christmas with the one you love von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: christmas with the one you love ------------------------------------------ ~ * ~ Christmas with the one you love ~ * ~ Lautlos fallen die Schneeflocken vom Himmel, zerschmelzen sobald sie meine Haut berühren. Ich strecke meine Hände aus und betrachte sie. Im Gegensatz zu dem weißen Nass, das auf sie niederfällt, sind sie ganz rot, an manchen Stellen sogar schon bläulich. Ich reibe sie etwas, um sie zu wärmen, doch sie sind bereits so taub, dass ich kaum einen Unterschied spüre. Warum bin ich auch so überhastet losgerannt ohne mich ausreichend anzuziehen?! Und jetzt?!? Jetzt stehe ich hier und weiß nicht mehr, wohin. Erneut drehe ich mich um meine eigene Achse und versuche irgendeinen Ausweg zu finden. Aber alles um mich herum ist weiß. Der ganze Wald versinkt unter der weißen Last, jeder kahle Baum, jeder Strauch ist eingeschneit und nichts schützt mehr vor dem Schnee und der Kälte, die unaufhörlich auf mich einschlagen. Kalter Wind kommt erneut auf und zitternd ziehe ich meine Jacke enger um mich. Außer einem T-Shirt habe ich nichts darunter an, denn in meiner Eile habe ich nicht einmal an meinen Pullover gedacht. Ich bin wirklich zu dumm! Wieso schaffe ich es heute, alles, aber auch wirklich alles, falsch zu machen?! Ich schließe meine Augen, unterdrücke den aufkommenden Schmerz. Warum nur...? Plötzlich horche ich auf. War da nicht ein Geräusch? Ein Schrei? Ich zwinge mich wieder loszulaufen, einfach nur in die Richtung, in der ich den Schrei vermutet habe. "Ni~ya? Ni~ya-kun!?" schreie ich, doch ich bekomme kaum einen Ton raus so erschöpft bin ich. Tränen der Verzweiflung und Wut treten mir in die brennenden Augen. Ich bin echt das Letzte. Selbst jetzt, nachdem ich ihn so sehr verletzt und belogen habe, ist er der erste nach dem ich rufe, der einzige, an den ich sofort denke. Und nicht nur ihn habe ich belogen....auch mich selber. Weinend breche ich zusammen, ignoriere die Kälte, die sofort durch meine Kleidung dringt. Ich habe alles zerstört....alles. ~ * ~ Als die letzten Gitarrenklänge in der Luft verhallen, schloss ich meine Augen und versuchte dieses Gefühl in mir zu erhalten. Das glückliche Lachen meiner Freunde, das Schreien der Fans, das Scheinwerferlicht, das auf uns scheint, und die Zufriedenheit, die alles einhüllte, da man wusste, man hatte alles gegeben und dabei alles erreicht, seinen Traum erfüllt. Ich liebte es, auf der Bühne zu stehen und zu spielen. Das war es, was meinem Leben schlussendlich einen Sinn gab. So war es für mich auch eher ein Geschenk, am 24. Dezember das Tourfinal zu haben. Doch spürte noch etwas anderes. Seinen Blick auf mir. Seit einiger Zeit bemerkte ich immer wieder, wie er mich bei jeder meiner Bewegungen beobachtete, mir mit seinen dunklen, unergründlichen Augen stets folgte. Es machte mich zunehmen nervös. Andererseits liebte ich es, ihn zu reizen, denn ich hatte meine eigene Theorie, warum er mir so viel Aufmerksamkeit schenkte... Natürlich, er behauptete, er würde sich nur Sorgen um mich machen, weil ich immer dünner wurde. Seiner Meinung nach zu dünn. Doch anscheinend gefiel ihm mein Anblick trotzdem, sonst würde er nicht immer derart auf meine Spielchen reagieren. Wie auch nun, wo ich mir seines Blickes vollkommen bewusst war. Ich reckte meinen Kopf etwas mehr in Richtung Licht und fuhr mir demonstrativ mit der Zunge über die Lippen, bevor ich meinen Mund leicht