Fallen von Sarano ================================================================================ Kapitel 5: Part V – Dream ------------------------- Anmerkung: ( ) dieses Zeichen steht für Träume Part V – Dream Erleichtert verließen die fünf Mitglieder von Dir en grey, gemeinsam mit ihrem Dolmetscher und Betreuer, das Taxi, welches sie ins Hotel gebracht hatte. Tao, der sich während des Interviews im Hintergrund gehalten hatte, war gleich nachdem sie das Gebäude der Zeitschrift verlassen hatten, wieder in eine ‚Mutterhenne’ transformiert und besorgt um sie rumgewuselt, berichtete ihnen, dass ihr Fahrer leider noch immer keinen neuen Tourbus zur Verfügung gestellt bekommen hatte und sie deswegen, abermals ein Taxi benutzen mussten. Innerlich war Toshiya ganz froh darüber, denn er war wirklich nicht erpicht darauf gewesen, am heutigen Tage noch mit einem Van zu fahren, besonders nicht, nach all dem was geschehen war. Auf dem Weg zum Eingang fiel der Blick des Bassisten unbewusst und eigentlich auch zum ersten Mal auf den Namen ihres Hotels und ließ ihn überrascht eine seiner Augenbrauen in die Höhe ziehen, ehe er die anderen ansprach. „Sagt mal, kommt es mir nur so vor, oder werden wir von dem Sänger L'Arc En Ciels verfolgt?“ Auf die fragenden Blicke hin, deutete der Schwarzhaarige nach oben, auf die großen Schriftzeichen genau vor und über ihnen, bemerkte dabei, dass auch seine Kollegen ob Grund dieser Tatsache etwas überrascht waren. „Hm, also entweder ist der gute Hyde hier in England sehr berühmt oder es ist einfach nur Zufall. Aber wie kommt es eigentlich, dass wir in einem Hotel übernachten, von dem wir vorher gar nicht den Namen wussten?“ Kaoru zuckte auf die Aussage seines Geliebten nur mit den Schultern, ehe er ein ‚typisch Management’ murmelte und damit das Thema für ihn erledigt war, als er weiter ging und die anderen ihm folgten. Eigentlich wäre es dem 23-jährigen lieb und teuer gewesen, wenn er sich nun endlich erholen könnte, vielleicht noch etwas essen, dann Duschen, anschließend in das bequeme Bett, doch er wusste, dies war ihm und seinen Kollegen, noch nicht vergönnt. Tao hatte schließlich darauf bestanden, dass sich sämtliche Mitglieder der Band, als auch die Unfallbeteiligten, von einem Arzt untersuchen lassen sollten, was dem Schwarzhaarigen ein leichtes Seufzen entlockte. Allerdings ergab er sich, wie die Anderen, seinem Schicksal, folgte seinen Freunden nach oben in die vierte Etage, in ihr Penthouse und hoffte, es würde nicht allzu lange dauern, bis er endlich seine Ruhe erhalten würde. Nachdem sich der Bassist im Bad etwas frisch gemacht hatte, verließ er den kleineren Raum und traf im Wohnzimmer auf Kaoru, der gerade dabei war, ihre Bestellungen für das Abendessen an den Zimmerservice auf zu geben. Er setzte sich auf die Couch und nach kurzer Zeit gesellte sich Shinya zu ihm, beendete der Violetthaarige sein Gespräch, während auch ihr Sänger, sowie Die erschienen, hatten sie beschlossen hier gemeinsam auf die Ankunft des Arztes zu warten, natürlich in Anwesenheit ihres besorgten Betreuer. Etwa eine halbe Stunde später, erklang ein Klopfen an der Zimmertür und wie meist, war es der Leader, welcher sich auch jetzt erhob, um zu öffnen. Eine Frau, etwa um die dreißig Jahre, mit schwarzem Haar und scheinbar japanischer Herkunft fand sich kurz darauf in dem Zimmer ein, trug einen ledernen Koffer mit sich und beäugte für einen Moment die im Raum anwesenden Personen, ehe sie sich vorstellte. „Guten Abend, mein Name ist Mentaka, Haruka, ich bin Ärztin und man hat mich hier her bestellt.“ „Guten Abend Doktor Mentaka-san. Mein Name ist Nikura, Kaoru und das sind meine Bandkollegen...“ Als der Älteste ihrer Band, auch seine Freunde vorstellen wollte, wurde er von der Ärztin unterbrochen, als diese abermals zu sprechen begann. „Verzeihen sie Nikura-san, aber Oraji-san, war so freundlich und hat mir bereits ihre Namen mitgeteilt und ebenfalls berichtet, dass sie alle heute Mittag in einen Unfall verwickelt waren. Ist das richtig?“ „Ja, das stimmt und Tao-kun war es auch, der um eine ärztliche Untersuchung gebeten hat.“ „Da hat ihr Betreuer weise gehandelt, denn so ein Unfall ist nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Sie alle werden sicherlich ein Schleudertrauma davon getragen haben, was sich allerdings erst am nächsten Tag bemerkbar machen wird, aber darauf komme ich zu sprechen wenn ich jeden von Ihnen einzeln untersucht habe. Wer von den Herren wäre denn mein erster Patient?“ Für einen Moment blickten sich die Mitglieder Dir en greys untereinander an, zuckten schließlich mit den Schultern, war es eigentlich egal, wer sich zuerst in Behandlung begeben würde, hatte sich niemand unter ihnen etwas ernstes zugezogen, doch bestand Kyo darauf, dass Shinya zuerst gehen sollte. Dies wurde, wie der Schwarzhaarige erkennen konnte, von dem Drummer mit einer gehobenen Augenbraue bedacht doch schließlich beugte sich der Jüngere dem Willen des Sängers, stand mit einem Seufzen auf und deutete der Ärztin mit ihm in sein Zimmer zu folgen. ~~~~ „Er geht zuerst.“ Weder die Stimme noch die Augen des Sängers duldeten einen Wiederspruch oder aber den Raum für Argumentationen und auch wenn Shinya, über dieses Verhalten nicht besonders glücklich war, so fügte er sich mit einem lautlosen Seufzen, da er die Gefühle seines Freundes nachempfinden konnte, seine Beweggründe verstand. Die Ärztin folgte dem Bezopften auf sein stummes Nicken in seinen Raum, nachdem sich dieser fließend aus seinem Sessel erhoben hatte, nun sacht die Tür hinter ihm schloss, eine Barriere zwischen sich und den Anderen aufbaute, die es ihm erlaubte den konstanten Griff auf seine Masken ein wenig zu lockern, denn als ihn die ältere Frau aufforderte sich auf den Stuhl, nahe des Schreibtisches zu setzen, entlastete er seinen Knöchel. „Möchten Sie, dass ich mir Ihren Fuß zu erst ansehe, Terachi-san?“ „Das wird nicht nötig sein, bitte fahren Sie so fort, wie Sie es geplant haben.“ Mit einem schmalen Nicken akzeptierte die Kleinere seine Entscheidung, stellte die Tasche auf dem Tisch ab, öffnete sie, um ihr ein paar Gegenstände zu entnehmen, denen der Langhaarige keinerlei Beachtung schenkte, erst als sich die Finger seines Gegenübers unter sein Kinn legten, kehrte seine Konzentration in den Raum zurück. „Folgen Sie dem Licht bitte.“ Die Lampe, mit welcher dem Drummer direkt in die Augen geleuchtet wurde, blendete den Zierlicheren, was ihm einen Laut des Missfallens entlockte, doch seine Pupillen verengten sich, ein Zeichen dafür, dass der Schock – welchen sie alle ohne Zweifel davon getragen hatten – verflogen war. Das Licht verschwand und mit einem Lächeln legte die Schwarzhaarige ihre Hände seitlich an sein Gesicht, so dass ihre Daumen unter seinem Kinn lagen. „Sehr schön und nun sehen Sie mich einfach an.“ Wie auch bei Kyo zuvor, fuhren die Finger der Älteren über seinen Kopf, suchten nach Hinweisungen für einen Schlag, der dem Braunhaarigen nicht aufgefallen war, für Schwellungen, die es nötig machen würden, das man ihn in einem Krankenhaus untersuchte, doch fand Doktor Mentaka nichts, das zu ihrer Besorgnis wäre, weswegen sie zufrieden nickte. „Ich kann nichts erkennen, das auf eine Gehirnerschütterung hinweisen würde. Wie fühlen Sie sich? Ist Ihnen schwindelig, haben Sie sich übergeben oder empfinden Sie Unwohlsein?“ Shinya schüttelte leicht den Kopf, um einen Teil der Frage zu verneinen, wobei er die Hände ineinander verschränkte, da er den Drang unterdrückte, sich einige lose Strähnen hinter die Ohren streichen zu wollen. „Kurz nach dem Unfall habe ich erbrochen, seit dem nicht noch einmal.“ Die Ärztin summte leise, maß seinen Puls, während sie den Sekundenzeiger auf ihrer Armbanduhr mitverfolgte. „Und ihr Allgemeinbefinden?“ „Ich bin in Ordnung.“ „Gut, dann werde ich Ihre Rippen abtasten und sehen, ob Sie sich etwas zugezogen haben, das eine eingehendere Untersuchung erfordert. Bitte, machen Sie sich oben herum frei.“ Mit einem schmalen Nicken kam der Musiker der Aufforderung nach, entledigte sich seines Oberteiles, wobei er kurz die Schultern anspannte, um dem Schaudern entgegen zu wirken, dass die kühle Luft des angeklappten Fensters in ihm ausgelöst hatte. Ein weiteres Mal versteifte er die Muskeln, als sich das kühle Metall des Stethoskops zwischen seine Schulterblätter legte, die ein starker Kontrast zu den warmen Fingerspitzen der Frau waren, die ihn dazu bewegten, sich ein wenig nach vorne zu beugen, um auf den Wunsch der Anderen tief ein und aus zu atmen. Kurz danach wurde er gebeten, sich auf sein Bett zu legen, damit man seine Rippen untersuchen konnte, die Ärztin sachten Druck aufbaute, als sie seinen Bauch abtastete. „Auch Ihre Rippen und inneren Organe scheinen in Ordnung, dennoch möchte ich Sie bitten, dass Sie, sollten Sie in irgendeiner Form Schmerzen haben, sofort einen Arzt aufsuchen, der einen Ultraschall durchführen kann.“ Der junge Mann nickte, dann streifte er den ordentlich gefalteten Pullover wieder über, während dessen die Ärztin den zweiten Stuhl zur Hand nahm, diesen, dem seinen gegenüberstellte und sich darauf sinken ließ, dann sein Bein unter der Wade anhob, nachdem Shinya den Stiefel geöffnet hatte, ausziehen tat ihn die Ältere. Durch das geschmolzene Eis war sowohl seine Socke als auch das darunter liegende Tuch vollkommen durchnässt und auch wenn sich eine Braue der Anderen hob, so kommentierte sie das Gefundene nicht, sondern trocknete nur die Haut. Rund um den Knöchel hatte sich diese in einem dunklen Blau verfärbt, so dass sie an einigen Stellen in ein Violett überging, wodurch die Schwellung noch stärker hervor trat und nun runzelte sich die Stirn der Schwarzhaarigen das erste Mal. „Wie lange haben Sie den Knöchel gekühlt?