Drunk von abgemeldet
(es ist *schluck* fääääääärtig!!)
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Kapitel 4: Let me...
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IV
Den restlichen Tag verbrachte Farin damit, auf der Couch zu liegen und ins Leere
zu starren. Mehrmals hatte Rod versucht ihm Fragen zu stellen, aber jedes Mal
bekam er nur eine undeutlich genuschelte Antwort, also gab er es bald auf. Rod
war im Grunde dagegen, dass Farin Bela aus dem Weg ging, konnte ihn aber auch
verstehen. Seine Situation war alles andere als einfach und Rod wusste, wie
sensibel Farin war. Er würde es nicht so einfach verkraften, wenn Bela ihn
zurückwies oder ihn in irgendeiner Weise vor den Kopf stoßen sollte.
Rod sah Farin an, der auf der Couch saß, nickte ihm zu, dann nahm er seine
Schlüssel und ging aus der Tür. Er hatte beschlossen zu Bela zu fahren und mit
ihm darüber zu reden, was gestern Abend passiert war und Farin so aus der Bahn
geworfen hatte. Farin hatte er gesagt, dass er noch weg ging. Er konnte es nicht
ertragen, Farin, der sonst immer fröhlich war und gute Laune hatte, so
bedrückt zu sehen. Natürlich gab es Tage, an denen auch Farin scheiße drauf
war aber die waren selten und meist bekam er seine schlechte Laune schnell
wieder in den Griff, nur heute gelang es ihm wohl nicht so richtig. Rod war wie
immer der erste, der einen Schlichtungsversuch zwischen den beiden startete. Was
sollte er auch anderes machen?! Er konnte nicht mit ansehen, wie einer seiner
engsten Freunde aufgrund eines lächerlichen, unbedeutenden Kusses durchdrehte.
Doch für Farin war dieser Kuss weder lächerlich noch unbedeutend gewesen, es
hatte für ihn bedeutet, endlich den Menschen zumindest ein Stück weit zu
besitzen, den er am meisten wollte. Rod seufzte und klingelte an Belas (und
eigentlich auch Farins) Haustür. Es war zwar schon spät aber Rod wusste, dass
Bela noch wach sein würde. Seine Ahnung bestätigte sich, als einige
Augenblicke später die Tür geöffnet wurde und Bela matt lächelnd vor ihm
stand. „Komm rein.“, sagte er nur und öffnete die Tür ein bisschen weiter,
um Rod hereinzulassen.
Im Flur hängte Rod seine Jacke an den Haken und folgte Bela ins Wohnzimmer.
„Also, hat Farin sich gemeldet?“, fragte Bela geradeheraus, ließ sich auf
das Sofa fallen und sah Rod neugierig an.
Rod seufzte und setzte sich ebenfalls: „Er ist bei mir.“, als Bela den Mund
empört öffnete, um ihm, wie Rod vermutete einen Vorwurf zu machen, setzte er
noch hinzu: „Er wollte nicht, dass ich dir sage, wo er ist.“.
Bela stieß einen langen Seufzer aus und fuhr sich mit einer Hand durch die
Haare: „Warum macht er es bloß so kompliziert?!“. Bela hatte den ganzen Tag
über Farin und ihn selbst nachgedacht. Irgendwie schwankte Bela zwischen
unterschwelliger Freude und Empörung. Ihm war noch nie in den Sinn gekommen,
dass vielleicht aus der tiefen Freundschaft, die sie beide verband, mehr werden
könnte. Er hatte nie darüber nachgedacht, was er für ihn fühlte. Er war
immer sein bester Freund gewesen, derjenige, dem er blind vertraute, nie hatte
er es für möglich gehalten ihn einmal zu küssen (oder von ihm geküsst zu
werden). Niemals hatte er gedacht, dass es so weit kommen könnte, Farin war ein
Freund, ein wichtiger Mensch in seinem Leben, aber nie war er mehr gewesen,
außerdem war er ein Mann.
Und trotzdem konnte er dieses leise Glücksgefühl nicht verdrängen, dass sich
seit dem Kuss in seiner Magengegend breit gemacht hatte. Er spürte jedes Mal
ein kurzes aber heftiges Kribbeln, wenn er an Farins Gesicht dachte, an die
Lippen, die sanft die seinen berührten.
Rod riss ihn aus seinen Gedanken: „Wie meinst du das?“. Verwirrt sah Bela
auf: „Was?“
„Wie meinst du das, dass Farin es so kompliziert macht?“, erwiderte Rod mit
Nachdruck und beobachtete Bela aufmerksam. Der Schlagzeuger schien irgendwie
nicht richtig bei der Sache zu sein, schweifte mit seinen Gedanken dauernd ab.
„Hmmm....“, überlegte Bela, eigentlich wusste er es selber nicht so genau.
Was meinte er damit, Farin solle es nicht so kompliziert machen?! Was sollte er
nicht so kompliziert machen? Als Bela nicht antwortete, sondern einfach stumm
geradeaus starrte, beschloss Rod seine Taktik ein kleines bisschen zu ändern:
„Was empfindest du für ihn?“, fragte er einfach geradeheraus und sah mit
leicht amüsiertem Blick, wie Bela herumschnellte und Rod etwas ertappt ansah:
„Ich weiß es nicht, ich habe mir nie darüber Gedanken gemacht, ob ich für
einen Mann mehr empfinden könnte, als Freundschaft.“, sagte er und seufzte
resigniert, „Aber dieser Kuss war irgendwie...ich kann das nicht
beschreiben.“, setzte Bela noch hinzu und senkte den Kopf.
