Wahre Liebe von Curin (Tyka) ================================================================================ Kapitel 17: Zwiespalt --------------------- Eigentlich wollte ich dieses Kapitel noch gar nicht hochladen. Das liegt zum einen daran, das der Teil mit Ray eigentlich viel zu kurz geraten ist und zum adneren, weil ich mir überlegt habe, das Kapitel nicht doch noch zu verlängern. Aber ich habe mich dann doch umentschieden. Zum Kapitel: Kai versucht die Sache mit Tyson zu klären, doch obwohl er es nicht will, verletzt er sich und Tyson noch mehr. Legende: "jemand spricht" /jemand denkt/ 17. Kapitel: Zwiespalt Max hatte Tyson auf sein Bett bugsiert, wo dieser immer noch sein Gesicht in Max’ Brust vergrub und bitterlich weinte. Max hatte schon die ganze Zeit beruhigend auf ihn eingesprochen und ihm die Tränen weggewischt. Langsam ließen Tysons Schluchzer nach, die davor immer verhindert hatten dass er sprechen konnte, und Tyson versuchte erneut Max zu erklären was geschehen war. „Ich wollte Kai, die Meinung sagen, wie du es vorgeschlagen hast“, erklärte Tyson und wurde von leisen hiksern begleitet. „Aber er war nicht da und als er dann endlich kam, da konnte ich ihm nicht mehr böse sein und ich wollte es schon sein lassen, da ist er auf mich zugekommen und hat mich geküsst.“ „Aber das ist doch großartig, Tyson“, jubelte Max und hatte ein Freudestrahlen auf dem Gesicht, das ihm aber sofort wieder entgleiste. „Moment! Warum bist du dann so traurig. Ist er etwa ein schlechter Küsser.“ „Das ist nicht komisch, Max!“, sagte Tyson wütend und setzte sich auf. Er wischte sich die letzten Tränen aus den Gesicht und versuchte die anderen tapfer runterzudrücken, doch immer noch perlten einzelne an seinen Wangen hinunter. „Ich war zuerst völlig überrascht davon“, erzählte Tyson weiter, inzwischen war seine Stimme ruhiger und kräftiger, „aber dann hat er sich für einen Moment von mir gelöst und wir haben uns in die Augen gesehen und dann kamen wir uns wieder näher und küssten uns erneut und dieses mal richtig. Aber danach...“ Tyson verzog das Gesicht, weil er verzweifelt versuchte die Tränen zu unterdrücken, doch es gelang ihm einfach nicht. Doch anstatt wieder in eine völlige Heulorgie zu verfallen, redete er so gut er konnte weiter. „Dann hat Kai mich so angesehen und das war einfach schrecklich. Ich hatte mich vor lauter Schreck wegen des gerade geschehenen von ihm weggeschubst und ihn dann fragend angesehen. In mir keimte sogar die leichte Hoffnung er könnte für mich genauso empfinden wie ich für ihn, aber das war ein Fehler. Er hat mich nicht einmal direkt angesehen, es wirkte eher so, als würde er durch mit hindurch sehen und sein Blick wirkte wütend, kalt und auch enttäuscht. Schaut den so jemand, der gerade einen geküsst hat, den er liebt?“ Max musste über Kais Reaktion nachdenken und befand Tysons Wut als berechtigt. Wie hätte er sich denn gefühlt, wenn Ray nach ihren ersten gemeinsamen Kuss eine Miene gezogen hätte. Das wäre nicht nur kränkend gewesen, sondern hätte auch den Eindruck erweckt, dass man nur benutzt worden war. Hatte Kai Tyson etwa nur benutzt. War der Streit mit Tala inzwischen wirklich eskaliert, so dass er seine Wut auslud indem er Tyson küsste. Eine sehr gewagte Theorie, aber wie konnte man Kais Benehmen denn sonst werten. Oder empfindet er doch etwas für Tyson? „Okay, Tyson. Versuchen wir mal logisch zu denken und herauszufinden warum Kai das getan hat.