“ „In etwa anderthalb Stunden, allerdings erst, als wir den Unfallort verlassen hatten.“ „Gehe ich recht in der Annahme, das Sie dennoch gelaufen sind.“ Der Drummer nickte, worauf hin Doktor Mentaka leicht den Kopf schüttelte. „Erstaunlich, dass Ihnen das so gut gelungen ist, Terachi-san.“ Er schwieg in Erwiderung, beobachtete wie die Frau behutsam über seinen Knöchel glitt. „Ich würde Sie gerne mit in das Krankenhaus nehmen, um eine Röntgenaufnahme anfertigen zu lassen.“ Der Drummer schüttelte nur leicht den Kopf. „Das wird nicht gehen, zumindest nicht in den nächsten zwei Tagen.“ Einen langen Moment blickten sich die beiden Personen nur in die Augen, dann seufzte die Ältere leise. „Wie Sie es wünschen, dennoch kann ich keine Verantwortung übernehmen, da ich Ihnen nicht sagen kann, ob sie vielleicht einen Bänderriss, oder gar einen angebrochenen Knöchel haben. Ich nehme an, dass es sich um eine Überdehnung der Bänder oder aber eine massive Prellung handelt, doch sicher kann ich natürlich nicht sein.“ Shinya nickte leicht. „Wird mich eine der Möglichkeiten in irgendeiner Form einschränken?“ Die Ältere zog eine Braue in die Höhe, derweil sie einen Mullverband öffnete und auf diesen eine durchsichtige Creme auf trug. „Ich werde Ihnen eine schmerzlindernde Salbe auftragen, einen Verband anlegen, den Sie bitte die Nächte über tragen. Am Tage sollten Sie eine Schiene verwenden, damit Sie den Fuß möglichst entlasten. Außerdem möchte ich Sie bitten, sobald es Ihnen möglich ist, eine genaue Untersuchung durchzuführen zu lassen. “ „Werde ich trommeln können?“ „Ich würde davon abraten.“ Shinyas Brauen zogen sich in einem Anflug von Irritation zusammen, er würde nicht zulassen, dass man das Konzert seinetwegen verschob, oder gar ganz absagte, egal, welche Meinung die Ärztin auch haben mochte. „Das ist nicht möglich.“ „Sie wollen auf Ihrem Konzert spielen?“ Der Bezopfte nickte, auch wenn er sich einen Moment lang fragte, woher sein Gegenüber davon wusste, doch hakte er nicht nach, vielleicht hatte Tao es ihr erzählt. „Es ist Ihre eigene Verantwortung, Terachi-san, doch ein Verband wird trotzdem nötig sein, selbst wenn Sie auf die Schiene verzichten.“ „In Ordnung. Wie oft sollte ich die Salbe verwenden?“ „So oft sie das können, der Stützverband sollte spätestens alle sechs bis acht Stunden erneuert werden.“ Auf die Worte der Kleineren nickte der Langhaarige nur, diese Einschränkung war akzeptabel, auch wenn er nun nicht umhin kommen würde, seinen Freunden davon zu erzählen. Schweigend beobachtete der Musiker, wie sein Gegenüber den Verband anlegte, diesen mit zwei Klemmen festigte, bevor sie ihn entließ und sich erhob, ihre Sachen zusammenräumte, während dessen er auch den zweiten Stiefel samt Socke auszog, diesen neben den Anderen stellte und unter den Tisch schob, bevor er ebenfalls aufstand und mit der Frau in das Wohnzimmer ging, wo sich augenblicklich alle Augen auf ihn richteten, doch noch bevor es zu irgendwelchen Fragen kommen konnte, erhob sich Toshiya, trat mit der Schwarzhaarigen zu dem Raum hinüber, in welchen auch Kyo residierte. ~~~~ Es verging einige Zeit, in welcher sich Toshiya fragte, was da wohl so lange dauerte und warum der Blonde so sehr darauf bestanden hatte, Shinya zuerst gehen zu lassen, denn irgendwie wurde er das Gefühl nicht los, dass etwas nicht stimmte, als im nächsten Moment die Zimmertür des Braunhaarigen wieder geöffnet wurde und dieser zusammen mit der kleineren Frau erschien. Toshiya blickte darauf hin fragend in die Gesichter der anderen, die ihm mit einem Nicken bedeuteten, als nächstes in die Behandlung zu gehen und somit erhob sich der Schwarzhaarige von seiner sitzenden Position, innerlich froh darüber die Untersuchung hinter sich bringen zu können und trat auf die Ärztin zu, verschwand gemeinsam mit dieser in seinem und Kyo´s Schlafraum und schloss die Tür hinter ihnen. Die Ältere legte ihre Tasche auf eines der Betten ab und öffnete diese, ehe sie ihre Aufmerksamkeit auf den Jungen Mann vor sich richtete, welcher in jenem Moment scheinbar den Inhalt ihrer Tasche studierte, etwas, dass ihr ein leichtes Lächeln entlockte, als sie den Gesichtsausdruck des Größeren betrachtete. „Nur keine Sorge, diese Dinge trage ich immer bei mir und werde sicherlich nicht alles für ihre Behandlung verwenden müssen.“ Erst nachdem die Stimme der Ärztin erklungen war, konnte Toshiya seinen Blick von den vielen Medikamenten und Spritzen abwenden, denn für einen Moment hatte sich ein mulmiges Gefühl in ihn geschlichen, doch atmete er erleichtert auf, murmelte ein ‚Gut zu wissen’ ehe er der Bitte der Schwarzhaarigen, sich auf dass Bett zu setzen, nach kam. Toshiya achtete sehr auf seine Bewegungen, als er Platz nahm, waren die Schmerzen in seiner Schulter mit der Zeit doch etwas stärker geworden, doch trotz seiner Vorsicht, spürte er das leichte Pochen und konnte nicht verhindern, dass sich sein Gesicht leicht verzog. „Ich nehme an, die Schnittverletzungen sind nicht das einzige, was Sie sich zugezogen haben?“ „Nein, ich habe mir die Schulter angeschlagen.“ „Das werde ich mir dann gleich genauer ansehen und Ihnen während dessen ein paar Fragen stellen. Machen sie sich bitte oben rum frei.“ Der Bassist nickte und wollte der Aufforderung sogleich nachkommen, doch hatte er so seine Mühen, sich des Pullovers, den er trug zu entledigen. Die Schwarzhaarige bemerkte, das ihr Patient sich nicht besonders gut bewegen konnte und so seine Probleme hatte, weswegen sie zu ihm trat und half , den Größeren von dem Kleidungsstück zu befreien. Die Doktorin betrachtete die freigelegte Haut mit hochgezogener Augenbraue, doch sagte noch nichts über eine mögliche Diagnose, sondern fragte ihren Patienten erst einmal über dessen Zustand aus. „Wie fühlen sie sich im Moment?“ „Hm, vielleicht etwas erschöpft, aber ansonsten gut.“ „Sind sie nervös oder spüren eine gewisse Unruhe in sich?“ „Nein.“ Sachte tastete Mentaka-san, die violett und bläulich gefärbte, geschwollene Stelle auf der Schulter des Musikers ab, bemerkte, wann immer sie dem Bassisten Schmerzen zufügte, da dieser zusammen zuckte. „Können sie sich an alles, was nach dem Unfall geschehen ist, erinnern?“ „Ja.“ Noch weitere Fragen, die über den Gemütszustand des Bassisten Auskunft geben sollten, folgten und nachdem der Jüngere alles beantwortet hatte, was die Kleinere wissen wollte, nickte diese nur, maß noch den Puls des Musikers und beleuchtete mit einer kleinen Lampe die Augen des Schwarzhaarigen. Danach, als sie diese Untersuchung abgeschlossen hatte, legte sie ihre benutzten Instrumente zurück in ihre Tasche, ehe sie zu sprechen begann. „Gut, ich kann keine Anzeichen von Schock bei Ihnen feststellen und was ihre Schulter betrifft, handelt es sich, wie ich vermutet hatte, um eine Prellung und eigentlich würde ich Ihnen empfehlen, den Arm längere Zeit nicht zu belasten, aber...“ „Das geht nicht, wir haben übermorgen ein Konzert, da kann ich unmöglich ausfallen, und...“ Die Ärztin, welche in ihren Ausführungen durch den Schwarzhaarigen unterbrochen wurde, sprach nun selbst dem Größeren dazwischen. „Sie haben mich nicht ausreden lassen Hara-san. Also, wie ich schon sagte, würde ich ihnen eigentlich für einen längeren Zeitraum Ruhe empfehlen, doch scheinbar sind sie ebenso stur wie auch Terachi-san und Ihr bevorstehendes Konzert ist Ihnen wichtiger als ihre Gesundheit, deswegen, verordne ich Ihnen einen Stützverband, für vorerst eine Woche. Ich werde Ihnen diesen gleich anlegen und möchte Sie bitten, ihn nur beim Duschen abzulegen.“ Der Bassist nickte, einerseits nicht wirklich erfreut über die Ausführungen der Älteren, andererseits wusste er, das diese es nur gut mit ihm meinte. „Des weiteren verschreibe ich noch zusätzlich eine schmerzlindernde Salbe, die vor dem anlegen des Verbandes aufgetragen werden sollte. Außerdem bitte ich Sie, sich so gut wie möglich zu schonen und ohne den Verband keine unnötigen Bewegungen zu machen, sowie keine all zu schweren Belastungen. Sie müssten spätestens in ein paar Wochen wieder ganz fit sein, aber nur, wenn Sie meinen Anweisungen Folge leisten.“ „Natürlich Mentaka-san, ich werde mich daran halten, aber was hat das Ganze mit Shinya zu tun, hat er sich etwas ernstes zugezogen?“ „Dazu kann ich Ihnen leider keine Auskunft abgeben, da es meiner ärztlichen Schweigepflicht unterliegt, aber ich bin mir sicher, das Terachi-san es Ihnen selbst sagen wird, wenn sie ihn darauf ansprechen werden.“ Toshiya nickte, schließlich konnte er die Ärztin nicht zwingen, ihm zu sagen, was mit Shinya war, während die Frau ihm die Salbe auftrug. Nachdem sie ihm auch den Verband angelegt und sich um seine Schnittwunden gekümmert hatte, wurde der Bassist noch auf weitere, vielleicht nicht bemerkte Verletzungen untersucht, ehe er entlassen wurde. Mentaka-san half dem Größeren dabei, sich ein Shirt über zu ziehen und teilte ihm mit, er solle doch bitte den nächsten zu der Untersuchung schicken und mit einem Nicken verließ er den Raum. ~~~~ Das Warten verbrachten sie in Schweigen, bis Kaoru seufzte, sich mit einer Hand über das Gesicht und durch das Haar fuhr, Tao sofort seinen Kopf in Richtung der Bewegung wand, jedoch nichts sagte. „Es dauert schon wieder so lange.