Seto Kaiba und der Geist der Weihnacht von Weissquell (Ein Yugioh-Weihnachstlied in Prosa) ================================================================================ Kapitel 1: Ein geisterhafter Bekannter am Weihnachtsabend --------------------------------------------------------- Es ist der vierundzwanzigste Dezember. Heiligabend und obwohl es erst Nachmittag ist, ist es draußen schon so dunkel als wäre es Abend. Die Leute von Dominocity hält das jedoch nicht davon ab, letzte Weihnachtsvorbereitungen zu treffen. Noch herrscht auf den Straßen eifriger Trubel bis man sich schließlich zu einem gemütlichen Weihnachtsabend in den Kreis der Familie zurückziehen kann. Auch Seto Kaiba ist noch bis über beide Ohren beschäftigt, nur hat es nicht das Geringste mit Weihnachten zu tun, nun ja, zumindest nicht mit seinem Weihnachten. Viel mehr geht es dabei um die Bilanzen seiner Firma die in der Vorweihnachtszeit und am Heiligabend Rekordeinnahmen verzeichnen kann, allerdings aber auch mehr Management erfordert als die ganze übrige Zeit im Jahr. Aber trotz diesem enormen Anstieg an Arbeit, gehen die Verkaufszahlen seiner Spiele, und besonders die aus dem Duellmonsters-Bereich, durch die Decke. Liegt wahrscheinlich an den vergangenen Turnieren. Duellmonsters ist ziemlich in Mode gekommen. Diese Events sind unglaublich Publikumswirksam und eine unvergleichlich effektive Promotion. Eigentlich könnte Seto Kaiba vollkommen zufrieden sein. Doch er ist es nicht. Das liegt allerdings nicht an ihm. Wenn es nach ihm ginge würde dieser Tag wie alle anderen des Jahres seinen Gang gehen und allenfalls als ein Einnahmenhoch auf der Umsatzskala vermerkt werden. Aber offenbar hat sich alles in seiner Umgebung gegen ihn verschworen. So auch jetzt! Gerade arbeitet er an seinem Schreibtisch einige Unterlagen durch und macht Eingaben auf dem Computer als mit einem heftigen Schwung die Bürotür auffliegt und ein schwarzhaariges, strahlendes Energiebündel hineingestürmt kommt. Seto Kaiba fährt zusammen. "Mokuba...!", stößt er aus, "Was hat das zu bedeuten?" Dabei mustert er seinen kleinen Bruder mit einem äußerst missbilligenden Blick. Vor ihm steht Mokuba, in der einen Hand eine kleine Glocke und auf dem Kopf trägt er eine knallrote Weihnachtsbommelmütze, die einen verzweifelten Kampf um das Gleichgewicht mit seinen wuscheligen, schwarzen Strähnen austrägt. Mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht schüttelt der Kleine die Glocke hin und her und ein helles, klares Gebimmel zerfetzt radikal die beinah unnatürliche Stille des Büros. "Fröhliche Weihnachten, Seto!", trällert der Kleine und kommt auf seinen Bruder zu. Kaibas Augen werden schmal; sich die Ohren vor dem grellen Geklimper zuzuhalten, dazu lässt er sich nicht herab. "Was soll das?", Kaibas Stimme ist scharf, "Hör sofort mit dem Krach auf!" Doch Mokuba lässt sich nicht einschüchtern: "Ich dachte mir, du könntest ein wenig Weihnachtsatmosphäre gebrauchen. Schließlich hast du die letzten Tage nur gearbeitet. Kein Wunder, dass du noch nicht in Weihnachtsstimmung bist." "Das fehlte mir auch grad noch!", brummt Kaiba verstimmt. Mokuba guckt erstaunt auf: "Was meinst du denn damit? Freust du dich denn gar nicht auf Weihnachten?" "Seh ich so aus?", erwidert Kaiba gereizt und wendet sich dann wieder seiner Tastatur