Fallen von Sarano ================================================================================ Kapitel 10: Part X – Friendship ------------------------------- Part X – Friendship Der Jüngere schien mit einer Antwort zu zögern, blickte für einen Moment auf den Boden, ehe sich ihre Augen wieder trafen, Shinya dann zu sprechen begann. „Es ist nichts, mir geht es gut. Ich habe derzeit nur Probleme mit dem Kreislauf.“ Toshiya runzelte auf diese Aussage vorerst nur die Stirn, war sich nicht sicher ob er seinem Freund glauben sollte, doch nach dem ersten Moment der Zögerung glätteten sich die Züge auf seinem Gesicht, dachte er nach, bevor er antwortete. „Nun gut, aber du sagst mir wenn etwas ist.“ „Das werde ich.“ Toshiya lächelte, nahm die Hand seines Gegenübers in die seine, drückte diese leicht, doch der Drummer reagierte nicht auf diese Geste, blickte stattdessen lediglich auf den Boden. „Shinya, möchtest du das wir gehen? Ich sehe doch das es dir nicht gut geht.“ Nur kurz trafen sich ihrer beiden Augen, fand der Bassist in den dunklen Opalen die Antwort, half dann dem Braunhaarigen aufzustehen. Auf dem Weg zu dem Ausgang des kleinen Lokales, verabschiedeten sich von der Inhaberin, erklärte der Ältere das sie nichts bestellen wollten. Die Stämmige Frau nickte nur verständlich, den Blick auf Shinya gerichtet, hatte auch sie scheinbar bemerkt, das es dem kleineren nicht gut ging. ~~~~~~~ Auf der Fahrt in die Innenstadt Ellons kam der Bassist nicht umhin, immer wieder besorgte Blicke auf seinen Beifahrer zu werfen. Seit sie das kleine Fischerdorf verlassen hatten, wirkte der Zierlichere wie ausgewechselt, verhielt sich ruhig und blickte nur abwesend aus dem Fenster. Toshiya kam es vor, als hätte er sich das Lachen und die leicht offene Art des Jüngeren nur eingebildet, war Shinya in denselben Zustand zurückgekehrt, in welchem sich dieser vor ihrer Ankunft in Schottland befunden hatte, dennoch beharrte der Drummer darauf, dass alles in Ordnung war. Doch Irgendetwas stimmte da nicht, der Schwarzhaarige zweifelte an der Begründung seines Begleiters, denn es war offensichtlich, es musste was geschehen sein, er wusste nur nicht was. Hatte er sich vielleicht irgendwie daneben benommen, etwas getan, was diese Reaktion des Braunhaarigen hervor gerufen hatte? So sehr er auch darüber nachdachte, der Ältere fand einfach keine logische Erklärung für die erneut zurückgezogene Art Shinyas, weswegen er mit einem Seufzen seine Augen wieder auf die Straße richtete, den Wagen nach etwa fünfzehn Minuten auf einen öffentlichen Parkplatz vor einem Kaufhaus abstellte, in welchem sie Vorräte für die nächsten Tage kaufen wollten. Mit einem Einkaufswagen durch die Regalreihen schlendernd, packte der Bassist immer wieder mal etwas in das kleine Gefährt, blickte dabei ständig auf den Zettel in seiner Hand, auf welchem er mit seinem Freund notiert hatte, was sie besorgen mussten, strich hier und da etwas auf der kleinen Liste durch, hatten sie dass meiste bereits gefunden. Kurze Zeit später, als auch die restlichen Artikel ihren Platz zu den anderen Lebensmitteln gefunden hatten, wand sich der Schwarzhaarige seinem Begleiter zu, welcher, in der ganzen Zeit die sie nun hier waren, schweigend neben ihm her gelaufen war. „Shinya, brauchst du sonst noch irgendetwas bestimmtes?“ Der Drummer reagierte nicht auf seine Worte, weswegen Toshiya dessen Namen nochmals rief, dieses Mal etwas lauter, doch wieder kam keine Reaktion von dem Zierlicheren, bemerkte der Schwarzhaarige, dass sein Begleiter wie in Gedanken vertieft einen bestimmten Punkt am Boden fixierte. Der Ältere fragte sich, was um Gottes Willen denn nur geschehen sein könnte, dass es seinen Freund nicht mehr loszulassen schien, fasste nach der Schulter des kleineren, zog seine Hand jedoch keinen Moment später wieder zurück, als sein Gegenüber zusammen zuckte, dessen Kopf herum wirbelte und sich ihrer beider Augen trafen. „Entschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken...., ich habe dich etwas gefragt.“ „Schon in Ordnung. Was ist denn?“ „Ich wollte wissen, ob du noch irgendetwas bestimmtes brauchst?“ „Nein, ich brauche nichts.“ „Gut, dann haben wir alles... aber mal was anderes Shinya... irgendetwas stimmt doch nicht, ist was passiert?“ „Es ist nichts.“ Der Ältere war nicht fähig auf die Aussage seines Gegenübers noch weiter einzugehen, zuckte dann lediglich mit den Schultern. Er hatte im Gefühl, dass es sowieso nichts bringen würde nachzuhaken, selbst wenn er ahnte, dass der Drummer ihm etwas verschwieg, wenn der Jüngere nicht mit ihm darüber reden wollte, musste er dies akzeptieren, auch wenn es ihm nicht gefiel. Bepackt mit ihren Einkäufen gingen sie zurück zu dem gemieteten Fahrzeug, luden die Taschen in den Kofferraum, ehe sie selbst in das Gefährt einstiegen, Toshiya den Wagen wieder von dem Parkplatz lenkte, in die Hauptstraße einbog, um sie zu ihrem derzeitigen Zuhause zu bringen. Abermals verlief die Fahrt in Schweigen, wurde lediglich von der Musik aus dem Radio unterbrochen, bis sie an ihrem Ziel angekommen waren, Auch als sie sich längst wieder in dem Haus befanden, verhielt sich der Jüngere abweisend dem Bassisten gegenüber, gab nur knappe Antworten, wenn dieser ihn etwas fragte, während sie die Lebensmittel gemeinsam in ihrer Küche verstauten. Das seltsame Verhalten seines Freundes, ließ den Schwarzhaarigen einfach nicht los, ließ ihn überlegen was er tun könnte, um doch noch in Erfahrung zu bringen, was es war, das den Drummer wieder in dieses Tief gestürzt hatte, ohne allzu direkt werden zu müssen. Er wollte den Zierlichern nicht drängen, wusste schließlich nur zu gut, dass dieser ihm nichts sagen würde, wenn er nicht wollte, aber da war die Frage in ihm, wie er es anstellen sollte, trotzdem seine Antworten zu bekommen. In seinen Gedanken vertieft, ließ er seinen Blick Shinya folgen, welcher in diesem Moment für sie beide eine Kanne Tee zubereitete, atmete einmal tief ein, nur um kurz darauf die Luft wieder in einem kleinen Seufzen entweichen zu lassen. Es half nichts, es weiter ignorieren zu wollen, also sprach er den Jüngeren an. „Shinya?“ Der Ältere wartete bis sich der Zierlichere ihm zugewandt hatte und während dieser ihn nun aus fragenden Augen anblickte, wusste er auch jetzt nicht wirklich wie er dieses Thema nun anschneiden sollte, denn eigentlich, so sehr es ihn auch interessierte, warum sein Freund abermals diese abweisende Haltung trug, er wollte ihm einfach nicht zu nahe treten, lösten sich die nächsten Worte wie von ganz alleine. „Habe ich irgendetwas falsch gemacht, bist du böse auf mich?“ Toshiya konnte sehen wie sich die Augenbrauen seines Gegenübers in Irritation zusammen zogen, ehe dessen Stimme ertönte. „Warum fragst du mich das?“ „Shinya, mach mir bitte nichts vor. Irgendwas stimmt doch nicht mit dir. Seit dem Mittagessen verhältst du dich nun schon so komisch... ja ich weiß, es ist alles in Ordnung, aber verzeih, das glaube ich dir nicht. Bitte, rede mit mir, was ist los?“ Dem Bassisten erschien die Zeit unendlich, in welcher sie sich wieder nur anschwiegen, der Drummer seinen Blick abermals von ihm abwand und auf den Boden fixierte, bis dieser ihm antwortete. „Ich weiß nicht, was du meinst und es tut mir leid, wenn ich dir in irgendeiner Form den Grund zur Besorgnis gegeben habe. Mir geht es momentan einfach nicht so gut.“ Toshiya nickte nur, selbst wenn er auch diese Ausrede dem Langhaarigen nicht abkaufte, aber was sollte er schon anderes tun, als die Entscheidung des Zierlicheren zu tolerieren? Der Größere kam sich vor wie in einem schlechten Film, hatte er lediglich versucht den Jüngeren von dessen Problemen abzulenken, aber war dies scheinbar zwecklos. ~~~~~ Er war ihm nicht entgangen, der Kummer in den Augen seines Freundes, als sich dieser letzten Endes mit einem leisen Seufzen herum drehte, sich auf die Couch im Wohnzimmer fallen ließ, wie der Drummer durch die geöffnete Tür hindurch sehen konnte, es ihm überließ, den Tee aufzugießen und Shinya brauchte diese paar Sekunden, um seine Gedanken in ordentliche Worte formulieren zu können. Leise stellte er das Tablett auf dem Tisch ab, setzte sich aber nicht neben Toshiya, obgleich dieser das wohl erwartet hatte, sondern trat hinter den Schwarzhaarigen, legte nach einigen Momenten des Zögerns die Hände auf dessen Schultern. „Es tut mir leid.“ Die Finger des Älteren legten sich leicht auf die seinen, doch sprach Shinya weiter, bevor der Bassist etwas sagen konnte. „Du hast nichts Falsches getan, es war und ist meine Schuld wie ich reagiere, ich bin es einfach nicht gewohnt mit jemanden so nah zusammen zu sein, außerhalb... der Band.“, der Langhaarige wusste, dass er bei den letzen Worten gestockt hatte, überging es einfach, schloss seine Augen., „Es ist schwer für mich, offen mit Anderen umzugehen und jedes Mal wenn es dann doch geschieht und mir auffällt, bin ich wie blockiert... deswegen lass mir einfach ein wenig Zeit, mich an dich zu gewöhnen.