“ „Weil er ein Arschloch ist“, antwortete Tyson prompt. Inzwischen war keine einzige Träne mehr in seinem Gesicht zu sehen und seine Stimme war fest. „Das ist natürlich eine Möglichkeit“, meinte Max etwas überrascht über Tysons Aussage. Anscheinend hatte die Wut inzwischen über die Trauer gesiegt. „Aber dass er ein bisschen drüber ist als andere wissen wir ja schon. Aber deswegen geht er doch nicht rum und küsst einfach Leute. Kann es nicht eher sein, das dies seine Art ist liebevolle Empfindungen für dich auszudrücken.“ Tyson starrte Max geschockt an. „Wenn er so seine liebevollen Empfindungen für mich ausdrückt, dann kann ich gut und gerne auf eine Beziehung mit ihm verzichten.“ „Vielleicht hat ihm ja jemand gesteckt, das du was von ihm willst“, erklärte Kai Tala. Beide saßen zusammen am Tisch und spielten Mensch ärgere dich nicht. „Der einzige der mir da einfiele wärst du, Kai. Du hattest es doch von Anfang an auf mich abgesehen“, meinte Tala nur desinteressiert und schmiss gerade eine von Kais Figuren. „Hältst du mich für so fies?“, fragte Kai ebenfalls teilnahmslos und schmiss eine von Talas Figuren die kurz vor dem Ziel war. Tala schaute nur beleidigt. „Wer soll es denn sonst gewesen sein?“, meinte Tala und machte den nächsten Zug. „Mir fällt sonst keiner ein, der ihm was stecken sollte. Hat doch niemand was davon.“ „Du bist dümmer als ich dachte“, sagte Kai und schien mehr konzentriert auf das Spiel als auf ihre Unterredung. „Tyson hat genug Freunde die es nicht gerne sehen würden, wie er ausgenutzt wird. Denk doch nur an Max, der sowieso ständig hier rumhängt. Der könnte etwas mitgekriegt haben.“ „Aber der ist doch nicht so fies mich zu verpetzen?“ „Er ist aber auch nicht so fies, Tyson nicht zu sagen, wenn er bemerkt das du scharf auf ihn bist.“ Gerade schmiss Kai wieder eine von Talas Figuren und der hatte jetzt keine einzige mehr auf dem Feld und durfte erst weitermachen wenn er eine 6 gewürfelt hatte. „Ich bin der Meinung“, sagte Kai der gerade mit einer geschickt gewürfelten 4 sein nun drittes Männchen nach Hause brachte. „Ich bin der Meinung, du solltest einfach mal mit Tyson reden und hoffen, dass er nicht wieder ausrastet. Ich vermute mal, das auf der Straße war auch, weil er immer noch durcheinander war, wegen mir. Kommen wir somit also zu meinen Problem.“ „Vielleicht bist du ein schlechter Küsser“, meinte Tala und hatte nach dreimaligen Versuchen keine 6 gewürfelt. Kai schaute ihn wütend an und Tala schaute nur gespielt fragend zurück. Natürlich wusste er dass Kai kein schlechter Küsser war. Hatte er doch selbst schon sehr genaue Erfahrungen mit Kais Zunge gehabt. „Oder du könntest eine dumme Bemerkung gemacht haben. Das kann ja mal so versehenlicht rausrutschen. Besonders wenn man Kai heißt.“ „Und an einen kaputten Gedächtnis leide ich wohl auch, oder warum kann ich mich überhaupt nicht daran erinnern.“ Es klingelte an der Tür und Kai machte gerade seinen letzten Zug und war somit Gewinner. Tala schaute noch schmollend auf das Spielbrett, doch Kai war aufgestanden um nachzusehen wer geklingelt hatte, aber derjenige hatte anscheinend nur geklingelt um sich bemerkbar zu machen und war danach einfach von selbst rein gekommen. Max sah Kai aus vorwurfsvollen Teddybäraugen an. „Genau zu dir wollte ich“, sagte er kurz angebunden und marschierte schnurstracks ins Esszimmer, wo Tala immer noch über dem verlorenen Spiel brütete. „Was hast du dir dabei gedacht?