Zum Inhalt der Seite

An meinen dummen kleinen Bruder!

One Shots
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Old Dreams

Kommentar: Dies war einst das erste Kapitel zu einer Fanfiction, die ich nun überarbeitet habe, weil Uchiha Madara nach den letzten Kapitel viel besser ins Geschehen passt. Das erste Kapitel taugte nicht mehr für die FF, doch ich brachte es nicht übers Herz es zu löschen. Ich hoffe euch gefällt dieser kleine Einblick.

mangacrack
 

#
 

Sasuke stand in einer völlig zerstörten Landschaft. Überall um ihn herum gab es nichts Lebendiges mehr, außer ihm selbst. Bäume waren verkohlt, der Boden ausgebrannt und schwarz, Laub und Gestrüpp nicht mehr vorhanden. Jahre würde es dauern bis sich diese Gegend von den Schäden erholt haben würde. Doch dafür war es endlich zu Ende.
 

Sasuke ließ sich auf einen Stein sinken. Endlich hatte er seine Aufgabe erfüllt.

Müde hob er den Kopf und blickte ein paar Meter weiter, wo Itachi lag. Itachi war tot. Endlich hatte er es geschafft. Die Jahre der Schinderei, des harten Trainings und der Entbehrungen hatten sich gelohnt. Jetzt konnte sein Dasein als Rächer aufgeben.
 

Doch wohin sollte er gehen?

Sasuke seufzte. Er hatte alles hinter sich gelassen um dies hier tun zu können. Er hatte Konoha verraten und sich Orochimaru angeschlossen. Selbst nachdem er eben jenen getötet hatte, hatte er es abgelehnt zurück zu gehen, obwohl man es ihm immer wieder angeboten hatte. Naruto hatte einfach nicht aufgeben wollen.
 

Sasuke tat diese Nachdrücklichkeit des Blonden schon fast Leid. Er hatte so viel leiden müssen wegen ihm. Sollte er jetzt wirklich zurückgehen? Aber wohin denn sonst? Die Mitglieder der Akatsuki tauchten nur noch vereinzelt auf, sofern sie denn noch lebten. Sasuke konnte nicht sagen, wie viele inzwischen schon getötet worden waren.

Vielleicht war es wirklich das Beste nach Konoha zu gehen.

Dort fand er vielleicht einen Platz, um über sein Leben nachzudenken.
 

Sasuke sah sich Itachi an.

Bis zuletzt hatte er diesen nicht begriffen. Er hatte alles getan, um ihn, Sasuke, dazu zu bringen ihn zu töten. Er hatte Itachis Wunsch erfüllt. Er hatte erkannt, dass dies das Einzige war, woran er sich festhalten konnte. Etwas, dass seinem Leben einen Sinn gab. Was hätte er denn sonst tun sollen? Zu gerne hätte er Antworten bekommen.
 

Doch das ging jetzt nicht mehr.

Itachi war tot. Der Mörder seiner Familie war gestorben.

Sasuke betrachtete das Blut, das an seinen Händen klebte und seine Kleidung durchtränkte. Er musste furchtbar aussehen. Großartig verletzt war er nicht. Nur erschöpft von den Jutsu, die er hatte anwenden müssen um Itachi zu besiegen. Doch am meisten schmerzten seine Augen. Ständig das Sharingan zu benutzen strengte an und er hatte in all den Jahren keinen Weg gefunden, um diese Schmerzen schneller verschwinden zu lassen. Manchmal half es einen kalten Lappen auf die Augen zu legen, doch er hatte oft keine Zeit dafür gehabt.
 

In Konoha würde er sie vielleicht haben.

Sasuke beschloss wirklich erst einmal dahin zurückzukehren.

Wie es wohl sein würde? Nach acht Jahren dahin zurückzukehren?
 

Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor. Erst die drei Jahre bei Orochimaru, dann die Zeit, in der er mit dem Team Hebi durch die Lande gestreift war um Itachi zu finden, die Kämpfe gegen die Akatsuki Leute, die ihn ausschalten wollten und letztendlich die Vorbereitung auf sein letztes Duell mit Itachi.
 

Sasuke fragte sich, ob er das hier wirklich beabsichtigt hatte.

Sein einziges Lebensziel lag tot vor ihm. Er war stark wie kaum ein Anderer. Was sollte er noch tun?

Diese Welt interessierte ihn nicht.
 

Was kümmerte es ihn, wenn Konoha in ein paar Jahren einen neuen Hokagen ernennen würde?

