Wahre Liebe von Curin (Tyka) ================================================================================ Kapitel 22: Heimchen Tyson und Talas Chance ------------------------------------------- 22. Kapitel: Heimchen Tyson und Talas Chance Tala tippelte nervös von einen Fuß auf den anderen, während er wartete, dass das Tuten am anderen Ende der Leitung durch eine Stimme ersetzt wurde, und er musste auch nicht lange warten und jemand meldete sich mit Mizuhara. „Max! Ein Glück das ich dich erreiche“, seufzte er erleichtert und fasste sich an das Herz, welches schon zu rasen begonnen hatte. „Tala? Was hast du denn?“, fragte Max, der anscheinend überrascht war über den morgendlichen Anrufer. „Du musst unbedingt heute zu Tyson kommen und kochen!“, sagte Tala ohne große Umschweife und sah sich sicherheitshalber noch einmal um, ob Tyson auch ganz sicher nicht in der Nähe war und sein Gespräch eventuell mitbekam. „Nun mal ganz langsam“, meinte Max. „Was ist eigentlich los?“ „Was los ist?“, fragte Tala schon fast hysterisch. „Kai ist nicht mehr wiedergekommen, Tyson lässt das anscheinend völlig kalt, und er will jetzt auch noch kochen. Ich habe gerade sein Frühstück ertragen. Er hat es sogar geschafft, den Toast anbrennen zu lassen, obwohl der Toaster schon vorprogrammiert ist. Und nun will er auch noch das Mittagessen machen. Ich hätte ja nichts gesagt, wenn er sich nur was in die Mikrowelle geschoben hätte, oder sonst etwas zum warm machen, aber er will kochen! Kochen!!! Kannst du dir das vorstellen?“ Für einen Augenblick war nichts zu hören. Max musste wohl erstmal Talas hysterische Panikattacke verarbeiten. „Warum kochst du dann nicht?“, fragte Max dann nach einiger Zeit der Stille. „Tyson ist niemand der besonders scharf aufs kochen ist. Der freut sich wenn ihm jemand die Arbeit abnimmt.“ „Das habe ich ja auch schon versucht“, meinte Tala und kratzte sich nervös am Hinterkopf. „Aber er will damit wohl irgendwas beweisen. Das er auf Kais Hilfe nicht angewiesen ist, oder das er auch alleine zurechtkommt. Was weiß ich. Also, kommst du nun und bewahrst mich vor einer Lebensmittelvergiftung oder muss ich schon die Seuchenschutzbehörde anrufen?“ „Tjaah“, äußerte Max dann lang gezogen. „An einen anderen Tag wäre das vielleicht möglich gewesen, aber für heute bin ich schon vollkommen ausgebucht.“ „WAAAS?!“ „Ich habe schon vor längerer Zeit Kenny versprochen mit ihm ein paar Trainingseinheiten einzulegen und Daichi quengelt auch schon seit ein paar Tagen und gestern habe ich dann zugesagt. Ich kann die beiden doch nicht versetzen, weil du nicht stark genug bist für Tysons Kochkünste.“ Das traf Tala jetzt aber hart. Nicht stark genug für Tysons Kochkünste? Pah. Er würde schon beweisen dass er alles erträgt. „Keine Sorge. Ich schaff das schon. Ich werde Tysons Essen genießen.“ Das waren seine letzten Worte und schon legte Tala auf. Tyson derweil verweilte in der Küche und starrte seit geschlagenen 10 Minuten auf das Innere des Kühlschranks. Der Kühlschrank gab schon seit einer Weile ein Warntuten von sich, weil er nicht so lange geöffnet sein darf, aber Tyson kriegte es gar nicht mit. Er hatte eigentlich nur nachsehen wollen, was sie zum Essen da hatten, aber dann war er wieder in eine Art Resignation verfallen und starrte nur trüb vor sich hin. Er wollte Tala den starken vorspielen. Demjenigen den es nichts ausmachte, wenn Kai seine Gefühle verletzte, aber wenn gerade niemand da war um dies auch zu kontrollieren, zerfiel Tysons Maske und er war wie jetzt von seiner Trauer überwältigt. Kai hatte ihn gestern schlichtweg das Herz gebrochen. Zum einen stimmte es. Er war es satt, sich ständig Kais Launen auszusetzen und sich deswegen sich und anderen Sorgen zu bereiten, aber er war auch nicht aus Stein. Er war gestern eine Zeitlang auf der Straße gesessen und hatte