“ „Wer spricht da?!“, schrak Tala plötzlich auf der bisher nicht mal gemerkt hatte, das jemand das Haus betreten hatte. Max verdrehte nur die Augen darüber und wandte sich sofort wieder an Kai der ihn wissend ansah. „Hat sich Tyson bei dir die Augen ausgeheult!? Ich hätte es mir ja denken können.“ „Tu bloß nicht so überlegen“, fauchte Max ihn an. „Und du kannst dir auch noch einiges anhören“, sagte Max in Richtung Tala, der gehofft hatte sich zu verziehen, da Max anscheinend nur Kai zusammenscheißen wollte. „Wieso hast du Tyson so wehgetan?“, fragte Max nun wieder an Kai gewandt. „Warum küsst du ihn, wenn es dir doch anscheinend nicht gefällt.“ Tala machte große Augen, weil er nicht verstand was Max meinte. Nach Kais Erzählung her hatte ihm der Kuss mit Tyson sehr wohl gefallen. Schließlich liebte Kai Tyson und dann war ein Kuss natürlich immer wunderschön. Doch im Gegensatz zu Tala schien Kai nur genervt. „Tyson soll gefälligst selber herkommen und mit mir reden, wenn es was zu klären gibt. Was soll ich denn davon halten, wenn er dich schickt.“ „Er hat mich nicht geschickt. Er weiß nicht mal dass ich hier bin“, antwortete Max selbstbewusst. Doch langsam wurde sein Verhalten etwas gelassener und er schien wieder in sein altes Ego vom lieben Max zurückzufallen. Er hatte wohl eingesehen, dass es nichts brachte, wenn er den harten markierte. „Tyson ist ziemlich betrübt wegen der ganzen Sache. Er sagt, du hättest wütend geschaut nachdem du ihn geküsst hast und er weiß deshalb nicht was er denken soll. Warum hast du ihn überhaupt geküsst, Kai?“ Bei der Bemerkung, dass Kai wütend geschaut haben soll, hat kurz ein Muskel um seine Augen gezuckt, weil er nicht wusste, was Max damit meinte. Doch er war sich sicher, dass er dies nicht mit Max bereden sollte, sondern mit Tyson. „Ich kläre das nur mit Tyson. Sag ihm er soll herkommen.“ Max seufzte resigniert. „Er hat mich gefragt ob er erstmal bei mir bleiben kann. Ich weiß nicht, ob ich ihn noch dazu bringen kann heute Nachhause zu kommen.“ „Verstehe“, sagte Kai. „Nun zu dir“, sagte Max nun wieder etwas härter und wandte sich an Tala. Tala schien es wie Kai machen zu wollen und schaute nur genervt. Doch unter Max knallharten Blick wurde ihm doch etwas mulmig zumute. „Ich warne dich, Tala. Wenn du hier bist nur um Tysons ins Bett zu kriegen, dann hast du mehr Ärger am Hals und nicht nur mich.“ „Ich...“, begann Tala, aber Kai war schneller. „Tala, will Tyson nicht als nächste Eroberung“, mischt er sich ein. Tala schaute erstaunt in seine Richtung und auch Max schien verblüfft. „Wenn das der Fall wäre, hätte ich ihn schon längst mit einen deftigen Fußtritt zurück nach Russland befördert.“ „Den Eindruck hast du auch manchmal gemacht“, meinte Max nur vorwurfsvoll. „Ach, das war nur weil mich Tala immer noch damit triezt, das wir vor einen Jahr zusammen in der Kiste gelandet sind und ich diese Sache einfach nur vergessen will.