Rod nickte, dann lächelte er: „Ich glaube, es wäre ganz gut, wenn ihr
miteinander reden würdet....“, sagte er. Bela sah Rod etwas unsicher an:
„Meinst du, er will mich überhaupt sehen?“, fragte er und schüttelte den
Kopf, wie um sich selber zu antworten. „Ich weiß es nicht, aber ich weiß,
dass es besser wäre, wenn ihr das klärt.“, antwortete Rod und erhob sich.
Zögernd stand auch Bela auf und gemeinsam verließen sie die Wohnung. Die ganze
Autofahrt saß Bela fast apathisch auf dem Beifahrersitz und sah aus dem
Fenster. Seine Welt hatte sich in den letzten vierundzwanzig Stunden so sehr
verändert, dass es ihm schon fast unwirklich, wie ein Traum erschien. Und er
war sich nicht ganz sicher, ob es ein Alptraum war und er je wieder daraus
erwachen wollte.
Als sie vor Rods Haus angekommen waren, blieb Bela unschlüssig davor stehen.
Rod, der schon die Tür aufgeschlossen hatte, sah ihn an, dann sagte er
lächelnd: „Komm schon, es kann doch nichts schief gehen. Farin ist nämlich
felsenfest davon überzeugt, dass du ihn seit gestern Abend abgrundtief
hasst.“. Das bewegte Bela dann tatsächlich dazu, die Wohnung zu betreten.
Bela konnte den Gedanken nicht ertragen, dass Farin sich schlecht fühlte.
Farin war meistens derjenige, der die gute Laune in die Band brachte und die
beiden anderen aufmunterte. Bela zog seinen Mantel aus und hängte diesen an die
Garderobe, dann ging er ins Wohnzimmer. Er musste unwillkürlich über das Bild
lächeln, dass sich ihm dort bot. Farin war auf der Couch eingeschlafen, eine
Hand hing schlaff über den Rand auf dem Boden, er hatte den Mund leicht
geöffnet.
Bela ging leise näher an Farin heran und betrachtete ihn eingehend: Die blonden
Haare, die in alle Richtungen abstanden, die geschlossenen Augen und der leicht
geöffnete Mund, der ihn letzte Nacht geküsst hatte. Bela musste daran denken,
dass sich Farin gestern Abend wohl in genau der gleichen Situation befunden
haben musste, als er ihn küsste. Er lächelte, er hatte noch nie bemerkt, wie
friedlich aber auch anziehend Farin wirkte, wenn er schlief.
Bevor Bela richtig realisierte, was er tat, drückte er seine Lippen auf die
weichen Lippen seines schlafenden besten Freundes, von dem er nicht mehr genau
wusste, ob er das überhaupt noch für ihn darstellte.
Farin öffnete langsam die Augen und brauchte eine Weile, bis ihm bewusst war,
was Bela da tat. Farin war geschockt. Wie sollte er jetzt reagieren? Einerseits
war er unheimlich glücklich, die warmen Schauer in seinem Körper waren ein
Beweis dafür, andererseits war er nun vollkommen verwirrt. Er hätte es ja
verstanden, wenn Bela ihn zur Rede gestellt hätte aber mit dieser Reaktion
hatte er absolut nicht gerechnet. Trotzdem schloss Farin genießerisch wieder
die Augen und gab sich diesem wunderbaren Gefühl des schwindelnden Glück hin,
das sich in diesem Augenblick in seiner Magengegend breit machte.
Als Bela sich langsam von seinen Lippen löste, öffnete Farin die Augen wieder
und schaute Bela verwirrt aber zugleich sehnsüchtig an, dann sagte er leise:
„Hi....“, und lächelte unsicher, was Belas Herz noch ein wenig höher
schlagen ließ, als es sowieso schon tat. Er erwiderte den sehnsüchtigen Blick
Farins, beugte sich dann wieder zu ihm hinunter und küsste ihn abermals. Farin
schloss die Arme um Belas Oberkörper und zog ihn näher zu sich heran.
Nach einiger Zeit löste sich Farin wieder aus dem Kuss und sah Bela in die
dunkelgrünen Augen: „Weißt du, wie lange ich mir das schon gewünscht
habe?“ . „Warum hast du nichts gesagt?“,
fragte Bela und wünschte sich in diesem Moment, er könnte die Zeit
zurückdrehen. Sie kannten sich schon so lange und nie hatte Farin auch nur ein
Wort gesagt. Er war echt gut darin, seine Gefühle vor anderen Leuten geheim zu
halten und niemanden merken zu lassen, wie es ihm wirklich ging. So war er auch
auf der Bühne, er versteckte seine schlechte Laune, schluckte einfach alles
hinunter, ging als Farin Urlaub auf die Bühne und kam als Jan Vetter wieder
hinunter. „Woher sollte ich wissen, dass du mir diesen Wunsch erfüllen
würdest?!“, sagte Farin und Bela musste lächeln. Ja, woher hätte er das
wissen sollen?! Bis vor kurzem hatte er es auch nicht gewusst, es nicht
wahrhaben wollen, es nicht verstanden, dass er seinen besten Freund liebte. Und
dabei hatte es all die Jahre immer wieder Anzeichen dafür gegeben, die er aber
immer ignoriert hatte, weil es ihm so unwahrscheinlich vorgekommen war.
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