Children of the night von Tak-lung (Die Geschichte des Kilian) ================================================================================ Kapitel 25: Begegnungen ----------------------- Kapitel 25 Begegnungen Wie lange wir so dagestanden hatten, alles um uns herum vergessen, wer kann es schon sagen? Marek und sein neuer Schützling genauso wie die seltsamen Kräfte Christines oder der seltsame Feind der mich in die Knie gezwungen hatte. Erst ein keuchendes „A...Andrew“ aus der Ecke in der Marek lag brachte uns in die Realität zurück. Hinzu kam ein leises Stöhnen und ich wusste, dass sich der andere Vampir langsam aufrichtete, obgleich mein Rücken ihm zugewandt war. Christine hingegen konnte das Schauspiel verfolgen… tief gruben sich ihre Finger in meinen Rücken, während sie über meine Schulter sah. „Keine Angst“, flüsterte ich ihr ins Ohr und drehte mich um. Mühevoll richtete sich Marek auf, den langen schwarzen Haaren, welchen selbst nun mit Straßenstaub und Dreck verschmutzt, ein seltsamer blauer Schein inne wohnte. Die zarte weiße Hand versuchte nachdem, sich am Boden krümmenden… wie hatte er ihn noch gleich genannt? Andrew? Nun das musste dann wohl der Name der etwa 1.70m Großen Gestallt mit dem, wie ich nun feststellen musste nicht braunen sondern viel mehr dunkelblonden - oder wollte man es doch eher als ein sehr helles braun bezeichnen? – Haaren, der recht kräftigern Statur und den recht ärmlichen Kleidern sein. „Kein Grund zur Sorge, Christine. Den hier kennt ihr auch schon. Vor zwei Tagen war er an der Seite eures Bruders, auch wenn er sich damals, vorm Theater, als Laurent ausgab.“ Noch schien Marek nicht wirklich mitzukriegen, was eigentlich geschah. Die Augen hatte er nur halb geöffnet und dennoch, obwohl er kaum wahrzunehmen schien, kaum sehen konnte was passiert war versuchte er nach seinem Schützling zu greifen, spürte dessen Nähe. Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen während ich einen Schritt nach vorne tat und ihm schließlich meine Hand anbot. Herzallerliebst, Meister und Schüler beide am Boden. Nun, mich hätte es sicher genauso hart treffen können, wenn ich ehrlich bin (aber wann bin ich das scvhon?). Allein die Tatsache, dass mein Erschaffer schon 2000 Jahre alt war, und ich selbst sicher schon weitaus mehr auf den Kerbholz hatte, als diese Beiden ließ mich noch so aufrechtstehen und selbstbewusst Lächeln, als wäre nichts weiter geschehen. Ich beobachtete wie sein Blick allmählich klarer wurde, meiner ausgestreckten Hand, den Arm entlang folgte bis er mir ins Gesicht sah und ein erstauntes „Ihr?!“, hervor brachte. „’Ihr'?!?“, fragte ich mit gespielter Empörung „So wurde ich wahrlich noch nie begrüßt.“ Ein wenig Missmutig sah er mich an, nahm jedoch meine Hand und ließ sich aufhelfen. „Ich darf sicher nicht annehmen, dass ihr wisst mit was für einem seltsamen Geschöpf wir es eben zu tun gehabt haben oder?“, fragte ich weiter, doch wurde die Frage zunächst ignoriert. Seine primäre Sorge schien, natürlich, seinem Schützling zu gelten „Andrew“ Er drehte sich in Richtung des Jungen, dieser jedoch schien nicht weiter schwere Schmerzen zu erleiden. Um genau zu sein lag der Verdacht, dass er seinen Meister zwar deutlich vernommen hatte und ihn lediglich ignorierte auch recht nahe. Erleichtert atmete Marek auf und wandte sich wieder, mit ernster Miene, mir zu. „Ich bedaure. Anscheinend ist mein Wissen nicht viel größer als das Eure.