Toshiya?“ Der Leader konnte den Blonden ja auf der einen Seite verstehen, machte sich dieser auch nur Sorgen um seinen besten Freund, doch andererseits, war er nicht gewillt es damit auf sich beruhen zu lassen... schließlich hatte er eingesehen und dennoch war der Vocal nicht zufrieden, etwas, dass abermals Wut in ihn steigen ließ, was er jedoch noch weites gehend versuchte zu unterdrücken... der Gitarist hatte keine Lust sich jetzt auch noch mit seinem Gegenüber zu streiten. „Verdammt noch mal, was willst du denn hören? Ich habe einen Fehler gemacht, es eingesehen und kann das Geschehene leider nicht mehr rückgängig machen. Sag mir Kyo, was verlangst du eigentlich von mir?“ Ein abfälliger Laut perlte über die Lippen des Blonden, glitt über in ein sarkastisches Lachen, bevor er ihm antwortete. „Was ich von dir verlange? Nichts, denn wie du es selbst bereits gesagt hast, ist es jetzt mit der Reue sowieso schon zu spät. Du kennst Shinya selbst gut genug, um zu wissen was deine Worte angerichtet haben. Er ist stark, stärker als jeder von uns, aber auch er kann brechen, stürzt zuviel auf ihn ein. Dass ist es, was ich versuche dir klar zu machen. Keine noch so ehrlich gemeinte Entschuldigung reicht aus, um wieder gut zu machen, was du angerichtet hast.“ „Ach, schön dass zu hören. Bist du fertig?“ „Nein, noch nicht annähernd.“ „Kyo es reicht.“ „Der Meinung bist du Kaoru-sama...“ das letzte Wort hatte der Blonde dermaßen verachtend gesprochen, dass der Ältere leicht schlucken musste, doch zeigte er nicht, wie sehr der Sänger ihn verletzte, hörte stillschweigend zu, als dieser weiter sprach... „ aber ich bin noch lange nicht fertig.“ „Ach, danke für deine Anteilnahme, aber ich denke nicht, dass jetzt der richtige Zeitpunkt ist für deine Predigten.“ „Das sagst du doch nur, weil du in deinem Stolz angekratzt bist. Du willst es nicht wahrhaben, dass ich Recht habe.“ Der Violetthaarige, bebte vor Zorn, war nahe daran zu explodieren. Kyo glaubte also, ihm Vorwürfe machen zu müssen... gut, in Ordnung... er respektierte die Meinung des Sängers, doch würde er sogleich zum Gegenschlag ausholen, denn auch der Blonde hatte genügend Gründe, sich schuldig zu fühlen. „Oh Kyo, der heilige Samariter, Retter in der Not. Du glaubst also wirklich, dass du mir Vorwürfe machen darfst, wenn du doch selbst mehr Dreck an den Schuhen kleben hast, als jeder Andere von uns?“ „Was willst du mir damit unterstellen? Nicht ich war es, der die beiden am Telefon dermaßen runter gemacht hat.“ „Nein, dass nicht... aber deine Schuld ist größer als die Worte, die ich in meiner Unachtsamkeit gesprochen habe.“ Die Augen des Blonden schienen ihn aufspießen zu wollen, dermaßen wütend funkelte in das tiefe Braun an. „Ach, nun versuchen wir uns selbst zu retten, indem du mir die Schuld zu schiebst? Ist es das, oh Leader-sama?“ „Nein, so etwas habe ich nicht nötig. Es ist schlicht die Wahrheit dass...“ der Violetthaarige sprach nicht weiter, doch erhob sich aus seiner sitzenden Position, trat die wenigen Meter, welche sie trennten auf den Kleineren zu, blieb vor diesem stehen, die Lippen zu einem boshaften Lächeln verzogen, als alle Rationalität seinen Kopf verließ, er seine nächsten Worte dem Sänger geradezu entgegen spie. „... du versagt hast.“ „Was soll das heißen?“ „Ganz einfach, DU allein bist schuld daran, dass Shinya verletzt ist. Du, als sein bester Freund, der dafür hätte sorgen müssen, dass unser Drummer mit uns zurück kommt. Hättest du nicht versagt, wäre das alles nicht passiert.“ „Shinya ist verletzt?“ „Och das wussten wir noch nicht? Sollte sein „bester Freund“ so was nicht als Erster erfahren? Du meinst mich hier jetzt schlecht machen zu wollen, dabei bist du doch derjenige der nicht für Shinya da war. Dein geliebter Drummer, der ohne dich in London geblieben ist, weil du es nicht geschafft hast, ihn zu überzeugen mit uns zu kommen. Ja du, der sich hier als Gott aufspielt.“ Kyo glaubte nicht richtig zu hören, schüttelte den Kopf. „Das ist nicht wahr und das weißt du.“ „Ach, weiß ich das? Sag mir Kyo, wenn es nicht der Wahrheit entspricht, warum treffen dich meine Worte dann so? Und versuche es erst gar nicht zu leugnen, ich sehe es dir an. Also, sag mir dass ich mich irre, überzeuge mich vom Gegenteil.“ „Verdammt noch mal, ist das ein Spiel? Bist du schon so tief gesunken?“ „Nein, nicht ich bin es, sondern du.“ „Nimm es zurück. Du weißt, dass es nicht stimmt.“ „Warum sollte ich? Nur weil du die Wahrheit nicht ertragen kannst?“ „Kaoru, ich warne dich...“ „So und jetzt willst du mir auch noch drohen? Gott, wie erbärmlich du doch bist, einfach...“ Der Langhaarige sollte die Worte nie zu Ende sprechen, denn ein harter Schlag am Kinn endete den begonnenen Satz augenblicklich und im nächsten Moment, fand sich der Leader Dir en greys auf dem Küchenboden wieder, eine Hand an die schmerzende Stelle in seinem Gesicht gelegt. Sprachlos beobachtete er den Kleineren, wie dieser in seiner Wut den Tisch leer fegte und alles was sich darauf befunden hatte, mit einem Krachen auf dem Boden landete. Einen Herzschlag später, wandte sich Kyo den restlichen Regalen zu, konnte Kaoru weiterhin nur dabei zu sehen, unfähig sich zu rühren. Gläser, Stifte und eine Wasserflasche zerbrachen in Tausend Scherben, ehe der Blonde scheinbar zufrieden mit seiner Verwüstung, ein weiteres mal, schnaubend, dem Älteren Gegenüber trat. Nur aus den Augenwinkeln heraus bemerkte er, wie eine weitere Person die Küche betrat, Die, sein Geliebter war zurück gekommen. „Nimm deine Worte zurück!“ Kaoru reagierte nicht auf den Vocal, war noch immer zu beschäftigt mit dem pochenden Schmerz in seinem Kiefer, als dass er auf andere Dinge achten würde, nur, dass der Rothaarige neben ihm auftauchte, registrierte er. „Kaoru! Nimm deine Gott verdammten Worte zurück oder breche dir jeden Knochen einzeln!“ Noch immer ignorierte Kaoru den kleinen Sänger, welcher seine Hände zu Fäusten geballt vor ihm stand, ihm Blicke schenkte, die jedem anderen das Blut in den Adern hätten gefrieren lassen und einen Bruchteil später, sah er den zweiten Gitaristen, wie dieser den Jüngeren am Kragen gepackt gegen die nächste Wand drückte. „Zum Teufel, komm runter!“ „Runter kommen! Ich habe nicht einmal angefangen!“ Der Violetthaarige konnte nur zusehen, als Kyo sich im nächsten Moment aus dem Griff des Älteren befreite, auch diesem einen Kinnhaken verpasste, welchen den Größeren neben ihn zu Boden beförderte, er selbst sich augenblicklich zu diesem wand, um zu sehen, wie hart der Sänger getroffen hatte. „Du kommst hier rein, ziehst deine Schlüsse, ohne das du eine Ahnung hast, was hier abgeht! Du siehst nur deinen Kaoru und denkst automatisch das der andere Schuld haben muss! Du hast nicht den blassesten Schimmer, was er hier abgezogen hat!“ „Dann erkläre es mir, verdammt!“ Ein tiefes Grollen löste sich aus dem Rachen des Leaders, er war nicht weiter gewillt, dem Blonden länger zuzuhören. Was glaubte dieser eigentlich, wer er war? „Und du bist wohl die Unschuld in Person, nicht wahr? Alles was du einem vor die Füße wirfst ist vollkommen in Ordnung oder was!? Ich habe einen Fehler gemacht, ja! Aber ich trage nicht die alleinige Schuld!“ “Du verdammter...“ „Scheiße noch mal, hört endlich auf! Hört ihr euch eigentlich noch selber reden? Was ist in euch gefahren? Was ist passiert, dass ihr euch so dermaßen versucht fertig zu machen? Ich erkenne euch nicht wieder! Bitte hört auf, was ist nur geschehen? Was?“ Die schien mit der Situation überfordert, konnte Kaoru erkennen, wie dieser langsam anfing zu beben, dann immer heftiger, dessen Leib zitterte und genau jetzt, in diesem Moment, verflog all die Wut und Rage, die er bis eben noch in sich gefühlt hatte, als er seinen Geliebten so nervlich am Ende neben sich sitzen sah. Bei Gott, was hatten Sie nur getan? Wie hatten sie sich dermaßen in ihrer Wut verlieren können? Kaoru schüttelte über sich selbst den Kopf, verstand es nicht und es kostete ihn einiges an Überwindung erneut die Augen ihres Sängers zu suchen, welcher wie steifgefroren vor ihnen stand. ~~~~~~~~ Alles in ihm schrie, laut, so ohrenbetäubend laut, kreischende Stimmen der Wut, eine von ihnen heftiger als die nächste, bis er das Gefühl hatte, dass sie aus seinem Kopf herausbrechen wollten, so sehr schmerzten sie ihn, nagten an den Knochen seines Schädels. Immer wieder zuckten seine Finger leicht und würde er die eiserne Kontrolle verlieren, die er aus den Tiefen seines Seins hervorgezehrt hatte, dann würde er sich so lange schlagen, kratzen und verletzen, bis er die Besinnung oder den Verstand verlor. Die Worte des Größeren hatten solch tiefe Wunden gerissen, waren wie Messer, mit welchen man ihn schnitt, sadistisch frohlockte, je mehr Blut hervor brach, je mehr er sich hilflos in den Gefühlen wälzte, die ihm seine Seele herausrissen. Er war Schuld, Schuld, Schuld... Für einige erstickend lange Momente, donnerten nur diese Worte durch seinen Geist, machten ihm glauben, dass sie wahr waren, doch gleichzeitig prügelte der Zorn auf ihn ein, tat das Gesagte als lächerlich ab, eine Lüge, die an den Haaren herbei gezogen war. Kyo war wütend, so verdammt außer sich, er konnte kaum mehr etwas sehen, sein Blick schien sich auf einen winzigen Fokus zu minimieren, die Worte die Kaoru sprach gestochen scharf - sie waren noch immer giftig, abweisend und von schneidender Schärfe – Dies Stimme hingegen hörte er fast gar nicht, er drehte nicht einmal den Kopf in die Richtung des Anderen, nahm dessen Bewegungen nur aus dem Augenwinkel wahr. Selbst seine eigene Stimme – dies verzerrte, unmenschliche Fauchen war nicht mehr als ein Rauschen in seinen Ohren, Kyo wusste nicht genau, was er da eigentlich sagte, mit hoher Wahrscheinlichkeit irgendeine Beleidigung, wie tief diese unter der Gürtellinie landete, war ihm herzlich egal. Der Sänger tat einen Schritt nach vorn, dass spürte er anhand der Scherben, die durch seine Socken drangen und ihm in die Füße schnitten, er war sich auch vage bewusst, dass er noch immer die Lippen bewegte, ohne zu wissen, ob hinter den Lauten eine tatsächliche Stimme war. Kaoru starrte vom Boden zu ihm herauf, die Augen fast schwarz in dem jämmerlich schlechten Licht, dass durch die Scheiben drang, die Wange würde mit Sicherheit blau werden, schon jetzt sah man die ersten Anzeichen und doch unternahm der Leader nichts dagegen, wartete einfach ab, während der Abstand zwischen ihnen immer geringer wurde. Einen Herzschlag später brach Kyo vor seinem Freund in die Knie, schlang die Arme mit einer erdrückenden Kraft um dessen Hals, die Augen fest geschlossen, das Gesicht eng gegen die Halsbeuge des Größeren gepresst. „Sag, das es nicht wahr ist, sag, das dass nicht wahr ist...“ Die gleichen Worte die er auch in seiner Wut heraus gespieen hatte, doch nun waren sie ein gebrochenes Flehen, Kyo wusste nicht wohin all diese Rage verschwunden war, es war ihm auch egal, er brauchte nur eine Bestätigung von Kaoru, dass nicht er es gewesen war, dass es nicht seine Schuld war, dass Shinya nun verletzt und soweit von ihnen entfernt war. Unter seinen Händen fühlte er den Leader beben, wahrscheinlich war dieser hoffnungslos überfordert, doch der Blonde konnte sich nicht helfen, er fühlte sich so leer und allein, stand sich mit seinen Reaktionen im eigenen Weg, ohne zu sehen, dass er eben dies tat. Es war so leicht die ganzen belastenden Gefühle auf jemand Anderen abzuwälzen, all das, was weh tat in Ablehnung und Wut zu packen, aber die Konsequenzen waren so viel grausamer und sie brachten eine Schuld mit sich, der Kyo nicht entfliehen würde können. Neben ihnen schluchzte Die, Gott, er hatte den Rothaarigen einfach vergessen und nun streckte er blind eine zitternde Hand aus, tastete nach den Fingern des Langhaarigen, bis er sie fand, den zweiten Gitarristen so an sich heran zog. Die bebte am ganzen Leib, schien – wie auch er selber – nicht genügend Nähe zu den Anderen zu haben, presste sich dermaßen heftig gegen Kaoru und gleichzeitig ihn, dass der Leader nach hinten in den Schrank gepresst wurde. In Kyos Seele brannte ein Schluchzen, doch er hielt es gefangen, verkrampfte seine freie Hand in dem Oberteil des Ältesten, fühlte, dass es der Rothaarige ihm gleich tat und dann saßen sie alle nur auf den Boden, rangen um Atem, bis sich leise Worte von den Lippen des ersten Gitarristen brachen. „Du... bist nicht Schuld daran, das Shinya in England geblieben ist, Kyo.“ „Oh Gott...“ Der Vocal konnte kaum glauben, dass ihm diese Worte entflohen, sie waren... nicht er, entzogen sich jeder Definition, die er jemals gelernt hatte und schreckten ihn auf einem gänzlich anderen Level und nicht nur ihn, denn Kaoru – welcher inzwischen beiden Arme um sie geschlungen hatte, sie nun aus eigener Kraft noch näher zog – schluchzte heiser, begann zu weinen, unendlich stumm, nicht einmal der Atem wurde vollständig freigelassen. „Es tut mir so leid, so leid.... ich weiß nicht, was in mich gefahren ist... ich war nur so verdammt zornig, weil du sie angeschrienen hast.“ Der Kurzhaarige blickte nicht einmal auf, als er die Worte murmelte, auch er weinte, so absolut erniedrigend, seine Würde sah ihn nicht einmal mehr mit der kalten Schulter an und das Biest seines Stolzes verkroch sich unter dem Küchentisch und legte sich die hässlichen Pfoten über die Augen. „Mir tut es auch leid... ich hätte nicht sagen dürfen, dass du die Schuld an Shinyas Verletzung trägst...“ Kaoru rieb die Wange an dem Kopf des Vocal, eine Berührung, die instinktiv geschah, in den Wurzeln seiner Kindheit lag und welche dem Kleineren ein wenig Trost spenden sollte. „Shinya... ist verletzt?“ Ein kaum zu vernehmendes Wispern, als sich Die ein Stück weit von ihnen löste, braune Augen voll von Tränen, die blasse Haut ungesund fahl, was durch die bebenden Lippen noch unterstützt wurde, als der Rothaarige ein Stück rückwärts rutschte, was der Älteste mit einem sanften Ruck verhinderte. „Nicht... du wirst dich verletzen.“ Mit einem unsicheren Blick wand der Gitarrist seinen Kopf in die Richtung, in welche sein Geliebter zuvor mit einem Nicken gedeutet hatte, dann öffnete sich sein Mund in einem kleinen, atemlosen 'O', denn um ein Haar wäre er in den Haufen an Scherben geraten. „Lasst uns ins Wohnzimmer gehen. Kyo, ich will mir deinen Fuß ansehen.“ Der Violetthaarige war der Erste, welcher sich mühselig erhob, mit nach vorn gesunkenen Schultern stand, um den Anderen aufzuhelfen, Die wehrte ab, als auch er stand, wollte, dass sich Kaoru um den Sänger kümmerte, doch dieser war noch damit beschäftigt, zu begreifen, warum der Größere seinen Fuß ansehen wollte, bis die Erinnerungen zurück kamen und mit ihnen natürlich auch prompt der Schmerz. Das Licht ihm Wohnzimmer war gedämpft, sie alle würden etwas grelleres nun nicht vertragen und derweil sich der Rothaarige auf der Couch in einer der Ecken zusammenrollte, eine Decke um die Schultern, saß Kaoru auf dem Boden, Kyo auf dem Sessel vor ihm. „Ich denke... ich sollte ganz von vorn beginnen, meine Sicht der Dinge zu schildern. Kyo... wird einspringen, wenn ich nicht in der Lage bin die Lücken vollständig zu füllen. Ist das okay?“ Ein Nicken von den beiden anderen Männern, doch der Blonde würde sich seinem Leader nun sowieso zu Füßen werfen... warum war er ihm nicht früher aufgefallen, dieser erdrückende Schmerz, welcher in jeder der langsamen Bewegungen lag? Sein Blick war auf die feinen Hände fokussiert, die behutsam die Socke von seinem Fuß schälten, dann verharrten, derweil Kaoru die Wunde betrachtete und anschließend sacht weiter arbeitete. Erschöpfung steckte in jeder einzelnen, gottverdammten Zelle seines Körpers, doch wie sehr sein Leib auch drängte, sein Geist konnte sich nicht beruhigen, schlich umher, wie ein gefesseltes, aufgebrachtes Tier, immer wieder leise grollend. Zur Hölle... es würde eine lange Nacht werden. End – Desolate [1] Dir en grey – Undecided we won't be seperated I don't want us to be seperated, but your words pierce deeply through my heart don't you see? we won't be seperated I don't want us to be seperated, but the waves erase your footsteps again, one by one (für die Richtigkeit der Übersetzung übernehmen wir keine Gewähr.) [2] Hyde – Evergreen [3] BSB – Something that I already know Kapitel 17: Part – XV Surrender ------------------------------- Part – XV Surrender 30.01.2001 Das Zimmer lag im Dunkeln verborgen, denn die zugezogenen Jalousien verhinderten, das die schwachen Strahlen der Sonne in den Raum drangen, sich den Schatten entgegen stellten, sie bekämpften, damit der Schlafende bemerkte, dass der neue Morgen herangebrochen war. Allerdings bewegte sich die Gestalt in dem Bett, drehte sich von einer Seite auf die Andere, wirkte unruhig, murmelte undeutliche Worte, geboren durch den Zustand, in welchem sie sich befand, fern ab der Realität, gefangen in Morpheus Armen. Die schnelle Atmung ließ deutlicher werden, dass die Träume des Ruhenden nicht die gewünschte Wirkung, welche der Schlaf eigentlich mit sich brachte, erfüllten, sondern das Gegenteil. Die geschlossenen Lider des jungen Mannes zuckten, der Kopf wurde geschüttelt, die Hände in den Laken verkrampft und mit einem Mal schoss der Oberkörper nach vorne, saß der Schwarzhaarige aufrecht, die Lippen zu einem stummen Schrei geöffnet, seine Augen geweitet, ehe er kraftlos zurück in die Kissen fiel. Nur langsam beruhigte sich der soeben Erwachte wieder, erkannte mit den wandernden Zeigern der Uhr, das die schrecklichen Bilder seiner Phantasie entsprungen waren, fernab von dem hier und jetzt, Hirngespinste, gesponnen wie das Netz einer Spinne, ob all der Dinge, welche in der letzten Zeit geschehen waren und es war unglaublich befreiend, dieses Wissen, welches all die schlimmen Gedanken in Vergessenheit geraten ließ. Mit jeder Minute die verging, schwand der bittere Ausdruck auf dem Gesicht des Bassisten mehr und mehr, folgte einem der Erleichterung, wurden die Lider abermals geschlossen, sich entspannt und wieder in die Decke gekuschelt, um vielleicht noch ein wenig zu Schlaf zu finden. Doch etwas war anders, der wärmende Körper, der sonst neben ihm ruhte, fehlte und automatisch glitt die Hand des Schwarzhaarigen auf die andere Seite des Bettes, tastete suchend über die Laken, zog sich zurück, als sie nichts fand, wurden die Augen wieder geöffnet, blickten neben sich. Nur langsam gewöhnte sich der Langhaarige an die noch immer vorherrschende Dunkelheit, bestätigten die braunen Opale erst nach weiteren Sekunden, was sein Arm schon erkannt hatte, der Jüngere lag wirklich nicht mehr neben ihm und musste schon aufgestanden sein. Dies war an sich kein Problem oder auch in anderer Hinsicht etwas, worüber sich jemand Gedanken machen würde, dennoch für Toshiya eine ungewohnte Situation, weswegen sich seine Augenbrauen in leichter Irritation zusammen zogen. Seit sie dieses Zimmer teilten, war meist er es, welcher als erstes erwachte, schon aufgrund der Tatsache, das Shinya noch immer diese Schlaftabletten nahm. Natürlich kam es auch vor, dass sie zur selben Zeit das Reich der Träume verließen, gemeinsam aufstanden, aber eine Seltenheit dagegen war es für Shinya, vor ihm auf zu sein und wenn es doch vorgekommen war, hatte dieser wenigstens die Jalousien geöffnet, etwas, dass heute nicht der Fall war, eine Ausnahme in ihrer sonstigen Routine und im ersten Moment beunruhigend. Jedoch zuckte der Bassist lediglich mit den Schultern, wahrscheinlich hatte der Drummer es nur vergessen, verübeln würde er es ihm nicht, hatte sein Freund schließlich genügend andere schwerwiegendere Sorgen, als an so etwas zu denken. Würde eben er selbst dafür sorgen, das der neue Tag den Raum begrüßen konnte und entgegen seinem eigentlichen Vorhaben, erhob er sich nun doch, denn schlafen konnte er jetzt sowieso nicht mehr. Die Schalusien nach oben schiebend, um der morgendlichen Sonne Einlass zu gewähren, blinzelte er leicht, ob des fahlen Lichtes, welches plötzlich in seine Augen drang, jedoch im nächsten Moment hinter dichten Wolken verschwand und sich der Schneefall verstärkte. Tief atmete der Bassist die kühle frische Luft in seine Lungen, nachdem er auch die Fenster geöffnet hatte, betrachtete sich währenddessen die wunderschöne schneebedeckte Landschaft, welche sich vor ihm erstreckte, lächelte den glitzernden Eiskristallen entgegen, die leicht funkelten, ehe er sich von dem Anblick los riss um das Bett zu machen. Allerdings blieb der Schwarzhaarige stocksteif stehen, nachdem sich seine Augen auf das Kissen seines Partners gelegt hatten, spürte, wie sein Herz nahezu aussetzte, nur um dann mit doppelter Geschwindigkeit weiter zu schlagen. Dort auf dem feinen Bettbezug, wo zuvor noch Shinyas Kopf geruht hatte, lag ein Brief, hatte er diesen zuvor gar nicht bemerkt, drohte Panik den Älteren zu übermannen und ließ ihn Schreckliches erahnen, doch beim zweiten Hinsehen, erkannte er ein winziges Detail, welches ihm erst jetzt aufgefallen war. Der Umschlag des Briefes war nicht in einem Perlmut, sondern ganz schlicht, in einem reinen Weiß gehalten, eine Tatsache, die den angehaltenen Atem aus seinen Lungen entweichen ließ. Dieser schien von jemand anderen zu stammen, sprach gegen die Annahme, er könnte von diesem Stalker sein und der Bassist hatte die Vermutung, dass das Schreiben vielleicht von Shinya war. Zwar kannte Toshiya nicht den Grund, den sein Freund haben könnte, ihm in dieser Form Nachrichten zu hinterlassen, doch würde er dies sicherlich gleich erfahren. Der Musiker trat näher zu der Schlafstätte, nahm das Papier an sich und öffnete es. Wahrscheinlich war der Braunhaarige in die kleine Stadt gegangen, um ein paar Besorgungen zu machen und hatte ihm aus Voraussicht diesen Brief da gelassen, damit er sich keine Sorgen machen würde, denn die machte sich der Ältere ständig, selbst wenn es keine Gründe dafür gab. Kurzerhand entnahm der Bassist das Schreiben aus dessen schützender Hülle, doch noch etwas Anderes schien sich in dieser befunden zu haben, fiel heraus und bevor es auf den Boden treffen konnte, griff er reflexartig danach. Die Stirn des Schwarzhaarigen legte sich in Falten, während er verwirrt auf den Gegenstand in seiner Hand starrte Er kannte dieses filigrane Schmuckstück, es gehörte Shinya, aber warum hatte dieser es hier gelassen und vor allen Dingen, mit in den Umschlag gelegt? So sehr der Ältere auch darüber nachdachte, ihm wollte nichts einfallen, aber vielleicht würde er es auf eine andere Weise erfahren, weswegen er begann, die Nachricht auseinander zu falten, um die Worte zu lesen, welche dort in einer sauberen Handschrift nieder geschrieben waren und er die Bestätigung erhielt, dass der Drummer die Nachricht hinterlassen hatte. Jedoch, kaum das die braunen Seen Zeile um Zeile erfassten, die knappen Worte in sich auf nahmen, kehrte die Panik in ihn zurück, wurde der Bassist von einer Sekunde auf die Andere immer blasser, bis er ganz einfach fiel, seine Beine einknickten, ihn nicht mehr hielten. ‚Es tut mir leid, ich muss dich bitten ohne mich zurück zu fliegen. Ich kann es dir nicht besser erklären, aber ich werde all dem ein Ende bereiten. Verzeih mir, Shinya’ Seine Lippen öffneten sich, doch schlossen sich sogleich wieder, er war unfähig auch nur eine Silbe zu sprechen, zu schockiert, ob des eben Gelesenen, bis sich ein ersticktes Schluchzen aus seinem Rachen brach. Der gesamte Leib des Braunäugigen begann zu zittern, so heftig, das er seinen Oberkörper nur mit viel Mühe aufrecht halten konnte, während eine einzelne Träne an seiner Wange hinab perlte, der Brief seinen erstarrten Fingern entglitt und auf den ausgekühlten Laken liegen blieb. Es war nur ein böser Traum, entsprach nicht der Wahrheit. Nein... Shinya hatte dies nicht getan... nein nein nein. Phrasen die ihn bedrängten, versuchte der Bassist sich selbst davon zu überzeugen, das sein Freund unmöglich diesen Weg gegangen sein konnte, doch das verhängnisvolle Stück Papier, welches sich noch immer vor ihm befand, zeugte von einer gänzlich anderen Sprache. ‚Nein Shinya, nein, dass... niemals’ Immer wieder wiederholten sich diese Worte in den Gedanken des Älteren, unfähig zu glauben, das der Jüngere diesen Schritt wirklich vollzogen hatte, während sich die Hand, welche noch immer die Kette fest umschlossen hielt, gegen seine Brust presste. Die Verzweiflung drohte Toshiya nahezu zu ersticken, spürte er, wie sein Herz immer mehr zu schmerzen begann und in einem Ruck hatte er sich erhoben, eilte aus dem Raum, hinunter in das Wohnzimmer, die Küche, den Keller, klapperte jeden noch so kleinen Winkel ab, immer wieder den Namen des Drummers rufend, doch es erfolgte keine Antwort. Allerdings gab der Musiker nicht auf, versuchte es weiter, immer noch in dem Glauben, dies alles wäre einem schlechten Film entsprungen. Der Schwarzhaarige konnte es einfach nicht fassen, trotz des eindeutigen Beweises. Die Übelkeit, der bittere Geschmack in seinem Mund erschwerten es ihm zusätzlich, der Bassist wusste nicht mehr was er tun sollte, war schlicht und ergreifend am Ende und dennoch, Toshiya raffte sich ein letztes Mal auf, rannte in sein Zimmer, zog sich so schnell es ihm möglich war um. Einen Herzschlag lang verharrte der Bezopfte allerdings, blickte mit einem mehr als verzweifelten Gesicht auf den Anhänger, dessen deutliche Spuren in seiner Hand zu erkennen waren, da er ihn seit seinem Fund nicht losgelassen hatte. Er legte sich die Kette um, strich noch einmal mit den Fingern über das Kreuz, in Gedanken bei Shinya, schwor sich diesen zu finden, ehe er in eilenden Schritten den Raum wieder verließ und in seiner Hektik, beinahe die Treppen hinab stürzte. In nur mehr als einem Bruchteil an Sekunden, war er wieder im Erdgeschoss angelangt, schlüpfte in seine Schuhe, zog seine Jacke notdürftig über, schnappte Geistesgegenwärtig die Hausschlüssel und sein Handy, ehe die Tür in einem unnatürlich lauten Krachen hinter ihm ins Schloss fiel. ~~~~~~~ Die Armee an Schneeflocken hatte sich in den Stunden des frühen Morgen neu organisiert und fiel nun in einer wahren Invasion auf das kleine, friedlich schlafende Ellon hinab, legte sich auf Dächer und Terrassen, abgedeckte Blumenkübel und Fahrzeuge. Sanft taumelten sie im fahlen Licht, ihr blendend helles Kleid nun mehr silbrig, als sie in einem Reigen auf den Straßen landeten, dort die wenigen Fußspuren überdeckten, die sich in die dichte Decke aus Kristallen gedrückt hatten. Inmitten dieser Stille wirkte die kleine Bushaltestelle verloren, doch sie war nichts gegen Shinya, welcher auf einem der kleinen Hocker saß, die braunen Augen unsehend auf das gegenüberliegende Gebäude gerichtet. Sein langes Haar war feucht, in einen engen Zopf geflochten, seine Kleidung perfekt, hell, als würde er versuchen eins mit seiner Umgebung zu werden – würde er einfach einschlafen, wenn der Schnee weiterhin auf ihn hernieder fiel? In seinen schmalen Fingern hielt er einen Bogen Papier, sorgfältig gefaltet und in einem dunklen Blau, das einzige, dass hervor stach. In ihm standen Anweisungen, die der Drummer zu befolgen hatte, wenn er Toshiya und die Anderen schützen wollte, das letzte Ziel, welches der schlanke Mann in seiner dunklen Realität umsetzen wollte, es war ihm gleich, was mit ihm selbst geschehen würde, solange er sicher sein konnte, dass denjenigen, die er mit jeder Faser seines Seins liebte, nichts geschah. Trotzdessen dieser Gleichgültigkeit seiner eigenen Person wegen, gab es noch die gegensätzliche Seite, die Empfindung, die ihm sagte, dass das, was er hier tat so ungeheuer falsch war, dass es keine Garantie gab, dass alles in Ordnung sein würde, wenn er sich nun opferte, aber die Hoffnung war größer. Sie war alles, was dem Braunäugigen geblieben war. Eine Träne rollte stumm über seine Wange, ihr Weg brannte auf der kalten Haut, der zweite Akt einer Folter, die sich Shinya selbst auferlegt hatte, in der letzten Nacht. Sie hatten sich beruhigt, irgendwann, nach Stunden, in welchen sie nicht voneinander lassen konnten, in denen sie nur auf dem Bett lagen, ohne sich zu bewegen oder miteinander zu sprechen. Toshiya schließlich hatte ihn abermals geführt, in das Wohnzimmer herunter gebracht, einen Tee aufgesetzt, die Blumen in eine Zeitung eingewickelt, fortwerfen wollte sie der Bassist nicht, sie waren ein Beweis, doch er hatte sie so weggelegt, dass sie sie nicht mehr sahen. Der Ältere war es auch, der ihn aus seiner Kleidung schälte, ihm stattdessen eine Hose und einen dicken Pullover brachte, beides gehörte dem Schwarzhaarigen und er versank darin, aber allein die Geste half, sodass er seinem Partner ein sanftes, wenn auch wackliges Lächeln schenken konnte, als dieser ihn wieder in den Arm nahm. Die Nähe zu dem Größeren hielt ihn in diesen Stunden bei wachem Verstand, erlaubte ihm, über seinen Entschluss nachzudenken, ihn mehr und mehr zu festigen, bevor er vor sich selber zurück schrecken konnte. Shinya hatte den Anderen zärtlich geküsst, als er aufgestanden war, um eine weitere Kanne des heißen Getränkes zu bereiten, ein Vorwand, damit sein Freund ihn nicht weinen sah. Er hielt das wichtigste und wertvollste in seinen Händen, dass er sich vorstellen konnte... er hielt die Liebe Toshiyas darin und dennoch war er bereit sie aufzugeben... bei den Göttern, warum tat er das? Weil es der einzige Weg war, den er noch sah... das letzte Ende, dass geschrieben werden konnte. Seine Tabletten lagen in der Küche, genau in dem Schubfach unter seinen Fingern, zum greifen nah und während der Wasserkocher zu brodeln begann, schloss der Drummer die Augen, flehte stumm um Verzeihung. Eine halbe der kleinen Pillen zerstieß er, gab sie in das Glas seiner Liebe... er konnte nicht riskieren, dass dieser erwachte und ihn aufhielt. Er glaubte ersticken zu müssen, als er beobachtete, wie der Andere den Tee trank, sich vertrauensvoll in seinen Schoss legte, mit den Fingern immer wieder über sein Gesicht spielte, ihn herunter lockte, dass sie sich behutsam küssen konnten und er beobachtete mit einem krampfenden Unterleib, als Toshiya gähnte, den Kopf kreisen ließ, um sich zu entspannen. Seine Hand war eiskalt, als sie von dem Größeren umschlossen wurde, etwas von dem er fürchtete, es würde ihn verraten, doch der Langhaarige hatte sie nur mit den Lippen gewärmt, nachdem sie unter die schwere Decke gekrochen waren. Toshiya war friedlich eingeschlafen ohne seine Finger loszulassen, derweil er bittere Tränen geweint und bebend über die Konturen seines Partners gestrichen hatte. Es tat ihm so leid. Seine Schultern schüttelten sich unter seinem unterdrückten Schluchzen, selbst mit Hilfe der Medikamente war nicht zu hundert Prozent gesagt, wie tief der Bassist schlafen würde und dennoch wagte er es ihn zu küssen, es war eine der letzten Berührungen, die ihm vor Anbruch des Morgengrauen gewährt waren. Mitten in der Nacht lief der Braunhaarige dann ohne ein wirkliches Ziel durch das Haus, blieb an den Türen zum Wintergarten und der Terrasse stehen, beobachtete, wie sich das schwache Licht ihrer Hauslampe in dem Schnee brach, Schatten zeichnete, die sich zu bewegen begannen, wenn er seinen Blick zu lange darauf gerichtet hielt. Doch in diesen hatte er den Umschlag gefunden, in ihnen die weich geschriebenen Worte gelesen, die eine Rückkehr unmöglich machten und so hatte er sich im nahenden Sonnenaufgang gewaschen und angezogen, war dann in das Wohnzimmer hinunter gegangen, um eine Nachricht an seinen Freund zu verfassen. Minutenlang hatte er auf das leere Blatt gestarrt, nichts konnte ausdrücken, was er sagen wollte oder empfand, weswegen das letztlich Stehende einen nüchternen Touch inne hielt, dennoch hoffe Shinya inständig, dass Toshiya verstehen würde, warum er das hier tat. Den kleinen Brief legte er sorgsam in einen Umschlag, dann berührte er das Kreuz um seinen Hals, blickte auf, um seine eigenen Augen in den Glasscheiben der Schrankwand zu treffen, welcher er gegenüber saß. Er wollte Toshiya etwas von sich geben, etwas, dass dem Älteren helfen würde, dass ihm selber sehr wichtig war... warum also nicht sein Schmuckstück, zu welchem er diese besondere Verbindung empfand und das indirekt Auslöser ihrer ersten, tieferen Begegnung gewesen war? Sacht öffnete er die filigrane Kette, ließ sie in seine Handfläche fallen, um sie dann zu dem Brief in den Umschlag zu legen, welchen er auf dem Tisch platzierte. Er war schon beinahe bei der Tür, als er sich noch einmal herum drehte – so konnte er einfach nicht gehen! Den Brief hielt er in seinen zitternden Fingern, während er sich neben dem Bett nieder kniete, seinen Kopf einen Moment lang neben dem von Toshiya ruhen ließ, diesen einfach nur ansah. „ Ich wünschte, ich müsste dir dies hier nicht antun...