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Fanart

Ceresta   [Zeichner-Galerie] Upload: 02.08.2014 11:08
Oh ja, und wie ich es hasse!

Wer Lust auf eine mittellange und mäßig dramatische Leidensgeschichte hat, darf gerne weiterlesen, der Rest ergreift am besten schnellstmöglich die Flucht.

Als Kind hatte ich unheimlich viel Spaß daran Pokemon und ähnliches abzuzeichnen. Jeden Tag, stundenlang. Mit 11 Jahren ist mir dann zum ersten Mal ein Manga in die Hände gefallen. Jeanne und Arina Tanemura waren damals die reinste Offenbarung für mich (und sind heute mein größtes Grauen, diese Augen! Diese Proportionen! Mir wird schlecht...), woraufhin ich angefangen habe Manga-Kram abzuzeichnen und allmählich auch selber zu entwickeln. Mit der Übung stieg natürlich langsam auch der eigene Anspruch und aus Spaß wurde plötzlich Ernst. Immer besser musste es sein. Mit 15 Jahren kam es dann zu meiner ersten "Schaffenskrise" und seitdem gab es nicht wenige Momente, in denen ich das Zeichnen komplett aufgeben wollte.

Als ich dann mit 18 Jahren meine Ausbildung zur Grafik Designerin anfing, war ich anfangs noch hochmotiviert, habe dann aber sehr bald festgestellt, dass mir der Beruf eigentlich überhaupt nicht behagt. An Talent mangelt es wohl nicht, aber ich arbeite einfach überhaupt nicht gerne am Computer. Ab und zu ein Logo oder einen kleinen Flyer gestalten ist ja mal ganz nett, aber jeden Tag nur vor der blöden Kiste verbringen? Nein danke.
Mit meiner Begeisterung für den Beruf schwand auch meine Begeisterung für's Zeichnen. Wobei Zeichnen in so einer Ausbildung sowieso nur eine untergeordnete Rolle spielt. Auf jeden Fall war ich dann endgültig so frustriert, dass ich das Zeichnen für mich privat tatsächlich fast ganze 1 1/2 Jahre aufgegeben hatte. Was ich für die Berufsschule zeichnen musste, habe ich (mit größtem Widerwillen) natürlich trotzdem gemacht, aber alles darüber hinaus, war für mich komplett gestorben...

Blöd nur, wenn man das Zeichnen trotzdem nicht aus dem Kopf bekommt. Trotzdem ich mich so dagegen gewehrt habe, kamen mir ständig Bilder in den Kopf, die danach geschrien haben, auf Papier gebannt zu werden! Es ist wirklich kaum auszuhalten. Egal, wie oft und lange ich das Zeichnen aufgebe, es holt mich immer wieder ein und ich fange doch wieder damit an. Ich kann schon lange nicht mehr behaupten, dass es mir noch richtig Spaß macht, es ist zu 95% purer Zwang! Die reinste Hassliebe, ich kann nicht mit und kann nicht ohne...

Und das wollte ich mit dieser Zeichnung ausdrücken.
Eine verkrampfte Hand, die sich am Papier festkrallt. Stiftspitzen, die ständig abbrechen und doch immer wieder neu angespitzt werden, obwohl es so qualvoll ist, dass man sie am liebsten gar nicht nachwachsen lassen möchte.

Und so geht es mir mit dem Zeichnen schon seit vielen, vielen Jahren.
Ich will es absolut nicht und kann trotzdem nicht damit aufhören. Ein endloses Drama...
Und jetzt will ich mich auch noch für ein Illustration-Studium bewerben, weil es mich einfach nicht loslässt! Ich muss doch wirklich komplett bescheuert sein...