“ Ein Teil des eben Gesagten entsprach der Wahrheit, alles andere waren Ausflüchte und Manöver, den Größeren abzulenken, damit dieser nicht weiter über sein Verhalten nachdachte, am Ende wohlmöglich den Tag in der Erinnerung zurück ging und heraus fand, was in dem Lokal geschehen war. Shinya wurde schlecht davon, sein eigenes Verhalten war vollkommen gegensätzlich zu dem was ihn eigentlich ausmachte und erneut fragte er sich, ob er sich nicht langsam verlor, wie als würde er in die Dunkelheit gezogen werden, dabei qualvoll ersticken. „Ich möchte dir nur helfen.“ „Das weiß ich.“ Eine kleine Stimme in dem Drummer wisperte, dass es schön wäre, den Schwarzhaarigen einfach zu umarmen, dies aber wagte der junge Mann einfach nicht, weswegen er leicht die unverletzte Schulter drückte, sich dann der Berührung der Finger entzog, den Tee einschenkte und sich auf einen der Sessel setzte, zu dem Fenster hinüber sah. Toshiya beobachtete ihn eine Weile, denn er konnte den Blick spüren, welcher auf ihm lag, dennoch schwiegen sie, bis sich der Bezopfte mit einem leisen Laut auf der Couch ausstreckte, so dass er dem Jüngeren näher war. „Was möchtest du heute Abend machen?“ Für einen Moment überlegte der Musiker, eigentlich wäre es ihm angenehm, einfach nur hier zu sitzen, doch würde das den Anderen wohl noch stärker beunruhigen, weswegen er leicht seine Schultern hob. „Vielleicht spazieren gehen, nach dem Essen.“ „Und morgen?“ „Wir könnten nach Aberdeen fahren, wenn es dir nichts ausmacht.“ Der Ältere schüttelte nur den Kopf, schenkte ihm dann ein Lächeln. „Das ist völlig okay, die Sachen, die ich geplant habe, lassen sich auch an jedem anderen Tag verwirklichen.“ Shinya hob eine der schlanken Brauen, darum bemüht das zu ihnen zurück zu holen, was am Vormittag zwischen ihnen gewesen war, vor der schmalen Karte, deren Gewicht er schwer in seiner Tasche fühlen konnte. „Wieso komme ich nicht um den Verdacht, dass du Reiseführer gewälzt hast?“ Das Lächeln auf den Lippen seines Gegenüber wurde ein wenig weiter und auch Toshiya streckte seine Finger aus, zog mit seinem Freund mit. „Einer von uns beiden muss ja schließlich Ahnung haben, oder?“ „Es würde auch Freude machen, einfach blind loszufahren.“ „Und so etwas aus deinem Mund, Shinya. Ich bin wirklich entsetzt." Um seine Worte zu unterstreichen, griff sich der Schwarzhaarige in gespieltem Terror an die Brust und bewirkte damit das erwünschte Ergebnis, denn die Mundwinkel des Jüngeren hoben sich, bis dieser leise gluckste, das Lachen hinter einer Hand verbarg. ~~~~ Kalte Luft umfing den Drummer, als sich dessen Stirn runzelte, er zu dem Älteren hinauf blickte, der auf der nicht besonders stabil wirkenden Ruine einer alten Mauer balancierte. „Bist du sicher, dass du weißt, was du da tust?“ Der Ältere grinste nur, kletterte über einen schräg stehenden Stein hinweg, beugte sich dann zu ihm herunter, hielt Shinya in einer einladenden Geste eine Hand entgegen. „Probiere es selbst aus.“ Mit einem zweifelnden Blick wanderte der Blick des Langhaarigen auf die von Moos behangenen Steine, dann zurück auf die Hand des Braunäugigen, bis er diese schließlich ergriff und sich nach oben ziehen ließ. „Achte auf deinen Fuß.“ Der Musiker summte nur, während er versuchte sein Gleichgewicht zu finden, dann blickte er über die in der Dunkelheit liegende Landschaft hinweg, beobachtete die bleichen Nebelschwaden, welche über die niedrigen Sträucher und Bäume hinweg wisperten. Wind streifte das Gesicht des Jüngeren und einen Moment später fühlte er die Fingerspitzen seines Freundes, welche über seine Wange geisterten, lose Strähnen von dieser strichen, doch auf seinen Blick hin wurde ihm nur ein zärtliches Lächeln geschenkt. Wenige Sekunden später zog ihn der Bassist weiter, sprang am Ende der Mauer herunter, um sich anschließend zu den Kleineren herum zu drehen und diesem die Arme entgegen zu strecken und auch wenn sich der Drummer furchtbar albern dabei vorbei kam, er ließ sich halb von dem Älteren auffangen, wofür ihm ein weiteres warmes Lächeln geschenkt wurde, bevor Toshiya ihre Finger ineinander verhakte, ihn mit sich nahm. Ohne zu bemerken wie schnell die Zeit vergangen war, kehrten sie erst spät wieder in ihre Bleibe zurück, setzten sich wie am vorherigen Tag auf das gemütliche Sofa vor den von dem Bassisten entzündeten Kamin, tranken noch etwas Tee und unterhielten sich über belanglose Dinge. In dieser Zeit konnte Toshiya das teilweise komische Verhalten, welches sein Freund an den Tag gelegt hatte, vergessen, genoss die gemütliche und ruhige Atmosphäre zwischen ihnen, war es dieses Mal der Bassist, welcher beinahe auf der Couch einschlief, hätte der Drummer ihn nicht aus seinem Schlummerzustand gerissen, ihm sagend, dass er nun schlafen gehen würde. Der Schwarzhaarige nickte nur, dem Zierlicheren mit den Augen folgend, als dieser sich zurückzog, in der oberen Etage, in der ihre Zimmer lagen, verschwand und nur einen Moment danach erhob sich auch der Größere von seinem Platz, ging in den hinteren Bereich des Wohnzimmers, in welchem ein Wintergarten versteckt lag, der zu einer Terrasse führte. In wenigen Schritten an den gläsernen Türen angekommen, öffnete er diese, trat hinaus ins Freie, fröstelte leicht durch die kühle Luft der Nacht, ehe er sich eine Zigarette anzündete und diese genüsslich rauchte. Danach, ein Gähnen unterdrückend, welches zeigte, dass es an der Zeit war sich ebenfalls der Nacht hinzugeben, kehrte er zurück in das Haus, schloss die Türen wieder, löschte das Feuer im Kamin und ging nach oben. Nach einem kurzen Aufenthalt im Badezimmer, um sich Bettfertig zu machen, kam der Bassist auf dem Weg zurück in sein Zimmer, an dem Shinyas vorbei, konnte sehen, dass dort noch Licht brannte, dennoch klopfte er nicht an, sondern ging mit einem Zucken der Schultern weiter. In seinem Raum angekommen, legte er sich sogleich in die einladenden Polster und war nach wenigen Minuten eingeschlafen. 22.01.2001 Mit einem leisen wohligen Laut, kuschelte sich der Schwarzhaarige in seine Decke, genoss das warme Gefühl, während er langsam aus dem Land der Träume erwachte. Erst Sekunden danach öffneten sich die braunen Augen, blinzelte der Bassist leicht, versuchte sich an das Licht zu gewöhnen, welches es geschafft hatte, sich durch die Gardinen in den sonst abgedunkelten Raum zu schmuggeln und ihm geradewegs ins Gesicht schien, wie als wollte die Sonne ihm sagen, dass die nächtliche Ruhe beendet war. Leise seufzend und mit einem Gähnen setzte sich Toshiya auf, blickte kurz auf seine Armbanduhr, nur um festzustellen, dass es Acht Uhr Morgens war, ehe er die Bettdecke ganz von seinem Körper schälte, leicht fröstelte, dann aufstand und sich dabei in aller Seelenruhe streckte, damit auch die müden Glieder wieder munter wurden, doch wieder einmal dachte er nicht an seine Verletzung. Den leichten Schmerz ignorierend, öffnete der Bassist die Gardinen zu dem großen Fenster ganz und konnte sehen, dass heute wohl ein schöner, wenn auch kalter Tag werden würde und erst nach einem weiteren Moment, des herrlichen Anblicks, ging er aus dem Zimmer um seiner morgendlichen Routine nachzugehen. Etwa eine viertel Stunde später trat der junge Musiker die Treppen hinunter in das Erdgeschoss des Hauses, stellte dabei fest, dass sein Freund wohl noch schlief, konnte er diesen nirgends sehen. So überlegte er sich, erst einmal für sie beide ein Frühstück zu bereiten, einkaufen musste er dieses Mal ja nicht, hatten sie das meiste im Haus, lediglich frische Brötchen wollte er besorgen, wissend, dass sich der nächste Bäcker gleich um die Ecke befand. Eine Stunde und dreißig Minuten später, wunderte sich Toshiya langsam darüber, wann der Jüngere wohl aufstehen würde, denn eigentlich kannte er den Drummer nicht als Langschläfer, war es zwar nicht wirklich spät, doch da dieser auch bei ihren Touren immer als einer der Ersten in wachem Zustand war, kam es dem Bassisten etwas seltsam vor. Er entschloss sich einfach noch eine Weile zu warten, wenn der Jüngere auch dann nicht aufgestanden war, würde er das Essen für seinen Freund einfach auf einem Tablett mit nach oben nehmen und diesen wecken, denn gegen ein Frühstück am Bett sowie einen persönlichen Weckdienst, würde auch der Zierlichere sicher nichts einzuwenden haben. So geschah es dann auch, dass der Bassist nach gewisser Zeit seine Überlegungen in die Tat umsetzte und mit dem Essen für Shinya die Treppen hoch ging, vor dem Zimmer Shinyas stehen blieb und anklopfte, mit der anderen Hand derweil das Tablett balancierend, als er auf eine Antwort seines Freundes wartete. Erst nachdem sich auch bei einem dritten Klopfen nichts in dem Raum rührte, öffnete er die Tür, trat in das halb dunkle Zimmer ein, waren hier ebenfalls nur wenige Strahlen der Sonne durch die Gardinen gedrungen. Mit wenigen Schritten war Toshiya an dem Bett des Drummers angekommen, stellte das Frühstück auf dem Schränkchen neben diesem ab, blickte kurz zu der schlafenden Person, ehe er sich mit einem Lächeln abwand, um dem Licht von Draußen einen Weg nach Innen zu ermöglichen. Danach trat er wieder