zu. Doch so leicht gibt Mokuba nicht auf: "Ach komm schon, Seto, du hast selbst gesagt, dass die Einnahmen dieses Jahr wirklich gut sind. Da hast du doch wirklich keinen Grund so mies drauf zu sein." Für einen flüchtigen Augenblick wandern Kaibas Augen zu seinem Bruder hinüber, der sich jetzt neben ihn an den Schreibtisch gestellt hat, doch dann schaut er wieder auf seinen Monitor und alles was er von sich gibt ist ein leichtes Schnauben. "Es scheint doch alles gut zu laufen", versucht Mokuba es noch mal, "Diesmal hast du doch bestimmt Zeit um wenigstens ein bisschen zu feiern. Wir essen was Schönes, Gans oder auch Pute wenn du magst. Und einen Weihnachtsbaum hat Roland auch besorgt. Den solltest du mal sehen! Und dann machen wir es uns gemütlich, ja? Nur wir beide. Das wird bestimmt schön! Kannst du denn nicht wenigstens dieses Jahr früh Feierabend machen?" "Ah, daher weht der Wind!", meint Kaiba und hält wieder vom Tippen inne, "Ich hab es dir doch schon ein paar Mal erklärt. Gerade in der Weihnachtszeit gibt es hier mehr zu tun, als man fast bewältigen kann. Da kann ich mir nicht einfach nach Lust und Laune frei nehmen. Ich hab schließlich eine Firma zu leiten. Und dadurch, dass du mir immer wieder die Ohren vollquengelst, wird sich das auch nicht ändern! "Ich versteh sowieso nicht warum du da solch ein Theater drum machst. Dieser Tag unterscheidet sich von den anderen Tagen im Jahr nur dadurch, dass offenbar alle Menschen auf einmal verrückt geworden sind und sich einbilden plötzlich ihr gesamtes, letztes Geld zum Fenster rausschmeißen zu müssen. Das kann mir zwar nur recht sein, aber dieses nervige Süßholzgeraspel und zwanghaftes Freundlichtun auf Knopfdruck, ist doch wirklich albern. Nur weil plötzlich die Zahl im Kalender rot statt schwarz ist, bedeutet das doch nicht, dass alle Welt in Massenhysterie verfallen muss." Mokuba verzieht das Gesicht: "Du solltest dich mal hören! Man könnte meinen, du machst dir gar nichts aus Weihnachten." Kaiba strafft sich und beginnt wieder zu tippen: "Wozu sollte ich. Das ist doch alles bloß Unsinn!" Sprachlos schaut Mokuba ihn an, doch dann kommt ein neckisches Grinsen auf sein Gesicht zurück. Verstohlen greift er in seine Hosetasche und fördert einen unförmigen roten Gegenstand zutage. Dann meint er grinsend: "Ich hab hier was für dich, das wird deine Meinung bestimmt ändern!" Und mit diesen Worten tritt er von hinten an seinen Bruder heran und stülpt ihm mit Schwung die zweite, rote Weihnachtsmütze über den Kopf. "Hey, was soll der Unsinn, Mokuba?", ruft Kaiba überrumpelt aus und greift sogleich nach der unerwarteten Kopfbedeckung und wischt sie sich herunter. "Solche dummen Scherze kann ich im Moment gar nicht gebrauchen!", stutzt er den Kleinen zusammen, der nur verwirrt dasteht, "Siehst du nicht, dass ich hier zu arbeiten habe? Also tu mir den Gefallen und stör mich nicht länger. Je länger du mich nämlich von der Arbeit abhältst umso länger wird es dauern bis ich fertig bin. Am besten du fährst schon mal nach hause. Du bist heute dermaßen quirlig, da störst du hier nur! Und so lange du hier in diesem Büro bist, bleib mir bitte mit dem Thema "Weihnachten" vom Hals, dafür hab ich jetzt nämlich gar keinen Nerv!" Ungläubig starrt Mokuba seinen Bruder an, er scheint wirklich ärgerlich zu sein. Aber wieso denn bloß? Er