“ Tala und Max entgleisten völlig die Gesichtszüge. Ihre beiden Kinnladen waren so weit unten das man denken könnte, sie knallen gleich auf den Fußboden. Kai hatte sich indes umgedreht. Zum einen weil er gehen wollte, zum anderen um seine Röte zu verstecken und im geheimen dachte er: /Du schuldest mir was, Tala./ Kai hoffte das Max und Tala noch eine Weile so benommen dastehen würden, und Max vielleicht noch etwas mit Tala reden würde, denn er könnte es jetzt nicht gebrauchen, wenn er mitkriegen würde, wo er gerade hinging. Kai hatte vor zu Max nach Hause zu gehen und mit Tyson in aller Ruhe zu reden. Zumindest wusste er jetzt, warum Tyson so durcheinander gewesen war. Er selbst war nach dem er Tyson geküsst hatte, erst einmal in seine Gedankenwelt gesunken und hat nicht so recht gewusst, was er nun zu Tyson sagen sollte. Indem Moment als er vor Tyson stand, hatte sein rationales Denken ausgesetzt und der Kuss war ein Hilfeschrei seiner unterdrückten Liebe gewesen, dem er nachgegeben hatte. Doch als er sich wieder von Tyson gelöst hatte, da wurde ihm klar, was er da getan hatte und er wurde sauer auf sich selbst. Wieso druckste er auch Monatelang rum, wenn er mit einem Schlag vielleicht alles wieder zerstörte. Er machte sich Gedanken darüber, was Tyson von ihm halten könnte, ob er ihn vielleicht für einen genauso geilen Bock wie Tala halten würde und was wenn Tyson in Wirklichkeit gar nicht auf Männer stehen würde und er ihm gerade total vergrault hatte. Und natürlich kann man nicht erwarten, dass Tyson einfach so geschehen lässt, wenn Kai, der personifizierte Kühlschrank, ihn einfach so küsst. Tyson könnte sonst was denken. Aber was Kai nicht bewusst gewesen war, war die Tatsache dass sich sein Gedankengang, und das Gefühl sauer auf sich selbst zu sein, auf seine Mimik übertragen hatten und Tyson das natürlich nicht entging. Kai hätte ja erwartet, dass Tyson ihn vielleicht zur Sau macht, oder ihn ein paar blöde Sprüche an den Kopf werfen würde, aber das er ihn eine scheuern und dann in ein Gefühlstrauma ausbrechen würde, das hatte Kai nicht erwartet. Inzwischen überlegte Kai auch wieder, warum Tyson denn überhaupt zurückgeküsst hat. Die Tatsache das er ihn eine Ohrfeige verpasst hat, und das er den Kuss erwidert hat, das löste ihn Kai tausend Fragen aus. So ganz egal konnte er Tyson ja wohl nicht sein, wenn dieser traurig war, wenn er glaubte, dass Kai ein Kuss mit ihm nicht gefiel. Natürlich könnte es auch sein, dass sich Tysons Ego auch dadurch angekratzt fühlte, aber ein solcher Egomane war er dann doch nicht. Auf jeden Fall musste er mit Tyson reden und schon stand Kai auch vor der Haustür. Kurz überlegte er noch, doch dann traf er die endgültige Entscheidung und drückte die Türklingel. Er hörte es drinnen klingeln und wartete darauf dass jemand öffnete. Für einen Moment glaubte er schon, es sei niemand zu Hause, doch dann wurde die Tür geöffnet. Zum Vorschein kam Max’ Vater, der Kai fragend anschaute. „Ich möchte zu Tyson“, sagte Kai unvermittelt. „Ich weiß nicht, ob er dich empfangen wird“, meinte Max’ Vater, trat aber zur Seite und ließ Kai herein. Kai war schon lange nicht mehr bei Max zu Hause gewesen und wusste auch nicht genau wo Tyson war und schaute sich deshalb im Eingangsbereich um und musterte die Türen. „Er ist in Max’ Zimmer. Das dritte von rechts“, flüsterte ihn Mr. Mizuhara zu und verließ den Flur in einen anderen Raum, auf den Kai einen kurzen Einblick hatte und somit die Küche identifizierte. Kai straffte die Schultern und ging dann ohne anzuklopfen in das Zimmer das ihm gesagt worden war. Zuerst konnte Kai Tyson nicht sehen, dann schaute er sich genauer um und entdeckte ihn, wie er gerade mit melancholischen Blick am Fenster saß und hinausschaute. Das