“ Die legte seinem Geliebten beruhigend die Hände auf die Schultern, verhinderte so, dass sich der Leader erheben konnte, massierte den Anderen leicht und beugte sich zu dessen Ohr hinab. „Wie ich dir schon einmal sagte, sie werden in Ordnung sein.“ Der Violetthaarige nickte nur in Erwiderung, legte eine Hand über die seines Freundes und in den Sekunden, in welchen das Paar stumm miteinander kommunizierte, beugte sich Kyo zu dem Jüngeren hinüber, ließ den Blick an dessen Körper herab wandern, eine stumme Frage, die Shinya beantwortete, indem er seine locker sitzende Hose ein wenig höher hob. Danach kehrte wieder Ruhe zwischen ihnen ein, Kaoru fragte den Dummer nicht nach der Untersuchung, wohl weil sie alle versammelt sein sollten, wenn es zu einer Besprechung der nächsten Tage kam und erst als sich die Tür öffnete, wurde das Schweigen zwischen ihnen gebrochen, da sich Kyo mit einem Seufzen von ‚seinem’ Sessel erhob, nachdem Toshiya ihm gesagt hatte, das der Doktor nun ihn zu sehen wünschte. Shinya folgte dem Schwinden seines Freundes mit einer tief liegenden Besorgnis, denn auch wenn ihm nichts an dem Kleineren aufgefallen war, das eine ernste Verletzung begründen würde, wurde er dennoch unruhig, als sich die Tür hinter dem Sänger schloss. Toshiya ließ sich neben ihn auf die Couch sinken, wieder sehr behutsam und auf Grund dessen lehnte sich der Bezopfte ein wenig in die Richtung des Älteren. „Bist du in Ordnung?“ Der Schwarzhaarige nickte nur leicht, deutete in einer Geste, das seine Schulter verletzt war, offenbarte dem Langhaarigen den Verband, den man unter dem Ausschnitt des Oberteils erkennen konnte, dann stillten sich ihre Bewegungen einmal mehr, bis Kyo zu ihnen zurück kehrte, dessen Schnitte mit Pflastern und an einer Stelle mit einem Verband überdeckt worden waren. Auch ihr Sänger sagte nichts, nickte lediglich dem Violetthaarigen zu, der sich, zusammen mit Die erhob, die Ärztin in ihr Zimmer bat. Niemand der Anderen wunderte sich darüber, dass sich die Geliebten zusammen untersuchen lassen würden, denn obgleich weder Die noch Kaoru offensichtliche Anzeichen dafür geäußert hatten, das sie sich sorgten, so hatten doch ihre Berührungen und die konstante Nähe zueinander eine andere Sprache gesprochen. Einige Minuten später kehrten auch die beiden Gitarristen in das Wohnzimmer zurück und es war, als hätten sich ihre Rollen vertauscht, denn nun war es die Stirn des Rothaarigen die sich in Falten gelegt hatte, derweil Kaoru den Arm seines Freundes streifte, leise zu diesem sprach und sich erst den Anderen zu wand, als Die genickt hatte. „Wie geht es euch?“ Die Frage überraschte Shinya, obgleich er mit ihr gerechnet hatte, doch war er mit den Blicken der Ärztin gefolgt, die, nach ihrer Verabschiedung mit Tao fort gegangen war, um auch die restlichen Unfallbeteiligten zu untersuchen und noch erstaunter war er, als sich ihr Leader sinnlich vor ihm in die Knie sinken ließ... offensichtlich hatte er als einziger noch nicht reagiert. „Shinya?“ „Ich bin okay.“ Der Violetthaarige nickte leicht, blieb aber dennoch einige Sekunden bei ihm hocken, während er weiter sprach. „Ich möchte erfahren, was die Untersuchungen ergeben haben.“ Toshiya wusste, das ihr Leader bei seinen Worten sie alle gemeint hatte, auch wenn sein Blick weiterhin auf ihrem Drummer geruht hatte und erst nachdem Shinya in Zustimmung nickte, erhob sich Kaoru wieder von seiner Position, setzte sich abermals in einen der Sessel, neben seinen Geliebten, welcher sich auf der Lehne niedergelassen hatte. Für einen Moment rührte sich keiner, herrschte eine unangenehme Ruhe zwischen ihnen, waren sie alle in Gedanken bei dem Unfall und in Sorge untereinander, doch dauerte dieser Zustand nicht lange an, als der Bassist bemerkte, wie sich Shinya neben ihm rührte, mit einem leichten Seufzen sein Hosenbein ergriff und dieses nach oben zog. Offenbart wurde ein Verband, der fest um den Knöchel des Braunhaarigen geschlungen war, scheinbar hatte sich der Jüngste ihrer Band an seinem Fuß verletzt und unweigerlich fragte sich der Schwarzhaarige, wie es sein konnte, dass sie dies nicht bemerkt hatten, denn eigentlich war es unmöglich, solch eine Verletzung zu verbergen, jedoch konnte er nicht weiter darüber nachdenken, da die Stimme Shinyas ertönte. „Ich habe mir eine Verletzung am Knöchel zugezogen, muss den Verband ständig tragen und sollte ihn alle sechs bis acht Stunden wechseln, des weiteren wurde mir eine Schiene verordnet die meinen Fuß beim gehen oder stehen entlastet. Die Ärztin hat mich noch auf weitere Wunden untersucht, doch diese ist die einzige, die sie feststellen konnte.“ Der 23-jährige bemerkte wie der Violetthaarige, als auch seine anderen Kollegen, erleichtert ausatmeten, erging es ihm ähnlich, hatten sie alle die Befürchtung gehabt, ihrem Drummer wäre etwas schlimmeres passiert, da dessen Behandlung so unendlich lange gedauert hatte. Natürlich war so eine Fußverletzung auch nicht unbedingt eine schöne Nachricht, dennoch nichts schwerwiegendes. „Wird dich das in irgend einer Form behindern? Ich möchte nicht, dass sich einer von euch gesundheitlich überanstrengt.“ „Nein. Ich werde wie gewohnt spielen können.“ Somit war dieses Thema für seinen Sitznachbar scheinbar erledigt, da er seinen verbundenen Knöchel wieder bedeckte und auf den leicht verstimmten Laut Kyos nicht reagierte. Sein Blick ruhte noch immer auf ihrem jüngsten Mitglied, denn irgendwie wollte ihm diese Gleichgültigkeit, die sein Freund ausstrahlte, nicht gefallen, da er das Gefühl hatte, Shinya würde nach wie vor etwas vor ihnen verbergen, doch auch wenn er noch so sehr darüber nach dachte, wollte ihm nichts einfallen, was dafür sprechen konnte. Der Bassist wurde aus seinen Überlegungen gerissen, als sich etwas auf seine geprellte Schulter legte, ihn leicht schüttelte und da er nicht damit gerechnet hatte, zuckte er zusammen, verzog leicht sein Gesicht, ehe sich sein Blick auf die Ursache seiner Schmerzen legte und hinter sich Kyo erkannte. Der Blonde blickte ihn für einen Moment nur ruhig an, konnte Toshiya sehen, wie sich eine der Augenbrauen des Sängers erhob, bevor dieser zu sprechen begann. "Entschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken, aber du warst so abwesend und außerdem versucht dich unser werter Leader-sama schon die ganze Zeit anzusprechen.“ „Ohh,...entschuldigt bitte. Was ist denn, Kao?“ Seine Augen hatten sich bei den letzten Worten auf den Violetthaarigen gelegt, welcher einen besorgten Ausdruck auf seinem Gesicht trug und er wurde das Gefühl nicht los, das er die Ursache dafür war, auch wenn der Schwarzhaarige nicht den Grund dafür kannte, schließlich war es ihm entgangen, dass Kaoru ihn die ganze Zeit gemustert hatte, während er sich Gedanken um ihren Drummer gemacht hatte. „Wir würden gerne wissen, was deine Untersuchung ergeben hat.“ „Nun ja....also... im eigentlichen das selbe wie bei Shinya. Mentaka-san hat mich auf verschiedene Verletzungen untersucht und nichts gefunden. Das einzige, das erwähnenswert ist, wäre meine geprellte Schulter.“ Nach diesen Worten, schob er den Kragen seines Shirts etwas auf die Seite, gewährte somit seinen Freunden einen Einblick auf den Verband, den er trug. „Hat Doktor Mentaka sonst irgendetwas erwähnt?“ „Hmm, ich muss den Verband vorerst für eine Woche tragen und darf mich nicht unnötig bewegen oder belasten.“ „Wirst du spielen können?“ „Natürlich.“ „Sicher?“ „Ja.“ Toshiya konnte sehen, dass Kaoru etwas skeptisch war, dennoch nickte der Ältere, ehe er sich dem nächsten Bandmitglied zu wand, von ihrem Sänger wissen wollte, welche Verletzungen sich dieser zugezogen hatte. Nach etwa einer halben Stunde wussten sie alle übereinander bescheid, hatten Kyo und Die, glücklicherweise nur die offensichtlichen Schnitte auf ihren Armen abbekommen, während Kaorus Oberkörper noch einige üble Blutergüsse zierte, doch war jedem von Ihnen nicht wirklich etwas schwerwiegenderes passiert, etwas, dass sie alle erleichtert aufatmen lies. Nachdem sie dieses wichtige, jedoch unangenehme Thema geklärt hatten, widmete sich ihr Leader dem weiteren Tagesablauf für ihr bevorstehendes Konzert und den Aufnahmen der nächsten Tage, für ihr neues Video, wurde jedoch in seinen Ausführungen unterbrochen, als es abermals an der Tür klopfte. Dieses Mal war es der Sänger welcher sich zum Eingang begab, dieser hatte die ganze Zeit hinter dem Sofa, auf welchem sich der Bassist und Shinya befanden, gestanden und verhinderte somit, das sich einer der anderen erheben musste. Als Kyo die Tür geöffnet hatte, erkannten sie, dass es der Zimmerservice war, der ihnen ihr Abendessen lieferte und wie schon am Tag zuvor, arrangierte der Hotelangestellte alles auf ihrem Tresen, ehe dieser das Hotelzimmer Dir en greys wieder verließ. „Zwar hätte ich euch jetzt noch gerne alles zu Ende erklärt, aber ich denke, wir sollten uns zuerst unserem Abendessen widmen, bevor es kalt wird. Danach kann ich euch über die weiteren Entscheidungen unseres Managers in Kenntnis setzen.