Es brachte seine Vergangenheit auch nicht wieder zurück!
 

Sasuke fühlte auf einmal eine unbeschreibliche Sehnsucht in sich.

Er wollte zurück! Zurück in die Zeit, wo er Itachi einfach zu umarmen konnte. Wo er sich angestrengt hatte, um die Aufmerksamkeit seines Vaters zu bekommen. Seine Familie. Wie es wohl gewesen wäre, würde sie noch leben? In Sasuke brach auf einmal ein Damm. Sein einziges Familienmitglied hatte er selbst getötet und würde bald, so wie seine Eltern, in einem grauen Dunst verschwinden, wenn er durch diese Welt irrte.
 

Tränen liefen über seine Wangen.

All die Jahre hatte er die Traurigkeit und die Verzweiflung unter einem Berg von Hass begraben, sich nicht erlaubt schwach zu sein. Doch jetzt, jetzt wo er ganz alleine war, konnte er endlich trauern. Sasuke versuchte sich die Tränen wegzuwischen, als er aufstand und zu Itachis Leichnam ging. Doch sie wollten nicht versiegen. Also ließ er fließen. Er versuchte die unglaubliche Trauer zu ignorieren, als er sich neben Itachi fallen ließ, doch sie wurde nur noch größer. Er sah in das schon friedliche Gesicht Itachis und schluchzte auf. Er war allein.

So unglaublich allein.
 

Er war nun der einzige noch lebende Uchiha auf dieser Welt.

Vielleicht der stärkste Uchiha, den es je gegeben hatte, doch wer konnte das schon sagen? Er wusste so wenig über seine Familie. Sasuke legte seine Hand auf Itachis Wange, geführt von dem Verlangen seinem Bruder nahe zu sein. Ihm überkam immer mehr Trauer und es dauerte nicht lange, bis er über seinem Bruder zusammenbrach. Es schienen Stunden zu vergehen, in denen er einfach sich nur an seinem Toten Bruder festhielt. Sasuke brachte nicht die Kraft auf sich gegen die auf ihn einstürzenden Gefühle zu wehren. Sie überrollten ihn, nahmen in den Verstanden und ließen ihn versinken, in einer großen Flut aus Bildern.
 

Bedauern stieg in ihm auf.

Jetzt wo er begriff, dass Itachi tot war und nie wieder kommen würde, wollte er es rückgängig machen. Am liebsten würde er verhindern, dass Itachi ihre Familie tötete und ihn zu diesem Pfand des Hasses und der Einsamkeit verdammte.
 

Doch das würde nie geschehen.

Es war alles zu Ende.
 

Das Einzige, was ihm noch blieb, war seinen Bruder zu begraben. Sasuke wusste, dass er das tun wollte. Er musste es tun. Er würde seinen Bruder zurück nach Konoha bringen und diesen dort begraben. Er würde die Totenwache halten und um seinen Bruder trauern. Das Monster, das seine Familie umgebracht hatte, war verschwunden. Er konnte mit ruhigen Gewissen Itachi begraben. Doch er würde niemandem sagen, wo er das tun würde. Nie sollte jemand das Grab Itachis finden.
 

Da fiel Sasuke etwas ein.

Er holte sein Kunai raus und etwas, dass wie eine Dose aussah. Diese Dose war durchsichtig und war mit einer leicht bläulichen Flüssigkeit gefüllt. Er wusste was zu tun war. Er hatte es so oft bei Kabuto gesehen und es war auch das Einzige gewesen, wo er aufgepasst hatte, wenn Kabuto eines seiner Versuchsratten aufschnitt. Langsam und präzise machte sich Sasuke daran Itachi die Sharingan zu entfernen. Er war mit ihnen gestorben. Es dauerte eine ganze Weile und Sasuke war froh, dass es vorbei war, als sie eingeschlossen in der Dose waren. Die Flüssigkeit würde helfen die Augen zu konservieren. Doch noch war seine Aufgabe nicht beendet. So waren die Augen nicht sicher. Die Dose konnte zu leicht in einem Kampf beschädigt werden. Deswegen versiegelte er die Dose in einer Schriftrolle, die er anschließend unter seinen Kimono. Da war sie vorerst sicher.
 

Sasuke stand auf. Ihm war bewusst, dass nun der anstrengende Teil kam. Er musste den toten Körper seines Bruders nach Konoha bringen. Doch Itachi war in der Zeit nicht nur größter, sondern auch schwerer als er gewesen. Der letzte Uchiha hob den Körper an und hievte in sich auf den Rücken.
 