hat doch gar nichts gemacht. Warum regt sich sein Bruder nur so auf? Schließlich meint er leise: "Tut mir leid, Seto! Du brauchst nicht sauer werden. Ich geh ja schon." Mit diesen Worten schlendert er geknickt zum Ausgang, doch an der Tür dreht er sich noch einmal um: "Aber du kommst doch heut Abend noch, oder?" Kaibas Mund ist ein dünner Strich. "Vielleicht...! Mal sehen. Ich ruf dich an!" Dann wendet er sich wieder seinem Computer zu. Einen Augenblick lang schaut Mokuba noch betrübt zu seinem großen Bruder hinüber, doch dann wendet er sich ab, zieht die Bürotür hinter sich zu und dann ist er verschwunden. Noch einmal schielt Kaiba für einen Augenblick zur Tür doch dann wendet er sich wieder seiner Arbeit zu und murmelt: "Unsinn...!" Doch zum arbeiten kommt er nicht wirklich denn nur wenige Minuten später klopft es erneut an der Tür. "Ja?", ruft Kaiba unwillig. Die Tür öffnet sich und herein kommt Kaibas rechte Hand, Roland. "Verzeihen sie die Störung, Kaiba-sama, aber hier ist jemand der sie sprechen möchte." Kaiba sagt kein Wort. Alles was er tut, ist mit einem eisigen Blick seinen Bediensteten zu mustern. Seine Augen werden schmal und bleiben mit äußerst missbilligendem Blick etwa einen halben Kopf über Rolands Gesicht hängen. "Was ist das?", fragt er schließlich ruhig, aber es klingt wie: "Haben sie vollkommen den Verstand verloren?" Der kräftige Mann beginnt zu schwitzen und sein Gesicht bekommt nun beinah eben so eine rote Farbe wie die Weihnachtsmütze die er auf dem Kopf hat. "Verzeihung, Kaiba-sama", meint er hastig, "Aber Mokuba-sama hat sie vorhin an alle Angestellten verteilt und ich hielt es für unhöflich...", rasch zieht er die Mütze vom Kopf. Kaiba verzieht das Gesicht. "Ich hätt's mir denken können...", murmelt er. "Also wer ist es denn nun?", fragt Kaiba ungeduldig. "Ähm ja...", reißt sich Kaibas Untergebener zusammen, "Yugi Muto ist hier und wünscht sie zu sprechen." Kaiba verdreht die Augen. "Das hat mir grade noch gefehlt!", meint er wie zu sich selbst. Laut sagt er jedoch: "Schicken sie ihn schon rein!" Der Mann wendet sich eifrig zum Gehen. "Ach und Roland...!", ruft Kaiba ihn zurück, "Wenn ich noch eine von diesen Weihnachtsmützen zu sehen bekommen, können sie ihr Weihnachtsgeld vergessen, hab ich mich klar ausgedrückt?" "Natürlich, Kaiba-sama!", entgegnet der Angesprochene und macht sich schleunigst aus dem Staub, nicht jedoch ohne seine Mütze dabei tunlichst hinter seinem Rücken zu verstecken. Doch gleich darauf geht die Tür auch schon wieder auf und herein kommt in einer dicken Winterjacke Yugi. "Fröhliche Weihnachten, Kaiba!", begrüßt er den jungen Mann am Schreibtisch. Doch dieser erwidert es nur mit einem verächtlichen Gesichtsausdruck. "Ich hätte mir denken können, dass du hier noch aufkreuzen würdest. Ich weiß genau warum du hier bist." Überrascht schaut Yugi auf. "Dann hast du also meine Einladung zu unserer Weihnachtsfeier erhalten?", stellt er erfreut fest. "Natürlich!", gibt Kaiba kühl zurück, "Es war das erste was ich gestern früh durch den Reißwolf gejagt habe." "Wirklich?", meint Yugi enttäuscht, "Aber warum das denn?" "Ich bitte dich, Yugi!", meint Kaiba verächtlich, "Das kann ja wohl nur ein dummer Scherz gewesen sein. Ich habe weder die Zeit noch das Interesse mich ausgerechnet heute mit euch abzugeben! Im