“ Ein leises Wispern, bevor er die warmen Lippen mit den seinen streifte, hörte, wie der Ruhende leise seufzte, sich enger in die Decken schmiegte, derweil er den Umschlag auf sein kaltes Kissen legte, in der Tür das letzte Mal verharrte, dann das Haus verließ. Das Geräusch eines tiefen Motors riss ihn zurück und ließ ihn den Kopf heben, die Tränen davon wischen, die sich in ihnen gesammelt hatten, bevor er sich erhob und das weiße Pulver von seinem Mantel streifte, um verschleiern zu können, wie lange er hier schon saß. Der Bus kam behände näher, hatte Schwierigkeiten sich durch die ungeräumten Straßen zu bewegen, die Scheinwerfer kaum in der Lage, ordentlich Licht zu spenden. Im Näherkommen wurde Shinya sich bewusst, dass das Gefährt drei große blaue Streifen auf der Seite besaß und dass er einen solchen Bus auch schon in England in der Nähe ihres Hotels gesehen hatte – seine Gedanken machten wirklich sehr seltsame Sprünge. Die Bremsen quietschten leise, als der Fahrer stoppte, der gesamte Bus ächzte und schnaufte, dann erst öffneten sich die Türen. Shinya atmete tief ein, streckte einen Arm aus, um sich an der mittleren Stange zu halten, derweil er die drei kleinen Stufen hinauf stieg, eine Fahrkarte löste. Sein Gegenüber war ein gemütlicher Mann mittleren Alters, der unter seinem Vollbart ein warmes Lächeln trug, dass auch an ihn gerichtet wurde und welches er nur unter großer Anstrengung erwidern konnte, während er sich bedankte, den Rest seines Geldes sicher verwahrte. Ein letztes Mal noch blickte er die Straße zu dem Haus hinab, in der Brust eine Hoffnung, deren Ursprung er sich nicht erklären konnte, was erwartete er? Das Toshiya plötzlich und wie aus dem Nichts erscheinen und ihn ein weiteres Mal retten würde? Sehr unwahrscheinlich. Nein, die Verantwortung seiner Entscheidung musste der Drummer vollkommen für sich alleine tragen. ~~~~~~ Hektisch und ohne wirkliches Ziel lief der junge Mann einfach los, blickte um sich, doch nichts, er konnte seinen Freund nirgendwo entdecken. Ihr Mietwagen stand unberührt vor der Tür, der einzige Anhaltspunkt darauf, das Shinya zu Fuß unterwegs war, etwas, das dem Älteren sagte, das der Braunhaarige noch nicht weit gekommen sein konnte Tief in seinem Inneren wollte er noch immer nicht glauben, das der Zierlichere diesen Schritt getan hatte, war versucht sich einzureden, dass dieser nur zu dem Bäcker gegangen war und jede Sekunde wieder vor ihm stehen würde, doch er wusste, alles nur eine Träumerei, denn die Wirklichkeit sah anders aus. Toshiya fühlte sich so hilflos, hatte keine Ahnung, wo er überhaupt anfangen sollte, nach dem Jüngeren zu suchen, konnte nur hoffen, ihn hier irgendwo zu entdecken, er hatte keine andere Wahl. Seine Schritte lenkten ihn weiter die Straße hinab, kehrte er jedoch nach wenigen Metern zurück, lief in die andere Richtung, nur um dann wieder vor ihrem Ferienhaus stehen zu bleiben. Direkt gegenüber bemerkte der Musiker eine junge Frau, welche Gepäckstücke in den Kofferraum ihres Autos lud. Die Braunhaarige erweckte den Eindruck, als sei sie schon eine Weile damit beschäftigt und vielleicht hatte sie seinen Freund gesehen? Es gab nur einen Weg dies herauszufinden, der Bassist musste sie fragen, weswegen er ansetzte auf die gegenüberliegende Straßenseite zu wechseln, dies jedoch tat der Musiker ohne nachzudenken und auf den Verkehr zu achten. Ein wildes Hupen ließ den Schwarzhaarigen zusammenschrecken und als er sich dem Geräusch zu wand, sah er ein Auto, welches gerade noch vor ihm zum stehen gekommen war. Der Fahrer hatte das Fenster heruntergekurbelt, starrte durch die Windschutzscheibe wütend auf den Mann vor sich und beschimpfte diesen. Der Langhaarige jedoch war so neben sich, das er zuerst gar nicht wusste, wie ihm geschah, einen Moment brauchte, ehe leise Worte der Entschuldigung seinen Mund verließen, diese allerdings konnte sein Gegenüber nicht verstehen, denn der Braunäugige hatte in seinem Schreck wohl einfach vergessen, dass die Engländer kein Japanisch verstanden. Der Blonde blickte den Jüngeren vor sich unverständlich an, schüttelte dann ungläubig den Kopf, als sein Gegenüber sich einfach von ihm wegdrehte und weiter ging als wäre nichts geschehen. In seinem Zorn über solch ein Verhalten rief der Engländer dem davon Eilenden nach, dass dieser gefälligst besser aufpassen sollte, ehe er den Motor seines Wagens wieder startete um weiter zu fahren, im Stillen die Unachtsamkeit mancher Leute verfluchend. Toshiya indes hatte den Vorfall schon wieder vergessen, die Worte des Älteren gar nicht mehr gehört, war zu sehr darauf fixiert, das Gebäude zu erreichen vor welchem er die Frau erblickt hatte, mit nur einem Gedanken in seinem Kopf, er musste Shinya finden. Nach wenigen Schritten hatte der junge Mann sein Ziel erreicht, blieb vor dem silbernen Bentley stehen, doch von der Brünetten fehlte jegliche Spur, schien diese zurück in das Haus gegangen zu sein, konnte er sehen, dass die Türe offen stand, weswegen er beschloss zu warten. Innerlich versuchte der Bassist seine Nerven zu beruhigen, während er stumm darum flehte die Langhaarige würde endlich wieder kommen, denn die Zeit ran ihm davon und als würde sein Wunsch erhört werden, konnte er sich ihm nahende Stimmen hören. Der Japaner blickte zu dem Eingang und erkannte die Langhaarige, welche mit einer Kiste in den Armen gerade die Treppen herunter kam. Ohne an sich halten zu können, ging der Musiker schnellen Schrittes auf die andere Person zu, bemerkte jedoch wie sich die grünen Augen überrascht und leicht erschrocken weiteten, als sie ihn erblickten, weswegen er stehen blieb, die Frau war es sicherlich nicht gewohnt, dass ein Wildfremder geradewegs auf sie zugestürmt kam. „Ex....excuse me miss. I don´t want to bother you but I have a question.” “Oh…but I´m not sure if I can help you.” “I am not sure either but…you are my only hope. See me and my friend we are here in holiday and we live in the house on the other side of this street.” Toshiya deutete auf die andere Seite und bemerkte wie sein Gegenüber nickte, ihm zwar aufmerksam zuhörte doch erkannte er auch den konfusen Ausdruck auf dem Gesicht der Kleineren, weswegen er sogleich weiter redete. „This friend of mine he is gone this morning but I don´t know wich time it was and I have to find him because I am worried about him. It is very urgent so can you tell me if you saw him?” “How does he look like?” Der Bassist versuchte so gut es ihm möglich war den Jüngeren zu beschreiben, erzählte der Frau dessen Haarfarbe, Statur und Größe in voller Hoffnung diese hätte ihn gesehen. Die Brünette schien nachzudenken, konnte er sehen wie sich ihre Stirn in leichte Falten legte. „I don´t know for sure because there are very often people on the street how should I know which one your friend was?” “I…I know but please think again. He is also japanese and I am sure he is very easy to recognize.” In all seiner Verzweiflung war der Größere der Frau näher gekommen, hatte seine Hände auf ihre zierlichen Schultern gelegt und rüttelte sie leicht, bemerkte erst gar nicht die Panik auf ihrem Gesicht. „I...I ´m sorry but I don´t remember any guy who does look like your friend. Pl…please let go of me.” “Honey is something wrong? Hey what are you doing to my wife? Let go of her!” Nur wage hörte Toshiya die neuhinzugekommene Stimme eines Mannes, erblickte diesen knapp hinter der Grünäugigen, als dieser ebenfalls aus dem Haus kam und augenblicklich ließ er seinen Gegenüber los, schreckte zurück als hätte, er sich die Finger verbrannt. „So...sorry...I am very sorry... it... it wasn´t my intention to scare you but please I need your help.“ “It is… okay. I understand that you are worried. Paul I am fine he hasn´t done anything to me. He is searching for his friend and asked me if I have seen him but I can´t remember. They are here in holiday and live opposite from us. Maybe you saw his friend?” “Hm yes there was someone. I saw him come out of the house and he did look kinda like you, I mean his japanese features. But why are you searching for him?” “I…he might be in danger…so I…please Mister tell me which way he is gone? I have to find him!” Der Kurzhaarige zögerte für einen kleinen Moment, doch er schien zu erkennen, wie verzweifelt der junge Mann vor ihm war, weswegen er leise seufzte. “Ok I tell you. He went down the road and then turned left but this was about thirty minutes ago.” “Really? Thank you so much I am very grateful. Thank you.” Toshiya verbeugte sich mehrmals vor dem fremden Ehepaar, ehe er sich abwand und so schnell ihn seine Beine tragen konnten, in die Richtung rannte, welche der ältere Mann beschrieben hatte. Er war so dankbar für diesen kleinen, jedoch bedeutungsvollen Hinweis, zwar war bereits einige Zeit vergangen, doch seine Chance Shinya zu finden, bevor dieser in sein Verderben lief, war gestiegen. Der Musiker bog nach wenigen Metern ebenfalls nach links in die Seitenstraße ein, blieb dann kurz stehen versuchte sich zu orientieren, ehe er von weitem eine Haltestelle erblickte. Wenige Menschen schienen dort auf den Bus zu warten und schon wollte er seine Augen wieder abwenden von den fremden Leuten, als er plötzlich eine Gestalt bemerkte, welche in sich versunken auf einem der Sitzmöglichkeiten des Wartehäuschens saß. Das heitere Schneetreiben erschwerte es dem Bassisten auf anhieb die Person zu erkennen, weswegen er sich weiter vorwärts bewegte und je näher er kam, um so mehr verbesserte sich seine Sicht. Automatisch beschleunigten sich seine Schritte, er hatte ihn erkannt, dass... es war Shinya, sein Engel, er war noch nicht fort und Toshiya konnte ihn noch erreichen. Immer schneller bewegte sich der Schwarzhaarige auf die Haltestelle zu, sah von weitem wie ein Bus einige Meter vor ihm aus einer Seitenstraße fuhr und sich den wartenden Menschen näherte... verdammt, er war zu langsam! Das Fahrzeug hielt, der Fahrer öffnete die Türen und die ersten Personen stiegen ein. Der Bassist konnte sehen, wie auch Shinya sich erhob, den Schnee von seinem weißen Mantel klopfte, dann auf das große Gefährt zu ging. Die Augen des Schwarzhaarigen weiteten sich... nein, er durfte seinen Freund jetzt nicht dort einsteigen lassen, er war ihm doch schon so nah, aber immer noch viel zu weit weg, um ihn erreichen zu können. Toshiya, fing an den Namen des Drummers zu rufen, so laut er konnte, dies immer wiederholend, rannte voller Panik auf den wartenden Bus zu, stolperte, doch fing sich mit den Händen ab stand wieder auf und lief sogleich weiter. Der Braunhaarige hörte ihn scheinbar nicht, denn er war gerade dabei, ohne zu reagieren, in das öffentliche Verkehrsmittel einzusteigen. „Shinya, Shinya nein! Bitte warte!” Seine Lungen brannten und er hatte das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen, doch er musste unbedingt diesen Bus erreichen, in welchem er so eben seinen Freund verschwinden gesehen hatte. Noch immer trennten den jungen Mann mindestens hundert Meter von der Haltestelle und mit Schrecken sah er wie sich die Türen des Gefährtes schlossen. „Nein... nein, wartet, please wait!“ Seine Rufe blieben ungehört, konnte er nur noch zusehen, wie der Fahrer den Blinker setzte, ausscherte und davon fuhr. An Ort und Stelle ließ sich der Schwarzhaarige auf die Knie fallen, ignorierte die Feuchtigkeit und Kälte des Schnees. Seine Hände ballten sich zu Fäusten, während sich Tränen aus seinen Augen stahlen... er hatte es nicht geschafft, war zu spät... warum nur hatte er das Verschwinden Shinyas nicht früher bemerkt? Hätte sein Alptraum ihn nicht früher wecken können? Warum nur war er nicht gleich diesen Weg gegangen und warum hatte der Fahrer nicht gewartet? Ein Schluchzen kroch seinen Rachen empor und verzweifelt schlug er auf den harten, schneebedeckten Untergrund. Das durfte einfach nicht wahr sein, man hatte ihm seinen Engel förmlich aus den Armen gerissen, wo er doch so kurz davor war, ihn aufzuhalten. „Verdammt!“ Trotz all seiner Verzweiflung wollte er nicht aufgeben, durfte nicht aufgeben, rappelte sich deswegen auf, bis er wieder auf den Beinen stand, rannte dann den Weg, welchen er gekommen war zurück. Er musste so schnell wie möglich zu ihrem Mietauto, durfte keine Zeit mehr verlieren, denn jede Sekunde zählte und kaum hatte er den Wagen erreicht, begann er panisch nach den Schlüsseln zu kramen. Bei Gott, er musste sie einfach einstecken haben! Minuten schienen für ihn zu vergehen in welchen er all seine Taschen durchsuchte, dann endlich fand er das Objekt seiner Begierde in seiner Jacke, öffnete mit zitternden Fingern das Türschloss und war keinen Augenblick später schon hinter dem Lenkrad, startete augenblicklich den Motor und fuhr, ohne sich anzuschnallen, einfach los. Im Stillen betete er dafür, den Bus wieder zu finden, eine geringe Chance, dass wusste Toshiya, doch seine Hoffnung lag bei den derzeitigen Wetterbedingungen. ~~~~~~ Der Motor rumpelte gleichsam unter ihm, fast wie ein Wiegenlied und kombiniert mit der Wärme und dem behäbigen Schaukeln, lockte es Shinya zurück in die Dunkelheit des Schlafes und beinahe war er versucht nachzugeben, einfach, damit er dem ruhenden Gesicht seines Freundes entfliehen konnte, auch wenn er bezweifelte, dass ihm dies gelingen würde. Der Schneefall war stärker geworden, hatte sich zu einem Sturm zusammengebraut, dessen Kraft an den klappernden Fenstern zehrte, weiße Kristalle kleinen Kanonenkugeln gleich gegen diese warf, Licht wurde in diesem Grau vollkommen absorbiert, doch es interessierte ohnehin nicht, was außerhalb des Busses vor sich ging. Der Drummer war in jenen Zustand der Taubheit zurückgefallen, der ihn auch nach dem Tod von Miyu ereilt hatte, kaum etwas registrierte in seinem Geist, doch Shinya nahm an, dass es sowieso nicht mehr wichtig war – auch wenn er tief in seinem Inneren glaubte, Toshiya hätte nach ihm gerufen. So etwas Unsinniges! Eine Träne löste sich aus einem der Augenwinkel, doch der Drummer strich sie sacht davon noch bevor sie die Chance dazu hatte, eine Spur auf seiner bleichen Haut zu hinterlassen, dann setzte er seine Kopfhörer auf, um sich in der Musik zu verlieren, die braunen Augen leblos auf die elektronische Anzeige des Fahrzeugs gerichtet. Der Weg zog ungeachtet an ihm vorbei, seine Schläfe war eiskalt, wo sie gegen die Scheibe ruhte, wie viele kleinere Dörfer und Städte sie durchquerten, wie endlos die Straßen waren... es war alles so nichtig... mit jedem Meter löste sich sein Leben auf. Um ihn herum bewegten sich die anderen Fahrgäste, unterhielten sich leise, lachten und nahmen das schlechte Wetter mit dem guten Humor eines Menschenschlages, der diese Umstände seit Jahren gewöhnt war, während sich der Langhaarige fühlte, als würde er in einer dieser Schneekugeln gefangen sein. Die gesamte Zeit über hatte er sicher behütet in einem Regal gestanden, doch nun war das kleine Kind, dass ihn bisher nicht erreichen konnte, die Hürde hinauf geklettert und hatte ihn herunter geworfen, wo das zerbrechliche Glas seiner Kugel in tausend Teile zersprungen war. Und er hatte nichts dagegen tun können, festgehalten auf seinem Platz, in der zerstörten Hand noch immer die kleine Blume, die er jemand nicht Sichtbaren hinhielt. Die matt gelbe Anzeige des Busses verschwamm erneut, weswegen sich der schlanke Mann aufrecht hinsetzte, seine Konzentration darauf fixierte, zu lesen, was dort stand, aber stattdessen umfingen ihn nur die Worte des Songs, welchen er in diesem Moment hörte. '... all he needed was a gentle heart... to lead him through the dark...' [1] Bebende Finger fanden den Weg zu seinen Lippen, um das Wimmern hinter ihnen geschlossen zu halten, die Lider fest aufeinander gepresst, derweil die andere Hand hektisch suchte, die schwere Musik abzuschalten, sie abrupt zu töten, was ihm erst gelang, als er den Player so heftig gegen die Lehne schlug, dass sich das Fach für die Batterien öffnete, diese hinaus fielen. Shinya wollte sich gerade herab beugen, um sie hochzuheben und zu verhindern, dass sie durch den gesamten Bus rollten, da wurden sie ihm von einer kleinen Hand entgegen gehalten und als er den Kopf hob, traf sein Blick auf ein paar erschütternd hellblauer Augen, die ihn musterten, als würden sie geradewegs in seine zerschmetterte Seele blicken können. „Are you okay?“ Er nickte leicht, hob seine Finger, um die Batterien entgegen zu nehmen, derweil das kleine Mädchen die Stirn kraus zog, eine Geste, die nicht zu ihrem Alter passte und die sie sich mit Sicherheit bei den Erwachsenen um sie herum abgeschaut hatte. „Why do your hands tremble then?“ „I'm a little cold.“ Ihr Mund öffnete sich mit einem Laut des Verstehens und wandelte sich einen Herzschlag später in ein bezauberndes Lächeln, als sie seine Hand umschloss und sanft warmem Atem darüber blies, mit dem Daumen leicht über die Innenfläche strich. „Any better yet?“ Shinya vermochte nur zu nicken, er würgte an seinem Atem und den Tränen, die seine Augen füllten – es schien, als würde er zu nichts anderem mehr in der Lage sein, nur noch dieses erbärmliche Zeichen seiner Hoffnungslosigkeit, seines Versagens. Das Mädchen bemerkte von seinem inneren Chaos nichts, dass zumindest erflehte sich der Langhaarige in seinen Gedanken, derweil die Blonde auf den Stuhl neben ihm kletterte, ihn regelrecht anstarrte. „You are very pretty. My mom says pretty persons should not be alone. Why are you alone?“ Sacht verstaute er seinen Player, faltete dann die Hände auf seinem Schoss, um zu verhindern, dass sie noch stärker zu zittern begannen, als ohnehin schon. „I have some things to do.“ „Oh! Like going to school every day?“ Ein sanftes Schütteln seines Kopfes. „No... rather going to... help and protect.“ „Woah... that's so cool! You sure are strong even if you are pretty, ne? My mommy says I'm strong too!“ Ein trauriges Lächeln zeichnete sich auf den blassen Lippen ab, dann hob Shinya sacht die Finger um leicht über das blonde Haar zu streichen. „I am sure that you are.“ Sein Halt wurde angezeigt und so nickte er dem kleinen Engel zu, verbeugte sich leicht vor ihr, was ihm ein strahlendes Lächeln einbrachte, dann drehte er sich herum und ging den kleinen Gang entlang zu den Türen, die sich in diesem Moment öffneten. Schnee hüllte ihn augenblicklich ein und dann über den Wind die warme Stimme des kleinen Mädchens, welches sich nahezu über die mittlere Stange geworfen hatte, um aus dem Bus zu ihm blicken zu können. „Hey! I'm Carrie! What's your name?“ „Shinya.“ ~~~~~~~~ Der Schwarzhaarige war gerade erst zehn Minuten unterwegs, fuhr so schnell, wie es die zugeschneiten Straßen eben zugelassen hatten in dieselbe Richtung, in welcher er den Bus hatte verschwinden sehen und schon zum dritten Mal perlte ein unfeiner Fluch von seinen Lippen. Er konnte kaum etwas sehen, die Windschutzscheibe war beinahe komplett vereist und beschlagen, die Autoheizung lief noch nicht lange genug, blies kalte Luft statt heiße und auch das Frostschutzmittel der Scheibenwischanlage brachte nur kurzzeitig eine freie Sicht, legte sich beinahe sofort, nach dessen Gebrauch, wieder eine dünne Eisschicht auf das Glas. Warum auch hatte er nicht vorher die verdammten Fenster von dem Eis befreit und warum war er ohne darauf zu achten einfach los gefahren? Toshiya kannte die Antworten auf diese Fragen, schüttelte dennoch den Kopf über sich selbst, denn was brachte es ihm schon, seinem Freund auf der Stelle folgen zu können, wenn er durch diese Unachtsamkeit einen Unfall herauf beschwörte? Der Musiker konnte sein Glück ja selbst kaum fassen, dass er bis jetzt unbeschadet vorangekommen und nicht in eines der umstehenden Häuser gefahren war, dennoch, trotzdessen er sich seines Fehlverhaltens bewusst war, fuhr er weiter. Die Gefahr in welche der Braunäugige sich selbst und auch Andere damit brachte, versuchte er von sich zu schieben, denn er konnte es mit seinem Gewissen nicht vereinbaren, den Jüngeren entgültig zu verlieren und seine Chancen diesen wieder zu finden, noch weiter zu verringern, indem er jetzt einfach anhielt. Nein, er würde einfach vorsichtig sein, so gut es ihm möglich war und versuchen zu erkennen, was sich vor ihm auf der Straße befand, es wird nichts passieren... dass hoffte er. Kurze Zeit später spürte der Bezopfte, wie es langsam wärmer in dem Wagen wurde, konnte sehen, wie das Eis welches die Fenster bedeckte, zu kleinen Tropfen verschmolz, nur um von den Scheibenwischern fort gewischt zu werden. Endlich war etwas mehr zu erkennen und hörbar erleichtert atmete der Fahrer auf, war froh nicht mehr blind unterwegs zu sein, versuchte sogleich sein bisher langsames Tempo zu steigern, denn noch immer hatte er das andere Gefährt nicht gefunden, doch... seine Augen weiteten sich, ungläubig blinzelte Toshiya, aber das Bild schwand nicht. Weiter vorne hatte der Schwarzhaarige eine Haltestelle erblickt, an welcher so eben eines der Beförderungsmittel hielt um seine Fahrgäste ein- oder aussteigen zu lassen. Der Bassist erkannte das Nummernschild, es war der Bus, welchen er suchte... der junge Mann wusste nicht, wem er danken sollte, für dieses Wunder, denn wieder war er dem Braunhaarigen ein Stück näher gekommen, beschloss von diesem Moment an, das Gefährt nicht mehr aus den Augen lassen, selbst wenn seine Sicht durch das ständige Schneetreiben weiterhin eingeschränkt blieb. Mehr als einmal überlegte Toshiya das Fahrzeug zu überholen, es zu zwingen, stehen zu bleiben, damit er seinen Freund da raus und zu sich holen konnte, doch trennten ihn vier andere Autos von seinem Ziel und auch die vereiste Fahrbahn hinderte ihn daran, solch ein gewagtes Manöver durchführen zu wollen. Es würde wahrscheinlich nur dazu führen, dass er doch noch in einem Graben landete und dieses Risiko war dem Bassisten zu groß. So wollte er abwarten, bis der Bus erneut eine Haltestelle ansteuerte, konnte es schließlich nicht mehr weit sein, Ellon lag schon eine Weile hinter ihm, er war den Vorausfahrenden in einen ihm unbekannten Ort gefolgt und es ging nur langsam voran, denn hier war die Straße noch dichter mit Schnee bedeckt. Es war dem Schwarzhaarigen beinahe wie eine Ewigkeit vorgekommen, bevor der Bus wieder hielt, allerdings konnte er nicht zu dem Beförderungsmittel aufschließen, er hatte vor einer Ampel stoppen müssen, welche kurz vor ihm auf Rot umgeschaltet hatte. Seine Augen lagen weiterhin auf dem Bus und mit Schrecken erkannte er, wie sein Freund das Fahrzeug verließ, eine der Seitenstraßen überquerte und zwischen den Menschenmassen, welche sich auf dem Marktplatz der kleinen Stadt tummelten, verschwand. Toshiya konnte nur warten, bis die Ampel endlich auf Grün umschaltete und zusätzlich wurde er mit dem Problem konfrontiert zuerst einen Parkplatz zu finden, ehe er dem Zierlichen folgen würde können, denn zu seinem Übel befand er sich direkt auf der Hauptstraße des Ortes, wäre es fatal, jetzt einfach das Auto abzustellen. Dem Musiker war es wie eine Ewigkeit vorgekommen, ehe er endlich weiter fahren konnte, das Auto in die nächste Seitenstraße lenkte. Suchend blickten die braunen Opale sich um, hofften eine Möglichkeit zu finden, den Wagen zu parken, denn je länger er sich davon aufhalten ließ, desto mehr verringerten sich seine Chancen Shinya, abermals wieder zu finden. Das Herz des Musikers schlug in einem beängstigend schnellen Rhythmus gegen dessen Brust, seine Hände, welche das Lenkrad umfassten, zitterten vor Aufregung und Anspannung, denn noch immer hatte er keine Haltebucht gefunden. Im nächsten Moment kam das Gefährt jedoch, Dank ABS, mit einem Ruck zum Stillstand, ließ den Fahrer gegen das Lenkrad prallen, konnte der Gurt dies nicht verhindern, den dieser lag noch wie vor Beginn der Fahrt, vergessen in seiner ursprünglichen Position. Die zuvor geschlossenen Lider hoben sich, gaben die vor Schreck geweiteten Augen frei, welche durch die Windschutzscheibe nach draußen starrten, sich auf den Passanten vor sich legten, welcher plötzlich stehen geblieben war. Toshiya hatte die junge Frau, die scheinbar ihrem Kind nachlaufen wollte, welches von der anderen Straßenseite angerannt kam, nur im letzten Moment gesehen, war reflexartig auf die Bremsen getreten und konnte Schlimmeres gerade noch verhindern. Das Schlagen in seiner Brust hatte sich, wenn überhaupt möglich, noch beschleunigt und auch das Zittern seiner Hände war stärker geworden, dennoch versuchte sich der Musiker zu beruhigen, es war ja Gott sei Dank nichts geschehen. Kalter Schweiß hatte sich auf seinem gesamten Körper nieder gelegt, ließ ihm einen Schauer nach dem anderen den Rücken hinab rollen, ehe er sich langsam fasste, die Autotür öffnete, er wollte sicher gehen, dass es der Kurzhaarigen wirklich gut ging. „Are... are you all right?” “I… I am fine. Thank you. I am so sorry I should have looked but I was so worried… “ “No… no problem. Nothing happend.” “Yes furtunately.” Einige Augenblicke später, die junge Frau war wohlauf mit ihrem Kind weiter gegangen, hielt es jetzt fest bei der Hand, wahrscheinlich um sicher zu gehen, dass es nun bei ihr blieb, hatte sich auch der Bassist abermals auf seinen Weg begeben, stellte den Wagen jedoch nach wenigen Metern wieder ab. Die Vorfälle, seit er in dieses Auto eingestiegen war, hatten dem Schwarzhaarigen gereicht, sein Innerstes sträubte sich hartnäckig dagegen, auch nur noch eine Sekunde länger hinter dem Lenkrad sitzen zu bleiben und sei es auch nur um einen Parkplatz zu suchen. Er hatte sowieso keine Zeit sich noch länger damit aufzuhalten, musste zusehen, endlich seinem Freund hinterher zu gehen, Strafzettel oder nicht Selbst wenn das Gefährt abgeschleppt werden sollte, es kümmerte ihn nicht, denn seine Gedanken waren schon wieder weit weg, bei Shinya. ~~~~~~~ Die Menschen um ihn herum bewegten sich, ohne ihm Beachtung zu schenken – fast so, als würde Shinya tatsächlich unsichtbar sein... als wäre es Toshiya gewesen, der ihn in dieser Welt gehalten hatte und nun, wo er all das fort geworfen hatte, blieb nichts mehr von seiner Existenz übrig, machte ihn nichtig und vielleicht würde er gänzlich verschwinden, wenn seine letzte Aufgabe erledigt sein würde. Mit einer Hand festigte er den hellen Schall, verbarg sich tiefer in ihm, als er zwischen den kleinen Ständen wandelte, hier und da stehen blieb, mehr, um den Schein zu wahren, den Anweisungen zu folgen, als dass er darauf achtete, was ihm angeboten wurde. Das man ihn so grob am Arm packte brach ein Keuchen, doch verlangte er sich selbst ab, sich nicht zu verteidigen, ließ sich in eine dunklere Ecke ziehen, den Kopf gesenkt, er unterwarf sich... sein Stolz, den er sein gesamtes Leben so behutsam aufgebaut hatte, war zerschmettert. Hände schlossen sich fest um seine Gelenke, wollten wohl verhindern, dass er um Hilfe rief oder sich verteidigte, dann heißer Atem, der nach etwas Verdorbenem roch, begleitet von einer rauen, kratzigen Stimme, auf die Kyo wohl stolz wäre, könnte er sie in dieser Art für ihre Musik verwenden. „Have some money with you?