“ Die anderen Bandmitglieder nickten nur auf die Worte des Älteren, ehe sie sich gemeinsam zu der offenen Küche begaben, an dem Tresen nieder ließen und unter den verschiedenen Gerichten jeder erst einmal sein eigenes suchen musste. Während sich die anderen etwas mit einander unterhielten, hatte Toshiya Probleme sein Essen wirklich zu genießen, war es doch etwas schwierig nur mit einer Hand zu essen, besonders wenn er etwas klein schneiden wollte, doch wurde er aus seiner Situation erlöst, als jemand plötzlich den Teller von ihm weg zog, er erkennen konnte, als er seinen Blick erhob, das es Shinya war, der in jenem Moment den Inhalt auf seinem Teller mit dem Messer zerkleinerte. [1] Eine leichte Röte breitete sich auf den Wangen des Schwarzhaarigen aus, war es ihm doch sehr peinlich, dass er so sehr auf Hilfe angewiesen war, doch bedankte er sich bei dem Jüngeren, als dieser ihm sein essen wieder vor die Nase stellte. ~~~~~ „Danke.“ Dieses eine Wort war leise gemurmelt worden, erreichte den Braunhaarigen kaum, doch Shinya hatte es verstanden, senkte seinen Kopf in einer stummen Erwiderung, bevor sich seine Lippen in einem schmalen Lächeln hoben. Sofort hellten sich die müden Züge des Älteren auf, wurde der Bezopfte mit einem Lächeln gesegnet, welches mit einem Sonnenaufgang konkurrieren konnte und ungewohnter Weise, löste diese so kleine Geste, einen Hauch Wärme in dem Drummer aus, den dieser bis in seine Fingerspitzen zu fühlen vermochte. Dennoch, als Shinya mit der Gabel seinen Reis umher schob, suchend, ein Muster in diesen hinein zu zeichnen begann auch die Schuld an ihm zu nagen, die sich wie eine wütende Bestie in seinem Unterleib festsetzte. Es schien so wenig zu brauchen, um Toshiya oder auch andere Menschen um ihn herum glücklich zu machen, wie mit diesem unscheinbaren Lächeln und in solchen Momenten bereute der Langhaarige, das er sich nicht stärker bemühte, das es ihm unangenehm war, sich zu öffnen, auf diese Art jemanden an sich heran zu lassen, denn dies würde gleichermaßen bedeuten, dass er seine so sorgsam errichteten Wälle fallen lassen musste. „Man kann die Gabel auch dazu nutzen, zu essen, weißt du?“ Aus seinen Gedanken gerissen summte Shinya leise, hob seinen Kopf, um in die dunklen Augen des seitlich sitzenden Gitarristen zu blicken, welcher sich mit der Wange gegen den Handrücken lehnte, der Ellenbogen auf den Tisch gestützt, wobei sich die Gabel des Rothaarigen noch immer zwischen dessen Fingern befand, so in der Luft baumelte. Auf den Zügen des Größeren lag ein sachtes, warmes Lächeln, das Shinya wie ein stummes Friedensangebot schien, da der Tonfall und auch die Worte an sich mit einer freundschaftlichen Zärtlichkeit behaftet waren, die der Drummer nur selten auf seine eigene Person gerichtet, vernommen hatte. „Das kann ich nur zurück geben.“ Seine Antwort entlockte dem Älteren ein fast schon überraschtes Lachen, dann begann der zweite Gitarrist seine Pasta auf zu drehen, dabei breit grinsend, als er die Nudeln in sich hinein schlang, als würde die Köchin persönlich hinter ihm stehen und ihn mit dem Nudelholz bearbeiten, sollte Die nicht alles auf essen. Auch auf den Zügen ihres Leaders lag ein schmales Lächeln, als dieser an seinem Glas Saft nippte, nun zum ersten Mal an diesem Tag zu entspannen schien, denn die konstant zurück gezogenen Schultern begannen langsam nach vorne zu sinken. Den Rest ihres Abendessen, verbrachten sie in einem gemütlichen Schweigen, das von ruhiger Gitarrenmusik untermalt wurde, denn ihrem Sänger war die Stille irgendwann zu viel geworden und nun lag dieser quer über dem Sessel, so dass die Beine über die eine Seite der Lehnen hingen, auf der Anderen lag der Kopf des Blonden. Shinya räumte ihr benutztes Geschirr weg, spülte es aus Gewohnheit kurz ab, bevor er die Teller übereinander stellte und ging dann zu der kleinen Couch hinüber, nun wesentlich behutsamer auftretend, dort angekommen zog er die Beine nahe an seinen Körper heran, während Kaoru mitteilte, was er schon vor dem Abendbrot hatte sagen wollen. Im wesentlichen hatte sich ihr Management Sorgen über den Zeitablauf ihres Aufenthaltes in England gemacht, bis der Violetthaarige versichert hatte, dass sie bis auf einige Stunden noch immer die genauen Abläufe einhielten und auch das Konzert, welches in Gefahr gesehen wurde, würde ohne Probleme statt finden können. Allerdings betonte der Leader, dass sie sich am morgigen Tag unbedingt erholen mussten und das sie ihm sagen sollten, wenn etwas nicht stimmte. „Hier, bitte.“ Der Braunhaarige wurde, ob der Stimme, aus seinem dösenden Zustand gerissen und es erstaunte den Drummer, wie lange er brauchte, um seine schweren Lider vollständig zu heben, den Blick des Schwarzhaarigen zu treffen, der sich leicht über ihn beugte, ihm sein Buch hinhielt, das er am heutigen Mittag an den Anderen verliehen hatte. Mit einer dankenden Geste nahm der Bezopfte das ihm Gereichte an, balancierte es auf seinen Oberschenkeln, während er Toshiya anbot, sich neben ihn zu setzen, was der Ältere mit einem warmen Lächeln bedachte, sich behutsam in die Polster sinken ließ, bis er vollständig gegen diese lehnte. „Leider hat es ein paar Knicke abbekommen, aber ich konnte es retten, bevor man es weggeworfen hätte.“ „Vielen Dank.“ Die Finger des Zierlicheren glitten schon fast liebevoll über die Ränder des Buches, glätteten die Eselsohren, dann schenkte er dem Bassisten ein weiteres, kleines Lächeln. „Du solltest das wirklich öfter machen.“ „Vielleicht.“ „Ganz bestimmt.“ Shinyas Lippen hoben sich ein Stück weiter und ihm Gegenzug strahlte ihm der Ältere entgegen, legte dann sein Kopf auf die Lehne der Couch, wie auch der Braunhaarige zu Die und Kaoru hinüber blickend, die sich am Tresen befanden, wo Die auf einem der Hocker saß, den Violetthaarigen nahe an sich heran gezogen hatte, die Stirn gegen die Brust seines Geliebten gelehnt und obwohl das Paar leise miteinander sprach, drangen dennoch Worte ihres Gesprächs zu ihnen. „Du hättest es mir sagen sollen.“ Shinya beobachtete, wie die Finger ihres Leaders sacht durch das Haar des Sitzenden strichen, wie Kaoru leicht den Kopf schüttelte, bevor er ihn seitlich auf das Haupt seines Freundes bettete. „Es hätte dich nur unnötig gesorgt, Die, zumal es nichts ernsthaftes ist.“ „Das mag sein... dennoch...“ Die Stimme des Rothaarigen verlor sich und der Drummer vermochte zu erkennen, dass sich die Arme des Stehenden fester um die Schultern seines Partners schlossen, Kaoru nochmals den Kopf schüttelte, einen Kuss auf die Stirn Dies presste, doch wand Shinya in diesem Moment seinen Blick ab, dieser Augenblick war zu intim, als dass er ihn hätte beobachten dürfen. Auch der Schwarzhaarige hatte seinen Kopf fort gedreht, die Augen statt dessen auf seinen verbundenen Fuß gelegt und auch wenn Toshiya seine Finger ausstreckte, zögerte dieser dennoch, den Verband zu berühren. „Schmerzt es sehr?“ Nun berührte ihn der Ältere doch, strich behutsam über die weißen Bahnen an Stoff, wie in einer anderen Welt versunken, erst wieder die Tiefen des Bezopften treffend, als dieser sich bewegte und einige Strähnen seines Ponys hinter die Ohren schob. „Nein.“ Der Bassist nickte im ersten Moment nur, war froh zu hören, das es seinem Freund gut ging, ehe er zu sprechen begann. „Weißt du, Shin-chan, darüber bin ich sehr erleichtert und auch, dass dir nicht mehr passiert ist. Ich hab mir ganz schöne Sorgen um dich gemacht, nachdem deine Behandlung so lange gedauert hat.“ Zwar hörte Toshiya das tiefes Seufzen, welches von den Lippen des Drummers perlte, doch dachte er nicht weiter darüber nach, blickte nur in diese tiefgründigen Augen, die sich nun auf ihn legten, und er glaubte ein merkwürdiges Funkeln in diesen zu erkennen, tat es aber als Einbildung ab, als die Stimme des Jüngeren ertönte. „Es geht mir gut und außerdem hat deine Untersuchung länger gedauert als meine.“ „Mir kam es gar nicht solange vor, na ja ist jetzt auch egal, ne? Schließlich geht es jedem von uns gut und keinem ist etwas schlimmeres passiert, auch wenn ich mich erst mal daran gewöhnen muss, meinen linken Arm nicht zu sehr zu belasten.“ Der Schwarzhaarige sah, wie sein Gegenüber nur nickte, während ein erquältes Lächeln auf seinen Lippen erschien, denn er war noch immer nicht wirklich begeistert von der Diagnose der Ärztin, doch ließ es sich wohl nicht ändern, das er sich, so gut es ging, schonen musste, wenn er bald wieder ganz fit sein wollte. „Mou...irgendwie ist es schon gemein, jetzt kann ich mich gar nicht mehr mit Kyo oder Die streiten, dabei bereitet mir das doch so viel Freude, wie fies.“ Toshiya schob seine Unterlippe etwas hervor, zauberte einen schmollenden Ausdruck auf sein Gesicht, doch entging dem Drummer nicht das schelmische Glitzern in den Augen des Größeren, etwas, das dem Braunhaarigen abermals ein leichtes Lächeln entlockte. Der Ältere freute sich über diese kleine Geste, besonders, da er wusste, das er es war, der es geschafft hatte, Shinya ein wenig aus dem dunklen Loch zu locken, welches seinen Freund schon seit Wochen gefangen zu halten schien und es lenkte ihn selbst etwas von den trüben Gedanken über das Verhalten des Langhaarigen ab. Die nächsten Minuten verbrachte der Bassist damit, die Neckereien von Die und Kyo über sich ergehen zu lassen. Beide hatten seinen letzten Satz mitbekommen und erlaubten sich nun ihren Spaß dabei, ließen Sätze wie ‚Der arme kleine Totchi, nun so hilflos und wehrlos’ oder ‚Dann kehrt mal endlich ein bisschen Ruhe hier ein’ fallen, brachten ihren Freund dadurch wieder zum schmollen. Doch Toshiya wäre nicht die Frohnatur der Band, wenn er sich dies gefallen lassen würde und schon im nächsten Moment konnten seine Freunde miterleben, wie der beleidigte Ausdruck auf dem Gesicht des Langhaarigen schwand, sich stattdessen ein Grinsen auf dessen Lippen breit machte. „Pah, ihr seid doch nur neidisch, weil ich jetzt die ganze Aufmerksamkeit bekomme und ihr gar nicht beachtet werdet.