Gegensatz zu dir und deinen nervigen Freunden, habe ich nämlich auch noch wichtige Dinge um die ich mich kümmern muss." "Das kommt immer darauf an was man so als wichtig bezeichnet!", gibt Yugi ernst zurück. Kaiba schüttelt verächtlich den Kopf: "Oh bitte, Yugi, komm mir nicht schon wieder mit diesem ganzen Freundschaftsunsinn! Wenn dir irgendwas an Weihnachten liegt, verschon mich wenigstens heute damit! Da gibt es wirklich nichts, in dem du mich belehren müsstest! Und selbst wenn, dann wärst du es ganz sicher nicht der es mir beibringt und deine bescheuerten Freunde schon gar nicht!" Yugi seufzt. "Ich versteh wirklich nicht warum du so denkst, Kaiba!" "Spar dir die Mühe am besten! Das hat dich ohnehin nicht zu kümmern!", gibt dieser zurück, "Ständig zerbrichst du dir den Kopf über andere und meinst ihnen zwanghaft helfen zu müssen, obwohl das niemand von dir erwartet oder wünscht! Halt dich doch mal aus meinen Angelegenheiten raus und kümmere dich um deinen eigenen Kram!" "Sei doch nicht immer so gehässig, Kaiba!", versucht Yugi es erneut, "Der Grund für die Einladung war ganz einfach der, dass ich dich gerne dabeihaben wollte und die anderen auch!" Nun lacht Kaiba auf: "Oh bitte, Yugi! Das soll ich dir glauben? Das ist ja sogar noch alberner als das ganze Weihnachtsfeiern überhaupt! Lass mich raten: Die ganze Verliererbande wird da auf einem Haufen versammelt sein. Es wird gegessen und wohlmöglich noch gesungen und dann geht's ans Geschenkeauspacken. Ich kann mir schon denken warum die anderen mich gerne dabeihaben wollen", setzt er zynisch nach, "Wahrscheinlich malt dieser Jonouchi sich schon die ganzen, tollen Geschenke aus, die ein Firmenchef wie ich zu machen hätte. Aber ich muss ihn enttäuschen, ich hab nichts zu verschenken!" Mit ernstem Gesicht schaut Yugi ihn an. "Ich denke, da schätzt du Jonouchi falsch ein", meint er. Kaiba schnaubt auf: "Pah, sei's drum! An diesen kleinen Versager einen weiteren Gedanken zu verschwenden ist ohnehin müßig!" "Willst du es dir nicht doch noch mal überlegen?", versucht Yugi es noch einmal, "Du kannst doch auch Mokuba mitbringen. Ihr seid beide herzlich willkommen!" "Nein danke!", meint Kaiba kühl, "Ich verzichte mit Kusshand!" "Aber es werden alle da sein. Komm doch einfach vorbei! Wir werden bestimmt viel Spaß haben." "Unsere Ansichten darüber was ,Spaß' macht, gingen schon immer auseinander." Kaiba setzt sich grade in seinem Chefsessel auf und bedenkt Yugi mit einem stechenden Blick. "Wenn du glaubst ,Spaß' haben zu müssen, dann werde ich dich nicht abhalten. Feiere eben Weihnachten auf deine Art und lass es mich einfach auf meine Art feiern!" Einen langen Moment schaut Yugi den jungen Mann vor ihm nur schweigend an. Dann fragt er: "Feierst du es denn überhaupt?" Kaibas Augen werden schmal und sein Mund wird ein dünner Strich. "Ich wüsste nicht was dich das angeht. Und jetzt tu mir den Gefallen und verzieh dich aus meinem Büro! Ich habe noch einen Haufen Arbeit zu erledigen." Niedergeschlagen sinken Yugis Mundwinkel hinab. "Na schön", sagt er und wendet sich zum Gehen, "Aber wenn du es dir doch noch anders überlegst... Du weißt ja wo ich wohne!" "Einen schönen Abend noch!", meint Kaiba sarkastisch ohne von seiner Arbeit aufzusehen, "Ich bin sicher du findest allein raus!" Nachdenklich schüttelt Yugi leicht den