näher an die Schlafstätte des Kleineren heran, im Inbegriff diesen aus dem Traumland zu holen, auch wenn er es beinahe nicht übers Herz brachte, bei dem Anblick der sich ihm bot, allerdings bevor er sich seinem eigentlichen Ziel widmen konnte, fielen seine Augen auf einen Gegenstand, welcher aus dem Rucksack des Jüngeren ragte. Leicht runzelte sich die Stirn des Bassisten, war er sich nicht sicher, ob er richtig gesehen hatte, doch als er sich zu dem Gepäckstück seines Freundes hinunter beugte, erkannte er, dass er sich nicht geirrt hatte, griff seine Hand wie von selbst nach der kleinen Tablettenpackung, drehte diese in seinen Fingern, bis er lesen konnte, um was es sich handelte. Eine starke Dosis an Schlaftabletten gab die Beschreibung dem Schwarzhaarigen bekannt und er kam nicht umhin sich wieder einmal um den Drummer zu sorgen, schließlich musste es einen besonderen Grund geben, dass dieser zu solch Mitteln griff, nur um zu schlafen. Toshiya gefiel es ganz und gar nicht, dass sein Freund Tabletten nahm und er würde ihn sicherlich zu Rede stellen, wenn Shinya erst einmal wach war, wissend, dass er dieses Thema vorsichtig behandeln und nicht zu direkt sein durfte, würde der Jüngere ihm sonst kaum etwas dazu sagen. ~~~~~ Es war sein nicht sehr erfreuter Magen und der muntere Purzelbaum den dieser schlug, der Shinya aus den Tiefen der Dunkelheit riss und in den ersten Sekunden war er zu verwirrt um zu begreifen, warum das Bett und der gesamte Raum schwankte, bis er das Gesicht von Toshiya ausmachen konnte, er realisierte, dass ihn der Ältere schüttelte. In dem Gesicht des Bassisten stand purer Terror geschrieben, anders konnte es der Braunhaarige wirklich nicht ausdrücken, sein Freund war bleich, die Augen mit Tränen gefüllt und auch die Lippen waren ohne Farbe, bebten, bis der Dunkeläugige auf sie biss, wie, als wenn er sich nicht sicher wäre, ob der Drummer nun wach war oder nicht. „Toshiya?“ Die leise, von Schlaf belegte Stimme, ließ offenbar einen Wall brechen, den Shinya nicht verstand, aber plötzlich lagen die Arme des Älteren fest um ihn, schnürten ihm beinahe die Luft ab, während er auf den Schoß des Anderen gezogen wurde, der zu ihm auf das Bett gekrabbelt war. „Gott sei Dank, Gott sei Dank.“ Immer und immer wieder diese paar Worte, die für den Langhaarigen überhaupt keinen Sinn ergaben, weswegen der Zierlichere die Stirn runzelte, suchte sich gegen die Umarmung zu stemmen, ohne Erfolg, er es dann einfach zuließ, dass sich der Bezopfte an ihn klammerte. „Toshiya, beruhige dich. Was ist passiert, warum bist du so aufgelöst?“ Bei seinen Worten wurde sein Freund mit einem Mal vollkommen still, wie ein umgelegter Schalter im Inneren des Größeren, aber die Augen, als ihn Toshiya ansah, hielten weiterhin etwas von der nackten Furcht, die noch immer in diesen wütete. „Ich dachte, du hättest dir etwas angetan.“ Die Falten auf der Stirn des Drummers vertieften sich, er begriff wirklich nicht, wieso der Andere so reagierte, was er getan hatte, weshalb dieser in eine solche Panik verfallen war... Shinya war ganz normal zu Bett gegangen, weswegen also, hatte ihn Toshiya geschüttelt? Warum glaubte der Ältere, dass ihm etwas passiert wäre und obenauf, dass er selbst der Auslöser dafür sein würde? „Wie kommst du darauf?“ Seine Frage blieb unbeantwortet, doch der Schwarzhaarige schob sich von dem Bett hinunter, um zu seiner Tasche zu gehen, die schmale Packung zu holen, die ganz oben in ihr lag, welche ihm mit leicht zitternden Fingern entgegen gestreckt wurde. „Das sind harmlose Schlaftabletten, Toshiya.“ Der Blick des Braunhaarigen wanderte von den Fingern seines Freundes zu dessen Gesicht, welches mit einem Mal wie aus Stein gehauen wirkte, die Emotionen des Anderen waren sprunghaft, wenn sich dieser so sehr aufregte und Shinya hatte offensichtlich mehr getan, als dem Älteren einen Schrecken einzujagen. „Wie lange nimmst du sie schon?“ „Ich glaube, dass dich das nichts angeht.“ Seine abweisende Art schien nicht unbedingt hilfreich zu sein und irgendwo in sich wusste der Kleinere auch, dass sich Toshiya nur sorgte, dennoch war sie ein fast schon automatischer Schutz, um zu sich zu verbergen, um den Schmerz zu verstecken, welcher die Worte des Anderen in ihm ausgelöst hatten. Dachte der Bezopfte denn allen Ernstes, dass er sich hatte umbringen wollen? Denn genau dies war die Vermutung seines Freundes gewesen, auch wenn er sich anders ausgedrückt hatte. „Wie lange, Shinya?“ Die kühle, fast schon harsch gesprochene Frage holte ihn zurück in den Raum und als er in die dunklen Augen des Größeren hinauf blickte, konnte er den Zorn sehen, der sich sammelte und welcher seine eigene Wut entfachte... er war dem Bassisten keine Rechenschaft schuldig. „Seit zwei Tagen.“ „Und warum, verdammt noch mal, fehlen dann sechs Tabletten, wenn es eigentlich nur zwei oder drei hätten sein dürfen?“ „Ich habe drei von ihnen fallen gelassen. Ich wusste nicht, dass du hier bist, um einen jeden meiner Schritte zu überprüfen und mir nachzuspionieren!“ Ohne das er es wirklich bemerkt hatte, war er aufgestanden, hatte die Decke mit sich gezogen und schnarrte nun geradewegs in das Gesicht des Größeren, aber dieser dachte gar nicht daran, vor ihm zurückzuweichen, fauchte zu ihm herunter. „Nachspionieren? Ich wollte dich nur wecken! Und dann habe ich die Tabletten gefunden und du hast dich nicht bewegt, nicht auf mich reagiert, was hättest denn du an meiner Stelle getan!“ „Ich wäre nicht zu falschen Schlüssen gekommen!“ Hände packten ihn grob an den Schultern, schüttelten Shinya einmal, heftig. „Verdammt, ich konnte dich nicht mehr atmen sehen!“ Shinya wusste nicht genau was es war, das ihm ein Gefühl gab, als hätte man ihn gerade in einen See voll eisigen Wassers gestoßen, doch er konnte spüren, dass sich der Schock mit einem schmerzhaften Verkrampfen seines Unterleibs bemerkbar machte, dann wurde ihm kalt, hallte sein eigener Herzschlag in seinen Ohren wieder. Shinya hatte aufgehört Luft zu holen? War es wirklich möglich, dass die Tabletten so stark auf ihn wirkten? Der Drummer hatte lediglich zwei von ihnen geschluckt, weil er sich erhofft hatte, dann wirklich schlafen zu können und nicht wie die Nacht zuvor, wo er sie erst lange nach Mitternacht eingenommen hatte. Toshiyas Zorn schien, ebenso wie der seine, einfach in sich zusammen zu fallen und plötzlich fand sich der Braunhaarige in einer erneuten Umarmung wieder, war diese sehr viel sachter, behutsamer. „Bitte, Shinya. Versprich mir, dass du sie nicht mehr nehmen wirst.“ Die Augen des Drummers schlossen sich, drängten die Feuchtigkeit in ihnen zurück, als er einige Male tief einatmete. „Das kann ich nicht.“ „Warum?“ Toshiya löste sich von ihm, nahm ihn bei den Schultern, blickte ihn verzweifelt und voller Verständnislosigkeit an. „Weil ich sonst nicht schlafen kann.“ ~~~~~ Die Hände des Bassisten lösten sich von seinem Gegenüber, trat er einen Schritt zurück, dachte einen Moment darüber nach, was Shinya ihm gesagt hatte. „Warum?“ „Alpträume!“ Fragend blickte Toshiya in die braunen dunklen Augen des Jüngeren, wollte wissen, was für Träume es sein mussten, dass dieser keinen Schlaf fand und zu solchen Mitteln griff, aber der Kleinere schüttelte lediglich mit dem Kopf, ein deutliches Zeichen für ihn, dass dieser es ihm nicht sagen wollte. „Bitte Shin, was quält dich so, dass du schon Schlaftabletten zu dir nimmst? Das ist doch sonst nicht deine Art.“ Dem Schwarzhaarigen war bereits öfters aufgefallen, dass sein Freund kaum Tabletten zu sich nahm, selbst wenn dieser schon krank zu einer Probe erschienen war, hatte der Kleinere nie irgendwelche Medikamente zu sich genommen, nur deswegen konnte er es nicht verstehen. Erneut schüttelte der Braunhaarige nur mit dem Kopf, etwas das der Ältere schließlich mit einem Seufzen akzeptierte, selbst wenn es ihm noch so schwer fiel, er wollte den Drummer nur verstehen können, den Grund kennen für diesen Wandel, doch er konnte seinen Freund kaum zwingen ihm zu sagen, welch schrecklichen Dinge ihn am Schlafen hinderten. „In Ordnung, aber bitte... versprich mir wenigstens nur noch höchstens eine Tablette von diesem Schlafmittel zu nehmen.“ „Das kann ich nicht, aber ich werde es versuchen.“ Der Größere seufzte abermals leicht, ehe er wieder näher trat, den Zierlicheren wiederholt in die Arme schloss, diesen leicht an sich drückte. Er wusste dieses Gefühl nicht zu beschreiben, welches sein Innerstes erwärmte während er seinen Freund so hielt, doch war ein Funken Erleichterung dabei, die Panik überwunden, welche ihn ergriffen hatte, als Shinya nicht sofort aufgewacht war und er schon das Schlimmste vermutet hatte. „Das ist ein Anfang.... du solltest jetzt erst mal Frühstücken, ich habe dir von allem eine Kleinigkeit mitgebracht... ich lass dich dann alleine.“ Toshiya war gerade dabei sich wieder von dem Jüngeren zu lösen, als er spürte wie sich dessen Arme auf seinen Rücken legten, er leicht gedrückt wurde, ehe sich der Zierlichere von ihm entfernte. „Es tut mir leid und danke.