geöffnet ließ. Ich war mir sicher, wenn ich mich gleich zu ihm umdrehte, würde er schnell wegsehen und rot werden. Gleich, nur noch ein kleines bisschen warten, dann.... Plötzlich schlangen sich zwei starke Arme um mich und zogen meinen Körper and einen ebenfalls erhitzten Körper. Ich erschauderte, als sein Atem meine Haut streifte, während er sich an mein Ohr beugte. "Merii Kurisumasu!" hauchte er mir entgegen und zu meiner Gänsehaut huschte mir nun ein Lächeln auf die Lippen. "Erschreck mich nicht immer so, Ni~ya-kun!" meinte ich lachend und wollte mich aus der Umarmung befreien, doch Ni~ya hielt mich fest. Ich seufzte und drehte mich in seinen Armen zu ihm um. Aber jeglicher Protest blieb mir im Hals stecken, sobald ich in seine strahlenden Augen sah. Machte es ihn tatsächlich so glücklich bei mir zu sein? Er war zu süß in Momenten wie diesem. Wie von selbst beugte ich mich langsam zu ihm und küsste ihn flüchtig auf die Wange. "Dir auch schöne Weihnachten, Ni~ya!" Er war so überrascht, dass ich mich nun aus der Umarmung befreien konnte. Grinsend lief ich zu den anderen, um auch ihnen Weihnachtsgrüße entgegen zu bringen, denn wir hatten ausgemacht, uns erst nach dem Konzert "Frohe Weihnachten" zu wünschen. Währenddessen sah mir Ni~ya verwirrt hinterher. Ich hatte ihn mal wieder reingelegt... Wenig später verließen wir alle zusammen die Bühne, um uns umzuziehen. Besonders Yomi hatte es eilig, sich schnell fertig zu machen und zu seiner Familie zu fahren. Er sauste durch den Raum, immer knapp davor, jemanden umzurennen. Sie würden alle über Weihnachten bei ihren Familien sein. Nur ich nicht... Es störte mich nicht unbedingt, dass meine Eltern mich nicht bei sich haben wollten. Es war eher, dass ich auch sonst niemanden an Weihnachten bei mir haben würde, was mich traurig machte. Ich ließ mich erschöpft auf einen der Stühle nieder und beobachtete das hastige Treiben um mich herum. Mir war zwar etwas kalt, da ich mein Oberteil schon ausgezogen hatte, aber im Gegensatz zu den anderen musste ich mich ja mit dem Umziehen nicht unbedingt beeilen. Zudem war ich völlig erschöpft von unserem Auftritt. Seufzend schloss ich meine Augen. Als ich sie wieder öffnete stand Ni~ya vor mir. Wie lange er dort wohl schon stand? Die Vorstellung, dass er mich schon länger so gesehen hatte, beunruhigte mich. Unsicher schlang ich meine Arme um meinen Oberkörper und wich Ni~yas Blick aus. Er sollte mich nicht so sehen können. Nicht so schwach und hässlich. Er ging jedoch vor mir in die Knie, legte mir eins der Tour-T-Shirts zum Anziehen auf den Schoß und suchte meinen Blick. Und ich konnte wie immer seinen tiefschwarzen Augen nicht entkommen, wollte es vielleicht auch gar nicht mehr. Traurig und besorgt sahen sie mich an, während er meine Hand ergriff und kurz drückte. "Du weißt, dass ich mir Sorgen um dich mach...." Ich nickte stumm, schüttelte aber im nächsten Moment den Kopf. "Musst du aber nicht..." sagte ich mit Nachdruck, unterbrach jedoch nicht den Blickkontakt, sodass ich bemerkte, wie sein Blick immer unsicherer wurde. Wenn er nur wüsste, wie süß und schüchtern er, der "Badboy", gerade war. "Weißt du...Saki...ich...." begann er leise. Was wollte er mir sagen? Doch nicht etwa....aber wenn er das tat, wie sollte ich reagieren? Ich konnte doch nicht "ja" sagen! Aber....wollte ich denn "nein" sagen? ich wollte mich nicht entscheiden. Jede Entscheidung wäre doch eigentlich die falsche... "Saki?" holte mich Ni~ya