“ Ein Lächeln breitete sich auf seinen Lippen aus. Irgendwie mochte ich dieses Lächeln nicht sonderlich es war als wolle er sagen: "Na und? Auch wenn du älter bist, bist du noch lange nicht schlauer" und diese Einstellung mir gegenüber schätzte ich nicht sonderlich… doch für den Moment hatte ich sicher noch ganz andere Probleme, als seine unangebrachte Überheblichkeit mir gegenüber und so ließ ich die Sache auf sich beruhen. „Zumindest wissen wir endlich, warum Vampire einfach verschwinden und wer dafür verantwortlich ist. Wenn ich fragen darf, wieso hat dieser Lalitchandra sein Werk nicht beendet? Nicht, dass ich darüber nicht erleichtert wäre, aber ich nehme nun einmal nicht an dass Ihr ihn, es aufgehalten habt, denn auch ihr seit Vampir“ beiläufig strich er sich den Straßenstaub von seinem teuren dunkelvioletten Gehrock, welcher bei dem ‚Kampf’, oder wie auch immer man es bezeichnen wollte, gelitten hatte. Gerade so, als wäre nichts weiter geschehen. Nun es liegt vielleicht ein wenig im Wesen der Vampire immer so zu tun, als wäre ‚nichts weiter geschehen’, schließlich sind wir magisch. Wir sind etwas mächtiges, Furcht einflößendes und dieser Gedanke blieb nun einmal was immer wir auch taten und da wir etwas Besonderes sind muss es ja ‚nichts weiter’ sein, denn wir sind nun einmal unfehlbar. Auch wenn dem offensichtlich nicht so war und auch ist, irgendwie hat man sich doch irgendwann im laufe der Jahrzehnte daran gewöhnt mächtiger als die Anderen zu sein… Mit einem Schlag wurde mein Gesicht sehr ernst und ich schaute über die Schulter zu Christine „Das ist etwas, das ich auch gerne wissen würde…“ Ja, so gerne ich auch gesagt hätte ‚natürlich war ich es der diese Bestie vertrieben hat’ ich konnte es nicht. Ich habe mich genauso am Boden gewunden wie er und war diesem Wesen genauso hilflos ausgeliefert gewesen wie er. Ohne Christine wäre ich... wären wir... nein an so etwas wollte ich gar nicht denken. Wir lebten und das war das einzige was zählte! Ganz andere Gedanken stellten sich mir, während ich das etwas verwirrt aussehende Mädchen, welches und mit ihrem Licht gerettet hatte betrachtete. Hatte sie schon immer die Kraft besessen, ohne dass sie es gewusst hatte? Und hatte ich diese Kraft tatsächlich nicht gespürt? Selbst jetzt wo ich mich ihrer bewusst war spürte ich nichts Ungewöhnlich... was konnte das nur gewesen sein? Ich konnte diese Fragen nicht beantworten. Damals wusste ich noch nichts über Magie, noch nichts über die Kräfte dieser Welt. Ich kannte doch nur mein kleines, unbedeutendes Vampirleben und hatte mir darauf eingebildet ich sei etwas Mächtiges und Menschen seien einfach nur mein Spielzeug. Nein, ich konnte diese Fragen nicht klären aber... „Vielleicht kenne ich jemanden, der Antworten kennt“, murmelte ich, mehr in Gedanken verloren, als zu jemanden bestimmten, sah dann jedoch wieder auf und wendete mich Marek zu. „Marek, vielleicht könnt ihr mir helfen jemanden ausfindig zu machen… Xavier. Er könnte etwas wissen. Leider weiß ich weder wo er ist, noch wie ich ihn finden ka...