Happy Birthday, Joseph von Nightprincess (...damit fing alles an, doch wie wird es enden?) ================================================================================ Kapitel 29: Woman's intuition ----------------------------- Es ist jetzt zwei Tage her, dass ich Kaiba am Domino Strand getroffen habe und ich stehe wie immer im Buchladen hinter dem Ladentisch. Die Jungs haben mich wegen dem Knutschfleck natürlich sofort ausgefragt, ich hab denen gesagt, mich hätte ein Haifisch angeknabbert, der mich für einen Nachmittagssnack gehalten hat. Alle haben sie mich ausgelacht, nur Tea hat mich ganz merkwürdig angesehen, als wüsste sie genau, was ich getrieben hab. Manchmal verunsichert mich dieser durchdringende Blick von ihr, als könnte sie mich total durchschauen… Vielleicht kann sie es wirklich, vielleicht durchschaut sie mich tatsächlich. Genau aus dem Grund hab ich eine Aussprache mit ihr noch nicht angestrebt. Wenn ich ihr erzähle, dass ich mich mit einen Mann eingelassen habe, dann zählt sie vermutlich eins und eins zusammen und weiß vermutlich sofort, wer dieser Mann ist…und das wäre katastrophal… Es ist kurz vor Feierabend und ich warte nur noch darauf, nachhause gehen zu können. Das Klingeln der Türglocke lässt mich aufschauen und erschrocken zusammenzucken. „Tea?“ Oh je. Was will sie denn jetzt hier? „Joey. Können wir reden?“ Ich nicke nervös. „Hab in einer halben Stunde Feierabend, wir können dann zu mir und … reden.“ Jetzt gibt’s wohl kein Zurück mehr… „Ich hol mir noch etwas zum Trinken am Kiosk an der Ecke, wir treffen uns dann in einer halben Stunde wieder hier, aber lauf nicht weg.“ „Keine Sorge. Hatte ich nicht vor.“ „Gut.“ Sie wirft mir noch einen ihrer durchdringenden Röntgenblicke zu und verlässt den Laden. Ich sinke in dem Lesesessel hinter dem Ladentisch zusammen und raufe mir die Haare. Das ist nicht gut, gar nicht gut. Wenn ich Recht behalte, dann weiß sie es, das würde bedeuten, dass ich mit Kaiba darüber reden muss…Mist… Die halbe Stunde vergeht schneller als gehofft. Ich schließ hinter mir den Laden ab und geh mit Tea zu mir, ohne ein Wort mit ihr zu wechseln. Wie soll ich ihr diese ganze Sache nur erklären? Muss ich ihr überhaupt etwas erklären? Vielleicht will sie mit mir ja auch über etwas ganz Anderes reden. Über Yugi oder so… Wir betreten schweigend meine Wohnung. „Möchtest Du einen Kaffee?“ „Nein, Danke. Ich will Dich auch nicht lange stören. Ich möchte nur etwas wissen.“ Ich seufze leise. „Wir können im Wohnzimmer reden.“ Tea geht voraus, ich folge schweigend, sie setzt sich auf meine Couch, während ich mich auf dem Sessel zusammenkauere und versuche, meine zittrigen Hände unter Kontrolle zu bekommen. „Also. Dann komm ich mal gleich zum Grund meines Besuches.“ War ja klar, sie redet nie um den heißen Brei herum. „Was läuft da zwischen Kaiba und Dir?“ Ich schließe verzweifelt meine Augen und hole tief Luft. „Was meinst Du?“ „Verkauf mich nicht für dumm, Joseph Wheeler. Ich hab Augen im Kopf und ein ziemlich kluges Köpfchen. Du kannst mir nichts vormachen.“ Ich schaue sie flehend an. „Bitte, zwing mich nicht dazu.