Fenster war zum Garten gerichtet, deshalb konnte er nicht gesehen haben, wie Kai gekommen war. Er hatte auch nicht wahrgenommen wie jemand den Raum betreten hatte, vielleicht war es ihm auch egal. Kai räusperte sich um Aufmerksamkeit von Tyson zu bekommen. Der zwinkerte kurz mit den Augen und wandte seinen Blick dann an Kai und seine Augen weiteten sich vor Überraschung. „Ich muss mit dir reden“, sagte Kai und versuchte einen nicht allzu ernsten Gesichtsausdruck zu machen. Er wollte Tyson nicht gleich wieder mit einen seiner typischen Grimassen verschrecken. „Und worüber?“, fragte Tyson angriffslustig. „Du weißt es selbst“, meinte Kai nur und bat Tyson sich doch bitte auf das Bett zu setzen, an welches er nun selber trat. Tyson schaute ihn kurz mit seinen leicht verengten Augen an, folgte dann jedoch der Bitte. Kai versuchte noch kurz die Richtigen Worte zu finden, bevor Tyson wieder saß und ihn mit seinen Blicken schon ausfragte. Aber was sollte er sagen. Er konnte es einfach nicht über sich bringen ihm die Wahrheit zu sagen. Dafür war es noch zu wage, wie er darauf reagieren würde. Also versuchte er es mit der Wahrheit, die aber noch vieles im Unklaren ließ. „Du hast meine Gefühle heute Mittag völlig falsch verstanden.“ Kai hatte also schon den Anfang gemacht. Doch wie sollte er mit Tyson offen über seine Gefühle reden. Das war ja nun gar nicht seine Art. Doch Tyson saß fragend auf dem Bett und wollte nun endlich wissen was Sache ist. „Max hat gesagt du denkst, ich wäre sauer auf dich wegen des Kusses.“ „Das ist es nicht“, sagte Tyson mit ruhiger Stimme, aber es schwang doch etwas säuerliches mit drin. „Es ist eher die Tatsache dass du ein Gesicht gezogen hast nach dem Kuss. Wie soll ich das denn interpretieren?“ „Schon mal auf den Gedanken gekommen, dass man Küsse nicht interpretiert?!“, meinte Kai nun ein wenig genervt. „Hinter einen Kuss muss doch nicht immer etwas stecken. Auf jeden Fall war ich nicht sauer oder enttäuscht, zumindest nicht von dir. Ich war sauer auf mich selbst, weil ich dich geküsst habe. Du mokierst dich doch immer am meisten darüber, dass ich was meine Gefühle angeht, immer so verschlossen und unnahbar bin. Dann müsstest du doch am besten wissen, wie ich es hasse meinen Gefühle zu erliegen.“ Darauf sagte erstmal keiner was. Kai hatte das Gefühl er hätte doch zu viel preisgegeben, denn nun musste Tyson sich doch fragen, was das für Gefühle waren, die da mit Kai durchgingen. Er könnte sich natürlich rausreden damit, dass er einfach gestresst, genervt und gefrustet war wegen irgendetwas, was ja auch der Wahrheit entsprach, und das dann eben daraus der Kuss entstanden ist. Das war eine Entladung der Gefühle sozusagen. /Tyson wäre ein Idiot wenn er mir das ohne weiteres abkaufen würde/, dachte sich Kai. /Andererseits, vielleicht sucht er auch einfach eine Ausrede dafür was heute zwischen uns geschehen war und würde die nächst beste Ausrede begrüßen./ Aber leider hatte Kai sich das alles leichter vorgestellt als es dann doch war. Gedanklich hatte er sich alles schön zurechtgelegt, doch als ihn dann Tyson mit seinen warmen braunen Augen ansah und mit einer Stimme die sich anhörte, wie nicht von dieser Welt, fragte: „Was waren das für Gefühle?