“ Leicht schüttelte er den Kopf, es entsprach der Wahrheit, die paar Banknoten die er bei sich trug würden allenfalls für ein gutes Essen reichen nicht mehr – aber offensichtlich war es die falsche Antwort gewesen, denn der Fremde grollte, schob hektisch die Ärmel seines Mantels nach oben, wahrscheinlich auf der Suche nach Schmuck, doch das einzige das Shinya getragen hatte, war ebenfalls zurückgeblieben und würde Toshiya hoffentlich irgendwann ohne Schmerz an ihn erinnern. Es war beängstigend, dass er so dachte, sein Leben so einfach aufgab... aber es war alles auf die eine oder andere Art unwichtig geworden, kümmerte ihn nicht mehr. „Give me your cloak!“ Seine Lippen öffneten sich in einem lautlosen Seufzen, aber er tat was, man von ihm verlangte, selbst wenn er sofort fror, die Zähne aufeinander presste, damit es nicht zu bemerken war. Der helle Stoff wurde ihm grob entrissen, die Waffe – wenn es denn überhaupt eine gewesen war – achtlos zu Boden geworfen, dann Fußtritte, die sich panisch entfernten, ein dumpfer Schlag und Stille. Seine Brauen zogen sich zusammen, als er nun doch den Kopf hob, einen weiteren Mann erkannte, der elegant auf ihn zuschritt, den Mantel sorgsam über einen Arm gelegt. Im Näherkommen erkannte Shinya, das der Andere groß war... und breit, allein die Schultern fassten die Toshiyas mit Leichtigkeit, das blonde Haar kurz und akkurat geschnitten, die ebenen Züge makellos, ebenso wie die Kleidung, die genauso hell war wie die seine. „Terachi-san.“ Eine dunkle Stimme, als ihn der Fremde erreichte, ihn sorgsam musterte, so als wollte er sich davon überzeugen, das er keine Wunden davon getragen hatte, dann wurde ihm eine Hand entgegen gehalten. „I'm supposed to meet you and bring you to your destination. Please, don't draw any further attention.” Sacht wurde ihm in den Mantel geholfen, nachdem er einige Schritte aus dem Haufen an Schutt tat, in den man ihn gedrängt hatte, wobei sich seine Stirn unterbewusst in Falten legte, es lag auf seiner Zunge etwas zu sagen, schlicht um ein falsches Bild korrekt darzustellen, dennoch schwieg er, lief vor dem Anderen, der ihn sanft aus der Gasse hinaus leitete. Ein Arm schob sich um seine Hüfte, weswegen er sich anspannte, den Blick allerdings starr geradeaus gerichtet hielt. „I want to avoid any other trouble, don't you agree? It is necessary that you will be unharmed until we reach my master.” Erneut antwortete der Drummer nicht, ließ zu, das man ihn näher an die Seite des Größeren drückte, fast als würden sie als ein Paar unterwegs sein, unterstützt durch die helle Kleidung. Es war schon seltsam... in all diesen Filmen, in denen man hilflose Menschen entführte, waren die 'Verbrecher' hässlich, gedrungen und in dunkle, nicht sonderlich gepflegte Sachen gehüllt und nun hatte er diesen Mann an seiner Seite, der gut und gerne von einem Modelabel eingekleidet hier aufgetaucht war, die Manieren eines erstklassigen Geschäftsmann besaß und seine gesamte Umgebung mit einem strahlenden Lächeln verblendete. Doch ganz gleich, wie viel Weiß es auch gab, die Schatten lauerten... die Dunkelheit würde sich nicht verdrängen lassen, aber sie war geduldig und wartete auf ihre Chance. An der Hauptstraße angekommen legten sich die stahlblauen Augen ein weiteres Mal auf ihn, derweil der Fremde sanft den Schnee von einer seiner Schultern wischte. „Are you in any need? Hungy or do you want something to drink?“ Er schüttelte leicht den Kopf, blickte auf die andere Seite der Straße wo er seine eigene Reflektion in der Scheibe eines Geschäftes sehen konnte – er sah aus wie ein Kind und sein Herz entschied sich genau in diesem Moment, ihn darauf hinzuweisen, dass er an der Seite des Bassisten viel besser aussah... das ihrer beider Körper perfekt zueinander passten. „Please... can we just go?“ „Of course. This way please. We will take a taxi, if one of them will get past.“ Wieder wurde ein Arm sacht um seine Mitte gelegt und Shinya schloss die Augen, als sie dem Markt den Rücken kehrten, stattdessen auf eine der weniger belebten Straßen einbogen, auf deren Wegen noch immer unberührter Schnee lag, in welchen sich ihre Fußabdrücke bilden würden. Aber selbst diese waren vergänglich. ~~~~~~~~ Ohne ein wirkliches Ziel, stolperte der Bassist zwischen den Menschenmassen die lange Marktpassage entlang, blickte um sich, in fremde Gesichter, hoffte ein bekanntes unter vielen zu entdecken, doch nichts. Eigentlich war es fast unmöglich seinen Engel hier, auf diesem großen Platz, zwischen diversen Verkaufsständen, den vielen Leuten, wieder zu finden, doch Toshiya gab nicht auf. Auch dem Drummer war es erschwert, durch dieses Gedrängel, schnell vorwärts zu kommen und gerade deswegen versuchte der junge Musiker seine eigenen Schritte zu beschleunigen, wich ihm entgegen eilenden Personen aus, ignorierte, wenn jemand ihn anrempelte, einzig allein versuchend, zu seinem Freund aufzuschließen. Die vielen Angebote luden dazu ein, etwas zu kaufen und zu einem anderen Zeitpunkt, anderen Umständen hätte sich Toshiya vielleicht von vielen der Marktschreier locken, faszinierend beobachtend, mitreißen lassen in die Euphorie der Kaufsüchtigen, doch jetzt durchquerte er die Passagen, ohne darauf zu achten, denn es interessierte ihn nicht. In den nächsten Minuten wurde der Braunäugige mit mehreren Verwechslungen konfrontiert, hatte wenige Meter vor sich weißen Stoff durch all das Grau blitzen sehen, doch immer dann, wenn er sich darauf konzentrierte, der Person näher kam, bemerkte er seinen Irrtum. Einmal, nur einen Schritt entfernt, drehte sich sein auserkorenes Ziel auf die Seite, sah er einen Mann, fast mit demselben Mantel den auch sein Freund besaß, doch sein Gegenüber war größer, stärker gebaut. Ein anderes Mal, eine ähnliche Situation, war der Bassist kurz davor gewesen die Schulter desjenigen zu berühren, ging dieser in die Hocke, entpuppte sich als Frau, welche gerade dabei war ein Kind zu umarmen. Der letzte fälschliche Verdacht, ließ den Bezopften verbittert zurück, hatte er wenige Meter vor sich eine Person entdeckt, bewegte sich auf diese zu, nur um sich dann abermals enttäuscht abzuwenden, als er erkannte, das die zuvor weiß geglaubte Jacke, gleich den Schneeflocken welche noch immer auf die Erde nieder segelten, um sich dort zu sammeln, mehr einen cremefarbenen Ton besaß. Mehr als einmal löste sich ein frustriertes Seufzen von den Lippen des Schwarzhaarigen, wusste er nicht einmal ob der Weg, welchen er ging, der Richtige war, mittlerweile konnte Shinya überall und schon längst in einer der Seitenstraßen verschwunden sein. Er wusste es nicht, hatte den Jüngeren vorher zu schnell aus den Augen verloren. Machte es überhaupt noch Sinn? Brachte es etwas, weiter zu suchen? Er könnte auf der Stelle stehen bleiben, denn so sehr er versuchte sich einzureden, das dem nicht so war, er irrte blind durch die Gegend, ohne irgendeinen Anhaltspunkt. Dennoch, trotzallem es zwecklos erschien, Toshiya konnte und wollte seinen Geliebten nicht dessen auserwähltem Schicksal überlassen. Der Bassist würde alles daran setzen, den Zierlicheren davor zu bewahren, wollte ihn in die Arme schließen und ihm zeigen dass er den falschen Weg gewählt hatte, sich selbst und auch den Bassisten mit dieser Entscheidung ruinierte, denn der Schwarzhaarige wusste, er konnte nicht mehr ohne Shinya existieren. Weiter waren die Zeiger der Uhren voran geschritten, ungekrönt von Erfolg, sah der Braunäugige abermals eine in weiß gekleidete Gestalt zwischen den Massen, verfluchte diese Farbe mittlerweile, wollten sich seine Augen genauso schnell wieder abwenden, um sich eine weitere Enttäuschung zu ersparen, denn die Person war nicht allein, befand sich eine weitere neben ihr, doch... Das konnte nicht sein... voller Unglauben hielt der Musiker mitten in der Bewegung inne, schüttelte den Kopf, er konnte es nicht glauben... das langhaarige Wesen hatte ihr Gesicht dem seinen für einen Augenblick zu gewandt, wie um den musternden Augen, die sie anblickten zu entkommen Es... Shinya, er war es, eindeutig und wie um sich selbst davon zu überzeugen, dass er nicht träumte, hoben und senkten sich seine Lider blinzelnd, doch das Bild schwand nicht, erkannte Toshiya die Konturen des Jüngeren immer mehr, je näher er kam. Sollte es der Wahrheit entsprechen? Spielten ihm seine Gedanken, Wünsche nicht nur einen Streich? Nochmals schloss der Japaner seine Augen, öffnete sie sogleich wieder und blickte an den Menschenmassen vorbei, auf die zerbrechlich wirkende Person und doch... Shinya, der Jüngere war es wirklich! Endlich selbst davon überzeugt, rannte der Bezopfte los, konnte gerade noch einem der vielen Verkäufer ausweichen, welcher plötzlich vor ihm aufgetaucht war, murmelte nur eine kurze Entschuldigung, drangen die Beschimpfungen, ob seiner Unachtsamkeit wegen, nicht an seine Ohren. Der Bassist konnte sehen, wie sein Freund mit dem Unbekannten die Straße überquerte, bevor sie auf der anderen Seite stehen blieben. Mit wachsender Panik beobachtete der Braunäugige, wie der Größere ein Taxi heranwinkte... nein, bitte nicht... nicht schon wieder! Gott verdammt, es waren doch nur noch wenige Schritte! Der Herzschlag des Schwarzhaarigen stieg rapide, als er sah, wie eines der Beförderungsmittel vor Shinya und dem Fremden hielt... unweigerlich beschleunigte er sein Tempo und rief wieder so laut er konnte den Namen seines Geliebten, vielleicht würde es dieses Mal klappen und er dessen Aufmerksamkeit erregen. Mit einem Ausdruck an Horror jedoch, sah er, wie sein Freund schon wieder nicht auf die Rufe reagierte, stattdessen von dem anderen Mann am Arm ergriffen wurde und mit in das Taxi stieg. Keinen Augenblick später setzte sich das Gefährt in Bewegung, konnte Toshiya nur zusehen, wie der Zierlichere erneut aus seinem Sichtfeld entschwand, er nur untätig daneben stehend, keine Möglichkeit es zu verhindern. Er war nahe daran auf der Stelle zusammen zu brechen, das Schicksal wollte seine Einmischung scheinbar nicht, legte ihm einen Stein nach dem anderen in den Weg, wohl um zu verhindern das er seinen Freund erreichte. Es war eigentlich Zwecklos weiter dagegen ankämpfen zu wollen, dennoch der Bassist konnte nicht einfach aufgeben, er ertrug den Gedanken nicht, Shinya im Stich zu lassen. So schnell es dem Schwarzhaarigen möglich war, überquerte auch er nun die stark befahrene Straße, versuchte sein Glück bei einem herannahenden Taxi, welches Augenblicklich hielt! In weiter Ferne konnte er noch die Rücklichter des Fahrzeuges sehen, in dem sich sein Freund befand, erklärte der Musiker seinem Fahrer sogleich das andere Gefährt zu verfolgen. Soeben hatten sie das Ortschild, der kleinen Stadt Inverurie, hinter sich gelassen, fuhren auf einer geraden Landstraße noch immer dem anderen Wagen hinterher. Es war keine Schwierigkeit dem vorausfahrenden zu folgen, trotz des stärker einsetzenden Schneefalls, trug der Wagen eine doch sehr auffällige Werbung für Babykleidung in Pink auf dem Heck, als auch den Türen. Nicht lange dauerte es, durchquerten die beiden Beförderungsmittel, einen kleinen Wald. Der Weg war beschwerlich, von Kurven, Steigungen und Neigungen gesäumt, spürte der Schwarzhaarige mehr als einmal wie sein Fahrer gegenlenken musste, um nicht die Kontrolle über das Auto zu verlieren, doch kaum hatten sie diese Strecke hinter sich gebracht, erreichten sie nach einer kurzen Geraden, eine andere Stadt. Keine fünf Minuten später waren sie dem forderen Fahrzeug in das Zentrum des unbekannten Ortes gefolgt, bog dieses jedoch mit einem Mal nach links in eine Seitenstraße ein, ohne Vorwahrung und ohne zu blinken, ging es zu schnell, als dass man noch hätte reagieren können. Augenblicklich kroch wieder die, in den letzten Stunden häufig erlebte Panik in dem Bassisten hervor, er hatte Angst Shinya schon wieder zu verlieren, griff ohne darüber nachzudenken nach dem Arm seines Fahrers und redete auf diesen ein. Der etwas ältere Mann hinter dem Steuer war so erschrocken über die aufgebrachte Reaktion seines Fahrgastes, dass er beinahe eine rote Ampel übersah, gerade noch davor zum stehen kam, wandte sich dann seinem Nebenmann zu, funkelte diesen böse an. „What do you think you are doing? Would you like to crash and to your information, I saw where they were going but there isn´t any way to return now. Do you understand?” Toshiya, welcher sich erst nach diesen Worten überhaupt darüber bewusst wurde, was er getan hatte, zog augenblicklich seine Hand zurück, senkte leicht den Kopf. „I... I am sorry... it was not my intention. But… but we have to return as soon as possible.” “Not a problem with me, but don´t do anything like that again. I´d like to life a little bit longer.” Der Bassist war nur in der Lage zu nicken, brachte kein Wort heraus, war viel zu aufgewühlt, aufgrund der bestehenden Sorge um den Drummer, seiner eigenen Handlungsweise und dem Bewusstsein, dass sein Freund schon wieder verschwunden war. Dem Engländer schien die stumme Antwort des Musikers auszureichen, wand dieser sich wieder dem Straßenverkehr zu, ließ dennoch ein leises Seufzen seinen Lippen entweichen und schüttelte leicht den Kopf, darauf wartend weiter fahren zu können, sobald die Ampel auf Grün umschaltete. Nach etwa 500 Metern bot sich endlich eine Gelegenheit den Wagen zu wenden, etwas, dass der Fahrer tat ohne nachzufragen, schließlich wusste dieser wohin er musste, dennoch warf er einen kurzen Blick auf seinen Gast, um zu sehen ob dieser zufrieden war. Der Schwarzhaarige jedoch, bemerkte weder dies, noch den Richtungswechsel, starrte nur mit gesenktem Kopf geradeaus, nichts sehend, mit hängenden Schultern und die Hände verkrampft... seine Hoffnung hatte sich von dem Wind in alle Himmelsrichtungen davon tragen lassen... wie sollte er den Jüngeren jetzt noch finden? Es war zu spät, alles umsonst. Plötzlich ertönte die Melodie eines Handys, doch auch dies drang nicht bis zu dem Bassisten vor, er nahm es einfach nicht wahr, horchte erst auf, als er angesprochen wurde. „Hello?“ “What?” „Your mobile if you haven´t noticed. It rings.” Der Braunhaarige deutete bei diesen Worten leicht genervt auf die Jackentasche des Japaners, schien ein Augenrollen gerade noch verhindern zu können. Nur langsam schien Toshiya die Aussage des Älteren zu verstehen, holte sein Telefon zögerlich hervor, als ob der Anruf nicht wirklich von Interesse wäre, etwas, dass den Taxifahrer erneut den Kopf schütteln ließ, konnte er das Verhalten seines Gastes nicht nachvollziehen. Endlose Sekunden vergingen, in welchen der Braunäugige nur auf das kleine Display starrte, mit sich haderte, ob er überhaupt abnehmen sollte, sich dann doch dafür entschied, auch wenn er nicht wusste, was er sagen sollte. „Ja?“ „Toshiya, ich bin es Kaoru. Zumindest erreiche ich dich, Shinya geht nicht ran. Ich wollte wissen, ob ihr schon unterwegs seid.“ „Was... ich...“ „Zum Flughafen: Shinya sagte mir, ihr werdet heute zurück kommen. Ich nehme dann an, ihr habt euch noch nicht auf den Weg gemacht. Ist Shinya gerade bei dir? Er muss dir doch etwas gesagt haben. Wir warten schon die ganze Zeit auf Nachricht von euch, also wann... „ „Kao... ich... es... ist was passiert... wir... können nicht zurück.“ Mit viel Mühe war es dem Schwarzhaarigen gelungen diese Worte einigermaßen ruhig hervor zu bringen und den Redeschwall seines Leaders zu unterbrechen. „Was soll das heißen? Toshiya bist du noch dran? Sag doch was.“ Der Bezopfte konnte nicht, war einfach nicht in der Lage seinem Freund erklären zu müssen, dass Shinya verschwunden war, rang mit sich selbst, um nicht doch noch die Fassung zu verlieren. Und während der junge Musiker immer mehr verzweifelte, keine Ahnung hatte, was er seinem Gesprächspartner erzählen sollte, war der Taxifahrer weiter gefahren, zwischenzeitlich in der zuvor verpassten Seitenstraße abgebogen. Der Engländer hatte den Verlauf des Telefonates verfolgt, verstand zwar kein Wort, bemerkte jedoch, als er kurz zu seinem Fahrgast blickte, dass dieser ziemlich blass geworden war und auch wenn er noch immer etwas verstimmt war, wegen dem Verhalten des Anderen, begann er langsam Sympathie für diesen zu empfinden. Der Braunhaarige hatte im Gefühl, das den Japaner etwas belastete, erkannte er es daran, wie dessen Hände zitterten, während er ihn aus den Augenwinkeln beobachtete und auch die sehr knappen oder teilweise gebrochenen Worte, welche der Bezopfte sprach, zeigten das etwas geschehen sein musste. In Gedanken überlegte der Taxifahrer, ob er vielleicht versuchen sollte, den neben ihm Sitzenden zu beruhigen, auch wenn dieser ihm eigentlich fremd war, aber er konnte doch nicht zusehen, wie dieser vor ihm zusammenbrach. Dieses Vorhaben jedoch wurde im nächsten Moment verworfen, als plötzlich wieder Leben in den Schwarzhaarigen kam, dieser ihm wild gestikulierend und sowohl in japanisch, als auch englisch versuchte zu bedeuten, dass er anhalten sollte. Der Blauäugige allerdings, schüttelte energisch den Kopf, schließlich konnte er doch nicht einfach so plötzlich mitten auf der Straße anhalten und versuchte dies auch seinem Gegenüber zu erklären. Dies schien seinen Beifahrer allerdings nicht zu interessieren, beobachtete der am Lenkrad Sitzende, mit gehobener Augenbraue wie sich der Jüngere abschnallte, dann zu dem Türöffner griff und erst dann begriff er, was dieser eigentlich vor hatte, trat sofort auf die Bremse, doch der Japaner hatte den Wagen verlassen, noch bevor dieser zum stehen gekommen war. Während der Kurzhaarige vor sich hinfluchte, versuchte zu verarbeiten, was gerade passiert war, vernahm er die Stimme aus dem Hörer des Handys, welches einfach liegen gelassen wurde. Kurzerhand nahm er es an sich, schnaubte und murmelte nur kurz, dass der Besitzer zurückrufen würde, ehe er auflegte, selbst ausstieg und seinem Fahrgast hinterher rannte. Stumm einerseits Gott dankend, das kein weiteres Auto hinter ihnen gefahren war, denn sonst hätte es einen Unfall gegeben und andererseits den Zeitpunkt verfluchend, an dem der Fremde einfach vor sein Auto gerannt war. ~~~~~~ Wie viel Zeit war vergangen? Shinya konnte es nicht sagen, schlicht, weil er sich nicht mehr erinnerte, wann er zuletzt eine Uhr gesehen hatte, oder ob der Himmel schon den gesamten Tag über so schwarz gewesen war, allein die simple Zuordnung der Ortschaften, welche sie passiert hatten... sie misslang ihm, alles wirkte auf ihn vollkommen gleich. Landschaft, Straßen und Häuser verschwammen zu einem eintönigen Grau. Die Musik, welche den Langhaarigen sonst in seinen Gedanken begleitete war verstummt, die letzten Fetzen stammten von einer dunklen Geige, die ein Requiem spielte... vielleicht das seinige, den egal was noch kam, ein Leben würde es nicht sein. An seinem Schenkel spürte er Wärme, das Bein des anderen Mannes, der so nah bei ihm saß, eine Hand auf sein Knie gelegt hatte, um das Bild eines Paares zu wahren, das sie den Umstehenden verkauften, offenbar so gut, dass er den Neid in den Augen ihrer Fahrerin gesehen hatte. Ihm wurde geholfen auszusteigen, als sie ihr Ziel erreichten, eine andere Stadt, nichts das ihm bekannt vorkam oder eine Erinnerung wecken würde... und doch war es ihm egal... was sollte es auch für einen Sinn machen, sich noch etwas zu merken? Der kleine Junge in ihm schrie verzweifelt nach Toshiya. Das mobile Telefon des Größeren an seiner Seite klingelte und Shinya war überrascht zu hören, wie der Fremde in einem nahezu akzentfreien japanisch sprach. „Jawohl, Shiroi-sama. Er ist bei mir.“, einige Sekunden Schweigen in denen der Blonde konzentriert zuhörte, sich dann leicht verbeugte, obwohl niemand in ihrer Nähe war. „Natürlich. Ich werde ihn unversehrt zu Ihnen bringen.“ Den Anruf beendend wand sich der Ältere seiner eigenen Person zu, bot ihm einen Arm an, welchen Shinya wie in einer Trance ergriff, er wusste nicht mehr, was er eigentlich tat, wie, als würde er seinem Körper nur dabei zusehen, wie sich dieser bewegte und ihn es selbst nicht im Geringsten betreffen. Sie liefen ein wenig, passierten mehrere Läden und ein Geschäft für Instrumente – das dieses Detail haften blieb, lag an dem weißen Bass, der im Schaufenster ausgestellt war und welcher vor dem inneren Auge des Drummers zu Staub zerfiel. Eine einsame Träne löste sich, unbemerkt und als sie letztenendes stehen blieben, erblickte sich Shinya erneut in der Reflektion einer Fensterscheibe. Er sah aus wie ein alter, gebrechlicher Mann, dunkle Augen starr, blasse ungesund graue Haut... die Spuren seines emotionalen Kampfes waren nie so deutlich hervor getreten wie jetzt, nun, da er aufgegeben hatte. Die Lider schlossen sich in dem finalen Akt, sich noch einmal zu verstecken und Stärke zu zeigen, nach außen hin, er würde mit Sicherheit nicht hier zusammenbrechen, weswegen er auch das Zucken unterdrückte, als man ihm behutsam am Oberarm berührte. „Terachi-san. I'm sorry, but I must do this.“ Sein Blick richtete sich auf die weiße Binde, welche in der Hand des Größeren ruhte, weswegen er leicht nickte und ihm ein dankbares Lächeln in Erwiderung geschenkt wurde... wie, als wenn er jemals das Recht gehabt hätte, etwas zu entscheiden. Einfach lächerlich. Seines Augenlichtes beraubt, ballten sich die Hände des jungen Mannes zu leichten Fäusten, eine heftigere Reaktion würde vielleicht etwas auslösen, dass er nicht vorhersehen konnte und dass sich gegen seinen Freund richten könnte, an diese Gefahr klammerte er sich zu jeder Sekunde, denn sie hielt ihn als einziges aufrecht. Man berührte seine Hände, so behutsam, fast schon zärtlich, dann wurde er geführt und er konnte fühlen – regelrecht greifen – wie er seiner persönlichen Hölle mit jedem der leisen Schritte näher kam, spürte, wie sie die Kälte des Winters verließen, ein weiterer Wagen. In diesen schienen sie nur einige Minuten unterwegs zu sein und trotzdem herrschte vollkommene Stille, als ihm wieder hinaus geholfen wurde, dennoch waren sie wohl noch in der Stadt, Shinya roch die Abgase von Motoren und die allgemein schwere Luft der Industrie. „This way, Terachi-san... on the third step is a slight difference in the consistency of the ground, please be careful.” Er folgte den Anweisungen behutsam, hörte, dass sich eine Tür öffnete, über welcher ein kleines Glockenspiel hängen musste, denn es erklang ein weiteres Mal, als sie stehen blieben. Der Fremde an seiner Seite begann mit einer leisen Stimme zu sprechen, dieses Mal in Englisch, aber mit einem solch starken Akzent, dass der Drummer nicht verstand, leicht bebte, während er fest gefroren auf einem Punkt verharrte, den Kopf nach Rechts gedreht, ohne zu wissen, was sich in dieser Richtung befand... wie viele Personen noch hier bei ihm waren oder ob sie ihn anstarrten. Irgendwo zu seiner Seite schien Holz zu knarren, wie von einem Schaukelstuhl und er nahm den weichen Geruch von Zigaretten wahr, wurde sich mit einer brachialen Härte bewusst, dass er ihn erkannte, JPS Black, eine der Marken die Kyo rauchte. Das Beben in seinen Gliedern verstärkte sich, derweil er leicht seine Lippen öffnete, um mehr Luft zu bekommen, er hatte das Gefühl, der Boden unter seinen Füßen würde schwanken, die nur allzu bekannten Zeichen einer drohenden Ohnmacht. Ein Arm schob sich sanft um seine Mitte. „I am sorry, to let you wait in a such uncomfortable situation. Here, let me take that away.“ Sie waren einige Schritte weiter gegangen, als der Fremde mit ihm gesprochen hatte und nun, da sie durch eine weitere Tür getreten waren, fand sich der Braunhaarige in einen weitläufigen Raum wieder, dessen dunkle, warme Einrichtung Geborgenheit vermittelte, aber in Shinya keinerlei Regung weckte. Er würde schlicht warten. End Part XV – Surrender Kapitel 18: Despair ------------------- Anmerkung der Autoren: Wie immer zuerst ein Dank an alle unserer Leser und Kommischreiber *noch immer freuen wir uns über die Begeisterung* Auch dieses mal handelt sich dieses Kapitel um eine Sidesence, doch gehört zu dem letzten Part. Abermals aus einer anderen Sichtweise geschrieben. Despair Es war ein kalter Wintermorgen und kaum eine Menschenseele schien auf den verschneiten Straßen unterwegs, nur hier und da erblickte man eine einsame Person ihres Weges gehen, ansonsten wirkte das Bild der Stadt verschlafen, wie aus einem Märchen entsprungen. Auch in der Wohnung des Leaders der Band Dir en grey, war noch kein Leben erwacht, alles war ruhig, die Türen zu dem Schlaf- und Gästezimmer verschlossen. Nur in der hellen, warm eingerichteten Küche des Gitarristen zeugten die stetigen Bewegungen des Vorhanges, von dem kleinen Spiel des Windes, welcher nach langer Bettelei, doch noch Zugang bekommen hatte, in den Stunden der Nacht, ansonsten war alles ruhig. Im Zimmer des Wohnungsbesitzers war es dunkel, nur die Leuchtanzeige des Radioweckers zu erkennen, welcher neben dem Bett auf dem Nachtschrank stand und gerade in diesem Moment die Uhrzeit änderte. Kaum eine Sekunde später schallte leise Musik durch das Zimmer, störte die Stille, welche bisher nur von den Atemgeräuschen der Schlafenden geprägt worden war. Eine Zeit lang versuchte das Radio seinen Dienst zu erfüllen und denjenigen aus den Träumen zu reißen, der ihn dazu beauftragt hatte, ehe sich eine Hand aus dem Knäuel an Decken und Kissen hervor stahl. Die Finger tasteten sich langsam voran, bevor sie auf den kleinen Störenfried stießen und diesen mit einer präzisen Bewegung wieder zum Schweigen brachten. Zufrieden mit dem Ergebnis, die Geräuschquelle abgestellt zu haben, wurde sich wieder in die warmen Polster gekuschelt, das angenehme Gefühl mit einem seufzen bekundet, war der Violetthaarige gerade dabei, sich wieder in die Arme Morpheus fallen zu lassen, doch nicht für lange, ertönte sein erkorener Weckdienst nach einigen Minuten ein zweites Mal. Entgegen seiner sonstigen Art, da er es eigentlich gewohnt, war immer sehr zeitig aufzustehen, löste sich ein Grummeln von den Lippen des Langhaarigen, wäre er am liebsten liegen geblieben. Dennoch setzte er sich nach einem Moment langsam auf, wissend, sowieso nicht mehr weiter schlafen zu können, während er leicht gähnte, müde blinzelnd versuchte die Uhrzeit des Weckers zu erkennen, ehe er diesen wieder abstellte. Es war gerade mal fünf Minuten nach Acht, an jedem anderen Tag für Kaoru der Zeitpunkt, an welchem er sich sonst bereits in der Küche befand, Kaffee kochte und sich auf die Aufnahmen im Studio als auch die weitere Arbeit vorbereitete... doch nicht heute. Nicht nach allem, was die vergangene Nacht geschehen war, hatten die Erlebnisse zu sehr an seinen und auch den Nerven seiner Mitbewohner gezehrt, als dass sie den heutigen Morgen in ihrer üblichen Gewohntheit hätten beginnen können. Der Stress der sie derzeit belastete, war mit nichts gleich zusetzen, selbst die Konzerte der letzten Jahre, der konstante Druck, den sie als Band zu tragen hatten, war nichtig dagegen. Sie alle hatten kaum ein Auge zu getan, viel zu aufgewühlt und voller Sorgen, als auch Selbstvorwürfen ihrer eigenen Reaktionen wegen. Der Leader erinnerte sich an die leisen Schritte, welche er nur kaum eine Stunde später, nachdem sie zu Bett gegangen waren, auf dem Gang gehört hatte und er spürte nahezu wieder das ständige Aufschrecken seines Geliebten aus dessen Träumen, konnte noch immer das Wimmern hören, welches erklang, als er versucht hatte Die wieder zu beruhigen. Ein tiefes Seufzen perlte von den Lippen des Ältesten, versucht die Gedanken an diese Nacht zu verdrängen, ehe sich seine Augen auf die Person neben sich legten, den Schlafenden beobachteten. In diesen Sekunden wirkte der Rothaarige so friedlich, frei von allen Strapazen und der grausamen Realität, als würde diesen nichts belasten, doch dass dies nicht stimmte, wusste Kaoru, dachte er nur ungern an die ständigen Nachtausflüge des Jüngeren und war froh, dass dieser jetzt neben ihm lag. Wie von selbst legten sich seine Finger auf die Wange seines Geliebten, streichelten zart über die weiche Haut, bevor er sich zu dem Gesicht des Größeren beugte, einen sanften Kuss auf dessen Stirn hauchte. Einen Herzschlag lang verharrte er so, löste sich dann wieder von seinem Freund, schälte sich vorsichtig aus den Decken um aufzustehen, wollte er den Anderen schließlich nicht wecken, denn dieser hatte seinen Schlaf noch nötiger als er selbst. So leise es im möglich war, schlich sich der Leader zu seiner Zimmertür, öffnete diese und schloss sie mit einem fast lauslosen Klicken hinter sich. Für einen Augenblick blieb er in dem kurzen Flur stehen, versucht sich an die auch dort vorherrschende Dunkelheit zu gewöhnen, ehe er sich weiter vorwärts bewegte. In diesem Moment war Kaoru froh darüber, dass er sich so gut in seiner Wohnung auskannte, war es auch ohne Licht kein Problem für ihn sich zurecht zu finden, würde er sonst sicherlich gegen einen seiner Schränke stoßen und seine Mitbewohner doch noch aus dem Schlaf reißen. Die Schritte des Violetthaarigen führten ihn an seinem Wohnzimmer vorbei, doch blieb er im Türrahmen stehen, als er aus dem Augenwinkel etwas Blondes auf seiner Couch entdeckte, hatte sich hier der Tag schon die Vorherrschaft gesichert, waren die Fenster nicht abgedunkelt, wie in gut einem Drittel der Wohnung. Verwundert überbrückte der Gitarrist die wenigen Meter, die ihn von seinem Sofa trennten, fühlte sich in seiner Vermutung bestätigt, als sich dessen dunkle Opale auf das Bild vor ihm richteten. Ausgestreckt auf den Polstern lag Kyo, eines der Kissen mit den