“ Xavi... wie lange war es her, dass ich ihn sprach? Das ich ihn gesehen? Würde er auf meinen Ruf antworten? Ich wusste es nicht, wusste ja nicht einmal ob ihn die Nachricht Mareks überhaupt erreichen würde, oder wie lange es dauern würde bis er käme. Vielleicht war Xavier ja nicht einmal in Paris, vielleicht schlief er irgendwo in einem Land, wo jetzt die Sonne vom Himmel schien und selbst wenn er uns hörte so konnte er doch nicht kommen. Aber was für eine Wahl hatten wir schon? Ich kannte niemand anderen und mir war es nun einmal nicht vergönnt denjenigen zu rufen der mir die Ewigkeit geschenkt hatte. Es war nun einmal so, dass die die das Blut einmal geteilt haben nicht mehr in die Gedanken des anderen einblicken konnten, was Vor, wie auch Nachteile mit sich bringen konnte. Marek schaute an mir vorbei, anscheinend bemerkte er Christine erst jetzt. "Ich wusste gar nicht, dass ihr in Begleitung seid. Noch dazu zu so gefährlicher Stund... Guten Abend, Mademoiselle." Marek machte eine Verbeugung, wie es sich gehörte, wandte sich dann jedoch wieder mir zu. . "Ich nehme an sie weiß bescheid, nach diesem...Zwischenfall. Bitte erzählt mir wieso dieses Wesen verschwunden ist. Ich erinnere mich nicht, da ich bewusstlos war, dann will ich nach Eurem Xavier suchen." Ich rollte mit den Augen. Immer erst die Erklärungen, als hätten wir nicht noch genug Zeit wenn er nach Xavier suchte, NEIN er musste natürlich vorher alles erfahren. Warum auch einfach wenn es auch kompliziert ging... "Ja und ihr kennt meine Begleiterin und nach dem Verlauf unseres letzten Treffens, bei dem Christine, zumindest Körperlich zum Teil der Zeit Anwesend war solltet ihr euch erinnern" Damals, als ich Christine vor dem Theater getroffen hatte... war es wirklich erst 2 Nächte her? Es war kaum zu glauben und doch Wahr, und nur eine Nacht hatte es gebraucht, um alles zu verändern... "Aber ich glaube schon damals ist die Begrüßung zu kurz gekommen wenn ich mich recht entsinne... Christine, dies ist Marek, andere kennen ihn wohl auch als 'Laurent', vielleicht erinnert ihr euch nicht an die reizende Begleitung eures Bruders an dem Abend nach dem Theater... Nun er wie ihr habt den Abend mit einem Vampir verbracht." Irgendwie klang es seltsam... aber es musste einfach mal gesagt werden. Ihr Bruder hatte sich genauso hinters Licht führen lassen wie sie... ob er wohl schon hinter das Geheimnis des ehrenwerten ‚Laurent’ gekommen war? "Diesen Jungspund kenne ich ebenso wenig wie ihr... er ist nicht sehr alt, keine Woche will ich meinen... aber das ist momentan ohnehin von geringem Interesse.“ So damit wären die ‚Formalitäten’ wohl geklärt und ich konnte zu der kurzen Erklärung für Marek kommen, damit wir endlich einen Schritt vorwärts kommen konnte. „Zu eurer Frage... Ich bin mir selber nicht ganz sicher, was geschah, nur dass…“ ich sah ein wenig unsicher zu Christine „Da war so ein seltsames Licht, das ihn anscheinend vertrieben hat. Mehr kann ich euch leider auch nicht sagen... Christine?“ Ich drehte mich meiner Begleitung zu. Ich hatte kaum noch auf sie geachtet muss ich leider zu geben. Es war soviel geschehen und ich hatte nicht damit gerechnet dass sie Mareks Präsenz so… schockieren würde. Sie war einpaar Schritte zurück gewichen und starrte Marek mit glasigen Augen an. Ihr Körper zitterte leicht, aber sie bewegte sich nicht. Auch war nicht wirklich Angst in ihrem Blick, nichts... sie schaute ihn einfach nur an. Auf meine Frage reagierte sie gar nicht, vielleicht hatte sie sie nicht einmal wirklich gehört. Einen Moment schaute ich zu Marek... ob es sein konnte...? Ich ging einpaar Schritte auf sie zu, nahm ihre warme Hand fest in die meinen „Ruhig mein Engel. Er tut nichts, so lange ich hier bin tut er nichts. Aber er ist der einzige außer mir der dieses Wesen gesehen, seine Macht gespürt hat. Und er ist der einzige der helfen kann dem Geheimnis, nicht nur dieses Wesens sondern auch deiner Macht auf die Spur zu kommen.