Es war sehr seltsam, seinen Bruder zu tragen. Besonders da dieser tot war. Das er ihm erst jetzt so nah kommen konnte. Sasuke wünschte sich, Itachi würde aufwachen und ihm sagen, dass er ihn runter lassen sollte, doch das würde nicht passieren.
 

Mit gemischten Gefühlen brach er nach Konoha auf.

Es war ein weiter Weg!
 

~
 

Ein paar Tage später war Sasuke in Konoha angekommen. In einem abgelegenen Nachbardorf hatte er einen Schrein gefunden, der ihm gestattete, dort die Totenwache für seinen Bruder zu halten. Die Diener des Schreins hatten nicht gefragt, sondern es ihm stillschweigend gestattet.

Zum Glück hatte sie niemand erkannt.
 

Aber er war gewachsen und älter geworden seit das letzte Mal in Konoha gewesen war. Und Itachi würde so sowieso keiner erkennen. Sein Markenzeichen, die roten Sharingan waren sicher verstaut und den Akatsuki Mantel hatte Sasuke vorsichtshalber verbrannt, so wie alles andere, dass auf die Akatsuki hinwies. Nur einige Dinge hatte er in seinem Beutel verstaut. Es waren Itachis persönliche Dinge gewesen, die teilweise mit in sein Grab kommen würden, andererseits Sasuke behalten wollte.
 

„Gomen, benötigen sie noch etwas?“
 

Sasuke sah auf.
 

Ein Mönch hatte ihn angesprochen. Dieser hatte ihm vorhin schon geholfen, Itachi umzukleiden. In dem weißen Toten Gewandt sah Itachi ganz anders aus. Das offene Haar floss über seine Schultern und die Hände waren auf seinen Bauch gelegt worden.
 

Sasuke wandte seinen Blick wieder zurück zu seinem Bruder, als er sagte:

„Nein, danke. Ich brauche nichts.“
 

„Wann möchten sie das Begräbnis abhalten? Oder haben sie Wünsche dazu?“
 

„Nein. Es soll ein einfaches Begräbnis sein. Heute Abend soll er beerdigt werden. Es wird auch niemand mehr kommen, der sich von ihm verabschieden möchte. Ich bin der Letzte aus unserer Familie.“
 

„Das tut mir Leid für sie!“, sagte der Mönch, ehe er sich verneigte und davon ging.
 

Sasuke blieb vor seinem Bruder sitzen und viele Gedanken flogen durch seinen Kopf. Viele Fragen die unbeantwortet bleiben würden. So viele Dinge, die er Itachi sagen wollte. Doch er brachte sie jetzt nicht über die Lippen. Seine schwarzen Augen spiegelten alle Trauer wider, die er fühlte.
 

So verbrachte er den ganzen Tag bis es Abend wurde. Doch mit jeder Stunde viel ihm der bevorstehende Abschied schwerer. Er hatte zeitweise sogar den Wunsch gehabt, dass Orochimaru jetzt da wäre um ihm vielleicht eine Lösung anzubieten, die Itachi zurückbringen würde. Sasuke wusste, dass es Unsinn war. Keine Kunst brachte die Toten zurück.

Der Wunsch war so irrsinnig, doch in Sasuke brannte er wie ein zu starkes ‘Kanton no Jutsu‘.
 

~
 

Am Abend, bei Sonnenuntergang, begann dann die Prozession. Itachi war in das Grabgefäß gelegt worden, welches ähnlich aussah wie der Container, in der er die Wandlung des Juins durchmacht hatte, als er Konoha verlassen hatte. Auch dieser Container wurde verschlossen und versiegelt, nur würde er nie mehr geöffnet werden. Sasuke wusste nicht, was er fühlen sollte, als der Deckel sich endgültig schloss und er Itachi nie wieder sehen würde.
 

Zwei Mönche hoben den Sarg auf Stangen und trugen ihn so zu dem Ort an dem Itachi begraben werden würde. Sasuke kam das alles unwirklich vor. Er trug seinen Bruder zu Grabe. Allein der Anblick des Friedhofs, der Itachis letzte Ruhestätte werden würde, riss Sasuke ein Loch in sein Herz. Es war eigentlich ein sehr schöner Friedhof, da er von den Mönchen gepflegt wurde, doch für Sasuke war das wie die Hölle auf werden. Als sie sich dem bereits ausgehobenen Grab näherten, barst Sasuke vor Verlangen noch einmal den Container zu öffnen, um sich zu überzeugen, dass Itachi wirklich tot war.

