Children of the night von Tak-lung (Die Geschichte des Kilian) ================================================================================ Kapitel 6: Xaviers Geschichte I ------------------------------- Kapitel 6 "Griechenland, wie es heute genannt wird, gab es zu meiner Zeit nicht. 800 Jahre bevor Jesus von Gott berichtete, noch bevor Romulus und Remus das später so mächtige Rom erbauten, gab es uns schon, doch nicht als Griechen. Wir waren die stolze Rasse der Hellas. Ein freies Volk, ein stolzes Volk, welches nicht in Eintracht leben, nicht unterwürfig einem Herren ergeben konnte. Zwar hatten all die kleinen Stadtstaaten denselben Glauben, dieselbe Sprache und Schrift, doch mehr nicht. Keinen König, der sie hätte vereinen können. Weit waren wir verteilt, Athen, Sparta, über die Peloponnes, über die Inseln im Ägäischen Meer, über große Teile des heutigen Joguslawien, der Türkei oder Bulgariens. All das waren wir. Unsere Handelsbeziehungen reichten sogar bis nach Sizilien, Syrien und Italien. 850 vor Christus, das war die Zeit, da ich zu einem Kind der Nacht, einem Vampir, wie die Kirche uns taufte, werden sollte. Ich war der Sohn eines Aristokraten der damaligen Zeit. Wohlhabend. Wir hatten einige Leute um uns gescharrt, waren eine jener Familien, die das Land mitregierten. Mein Vater war ein stattlicher Herr. Gebräunte Haut, wildes, dunkelbraunes Haar und stolze braune Augen. Der Körper war der eines Kriegers, muskelbepackt, eine wahre Kämpfernatur: autoritär und ein guter Taktiker. Meine Mutter war wunderschön: blassere Haut, volles, schwarz gelocktes Haar, rosige Lippen. Sie war die Tochter eines Priesters. Eine kluge wie auch schöne Frau. Dann hatte ich noch einen Bruder, einen Krieger, mit dem taktischen Talent meines Vaters gesegnet, und eine Schwester, jung wie der frische Morgentau, von einer Neugier und Gelehrsamkeit ergriffen. Ja, wir hatten es gut, es fehlte uns an nichts, und ich denke, dass ich von mir behaupten kann, dass ich ein schönes Leben hatte. Ich redete mit meiner Schwester bis tief in die Nacht und kämpfte mit meinem Bruder, welchem ich natürlich immer unterlegen war. Ich lernte, lebte, lachte, dennoch lag mein Blick oft auf dem Meer, welches die Insel umschloss, den Gebirgen, welche das Landschaftsbild prägten. Genauso rau wie die Umwelt waren die Menschen, stolz, ungebrochen; und trotz der schlechten Bedingung des festen, steinigen Bodens ackerten sie weiter. Soweit war unsere Kultur gewesen. Ja, ich rede von „war“. Eines Abends, als ich wie schon so oft hinaus aufs Meer sah und beobachtete, wie die runde Sonne über den Horizont zog, wie ihre roten und violetten Strahlen allmählich verblassten, um die Nacht einzuläuten, sah ich Segel. Schiffe, die aus dem Nordwesten kamen. Die Völkerwanderung begann, aus dem Nordwesten kamen die primitiveren Griechen; sie kamen, stark, bereit, mit dem Willen, sich hier niederzulassen. Sofort rannte ich los, nach Hause. Alles war schon in heller Aufregung, wir hatten schon von den Barbaren gehört. Weite Teile der Hellas waren von ihnen angegriffen worden, und nun war unsere Insel dran, irgendwo mitten im Ägäischen Meer. Waffen wurden ausgeteilt, mein Vater und mein Bruder organisierten den Widerstand. Meine Mutter, meine Schwester und ich wurden mit den anderen Jüngeren weggeschickt. Ich weiß noch, wie ich mich wehrte, ich war damals schon bald achtzehn, also ein Mann; ich wollte an der Seite meines Vaters kämpfen, wollte neben meinem Bruder für meine Mutter, für die Menschen, die ich liebte, die mir etwas bedeuteten, alles geben, doch wurde es mir verwehrt. So versteckte ich mich mit all den anderen in den Höhlen der