Kopf, doch dann zieht er die Tür zu und in dem kahlen Büro kehrt wieder Stille ein, ausschließlich unterbrochen von Kaibas tippenden Fingern auf der Tastatur. Der Abend senkt sich immer mehr über die Stadt doch davon ist dank der frühen Dunkelheit nicht viel zu merken. Selbst Kaiba merkt kaum wie die Stunden verstreichen. So sehr ist er in seine Arbeit vertieft, dass er doch ein wenig überrascht ist als sein Blick für einen kurzen Moment in die untere Ecke seines Monitors geht und die Uhr bereits halb sieben anzeigt. Unbehaglich rekelt er sich; das lange Sitzen strengt doch an. Wie lange arbeitet er heute schon? Ach, unwichtig! Wichtig ist nur wie viel Arbeit noch vor ihm liegt. Sein Blick geht hinüber zu dem Aktenstapel auf seinem Schreibtisch und er seufzt leicht. Es hilft nichts, das alles muss heute noch erledigt werden. Seine Hand greift zum Telefon. Kurz darauf hat er seine Sekretärin am Apparat. "Fragen sie bitte in der Rechenabteilung nach ob die Prognosen für morgen schon vorliegen und besorgen sie mir die Abrechnung aus der Promotionabteilung!" "Ja, Kaiba-sama!", kommt die Antwort, doch dann ertönt noch einmal die vorsichtige Frage, "Ähm... gedenken sie heute... länger zu bleiben?" Kaiba stockt. Da hört sich ja alles auf! Was denkt diese Frau sich eigentlich? Dann schimpft er: "Nur weil heute Weihnachten ist bedeutet das nicht, dass sich an meinem gewohnten Tagesablauf etwas ändert. Vielleicht mache ich fast jeden Tag Überstunden und ja, als meine Sekretärin sind sie gezwungen ebenfalls welche zu machen. Aber das war ihnen bereits bewusst bevor ich sie eingestellt habe. Aber bisher habe ich jede einzelne davon bezahlt, sie haben also nicht den leisesten Grund sich zu beschweren. "Damit das klar ist: Mir ist egal ob heute Weihnachten ist und sie vielleicht nach hause zu ihrer Familie möchten! Die Arbeit muss gemacht werden und wir beide werden hier nicht weggehen bevor das geschehen ist! Also holen sie mir gefälligst die Abrechnung und hoffen sie, dass wir heute vor Mitternacht hier rauskommen!" Einen kurzen Momentlang herrscht Stille in der Leitung. Dann hört man nur eine leise Stimme: "Tut mir leid, Kaiba-sama... Ich wollte... eigentlich nur wissen, ob ich Mokuba darüber informieren soll." Die Stimme schwankt ein wenig aber die Frau ist ein Profi. Kaiba stutzt. Seine Faust fasst den Hörer fester und für einen Moment schließt er die Augen. Dann sagt er: "Ja..., sagen sie ihm es wird spät! Er soll nicht auf mich warten." "Ja, verstanden!", kommt die Bestätigung. Dann legt Kaiba auf. Noch einmal seufzend lehnt er sich kurz in seinem Sessel zurück und reibt sich mit der Hand die Augen. Jetzt nur nicht schlappmachen! Das hier ist auf alle Fälle besser als jetzt nach hause zu fahren und mit seinem Bruder so was wie eine Weihnachtsfeier zu praktizieren, oder wohlmöglich sogar mit Yugi und seinen Freunden. Das fehlte wirklich noch!" Er öffnet die Augen wieder und wendet sich wieder dem Computer zu. Doch was ist das? Auf einmal verschwimmen die Konturen der Buchstaben und verbinden sich zu einem seltsamen Bild. Kaiba zwinkert ein paar Mal doch das Bild verschwindet nicht. Im Gegenteil, es nimmt immer festere Konturen an. Es scheint ein Gesicht zu sein. Kaiba kommt dichter an den Monitor heran und legt die Stirn in Falten. "Was zum...?", murmelt er. Nun