“ Mit einem Glitzern in den Augen wand er sich dann wieder ihrem Drummer zu, tippte diesem dabei kurz auf die Schulter, wie, als wollte er von diesem eine Bestätigung auf seine Worte hören. Doch quiekte der Schwarzhaarige leicht überrascht auf, als ein Kissen in seinem Gesicht landete und sofort danach, blickten die braunen Augen empört um sich, nach der Ursache für dieses, doch so hinterhältige Attentat suchend, und landeten dabei auf ihrem Sänger, welcher leise lachte. Das Lachen verstummte jedoch, als nun Kyo es war, der sich unter einen Stück Stoff, gefüllt mit Federn wieder fand, dieses dann in seine Hände nahm und entgegen aller Erwartungen, nicht wieder auf den Jüngeren schmiss, sondern es einfach achtlos auf den Boden fallen ließ. „Wie mir scheint, bist du nicht so hilflos, wie du uns glauben machen willst, nicht wahr?“ Toshiya, welchem das animalische Leuchten in den Augen seines Gegenübers keineswegs entgangen war, hob nun abwehrend seine rechte Hand, denn er ahnte, was der Ältere als nächstes vor hatte. „A...aber Kyo, d...du weißt doch, ich bin immer ganz lieb und nett und brav, ich würde es mir doch niemals erlauben euch einen Bären aufzubinden...“ „Natürlich, ich glaube dir jedes Wort.“ Der Schwarzhaarige hatte keine Zeit, sich noch weiter durch seine zurechtgelegten Ausreden zu retten, denn kaum das die Worte, die Lippen des Kleineren verlassen hatten, erschien dieser wie durch Geisteshand, plötzlich neben ihm und begann mit seinen Fingern in die Seiten des Wehrlosen zu pieken. Kyo hielt sich dabei, entgegen seiner sonstigen Art, sehr zurück, denn schließlich wollte er seinem Freund nicht weh tun und zusätzlich Schmerzen bereiten. Der Bassist versuchte, so gut es ihm möglich war, sich gegen die Kitzelattacken Kyos zur Wehr zu setzten, doch gelang ihm dies mehr schlecht als recht „K...kyo...hör auf, d...das ist gemein.“ „So? Das denke ich nicht, hier muss mal wieder jemanden beigebracht werden, das er mehr Respekt gegenüber seinen älteren Bandkollegen zeigen sollte.“ Dem Jüngeren blieb kein Atem, um auf die Worte seines Freundes zu antworten, perlte immer wieder ein lautes Lachen von seinen Lippen, während er versuchte von dem Kleineren weg zu rutschen. Der Drummer, welcher bis dahin ruhig neben den beiden Kindsköpfen gesessen hatte, zog es nun vor, sich etwas mehr an das äußere Ende der Couch zu setzten, wollte er nicht auch noch unfreiwillig in die Rangelei der beiden gezogen werden. Es verging eine gewisse Zeit, in welcher nur dass Lachen ihres Bassisten die Ruhe in dem sonst stillen Raum durch brach, die restlichen Mitglieder Dir en greys sich das Schauspiel vor ihren Augen, teils belustigt und, von Kaorus und Shinyas Seite, mehr skeptisch betrachteten, bis sich ihr Leader dazu entschloss ein Machtwort zu sprechen. „Jetzt ist es aber genug. Kyo hör auf, Totchi bekommt ja schon gar keine Luft mehr. Ihr habt euch jetzt genug ausgetobt.“ Ob der Worte hielt der Sänger tatsächlich in seinem Treiben ein, doch ließ er nicht von Toshiya ab, bevor er einen gespielt, funkelnden Blick in Richtung ihres Leaders abgeschossen hatte, der den Violetthaarigen wenig beeindruckte, dann ließ sich der Blonde zwischen die beiden Jüngeren fallen, offensichtlich sehr zufrieden mit seiner neuen Position, da der Kleinere die Augen zufallen ließ, behaglich schnurrte. Über die Lehne der Couch blickte der Langhaarige zu der Fensterfront hinüber und aus dieser heraus, auch wenn er von seiner Position aus nicht all zu viel erkennen konnte, doch das störte den Zierlicheren nicht, er genoss die komfortable Stimmung die sich über den Raum gelegt hatte. Irgendwann waren auch Kaoru und Die zu ihnen herüber gekommen, teilten sich, wie auch schon zuvor einen Sessel, damit sie beide in den Hefter blicken konnten, welchen der Violetthaarige in den Händen hielt, als die beiden Gitarristen über den neu begonnenen Song sprachen, hier und da immer wieder neue Vorschläge unterbreiteten, die erst abgewogen und dann doch verworfen wurden. Toshiya blickte auf das Display des Gameboys ihres Sängers, den Kyo, weiß Gott wo, hervor gezaubert hatte und nun in seine eigene Welt aus Fantasyfiguren und Massenschlachten vertieft war, ohne das es ihn zu stören schien, dass der Bassist halb auf ihm lehnte und den Kopf auf der Schulter des Kleineren gebettet hatte. Ein leises Gähnen verbarg der Braunhaarige hinter seinen Fingern, nun, wo auch die letzte Anspannung zu weichen schien, fühlte er sich sehr erschöpft, sehnte sich nach Ruhe und einem heißen Bad und da niemand im Zimmer, Ansprüche auf genau dieses stellte, erhob er sich behutsam. „Ich werde mich für heute zurück ziehen.“ Ihr Leader blickte mit einem schmalen Lächeln zu ihm auf, nickte leicht. „In Ordnung, möchtest du, das dir jemand hilft, den Verband neu anzulegen, wenn du dich umgezogen hast?“ Der Braunhaarige schüttelte leicht seinen Kopf, sich einige der losen Strähnen hinter die Ohren legend. „Nein, ich werde es alleine schaffen, danke.“ Kaoru nickt nur in Erwiderung, wand sich dann mit einem letzten Lächeln wieder den Noten zu, während der Drummer lautlos in sein Reich schritt, von dort ein Schlafshirt und frische Shorts mit sich nahm, seine Handtücher und auch der Kulturbeutel befanden sich noch im Badezimmer. In dem warm eingerichteten Raum angekommen seufzte er leise, ob der eingeschalteten Bodenheizung, die Tür abschließend, bevor er seine Sachen auf dem Absatz unter dem Fenster ablegte und sich selbst auf die geschlossene Toilette nieder ließ. Mit einem leisen, müden Seufzen löste der schlanke Mann das Band um seine Haare glitt mit den Fingern durch dieses, um den Zopf zu lösen, bevor er es bürstete und nach oben steckte, dann ließ er warmes Wasser in die Wanne ein, suchte einen der Badezusätze aus seiner Tasche heraus, goss diesen in den Strahl, bevor er die kleine Flasche wieder fest verschloss, seine Kleidung vom Leib streifte, die er zusammengefaltet neben seine Nachtwäsche platzierte. Behutsam löste Shinya den Verband um seinen Knöchel, einerseits war es ein befreiendes Gefühl die enge Bandage fort nehmen zu können, doch das brennende Ziehen wurde sofort stärker, begann leicht zu pochen, als sich der Langhaarige in das Wasser sinken ließ, die Augen schloss, nachdem er das fließende Nass abgeschaltet und sich gegen den Rand der Wanne hatte sinken lassen. Einige Minuten verbrachte der Drummer so, seine Gedanken weit von sich geschoben, bis er in einem süßen Nichts schwebte, welches sich mehr und mehr in die Schwingen des Schlafes wandelte und so bemerkte Shinya gar nicht, dass er einnickte, erst, als das Wasser gegen seine Lippen perlte, rüttelte ihn sein Geist wach genug. Mit einem müden Blinzeln, verbarg der Drummer ein weiteres Gähnen hinter einer vorgehaltenen Hand, dann angelte er nach seinem Schwamm, mit welchen er über seine Haut strich, sich kurz wusch und seine Zähne putzte. Während sich der Musiker abtrocknete ließ er das Bad ab, räumte alle benutzten Gegenstände fort, bevor er sich hinter ein jedes Ohr eine Paste aus Minze und anderen Ölen legte, da ihn der Geruch entspannte und gegen seine Kopfschmerzen half. Ohne den stützenden Verband anzulegen verließ er den Raum, ließ hinter sich die Türe offen, damit die Feuchtigkeit entweichen konnte, auch wenn er das Fenster geöffnet hatte. Offensichtlich war dem Bassisten als einzigstem aufgefallen, das er wieder zurück war, denn Toshiya schenkte ihm erst ein Lächeln, welches sich jedoch nur Sekunden später verlor, von einem besorgten Stirnrunzeln abgelöst wurde, als der Blick des Älteren auf seinen Knöchel fiel, derweil sich der Schwarzhaarige erhob und nonchalant zu ihm herüber kam, wie, als wolle er ihn fragen, ob Shinya wusste, wie das morgige Wetter ausfallen würde. Irgendwie überraschte ihn diese Führsorge des Älteren, der ganz offenbar versuchte, so wenig Aufmerksamkeit wie möglich auf sie beide zu lenken, als Toshiya ihn sacht unter dem Ellebogen stützte und ihn zu seinem Zimmer führte. „Ne, Shin-chan... darf ich mir das Buch noch einmal ausleihen?“ Der Drummer nickte leicht, sehend, dass der Größere genau jenes schon in der freien Hand hielt, als er mit dem Handrücken das Licht in dem Raum des Braunhaarigen einschaltete, Shinya zu dem Bett hinüber brachte. „Soll ich dir helfen?“ Zwar öffneten sich die Lippen des Zierlicheren, um dem Bassisten zu danken, jedoch das Angebot auszuschlagen, doch war die Frage seines Freundes wohl eher rein rethorischer Natur, denn der Ältere ließ sich vor ihm auf die Knie nieder, umfasste behutsam seine Wade, um sein Bein auf den Stuhl abzulegen, den Toshiya mit dem freien Arm heran zog. „Danke.