“ Sie seufzt und verschränkt ihre Arme. „Niemand zwingt Dich hier zu irgendetwas. Ich möchte lediglich die Wahrheit wissen. Tristan hat Dich vor zwei Tagen mit Mokuba reden sehen, als Du alleine ins Wasser gegangen bist und danach bist Du beinahe fluchtartig ins tiefere Wasser gestürmt und erst zwei Stunden später wieder aufgetaucht. Keiner von den Jungs hat das irgendwie hinterfragt, auch nicht die Tatsache, dass Du mit einem verdammten Knutschfleck wieder aufgetaucht bist und mit dieser scheinheiligen Ausrede, dass Dich ein Haifisch angeknabbert hätte. Also ernsthaft, als ob das irgendjemand glauben würde. Ein Riesenoktopus hätte ich sich da schon logischer angehört.“ Ha, ich wusste, dass meine Ausrede besser war, als die von Kaiba… „Ich bin aber nicht so dumm wie die Jungs. Den Knutschfleck hast Du von Kaiba oder irre ich mich? Du hast nach ihm gesucht, nachdem Du mit Mokuba geredet hast und dann hast Du Kaiba irgendwo gefunden und wer weiß was mit ihm gemacht, aus welchem Grund auch immer. Läuft das schon länger? Wenn ja, warum hast Du nie was gesagt?“ Ich streich mir mit einer verzweifelten Geste durch die Haare. „Die Sache ist nicht so einfach, wie Du vielleicht glaubst.“ „Dann erkläre es mir.“ Seufzend schau ich sie an, mit meinem besten Hundeblick, den ich habe. „Ich kann Dir nicht alles erklären, so gerne ich das auch wollte. Ich kann Dir aber versichern, dass er mich zu nichts zwingt, diese Sache ist zwar auf seinen Mist gewachsen, aber ich bin da freiwillig hineingerutscht. Und nein, bevor Du fragst, ich will das nicht beenden, weil es für mich etwas ernster geworden ist, als ich einkalkuliert hatte. Er weiß es allerdings nicht und ich möchte auch nicht, dass er es erfährt.“ „Warum nicht?“ Ich lächle traurig. „Das hat Mokuba mich auch gefragt und Dir kann ich nur dieselbe Antwort geben. Er ist eben, wie er ist. Außerdem gäbe es nur eine schlechte Presse für ihn, wenn irgendetwas von dieser Sache rauskommt.“ „Aber meinst Du nicht, dass er vielleicht auch Gefühle für Dich hat? Er ist auch nur ein Mensch.“ „Aber ein Mensch, der jede Frau der Welt haben könnte. Warum sollte er sich da ausgerechnet in einen Mann wie mich verlieben? Das was wir haben, ist nur Sex und nichts weiter.“ Tea schüttelt den Kopf. „Ich weiß nicht, Joey. Vielleicht urteilst Du zu schnell über ihn. Vielleicht ist da doch mehr, als Du gerade siehst. Er hat Dir einen Knutschfleck verpasst, was mich zu der Annahme bringt, dass ihr Sex unter freien Himmel hattet, irgendwo an einem Strand, wo euch keiner sehen konnte. Wenn das nicht romantisch ist, dann weiß ich auch nicht. Wenn er Dich nicht lieben würde, hätte er sowas sicherlich nicht gemacht.“ „Du scheinst das ja ganz locker zu nehmen, also dass ich mit einem Mann Sex habe und dazu auch noch mit Seto Kaiba?“ Sie schaut mich lächelnd an. „Schon mal was von Shonen Ai und Yaoi Storys gehört?“ Ich nicke leicht. „Du meinst diese Manga-Geschichten über Liebe zwischen Männern oder?“ „Genau. Während unserer Schulzeit war ich verrückt danach, genau wie die Hälfte der Mädchen aus unserer Schule. Ich finde das absolut nicht abstoßend oder so, solange die Männer gutaussehend sind und gut zusammen passen.“ Ich lache humorlos. „Aber Kaiba und ich passen so gar nicht zusammen. Das ist ja gerade das Problem. Wir leben in zwei verschiedenen Welten, haben völlig unterschiedliche Interessen.“ „Gegensätze ziehen sich an, Joey.“ „Ach, komm mir nicht damit, Tea. Das ist ein totales Klischee. Völlig unrealistisch.