seinen Schmerz freien Lauf gelassen, indem er hemmungslos geweint hatte. Leider war es danach auch nicht besser gewesen. Es tat einfach nur weh. Er hätte es verkraften können, wenn Kai einfach gesagt hätte, dass er ihn nicht liebt, aber dass er so derartig Gefühlskalt sein kann, das hätte er niemals gedacht. Aus diesem Grund hatte er beschlossen, es einfach sein zu lassen. Sollte Kai doch das Arschloch sein, das er so gerne ist. Er muss ja nicht immer darauf eingehen. Zumindest hatte er sich das vorgenommen. Aber nun stand er vor dem Kühlschrank und unterdrückte tapfer die Tränen, nur weil im Kühlschrank immer noch Kais Heißgeliebter Thunfisch für die Pizza stand. Nur am Rande bekam er mit wie ihm Tala ansprach, aber erst beim zweiten Mal hörte er auch wirklich hin. „Was starrst du denn in den Kühlschrank? Der ist doch so gut wie leer.“ Tala hatte sich an ihn vorbeigebeugt und untersuchte nun den Kühlschrank. „Kochen kannst du vergessen. Mit den Resten kann man ja gar nichts machen.“ Tyson seufzte noch einmal schwermütig und klappte dann den Kühlschrank zu. Wenigsten vor Tala wollte er den Starken spielen. „Dann gehen wir eben einkaufen. Ganz einfach“, sagte er und überlegte schon im Kopf, was er einkaufen wollte für das Mittagessen. Aber leider konnte er keinen klaren Gedanken fassen. „Wie wäre es mit einem Fertiggericht?“, fragte Tala genervt. Er hatte Tyson schon bestimmt Zigmal darauf angesprochen, dass sie sich doch einfach etwas zum Aufwärmen besorgen konnten und das Mittagessen wäre erledigt, aber für Tyson kam das doch nicht in den Sinn. Er wollte sich auf jeden Fall ablenken, und das konnte man eben am besten wenn man beschäftigt war. Und da kochen bei ihm eine Konzentrationssache ist, war das die beste Lösung. „Tyson, das sag ich dir jetzt als Freund“, sagte Tala und sah Tyson eindringlich an. „Du kannst nicht kochen. Das Frühstück hat ja wohl bewiesen, dass du als Heimchen am Herd keine Qualitäten hast. Warum willst du also unbedingt kochen?“ „Toller Freund, der mir so was sagt“, meinte Tyson beleidigt und wandte sich zur Tür. Das war nun zu viel für ihn. Schlimm genug das er wegen Kai Sorgen hatte, dann musste nicht auch noch Tala kommen und sein Ablenkungsprogramm zerstören. Er lief geradewegs raus aus der Tür und in sein Zimmer. Dort knallte er dann die Türe zu und schmiss sich in sein Bett. Erstmal hatte er genug von allen. „Ach komm schon, Tyson“, vernahm er dann Talas Stimme vor der Tür. Er hatte auch noch schnell abgeschlossen damit er für ein paar Minuten allein sein konnte. „Ich habe das doch nicht boshaft gemeint. Wir können ja gemeinsam kochen, dann wird das schon. Du hast ja auch immer Kai geholfen. Ich will nur nicht, dass du dich da alleine drauf stürzt.“ Tyson krallte sich sein Kissen und drückte es fast an sich. Er fragte sich wie Kai es immer schaffte, seine perfekte Maske aus Kälte und Arroganz aufrecht zu erhalten, denn seine zerbröselte nun völlig und Tränen fanden den Weg über seine Schläfe in den Kissenbezug. Er war froh, dass Tala das nicht mit ansah. Kai währenddessen lag immer noch bei sich zu Hause im Bett. Es war zwar noch Vormittag, aber dennoch sah es ihm nicht ähnlich dass er so lange schlief. Das musste daher kommen, dass er so lange wach lag und erst spät Ruhe gefunden hatte. Zumindest drückte Kai das in seinen Armen liegenden mehr an sich und hatte ein zufriedenes Lächeln auf dem Gesicht. „Tyson“, hauchte er zärtlich und drückte den „Körper“ neben sich mehr an seine Brust. Er streichelte durch das weiche „Haar“ und wollte gerade den „Rücken“ erkunden, als der „Körper“ plötzlich endete. Geschockt riss Kai die Augen auf und schaute nicht in Tysons schlafendes Gesicht, sondern in das seines Stoffdanzers. In einen Anflug von Panik schmiss er seinen Bettpartner von seiner Seite. Kai legte sich flach auf den Rücken und fixierte die Decke. Sein Atem ging nur Stoßweise und er hatte Schweiß auf der Stirn. Gerade befand er sich noch in einen Feuchtschönen Traum von Tyson und plötzlich wachte er mit einen Kuscheltier im Arm auf. Verstohlen schielte er auf das Stofftier neben sich und fragte sich, wie weit er seinen Traum noch daran ausgelebt hatte. „Tyson?!