“, da schien es Kai er hätte einen Klos im Hals. Er versuchte eine gelassene Miene aufzusetzen und trotz des Kloses in seinen Hals einen gescheiten Satz zu formen, aber ihm war, als würde es ihm die Luft abschnüren und das allein wegen Tysons Blick. Es war ein flehender Blick, der Blick eines Jungen, der wissen wollte, warum Kai seine Gefühlswelt auf den Kopf gestellt hatte. Aber jeder Versucht von Kai, seine Zurechtgelegte Erklärung zu sagen, schlug fehl, denn immer wenn er etwas sagen wollte, kam nur ein schwaches Krächzen oder gar kein Ton von seine Lippen, fast so als würde er erwarten, Tyson könnte Lippen lesen. Schließlich hielt es Kai nicht mehr aus unter diesen Blick und die nächsten Worte die durch seinen Geist schwirrten kamen schließlich über seine Lippen. „Das geht dich nichts an“, sagte Kai und das in einen Tonfall der mehr als gereizt war und wie in Trance, verließ Kai das Zimmer das Haus und lief die Straße entlang ohne die Tränen zu sehen die sich in Tysons Augen bildeten und ohne zu bemerken wie eine davon sich den Weg über seine Wange bahnte. Erst als Kai 10 Minuten gelaufen war, und die letzten Schritte schon fast gerannt und sich plötzlich wieder im Park fand, erst da wurde Kai bewusst was er da gerade getan hatte und auch seine Augen bekamen einen traurigen und schuldbewussten Ausdruck. Derweil war in China, ein ganz anderer Junge, mit ganz anderen Problemen beschäftig. Er durchwühlte ihm das zugeschickte Paket und beschaute sich die einzelnen Kleidungsstücke die ihm Max zugeschickt hatte. Er hatte schon fast vergessen, dass er sie bei ihm vergessen hatte. Gerade angelte er das letzte Oberteil heraus und schmiss auf den Haufen der sich schon ergeben hatte. Dann trat er den Karton zur Seite und fluchte leise auf Chinesisch. „Man, Ray. Was hast du denn erwartet? Das er sie ewig bei sich rum liegen lässt?“ „Eher, das er sie mit ein paar Zeilen abschickt“, sagte Ray und nahm noch mal den Karton zu sich und schaute nach, ob nicht doch noch irgendwo eine Nachricht dabei ist. „Klar, du machst eiskalt mit ihm Schluss und dann erwartest du auch noch ein paar nette Grüße oder so was“, höhnte Lee und kam nun gänzlich in die Hütte. Ray richtete sich wieder vollends auf und starrte nun auf seine gelieferten Klamotten. Lee klammerte sich ein Oberteil und musterte es verwundert. „Und ganz darüber hinweg scheint er auch noch nicht zu sein, so wie das zerknittert ist.“ Ray sagte daraufhin nichts und ging einfach nach draußen. „Jetzt warte doch mal.“ Ray lief mit einer grimmigen Grimasse den Weg entlang. „Was willst du eigentlich? Erst machst du aus diesen übertriebenen Grund Schluss mit ihm und nun spielst du den Beleidigten.“ „Ich habe es nur für ihn getan.“ „Hör endlich auf damit.“ Lee hatte Ray fuchsteufelswild am Kragen gepackt und drückte ihn nun gegen den Baum. „Der Junge liebt dich wahrscheinlich noch immer, also sag nicht, dass du es für ihn getan hast. Du hast es nur für dich getan. Für dich allein und deshalb müssen wir ständig mit ansehen wie du wie ein trostloser Sack durch die Gegend läufst, oder wir müssen uns mit anhören, wie du mal wieder bei Tyson oder Kai anrufst und einen auf selbstgefälligstes Arschloch machst.“ „Ich darf mich ja wohl erkundigen wie es meinen Freunden geht“, sagte Ray kleinlaut und schaute Lee dabei nicht in die Augen.“ „Das einzige was du hören willst ist, dass Max endlich über dich hinweg gekommen sein soll. Du bist nur ein mieser Feigling.