sanft wieder aus meiner Gedankenwelt. Ich sah ihn verwirrt an. Was sollte ich jetzt nur tun?! "Willst du....mit mir....zusammen Weihnachten verbringen?" Eh?...............Erst nach einigen Sekunden kam seine Frage richtig bei mir an und ließ mich aufatmen. Und ich hatte schon etwas anderes befürchtet....Aber hatte ich es wirklich "befürchtet"? Irgendwann würde ich mich entscheiden müssen, ob ich wollte oder nicht. Denn ich war mir sicher, dass Ni~ya sich nicht nur Sorgen um mich machte. "Hey! Saki?!" Ni~ya sah mich schmollend an und mir wurde schlagartig bewusst, dass er immer noch auf eine Antwort von mir wartete. Ich dachte kurz nach. Dachte an meine Wohnung, wo niemand auf mich wartete, und an meine Familie, die sich nicht für mich interessierte. Und ich dachte an Ni~ya. Ni~ya, den ich sehr mochte, der mich aber gleichzeitig stets verunsicherte und verwirrte. Ni~ya, dessen Gefühle ich nicht erwidern konnte - zumindest nicht so ehrlich, wie er sie mir entgegenbrachte. Aber trotzdem wollte ich wirklich bei ihm sein.... "Ja, wenn ich dir nicht zu Last falle..." antwortete ich zögernd. Er schüttelte sofort seinen Kopf und sah mich glücklich an. "Ach was, im Gegenteil! Ich freu mich, wenn du mitkommst!" Er zog mich grinsend auf die Beine und begann meine Sachen einzusammeln, die noch verstreut im Raum lagen. "Beeil dich! Wir fahren in die Berge! Da hat meine Familie nämlich ein Ferienhaus, wo wir immer Weihnachten verbringen!" Weihnachten in den Bergen. Das bedeutete Weiße Weihnacht. Ich lächelte, als ich mich vollends umzog und meinen Koffer packte. Es würde sicherlich eine schöne Zeit sein die nächsten Tage zusammen mit Ni~ya.... Erst spät am Abend, es dämmerte bereits, kamen wir bei dem Ferienhaus an. [sagen wir einfach mal Naitos Konzert war mittags ^^,, so unwahrscheinlich ist das ja net an Weihnachten >.<] Ich war während der Fahrt immer wieder eingenickt, während Ni~ya trotz aufkommendem Schneegestöber sicher fuhr. Er war entgegen vieler Behauptungen ein sicherer Fahrer; auch wenn es stimmte, dass er gerne schnell fuhr. Seine Eltern begrüßten uns sofort freundlich und meinten, das Essen sei bereits fertig. Also beeilten wir uns, unsere Sachen aus dem Auto ins Haus zu bringen. Der letzte Koffer stand neben mir und Ni~ya schloss gerade sein Auto ab, da hatte ich endlich Zeit die Gegend verträumt zu betrachten. Alles war von glitzerndem Schnee bedeckt, nur hier und da sah man noch etwas Grün der Tannen und die letzten Strahlen der Sonne färbten den Himmel orange-rot, was wiederum der Schnee reflektierte. Es wirkte auf mich wie eine Märchenlandschaft. Plötzlich traf mich ein Schneeball direkt in den Kragen. "Ni~ya!" schrie ich gespielt entrüstet, schnappte mir ebenfalls etwas Schnee und rannte ihm hinterher. Lachend wich er meinen Würfen aus und ging seinerseits wieder in den Angriff über, sodass ich weglaufen musste. Doch nach ein paar Schritten strauchelte ich. Alles um mich herum drehte sich auf einmal und ich nahm nur noch vage wahr, wie mich eine starke Umarmung vor dem Aufprall im kalten Weiß bewahrte. "Sakito?!?" hörte ich Ni~ya laut rufen, dann war plötzlich alles schwarz. Als ich wieder zu mir kam, lag ich bereits umgezogen in einem weichen Bett. Meine vom Schnee nassen Kleider lagen auf einem Sessel neben dem Bett, während ich den Pulli, den ich außer meinen Boxershorts noch anhatte, als einen von Ni~yas identifizierte. Er war mollig warm und, wie ich feststellte, als ich mich tiefer