“ Tyson hatte nach einiger Zeit geglaubt, er würde seine Ruhe vor Tala haben, aber gerade als dieser wohl am Aufgeben war, hatte das Telefon geschellt und Tala war rangegangen. Und nun stand er wieder vor seiner Tür und versuchte ihn aus der Reserve zu locken. „Hör doch mal! Es ist Ray und er möchte mit dir reden. Jetzt sei doch so gut und mach endlich die Tür auf.“ Tyson verdrehte die Augen und stand schließlich auf. Vor der Tür stehend wischte er sich über das Gesicht um die letzten Spuren der Tränen verschwinden zu lassen und öffnete sie dann schließlich. Tala stand mit dem Telefon davor und wollte etwas sagen, als Tyson ihm das Telefon einfach aus der Hand riss, die Türe wieder zuknallte und sie auch wieder verschloss. Erst dann wendete er sich dem Anrufenden zu. „Ja?“ „Was ist denn gerade bei dir los?“ „Nichts Besonderes. Ich will nur meine Ruhe haben und Tala stört dabei.“ „Okay, Kai. Und jetzt gib mir bitte Tyson!“ Tyson brummte daraufhin nur in den Hörer. „Schon gut. Du scheinst ja nicht bester Laune zu sein“, meinte Ray gleich darauf beschwichtigend und legte einen weniger Sarkastischen Ton auf. „Willst du dich einfach mal wieder nach der Lage erkundigen, oder warum rufst du an?“, fragte Tyson dann ohne große Umschweife, weil er wieder seine Ruhe haben wollte. „Ich glaube, ich rufe später wieder an, wenn du besserer Laune bist“, antwortete Ray darauf und meinte es auch ernst. „Nein, warte“, redete der Japaner darauf hastig los. Er fasste sich an die Stirn um sich zu besinnen. „Es war nicht so gemeint. Ich bin nur etwas down wegen Kai. Der ist gestern einfach ausgezogen und das macht mir zu schaffen.“ „Scheint ja so einiges abzugehen seit ich weg bin.“ „Kannst du aber laut sagen“, erkannte Tyson. „Nun zum Grund meines Anrufes zurück.“ Ray wollte lieber nicht zu sehr auf das Thema Kai eingehen, weil er wusste, das Tyson wohl gerade über was ganz anderes als Kai reden wollte. „Jaah“, drängelte der andere ein wenig. „Na ja, ich wollte einfach mal so anrufen um noch zu zeigen, das ich unter den Lebenden weile. Einen wirklichen Grund gibt es dafür nicht.“ Zwischen ihnen gab es schweigen. „Oder stört dich das aus irgendeinen Grund?“ „Nein, ich wundere mich nur“, meinte Tyson wahrhaftig verblüfft. „Sonst hast du immer meistens einen Grund zum anrufen. Und das ist in letzter Zeit ziemlich oft.“ „Das stört dich doch nicht?“, fragte Ray vorsichtig nach. „Oder ist es wegen was anderen? Wegen Max?“ „Ich verurteile dich doch nicht wegen der Sache mit Max. Wäre ja sonst ein schöner Freund. Ich tröste ihn zwar ständig, aber trotzdem bleibt das eure Sache und ich habe nicht das Recht dich deswegen zu verdammen.“ „Gut“, atmete Ray erleichtert durch. „Ich dachte, du würdest meine Anrufe nur aus Nettigkeit ertragen.“ „Was denkst du denn von mir, Ray?“ „Danke, Tyson“, meinte Ray erleichternd. „Und außerdem will ich dich nicht als Freund verlieren, weil du so gut kochen kannst. Wäre ja eine Schande, wenn du in Zukunft nicht mehr zu mir kämest um mal zu kochen“, schob Tyson das Kommentar noch hinterher. „Du willst mich nur ausnutzen“, sagte Ray gespielt beleidigt. Tyson lachte auf diese Bemerkung nur hin. Es machte doch immer wieder Spaß seine Freunde zu necken. „Endlich lachst du wieder.“ „Hu?“ Tyson war das gar nicht aufgefallen, aber er seufzte erleichtert. „Ja.“ „Dann bist zum nächsten Anruf.