Armen umschlungen und sein Gesicht darin vergraben, hatte der Kleinere es nach seinem Streifzug in der Nacht wohl nicht mehr zurück in sein Zimmer geschafft oder es einfach vorgezogen, hier zu schlafen. Ohne dass es der Ältere verhindern konnte, schlich sich ein Schmunzeln auf seine Züge, war es einfach ein zu netter Anblick, auch wenn er weiterhin den Streit zwischen ihm und Kyo im Hinterkopf behielt. Die Stirn des Violetthaarigen runzelte sich, als er ein leichtes Zittern erkannte, welches den Sänger durchfuhr, aber nicht verwunderlich, es war nicht gerade sehr warm in dem Raum, weswegen Kaoru kurzerhand nach der Decke auf der Sofalehne griff und diese über den Kleineren ausbreitete, lächelte, als sich der Vocal gleich darauf in diese kuschelte. Noch für einen Herzschlag lang ruhten seine Augen auf dem Jüngeren und wenn der Leader sich diesen so betrachtete, würde er nicht glauben, dass diese kleine Gestalt durchaus gefährlich sein konnte, hätte er es nicht oft genug selbst erlebt... sowie vor wenigen Stunden. Kaoru schüttelte über sich selbst den Kopf, ehe er das Zimmer wieder verließ und in Gedanken die Küche ansteuerte... ja, so friedlich das blonde Energiebündel sein konnte, genauso explosionsartig stieg dessen Rage an, wenn man ihn wirklich wütend machte, etwas, dass er ja anscheinend sehr gut beherrschte. Bei Gott, wie hatte er sich nur so gehen lassen können? Was nur hatte er sich dabei gedacht? Der Ältere kannte die Antwort und dennoch zweifelte er noch immer an sich selbst, plagte sich weiterhin mit Selbstvorwürfen, sowie sie es alle taten, denn keiner von ihnen war überhaupt noch dazu in der Lage sich zu beherrschen, der Gitarrist sah es doch schon seit Tagen und dennoch hatte er versagt, nichts dagegen getan. Ein weiteres Seufzen perlte von den Lippen des Langhaarigen, wusste er doch, dass es nichts brachte weiter darauf rumzureiten, es war nun mal passiert. Natürlich war er nicht stolz darauf, warum denn auch? Er hatte sich wie der letzte Idiot benommen, ohne zu denken, ganz gleich das Kyo ebenso gehandelt hatte, waren sie schließlich angestachelt in ihrer Wut und ein Wort nach dem anderen hatte sich einfach ergeben, um sich gegenseitig fertig zu machen und so sehr er sich für diesen Moment der Schwäche schämte, desto lauter wurde eine kleine Stimme in seinem Inneren, welche ihm sagte, dass das Ganze auch einen positiven Effekt hatte. Je länger Kaoru darüber nachdachte, erkannte er, was die ganze Zeit vor seinen verschlossenen Augen gelegen hatte, als er diese endgültig öffnete... er fühlte sich freier als zuvor, beinahe wie erlöst von der unsagbaren Last, denn die Wut, Sorge, Anspannung, Hoffnungslosigkeit und all die anderen Gefühle die ihn belastet hatten, waren bei dem Streit, in einem finalen Schlag fallen gelassen worden. Sicherlich war es in einer unschönen Art und Weise geschehen, doch dass hatten sie wohl gebraucht, denn das anschließende Gespräch unter ihnen, die Tränen, welche geflossen waren, die Reue ob der verletzenden Worte, die sie empfunden hatten... alles war ein Anfang, sich endlich wieder zusammen zu finden, die derzeitigen Probleme gemeinsam durchzustehen, etwas, dass sie seit der Rückkehr aus London vernachlässigt hatten. Keiner hatte sich dem anderen anvertraut, darüber gesprochen, was einen quälte, zu beschäftigt damit, die Normalität aufleben zu lassen... doch wie sollte so etwas schon möglich sein, wenn zwei ihrer Freunde nicht bei ihnen waren? Sie alle waren versucht gewesen, die entstandenen Probleme mehr oder minder zu verdrängen, sich einzuschließen hinter einer Mauer und letztendlich hatte es ihnen nichts, außer noch mehr Kummer beschert. Kaoru schnaubte leise, wie schnell man die Welt doch aus anderen Augen betrachten konnte, wenn man sich endlich mal die Zeit nahm, über alles nachzudenken, anstatt es von sich zu schieben... alles war doch jetzt viel klarer als zuvor. Aber warum es sich einfach machen, wenn es auch schwierigere Wege gab... typische Eigenschaft der Menschen, war das Einzige, das dem Leader dabei durch den Kopf ging, während er den Kaffee aufsetzte. ~~~~~~~ Von dem nervtötendem Zwitschern eines Vogels aus den Tiefen seines traumlosen Schlafes gerissen zu werden, zählte nicht gerade zu den Dingen, die Kyo an einem Morgen favorisieren würde und wenn es nach dem kleinen Mann ging, dann hätte er sein Kissen dazu benutzt, dies störende Geräusch auszublenden, doch sein Geist entschied gegen ihn, war wohl der Ansicht, dass die Ruhe sowieso keine Erholung brachte. Mürrisch schlug er mit der flachen Hand gegen die Couch, als würde ihm dass irgendeinen positiven Effekt einbringen, aber natürlich passierte nichts, außer, dass er auf eine der Ecken traf. Benebelt brachte er sich in eine sitzende Position, schüttelte dabei die schmerzenden Finger, die ihm dies mit einem dumpfen Pochen seines Pulses dankten, welcher sich durch seinen ganzen Leib fraß und jeden verspannten Muskel gestochen scharf zu seiner Aufmerksamkeit brachte. Kyos Lider waren verklebt und so rieb er einige Sekunden an ihnen, bevor er sie ein Spalt weit öffnen konnte, um einen Blick auf die Uhr zu haschen, deren verschwommene Zeiger kaum weiter gewandert waren, alles in allem hatte der Blonde eine Stunde geschlafen, wenn man dieses Wort überhaupt zu verwenden wagte. Die Decke rutschte von seinen Schultern, als er versuchte aufzustehen, aber seine Balance versagte und so fand sich Kyo prompt auf dem Boden wieder. Was für ein beschissener Start in den Tag! Sein zweiter Versuch gerade zu stehen funktionierte ein wenig besser und so stolperte er in Richtung des Bades, Toilette und kaltes Wasser waren seine primären Ziele, alles andere würde er danach entscheiden. Den Blick in den Spiegel verweigerte er, Kyo brauchte nun wirklich keine Bestätigung seines Antlitzes, um zu wissen, dass es ihm dreckig ging und so schöpfte er handvoll des Nass, wusch sich und versuchte, das Gemisch aus Tränen und Schlafsand von seinen Wimpern zu bekommen. Nun, wo er wieder sehen konnte wurde ihm neben seinen schmerzenden Knochen bewusst, dass ihm hundekalt war, weswegen er in einen der Pullover schlüpfte, die hinter ihm auf einem kleinen Hocker lagen und in denen er wohl wie ein Kind aussah, die Ärmel waren viel zu lang und das simple 'rock ya all' ließ schwer auf Die als eigentlichen Besitzer schließen. Socken fand er auf dem Flur, Kaoru würde es sicherlich verkraften, wenn er sich ein paar lieh und so gegen die Kälte gewappnet schlich er in Richtung der Küche, obgleich er am Schlafzimmer stehen blieb, die Tür einen Spalt weit öffnete, um nach dem Rothaarigen zu sehen. Kyo fühlte sich wie ein besorgter Vater, dessen schwerer Herzschlag sofort ruhiger wurde, wenn er seine Kinder sah, denn ihm ging es ebenso, als er Die ausmachen konnte, der tief in die Decken vergraben schlief – dass der Älteste von ihnen bereits auf den Beinen war, roch er an dem Kaffee, dessen Aroma in der Luft lag. Der Leader schenkte ihm ein sachtes Lächeln, als er unter der Lyric und Noten hindurchtauchte - die der Sänger, an eine Wäscheleine geklammert, durch den gesamten Raum gespannt hatte – zog einen der Stühle zurück, damit er sich setzen konnte und kaum, dass sich der Blonde auf das Polster hatte fallen lassen, stand eine schwarze Tasse vor ihm, darin Kaffee, ungesüßt, ohne Milch und sündhaft heiß. „Du hättest das nicht tun müssen, Kyo.“ Der Angesprochene hob lediglich eine der Schultern. „Ich konnte sowieso nicht schlafen, da konnte ich auch aufräumen, anstatt untätig herum zusitzen.“ „Dennoch, ich hätte dir dabei helfen sollen. Du hast dich nicht noch einmal geschnitten? Wie geht es deinem Fuß?“ Der Kleinere hob lediglich eine Hand, eine Geste, die zu verstehen geben sollte, dass es wirklich in Ordnung war, gleichzeitig legte er sein Bein auf den Schoss des Anderen, Kaoru würde ohnehin keine Ruhe finden, bis er sich mit eigenen Augen von dem Zustand der Wunde überzeugt hatte. Und während er dabei zusah, wie der Ältere seinen Fuß untersuchte, wisperte eine Frage in seinem Geist, etwas, dass er wissen wollte, seitdem sie sich gestritten hatten, aber gestern Nacht war einfach viel zu viel auf einmal geschehen und deswegen hatte er es vergessen. „Kaoru?“ Ein leises Summen. „Als du uns erzählt hat, dass Shinya verletzt ist... du hast gar nicht gesagt, wo?“ Für einen Herzschlag verharrten die Bewegungen, zog der Violetthaarige die Stirn kraus, wie als würde er die Erinnerung an das Gesagte erst sortieren, dann ein leichtes Nicken. „Eine Stichwunde am Unterarm sagte er.“ Kyo zog scharf die Luft ein. „Wie schlimm ist sie?“ „Ich weiß es nicht genau. Aber ich denke, dass er einige Zeit nicht spielen wird können. Die Zahl der Stiche klang ziemlich hoch.“ Die Lider über den dunklen Augen senkten sich einige lange Sekunden, als der Vocal einen drückenden Schmerz in seiner Brust bekämpfte. Hatte der Zierlichere wahrlich nicht schon genug, dass an ihm zehrte? Warum musste diesem nun auch noch das genommen werden, dass ihm Erfüllung brachte? „Verdammt.“ Ein leises Murmeln und mit Sicherheit nicht an den Ältesten gerichtet, doch Kaoru nickte, rieb sich mit zwei Fingern das Nasenbein. „Das drückt es gut aus.“ Kyo stimmte dem Anderen mit einem seltsam klingenden Laut aus seiner Kehle zu, dann richteten sich die dunklen Augen auf das Profil des Größeren. „Wie geht es dir?“ Kaoru zuckte leicht mit den Schultern. „Müde? Unglaublich erschöpft und verzweifelt und doch erleichtert? Etwas klarer in meinen Gedanken, was die drückende Sorge nur noch schlimmer macht.“ Die schlanken Finger des Gitarristen schlossen sich um die Tasse, als würde dieser Halt daran finden und einen kurzen Moment zögerte Kyo, bis er seine Hand über die Kaorus legte, sie so löste. Er war erschüttert Tränen in den Augen des besonnenen Mannes zu sehen, der ihm mit den Jahren ein so wichtiger Freund geworden war und welcher ihm genau jetzt ein hilfloses, aber dankbares Lächeln schenkte. „Was ist mit Die?“ Nun dauerte es wesentlich länger, bis ihm der Andere antwortete, stattdessen in die Tiefen seiner Tasse starrte. „Ich weiß es nicht. Irgendetwas in ihm... ist zerstört.“ Der Sänger schwieg, denn die Lippen des Leader bewegten sich noch immer, Kaoru schienen nur die richtigen Worte zu fehlen. „Warst du in den letzten Tagen einmal in unserem Schlafzimmer, Kyo?“ Eine rhetorische Frage, denn der Violetthaarige erwartete keine Antwort, sprach stattdessen weiter, selbst wenn er den Jüngeren dabei nicht ansah. „Hast du seine Hände berührt?“ Wieder gab der Blonde keine Antwort, sein Freund schien in der Welt seiner Sorgen verloren zu sein, redete, weil seine Seele wusste, dass es gut tun würde. „Sie sind so wund und ich fürchte, dass, wenn er nicht bald aufhört, er gar nicht mehr spielen wird können... aber genau das scheint er erreichen zu wollen, er will diesen Schmerz, aber ich kann einfach nicht begreifen warum. Wieso quält er sich mit etwas, dass er so sehr liebt? Warum all diese Stücke, die weder Anfang noch Ende zu haben scheinen? Warum diese Massen an Zettel... warum wieder und wieder die gleichen Worte? Ich verstehe es einfach nicht.... wenn er Shinya so verdammt vermisst, warum ruft er ihn dann nicht einfach noch einmal an? Warum zerstört er sich selbst?“ Kyo drückte die Finger, welche noch immer in den seinen lagen, ohne das diese Geste erwidert wurde. Der Leader war den Tränen nahe, dass konnte er sehen, doch er verweigerte, sie fallen zu lassen, selbst wenn sich die Stimme bereits gebrochen hatte, dem Winseln eines verletzen Hundes glich. „Du weißt, warum er nicht noch einmal angerufen hat, Kao. Er fürchtet sich. Das letzte Mal hat allein seine Stimme ausgelöst, dass Shinya, ich weiß nicht, zusammengebrochen ist? Du kannst ihm doch unmöglich übel nehmen, dass er das verhindern will.“ Kaoru wandte den Kopf zu ihm, die braunen Augen hitzig, aber nicht durch Zorn, sondern in einem Kummer, der den Jüngeren mit seiner schieren Präsenz zu erdrücken schien. „Ich weiß das, verdammt! Aber ich will, dass es ihm gut geht! Ich will, dass er mich anlächelt... ist das denn zu viel verlangt? Ich will, dass es dem Mann den ich liebe gut geht! Herr Gott, wie ich wünschte, Shinya daran die Schuld zu geben, aber gleichzeitig weiß ich, dass das falsch ist.“ Der Kopf des Leaders sank auf die Schulter des Blonden, dessen Finger so eng gedrückt wurden, dass es mit Sicherheit die Blutzufuhr abschnürte. „Ich kann gar nichts für ihn tun und weiß Gott wie oft habe ich selbst vor dem verdammten Telefon gestanden und wollte anrufen... doch selbst das hat zu nichts geführt, außer zu noch mehr Schmerz. Ich habe eine solche Angst um uns, Kyo. Wir alle tun nichts anderes mehr, als uns gegenseitig anzugreifen und zu beschuldigen, ohne dass wir uns die Zeit nehmen würden, dem anderen richtig zuzuhören.“ Kyos Finger wanderten langsam über den Kiefer des Anderen, eine Geste, wie er sie oft zwischen Die und Kaoru beobachtet hatte. „Wir haben begonnen miteinander zu reden.“ Ein leichtes Nicken des Violetthaarigen, dann verfielen sie in eine Stille die mehrere Minuten anhielt und letzten Endes durch ein leises Flüstern unterbrochen wurde. „Sag mir Kyo... bist du sicher, es wird es reichen, um das zu retten, was unter unseren Fingern zusammenbricht?“ ~~~~~~~ Kaoru warf erneut einen Blick auf die Küchenuhr, welche über seiner Tür an der Wand hing. Es war bereits Nachmittag, weitere Stunden vergangen und trotzdessen er es versucht hatte, nicht ständig auf den erlösenden Anruf zu warten, saß er schon wieder hier, mit dem Telefon in der Hand. Nach dem Gespräch mit Kyo war auch Die zu ihnen gestoßen, hatte sich an dem Kaffee bedient und danach ebenfalls mit an den Tisch gesetzt. Doch die Stimmung zwischen ihnen war bedrückend gewesen, denn sie alle waren in ihren Gedanken gefangen und hatten sich angeschwiegen, minutenlang, nur um dann eine belanglose Unterhaltung zu beginnen, die zu rasch wieder ihr Ende gefunden hatte. Warum sich auch etwas vormachen, wenn denn so gar nichts in Ordnung war? Ein jeder einzelne von ihnen war angespannt, voll von Sorge, Kummer und Schmerz... sie konnten einfach nicht so tun, als wäre rein gar nichts vorgefallen und dennoch, hatten sie sich darauf geeinigt, zu versuchen sich abzulenken, mit was auch immer. So war es auch geschehen, dass sie alle sich mit ihrer sonstigen alltäglichen Arbeit beschäftigten, Kyo mit seiner Lyrik, Die als auch Kaoru mit ihren Notenblättern und der Gitarre und trotzdem, hatten sie sich zu bestimmten Zeiten wieder hier zusammen gefunden, weil ihnen sprichwörtlich die Decke auf den Kopf gefallen war. Ein schwerer Tag, der noch nicht vorbei war und innerlich warfen sich Fragen in dem Violetthaarigen auf, wie lange es noch so weiter gehen würde, denn er spürte wieder diese nun mehr allzu bekannte Melancholie in sich aufsteigen und wusste, dass es seinen Mitbewohnern ganz genauso erging. Wenn sie sich doch endlich melden würden... diese ständige Warterei, natürlich war sich der Leader dem Zeitvorsprung, welchen sie hier hatten bewusst und dennoch waren seine Nerven zum zerreisen gespannt. Das Handy wurde wieder auf die Seite gelegt, erneut zum Stift gegriffen, eine der vielen Notizen, welche den Tisch bedeckten, herangezogen, während er den leisen Tönen des Fernsehers lauschte, den der Vocal sicherlich mit gutem Grund eingeschaltet hatte, auch wenn dieser wohl kaum etwas von der Sendung die dort lief, mitbekommen würde. Kaoru sah den Kleineren noch deutlich vor sich, er hatte einen Blick ins Wohnzimmer geworfen und den Blonden mit geschlossenen Augen auf dem Sofa entdeckt, doch war dieser dermaßen verkrampft... auch der Jüngere hatte den Kampf endgültig verloren, konnte man ihm deutlich ansehen wie es diesem ihm ging. Von Kyo schweiften die Gedanken des Ältesten zu seinem Geliebten, welcher sich seit Stunden an seinem Instrument verausgabte, sich nur selten aus ihrem gemeinsamen Schlafzimmer getraut und sich jedes Mal an ihn gelehnt hatte, wenn sie zusammen waren. Ein Seufzen perlte von den Lippen des Langhaarigen... bei Gott, wie sehr er sich doch wünschte, es würde endlich eine Wendung einkehren, so konnte es schließlich nicht weiter gehen, er hatte diese Warterei so satt... Kaoru zuckte erschrocken zusammen, als kaum, dass er diesen Wunsch zuende gedacht, plötzlich sein Handy zu vibrieren begann. Augenblicklich war das Telefon wieder in seiner Hand, wurde ungeduldig die Tastensperre gelöst, um zu sehen wer sich bei ihm gemeldet hatte und als er sah, von wem die SMS stammte, sank seine Stimmung um eine weitere Oktave. Ihr Manager, der endlich wissen wollte, was eigentlich los war, schon so lange auf Antworten drängte, die Kaoru einfach nicht zu geben bereit war. Er schüttelte den Kopf, warum nur kam keine Nachricht von Shinya oder Toshiya? Es war zum verzweifeln, hätte er am liebsten sofort bei einem von beiden angerufen, doch er musste damit rechnen, dass sie noch schliefen... verdammte Zeitrechnung! Mit einem laut der Frustration, legte er das mobile Gerät zurück auf den Tisch, es war jetzt sechzehn Uhr, noch eine Stunde würde er warten und wenn sie sich bis dahin nicht meldeten, wollte er anrufen. In der Zwischenzeit war weiter Ablenkung angesagt und so stürzte sich der Leader erneut in die vor ihm liegende Arbeit, nur um kurz darauf wieder aufzustehen und eine neue Kanne Kaffee aufzusetzen, irgendwie war das dunkle Gebräu über die letzten Tage zu einem Grundnahrungsmittel von ihm geworden. Danach griff der Violetthaarige zu seinen Zigaretten, welche auf dem Tresen lagen, ging zu dem Tisch und nahm den Aschenbecher mit, während er sich auf das Küchenfenster zu bewegte, dieses öffnete und mit den Ellenbogen auf dem Fenstersims abstützte, den Blick auf die verschneiten Bäume des Parks gerichtet. Seine Finger entnahmen der Schachtel eine der erschreckend wenigen Glimmstängel die sich dort drin befanden... Kettenraucher konnte er nun auch als ein neu hinzugekommenes Laster auf seine Liste setzen, rauchte er nun beinahe schon zwei Schachteln am Tag. Dennoch zündete der Gitarrist sich die Zigarette an, nahm einen tiefen zug und stellte den Aschenbecher neben sich. Kaoru beobachtete die fallenden Schneeflocken, die sich vom Wind treiben ließen, ehe sie sich auf die Straßen, Gehwege und Häuser nieder legten. Einige der zerbrechlichen Kristalle streiften sein Gesicht, sanken auf die blasse Haut des Japaners, ehe sie einem schnellen Tod erlagen, ob der Körperwärme des Langhaarigen schmolzen und als Wassertropfen von seinem Gesicht perlten. Minutenlang blieb der Leader Dir en greys vor dem geöffneten Fenster stehen, genoss die frische Luft, welche ihm entgegenströmte, nahm noch einen letzten Zug der runtergebrannten Zigarette, ehe er diese in dem Aschenbecher ausdrückte, danach das Fenster wieder verschloss und sich von diesem entfernte, er wollte nochmals nach seinen Mitbewohnern sehen, machte sich sorgen, denn schon eine Weile lang, waren die leisen Gitarrengeräusche als auch der Fernseher verstummt. Als Kaoru einen Blick in sein Wohnzimmer warf, stellte er erleichtert fest, dass Kyo sich noch immer dort befand, doch statt auf der Couch zu liegen, hatte sich der Sänger aufgesetzt, war über ein paar Blätter gebeugt und in seine Schreiberei vertieft, bemerkte den Älteren nicht, der sich nach einem Moment wieder abwand, um weiter in Richtung seines Schlafzimmers zu gehen. Das Erste was der Violetthaarige bemerkte, als er die Tür öffnete, war, dass der Raum völlig im Dunkeln lag, nicht einmal die Schalusien waren geöffnet, um wenigstens dem Tageslicht Zugang zu gewähren. Der Braunäugige brauchte ein paar Sekunden, bis er sich an die Lichtverhältnisse gewöhnt hatte und etwas in der Schwärze erkannte. Er entdeckte die reglose Gestalt seines Geliebten auf dem Bett, bewegte sich langsam zu diesem und verharrte, während er sich den Rothaarigen betrachtete. Die schien vor Erschöpfung eingeschlafen zu sein, kein Wunder, der Jüngere hatte in letzter Zeit kaum geschlafen und sich auch heute wieder vollkommen verausgabt. Zärtlich strich der Leader eine Haarsträhne aus dem Gesicht des Größeren, hauchte einen sanften Kuss auf dessen Wange, ehe er das Zimmer wieder verließ, er wollte Die schließlich nicht gleich wieder wecken. Ohne Umwege begab sich Kaoru wieder in die Küche, nahm sich eine Tasse von dem frischen Kaffee und machte sich erneut an die Arbeit, während er feststellte, dass die Zeit so gar nicht voran schreiten wollte, blickte er abermals auf die Uhr... es war gerade mal eine viertel Stunde vergangen. Missmutig versuchte sich der Leader nicht weiter davon beeinflussen zu lassen, doch gelang ihm dies nicht ganz, wanderten seine Augen ganz automatisch wieder auf die kleine Anzeige an seinem Handgelenk, während er sich in seine Noten vertiefte. Eine Stunde war nun vergangen und noch immer hatten sich die beiden Abtrünnigen nicht gemeldet, weswegen Kaoru beschloss, sein Vorhaben endlich in die Tat umzusetzen, es war jetzt neun Uhr in Schottland, eine humane Uhrzeit um einen Anruf zu wagen. Schnell hatte der Leader die Nummer des Drummers gewählt, wartete auf das Freizeichen, ehe das monotone Tuten ertönte. Ungeduldig hörte der Braunäugige dem Geräusch zu, zählte die Abstände, in welchem es erklang... dreimal, viermal auch noch ein fünftes Mal, dann, es knackte in der Leitung und schon bereit auf den Jüngeren einzureden, wurden die Lippen fest aufeinander gepresst, als ihm lediglich der Anrufbeantworter des Drummers, fröhlich mitteilte, dass dieser derzeit nicht zu erreichen war. Noch vor dem Piepen, welches andeutete, dass er eine Nachricht hinterlassen konnte, legte er auf. Er würde es einfach nachher noch mal probieren. So geschah es auch, nach weiteren fünfzehn Minuten, versuchte der Gitarrist es erneut, doch wieder nur die Mailbox. Nach zwei weiteren Malen, sprach er eine Nachricht auf das Handy des Anderen, sollte dieser sich baldmöglichst bei ihm melden, legte dann wieder auf, nur um es nach einer halben Stunde nochmals zu probieren und wieder mit dem selben Ergebnis... nichts. Innerlich fluchte der Langhaarige, fragte sich warum der Jüngere seine Anrufe nicht entgegen nahm. Wollte dieser nicht mit ihm reden? Unwahrscheinlich, schließlich wusste Shinya um die Sorgen die er sich machte. Befand der Drummer sich nur in einem Funkloch? Nein, zwar eine Möglichkeit, aber doch nicht so lange. Waren Toshiya und er vielleicht schon im Flugzeug, auf dem Weg nachhause? Dort durfte man schließlich sein Handy nicht eingeschaltet lassen, störten die Schallwellen, die empfindlichen Instrumente des Fluggerätes. Doch irgendwie wollte Kaoru nicht glauben, dass dies der Grund sein könnte, es war doch viel zu früh und so schnell hatten die beiden sicherlich keinen Flug bekommen... war es schließlich erst gestern beschlossen worden, dass sie zurück kommen würden. Während der Leader über die Möglichkeiten nachdachte, warum er den Drummer nicht erreichte, kam ihm in den Sinn es vielleicht mal bei Toshiya zu probieren, hatte er diesen bisher nicht angerufen, wissend, dass der Schwarzhaarige nicht gut auf ihn zu sprechen war. Der Violetthaarige knabberte auf seiner Unterlippe herum, war sich nicht sicher, ob er es wirklich wagen sollte... schließlich war der Bassist ziemlich wütend am vorigen Tag auf ihn gewesen... ach verdammt, er würde es einfach versuchen... mehr als dass der Jüngere in anfauchte, konnte nicht geschehen und außerdem, seit wann ließ er sich denn von so was einschüchtern? Zusätzlich wollte er wissen wie es diesem ging, denn in all seiner Sorge und Shinya, hatte er schlicht vergessen, zu fragen, wie es dem Bassisten ging, sich deswegen letzte Nacht noch Vorwürfe gemacht, der Drummer war es schließlich gewesen, der ihm gesagt hatte, dass Toshiya angegriffen worden war. Sich endlich durchgerungen, wählte er kurzerhand die Nummer des Größeren und wartete, wenn dieser ebenfalls nicht abnehmen würde, hätte er wenigstens Gewissheit für seine Vermutung. Es läutete, bei dem sechsten Signal welches ertönte, rechnete er schon damit, dass auch hier ihm lediglich die Mobilbox antworten würde, wartete jedoch bis zum achten Mal, bis er ein Knacken in der Leitung vernahm. Sein Finger wanderte auf die Taste zum auflegen, doch im letzten Moment verhaarte er. Kein freudiger Laut drang an seine Ohren, sondern lediglich ein monotones Ja... der Bassist hatte abgenommen und sogleich sprudelten die Worte aus dem Leader nur so hervor. „Toshiya, ich bin es Kaoru. Zumindest erreiche ich dich, Shinya geht nicht ran. Ich wollte wissen, ob ihr schon unterwegs seid.“ Der Jüngere schien verwirrt, nach dessen Antwort zu urteilen, etwas, das die Augenbraue des Leaders nach oben wandern ließ. Hatte der Drummer dem Schwarzhaarigen etwa nichts davon gesagt? „Zum Flughafen: Shinya sagte mir, ihr werdet heute zurück kommen. Ich nehme dann an, ihr habt euch noch nicht auf den Weg gemacht. Ist Shinya gerade bei dir? Er muss dir doch etwas gesagt haben. Wir warten schon die ganze Zeit auf Nachricht von euch, also wann... „ „Kao... ich... es... ist was passiert... wir... wir können nicht zurück.“ Diese Aussage ließ den Adrenalinspiegel des Gitarristen in die Höhe wandern, spürte er regelrecht, wie sein Herz schneller zu schlagen begann... was in Gottes Namen, hatten diese Worte zu bedeuten und warum hörte es sich so an, als hätte Toshiya diese nur mit Mühe hervorgewürgt? Und in drei Teufels Namen, warum konnten sie nicht zurück? „Was soll das heißen? Toshiya bist du noch dran? Sag doch was.“ Sekundenlang, welche dem Älteren mehr wie Stunden vorkamen, herrschte Schweigen an dem anderen Ende der Leitung, wiederholte er seine Frage, flehte seinen Freund schon beinahe an, endlich ein Lebenszeichen von sich zu geben, doch nichts. Ein weiteres Mal fragte er nach, hörte wie sein Gesprächspartner schluckte, einen tiefen Atemzug nahm und schon allein das, war Grund genug, dass die Sorge in Kaoru um eine weitere Nuance stieg. Was war denn nur passiert, dass der Bassist so reagierte, dermaßen am Ende erschien? Er konnte nichts weiter tun, als zu warten, bis sich der Andere soweit beruhigt hatte, um weiter zu sprechen, etwas, dass nach einer Ewigkeit auch endlich geschah. „I... ich weiß nicht... wie... was ich sagen soll... kann es selbst doch kaum glauben.“ „Toshiya, beruhige dich und sag mir was los ist.“ „E... es tut mir leid... so verdammt leid, ich konnte es nicht verhindern.“ „Was... was meinst du damit?“ Vergeblich wartete der Ältere darauf, dass der Bassist weiter reden würde und gefangen in der Sorge um die beiden, konnte er sich nicht zurück halten, verließen die nächsten Worte, in einem Anfall an Ungeduld, einfach so seine Lippen. „Verdammt noch mal, jetzt sag mir doch endlich was los ist? Warum bist du so aufgelöst und wo zum Teufel ist Shinya?“ Ein zittriges Keuchen antwortete ihm und beruhigte den Älteren in keinster Weise, denn die Fragen welche seinen Geist bestürmten ließen den Violetthaarigen immer nervöser werden, wartete er unendlich lange auf die Antworten, welche er haben wollte. Einen Herzschlag lang musste er noch bangen, ehe sich Toshiya soweit gefasst zu haben schien, das er ihn endlich aufklärte. „Shinya... er... er ist verschwunden. Ich bin heute Morgen aufgewacht, da war unser Drummer schon weg. I... ich... da lag ein Brief auf seinem Kopfkissen.... Kaoru... er ist einfach gegangen, ohne mir etwas zu sagen. Seine Worte in dem Schreiben... sie hatten etwas finales an sich. Er meinte, ich solle nachhause fliegen, er würde zurückkommen... doch ich weiß, dass dem nicht so ist. Shinya... verdammt, er hat mich einfach zurück gelassen, mir nichts gesagt. Ich war so dumm... so dumm, hatte gehofft, alles würde ein gutes Ende nehmen, doch ich habe versagt. Ich habe nicht aufgepasst und nun... er ist weg. Ich habe ihn verloren.“ „Von was redest du denn da? Ich verstehe dich nicht. Was meinst du damit, dass du ihn verloren hast und warum sollte sich Shinya von dir Verabschieden? Sag mir doch endlich, was hier eigentlich vor sich geht.“ „Es tut mir leid, ich hätte schon viel früher zu euch kommen sollen... doch nun ist alles zu spät. Zwar bin ich ihm gefolgt, doch ich habe ihn vor fünf Minuten aus den Augen verloren. Kao, es tut mir wirklich leid, so verdammt leid. Ich habe versagt.“ Der Leader hatte nicht die geringste Ahnung, um was es überhaupt ging, wünschte sich einfach nur aufgeklärt zu werden, doch der Bassist sprach in Rätseln, konnte er rein gar nichts mit dessen Worten anfangen. „Toshiya was...