Oh Leute, erst mal vielen Dank für die vielen Kommentare!
Vor allem diese wahnsinnig langen, ich danke jedem, der mir seine Geschichte erzählt und mich unterstützt. Ich hatte noch nie unter einer Zeichnung so ausführliche Kommentare, ich bin noch gar nicht dazu gekommen alles durchzulesen. Ich werde euch im Laufe des Tages oder morgen (EDIT: oder (über)übermorgen, ihr seid so krass viele und werdet immer mehr!!!) ganz sicher auch allen antworten!
Ich komme grade von der Hochzeit meines Bruders, deren Stattfinden auch alles andere als selbstverständlich war. Mein Vater liegt nämlich grade im Krankenhaus im Sterben. Noch ist es nicht akut, aber es ist nur noch eine Frage der (kurzen) Zeit, bis er uns endgültig verlässt. Mich hat das emotional grade alles unheimlich mitgenommen und ich fühle mich momentan nicht in der Lage so vielen Leuten auf einmal zu antworten.
Aber ich danke euch wirklich sehr! Das wollte ich euch nur schon mal wissen lassen.

EDIT Nr.2:
Okay, da es mittlerweile wahrscheinlich eine Frage von Stunden ist, bis ich euch allen eine Antwort geschrieben habe, an dieser Stelle ein dickes "Entschuldigung!", falls ich etwas länger brauche.
Ich freue mich unheimlich, dass ihr mich alle an einem Stück Lebensgeschichte teilhaben lasst und lese das auch alles sehr interessiert durch. Momentan habe ich leider sehr viel um die Ohren. Wie bereits geschrieben, wird mein Vater mit jedem Tag schwächer und ich verbringe deswegen auch täglich viele Stunden im Krankenhaus, weil man davon ausgehen kann, dass es wirklich nicht mehr allzu lange dauert...
Ich bin aber bemüht jedem von euch zu antworten, aber wahrscheinlich brauche ich dafür doch ein paar Tage, vielleicht auch die ganze Woche. Ich gebe mein Bestes, aber ab und zu brauch ich auch ein Päuschen von allem...aber eine Antwort kriegt auf jeden Fall jeder von euch (früher oder später)! Vielen Dank.

EDIT Nr.3 (und hoffentlich der letzte):
Danke für Aikos Liebling! Grade bei dieser Zeichnung hätte ich im Voraus nie mit so großer Resonanz gerechnet, ihr seid echt unglaublich...

Edit Nr.4 (wirklich der letzte):
Mein Vater ist vor rund 7 Stunden endlich verstorben. Endlich, weil er sich die letzten Tage wirklich sehr gequält hat. Seine letzten Stunden und Minuten waren aber ganz friedlich. Sein Atem war plötzlich ein wenig unregelmäßig und hat ganz langsam komplett ausgesetzt. Man hatte aber nicht das Gefühl, dass er dabei irgendwelche Schmerzen hatte. Er ist innerhalb weniger Minuten ganz friedlich von uns gegangen. Meine Mutter und ich waren beide direkt bei ihm. Ich bin wirklich sehr dankbar dafür, dass seine Krankheit so ein ruhiges Ende genommen hat.
Ganz herzlichen Dank an alle, die mir durch Kommentare und private Nachrichten Unterstützung geben. Das AL ist in diesem Fall wohl wirklich ein ganz großes Glück für mich. Eure ganzen Nachrichten tun mir so gut! (natürlich auch solche, die sich nur auf das Bild an sich beziehen!)
Themen:
Horror, Gefühle

Stile:
Buntstifte

Unterthemen:
Hass

Größe:
minimal größer als A3 (Großansicht wärmstens empfohlen)

deswegen:
natürlich abfotografiert, das sieht immer noch ein wenig mieser aus als eingescannt...