“ Und schon war nur noch das Tuten zu hören. Tyson klickte ebenfalls auf die Austaste. Das Gespräch mit Ray hatte ihm gut getan. Es war so entspannend und fremd von allen Problemen. Er schloss seine Türe wieder auf und schritt auch so gleich durch. Vor dem Zimmer hatte Tala an der Wand gelehnt gewartet und schubste sich nun ab, als Tyson aus dem Zimmer trat. „Komm gehen wir einkaufen“, meinte Tyson und drückte Tala das Telefon in die Hand. „Ein paar Fertignudeln, sind jetzt genau das was ich brauche.“ ...Ein wenig später.. Eigentlich hatte Tala sich gefreut, dass Tyson sich doch noch dafür entschieden hatte, es bei einen Fertiggericht zu belassen, aber hätte er geahnt, dass Tyson jetzt vor der Mikrowelle stand, und nicht wusste, was anfangen, wäre ihm wohl etwas anderes doch lieber gewesen. „Hm, 600 Watt“, las Tyson von den Nudelbecher ab und schaute auf die Mikrowelle. Da war ein Regler mit einen, zwei und drei Wellen, aber keiner mit 6. Was war jetzt 600 Watt? „5 Minuten“, las Tyson weiter und schaute auf den Regler drunter, wo man die Zeit einstellte. Da war alles schön angegeben, bis zu 20 Minuten. Das war kein Problem, aber was sollte er wegen den Watt machen? Er könnte einfach Tala fragen, der gerade noch mal kurz ins Bad gegangen war. Aber das wäre Tyson dann doch zu peinlich gewesen. Was würde Tala nur von ihm denken, wenn er nicht mal die Mikrowelle bedienen konnte? Nach ein paar weiteren Sekunden des Überlegens und auf die Mirkowelle Starrens, entschied er sich einfach irgendwas auszuprobieren. Was sollte schon groß schief gehen? Tala stand im Bad und schaute sein Spiegelbild böse an. Das tat er nun schon seit einer gewissen Zeit. Er wirkte immer noch leicht müde, von der schlaflosen Nacht, aber die Augenringe fielen nicht besonders auf. Was er im Bad trieb, war ein kurzes Motivationstraining. /Jetzt reiß dich mal zusammen Tala!/, dachte er. /Tyson ist verletzt und somit bestimmt ganz anschmiegsam. Was hält mich nur davon ab ihm nahe zu treten. Er hat nie angedeutet, dass er nichts für mich empfindet. Vielleicht ist dies ja meine Chance, bei ihm zu Punkten, oder ihn sogar für mich zu gewinnen. Heute ist kein nerviger Brooklyn da, das Hauptproblem Kai hat sich selber ausgeklinkt und Max wird auch nicht stören. Warum bin ich dann immer noch so verunsichert und benehme mich in Tysons Gegenwart so passiv und Zurückhaltend? Los Tala, wag es einfach!/ Mit diesen letzten Gedanken wendete sich Tala, wieder voller Elan, von seinem Spiegelbild ab und schritt in die Küche. Die Nudeln müssten allmählich auch fertig sein. Tatsächlich füllte Tyson die Nudeln gerade in Suppenteller um, als er die Küche betrat. „Aus Becher essen kommt mir irgendwie Assimäßig vor“, sagte Tyson, als Tala ihn komisch musterte, weil er die Becher umfüllte. Tala schritt von hinten an Tyson heran und legte seine Arme und dessen Hüfte. Tyson zuckte kurz zusammen aufgrund dieser Begebenheit von Tala. Doch der Russe ließ sich nicht beirren und schaute über Tysons Schulter zu den Tellern. „Gab es Probleme beim zubereiten?“, fragte Tala belustigt, weil er es für unmöglich hielt, bei Fertignudeln einen Fehler zu machen. Tyson der den ersten Schock wegen Talas Nähe überwunden hatte, fühlte nun wie ein kalter Schauer seinen Rücken runter lief, weil ihm die Stimme des anderen so nah war und sein Atem seinen Hals gestreift hatte. Aber auch die Frage, nach den Problemen, machte Tyson zu schaffen, weil es ihm peinlich war, zugeben zu müssen, dass er die Zubereitung nicht ganz verstanden hatte. „Nö, keine Probleme“, meinte Tyson und versuchte Stärke und Festigkeit in seine Stimme zu bringen. „Gut.