Happy Birthday, Joseph von Nightprincess (...damit fing alles an, doch wie wird es enden?) ================================================================================ Kapitel 52: Seven years later ----------------------------- Ich hab wieder Geburtstag. Heute werde ich 26 Jahre alt. Und ich bin tatsächlich noch immer mit Seto Kaiba zusammen, auch wenn es zeitweise gar nicht danach aussah, dass diese Beziehung lange hält. Es sind sehr oft die Fetzen geflogen, besonders an dem Tag, an dem uns die Presse vor der Villa aufgelauert hat und eine Erklärung dafür wollte, warum Setos persönlicher Sekretär seit einem Monat keinen eigenen Wohnsitz mehr besaß und stattdessen die Post in die Kaiba Villa schicken ließ. Nun ja, es hatte mich überrascht, dass die Presse einen ganzen Monat gebraucht hat, um dahinterzukommen, dass ich bei Seto eingezogen bin, ich war aber dennoch nicht auf diesen Menschenauflauf vorbereitet. Seto hat das sehr souverän gemeistert indem er die Presseleute mit Polizeigewalt von seinem Grundstück entfernen ließ… Ich fand das etwas übertrieben, er war der Meinung, dass man sich nur so Respekt bei der Presse verschaffte, ich warf ihm an den Kopf, dass ich ihm wohl peinlich wäre und er mich vor der Presse verstecken wollte, er schrie mich an, dass ich ihm Unrecht tun würde, es wäre nur zu meinem Besten und ich solle mich aus dieser Sache raushalten. Ich hab die Villa dann wütend verlassen und bin zu Yugi geflüchtet, um dort die Nacht zu verbringen. Am nächsten Morgen hat Seto mich förmlich aus dem Spieleladen von Opa Muto geschleift, mich in seine Limousine verfrachtet und in die Firma geschleppt, wo er mich auf einer eilends einberufenen Pressekonferenz als seinen persönlichen Sekretär und gewählten Lebenspartner vorstellte. Das Blitzlichtgewitter war so blendend, dass mir noch Tage später die Augen davon schmerzten… Es gab viele Neider innerhalb und außerhalb der KC, die mir vorwarfen, ich hätte mir die Position als Setos Sekretär erschlafen, aber es kümmerte mich herzlich wenig, was die Leute zu sagen hatten, denn so unrecht hatten sie damit ja nicht. Immerhin fing alles mit Sex an, naja, eigentlich fing alles mit einem einfachen Geburtstagsgeschenk an, von dem ich bis heute nicht weiß, warum Seto es mir überhaupt gemacht hatte. Ich habe ihn oft danach gefragt, eine klare Antwort hab ich bisher nie bekommen. Ich hab das Buch, das er mir damals geschenkt hat, noch immer, es ist etwas abgenutzt, weil ich es so oft lese, wenn Seto auf Geschäftsreise ist und ich hier als sein Sekretär die Stellung halte, da ich nun auch sein persönlicher Assistent bin, weil Roland seit zwei Jahren im Ruhestand ist. Die Jahre waren wirklich nicht einfach, diese ganze Beziehung war nie einfach. Aber ich bereue keine Sekunde davon, auch wenn ich oft genug im Hotel oder bei meinen Freunden übernachtet habe, nach einem Streit mit ihm, trennen wollte ich mich nie von ihm und auch er hat es nie so weit kommen lassen, dass unsere Beziehung an diesen Streitigkeiten zerbrach. In die USA gezogen sind wir nicht, es gibt hier in Domino zwar noch immer den einen oder anderen missbilligenden Blick, wenn wir uns zusammen in der Öffentlichkeit zeigen, aber im Großen und Ganzen werden wir als gleichgeschlechtliches Paar akzeptiert und auch Mokuba wird nicht mehr ständig gefragt, wie das Zusammenleben mit Schwulen denn so ist und ob das irgendwie ansteckend oder vererbbar wäre… Wirklich…wie kann man einem unschuldigen Jungen nur solche Fragen stellen? Seto hat die meisten von diesen Widerlingen vor Gericht gezerrt, ich hätte die viel lieber windelweich geprügelt…nun ja. Ich hab nichts dergleichen getan, höchstens gedanklich, was bei weitem nicht so befriedigend war, wie ich es mir gewünscht hätte. Aber was tut man nicht alles, um in der Öffentlichkeit als ehrbarer Mensch respektiert zu werden? Bei meiner Vergangenheit war es für mich besonders schwer, mir den Respekt zu verdienen, aber Seto stand mir stets zur Seite, meistens ganz ohne Worte, sondern oft nur mit einem einfachen Blick, der mir sagen sollte: ‚Ich bin da.