Beschwerde


Kommentare (69)
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Von:  absouuru
2014-08-05T11:52:31+00:00 05.08.2014 13:52
Erstmal finde ich es bewundernswert, dass dein Bild mit deiner Aussage überhaupt AL geworden ist! Aber allein wegen der vielen Antworten und Berichte (ich les mir auch ab und an alle Kommentare durch...aber das noch zu beantworten..mein Beileid orz), ist es Wert, AL zu sein. Es müssen nicht immer bis ins kleinste Detail ausgeschmückte Bilder sein, vielmehr sollte auf die Aussage des Bildes Wert gelegt werden :)

Schon allein vom Motiv her, konnte ich wunderbar erahnen, worum es geht. Denn vielen geht es so: der Zwang. Der elendige Zwang zu zeichnen. Auch mir. Aber dazu später.
Als ich dann deine Beschreibung gelesen hatte, musste ich immer wieder zustimmend nicken und manchmal auch schmunzeln, wie verdammt wahr alles ist...

Ich bin selbst Mediengestalterin (bzw NOCH in der Ausbildung, schreibe aber jetzt im Winter die Prüfung) und weiß, dass dieser Beruf so gut wie nichts mit Zeichnen zu tun hat. Ich versuche daher auch fast jedem, der sagt, er könne gut zeichnen und will genau aus DIESEM GRUND Mediengestalter werden, abzuraten, diesen Weg einzuschlagen, weil man einfach nicht am Zeichentisch sitzt und zeichnet. Das wäre illusorisch! Zwar hilft es, wenn man mit Farben und Formen umgehen kann, das wars aber auch schon.
Ich für meinen Teil wollte schon immer gestalten, auch mal mit Gamedesign überlegt, was leider aufgrund der Kosten nichts wurde (aber das ist eine andere Geschichte).
Letztendlich hat mich meine Ausbildung zu einer anderen Liebe geführt, die ich vorher nie so in Betract gezogen hatte: das Programmieren. Und das hat so gar nichts mit Zeichnen zu tun XD (meine richtige "wahre" Liebe hab ich hier zwar auch gefunden, aber auch das ist eine andere geschichte u//u)

Was ich eigentlich sagen wollte:
Auch ich hab als Kind unglaublich viel gezeichnet, in Ausmalbüchern rumgemalt und dergleichen. Alles ungezwungen, weil ich Lust drauf hatte. Zeichnen gehörte immer zu meinem Leben, auch in der Schule hatte ich wirklich immer ne 1 oder 2. Die gesamte Familie war von meinem "Talent" begeistert. Aber noch immer hatte ich keinen Zwang. Ich habe einfach gemalt und es war auch gar nicht so schlecht.

In der 7. Klasse habe ich sogar Bundesweit einen Preis gewonnen, während alle anderen aus meiner Klasse nicht so weit kamen.
Ab der 8. Klasse ging leider meine Lust am Zeichnen der Berg runter...

Mein Vater war Kunstlehrer und hatte ab dieser Zeit versucht, mich zu unterstützen. Mein Bruder (7 Jahre älter) hatte diese "Phase" ebenfalls erlebt, als er in der Schule war und er hat es genossen, dass sein Vater quasi die Bilder für ihn gemalt hat (und bekam natürlich auch gute Noten in Kunst). Ich allerdings empfand es genau gegenteilig. Ich wollte nicht, dass mein Vater sich in MEINE Arbeiten einmischt. Es gab Tage, da hatte ich das Bild mit nach Hause genommen und wollte am nächsten tag es fertig malen, da lag es fertig auf meinem Tisch....

Natürlich wollte er mir nur helfen, mir alles beibringen, aber da kam der Lehrer und Künstler in ihm durch und meine Arbeiten waren dann am Ende nicht mehr von mir... Es waren SEINE Arbeiten.
Und das ging bis zum Abitur (2007).

Das ist auch der Grund, warum ich von 2000-2009 keine Lust am Zeichnen hatte.

Dann kamen die Kakaokarten und alles änderte sich.
Ich hatte wieder Spaß, musste aber meinen Stil ganz neu erfinden. Neun Jahre sind eine lange Zeit, die ich aufholen musste. Von Karte zu Karte wurde ich besser, kam langsam in die Szene rein, machte Bekanntschaften. Selbst STAs fand ich witzig.