“ „Schon okay, jetzt iss erst mal etwas, wir sehen uns unten.“ Nach diesen Worten verließ der Schwarzhaarige das Zimmer des Kleineren, ging die Treppen hinab in das Wohnzimmer und setzte sich dort auf das große Sofa, nur um nach wenigen Minuten wieder aufzustehen und durch den Wintergarten nach draußen zu verschwinden und sich seiner Nikotinsucht hinzugeben, war eine Zigarette nun bitter nötig. Erst nach etwa einer viertel Stunde begab sich der Bassist zurück ins Innere des Hauses, beinahe durchgefroren aufgrund der Kälte, die der Januar mit sich brachte, doch spürte er dies nicht, zu sehr beschäftigten ihn die Gedanken an den Jüngeren, denn die Sorge um diesen war um ein weiteres Mal gestiegen. So sehr er es versuchte, er konnte den Vorfall nicht so einfach vergessen, den Schock, welchen er erlitten hatte , als er keine Atmung des Braunhaarigen vernehmen konnte. Wie ein Film zeigten sich die Bilder vor seinem inneren Auge, als er versucht hatte seinen Freund zu wecken, als er bemerkte, dass dieser nicht mehr atmete und ihn voll von Panik an den Schultern packte. Der Schwarzhaarige schüttelte seinen Kopf, wollte es endlich verdrängen, sie nicht mehr sehen, hatte es ihm schon ein einziges Mal gereicht, sich in solch einer Situation zu befinden, etwas auf was er gut und gerne hätte verzichten können. Ein monotones Klingeln vertrieb die Gedanken und Erinnerungen an diese schreckliche Erfahrung für jenen Moment, schreckte der Bassist auf und bemerkte, dass es sein Handy war, welches dieses Geräusch verursachte, fand er das kleine mobile Gerät auf dem Wohnzimmertisch liegend, fragte sich im selben Moment, wie es dort hingekommen war, ehe er das Telefon an sich nahm. „Hara?“ „Totchi? Hallo, ich bin es, Kaoru. Ich wollte mich danach erkundigen wie es euch heute geht. Hoffe doch gut?“ Toshiya stockte, war sich nicht sicher, was er zu dem Älteren sagen sollte, der scheinbar einen inneren Sensor in sich tragen musste, da dieser ausgerechnet jetzt anrief. Der Schwarzhaarige entschloss sich dazu, Kaoru nichts von dem Vorfall mit Shinya zu erzählen, würde es diesen nur sorgen und wahrscheinlich würde der Leader verlangen, dass sie zurück nach Japan kamen. „Hallo Kao...., erm ja, mach dir keine Gedanken. Uns geht es gut und es ist nichts weiter passiert.“ „Bist du sicher? Du klingst irgendwie seltsam.“ „Ja natürlich, es ist alles in Ordnung... ich, naja meine Schulter schmerzt ein bisschen, aber sonst...“ „Also gut. Das ist kein Wunder, so wie ich dich kenne, hast du dich sowieso nicht geschont. Ich glaube, ich muss Shinya mal sagen, dass er ein Auge auf dich haben soll.“ „Hey, nun hör aber auf. Ich habe aufgepasst und außerdem bin ich wohl alt genug, um auf mich selber zu achten.“ „Ich glaube dir alles, was du sagst, Totchi.“ „Vielen Dank, das klang sehr überzeugend... wie dem auch sei, ich muss jetzt Schluss machen, wir wollen demnächst nach Aberdeen fahren.“ „In Ordnung, dann wünsche ich euch noch einen schönen Aufenthalt. Ich melde mich wieder und sage Shinya Grüße von mir.“ „Danke und ich richte es aus, sage Die und Kyo Grüße von uns. Ja ne [1]“ ~~~~ Einen Moment lang blieb Shinya auf den Stufen der Treppe stehen, beobachtete den Älteren, der die Decke zusammen faltete, diese über die Lehne der Couch legte, dann zu dem Kamin hinüber trat, dort die Asche zusammen schob und in einen metallenen Eimer entsorgte und letzten Endes in der Küche verschwand, wohin ihm der Braunhaarige folgte. Der Drummer wusste nicht so recht, wie er seinen Freund nun nehmen sollte, der Wandel, welcher Toshiya in seinem Zimmer ergriffen hatte, war viel zu schnell, viel zu überraschend, als das ihn der Musiker vollständig nachvollziehen konnte. Warum hatte sein Freund seine Entscheidung so einfach hingenommen, nachdem er ihn so sehr erschrocken hatte? Weshalb hatte ihn der Dunkeläugige nicht einfach so lange in eine Ecke gedrängt, bis er geredet hätte? „Möchtest du nicht rein kommen? Oder bewachst du den Türrahmen?“ Toshiya lehnte gegen einen der flachen Schränke, trocknete sich die Hände, die Lippen in einen warmen Lächeln erhoben, bevor ihm der Andere das Tablett abnahm, Shinya sich an den Tisch sinken ließ. „Kann ich dich etwas fragen?“ Der Größere summte in Erwiderung, blickte kurz über seine Schulter, bevor er sich dem Zierlicheren gegenüber setzte. „Sicher.“ „Wieso hast du dich oben so schnell zurückgezogen?“ „Weil es im Endeffekt nichts gebracht hätte, dich zu etwas zu zwingen. Ich wollte, dass du dich hier erholst und in meiner Nähe wohl fühlst. Wenn ich mit dir streite, dann würde das nur das Gegenteil bewirken, oder?“ Ein, zwei Mal blinzelte der Langhaarige überrascht, er hatte den Älteren eigentlich als ziemlich starrköpfig in Erinnerung, vor allem, wenn es um etwas ging, das Toshiya unbedingt wollte. Wann hatte sich das geändert? Zu welchen Zeitpunkt war aus dem fröhlichen, manchmal schon überdreht und kindlich gebliebenen jungen Bassisten so ein umsichtiger Mensch geworden? Und seit wann, so wisperte eine kleine Stimme in dem Drummer, genoss er die Präsenz des Schwarzhaarigen, wie war es diesem gelungen, sich gegen seine Wälle zu lehnen und sie zu schwächen? „Vielen Dank.“ „Du musst dich nicht bedanken, das ist alles Eigennutz. Du bist gruselig, wenn du wütend bist.“ Der Drummer schnaubte leise, derweil sein Freund warm lachte, sich erhob und mit den Fingerspitzen über die Hand des Braunhaarigen glitt, diesem sagend, dass er die Wäsche nach oben holen würde. Wenig später kämpften sie mit dem Wäscheständer, der sich ihnen stur widersetzte, in sich zusammenfiel, wenn sie gerade geglaubt hatten, dass dieser nun so stehen bleiben würde. „Noch einmal und ich spendiere diesem Haus einen Trockner.“ Toshiya hatte dies vor sich hin gemurmelt, während er noch einmal um den bockigen Gegenstand herum geschlichen war, einen letzten Versuch startete, es zur Kooperation zu überreden und tatsächlich blieb der Ständer nun stehen. Augenblicklich hellte sich die Stimmung des Größeren auf, als dieser sich auf einen der Sessel sinken ließ - da ihm Shinya seine Arbeit wegnahm und statt der seinen die Kleidung aufhängte - ein zufriedenes Lächeln auf den Zügen. „Siehst du, meine Drohungen werden immer beachtet.“ Auch einer der Mundwinkel des Jüngeren zog sich ein Stück weit nach oben, während er den letzten Pullover glättete, dann die beiden Seitenflügel einklappte und den Kopf leicht schräg legte, als er zu dem Sitzenden hinüberblickte. „Das werden wir erst beurteilen können, wenn wir wiederkommen.“ „Bitte?“ „Dann werden wir sehen, ob er noch steht und dich ernst genommen hat.“ Es brauchte ein oder zwei Sekunden, bis der Bezopfte begriff, dass sein Freund gescherzt hatte, er zu lachen begann, den Jüngeren kurz drückte. „Du wirst niemals aufhören, mich zu erstaunen. Komm, lass uns fahren.“ Aberdeen war wirklich leicht und wunderbar zu finden, auch wenn Toshiya konstant und wie ein Rohrspatz schimpfte, sich über jeden einzelnen Fahrer aufregte, ohne dabei wirklich erbost zu sein, doch die Art, wie er mit den Augen rollte oder trockene Kommentare in den Raum warf, brachte den Drummer mehr als einmal leise zum Lachen, etwas, das den Älteren immens zu freuen schien. Sie parkten ihren Wagen in einer der Tiefgaragen, in welcher sie an dem Automaten gleich einen weiteren Kampf mit der Technik austrugen, zusammen aber schafften es die jungen Männer eine Ganztageskarte zu erhalten, damit sie sich um die Uhrzeit keine Sorgen zu machen brauchten, bis ein Uhr in der Frühe würden sie mit Sicherheit hierher zurück gefunden haben. Auf den Straßen der schottischen Stadt gestaltete sich das Ganze schon ein wenig anders, denn für einige Minuten standen sie hilflos auf der Hauptstraße, bis sie einen der Pläne fanden, über diesem brüteten, bis sie sich entschieden, dass das Zentrum hinter ihnen lag, sie also erst einmal in diese Richtung gehen würden. Für den Notfall schrieb sich der Bassist den Namen des Parkhauses und die Straße auf, auch wenn sie beide einen relativ guten Orientierungssinn besaßen, in der Dunkelheit sah alles anders aus. Während sie liefen, drehte Shinya sein Gesicht der wärmenden Sonne zu, schloss ab und an die Augen, blieb stehen, um das eine oder andere Gebäude zu betrachten, denn viele von ihnen waren aufwendig mit Ornamenten oder anderen Dingen geschmückt, weswegen sie oftmals ein Blickfang waren. Toshiya hingegen hatte erneut die Finger des Jüngeren in die seinen genommen, rauchte selig, während sein Freund sich umsah, fröhlich grinsend, als er die zum Teil neidischen Blicke der zum größten Teil männlichen Jugend bemerkte, keiner von ihnen schien zu sehen, dass jener, auf welchen sie so ein abschätzendes Auge warfen, ebenfalls ein Mann war, was es für den Bassisten natürlich viel leichter machte, so offen Zuneigung gegenüber dem Zierlicheren zu zeigen. ~~~~~ Noch eine Weile verbrachten sie in der Altstadt, betrachteten die imposanten Gebäude und der Bassist kam nicht umhin seine Polaroidkamera bereit zu halten, forderte den Jüngeren mehrere Male dazu auf, sich an einem der alten Gemäuer