erkennt er das Gesicht auch. Es ist zweifelsfrei das Gesicht seines Stiefvaters Gozaburo Kaiba! Seine Augen fliegen auf. Das eigenartige Gesicht verzieht sich nun zu einem hämischen Grinsen und leere Augen durchbohren ihn mit Blicken. Und in diesem Augenblick vernimmt er auch ein eigenartiges Flüstern, das durch den großen Raum zischt: "Seto!" Ruckartig setzt sich Kaiba auf als hätte ihn etwas gestochen. Ungläubig schüttelt er den Kopf als wolle er einen unliebsamen Gedanken loswerden. Noch einmal reibt er sich die Augen und schaut dann erneut auf den Monitor. Das Gesicht ist verschwunden und der Apparat zeigt nur noch die Datei die er gerade bearbeitet hat. "Oh man, ich muss wirklich überarbeitet sein!", murmelt er. In diesem Moment klingelt das Telefon neben ihm und lässt ihn damit erneut aufschrecken. Hastig nimmt er ab: "Ja?" Doch nicht seine Sekretärin ist am Apparat sondern nur eigenartiges Schweigen dringt von der anderen Seite zu ihm hinüber. Doch dann hört er es wieder, diesmal aus dem Hörer: "Seto!" "Wer ist da?", fragt Kaiba scharf, "Wenn das ein dummer Scherz sein soll, finde ich ihn äußerst geschmacklos!" Doch wieder wird ihm ein langgezogenes "Seto!" ins Ohr gezischt. "Wer immer das ist, das wird ein Nachspiel haben!", funkelt Kaiba in die Sprechmuschel. Dann legt er auf. Doch beinah augenblicklich beginnt das Telefon erneut zu klingeln. Ärgerlich nimmt Kaiba den Hörer ab: "Wer auch immer dran ist! Wenn sie nicht augenblicklich mit dem Schwachsinn aufhören, werde ich rechtliche Schritte gegen sie einleiten und ich werde sie erwischen, darauf können sie sich verlassen!" Nun dringt ein seltsames Lachen aus dem Hörer. "Immer noch der Selbe, nicht wahr, Seto?" Wütend knallt Kaiba den Hörer auf die Gabel. Doch augenblicklich beginnt es wieder zu schellen und diesmal wird das Klingeln bei jedem Mal lauter und schriller. "Was zum Donnerwetter geht hier vor?", brummt Kaiba. Doch wie als Antwort klopft es auf einmal an der Tür. Hastig schaut Kaiba sich um. Nun steht er doch auf und macht ein paar Schritte auf die Tür zu. Noch immer klopft jemand, inzwischen ziemlich heftig, dagegen. "Was hat das zu bedeuten?", ruft er ärgerlich. "Das möchtest du gerne wissen, nicht wahr, Seto?", ertönt es jetzt plötzlich hinter ihm. Augenblicklich fährt Kaiba herum. Was er nun sieht lässt ihn für den Bruchteil einer Sekunde ungläubig innehalten. Vor ihm in seinem Sessel sitzt eine Gestalt. Ein seltsames Leuchten umflackert sie und sie wirkt sonderbar durchsichtig. Kaibas Mine verfinstert sich, er kennt diese Person sehr gut. Ohne Zweifel soll diese gespenstische Erscheinung seinen Stiefvater Gozaburo darstellen. "Was hat das zu bedeuten?", wiederholt er. "Das hast du eben schon mal gefragt, Seto", meint die Gestalt, "Aber du konntest es ja noch nie ertragen wenn du nicht Herr der Lage bist, nicht wahr?" Doch Kaiba geht gar nicht darauf ein. Inzwischen hat er seine erste Überraschung abgeschüttelt "Und was willst dudarstellen, wenn ich mal fragen darf?" "Sieht man das nicht?", kommt die Antwort, "Ich war früher einmal dein Stiefvater." "Oh, na klar doch!", winkt Kaiba ab und seine Stimme trieft nur so vor Sarkasmus, "Das soll wohl heißen, ich hab es hier mit einem echten Geist zu tun, was?" "Du glaubst mir nicht?", kommt die Rückfrage. "Nicht ums verrecken!", ist Kaibas