Das ging gut 2-3 Jahre gut. Dann kam der Stress. Man hatte noch andere Dinge wie Arbeit und Ausbildung oder wollte einfach mal was zocken (XD) und plötzlich gab es Termine und wartende Tauschpartner, die mit dem Finger trommelten. Ich hatte häufig, wo ich einen Tag vor Abgabe noch meine Karten fertig machte, weil mir vorher die Muße und Inspiration fehlte. Es war purer Stress und musste mich zwingen, zu zeichnen. Der Spaß fehlte total und genau DAS wollte ich seit damals verhindern. Ich wollte nur noch Spaß am Zeichnen haben, aber das ging flöten. Facebook macht es auch nicht leichter. Überall sieht man Künstler, die so viel besser sind als man selbst und man zu ihnen dazugehören möchte oder zumindest ansatzweise so gut zeichnen möchte, der vielen Likes und Kommis wegen.

Mich aus dieser ewigen Schleife zu winden, gelang mir erst vor Kurzem. Ich hatte selbst beschlossen, an keinen STAs mehr teil zu nehmen, egal wie ansprechend das Thema war. Und auch nur Tauschanfragen, wenn ich es wirklich wollte. Jetzt bin frei von allen Zwängen und konzentriere ich nur auf mich und mein Zeichnen. Ich will mich immer noch verbessern, mach das aber auf meine Art. Und zeichne vorallem nur dann, wenn ich Lust drauf hab. Und ich sag dir eins: es tut soo gut! Ehrlich. Und manchmal muss man sich dazu zwingen, nicht zu zeichnen.

Ich hoffe sehr, dass du deine Krise auch bewältigen kannst und wieder Spaß daran hast. Denn nichts ist schlimmer, etwas zwanghaft zu tun und vorallem ohne Spaß. Ich wünsche dir nur das beste!
Aber auch besonders für deinen Vater. Dass du bei ihm sein kannst in diesen schweren Stunden und ihm nochmal alles wichtige sagen kannst.

Ich wünschte ich hätte ständig bei meinem Vater sein können. Er starb vor gut 3 Jahren an Krebs. Und ich muss sagen, dass ich noch immer nicht richtig drüber hinweg bin. Es braucht nur ein Gedanke oder ein Bild oder ein Blick ins Fotoalbum und ich kann nicht mehr aufhören zu heulen. So schlimm ich ihn anfangs dargestellt hab, so war er nicht. Ich habe viel von ihm gelernt, was man wieder erst dann zu schätzen weiß, wenn es zu spät ist und viele Kunstutensilien von ihm vermacht bekommen. Ich wünschte, ich hätte ihm meine heutigen Zeichenkünste zeigen können, aber das ist leider nicht mehr möglich...
Von ihm habe ich wirklich so viel gelernt und ich wünschte ich hätte ihm das nochmal sagen können, aber ich bin froh ihn wenigstens ne Woche vor seinem Tod noch einmal gesehen und ihm gesagt zu haben, dass ich ihm für alles danke und ich ihn liebe. Keine Ahnung, in wie weit er das mitbekommen hat..
(Oh shit..ich höre mit dem roman lieber auf, sonst muss ich wieder anfangen zu heulen..)

Jedenfalls..ich danke dir für dieses Bild und ich kann nur jedem empfehlen, mal genau zu überlegen, für wen man zeichnet und warum. Fame? Geld? Oder für sich selbst?
Von: abgemeldet
2014-08-05T11:17:02+00:00 05.08.2014 13:17
Interessant.
Deine Lebensgeschichte hat gewisse Ähnlichkeit mit meiner!

