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Nausicaä

Japanisch Romaji: Kaze no Tani no Nausicaä
Japanisch Kanji: 風の谷のナウシカ
Erstmalig erschienen: 1982
Japanischer Verlag: Tokuma Shoten
Anzahl Bände: 7

Von:  warin
20.08.2011 12:58
Action
Romantik
Humor
Anspruch
Handlung
Gesamt
Nausicaä gilt als Miyazakis literarisches Werk. Seine Kunstform ist nunmal das Zeichnen und nicht das Schreiben. Wobei schreiben m.E. wesentlich leichter gewesen wäre. Das Epos erstreckt sich auf über 1.000 Seiten, Miyazaki hat über zwölf Jahre seines Lebens daran gearbeitet. Im Westen, vor allem in Frankreich, hat er sich damit -nein, nicht in der Mangaszene, das ist in der Regel eine andere Zielgruppe- in der Kunstszene einen Namen gemacht - und das vollkommen zu Recht.


Worum geht's?

Die Städte der gigantischen Industriezivilisation von einst sind im Dunkel der Geschichte verschwunden. Die Erde ist vom Meer der Fäulnis überzogen, einem Wald aus Riesenpilzen, die giftiges Miasma ausspeien. Auf dem wenigen Land, das es am Rande des Meeres der Fäulnis noch gibt, leben die Menschen in verstreut liegenden Königreichen. Das Tal des Windes ist ein kleines Königreich mit nur etwa fünfhundert Einwohnern, das durch den Meereswind mit knapper Not vor dem Gift des Meers der Fäulnis beschützt wird...

Nausicaä bricht auf, um ihr Volk und die Welt vor einer Wiederbelebung des "God Warriors", einer riesigen, biologisch gezüchteten Kampfmaschine, zu bewahren. God Warriors waren es, die die Erde vernichtet hatten. Dabei gerät sie in den Konflikt zwischen den Königreichen Dorok und Torumekia. Nausicaä entwickelt ein hohes Verständnis für die Zusammenhänge der Natur und gewinnt durch ihr charismatisches Auftreten bald viele Anhänger, dadurch wird sie zu einer Gefahr für die Mächtigen in Dorok und Torumekia. Ist sie "the blue clad one", die legendäre Gestalt aus den alten Prophezeiungen? Viele glauben daran.


Was fasziniert mich so daran?

Nausicaä behandelt ohne jemals belehrend zu wirken nahezu alle großen philosophischen Fragen menschlicher Existenz:

Der Umgang mit der Natur

Die Welt in Nausicaä wurde von den Menschen vollkommen vergiftet. Doch es hat ein jahrhunderte dauernder Selbstreinigungsprozess begonnen, mit dem sich die Natur selbst heilen wird, indem sie das Gift im Meer der Fäulnis herauswäscht. Die spannende Frage, die sich durch die ganze Serie zieht ist: Wird der Mensch in der neuen, reinen Welt noch einen Platz haben, hat er überhaupt noch einen Platz in dieser Welt verdient?

Das Streben nach Macht und Geltung

Wenn man die Herrschenden von Dorok und Torumekia sieht, möchte man den Menschen jegliche Lernfähigkeit absprechen. Der God Emperor von Dorok ist so besessen, dass er nicht einmal davor zurückschreckt, das Miasma als Waffe einzusetzen und die ohnehin nur noch geringe bewohnbare Fläche auf der Erde weiter zu verringern. In Torumekia wird die Thronfolge auf klassisch feudale Art gern per Bruder-/Schwestermord geregelt. Der Mensch, ein lernunfähiges Wesen? Nein, denn Nausicaä stellt das Gegenkonzept da, ein selbstloses Mädchen, dass das Gute im Menschen hervorruft und die Menschheit in Demut auf den Pfad der Tugend zurückführt, damit sie auch in der neuen Welt noch einen Platz findet. Zu Beginn der Serie erscheint Nausicaä mir fast ein wenig zu gut, zu gottgleich. Doch schließlich klebt auch an ihren Händen Blut, wie ihre Widersacherin (und eigentlich Schwester im Geiste) Kushana irgendwann genüßlich feststellt.

Die Verwandlung vom Guten zum Bösen und wiederum anschließende Läuterung

Miyazaki untypisch gibt es in Nausicaä das abgrundtief Böse. Dem God Emperor und seinem Bruder, völlig degenerierte Wesen, die ihr Leben seit Ewigkeiten künstlich verlängern, kann diese Eigenschaft sicher nicht abgesprochen werden. Dennoch gibt es auch für sie die Chance auf Läuterung, die insbesondere dem Bruder des God Emperors zu Teil wird. Ein besonders interssanter Charakter in diesem Zusammenhang ist Kushana, Heerführerin und Prinzessin von Torumekia. Kushana bewundert Nausicaä, kann die Fesseln ihrer Erziehung aber nicht abstreifen. Daher geht sie ihren eigenen Weg, der weniger perfekt, weniger gottgleich als der von Nausicaä ist. Dafür zeigt sie im Umgang mit ihren Soldaten, die für sie in den Tod gehen (und das aus Überzeugung!) ihre wahre Größe. Kushana ist mein Lieblingscharakter in Nausicaä.

Wie jedes philosophische Werk liefert Nausicaä keine Antworten, sondern stellt Fragen. Es gibt soviel, worüber man tage-, wochenlang nachdenken und diskutieren könnte, dass es den Rahmen hier sprengen würde.


Vergleich zum Anime

Bitte lasst euch nicht von der späteren Anime-Verfilmung abschrecken. Die ist auch nicht schlecht, stellt die Handlung aber ganz anders da. So kommt Dorok gar nicht vor und Torumekia muss die Rolle des "bösen Reiches" allein übernehmen. Die philosophischen Aspekten fehlen weitgehend, da die Zeit dafür einfach nicht ausreichte.

Zum Glück wurde Nausicaä von Carlsen neu aufgelegt, so dass jeder wieder in den Genuss dieses einzigartigen Mangas kommen kann, ohne sündhaft teure ebay-Preise für Gebrauchtexemplare zahlen zu müssen, wie es zwischenzeitlich schon mal der Fall war.


Die Mangas
Cover Band 1
Termin: Juli 2001 - Verlag: Carlsen - erschienen     [Amazon]
[Detailinformationen / Einzelreviews]
Cover
Band 2
Termin: September 2001 - Verlag: Carlsen - erschienen     [Amazon]
[Detailinformationen / Einzelreviews]
Cover Band 3
Termin: Dezember 2001 - Verlag: Carlsen - erschienen     [Amazon]
[Detailinformationen / Einzelreviews]
Cover
Band 4
Termin: April 2002 - Verlag: Carlsen - erschienen     [Amazon]
[Detailinformationen / Einzelreviews]
Cover Band 5
Termin: Mai 2002 - Verlag: Carlsen - erschienen     [Amazon]
[Detailinformationen / Einzelreviews]
Cover
Band 6
Termin: Juli 2002 - Verlag: Carlsen - erschienen     [Amazon]
[Detailinformationen / Einzelreviews]
Cover Band 7
Termin: September 2002 - Verlag: Carlsen - erschienen     [Amazon]
[Detailinformationen / Einzelreviews]
 
 
[Manga-Erscheinungstermine] [ "Nausicaä"-Seite ]

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