Happy Birthday, Joseph von Nightprincess (...damit fing alles an, doch wie wird es enden?) ================================================================================ Kapitel 18: True Friends ------------------------ Es ist Freitagmorgen. Gestern hab ich Tristan meine Faust ins Gesicht gedonnert, bin aus der Disko gestürmt und hab es beinahe sofort bereut. Ich hab überreagiert. Eindeutig. Allein das Wort schwul aus Tristans Mund hat mich rasend gemacht vor Wut. Und dann auch noch in Verbindung mit Yugi… Früher hätte ich über so eine Bemerkung nur gelacht und Tristan zugestimmt, aber jetzt, wo ich weiß, was Yugi für Atemu empfunden hat und immer noch empfindet, auch wenn Atemu nicht mehr bei uns ist, jetzt, wo ich weiß, was ich für Seto Kaiba empfinde, jetzt bringt mich so eine unbedachte Äußerung völlig aus dem Gleichgewicht. Yugi hat mich gestern sehr spät noch angerufen und gefragt, ob es mir gut geht. Ich hab mich bei ihm für meinen Wutausbruch entschuldigt, er hat gefragt, ob ich mit Tristan reden will, ihn aufklären will, ich hab gesagt, dass ich es nicht weiß, aber es wohl werde tun müssen, so irgendwie. Tristan war schon mein bester Kumpel, bevor ich auf Yugi traf. Wir haben viel zusammen durchgemacht. Ich will nicht, dass das Ganze wegen so einer Lappalie den Bach runter geht. Ich bin gerade auf dem Weg zu ihm und versuche mir Mut zuzureden, damit ich ihm die Wahrheit sagen kann, zumindest die halbe. Die ganze Wahrheit wäre vermutlich für jeden meiner Freunde ein zu großer Schock. Wäre es für mich auch, wenn ich nicht mitten drin stecken würde. Trotzdem war ich ja selbst schockiert genug… „Joey?“ Ich schaue hoch. Tristans große Schwester steht mit ihrem frechen Sohn Johji vor Tristans Haus, vermutlich ist sie grade zu Besuch. „Komm meiner Mama nicht zu nahe, Du verdammter Blondschopf!“ „Johji! Benimm Dich!“ „Ja, Mama.“ Ich starre Johji an, der sich hinter den Beinen seiner Mama versteckt und mir die Zunge rausstreckt, am liebsten würde ich ihn verprügeln, den kleinen, frechen Bengel! Das würde bestimmt witzig aussehen, 18 jähriger Raufbold verprügelt 3 jährigen Frechdachs … vermutlich mit Gratisausflug in den Knast… „Willst Du zu Tristan?“ Ich nicke seiner großen Schwester zu, irgendwie fällt mir ihr Name nicht mehr ein, hab sie lange nicht gesehn… „Ja. Ist er da?“ „Warte, ich schick ihn mal raus. Ach, bevor ich es vergesse, weißt Du, warum er gestern mit einer blutigen Nase nachhause kam?“ Ich schlucke nervös, zucke nur mit den Schultern. Was soll ich dazu sagen? „Er wollt mir nichts sagen. Naja, vielleicht nur wieder die übliche Schlägerei. Ich schick ihn raus.“ Sie geht mit Johji an der Hand zur Eingangstür, Johji zieht hinter ihrem Rücken eine Grimasse, streckt mir die Zunge raus, ich lass mich dazu hinreißen, ihm meinen Stinkefinger zu zeigen und dann sind beide hinter der Tür verschwunden und ich stehe hier und warte auf Tristan und würde doch lieber davonlaufen und nicht mehr wiederkommen… Zwei Minuten später taucht er in der Tür auf, mit nem breiten Pflaster auf der Nase und ich fang fast an zu lachen. „Äh, ja, Sorry?“ Ich räuspere mich ein wenig, deute auf seine Nase. „Tut‘s weh?“ Er wirft mir einen wütenden Blick zu, schließt hinter sich die Haustür. „Willst Du’s mir erklären?“ Ich zucke mit den Schultern. „Wenn Du mich lässt?