“ Im nächsten Augenblick wurde er unterbrochen, hörte er nur noch die energische Stimme seines Freundes, welcher mit einem Mal irgendetwas auf Englisch und Japanisch brüllte, verstehen tat er trotzdem kein Wort, danach wurde es für einen Moment ruhig und nur die leisen Fahrgeräusche drangen an seine Ohren, ehe es wieder lauter wurde. Der Gitarrist versuchte sich zu konzentrieren, entnahm den weiteren Wortfetzen, welche er hörte, dass sich der Bassist in einem Taxi befinden musste. Danach hörte Kaoru ein Geräusch, welches ihn an das Schlagen einer Autotür erinnerte und danach nur noch das Quietschen von Reifen, ehe es beängstlich still auf der anderen Leitung wurde. Sekundenlang wartete der Ältere vergeblich auf ein Lebenszeichen seines Freundes, spürte seinen Puls, wie dieser unregelmäßig das Blut durch seine Adern pumpte. Um Gottes Willen, was war dort gerade passiert? Tief atmete der Leader durch, versuchte wieder Luft in seine Lungen zu bekommen, ehe er damit begann, den Namen des Bassisten zu rufen... immer und immer wieder, während er im Hintergrund die zweite Stimme hörte, welche vor sich hinfluchte und obwohl der Violetthaarige kaum die englische Sprache beherrschte, verstand er die Worte. Damn und Fuck waren noch die feinsten Ausdrücke die der ihm Fremde benutzte, ehe Kaoru erneut versuchte auf sich Aufmerksam zu machen, abermals in den Hörer sprach, weitere bangende Sekunden wartete, bis man ihm endlich antwortete, doch es war nicht Toshiya, sondern der Engländer, welcher bis eben sehr unfein vor sich hingeflucht hatte... und nach einem Moment der Überlegung, war sich der Leader sicher, das es der Taxifahrer sein musste, welcher mehr als wütend auf seinen Freund erschien. Lautes Schauben erreichte seine Ohren, bevor ihm knapp, jedoch unmissverständlich erklärt wurde, dass Toshiya ihn zurück rufen würde, ehe einfach aufgelegt wurde, Kaoru in diesem Moment nichts anders übrig blieb als geschockt auf das Telefon in seiner Hand zu starren. Paralysiert schüttelte der Langhaarige den Kopf, versuchte für sich selbst, herauszufinden, was er gerade erlebt hatte, doch der Leader war zu aufgewühlt um auch nur einen klaren Gedanken zu fassen und noch immer hörte er das laute Geräusch von Bremsen, das Schlagen einer Tür, durcheinander schreiende Stimmen. ~~~~~~~~~ Wirklich schlafen tat Die nicht mehr, aber die Augen aufschlagen wollte er auch nicht, also blieb er einfach so hier liegen, das war für den Moment okay, Ruhephasen gönnte er sich eigentlich nicht, aber sein Körper hatte ihm in der gestrigen Nacht klar gemacht, dass seine selbst auferlegte Strafe zu den erwarteten Resultaten geführt hatte. „Weißt du, ein bisschen Licht würde dir vielleicht auch gut tun.“ Kyos Stimme war leise und sehr dicht bei ihm und nun wo ihm das klar wurde, spürte er auch die Wärme des Anderen und dessen Gewicht, welches die Matratze ein Stück tiefer senkte, trotzdem zuckte er nur leicht mit den Schultern, ohne zu antworten. Die Finger des Kleineren legten sich auf seinen Nacken, strichen sanft über diesen, eine Berührung die den Gitarristen aus der Bahn warf, denn er kannte solche Gesten nicht von Kyo, zumindest nicht an seine eigene Person gerichtet. Er wagte kaum zu atmen, fürchtete, dass sich sein Atem fangen könnte, doch der Blonde streichelte sacht über die gleiche Stelle, ab und an sogar über die Schulter, doch schwieg ebenso wie er, bis der Sänger einige Strähnen aus seiner Stirn nahm. „Es würde ihn freuen.“ So simple Worte, doch sie verstärkten den Knoten der Schuld in Dies Magen, auch wenn er wusste, dass der Kleinere es sicher nicht auf die Art und Weise gemeint hatte, wie er sich nun fühlte, aber er konnte sich nicht helfen, trotz des Nebels seiner eigenen Empfindungen wusste er, das er Kaoru weh tat, etwas, dass er gerne wieder ändern wollte, aber es war so verdammt schwer auf dem Schneckenhaus zu kriechen, in dass er sich zurück gezogen hatte. „Denkst du, dass er mich so überhaupt sehen will?“ Kyo schnaubte leise, ein Laut, der schon fast zärtlich war und den – seiner Ansicht nach – auch nur der Blonde würde produzieren können, dann änderte sich die Berührung, stupste der Andere mit dem Finger gegen seine Nase. „Du erwartest doch nicht wirklich, dass ich dir darauf eine Antwort gebe, oder? Komm schon, hoch mit dir.“ Ein sanfter Stoß in seine Seite und auch wenn er noch einige Sekunden zögerte, folgte er seinem Freund, lief hinter diesem, als er sie durch den Raum gingen und er in das Licht des künstlich erhellten Flures blinzelte, verharrte und erst weiter lief, als der Vocal eine Hand in seinen unteren Rücken legte, ihn mehr oder minder führte, doch stattdessen sie in die Küche gingen, wo Kaoru aller Wahrscheinlichkeit nach war, brachte sie der Kurzhaarige ins Badezimmer. „Kyo?“ Seine Verwirrung lag in seiner Stimme, doch der Jüngere antwortete nicht, brachte ihn lediglich dazu auf dem Wannenrand Platz zu nehmen, bevor er das Erste-Hilfe-Kabinett öffnete, diesem Salbe und Verbände entnahm. „Du kannst sie nicht ewig so lassen.“ Automatisch senkte sich der Blick des Rothaarigen auf seine Hände, sie schmerzten, aber das nahm er gar nicht so wirklich wahr, sein Geist hatte es wohl ausgeblendet, vielleicht als ein Schutz vor sich selbst, wenn ihm nicht bewusst wurde, wie sehr er sich eigentlich weh tat, dann konnte er ungehindert damit weiter machen, oder? Nun aber hob Kyo die erste von ihnen, verteilte behutsam Salbe und jetzt spürte er die Risse und Rauheit, die Punkte an welchen die Stahlseiten zu lange gegen die Kuppen geruht hatten – wie als würde er Dutzende von kleinen blauen Flecken haben, die er nicht sah. Über die Salbe legte der Blonde Kompressen und darüber schließlich eine dünne Mullbinde, welcher er mit konzentrierter Präzision um seine Hand und jeden Finger wickelte, ohne Zweifel würde Die nun ein Problem mit der Feinmotorik haben. Trotzdem fühlte es sich im Endeffekt... gut an, auch wenn der Gitarrist lange Sekunden brauchte, um sich dies Gefühl überhaupt einzugestehen, denn er wollte nicht, dass es ihm besser ging, aber nach der letzen Nacht hatte er gelernt, dass er nicht so weiter machen konnte. Nicht, wenn Kaoru neben ihm saß und wie ein vergessenes Kind weinte und selbst der kühle Kyo, den Die zwar in Rage und Ekstase und allen anderen möglichen Stimmungen kannte, vor ihnen auf die Knie brach. Seine Strafe war wichtig und dass er sich diese kleine Linderung zu gestand ließ den Berg der Schuld nicht schwinden, doch dies würde niemand außer Shinya selbst bewirken können. Wenn der Jüngere sich doch nur bei ihnen melden würde. Die verlangte ja nicht einmal, dass ihr Drummer mit ihm sprach, aber er wollte wissen, dass es ihm gut ging, dass er ihn wiedersehen würde. Er hatte eine so unglaubliche Angst um Shinya und auch um Toshiya, zwei Mal hatte er sogar die Nummer gewählt, aber ihn hatte der Mut verlassen, noch bevor das erste Freizeichen erklungen war. Der Rothaarige hoffte, dass Kaoru die Beiden erreichen würde, doch nichts, bisher schien sein Geliebter nichts unternommen zu haben. Er wurde aus seinen Gedanken geschreckt, als ihm sein Freund ein Waschlappen hinhielt, nicht in kaltes Wasser getränkt, wie er es erwartet hatte, sondern in warmes, weswegen er den Kleineren dankbar anlächelte, dünn, aber immerhin tat er es. Seine Antwort war das Heben eines Mundwinkels, dann half ihm Kyo aus seinem verschwitzen Oberteil, räumte es weg und brachte ihm ein Sweatshirt, so als würde der Blonde schon ewig hier leben und derweil sich Die bereitwillig helfen ließ, hob er eine Braue. „Du hast ja meinen Pullover an.“ „Er war gerade griffbereit.“ Seine Lippen verzogen sie zu so etwas wie einem Grinsen, sein Gedanke schien ja doch gar nicht so abwegig zu sein und als er dann auch noch Kaorus royalblaue Kampfsocken an den Füßen des kleineren Mannes sah, manifestierte sich in seinen Gedanken ein Bild, dass der Blonde wohl besser niemals sah. „Das ist schon eher der Die an den ich mich erinnere.“ Kyo fuhr erneut durch sein Haar, während ihm allein durch diese Worte schon wieder Tränen in die Augen stiegen, dann wurde er so dirigiert, dass sein Freund seine Haare kämmen konnte... bisher hatte so etwas nur Kaoru für ihn getan und wieder fühlte der Rothaarige dieses wunderbar warme Gefühl, dass sich in seinem Unterleib ausbreitete und von dort durch seinen gesamten Körper zu wandern schien. Der Sänger flocht ihm das Haar, wickelte um das Ende ein schwarzes Band, nickte ihm anerkennend über den Spiegel hinweg zu. „So ist es viel besser. Und nun gehen wir zu Kaoru und sehen nach, ob er schon etwas gegessen hat, dass mehr Kalorien inne hält, als diese verflucht leckeren Brotstangen, die er da hat.“ Gott, was war nur mit Kyo passiert? Die erkannte den Kleineren nicht wieder... oder hatte all dies schon immer in seiner greifbaren Nähe gelegen und er war nur zu dumm gewesen, es zu sehen? Wie der Blonde mit Shinya umging... er hatte immer gedacht, es würde eben daran liegen, dass der Drummer als einziger einen gewissen Status der Wichtigkeit bei Kyo inne hielt, alle Anderen, die den kleinen Mann umgaben wurden verschieden behandelt, von professionell bis freundschaftlich... aber nie mit dieser innigen Zärtlichkeit, die dem Jüngsten zuteil wurde. Und nun plötzlich war die gleiche Liebe – ihm fiel einfach kein besseres Wort ein – auch auf ihn gerichtet und es gab dem Gitarristen etwas, was, dass konnte er weder sagen, noch greifen, aber es war da und erfüllte ihn. In der Küche fanden sie Kaoru am Küchentisch und obwohl der Leader mit dem Rücken zu ihnen saß wusste Die augenblicklich, dass etwas nicht stimmte und an den plötzlich versteiften Schultern des Sängers erkannte er, dass Kyo es ebenso spürte. Die Anspannung in dem hellen Raum schien so erdrückend, dass es dem Langhaarigen sofort die Kehle zuschnürte, sein Geliebter machte nicht die geringsten Anstalten, dass er ihre Präsenz wahrnahm und das obwohl er sie gehört haben musste, da war er sich sicher. Auf dem Tisch, seitlich des ersten Gitarristen konnte er das Telefon sehen, das Display leuchtete in einer einsamen, blauen Farbe, was bedeutete, dass es einen Anruf hielt und sofort jagten sich die Emotionen, wurde Die erst von Freude erfüllt – bei Gott, Kaoru hatte die Jüngeren erreicht! - doch dann folgte Sorge und Angst, eine Furcht so übermächtig, dass ihm schummrig vor Augen wurde. „Kao?“ Der Name seines Partners von dem Kleineren gesprochen, aber auch dieser bewegte sich nicht, schien ebenso festgefroren und Die konnte sehen, dass die Finger des Blonden, die gegen den Rahmen der Tür lagen, zitterten. Nichts, der Andere drehte sich nicht herum, bewegte sich nicht, sprach nicht. Es war eine Situation, wie sie der Rothaarige viel zu oft erlebt hatte, welche Gefühle mit sich brachte, die wie Gift an ihm zehrten und am Ende wusste er nicht einmal, wie es er schaffte, diese Schritte nach vorn zu tun, aber es gelang ihm. Kaoru sollte nicht leiden, es war genug... es musste ein Ende finden. Sacht nahm er das Gesicht seines Geliebten in seine Hände, streichelte mit den Daumen über die weißen Wangen. „Kao? Hey... Sweetheart? Was ist los, was ist mit dir?“ Alles was ihn selbst betraf war mit einen Mal so unwichtig, nur der Violetthaarige zählte noch für ihn, dessen braune Augen, die sich nur langsam auf ihn richteten. „Die... Toshiya... er...“ „Was? Was hat er gesagt, Babe?“ Der Größere ließ sich auf den Stuhl neben Kaoru sinken, hielt weiterhin dessen Gesicht, seine eigene Angst drückte er gewaltsam weg, zwar hatte er keine Ahnung woher er diese plötzliche Kraft nahm, aber er würde sie nutzen um seine beiden Freunde hier durch zu bringen. Er hatte nicht einem helfen können bisher, er hatte ihnen allen weh getan und sie tief verletzt und jetzt, wo es diesen... Mut gab, würde er aus ihm schöpfen, zusammenbrechen konnte er hinterher, wenn einer der beiden Anderen wieder stark genug war, um ihre Fackel zu tragen. Sein Geliebter weinte, ebenso stumm, wie in der letzten Nacht, schüttelte immer wieder leicht den Kopf und für einen kleinen Moment legte der Größere seine Augen auf den Vocal. „Kyo. Komm hier her, halt ihn fest... ich denke, dass ihr das beide braucht.“ Der Angesprochene folgte den Ruf wie ein kleines Kind, setze sich auf den anderen Stuhl und schob die Arme um Kaorus Mitte, zog den Älteren an sich und Die folgte den beiden, wisperte mit den Lippen über die Stirn, währenddessen Kyo den Kopf gegen den Nacken des Leaders presste. „Komm schon, Kaoru. Du bist der Einzige, der mit ihm gesprochen hat, der Einzige, der uns jetzt helfen kann. Ich weiß, es ist schwer, aber bitte... was hat er gesagt?“ Lange Minuten nur diese alles zerdrückende Stille, bis die bebende Stimme des Ältesten genug Kraft fand, Worte zu formen. „Toshiya sagte... das Shinya weg ist, er hat ihn allein gelassen, ist gegangen, ohne etwas zu sagen.“, Hinter Kaoru unterdrückte Kyo einen gequälten Laut und irgendwie fand eine Hand des Gitarristen die des Sängers, drückte diese fest. „Ich habe keine Ahnung was da vor geht... aber Toshiya ist ihm nach gelaufen, hat versucht ihn einzuholen.“ Die Stimme des Leaders brach sich und wieder küsste Die den Anderen, die Stirn, Schläfe, die Braue, kleine Berührungen, die Kraft schenken sollten. „Aber... aber dann muss etwas passiert sein, er hat überhaupt keinen Sinn ergeben, sich nur bei mir entschuldigt, gesagt, dass nun alles zu spät sei, dass er versagt hat... Gott, was meinte er bloß damit? Was hat Shinya nur getan? Was... was passiert bei den beiden da? Toshiya... er muss in einem Taxi gewesen sein und plötzlich war da nur noch seine Aufregung und dann... Gott, oh mein Gott...“ Nun klammerte sich Kyo regelrecht an dem Größeren fest, atmete nur noch abgehakt und es brauchte einen Moment bis Die begriff, dass es ihm ebenso ging, dass er um den Brocken in seinem Hals herum kaum mehr atmen konnte. „Dieser entsetzliche Lärm... dieses Krachen und Quietschen... wenn ich nur wüsste, was er getan hat, wenn ich doch nur bei ihnen sein könnte...“ Kaoru vergrub sein Gesicht in seiner freien Hand, schien gar nicht zu registrieren, dass Die ihn noch immer streichelte, verzweifelt versuchte, zu verarbeiten, was der andere Mann da gerade erzählte... die letzten Funken der Hoffnung in ihm waren einfach niedergeknüppelt und ausgelöscht, Furcht erfüllte ihn, machte es schwer etwas zu denken, überhaupt die Worte zu begreifen. Behutsam strich er mit den Daumen über die nassen Wangen, zog die Stirn zusammen, um zu greifen, was in ihm durcheinander schrie. „Kao... Kaoru, sieh mich an, Babe. Hast du nach dem Krach noch mit Toshiya gesprochen? Hast du seine Stimme gehört?“ Ein Kopfschütteln und der Kloß wurde noch ein Stück größer, doch Die weigerte sich mit aller Macht gegen die Übelkeit. „Gab es da noch jemand anderen? Etwas anderes? Was hast du gehört?“ Einige Sekunden wurde der Violetthaarige ganz furchtbar still, dann zogen sich die Brauen zusammen, als würde Kaoru erst erkennen müssen, dass es vielleicht wichtig war und nun hob auch Kyo den Kopf, die braunen Augen von Schmerz und Trauer zerrissen, durch welche sich der Funke der Hoffnung nur schwer einen Weg bahnen konnte. „Da war noch ein anderer Mann... ein Taxifahrer.“ „Was hat er gesagt?“ Die erste Frage, die der Kleinste von ihnen stellte und in der dunklen Stimme überschlugen sich so viele Emotionen, dass sie alleine gereicht hätten, um Die zu brechen, doch der Ältere legte nur wieder die Stirn in falten, hob die Finger, als würde er die Erinnerungen durch den Nebel greifen und zu sich zurück holen müssen. „Ich weiß es nicht... er hat... geflucht, sich furchtbar aufgeregt.... er sagte, Toshiya würde sich nachher melden!“ Kaorus Worte wurden immer lauter und bestimmter, am Ende ruckte der Gitarrist so schnell nach oben, dass er mit Sicherheit von seinem Stuhl gefallen wäre, hätte der Vocal ihn nicht festgehalten. „Wir müssen da anrufen, wir müssen mit ihm sprechen, fragen, was mit Toshiya ist und mit Shinya!“ Nun hielt Die die Hände seines Geliebten fest, als dieser immer aufgeregter wurde, machte leise Geräusche, um den Kleineren wieder zu beruhigen. „Das werden wir, okay? Ruhig, Sweetheart, ganz ruhig. Atme langsam ein und aus, okay? Mach es wie Kyo, ganz ruhig und langsam.“ Einige Male machte er es vor, beobachtete die beiden Anderen genau, bis er sich sicher sein konnte, dass die Gefahr einer Hyperventilation verschwunden war, dann griff er langsam nach dem Telefon, legte zunächst auf. Die Augen seiner Freunde ruhten auf jeder seiner Bewegungen, während er die Wahlwiederholung drückte, den Hörer hob und am Ohr platzierte. Drei, vier Mal erklang ein Freizeichen, dann hob jemand ab, schnaufte in das Telefon ihres Bassisten. „Hell, yes?“ Es brauchte ein paar Sekunden bis der Gitarrist umdenken konnte und eine Frage zusammenbrachte. „May I speak with Toshiya please?“ „What? Is the fucking guy a friend of yours?“ „Yes, he is. Please, hand him over.“ Ein verächtliches Schnauben erreichte sein Ohr. „If I could I would do so, thank you very much. But as it seems that pretty boneass got some speed if it goes about a purchase.“ Dies Stirn wölbte sich in vollkommener Verständnislosigkeit. „I'm not sure if I understand...?“ Ihm war nicht erlaubt seine Frage ordentlich zu Ende zu bringen. „You don't understand, man! Oh, let me take the pleasure then to explain it to you... your fucking friend where stumbling in front of my fucking car and made me fucking purchase another taxi. Babbling all along that his friend where in danger or something like that shit! And then he graped at my dammed steel, screeching that I should turn right and there! Has that little dumphead anything sane inside left? He would have get someone killed with a stunt like that. But was that enough? Oh, no... just wait it keeps getting better!” Der Gitarrist war von der wütend schnarrenden Stimme hoffnungslos überfordert, konnte nicht viel mehr tun als zu zuhören und zu versuchen, alles korrekt zu übersetzen, so dass er es nachher seinen Freunden würde mitteilen können, doch der Mann am anderen Ende der Leitung scherte sich offenbar einen Dreck um ihn. „He was jumping out my fucking car while driving! Is he a suicide or what? Let fall the mobile and fucking JUMPED out of my car! No explanation, no thanks, no money! He just screamed 'stop' or something along that lines and left my taxi!” “I understand that you are very angered by him and I will promise to hand you a good amount of money if...” Wieder wurde dem Rothaarigen nicht erlaubt auszusprechen. “I don't want your stupid fucking money! You can take the bill an wipe your ass if you are lucky with it. Just make sure the damn moron never comes near my taxi again!” Klick. Aufgelegt. Lediglich ein gleichmäßiges Tuten auf der anderen Seite der Leitung, währenddessen Die einfach nur fassungslos geradeaus starren konnte. Kapitel 19: Part - XVI Caged ----------------------------- Anmerkung der Autoren: Wir bitten an dieser Stelle alle Interessierten, wirklich bis ans Ende der Story zu lesen ^-^!!! Part – XVI Caged Der Schwarzhaarige stolperte aus dem Wagen da er die Geschwindigkeit unterschätzt hatte, landete auf den Knien, fing den weiteren Fall jedoch mit seinen Händen ab, bevor er sich wieder aufrappelte, den Schmerz ignorierend die Straße hinab eilte, um dann nach links in einer Seitengasse zu verschwinden. Einen kurzen Augeblick lang blieb der Bassist stehen, versuchte das Zittern seiner Glieder unter Kontrolle zu bekommen, seinen bebenden Herzschlag und den rasselnden Atem zu beruhigen, während sein Blick geradeaus gerichtet war. Das andere Taxi, es stand noch genauso da, wie er es zuvor aus dem Augenwinkel gesehen hatte und bei Gott, er konnte es kaum fassen! Wie um sich selbst zu vergewissern, dass er nicht nur träumte, schlossen sich seine Lider, öffneten sich nach wenigen Sekunden und doch, das Gefährt stand noch immer wenige Meter vor ihm, unverkennbar durch die auffällige Werbung. Um nicht noch mehr Zeit zu verlieren, setzte sich der Bezopfte in Bewegung, kam neben dem Auto zum stehen, blickte hoffnungsvoll durch die Scheiben, auf die hinteren Plätze, doch wie bereits vermutet, waren diese leer, kein Shinya, der ihn hätte aufatmen lassen. Die Bitterkeit, welche deswegen schon wieder in ihm aufsteigen wollte, nieder kämpfend, begab sich der Musiker zu der Fahrerseite des Taxis, klopfte an die Scheibe und wartete auf eine Reaktion. Die Tür öffnete sich und eine junge Frau, welche bis jetzt in eine Zeitung vertieft war, blickte fragend zu ihm auf. „Yes?“ „Hello I need your help.“ “Oh. Okay sure, where would you like to go?” “N… no sorry. I am in no need of a taxi but rather in need of a information from you.” “Is that so? Well I am not sure if I can help you. What may it be that you need to know?” “Your passengers two guys in white cloaks… where were they going?” [1] Toshiya konnte sehen, wie sich die Stirn der Rothaarigen leicht runzelte, diese einen Moment überlegte, ehe sie ihm antwortete. „Why should I tell you this and how comes that you know, who my passengers were?” [2] Die Augen des Braunäugigen verengten sich, verdammt, warum konnte man ihm denn nicht einfach nur sagen was er wissen wollte? Warum kamen jedes Mal diese skeptischen Blicke, als würde er ein Schwerverbrecher sein? Eigentlich, wenn er darüber nachdachte, verstand der Bassist es ja, dieses Misstrauen, er selbst würde wahrscheinlich auch nicht anders reagieren, aber bei Gott, er wollte doch nur seinen Freund finden! Der Musiker war schon wieder nahe daran die Fassung zu verlieren, ballte seine abermals zitternden Hände zu Fäusten, nahm einen tiefen Atemzug. „I... I followed you ... just… tell me please. My friend… he is in danger... I have to find him. Please, help me.”[3] Leicht erschrocken blickte die Fahrerin den jungen Mann vor sich an, als sie erkannte, wie dessen Augen verräterisch zu glänzen begannen, blinzelte ob der flehenden Worte. Irgendwie hatte sie Mitleid mit dem armen Kerl, der sie so offensichtlich um Hilfe anflehte und jetzt so gar nicht mehr bedrohlich wirkte. „Hey it´s okay. I didn´t know. I will tell, you just calm down. Would you like to sit down, you don´t look good.”[4] Sie hoffte, ihr Gegenüber würde das Angebot annehmen, denn dieser sah so aus, als würde er jeden Moment vor ihr zusammen brechen und dies konnte sie doch nicht zulassen, aber der Schwarzhaarige hob nur abwehrend die Hand, etwas, das sie den Kopf schütteln ließ. „Thank you... I am fine. Just tell me please which way I have to go.”[5] Für einen Augenblick schlossen sich ihre Augen und sie fragte sich, was hier nur vor sich ginge, ehe sie leise seufzte und den Blick des Fremden erneut erwiderte. “Fine have it your way then. The two walked down this street and then turned right after the corner. You see?”[6] Sie deutete mit der Hand die Straße entlang, wartete bis der Andere nickte. „Thank you so much for your help. I have to go now.” “Hey, just a second. After what you told me, your friend seems in great trouble so why don´t you call the police?” “I don´t have the time, it will be to late. I have to find him now.” “I understand. So then... I wish you good look honey.” “Thank you. Bye.” “Your welcome. Bye.” [7] Die Fahrerin blickte dem davon Eilenden hinterher, bis dieser aus ihrem Sichtfeld verschwand, dachte noch einen Moment über diese seltsame Begegnung nach, ehe sie ein letztes mal den Kopf schüttelte, sich dann wieder ihrer Zeitschrift zu wand und auf weitere Fahrgäste wartete. Toshiya bog um die Ecke, wie die Fahrerin es ihm beschrieben hatte und fand sich in einer weiteren kleinen Gasse wieder. Der Bassist kam an ein paar kleineren Läden vorbei, blickte in deren Schaufenster, vielleicht war der Drummer in einen von diesen gegangen? Eher unwahrscheinlich, dies war ihm bewusst, aber... ein Versuch war es wert. In keinem konnte er den Kleineren entdecken, ging deswegen weiter, bis er an das Ende der Straße kam und von dort aus nicht mehr weiter wusste. Sollte er links, rechts oder doch lieber geradeaus gehen? Ein frustriertes Seufzen perlte von seinen Lippen, was sollte er denn jetzt machen? Von Shinya war weit und breit keine Spur, nichts, dass ihm einen Hinweis hätte geben können, in welche Richtung er nun weiter musste... aber vielleicht... hatte jemand seinen Freund gesehen? Es war möglich, vor allem bei den vielen Geschäften die sich hier aneinander reihten. Warum war er nicht schon früher darauf gekommen, einfach jemanden zu fragen? Sicherlich war der Jüngere aufgefallen, denn wie viele Japaner gab es hier schon und auch noch in einem weißen Mantel gekleidet? Ohne weiter darüber nachzudenken, öffnete der Schwarzhaarige die Ladentür vor welcher er stand, bemerkte kaum nach Betreten die vielen Instrumente, die dort zum Kauf bereit standen. Irgendwie kam er nicht um den Gedanken, dass das Schicksal seltsame Wege hatte, um ihm immer wieder einen Stich zu versetzen, fiel ihm eine Gitarre ins Auge, welche der Dies nicht ähnlicher hätte sein können und mit Bitternis, dachte er zurück an das Telefonat mit Kaoru, Dieser musste außer sich sein vor Sorge und er wollte nicht wirklich wissen, wie es seinen Freunden in Japan jetzt ging, doch blieb ihm keine Zeit länger daran zu verweilen, als er von einem der Verkäufer angesprochen wurde. „Hello can I help you?” “Hello… yes maybe. I have a question.” “Is it about the guitars? I saw you looking at our newest modell.” “No, I am very sorry. I came in your shop with another reason. I am looking for my friend and I know, he must have passed by. So I´d like to ask, if you have seen him.” “Oh that’s a pity. Hoped to have a new costumer. Whatever. So, can you describe me this friend of yours?” “I am really sorry, but I am in no need of a new instrument. Because of Shinya, he is a little smaller than me, has brown hair and wears a white cloak. Also he is very feminine.” “So he is looking like you? Please don´t take any harm by that but you aren´t looking very masculine either.” “No… no, that’s fine. I know this.” [8] Sein Gegenüber zauberte tatsächlich ein kleines, verlegenes Lächeln auf die Lippen des Schwarzhaarigen, obwohl diesem so gar nicht danach war. „Good than I haven´t offended you.” [9] Der Verkäufer lächelte versöhnlich, ehe er weiter sprach. „Back to business. I don´t think that I saw somebody like you described me but maybe that’s just because I am very often in the back of the shop. Let me ask one of my colleagues. Richard, can you come here for a moment?” [10] Toshiya wartete geduldig, während der Verkäufer seinen Kollegen zu sich winkte und diesem die Situation erklärte. „Let me think about it... yes, there was someone.” “Really? please tell me!” [11] Der Bassist war dermaßen aufgeregt darüber, dass man seinen Freund wirklich gesehen hatte, das er nach einem Schritt direkt gegenüber dem Blonden stand, gerade noch an sich halten konnte, diesem zu Nahe zu treten, um endlich zu erfahren, was er wissen wollte, etwas, dass wohl auch dem Blauäugigen zu verdanken war, welcher ihn zurück gehalten hatte. „Hey hey, what are you doing?” “I… sorry. It´s just… I have to find him.” “Okay I don´t know your reasons, but would you please calm down?” “Yes… sorry… it wasn´t my intention.” “Good, than hold yourself. Richard tell me and this guy here more, before he leaves his mind behind him again.” [12] Der andere Verkäufer blickte ihn noch immer aus großen Augen an, hatte sicher nicht mit solch einer Reaktion auf das eben Gesagte gerechnet und Toshiya blieb nichts anderes übrig, als beschämt den Kopf zu senken. Er war selbst über sein Verhalten überrascht, aber wenn es um seinen Engel ging, konnte ihn scheinbar nichts mehr halten, war er nur über jeden Hinweis dankbar, der ihm weiter helfen würde. Allerdings besann er sich, niemand teilte die Sorgen über seinen Geliebten, also sollte er sich wirklich zusammenreißen, um nicht wieder dermaßen aus der Haut zu fahren. Sicherlich hielten ihn die Beiden für verrückt, er würde es ihnen nicht mal verübeln. „Hm Okay. As I told before I remember someone like you told me. He was before the windows and keept looking at the bass, we have there in front. He was just standing there and than something happened, I found rather strange. There was another guy that had a blindfold with him. He coverd the smaller ones eyes and than they left with a car, that parked just outside. This too was very strange, because it happened so fast, I believed that it was just my imagination. Are this two lovers or what? Anyway, they behaved so.” [13] Fragende Augen richteten sich auf ihn und der Bassist wusste, dass er ihnen eine Antwort schuldig war, schließlich hatten auch sie ihm geholfen. „No… they aren´t together. Can you answer me another question?” [14] Seine Augen waren auf den Größeren, Richard, gerichtet und er hoffte nur, dass dieser ihm noch weiter helfen würde können. „This deepends on what you like to know.” “Can you tell me wich way they have gone?” “Yes sure. They drived down the Thompson street.” “Thanks. Thank you so much for your help.” [15] Toshiya konnte dem Engländer nicht genug danken, war dermaßen erleichtert endlich wieder einen Anhaltspunkt zu haben und war gerade dabei das kleine Geschäft zu verlassen, um sich erneut auf die Suche nach Shinya zu begeben, doch wurde er aufgehalten. „Hey, wait a moment. Would it be any help for you to know the licence number of the car?” [16] Abrupt blieb der Japaner stehen, die Klinke der Tür schon in der Hand, warum hatte er selbst daran nicht gedacht? Natürlich würde dies ihm weiterhelfen und so wand er sich erneut seinem Gegenüber zu. „Yes, this would be of great help.” “Okey the sign was GX 02 NPP.” “Thank you so much for your help. I don´t know how to repay you for that.” “Just make sure, to come here again and buy an instrument and sure we´ll be fine.” “Yes thank you again. I will remember.” [17] Mit diesen Worten, wand sich der Bassist endgültig ab von dem kleinen Geschäft, trat hinaus auf die Straße und rannte die Thompson Street hinab, hielt währenddessen immer wieder Ausschau nach einem Wagen, welcher die ihm beschriebene Kennzeichnung trug. ~~~~~~~ „Du solltest versuchen zu lächeln, nun wo du hier bei mir bist.