“ Auf das leise gemurmelte Wort des Drummers strahlte Toshiya mit einem ‚Sonnenaufgangslächeln’ zurück, bevor sich der Schwarzhaarige erhob, von dem Tisch die Tube mit der Salbe und etwas Mull nahm, die Dinge legte er fürs Erste neben dem Jüngeren ab, als der Dunkeläugige nach dem Verband griff, der oben auf der Kleidung des Langhaarigen gelegen hatte, diesen sorgsam aufrollte. Sie sprachen zwar nicht miteinander, doch Shinya mochte diese Stille zwischen ihnen, oft war der Größere weit aufgedrehter, weswegen diese, so ruhige Art in den Schatten gestellt wurde, obgleich sie der junge Mann so sehr schätzte. Mit vorsichtigen Bewegungen öffnete Toshiya die Salbe, drückte etwas von ihrem Inhalt auf den Mull, welchen der Ältere sacht gegen den Knöchel des neben ihm Sitzenden presste, bevor er damit begann, den Verband um das Gelenk und den Fuß zu schlingen. „Du sagst es mir doch, wenn ich dir weh tue, nicht wahr?“ Shinya summte leise, während sich ihre Blicke trafen, Toshiya ihn nur einen langen Moment lang ansah, dann hoben sich die Lippen des Schwarzhaarigen in einem kleinen Lächeln. „Dann ist es gut.“ Nach wenigen Minuten, hatte er den Verband vollständig um den zierlichen Fuß seines Freundes gewickelt und befestigt und erhob sich wieder aus seiner knienden Position, während seine Augen auf Shinya ruhten, welcher ihm einen dankbaren Blick schenkte. „So, fertig. Ich werde dich jetzt auch nicht mehr länger stören und wünsche dir eine gute Nacht.“ Nach diesen Worten, trat Toshiya noch mal näher an den Jüngeren heran, drückte diesen kurz mit seinem rechten Arm, welchen er auf die zierlichen Schultern seines Gegenübers gelegt hatte, an sich, bevor er sich wieder löste, dem Braunhaarigen abermals ein kleines Lächeln schenkte und kurz darauf mit dem geliehenen Buch in der Hand, auf die Tür zutrat. „Totchi...danke, aber du hättest das nicht tun müssen.“ „Ich weiß.“ Ein letztes Mal blickte er auf seinen Freund, zwinkerte diesem zu und winkte leicht, ehe er den Raum seines Kollegen verließ. Für einen Moment stand der Bassist etwas verloren in dem großen Wohnzimmer, wusste nicht so recht, was er tun sollte, denn einerseits fühlte er sich vollkommen ausgelaugt und erschöpft, doch andererseits, war er irgendwie rast- und ruhelos, lenkten sich seine Gedanken, wann immer er Zeit zum überlegen hatte, auf die Geschehnisse des Tages, den Unfall. Der Schwarzhaarige entschloss sich, ihrem Vocal noch ein wenig Gesellschaft zu leisten, um sich abzulenken, konnte erkennen, dass sich dieser als einziger mit ihm im Raum befand und weiterhin mit seinem Gameboy beschäftigt war, denn das leise Plätschern von Wasser verriet ihm, das sich Die oder Kaoru, vielleicht aber auch beide, unter der Dusche befanden. Nachdem er sich neben den Sänger gesetzt hatte, welcher ihn scheinbar gar nicht bemerkt hatte, musterte er diesen für einen Augenblick, da er sich zurück erinnerte, an den Vorfall, vor ihrem Interview mit dem Journalisten Matthew. Zwar hatte sich der Blonde den restlichen Abend ihm gegenüber vollkommen normal verhalten, doch der Gedanke, dass er seinen Freund verärgert haben könnte, ließ ihn nicht los, er wollte nicht dass Kyo auf ihn, wegen was auch immer böse war und so sprach er den Kleineren an. „Kyo,…hey Kyo.“ Der Ältere reagierte nicht, war scheinbar viel zu vertieft in seinem Spiel, als dass er überhaupt etwas mitbekommen hätte, auch wenn eine Bombe neben dem Kleineren explodieren würde, so entschloss sich Toshiya, etwas anderes zu probieren, um die Aufmerksamkeit seines Gegenübers zu erlangen. Leicht rüttelte der Langhaarige an der Schulter des Anderen, rief weitere Mal seinen Namen, bis sich Kyo endlich von dem kleinen Display löste und sich dessen tief braune Augen auf ihn richteten. „Hey, was ist denn?“ Für einen Moment blickte ihn der Blonde etwas verwirrt an, bis sich der Ausdruck auf dem Gesicht seines Freundes in etwas wandelte, das der Jüngere nicht wirklich verstehen konnte. „Entschuldige Kyo, aber ich muss mit dir reden.“ Ein Seufzen perlte von den Lippen des Vocal, doch nickte dieser und legte sein Spielgerät neben sich auf die Seite, darauf wartend, was Toshiya jetzt noch wichtiges mit ihm zu besprechen hatte. „Kann...kann es sein, dass du böse auf mich bist?“ Eine der feingeschwungen Augenbrauen des Sängers hob sich in die Höhe, blickte er den Bassisten nur fragend an, da er nicht wusste wie sein Freund auf solch einen Gedanken kommen mochte. „Ich meine....du, als ich dich und Shin-chan auf den Toiletten gefunden habe, du hast so böse ausgesehen, habe ich etwas falsch gemacht oder dich irgendwie verärgert?“ Angespannt, wartete der Größere auf eine Reaktion des Älteren, als dieser noch einmal leicht seufzte, sich für einen Moment zu sammeln schien und dann leicht seinen Kopf schüttelte, ehe dessen Stimme ertönte. „Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du dir viel zu viel Gedanken machst Totchi? Ich war und bin nicht böse auf dich und es tut mir leid, wenn es so gewirkt haben sollte.“ „Ohh, dann....war es dann vielleicht wegen Shinya?“ Abermals perlte ein Seufzen von den Lippen seines Gegenübers, wartete der Dunkelhaarige darauf, dass der Sänger ihm antworten würde, da er das momentane Schweigen, von diesem nicht deuten konnte. „Ja, aber es ist eine Sache zwischen mir und unserem Jüngsten.“ „Hmm..., schon ok. Es reicht mir zu wissen, dass du nicht sauer auf mich bist.“ Die Aussage des Jüngeren entlockte dem Blonden ein leichtes Lächeln, schüttelte er wieder nur leicht den Kopf, während er mit einer Hand durch die Haare seines Gegenübers wuschelte, dabei im Gedanken, dass Toshiya manchmal viel zu sensibel für diese Welt war, es immer versuchte allen anderen Recht zu machen und oft ohne Grund ein schlechtes Gewissen bekam, doch das war einfach die Art ihres Bassisten und wenn Kyo zu sich selber ehrlich war, wünschte er sich den Jüngeren auch nicht anders. Ihre Aufmerksamkeit, richtete sich auf die Badezimmertür, die so eben geöffnet wurde und kaum eine Sekunde später erschienen die beiden Gitarristen vor ihnen, beide mit nassen Haaren, offensichtlich dazu bereit, sich in die Nachtruhe zu begeben. „Na ihr zwei, wir werden jetzt schlafen gehen. Macht auch nicht mehr zu lange, denn wir haben zwar morgen einen entspannten Tag vor uns, aber ihr wisst ja, das unser Leader-sama uns keine ruhige Minute gönnen wird.“ Die beiden nickten nur auf die Worte des Rothaarigen, welcher breit grinste, lächelten leicht, als Kaoru seinen Freund gespielt verärgert auf die Brust schlug und leise schnaubte, als sich die beiden auch schon wieder ab wanden, um sich in ihr Reich zurück zu ziehen Der Sänger neben ihm gähnte und blinzelte, schien es als würde Kyo jeden Moment neben ihm einfach einschlafen. „Müde?“ „Hmm, ja, vielleicht sollten wir uns den Rat von Die zu Herzen nehmen und auch ins Bett gehen, oder bist du noch nicht müde?“ Toshiya gab nur ein zustimmendes Summen von sich, auch wenn er noch immer keine wirkliche Ruhe in sich verspürte, doch wollte er seinem Freund keine Sorgen bereiten. „Willst du vorher noch duschen gehen?“ „Nein, nur Zähne putzen, zu mehr habe ich heute keine Lust. Danach hast du das Bad für dich.“ Nach dieser Aussage erhob sich der Kleinere von der Couch und verschwand in dem angrenzenden Raum. Der Bassist legte das Buch welches sich noch immer in seiner Hand befunden hatte, vor sich auf dem Tisch ab, nachdem Kyo ihn alleine gelassen hatte. Danach stand auch er auf und ging in sein Zimmer, nur um wenige Minuten später mit frischer Unterwäsche und einem T-Shirt auf dem Arm, wieder zu erscheinen, dann setzte der Schwarzhaarige sich abermals auf dass Sofa und wartete bis der Sänger das Bad verlassen würde. ~~~~ Da er die Dusche zu seinem eigenen Bedauern nicht nutzen konnte, hatte sich der Bassist dazu entschlossen, sich eben nur zu waschen. Nachdem er auch die Zähne geputzt und sich mit einiger Mühe, wieder angezogen hatte, verließ der Schwarzhaarige den kleinen Raum wieder und ging auf leisen Sohlen, um keinen der Anderen zu wecken, zu seinem Schlafgemach. Vorsichtig öffnete er die Tür, verschloss diese ebenso langsam, nachdem er eingetreten war und erkannte dann, das sein Zimmergenosse bereits im Land der Träume schlummerte. Seine gebrauchte Kleidung legte Toshiya auf einem der Stühle ab, das Buch neben sich auf den kleinen Nachtschrank, ehe er es seinen Kollegen gleich tat und ebenfalls ins Bett ging. Doch sollte es ihm nicht gelingen die ersehnte Ruhe, nach welchem es sein Körper verlangte, zu finden, drehte er sich immer wieder vorsichtig von einer Seite auf die Andere. Der Bassist konnte nicht verstehen warum, aber immer, wenn er seine Augen verschloss, drangen Bilder der Unfallstelle in sein Bewusstsein ohne dass er sich dagegen wehren konnte. Er wusste nicht, wie viel Zeit bereits vergangen war, als er sich abermals in dem Bett drehte, in der Erkenntnis, das er wohl wirklich nicht so schnell einschlafen würde, wie es sich der Langhaarige wünschte. Dies ließ ihn leicht aufseufzen, richteten sich seine Augen in dem dunklen Zimmer, welches nur durch den Schein des Mondes erhellt wurde, auf den Roman, den er sich von Shinya geliehen hatte und somit beschloss er einfach noch etwas zu lesen, sich abzulenken von diesen ständigen Bildern und in der Hoffnung, endlich die Ereignisse des Tages hinter sich zu lassen. Kaum diesen Gedanken zu Ende gedacht, knipste der Langhaarige auch schon sein Nachtlicht an, nahm sich den Wälzer zur Hand wie auch seine Lesebrille, da er sich seiner Kontaktlinsen entledigt hatte. Einige