“ Lee ließ Ray wieder los und ging raschen Schrittes weiter. Ray sank am Baum zusammen und schaute betrübt zu Boden. So saß er eine Weile, bis er aus einer seiner Taschen ein kleines Bild hervorholte. Er und Max in glücklichen Tagen. Er war gerade dagesessen und wollte ein Buch lesen, als sich Max von hinten an ihn herangeschlichen hat und ihn von hinten umarmte. Max war auf dem Bild der typische Sonnenschein und er schaute auch ziemlich glücklich. Kurz erschien auf Rays Gesicht wieder dieses kleine Lächeln, doch im nächsten Moment erstarb es und er zerknüllte das Bild in seiner Hand. Max und Tala waren ganz schön überrascht gewesen, als sie während ihren Mensch ärgere dich nicht Spiel durch Tyson gestört wurden. Obwohl er sie ja gar nicht gestört hat. Er war einfach nur durchs Zimmer geschlürft und hat gemeint, dass er schlafen gehen wollte. Max klopfte nun sanft an Tysons Zimmertür und bat um Einlass. „Tyson, es ist doch erst 16Uhr. Du kannst mir nicht weiß machen, das du schläfst“, sagte er mit sanfter Stimme. Er warf kurz einen verzweifelten Blick zu Tala, doch der wusste auch nicht weiter. Nachdem sich Kai einfach aus der Wohnung geschlichen hatte, wussten die beiden schon dass er eventuell zu Tyson gehen würde, also meinte Max er sollte noch etwas bleiben. Doch nun war nicht überraschenderweise Kai, sondern Tyson zurückgekehrt und es schien ihm schlecht zu gehen. „Ich komme dann mal rein“, sagte Max und betrat ohne weitere Fragen Tysons Zimmer. Tyson lag bäuchlings auf seinem Bett und hatte den Kopf auf seine Hände gelegt. Sein Blick war starr an die Wand gerichtet. Tala war so tolerant und wartete draußen, aber eigentlich stand er da nur für einen Moment denn im nächsten hatte er ein neues Ziel. Max währenddessen hatte sich zu Tysons aufs Bett gesetzt. „Hast du dich mit Kai gestritten?“, fragte Max sanft, doch Tyson schüttelte nur etwas den Kopf, soweit ihm dies in der Lage überhaupt möglich war. „Was war es dann?“ „Er hat mich wie den letzten Dreck behandelt“, sagte Tyson regungslos und starrte immer noch die Wand an. „Ich fühle mich einfach nur benutzt.“ „Woher wusstest du dass er nicht hier ist?“, stellte Max die nächste Frage. „Ich hätte ihn rausgeschmissen hätte er sich hierher getraut.“ Tyson drehte sich nun um und schaute an die Decke, die eine Hand auf der Stirn liegend. „Ich wünschte ich würde ihn nicht lieben. Dann wäre es mir egal, dass er mich küsst und mir keinen Grund dafür nennt. Dann wäre es mir egal, dass er mich benutzt wie es ihm gerade beliebt und mir keine Rechtfertigung dafür gibt. Ich wünschte ich könnte im Moment wütend auf ihn sein, wie so oft und dann könnte ich ihn wieder verzeihen. Aber ich bin einfach nur traurig. Ich habe nicht die Kraft wütend auf ihn zu sein.“ Einige Zeit später... „HIWATARI, MACH DIE VERDAMMTE TÜR AUF ODER ICH BRECH SIE EIN!“ Nach einiger Zeit hatte Tala sein Ziel erreicht. Es war nicht leicht gewesen, da er schon lange nicht mehr in Japan und nur einmal in Kais Wohnung gewesen war, aber er hatte sie schlussendlich gefunden und schlug jetzt auf die Tür ein. Er konnte sich nur denken, dass Kai hier war. Wo sollte er sich denn sonst verkriechen? Es gab keine Orte an die Kai gerne ging und an seinen liebsten Nachdenkplatz, der Anhöhe im Park, war er vorbeigekommen auf den Weg zur Wohnung und da war Kai nicht gewesen. Inzwischen hatte schon eine ältere Nachbarin durch ihre Tür geschaut und böse geguckt, weil Tala so einen Lärm veranstaltete, aber Tala hatte ihr einen Todesblick zugesandt und sie war wieder in ihre Wohnung zurück verschwunden. Tala schlug noch mal kräftig gegen die Tür und schließlich öffnete jemand auf der anderen Seite. Kais übelgelauntes Gesicht kam zum Vorschein. Seine Haare waren nass und er trug nur eine Hose. „Hab ich den Herrn beim duschen gestört?