hineinkuschelte, roch nach seinem eigentlichen Besitzer. Ni~ya. Ich ertappte mich erschrocken dabei, wie ich den Geruch verträumt einsog. Was war denn nur mit mir los?! Ich benahm mich ja fast wie ein verliebter Teenie. Dabei fand ich Ni~ya nur anziehend....mehr nicht.... Trotzdem errötete ich unwillkürlich, als eben dieser das Zimmer betrat. Er brachte einen vollen Suppenteller mit und zwang sich zu einem Lächeln, sobald er sah, dass ich wach war. Doch seine Augen blickten weiterhin traurig zu mir. Langsam, damit nichts überschwappte, stellte er den Teller auf den Nachtisch, dann setzte er sich auf die Bettkante zu mir, sah mich ernst an. "Sakito....ich möchte gerne, dass du ehrlich zu mir bist, ok?" Ich war nur zu einem Nicken fähig, fragte mich, was er wohl wissen wollte. "Wann hast du zuletzt etwas gegessen?" fragte er mich, wobei er einen unbestimmten Punkt auf der Bettdecke fixierte. Es schien ihm schwerzufallen, diese Frage zu stellen. Ich seufzte. Das war es also. Aber gut, er hatte eine ehrliche Antwort verdient. "Heute morgen..." "Und was?" "Einen Apfel und...Kaffee..." meine Stimme war zum Ende hin immer leiser geworden. "Und gestern?" fuhr er unbeirrt fort. "Etwas Salat....und Kaffee..." antwortete ich beschämt. "Sakito..." er sah mich traurig an. "Du weißt, dass Kaffee nicht als Essen gilt?" Erneut nickte ich nur als Antwort. "Warum tust du das dann dir und deinem Körper an?" er musterte mich durchdringend als könnte er dadurch auf den Grund meiner Seele schauen. Ich senkte verunsichert den Kopf, suchte nach Worten, wodurch einige Minuten Stille herrschten. "Ich...ich bin nicht magersüchtig." versuchte ich schließlich mich zu erklären. "Es ist nur...ich hatte etwas zugenommen und musste das ja irgendwie wieder abnehmen und dann habe ich immer mehr abgenommen...und ich weiß, dass ich nun wie vorher hässlich bin, aber -" "Pscht..." sagte er beruhigend und legte einen Finger auf meine Lippen, worauf ich augenblicklich verstummte. "Du bist doch nicht hässlich!" meinte er und strich mir einige Haarsträhnen hinters Ohr. "Nein, ganz und gar nicht! Du bist wunderschön!" Ich spürte, wie ich auf einmal ein paar Schmetterling in meiner Magengegend selbstständig machten, als er dies sagte. Aber vielleicht war das auch nur der Hunger...Hatte Ni~ya das wirklich gesagt? Und meinte er das auch ehrlich? Seinen aufrichtigen Augen nach, ja....Ich schloss kurz meine Augen, um wieder zu mir zu kommen. "Doch du musst mir versprechen wieder normal zu essen!" begann Ni~ya erneut. "Es ist ok, wenn du etwas abnehmen willst. Nach ein, zwei Wochen aber solltest du wieder damit aufhören, sonst machst du dich kaputt....und das will ich nicht....Schließlich möchte ich doch mit dir Schneeballschlachten machen können!" Er lachte leise. "Ist in Ordnung." antwortete ich ihm. "Die letzten Wochen hatten wir nur so viel Stress, deshalb habe ich nicht richtig darauf geachtet..." "Nein, nein, ich weiß schon. Du bist Perfektionist und wenn du einmal mit so etwas angefangen hast, hörst du nicht mehr auf..." Ich nickte beschämt. Kannte er mich doch tatsächlich so gut. "Ich fang am besten gleich damit an, das zu ändern!" schlug ich vor und griff nach der Suppe. Ni~ya nickte glücklich, während ich begann zu essen. Die Suppe war sehr lecker, was ich auch Ni~ya sagte, nachdem ich leergegessen hatte. Er strahlte und meinte, er würde das Kompliment an seine Mutter weitergeben. Dann wurde er wieder ernst. "Weißt du, ich hab mich