Ich zeichne auch gerne, habe auch viel mit Abzeichnen von Pokemon begonnen, bis ich dann meinen ersten Manga in Händen hielt. Auch dies war Arina Tanemuras Jeanne gewesen (und auch ich mag ihre Personendarstellung nicht mehr)
Darauf begann die Zeit, in der ich mich an Mangas versuchte, zum Leid meiner damaligen Kunstlehrer.

Inzwischen habe ich mich aber auch von diesem Stil etwas abgewand und zeichne eher eine Mischung aus Manga und Comicstil. Meine ganz eigene Art.
Irgendwann hatte ich dann jedoch eine Flaute, weil ich es einfach nicht schaffte meine tollen Ideen im Kopf auch auf Papier zu bringen. Bzw. auf den Computerbildschirm. Und daher zeichnete ich auch immer weniger, kam aber dennoch nicht von los.

Es machte mir immernoch Spaß, war aber oft auch total frustrierend. Dann hieß es nach der Schule: Was nun?
Und ich begann eine Ausbildung zur Grafikdesignerin, befinde mich Momentan im letzen Lehrjahr. Und ich bin glücklich!
Da liegt der Unterschied zu dir.

Ich empfinde das Zeichnen (ob per Hand oder am PC) als Arbeit in folge eines Auftrages entspannter, als das Zeichnen als Hobby. Vielleicht liegt es daran, dass ich ein Zeitlimit habe und Anforderrungen gestellt werden. Ich bin mir nicht sicher.
Auf jedenfall habe ich jetzt wieder viel mehr Spaß beim Zeichnen und habe mein Skizzenbuch auch immer bei mir.

Ich hoffe für dich, dass du auch irgendwie bald deinen "Frieden" mit dem Zeichnen finden wirst.
Und dein nächstes Fanart vielleicht dies wiederspiegelt, wenn du glücklicher bist.
Von:  GOTTHEIT
2014-08-05T11:10:58+00:00 05.08.2014 13:10
Ich bewundere es, dass du das Thema so offen ansprichst und damit vielen Leuten wie mir (die vielen Kommentare, die ich zT auch durchgelesen habe) das Gefühl gibst, verstanden zu werden.
Es scheint ja doch sehr vielen so zu gehen, was einerseits schade ist und andererseits wiederum zeigt, dass man nicht alleine auf der Welt mit einem solchen Problem ist.

Auch ich gehöre zu der Sparte Zeichner, die schon oft darüber nachgedacht haben, einfach aufzuhören. Es zerfrisst dich irgendwo, dass du nicht deinen eigenen Ansprüchen entsprechen kannst, wie du es willst.
Nur ist es so, dass auch noch die zeit eine wichtige Rolle spielt. Je länger man nicht zeichnet, desto mehr verlernt man es. Zeichnen ist nicht wie Fahrradfahren. Man KANN es verlernen. Man kann sich darin verschlechtern - das ist meine eigene, schmerzhafte erfahrung. Die hohen Ansprüche bleiben aber bestehen.
Zeichnen ist eine der vielen Sachen, die man leben muss, um sich stetig zu verbessern. Tut man es immer seltener, verlernt man die Koordination seiner eigenen Hand. Aber das Gehirn, die Beobachtungskraft wachsen hingegen mit dem Alter. Man kann viel schneller Fehler entlarven, man sieht viel mehr, man will viel mehr können, will über sich hinauswachsen. Und das steht im Widerspruch zu der sich zurückbildenden Fähigkeit des Zeichnens.
Und dann steht man im Zwiespalt: man weiß, man ist nicht schlecht, aber das, was man zeichnen kann, ist dennoch alles andere als fortgeschritten. Man weiß, man müsste nur mehr tun - Aktzeichnen, Naturstudien, Farbstudien - mehr Zeit investieren, aber gleichzeitig hat man sich im Leben bei noch vielen anderen Dingen verpflichtet, die inzwischen das Leben geworden sind, was früher Zeichnen für dich übernommen hatte.
Und ehe man sich versieht, entdeckt man, dass die Zeichnungen immer mehr an diesem gewissen Etwas verlieren, das sie mal hatten. Sie verlieren das Leben, verlieren die Leidenschaft, werden stumpf und trocken, ausgelaugt, müde. Man kann in ihnen die Angst spüren ungelungen geworden zu sein. Nicht den Anforderungen entsprechend, schlecht, selbst wenn jemand das gegenteil behauptet und von dem Bild nur schwärmt.