Zeit lang war nur das umschlagen von Seiten in dem sonst so leisen Raum zu vernehmen, bis Minuten später nur noch die Atemgeräusche von Kyo und dem Bassisten zu hören waren, da der Schwarzhaarige unter dem lesen, doch noch in das Reich der Träume gefallen war. (...doch noch ehe Toshiya etwas zu dem niedlichen Anblick sagen konnte, wurde die Stille durch einen lauten Knall unterbrochen, spürte der Bassist nur noch, wie er schmerzhaft mit der Schulter gegen die Seite des Fahrzeuges knallte, sich Sekunden später ihr Bus drehte und ihm kurz schwarz vor Augen wurde. Als der Schwarzhaarige seine Lider wieder öffnete, erkannte er, dass sich der Bus nicht weiter bewegte und sie scheinbar angehalten hatten. Toshiya wusste noch nicht wirklich, was eigentlich geschehen war , blinzelte einige Male, ehe sich die braunen Augen suchend um blickten. Der Bezopfte spürte einen stechenden Schmerz in seiner Schulter als er seinen linken Arm bewegte, bevor sich seine Aufmerksamkeit auf die restlichen Mitglieder seiner Band richtete. Ein erschrockenes Keuchen löste sich von den Lippen des 23-jähringen, als die dunklen Opale auf seinen Sitznachbar fielen. Die Augen des Rothaarigen waren starr nach vorne gerichtet, weit geöffnet und dieser rührte sich nicht, blinzelte nicht einmal, als der Bassist ihn an der Schulter berührte. Wie als hätte sich Toshiya die Finger verbrannt zuckte er plötzlich zurück, als der Körper des Gitarristen mit einem Mal leblos zur Seite kippte, den Sänger unter sich begrub und der Schwarzhaarige erst jetzt die Glasscheibe entdeckte, welche in den Hals seines Freundes gedrungen war. . Mit zitternden Fingern löste der Langhaarige seinen Gurt, erhob sich auf wackeligen Beinen und kniete einen Moment später vor seinen beiden Bandkollegen. Abermals löste sich ein Keuchen von seinen Lippen, schlug er sich die Hand vor den Mund, als sein Blick zum ersten mal auf den Sänger fiel. Auch in dessen Körper befand sich eine der Glasscheiben des Fensters, welches zerbrochen war, diese steckte in der Brust des Blonden, direkt auf der Seite des Herzens. Tränen der Verzweiflung traten aus den Augen des Schwarzhaarigen, als seine Freunde nicht reagierten, so sehr er sie auch schüttelte und ihre Namen rief, machte sich langsam eine grausame Erkenntnis in ihm breit, die schreckliche Übelkeit in ihm hochsteigen ließ. Doch der Bassist wendete sich ruckartig von den beiden, mittlerweile blutüberströmten Körpern, ab, denn er wollte wissen, was mit Shinya und Kaoru war, die bis jetzt noch kein Lebenszeichen von sich gegeben hatten. Schwankend erhob sich Toshiya aus seiner knienden Position, begab sich in die Vorderen Reihen um, nach seinen anderen Kollegen zu sehen. Der Tränenfluss aus den Augen des Bassisten nahm um ein weiteres zu, als sich seine in Schock geweiteten Augen auf den Leader und Drummer seiner Band richteten, konnte und wollte nicht glauben, was er erblickte. Die Lider des Jüngsten waren geschlossen, erweckten den Eindruck als würde dieser nur friedlich schlafen, doch die unnatürliche Stellung, in welchem der Kopf des Braunhaarigen ruhte, ließen Toshiya erkennen, dass das Genick Shinyas gebrochen war. Auch Kaoru, hatte seine Augen weit aufgerissen, doch waren diese blutunterlaufen, konnte der Schwarzhaarige sehen, wie die rote Flüssigkeit unaufhörlich vom Kopf seines Leaders tropfte, dessen linke Gesichtshälfte bedeckte und auch Tao, wie Toshiya erkennen konnte, hing nur noch in seinem Sitz. Auch bei ihnen erwiesen sich jegliche Mühen des Bassisten sie aufzuwecken, als zwecklos, sowieso konnte Toshiya keinen Laut in ihrem Van vernehmen, herrschte eine Totenstille in dem Gefährt, die ihn noch mehr in Panik verfallen ließ. Als sich der Schwarzhaarige nun von seinen Freunden und ihrem Betreuer ab wand, blickte er sich genauer um, stellte fest, das auch die Anderen, mit ihm in dem Bus befindlichen Personen sich nicht rührten und sich in teilweise dem selben Zustand befanden wie seine Freunde und Tao. Verzweifelt schlang der 23-jährige seine Arme um sich, schloss seine Augen um die schrecklichen Bilder zu vertreiben, doch dauerte es nicht lange, bis er sie wieder öffnete, Tränen unaufhörlich seine Wangen benetzten, als er immer und immer wieder die Namen der Anderen rief, hoffend doch noch eine Reaktion von ihnen zu bekommen. Allerdings, je mehr Zeit verging, wurde er sich bewusst, dass sie wirklich alle tot waren, denn keiner rührte sich, keiner antwortete ihm und keiner ließ diesen grausamen Anblick vor ihm verschwinden. Schluchzend und zitternd brach der erschöpfte Körper unter sich zusammen, drangen winselnde Geräusche durch die totenstille des Busses, bis sich Toshiya mit einem Schütteln übergab, nach diesem Anfall kraftlos auf die Seite kippte und die Augen Schloss, sich wünschend diesem Anblick zu entfliehen, während er noch immer verzweifelt schluchzte, vor sich noch immer den Anblick der Leichen sehend, bis alles um ihn herum in ein tiefes Schwarz gezogen wurde...) Ein Keuchen löste sich von den Lippen Toshiyas, als dessen Körper mit einem Mal in die Höhe schoss und der Bassist aus seinem, vom Alptraum geplagten Schlaf erwachte. Der Leib des Schwarzhaarigen, war mit Schweiß durchnässt, spürte er nahezu wie die Bettdecke und seine Kleidung an ihm klebte, bemerkte, die Feuchtigkeit auf seinem Gesicht, als die letzten Tränen über seine Wangen perlten. Noch immer zitterte er wie Espenlaub, von dem schrecklichen Traum, welcher ihn ereilt hatte und eine Angst die Augen zu schließen breitete sich in ihm aus, er wollte nicht wieder diese grausamen Bilder vom Tod seiner Freunde vor sich sehen. Wimmernd rollte er sich in einen kleinen Ball zusammen, wollte die Erinnerungen verdrängen, doch je mehr er sich gegen diese sträubte, desto mehr schienen ihn die Gedanken daran zu verschlingen. Gebrochen murmelte er den Namen des Sängers von seinen Lippen, hoffte, das dieser davon aufwachen würde, denn er konnte die Stille in dem Raum nicht länger ertragen, wollte nicht wieder einschlafen und nochmals diesen schrecklichen Traum erleben. Doch der Blonde rührte sich nicht, bemerkte nichts von dem Zusammenbruch des Bassisten, welcher nun seine Augen starr an die Zimmerdecke gerichtet hatte und versuchte sich zu beruhigen, doch es gelang ihm nicht, immer wieder tauchten die toten Körper seiner Freunde vor seinen inneren Augen auf, ob er sie geschlossen hielt oder nicht. Aufgrund dieser Bilder in seinem Kopf, breitete sich ein Übelkeit in ihm aus, die sich nicht vertreiben ließ, bis er sich sturzartig erhob, sein Schlafzimmer verließ und in dass Badezimmer hechtete, sich dort für einige Zeit in die Toilette übergab, bis sich nichts mehr in seinem Magen befand und er nur noch trocken würgte. Der Bassist lehnte sich erschöpft an die kalten Fließen, atmete einige Male tief ein und aus, bis er sich wieder etwas besser fühlte, doch blieb er noch weitere Minuten in dieser Position sitzen. Ewigkeiten danach, erhob er sich wieder, betätigte mit zitternden Fingern die Spülung und putzte sich nochmals die Zähne um diesen widerlichen Geschmack los zu werden, ehe er den Raum wieder verließ und sich auf die Couch im Wohnzimmer setzte. Starr war sein Blick auf die gegenüberliegende Wand in dem dunklen Raum gerichtet, während sich immer und immer wieder die Bilder des Alptraumes in seinen Kopf drängten und er sich dagegen sträubte Schlafen zu gehen, auch wenn er noch so erschöpft war, doch er wollte nicht alleine sein, konnte nicht alleine sein. Nach ewig langer Zeit, in dieser unerträglichen Stille, wie es ihm vorkam, erhob sich der Bassist wieder und wie von selbst lenkten ihn seine Schritte, in die Richtung von Shinyas Zimmer. Ein Gefühl hatte sich in ihm ausgebreitet, das der Jüngere ihm vielleicht helfen konnte, bei dieser Unruhe und Angst die ihn befallen hatte, denn er wusste, Kyo würde so schnell nicht wieder aufwachen, als das er sich diesem hätte zuwenden können und Kaoru und Die, wollte er schlicht weg, nicht in sein inneres Chaos mit rein ziehen. ~~~~ Er hatte vergessen, seinen Diskman abzustellen. Das war das erste, dessen sich Shinya bewusst wurde und für einige Momente glaubte der Langhaarige, dass dies auch der Grund für sein Erwachen war, wo es doch so lange gedauert hatte, bis er überhaupt Ruhe gefunden hatte. Einige Sekunden später war der Drummer durch seinen Geist so weit wachgerüttelt, dass es ihm möglich war, die kalten Finger zu spüren, die sich sacht gegen die Haut seiner Schulter pressten, ihn leicht schüttelten. Während er sich halb aufstützte, blinzelte der Liegende ein paar Male, suchend seine noch nicht vollständig klare Sicht zu schärfen, um zu erkennen wer bei ihm war und in diesen Sekunden vor ihm zurück wich. „Toshiya?“ Keine Antwort, doch in dem schwachen Licht des Mondes vermochte der Braunhaarige zu sehen, das sich sein Freund auf die Unterlippe biss, weswegen Shinya seine Finger ausstreckte, sie über jene legte, die sich in seiner Decke verkrampft hatten, als sie von seinem Körper gefallen waren. „Ist alles in Ordnung?