in Pose zu stellen, auch wenn der Drummer dies nur mit sturer Überzeugungskraft seitens des Größeren tat. Abermals hielt der Schwarzhaarige eines der Bilder seines Freundes in der Hand, lächelte leicht, während er es sich ansah , doch steckte es sogleich in die Tasche, welche er bei sich trug, als dieser auf ihn zutrat. Er wusste schon ganz genau, was er mit den Aufnahmen von dem Drummer machen würde und ohne diesem jene zu zeigen, ergriff er erneut dessen Hand, zog ihn zu einer der vielen Kirchen, welche er als ihr nächstes Aussichtsziel auserkoren hatte, ignorierte dabei dessen Proteste, die Bilder ebenfalls sehen zu wollen. Nach der Besichtigung des Gotteshauses und weiterer Schnappschüsse von diesem Gebäude und einem braunhaarigen jungen Mann, der sich nur widerwillig von ihm photographieren ließ, entschlossen sich die beiden Musiker dazu, die Altstadt nun hinter sich zu lassen und die Innenstand, das Herz der eigentlich ländlichen Gegend, zu erkunden. Auf dem Marktplatz angekommen, verharrten sie an einem Brunnen, welcher durch ein in Stein gehauenes Einhorn die Aufmerksamkeit der beiden Japaner auf sich zog und wieder hatte Toshiya seine Kamera griffbereit, deutete seinem Begleiter abermals, sich in eine Pose zu stellen. Nach weiteren Aufnahmen von Shinya und den mittelalterlichen Bauwerken, gingen sie wieder den gepflasterten Weg der Einkaufsstraßen entlang, hatte sich die Hand des Bassisten, wiederholt um die seines Begleiters geschlichen. An einem Laden mit Designerkleidung, welcher auch Lack- und Leder Röcke sowie Oberteile anzubieten hatte, blieben die beiden Musiker stehen, betraten dann gemeinsam den kleinen Laden, in der Hoffnung, vielleicht etwas für sich zu finden. Der Bassist war schnell fündig geworden, blieb an einem Ständer hängen, welcher eine Menge an knapper als auch langer Kleider auf sich trug, schmunzelte leicht, als er sich dabei ertappte, wie er diese mit ihren Bühnenoutfits verglich. Nach kurzem Überlegen griff die Hand des Schwarzhaarigen nach einem langen eleganten schwarzen Wickelrock aus Kunst-Leder welcher mit zwei Schnallen an der Seite geschlossen wurde, dazu gesellte sich ein Oberteil aus demselben Material, welches wie eine Corsage am Rücken verschnürt werden musste. Mit beiden Sachen im Arm trat Toshiya zu seinem Freund, dieser befand sich ein paar Schritte weiter hinter ihm, vor einem Regal, das mit weniger ausgefallenen Kleidern und Röcken bestückt war, dafür aber interessant geschnittene Hosen beinhaltete. Er griff nach der Schulter des Jüngeren, wartete bis dieser ihm seine Aufmerksamkeit schenkte, bevor er die beiden Teile diesem entgegenhielt. „Was hältst du davon, Shin?“ Der Drummer betrachtete sich die beiden Kleidungsstücke von oben bis unten, neigte dabei seinen Kopf leicht auf die Seite, ehe er dem Größeren eine Antwort gab. „Es sieht edel aus. Für privat oder eines unserer Konzerte?“ „Ich weiß nicht, vielleicht für beides?“ Der Ältere wartete geduldig auf das Urteil des Kleineren, währenddessen Augen ein weiteres Mal über den Rock und das Oberteil glitten, der Gesichtsausdruck Shinyas sich dabei nicht veränderte. „Ich denke, es würde sehr gut zu unserem Bandimage passen und dir sicherlich stehen.“ „Eigentlich war das nicht für mich gedacht.“ Toshiya konnte sehen, wie sich die Augenbrauen seines Gegenübers leicht zusammen zogen und kam so zu dem Entschluss, dass dem Jüngeren dieses Outfit für sich selbst wohl nicht gefiel. „Es ist schön, aber es passt besser zu dir.“ „Da bin ich zwar anderer Meinung, aber in Ordnung.“ Mit diesen Worten wand sich der Bassist von seinem Freund ab, hängte die beiden Sachen zurück an den Kleiderständer, ging dann wieder zu diesem und widmete sich ebenfalls einem der anderen Regale. „Warum hast du es zurück getan?“ „Weil ich es für dich ausgesucht hatte und selber genügend solcher Sachen in der Umkleide habe.“ Der Größere konnte sehen wie sein Freund daraufhin nur nickte und ohne weitere Worte zu verlieren, stöberten sie einmal mehr in dem Angebot, das der kleine Shop zu bieten hatte. Etwas mehr als eine halbe Stunde später verließen die beiden Musiker das Geschäft, welches durch seine Aufmachung eigentlich mehr als unscheinbar wirkte, hatten dabei jeweils eine Plastiktasche in der Hand. Kurze Zeit später, nach einem Weg durch die kleinen Gassen, befanden sie sich abermals vor einer der großen Kirchen wieder, schien sich dieser Ort durch diese Gemäuer auszuzeichnen, waren diese wohl sehr häufig vertreten und wurden von vielen Touristen besucht. [2] Erst nachdem sie auch diese Sehenswürdigkeit erkundet und Toshiya seine Bilder getätigt hatte, begaben sie sich auf den Weg zu einem Restaurant, war die Zeit während ihres Aufenthalts, beachtlich voran geschritten, zeigten die Zeiger der Uhren bereits 13.00 Uhr. Nach einem kurzen Essen, sie hatten beide nicht wirklichen Hunger gehabt, kehrten sie erneut auf die Straßen Aberdeens zurück, mit dem Ziel, weitere Geschäfte zu erkunden, als auch ältere Gemäuer zu entdecken und irgendwann, der Bassist war sich nicht mal sicher, wie der Jüngere es geschafft hatte, war seine Kamera in dessen Hände gewandert. Nun war es der Bassist, welcher sich für den Zierlicher in diverse Stellungen begeben sollte, doch tat er dies relativ gerne, schon alleine, um das leichte Lächeln des Drummers sehen zu können, welches dieser ihm schenkte, als er sich wieder einmal voll in seinem Element, in Pose warf. Durch ihren Streifzug in der Stadt, kamen sie an einer mittelalterlich gestalteten Stadtmauer vorbei, kam der Bassist nicht umhin, wie auch am Tage zuvor auf dieser entlang zu balancieren, die teilweise skeptischen Blicke seitens Shinyas dabei missachtend. Erst als der Schwarzhaarige beinahe sein Gleichgewicht verlor, drohte zu fallen, als er abrutschte, kletterte er von der ungesicherten Mauer und begab sich wieder an die Seite seines Freundes, welcher in jenem Moment an einem Musikladen stehen blieb. ~~~~~ „Hast du etwas interessantes gefunden?“ Ein Arm legte sich um die schmalen Schultern des Kleineren, als Toshiya ebenfalls das kleine liebevoll gestaltete Schaufenster betrachtete, derweil der Langhaarige unbestimmt summte, dann leicht den Kopf drehte. „Ich weiß es noch nicht, aber ich würde trotzdem gerne hinein gehen?“ Der Bassist lächelte nur, bevor er den Anderen einfach mit sich zog, sie das kleine Geschäft in Begleitung eines leisen Glockenspiels betraten, man sie mit einem ruhigen, sehr freundlichen 'Willkommen' begrüßte, doch zunächst die Zeit ließ, sich in aller Ruhe umzuschauen. Die hier ausgestellte Musik war international, denn neben vielen schottischen und irischen Klängen, fanden sich durchaus brasilianische Gruppen, französische und deutsche Musik, die sich in den unterschiedlichen Künstler aus Bangkok, Neapel und Deli verliefen. Selbst japanische Musik war hier vertreten, nicht nur die klassisch-traditionelle, sondern auch ein wenig Pop und Rock, weswegen sich der Schwarzhaarige dort festhalten ließ, dem Zierlicheren mit einem Augenzwinkern erklärend, dass er sich ja darüber informieren musste, was die Konkurrenz so alles auf die Beine stellte, währenddessen Shinya weiter lief. Die Augen des Musikers wanderten über die verschiedenen klassischen Tonträger, eine der Hüllen hatte bereits ihren Weg in die Hände des jungen Mannes gefunden, schlicht weil ihn das Cover so sehr gefiel und nun schwankte der Dunkeläugige zwischen einem Streichorchester von Karl Off oder einer der Opern von Mozart, die ihn so sehr interessierten, denn bisher war er noch nie dazu gekommen eine von ihnen vollständig zu hören oder gar in einer Ausführung zu sehen. Am Ende war es die 'Zauberflöte' und eigentlich hatte Shinya nun zu der Kasse hinüber gehen wollen, wäre da nicht der schmale Fernseher gewesen, der seine Aufmerksamkeit erregte, denn als er ein paar Schritte weiter auf diesen zuging, erkannte er Yoshiki. Es war überraschend für den Drummer, eine DVD des Anderen hier zu finden, natürlich hatte er von dem Erscheinen des klassischen Konzertes [3] gewusst, aber hier, in diesem fremden Land, hätte er sicherlich nicht damit gerechnet. Das Gerät war nicht laut eingestellt, trotzdem war es Shinya möglich zu verstehen, was der blonde Mann sagte, dann verfolgte er, wie eine dunkelhäutige Frau die Bühne betrat, sich die beiden ein kurzes Lächeln schenkten, bevor die Schwarzhaarige an das Mikrofon trat. Die Melodie war unglaublich... nicht so sehr von ihrer Komposition, obgleich alle Stücke des Musikers bewundernswert waren... doch von ihrer Stimmung, sie nahm den Braunhaarigen sofort gefangen, schien sich um seine Seele zu legen, eine solche Sehnsucht in ihm auslösend, dass sich der Atem leise in seiner Kehle fing. Und auch die Stimme der Sängerin berührte ihn, sie war dunkel, voll von Volumen und etwas, dass ihm einen Schauer über den Rücken jagte. Ohne dass er bemerkte, war sein Kopf leicht auf die Seite gesunken, als er dem Text zuhörte, sich eine neue Emotion offenbarte, die Shinya erst nach ein paar Sekunden einordnen konnte... er empfand Mitleid. Die Worte klangen wie ein Ruf der unerhört verhallte, verloren in der Hektik dieser Welt und es erinnerte den Langhaarigen an Hide... eine letzte Botschaft an den verstorbenen Gitarristen, eingebettet in den sachten Klängen eines Klaviers. Das Stück endete, wurde von einem tosenden Applaus abgelöst, doch noch immer bewegte sich der Drummer nicht, blickte auf den Fernseher, bis warme Finger die seinen umschlossen, er den Bezopften neben sich stehen sah, welcher eine der wenigen DVD in seinen Händen hielt, ihn liebevoll anlächelte. Zwar öffneten sich Shinyas Lippen, der Ältere hingegen schüttelte nur seinen Kopf, trat mit ihm zu der Kasse hinüber. „Vielen Dank.