trockene Antwort. "Oh Seto, nicht so misstrauisch! Traust du jetzt schon nicht mal mehr deinen eigenen Sinnen?", auf das Gesicht der Gestalt legt sich ein seltsames Lächeln. Geringschätzig schnaubt Kaiba auf. "Es wäre nicht das erste Mal, dass jemand versucht mich zum Narren zu halten. Im Grunde gibt es nur zwei Möglichkeiten. Entweder hab ich wieder Halluzinationen, und dagegen gibt es fähige Therapeuten, oder das Ganze ist einfach ein schlechter Traum weil ich übermüdet bin. Aber, dass du in Wirklichkeit hier vor mir sitzt, kann mir keiner erzählen!" In eben diesem Moment steht die Gestalt auf und kommt direkt auf Kaiba zu. Dass sie dabei den Schreibtisch durchquert, scheint sie nicht weiter zu bemerken. Vor dem jungen Firmenchef baut sie sich auf. Leblose Augen mustern ihn forschend. "Glaub es oder nicht, Seto, ich stehe wirklich vor dir. Oder sagen wir besser: Ich habe einmal mehr mit dem Tod ein Abkommen getroffen, nur um dir noch einmal gegenübertreten zu können." "Um mich einmal mehr heimsuchen zu können!", verbessert Kaiba verächtlich. "Um dich zu warnen!", setzt der Geist schneidend nach. Kaiba hebt eine Braue und verschränkt die Arme. "Mich zu warnen? Was sind denn das für neue Töne von dir? Als ich dich das letzte Mal gesehen habe, wolltest du die Weltherrschaft an dich reißen und mir meinen Körper stehlen. Gib es zu, aus deinem Mund klingt das mit der Warnung schon etwas unglaubwürdig!" Die schemenhafte Gestalt lässt ihn nicht aus den Augen. "Du hast Recht! Zu Lebzeiten war ich kein sehr vorbildhafter oder umgänglicher Mensch." "Kaltherziger Leuteschinder trifft es eher!", merkt Kaiba kühl an. "Mag sein!", lenkt der Geist ein, "Aber du, mein lieber Seto, bist auf dem allerbesten Weg ganz genau so zu werden!" Kaiba legt die Stirn in Falten und betrachtet den Geist vor sich mit kritischem Blick. "Versuch es gar nicht erst zu leugnen, Seto, auch du bist kaltherzig und rücksichtslos geworden. Du behandelst deine Mitmenschen ohne Respekt und das Einzige was für dich von Bedeutung ist, sind deine eigenen Interessen!" Zunächst sagt Kaiba gar nichts doch dann legt sich ein spöttisches Lächeln um seine Mundwinkel. "Jetzt weiß ich mit Sicherheit, dass das hier nur eine Illusion ist. Der Gozaburo den ich kenne, würde nie im Leben versuchen mich davon zu überzeugen freundlicher und mitfühlender zu sein. Er war ein rücksichtsloser Geschäftsmann ohne Anstand und Skrupel. Für niemanden hatte er ein freundliches Wort übrig und selbst nach dem Tod seines Körpers fiel es ihm nicht mal im Traum ein, seinen eigenen Söhnen auch nur die geringste Wertschätzung entgegenzubringen. Er hat immer nur die Menschen ausgenutzt und dann fallengelassen, wenn sie ihm nicht mehr von Nutzen waren. Dieser Gozaburo würde sich eher die Zunge abbeißen als Worte wie Respekt oder Mitgefühl auch nur in den Mund zu nehmen! Also versuch gar nicht erst mich davon überzeugen zu wollen, dass das hier die Realität ist!" In diesem Moment fährt Gozaburos Gesicht herum und verzerrt sich plötzlich zu einer schreckenerregenden Fratze. Sein ganzer Körper scheint auf einmal zu wachsen und sich zu verzerren und bekommt eine erschreckend rötliche Färbung. Die ganze Gestalt erinnert nun an das Aussehen, dass Kaibas Stiefvater hatte, als er im Cyberspace festsaß. Kaiba reißt die Augen auf, als die