Doch er rührte sich nicht.
 

Er lief einfach nur stumm hinter den Mönchen her und betrachtete sie, wie sie mit der Toten Zeremonie begannen. Ein Priester sprach ein Gebet, indem er die Götter bat, dass die Seele Itachis Gnade erfahren würde und so friedlich ruhen konnte. Sasuke selbst war im Moment nicht in der Lage irgendwas zu sagen. Die Trauer, die ihn überwältigte, die Situation seinen Bruder zu Grabe zu tragen und seine ungewisse Zukunft, mit der er nichts anzufangen wusste, ließ ihn in dem Moment, als die Mönche anfingen die Erde über den Sarg zu schütten, nachdem sie ihn herunter gelassen hatten, vollkommen hilflos fühlen.
 

Sasuke wollte irgendetwas tun, doch er konnte es nicht.

Es gab nichts, was er hätte tun können.
 

Es fühlte sich falsch an!

So verdammt falsch.
 

Es konnte nicht so enden.

Nicht an einem einfachen, aber eleganten Grabstein, auf dem bald ‘Itachi Uchiha‘ stehen würde.
 

Sasukes Schultern zuckten als eine Welle von Schluchzern über ihn hinweg rollte. Er legte eine Hand auf seine Augen. Vielleicht wollte er seine Tränen verdecken oder einfach nicht sehen, wie die letzte Erde über den Sarg geschüttet wurde.
 

Der Priester beendete sein Gebet und verneigte sich zuerst vor dem Grab, dann vor Sasuke und ging dann. Die Grabeshelfer folgten ihm.
 

Sasuke hatte mit ihnen ausgemacht, dass er selbst das Grab beschriften würde. Er hatte ihnen vorher genug Geld gegeben, sodass sie sich auch noch später um Itachis Ruhestädte kümmern würden. Er hatte das Geld seines Clans benutzt, dass ihm seit deren Tod zur Verfügung stand. Es war keine große Sache gewesen, in einer kleinen Bank Geld abzuheben. Alte Konten sah niemand durch. Es hatte auch keiner gefragt, geschweige denn ihn erkannt.

Im Tempel hatte er auf die Gen-jutsu verzichtet, doch keiner hatte auch nur die Spur des Erkennens gezeigt. Kein Anstarren, kein Flüstern und kein Augen aufreißen. Vielleicht mochte der Grund darin liegen, dass er älter geworden und gewachsen war, seit er aus Konoha fort gegangen war. Oder aber er wirkte in seinen Klamotten nicht wie ein gefährlicher Ninja auf sie. Er hatte sich auf seiner Reise nach Konoha einen einfach Kimono gekauft, mit dem er halbwegs zivil aussah. Seltsamerweise hatte er für Itachis Begräbnis halbwegs ordentlich aussehen wollen. Möglicherweise um seinem Bruder zu zeigen, dass es ihm gut ging?
 

Allein der Gedanke war lächerlich, doch Sasuke hatte nicht groß darüber nachgedacht.

Sondern es einfach getan.
 

Jetzt stand er alleine hier.

An Itachis Grab.
 

Sein ganzes Leben hatte er diesem Punkt entgegen gestrebt, weil er seine Rache erfüllen wollte. Doch nun, als er sie vollstreckt hatte, fühlte er nichts als Trauer und Verzweiflung. Niemals hatte er angenommen, dass ihn das so mitnehmen würde. Doch zeitweise hatte er auch den Grund für seinen Hass auf Itachi vergessen. Er hatte Itachi einfach gehasst.

Er hatte so intensiv an Itachi gedacht, dass er vergessen hatte, warum er ihn umbringen wollte. Der Tod seiner Eltern lag solange zurück. An ihre Gesichter erinnerte er sich kaum. Fotos hatte er seit dem Clan Mord sich nie wieder angesehen. Also war Itachis Gesicht das Einzige, was sich in sein Gedächtnis gebrannt hatte.
 

Sasuke ging hinunter in die Hocke und strich mit seiner Hand über den glatten und glänzenden Grabstein. Er konnte sein Spiegelbild darin sehen und als er es sich genauer anschaute, wurde ihm ganz anders. Er musste sich kurz abwenden und sich die Hand vor den Mund halten, um den Würgereflex zu unterdrücken, der in ihm hochstieg. Er sah Itachi so verdammt ähnlich!