“ Die Stimme war leise, sanft aber nicht schüchtern, dazu hielt sie zu viel Kontrolle inne, aber sie überraschte den Drummer dennoch – Shinya wusste nicht, womit sein Geist gerechnet hatte, aber eine Frau sprechen zu hören, war etwas... seltsames, ein besseres Wort vermochte er dafür nicht zu finden. War er geschockt? Sicher, ein Teil von ihm gewiss, aber es registrierte kaum, selbst der natürliche Reflex sich anzuspannen war verschwunden, als sich Arme sacht um seine Mitte legten, er fühlen konnte, wie sich ein schmaler Körper gegen den seinen lehnte. Ein sachtes Seufzen entfloh der Unbekannten, die ihn hielt, als würden sie bereits auf einer intimen Basis miteinander verbunden sein und es entsprach sogar der Wahrheit, wenn man die bittere Realität sah, doch es war ein Bund, der einseitig und unter Zwang entstanden war, trotzdem regte sich Shinya nicht, als die schlanken Finger der Frau über seine Schultern glitten, seinen Mantel abstreiften. Sein Blick blieb irgendwo nach geradeaus gerichtet, ohne dass er wirklich wahrnahm, dass er direkt auf ein Bild von sich selbst starrte, seine eigenen Augen ebenso unbewegt zu ihm zurück blickten, gefangen in dem Moment einer Aufnahme, deren Ort und Zeit er nicht bestimmen konnte. Eine Hand umschloss sacht die seine, führte ihn zu einem der Sessel, in welchen er sich mehr aus Instinkt als allem anderen sinken ließ, die Photographie, sie war nicht die einzige... über den flachen Schränken schienen die gesamten Wände mit ihnen bedeckt, jede nur erdenkliche Situation, jeglichen Stil den der schlanke Mann bis dahin getragen hatte... ob offiziell, von Freunden aufgenommen oder vollkommen Unbekannt – die schiere Anzahl nahm ihm den Atem, ihm war übel, so unbegreiflich schlecht. Shinya fühlte sich vergewaltigt, so entsetzlich erniedrigt... sein gesamtes Leben, schien in diesen vier Wänden zusammengepfercht zu sein und er konnte es einfach nicht begreifen, egal wie lange er drauf starrte, es war einfach nicht möglich, er verweigerte, dass dies hier wirklich da war. „Gefallen sie dir?“ Sein Fokus glitt schwindelnd in Richtung der warmen Stimme, den Fingern, die sich leicht auf seine Wange legten, behutsam über diese streichelten. Schockierend kindliche Augen trafen die seinen, dunkelgrün und unschuldig, sie passten zu dem feinen Gesicht, den hübsch betonten Lippen, dem schwarzen Haar... aber sie gehörten nicht an diesen Ort, nicht zu dieser Frau, es konnte ebenso wenig sein, wie die Photographien, die sie umgaben. Shinya starrte sie schlicht an, sein Geist war eingefroren, ließ keinen einzigen Gedanken mehr zu, nur noch Eindrücke und Empfindungen, die quälend langsam durch den Sumpf der Taubheit sanken, irgendetwas in ihm zu regen suchten. Sie war jung, vielleicht trennten sie drei oder vier Jahre, sie war kleiner und so zerbrechlich – ihre Hände, nun wo sie von seinem Gesicht gefallen waren, lagen ordentlich ineinander gelegt auf ihrem Schoss, ihre Beine standen ebenso perfekt nebeneinander auf dem Boden und den Rücken gerade durchgedrückt wirkte sie mehr wie eine Puppe, als ein tatsächlich lebender Mensch. Der Drummer studierte sie, wie ein aufwendig gearbeitetes Kunstwerk, dass man ansah, weil es einen anzog, aber nicht mehr und sie ließ es mit einem milden Lächeln zu, legte leicht den Kopf auf die Seite. Ihr Haar war in einer sanften Welle nach oben gesteckt, schien von Natur aus glatt zu sein, denn die wenigen Locken, die sich aus der Frisur heraus stahlen, waren wohl extra so arrangiert worden. Überall konnte er kleine Perlen sehen, sie fielen in zierlichen Ketten entlang der Strähnen, sammelten sich an den Seiten und dem Hinterkopf, wo er zwei große Lilien sah, echte, denn ihr Geruch stieg ihm in die Nase, verdichtete den Nebel, in dem er gefangen war. In ihren Ohrringen spiegelte sich die Blüte, wenn auch dieses Mal silbern und auch das Collies formten drei dieser schönen Blüten, sie waren mit winzigen, weißen Steinen besetzt, elegant und zeitlos kühl. Sie trug ein schulterfreies, knielanges Kleid in weiß, was einen starken Kontrast zu all dem dunklen Holz darstellte, dass sie umgab. Sie war wie frisch gefallener Schnee, trotz ihrer perfekten Aufmachung fehlte die Wärme, ihre Augen, obwohl kindlich, waren zu einem gefrorenen See erstarrt, ihre Haut ebenmäßig, glatt, wie abweisendes Porzellan – in ihrer Gegenwart bebte Shinya, trotzdessen man sie aus der Ferne wohl für ein hübsches, liebevolles Mädchen halten würde. Ihre Lippen hoben sich in einem Lächeln, welches auf alle anderen süß, unbeschwert und unschuldig wirken mochte, für ihn aber war es von einer personifizierten Kälte, außer der Gier zu besitzen, konnte er dahinter nichts ausmachen. Das Feuer knisterte gemütlich zu seiner Linken, aber er spürte die Hitze der Flammen nicht, fühlte sich immer mehr seines eigenen Körpers entrückt, es war zu viel, viel zu viel, Shinya wollte nur noch seine Augen schließen und in die Taubheit sinken, die er in jeder seiner Gliedmaßen wahrnahm, aber stattdessen blieb sein Blick starr auf seinen Gegenüber gerichtet, welcher in diesem Moment entzückend jauchzte, die Hände in Vorfreude vor dem Gesicht zusammenschlug. „Ah, ich habe ganz vergessen, mich dir vorzustellen... wo sind nur meine Manieren hin?“ Sie schien sich nicht daran zu stören, dass er nicht antwortete, nicht einmal wirklich auf sie reagierte, denn sie erhob sich mit einem schwungvollen Ruck aus dem Sessel, schlenderte zu dem einen Schrank hinüber, wo sie eine kleine Schatulle öffnete, deren Inhalt sie aber vor ihm verbarg, als sie sich zu ihm herum drehte, lächelte. „Mein Name ist Yuki und ich habe schon sehr lange auf diesem Moment gewartet, Shinya.“ Sein Blick fiel von ihrem Gesicht auf die Hände, welche sie ihm entgegenstreckte – in diesen lag eine Kette, gröber von den einzelnen Gliedern, also definitiv für einen Mann, der Anhänger wirkte wie ein Tribal und stellte eine Blüte dar, ebenfalls eine Lilie. „Das hier ist für dich... es ist echtes Silber, das magst du doch, nicht wahr?“ Yuki schlenderte vergnügt zu ihm zurück, legte ihm die Kette um den Hals, ihr Gewicht war ungewohnt, das Metall schien auf seiner Haut zu brennen, obwohl es kalt war. Finger wanderten langsam über seinen Arm, umschlossen seine Hand, als sie sein Kinn anhob, einen leichten Kuss auf seine Lippen hauchte. „Wenn du mir versprichst, nicht zu versuchen wegzulaufen, dann werde ich dich auch nicht anketten, okay?“ Shinya starrte die Frau einfach nur an, aber sie sah das wohl als eine Zustimmung, lächelte unschuldig. „Komm, ich will dir etwas zeigen.“ Der Drummer folgte wie ein ausgesetztes Hündchen, den Blick auf die Lilien in dem schwarzen Haar gerichtet, sie und er, sie hatten genau die richtige Körperhöhe, um in ihrem Heimatland als ein Traumpaar zu gelten – wie absurd es schien, dass die Quelle dieser Tortur so weiche Haut hatte. Sie traten durch einen weißen Perlenvorhang, der Raum dahinter war sehr viel kleiner und ohne großes Mobiliar, lediglich zwei Sessel, eine Couch und ein Tisch sowie ein weiterer Kamin, rechts von sich konnte Shinya drei große Fenster ausmachen, doch er machte sich nicht die Mühe, aus ihnen zu sehen... es würde ihm eine Freiheit zeigen, die er nicht mehr besaß. Geradezu jedoch... Shinya würgte trocken und nun tat er, was er hätte schon im ersten Raum tun sollen, eine seiner zitternden Hände schlug er vor seinen Mund, Tränen in seinen Augen. Der Braunhaarige erblickte einmal mehr ein Abbild von seiner Person, doch dieses Mal war es keine einfache Photographie, oder ein Poster... es war ein Gemälde von erschütternden Ausmaßen, von einem silbernen, fein gearbeiteten Rahmen gehalten. Es musste frei interpretiert sein, denn er war niemals an einem solchen Ort gewesen, die mächtigen weißen Säulen wirkten antik, stammten vielleicht aus der Gegend um Griechenland, dahinter konnte er das Meer sehen, einen Albatros, zu dem er hinauf sah... und er fühlte sich, als würden seine eigenen Schwingen gebrochen sein, verletzt unter den kräftigen Seilen, die seine Verfolgerin nach ihm ausgeworfen hatte. Um die Säulen wanden sich Efeu und Feuerlilien, ihre Blüten bedeckten auch den Boden, sein Gewand, welches über seinen nackten Füßen zerrissen und von Schmutz besudelt war, sein Haar ebenso lang wie jetzt, aber es war blond und gewellt, fast so wie Yoshiki es getragen hatte. Sein Gesicht war .... der Welt entrückt, irgendwie, die Augen ohne ein wirkliches Licht dahinter... es war nicht das, was er erwartete, aber womit hätte er überhaupt rechnen können? Er war kopfüber in eiskalte Fluten gestürzt und konnte nur hoffen, dass er nicht auf verdeckte Felsen aufschlug. „Es ist sehr schön nicht wahr? Ich habe dem Künstler einfach nur ein Photo gegeben und ihm gesagt, er soll eine Welt für dich erschaffen.“ Warum, warum, warum? Diese Frage hämmerte immer wieder in dem Kopf des Braunhaarigen, bedrängte seinen ohnehin wimmernden Geist und sie verließ seine bebenden Lippen mit einer kleinen, sehr dünnen Stimme, die sich bei diesem einfachen Wort brach. Erneut schoben sich Arme um seine Mitte und er konnte fühlen, dass Yuki einen Kuss in seinen Nacken legte, ihre Lippen waren so kühl, ganz anders, als die von Toshiya. „Was warum, Geliebter? Warum ich all das für dich mache? Die Antwort solltest du kennen... ich liebe dich und ich will dich beschützen.“ Finger tanzten leicht über seinen Bauch, der sich in immer wiederkehrenden Krämpfen zusammen zog. „Warum... ich?“ Ein leises, überlegendes Summen, dann trat Yuki um ihn herum, lächelte süß zu ihm herauf, während sie ihm mit einer Hand über die Wange strich. „Liebe kann man doch nicht erklären, Dummerchen, sie ist einfach da. Du müsstest das doch am besten wissen, oder? Immerhin hast du aufgegeben, damit deinem Toshiya nichts passiert... und ich halte mein Versprechen, er darf nach Hause gehen, wenn du bei mir bleibst.“ Ein erneuter kleiner Kuss auf seine Lippen. „Und das machst du doch, nicht wahr Shin-chan?“ ~~~~~~~ Der Schwarzhaarige kam an weiteren Gassen vorbei, blieb kurz stehen, um einen Blick hinein werfen zu können, doch nichts, keine Spur von dem Kennzeichen welches er suchte. Wenn er nur wüsste, wie lange sein Freund und der Fremde in dem Wagen unterwegs waren, dann hätte er zumindest einen kleinen Anhaltspunkt, doch so... irrte er wieder mal planlos durch die Gegend und dass schon seit mindestens zehn Minuten. Verdammt, es war doch einfach zum verrückt werden... wie oft sollte er denn jetzt noch in diese Situationen kommen? Ständig neue Hoffnung, die dann doch wieder zerstört wurde? Erschöpft lehnte sich der Musiker für einen Moment gegen eine der Häuserwände, schlug verzweifelt mit seiner zur Faust geballten Hand gegen die Mauer, versuchend, seinen abermals rasselnden Atem, den rasenden Puls zu beruhigen... doch er schaffte es einfach nicht mehr, zu groß war die Nervosität und Aufregung in ihm. Bunte Punkte begannen vor seinen offenen Augen zu tanzen und ihm wurde schwindelig... kein Wunder, sein Kreislauf machte ob der Hetzjagd langsam schlapp, spürte er die Übelkeit in seinem Magen schon seit geraumer Zeit, ebenso wie die Kälte, welche sich bis auf seine Haut brannte. Toshiya fühlte sich einfach nur schlecht, doch schob er all diese Empfindungen immer weiter von sich weg, blinzelte einige Male, um wieder klare Sicht zu bekommen, nahm dann seinen Weg erneut auf... er musste Shinya einfach finden, egal welche Mühe es kostete. Seit der Bassist am Morgen die Ferienwohnung überstürzt verlassen hatte, trieb in dieser Gedanke an, auch wenn er schon ein paar Mal daran gedacht hatte, ob es nicht doch besser gewesen wäre, die Polizei einzuschalten, schließlich wusste er nicht, was ihn erwartete, wenn er seinen Freund wirklich finden würde. Aber das Bewusstsein, das die sogenannten Hüter des Gesetzes, erst vierundzwanzig Stunden nach Verschwinden einer Person zu handeln pflegten, hatte diese Überlegung schnell wieder zu Nichte gemacht... dafür blieb einfach keine Zeit und so war ihm schlicht keine andere Wahl geblieben, als es weiter im Alleingang zu versuchen. Jedoch, nach den ganzen letzten Stunden, zweifelte der Bassist immer mehr an seinem Erfolg, war es schon mehr als verwunderlich, dass er überhaupt soweit gekommen war, doch wofür? Wo sollte er denn jetzt noch suchen? Selbst wenn er den Wagen finden würde... sein Engel konnte schon längst wieder woanders sein... verdammt, was sollte er tun? Es machte doch alles keinen Sinn mehr, oder? Es war egal, alles war egal, solange er Shinya nicht im Stich ließ, oder? Und das würde er nicht tun, niemals... so stolperte der Schwarzhaarige weiter die Straße entlang, die Augen offen, um den Wagen zu finden, dabei alles andere, was seine Gedanken beschäftigte, verdrängend. Einige Zeit später, der junge Mann hatte keine Ahnung wie weit er jetzt schon gelaufen war, blieb er erneut stehen und blickte um sich. Scheinbar hatte er das Ende der Thompson Street schon hinter sich gebracht, den er fand sich in einem Hinterhof, in welchem sich ein Haus nach dem Anderen reihte, wieder. Scheiße, jetzt war die Orientierung entgültig verloren, weil er bei der Sucherei nicht mehr auf den Weg geachtet hatte, stand er mitten auf diesem Hof, verloren wie ein Kind, dass man ausgesetzt hatte. Ein ungutes Gefühl machte sich in seinem Inneren breit, wo war er nur gelandet? Keine Menschenseele war zu sehen, nur hier und dort ein paar parkende Autos und... seine Augen weiteten sich, ein paar Meter weiter... Toshiya erkannte das Kennzeichen, er hatte den Wagen tatsächlich gefunden und konnte es nicht fassen! Irgendwie hatte er wohl doch einen Schutzengel an seiner Seite, der ihm immer wieder half. Das Fahrzeug war neben ein paar weiteren Autos, in einer der Gassen geparkt worden, direkt an einem der Häuser, scheinbar eine Bar, wie er bei näherem hinsehen erkannte, doch das Gebäude erweckte, sowie alles andere was sich in dieser Gegend befand, keinen wirklich einlandenden Eindruck. Es erklärte, warum hier kein solch geschäftiges Treiben herrschte, dies schien ein heruntergekommenes Viertel dieser Stadt zu sein, eine Erkenntnis, welche den Musiker nicht im Geringsten beruhigte, dennoch ging er langsam näher an das Pup heran, blieb schließlich vor dem schwarzen Rover stehen. Natürlich, kein Anzeichen davon, das der Braunhaarige wirklich in diesem Auto gesessen hatte, fehlte jegliche Spur und dennoch umrundete er das Gefährt zweimal, nur um sich zu vergewissern, dass er auch wirklich nichts übersehen hatte. Ein Laut zu seiner Rechten ließ den Japaner zusammenfahren und als er sich der Geräuschquelle zu wand, sah er, wie die Tür der Gaststätte von Innen geöffnet wurde, das Klingeln der Glocken ein weiteres Mal erklang, vernahm er Stimmen und ohne weiter darüber nachzudenken, duckte er sich, versteckte sich hinter dem Auto. Durch eine der Scheiben des Wagens konnte Toshiya beobachten, wie drei Männer die Lokalität verließen und irgendwie... er hatte diese Gestalten doch schon mal gesehen, aber wann? Dann... ein eisiger Schauer ran dem Bassisten über den Rücken, er hatte sie erkannt... es waren die Kerle aus dem Club und für einen kurzen Moment war er wieder in seinen Erinnerungen an diesen schrecklichen Abend gefangen, wurde ihm unsagbar schlecht, doch so schnell diese Empfindung gekommen war, schwand sie wieder, als sich eine weitere Person zu den drei Anderen gesellte. Seine Augen verengten sich, es war der Blonde, in dessen Gegenwart er seinen Engel zuletzt gesehen hatte und dieser trug noch immer den selben weißen Mantel, der dem Shinyas verdammt ähnelte. Wenn diese Kerle hier waren, musste auch sein Freund ganz in der Nähe sein und zwar höchstwahrscheinlich in dieser heruntergekommenen Bar. Die Männer unterhielten sich, doch für Toshiya zu leise, als dass er hätte etwas verstehen können, weswegen er versuchte näher an den Eingang heran zu schleichen, dabei, ohne bemerkt zu werden an einem der vorderen geparkten Fahrzeuge verharrte und den gesprochenen Worten lauschte. „… this. Why can´t we go now? The little bird is here… damn.” “Fred, calm down. We don´t have our money yet.” “So what? Our job is done so we don´t have any reason to stay here till midnight.” “Yeah we know this, but she won't want us to leave yet.” “ She has her toy now. This is what she wanted from the beginning and we helped her to get him but now we don´t have to put up with this shit. We´re either her fucking bodyguards or depend on her.” “Yeah, you are right but why don´t we just wait some time until she has given us the money?” “Because I will do what I want and this is far from anything I´d like to do now. Why don´t we go and have our fun too?” “Shiroi-sama doesn’t want any attention from the police so you have to stay low.” “You know what little pretty boy? I give a fuck to what this little bitch want´s or not. Your sama or however you call her isn´t my boss. I am on my own. She just hired us for this job and for nothing more. I will go now and will have some little fucktoy myself. You can come with me or stay here I will be back in a few hours after I had my fun.” “But Fred…” “Let him go, if he want. We don´t need him now. Just one thing Fred, you know, I will tell Shiroi-sama and she won´t be happy with you.” “Do what you want you little fucker. I`ll be back later.” [18] Der Bassist hatte genug gehört, sein Freund schien definitiv hier zu sein, obgleich er doch ziemlich überrascht war zu erfahren, das eine Frau die Schuldige war, für all das Leid, das Shinya die letzten Monate hatte erdulden müssen, während er beobachtete, wie die drei verbliebenen Männer zurück in die Bar kehrten und sich der vierte mit stetigen Schritten fort bewegte. Toshiya seufzte leicht, als er sich zurück gegen das Auto lehnte, überlegte was er nun tun sollte, zwar hatte er nun Gewissheit über den Aufenthaltsort des Jüngeren, doch wie sollte er unbemerkt in diese Bar kommen? Die Männer würden ihn doch sofort erkennen... verdammt, seine Chancen Shinya zu helfen, waren erbärmlich gering, aber einen Teufel würde er tun, sich jetzt so kurz vor seinem Ziel, geschlagen zu geben. Der Musiker erhob sich von seiner kauernden Position, ihm würde schon etwas einfallen, um seinem Engel zu helfen. Gerade als der Langhaarige dabei war von dem Wagen hervor zukommen, bemerkte er, wie der verbliebene Mann plötzlich stehen blieb und so schnell es ihm möglich war, versteckte er sich wieder hinter dem silbernen Blech als sich der Andere herumdrehte, die wenigen Schritte, die dieser gegangen war zurückkehrte. Mit geweiteten Augen sah der Schwarzhaarige, wie dieser auch noch ausgerechnet in sein Richtung kam. Warum hatte dieser denn jetzt umgedreht? War er etwa von dem Engländer bemerkt worden? Nein... das konnte nicht sein, dieser hätte sich sonst sicher anders Verhalten und um zu verhindern, dass er doch noch gesehen wurde, versuchte der Japaner weiter zurückzuweichen, warf immer wieder einen Blick auf den Näherkommenden, bevor er wieder am Heck des Rover verweilte, den Braunhaarigen durch die Scheiben beobachtete, als dieser davor zum stehen kam, er dessen fluchende Stimme vernahm. „If only this bitch had given us our money then I wouldn´t have to take my own… fuck where are the damn keys?” [19] Der Ältere fuhr mit seinen Fingern in die Taschen seiner Jacke, doch scheinbar blieb dessen Suche erfolglos, stieß dieser kaum einen Moment später mit dem Fuß gegen die Fahrertür, weitere Flüche von sich gebend. Toshiya indes bewegte sich in geduckter Haltung rückwärts, weiter in die kleine Gasse hinein, während der Engländer sich aufregte und immer wieder gegen den Wagen trat, bis dieser plötzlich in seiner Raserei inne hielt, aufgeschreckt durch einen krachenden Laut. Das Herz des Musikers setzte aus, nur um dann mit doppelter Geschwindigkeit weiter zu schlagen... er war gerade nicht mit seinem Rücken gegen etwas gestoßen... und dieses etwas, war auch nicht gerade mit einem scheppern einfach umgefallen...!? Scheiße... warum war er nicht einfach hinter dem Wagen geblieben und hatte abgewartet, bis der Andere wieder gegangen wäre? Voller Panik schaute der Bassist um sich, bevor er sich erhob und versuchte ein weiteres Versteck zu finden, während er den Schritten lauschte, die schnell näher kamen und heftig in seinen Ohren hämmerten...doch, es war zu spät, denn er spürte nahezu die Augen welche sich, wie die eines Habichts, in genau diesem Moment in seinen Rücken bohrten. „What do we have here? You better stay where you are and turn around, slowly.” [20] Toshiya kam der Aufforderung nach, wissend das eine Flucht sowieso nichts gebracht hätte und drehte sich langsam zu dem Anderen um. Ihre Blicke trafen sich und der Musiker konnte sehen, wie sich die, zu schmalen Schlitzen verengten Augen seines Gegenübers plötzlich in Überraschung weiteten, Erkenntnis in diese trat und sich ein schmieriges Lächeln auf dessen Lippen bildete. „What a lovely suprise... did you miss me so much? Oh no I forgot you were coming for the little bird weren´t you?” [21] Der Bassist antwortete nicht, blickte nur angespannt zu dem Älteren, versteifte sich noch mehr, als dieser langsam näher kam. „You know, I was just in search for some fun and now I think, I have found it. What do you think?” [22] Der Schwarzhaarige verzog nur angewidert das Gesicht, er wusste genau, worauf dieser Kerl aus war, beobachtete wie sich dessen Finger in seinen Schritt legten. „I know we hadn´t a good start you and me, but we are alone now. Your friend will not come this time so why don´t you just come here and we get it done. I can be nice and if you do what I want I assure you it will be fun for you too.” [23] Das Lächeln seines Gegenübers wurde noch eine Spur weiter, dieser glaubte doch nicht wirklich, er würde sich darauf einlassen, oder? Niemals... aber was tun? Fieberhaft suchte der Braunäugige nach einem Ausweg, während er weiter zurück wich, bis er mit dem Rücken gegen eine der Häuserwände stieß... ausgerechnet eine Sackgasse, natürlich was denn auch sonst? Wäre ja auch zu einfach gewesen, wenn es eine offene Straße wäre! In Gedanken schüttelte Toshiya den Kopf, eigentlich war es lachhaft... bei Filmen regte man sich auf, wenn so etwas passierte, denn der Regisseur machte es dem Täter einfach immer viel zu leicht... doch, es schien in der Realität nicht anders zu sein, denn er saß sprichwörtlich wie die Maus in der Falle. Der Andere war noch näher gekommen, trennte sie nur noch ein geringer Abstand und noch immer fuhren die Finger des Mannes, massierend über dessen Körpermitte, bemerkte der Bassist den stinkenden Atem auf seinem Gesicht. Ein Gefühl von Abscheu drang in jede Pore seines Körpers und er spürte, wie sich ein Kloß in seinem Hals bildete. Der Jüngere schluckte, seine Hände tasteten die Wand hinter seinem Rücken ab... hoffend etwas zu finden, auch wenn er selbst nicht wusste was und dann... ein Lächeln legte sich auf die Lippen des Japaners, während seine Augen herausfordernd zu dem Engländer blickten. „You wanna have fun?” [24] Lediglich ein Nicken antwortete ihm. „Okay... why not. Come and get me.” [25] Toshiya beobachtete, wie die Gesichtszüge des Braunhaarigen entgleißten, hatte dieser scheinbar nicht damit gerechnet, das er so einfaches Spiel haben würde, doch schnell hatte sich der Engländer wieder gefangen, schnellte im nächsten Moment nach vorne und presste sich gierig an den Körper des Bassisten. „Wise decision pretty boy. This is really the best thing you could have done and believe me you wont regret it. So now lets have fun because I know you will like it when I fuck this little ass of yours.” [26] Hände wanderten über seine Seiten, hinab zu den Hüften, legten sich auf diese und zogen ihn nach vorne, spürte er wie die Härte des Älteren an seinem Oberschenkel rieb, während sich dessen Lippen verlangend auf die seinen legten, versuchten seinen Mund zu plündern. Der Schwarzhaarige ließ es mit sich geschehen, erwiderte den Kuss, entlockte seinem Gegenüber ein Keuchen, wehrte sich nicht, als eine Hand zwischen seine Beine fuhr und verwickelte den Anderen immer weiter in einen dominanten Kampf ihrer Zungen, bis sich ein Stöhnen von den Lippen des Kurzhaarigen brach, dieser leise Worte in sein Ohr flüsterte, welche ihn wohl stimulieren und Initiative ergreifen lassen sollten. Er hatte seinen Peiniger endlich dort wo er ihn haben wollte, nutzte den erregten Zustand Freds aus, schnellte mit seinem Knie nach oben und traf direkt dessen Körpermitte, schaute zu, wie dieser mit einem Jaulen, welches dem eines Hundes gleich kam, auf die Knie brach. Kaum eine Sekunde danach schnellte die Hand des Jüngeren, welche bis jetzt hinter seinem Rücken verweilt hatte, nach vorne und er schlug zu, einmal... zweimal... ein drittes Mal, bis der Stärkere einfach umkippte und bewusstlos im Dreck liegen blieb. Toshiya würgte, ihm war so übel und sein gesamter Körper zitterte, der Stein, welcher noch immer schwer in seiner Hand lag und als Waffe gedient hatte, entglitt seinen tauben Fingern, als er zurück taumelte, weg von dem Niedergeschlagenen. Sein Atem kam Stoßweise, das Adrenalin pumpte durch seinen Leib und er versuchte ruhiger zu werden, als ihn seine schleppenden Schritte aus der Gasse brachten. Am Ende dieser blieb er stehen, prallte gegen das schwarze Auto und atmete tief durch, die Augen wachsam auf seine Umgebung gerichtet, wie ein Reh, welches sich kurz vor dem Abschuss befand. ~~~~~~ Auf der rechten Seite und gegenüber der Fenster stand eine kleine Couch, darüber ein Himmel und nun saß Shinya darauf, die Beine ebenfalls auf die Polster hinauf gezogen, Yuki wollte es so und er folgte den süß gewisperten Befehlen widerstandslos, ließ sich wie eine Marionette bewegen, die man zum hübschen Ansehen zwischen weißen Tüll und Kissen mit Spitzenbezügen platzierte. Unter seinen Fingern fühlte er den feinen Stoff der Decken, Seide und Satin, alles hier war so zierlich und zerbrechlich – wie ein Glashaus, fernab von der Realität, ein Ort, der so surrreal war, dass man ihn am liebsten als ein Traum abtun wollen würde. Sein Blick blieb starr auf ihr schönes Gesicht geheftet, etwas, dass ihr ungemein zu gefallen schien, denn sie lächelte ihn immer wieder an, erfreute sich offensichtlich seines Anblicks und der Kette um seinen Hals... Gott, wie er sein Kreuz vermisste. „Du hast sicher so viele Fragen, nicht wahr? Ich kann es in deinen Augen lesen, die Verwirrung und Verzweiflung, aber ich werde dir alles erklären, Geliebter. Nur, wo sollen wir beginnen, hm? Es gibt so viel, dass dich interessieren muss, so viel das schwer auf deinen Gedanken gewogen hat.“ Sie lächelte erneut, beugte sich leicht nach vorn, um mit einer eleganten Bewegung nach der Teekanne zu greifen, sachte etwas in die feinen Tassen zu füllen. Der Braunhaarige blinzelte langsam, als er der Geste folgte, er war so unglaublich müde, all das hier erdrückte ihn langsam aber sicher und er wünschte nichts sehnlicher, als einfach den Kopf sinken zu lassen, doch es gab da noch dieses bohrende Gefühl der Unsicherheit, was ihn wohl letzten Endes dazu brachte, seine Stimme zu erheben. „...Yuki?“ Sie summte leise, füllte dann Zucker und Zitrone in seine Tasse und eigentlich hätte es ihn erschrecken müssen, dass sie ihn nicht einmal mehr fragen musste, doch er fühlte nichts, erwartete sogar, dass sie über solch ein Wissen verfügte. „Kann ich dich um etwas bitten?“ Das Lächeln auf ihren Zügen erblühte vollends und zum ersten Mal erreichte es auch ihre Augen, sie schien sich wirklich aufrichtig darüber zu freuen, dass er sprach, selbst wenn sie noch gar nicht wusste, um was es ging... oder vielleicht wusste sie es doch, konnte ihn perfekt einschätzen, sie kannte ihn sehr, sehr gut, selbst wenn die Realität um diesen Fakt mehr als bitter war. „Natürlich.“ „Erlaubst du mir... Toshiya und die Anderen zu sehen, wenn er zurück ist? Ich möchte mich... verabschieden.“ Einen Moment schien sie darüber nachzudenken, die zarte Tasse in den feingliedrigen Fingern, über deren Rand sie leicht blies, um den Inhalt zu kühlen, dann kehrte das sanfte Lächeln zurück. „Ich erlaube es dir. Natürlich wirst du nicht zu ihnen gehen können, aber ich werde sie dir zeigen.“ Shinya schlug die Augen nieder, um zu verhindern, dass sie sah, wie sich Tränen sammelten. „Danke.“ Sie lehnte sich statt einer Antwort nach vorn, hauchte ihm einen kleinen Kuss auf die Wange, dann legte sie die Finger unter sein Kinn, brachte ihn dazu, den Kopf zu heben, um erneut ihre Augen zu treffen. „Ich bin ein bisschen aufgeregt, weißt du? Zu Hause, da habe ich alles für dich herrichten lassen und natürlich hoffe ich, dass du dich wohl fühlen wirst, aber ein bisschen müssen wir noch hier bleiben und warten, aber das stört dich doch nicht, oder? Es gibt ohnehin nichts mehr, dass du tun musst, all diese Anstrengungen aus deinem früheren Leben sind nun vorbei. Du musst dich nie wieder quälen, mein Herz. Keine Fans werden dich mit ihrem albernen Quietschen bedrängen und du wirst dich auch nicht mehr in einem Live bis zur Erschöpfung treiben müssen. Ist das nicht großartig? Du wirst nur noch mein sein und ich werde dir nichts abverlangen, nicht einmal Schlagzeug spielen wirst du noch müssen.“ Der Drummer würgte leise, ballte eine der Hände in den fließenden Stoff, um die wenige Kontrolle zu wahren, die er unter der Taubheit spüren konnte, in welche sein Körper gebettet lag – sie nahm ihm wirklich alles, löschte aus, was ihm eine Erinnerung hätte bewahren können, egal wie sehr sie ihn auch geschmerzt hätten, stattdessen sperrte sie ihn in einen goldenen Käfig. „Ach du mein Güte, wo sind denn nur meine Manieren hin? Ich erzähle dir über dein zu Hause und dabei habe ich doch versprochen, dir zu erklären, wie ich dich hier so gut finden konnte. Bitte verzeih, es liegt wohl einfach an meinen Gefühlen und dem Glück, dass du endlich hier bei mir bist.“ Sie schüttelte ihr feines Haupt, so als würde sie mit sich selbst schimpfen, dann lächelte sie ihn wieder an, stellte die Tasse ab, um sich zu erheben und neben ihn zu setzen, wobei sie seine Pose spiegelte, sich aber mit dem Oberkörper auf seine Beine sinken ließ, nach seiner Hand greifend, um ihre Finger miteinander zu verschlingen. „Eigentlich war es so einfach... wenn selbst Fans heraus finden können, an welchen Flughäfen ihr landet und in welchen Hotels ihr wohnen werdet, was denkst du, was Geld nicht alles ausrichten kann, um an entsprechende Informationen zu kommen. Die Mitarbeiter in eurem Management sind ja so bestechlich, ein süßes Lächeln und ein paar Hundert Dollar Noten und schon liegen sie dir zu Füßen.