ehrlich gesagt zu Tode erschreckt, als du vorhin umgekippt bist..." Ich wusste nicht, was ich ihm antworten sollte, daher senkte ich meinen Blick. Ich musste lächeln, als er auf meine Hände fiel, die in den Ärmeln von Ni~yas Pullover steckten. "Und du hast die Situation trotzdem sofort genutzt, um mir an die Wäsche zu gehen...." neckte ich ihn grinsend und sah wieder zu ihm auf, wobei er sofort rot wurde. "Ach was....nein....ich....Das würde ich doch gar nicht überleben, oder?!" lachend versuchte er seine Unsicherheit zu verstecken, aber ich war noch nicht fertig mit ihm. "Finde es doch heraus." sagte ich todernst. Sein Lachen stoppte von einer Sekunde auf die andere und seine Augen blitzten gefährlich auf, als er meinen ernsten Blick erwiderte. Plötzlich wusste ich, dass ich mich selber in die Enge getrieben hatte, anstatt ihn weiter in Verlegenheit zu bringen. Doch Ni~ya gab mir gar keine Zeit über die jetzige Situation nachzudenken. Noch bevor ich es verhindern konnte - oder überhaupt mir darüber klar werden konnte, ob ich es verhindern wollte oder nicht - spürte ich schon seine Lippen auf meinen. Wie von selbst flatterten meine Augenlider zu und ich genoss die Wärme, die von Ni~yas Lippen ausging. Ich konnte einfach nicht anders. Dieses Gefühl, das er in mir auslöste, wuchs mit jeder flüchtigen Berührung von ihm und nun dieser Kuss...Ich schlang meine Arme um seinen Nacken und zog ihn ganz zu mir aufs Bett, um langsam seinen zärtlichen Kuss zu erwidern. Er schien dadurch ermutigt und strich leicht mit seiner Zunge zwischen meinen Lippen entlang, bettelte förmlich um Einlass. Diese Bitte gewährte ich ihm auch bald und verfiel ihm dadurch vollkommen. Die Art, wie er mich küsste, wie er zärtlich mit meiner Zunge spielte - es machte mich wahnsinnig und ich vergaß alles andere um mich herum, verlor jegliches Zeitgefühl. Währenddessen strich er mit seinen Händen meinen ganzen Körper entlang und ich hatte das Gefühl, dass meine Haut überall brannte, während ich mich immer mehr nach seinen Berührungen, seinen Küssen, nach ihm, verzerrte... Wenig später lagen wir, beide ausgezogen bis auf die Shorts, nebeneinander. Ich hatte meine Augen geschlossen und stellte mich schlafend. Tatsächlich aber war ich hellwach, folgte in Gedanken jeder von Ni~yas Bewegungen, lauschte seinem Atem. Er hielt eine meiner Hände fest, mit seiner anderen Hand liebkoste er meinen Bauch. Er umkreiste meinen Bauchnabel immer wieder mit federartigen Bewegungen, nur um mich dann kurz zu ärgern, indem er mein Bauchnabelpiercing anstupste. Er wusste ganz genau, dass ich dort kitzelig war, und ich war mir bewusst, dass ich trotz meines "Schlafens" lächelte. Ich rückte ganz nah an Ni~ya heran und schmiegte mich an seine Brust, sodass er seine Arme um mich legen konnte. Vorsichtig hielt er mich fest, gab mir einen flüchtigen Kuss und flüsterte dann, kaum hörbar: "Ich liebe dich...." Bald darauf vernahm ich seine gleichmäßigen Atemzüge. Er war mit einem glücklichen Lächeln eingeschlafen. Während mein Herz wie verrückt schlug, schluckte ich beklommen. Er liebte mich. Er wollte oder begehrte mich nicht nur - nein. Er liebte mich. Natürlich...sonst hätte er sicherlich mit mir geschlafen, nachdem ich ihn schon so dazu aufgefordert hatte. Aber nein. Ihm ging es nicht nur um Sex; ihm ging es um mich. Verträumt strich ich ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht, betrachtete ihn, wie er so friedlich schlafend neben mir lag. Er