“ Tala entfernte sich wieder von Tyson und dieser atmete erleichtert auf. Er nahm schnell die Teller und trug sie zum Tisch, dann holte er noch das Besteck aus einer Schublade und sie wünschten sich einen guten Appetit. Tyson zögerte noch kurz über seiner Suppe. Konnte er auch ganz sicher sein, das er sie perfekt zubereitet hatte? Gerade wollte er den mutigen Schritt wagen und probieren, aber dann hörte er von Tala so ein merkwürdiges Würggeräusch. Sofort nahm er wieder die Hand von dem Löffel, den er gerade in die Suppe tauchen wollte und schaute Tala entgeistert an. Dieser hatte die Hand auf den Mund gepresst und versuchte anscheinend, die Nudeln runterzuwürgen. Tyson saß nur mit Schuldbewusster Miene da und wartete darauf, dass Tala wieder die Hand von dem Mund nahm. Anscheinend hatte er es nach einer Weile auch geschafft. Zuerst schaute er voller Schrecken auf die Nudeln und dann auf Tyson, dieser versank nur noch mehr in seinen Stuhl. „Die sind ja total verkocht“, ächzte Tala. „Tut mir Leid“, sagte Tyson und schien schon fast unter dem Tisch zu versinken. Tala lehnte für einen Moment seine Stirn an seine Faust und stand dann mit dem Teller auf. Er ging zum Spülbecken und schüttete die verhunzte Suppe weg. Dann nahm er auch Tysons Teller und machte das gleiche mit diesen. „Zum Glück habe ich vorgesorgt“, meinte Tala und ging zum Kühlschrank und langte zwei neue Becher mit Fertignudeln heraus. Tyson staunte nicht schlecht. „Und habe gleich zwei weitere Becher gekauft.“ Dann ging er damit zur Mikrowelle, schob die Regler zu Recht und blieb gleich daneben stehen. Der Blauhaarige hatte sich indessen wieder richtig hingesetzt, hatte aber immer noch eine Schuldbewusste Miene. „Du musst ja echt mies von mir denken. Wenn ich noch nicht einmal Fertignudeln hinbekomme“, sagte er sehr Kleinlaut und versuchte trotzdem belustigt zu klingen. „Ich erwarte nicht dass du perfekt bist“, meinte Tala nur daraufhin und sagte sonst nichts weiter. Es war zwar nur ein kleiner Satz gewesen und Tala hatte ihn eher mit Kühle als mit Freundlichkeit ausgesprochen, aber gerade das heiterte Tyson auf. Denn so erinnerte Tala ihn an Kai, von dem er die gleiche Antworte erwartet hätte. Nach ein paar Minuten piepte dann die Mikrowelle und Tala nahm die Nudelbecher heraus. Genau wie auch Tyson, kippte er den Inhalt in Suppenteller und stellte diese dann an den Tisch. Dieses Mal war es Tyson, der als Erster probierte. Sofort erkannte er den guten Geschmack von richtig gemachten Fertignudeln. Auch Tala schien mit seinen Werk zufrieden und schlang die Nudeln genüsslich runter. Nach ein paar Minuten waren sie fertig mit dem Essen und saßen zufrieden am Tisch. „Und?“, fragte Tala dann gelassen. „Was nun anfangen mit den angebrochenen Tag?“ Tyson überlegte kurz. Von Max wusste er, dass er mit Kenny und Daichi was unternahm, sonst wäre er zu ihm gegangen und hätte mit ihm ein Gespräch über den „blöden“ Kai geführt. Doch schon bei dem Gedanken an Kai, kam wieder ein trüber Nebel über ihn. Warum nur musste er ständig an ihn denken? Er bekam ihn einfach nicht aus seinen Gedanken raus. Selbst bei so einfachen Sachen wie dem Nudeln kaufen blieb er nicht verschont, von Erinnerungen an Kai. So wie er zum Beispiel im Supermarkt einen glasigen Blick bekommen hatte, nur weil Kais Lieblingsnudeln im Sonderangebot waren. Er hatte schon aus Protest eine andere Sorte Fertignudeln gekauft. Alles was mit Kai zu tun hat aus den Weg gehen, hieß die Devise. Sie war aber verdammt schwer durchzuhalten, wenn man immer an Kai denken musste und ständig irgendwas an ihn erinnerte. Allein schon der verführerische Blick, den Tala ihn jetzt zuwarf, erinnerte ihn an Kai. Moment...verführerischer Blick. Tyson schaute mit hochgezogenen Augenbrauen zu Tala hinüber, der ihn lächelnd musterte und dabei etwas Begieriges im Blick hatte. Bevor er aber, mehr auf diesen eher ungewöhnlichen Blick von seinem Gegenüber, eingehen konnte, hatte dieser sich von seinen Platz erhoben und war auf Tyson zugetreten. Er umfasste Tysons Hand und zog ihn dann vom Stuhl hoch. „Huch?