“ Der Braunhaarige schloss die Augen... selbst sie waren also beteiligt gewesen... Personen, denen er vertraut hatte, von denen er glaubte, dass sie seine und die Privatsphäre der Band vertraulich behandelten und nun musste er erfahren, dass sie käuflich gewesen waren... im Austausch gegen ein bisschen Geld Leben zerstörten und selbst wenn sie das nicht wissen konnten, änderte es doch nicht die Empfindungen in Shinya, dies Gefühl betrogen und verraten worden zu sein. „Ich beauftragte also jemanden, euch und natürlich dich zu beobachten. Von dem Abend an dem du deine Sachen packtest, bis zu dem Augenblick, an dem du aus dem Flugzeug gestiegen bist war immer jemand nah bei dir, sandte mir Fotos und Berichte... du bist so schön, wenn du schläfst, es ist fast noch schöner, als dich entblößt unter der Dusche zu beobachten.“ Die nur allzu bekannte Übelkeit in Shinya wellte erneut herauf, drohte ihn dieses Mal beinahe zu überwältigen... Gott, sie erzählte all dies, als würde es überhaupt nichts verwerfliches sein, etwas so normales, dabei war rein überhaupt nichts _normal_! „Soll ich dir etwas verraten?“, sie kicherte leise, ganz so, als wäre sie ein kleines Schulmädchen und sogar ihren Wangen haftete eine Spur Röte an, als sie ihr anzügliches Lächeln hinter der freien Hand verbarg, „In solchen Momenten habe ich mich dann immer gefragt, wie es wohl ist dich zu verwöhnen und dich in mir zu fühlen. Du wirst mir das doch zeigen, oder Shin-chan? Wie es ist, wenn wir miteinander schlafen?“ Er antwortete nicht, konnte es nicht, seine Kehle war ohnehin wie zugeschnürt, doch wie auch zuvor wollte Yuki offenbar gar keine Reaktion haben, denn sie seufzte nur leise und glücklich, legte den Kopf zurück auf seine Schenkel. Irgendwo tickte leise eine Uhr, schon seltsam, dass ihm der Gleichsame Rhythmus nicht vorher aufgefallen war, doch konnte er sich nicht länger darauf konzentrieren, denn die Schwarzhaarige sprach weiter, forderte alles, was von seiner Aufmerksamkeit übrig geblieben war. „Dir Post auf dein Zimmer zu schicken war ebenso leicht, ich habe einfach ein paar japanische Mädchen gebeten Briefe an euch zu verfassen, versprach ihnen, dass ihr sie erhalten werdet, sie waren ja so dumm und naiv, kicherten als sie schrieben... aber ich hielt mein Wort und ich muss sagen, dass ich sehr stolz auf dich war, als Toshiya dir den Brief brachte. Du hast ihn sofort erkannt, nicht wahr? Und dennoch bist du vollkommen ruhig geblieben, ganz anders, als wenn du allein und daheim warst.“ Shinya schloss die Augen, während sich die Finger der Kleineren sanft über seine Hand bewegten, diese immer wieder streichelten. „Aber ich muss sagen, dass ich ein bisschen wütend auf dich war, als du dich wieder mit dem Polizisten getroffen hast. Du weißt ja gar nicht wie kompliziert es ist, ihm diese kleinen Briefe wieder abzunehmen und alles so erscheinen zu lassen, als wäre es reine Fahrlässigkeit gewesen.“ Shinya keuchte erschrocken, weswegen die Kleinere zu ihm aufsah, süß lächelte. „Was ist? Hast du etwa geglaubt sie würden dir helfen können? Oder das sie dir sagen, dass all ihre Beweise verschwanden? Ich bitte dich, Liebling, sie sind so hoch zugeknöpft, dass sie sich lieber einen Finger abbeißen würden, als zuzugestehen, dass sie auf der gesamten Linie versagt haben. Oh, natürlich haben sie versucht weiter zu machen, aber wo beginnen, wenn alle Beweise fort sind? So ein Pech und dabei waren sie wirklich bemüht, dir zu helfen.“ Nein! Nein, das konnte nicht sein! All diese Monate, alles umsonst? Die Treffen, die langen Gespräche mit den Beamten, die Vorsicht, damit seine Freunde nicht sahen, wohin er ging, wenn ihre Arbeit beendet war, die Anrufe, die er jedes Mal so sorgsam abgefangen hatte, all dies war nichts wert? Er war belogen worden? Nichts, absolut nichts war erreicht worden? Es war bitter, so sehr bitter, der Braunhaarige wollte seine Hände in seine Strähnen verkrampfen und schreien vor Verzweiflung, aber er blieb sitzen, starrte einfach nur geradeaus, derweil Yuki einen Kuss auf seinen Handrücken presste, sich dann so drehte, dass sie zu ihm hinauf sehen und mit den Fingern über sein Gesicht streicheln konnte. „Ich musste also etwas tun, auch wenn ich wusste, dass mir die Polizei keine Gefahr sein würde, störte mich, dass du immer wieder dorthin gingst und so beschloss ich, dich ein wenig zu erschrecken. Ich wusste – und hatte ich nicht Recht? - dass du nichts mehr machen würdest, wenn deine Freunde in offensichtliche Gefahr geraten. Deswegen arrangierte ich einen professionellen Stuntman, der euren Van rammte. Nur ein klein bisschen, ich wollte ja verhindern, dass dir etwas passiert. Und es ist doch perfekt gelungen, oder? Ein kleiner Schubs, ein Fahrer der nicht aufgepasst hat... möchtest du die Bilder sehen, die ich gemacht habe? Sie sind wirklich schön geworden.“ Shinyas Augen schlossen sich, er wollte nichts mehr hören, ein jedes Wort war grausamer als das zuvor und sie schilderte diese Dinge, als wären sie vollkommen okay... als würde sie sich tatsächlich darüber freuen, dass sie ihnen all diesen Schmerz zugefügt hatte. „Natürlich war ich auch auf eurem Konzert... und es war wirklich nicht nett von dir, meine Blumen einfach fortzuwerfen. Ich denke, dafür muss ich dich ein bisschen bestrafen, was meinst du? Oder machst du mir einen Vorschlag, wie du das wieder gut machen willst?“ Wieder dieses kindliche Lächeln und dann erhellten sich ihre Augen in aufgeregter Freude. „Oh, ich weiß etwas! Etwas, dass viel besser ist, als eine Strafe. Ein Kuss, Liebling. Gib mir einen Kuss.“ Es war fast, als würde der Drummer neben sich selbst stehen und nur beobachten, was er tat, denn als er sich herab beugte, fühlte sich das gänzlich der Wirklichkeit entrückt an und auch als sich ihre Lippen trafen, war es, als würde er... er hatte nicht einmal ein Wort für dies Gefühl. In Büchern und Filmen zogen die betreffenden Personen immer Vergleiche zu ihren Geliebten, doch der Langhaarige empfand... nichts, es war ein Kuss, eine Berührung, doch er fühlte weder die Wärme des Atem, noch die Art wie sie sich küssten, er erkannte keinen Geschmack, nichts, dass eigentlich hätte da sein sollen und es ängstigte ihn im gleichen Maße, wie es ihm schlicht egal war. Yuki strahlte ihn an, als er sich zurückzog, strich wieder über seine Wange, einen verträumten Ausdruck in den kühlen Augen. „Das war sehr schön... ich kann kaum erwarten, wie es ist, wenn du mich überall berührst.“ Der Braunhaarige blickte die Kleinere einfach nur an, welche sichtlich zufrieden die Augen schloss, leise und überlegend summte, so als würde sie versuchen den Faden des Erzählten wieder zu finden. „Ah, dann waren da ja noch die Aufnahmen zu eurem Video und euer Streit... hm, armer kleiner Die... weißt du, wie sehr er darunter leidet, dir die Schuld gegeben zu haben? Jetzt sogar noch mehr, nun, wo er weiß, warum du dich so zurückgezogen hast.“ Shinya japste nach Luft, glaubte abermals ersticken zu müssen, doch die Schwarzhaarige nickte nur auf seine heftige Reaktion. „Ja, Die weiß von den Briefen. Er hat einen von ihnen gelesen und obwohl er es weiß, geht er zu niemanden, vertraut sich keinem an. Er hat wohl Angst, dass arme Baby... allein mit diesem erdrückenden Wissen und der Schuld. Ich fürchte, es wird ihn zerstören. Er beginnt schon damit, weißt du? Er spielt Gitarre, bis seine Finger bluten, läuft ohne ein Ziel durch die Straßen. Vielleicht sollten wir ihn erlösen? Was denkst du, er ist dein Freund. Wäre es denn nicht besser, wenn er nicht mehr leiden müsste?“ Tränen rannen stumm über seine blassen Wangen, während es in seinem Geist nur noch einen Namen gab – Die... Die... Die... - seine emotionale Überforderung nahm ein Ausmaß an, dass ihm Schwindel und Schwärze vor den Augen bescherte und vielleicht war er für einen Moment bewusstlos geworden, denn als er seine Lider wieder hob, lag er flach auf dem Rücken, starrte gegen den Himmel. Yuki kniete neben der Couch, strich mit einem feuchten Lappen über seine Stirn, lächelte ihm zärtlich entgegen, als er den Kopf in ihre Richtung drehte. „Da bist du ja wieder. Du hättest mir sagen sollen, dass es dir nicht gut geht, dann hättest du dich doch schon viel eher hinlegen können... aber dafür bist du einfach zu sehr Gentleman, nicht wahr? Du wolltest mich nicht in meiner Erzählung unterbrechen. Das ist wirklich süß von dir.“ Shinya würgte nur, wisperte gebrochen, Worte die wie 'Oh Gott' klangen, aber nicht einmal dessen konnte er sich sicher sein und immer noch konnte er nur an Die denken, sah das lachende Gesicht, wenn er seine Augen schloss, bevor sich dieses verzerrte und zu dem seines Geliebten wurde, aus welchen sich Kaorus und letzten Endes Kyos schälten. Er hasste sich selbst für seine Reaktionen, diese Aufgelöstheit, denn nun war die Taubheit gewichen, hämmerten seine wilden Gedanken gegen die Knochen seines Schädels, so stark, dass er sich wünschte, diesen aufbrechen zu können, damit sie in die Freiheit entschwinden und ihn in Ruhe lassen würden. Die... wusste es. Er wusste es und erzählte dennoch nichts. Warum? Warum ging der Ältere nicht zu ihrem Leader? Shinya konnte sich die Antwort in dem Augenblick geben in dem er sich die Frage gestellt hatte – Die war wie er. Der Gitarrist wollte nicht, dass es jemand anderen in Gefahr brachte, er hatte Angst, nicht nur vor den möglichen Reaktionen Desjenigen, der die Briefe schrieb, sondern mit Sicherheit auch vor Shinya, denn einmal hatte Die ihn schon verraten. Leise schluchzte er, legte sich eine Hand über die Augen. Gott, wie sehr es ihm leid tat. Wenn Die sich etwas antat, dann würde er daran die Schuld tragen... er würde an allem die Schuld tragen, mehr noch, als es jetzt schon der Fall war. Yuki streichelte sanft über seine Schläfe, hauchte einen Kuss darauf. „Hey, kleine Perle, was hast du denn? Ist es wegen Die? Mach dir darum keine Gedanken, bald fahren wir nach Hause und dann können wir uns überlegen, was wir machen, damit er nicht mehr leiden muss, okay? Bitte, hör auf zu weinen, das ist nicht gut für dein hübsches Gesicht.“ Wieder ein kleiner Kuss, doch ohne eine jegliche Wirkung, der Drummer weinte nur noch heftiger, konnte nicht einmal mehr dagegen ankämpfen und obwohl er sich die Taubheit zurück wünschte, passierte nichts, er fühlte sich, als hätte man ihn aufgerissen und nun quollen seine Gedärme hervor, es brannte fürchterlich und er wusste nicht mehr wohin mit all dem Schmerz, den Gefühlen, die sich mehr und mehr ballten, ihn unter sich begruben. Behutsam wurde ihm aufgeholfen und durch seine verschwommene Sicht konnte er erkennen, dass die Kleinere seine Hand zu einer Tasse führte, ihm half etwas zu trinken. „Du musst dich wieder beruhigen, okay? Du willst doch sicherlich auch den Rest hören, oder? Aber wie soll ich dir davon erzählen, wenn du so schrecklich weinst?“ Ein paar Tropfen des Wassers rannen an seinem Mundwinkel herunter, wurden sacht von dem Taschentuch aufgefangen, welches die Schwarzhaarige aufschüttelte, dann auch seine Wangen trocknete und über die Augen strich, lächelte, während er versuchte Luft zu bekommen. „So ist es schon viel besser, oder?“ Shinya biss sich auf die Lippen, um das Wimmern gefangen zu halten, sein gesamter Körper bebte, so heftig, dass ihm die Tasse mit Sicherheit entglitten wäre, hätte die Zierlichere sie nicht an sich genommen und sacht an ihren Platz zurückgestellt, welche nun wieder nach seinen Händen griff, diese in einem überraschend unnachgiebigen Griff hielt, als er sie wegziehen wollte. „Na, na Shin-chan. Du warst so lieb bisher, dass willst du doch jetzt nicht ändern oder? Denk an deinen Geliebten, hm?“ Sofort erstarrte der Drummer, schob seine Hände zurück in die von Yuki, welche ihn zufrieden anstrahlte, dann den Kopf auf die Seite legte, erneut summte. „Eigentlich hätte ich ja gedacht, dass es schwieriger sein würde, euer Haus mit Kameras und Mikrofonen auszustatten, aber auch das ging erstaunlich einfach, fast so leicht, wie dem Jungen die Nachricht für dich zu geben, Geld ist einfach eine wunderbare Sache, weißt du? Es war sehr beruhigend für mich, dich überall sehen zu können... auch wenn ich es überhaupt nicht mochte, wie sehr sich Toshiya dir genährt hat... aber das ist ja nun vorbei. Ich werde die Einzige sein, die dich streicheln kann. Das macht mich wirklich sehr froh, weißt du? Es hat mich auch glücklich gemacht, dass du dieses dumme Kreuz zurück gelassen hast. Es ist ohnehin nicht von Bedeutung verstehst du? Es war doch nur ein billiges Schmuckstück.“ Der Braunhaarige starrte nur auf ihre Finger, fühlte erneut Tränen, doch es kümmerte ihn nicht, ob sie fallen würden oder nicht. Ein... billiges Stück Schmuck... Sie hatte ja keine Ahnung.... sie war so naiv... naiv und gefährlich... sie sah ihn als einen Besitz... und es gab nichts, absolut nichts, dass er dagegen machen konnte. Weswegen war er hier? Um Toshiya und die Anderen zu beschützen. Würde es ihm so tatsächlich gelingen? Es musste. Wirklich? Es musste! Und wenn es umsonst war? Wenn es egal gewesen wäre, wenn er die anderen nicht retten konnte? Wenn... wenn... wenn... Was interessierte es jetzt? Er hatte sich entscheiden und so konnte er sich nur an die Hoffnung klammern, dass es der richtige Weg gewesen war. Doch das kleine, fragende Wort blieb bestehen, nagte konstant an seinem zerbrochenen Geist, bis er keine Kraft mehr hatte, eine Antwort zu finden. Ihm musste ein wenig von dem entgangen sein, dass Yuki zu ihm gesagt hatte, denn plötzlich lagen ihre Finger unter seinem Kinn, hoben es an, so dass er in ihre Augen sehen musste und sie erkannte in seinem Blick wohl die Verwirrung, denn sie lächelte lieblich, beugte sich dann nach vorne, um einen Kuss auf seine Lippen zu legen. „Ich fragte, ob du hören willst, was mit Miyu passiert ist?“ Nun brach sich das Wimmern doch und obwohl er den Kopf schüttelte, das Zittern heftiger einsetzte als zuvor, schien die Schwarzhaarige sich an seiner Reaktion immens zu erfreuen, sorgte mit ihrer Hand dafür, dass er sich nicht von ihr abwenden konnte, als sie den Mund öffnete und zu sprechen begann. „Ich habe es nur getan, weil du nicht hören konntest, Shin-chan. Wenn du doch nur einfach meinen Worten gefolgt wärst, dann würde deine süße Kleine noch am Leben sein, aber nein. Du musstest Toshiya ja weiter nah sein. Ihn berühren. Umarmen. Küssen.“ In ihre Augen legte sich ein dunkler Schleier, Hass, wie er deutlicher nicht sein konnte. „Ich bin zurückgeflogen und habe Miyu von deinen Eltern abgeholt und zurück in deine Wohnung gebracht. Deine Mutter ist ja so naiv, sie freute sich sehr, als ich ihr erzählte, dass du mich als deine Geliebte darum gebeten hast, deinen kleinen Hund abzuholen... es kam ihr nicht einmal in den Sinn zu fragen, warum du ihr nichts von deiner Beziehung erzählt hast.“ Shinyas Atmung war abgehakt, klang rasselnd und von einer gewaltigen Panik erfüllt, Schweiß lag innerhalb von Sekunden auf seinem Gesicht, ihm war eiskalt, während sein Herz erst den gesamten Weg in seine Füße hinunter krachte, um sich dann schmerzvoll nach oben zu hangeln und in seinen Hals zu kriechen. Seine Mutter stellte keine Fragen, weil er schon vor einer sehr langen Zeit aufgehört hatte, etwas zu erzählen und sie hatte gelernt, dass zu akzeptieren, bevor sie ihren Sohn weiter verlor, als das ohnehin schon geschehen war. Und nun musste er lernen, dass seine zurückgezogene Art sich vollends gegen ihn richtete... Jemanden das Leben gekostet hatte, der ihm so wichtig gewesen war. Yukis Tiefen vernebelten in der Erinnerung und es schien, als würde sie es tatsächlich genießen, davon zu erzählen, denn ihre Hände hoben sich, umschrieben Konturen, als sie weiter sprach. „Es war so einfach, ihr das Essen zu geben weißt du? Sie winselte so glücklich, fraß es mir aus der Hand... und dann, dann habe ich zugesehen, wie sie umher lief, überall schnüffelte, bis das Gift anfing zu wirken. Ich habe sie zärtlich hoch genommen, als sie wimmernd zusammenbrach und versuchte vorwärts zu kriechen. Ich habe sie auf das Kissen gelegt und ihren kleinen Kopf gestreichelt, während sie starb. Ihre hübschen Augen lagen bis zum Schluss auf mir, selbst dann noch, als sie begann Blut zu erbrechen... es war fast wie eine Frage... eine Frage, was sie Schlimmes getan hatte. Aber Miyu hatte keine Schuld, sie war unschuldig, trotzdem musste sie sterben, um dir deine Grenzen aufzuzeigen. In Wahrheit hast du sie umgebracht, Shin-chan. Dein kleines Juwel würde noch leben, wenn du nicht so hässlich zu mir gewesen wärst.“ Die Übelkeit in Shinya wurde so heftig, dass er stöhnend vorn über sank, beide Hände lagen an seinem Hals, als würde er so verhindern können, dass sich seine Kehle noch weiter zusammenzog, doch es war sinnlos, er fühlte die Galle in seinem Rachen und dann übergab er sich, würgte in so heftigen Krämpfen, dass sein Luft holen wie ein elendes Jammern klang, er fiel von der Couch, prellte sich dabei Knie und Seite, als er den Tisch traf, alles von diesem stieß, was sich darauf befand, bevor er letzten Endes auf seine Seite kippte, starr nach geradeaus blickte, stumm weinte, ohne sich weiter zu regen. ~~~~~~ Einen letzten tiefen Atemzug nehmend, fasste der Schwarzhaarige nach der Klinke, drückte diese nach unten, um zu sehen, ob offen war, als ein leises Klicken ertönte. Das Herz schlug dem Braunäugigen noch immer bis zum Hals, während er die Tür beiseite drückte, langsam vorwärts ging, das Innere des Hauses betrat und sich in einem langen dunklen Gang wieder fand, während das schwere Holz, als er es losgelassen hatte, zurück ins Schloss fiel. Nachdem sich der Bassist von dem Vorfall mit Fred erholt hatte, war er langsam um das Gebäude herum gegangen, denn ihm war klar, dass er unmöglich durch den Haupteingang in die Bar gehen konnte, wenn er nicht sofort bemerkt werden wollte. Vor einem der gekippten Fenster war er kurz stehen geblieben, um von der Seite einen Blick hinein werfen und sich einen Überblick verschaffen zu können. Allerdings war es in dem Zimmer viel zu dunkel und kaum etwas zu erkennen gewesen, doch das Stimmengewirr und die laute Musik, welche man hören konnte, verriet, dass die Bar gut besucht war. Ein Grund mehr, nicht die Vordertür zu benutzen, weswegen er weitergegangen war, mit dem Ziel einen Hintereingang zu finden Glücklicherweise besaß das Gebäude tatsächlich einen Zweiten, der scheinbar dem Personal diente und so war der Musiker auch in diesen Flur gelangt, welchen er nun langsam entlang ging, sich der Geräuschquelle näherte, die weiter vorne zu hören war. Toshiya kam an weiteren Türen vorbei, blieb vor der Letzten stehen, wollte diese öffnen um zu sehen, was sich dahinter verbarg, doch wich der Bezopfte zurück, als er plötzlich sich ihm nähernde Schritte hörte. Er schaute zurück, überlegte schnell wieder nach draußen zu verschwinden, doch blieb ihm keine Möglichkeit mehr in irgendeiner Weise zu handeln, sah er kaum einen Augenblick später zwei Personen auf sich zu kommen. Es handelte sich um einen Mann und eine Frau, Sie kicherte wie verrückt und Er hatte einen Arm um ihre Taille geschlungen, lallte irgendetwas Unverständliches. Die Beiden schienen betrunken zu sein, zeigte es sich in ihrem Verhalten und auch daran, dass sie ohne eine Reaktion ihm gegenüber zu zeigen einfach an ihm vorbei taumelten, nun selbst vor einer der Türen halt machten, ehe sie in den dort dahinter liegenden Raum stolperten. Damit war auch sein Interesse gestorben, wissen zu wollen, warum sich hier hinten so viele Zimmer befanden, verzog das Gesicht, als er das Stöhnen der Frau vernahm, bevor er sich dazu entschloss weiter zu gehen, mehr wollte er wirklich nicht hören. Toshiya hatte das Ende des Flures nun erreicht, blickte um sich und erkannte, dass er nach links, durch einen Vorhang in die Bar gelangen würde, während sich weiter rechts, nach einem kleinen Gang, ein weiterer Raum befinden musste, doch anders als bei denen, welche er hinter sich gelassen hatte, war der Eingang reichlich verziert, als ob sich etwas wertvolles in diesem befinden würde. Vielleicht war es auch allein dass, was ihn angezogen hatte, wie als würde eine leise Stimme ihm zu wispern, näher zu kommen, was er auch letztendlich tat. Doch was sollte er nun tun? Einfach in diesen Raum gehen, ohne zu wissen, was ihn erwartete? Die nach Zigarettenrauch und Alkohol stinkende Bar betreten und riskieren, von diesen Männern gesehen zu werden? Oh nein, vielen Dank auch, die Begegnung mit dem Braunhaarigen hatte ihm voll und ganz gereicht. Es blieb ihm also eigentlich gar keine andere Wahl, als in das vor ihm befindliche Zimmer zu gehen, schon alleine aufgrund der Tatsache, dass er abermals sich ihm nähernde Personen hören konnte, die wahrscheinlich den gleichen Grund hatten, wie das Pärchen, das ihm zuvor begegnet war, doch es könnte auch jemand ganz anderes sein. Der Musiker war nicht erpicht darauf zu erfahren, wer es denn nun war, dessen stark lallende Stimme er hören konnte, so öffnete er die Tür einen Spalt breit, warf einen kurzen Blick in den Raum und vergewisserte sich, das sich niemand darin aufhielt, bevor er schnell in diesen huschte, den hölzernen Flügel zurückschwingen ließ und diesen an dessen Klinke mit einem leisen Klicken wieder ins Schloss zurück zog. Noch für einen Moment verharrte der Schwarzhaarige in seiner Position, lauschend, ob er bemerkt worden war, doch alles war ruhig, niemand näherte sich und so löste er seine verkrampfte Haltung, entfernte sich von dem Eingang und sah sich erst einmal um. Das Zimmer war elegant und bequem eingerichtet, in warmen willkommenen Brauntönen gehalten, etwas, das so gar nicht in diese herunter gekommene Bar passte, fühlte sich der Bassist für einen Moment wie an einen anderen Ort entführt, ehe er etwas entdeckte, das ihn schneller in die Realität zurück holte, als ihm lieb war. Nicht nur hatte er den Mantel des Drummers entdeckt, musste dieser also hier ganz in der Nähe sein... nein, sein Atem stockte, während er die vor ihm befindlichen Wände betrachtete, voll von Unglauben den Kopf schüttelte. Unzählige Bilder hatten seine Aufmerksamkeit erweckt, welche sich vor ihm erstreckten und seinen Engel zeigten, wirkte eine Stelle wie ein Altar, der wohl dazu diente seinen Schatz zu huldigen, eine andere Erklärung fand er einfach nicht. Toshiya fühlte sich beinahe erschlagen von diesen Photographien, die Shinya in all nur erdenklichen Situationen zeigten, manche die selbst er nicht kannte, denn die Aufnahmen waren in dem Zuhause des Drummers entstanden... doch, wie nur hatte es jemand geschafft solch intime Bilder von dem Jüngeren zu schießen? Der Bassist wusste, das diese Frage nichtig war, denn dieser scheiß Stalker des Braunhaarigen, hatte schon weitaus schwierigere Dinge geschafft, die er einfach nicht begreifen konnte. Wie war dies nur möglich? Wie konnte eine einzelne Person soviel Schaden anrichten? Ein Seufzen löste sich von den Lippen des Schwarzhaarigen, als er näher trat an dieses Inferno, eines der Bilder mit den Fingerspitzen berührte, hoffend das es seinem Engel gut ging... selbst ob des Wissens das sich dieser offensichtlich in den Fängen eines Verrückten... nein, einer Verrückten befand, die Männer hatten von einer Frau gesprochen. Gerade, als er dabei war eines der anderen Photos eingehend zu betrachten, wurde er durch einen spitzen Schrei aufgeschreckt, welcher unangenehm in seinen Ohren klingelte, geradeso, als würde sich die Person, die diesen ausgestoßen hatte, direkt hinter ihm befinden... doch als er sich umdrehte, konnte er niemanden sehen. Aber woher... erneut ließ der Musiker seine Augen durch den Raum wandern, bemerkte dann etwas, was ihm zuvor entgangen war... ein Vorhang welcher wie in die Wand eingelassen wirkte und augenscheinlich den Zugang zu einem angrenzenden Zimmer verhüllte, etwas, das nun sein vollstes Interesse geweckt hatte. Er kehrte den erdrückenden Wänden den Rücken, näherte sich stattdessen seiner neuesten Entdeckung, doch stockte den anderen Raum zu betreten, als er durch einen Blick des Perlenbehangs zwei Personen ausmachen konnte, eine davon auf dem Boden liegend und ihm das Herz zerreißend, die andere wenige Schritte von dieser entfernt, ehe er mit ansehen musste, wie sich eine Fremde zu seinem Freund hinabkniete... doch die Worte, welche sie sprach, ließen sein Innerstes erschaudern, die Hände vor Wut zu Fäusten ballen. „Oh nein, Geliebter... das teure Porzellan... der schöne Teppich. Du hättest mir doch sagen sollen, das es dir nicht gut geht, aber, ich weiß schon, deine Erziehung. Du bist ja jetzt so rücksichtsvoll mir gegenüber, deswegen verzeihe ich dir dieses Missgeschick natürlich, es ist ja auch nicht unser Zuhause und diese Bar wird die Reinigung sicherlich verkraften können... zudem verstehe ich, das die Schuld, welche auf dir lastet diese Reaktion in dir hervorgerufen hat. Doch mein Schatz quäle dich nicht damit, denn es war nicht dein alleiniger Fehler, dieser dumme Bassist hätte sich nur von dir fernhalten müssen, aber er hat es nicht getan, dich immer wieder bedrängt und ist nicht ganz unbeteiligt an dem Tod deines Juwels. Aber genug davon, sicherlich möchtest du weiter meinen Erzählungen lauschen... deswegen komm.“ Der Schwarzhaarige beobachtete mit mühevoll beherrschten Gemüt, wie dieses zierliche Ding, er fand einfach keine andere Bezeichnung für diese Frau, seinem Geliebten eine Hand entgegen hielt, diesem wieder auf die Beine half und zu einer der Sitzgelegenheiten führte, Shinya bedeutete sich hinzulegen, etwas das der Braunhaarige ohne Gegenwehr tat und den Bezopften tief in seinem Herzen schmerzte, denn der Drummer schien zu einer willenlosen Puppe geworden, tat was man von ihm verlangte und zeigte keine Reaktion. „Nun, was habe ich dir denn noch nicht erzählt? Oh... ich weiß, sicherlich interessiert es dich doch, wie ich an die Aufnahmen von dir in der Badewanne gekommen bin, nicht wahr?“ Sie kicherte leicht, schien sich über all die Dinge, welche Sie getan hatte köstlich zu amüsieren, etwas, das die Wut im Inneren des Braunäugigen noch weiter schürte, während er ihren Worten lauschte. „Es war ja so einfach, nachdem die Videoüberwachung schon seit der letzten Woche im Einsatz war, konnte ich mühelos Bilder aus dem Band speichern. Natürlich hat mir jemand dabei geholfen, da ich mich leider nicht so gut im Beschneiden von Videos auskenne... hach, was Geld alles bewirken kann, wirklich herrlich... aber das habe ich dir ja schon gesagt, nicht wahr? Euer Management war schließlich ebenso bestechlich.“ Erneut dieses ekelhaft amüsierte gaggern... es ließ den Bassisten würgen und sein Gesicht verziehen und am liebsten wäre er diesem Miststück sofort an die Gurgel gegangen, doch er wartete ab. „Doch nun zurück zum Thema... verzeih ich schweife zu gerne ab. Wie dem auch sei, es war also wirklich einfach diese Bilder zu machen und wie wunderschön du doch ausgesehen hast. Würde mein Herz dir nicht schon gehören, hätte ich mich dann in dich verliebt... doch, so sehr ich dich auch bewunderte, deinen makellosen Körper betrachten konnte... abermals hast du mir sehr weh getan, du böser Junge, du. Wieder hast du Toshiya in deiner Nähe geduldet, ihn berühren lassen, was mir zusteht, deswegen konnte ich nicht anders, du hast mir keine Wahl gelassen. Du weißt schon Geliebter, der Brief. Er sollte endlich seine schmutzigen Finger von dir lassen und in welcher Art es besser zu verdeutlichen, als ihm zu drohen? Du verstehst das sicher, nicht wahr mein Schatz? Du wärst sonst ja auch nicht hier, endlich bei mir!“ Mit zusammen gebissenen Zähnen beobachtete Toshiya, wie sie eine Hand nach dem Drummer ausstreckte, mit den Fingerspitzen dessen Wangen berührte, doch alles in ihm verkrampfte sich, als der Langhaarige sich schon wieder nicht rührte...nicht mal zusammenzuckte oder blinzelte, sondern nur wie aus leblosen Augen in ihr Gesicht starrte. Bei Gott, was hatte diese Psychopatin Shinya nur angetan? Wie hatte sie ihn all diese Monate so quälen können? Wie, in aller Welt, hatte sie soviel ruinieren können? Ihre Band... Dir en grey... nur wegen dieser ausgeflippten Kuh war alles geschehen... der Unfall in London, der beinah Absturz von Kaoru beim Videodreh, die Streitereien zwischen Die und Shinya... all dies musste die Handschrift von dieser Person tragen, es wurde dem Musiker mit einem Mal klar, selbst wenn er es nicht sicher wusste, doch es konnte nur das Werk dieser Verrückten sein... es ergab alles einen Sinn und... der Bassist hatte genug gehört. Er würde diesem zierlichen Ding jetzt keine weitere Chancen bieten, seinen Engel zu verletzten, zuviel hatte diese Frau angerichtet... konnte er nicht mal annähernd beschreiben, was er nun empfand, denn einzig allein die Wut, welche ein Feuer in seiner Seele entfacht hatte, trieb den Schwarzhaarigen zu seiner nächsten Tat, als er den Vorhang mit einer barschen Bewegung einfach zur Seite warf, das Innere des Raumes betrat und voller Abscheu der Fremden in die Augen blickte, als sich ihre Aufmerksamkeit auf ihn legte. „Du... wie kannst du es wagen? All meine Mühen...Du verdammter Narr. Die Nachricht war eindeutig, aber nein du willst es nicht begreifen! Shinya gehört jetzt mir, er ist freiwillig hier her gekommen, wollte dich schützen, denn er weiß, das ich eure Nähe zueinander nicht dulde... doch du, du machst alles kaputt. Es ist allein deine Schuld, du hast mich soweit getrieben, mein Handeln bestärkt, denn du hast meinen Schatz in deine Fänge gelockt, ihn beschmutzt. Alles war so schön nach meinem Plan verlaufen, bis du dich hattest einmischen müssen. Warum tust du ihm so weh? Warum lässt du ihn nicht los? Er gehört mir, nur mir allein und du wirst ihn mir nicht mehr nehmen. Zulange schon musste ich mit ansehen, wie du ihn vom richtigen Weg abgebracht, ihn verblendet hast.