Und trotz allem. Trotz der Tatsache, dass man es angefangen hat zu hassen, kann man nicht damit aufhören.
Es ist Teil von allem geworden. Wie eine Sprache. Wie das Schreiben, das man auch nicht einfach so ablegen kann.
Man merkt, wie das Zeichnen ein Gebrauchsmittel geworden ist. Und schon ist man wieder dabei etwas zu zeichnen, weil es für ein Projekt ist, oder weil man plötzlich etwas visuell darstellen muss. Selbst in vielen nichtkünstlerischen Richtungen ist das zeichnen oft ein Gegenstand. Und bevor man es sich bewusst ist, ist man schon dabei irgendwas für so eine andere Richtung zu kritzeln, ist man schon mitten im Zeichnen und im Realisieren, wie viel schlechter man geworden ist.


Eine sehr traurige, Teufelskreis-artige Geschichte.
Von:  Colour0fNature
2014-08-05T10:54:09+00:00 05.08.2014 12:54
Ich finde deine Zeichnung von allen ALs diese Woche ganz ehrlich am Besten! Ich mag den Kolorations-Stil sehr gerne. Am Anfang dachte ich "Das ist schon ziemlich creepy", aber nachdem ich mir deine Geschichte durchgelesen habe, war alles viel klarer. Ich kann mich zwar nicht in deine Lage hineinversetzen, weil bei mir ist es anders herum (ich will so gerne mehr zeichnen und besser werden, habe aber durch meinen Job, der nix dergleichen damit zu tun hat, nicht so viel Zeit). Man sollte auf jeden Fall deinen Text dazu durchlesen, die Hintergrundgeschichte macht das "creepy" Bild zu einem absolut fantastischen, aussagekräftigen Meisterwerk. Danke dafür!
Von:  Hyacinthley
2014-08-05T09:33:29+00:00 05.08.2014 11:33
Wahnsinn... es ist unglaublich, wie stark mich das Bid berührt.
Es ist so ausdrucksstark, es schreit einem förmlich ins Gesicht und hat eine absolut dramatische, bestürzende Atmosphäre.
Mal abgesehen von der wirklich überragenden Qualität der Zeichnung ist das der Punkt, der mich beim Betrachten des Bilder so stark einnimmt - man muss gar nicht deine Beschreibung durchlesen, um deine Gefühlslage kennenzulernen, es reicht vollkommen, das Bild anzuschauen.
Von:  _Noah_
2014-08-05T09:08:24+00:00 05.08.2014 11:08
Oh jaaa...
ich kenn das Gefühl-
Werbeagenturen- jeden tag nur hirnlose Ideen von Kunden umsetzen, unkreative arbeiten und son zeugs-
zum zeichnen zwingen (ich war inner 3 jährigen schulischen Ausbildung zur Gestaltungs- Technischen Assistentin) wo die Ideen der Lehrer und Wettbewerbe so kreativ wir 100m Landstraße, keiner wagt was traditionelles-
alles nur prägnant, billig oder schlicht wie möglich...blaaah

Bei mir hat das zeichnen auch extrem nachgelassen- was mich beißt, denn ich liebe und hasse zeichnen gleichzeitig :/
Nur dadurch dass ich so selten zeichne, oder nie was zuende kriege, verbessere ich mich kaum noch...<_< Und die Motivation kann man leider auch nicht erzwingen...