“ Sie war eine Sterblich, wie sollte sie all das begreifen, wenn ich es nicht konnte? Wie sollte sie verstehen, was nicht zu verstehen war? Ich küsste sie sanft auf die Wange und es durchfuhr mich wie ein Blitz. Ein dunkler Raum. Ihre Hände auf ihrem Kopf gehalten. Heiße Tränen rannen über die Wangen. Dann ein Schrei. Das Geräusch eines Körpers er zu Boden fiel. Blaue Augen. Schwarzes Haar. Ein grausames Lächeln. Ich kniff einen Moment die Augen zusammen. Es war Marek gewesen. Der Mord den sie hatte mit ansehen müssen.. Marek war es gewesen. Kein Wunder, dass sie so apathisch da stand. Alles schien vor ihrem Augen einweiteres Mal zu geschehen und er stand vor ihr, der Mann dem sie all ihr Leid zu verdanken hatte. Tränen standen mir in den Augen, so plötzlich hatte mich ihre Gefühlswelle, ihre Erinnerung überrollt. Ich konnte nichz anders, als sie in meine Arme zu schließen. „Es ist vergangen. Er ist was er ist, genauso wie ich, ein Monster, ein Dämon der Nacht. Aber es ist der einzige Weg. Christine. Es ist deine Entscheidung. Ich richte mich nach dir. Verzeih meine Unbedachtheit. Christine.“ Ich flüsterte es in ihr Ohr, um mir nicht ansehen zu müssen. Wie konnte ich nur so grausam sein? Wie konnte ich ihr so etwas in dieser Situation sagen? Als hätte sie es nicht schon schwer genug... Sie antwortete nicht. Stumm schritt sie an mir vorbei auf den Mörder ihrer Eltern zu, streckte ruhig, nicht mehr zitternd, nein erstaunlich ruhig, die Hand aus und strich ihm über die Wange, berührte das kalte, leblose Fleisch und sah in die kalten blauen Augen, in welchen sich noch immer die begangenen, kalten Morde die er verübt hatte widerspiegelten. "Nein...das darf nicht Wahr sein......Ihr seid..." Marek wich einen Schritt zurück. Beinahe Entsetzen konnte man in seinen Augen erkennen, als ihm bewusst wurde wer da vor ihm stand. "Zwillinge......ja, das muss es sein..." eine Weile starrte er sie an, während ich das Szenario beobachtete. An sich ging es mich nichts an. Es war etwas, das die Beiden für sich klären mussten, doch als Marek sie dann bei der Schulter packte und sie fragte: „Hast du dieses Wesen vertrieben? Warst du das?" Das ging zu weit. Was glaubte er war er war? Was glaubte er, wem er da gegenüberstand? Er hatte es doch bemerkt, er wusste doch wie sie empfinden musste... Aber es interessierte ihn nicht. Konnte ich es ihm wirklich zum Vorwurfmachen? Hatte mich jemals das Schicksal anderer interessiert? Und jetzt, jetzt wo es jemanden betraf der mir wichtig geworden war machte ich es ihm zum Vorwurf. Mit einem Schritt stand ich neben ihr, packte Mareks Hand und zog diese von Christine weg, wobei ich höflich lächelte "Ich glaube ihr könnte sie auch fragen ohne die dermaßen zu bedrängen, Monsieur. Und: Ja. Sie war es.", antwortete ich galant für sie, schaute Marek tief in dessen kristallene Augen und sagte ihm, ohne Worte zu benutzen, er solle vorsichtig mit meiner Begleiterin umgehen. Dann nahm Christine selber bei der Hand. Solange ich bei ihr war würde sie nichts fürchten