“ Wieder lächelte Toshiya nur, derweil er behutsam die kleine Tüte um die DVD schlang, diese anschließend in seiner Tasche verstaute. „Ich sollte dir danken. Komm.“ Der Zierlichere wusste mit dieser kryptischen Antwort nichts anzufangen und sein Freund schien auch nicht bereit sich zu erklären, weswegen er es einfach fallen ließ, sich stattdessen erneut durch die Straßen ziehen ließ, denn irgendwie mochte er das Gefühl, welche die zärtliche Art des Größeren in ihm auslöste, wohl der hauptsächliche Grund, weswegen er diesem ständig nachgab. In einem der nächsten Geschäfte kaufte sich der schlanke Mann eine digitale Kamera, zwar hatten sie noch die des Älteren, aber er hatte einem gewissen Sänger versprochen, Bilder zu machen und dieses einfache Versprechen wollte Shinya einhalten, wenn es ihm schon nicht gelang, an allem anderen fest zu halten. Nun bedienten sich die beiden Musiker wirklich des Klischees, alle Japaner würden ständig photographieren müssen, doch da es hauptsächlich Toshiya war, der alles und jeden ablichtete, konnte sich der Drummer ein wenig in den Hintergrund zurückziehen, wenn nicht er selbst das ausgewählte Model seines Freundes war. Irgendwie, dem Jüngeren war noch nicht so ganz klar wann und wo es passiert war, fanden sie sich in einem Eiscafé wieder, teilten sich einen 'Liebesbecher' schlicht, weil dieser am Besten ausgesehen hatte und keiner von ihnen ansonsten eine Wahl hatte treffen können. Gerade genoss er den fruchtigen Geschmack einer der Mangostreifen, da legte der Bezopfte seinen Löffel nieder, blickte ihn so intensiv an, das der Dunkeläugige für einen Moment lang befürchtete, ihm war etwas sehr Wichtiges einfach entgangen und trotz dessen der Andere so feierlich wirkte, war die Frage, die er dem Zierlicheren stellte sehr einfach. „Genießt du den Tag bisher?“ Einen kurzen Augenblick blinzelte der Jüngere, dann nickte er mit einem leichten Lächeln, auf welches Toshiya mit einem der konkurrenzlos seinen antwortete, sich dann fröhlich eine weitere Frucht zwischen die Lippen schob. ~~~~~ Gegen Abend, nachdem sie sich auch wirklich keine der Sehenswürdigkeiten aus Aberdeen hatten entgehen lassen und dem Bassisten auffiel, dass sein Begleiter damit begann seinen Fuß zu schonen, beschlossen sie zurück nach Ellon zu fahren. Auf dem Weg durch die große Hauptstadt, überlegte sich der Ältere was sie mit dem angebrochenen Abend noch tun könnten, denn er war nicht gewillt den schönen Tag einfach damit abzuschließen, dass sie schlafen gehen würden. Als sie sich schon auf der Straße wieder fanden, in der sie sich einen der Straßenpläne besorgt hatten, kam ihm ein Einfall, von welchen er sogleich seinen Begleiter überzeugen wollte. „Sag mal Shinya, möchtest du heute noch etwas besonderes machen?“ Fragend blickten die braunen Opale seines Freundes ihn an, ehe dieser nur leicht den Kopf schüttelte, darauf wartete, dass er weiter sprechen würde. „Also, ich meine, es wäre doch schade den Tag einfach so enden lassen. Deswegen, ein Vorschlag. Was hältst du davon, wenn wir uns noch in einem der Kaufhäuser etwas Wein besorgen und vielleicht einen Schottischen Whiskey und danach noch einen gemütlichen DVD-Abend machen? Schließlich habe ich das Konzert von Yoshiki-sama ja nicht umsonst gekauft, oder?“ Der Jüngere dachte für einen Moment über den Vorschlag Toshiyas nach, schien nichts dagegen zu haben, denn im nächsten Moment schenkte er seinem Begleiter eines seiner seltenen Lächeln. „Gerne, ich habe nichts dagegen.“ „Na dann, ist es ja abgemacht. Jetzt müssen wir nur noch das Parkhaus finden.“ Die Hand des Älteren verirrte sich wieder um die des Braunhaarigen, war dies mittlerweile unpassend für den Größeren schon zur Gewohnheit geworden. Trotz dessen schon erhebliche Dunkelheit die Straßen beherrschte, die Sonne war schon vor einer Stunde dem Schatten der Nacht gewichen, fanden sie das Parkhaus, sehr schnell wieder und die Notiz welche sich der Schwarzhaarige für den Notfall geschrieben hatte, wurde nicht einmal gebraucht. Ein Problem jedoch stellte sich den beiden Musikern in den Weg, nachdem sie dass Gebäude betreten hatten, sahen alle Ebenen gleich aus und der Bassist war sich nicht mehr ganz sicher wo er geparkt hatte, doch dieses kleine Missgeschick war schnell überwunden, fanden sie schon beim zweiten Anlauf die richtige, ohne dass sie die anderen Acht durchsuchen mussten. Toshiya kramte noch etwas aus seiner Tasche hervor, ehe er diese in dem Kofferraum verstaute, dann ebenfalls in den Wagen einstieg und sich hinter dass Lenkrad setzte, dabei den Gegenstand in seiner Hand an Shinya weiter reichte. Als der Drummer die kleine Tüte öffnete, zog er eine CD hervor, welche sich der Bassist noch zusätzlich in dem Musikladen gekauft hatte. Bevor der Größere den Wagen startete, deutete er seinem Freund, dass dieser die glänzende Scheibe doch bitte in den Player einlegen sollte und kaum das der Jüngere seinen Wunsch erfüllt hatte, ertönten die ersten Klänge einer Gitarre in ihrem Gefährt, erst dann lenkte der Schwarzhaarige den Wagen hinaus aus dem Gebäude auf die Hauptstrasse in Richtung Ellon. An dem ersten Einkaufscenter, an welchem sie vorbeikamen, bog Toshiya auf den Parkplatz ein, stellte den Wagen ab. Kurze Zeit später, fanden sich die beiden Musiker, beladen mit einer Kiste Rotwein, zwei Flaschen Dalwhinnie Highland Malt und einer Packung Kerzen, an dem Rover MG wieder, luden alles in den Kofferraum und begaben sich dann weiter auf den Weg nach Hause. Mittlerweile hatte es zu schneien begonnen, ein Umstand, welcher es dem Bassisten nicht wirklich leicht machte zurück zu finden, zu dem Haus, das sie derzeit bewohnten und so war es dann auch nicht verwunderlich, dass sie etwas mehr Zeit brauchten. Als Toshiya die Einfahrt hinabfuhr und das Auto auf dem privaten Parkplatz abstellte, atmete er erleichtert aus, er hasste es, bei solch einem Wetter fahren zu müssen und war froh, heil hier angekommen zu sein. Gemeinsam mit Shinya trug er ihre Sachen in das Haus, verstauten sie ihre Einkäufe in ihren Zimmern und den Wein sowie den Schnaps in der Küche. Der ganze Wohnraum war schon wieder total ausgekühlt, war der erste Gedanke des Älteren den Kamin zu entzünden, doch dies wurde ihm soeben von dem Drummer abgenommen, der bereits die ersten Holzscheitel in ein beginnendes Feuer warf. Da es noch eine Weile dauern würde, bis das Zimmer in eine angenehme Wärme gehüllt sein würde, holte der Schwarzhaarige aus einer Ecke, zusätzlich ein paar Decken hervor, legte diese auf dem gemütlichen Sofa ab und verschwand dann in der Küche. Dort suchte er aus einem der Schränke zwei Gläser heraus, stellte diese auf ein Tablett. Hinzu gesellte sich eine Flasche des Rotweins, welche er sogleich öffnete und auch eine des Whiskeys, fand den Weg in seine Hand. Als er gerade dabei war, mit dieser Ausbeute in das Wohnzimmer zurückzukehren, erschien Shinya in dem Türrahmen, lehnte sich an diesen. „Kann ich dir helfen?“ „Nein danke, ich war gerade dabei dir wieder Gesellschaft zu leisten, also geh ruhig wieder ins Wohnzimmer, mach es dir bequem.“ Noch für einen Moment blickte der Schwarzhaarige um sich, erforschend ob er vielleicht etwas vergessen hatte, ehe er mit dem Tablett in den Händen dem Jüngeren folgte, dieses auf dem gläsernen Tisch abstellte und dabei die Kerzen bemerkte, die sich ebenfalls auf diesem befanden und soeben von dem Jüngeren entzündet wurden. Auf seinen fragenden Blick, antwortete der Kleinere ihm, dass er den Duft brennender Kerzen mochte, woraufhin der Bassist nur lächelte, dann die gekaufte DVD an sich nahm und in den Player einlegte, sich zu dem Zierlicheren auf die Couch setzte. Nachdem die beiden Decken über ihre frierenden Körper ausgebreitet waren, griff der Schwarzhaarige nach der Weinflasche und füllte beide ihrer Gläser mit dem dunklen Getränk, während auf dem Fernseher die ersten Bilder des Konzertes auf flackerten. ~~~~ Schon bei dem dritten Stück hatte der Zierlichere die Beine so an sich herangezogen, dass sie eng an seinem Körper anlagen und er den Kopf auf eines der Kissen legen konnte, welche Toshiya aus einem der noch freien Schlafräume geholt hatte und nun nutzte er dieses, um kurz seine Augen zu schließen, die Tränen fortzublinzeln, die ihn jedes Mal ereilten, wenn er diesen Titel hörte. Zwar hatte er das letzte Konzert X-Japans [4] nicht live besucht, doch er kannte die Bilder, welche die Emotionen in der Halle fast schon grausam genau einfingen und er erinnerte sich noch gut an jenen Tag... Yoshiki hatte ihm leid getan, dieser Schmerz in den dunklen Augen, der ihm nun ein wenig vertrauter war, auch wenn sich der Drummer nicht anmaßte, ihn mit jenem gleichzusetzen, den wohl der blonde Mann in sich gefühlt haben musste... oder auch noch jetzt empfand. Shinya nahm an, dass solche Wunden niemals vollständig heilten, selbst wenn die Zeit eine Schicht Schorf über sie legte, andere Erinnerungen ihr das Brennen nahmen. Viel zu einfach war es für seinen eigenen Kummer einmal mehr hervorzubrechen, obgleich er so hart darum gekämpft hatte ihn zurückzudrängen, nicht darüber nachzudenken... zumindest nicht jetzt, nicht an diesem Ort. Shinya würde unter keinen Umständen vor dem Älteren zusammenbrechen, obwohl die Übelkeit und dieses schmerzhafte Krampfen bereits zu ihm zurückgekehrt war. Mit einem Mal stoppte die sachte Melodie aus Streichern und Piano und als der Braunhaarige den Kopf hob, war Toshiya näher zu ihm gekrabbelt, strich ihm nun mit einem Finger über die Wange. „Bitte entschuldige, ich hätte nicht gedacht, dass es dich so stark affektieren würde.