Zeichnen ist wie eine Sucht- egal wie sehr man es auch leid ist- wirklich aufhören, kann man nicht!

Und nun zum Bild XD:
Ich liebe die Emotion, diesen Frust und alles was dahinter steckt, man spürt es richtig!
Ich mag vor allem diesen blauen, kalten Arm, der für mich wie unlust und trägheit rüberkommt, und die Finger die zu abgebrochenen Stiften wird, dessen rot mir wut und aggression verdeutlicht, aber in der Mitte alles wie normal wirkt.
Es ist unglaublich schön sauber gearbeitet! :)
Und auch der schwarze rand der einen i-wie erdrückt ist super gelungen! Er bricht richtig ein, wo die stifte langkratzen...
Und die Anspitzerreste sind echt gut verteilt- es wirkt alles stimmig, und trotz der vielen schönen details wirkt es weder überladen.

Es ist ein Wiederspruch in sich, das Thema des Bildes und die Tatsache dass man es trotzdem zeichnet...
Emotion ist der beste Freund eines Zeichners...
und zeichnen ist eine "LEIDEN"schaft...

Und hiermit wird mal wieder bewiesen, dass AL´s nicht nur süße-kawaii-müll-dinger werden können,
sondern Bilder mit emotion und tieferem Sinn :)
Ich versteh bis heute nicht wie mein Müll und andere oberflächige Kawaii-kaka in AL landet, während 1000 mal schönere werke von guten Zeichnern versauern...
Von:  Sayjanprinzess
2014-08-05T07:18:46+00:00 05.08.2014 09:18
Hallo ^^
Also ich möchte gern auch was dazu sagen was diese „Hassliebe“ angeht.
Nur bei mir ist es nicht das zeichnen, (das kann ich gar nicht), sondern das nähen.
Ich nähe eigentlich gern und habe auch unheimlich viele Ideen im Kopf die umgesetzt werden wollen aber mit fehlt zurzeit auch jede Motivation.
Auch weil es auf der Arbeit wohl drunter und drüber geht. Marktleiterwechsel, ich habe den Vertretungsposten aufgegeben weil ich mir damit nur meine Nerven kaputt gemacht habe, dann sind Ferien alle sind schlecht gelaunt und lassen das an der Verkäuferin aus.
Ich möchte auch gern wieder meine Leidenschaft wecken und mich auch wieder mit Freude an die Maschine setzen können und nicht nur weil ich es muss sondern weil ich es will weil ich es möchte. Im Moment ist es auch nur ein Zwang.
Und ich kann dich gut verstehen. Ich entwerfe zwar auch Sachen am PC wie Stickmuster und Dateien aber nur an der Kiste hocken wollte ich auch nicht. Wobei das je nach beruf auch nicht schlecht ist. Die Im Büro müssen samstags nicht Malochen. Hat alles seinen vor und seinen Nachteil.
Aber wenn es dich nicht los lässt setzt sich doch, wie bei dieser tollen Zeichnung hier, einfach vor ein Blatt Papier nimm den Stift in die Hand und zeichne mal drauf los. Habe ich gestern auch mit einer Tischdecke gemacht. Die ist zum Besticken und ob wohl ich dachte „ach komm… kein Bock“ habe ich sie ausgepackt und angefangen mit Nadel und Faden das Muster zu Sticken. So langsam kommt es wieder. Hoffe dass der Rest sich dann auch bald erledigt hat.
LG Sayjanprinzess
Von:  Somika
2014-08-05T07:11:10+00:00 05.08.2014 09:11
Hallo Ceresta

Dein Bild ist grandios und du sprichst mir dabei aus der Seele, weil es mir oft genauso geht. Als Kind habe ich leidenschaftlich gerne gezeichnet, mittlerweile sind jedoch meine Ansprüche so hoch, dass mir die Lust regelrecht vergangen ist. Mir schwirren zahlreiche Ideen durch den Kopf, was ich (noch) zeichnen könnte, aber die Begeisterung für die Tätigkeit fehlt. Trotzdem spiele ich mit dem Gedanken, eine Zweitausbildung zur Grafik Designerin oder Illustratorin zu absolvieren; Es ist zum verrücktwerden. Wir müssen uns wohl von den hohen Ansprüchen verabschieden, wenn wir das Zeichnen nicht aufgeben können.