“ Er kommt auf mich zu, die Hände in den Hosentaschen seiner hellbraunen Stoffhose vergraben. „Sonst wär ich wohl kaum hier.“ Ich deute mit dem Kopf die Straße entlang. „Gehen wir nen Stück?“ Er lenkt seine Schritte nach rechts, geht an mir vorbei, wortlos. Ich folge ihm, ebenso schweigend. Eine ganze Weile gehen wir schweigend die Straße entlang, jeder für sich in Gedanken versunken, dann ergreift er zuerst das Wort. „Und?“ Und ich platze einfach mit der Wahrheit raus, so wie bei Yugi Tage zuvor. „Ich bin schwul, Tristan. Oder zumindest bisexuell.“ Er bleibt ruckartig stehen, dreht sich zu mir um und starrt mich aus schockgeweiteten Augen an. Ich bleibe ebenfalls stehen. „Du bist was?“ „Bisexuell. Vermutlich. Ich steh immer noch auf Frauen. Aber…“ Ich fahr mir mit einer Hand durch die Haare, Tristan schaut mich noch immer ungläubig an, kann das Ganze vermutlich noch immer nicht richtig erfassen. Wundert mich nicht. Ich versuche es ihm in langsamen Schritten zu erklären. „Naja. Ich liebe halt einen Mann. Einen Mann. Einen Einzigen. Ansonsten bevorzuge ich noch immer Frauen. Trotzdem macht es mich irgendwie bisexuell. Und bevor Du gleich die Flucht ergreifst. Du bist nicht gemeint. Und auch nicht Yugi. Oder Duke. Oder Ryo.“ Nichts davon ist gelogen. Die reine Wahrheit. Auch wenn das Schockierendste noch fehlt. In der nächsten Sekunde hab ich seine Faust im Gesicht, schmerzhaft. Ich weiche keinen Schritt zurück. Ich hab’s verdient. „Und deswegen verpasst Du mir ne blutige Nase?“ Ich zucke mit den Schultern, schau ihn ernst an. „Hab überreagiert.“ Tristan sieht verdammt wütend aus. „Überreagiert? Du hast mir, verdammt nochmal, fast die Nase gebrochen!“ Ich scharre unruhig mit den Füßen. „Tut mir Leid.“ Das tut es wirklich. „Verdammt!“ Er dreht sich zur Seite, tritt wütend einen Kieselstein beiseite, wirft mir einen bitterbösen Seitenblick zu. „Wer ist es?“ Ich senke niedergeschlagen den Blick. „Kann ich Dir nicht sagen. Ich darf nicht. Vielleicht irgendwann…wer weiß.“ „Zwingt er Dich?“ Ernst schau ich ihn an, schüttle nachdrücklich den Kopf. „Nein. In diese Sache bin völlig freiwillig reingerutscht. Allerdings war Liebe nicht geplant.“ „Warum?“ „Warum ich mich freiwillig auf ihn eingelassen hab?“ Er nickt, ich zucke mit den Schultern. „Um ganz ehrlich zu sein. Ich hab keine Ahnung. Da war irgendwas. Zwischen ihm und mir. Keine Ahnung was es war. Aber da war was. Es war seine Idee. Ich ging darauf ein. Wollte keinen Rückzieher machen. Und jetzt … steck ich mitten drin. Bis zum Hals.“ „Seit wann?“ Ich denke lange nach. Ja. Seit wann eigentlich? Wann hat das alles angefangen? Leicht runzle ich die Stirn. „Vermutlich hat alles mit einem einfachen Geburtstagsgeschenk angefangen, das er mir zu meinem 18. gemacht hat. Vielleicht war da aber auch schon früher irgendwas. Ich weiß es nicht. Ich weiß aber erst seit knapp sechs Tagen, dass es Liebe für mich ist. Sechs verdammt langen Tagen.“ „Und er?“ Ich schüttle fast traurig den Kopf. „Wird’s vermutlich nie erfahren. Was er für mich empfindet, weiß ich nicht. Ich würd’s gern wissen, trau mich aber nicht zu fragen. Er ist halt, naja, eben er. Nicht der Typ für Liebe und diesen ganzen Kram. Ist schon ein Wunder, dass er, naja….“ Tristan hebt abwehrend die Hand. „Gott, keine Details bitte! Sonst fang ich an zu kotzen!