“ Toshiyas Augen weiteten sich in Unglauben, nachdem dieses Ding zu Ende gefaucht hatte und ihn nun wütend anfunkelte. Einmal mehr schüttelte der Schwarzhaarige sein Haupt, konnte es einfach nicht fassen, lachte leise auf, auch wenn an dieser Situation rein gar nichts komisch war, doch er fand ihr Verhalten einfach nur amüsant... wie krank diese Frau doch war, grotesk. „Wie einfach es doch ist die eigene Schuld auf andere abzuwälzen, nicht wahr? Aber das habt ihr Psychopaten doch alle an euch. Du bist doch einfach nur krank, aber ich vergaß, noch so eine Angewohnheit von Verrückten... sie wollen es nicht wahr haben, sind verblendet...!“ „Schweig... schweig du verdammter Mistkerl! Ich bin nicht krank... nein, ich bin es nicht! Ich habe alles richtig gemacht... ich liebe ihn, aber er, Shinya, wollte es, konnte es nicht sehen, weil DU dich eingemischt hast. So oft habe ich ihn gewarnt, er solle sich fernhalten von dir, aber nein... immer wieder musste ich mit ansehen, wie ihr euch erneut angenähert habt. Ihr seid Schuld an dem Leid eurer Freunde, schuld an dem Tod von Miyu... ich hatte euch beide gewarnt, aber ihr wolltet nicht hören. Nein, nein... es wäre so einfach gewesen, hättet ihr euch nicht gegen mich gestellt. Aber, es ist egal, spielt keine Rolle mehr, Shinya ist jetzt bei mir und wird es auch bleiben.“ „Du glaubst doch nicht, dass ich dabei tatenlos zusehen werde? Mein Freund hat hier nichts zu suchen, er liebt dich nicht und du kannst ihn nicht zwingen. Das werde ich nicht zulassen!“ Der Bassist trat nun näher, würde alles ihm mögliche tun um Shinya von den Fängen dieser Irren zu befreien, doch erstarrte in seinen Bewegungen, als er plötzlich eine Waffe auf sich gerichtet sah und noch bevor er sich fragen konnte, woher das Mädchen diese her hatte, erschallte ihr hässliches Kichern im Raum. „Damit hast du nicht gerechnet, nicht wahr? Aber du hast doch nicht ernsthaft daran gedacht, dass ich meinen Liebsten so einfach wieder in deine Fänge lasse, oder? Doch, ich sehe es in deinen Augen... hi hi, du armer dummer Junge... du hättest einfach zurück fliegen sollen, aber du wolltest ja leider nicht hören. Tja, du lässt mir jetzt keine andere Wahl mehr... es hätte nicht so weit kommen müssen.“ Sie schenkte ihm ein boshaftes Lächeln, als sie langsam die Waffe entsicherte... doch eine leise kratzige Stimme, ließ sie inne halten, als sie den Blick von ihm nahm, diesen stattdessen auf Shinya richtete, der endlich eine Reaktion zeigte, sich aufgesetzt hatte. „Nein... nicht... Du hast es versprochen.“ Toshiya beobachtete das weitere Geschehen, als sie sich zu dem Braunhaarigen hinabbeugte, leicht lächelte, bevor sie ihm einen Kuss auf die Wange hauchte. „Aber Geliebter, du wirst doch verstehen können, das ich ihn jetzt nicht so einfach davon kommen lassen kann. Er musste doch unbedingt hier her kommen, sich wieder einmischen. Du siehst also, es ist seine eigene Schuld.“ „Nein... bitte nicht.“ „Ich habe keine andere Wahl, mein Schatz, aber ich verspreche dir, das es schnell gehen wird. So dass er keine Schmerzen haben wird. Das ist doch schön, oder?“ Der Bassist hatte seine verkrampfte Haltung gelöst, während die beiden mit einander sprachen, wollte seine Chance nutzen, solange sie durch Shinya abgelenkt war und kam langsam näher, bettete, er würde sie erreichen, bevor sich ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihn richtete. „Das darfst du nicht tun... bitte.“ „Doch doch mein Geliebter. Ich muss es tun, für uns beide und ich bin mir sicher, das du mir dankbar sein wirst, wenn wir erst mal bei mir Zuhause sind. Dort wird es dir an nichts fehlen und wir werden endlich alleine sein.“ Ein Wimmern brach sich von den Lippen des Drummers, gleich dem Laut eines geprügelten Hundes. „Mein armer Schatz, es...“ Das Mädchen sollte die Worte nie zu Ende führen, denn Toshiya hatte die letzten Meter zwischen ihnen überbrückt, stieß sie zu Boden und war sofort über ihr, griff reflexartig nach ihrer Hand, welche die Waffe hielt, schlug diese mehrmals auf den harten Untergrund, versuchend den Griff ihrer Finger zu lösen. Doch sie wehrte sich, zappelte, stieß ein wütendes Fauchen aus und schlug nach ihm, konnte er Nägel auf seiner Haut fühlen, welche blutige Striemen hinerließen, aber der Musiker wich nicht zurück, er musste ihr die Pistole entreißen, etwas, das ihm nach einem weiteren Moment gelang, als er ihre Hand ein letztes Mal auf den harten Boden schlug. Der Schwarzhaarige wollte nach der Schusswaffe greifen, berührte diese bereits mit den Fingerspitzen, doch zuckte zurück als er einen harten Schlag in seinen Magen ab bekam, denn irgendwie hatte die Zierlichere es geschafft ihn zu treten, löste sich von ihm und rappelte sich auf. Ihr Blick richtete sich auf die Pistole, welche nun direkt vor ihr lag, doch bevor sie diese erneut ihn ihren Besitz bringen konnte, griff Toshiya nach ihrem Bein, brachte sie erneut zu Fall und versuchte sie fest zu halten. Wieder schlug das Mädchen nach ihm, kreischte vor Wut auf, als sich sein Griff nicht lockerte und begann nun mit ihren Füßen zu treten, traf ihn am Kinn und der Seite, was ihn schmerzvoll aufkeuchen ließ, denn obwohl es ihre äußere Erscheinung nicht vermuten ließ, hatte sie erstaunlich viel Kraft. Sie rangelten auf dem Boden, versuchten jeder die Oberhand zu gewinnen, doch ohne Erfolg... die Waffe befand sich mittlerweile nicht mehr in Reichweite, war durch die zappelnden Bewegungen fort gestoßen worden und bedeutete glücklicherweise keine Gefahr mehr, allerdings für den Braunäugigen kein Vorteil, denn dieses Miststück gab einfach nicht auf. Minuten schienen zu vergehen, in welchen sich der Größere eine Beleidigung nach der anderen anhören, sowie weitere Kratzer und Schläge erdulden musste und letztendlich reichte es ihm. Er gab der Jüngeren eine kräftige Ohrfeige, welche ihren Kopf auf den Boden schleuderte, beobachtete wie die Gegenwehr von ihr erstarb und sie benommen vor ihm liegen blieb. War sie jetzt etwa ohnmächtig geworden? Aller Wahrscheinlichkeit nach musste es so sein, fand der Bassist keine andere Erklärung für diesen Wandel in ihrem Verhalten, doch er kam nicht dazu dem sicher zu gehen, denn seine Aufmerksamkeit löste sich von ihr, als er eine Bewegung aus dem Augenwinkel vernahm und sich sein Blick kurz darauf mit dem Shinyas kreuzte. Der Braunhaarige hatte sich erhoben, war mehrere Schritte in ihre Richtung getaumelt und stehen geblieben, nachdem Toshiya ihn bemerkt hatte. Der Ältere schenkte seinem Freund ein kleines Lächeln, bedeutete diesem, das es nun endlich vorbei war, dieser sicher war vor dieser Psychopatin, doch der Kleinere wirkte noch immer steif gefroren, dessen Augen weit aufgerissen und die Lippen wie zu einem stummen Schrei geöffnet, doch kein Laut löste sich aus dem Rachen des Drummers, lediglich die Hand, welche dieser vor seinen Mund schlug, erzeugte einen klatschendes Geräusch. „Shinya... was ist los? Beruhige dich doch, es ist alles in Ordn...“ Die Worte blieben dem Bezopften im Halse stecken und ein Zucken ging durch seinen Leib, als er plötzlich einen stechenden Schmerz in seinem Bauch vernahm, sich seine Pupillen vor Schreck weiteten. Langsam, wie als würde es unendlich viel Kraft bedeuten, löste sich sein Blick von der fest gewachsenen Gestalt seines Geliebten, wanderte zurück zu der Person, welche sich noch immer unter ihm befand. Ein boshaftes Lächeln zierte ihre Lippen und diese zu schmalen Schlitzen verzogenen Augen funkelten geradezu, strahlten eine Freude aus, die er nicht zu greifen wusste. Was war gerade geschehen? Woher kamen diese Schmerzen? Der Ausdruck in dem Gesicht des Musikers wirkte fragend, denn er verstand einfach nicht, bis sich Erkenntnis in den braunen Seen sammelte, der Blick des Bassisten an sich hinab wanderte, sich dessen Lippen zu einem humorlosen Lächeln verzogen, bevor sich ein Keuchen von diesen brach, er leicht hustete und Blut schmecken konnte. Bei Gott... er hatte sich täuschen lassen... hatte ihr geradezu die Tür geöffnet, um ihren Plan zu verwirklichen und natürlich, sie hatte es ausgenutzt, diesen einen Moment, in welchem er unvorsichtig geworden war, nicht aufgepasst hatte, etwas, wofür er jetzt die Quittung bekam... erneut blickte er zu seinem Engel, welcher mit Tränen in den Augen vor ihm stand. Wieder lächelte der Schwarzhaarige leicht, leckte das Blut von seinen Lippen, bewegte diese in lautlosen Worten, versuchte seinem Schatz Mut zu machen, auch wenn er wusste, es war zu spät. Er hatte es nicht geschafft... Shinya im Stich gelassen... wegen einer dämlichen Sekunde der Unachtsamkeit, wie dumm. Erneut keuchte der junge Mann auf, ehe sein Oberkörper einfach zur Seite kippte, da ihn seine letzten Kräfte nun verlassen hatten. Seine Hand hatte sich auf den schmerzenden Bereich in seinem Bauch gelegt und einzig allein der Griff des Messers, ragte noch aus seinem Körper hervor, wurde jedoch im nächsten Moment von zierlichen Fingern umfasst und mit einem Ruck wieder herausgezogen, etwas, das die Wunde noch stärker zum bluten brachte, ein schmerzvolles Stöhnen Toshiyas erklingen ließ. „Das hast du nun davon, du Narr.“ Seine vor Schmerz zusammengekniffenen Augen öffneten sich nach diesen mit Abscheu gesprochenen Worten und er sah, mit verschleiertem Blick, wie sich das Mädchen erhob, auf ihn spuckte und in seine Seite trat. Ein keuchender Laut brach von seinen Lippen und so weit es ihm möglich war, kauerte er sich zusammen, weitere Tritte erwartend, doch die Frau lachte nur, tätschelte wie zum hohn seine Wange, bevor sie sich umdrehte und den Bassisten einfach liegen ließ, wohl wissend dass er ihr jetzt nichts mehr anhaben konnte. „Oh Gott... Toshiya… nein, oh bitte nein. Warum hast du das getan? Warum?“ Der Bezopfte hörte den beinahe rasselnden Atem seines Geliebten, die nahenden panischen Schritte, ehe alles um ihn herum taub und sein Körper von einem erstickten Husten gerüttelt wurde, er sich erbrach, ein Schwall an Blut den Boden befleckte. „Bleib wo du bist Shinya und fass ihn nicht an. Er soll dich nie wieder beschmutzen.“ „Wie... wie kannst du nur?“ „Er ist doch selbst Schuld, wollte es doch nicht anders und jetzt hat er bekommen was er verdient. Aber ich weiß mein Schatz, du willst ihn nicht leiden sehen, hab ich nicht recht? Deswegen will ich nett sein und dir diesen Wunsch erfüllen, denn weißt du, eigentlich hätte ich gerne gesehen wie er sich noch eine Weile vor Schmerzen windet, wie der Wurm, der er ist, aber dir zu Liebe mache ihm ein schnelles Ende.“ Der Schwarzhaarige bekam kaum mehr etwas mit, nur Bruchstücke dieser so ekelhaft süßlichen Stimme ließen ihn Vermuten, was dieses Miststück nun vor hatte, hörte er abermals Schritte und dann... ein Schrei. Er versuchte die Augen zu öffnen, doch es gelang ihm einfach nicht, der Schmerz in seinem Bauch war zu einem dumpfen Pochen geworden und er spürte nichts mehr, außer einer unsagbaren Kälte, welche sich in seinem gesamten Körper auszubreiten schien. Erneut ein spitzer Schrei, aufgebrachte Stimmen, poltern, da... irgendetwas fiel zu Boden, ein Geräusch von zerspringenden Glas... dann Ruhe... grausame Stille legte sich über das gesamte Zimmer, welche nur Sekunden später durchbrochen wurde, von einem unerklärlich lauten Klicken, danach... ein Schuss. Der letzte Gedanke, ein letztes Bild vor geschlossenen Lidern... das letzte Wort von blutverschmierten Lippen ... der Name seines Geliebten kraftlos gewispert, bevor Toshiya endgültig schwarz vor Augen wurde, er ohne es verhindern zu können, in eine tiefe Bewusstlosigkeit fiel. End Part XVI – Caged END FALLEN An unsere Kommischreiber bei Animexx: Ein ganz besonders lieber Dank an dieser Stelle an Rowan, du hast uns von Anfang an bis jetzt mit insgesamt 16 Kommentaren sehr unterstützt und immer wieder neuen Auftrieb gegeben. Es war immer wieder schön zu sehen, wie viel Begeisterung aus deiner Richtung kam und welche Freude du uns vermittelt hast. Über manches Wort haben wir sehr gelacht. Ebenfalls ein liebes Dankeschön an Aya-chan60. Auch von dir haben wir sehr liebe und nette Kommentare bekommen, teils auch welche, die uns sehr amüsiert haben. Mit 15 Kommentaren hast du uns immer wieder unterstützt. Als nächstes bedanken wir uns bei Umbrella XD. Auch du hast uns regelmäßig mit deinen Kommentaren versorgt und uns gezeigt, das wir die Story nicht umsonst schreiben. Danke für die Begeisterung. Ebenfalls bedanken wir uns natürlich auch bei allen anderen Kommentarschreibern: KatzeMorle Anci Seika-chan Alto-Senpai PrinzessinAki AkaiTsuki-KroiKumo Januce Jenji XrottenxStrawberryx x-Fuckin-Princess-x Rukas-crevasse mame Danke für eure Begeisterung! Auch ein Danke an alle Leser, auch wenn vielleicht manche noch kein Kommentar geschrieben haben, es ist schön zu wissen, das etwas Anerkennung findet, für das wir uns so viel Mühe gegeben haben. An unsere Kommischreiber bei Fanfiktion: Ein großes und ganz liebes Dankeschön geht an ToshisMurderDoll und Dodo C, mit jeweils 8 Kommentaren habt ihr uns jedes Mal wieder erfreut. Es war wirklich nett zu lesen, wie ihr mitgefiebert habt. Danke für die lieben Worte und das ihr auch nach dieser Zeit noch mit Begeisterung gelesen habt. Ebenfalls einen lieben Dank an Coconut skin, Nell und AkaiTsuki KuroilKumo . Die ganze Zeit über durften wir uns über eure Begeisterung freuen und sind sehr glücklich, das ihr uns die ganze Zeit unterstützt habt, es ist die Bestätigung das es sich für uns gelohnt hat, all die Mühe, die wir in unser Baby gesteckt haben. Danke. Ebenfalls auch ein Danke an alle anderen Kommischreiber: Naoko-O Shinya-sama Mei-lin.fei Varis DemonicDreams An alle anderen Leser, schade das wir noch kein Kommentar bekommen haben, aber vielen Dank für das bisherige Interesse. [1]“Ja?” “Hallo, ich brauche Ihre Hilfe.” „Oh. Okay sicher, wo möchten Sie denn hin?“ N... nein Entschuldigung. Ich brauche kein Taxi ich benötige eher eine Information von Ihnen.” „Ist das so? Nun gut, ich bin nicht sicher, ob ich helfen kann. Was ist es denn das sie wissen wollen?“ „Ihre Fahrgäste, zwei Männer in weißen Mänteln... wo sind sie hingegangen?“ [2] „Warum sollte ich Ihnen das sagen und wie kommt es, dass sie wissen wer meine Fahrgäste waren?” [3] Ich… ich bin Ihnen gefolgt… nur… bitte sagen Sie es mir. Mein Freund... er ist in Gefahr... ich muss ihn finden. Bitte, helfen sie mir.“ [4] “Hey es ist okay. Das wusste ich nicht. Ich werde es Ihnen sagen, nur beruhigen Sie sich. Wollen Sie sich hinsetzen, Sie sehen nicht gut aus.“ [5] „Danke... mir geht es gut. Nur sagen Sie mir bitte, welchen Weg ich gehen muss. [6] „Na gut, wie Sie es wollen. Die zwei sind die Straße hinab gelaufen und dann rechts nach der Häuserecke abgebogen. Sehen Sie?“ „Vielen Dank für ihre Hilfe. Ich muss jetzt gehen.“ „Hey, nur eine Sekunde. Nachdem, was Sie mir gesagt haben, scheint ihr Freund in großen Schwierigkeiten zu sein, warum haben sie nicht die Polizei gerufen?“ „Dafür habe ich keine Zeit, es wäre zu spät. Ich muss ihn jetzt finden.“ „Ich verstehe. Na dann. Viel Glück, Süßer.“ „Danke schön. Auf Wiedersehen.“ [7] „Gerne geschehen. Auf Wiedersehen.“ [8] “Hallo, kann ich Ihnen helfen?” „Hallo... ja vielleicht. Ich habe eine Frage.“ „Über die Gitarren? Ich habe gesehen, dass Sie unser neuestes Modell in Augenschein genommen haben.“ „Nein, es tut mir sehr leid. Ich bin wegen einer anderen Sache in ihren Laden gekommen. Ich suche nach meinem Freund und ich weiß, dass er hier vorbeigekommen sein muss. Deswegen wollte ich Sie fragen, ob Sie ihn gesehen haben.“ „Oh das ist natürlich schade. Ich hatte auf einen neuen Kunden gehofft. Aber wie auch immer. Können Sie mir Ihren Freund beschreiben?.“ „Nein es tut mir sehr leid aber ich suche zur Zeit keine neuen Instrumente. Wegen Shinya, er ist ein bisschen kleiner als ich, hat braune Haare und trägt einen weißen Mantel. Er ist auch sehr feminin.“ „Dann sieht er in etwa aus wie Sie? Bitte nicht falsch verstehen, aber Sie sehen auch nicht sehr maskulin aus.“ „Nein...nein, das ist in Ordnung. Ich weiß.“ [9] „Gut dann habe ich Sie ja nicht beleidigt.“ [10] “Zurück zum eigentlichen Thema. Ich glaube nicht, dass ich so Jemanden, wie Sie mir beschrieben haben gesehen habe, aber das kann daran liegen dass ich sehr oft im hinteren Bereich des Ladens bin. Lassen Sie mich einen meiner Kollegen fragen. Richard, kannst du für einen Moment her kommen?“ [11] “Lass mich kurz nachdenken… ja, da war Jemand.” „Wirklich? Bitte sprechen Sie weiter!“ [12] „Hey hey, was soll dass?“ “Ich… Entschuldigung: Es ist nur… ich muss ihn finden.” “Okay ich weiß nicht was Sie davon haben, aber würden Sie sich bitte beruhigen?” „Ja... Entschuldigung... es war nicht meine Absicht.“ „Gut, dann halten Sie sich bitte zurück. Richard sag mir und Ihm mehr, bevor er wieder unüberlegt handelt.“ [13] “Hm, Okay. Wie ich vorher schon sagte ich erinnere mich an jemanden wie Sie mir beschrieben haben. Er stand vor dem Schaufenster und schien interessiert an dem Bass, den wir dort ausgestellt haben. Er stand nur da und dann geschah etwas, dass mir etwas komisch vorkam. Da war ein anderer Mann und dieser hatte eine Augenbinde. Er verband damit dem Kleineren die Augen und dann fuhren Sie weiter mit einem Auto, dass zufällig draußen parkte. Das fand ich ebenfalls etwas eigenartig, denn es passierte so schnell, das ich glaubte, es mir nur eingebildet zu haben. Sind diese zwei ein Pärchen oder was? Jedenfalls haben Sie sich so verhalten.“ [14] “Nein… die beiden sind nicht zusammen. Können Sie mir noch eine Frage beantworten?“ [15] “Das kommt darauf an, was Sie wissen möchten.” „Können Sie mir sagen, in welche Richtung die Beiden gefahren sind?“ „Ja sicher. Sie sind die Thompson Straße entlang gefahren.“ „Danke. Ich danke Ihnen sehr für Ihre Hilfe. [16] “Hey, warten Sie einen Moment. Würde es Ihnen weiter helfen, dass Kennzeichen des Autos zu wissen?“ [17] “Ja, das würde sehr helfen.” „Okay, das Kennzeichen war GX.02.NPP.“ „Ich danke Ihnen sehr für Ihre Hilfe. Ich weiß nicht, wie ich das wieder gut machen kann.“ „Nur hier her zurück kommen und ein Instrument kaufen und damit sind wir sicher zufrieden.“ [18] “…das. Warum können wir jetzt nicht gehen? Das kleine Vögelchen ist hier... verdammt.“ „Fred, beruhige dich. Wir haben unser Geld noch nicht.“ „Na und? Unser Job ist erledigt, also haben wir absolut keinen weiteren Grund noch bis Mitternacht. hier zu bleiben. “ “Ja, dass wissen wir, aber Sie will nicht, dass wir jetzt gehen.“ „Sie hat jetzt ihr Spielzeug. Das war es, was Sie von Anfang an wollte und wir haben ihr geholfen, ihn zu kriegen, aber jetzt haben wir nichts mehr mit dieser Scheiße zu tun. Wir sind weder ihre bescheuerten Bodygards noch sonst wie von ihr abhängig. „Ja, du hast Recht, aber warum warten mir nicht einfach noch eine Weile, wenigstens bis sie uns unser Geld gegeben hat?“ „Weil ich tun werde, zu was ich Lust habe und dass hier ist weit von allem entfernt , was ich jetzt gerne tun würde. Warum gehen wir nicht und haben unseren eigenen Spaß?“ „Lady Shiroi will jegliche Aufmerksamkeit der Polizei gegenüber vermeiden, deswegen habt ihr euch ruhig zu verhalten.“ „Weißt du was, kleiner Schönling? Mich interessiert es einen Scheiß was diese kleine Schlampe möchte oder nicht. Deine Lady oder wie immer du Sie nennen möchtest, ist nicht mein Boss. Ich bestimme für mich selbst. Sie heuerte uns nur für diesen Job und für nichts anderes. Ich werde jetzt gehen und mir ein eigenes Sexspielzeug suchen. Ihr könnte mit mir kommen oder hier bleiben, ich werde in ein paar Stunden zurück sein, dann, wenn ich meinen Spaß hatte.“ „Aber Fred...“ „Lasst ihn gehen, wenn er will. Wir brauchen ihn jetzt nicht. Nur noch eine Sache Fred, du weißt, ich werde Lady Shiroi davon erzählen und sie wird nicht sehr glücklich mit dir sein.“ „Tu' was du willst, du kleiner Arsch. Bis später.“ [19] “Wenn diese Schlampe uns wenigstens schon unser Geld gegeben hätte, dann müsste ich jetzt nicht mein eigenes nehmen… scheiße, wo sind die verdammten Schlüssel?” [20] “Was haben wir hier? Du bleibst besser wo du bist und drehst dich um, langsam.“ [21] “Was für eine nette Überraschung… hast du mich so sehr vermisst? Oh nein, ich vergaß, du bist wegen dem kleinen Vögelchen gekommen, habe ich Recht?“ [22 ]“Weißt du, ich war gerade auf der Suche nach ein bisschen Spaß und ich denke ich habe was gefunden. Was denkst du?“ [23] “Ich weiß, wir hatten keinen guten Start, du und ich, aber wir sind jetzt allein. Dein Freund wird dieses Mal nicht kommen, also warum kommst du nicht einfach her und wir bringen es hinter uns. Ich kann nett sein und wenn du tust was ich von dir will, versichere ich dir , dass es auch dir gefallen wird.“ [24] “Du willst dich amüsieren?” [25] “Okay… warum nicht. Komm und hol mich.“ [26] “Sehr weiße Entscheidung, hübscher Junge. Das ist wirklich die beste Entscheidung. die du fällen konntest und glaube mir, du wirst es nicht bereuen. So und nun lass uns Spaß haben, denn ich weiß es wird dir gefallen, wenn ich deinen kleinen Arsch ficke.“ EXTRA: Songtext Mushi -insect- I can't open myself up to anyone I can't believe in anyone at all and I can't see anything the light that shines is disappearing, soon it will be gone unable to open myself up this is my weakness, my past I can get what I want, yet if I do, the kindness I'm holding onto will slip away the typical answer is when you die, you'll be reborn, come back again my heart is shuttered, soon it will break apart stifling my tears, I laugh day after day my heart has shown me that believing is nothing those hypocrites killed me my heart is shuttered, soon it will crumble away stifling my tears, I scream day after day my heart has left me with a belief in strength my own heart killed me Lyrics - Kyo Music – Kaoru Ich kann mich für niemanden öffnen Kann keinem einzigen Vertrauen und kann überhaupt nichts sehen... das Licht welches scheint verblasst und bald wird es verschwunden sein... unfähig mich zu öffnen... das ist meine Schwäche, meine Vergangenheit. Ich bekomme was ich will, doch.. wenn ich es tue, die Nettigkeit an welcher ich festhalte wird verschwinden. Die typische Antwort ist... wenn du stirbst, wirst du wiedergeboren, zurück kommen. Mein Herz ist verschlossen, bald wird es auseinander brechen. Unterdrücke meine tränen, ich lache Tag nach Tag. Mein Herz hat mir gezeigt das Glauben nichts bedeutet Diese Heuchler haben mich getötet. Mein Herz ist verschlossen, bald wird es zerbrechen Unterdrücke meine tränen, Ich schreie Tag nach Tag Mein Herz hat mich verlassen mit dem Glauben an Stärke Meine eigenes Herz hat mich getötet. Zu diesem Song ist unser in der Story beschriebenes Video entstanden. Hier die Ideen welche wir umgesetzt haben. I can't open myself up to anyone I can't believe in anyone at all (Tag) Abgedunkelter Raum ohne Fenster. In der Mitte des Raumes Kaoru gefesselt, die Arme um den Körper geschlungen. Um ihn liegen lauter Bilder von verschiedenen Menschen. and I can't see anything the light that shines is disappearing, soon it will be gone (Tag) Shinya sitzt auf einem Stuhl an einem zerbrochenen Tisch. Trägt blutige Augenbinde, vor sich eine beinahe Runtergebrannte Kerze die gefährlich im Wind flackert. unable to open myself up this is my weakness, my past (Nachts) Nachts im Mondschein steht Kyo am Meer, mit den Füßen im Wasser. Er hält ein Foto welches zwei Erwachsene und einen kleinen Jungen zeigt, in der Hand. Dieses lässt er bei der Strophe einfach in die Wellen fallen. I can get what I want, yet if I do, the kindness I'm holding onto will slip away (Nachts) Ein zerbrochener Flügel welcher nur durch dass reflektierende Licht einer zerbrochenen Glasscheibe erhellt wird. Auf diesem befindet sich eine Vase mit Weißen Rosen und sobald Toshiya eine Hand nach den Blüten ausstreckt, verfärben sich die Rosen in ein tiefes Schwarz. the typical answer is when you die, you'll be reborn, come back again (Morgens) Die sitzt in der Morgendämmerung auf einem Stein in der Ruine, welche ihn nicht vor den Einflüssen der Natur bewahrt. In einer Nahaufnahme sieht man eine tiefe blutige Wunde nahe des Herzens und als wieder weggesummt wird, erkennt man durchsichtige Flügel, welche dass Licht reflektieren, auf seinem Rücken. my heart is shuttered, soon it will break apart (Irgendwann im laufe der Aufnahmen) Ein Flur, welcher durchwegs mit Spiegeln gesäumt ist, diese mit einem mal wie von Geisterhand zerbrechen. stifling my tears, I laugh day after day (Tag) Ein kleines Kind zuerst einen traurigen Ausdruck tragend, doch dann schallend Lachend. my heart has shown me that believing is nothing those hypocrites killed me (Nachts) Ein Mann sitzt vor einem Spiegel, sieht seine ehemalige Geliebte mit einem Anderen in diesem. Nur wenige Momente später wird er von genau diesem Mann hinterrücks erstochen. my heart is shuttered, soon it will crumble away (Abends/Nachts) Toshiya geht durch die Scherben, den Flur entlang der ehemals von den Spiegeln umgeben war und hinterlässt eine blutige Spur hinter sich. Seine Hände sind hinter dem Rücken gefesselt und er trägt wie Shinya eine blutige Augenbinde. stifling my tears, I scream day after day (Irgendwann im laufe der Aufnahmen) Nahaufnahme von Kyo, der seine Finger verzweifelt in seine Haare gräbt und schreit. my heart has left me with a belief in strength my own heart killed me (Tag) Kaoru steht am Rande einer Klippe, mit ein zufriedenen Gesichtsausdruck. Er hält in seiner Hand eine Sanduhr, die mit einem Mal zerspringt und nach diesem Moment stürzt sich Kaoru von der Klippe. Zusätzlich möchten wir hier erwähnen, das es dieses Video nie gegeben hat, sondern lediglich unserer Phantasie entsprungen ist. Songtext: Undecided the two who turned their backs on eath other have nowhere to go they can't even hear the sound of the heavy, pounding rain turning their backs on each other, they walk to a place they go to their footprints vanishing, one after the other turn me into a memory and go to the new ocean from my heart I wish you happiness there is happiness beyond the tears but you aren't there beyond the tears we won't be seperated I don't want us to be seperated, but your words pierce deeply through my heart don't you see? we won't be seperated I don't want us to be seperated, but the waves erase your footsteps again, one by one with the changing of the seasons it's too late, but I want to hold your hand one more time in the changing of the seasons meeting someday parting someday and meeting with you Lyrics - Kyo Music – Die Die zwei die sich beide den Rücken zugekehrt haben… haben nirgendwo hin zu gehen Sie können nicht mal das heftige prasseln des Regens hören Drehen sich gegenseitig den Rücken zu, sie gehen ... zu einem Platz gehen sie Hier Fußspuren verschwinden, einer nach dem anderen. Mach mich zu einer Erinnerung und gehe zu dem neuen Ozean Von meinem Herzen wünsche ich dir Freude Da ist Freude hinter den tränen Aber du bist nicht da hinter den tränen. Wir werden nicht auseinander gehen, ich möchte nicht das wir Auseinader gehen aber Deine Worte stechen tief in mein Herz... siehst du es nicht? Wir werden nicht auseinander gehen, ich möchte nicht das wir auseinander gehen, aber Die wellen verwischen unsere Fußspuren erneut, einer nach dem anderen. Mit dem Verändern der Jahreszeiten Es ist zu spät, aber ich möchte deine Hand halten ein letztes Mal In dem Verändern der Jahreszeiten. Treffen eines Tages... auseinandergehen Irgendwann und treffen mit dir. Wir haben diesen Songtest für die Sidestory erwählt, weil die Lyrik unheimlich genau auf die Situation, welche wir dargestellt haben und so wunderbar zu allen Charakteren gepasst hat. Songtext: Lame Immortelle - Stumme Schreie Als die Dunkelheit gekommen ist Das Leiden schien so fern Warum kam das Schicksal Um mein Leben zu zerstören Hinausgerissen aus dem sein In eine Fremde Welt verbannt Doch du weichst nicht von mir Hältst weinend meine Hand Chorus: Ich schreie stumm auf zu dir Sag mir: Kannst du mich verstehen? Nur unsre Liebe Lässt mich diesen Tag noch sehen Ich weiss nicht wann die Tage enden Und wann die Nacht beginnt Welches Jahr wir schreiben oder Wie schnell die Zeit verrinnt Das einzige das ich noch weiss Du wirst immer bei mir sein Und hörst du auch das flehen nicht in meinen stummen Schreien Chorus: Ich schreie stumm auf zu dir Sag mir: Kannst du mich verstehen? Nur unsre Liebe Lässt mich diesen Tag noch sehen Ich schreie stumm auf zu dir Sag mir: Kannst du mich verstehen? Lass uns diesen Weg Diesen Weg gemeinsam bis zum ende gehen Vielleicht entflieh ich eines Tages Oder sterbe hier Doch ich habe keine Angst Denn du bist bei mir Ich schreie stumm auf zu dir Sag mir: Kannst du mich verstehen? Nur unsre Liebe Lässt mich diesen Tag noch sehen Ich schreie stumm auf zu dir Sag mir: Kannst du mich verstehen? Lass uns diesen Weg diesen Weg gemeinsam bis zum Ende gehen Dieser letzte Songtext steht für die gesamte Story... zwar wurde er erst erwählt als wir mit unserer Geschichte schon begonnen hatten, dennoch fanden wir ihn unwahrscheinlich passend, schon alleine des Textes wegen der nicht besser zu Shinya und Toshiya hätte passen können oder auch zu den Anderen. Allen, die Interesse daran haben, das Gleiche zu empfinden wie wir, als wir geschrieben haben, empfehlen wir, denn Song während des Lesens unseres Babys zu hören. Und nun an alle die bis hier her durchgehalten haben... noch mal ein Riesen Dankeschön. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)