So ähnlich, dass ihm schlecht wurde.
 

In den letzten Jahren hatte er selten Gelegenheit gehabt in einen Spiegel zu gucken und es hatte ihn auch nie sonderlich interessiert, wie er aussah. Man hatte ihm zwar ein oder zwei Mal gesagt, dass er Ähnlichkeit mit Itachi hätte, doch dass das so extrem war, hatte er nicht glaubt.
 

Seine Augen waren dunkel, schwarz wie Nacht. In ihnen spiegelte sich gerade alle die Trauer und das Leid wieder, dass er in seinem Leben erfahren hatte. Sein Haar war noch ein Stück länger geworden und hing ihm in Strähnen ins Gesicht. Bald würde er es zusammenbinden oder abschneiden müssen, wenn es ihn nicht beim Kämpfen behindern sollte.

Wenn er finster guckte, könnte man ihn leicht mit Itachi verwechseln. Die Mönche hatten Itachi und ihn sicherlich als Verwandte identifiziert. Doch irgendwie kam er sich älter vor. Älter als er aussah vielleicht. Oder fühlte er sich jünger als er aussah? Sasuke wusste es nicht. Er strich auf dem kalten Stein seine Gesichtszüge nach und da fiel ihm ein, dass er noch den Namen auf Itachis Grab einritzen musste.
 

Sasuke sammelte sein Chakra in zwei Fingerspitzen und schrieb dann mit einer sehr abgeschwächten Form des Chidoris Itachis Namen in den Stein. Er fügte noch sein Geburts- und Sterbedatum hinzu. Darunter setzte er die drei Wirbel des Sharingan. Früher war es üblich in seiner Familie den Fächer, das Clan Wappen, an diese Stelle einzumeißeln, doch so weit er wusste, hatte Itachi den Clan gehasst. Er würde ihm die Qual nicht antun und den Grund seiner Verdammnis auch noch in den Grabstein hauen.
 

Zufrieden betrachtete Sasuke seine Arbeit. Es war unwahrscheinlich, dass je einer das Grab Itachis finden würde. Auch wenn es eindeutig gekennzeichnet war, wer hier lag. Leute, die die Leiche seiner Bruders wegen dem Sharingan suchen würden, würden nicht fündig werden. Entschlossen belegte Sasuke Itachis Grab mit einer Jutsu, die verhinderte, dass unliebsame Besucher das Grab seines Bruders schänden würde.
 

Endlich richtete er sich auf.

Schweigend sah er auf den Grabstein hinunter.
 

Er wusste nicht, was er Itachi zum Abschied sagen sollte. Ihm viel eigentlich nur eines ein.
 

„Ich wünschte, ich hätte dich besser kennen lernen können, Aniki!“
 

Sasuke flüsterte es nur und seine Worte wurden von dem Rauschen des frischen Nachtwindes überdeckt. Er drehte sich um und ging. Langsam schritt er durch die Grabreihen, entfernte sich immer weiter vom Ruheort seines Bruders. Er wusste, dass er vielleicht nie wieder hierher zurückkehren würde.
 

Doch wohin würde sein Weg ihn jetzt führen?

Rastlos wie zuvor, doch innerlich etwas ruhiger schritt er auf den Tempel zu, um sich bei den Mönchen zu verabschieden. Diese würden ihm sicherlich eine Nacht hier gewähren, doch Sasuke wollte nicht bleiben. Er musste das jetzt hinter sich lassen. Wenn er jetzt nicht die Stärke aufbringen würde zu gehen, dann würde Itachis Tod zu einem weiteren Alptraum werden, der ihn Tag und Nacht verfolgen würde.
 

Leise, um niemanden zu stören, betrat er die Halle.

Schon kam ihm der Priester von eben entgegen. Anscheinend hatte er auf ihn gewartet.
 

„Sie wollen uns schon verlassen?“, sprach er zu ihm. „Draußen ist kalt. Vielleicht wird es heute Nacht sogar regnen.“
 

„Das macht nichts. Vielen Dank.“
 

„Sind sie sicher, dass sie gleich nach dem Begräbnis gehen wollen?“, fragte der Priester.
 

Anscheinend fürchtete er, dass sein Gast eine Reise nach einem solchen Verlust nicht verkraften würde.
 