“ Tyson war wohl mehr als überrascht, über diese Gestik des anderen. Er warf auch einen nervösen Blick auf seine Hand, die, nachdem Tala ihm vom Stuhl hochgehoben hatte, immer noch in dessen Hand ruhte. „Du wirkst so, als bräuchtest du etwas Ablenkung um einen freien Kopf zu bekommen“, meinte Tala und streichelte dabei mit seinen Daumen über Tysons Handrücken. Tyson immer und immer mehr verunsichert, entzog seine Hand Tala, aber sagte sonst nichts dazu. Aber in seinen Kopf ratterte es nur so vor sich hin. Es war ihm nicht wirklich unangenehm was Tala machte, aber es war so ungewohnt für den Russen, dass Tyson es doch schon unheimlich wurde. Aber andererseits hatte Tala mit seiner Bemerkung Recht. Er brauchte eine Beschäftigung um den Kopf frei zu bekommen. Nur was könnte da helfen. Ihm kam da schon eine Sache in den Sinn, aber dazu fehlte sein Großvater. „Fällt dir nichts ein?“, fragte Tala nach, weil Tyson schon eine Weile lang nichts mehr gesagt hatte. „Wenn ich den Kopf frei bekommen möchte, dann mache ich meistens Kendo“, antwortete Tyson dann leise. „Aber da mein Großvater nicht da ist, und auch sonst niemand mit den ich trainieren könnte, ist das eher sinnlos. Alleine kann ich nur Schläge üben und das ist nicht wirklich anstrengend.“ „Ich kann doch mit dir trainieren“, schlug Tala fix vor, aber in seinen Kopf schrie es sofort: /Was habe ich da gesagt? Tyson wird mir alle Knochen brechen/. Tatsächlich schaute ihn Tyson auch etwas ungläubig aus den Augenwinkeln an. „Nein, danke. Aber eine Strohpumpe die sich nicht wehren kann haben wir schon im Garten.“ ...Tala wusste einfach nicht, wie es dazu gekommen war. Nach Tysons Bemerkung hatte sich in ihm das Ego gemeldet und er konnte es einfach nicht auf sich sitzen lassen, als Strohpumpe bezeichnet zu werden. Nun stand er also da und hielt ein Bambusschwert in der Hand. Das erste seines Lebens. Er hatte darauf verzichtet sich Kendokleidung von Tyson auszuleihen und hatte sich einfach eine bequeme Jeans und T-Shirt angezogen. Tyson der sich dann neben Tala doof vorgekommen wäre, hatte daher auch auf Kendokleidung verzichtet. Er schaute sich kurz misstrauisch im Dojo um, weil er immer noch die Vermutung hatte, dass irgendwo eine Kamera versteckt wäre. Wenn sein Großvater sehen könnte, dass er in ganz normaler Alltagskleidung Kendo machte, würde der alte Mann einen Herzinfarkt bekommen. Er wäre eigentlich schon bereit gewesen mit dem Training anzufangen, aber vorerst stütze er sich noch auf seinen Bambusschwert, weil Tala anscheinend noch nach der richtigen Grifftechnik suchte. Er wusste, dass der Russe keine Ahnung von Kendo hatte, aber es war ihm einfach nicht auszureden gewesen. Vielleicht hätte er die Bemerkung mit der Strohpuppe lieber weggelassen, aber er konnte einfach nicht widerstehen. Wenn Tala sich ihm schon aufdrängte, dann musste er auch die Konsequenzen daraus ziehen. Nach einer schieren Ewigkeit hatte sich Tala dann für eine Haltung entschieden und machte sich nun kampfbereit, oder zumindest stellte er sich in eine Position, von der er glaubte, sie signalisiere Tyson das er bereit war. Tyson rollte nur mit den Augen. Talas Stellung war ja ganz okay, aber er hatte gehofft er würde es sich anders überlegen. Er wollte ihn nicht unbedingt wehtun, aber Tala ließ ihn auch keine Wahl wenn er so stur war. „Am besten hältst du das Schwert die ganze Zeit oben und machst keine überflüssigen Bewegungen“, erklärte Tyson und machte einen Schritt auf Tala zu. Dieser blieb unberührt stehen. „Und natürlich solltest du ausweichen wenn möglich“, meinte Tyson noch hinterher und schon stürmte er auf Tala los. Der war zwar überrascht, dass Tyson so auf ihn losstürmte, aber er blieb tapfer stehen. Dann traf ihn, oder besser gesagt, sein Schwert, schon der erste Hieb. Tala blieb, wie Tyson es ihm gesagt hatte in Position und hielt das Bambusschwert schützend vor sich hin. Der zweite