Berge, unwissend, wartend. Dieses Gefühl, nichts ausrichten zu können, zu hoffen, nicht zu wissen, ob die Schlacht schon angefangen hatte, zermürbte mich. Doch mit den Barbaren war etwas auf die Insel gekommen, ich spürte es. Etwas war da, ein seltsame, mir unvertraute Macht, doch schien sonst niemand etwas bemerkt zu haben, und so verschwieg ich dieses seltsame Gefühl. Natürlich glaubte ich, dass es Einbildung war, hervorgerufen durch Anspannung. Verwunderlich wäre es freilich nicht gewesen. Stunden vergingen, ängstlich saßen wir da, die Mütter, die Kinder. Ich und einige der älteren Jungen dienten als Späher, saßen auf den Wipfeln der Bäume, spürten, wie der starke, kräftige Wind des Meeres uns um die Nase strich, hielten unsere Blicke auf die brausenden Wellen des Meeres geheftet. Natürlich sinnlos, wir konnten nichts sehen, nichts sehen, ob wir gewannen oder verloren. Nichts von der Schlacht. Stunden mochten so vergangen sein, Stunden in der Ungewissheit, und dieses Gefühl, diese Vorahnung ließen mich nicht los. Etwas schien mich zu beobachten, etwas, dass mit den anderen Barbaren gekommen war. Und seit es diese Insel erblickt hatte, schien es mich anzusehen, und ich hatte Angst. Es war etwas, das mein Geist nicht erfassen konnte. Und wie jeden Sterblichen ängstigte es mich. Die Nacht verging. Ereignislos. Keine Nachricht der Männer unten. Ich und einige andere Knaben waren der Ansicht, man solle ein oder zwei hinunterschicken, um nachzusehen und Bericht zu erstatten. Die älteren Frauen jedoch rieten davon ab. Kein Wunder, waren sie doch schon besorgt genug um ihre Männer. Noch ihre Söhne, die Jüngsten, hinunterzuschicken, wäre unerträglich für sie gewesen. Ich erinnere mich noch genau, wie die bittenden, müden und verängstigten Augen meiner Mutter mich damals ansahen, als sie versuchte, mir zu erklären, warum sie mich nicht gehen lassen wollte. Ihr lockiges schwarzes Haar fiel unordentlich über ihre dünnen Schultern, und doch wirkte sie stark, tröstete all die Frauen, welche vor Kummer umkamen, wo sie doch selbst größte Ängste erlitt. Doch damals wollte ich das nicht einsehen, eine Wut ergriff mich, nichts konnte ich tun, nicht ihnen helfen, nicht meinem Vater helfen, warum wollte Mutter denn nicht verstehen? Unvorsichtig, unbedacht, wie ich damals war, schlich ich mich davon. Sollten sie doch zitternd da sitzen, sollten sie sich doch verkriechen. Ich würde mich nicht in den Kampf einmischen, ich wäre den Älteren nur im Weg, doch es zog mich hinunter, dieses Gefühl. Ich musste wissen, was mit meinem Bruder, mit meinem Vater war. Doch das war freilich nur eine Ausrede, die sich in meinem Kopf breit machte. Eine rationale Erklärung. Der wahre Grund war vielmehr das Gefühl. Ich musste erfahren, wodurch es hervorgerufen wurde, was mich so magisch anzog, was mit den Barbaren gekommen war. So schlich ich also den Hang hinab. Die Sonne sollte bald schon wieder aufgehen, die ersten roten Strahlen schoben sich schon über den Horizont, doch noch diente mir der Mantel der Nacht als Schutz vor den Augen der Angreifer. Endlos schien der Weg an diesem Morgen. Die Pfade, die ich schon so oft gegangen war, schienen mir mit einemmal nur allzu fremd. Hinter jedem Busch schien sich ein Feind zu verbergen, jedes Rascheln schien ein Angreifer zu sein. Endlich erreichte ich mit der Morgenröte die Grenzen unseres Städtchens. Stille. War die Schlacht zu Ende? Doch warum erhielten wir keine Nachricht? Ich schlich näher heran, bis mich nur noch wenige Meter von den ersten Häusern trennten. Im Hintergrund sah ich das Glitzern des Meeres, die roten und orangefarbenen Strahlen, welche von der Sonne ausgesandt wurden. Immer weiter bahnte