„Keine Sorge“, sprach Sasuke ruhig. „Ich kann auf mich aufpassen. Doch ich kann einfach nicht hier bleiben.“
 

Der Priester schwieg einen Moment und nickte dann.
 

„Also gut. Auf wieder sehen, wünsche ich ihnen dann. Mögen die Götter ihnen gnädig sein.“
 

„Ja. Leben sie wohl. Danke für alles.“
 

Sasuke verneigte sich kurz und machte dann kehrt.

Raschen Schrittes verließ er die Tempelanlage. Es war schon fast wie eine Flucht.
 

Nachdem der letzte Uchiha in den Dunkelheit verschwunden war, kam ein einfacher Mönch zu dem Priester und fragte diesen:
 

„Warum haben sie ihn ziehen lassen? Überhaupt einen Fremden beerdigt ohne nach dessen Namen oder Leben zu fragen?“
 

Der Priester wog nachdenklich den Kopf hin und her.

„Mich beschäftigt auch das Schicksal diesen jungen Mannes. Er hat viel Leid in seinem Leben gesehen. Seine Aura war düster und dunkel, aber nicht böse. Wie ein Fluss, tagsüber sauber und klar, aber der selbst bei dem hellsten Mondeslicht schwarz wird.“
 

„Aber wieso…?“, wollte der Mönch wissen.
 

„Ich wollte ihn nur eine Last von den Schultern nehmen. Außerdem wurde der Tote von seinen Sünden befreit.“
 

Der Mönch verstand die Antworten des Priesters nicht, doch er beschloss darüber nachzudenken. Er schwor sich, sich von nun an um das Grab des Verstorbenen zu kümmern, der heute erst beerdigt worden war.
 

~
 

Die Lichter der Straßen führten Sasuke durch das stille Dorf. In Laternen brannten sicher, ein bisschen Treiben gab es noch, doch ansonsten war alles still. Dieses Dorf war sehr unberührt von den vielen Kämpfen, die da draußen tobten.
 

Sicherlich kamen Ninja hier kaum her. Dafür lag der Ort zu abgeschieden und hier in der Nähe gab es nichts, weswegen man her kommen musste. Vielleicht wirkte auf Sasuke der deshalb so rein. Die Natur um ihn herum war unberührt, ab und zu sah er ein Glühwürmchen durch das Geäst schwirren und kleine Tiere huschten über den Boden. Es war ein Traum.
 

Sasuke blieb am Rande des Orts stehen und saugte das Bild in sich auf. Es würde vielleicht lange dauern bis er wieder so friedlich daher gehen konnte. Er wurde fast überall gesucht. Seine ständigen Ablehnungen auf die Angebote, die er im Lauf der Zeit immer bekommen hatte, waren nicht überall auf Gegenliebe gestoßen. Außerdem betrachteten ihn viele immer noch als Schüler Orochimarus, hatten ihm seinen Verrat nicht verziehen.

Seine einzige Möglichkeit war vielleicht wirklich nach Konoha zu gehen.

Weit war es nicht.
 

Wenn er in seinem Höchsttempo rannte, konnte er in vielleicht zwei Stunden dort sein. Doch er würde sich nicht beeilen, sondern wie ein einfacher Mensch zu Fuß gehen. Vielleicht würde das Schicksal etwas für ihn bereit halten. Pläne hatte er keine für die Zukunft.

Aber er hatte auch nie an die Zukunft gedacht.
 

Sasuke wanderte die ganze Nacht durch. Er kam noch an zwei weiteren Orten vorbei, doch beachtete sie nicht weiter. Bis Konoha war es noch ein gutes Stück, dort ankommen würde er vielleicht gegen Abend des morgigen Tages. Als der Morgen graute, bemerkte Sasuke, wie er müde wurde. Er war die ganze Nacht durchgelaufen, um nicht von Reisenden gestört zu werden, doch jetzt brauchte er eine kleine Pause. Er beschloss eine Weile zu schlafen und ging dafür vom Weg am, tiefer in der Wald hinein. Auf einer kleinen Lichtung ließ er sich unter einem Baum nieder und schloss die Augen.
 

Fast sofort machte er sie wieder auf, denn in seinem Beutel, wo seine Habseligkeiten drin waren, drückte ihn etwas in den Rücken. Sasuke nahm sich das störende Ding und öffnete es, um zu sehen, was ihn piekte. Viel hatte er nicht dabei. Ein bisschen Proviant, Verbandszeug für den Notfall, Itachis Konoha Stirnband, dessen Akatsuki Ring und … zwei Schriftrollen.