müssen, würde nichts und niemand ihr etwas antun... Sicher, vorhin hatte sie mich retten müssen, doch soweit würde ich es nicht noch einmal kommen lassen. Ganz bestimmt nicht. Ich wandte mich erneut ihr zu. Sie lächelte wieder, war wieder im Hier und Jetzt, was mich erleichterte. Sie hatte es nicht verloren, ihr unendlich kostbares Lächeln auch, wenn es ein wenig müde, ein wenig einsam wirkte. "Christine, bald kommt, wie ich gestehen muss, ein weiterer Vampir, mein Erschaffer um genau zu sein. Nun zumindest hoffe ich, dass er kommt" ich atmete einmal tief aus "Vielleicht erhalten wir dann einpaar Antworten. Doch wenn du nicht willst, wenn du, was ich verstehen kann, nichts mit dieser Geschichte, mit diesem Wesen oder deiner seltsamen Kraft zu tun haben willst, dich nicht in diese Gefahr begeben willst kann ich das verstehen. Nur..." ich machte eine Pause und sah sie ernst an "Könnte es sein, dass es schon zu spät ist. Ich glaube nicht dass dieser Lalitchandra dich so einfach vergessen wird, dich und deine Kraft, ob du sie nun weiter benutzen willst oder nicht. Dennoch, die Entscheidung liegt bei dir" Sie lächelte mich an, ruhig, besonnen. Wie jemand der wusste was er tun musste... Sie hob die Hand, wie sie es bei Marek getan hatte, doch nun unendlich liebevoller, unendlich sanfter. Sie strich mir über die kalte Wange erwärmte sie nur ein wenig mit ihren warmen Fingern. „Was würde es denn nützen, wenn ich nicht wollte. Die Tatsache das ich es war die ihn vertreiben konnte hatte etwas zu bedeuten. Wie kann ich vor einer Geschichte fliehen... vor einer Gesichte deren Teil ich bin. Deren Teil wir alle sind...“ Ihr Blick huschte für einen Moment zu Marek. Sie ließ ihre Hand von meiner Wange gleiten, hielt sich mit ihr an meiner Jacke fest und lehnte ihren Kopf gegen meine Brust, schloss für einen Moment die Augen. „Ich bin froh das wir beide, zusammen, ein Teil davon sind.“ Ich nickte, küsste milde ihre Hand "Wir werden uns dieser eurer Geschichte gemeinsam stellen" Noch einmal sah ich ihr fest, liebevoll, beruhigend in die Augen. "Ich werde dich nicht alleine lassen, dass verspreche ich dir" Ein sanftes Lächeln das über mein Marmornes Antlitz huschte, dann wandte ich mich wieder Marek zu. Dieser schien verstanden zu haben, ließ von Christine hab. Ein Stöhnen unterband das Gespräch schließlich und spätestens nach Mareks Reaktion nach zu schließen. Im ersten Moment schien er noch etwas zum Thema zu sagen zu haben, im Nächsten drehte er sich zu Andrew, der sich irgendwie aufgesetzt hatte und nun verschlafen in die Runde blickte und viel ihm um den Hals. Den Anblick den er bot hatte er sich sicher nicht ausmalen können, doch in meinen Augen wirkte das alles eher lächerlich... ein hundert Jahre alter Vampir der einfach so seinen Mann umarmte während dieser noch im Halbschlaf auf dem Boden saß. „Dir geht es gut?“ Er atmete erleichtert auf, grinste Andrew geradezu an, ließ dann aber, mehr oder weniger von Andrew gezwungen, von dem Jüngling ab. „Aber verrat mir eins. Wieso hast du dich am Boden gewälzt?“ Andrew wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, ich war ziemlich fest davon überzeugt dass diese nur eine Diskussion zwischen den beiden entfacht hätte und darauf hatte ich zumindest in diesem Moment wirklich keine Lust. Wir hatten bei weitem wichtigeres zu klären. „Ihr erwähntet etwas von einer Legende?