‘ Der alte Buchladen von Iron Chiro befindet sich mittlerweile in meinem Besitz, weil mein ehemaliger Boss mir den Laden vererbt hat, seine eigene Familie hatte kein Interesse an dem Laden und den ganzen Büchern. Ich hab zwar Angestellte, die sich um die Kunden kümmern, aber ab und zu schaue ich selbst vorbei, um meine Stammkunden persönlich zu begrüßen. Herr Mazuka leiht sich noch immer regelmäßig Western aus und Herr Toshi kümmert sich noch immer um die Warenlieferungen und auch der Enkel des alten Chiro schaut regelmäßig im Laden vorbei, allerdings nur in den Semesterferien, da er in Tokio Medizin studiert und dort in einem Studentenwohnheim wohnt. Ich greife nach meinem Lieblingsbuch von Stephen Fry ‚Der Lügner’ und frage mich wahrscheinlich schon zum tausendsten Male warum Seto es mir damals zu meinem 18. Geburtstag geschenkt hat. Nachdenklich setze ich mich im Bett etwas aufrechter hin und schlage das Buch auf, Seto schläft noch neben mir, denn heute ist Sonntag, der einzige Tag, an dem keiner von uns beiden arbeitet. „Liest Du schon wieder dieses Buch?“ Ich blinzle leicht und schau ihn überrascht an. „Ist eben mein Lieblingsbuch und das nicht nur, weil Du es mir geschenkt hast.“ „Hhm.“ „Warum hast Du es mir überhaupt geschenkt? Gab es einen bestimmten Grund?“ „Das lässt Dir keine Ruhe, oder?“ „Schlimm?“ Er richtet sich neben mir etwas auf und schüttelt den Kopf. „Nein. Und wenn Du wirklich den Grund wissen willst, dann verrat ich ihn Dir. Ist im Grunde nichts wirklich Weltbewegendes. Eigentlich wollte ich mich nur über Deinen Job lustig machen und Deinen nicht vorhandenen Büchergeschmack bemitleiden.“ „Aber?“ „Deine Buchauswahl hat mich überrascht.“ „Warum?“ Er schaut mich nachdenklich an, lehnt sich dann ein wenig über mich, um an die unterste Schublade seines Nachtschränkchens zu kommen und zieht ein abgenutztes Buch heraus, das meinem eigenen Buch verdächtig ähnlich sieht. „‚Der Lügner’ war auch mein Lieblingsbuch und ich hab ebenfalls die englische Originalausgabe mit Autorsignatur.“ „Das war alles? Das war der einzige Grund für dieses Geschenk?“ „Das war alles. Enttäuscht?“ Ich schüttle grinsend den Kopf. „Nein. Warum sollte ich? Immerhin lebe ich jetzt mit Dir zusammen und das nur wegen diesem Buch. Ist doch ganz witzig, dass uns ein Lügner zusammengebracht hat, meinst Du nicht, Seto?“ Er erwidert das Grinsen und wuschelt mir durch meine verstrubelten Haare. „Hast Recht, Joseph und jetzt lass uns duschen, immerhin willst Du heute eine große Party in der Villa feiern und hast Deinen Gästen selbstgebackenen Kuchen versprochen, also mach Dich mal an die Arbeit.“ Ich drücke ihm einen Kuss auf die leicht geöffneten Lippen und springe lachend aus dem Bett. „Jawohl, Drache! Bin schon unterwegs.“ „Ich liebe Dich, Hündchen.“ Mit klopfendem Herzen bleibe ich vor der Badezimmertür stehen. Es kommt sehr selten vor, dass er seine Gefühle in Worte fasst, aber das macht es so besonders, wenn er es tut. „Ich liebe Dich auch, Seto. Für immer.“ „Hhm. Ja. Vielleicht für immer.“ ~~~ Ende ~~~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)