Sasuke fasste in sein Gewand um zu prüfen, ob die Siegelrolle noch da war, in der er Itachis Augen aufbewahrte, doch diese war noch an seinem Platz. Warum waren dann in diesem Beutel zwei Schriftrollen? Das war definitiv eine zuviel.
 

Sasuke griff sich die eine und öffnete sie. Es war, die ihm bekannt vorkam.

Wie erwartet war es die Schriftrolle, die ihn als Schlangenbeschwörer aus wies. Darauf befanden sich noch einige andere gefährliche Künste, die er bei Orochimaru gelernt hatte. Er hatte vermeiden wollen, dass jene Künste in falsche Hände fielen und so war es neben seinem Schwert, das Einzige, was er aus Oto mitgenommen hatte. Nachdem Sasuke überprüft hatte, dass die Schriftrolle wieder versiegelt war und nur er sie öffnen konnte, packte er sie zurück in den Beutel und nahm die andere Rolle heraus.
 

Sie wirkte fremdartig. Sie gehörte auf jeden Fall nicht ihm.

Vorsichtig öffnete er sie. Er wusste nicht, was ihn erwarten würde, rechnete im Geheimen sogar schon mit einer Beschwörungsformel, denn leider wies die Schriftrolle nicht aus, was sie beinhaltete. Alleine sie so zu öffnen war dumm, ein Kage Bunshin sollte so was in der Regel übernehmen, doch Sasuke unterließ das jetzt. Selbst wenn diese Rolle ihm zugesteckt worden war, dann konnte sie nicht von jemandem stammen, der ein gefährlicher Gegner für ihn war.

Denn trotz seiner Trauer hätte er gespürt, wenn ihm ein Ninja begegnet wäre. Solche Menschen waren leicht zu erkennen, denn es war schwer die an trainierten Reflexe wieder abzulegen und sich wie ein Zivilist zu verhalten.
 

Aber woher kam dann diese Schriftrolle?

Sasuke fragte sich das im Inneren und er wusste, dass es nur eine Möglichkeit gab das herauszufinden. Er brach das Siegel der Schriftrolle und rollte sie auf. Da der Morgennebel sehr dunstig war, aktivierte Sasuke seine Sharingan um den Text lesen zu können.

Was er sah, schockierte ihn.
 

~ Sasuke, mein kleiner Bruder ~
 

Sasuke stockte schon nach dem ersten Satz.

Es war ein Abschiedsbrief. Ein Brief von Itachi.

Seine Hände krallten sich in das Papier und Sasuke zitterte ein wenig.

Diese Schriftrolle musste bei Itachis persönlichen Sachen gewesen sein, doch wie kam es, dass er sie die ganze Zeit übersehen hatte?
 

~ Sasuke, mein kleiner Bruder~ las Sasuke noch einmal.
 

~ Ich nehme an, du hast diese Schriftrolle gefunden. Demnach bin ich tot und du hast endlich die Rache vollzogen, die ich dir aufgebürdet habe. Du wirst vielleicht nicht so glücklich darüber sein, wie du es dir immer erhofftest. Ich kenne dich zu gut, als das du mir das weismachen könntest. Aber diese letzten Worte, die ich jetzt an dich richte, werden dir auch nicht die Antworten bringen, die du dir möglicherweise erhoffst.

Ich wollte sie dir nicht vorenthalten.
 

Nein, ich habe dir einen anderen Weg gefunden, um dir zu vermitteln, wie es damals aussah. Die Kunst, die am Ende der Schriftrolle beschrieben ist, ist nur der letzte Teil. Der anderen Teil habe ich bereits ausgeführt. Stell jetzt keine Fragen, sondern wende diese Kunst an.

Wundere dich nicht.

Du wirst es verstehen. Vertrau mir.

Nur dieses eine Mal noch.
 

Wir sehen uns wieder

Dein Bruder Itachi ~
 


 

Sasuke starrte auf die Nachricht, die Itachi ihm hinterlassen hatte.

Sie wirkte so lebendig. Itachi kam ihm so nah vor.
 

Doch was sollte das Ganze?

Was sollte das für eine Kunst sein?
 

Sasuke rollte die Schriftrolle ganz auf und studierte die Beschreibung. Es war eine sehr ungewöhnliche und auch schwierige Zusammenstellung. Da musste nicht nur die Handzeichen und die Chakra Menge stimmen, sondern noch viele andere Komponente. Beim Durchgehen stellte Sasuke fest, dass so ziemlich alles zu traf. Doch eines fehlte: der Effekt der Kunst wurde nicht beschrieben!
 