“, fragte ich höflich an Marek gewandt. Christine, welche sich anscheinend von ihrem ersten Schock erholt hatte, trat neben mich, nahm wieder meine Hand und lächelte mir einmal wesentlich sicherer zu als zuvor. „Eines nachdem anderen“, erwiderte der blauäugige Vampir gelassen, erhob sich zunächst wieder und half Andrew auf die Beine, wobei er ihm halb neckisch „Zu schade, dass es dir besser geht, ich hätte dich zu gerne getragen“, zuflüsterte. Auch Andrew erhob sich und rollte mit den Augen, als Marek diesen kleinen ‚Scherz’ machte. „Zunächst einmal, Andrew, will ich dir die Anderen vorstellen. Dieser… Herr“, sicher hätte er lieber ‚Schnösel’ gesagt aber seine Erziehung schien ihm das einfach zu verbieten und dennoch wurde schon alleine durch die Art und Weise wie er das Wort geradezu auszuspucken schien klar, was er meinte „Und diese Mademoiselle ist...“ er zögerte einen Moment, so dass Christine sanft lächelnd einen Schritt nach vorne tat und sich mit: „Christine, ich heiße Christine“, vorstellte. "Sehr erfreut Monsieur Johnson" Ich gab mir natürlich keinerlei Mühe den Namen auch nur im geringsten Englisch auszusprechen. Die Engländer, oder auch Iren zu denen dieser Geselle ja gehörte, waren ein lustiges Völkchen. Die hielten sich für die Könige der Welt, obwohl sie lediglich eine kleine Insel bevölkerten, nun gut sie hatten noch viele Kolonien in Afrika, die in Amerika gingen ihnen ja durch die Revolution und den Freiheitskampf verloren, aber dennoch war das noch kein Grund so vor Selbstüberzeugung zu strotzen. Nun, als wären die Franzosen besser. Es war wirklich kein Wunder, dass sich diese zwei Nationen schon von jeher in den Haaren lagen, so arrogant und Dickköpfig stolz sie auf ihr Land, ihre Sprache und Kultur waren. Aber eigentlich sollte man sich momentan um wichtigeres, als die Streitereien zweier Länder Gedanken machen, nicht wahr? Wesentlich wichtiger war doch die Frage über Xaviers verbleiben. Wurde er aufgehalten? Hatte er Marek nicht gehört? Wollte er einfach nicht kommen? Wenn die Anderen und ich Pech hatten war Xavier auf der anderen Seite der Welt und konnte gar nicht so schnell kommen. Doch irgendwie wurde ich dieses Gefühl nicht los, dass Xavier gar nicht so weit von ihnen entfernt war... es war nur so ein Gefühl, eher ein Intuition, zumal meine Kräfte bei meinem Erschaffer ja nicht funktionierten, aber dennoch hatte sich nach all der Zeit doch ein gewisse Verbundenheit aufgebaut, oder war es nur die törichte Hoffnung, dass er für mich, den er ja mehr oder weniger verbannt hatte, kommen würde? Mir der so egoistisch und kalt geworden war? Doch ein sehr überhebliches „Nice to meet ya, how d’ya do?“ in einem absolut erschreckenden Irischen Akzent holte mich aus diesen Überlegungen zurück. Andrew schien es nicht unbedingt gefallen zuhaben wie ich mich, ganz in Französischer gentilhomme Manier bei ihm vorgestellt hatte und er wagte es mich mit diesem sarkastischen Lächeln, diesen Hass erfüllten braunen Augen anzusehen? Und nur um auf seinen dummen nationalen Stolz herum zu reiten musste er jetzt auch noch englisch mit mir reden, wohl davon ausgehend ich würde ihn auf Grund seines Irischen Akzentes nicht verstehen. Dachte er wirklich ein bald 300 Jahre alter Vampir wäre nie in England gewesen und sei der Sprache nicht so ganz mächtig? Schade für ihn, dass ich fast ein dreiviertel Jahrhundert dort mit einem Studium über Esoterik verbracht habe, nun ja das eigentlich nur 25 Jahre, danach widmete ich mich dem Theater. „socraigh Gael (beruhig dich Ire)" sprach ich galant im alten Gälisch. „Du wirst dich wohl nie ändern, oder Kilian?