ich mir meinen Weg entlang der Küste, im Schatten der Bäume und Büsche, welche ich nicht zu verlassen wagte. Bis ich sie hörte. Lachen! Hatten wir tatsächlich verloren? Gegen diese Wilden? Gegen diese Menschen, welche keine Schrift hatten, welche keine Strategie besaßen? Ungläubig trat ich näher, und was ich sah, nahm mir den Atem. Tote. Überall die mir so vertrauten Straßen rot von Blut. Die Leute, welche ich kannte, mit welchen ich geredet hatte, von denen ich gelernt hatte, mit denen ich gestritten hatte. Ich unterdrückte die Tränen, ich wusste, jedes Geräusch konnte mich verraten. Und so saß ich still, lauschte und hielt nach meinem Vater und meinem Bruder Ausschau. Anscheinend waren auch nicht alle Männer gestorben, einige hatten sie gefangen genommen; in ihre eigenen Häuser eingesperrt. „SIE wird zufrieden sein.“ Er sprach zwar einen harten Dialekt, dennoch war es Griechisch. Er, das war einer der Soldaten; oder als was auch immer man diese Männer bezeichnen wollte. Nackter Oberkörper, ein breites Schwert an der Seite, das benarbte Gesicht mit einem schwarzen Schnurrbart versehen. Er setzte eine Flasche an seine Kehle, und sein Gesprächspartner lachte und machte eine Handbewegung, um ebenfalls die Flasche zu bekommen. „Warum auch immer wir bis zum Abend warten sollen, um die Frauen und Kinder zu suchen.“, fuhr der mit dem Schurrbart fort. „Sie braucht nun mal ihre Ruhe, das kennst du doch, jeden Morgen.“ „Das ist es ja“, unterbrach die tiefe, feste Stimme des Ersten den Anderen. „Nur nachts ist sie zu sehen, warum kommt sie nicht einmal am Morgen heraus? Immer kämpfen wir nachts, sehen SIE nur nachts, ich habe schon fast vergessen, wie blau das Wasser am Tage sein kann.“ Der Andere, ich konnte ihn nicht sehen, da er mit dem Rücken zu mir stand, zuckte mit den Schultern und warf den Kopf nach hinten, um einen Schluck aus der Flasche zu nehmen. „Solange es uns gut geht und wir weiter gewinnen, ist mir das recht egal. Ich meine, was hätten wir ohne sie gemacht? Hätte sie ihre Strategie nicht so schnell durchschaut, wäre das da wahrscheinlich unser Blut auf der Erde, und unsere Köpfe...“ Der Bärtige nickte. Ich staunte nicht schlecht. Eine Frau? Eine Frau, die diese Barbaren führte? Eine Frau, die die Strategie meines Vaters durchschaut hatte und eine Gegenstrategie entwickelt hatte? Es musste eine Athne auf Erden sein, schlau und kriegerisch zugleich. „Und warum müssen wir die anderen verschonen?“ Ein Dritter war hinzugekommen, das schwarze Haar wild durcheinander, das kantige Gesicht schroff und unwirsch wie seine Stimme. „Mal im Ernst, nur um herauszufinden, wo ihre Frauen sind? Das hier ist doch eine Insel, es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir sie finden.“ „Ach, lass sie doch, du weißt ja, was mit den meisten Gefangenen geschieht.“ Was mit ihnen geschah? Mein Herz schien stehen zu bleiben. Also gab es tatsächlich noch Überlebende? Doch welches Schicksal sollte sie erwarten? „Ja, auch wenn keiner genau weiß, was SIE mit ihnen macht...“ „Tot liegen sie dann da, kalt, blass...“ Der Neuankömmling schauderte bei dem Gedanken. „Ich sage euch, mit ihr stimmt etwas nicht.“ Zustimmendes Gemurmel der anderen. „Na ja, solange es uns nicht so ergeht...“ Wieder zustimmendes Gemurmel. Mir jedoch war das nicht egal. Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken. Wer war SIE? War SIE diejenige, die mich rief? Die mich beobachtete? Der Grund für meinen Ungehorsam? Ich schlich weiter, wollte erfahren, wie es um meinen Vater stand. Überall standen die Barbaren, plünderten die Häuser, die Stoffe, welche die Frauen gewebt hatten, Tonkrüge, Waffen, alles wurde aufgeteilt. Eine Wut entfachten sie in mir. Uns einfach zu bestehlen, uns zu nehmen, wofür wir so hart gearbeitet hatten. Dennoch zügelte ich meine Gefühle und hielt mich versteckt. Während ich so, heimlich, ungesehen, die Straßen durchstreifte, erfuhr ich einiges über diese Menschen. Sie waren aus dem Norden gekommen, die Frauen und Kinder würden auch bald nachkommen. Sie hatten vor, sich hier niederzulassen, die restlichen Überlebenden mochten weiterleben, solange sie ihre Herrschaft billigten. Endlich fand ich, was ich suchte. Inzwischen war der Himmel über meinem Kopf blau gefärbt, nur einige weiße und graue Wolken zogen über ihn hinweg, getrieben von der salzigen Meeresbrise. Das, was ich gesucht hatte war unser ehemaliges Gefängnis, auch wenn es fast nie gebraucht worden war. Nur ab und an, um Betrunkene in ihrem Rausch sich austoben zu lassen, oder die wenigen Diebe, die wir auf unserer kleinen Insel hatten, einzusperren. Nun waren die Zellen mit Verwundeten überfüllt. Ich hörte sie durch das Gitter, vor dem Gebäude standen zwei Wachen, welche sich mächtig zu langweilen schienen. Ich schlich mich von hinten heran, kannte ich mich doch bestens in der Stadt aus, sodass ich unbemerkt an eines der Fenster kam. Schnell lugte ich hinein, schaute in eine der vier Zellen. Einige unserer Männer waren darin gefangen. Etwa zehn, wenn ich mich richtig erinnere, die Hälfte davon verletzt. Zwei, drei der Älteren waren auch drin, beruhigten die Jüngeren; einer schien sogar zu weinen, ein anderer hatte sich ängstlich in eine Ecke verkrümelt, doch die anderen schienen nicht gewillt, sich so einfach geschlagen zu geben. Ich versuchte, sie auf mich aufmerksam zu machen, und meine Bemühungen wurden belohnt. „Xerxes, was machst du hier?“ Ich hielt den Zeigefinger vor die Lippen, um ihnen zu bedeuten, zu schweigen. „Was ist mit Vater, und mit meinem Bruder?“, zischte ich, machte mich schon auf das Schlimmste gefasst. „Was mit Telemachos ist, wissen wir nicht, aber deinen Vater haben sie gefangen genommen. Da er ja unser Anführer ist.“ Ich atmete auf, wenigstens Vater hatte es geschafft. „Wie konnten sie euch besiegen?“, fragte ich weiter. Es war mir ein Rätsel, mein Vater hatte bisher diese Insel gut verteidigt, noch nie hatte es so eine Schlacht gegeben, noch nie waren wir unterlegen gewesen... „Es war wie verhext“, antwortete einer der Älteren. „Es war, als hätten sie von unserer Taktik gewusst, als kannten sie unsere Verstecke, als hätten sie unsere Pläne vorher gelesen! Unsere Gedanken gelesen!“ Die anderen nickten nur stumm. Verzweiflung, und dennoch der eiserne Wille, dort herauszukommen, stand in ihren Blicken. Sie wussten nicht, was sie tun sollten, aber Aufgeben kam nicht in Frage. Das war typisch für die Hellas, sie waren nie unterwürfig, das war der Grund, weswegen es keinen König gab, der alle vereinen konnte. „Wisst ihr etwas über die Anführerin?“ Verständnislose Blicke wurden ausgetauscht. „Anführerin?“, fragte diesmal einer der Jüngeren, etwa zwanzig Jahre mochte er zählen, er hielt sich die verwundete Schulter und sah mich aus schwarzen Augen fragend an. „Eine Frau lenkt sie?“ Ich nickte stumm. Sie wussten also nichts, hatte sie nicht gekämpft? Dann war sie noch auf dem Schiff? „Ja“, bestätigte ich leise. „Ich habe einige darüber reden hören. Wenn ihr fliehen wollt, so solltet ihr es besser tagsüber machen“, fuhr ich fort. „Bist du verrückt? Gerade am Tage werden sie uns doch sofort erwischen.“ „Aber tagsüber scheint ihre Anführerin, also das Gehirn dieser Barbaren, inaktiv zu sein. Sie sind dementsprechend taktisch nicht auf der Höhe, und ihr habt die Chance, zu entkommen“, erklärte ich. Ich hatte das Gefühl, dass diese Wilden ohne ihre tolle Anführerin nicht allzu gefährlich sein würden. Sie mochten Muskeln besitzen, aber über die nötige Intelligenz verfügten sie sicher nicht. „Wo ist mein Vater untergebracht?