war so schön, doch er wirkte im Schlaf auch ungewohnt zerbrechlich. Etwas, das man nicht bemerkte, wenn er wach war, denn er war dann immer der Starke, der Coole, der niemals etwas nicht konnte und dem nie eine Sache etwas ausmachte. In Wirklichkeit aber, da war ich mir sicher, war er viel verletzlicher als wir alle dachten. Ich wollte ihn nicht verletzten... Aber konnte ich seine Gefühle erwidern? Liebe....damit kannte ich mich eher weniger aus. Schließlich hatte es mit Vertrauen zu tun und ich vertraute nicht so schnell anderen Menschen. So hatte ich jede "Beziehung" bisher nach wenigen Wochen wieder beendet. Aus Angst verletzt zu werden oder die Kontrolle zu verlieren... Bei Ni~ya war das anders. Er war mir wichtig und irgendwie vertraute ich ihm auch vollkommen. Aber liebte ich ihn? War dieses Gefühl, das er in mir auslöste, wirklich "Liebe"? Und wollte ich überhaupt, dass es "Liebe" war? Ich wusste es nicht, fand keinerlei Antworten auf meine Fragen. Jedenfalls nicht in diesem Moment. Alles, was ich wollte, war für immer so in Ni~yas Armen liegen zu können. Und dies tat ich auch, zumindest für jene Nacht... Am nächsten Morgen riss und ein lautes Scheppern aus dem Schlaf. In der offenen Tür stand Ni~yas Mutter. Vor ihr auf dem Boden lag ein Tablett und die Überreste zweier Teller mit Frühstück. Sie sah geschockt zu uns, verließ dann aber ohne ein Wort zu sagen hastig das Zimmer. Keine fünf Sekunden später war auch Ni~ya aus dem Zimmer verschwunden, direkt seiner Mutter hinterher. Ich seufzte verhalten. Es war klar, was Ni~yas Mutter nun dachte, nachdem sie mich und Ni~ya kaum bekleidet, Arm in Arm, zusammen in einem Bett gesehen hatte. Es tat mir leid, dass Ni~ya jetzt wahrscheinlich wegen mir Ärger bekam. Dabei war ich mir meiner Gefühle für ihn immer noch nicht sicher. Vom Flur drangen einzelne Wortfetzen ins Zimmer. Anscheinend hatte Ni~ya seine Mutter ziemlich schnell eingeholt. Eigentlich ging es mich nichts an...aber ich war zu neugierig und besorgt. So stand ich auf und schlich zur Tür, die noch einen Spalt weit offen war. Ich bekam gerade noch mit, wie Ni~yas Mutter seinen aufgebrachten Wortschwall unterbrach, indem sie ihn ohrfeigte. Ich kniff leicht meine Augen zusammen. Autsch. Das hatte bestimmt weh getan... "Wie kannst du nur so leichtfertig von "Liebe" sprechen?" schrie sie ihn an. "Du kannst doch nicht von heut auf morgen einen Mann lieben! Was...was wird dann aus deinem Wunsch, Kinder zu haben?! Und was ist mit deiner Freundin, die du seit über einem Jahr hast?!" "Die hat es nie gegeben..." erwiderte er und fuhr fort zu erklären, doch ich hatte bereits genug gehört, um eine Entscheidung treffen zu können. Ich würde Ni~ya wieder verlassen so lange ich es noch konnte. Traurig begann ich mich anzuziehen. Eigentlich wollte ich ihn gar nicht verlassen... Aber er war besser dran ohne mich. Er hatte jemanden verdient, der seine Gefühle ehrlich erwiderte...ich würde ihn nur früher oder später verletzen, indem ich ihn verließ oder indem er bemerkte, dass ich ihn nicht liebte. So würde ich ihn jetzt zwar auch verletzen, jedoch würde er schneller darüber hinwegkommen und jemand anders finden können. Vielleicht ein nettes Mädchen, mit dem er dann auch eine Familie gründen konnte...Denn seine Mutter hatte schon Recht. Wir waren beide Männer und eine gemeinsame Beziehung oder Zukunft...das war unmöglich. Und Ni~ya liebte Kinder wirklich über alles. Er würde mit mir nicht glücklich werden