“ die sanfte Stimme ließ mich kurz zusammen zucken, dann drehte ich mich jedoch umgehend um. Leer die Straße, dann ein Blick nach oben und... Tatsächlich da saß er, wie immer in schwarz gekleidet. Die Nuss braunen Augen funkelten mir liebevoll zu. Ein freundlich, melancholisches Lächeln lag auf den dünnen roten Lippen des Jugendlichen, wenn auch blassen Gesichtes. Elegant ließ er sich auf den Boden gleiten, nur das leichte Flattern seines schwarze Capes war zu hören, die Anderen sahen dem Schauspiel nur staunend zu. „Xavier“, rief ich erfreut aus und lief sofort auf meinen Erschaffer zu, umarmte ihn inniglich wie schon seid Jahren nicht mehr. Noch immer lagen alle Augen auf uns und sicher boten wir ein skurriles Bild, ich als ein stattlicher 24 Jähriger Mann und sicher bald einen Kopf größer, als der eher schmächtige 18 jährige Knabe in welchem der 2000 Jahre alte Geist Xaviers innewohnte. Ich spürte seine zarten Finger auf meiner Haut genauso wie seinen kühlen Atem, welcher sanft den Klang meines Namens mit sich trug „Kilian... lang ist’s her und vieles muss leider vorerst unausgesprochen bleiben. Die Zeit rennt uns davon...“ Ich nickte, wollte ihn gerade nach dem ominösen Angreifer fragen, als Andrew, welchen ich ja weiterhin ganz vergessen hatte, als Erster aus der Starre, welche sich ob des Auftauchen der doch sehr herrschaftlichen Gestallt des 2000 Jahre alten Vampirs ausgebreitet hatte befreit hatte „We’re not finished yet frenshman“, sagte er ein wenig sauer. "as seo amach éisteacht le Xavier cúramach, or an bhfuil fios or eolas an bhealaigh agat?" (From now on listen carefully to Xavier, or do you know the way?) War die knappe Antwort. "tá sin contáilte agat" (you are wrong about it), fügte ich noch mit einem Kurzen durchdringenden Blick direkt in die trotzigen braunen Augen hinzu. Was ich damit meinte sagte ich nicht, und niemand außer uns Beiden hatte die Unterhaltung verstanden, außer vielleicht Xavier, aber das war mir ziemlich egal. Dann sah ich wieder auf als bemerke ich jetzt erst, dass ja noch Andere zugegen waren. "Ich schätze", sagte ich beflissen in Französisch "Damit hat die Lagebesprechung begonnen" Sofort stellte ich mich zu Christine, zwischen sie und Marek um genau zu sein, schenkte ihr ein zuversichtliches Lächeln und heftete dann meine Augen auf Xavier. Erst jetzt bemerkte ich den Rotschopf hinter meinem Erschaffe, auch die grünen Augen, welche mich in stummer Zurückhaltung musterten. Sofort verdüsterte sich mein Blick ein wenig. Ein weiterer Vampir... Xavier war nicht alleine gekommen…. „Und wer ist das?“, fragte ich auf eine Art und weise die man wohl, als Scheinhöflich bezeichnen konnte. Sie war von eben jener Natur beseelt, welche auch Marek so vorzüglich anzuwenden vermochte, zum Beispiel, als er mich als ‚Monsieur’ bezeichnet hatte wo er doch ganz andere Namen im Kopf hatte. "Kilian, bitte, ich glaube es wäre besser auf Französisch zu kommunizieren, damit alle Anwesenden es verstehen", auch Marek hatte seine Stimme anscheinend wieder gefunden und mischte sich in das Gespräch mit ein. "Und Andrew das Gleiche gilt auch