“ „Ist es nicht. Du verkörperst alles, was er nicht hat. Freiheit, Ungezwungenheit, Offenheit. Und er ist das, was Du gerne wärst. Autoritär, intelligent, mächtig. Auf diese Weise ergänzt ihr euch perfekt. Du kannst ihm beibringen, seine Gefühle offen zu zeigen, ohne Angst davor zu haben, was die Menschen um ihn herum darüber denken und Du kannst von ihm eine ganze Menge lernen über die Welt da draußen, denn die Welt endet nicht hier in Domino City und weiß Gott nicht in einem kleinen antiken Buchladen. Du bist nicht geschaffen für diesen Job, Joey. Du verkümmerst hier.“ Ich seufze niedergeschlagen. „Ich hab aber nichts anderes, Tea und so schlecht ist der Job gar nicht. Früher in der Schule haben mich Bücher nicht wirklich interessiert, das mag stimmen, aber Zeiten ändern sich, Menschen ändern sich. Ich mag diesen Buchladen und ich mag meinen Chef und die Kunden, die immer mal wieder zu einem kleinen Plausch bleiben, das sind alles nette Leute.“ „Das bezweifelt ja auch niemand, Joey. Aber trotzdem bist Du ein Draufgänger, der Abenteuer erleben muss, anstatt darüber in Büchern zu lesen. Vielleicht ist genau das der Grund, warum Du Dich freiwillig mit Kaiba eingelassen hast. Früher hast Du Dich auch ständig mit ihm angelegt, jetzt hat die Sache nur eine ganz andere Form angenommen. Und wie auch immer das weitergeht zwischen euch, fakt ist, dass Du ihn in einer gewissen Hinsicht brauchst, um Dich wieder lebendig zu fühlen und er braucht Dich vermutlich, um diesem ganzen Firmenstress zu entkommen, damit er nicht daran zerbricht. Mokuba will und kann er vermutlich nicht damit belasten und Du bist einer der wenigen, die ihm gegenüber nie ein Blatt vor den Mund genommen haben. Du hast ihn so behandelt, als wäre ein ganz normaler Teenager und nichts anderes. Seine Macht, sein Reichtum, seine Firma, all das hat Dich nicht gekümmert, Du hast ihn trotzdem immer beleidigt, hast ihn ständig herausgefordert, bist ihm gegenüber manchmal sogar handgreiflich geworden und das völlig ohne über mögliche Konsequenzen nachzudenken. Du hattest nie Angst vor ihm.“ Nachdenklich mustere ich Tea. Anscheinend werden wir alle irgendwie erwachsen. „Ich hätte nie gedacht, dass ich mal so ein ernsthaftes Gespräch mit Dir führen würde, Tea.“ Sie zuckt mit den Schultern. „Tja. Du hast Dir auch selten etwas von mir sagen lassen oder mir irgendwie zugehört.“ „Das tut mir Leid.“ „Muss es nicht. Du sollst nur wissen, dass ich voll und ganz hinter Dir stehe, egal wie die Sache weitergeht. Willst Du es den Jungs sagen?“ „Yugi und Tristan wissen, dass ich einen Mann liebe, aber nicht wer es ist. Ich dachte, die ganze Wahrheit wäre zu schockierend gewesen.“ Tea nickt. „Lass mich raten. Yugi versteht Dich und Tristan akzeptiert es, will den Kerl aber umbringen, wenn der Dir wehtut?“ Ich lächle sie an und nicke freudig. „In der Tat. Du hast uns anscheinend alle durchschaut.“ „Ich kenn euch halt nur schon so lange, da ist das nicht überraschend.“ „Vermutlich.“ Sie erhebt sich von der Couch. „Ich geh dann jetzt, Du bist sicher erschöpft und willst Deine Ruhe.“ Ich erhebe mich ebenfalls und zieh sie in eine freundschaftliche Umarmung. „Danke, Tea. Danke.“ Sie klopft mir auf den Rücken. „Schon okay. Pass einfach auf Dich auf. Und wenn Du reden willst, weißt Du ja, wo Du mich findest.“ „Ja. Danke Dir.“ Ich lass sie wieder los, sie lächelt mich noch einmal an und verlässt mein Wohnzimmer, ich geh ihr nach. „Bye, Joey.“ „Bis dann, Tea.“ Sie öffnet meine Wohnungstür, geht hindurch, winkt noch einmal zum Abschied und schließt die Tür hinter sich und ich sinke neben meiner Wohnzimmertür auf den Fußboden. Oh man…wenn das Kaiba erfährt… ~~~~~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)