“ Wieder keine Reaktion, nur der Blick aus dunkelbraunen Augen, die in jenem Moment wie verkohlt wirkten. Sich ein wenig streckend, schaltete Shinya die kleine Lampe ein, vielleicht mochte das künstliche Licht zu harsch sein, doch der Jüngere würde dies hier nicht tun können, wenn sie weiter in Dunkelheit gehüllt bleiben würden. Mit einem leisen Laut schloss der Größere, geblendet die Lider, während sich der zierlichere der Beiden vollständig aufsetzte, die Beine über das Bett schwang, so das die Füße den kühlen Boden berührten, er auf den vor ihm knienden Bassisten herunter blicken konnte und ohne, das sich Shinya wirklich bewusst wurde, was er tat, legte er eine Hand gegen die Wange des Schwarzhaarigen. Sein Freund schmiegte sich augenblicklich gegen diese, schien die Wärme absorbieren zu wollen, dabei fing sich immer wieder der Atem des Älteren, schien dieser einer Panik und Verzweiflung nahe, die der Langhaarige nicht begreifen konnte, doch die ihm die Brust zuschnürte. Was war nur geschehen? Wovor hatte Toshiya mit einem Mal eine solche Angst... es war doch nichts passiert, oder? Sie alle waren zu Bett gegangen, um sich zu erholen und zu schlafen... war dies vielleicht der Grund? Behutsam streichelte ein Finger des Drummers über die klamme Haut seines Gegenübers, wartend, dass sich die dunklen Augen einmal mehr auf ihn richten würden. „Hast du schlecht geträumt?“ Ein kleines Nicken, so unscheinbar, dass es Shinya entgangen wäre, hätte er die Bewegung nicht an seiner Hand spüren können und mit einem leisen, verständnisvollen Laut legte er dem Bassisten seine Finger in den Nacken, zog diesen so sacht an sich. Der Braunhaarige war nicht gut in so etwas, bisher hatte er niemanden Trost spenden müssen, weil die Personen um ihn herum immer andere Menschen hatten, an die sie sich wandten, oder – wie im Falle ihrer Band – es Toshiya selber war, der den Anderen Halt gab... nie war der Ältere zu ihm gekommen. Was also sollte er sagen, um den zitternden Mann zu beruhigen, ihm ein wenig von dem Schrecken zu nehmen, der so tief in seinem Freund verankert zu sein schien? Und noch während er unsicher seine Finger über das weiche Haar des Größeren gleiten ließ, schlang dieser die Arme fest um seine Taille, presste sich eng gegen ihn, wo der Kniende erst leise keuchte, dann zu schluchzen begann, die Tränen einfach fielen. Gebrochene Worte entflohen der Kehle des Älteren, wann immer dieser genug Luft hatte und auch, wenn sie für Shinya unverständlich, aus dem Zusammenhang gerissen waren, so verstand der Drummer doch, dass Toshiya nicht noch einmal schlafen würde, aus Furcht, wieder zu träumen und der Panik, dass die Bilder auf irgendeine Weise real wurden. Irgendwann löste sich der Schwarzhaarige, schien sich bewusst zu werden, was er tat, doch diese Flucht würde Shinya seinem Freund nicht gestatten, weswegen er einen Finger auf die Lippen des anderen Musikers legte, als dieser eine Entschuldigung murmeln wollte. Diese, für den Zierlicheren so untypische, Geste hatte Erfolg, denn der Größere blinzelte ihn verwirrt an, derweil sich die Lippen des Jüngeren in einem schmalen Lächeln hoben. „Komm mit.“ Toshiya ließ sich von dem Braunhaarigen wie ein kleines Kind führen, als ihn dieser in das Wohnzimmer brachte, wo er den Bassisten auf den Sessel ihres Vocals setzte, die zusammengelegte Decke von der Couch nahm und sie um den Körper des Älteren fest steckte, nachdem er den Dimmer eingeschaltet hatte, damit sie in ein warmes Licht gehüllt wurden. Der Zierlichere konnte die Blicke des Größeren auf sich fühlen, als er in die offene Küche hinüber ging, dort den Herd anstellte und einen kleinen Topf aus dem Schrank nahm, welcher über die Jahre offenbar noch nicht oft gebraucht wurde, diesen auf die Platte stellte, dann öffnete der Kleinere den Kühlschrank, an der angebrochenen Milchtüte vorbei, eine neue greifend, da diese ebenfalls in den Besitz des Blonden übergegangen war. Ein wenig der Milch goss er in den Topf, auf welche der Braunhaarige achtete, dann holte er den Honig, den er gekauft hatte, als sie in der Stadt unterwegs gewesen waren und zwei Tassen aus einem anderen Teil der Küche, stellte diese auf den Tresen. Mit einer der gefüllten Tassen trat der Drummer auf den Älteren zu, reichte diesem das warme Getränk, dann ließ er sich auf die Couch sinken, genoss einen kleinen Schluck seiner eigenen Milch. „Warum hast du das gemacht?“ „Weil es gegen Alpträume hilft. Meine Mutter hat es mir als Kind beigebracht.“ Wieder blinzelte ihn der Ältere an und auch Shinya war, ob seiner eigenen Worte, mehr als überrascht, sein Leben war etwas, das er wie ein sorgsam gehütetes Geheimnis behandelte, es lag nicht in seiner Art einfach so darauf los zu erzählen und solche Details preis zugeben, doch nun war es zu spät und so stürmte der Jüngere einfach vorwärts, indem er dem Schwarzhaarigen ein weiteres Lächeln schenkte. „Trink sie ruhig.“ Toshiya tat prompt, worum der Kleinere gebeten hatte, in Genuss summend, als er die ersten Schlucke getrunken hatte, danach richteten sich die dunklen Augen einmal mehr auf den Langhaarigen, welcher seine Beine an den Körper herangezogen und unter einem der großen Kissen versteckt hatte. „Ich hätte nicht gedacht, das du auch schlecht träumst.“ Der Zierlichere schnaubte leise, ließ eine der feinen Brauen in die Höhe wandern. „Wieso sollte ich das nicht? Ich bin auch nur ein Mensch.“ „Das schon, aber ich hatte geglaubt, das deine Sturheit deinem Unterbewusstsein so etwas schlicht verbietet.“ „Das ist Unsinn.“ „Nein, es ist die toshiyasche Denkweise.“ Ein leises Lachen entfloh dem Drummer, ein Laut, der ein Lächeln auf die Lippen des Älteren zauberte und das Shinya zeigte, dass sich sein Freund beruhigt hatte, etwas, dass ihn ein wenig mit Stolz, aber vor allem mit einer angenehmen Wärme erfüllte. Mit einem kleinen Lächeln erhob sich der Jüngere, brachte ihre Tassen zurück, spülte sie kurz aus, um sie dann auf das Trockengitter zu legen. Arme schlossen sich um seine Mitte, nachdem der Bassist, von dem Kleineren unbemerkt in die offene Küche getreten war, Shinya den warmen Atem fühlen konnte, welcher über seinen Hals streifte, da der Ältere die Stirn gegen seinen Hinterkopf gelehnt hatte. „Ich danke dir... dafür, das du nicht gefragt hast...“ Was der Dunkelhaarige geträumt, was seinem Freund eine solche Angst gemacht hatte. Shinya summte nur leise, legte eine Hand auf die, welche auf seinem Bauch verschränkt ruhten. „Dafür musst du mir nicht danken.“ „Ich weiß.“ Für ein paar Augenblicke hielt ihn der Größere noch fest, dann trat der Bassist einige Schritte zurück, so dass sich der Jüngere zu ihm herum drehen konnte. „Bereit wieder schlafen zu gehen?“ Auf die Frage des Langhaarigen hin, verdunkelten sich die Augen seines Gegenübers sofort, als Toshiya leicht den Kopf schüttelte und damit begann die Decke wieder zusammen zu legen. „Ich glaube, ich werde noch ein bisschen hier sitzen bleiben.“ Ein lautloses Seufzen entfloh den Lippen des Kleineren, als dieser auf seinen Freund zu trat, ihm die Decke aus der Hand nahm und auf die Couch legte. „Du kannst nicht einfach wach bleiben.“ „Warum nicht? Es stört doch keinen.“ „Totchi, hör auf damit. Du weißt, dass du dich erholen musst.“ „Du kannst mich nicht dazu zwingen.“ Die Worte sollten starrköpfig, wenn nicht bockig sein und dem Braunhaarigen deutlich zeigen, dass Toshiya nicht noch einmal zu Bett gehen würde, doch klangen sie so zittrig, fast schon verzweifelt, dass sie nicht einmal ein kleines Kind davon abgehalten hätten, den Bassisten in sein Zimmer zu bringen. Kurz bevor Shinya die Klinke der Tür herunter gedrückt hatte, legten sich die Finger des Größeren über die des Zierlicheren, hinderten diesen so daran, das Licht des Wohnzimmers in den anderen Raum zu lassen. „Toshiya, bitte.“ Doch der Ältere schüttelte nur leicht den Kopf, die untere Lippe zwischen seine Zähne ziehend, bevor er leicht auf ihr herum knabberte, nach Worten zu suchen schien, ohne jedoch den Griff wieder frei zu geben, schließlich richteten sich die Tiefen des Schwarzhaarigen fast flehend auf den Kleineren. „Kann ich bei dir bleiben?“ „Kyo ist bei dir.“ „Er... er würde aber nicht aufwachen, wenn ich.. ich...“ Die Stimme des Bassisten wurde immer leiser, bis sie sich schließlich ganz verlor, Toshiya hilfesuchend zu seinem Freund blickte, der nach einigen Sekunden leicht den Kopf senkte, sich dann herum wandte um in seinen eigenen Raum zurück zu kehren, nachdem Shinya den Dimmer abgestellt hatte. Durch das Licht des Mondes, vermochte der Braunhaarige zu sehen, wie der Größere in sein Reich trat, hinter der Tür einen Augenblick lang zögerte, bis der Drummer die Decke in einer offenen Einladung nach oben hielt, zwar hätte der Ältere auch das zweite Bett nutzen können, doch wusste der Kleinere, dass sein Freund die Nähe zu einem anderen Menschen in diesen Sekunden extrem wichtig war, auch wenn es der Langhaarige nicht gewohnt war, sein Bett mit jemanden zu teilen. Die Decke senkte sich leicht über ihrer beider Körper und mit einem kleinen Stirnrunzeln drehte sich Shinya auf die Seite, suchte eine Position für seinen Fuß zu finden, die ihm am wenigsten Schmerzen bereitete, dann schaltete er die noch immer leise spielende Musik aus seinem Diskman ab. „Gute Nacht, Toshiya.“ Seine Antwort war ein leises Summen und ein Arm, der sich behutsam über die Taille des Drummers legte, nachdem der Schwarzhaarige vorsichtig heran gerutscht war, leise flüsterte, so dass es den Jüngeren kaum mehr erreichte. „Danke.“ Ende Part V – Dream [1] Sie nutzen die europäische Küche, deswegen keine Stäbchen sondern Besteck Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)