Hieb kam aber von der Seite, so dass er nicht einfach irgendwie auswich, sondern sein Schwert zur Seite schwang. Tyson musste grinsen. Anscheinend hatte Tala doch nicht vor, nur die Puppe zu spielen. Das ganze ging ungefähr 15 Minuten. Tala hatte währenddessen auch ein Gefühl für das Bambusschwert bekommen. Anfangs hatte er es immer nur ungelenkt in die Richtung geschwungen, aus der er Tysons Schlag kommen sah. Inzwischen aber, waren seine Bewegungen flüssiger geworden und er ging auch hin und wieder mal einen Schritt auf Tyson zu, wenn dieser eine Lücke aufwies. Doch dann hörte Tyson abrupt auf. Tala sah ihn verwundert an. Tyson fuhr sich mit den Handrücken über die Stirn, die schon Schweißperlen aufwies. „Zugegeben, bei einer Puppe wäre ich nach so kurzer Zeit noch nicht fertig“, meinte Tyson anerkennend und schenkte Tala ein Lächeln. „Ich finde wir sollten nun aufhören. Ich habe mich austoben können und du hast die ersten Kendoerfahrungen gesammelt.“ Tyson wollte gerade sein Bambusschwert weglegen und dann ein gutes Bad nehmen, als ihn die Stimme des anderen noch einmal aufhielt. „Ich wette, ich könnte dich an die Wand drängen“, sagte Tala selbstsicher und dachte noch gar nicht daran, das Training zu beenden. Dies war für ihn eine wunderbare Gelegenheit Tyson näher zu kommen. „Das glaubst, du doch selber nicht!“, erwiderte Tyson mit einen Hauch von Arroganz. Zu verübeln war es ihm aber auch nicht. Er machte schon seit Jahren Kendo und Tala könnte ihn wohl kaum nach den ersten Fünfzehn Minuten seines Lebens nun schon schlagen. „In einen normalen Kampf natürlich nicht“, erklärte Tala sofort. „Ich meine, wenn du nur verteidigen darfst und ich dich angreife. So wie du gerade eben.“ „Selbst im Verteidigen werde ich besser sein.“ „Das werden wir ja sehen.“ Beide grinsten sich eine Sekunde lang an, dann ging Tyson in Wartestellung und Tala grinste innerlich noch. Natürlich war er was die Technik anging Tyson unterlegen, aber er hatte bemerkt, dass Tysons Schläge für ihn nicht besonders kraftvoll waren. Entweder hatte Tyson mit Absicht nur leicht zugeschlagen, was er eher bezweifelte, oder er war Tyson, was viel wahrscheinlicher war, kräftemäßig überlegen. Tala schloss noch für einen Moment die Augen um sich zu sammeln, und dann, im gleichen Augenblick da er sich öffnete, hastete er auf Tyson los und führte den ersten Schlag aus. Gekonnt führte Tyson eine Abwehrbewegung durch, so dass der Schlag ihn nicht direkt traf, aber schon als das Schwert seines berührte, stutzte er für einen Moment. Ihm war es schwer gefallen, den Schlag gut genug abzuwehren, weil dahinter sehr viel Kraft steckte. Deshalb trat er schon den ersten Schritt zur Seite. Tala lächelte über seine richtige Einschätzung und führte ein paar weitere Kraftvolle Schläge aus. Natürlich wusste Tala, das er ruhig ohne Rücksicht zuschlagen konnte. Tyson machte Kendo schon seit Jahren und konnte den Schlag des Gegners schon so weit voraussehen, dass er immer sofort in der Abwehrbewegung war. Leider hatte er nicht mit Talas höherer Kraft gerechnet und so geschah es tatsächlich, dass er sich bald mit Rücken zur Wand wieder fand. Gerade schaute Tyson geschockt hinter sich um zu erkennen, dass Tala ihn wirklich an die Wand getrieben hat, als er spürte wie er mit den Schwert noch mehr an die Wand gedrückt wurde. Tala hatte es waagrecht in beide Hände genommen und drückte nun Tysons Oberkörper gegen die Wand. „Gewonnen“, grinste Tala und war Tysons Gesicht ganz nah. Dieser fühlte sich noch leicht überrumpelt von Talas plötzlichem Sieg und sagte somit erst mal gar nichts. Er schaute Tala nur mit seinen großen braunen Augen an. Es war vielleicht nur eine Minute, in der sie so dagestanden hatten, aber für Tala war es eine wunderbare Ewigkeit. Er war Tyson ganz nah, ohne dass sich dieser bedrängt fühlte. Kein Wunder, den Schreck hatte er immer noch nicht überwunden. Aber dann merkte Tyson plötzlich die Lage in der er sich befand und seine Wangen wurden rot. „Gut, du hast gewonnen, Tala“, sagte er verlegen. „Aber könntest du mich jetzt bitte wieder freilassen. So ist es ziemlich unbequem.