Ich wünsche Dir und Deinem Vater alles Gute!

Liebe Grüsse
Von:  Schnullerkai
2014-08-05T05:09:44+00:00 05.08.2014 07:09
Ein unglaublich starkes Bild, so ungern ich auch wiederholen möchte, was jeder schon gesagt hat. Auch, wenn es etwas zynisches hat, mit einem Bild auszudrücken, wie sehr einen das Zeichnen anstrengt - was es wiederum auch genial macht.
Was deine Situation angeht, so möchte ich als dir völlig Unbekannte vermuten, dass du dir selbst überhaupt keinen Gefallen damit tust, kreative Berufe anzusteuern. Gerade, wenn dich das Zeichnen derart anstrengt.
Zwar möchte ich nicht von mir auf dich schließen, aber kurz was zu mir. Ich selbst zeichne seit meinen frühesten, zweistelligen Jahren im Mangastil. Und nichts tut meiner Kreativität, meiner Lust am Zeichnen und meiner Zwanglosigkeit besser als die Tatsache, dass ich beruflich gänzlich andere Dinge mache. Gerade, wenn ich gerade an Arbeiten für's Studium hocke, die mich dolle Nerven kosten, kribbelt's in den Fingern, am besten 'nen halben Bleistift auf einmal zu verballern. Weil ich für meinen Abschluss mit dem Zeichnen gerade keinen Blumentopf gewinnen würde, wird es zu einer geliebten Entspannungstätigkeit. Ob ich Zeit habe oder nicht, ich nehm sie mir einfach dafür.

Der Selbstanspruch ist beim Zeichnen zwar wertvoll für die eigene Entwicklung, aber er darf nicht alles sein. Manchmal muss es auch das gewisse Bisschen Anspruchslosigkeit sein. Mich hat daran ein Buch erinnert, das meine Englischlehrerin aus'm Leistungskurs eines Tages unter anderen Büchern mitbrachte. Es heißt "The Creative License" und ich habe keine einzige der Zeichner"übungen" darin je durchgeführt, geschweige denn, alles gelesen - aber es hat mich ein bisschen in meiner Selbstkritik gezügelt. Jetzt entwickle ich mich vielleicht nicht mehr so stark, aber ich liebe, was ich tue.

Du sagst, du wählst dein Studium, weil dich das zeichnen nicht loslässt. Obwohl es dich offenkundig quält. Ein bisschen "bescheuert" (Zitat) ist das schon. Es kann natürlich auch sein, dass besagtes Studium dir die Freude am Zeichnen zurückgibt. Aber wenn du sagst, dass gerade der Anspruch des Besserwerdens dem Ganzen seine Anstrengung gegeben hat, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass das Studium es noch schlimmer macht, auch nicht niedrig. Möglicherweise wäre ein anderer Weg gesünder für dich.

Wie auch immer, ich mag das Bild sehr gern. Es fiel mir schon als Thumbnail auf der Startseite auf und ich find die Farbarbeit beeindruckend. Spannend, wie schmerzhaft ein Bild aussehen kann, auf dem kein einziger Tropfen Blut zu sehen ist. Was du machst, kannst du auf jeden Fall.

Grußviech,
Schnullerkai
Von:  zuckajunky
2014-08-05T04:49:37+00:00 05.08.2014 06:49
traumhaft schönes bild und ich kann es nachvollziehen.. ich hab viiiel angefangene bilder... und ich führe eine ähnliche hassliebe zum zeichnen..