Devil May Cry

Action

Romantik

Humor

Anspruch

Handlung

Gesamt

„Devil May Cry“ – ein sehr treffendes Wortspiel, das nicht nur dem Geist der Spielvorlage, sondern auch des Protagonisten Dante gerecht wird, welcher insbesondere im Anime zwar „devil-may-care“ as ever handelt, dabei aber auch eine gewisse Tiefe ausstrahlt, ohne damit hausieren zu gehen, und dessen dämonische und menschliche Hälfte somit gleichermaßen authentisch wirken.

Was hier zwar fehlt, ist eine zusammenhängende Story; im Mittelteil der Serie könnte man die Reihenfolge der einzelnen Episoden auch auswürfeln. Dennoch konnte mich fast jede Folge gut unterhalten. Ausnahmen sind hier vor allem die Folgen „Highway Star“ und „Death Poker“, die ich teilweise fast schon peinlich finde.
Dass die Kämpfe im Anime nicht so sehr im Vordergrund stehen, wird von Fans der Spiele häufig bemängelt, gefällt mir persönlich aber sehr gut. So bleibt mehr Zeit für Strawberry Sundays, die übliche Pizza ohne Oliven und ein größtenteils gelungenes Zusammenspiel der Charaktere.

Vor allem Dante ist sehr sympathisch umgesetzt. Anders als eine Vielzahl typischer Anime-Protagonisten, deren übertriebene Unsicherheit leider so manche an sich interessante Story ins Lächerliche zieht, ist Dante ein echtes Geschenk. Seine geradezu selbstverständlich anmutende Überlegenheit in jeder Lebenslage verleiht ihm eine innere Ruhe und Gelassenheit, die echtes Selbstvertrauen beweist und zu einer trotz zahlreicher Action-Sequenzen insgesamt eher entspannten Atmosphäre beiträgt.
Dass es bei aller Ruhe nicht langweilig oder gar einsam wird, ist vor allem Patty zu verdanken, die ich in der Hinsicht als sehr gelungene Ergänzung empfinde und die zwar ihres jungen Alters entsprechend auch mal Fehler macht, aber insgesamt doch eine sehr liebenswerte Figur ist.
Um nicht zu viel vorwegzunehmen, werde ich auf die übrigen Figuren nur ganz kurz eingehen:
Morrison bekommt der Zuschauer zwar regelmäßig zu sehen, erfährt jedoch nicht wirklich viel über ihn, was aber auch okay ist, die männliche Hauptfigur bleibt eben Dante. Lady und Trish machen leider etwas weniger her als in den Spielen, dennoch ist es erfreulich, dass sie beide dabei sind und auch immer mal wieder auftauchen. Cindy ist sehr erfrischend, da sie im Gegensatz zu Lady und Trish nicht nur weiblich aussieht, sondern auch entsprechend auftritt und eine sehr feminine Persönlichkeit mitbringt, hat aber insgesamt nicht allzu viele Auftritte und geht dadurch ein wenig unter. Sid ist einfach eine tragische Figur und trotz stellenweise überraschender Fähigkeiten zu keinem Zeitpunkt wirklich ernstzunehmen. Nina Lowell ist im Grunde nur Mittel zum Zweck, und ihr Auftauchen schadet der Story zwar nicht, wertet sie aber in meinen Augen auch nicht weiter auf.

Zeichenstil und Animation sind bis auf ein paar Details wirklich solide, insbesondere Dante ist fast immer gut anzusehen, und bei den Kämpfen wird zwar etwas geschummelt, indem man schwierigen Animationen einfach aus dem Weg geht, was jedoch überraschend gut funktioniert. Die Zeichnungen sind zwar relativ einfach, aber dabei stilecht, angenehm naturalistisch gehalten und bis auf kleine Ausrutscher wie etwa Trishs bauklotzförmige Zehen in „Rolling Thunder“ auch auf einem konstanten Level.
Ebenso die Musik, die zwar nur in „Rock Queen“ wirklich im Mittelpunkt steht und nicht mit Soundtrack-Meilensteinen wie „Cowboy Bebop“ oder „Guilty Crown“ mithalten kann, aber dafür mit „I'll Be Your Home“ jeder Folge auf's Neue einen wunderbaren Nachgeschmack verleiht.

Fazit: Devil May Cry ist ein Titel mit viel Potenzial, welches zwar nicht vollständig ausgeschöpft wurde. Dennoch hat der Anime einiges zu bieten, vor allem einen charismatischen Protagonisten und nicht allzu dramatische, aber dafür konstante Unterhaltung, und ist nicht nur etwas für Fans der Spielereihe (ich z.B. habe die Spiele erst viel später durch meine Mitbewohnerin kennengelernt); Hintergrundwissen ist zwar hilfreich, aber es geht auch ohne.