“ Tyson schaute Tala mit seinen besten Hundeblick an, in der Hoffnung, er würde nun doch noch weggehen. Tatsächlich ließ Tala das Schwert fallen, blieb aber nah bei Tyson stehen, so das dieser immer noch nicht wegkam. Leicht verlegen lächelte Tyson, weil es ihm doch langsam aber sicher unangenehm wurde. Talas Lächeln wurde auch sanfter und dann, überbrückte er die letzten Zentimeter zu Tyson und koste die sanften Lippen. Er setzte zuerst nur leichte Schmetterlingsküsse auf die Lippen und verschloss sie dann gänzlich. Seine Arme hatte den Weg zu Tysons Hüften gefunden und streichelten diese dann sanft. Jedoch reagierte Tyson nicht auf seine Liebkosungen und so trennte sich Tala wieder von ihm und schaute ihn fragend in die Augen. Tyson jedoch hielt den Blickkontakt nicht und wendete sein Gesicht leicht beleidigt ab. „Tut mir leid, Tala“, sagte er mit Bitterkeit in der Stimme. „Aber ich finde, das sollte man nur mit Menschen machen, die man liebt.“ Würde man Gefühle hören, so hätte Tyson gehört, wie Talas gesamte Gefühlswelt zusammenbrach, gleich einer zerbrochenen Scheibe. Gegen Abend hin hatte sich Tyson es sich zur Aufgabe gemacht, das Wohnzimmer mal auf Vordermann zu bringen. Das heißt aufräumen, abstauben und saugen. Er war gerade dabei die Bücherregale vom Staub zu befeien, als ihn eine Stimme aus dem Konzept brachte. Er dreht sich zur Person um die ihn angesprochen hatte und erkannte Hilary. „Lässt du dich auch mal wieder blicken?“, fragte Tyson und legte seinen Staublumpen weg. „Max hat gemeint ich solle lieber mal vorbeischauen, ob du und Tala noch leben“, meinte Hilary und schaute sich im Wohnzimmer um. Ihr Blick wurde sofort skeptisch. Irgendwie sah es nicht besonders sauber aus, obwohl Tyson doch gerade abstaubte. „Wieso nachsehen ob wir noch leben?“, fragte Tyson und bekam einen ganz verdutzten Gesichtsausdruck. „Keine Ahnung“, antwortete Hilary und beendete ihre Überprüfung des Zimmers. „Was hast du übrigens mit Tala gemacht?! Der sitzt auf der Veranda wie ein Häufchen Elend.“ „Ach, dass“, sagte Tyson und er verzog das Gesicht. „Der ist nur auf Entzug.“ Eigentlich wollte Tyson seine Erklärung hiermit beenden, aber Hilarys Blick war nur noch verwirrter geworden, also ließ sich Tyson dazu herab, ihr alles zu erklären. „Na, normalerweise schleppt Tala doch ständig Männer für seine nächtlichen Abenteuer ab.“ Hilary nickte das sie verstanden hatte. „Aber seit er bei mir wohnt war er nur eine Nacht lang weg. Einmal habe ich ihn dabei erwischt wie er und Kai gegenseitig über einander hergefallen sind, aber das war ja dann vorzeitig beendet. Zumindest hatte er nur einmal Sex, seitdem er hier ist, und heute Mittag hat er wohl auch gemerkt, dass er es mal wieder braucht und hat versucht sich an mich ranzumachen. Und das mochte ich natürlich nicht.“ „Kai und Tala wollten mit einander...“, plapperte Hilary überrascht nach. „Hast du mir überhaupt ganz zugehört?“, äußerte Tyson beleidigt. „Was? Ja, natürlich“, plauderte Hilary drauf los. „Tala hat sich an dich rangemacht, weil er unbedingt Sex brauchte.“ „Kurz gesagt“, murmelte Tyson. „Ich würde mal sagen, deine Abfuhr hat ihn besonders hart getroffen.“ Hilarys Blick ging zur Veranda hin, wo Tala wahrscheinlich immer noch saß. „Das ist mir egal“, grummelte Tyson. „Ich bin nicht sein Sexobjekt.“ „Verständlich.“ Vor der Tür des Dojos stand derweil eine andere Person und beschaute die erleuchteten Fenster des Hauses. Kais Blick wurde trüb und er wendete sich wieder ab. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)