“, fragte Tala spöttisch und kam ohne Aufforderung in die Wohnung. Kai knurrte nur kurz und schlug dann die Türe wieder zu. „Ich war 2 Stunden unter der kalten Dusche. Hat vielleicht ganz gut getan, dass jemand kam und mich ins Leben zurückgeholt hat“, sagte Kai und ließ sich auf seiner Couch im Wohnzimmer nieder. Tala blieb jedoch stehen und starrte ihn beschuldigend an. „Was?!“, fragte Kai, dem der Blick auf die Nerven ging. „Was hast du zu Tyson gesagt? Die Wahrheit wohl kaum“, sagte Tala. „Hast du nicht selbst gesagt, dass ich zu feige für die Wahrheit bin“, meinte Kai gelassen und änderte nichts an seiner lässigen Haltung. „Was ist an der Wahrheit so schlimm, Kai?“, fragte Tala und schaute herablassend auf Kai hinab. „Ist dir deine kalte Maske lieber als der Mensch den du liebst. Ich weiß nicht, was du zu ihm gesagt hast und du hattest auch Recht, als du sagtest das ich nicht viel Ahnung von der Liebe habe. Aber ich weiß wenn ein Mensch verletzt ist und als ich Tyson gesehen habe, wusste ich dass du ihn verletzt hast. Was hast du zu ihm gesagt.“ Kai sagte nichts zu diesen Äußerungen er schaute nur stur in Talas Augen und versuchte diesen eiskalten Blick standzuhalten. „Du hast doch sicherlich versucht ihn mit Halbwahrheiten abzuspeisen. So machst du es immer. Du willst die Menschen nicht belügen, aber ganz offen bist du nie. Du versuchst die Hälfte zu sagen, und merkst nicht einmal dass du nicht weit damit kommst. Wann siehst du endlich ein, dass du deine Gefühle nicht vollständig verschließen kannst.“ „Hätte ich ihm die Wahrheit gesagt, was hätte ich dann davon gehabt?!“ „VIELLEICHT SEINE LIEBE!!“, schrie Tala ihn an. Kai erschrak sogar ein wenig und versank in seiner Couch. Doch das war es noch nicht. Tala schrie weiter. „Hör endlich auf dir Gedanken zu machen, was wäre wenn Tyson dich nicht lieben würde. Du hast doch selbst gesagt, er hat ein zu gutes Herz um jemanden lange böse zu sein.“ Tala schritt nun auf Kai zu und beugte sich über ihn. „Natürlich könnte er deine Liebe nicht erwidern, aber du wirst es nie wissen, wenn du es ihm nicht endlich sagst. Was ist so toll daran um ihn herum zu schwärmen, wenn du nie mehr haben kannst, nur weil du dein Maul nicht aufbekommst.“ „Du hast nicht zufällig was eingeworfen?“, fragte Kai, der immer mehr in seinem Sofa versank. „Crack, Haschisch, Heroin?“ „VERSUCH NICHT VOM THEMA ABZULENKEN!!“ Tala atmete ein paar Mal kurz ein und aus um wieder zur Ruhe zu kommen. „Vorhin kam Tyson wieder zurück. Bleich im Gesicht und mit einem traurigen Ausdruck. Ich weiß ja nicht, was du dir immer so denkst, aber im Moment wünschte ich, Tyson wäre meinetwegen so traurig. Dann wüsste ich nämlich genau, dass er etwas für mich empfindet. Keine Ahnung ob es Liebe ist, aber du bist ihm mehr Wert als du dir selbst einredest.“ Tala stieß sich wieder vom Sofa ab und verließ schnellen Schritt die Wohnung. Kai saß immer noch eingesunken und schwer atmend da. Er kam erst wieder zurück in die Realität, als das Telefon klingelte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)