“ Ich zeig ihm ein schiefes Grinsen. „Sorry.“ Er seufzt laut, dreht sich wieder zu mir um und verschränkt die Arme vor seiner Brust. „Es ist ernst, oder?“ Ich nicke nur. „Verdammt ernst.“ „Was ist mit Mai?“ Ich weiche seinem Blick aus. „Bin noch immer verliebt in sie. Aber…“ „Du liebst ihn mehr?“ Leise seufze ich und schau ihn wieder ernst an. „Ja.“ Er rauft sich mit einer wütenden Geste die Haare. „Verdammt!“ Ich kann nicht anders, ich grinse ihn an. „Ich weiß. Was glaubst Du wohl, wie es mir geht?“ „Will ich gar nicht wissen! Meine Fresse! Diesmal sitzt Du ja mächtig tief in der Scheiße! Und so, wie ich Dich kenne, ziehst Du diese ganze Sache auch noch durch bis zum Schluss, ohne auch nur eine Sekunde darüber nachzudenken, was der Rest von uns davon hält oder was Dir vielleicht zustoßen kann, bei diesem, diesem Scheiß halt.“ „Tut mir Leid.“ „Halt jetzt bloß die Klappe, Alter, sonst kriegst Du noch eins in die Fresse. Denkst Du überhaupt mal nach, bevor Du was tust?“ Ich zucke mit den Schultern. „Okay, vergiss die Frage. Tust Du ja nie…“ Ich strecke ihm meine rechte Hand entgegen. „Noch immer Freunde?“ Er wirft mir einen mürrischen Blick zu, schlägt aber dennoch mit seiner rechten Hand gegen meine. „Aber wehe, Du grabscht mir an den Arsch!“ Ich spüre, wie mir ein riesiger Felsbrocken von meinen Schultern fällt und ein äußerst fieses Grinsen breitet sich ungewollt auf meinem Gesicht aus, Tristan zuckt nervös mit den Augenbrauen. „Bleib mir bloß vom Leib!“ Mein Grinsen wird breiter, ich trete einen Schritt auf ihn zu, er macht sich bereit zum Angriff, weicht jedoch nicht zurück. „Joey!“ Ich lege ihm nur freundschaftlich meine linke Hand auf die Schulter, er zuckt kurz zusammen, rührt sich aber sonst nicht. „Danke, Tristan. Danke.“ Er wirft einen äußerst mürrischen Blick auf meine Hand, die auf seiner Schulter liegt, macht aber keine Anstalten, sie von sich runterzuschieben. „Schon gut. Aber heul mir hinterher nicht Ohren voll, wenn’s schief geht, klar?“ Ich drücke einmal kurz seine Schulter und zieh mich wieder zurück. „Keine Sorge, wenn’s schief geht, bist Du der Erste, der es erfährt!“ „Wenn Du mir dann auch den Namen von dem Typ erzählst, damit ich ihn umbringen kann?“ Ich grinse ihn an und nicke ihm äußerst amüsiert zu. „Klar! Wenn’s schief geht, hab ich eh nix mehr zu verlieren.“ „Fein! Und jetzt seh zu, dass du wegkommst, bevor ich es mir anders überlege und Dich doch noch windelweich prügle, damit Du endlich mal Dein bisschen Verstand benutzt und zwar bevor Du was tust und nicht erst hinterher!“ Ich klopf ihm noch einmal auf die Schulter. „Mach’s gut, Tris.“ Er gibt mir dafür einen Klapps auf den Hinterkopf. „Mach’s besser, Joey. … Mein Freund.“ Ich zeig ihm noch ein letztes Grinsen und wende mich dann ab, marschiere in Richtung meiner Wohnung. „Werd’s versuchen, mein Freund. Werd‘s versuchen.“ Ich dreh mich nicht nach ihm um, weiß aber dennoch, dass er mich beobachtet und gerade versucht, zu verstehen, was in mir vorgeht und ein beinahe fast glückliches Lächeln breitet sich auf meinem Gesicht aus. Yugi versteht mich, Tristan akzeptiert es und keiner von beiden verurteilt mich für meine Gefühle. Was kann schöner sein als das? ~~~~~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)