für dich. Genauso sollten wir das Gedankenlesen unterlassen, das einige von uns es nicht beherrschen" bei diesen Worten sah er nicht zu Christine sondern wieder zu Andrew. Ja natürlich dachte er nicht an Christine, das Mädchen schien Marek fast schon beflissentlich zu ignorieren. Auch als er fortfuhr; "Außerdem wäre es auch ziemlich unfreundlich, denn Xavier kann nicht mit Kilian kommunizieren und ich nicht mit Andrew. Also wäre dies sowieso unsinnig. "An Xavier gewandt fragte er noch: "Xavier, dürfen wir erfahren, wer deine Begleitung ist?" „Und nicht zu vergessen Christine“, sagte ich ein wenig gereizt in Richtung Marek, welcher sie bei seinen Ausführungen ja gänzlich außer Acht gelassen hatte „Welche ein Mensch ist, der die Gedanken von NIEMANDEM lesen kann.“ Marek zuckte nur unschuldig mit den Schultern grinste jedoch leicht. „Also Junge wer bist du? Oder muss man ein viertes Mal fragen?“ Dieser fast zu übersehende Vampir war mir suspekt und er war auch Ursache für mein ein wenig ruppiges Betragen was bei allen herumstehenden anscheinend zu einem Schmunzeln führte. Nicht nur bei Marek von dem ich ja nichts anderes erwartet hatte, nein auch Xavier und selbst Christine konnten es sich nicht verkneifen. Der junge Vampir jedoch blieb bewegungslos, verzog nicht eine Miene, als sei das vollendet schöne, makellose weiße Gesicht nichts weiter als eine Venezianische Maske. „Guillaume, es ist nicht höflich eine Frage unbeantwortet zu lassen." Die Gestallt welche sich bisher im Schatten der Hauswand verborgen gehalten hatte, so dass man sie nur in Umrissen hatte erkennen konnten trat nun neben meinen und anscheinend auch seinen Erschaffer. Vom alter her konnte man ihn auf 25 Schätzen, das Haar war rot, die Augen stechend grün, vom Körperbau war er als Sterblicher sicher schlaksig gewesen doch der Zauber der Nacht ließ ihn nun hochgewachsen und schlank wirken, vor allem in dem Leinenhemd über welchem er eine dunkelgrüne Leder Weste trug, die Hose eine Sans-culotes aus braunem Stoff, feste ebenso braune Lederstiefel an den Füßen. „Er wurde nicht von mir erschaffen“, sagte Xavier ruhig in meine Richtung, ganz so als habe er meine Gedanken lesen können, obgleich das unmöglich war, doch das war ich ja schon gewohnt. „Was macht er dann bei dir?“ das Grinsen welches zunahm ignorierte ich, ich sah nur in Xaviers unendlich braunen Augen. „Ich nahm mich seiner an, mehr brauchst du nicht wissen. Nun berichte mir lieber was sich zutrug, den Grund dafür, dass du mich nach all der Zeit wieder hier her gerufen hast.“ So wie er diese Frage, nein viel mehr Aufforderung stellte hörte es sich so an als wisse er schon von der Bedrohung, als warte er nur darauf uns alles erzählen zu können und müsse sich nur ein letztes mal vergewissern, das wir das Gleiche meinten. Ob er Lalitchandra auch schon getroffen hatte? Oder hatte ihm viel mehr jemand vorher schon Bericht erstattet? Nun vielleicht würde ich es irgendwann erfahren, oder auch nicht, das wusste man bei Xavier nie so wirklich. Mir blieb jedenfalls nichts anderes als zu erzählen. Von den kaltenblauen Augen, von dem Raben, welcher mit seinem Todesschrei auf dem Dach gesessen hat, über das Amulett und den Gesang der die Kraft entfachte und zuletzt über das weiße Licht Christines, welches uns vor dem ewigen Schlaf gerettet hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)