“, zischte ich durch die Stäbe, ich wusste, dass mir nicht mehr viel Zeit blieb, wenn ich nicht entdeckt werden wollte. „Auf dem Schiff, glaube ich.“ Es war wieder der Ältere, der mir antwortete. „Aber Xerxes, geh lieber wieder zu deiner Mutter und berichte, was du weißt, sie wird Rat wissen. Athena ist mit ihr. Sag ihr und den anderen, dass es uns hier noch gut geht, dass wir wieder herauskommen und unser Dorf zurückerobern werden.“ Ich nickte, auch wenn ich nicht vorhatte, in die Berge zurückzukehren. Nein ich würde versuchen, noch mehr zu erfahren, über SIE. SIE schien mich zu fesseln, in ihrem Bann zu halten, und ich konnte mich dessen nicht erwehren. Noch ehe ich sie sah faszinierte sie mich und ich musste erfahren, was mit meinem Bruder war. Das war der Vorwand, den ich mir immer wieder vorhielt. Natürlich würde ich mir nicht eingestehen, wegen dieser Wilden da zu bleiben. Nein, ich sorgte mich natürlich nur um meine Familie. Ich belog mich, in jeder Hinsicht. Ich sagte mir, dass unsere Männer es tatsächlich schaffen konnten. Schwachsinn. Es waren zu viele Barbaren, selbst mit einer guten Strategie war es unwahrscheinlich. Die Barbaren waren durchtrainierter, hatten eine größere Ausdauer, und auch ohne SIE schienen sie nicht so dumm zu sein, wie ich erwartet hatte. Spätestens diesen Abend würden wir fallen. Wir waren dem Untergang geweiht, und etwas anderes zu denken, war töricht. Nein, menschlich, wie ich heute weiß. Ich kletterte schnell wieder auf die Straße und eilte in die sicheren Büsche, welche sich in der Nähe befanden. Inzwischen stand die Sonne im Zenit, Hunger plagte mich, und Durst. Wir hatten Hochsommer, und seit dem gestrigen Abend hatte ich nichts mehr getrunken oder gegessen, ich schwitzte in der Hitze, meine Kräfte schienen mich verlassen zu wollen, zumal ich noch nie ein Sportler gewesen war, und es nicht gewohnt war, den ganzen Tag ohne Nahrung auszukommen. Ich beschloss, bei meinem alten Haus zu schauen, schließlich war es das prächtigste in der Gegend, und das größte, und mit etwas Glück könnte ich sogar etwas zu essen ergattern, oder einen Schluck Wasser. Den ganzen Tag verbrachte ich im Dorf. Was ich alles machte, weiß ich nicht mehr, viel Sinnloses auf jeden Fall. Ich hätte in die Berge zurückkehren sollen, um die anderen zu warnen, doch ich tat es nicht. In meiner grenzenlosen Dummheit, in meinem Egoismus blieb ich. Ich schaffte es irgendwie, mir etwas zu essen und zu trinken zu stehlen, und ich wartete, beobachtete. Und wofür? Für nichts; dafür, die Informationen, die ich sammelte, niemals weiter zu geben, und das wusste ich auch. Trotzdem blieb ich, bis die Sonne unterging. Vielleicht wollte ich ja einfach wissen, was geschah, wollte SIE unbedingt sehen. Ja das halte ixh sogar für das Wahrshceinlichste. So wartete ich am Kai, wo drei Schiffe standen. Stumm wartete ich. Wartete nicht etwa auf meinen Vater, sondern einzig und allein auf SIE, musste sehen, wer uns vernichtet hatte. Ich denke, selbst, wenn ich zurückgegangen wäre, hätte es nichts geändert, schließlich war sie eine Vampirin. Sie würde uns finden, unsere Gedanken konnte sie spüren, uns riechen, uns hören. Sie wusste ohnehin schon längst, wo wir waren, las die Gedanken derer, die Fluchtpläne schmiedeten. Vielleicht habe ich das ja gefühlt, und wenn ich schon sterben musste, dann nicht unwissend. Aber ich sollte nicht sterben, zumindest nicht im herkömmlichen Sinne. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)