können... Ein leises Klicken ließ mich erschrocken herumfahren. Ni~ya war wieder da. Und obwohl ich erst meine Hose und mein T-Shirt anhatte, begann ich sofort zu reden, ließ Ni~ya nicht zu Wort kommen. "Ich fahre wieder nach Hause..." "Was?!?" Ni~ya sah mich verstört an. "Ich werde gehen. Und es wird in Zukunft auch nichts mehr zwischen uns sein außer, dass wir Bandkollegen sind, Ni~ya-kun." Es klang alles so simpel. So sachlich und kalt. In diesem Augenblick hasste ich das Schicksal, das mir nur diese Möglichkeit ließ, um Ni~ya schlussendlich glücklich zu machen. "Aber....warum? Saki-?!" Seine Stimme klang brüchig und als ich ihm in die Augen sah, was ich zuvor streng vermieden hatte, bemerkte ich, dass Tränen darin standen. "Weil ich nichts für dich empfinde." Stille. "Das glaube ich nicht..." seine Stimme war nur noch ein Flüstern und er suchte vergeblich meinen Blick. "Sieh mir in die Augen und sag das noch einmal! Ich glaube dir das nicht!!" Ich schluckte, atmete dann aber tief durch und zwang mich schließlich ihn anzusehen. "Ich...ich liebe dich nicht. Hörst du?!? Ich habe dich nur ausgenutzt, mehr nicht!!" Abermals Stille. Doch ich meinte hören zu können, wie sowohl bei ihm als auch bei mir etwas zerbrach nach diesen Sätzen. "Raus." sagte er mit tonloser Stimme, sein Blick war glasig und ging durch mich hindurch. Schnell folgte ich seiner Aufforderung, nicht fähig, etwas anderes zu tun. Als ich die Tür hinter mir schloss, sah ich noch, wie er auf den Boden sackte... Kaum hatte ich das Zimmer verlassen, schossen auch mir Tränen in die Augen. Ich konnte nicht mehr, fühlte mich als würde ich bald ersticken oder zerbrechen. Ich musste hier raus. Sofort. Hastig schnappte ich mir eine Jacke und lief einfach los. Ziellos hinein in die trügerische Märchenlandschaft. ~ * ~ So bin ich schließlich nach mehreren Stunden herumirren hier gelandet. Wobei ich nicht einmal weiß, wo dieses "hier" überhaupt ist. Und wieder kommt mir die Erkenntnis, dass ich nicht hätte weglaufen sollen, denn ich hätte wissen müssen, dass mich ich mich in einem Wald, den ich nicht kenne, am Ende nur verlaufen kann. Leider ist diese Erkenntnis jetzt zu spät. Ein Wimmern entfährt mir, als ich mich auf meinen schmerzenden Beinen wieder aufrichte. Ich darf nicht sitzen bleiben, sonst erfriere ich womöglich. Aber würde das denn einen Unterschied machen? Mein Herz fühlt sich bereits vollkommen erfroren und zerbrochen an... Ni~ya... Der Gedanke an ihn lässt erneut Tränen aufkommen. Ich habe wirklich in einem Tag alles gewonnen und durch mein eigenes Verschulden wieder verloren... Es ist einfach nur grausam... Jetzt, wo ich ihn von mir gestoßen habe, da bin ich mir sicher, dass ich ihn liebe. Es tut so weh an ihn zu denken....so sehr.... Weinend sacke ich wieder in mir zusammen. Ich kann - nein ich will auch nicht mehr...Soll ich doch hier erfrieren....so muss ich wenigstens nicht ohne ihn weiterleben... Der Wind trägt ein Rufen zu mir, aber ich bin mir sicher, meine Sinne täuschen mich wie sie mich auch zuvor getäuscht haben, als ich noch überzeugt war, nicht im Kreis zu laufen. Aber ich kann diese Stimme so deutlich hören und sie klingt wie... "Ni~ya!" schreie ich dem Wind entgegen. "Ni~ya!" meine Stimme bricht, als ich versuche meinen ganzen Schmerz herauszuschreien. Ich will wieder bei ihm sein, egal was danach ist "Sakito!" Ich sehe erschrocken auf. Vor mir, ein paar Meter entfernt, steht Ni~ya. Aber...das kann doch nicht