unheimliche Gestalt plötzlich so gewaltig vor ihm aufragt. "Glaubst du vielleicht, das hier ist ein Witz?", kreischt die Gestalt bedrohlich und noch ehe Kaiba reagieren kann, hat das rötlich-durchsichtig schimmernde Ungetüm ihn mit seiner gewaltigen Klaue gepackt und schon im nächsten Augenblick drückt es ihn mit Gewalt gegen die Wand des Raumes. Kaiba keucht ungläubig auf. Im Augenblick fällt ihm dazu einfach nichts weiter ein. Fassungslos starrt er in die rotglühenden Augen des Monsters, das ihn vor sich festhält. Doch dann öffnet das Ungetüm sein verzerrtes Maul: "Siehst du das? Das hier ist die Gestalt zu der ich bis in alle Ewigkeit verdammt bin! Ich war ein Monster im Leben nun bin ich ein Monster im Tod! Meine Gier, mein Hass und meine Hartherzigkeit haben mir letztendlich nicht das Geringste gebracht und weil es keine Spur von Mitgefühl und Freundlichkeit in meinem Leben gab, bin ich dazu verdammt bis in alle Ewigkeit durch die Finsternis zu irren und niemals Ruhe zu finden. "Das ist eine Strafe die du dir noch nicht einmal im Ansatz vorstellen kannst! Jetzt bereue ich das was ich tat, doch das nützt mir nun auch nichts mehr! Aber dir nützt es noch etwas, Seto! Du hast noch die Chance dich zu ändern! Ein letztes Mal bin ich einen Handel eingegangen. Ich durfte noch einmal zurück um dich zu warnen und dir die Gelegenheit zu geben, deine Fehler zu erkennen, damit du nicht dasselbe Schicksal erleiden musst wie ich." "Und... wie stellst du dir das vor?", endlich hat Kaiba seine Sprache wiedergefunden, doch das ist alles was ihm augenblicklich dazu einfällt. Doch die schaurige Gestalt, die ihn noch immer im Klammergriff hält, spricht schon weiter: "Du wirst heute Nacht Besuch von drei Geistern bekommen! Sie werden dich auf den richtigen Weg führen. Das ist deine letzte Chance, Seto! Wenn du dich nicht änderst, ist dein Schicksal besiegelt!" In diesem Augenblick bricht Kaiba in lautes Lachen aus: "Drei Geister? Das kann nicht dein Ernst sein! Ich wusste doch, dass mir dieses Szenario irgendwie bekannt vorkam! Oh man!", er lacht wieder, "Diesmal spielt mir meine Fantasie aber einen ziemlich makaberen Streich!" Mit einem Ruck lässt die riesige Gestalt ihn los. Hinter ihr erscheint auf einmal ein dunkler, unheimlicher Wirbel, der jedes Licht zu verschlucken scheint. Entsetzen macht sich auf dem Gesicht des Geistes breit. Nur wenige Augenblicke später beginnt der Wirbel auch schon die Gestalt wie einen Funkenregen aus Pixeln in sich hineinzusaugen. Immer schwächer wird die gruselige Stimme: "Meine Zeit ist um! Ich hab getan was ich konnte. Nutze diese letzte Chance, Seto! Sonst holen auch dich die Schatten!" Und dann verschwindet der Wirbel und zurück bleibt nur ein ziemlich verwirrter Seto Kaiba der neben der Wand auf dem Boden kniet und bei sich hofft, dass sein Herz endlich aufhört so heftig zu pochen. (Anm. d. Aut.: Da die FF-statistik momentan ja nicht funktioniert, kann ich leider nur schlecht überprüfen ob euch diese FF-Idee gefällt oder nicht. Könntet ihr deshalb n kurzes Kommi hinterlassen ob es sich für mich lohnt weiterzuschreiben, odser ob ichs lieber lassen sollte. Wer n Kommi hinterlässt, bekommt automatisch ne Benachrichtigung über das nächste Kapitel. Ich hoffe die FF gefällt euch! :-)) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)