“ Leicht schüttelte der Jüngere seinen Kopf, rang sich ein kleines Lächeln ab. „Es ist schon in Ordnung... ich war selbst überrascht. Lass es uns einfach weiter schauen.“ Einige Momente noch ruhten die Augen des Größeren auf ihm, dann stellte dieser den Player wieder an, auch wenn es noch ein paar Minuten dauerte, bis sich der Schwarzhaarige wieder auf das Konzert konzentrieren konnte. Ihre Gläser waren bereits zum zweiten Mal gefüllt, als die DVD ihren Abschluss fand und ein wenig schwiegen sie, ließen die Empfindungen ausklingen, welche sich während der überwältigenden Musik losgelöst hatten. Spätestens bei dem letzten Titel waren die Augen des Drummers wieder feucht geworden, derweil Toshiya ganz offen weinte, zu der Überraschung des Jüngeren den Refrain mitsang, leise, doch berührte es den Langhaarigen ungemein, sodass er fast bewegt, war mit einzustimmen, etwas, dass er privat schon unzählige Male getan hatte. Dennoch schreckte er davor zurück, diese Seite zu offenbaren, es gelang ihm einfach noch nicht, egal wie wohl sich Shinya in der Gegenwart des Anderen auch fühlen mochte. Das Bild verlor sich in einen vollkommenen Schwarz, als auch die letzten Namen verschwunden waren und erst dann bewegte sich der Bassist, stand auf, um sacht die DVD zu entnehmen, sie in ihre Hülle zurück zu legen, einen anderen Silberling tat er in das Gerät, gab dem Fach einen leichten Stoß mit dem Finger. Warme, irische Klänge erfülltem den Raum, begleitet von einer sanften, männlichen Stimme, welche der ruhigen Stimmung auf sachte Weise den fernen Kummer nahm, sie in eine andere Welt der Töne lockte. Shinya ließ sich mehr als willig davon einfangen und umgarnen, denn auch wenn er dem Älteren sehr dankbar für dieses wertvolle Geschenk war, es sofort in sein Herz geschlossen hatte, so war der Drummer doch noch viel zu wund, er hatte diesen Fakt lediglich ignoriert. Der Blick des jungen Mannes glitt zu der Uhr hinüber, derweil sich Toshiya wie eine Katze streckte, die Decke ein weiteres Mal zurück schlug, sich für einen Moment entschuldigend und auch der Langhaarige erhob sich, holte sein mobiles Telefon, welches er kurze Zeit nur festhielt, bevor er seinen Atem langsam und tief entweichen ließ, behutsam eine Nummer wählte. Das Freizeichen schien überlaut in seinem Kopf wiederzuhallen und mit einem Mal flatterten die Nerven des Dunkeläugigen so heftig, dass er schon beinahe wieder auflegte, hätte man in diesen Sekunden nicht seinen Anruf entgegen genommen. „Ja?“ Kaoru klang leicht abwesend, nicht müde, sondern wie in seine Arbeit versunken, egal wie früh es in Japan auch sein mochte, was ein flüchtiges Lächeln über die Züge des Braunhaarigen gleiten ließ, auch wenn dieses nur an einem der Mundwinkel zupfte, aber es brauchte ein, zwei donnernde Herzschläge bis er sich dazu zwingen konnte, leise zu antworten. „Ich bin es.“ „Wie geht es dir?“ Augenblicklich veränderte sich die Stimme ihres Leaders, konzentrierte sich vollkommen auf ihn, ein Wandel den Shinya schon oft gesehen und gehört hatte, dennoch war es ihm nie so bewusst aufgefallen, wie an dem heutigen Abend. „Ich kann es dir nicht sagen, zumindest nicht... emotional.“ „Und körperlich?“ Es hätte den Drummer klar sein müssen, das der Ältere nach dieser einzigen Option fragen würde, weswegen er auch ein wenig mit sich haderte, bevor er wieder sprach, dabei die Augen schloss. „Ein wenig erschöpft.“ Der Violetthaarige summte nur in Erwiderung, dann schwiegen sie beide, hörte Shinya dem ruhigen Atmen des Anderen zu und wahrscheinlich wartete dieser darauf, dass er weiter sprach, oder viel mehr erst einmal etwas sagte, denn immerhin war es Shinya, welcher den Gitarristen angerufen hatte, jener aber war nicht sicher, wie er sich ausdrücken sollte und als sich die Worte schließlich doch von seinen Lippen lösten, klangen sie – zumindest in den Ohren des Braunhaarigen – ziemlich jämmerlich. „Ich habe noch nicht entschieden... bitte verzeih.“ Zu seiner Überraschung lachte Kaoru leise, ein warmer, beinahe zärtlicher Laut, der den Zierlicheren in einer Umarmung fing, selbst über all diese Kilometer hinweg, die sie trennten. „Da gibt es nichts, dass ich verzeihen müsste. Es ist in Ordnung, Shinya. Niemand verlangt von dir, dass du dich innerhalb von ein paar Tagen entscheiden müsstest. Wie ist es, erzählst du mir ein wenig von dem Ort an dem ihr seid?“ „Wenn es dich nicht stört?“ „Würde ich denn sonst fragen?“ Wieder dieses Lächeln in der Stimme des Älteren und ein paar Momente in welchen sich der Jüngere sammelte, sich Dinge zurecht legte, die er über Ellon erzählen konnte, aber noch bevor er zu sprechen beginnen konnte, gab es im Hintergrund des Leader ein leises Geräusch, wie eine Tür, die man öffnete, aber nicht schloss. „Einen Moment, Shinya.“ Die musste in den Raum gekommen sein, denn unter normalen Umständen hätte sich Kaoru nicht von einer eintretenden Person stören lassen, und obgleich dieser das Telefon wohl mit dem Hörer nach unten abgelegt hatte, war es dem Drummer möglich leise Stimmen zu hören, die miteinander argumentierten, auch wenn ihm der Sinn des Gesprochenen nicht erreichte. Shinyas Brauen zogen sich zusammen, als es einen Umschwung zu geben schien, irgendeine Entscheidung, dann schien etwas umzufallen, auf dem Boden aufzuschlagen. Finger berührten den Braunhaarigen am Arm, sodass er zu einen stumm fragenden Toshiya hinauf blickte, aber nur mit den Kopf schütteln konnte, dann erreichte ihn erneut eine Stimme, welche sein Herz für einen schmerzvollen Schlag zum stocken brachte. „Shinya?“ Der rothaarige Gitarrist wartete nicht, ob der Angesprochene ihm antwortete, redete einfach weiter, die Stimme voll von Kummer, Schuld und Verzweiflung, so hastig, dass sie sich beinahe überschlug. „Oh Gott, es tut mir so leid, ich weiß, das macht es nun nicht mehr besser und das was ich gesagt habe, kann ich auch nicht mehr zurück nehmen und ich weiß, dass du es vielleicht gar nicht hören willst und denkst, dass ich nur eine Ausrede suche um meine eigene Schuld zu tilgen, mich mit Ausflüchten zu retten, aber ich hatte eine solche Panik als ich euch fallen sah. Ich war so wütend auf dich, darauf, dass sie alle so behutsam mit dir umgegangen sind, dir jeden deiner Fehler verziehen haben. Ich war wütend auf Kyo, weil er dich immer in Schutz nimmt, wütend auf Toshiya, da er sich auf die Seite von Kyo gestellt hat und auch wütend auf Kaoru, weil ich das Gefühl hatte, er würde seine Augen davor verschließen, dass du etwas Falsches tust. Ich habe nicht über meine eigene Nasenspitze hinweg gesehen, habe dich beschuldigt, angeschrieen und dir in meinen Zorn Dinge zugetraut, von denen es nicht einmal mein Recht war sie zu denken. Ich möchte, dass du weißt, dass ich dich um Verzeihung bitten will... bitte, gib mir die Chance wenigstens einen Teil meiner Dummheit auszubügeln... ich habe nicht das Recht, es von dir zu verlangen, aber ich will, dass du weißt, dass es mir so sehr leid tut.“ Die Worte des Gitarristen kamen zu einem plötzlich Halt, wie, als wenn Die der Mut verloren gegangen wäre, aber wahrscheinlicher war es, das Kaoru das Telefon an sich genommen hatte, aber dies registrierte nur ein Teil von Shinya. Er fühlte sich fast wie taub an, nahm gar nicht mehr wirklich war, was um ihn herum geschah, auch die Worte Kaorus waren so sehr leise, aber als sich die Arme des Größeren um ihn legten, der Braunhaarige an den Körper seines Freundes gezogen wurde, verbarg sich Shinya in dieser Umarmung, die Augen geöffnet, doch unsehend, derweil Toshiya das kleine Gerät an sich nahm. „Kaoru?... Ja... Ich weiß es nicht. Ich rufe dich später zurück, in Ordnung? Nein, ich denke, das ist keine gute Idee... wartet einfach, bis ich euch zurückrufe.