sein!? Träume ich?!? Ja, das muss es sein....der Traum, während man im Schnee erfriert. Ich strecke meine Hand nach ihm aus und er kommt sofort zu mir gestürzt, nimmt mich fest in den Arm. "Saki....du kleiner Baka, was machst du nur für Sachen!? Ich dachte schon, du wärst in irgendeine Schlucht gefallen oder sonst was in der Richtung!" Ich aber höre ihm kaum zu. Glücklich liege ich in seinen Armen, klammere mich regelrecht an ihm fest. Immer noch rinnen mir die Tränen aus den Augen. Doch....wenn das alles nur ein schöner Traum ist, dann hat mein Handeln keinerlei Konsequenzen....oder? "Ni~chan?" flüstere ich leise, worauf er mich verwundert ansieht. "Auch wenn das nur ein Traum ist....bleib bitte bei mir....bitte..." Er sieht mich nun noch verwirrter an, also überwinde ich mich. "Weil....ich liebe dich doch auch...und-" "Moment mal!" unterbricht er mich und in seinen Augen liegt plötzlich ein Glitzern, obwohl er weiterhin ernst bleibt. Stumm zieht er seine Handschuhe aus und nimmt meine Hände in seine, um sie zu wärmen. Dann kneift er mich kurz. "Autsch!" "Siehst du?" sagt er lächelnd und zieht mir seine Handschuhe an. "Kein Traum." Ich sehe ihn verwundert an. Er hat Recht...Heißt das, ich könnte vielleicht doch... "Und jetzt sag das noch einmal!" bittet er mich mit strahlenden Augen und streicht meine Wange entlang. " "bleib bitte bei mir"?" "Nein! Das danach!" Ich schlucke. Soll ich wirklich? Und dann? Was würde dann passieren? Ich könnte mit ihm zusammen sein....und das will ich doch auch so sehr!...und....ist es nicht besser, etwas wenigstens zu versuchen, anstatt von Anfang an zu verzweifeln, weil man denkt es geht nicht gut, und es dann erst gar nicht probiert...? Ich sehe ihm in die Augen und muss ebenfalls lächeln. "Ich liebe dich." "Ehrlich?" "Ja!" Ich sehe ihn glücklich an und plötzlich umarmt er mich stürmisch. Lachend falle ich durch den Schwung mit ihm in den Schnee, genieße einfach nur die Gewissheit, dass er nun die Wahrheit kennt und bei mir bleibt. "Aber...." zögernd löst es sich wieder von mir. "Warum hast du dann vorher das alles zu mir gesagt...?" Er klingt verletzt und ich sehe beschämt weg. "Weil ich Angst hatte, ich könnte dich verletzen, wenn ich die Kontrolle verliere und meinen Gefühlen nachgebe. Ich habe nämlich noch nie zuvor jemanden so sehr geliebt..." Ni~ya nimmt vorsichtig mein jetzt glühendes Gesicht in seine Hände und hebt es an, sodass ich ihn wieder ansehe. "Du musst keine Angst haben." meint er leise. "Und du musst auch nicht immer die Kontrolle behalten. Vertrau mir, ich pass schon auf dich auf!" "Ich versuch's..." sage ich lächelnd. "Und was wird mit deiner Mum?" gebe ich dennoch zu bedenken. Er lacht aber nur daraufhin. Meine Eltern regen sich schnell auf, aber sie beruhigen sich auch schnell wieder. Wäre schließlich nicht das erste Mal, dass ich etwas gegen ihren Willen tue..." Ich nicke verstehend. "Dann lass uns mal heimgehen; im Gegensatz zu dir kenne ich mich hier nämlich aus..." Er lacht, doch man merkt ihm an, dass er sich sehr Sorgen um mich gemacht hat. "Ok, aber zuerst..." ich lächle ihn an, als er mir auf die Beine aufhilft, und halte ihn fest. "Zuerst möchte ich noch ein kleines Weihnachtsgeschenk..." "Ach...und was?" er grinst mich wissend an. "Einen Kuss..." hauche ich ihm entgegen, kurz bevor sich unsere Lippen berühren. Ja, mit ihm zusammen kann ich wirklich "nach Hause" gehen. ~ owari ~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)