Unsicher las sich Sasuke noch einmal Itachis Nachricht durch. Er wurde daraus nicht schlau.

Sollte er wirklich vielleicht alles riskieren und nach all dem, was passiert war, noch einmal Itachi vertrauen? War das wirklich so klug? Sein Verstand schrie nein, doch sein Herz sagte ihm, dass er die Chance ergreifen sollte, wenn es eine Möglichkeit gab Itachi wieder zu sehen. Ihm war bewusst, dass das Ganze nur ein Falle sein konnte und er dabei sein Leben verlor.

Doch Sasuke wusste ganz genau, dass er früher oder später dennoch die Kunst anwenden würde, nur um zu sehen, was Itachi damit gemeint hatte. Außerdem hatte er nicht viel zu verlieren.
 

In Konoha war er nicht erwünscht.

In vielen anderen Ländern wurde er gesucht.
 

Also konnte es auch gleich hinter sich bringen.
 

Sasuke stand auf und ordnete seine Kleidung. Die Beschreibung der Kunst hatte er sich gemerkt, also rollte die Schriftrolle wieder zusammen und verstaute sie. Dann begann Sasuke sich genau an die Anweisungen zu halten, die Itachi ihm gegeben hatte.
 

Sasuke hatte die Augen geschlossen, um sich besser zu konzentrieren zu können, doch dadurch sah er nicht, wie alles um ihn herum kurz weiß wurde. Als er die lange Reihe der Fingerzeichen beendet hatte, öffnete er seine Augen wieder. Ihm war leicht schwindlig.
 

Als er sich umsah, hatte sich auf dem ersten Blick nichts verändert.

Er war immer noch auf der Lichtung.
 

Doch bevor Sasuke weiter darüber nachdenken konnte, was passiert war, fiel er in Ohnmacht.

Alles wurde schwarz um ihn herum.
 

Er sank ins Gras.
 

Tot.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Hikaru_Hyuga
2010-05-19T19:12:33+00:00 19.05.2010 21:12
Hallooooo,
ich melde mich (schon) wieder xD
ich fand dein .. Fast- Anfang einer Story sehr gelungen. Du hast Sasukes Gedanken so beschrieben, wie ich die auch denke (und man merkt wieder, ich weiß nicht, wie ich mich ausdrücken soll -__-")
seine Selbstzweifel sind sehr berechtigt und auch sein Entschluss am Ende wirklich sehr.. wie ich sie denke xD
Mir gefällt der Anfang wirklich gut, und mich würde auch das nächste Kapitel interessieren^^
Also falls du dich iwann mal dazu entschließen solltest weiterzuschreiben, wäre ich über eine ENs sehr dankbar.
Liebe Grüße Hikaru
Von:  Saika_a
2010-02-14T13:51:02+00:00 14.02.2010 14:51
eine wunderschön beschriebene Szene...
aber von welcher FF ist das der nicht mehr dienliche Anfang?? das würd mich echt mal interssieren!
Vielleicht krieg ich ja ne Antwort??
RÄD SvM
Von:  fruitdrop
2008-11-18T20:24:04+00:00 18.11.2008 21:24
wie eigentlich immer souverän geschrieben.
hier und da gibt er allerdings ein paar ausdrücke, die nicht in den storyfluss passen. zum beispiel "klamotten" oder "gucken". dialekt oder umgangssprache ist in einer story echt tabu, außer in wörtlicher rede oder gedanken. änder das noch, dann ist die story wirklich gut gelungen.

mir gefiel der priester. er schien eine menge einblick zu haben. eine art übergeordnete figur, die mehr weiß als der leser, dieses wissen aber nicht oder nur zum teil preisgibt.

dann natürlich auch, wie sasuke mit sich hadert, ob er nach konoha gehen soll, oder nicht. dass ihm diese entscheidung von itachi selbst nach seinem tod abgenommen wird, wäre ich nicht im traum drauf gekommen. es zeigt, was für einem macht itachi über seinen kleinen bruder hat, dass sasuke sich wirklich nicht von ihm lösen kann. und vielleicht auch, dass das kind in ihm immer noch da ist, das tut was der große bruder sagt. sehr berührend.

sehr schöne story, aber leider stört die umgangsprache. aber das lässt sich ändern, oder?

liebe grüße
fruit


Zurück