“ ~~~~~ Toshiya konnte hören, dass der Violetthaarige noch etwas erwidern wollte, doch ignorierte er dies, legte einfach auf und das mobile Telefon zurück auf den kleinen Tisch, ehe er sich um den Jüngeren kümmerte, welcher noch immer gegen ihn lehnte, sich bisher nicht gerührt hatte. Seine Arme von dem Braunhaarigen entfernend, legte der Bassist seine Hände auf die schmalen Schultern Shinyas, löste sich leicht von diesem, um ihm ins Gesicht blicken zu können. Die Augen des Drummers waren geöffnet, allerdings schien dieser geradewegs durch ihn durchzublicken, wirkten die dunklen Opale wie von einem Schleier verdeckt. „Shinya?“ Der Kleinere zeigte keine Reaktion, auch als der Schwarzhaarige ein zweites Mal dessen Namen rief, rührte sich sein Freund nicht, etwas, dass ein leichtes Gefühl an Panik in ihm hochsteigen ließ, da er nicht wusste, was mit dem Zierlicheren los war. Aus einem Reflex heraus griff er nach der Hand des Jüngeren, führte diesen erst mal zurück zu dem Sofa, setzte ihn dort ab und legte eine der Decken über ihn, ehe er sich selbst neben ihm niederließ. Abermals rief er den Namen des Drummers, schüttelte diesen leicht an der Schulter und tatsächlich, konnte er sehen, wie dieser langsam blinzelte, dann seine Augen auf ihn legte. Ohne es bemerkt zu haben, hatte der Bassist den Atem angehalten, ließ diesen nun in einem puren Anflug von Erleichterung entweichen. „Shinya, ist alles in Ordnung?“ Kaum dass er diese Frage gestellt hatte, schallt sich der Schwarzhaarige selbst, natürlich war nichts in Ordnung, was ihm auch bestätigt wurde, als der Jüngere ihn nur fragend anblickte, wie als hätte dieser ihn nicht wirklich verstanden. „Hey, was ist denn nur passiert? Du bist vollkommen durch den Wind...“ „Ich... entschuldige.“ „Wofür entschuldigst du dich denn? Rede lieber mit mir, ich will dir doch nur helfen!“ „Ich kann nicht.“ Wie um seine Aussage zu bekräftigen, schüttelte der Braunhaarige seinen Kopf, wand seinen Blick von dm besorgten Gesicht des Älteren ab. Toshiya seufzte leicht, ehe er seinen Freund abermals an sich zog, diesen in eine sanfte Umarmung schloss, wie, um ihm Halt zu geben. „Du musst nicht darüber reden, wenn du nicht möchtest.“ „Es tut mir leid.“ „Es ist in Ordnung, nur versprich mir, dich nicht wieder vollkommen zurückzuziehen, okay?“ „Ich werde es versuchen.“ „Danke, mehr möchte ich nicht. Komm, ich denke, du solltest schlafen gehen und dich erholen.“ Mit diesen Worten erhob sich der Größere, hielt seinem Gegenüber seine Hand entgegen, zog diesen dann auf die Beine und geleitete ihn, ohne loszulassen, zu den Stufen in die obere Etage. Dort angekommen, brachte der Bassist seinen Freund in dessen Zimmer, spürte dabei, dass der Jüngere noch immer in Gedanken vertieft war, waren dessen Bewegungen mit einem mal stockend, wie als wüsste Shinya nicht, was er nun tun sollte. Er führte den Braunhaarigen zu zum Bett, ungeachtet dessen, dass dieser noch immer seinen Pullover und Jeans trug, deutete ihm sich zu setzen, fragte ihn erst danach, wo sich seine Schlafkleidung befand. Der Kleinere zeigte mit seiner Hand auf die linke Seite seines Schrankes, woraufhin der Ältere zu diesem trat, die Türe öffnete, diesem ein weites T-Shirt und eine Jogginghose entnahm, mit diesen Sachen dann wieder zu seinem Kollegen trat und die Kleidungstücke in dessen Hände reichte. „Zieh dich um und geh schlafen, ich lass dich dann mal wieder allein. Ich werde später noch nach dir sehen, in Ordnung?“ „Totchi... danke.“ „Gern geschehen.“ Der Bassist verließ daraufhin das Zimmer seines Freundes, schloss die Zimmertür hinter sich und ging wieder die Treppen hinab in den Wohnraum. Unten angekommen, setzte sich der Bassist auf das in beige gehaltene Sofa, nahm die angebrochene Weinflasche zur Hand und schenkte sich ein Glas ein, welches er nach kurzem Zögern in einem zug leer trank. Danach räumte er das benutzte Geschirr sowie die Flasche Wein als auch den Whiskey auf das Tablett, trug dieses in die Küche und stellte es auf dem Tresen ab, mit dem Vorhaben alles weitere Morgen zu erledigen, nun erst mal wollte er ihren Leader zurückrufen, in der Hoffnung zu erfahren, was geschehen war, auch wenn er schon einen Verdacht hegte, vorher jedoch würde er eine rauchen gehen, hatten Zigaretten nun einmal eine beruhigende Wirkung. Die Türen der Terrasse hinter sich schließend, begab er sich zurück in das Wohnzimmer, ließ sich vor dem brennenden Feuer, auf dem Boden nieder, dann griff der Bassist nach seinem Handy, wählte die Nummer des Violetthaarigen und wartete darauf, bis das Freizeichen ertönte. Zweimal erklang das monotone Geräusch in dem Ohr des jungen Musikers, ehe er hörte, wie auf der anderen Leitung abgenommen wurde. „Totchi?“ „Woher wusstest du, dass ich es bin?“ Der Schwarzhaarige war noch immer viel zu sehr verwirrt, um eine logische Erklärung zu finden, wartete deswegen leicht ungeduldig darauf, dass sein Gesprächspartner antworten würde. „Deine Nummer wurde angezeigt und du hast gesagt, dass du dich melden würdest. Wie geht es Shinya?“ „So... was denkst du, wie es ihm geht? Was ist denn eigentlich passiert?“ „Ich weiß es nicht, sag du es mir? Hat er nicht mit dir geredet?“ „Kao, Shinya... er war kaum ansprechbar, als ich ihn gefunden habe, was um Gottes Willen ist denn passiert?“ „Die... er wollte unbedingt mit ihm sprechen und hat mein Telefon an sich genommen, ich konnte ihn nicht daran hindern.“ Ein Seufzen löste sich von den Lippen des Schwarzhaarigen, als er die Worte seines Leaders registrierte, also hatte er doch Recht behalten mit seiner Vermutung, dass der zweite Gitarrist für das Verhalten seines Freundes verantwortlich war. „Ist dein werter Geliebter bei dir?“ „Ja, er steht neben mir.“ „Kannst du ihn mir geben?“ „Ja, warte.“ Toshiya konnte ein Rascheln durch den Lautsprecher seines Telefons vernehmen, als auch leise gesprochene Worte, bevor sich die Stimme des Rothaarigen meldete. „Hallo?“ „Die, verdammt... was hast du dir dabei gedacht?“ „Was was meinst du?“ „Ich meine damit, dass du Shinya unbedingt bedrängen musstest.“ „Ich verstehe nicht... ich habe mich doch lediglich entschuldigt... was war daran denn falsch?“ Die Stimme des Älteren hatte verletzt geklungen, weswegen Toshiya ein wenig zurück kurbelte und versuchte etwas ruhiger zu werden, bevor er antwortete. „Es ist ja schön, dass du endlich eingesehen hast, dass du dich absolut daneben benommen hast, aber hättest du unserem Drummer nicht noch etwas mehr Zeit geben können, bevor du ihn damit konfrontierst?“ „Totchi... ich wollte das alles doch nicht... das musst du mir glauben.“ „Ich weiß Die, dennoch, wähle dir deine Zeitpunkte für nächstes Mal genauer, denn so wirst du nichts erreichen.“ „I...ich weiß... tut mir leid!“ „Schon okay....aber das nächste Mal halte dich einfach zurück.“ „Dass werde ich...danke!“ „Gut, das hoffe ich. Ich werde nun Schluss machen, bin schon sehr müde... sag Kao, dass ich mich wieder bei euch melden werde.“ „Ich werde es ausrichten... gute Nacht, Totchi.“ „Dir auch, wir hören voneinander... bis dann.“ Nach diesen Worten, trennte der Bassist die Verbindung zwischen ihnen, lehnte sich abermals in die Polster zurück, ehe er sich erhob, sein Handy dabei auf der Couch liegen ließ. Die Treppen nach oben gehend, blieb er vor der Zimmertür Shinyas stehen, öffnete diese vorsichtig, wollte diesen nicht stören und trat ein. Der Jüngere reagierte nicht auf seine Anwesenheit, weswegen der Größere näher trat, vor dem unüblich hohen Bett des Zierlicheren stehen blieb und dabei bemerkte, dass dieser bereits tief und fest schlief. Ein zärtliches Lächeln bildete sich auf den Lippen des Bassisten, während er sich den Langhaarigen betrachtete, welcher so friedlich zu schlafen schien und dennoch erschöpft wirkte. Auch ihm selbst erging es nicht anders, er war müde und emotional mitgenommen, dennoch konnte er nicht anders, als leicht zu schmunzeln, hatte die Decke den Kleineren beinahe verschlungen nur dessen Haare waren von seinem Standpunkt aus zu sehen . Sich einen der Stühle aus dem Zimmer greifend, um näher bei seinem Freund zu sein, setzte sich der Schwarzhaarige direkt neben diesen, stützte sich mit den Ellenbogen auf der weichen Matratze ab und betrachtete sich dabei den Jüngeren. Er vergaß dabei ganz und gar die späte Uhrzeit, war nach gewisser Zeit, mit dem Oberkörper näher an die Seite des Drummers gerutscht, doch bekam der Bassist davon nicht wirklich mehr etwas mit, war er schon mehr als erschöpft und es dauerte nicht lange, dass er einfach so an der Seite Shinyas einschlief. Ende Part X – Friendship [1] Eine Verabschiedung auf japanisch, wie sie vor allem unter Jugendlichen üblich ist [2] Da wir noch nie in Aberdeen waren, können wir nicht mit Bestimmtheit sagen, dass es dort viele Kirchen gibt. [3] Es ist uns bewusst, dass das klassische Konzert von Yoshiki erst zu einem späteren Zeitpunkt erschienen ist [4] Ich (Arani) beziehe mich an dieser Stelle auf die DVD des Last Live von X-Japan und natürlich kann ich nicht sagen, ob Shinya vielleicht nicht doch persönlich in der Halle anwesend war Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)